A Kaleidoscope of Angels von abgemeldet (Gemeinschafts-FF mit Tanja-chan// Chap 17 on!) ================================================================================ Kapitel 3: ~Memories~ --------------------- Anmerkung: Hat länger gedauert, ist aber recht gut egworden, finde ich! ^^ Danke für die lieben Kommis. *freu* Bis bald wieder mal eure Lily viel spaß beim lesen 3. Kapitel: ~Memories~ Yugis Pov.: Ein unruhiges, nicht enden wollendes Geräusch, irritierte mich. Ich zog die dicke Baumwolldecke über meine Ohren - aber das Geräusch verstummte nicht. Meine schlechte Laune verfinsterte sich zunehmend. Wieso hörte dieses absurde Brummen nicht auf? Leicht zog ich einen Bettdeckenzipfel von meinen Augen hinab und lugte aus der freien Ritze hervor. Mein Wecker klingelte wie ein Besessener. Es war doch gerade mal eine Stunde her, dass ich ins Bett gegangen bin - ich fühle mich wie ein Geist, der es nicht rechtzeitig geschafft hatte, zurück zu seinem Körper zu finden. Aber der Wecker schien meine Vorahnung zu bekräftigen. Es war sechs Uhr morgens und ich MUSSTE aufstehen. Ich musste zur Schule. Wie ich dieses Wort hasste. Am liebsten würde ich schwänzen, es würde eh keinen interessieren ob ich da bin oder nicht. Na ja vielleicht stimmt das so auch wieder nicht. Tea und Joey, holten mich jeden Morgen um sieben Uhr von zu Hause aus ab und begleiteten mich, wie in einem Sicherheitsgefängnis, auf beiden Seiten über die Straßen - damit sie auch ja sicher sein konnten, dass ich zur Schule gehe. Diese Kontrolle ging mir auf die Nerven - und zwar tierisch. Aber was machte man nicht alles, um Leute - wie meine Freunde - nicht zu vergraulen? Immerhin hatte ich nur noch die beiden, die sich wirklich um mich bemühten. Allerdings nicht so, wie ich es gern bedurfte. Ihre Bemühungen waren ja ganz nett und wirklich annehmbar, wäre ich doch nicht jemand gewesen, der wirklich mal jemanden zum Aussprechen brauchte. Aber so waren die beiden nicht, denn sie verschlossen sich vor den Themen, die ich so gerne besprechen wollte. Wo ich meine Ängste und meine Traurigkeit einfach mal rein fließen lassen konnte, ohne dass es mir peinlich wurde. Ich traute mich ja nicht mal mehr, vor ihnen zu heulen. In den ersten paar Monaten musste ich ständig unkontrolliert heulen - einfach so - auch mitten im Unterricht. Ist das nicht beschämend? Meine Klassenkameraden - also so einige - wussten nichts von dem Tod, meines geliebten Großvaters. Das wollte ich auch nicht, ich wollte nicht soviel Aufsehen erregen. Vielen war das eh egal, weil sie mich nie leiden konnten. Sie dachten sich nichts dabei, wenn aus meinen Augen, die tränen quellten - sie hielten mich dann eher für einen Psycho- oder einen Loser. Eins von beiden jedenfalls traf immer auf mich zu. Vielleicht gehörte ich wirklich zu den Außenseitern - aber hätte ich etwa jeden was vorspielen sollen? Nur meine Lehrer, Joey und Tea wussten von dieser Sache. Meine Lehrer waren am Anfang des Schuljahres noch auf mich eingegangen, jetzt allerdings störten ihnen nur noch meine schlechten Noten. Jedes Mal das gleiche Geschwätz. - "Ich war doch früher mal so gut gewesen - warum schreibe ich nur noch fünfen? Liegt es immer noch an meinen Großvater? Ich müsste mehr lernen....ich verbaue mir meine Zukunft!" - bla, bla bla....wenn