80 Days in my white Russia von abgemeldet (Du wirst es niemals los...) ================================================================================ Kapitel 9: Zuletzt stirbt, was nie geboren ist ---------------------------------------------- Kapitel 9 Zuletzt stirbt, was nie geboren ist Diktiergerät: *fällt vom Himmel* *landet dank des kleinen Fallschirms weich auf dem Boden im Käfig der hungrigen FF* *klickt kurz* *lässt das Band durchlaufen* „Es meldet sich der Idiot vom Dienst (I.v.D. = Ehrentitel im Trottel-eV) mit der überarbeiteten, langatmigeren und düstererereren Version von Kapitel 9 ^___^ Für alle Lieben, dies noch nich gelesen haben, und für alle Lieben, die die alte Version kennen, und für alle Lieben, die noch nie nen Blick in diese FF geworfen haben, und für alle Lieben, die sich einfach nur verirrt haben (bei den Freaks auf Mexx mit ner Wahrscheinlichkeit von 1:76868778886886 XD) und für alle Lieben, die einfach nur unter mörderischer Langeweile leiden, weil von allen RPGS nur einer aktiv ist, in der es um ne schnöde Liebesstory à la JungeliebtMädchenMädchenliebtJungeanfangsnichtunderweichtsichindemMomentindemsiezufälligaufdenJungendrauffällt geht, bei der man sich nur angemeldet hat, um in einem Moment selbstzerstörerischen Mitleids etwas zu tun zu haben. (Seid gesegnet, ihr, dies noch nich erlebt haben! Bewahrt eure Unschuld!) Aber ich verlier den Faden! ^^°(Wow, langer Satz) Viel Spaß!!“ *klick* Gräberfüllende Dunkelheit wölbte sich über dem Jungen, der bald den Kinderschuhen entwachsen sein und Talas unbändigen Wunsch nach Freiheit und Erlösung erfüllen würde. Eine Erlösung, zweifelsohne, die keiner mit Glück, und ein jeder mit Schicksal zu beschreiben wusste. Die Dose mit der scharlachroten Kappe kam auf dem Boden auf –ein Geräusch, wie wenn eine in einen Gewehrlauf geschobene Kugel ihren Grund fand. Jene organische Stille, wie wenn jemand seinen Atem in der trockenen Kehle zurückzuhalten versuchte, überlagerte selbst das seidene Geräusch von Blech auf Stein. Letztlich verlor sich selbst dieses körperlose Schleifen, und die Dose verstummte mit einem Klicken. Ein Fuß hatte sich auf sie gesetzt. Trotz dieses plötzlichen Fehlens an Leben in einer Düsternis, wo sich selbst die Würmer bleich und apathisch in den noch dunkleren Winkeln wanden, hielt ein Blick mit den Widerhaken der Autorität den des Sprayers fest, führte ihn mit flammenden Ketten zu Augen, in denen Wut Blitze sprühte über einem bromidhaltigen Urmeer. Zähes Gift troff von der folgenden Silbe, deren der Sturmgraugeschopfte Herr zu werden versuchte. Um nicht sofort seine ungezügelte Aggression in einem einzigen Schrei hinauszuschleudern, der schon vor Urzeiten in alten Tropenwäldern erklungen war. Ein Laut, älter als die Homosapiens, und geboren mit dem tiefsten unabänderlichen Kern, der im Herzen eines jeden Menschen wucherte und ab und an an die Oberfläche stieß wie die vernarbte Schnauze eines unaussprechlichen Schreckens der Meere. Aus diesen Menschen wurden Mörder. „Was..“ Wohl wissend, dass diesem Wort eine Frage folgen würde, wie sie von jedem Menschenverstand zu beantworten war, wirbelte der Schmierer mit dem Ansatz eines Grinsens auf den Lippen herum. Sie wäre es, oh ja, wenn sie diese Menschlichkeit kennen gelernt hätten, wenn sie begriffen hätten, dass sie auch nur Menschen waren und das Recht zu haben, es zu sein. Kai schnellte nach vorn und erwischte den Künstler am Mantel, kurz nachdem er um eine der pseudosanitären Glassäulen gebogen war. Der fremde Junge röchelte und wand sich, vielleicht in dem Versuch, Mitleid zu erwecken, um dieses eiskalt auszunutzen. Niemand konnte es ihm verübeln; wie hatte Marx mal gesagt, du bist, was du isst. (Entgegen aller Erwartungen war es nicht Wasa, der auf diesen Gedanken gekommen war.) Dies mag durchaus stimmen, da nicht zuletzt die Erbsensuppe aus der berüchtigten Kantine der Abtei den Begriff „grausam“ durchaus verdiente. Ein gemein gezielter Tritt traf Kai an der Hüfte, und obwohl Kai darauf vorbereitet gewesen war, unterschätzte er den Schmerz. Der junge Künstler wusste seine Stiefel mit den Stahlkappen – Kais knackender Oberschenkelknochen hatte dies ihm zu spät mitgeteilt – durchaus für die eine oder andere Kastration einzusetzen. Bei einem Straßenkampf waren immer nur dann zwei beteiligt, wenn sie ein gewisses Maß an Erfahrungen ihr Eigen nennen konnten, ansonsten setzte sich der unerfahrene Kämpfer meist höchstselbst Schachmatt. Das stumme Kräftemessen zog sich über schnelle Atemzüge hin, die kürzer zu werden schienen, bis sich der Fremde mit einem halb wahnsinnigen Schrei zu befreien versuchte. Kai zählte lautlos und ließ den Jungen nach vorne stürzen, dann hob er das Bein und trat zu. Das Stöhnen klang ihm wie Musik in den Ohren. Er fing den fallenden Burschen auf, bloß um ihn kräftig zu Boden zu stoßen. Mit einem fast noch angenehmeren Pochen schlug der Kopf des Sprayers auf und sprang sofort wie der einer Marionette zurück, als Kai an den flachsfarbenen Haaren zog. Die Stimme, die nun leise in das Ohr des Ächzenden sprach, ließ an eine schwere Tür denken, hinter denen ein Monstrum nach Blut schrie. Und ein spezieller Unterton erklärte ihm gelassen: Dein Blut. Nur deins. Und daher alles. Außerdem habe ich vergessen, das Schloss der Tür zu pflegen. „>Helft uns – die verlorenen Kinder.