20 Jahre später von Weissquell (Die nächste Generation) ================================================================================ Kapitel 9: In Gefahr -------------------- Der nächste Abend im Hause der Mutos verläuft recht heiter. Bei einem gemeinsamen Abendessen tauschen sich Keiko und Itaru mit der Muto-Familie über einige gemeinsame Erinnerungen aus. Selbstverständlich haben die beiden von ihren Eltern die Erlaubnis bekommen bei ihrem Freund zu übernachten. Dazu sind ihre Eltern einfach schon zu lange befreundet. Auch Yugi und Anzu sind froh die beiden hier zu haben. Immer wenn ihr Sohn mit diesen beiden zusammen ist, scheint er für eine Weile seine eigenen Probleme in der Schule zu vergessen. Während die drei sich munter unterhalten, werfen Yugi und Anzu sich vielsagende Blicke zu. Seit ein paar Tagen benimmt sich ihr Sohn wie ausgewechselt. Er ist fröhlicher und unbeschwerter als je zuvor, aber aus dem Grund dafür wird noch immer ein großes Geheimnis gemacht. Außerdem scheint die gemeinsame Übernachtung noch einen anderen, ganz bestimmten Grund zu haben, doch auch darüber hängt großes Stillschweigen zwischen den drei Jugendlichen. Nun ja, solange Yami glücklich zu sein scheint, können sie damit leben. Nach dem Abendessen erheben Yugi und Anzu sich. "Sagt mal, Kinder", fragt Yugi nun, "Habt ihr vielleicht ein Problem damit, wenn Yamis Mutter und ich heute Abend mal weggehen? Ihr hättet dann sturmfreie Bude. Kommt ihr denn alleine zurecht?" Die drei leuchtenden Augenpaare sagen mehr als tausend Worte. "Nö, geht nur! Wir kommen schon klar!", ist die einstimmige Antwort. Yamis Eltern schmunzeln. Sollen die drei kleinen Verschwörer doch ruhig das machen, was sie vorhaben. Und je weniger Eltern dabei anwesend sind um so besser! Außerdem hat Yugi beschlossen mal wieder seinen Freund besuchen zu gehen. Zu viel geht ihm im Moment im Kopf herum und er braucht unbedingt mal jemanden mit dem er reden kann. Und Jonouchi hat bestimmt nichts dagegen, wenn sein Freund damit zu ihm kommt. Nachdem der Abwasch erledigt ist und das Muto Ehepaar sich auf den Weg gemacht hat, ziehen sich die drei in Yamis Zimmer zurück. Erwartungsvoll sitzen sie im Kreis und verfolgen aufmerksam wie Yami seine Karten herausholt. Als er seinen Schwarzen Magier in den Händen hält, spürt Yami erneut wie sein Herz schneller schlägt. Diese Karte ist sein größter Schatz. Sie ist sein ganzer Stolz und er schwört sich, sie niemals im Leben wieder herzugeben. Grinsen knufft Itaru seine Cousine in die Seite: "Guck dir den an! Der ist ja wirklich schwerstens verschossen in seinen Magier." "Kein Wunder", meint Keiko zurück, "Du weißt doch wie lange er auf so eine Karte gewartet hat. Und der Schwarze Magier ist wirklich ein mächtiges Monster!" "Erde an Yami!", ruft Itaru belustigt, "Hey Kumpel, bist du noch da? Wolltest du dir nun ein Deck bauen oder den ganzen Abend deine Lieblingskarte anschauen?" Yami blickt auf: "Oh, Verzeihung! Ich war mit meinen Gedanken woanders." Seine beiden Freunde grinsen ihn wissend an. "Das haben wir schon mitbekommen!" Nun springt Yami auf, geht an seinen Schrank und holt einen Kasten mit Duellmonsters-Karten heraus. "Das hier sind alle Karten die ich habe", meint er stolz, "Daraus können wir mein Deck bauen" Neugierig beugen sich seine beiden Freunde über den Haufen an Karten. Nun beginnen sie damit die verschiedenen Karten zu studieren um sie aufeinander abzustimmen, während Itaru, der weniger davon versteht sich