ihr mich fragt. Ist doch meine Sache, wann ich lerne und wann nicht. Schule ist mir total egal. Das ist nichts besseres, als seine Freizeit wirklich einzu- beschränken. Am Liebsten wäre ich nicht mehr in diese Schule gegangen. Diese Fächer - die mir früher mal Spaß gemacht haben, so richtigen Spaß, langweilten mich, ich bekam eh nie was vom Stoff mit. Ich schrieb lieber irgendwelche Briefe...oder knipste meinen Kugelschreiber mehrmals an und wieder aus. Eigentlich schlief ich eh die meiste Zeit, wenn mein Lehrer das merkte, schickte er mich raus oder ich musste nachsitzen. Wieso? Ist doch alles meine SACHE. Konnten die mich alle nicht in Ruhe lassen? Jedenfalls versuche ich gerade aus meinem Bett zu kommen. Langsam setze ich erstmal einen Fuß auf dem Boden. Meine Augen sind geschwollen, dunkle Augenringe - noch dunkler, wie die vom Vortag ziert mein Gesicht. Mein Bauch knurrte, aber er würde eh nichts bekommen. Ich hasste dieses Geräusch. Großvater war nicht da, also halt die Klappe, schrie ich mich im Inneren zu. Mein Kopf brummte, ich wollte wieder einschlafen. Ich war so müde - so müde. Endlich schaffte ich es, mich zu strecken und tief auszuatmen. Erst jetzt erkannte ich, dass ich die Klamotten vom Vortag trug. Hatte ich die denn nicht ausgezogen? Ich wollte nachdenken, aber der Kopfschmerz tat so weh und war so unberechenbar, dass ich es einfach ließ. Ich stand nun ganz auf und nahm meine Schultasche. Ich sah aus, wie ein Penner. Meine Klamotten rochen nach Zigarettenqualm, und Alkohol. Meine Haare standen wirr zu Berge. Was solls. Wenn ich früher gehe, würden mich die beiden nicht abholen und ich könnte noch auf dem Schulhof schlafen. Ich schmiss mir die Hängetasche über den Rücken und ging gemächlich die Treppenstufen hinunter. Manchmal habe ich noch immer das Gefühl, das Rasierwasser meines Großvaters zu riechen. Nur ein feiner Geruch, der manchmal noch in der Luft liegt, der sich aber schnell wieder verschwand. Einen kurzen Gedanken schweifte ich wieder zu Großvater, schaute nochmals sehnsüchtig zur Küche - wo er mir meistens mein Frühstück gemacht hatte - die aber jetzt leer dastand. Kalt und leer! Ich öffnete die Haustür, frischer Wind kam mir entgegen. Es war bewölkt. Herbstwetter. Typisch. Ich ging den gewohnten Weg, durch den Domino Park. Ein paar Male rang ich mit mir, zurück zu gehen, oder mich auf eine Parkbank zu setzen und zu schlafen. Aber wenn meine Lehrerin zu Hause anrief und merkte, dass ich nicht da war, kriegte ich Ärger. Also beschleunigte ich mein Tempo und bog nach dem Park nach rechts ein, folgte der langen Straße und ließ mein Blick über den Bordstein schweifen. Ich war so in Gedanken mit Großvater vertieft und der Frage, ob ich nicht heute ein neuen Blumenstrauß auf sein Grab stellen sollte, als mich jemand heftigst anrempelte. Ich zuckte zusammen und wankte ein wenig zur Seite. Mein Gesicht schnellte hoch und ich sah: YAMI! "Yu---ugi!", prustete Yami. ER hielt sich mit den Händen an den Oberschenkeln fest und atmete tief aus. "Hallo!", sagte ich knapp. Das sollte als Antwort reichen. Wieso begegnete ich ihm ständig? "Was ist los mit dir? Ist das nicht die falsche Richtung zur Schule? Musst du nicht nach links?", fragte Yami ein wenig zu besorgt - fand ich! Tatsächlich, er hatte Recht, ich bin nach