< Wie romantisch. Wäre ich ein Mensch mit Elefantenpatenschaften, ich hätte geweint. Leider bin ichs nicht“ Das schmerzerfüllte Stöhnen schraubte sich hoch zu einem von Angst aufgerauhten Schrei, als Kai seinen Griff verfestigte. „Wo sind die anderen“, zischte er mit der selben beseelten Stimme in das Ohr des Unterlegenen und wendete unbewusst jene Praktiken an, die Tala an all den rebellischen Jungen in der Abtei angewandt hatte. Angst machen, Zorn säen, der den Einzelnen unvorsichtig werden ließ und ihn zu einer leichten Beute machte. Reinigungszeug im Essen. Kai hatte es selbst erlebt, während eines Gewitters, als das Leuchtfeuer der Blitze die Schatten der Stangen vorm Fenster auf den Boden warf und dann, dahinter, die Silhouette eines Körpers am Galgen. Tala hatte eine tote Katze vor seinem Fenster aufgeknüpft. Seit Kai aus dem Leib seiner anonymen Mutter gerutscht war, hatte er nicht mehr so geschrien. Eine blaue, geschwollene Zunge zwischen schwarzglänzenden Lefzen unter großen aufgerissenen Augen. Nun jedoch machte er den Folterern der Abtei selbst alle Ehre. Er schenkte dem Opfer Bilder, in denen es sich selbst bereits hängen sah. „Keine…Anderen“, keuchte der Junge mit den Augen eines Kaninchens in der Falle. Ob der Ausdruck nur von der Wut Kais herrührte, war nicht zu deuten. Vielmehr schien dort noch etwas anderes, ein sehr viel greifbareres Grauen jenseits dem Rot der zornerfüllten Seelenspiegel Kais zu lauern. „Sie..alle…sind fort…oder tot“ Der Sprayer warf einen glühenden Blick über die Schulter. „Und wir werden es auch bald sein…wenn wir nicht schnellstmöglich von hier verschwinden“ Der Griff des Blauhaarigen löste sich, und der Bursche erhob sich auf Beinen, die ihn am liebsten fortgetragen hätten. Inzwischen aber stand Dranzers abtrünniger Meister wieder aufrecht und still da, als wäre er nicht in der Lage, ein Wässerchen zu trüben, und das erweckte neuen Zorn, der ihn leichtsinnig werden und vergessen ließ, wer – oder w a s – hinter ihm her war. Die keuchend geöffneten Lippen formten ein kaltes Lächeln in Agonie. Das Flüstern, was diese verließ, erdolchte Kais Fassung mit wenigen Silben. „Du bist also hergekommen“, hauchte es wie ein Todesröcheln Kai entgegen. „Sie redeten die ganze Zeit davon. Letzte Hoffnung, sagten sie. Nach Talas Tod waren eh alle ganz rammdösig. Wie sie rannten, Kai, du hättest sie sehen sollen…und jetzt stehst du hier, unangetastet von all dem Mist..du warst nicht dabei, als es richtig eklig wurde, und trotzdem glaubst du alles zu wissen…“ Die Stimme jagte in die schrillen Chöre der Hysterie hinauf, schneller als Kai es zu verhindern wusste. Und in jenem Moment hätte er a l l e s getan, um diese absolute Wahrheit nicht ausgerechnet aus diesem verlogenen Mund kommen zu lassen. „Und jetzt bist du hier, nicht um die Erlösung in der Konfrontation zu suchen, sondern um i h n zu suchen, ihn in der Hand zu halten und zu entfesseln. Nicht wegen u n s. Vielleicht hast du dir selbst etwas vorgemacht, aber wer weiß das schon?“ Seltsame Echos dröhnten Kai in den Ohren, als wäre eine Tür aus Blei irgendwo in diesen Gewölben ins Schloss gefallen. Es hatte geknallt, und jetzt taumelte der namenlose Junge nach vorn. In seinen Augen spiegelten sich keine Panik mehr, keine Furcht, eingeholt zu werden von quietschenden Reifen und den Schritten großer Stiefel. Nur noch Verwirrung flackerte in seinem letzten Blick, der frontal Kais Augen galt. Blut tropfte über seine Unterlippe, als er ihm etwas zuflüsterte. Er fiel, und hinter ihm wand sich der fleischgewordene Schrecken aus dem samtigen Kokon der Dunkelheit. <>.<>.<> Die Sonne schien an diesem Tag nicht in das Zimmer Amelies. Sie mochte auf den Giebeln glänzen, auf den vom nächtlichen Regen benetzten Pflastersteinen schimmern wie Engelshaar, sie konnte am Himmel prangen wie ein feuriges Auge, vermochte aber nicht ihre langen Finger auszustrecken in diese Dunkelheit, die dem Blick Amelies folgte wie ein gehorsamer Hund. Er streifte, langsam wie die Nacht, Ian, der daraufhin zu zittern begann. Seine bebende Stimme strafte sein Grinsen Lügen. „Ach der…ihr kennt ihn ja. Is vermutlich auf einer seiner Meditationskuren oder füttert fremde Katzen…wie immer… auf Achse…“ Seine Stimme verlor sich in Verschüchterung, als er von Moiras Blick durchbohrt wurde. Was ihn irritierte, da dieser Blick auf etwas gerichtet war, das jenseits dieses Zimmers lag. Irgendetwas an diesen nachdenklichen Augen veranlasste seine pragmatisch veranlagten Gehirnzellen andere zu treten, um sie ebenfalls darauf aufmerksam zu machen. Er strich Amelie mühevoll aus seinen Gedanken – ein weinendes Mädchen forderte schnell das Augenmerk ein – und fixierte die Anwältin, auf sie