Der Dämon eines Mannes von Alexej_Axis (Schatten, die das Mondlicht bringt / Eigene Erzählung mit eigenen Charakteren vor dem Hintergrund des Rollenspiels Cyberpunk2.0.2.0.) ================================================================================ Kapitel 4: 11001-DeadGirl Welcomes You -------------------------------------- Kira wohnte in einer kleinen Arcologie am Rande der Moderate Zone. Er parkte die Shiva im angebundenen Parkhaus und nahm den Fahrstuhl in den zwölften Stock. Als er den dunklen Raum betrat, kamen ihm leuchtend grüne Lichter entgegen, die sich vom einfallenden Licht aus dem Flur nicht davon abhalten ließen, ihrer Programmierung zu folgen. "Hallo Manx." Kira betrat die Wohnung und seine Katze begrüßte ihn stürmisch, indem sie laut schnurrend um seine Beine strich. Der Killer schloss die Türe hinter sich und nahm das Tier auf den Arm. Es war ein älteres Modell, aber es war gut überarbeitet worden. Kira hatte es gebraucht in einem PetMinders Laden an der 45. gekauft. Das arme Ding hatte im Fenster gesessen und aus zwei grünen Augen leblos durch die Scheibe gestarrt. Sie war eine typische, japanische Glückskatze. Dreifarbiges Fell, ein wenig struppig, weil der Vorbesitzer Wasserstoffperoxidlösung darüber verschüttet hatte, doch dafür sehr weich. Kira hatte es nicht auswechseln lassen. Manx hatte nur einen halben Schwanz, aber so musste das sein, bei einer japanischen Glückskatze. Ihre großen grünen Augen sahen immer etwas traurig aus, und das Fell an den Ohren war ein bisschen fleckig. Der Solo konnte sich keinen besseren Gefährten für einsame Stunden vorstellen. Sein Leid konnte er mit keiner Menschenseele teilen, also blieb ihm dieses kleine, vom Pech verfolgte und doch fröhliche Ding. Auch Stahl hat eine Seele ... und seine Dämonen. Als er das Licht anschaltete erschien Hel auf der dunkelbraunen Couch. "Willkommen zurück." Sie lächelte. Kira hob eine Augenbraue und lächelte, stellte dann erst einmal den Gewehrkoffer ab und warf die Jacke in die Ecke, um sich mit der Katze auf dem Arm auf die Couch zu werfen. "Du warst doch mit mir weg", sagte Kira vorsichtig. Er war sich Hels Geisteszustandes manchmal nicht sicher. "Ja schon, aber du magst es, wenn dich jemand Willkommen heißt." Dieses ermutigende Lächeln. Kira setzte sich neben Hels flimmernde Gestalt und lehnte sich zurück, um die Katze auf die Stirn zu küssen, die leise miaute. Die Frau mit dem langen hellbraunen Pferdeschwanz und den warmen wallnussbraunen Augen betrachtete ihn distanziert, jedoch gerührt. Sie trug eine grün-gelbe Kombination aus einer GibsonNetSuit und einer Roadrasher, die mit einem flackernden Netzgitter untermalt war. Wie immer. Ihr Icon, mit dem sie sich Kira visualisierte, konnte außerhalb des Netzes niemand sehen. Doch der Solo bemühte sich, sie wie ein menschliches Wesen zu behandeln. "Danke, Hel." Er griff nach dem kleinen schlanken, schwarzen Deck und schaltete es an. "Wolln wir doch mal sehn, was uns der Henchman geschickt hat." Seine Finger wanderten zu seinem Hinterkopf. Er zog die Schutzklappe aus Kunsthaut zurück und holte die Funktroden aus dem antistatischen Tütchen, um sie einzustecken. "Danke." Hel verschwand neben ihm und er lächelte. Er fischte sich eine Lakritzstange aus der schwarzen Plastikschale auf dem Tisch und klappte den Monitor des Decks hoch, um auf Benutzerebene einzuloggen, während seine bessere Hälfte direkt ins Netz einchippte. In letzter Zeit machte er sich Sorgen um Hel und er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte. Er bezweifelte inzwischen auch, dass er selbst jemals einen Weg finden würde. Vielleicht war es nicht gut, dass er ihre Existenz vor absolut jedem geheim hielt, aber es erschien ihm einfach zu gefährlich, jemandem mitzuteilen, dass er einen extrem leistungsstarken Biochip an seiner Kortex hatte, auf der sich das Backup eines Netrunners befand, dessen eigenes Gehirn nicht mehr existierte. Hel hatte ihren Körper verloren, als ihr Team - welches auch immer - versucht hatte, die Laboreinheit zu stürmen, in der Kira gefangengehalten worden war. Ein anderer Netrunner oder ein Programm der KI des Labors mussten sie getötet haben, so dass von ihrem Gehirn nur noch milchiger Matsch übrig geblieben war. Sie hatte es allerdings geschafft, Kira von der virtuellen Kontrolle der Wissenschaftler zu trennen und ein Backup File von ihrer eigenen Persönlichkeit auf den Biochip in seinem Kopf geladen, nur - dieses war nur zu 78% vollständig. Sie besaß kaum mehr als 1% ihrer gesamten Erinnerungen als Mensch. Kira erschauerte jedes mal bei diesem Gedanken. Sie tat ihm so leid. Sie war kein Mensch mehr, sie war entkörpert worden, doch für ihn war sie eine Person. Was auch immer ihr Auftrag gewesen war, ohne sie wäre er niemals lebendig dort herausgekommen und er wünschte sich nichts mehr, als ihr eine neue Chance zu geben, einen Körper für sie zu finden. Doch das würde ein fast unmögliches Unterfangen werden. Ein Dämon, der dem Geist eines Mädchens verpflichtet ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)