rechts gegangen. Das war mir gar nicht richtig aufgefallen. "Was geht's dich an?", raunte ich und schaute ihn böse an. Doch sein Blick hielt meinen stand und ich las darin so was wie Sorge. "Du siehst schrecklich aus, Yugi!", gestand er mir. "Tolles Kompliment. Danke, aber darauf kann ich verzichten!" "Du musst schon seit Tagen nicht geschlafen haben...du siehst krank aus, geht's dir gut?" War die Sorge nur gespielt? Er kannte mich nicht mal richtig. "Bestens!", antwortete ich. Und kam mir ziemlich blöd vor. Ich musste ständig zu ihm aufsehen, obwohl ich ja sein Alter auf meines schätzte. "Also...ich bin zu spät dran und muss mich beeilen, willst du nicht zur Schule gehen?" Diese direkte Frage, ließ mich zusammen zucken. "Vielleicht, vielleicht auch nicht", meinte ich ausweichend mit einer gelangweilten Handbewegung. "Wir können zusammen gehen. Du kannst mir erzählen, was dich bedrückt!" Als mir Yami plötzlich seine Hand auf meine Schulter legte - wurde mir ganz warm und anders. Ich folgte seiner Bewegung mit Missachtung. "ICH erzähl dir gar nichts. Klar? Lass mich in Ruhe. Such dir jemand anderen, den du nerven kannst....", schnitt ich ihm das Wort ab und fegte herrisch seine Hand beiseite, nahm an Tempo zu und lief an ihm vorbei. "Aber Yugi...?" Mir doch egal, was er von mir dachte - was alle von mir dachten. Sollte ich nicht lieber nach Hause gehen? erkundigte sich meine bekannte innere Stimme, die mich jeden Morgen danach fragte. Nein, ich schüttelte wie wild meine Mähne und kam endlich am großen Schultor an. Hatte ich solange gebraucht? Es war kurz nach acht????? Ich bin doch so früh schon losgegangen. Nur wegen Yami - er hat mich ganz verwirrt. Dieser verdammte... Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf den Rücken. Ich erschrak und schaute über meine Schulter zurück. Yami. "Du bist also auch zu spät. Toll, ich auch, gerade beim ersten Schultag....peinlich!" Wollte er mir damit irgendein Grinsen entlocken? Schief gewickelt. Ich ging mürrisch weiter, sagte kein Ton und eilte ins Gebäude. Yami hinter mir. "Ich muss nun in den Physikraum und du?" Wollte Yami jetzt wirklich noch mit mir sprechen? "Ich auch!", sagte ich knapp und während ich das sagte, erkannte ich, dass Yami dann wohl in meiner Klasse gehen musste. Na toll - auch das noch. "Ehrlich? Aber da ist Klasse 12....ich meine..."; fing Yami an und schaute mich von der Seite aus an. "Ja, na und?", fauchte ich ihn an. "Ich dachte du bist erst in Klasse 10 oder so...", erwiderte er verblüfft. "Tja, nur weil ich klein bin, ist das kein Grund, mich als Kleinkind und 10er Freak abzustempeln." Ich sah ihn lange an und ging dabei weiter. "Oh tut mir leid...ehrlich, ich wusste ja nicht, dass du auch in meiner Klasse bist!" "Oh wenn ich das gewusst hätte , hätte ich schnellstens die Schule gewechselt - ich kann dich nicht leiden", murmelte ich in mir hinein. Das durfte nicht wahr sein. Er verfolgte mich sogar bis hierhin. "Was hast du gesagt, Yugi?" "Äh...nichts....gar nichts!", meinte ich schnell und wurde leicht rot an den Wangen. Endlich der Physikraum. "Find ich toll, dass ich wenigstens einen aus der Klasse kenne!", freute sich Yami und blieb neben mir stehen. Der Größenunterschied war erheblich. Ein guter Kopf größer war er. "Glaub nicht, dass du mich kennst!", antwortete