zuschleichend. Der sprichwörtliche Groschen war gefallen – in Form von mehreren Geldpressen. „Ein ausgesprochen tapferer Köder“ Der Kopf der Frau schwang herum, gehetzt, panisch. Ian ließ sich davon nicht beirren, obwohl er wusste, dass diese Stimme voll unerfüllter Grauen eigentlich nicht von ihm stammte. Nicht von ihm, und doch tat sie es. Die „Erzieher“ der Abtei hatten sie einzusetzen gewusst, und im Grunde hatte Ian sie schon immer nachgeahmt und ihnen sehnsüchtig hinterhergesehen, ihnen mit ihren breiten Stiefeln, den Feuerwaffen am Gürtel, der Macht. Der kleine – und noch immer kleine – Ian wollte Mörder werden und die Weichen stellen für eine Herrschaft der Grausamkeit. Ja. Aber damals hatte er nicht gewusst, dass Worte eine solche Macht hatten. „D u dachtest, wir könnten ihn als Köder einsetzen für die bösen Verbrecher, und denen dann mit einem Augenzwinkern und blitzenden Pistolen das Handwerk legen.“ Ians Stimme, bar jeder Emotion, gewann an Wut und er sprach immer schneller. „Dann wärst du als Heldin weltbekannt, wie? Hast du mit Mr D schlafen müssen dass er einwilligt? Seth tot, Tala höchstwahrscheinlich auch, Kai ausgeliefert…ne feine Sache!“ „So war es nicht!“ Amelie kam ihm entgegen wie eine Furie, die schmalen Hände zu harten Fäusten geballt. „Sie wollte Kai nie in Gefahr bringen!! Ich meine…“ Sie geriet, wie immer, wenn sie einen längeren Vortrag zu halten versuchte, ins Stottern. „…sie hätte ihn nie allein gelassen…“ Ein unsicherer Blick in die Richtung einer Frau, die am Boden zerstört zu sein schien. Ian folgte diesem, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. Und dann fiel ihm ein, dass Kai ein kluger Junge war, vielleicht klüger als er selbst. Und er dachte automatisch, dass Kai von seiner Funktion gewusst haben könnte. Ian hatte viel erlebt auf seiner Flucht und war nur heilfroh, dass jemand seine Hilfe anbot. Jetzt aber geriet er ins Grübeln – was hatte Kai wirklich nach Russland gezogen, in das von Unschuld heuchelndem Schnee bedeckten Russland? >Einen Köder für den Köder…< Ein Klingeln riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Die Treppe flog unter seinen Füßen dahin, der Absatz darunter wurde übersprungen, als er die Haustür ansteuerte, an der der Jemand erneut klingelte. Egal jetzt, ob dieser Jemand ein Anzug war mit einer Uzi und dem Grinsen einer Ratte, denn zu einer einprozentigen Wahrscheinlichkeit hatte Kai einfach nur seinen Schlüssel verloren und klingelte eben, um gleich mit seiner Anwesenheit zu versichern, dass alles in Ordnung war. Ian riss, zu allem bereit und auf eine winzige Chance hoffend, die Tür auf, und fluchte lauthals. Er wars nicht – und damit nichts in Ordnung. Hinter Ian stürzte Amelie die Treppe herunter und schlug die Hände vor den Mund, als sie sah, dass jemand Ian das Rohr einer Schrotflinte unter die Nase hielt. Moira folgte auf ihren unpraktischen Stöckelschuhen und ließ einen Massai-Kampfschrei los, als sie sah, wer die Schrotflinte hielt. „Schluss jetzt“, knurrte Ezra Sergov. Seine kleine runde Glatze war fest umspannt von einer Russland-Flagge, knapp darunter eine hochgeschobene Sonnenbrille, direkt darunter blitzende, sich in Falten grabende Augen. Es klickte, als er die Flinte hob – sie war geladen und entsichert. Gott weiß, wie man einen in Moskau Amok laufenden Rentner aufzuhalten wusste, aber hier wagte es keiner, denn irgendetwas in Ezras Augen glühte wie die Jagdlust eines sibirischen Tigers. (Und er hatte Lebensmut bewiesen, indem er das Gewehr erst in der Gasse seines Ziels aus seiner Tasche gezogen hatte. Es hatte die Dramatik leiden lassen, aber kaum einer hatte es gesehen, abgesehen von den Katzen und einem Kind, was mit Bonbons aus dem für weiteres geschlossenen Laden Stillschweigen bewahren würde.) Er richtete einen flammenden Blick auf Moira, die wesentlich vorsichtiger als sie anfangs wollte auf ihn und Ian, der der Ohnmacht nahe zu sein schien, zuging. „Ihr scheiß Anwälte! Überall da wo ihr auftaucht gibtsch Ärger – und seisch wenn ihr eusch in die Regierungsgeschäfte einmischt oder um irgendwelche Hauschfrauen zu verteidigen, die ihre Männer getilgt haben! Was habt ihr da nur angerichtet? Denkt ihr, ihr scheid groß genuch für sowasch???“ Er hatte eindeutig getrunken. Moira gestand ihm stumm einen Pluspunkt zu. Das zeugte von Menschlichkeit, dass er von Ians und ihrem Besuch einigermaßen aufgelöst war. (Wäre er davon wirklich getroffen, er hätte es nicht mal die Klinke an seiner Haustür mehr gefunden.) Hinter ihr raschelte etwas, als sie Fuß vor Fuß setzte, auf Ian zu, der beinah schielte, um das sacht hin und her schwingende schwarze Rohr im Auge zu behalten. Ezra machte ein paar Schritte ins Haus, während seine runzlige Kehle Knurrlaute verließen, die schwerlich als Flüche erkannt werden konnten. „Die Kerle waren wieder bei mir. Komm schon, Eschra, sagen schie. Schie wollen misch dabei haben, misch alten Knacker! Jetzt reichtsch mir, dank eusch schind die Albträume wieder da, esch reischt, isch..