leicht gelangweilt mit einer von Yamis Actionfiguren beschäftigt. Auf einmal hält er inne. War da gerade was? Nein, er muss sich getäuscht haben. Doch kurz darauf dringt wieder etwas an sein Ohr. Erneut horcht er auf. Da war wieder dieses komische Geräusch. Neben ihm plappern seine Freunde munter weiter. Da! Wieder hat er etwas gehört. Nun ist er sich beinah sicher. Von unten ist ein seltsames Krachen zu hören. "Hey, seid mal kurz still!", herrscht er die beiden zur Ruhe an. Verwundert verstummen sie. Itaru lauscht wieder. "Kannst du mir mal sagen, was das soll?", fragt Keiko leicht ungeduldig. "Pss!", macht er, "Ich habe was gehört." Einen Momentlang lauschen die drei schweigend, doch es ist nichts zu hören. "Itaru, du spinnst!", meint Keiko kopfschüttelnd, "Du witterst schon wieder Gespenster. Also manchmal ist es echt peinlich mit dir!" Doch Itaru lässt sich nicht beirren und legt warnend den Finger vor die Lippen. Plötzlich hören auch die anderen es. Von unten ist ein lautes Krachen zu hören, als hätte jemand einen großen Glasschrank umgeworfen. "Das kommt von unten aus dem Laden!", ruft Yami besorgt aus und springt sofort auf. "Hey warte, Yami!", versucht Keiko ihn aufzuhalten, doch ihr Freund ist bereits auf der Treppe nach unten. "Na großartig!", murmelt sie und sogleich ist sie auch schon auf den Beinen um ihrem Freund zu folgen. Verwirrt schaut Itaru seinen Freunden nach. "Wartet! Ihr wollt da doch jetzt nicht runter, oder? Wer weiß was da los ist. Bleibt lieber hier!" Doch keiner der beiden hört auf ihn. Schließlich springt auch Itaru vom Boden hoch: "Ach verdammt! Wartet gefälligst auf mich!" Und mit einem Satz ist er auch schon auf der Treppe. Während Yami die Stufen hinabläuft, wird das Krachen unten immer Lauter. Irgendjemand scheint dort im Laden alles kurz und klein zu schlagen. Sein Herz pocht bis zum Hals. Nein, das darf nicht sein! Jemand verwüstet den Laden seines Vaters. Wer kann so was nur tun? Das muss ein Einbrecher sein. Hinter sich hört er das Trappeln seiner Freunde. Was für ein Glück, so ist er nicht völlig alleine. Als er das Erdgeschoss betritt herrscht Finsternis. Durch das schwache Licht der Straßenlaternen wird der Verkaufsraum ein wenig beleuchtet. Das Krachen ist verstummt. Eine Totenstille liegt über dem Laden. Mit klopfendem Herzen langt Yami nach dem Lichtschalter neben der Tür, doch als er ihn umlegt, bleibt der erhoffte Effekt aus. Hinter sich bemerkt er nun Keiko und Itaru die zu ihm aufgeschlossen haben und vorsichtig ins Innere des Geschäftes lugen. "Hallo! Ist hier jemand?", flüstert Itaru laut. Doch im nächsten Moment fängt er sich dafür einen schmerzhaften Rippenstoß von Keiko ein. "Pss! Halt die Klappe du Blödmann! Erstens: Wenn hier jemand ist, wird er dir das kaum sagen und zweitens: Du musst ihn nicht auch noch auf uns aufmerksam machen!" Vorsichtig tasten sich die drei in den Raum hinein. Durch das matte Licht vom Fenster können sie die Verwüstung ein wenig in Augenschein nehmen. Fast sämtliche Glasvitrinen und Schränke sind umgerissen worden. Überall auf dem Fußboden liegen Spiele jeglicher Art, Holzsplitter und Glasscherben herum. Der kleine Läufer der auf dem Weg zur Verkaufstheke lag, knüllt sich jetzt traurig zu einem unordentlichen Bündel zusammen. An manchen Stellen sieht es so aus, als hätte jemand mit der Brechstange seine Wut an den Sachen ausgelassen. Betroffen schauen die drei auf das Chaos. "Oh nein!", meint Keiko betrübt, "Wer macht denn so