ich rasch und öffnete dann die Tür, als ich einen verwirrten Blick Yamis einfing. * Es herrschte Totenstille, irgendwie lähmte mich dieses Schweigen. Warum schauten plötzlich alle von ihren Plätzen auf? Warum starrten mich alle an? - Moment! Es bist nicht du, den man anstarrt. Mit hochgezogener Augenbraue drehe ich mein Gesicht zur Tür und erhasche natürlich Yami, der ein n rücksichtsvoll und schüchtern im Türrahmen stehen geblieben ist. Mit einer leichten Kopfbewegung wollte ich ihm zum Verstehen geben, dass er doch rein kommen sollte, doch er schaute selbst nur verwundert - oder war das ein überraschter Ausdruck - durch die Klasse. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass der Lehrer noch gar nicht hier war. Zum Glück, da fiel mein Zu-spät-kommen nicht auf. Wenn sich Yami nicht bewegte, sollte es mir doch egal sein. Ich ging jedenfalls zu meinem Platz, mit halb geschlossenen Augen. Zum Glück - für mich - saß ich in der hintersten Reihe. Neben mir waren noch zwei Plätze frei, sonst saß Tea noch hier. Aber irgendwie war sie wohl heute nicht da. Ob sie krank war? Joey war allerdings auch nicht hier. Merkwürdig. Erst als ich mich langsam auf den harten, unbequemen Holzstuhl gesetzt hatte, hörte ich erst wieder die laute Umwelt. "Sag, bist du neu hier?" - oder "Hey du siehst aus wie Yugi, seid ihr Brüder?" Gott, wie kamen denn diese Halbgehirne auf solch einen Mist? Yami und mein Bruder? Nun gut, eine gewisse Ähnlichkeit unserer Frisuren bestand ja und vielleicht die ungewöhnliche Augenfarbe, die wir beide teilten, aber sonst? Yami allerdings nickte nur freundlich und schien mich ziemlich schnell vergessen zu haben, denn Mai Valentine, die hübscheste aus der Klasse bot ihm neben sich einen Platz an. Na toll, Yami fand aber schnell Freunde. Moment, was interessierte es mich denn? Für einen kurzen Moment hasste ich diese Mai, ich meine, ich spreche so gut wie nie, mit ihr, aber heute ging sie mir richtig auf den Senkel. Wieso musste sich Yami unbedingt neben dieser blonden Schönheit setzen? Wollte er mich eifersüchtig machen? Launisch knipste ich auf meinen Kugelschreiber herum und drückte mich tiefer in die Sitzbank. Und da kam auch der Lehrer herein, mit einer kleinen Leinentasche, die er sich unter der Schulter klemmte und nachdenklichen Gesicht. Was er wohl wieder hatte? Aber egal, ich gähnte erstmal herzhaft. Ein Mädchen, Thalia, drehte sich zu mir herum und hob eine Augenbraue. "Lauter geht's nicht, was? Halte doch deine Hand vor den Mund, du Spinner!", rief sie. Ich kräuselte die Stirn, als mir klar wurde, dass mich Yami beobachtete. Wieso schaute er gerade jetzt zu mir? Thalia schnaubte, als ich meinen Blick zu Yami lenkte. "Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen, du Kleinhirn?", fragte sie und mir entging nicht, dass sie eine zierliche Stimme hatte. "Was geht's dich an?", raunte ich und spürte, wie meine Hände schweißnass wurden. Yami schaute jetzt abwechselnd zu mir und dann zu Thalia und dann.....flüsterte er etwas zu Mai, die daraufhin auch zu mir schielte und anfing zu grinsen. WAAAAAAAAAAAAAS? Jetzt fing er schon an zu lästern oder was? Dieser....was soll's. Nicht aufregen. Er hat deine Wut nicht verdient, dieser Trottel - von neuem Schüler - glaubte so an Freunde zu kommen? Pah! Ich