“ Irgendetwas klang dumpf, so als pralle ein Ball an einem Stück Blech ab. Ezra blinzelte, und der zu einer weiteren Verwünschung geöffnete Mund klappte ein paar Mal auf und zu, ehe er umfiel. Ian und Moira sahen erschrocken auf und blickten auf eine ebenso entsetzte Amelie, die einen kleinen Edelstahltopf in den zitternden Händen hielt und schwach lächelnd in der Tür stand. „Verzeihung“, brachte sie hervor. „Aber ich hab mich schon nich getraut, die gusseiserne Pfanne zu benutzen…“ (Amelie rocks XD ich mag dieses Mädchen iwie…was is mit euch?? Sie is doch keine Mary-Sue, oder? *blinzel* Solltet ihr irgendwelche Anzeichen an ihr erkennen die auf eine superschlagfertige Sportskanone hinweisen, informiert irgendeinen Berufskiller x__x oder sagts mir, vllt is da dann noch was zu retten ^^““) ._.|=_=|*_*|=_=|._. Schnee knarrte unter festen Stiefeln, die wie durch ein Wunder unbeaufsichtigt gewesen waren. Mit müden Augen suchte Tala den Horizont nach Rauchsäulen ab – eventuelle Boten der Zivilisation, seien es Jäger oder eine Siedlung, im Moment wäre dem rot bemähnten Bild eines Mannes alles Recht gewesen. In einer Kälte, die wirkte wie ein gefrorener Ziegelstein, schraubten sich die eigenen Ansprüche drastisch herunter. Nur von schwarzen Anzügen hatte er erst einmal genug. Natürlich offenbarte sich in der schlafenden Natur keine Regung – Schnee nutzte die Gelegenheit, die Jungen zu erschrecken, indem er mit einem knackenden Rascheln von den wie katzbuckelnden Tannen rutschte. Sein Atem kondensierte vor der markanten Nase, als Bryan sich keuchend hinter dem Cyborg den Grat des Hanges entlang schob, den kratzenden Tannenwedeln längst nicht mehr ausweichend. Jedes Bisschen an verrieselnder Energie wurde aus den letzten Winkeln herausgeholt und dahingeschleudert für etwas so Simples wie das Heben von Füßen, an denen immer mehr Schnee kleben blieb, immer neu, erneut, erneut… Spencer ging es mittlerweile schlechter als zuvor. Die Wunde war erneut aufgegangen und ließ den Hochgewachsenen mit rasselndem Atem sich auf dem provisorischen Schlitten –ein Schneemobil mit leerem Tank- winden. Mit von Sorgen umwölkter Stirn blickte Tala zurück zu dem Hellblonden und nicht zum ersten Mal beschlichen ihn horrende Zweifel angesichts ihrer Flucht. Flashback Anfang Es wäre eine Beleidigung gewesen, hätte man jenen Elend erfahrenen Russen nachgesagt, sie würden Befehle ohne Kommentar entgegennehmen. Dies mochte so gewesen sein, als sie hirnlos gewesen waren, ohne eigenes Denken, blind vertrauend einem Verrückten, der der Weltherrschaft nachjagte. Nein. Wenn man etwas entbehrte für lange Zeit, so riss man es hinterher fest an sich um es zu verteidigen, ihm zu frönen und es auszuüben, für die Dauer des Lebens, die man noch hütete. Bei jenen Jugendlichen war es Rebellion. Und ebenso verbissen, wie Kai seine Macht verteidigte und niemals aufgab, ein düsterer, aber ruhiger und sicherer Punkt in einer oft feindlichen Welt war, so war Tala wie ein Funke, der die wenigen Rekruten der Abtei aufblicken ließ zu Sternen, die nicht einmal zu sehen waren. Tala –der Traum- hatte sich gewandelt. Der Traum war einst Boris’ Traum gewesen, ein dunkler Traum, blechern und dunkel wie einer, der nicht nur rechtschaffene Menschen aus dem Schlaf schrecken ließ. Der zuschlug aus dem Hinterhalt und die Särge der Furcht um einen herum zufallen ließ. Doch nun wurde aus Düsternis Licht; und der Traum, den die Rekruten hegten, war einer, der den Schatten der Abtei von ihrer Seite jagte und sie nicht immerzu denken ließ, dass sie nur ganz knapp an der Klippe zum Wahnsinn standen. Der einzig „gelungene“ Cyborg der Abtei behielt dabei keine Hoffnung für sich. Und so war es soweit, als wieder Nahrung geliefert wurde für die siebenhundert Seelen, die sich qualifiziert hatten für eine Karriere als Blader, der die Heiligen Bitbeasts stahl, und sowohl BBA als auch Biovolt gewann, und sie zu einem gewaltigen Konzern fusionierte. Heraus kämen mit Geistern besessene Maschinen…und dies war sicher. Boris besah sich seine Arbeit und grinste… Ein Maschinengewehr knatterte bedrohlich, doch das hielt weder Schneemobil noch die zwei Jungen darauf zurück. Das donnernde Gefährt walzte rasant zwischen den vereinzelten Kiefern davon; während sich der hintenauf Sitzende mit den blassgrauen Haaren immer wieder umsah, mit Augen voll wilder Entschlossenheit, begeistertem Hass und Angst, die die anderen Empfindungen winkend überholend. „Runter von der Bremse Ivanov! Bis die die Einfahrt für ihre Wagen frei haben, müssen wir schon den Wald erreicht haben! Da können sie uns schlecht folgen… aber erstmal –“ Bryan duckte sich in die flatternde Mähne seines Vordermannes, „müssen wir so weit kommen!