was?" Völlig entgeistert starrt Yami auf die Bescherung vor ihm: "Papas schöner Laden! Das wird ihm das Herz brechen!" "Es ist unmöglich festzustellen, ob etwas gestohlen wurde", bemerkt Itaru, "Aber für mich sieht das einfach nach purer Lust am Zerstören aus." Er weist auf die Eingangstür. Sie ist grob aufgebrochen worden. "Da ist der Kerl wohl reingekommen." Yami stehen die Tränen in den Augen: "Aber warum sollte jemand einfach nur den Laden meines Vaters zerstören wollen? Das macht doch keinen Sinn. Wer tut denn bloß so was?" Mitfühlend schaut Keiko ihn an. "Keine Ahnung, aber wer immer das getan hat muss ein ganz schön mieses Dreckschwein sein!" Doch kaum hat sie diese Worte gesagt, als sich auf einmal eine kräftige Hand um ihre Schulter schließt und sich die kalte Metallmündung einer Schusswaffe an ihre Schläfe legt. "Wie hast du mich genannt?", ertönt eine raue, fiese Stimme dicht neben ihrem Ohr. Augenblicklich erstarrt die junge Frau zur Salzsäule. Eiskalte Furcht kriecht ihr nun den Rücken herauf. Doch auch Yami und Itaru haben die Stimme gehört und ruckartig fahren sie herum. Im schwachen Schein der Straßenlampen erkennen sie ihre Freundin und den gewaltigen Kerl der direkt hinter steht und ihr eine Pistole an den Kopf hält. "Keiko!", ruft Itaru besorgt aus. Schon will er ihr zu Hilfe kommen, doch die drohende Stimme des Mannes hält ihn auf. "Keinen Schritt weiter, du halbes Hemd! Wenn du nicht willst, dass deiner kleinen Freundin hier etwas passiert, dann geht ihr zwei jetzt brav nach dort drüben." Ängstlich gehen Itaru und Yami in die angegebene Richtung. "Bitte, tun sie ihr nichts!", sagt Yami verstört. "Das hängt ganz von euch ab", kommt die Antwort. "Damit kommen sie nicht durch!", zischt Keiko während sie ihren ganzen Mut zusammen nimmt, "Die Polizei wird sie irgendwann erwischen!" "Keiko, sei doch bitte einmal im Leben still!", beschwört Itaru seine Cousine flehend. Der Griff um ihre Schulter wird fester. "Oh nein, es wäre wirklich besser für euch, wenn die Polizei nichts davon erfährt. Eigentlich hatte ich ja die Anweisung zu warten bis dieser Typ mit der komischen Frisur nicht zuhause ist. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass stattdessen ihr drei Grünschnäbel noch da seid", der Mann grinst hämisch, "Tja Pech für euch! Ich kann nämlich keine Zeugen gebrauchen." Ängstlich reißen die drei die Augen auf. Ihr Herz klopft bis zum Hals. Was hat der fiese Kerl jetzt vor? "Wir verraten nichts!", versucht Itaru hastig zu beteuern, "Wir haben nichts gesehen und wissen von nichts, ok? Tun sie doch einfach so, als währen wir niemals runtergekommen. Machen sie ruhig noch was kaputt, wir sind eigentlich gar nicht hier." Keiko bedenkt ihren Cousin mit einem finsteren Blick: "Itaru, du bist ein solcher Feigling!" Doch im gleichen Moment fühlt sie den Lauf der Mündung sich fester an ihren Kopf drücken und sie wird bleich. "Und du bist wohl eine von den ganz Mutigen, was?", ertönt die scheußliche Stimme neben ihr und der schlechte Atem des Mannes weht ihr um die Nase. Mit einem heftigen Stoß, schleudert er die junge Frau zu ihren zwei Freunden hinüber. Nun richtet er die Waffe auf alle drei. Seine Mine ist ein breites, dreckiges Grinsen. "Wir machen jetzt auch mal ein kleines Spielchen. Es heißt: Welchen von euch drei Jammerlappen werde ich zuerst abknallen?" Ängstlich starren die drei auf die Waffe die sich von einem zum anderen bewegt. "Den Schisshasen?", er zeigt auf Itaru, "Die kleine