richtete mein Augenmerk wieder zu Thalia, die mit ihrer Freundin, neben sich tuschelte. War ich jetzt hier Gesprächsthema geworden??? Ich verschränkte genervt die Arme, vor der Brust und verhakte meine Beine unter dem Tisch - so wie ich es immer tat, wenn ich Angst hatte. Okay, das war keine richtige Angst. Die sah anders aus. Die hatte ich, als mein Großvater mich verlassen hatte. Diese Angst war packender. Ich glaubte, alle würden über mich reden. Ich war doch nicht schon schizophren, oder? "So, wir beginnen mit dem Unterricht, Herr Muto. Könnten sie das mal mit dem Kugelschreiber unterlassen?" Die nervende Stimme meines Lehrers ließ mich laut aufatmen, was mir wieder Gekicher in den vorderen Reihen einbrachte. Yami schaute wieder zu mir hoch. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weiterhin auf den Kugelschreiber rumgedrückt hatte und dabei fast die Miene raus gesprungen war. "Im Übrigen, ist ihre Arbeitshaltung nur mehr als ärgerlich. So was dulde ich nicht länger. Geh vor die Tür!" Ich zuckte die Schultern. Soll er es doch machen, wenn er wollte. Idiot, fluchte ich leise. Ich ließ den Kuli auf die Tischplatte fallen - ein lautes Geräusch entstand und die Stirn meines Lehrers verfinsterte sich. Ich hob beschwichtigend die Hände. "Ich geh ja schon! Keine Panik!", erwiderte ich mürrisch und ging die Reihen hinunter. Ich fühlte einen festen Blick in meinen Rücken und als ich mich an der Tür noch mal umwandte, sah ich, dass mir Yami nachstarrte. Doch er blickte sofort weg, als er mein Augenmerk auf ihn gerichtet merkte. Der Lehrer sprach ihn an und es kamen noch einige Floskeln schöner Begrüßungen und so weiter, bis ich die Tür hinter mir schloss. Eigentlich war der Schulflur mein zweites zu Hause geworden. Ich lehnte mich an die Wand, neben der Klassentür und schloss die Augen. Ich kann ja etwas dösen, dachte ich. Dieser dumme Physiklehrer hatte früher immer eine gute Meinung von mir gehabt, seit neusten, wo ich ständig zu spät kam oder den Unterricht störte - leider nicht mehr. Ich war so in meiner Gedankenwelt versunken, als mir plötzlich jemand auf die Schulter klopfte. Meine Augen rissen erstaunt auf. "Joey!", rief ich perplex. "Schon wieder hier draußen?" "Sieht so aus!" Ich versteifte mich etwas in der Haltung. "Was ist denn nur los mit dir?" Er begutachtete mich genauer, als wäre er ein Arzt oder so was. Ich hob die Schultern, trotzig und gelangweilt. "Ist es noch wegen deinem Großvater?" Ich schaute ihn lange an, verdutzt und dann...nickte ich. Was nützte es, ihn anzulügen? "Das musst du langsam mal hinter dir lassen, Yugi. Dein leben geht weiter, oder willst du es dir noch mehr verbauen?" "Vielleicht!", meinte ich aufständisch. "Du bist ziemlich verbohrt, Alter! Weißt du das?" Er schüttelte den Kopf, als würde er es nicht glauben wollen, was er hörte. "Ich muss da jetzt rein...Tea ist übrigens krank. Besuchen wir sie nach der Schule?" Was? Wieso sollte ich? Keine Lust... "Mach das allein...ich muss was erledigen!", wich ich ihm aus. "Was denn? Auf dem Friedhof heulen?" Er wurde still und wusste, dass er zu weit gegangen war. "Ich geh jetzt lieber!", sagte er schnell, bevor sich meine Wut anschwellen konnte. Er öffnete die Tür und ich hörte gerade Yamis Stimme. Was sagte er denn da? Ich hörte nicht viel, denn