“ Das SM brummte durch leere Luft, als sie einen Schneehügelkamm hinter sich ließen und schwerfällig hüpfend im weißen Puder aufkamen. „Es ist genau wie in der Abtei… eine Flucht wär im Grunde leicht – frag mich was mich nur da gehalten hat“, entgegnete der Rothaarige leise, als ahne er selbst eine Lüge darin und vermochte sie nicht laut auszusprechen. Der Wind riss ihm die Worte von den Lippen und zerfaserte seinen schnellen Atem in fedrige Wölkchen, die noch eine Weile in der froststarrenden Luft schwebten, die längst nicht mehr vom Summen des Schneemobils erfüllt war. Bryan blickte auf den schmalen Rücken Talas und errötete. (1) Dieser stieg in die Bremse, als ihnen gegenüber einige Gestalten hinter den Bäumen hervor traten. Tala stemmte sich gegen die Seite des Schneemobils, um es umzudrehen, jedoch war der größte der Schemen im dämmrigen Licht schneller. „Tala...!“ Der Kopf mit dem blutroten Wust schwang herum, mit ihm eine sehr entschlossene Faust mit einer blitzenden Klinge. Spencer packte zu und donnerte ihm den Arm aufs Amaturenbrett. „Ich bins nur, Spencer! Entspann dich bitte. Die da sind mitgekommen, weil, na ja, sie waren da und ich nahm sie halt mit. Allein hätt ich’s sowieso nich geschafft“ Nervöses Lachen. Bryan stöhnte. Spencer war ab und zu wirklich qualvoll nett. „Riesenbaby..“ Tala verengte schmerzlich die Augen und schüttelte seinen Arm aus. „Okay..wir nehmen diese kleinen Trottel mit - jetzt müssen wir aber..“ Seine funkelnden Augen wanderten unruhig zu dem Hügelland vor ihnen, einzelne frosterstarrte Wäldchen, dampfendes Herbstlaub dass die vollkommene Schneedecke durchbrach wie verrottendes Fleisch. Alle nickten, sogar die kleinen Trottel und das Riesenbaby. Kaum zwei Stunden später brach die sibirische Nacht ein. Spencer und Bryan schoben das SM in die erdige Kuhle unter den schwer von Schnee belasteten Ästen einer Tanne und jagten die frierenden Jungen hinterher, die froh waren der Abtei entkommen zu sein. Etwas anderem waren sie noch nicht entkommen. Tala saß etwas abseits von der Tanne und schien nur Augen für die formlose Dunkelheit zu haben als Bryan sich neben ihm niederließ. „Ihre Zahl ist größer geworden. Es sind jetzt zehn.“ Bryan schob fröstelnd die Schultern zusammen. „Jetzt mal ganz ehrlich: Ich lebe lieber als dass ich subnival irgendwie fortdauere.“ „Ich bezweifle dass irgendwas von dir übrig bleibt um subnival fortzubestehen.“ (2) Tala zuckte zusammen, als Bryan an ihm zum x-ten Mal seine deftige Kopfnuss erprobte. „Soll ich dich subnivalisieren? Jetzt komm schon, Mann! Wölfe greifen keine Menschen an! Sie haben Schiss vor uns!“ „Wenn du ein Lied anstimmen würdest, würde ich dir wohl zustimmen müssen“ „So scharfsinnige Witze hab ich ja noch nie von dir gehört...haben die dir Silizium gespritzt oder wieso läuft dein Hirn auf Hochtouren“ Tala grinste ebenbürtig und war sich selbst dabei nicht so sicher. Wenn man so was erlebt hatte, bekamen schlimme Dinge oft einen ganz eigenen humorvollen Schimmer. Er legte den Kopf in den Nacken und weitete die Augen, bis sich mehrere Sterne in ihnen spiegelten. Kaum aus dem Mundwinkel sagte er leise: „Rechts von dir. Beweg dich nicht“ Bryan brauchte kaum den Kopf zu drehen und dann sah er ihn: den langbeinigen Schemen mit Fell, das aussah wie manifestierte Räude; die lange Schnauze, aus der die lange Zunge und ein Speichelfaden hingen. Der Graue rümpfte die Nase – abfällig über so viel Gier. Verdammte Mistkerle. Hungern nach allem was einigermaßen den Magen füllt, auch wenn es Gift oder Splitter absondert. Gelbe Augen blitzten auf, wurden zu goldenen Scheiben, rund wie der käsige Mond in einer blassen Nacht – dann war der Wolf zwischen den Bäumen verschwunden. ~ Eine weitere Rast; und nur selten waren sie stehen geblieben, den ganzen Tag lang nicht. Jetzt war es mal wieder so weit, und Tala drängelte sich zwischen den zu Boden blickenden Jungen hindurch. „Was ist?“ Spencer sah nicht auf, und antwortete mit belegter Zunge, als bereiteten die Worte ihm Mühe. „Es gibt da, äh, ein kleines Problem. Jeder der Jungen hatte einen Beutel mit Essen, also insgesamt sieben. Es liegen nur sechs da.“ Bryan blinzelte über Talas Schulter. „Sechs…“ >Keiner hatte darauf geachtet weil Schnee kein Essen stielt…und Schneehasen scheu sind< Tala verengte die Augen zu Schlitzen. Ohne Humor gab er von sich: „Na Prost Mahlzeit“ Spencer musterte ihn vorwurfsvoll. „Sag bloß… Bryan hat sich mal wieder nicht zurückhalten können… der is ja noch schlimmer als Tyson“ „Es gibt Wesen mit einem größeren Hunger als unser allseits geliebter Weltmeister“, bemerkte Tala und richtete sich auf. Auf Spencers Gesicht rangen Entsetzen und Ehrfurcht miteinander. „Wirklich?