Klugscheißerin?", er schwenkt zu Keiko hinüber, "Oder den laufenden Meter?", die Waffe bleibt auf Yami gerichtet stehen. Die drei wagen kaum zu atmen, so angespannt sind sie. Plötzlich legt sich ein schadenfrohes Grinsen auf das Gesicht des Mannes: "Wisst ihr was? Ihr dürft es euch aussuchen! Ich gebe euch drei Minuten, dann habt ihr euch entschieden wer zuerst hops geht. Wenn sich keiner bereiterklärt, werde ich mir ein paar nette Sachen überlegen um euch entscheidungsfreudiger zu machen. Aber wenn sich einer von euch opfert, werd ich die anderen beiden noch mal verschonen!" Bösartig lacht er auf. "Was?", die drei reißen fassungslos die Augen auf. "Aber das ist unmöglich! Das können wir doch nicht tun!", ruft Keiko entsetzt. "Ich fürchte ihr habt keine andere Wahl. Entweder einer von euch oder alle, und das qualvoll!" Hilflos und ängstlich schauen die drei sich an. Keiner bringt ein Wort heraus. Nach einer Weile meint der Kerl: "Die Zeit ist um! Also, wer soll es sein?" Noch immer bringen die drei kein Wort heraus. Die Mine des Mannes wird finster. "Also schön! Dann eben etwas Überredung und ich denke ich fange mit dem kleinen Igelkopf an." Mit zwei Schritten ist er bei Yami und packt ihn am Kragen. "Nein Yami!", kreischt Keiko auf. Auch Itaru will seinem Freund zu Hilfe kommen, doch der Lauf der Pistole hält sie zurück. "Keine Bewegung, oder ist einer von euch so großzügig sich für den Kleinen hier zu opfern?" Verstörtes Schweigen ist die Antwort. "Nicht?", kommt es gefährlich zurück, "Dann bleibt mir keine Wahl." Mit einem harten Schlag rammt er Yami die Faust in den Magen, der darauf ächzend zusammensackt. "Yami!", schreit Keiko entsetzt. "Es... geht schon", kommt die keuchende Antwort ihres Freundes. "Das wird sich gleich ändern!", gibt der Mann grimmig zurück. Mit seiner riesigen Faust packt er Yami erneut am Kragen und ehe dieser sich versieht, schleudert der Mann ihn in eine Glasvitrine. Reglos bleibt er in den Trümmern liegen. Fassungslos haben seine Freunde das Ganze verfolgt. Die pure Panik kriecht ihnen nun den Rücken hoch. Es besteht kein Zweifel daran, dass nun ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Drohend baut sich der Einbrecher vor ihnen auf. "Also schön, wer möchte der Nächste sein?" Angsterfüllt starren die beiden ihm entgegen. Sie bringen kein Wort hervor sondern versuchen nur zitternd noch weiter vor dem riesigen Mann zurückzuweichen. "Ich denke ich nehme die kleine Klugscheißerin!", grinst er nun, "Wenn ich Glück habe macht sich der Angsthase dabei so in die Hosen, dass er nicht im Traum daran denkt zur Polizei zu gehen." Das Grinsen im Gesicht des Mannes bekommt etwas Unheimliches. "Hey du!", ertönt es auf einmal hinter ihm, "Du lässt sie gefälligst in Ruhe, hörst du? Du rührst sie auf keinen Fall an!" Überrascht dreht der Einbrecher sich um. In einiger Entfernung steht Yami. Er blutet aus mehreren Schnittwunden im Gesicht aber er steht aufrecht auf dem Gang und sein Blick ist finster und zum Äußersten entschlossen. Spöttisch hebt der Mann die Brauen: "Ach nee, wer hat sich denn da wieder hochgerappelt? Anscheinend willst du derjenige sein, der sich für seine Freunde opfert." Yami verschränkt die Arme. Seine Augen fixieren seinen Gegenüber mit einem vernichtenden Blick. "Dieses kranke Spielchen, scheint dir ja wirklich zu gefallen!", meint er finster, "Also gut, ich werde es mitspielen, aber wir spielen nach meinen Regeln!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)