Joey schloss die Tür wieder. Na toll, die paar Wortfetzen brachten mich auch nicht weiter. Wer war dieser Kerl? Yami? Komischer Name, genauso komisch wie Yugi! Ich musste lächeln. Pah, was dachte sich Joey? Er musste sich auch in allem einmischen. Manchmal glaube ich, dass er mich nicht mehr richtig kennt. Ihm ist es doch völlig egal, was mit mir los ist. Endlich, die Schulglocke läutete. Ich stieß mich von der Wand ab, rieb mir über die Augen. Gott, war ich müde. Sollte ich nach Hause gehen? Mir doch egal, was die Lehrer denken. Sollten sie doch bei mir zu Hause anrufen...mich von der Schule schmeißen. Mir wäre es nur recht. Ich hasse diese Schule. Die Klassentüre wurde aufgerissen und ich wurde mit dem Schwall von Schülern mitgerissen. Hörte Wortfetzen, wie "Dieser Yami ist so cool....und süß!" oder "Er ist ja so gut in Physik....vielleicht gibt er mir Nachhilfe...!" Allerdings waren das nur Mädchenstimmen. Moment, wollte ich etwa, dass Jungen so über ihn sprachen? Ich war doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Das lag an meinem Schlafmangel. Eindeutig. Doch ich hörte noch etwas: "Wir schreiben übermorgen einen Physiktest....dieser Spinner von Lehrer.....wann soll ich denn lernen?" Ich blieb stehen, ließ alle an mir vorbeiziehen. Mist! Ein Test? Ich konnte nicht schon wieder ne fünf schreiben. Aber ich hatte in den letzten Wochen auch nie Notizen oder Hausaufgaben gemacht, je zugehört. Ob Joey mir helfen würde? - Was für eine Schnapsidee. Joey war gerade mal so im Vierer-Bereich der Noten am mitschwimmen. Und Tea? - Sie war krank und würde wohl die ganze Woche nicht kommen. Und die anderen in der Klasse? - Die konnte ich nicht leiden. Noch schlimmer, ich hasste sie alle. "Hey Yugi? Wieso stehst du hier rum?" Ich schaute auf. Leuchtend violette Augen, die meinigen so ähnlich waren, studierten mich. "Darf man nicht mal mehr hier rum stehen?", giftete ich zurück. "Nun...schon. Tut mir leid." Er hob kurz die Hand zur Entschuldigung und strich sich dann mit derselben hand durch die Haare. Ich schweifte mit meinem Blick hinterher und erhaschte mich dabei, wie ich dieser Handbewegung nachstarrte. "Ist noch was?", wollte ich wissen und reckte das Kinn zu ihm empor. "Nun ja, der Physiklehrer - wie hisse er doch gleich...?" "Herr Tayas?", fügte ich hinzu. Er knipste mit dem Finger. "Genau, jedenfalls hat er wohl erkannt, dass ich ganz gut bin in Physik und bat mich, dir Nachhilfe zu geben...du hättest es nötig!" Er beschaute mich eine Weile, während ich mit dieser Neuigkeit umgehen musste. Fand Herr Tayas etwa, dass ich zu dumm war um selbst zu lernen und hetzte mir diesen Schleimer auf den Hals? "Ich brauche keine Hilfe! KLAR?", schrie ich los, "Von niemanden!", schnellte ich hinzu und ging an ihm eilig vorbei. "Aber Yugi....ich will dir doch nur...." Ich hörte nichts mehr. Jetzt fing dieser neue Kerl mich auch noch weiter verfolgen zu wollen. Nachhilfe? Von dem? Pah! Ich stapfte weiter. Was hatte ich denn jetzt? Oh verdammt, wir hatten sicherlich in Physik den neuen Stundenplan bekommen, gerade wo ich draußen gestanden hatte. Mist....wo befand sich denn meine Klasse? Ich schaute mich um und hoffte noch Yami zu sehen. Der war jedoch verschwunden. Pah, ich such sicherlich nicht die ganze Schule nach meiner bekloppten Klasse