“, murmelte er. „Potzblitz“ (3) ~ Die Wölfe folgten ihnen. Tala brauchte nicht die Intelligenz von Bryan und Spencer zusammen um das zu erkennen (siehe 3). Am dritten Tag ging ihnen das letzte Essen und ein paar Stunden später auch das Benzin aus. Jetzt hockten sie im Dunkeln. Fluchen und Funken drangen durch die Dunkelheit als Bryan versuchte ein paar toten Stücken Holz Feuer abzuringen. Tala drängte ihn zur Eile. „Schon gut. Es dauert eben manchmal“ Gelbe Augen glühten hinter den tief hängenden Ästen; was keiner von ihnen bemerkte war dass einzelne von ihnen sich staksend näherten. Ein Flämmchen flackerte zwischen den Ästen hervor, während zehn Paar Hände hastig das trockene Material rundherum aufschichteten. Bald schon zuckte ein verräterisch helles Feuer in der schwarzen Nacht. Tala sah erst jetzt in dem Lichtkreis die Tiere – drei Wölfe waren bereits auf Sprunglänge herangekommen und tänzelten zurück als das seltsame heiße Leuchten fahnenförmige Fänge nach ihnen ausstreckte. Spencer knurrte leise, stopfte ein paar der brennenden Halme abgestorbenen Schilfs in eine Astgabel und warf sie in die Nacht. Die Wölfe schnürten davon, aber nur so weit dass sie noch die Wärme des Feuers spüren konnten. Tala fühlt die Resignation der anderen wie eine Faust im Rücken. „Ich halte die erste Wache“ sagte er ohne sich umzudrehen. „Wenn was passiert erfahrt ihrs.“ Dieses „Was“ ließ keine Stunde auf sich warten. Die Wölfe folgten ihnen. Tala brauchte nicht die Intelligenz von Bryan und Spencer zusammen um das zu erkennen (siehe 3). Am dritten Tag ging ihnen das letzte Essen und ein paar Stunden später auch das Benzin aus. Jetzt hockten sie im Dunkeln. Fluchen und Funken drangen durch die Dunkelheit als Bryan versuchte ein paar toten Stücken Holz Feuer abzuringen. Tala drängte ihn zur Eile. "Schon gut. Es dauert eben manchmal" ~ Das Feuer war beinah erlischt - wenige Flämmchen zischelten hinter dem graubraun gebrannten Wurzelholz. Es schien als zitterte der Rauch noch kurz über der Feuerstelle um sich dann direkt vor glühenden Augen aufzulösen. Tala sah blinzelnd auf angesichts solch eines metallischen Schnaufens das direkt vor ihm ertönte. Auge in Auge starrten sich Wolf und Blader an. "Ah..", sagte Tala langsam. "Spence.." Der Wolf bleckte die Zähne und sprang. Mit einem Ruck war Tala auf den Beinen und gleich wieder am Boden, geifernde Fänge über sich. Das milchige Gelb der dolchartigen Zähne wurde gesprenkelt von tiefem Rot als Talas Messer hochzuckte. Ein Knirschen seiner Sehnen ertönte in seinen Ohren als der Wolf zur Seite taumelte. Weitere Pfoten schlugen neben ihm in den Schnee. Eine Gestalt hob sich schattenhaft vor dem von Schemen durchzuckten Weiß ab - sie gehörte Bryan der sich in jener Zeitlupe erhob, die Psychologen gern die Entscheidungsphase zwischen Kämpfen und Starre nannten. Da Tala in Gefahr war, gab es noch eine dritte Phase: Töten. Spence versuchte den mit bloßen Fäusten auf den pelzigen wimmelnden Haufen der Tala darstellte losgehenden Jungen zurückzuhalten. Als Zähne sich in sein Bein bohrten musste er diesen jedoch loslassen, drehte sich um und sah mit glasigen Augen die restlichen Jugendlichen an dem reißenden Wolf vorbeischleichen und panisch im Wald verschwinden. Tala schrie. Bryan war von Wölfen umkreist, die das erlöschende Feuer längst ignorierten. Fassungslos beobachtete er, wie eine blasse Hand unter den Wölfen hervorzuckte, sich in die schwelende Glut grub und mit einem gellenden Aufschrei die glimmenden Brocken in das graue Fell drückte. Das Heulen des Raubtiers war widerlich. Ein Blade traf das hungernde Getier am Kopf. Tala wurde hochgerissen. "Um Gottes Willen, Tala! ..wieso steckst du deine Hand in den Boden-?" Ein Röcheln drang an Bryans Ohr, als der Cyborg zusammenbrach. Die schwelende Faust krümmte sich im dampfenden Schnee zusammen. Wie ein Schatten, nein, wie die A h n u n g eines Schattens erhob etwas in einer Schneeverwehung. Es w a r die Schneeverwehung und gleichzeitig etwas welches sehr viel magischer war als von Luft bewegter Schnee. Wie Sternstaub waberte es durch die Luft, gewann an Substanz und Geschwindigkeit, wand sich wie ein Hai im Todesstoß und fuhr dem größten der hungerbebenden Wölfe in die Brust. Die Glut des Feuers explodierte. Fliehende Jungen drehten sich um um den Widerschein der Erscheinung mit den Augen zu erfassen. Der Wolf brannte blau. Er drehte den Kopf in Talas Richtung, die Nüstern blähten sich wie in Blasebalg. Keine kurzlebige Tierseele blickte aus den schwarz gerandeten Augen an der nachdenklichen Schnauze vorbei in die blutbespritzte Welt, sondern etwas Höheres, was zwar ebenso tierisch, aber weitaus grausamer war. Die Wölfe zuckten hin und her. Etwas an ihren Bewegungen deutete darauf hin, dass sie sich vor dem Alphatier mehr denn je fürchteten, sie das jedoch nicht daran hindern würde, bei einem seltsamen Verhalten ihres Anführers entweder an- oder die Flucht zu ergreifen. Zwei der dümmsten Rudelmitglieder taten genau dies. Bryan zerrte Tala durch den Schnee, dessen Augen immer noch am Massaker hefteten. "Hast du das gesehen? Ich meine, n i c h t gesehen? Die Wölfe hatten nicht mal Zeit zu reagieren! Dabei hatten s i e angegriffen! .." Der große Wolf wandte sich von den zwei Pelzhaufen ab und starrte zu den Bladern hinüber. Der Blick traf Tala wie heiße Felsbrocken. "Nicht möglich" Die überlebenden Wölfe warfen sich herum und rannten so schnell es ihre ausgelaugten Beine erlaubten, als ihr Anführer sich in Asche und verbrannte Knochen auflöste, einen unirdischen Schrei durch blutige Fänge entlassend. Der blaue Schemen erhob sich von dem Kadaver, der von E i s verbrannt war, und kristallisierte sich zu zerbrechlichen Schneeflocken die durch die Nacht und über die erhitzten Gesichter der Flüchtlinge strichen. Nicht ohne letzte Worte, flammende Lettern in Talas Kopf. >Wenn schon sterben.......dann für dich.....Boris..wird uns töten..bleibt stark..........wir sind schwach bei ihm...< Flashback Ende Neben den plagenden Schuldgefühlen hatte Tala sich auch mit Bryans scharfer Stimme auseinanderzusetzen. "Dieses Leuchten war stärker gewesen als die Aurora Corealis. Bestimmt haben die uns gesehn, mal ganz abgesehen von den verdammten Wölfen." Ihr Angstgeheul war weit hörbar gewesen - gewiss hatten ihre Verfolger sich gefragt: Furcht vor Flüchtlingen ohne Waffen? Wie hatten sie sich gewehrt? Mit ihrer verrückten Lache? Spencer stöhnte. Tala war sofort an seiner Seite, die Hände stützend an dem Gefährt, welches immer schwerer zu werden schien und an den unterernährten Muskeln zerrte wie ein störrischer Esel, ein Schritt nach vorne, zwei zurück. Bryan lief bereits den nächsten Hügel hinauf. Sein blassblauer Schopf verschwand zwischen den tiefhängenden rebartigen Tannenästen. Nie würde Tala diesen Anblick vergessen. Es war dass letzte Mal, dass er Bryan sehen würde. Der Schrei war wie ein Startschuss, die schwarzen Gestalten schnürten zwischen den Tannen hervor. Sie waren Menschen, aber das machte das ganze nur noch schlimmer. Tala schaffte es nicht mal mehr bis zur Stelle wo Falborgs Besitzer verschwunden war. Hände packten ihn, etwas sehr Schweres schlug zu, und dann war nur Dunkelheit. Sicher war nur dass die Strafe angesichts ihrer Flucht furchtbar sein würde. Und Alexander würde es freuen. Mit Sicherheit. ~_||°||_~ Viele Albträume hatte die die in dunklen Zeitaltern schlafende Menschheit bereits erlebt und so müde mitverfolgt, als beobachte sie die Gezeiten eines schwarzen Meeres – wissend, dass Verschlungenes bald wieder bloßliegen würde. Manchmal gingen diese Schrecken von lauernden Ahnungen aus oder dem Blutdurst eines ganzen, sich wie Ratten vermehrenden Volkes auf der Suche nach Gold, Raum, Macht. Am Anfang war da oft nur eine fixe Idee voller hochtrabender Visionen, wie ein Gifttropfen, der in einen Kübel warmem Wassers fiel. Diese Visionen nährten sich allzu oft in einem einzigen Menschen. Ein Mensch, der Menschlichkeit neu definierte, der die Unmenschlichkeit nur zu einer weiteren Möglichkeit machte, die Dinge zu regeln… Kai hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass Mikovich dazu gehörte. Boris’ rechte Hand. Der, der seine Moral und seinen Verstand handhabte wie einen Kaugummi unter seiner Sohle. Der die Jungen gejagt hatte wie versprengtes Wild, um es einzupferchen wie seelenlose Zehengänger, mit großen runden Augen und Mündern, zu Schreien aufgerissen, in denen rein gar nichts mehr an den fühlenden, denkenden Menschen erinnerte, der sie mal gewesen waren. Der neben dem Schlachtblock über jeden Witz lachen konnte. Der Ian Albträume aufgeladen hatte, die größer waren als er selbst. Dort stand er, vor sich diesen Jungen, der einfach nur die Gemüter hatte wecken wollen und jetzt von Kai umgedreht wurde. Große Augen starrten Dranzers Besitzer an, der neben dem Sprayer auf die Knie gesunken war. Nie würde Kai diesen Anblick vergessen, nie den Moment aus seinen Gedanken streichen können, als dieser Junge starb. Augen fern jeder Emotion. Augen fern jeder Realität – oder bereits in einer anderen Realität versunken. Diese Augen weiteten sich einen Moment lang in grenzenloser Verwirrung – oder Erleichterung, wie sehr hoffte Kais hilflose, schreiende Seele das… Der letzte Atemhauch des Namenlosen striff mit einem Flüstern seine Wange. „Oh, ich…hab gedacht, dass es… schlimm sei…“ Der Junge, keine achtzehn Jahre alt, hauchte sein Leben ohne jede Todesangst aus, die er zuvor verspürt hatte. Kai glaubte, es nicht verkraften zu können, obwohl er derartige Erfahrungen gesammelt hatte. Aber Kai war intelligent, und seine Fantasie groß – und zeichnete sich nicht zuletzt durch die Fähigkeit aus, Geister zu sehen. Fast erwartete er, die Seele des Jungen vor sich zu erkennen, aber er starrte auf nichts weiter als einen toten Körper, der noch vor einer Minute ein denkender, fühlender Mensch gewesen war, voller Lebenslust und nicht der geringsten Ahnung vom Tod; voller Träume, Pläne und Ängste…ein Juwel des Lebens… Niemand weiß es, flüsterte eine Stimme in Kais Innerem. So schnell kommen wir auf diese Welt, durch nichts weiter als gottverdammten Sex. Und so schnell verlassen wir diese Welt…so schnell kann es gehen, nur einen Wimpernschlag, mehr hat es nicht…so viele Tote in den letzten Urzeiten…wie kann man sagen, dass nach dem Leben noch was kommt..? Wie kann man sagen, jeder Mensch sei etwas Besonderes? Wir sterben allein, i m m e r allein, und dann ist es vorbei, als wäre nichts gewesen. Nichts hat Bedeutung in dieser Welt, n i c h t s. Kannst du dir das vorstellen, Kai? Nicht mehr zu existieren, zu denken und zu wissen, dass jeder Gedanke ein Ende hat? Tot zu sein? Und fast noch schlimmer ist die sichere Gewissheit, dass es