ab, dachte ich. Ich wusste dass meine Denkweise falsch war, aber es scherte mich zumindest jetzt nicht mehr. Ich trottete zum Schulausgang. Ich geh nach Hause, der Lehrer hätte ja mal so freundlich sein können und mir wenigstens den Plan geben können. Oder ich hätte so freundlich sein können, den Lehrer oder einen meiner Mitschüler danach zu fragen. Aber das tue ich ja nicht", murmelte ich wie ein Selbstgespräch vor mich hin. "Kapsel mich ja lieber ab." Ich fuchtelte mit den Armen wild umher und mein Tempo wurde schneller, als ich auf den Schulhof lief, der menschenleer war. Ich spürte die Sonne, die zwar durch einige behangenden Wolken verdeckt war, dennoch erwärmte sie mich. Das dachte ich jedenfalls. Stur, wie ein Bock wanderte ich den Hof entlang und erhaschte kurz eine kleine Cola Dose - sie war in sich zerdrückt und schon so gut wie recycelt. Mit wuchtiger Beschleunigung kickte ich sie vorwärts. Ein Lächeln erschien auf meinem eingefallenen Gesicht. Ich schwänzte die Schule, dass musste man sich mal vorstellen. Ich! Klein-Yugi. Zum Lachen. Ich kickte mehrmals die Dose weiter, bis sie um einer Ecke verschwand. Na toll, gerade die Raucherecke. Aber ich wollte die Dose nicht da liegen lassen. Es machte zu viel Spaß. Hoffentlich stand dort niemand. Vielleicht hätte ich diese bekloppte Suche doch lassen sollen, denn als ich um die Ecke bog, um die Cola zu suchen, trat ich auf drei, korpulenten Kerlen zu, und welche die noch im Schatten eines Baumes standen. Allerdings kannte ich von den dreien, die sich vor mir aufstellten, niemanden. Ob das gut war oder nicht, ließ sich bereits an zehn Fingern abzählen. Na toll. "Ich wollte nur meine Coladose wiederholen!" Meine Stimme glich einem ängstlichen Piepsen. "Ach wirklich?" Der in der Mitte, mit schwarzen Haaren und Schriftzeichen auf dem Unterarm, beugte sich zu mir herab. Ich konnte eine Zahnlücke sehen, als er mit mir sprach. Ich schluckte. "Vielleicht war das keine gute Idee?" Fragte ich das etwa? Was war nur in mich gefahren? "Stimmt genau, wenn du einen von uns verpfeifst, gibt es Ärger, Schätzchen!" "Ich sag nichts, ich kenn euch nicht mal...", verteidigte ich mich. Der neben den Schwarzhaarigen, mit rötlichen Haaren zog an seiner Zigarette und blies mir den Rauch entgegen. Ekelhaft. "So soll es auch bleiben, Kleiner! Und renn schnell zu deiner Mami!" Ich zögerte, mein Blick fiel auf die Coladose, sie sah sehr mitgenommen aus, von meinen Tritten. Nur wegen dieser dummen Dose musste ich mich mit diesen Kerlen in Konversation treten? "O-Okay!", meinte ich schnell und drehte mich bereits um "Ach lasst ihn in Ruhe...Er geht in meiner Klasse!" Schon wieder. Mit dem ihnen zugewandten Rücken starrte ich hoffnungslos zu Boden. "Ehrlich? Wenn das so ist, Yami...Schwänzt ihr beide den Unterricht?" Ich hörte den schwarzhaarigen sprechen. Wieso hatte Yami nach nur einem Tag, der nicht mal halb angefangen hatte, so viele Freunde? "Du doch auch, nicht wahr? Gollus?, meinte Yami und trat aus dem Schatten hervor. Gollus? So hieß dieser schwarz-haarige? Ich schaute über meine Schulter und unterdrückte das Zittern in den Kniescheiben. "Stimmt!" Er nickte und dieser Gollus schaute wieder zu mir herab. "Ist er dein Bruder?" Was hatten nur alle mit dieser Bruder-Schwesternschaft? Wir waren keine