passieren wird, der Moment des letzten Atemzugs. Der Rest ist nur eine Frage der Zeit. Nichts hat Wert. Kai zuckte und stöhnte, was Mikovich und seine Gefolgsleute zum Anlass nahmen, sich zu nähern. Ihre kleinen, glänzenden Augen hingen an dem Jungen, der außer sich zu sein schien und versuchte sich mit der Stimme in ihm, die keineswegs menschlichen Ursprungs gewesen war, auseinanderzusetzen. Aber ebenso schnell wie dieses bleierne Echo, hervorgerufen durch das kalte Grauen, aufgetaucht war, so schnell hatte es sich verzogen wie ein sommernächtliches Gewitter. Kai grub weiter, versuchte ihren Kern zu finden, der in ihm ruhte, ruhen mu s s t e, als ihn die Männer an den Armen packten. Der reine Schwung riss seinen Kopf zurück, der beim Aufschlag auf dem Glas einer Säule einen Sprung hinterließ. Kai wurde herumgedreht und starrte darauf, während er herauszufinden versuchte, wie dieses durchsichtige Material hieß. Er wusste es nicht mehr. Eine Stimme ertönte an seinem Ohr, über das Blut rann, stets begleitet von einer konsequenten Warnung. Es war, als sagte selbst die Bitte um noch etwas mehr Zucker für den Tee nur eins aus: Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Die eine ist leicht, sogar sehr leicht. Die andere möchtest du bestimmt nicht kennenlernen. „Wie hab ich es genossen, zu sehen, wie du gekämpft hast. Du hast uns alle beeindruckt, Fenniks. Dein Großvater wäre stolz auf dich, wenn auch nicht so, wie er es sich zu Anfang gewünscht hat.“ Benommen betrachtete Kai das Spiegelbild Mikovichs im gesprungenen Glas. Der Mann hinter ihm lächelte, und plötzlich wurde er sich bewusst, dass er der Leiche keine Beachtung zollte. Als würde Mikovich die beginnenden Impulse spüren, die Kai rasen lassen würden, verfestigte er seinen Griff um eine Schulter des Jungen, die dieser längst nicht mehr fühlte. Eine Hand griff in die Taschen seines Hemdes und zog einen Blade hervor, der ebenso magisch zu sein schien wie der Kugelschreiber eines Beamten. Dranzer schwieg. „Was diesen Sprayer angeht, Kai, so musst du uns als nicht mehr dem Gesetz unterworfene Jäger sehen. Vielleicht haben wir ihm einen Gefallen getan – wer weiß? Würde es etwas ändern, wenn er gelebt hätte? Ein weiteres weißes Gesicht in diesen Straßen, die du so sehr hasst? Komm schon, Kai!“ Irgendetwas hinter diesen Worten lachte ihn an, und er fühlte sich beschmutzt, besudelt von einer fröhlichen Selbstverständlichkeit. Denn so klang Mikovichs Stimme jetzt. Es war diese besondere Fähigkeit von ihm, es machte ihn sympathisch. Es war absurd. “Er ist jetzt tot“, murmelte Kai, obwohl er wusste, dass er verloren hatte. Kein Gedanke ließ sich packen, so sehr er es versuchte, und alles erschien ihm so dilettantisch, und Mikovich so mächtig. Es stimmte. Er war wieder vierzehn Jahre alt. „Nochmal…“, erwiderte eine der grausamsten Stimmen seiner Kindheit mit einem Seufzen. „Macht es einen Unterschied? D u lebst, und selbst das war unsicher. Erinner dich an Alexander. Ihn wird auch noch so einiges erwarten, da er sich auf diese Wette eingelassen hat. Aber dass du hierhergekommen bist, mit i h m als Ziel, das zeugt von Treue. Du möchtest doch wissen, ob Tala lebt, oder? Wegen mehr bist du nicht hierher gekommen. Ich kann es dir zeigen – und dir nebenbei vielleicht einen anderen Wunsch erfüllen. Einen besseren. Einen, für den es sich zu kämpfen lohnt.“ Der dunkle Wunsch. Ein Wunsch, der Unterwerfung lehrte und Macht verlieh. Kai wurde hochgezogen, auf Beine, die ihm nicht mehr gehorchten. Die dunklen Mauern der Abtei wichen bald einem grauen Himmel, der luxuriös ausgestatteten Autotüren Platz machte, die sich hinter dem Besinnungslosen mit einem Klicken schlossen. ~ T |3 ( .. Wer hat den Alphawolf des Wolfsrudels in organische Kohle verwandelt? Was wird Kai zustoßen? (Morddrohungen u Proteste an mich!!!^^°) Was passiert mit Ezra??? Was hat Kai gesucht? (Na? NAA??? XD) Was schwächt die Bitbeasts in der neuen Abtei? (Dumme Frage muss mir noch was ausdenken…) Hat Moira wirklich Kai für eigennützige Zwecke ausgenutzt? (Soll sie ja oder nein?) .... Im nächsten Kapitel dann… … …geht’s unglaublich ab XD ich werd Bitbeasts gegeneinander kämpfen, Grausamkeit walten, Rentner verrückt werden und Cyborgs im Angesicht des Todes lachen lassen!!! Ich werd mmppfpfpffmmmppfff… Kai: u____û *hält mit Überwindung Seis Mund zu* *nickt Tala zu* Tala: *zieht den Vorhang zu auf dem folgende Lettern stehen* Anhang (1) Was das wohl bedeutet? *g* Ich erinner mich da an nen Leser namens TalaxBryan_Fan…hab mir da schon was ausgedacht ^_° (2) Subnival = Unterm Schnee fortbestehend, unter ewigem Schnee bestehende Lebensformen. Jesses, unsre Russen sind gebildet XD (3) Dass Spencer ein Schatz ist und auch etwas .. unkompliziert, das ist klar. Zweiteres soll nicht Bryans und Spencers Fähigkeit eine Tür zu erkennen bemängeln *lol* Ich finds einfach süß…was sich die deutsche Synchro sich dabei gedacht hab weiß ich auch nich XD Greez § eure seishin-sakuran Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)