Brüder, obwohl er mir ähnlicher sah, als sonst jemand auf dieser Schule. "NEIN!", sagte Yami direkt und ich staunte nicht schlecht, als ich in der einen Hand eine Zigarette glühen sah. Er rauchte? Yami rauchte? Ich war total erstarrt, wie zu einer Salzsäule. "Na dann...labert mal schön, ihr beiden. Wir hauen ab!" Sie schlugen bei Yami noch per Handschlag ein und verschwanden vom Schulgelände. Ich schaute ihnen nach. Das hätte auch böse ausgehen können. Zum Glück war Yami da. Moment....ich brauchte keine Hilfe, auch nicht von diesem Motorradfahrenden und attraktiven-Mädchenschwarm und Raucher-Typ, namens Yami. "Alles klar?", fragte er mich und zog an dem Glühstengel. Ich sah ihm staunend entgegen, wie so ein Kleinkind, der noch nie jemand rauchen gesehen hat. "Sicher!", meinte ich langsam. "Du...du rauchst?", kam es über meine Lippen. Gott, wie blöd geht's....du siehst doch dass er raucht, wieso fragst du so blöd? Wie ein Geisteskranker? "Ja, ab und zu....ist ganz nützlich." "Nützlich? Wie meinst du das?" "Um sich abzulenken, abzureagieren. Allerdings rate ich dir davon ab, dass kann ganz schön zur Sucht werden!" "Du bist nicht meine Mutter!", antwortete ich giftig. "Na dann, willst du mal ziehen?" Er zwinkerte mir plötzlich zu. Ich schaute um mich, sah mich auch niemand? Sollte er mich für einen Angsthasen halten, oder was? Mir klapperten die Kniescheiben. Wieder schaute ich zu der Zigarette, die mich verführerisch anglühte. "Und? Was ist? Anders überlegt?", horchte Yami nach. "Sag mal, willst du mich zwingen oder was? Rauch doch selbst, wenn du Lungenkrebs haben willst. Dann mach's doch!", geiferte ich. Yami war ziemlich perplex, denn er zog seine Hand zurück. "Ich will dich doch nicht zwingen, Yugi. Das verstehst du falsch. Du bist nur so aufmüpfig und ich dachte...." "Was dachtest du, hä?", horchte ich angeregt nach. "Dass du mir mal dein wahres Ich zeigst!" Er sagte das so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Ich schaute ihn überrascht an - damit hatte ich nicht gerechnet. Seine violetten Augen begegneten meinen und langsam versank ich, kaum spürbar - in seinem Blick. "Das ist doch Unsinn", riss ich mich selbst zurück in die Gegenwart. "Wie du meinst, Yugi! Doch ich weiß es besser. Du hast doch etwas!" "Was geht's dich an?" Wie oft hatte ich diese Frage im letzten halben Jahr bereits gestellt? Tausendmal? "Dann geh doch Yugi - du musst doch nicht hier stehen bleiben. Es hat dich keiner gezwungen. Hau ab und leb dein Leben, wie zuvor!" "Was?", fragte ich verärgert und verlegen. "Wer bist du? Ein heiliger Apostel?", fügte ich hinzu und schnaufte. "Lass gut sein, ich dachte, du würdest anders sein, als alle anderen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Deine Pubertät ist wohl noch nicht vorbei...!" Er ließ die Zigarette fallen, obwohl sie noch nicht mal halb angefangen war, zertrat sie und ging an mir vorbei. Sein Gang war so anmutig, dass ich ihm nachschauen musste und erhaschte mich wieder, wie ich auf seinen Po starren musste. Gott, wieso starrte ich nicht bei Mädchen auf den Po? Wieso bei ihm? Irgendetwas stimmte doch nicht mit mir, aber was? "Du weißt gar nichts!", rief ich Minuten später hinterher. Doch er war schon längst außer Hörweite. Glück für ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)