Verwirrung
Warum tut es mir so weh?
Verwirrung
[11/21]
Erschrocken zuckte Johnny zusammen. War Robert etwa der Kopf von Geowatt?
„Ich brauche ihn nicht mehr, ich habe ja jetzt endlich Salamalyon“, der Deutsche blickte mit sich selbst zufrieden in seine Hand, wo Johnnys Beyblade lag. Dann wandte er sich wieder an Martin. „Du kannst dir ja noch ein bisschen die Zeit mit ihm vertreiben. Und danach... nun ja, das besprechen wir später.“ Mit einem fiesen Grinsen wandte er sich ab. „Aber Robert!“, Johnny schrie seinem ehemaligen Freund hinterher, doch dieser lief einfach weiter, ohne ihn zu beachten.
„Hey, sei leise“, meinte Martin ruhig und beugte sich vor, um dem jungen Schotten die nächsten Worte ins Ohr zu flüstern, „Wir wollen doch noch etwas Spaß miteinander haben. So wie neulich...“
Verzweifelt versuchte Johnny sich aus dem festen Griff Martins zu befreien. „Lass mich in Ruhe, du Perverser!“ Er brüllte diese Worte panisch und ihm war sofort klar, dass er keine große Chance gegen Martin hatte. Tränen liefen seine Wangen hinab. Vor lauter Angst war es ihm unmöglich, darüber nachzudenken, was Robert nun eigentlich vor hatte. Er war sich nur sicher, dass er von ihm keine Hilfe erwarten konnte. Der Griff Martins verstärkte sich und er drehte Johnny grob auf den Rücken. Er grinste Johnny an.
„Willst du es genauso haben wie das letzte Mal, oder hat es dir nicht gefallen?“
Immer noch versuchte Johnny sich verzweifelt aus dem Griff zu befreien, den Martin inzwischen auf eine Hand beschränkte, während er mit der Rechten begann, die Hose des Schotten zu öffnen. Dann ließ er die rechte Hand in Johnnys Shorts gleiten und grinste ihn lüstern an. Johnny nutzte diese Gelegenheit der Unaufmerksamkeit, befreite einen seiner Arme aus dem Griff, schloss ängstlich die Augen und schlug zu.
Er spürte, wie er den Kieferknochen traf und wie er das Gesicht seines Angreifers zur Seite schleuderte. Doch als er die Augen wieder öffnete, war er mehr als entsetzt: Robert hielt sich die Wange und blickte ihn verblüfft an.
Schlagartig wurde Johnny klar, dass er alles nur geträumt haben musste; denn Robert hatte ihn in seinem eigenen Zimmer zu Bett gebracht und hatte wahrscheinlich bis eben neben seinen Bett gewacht. Erschrocken starrte Johnny Robert in die Augen.
„Es... es tut mir Leid...“, stotterte er nur und runzelte dann völlig verwirrt die Stirn, als er bemerkte, dass warme Tränen langsam den Weg seine Wangen hinab suchten. Er wollte nicht, dass Robert ihn schon wieder so sah.
Sein Freund winkte jedoch nur ab und rieb sich die Backe. „Ist schon okay. Hattest wohl einen ziemlich heftigen Albtraum...“ Er nahm vorsichtig die Hand von der schmerzenden Wange und blickte Johnny kurz berechnend an, dieser verblüffte ihn jedoch, indem er sich zur Seite - weg von ihm - drehte und sich einfach die Decke über den Kopf zog.
„Hey“, murrte Robert und stieß Johnny vorsichtig mit der Hand an, „Hör auf damit.“
„Womit?“, kam die gedämpfte Antwort von unter der Decke. „Dass du mich immer ausschließt, wenn es dir dreckig geht!“
Ein kurzes Schweigen folgte und Robert seufzte leise, ehe er sich wieder in seinen Sessel neben dem Bett setzte und sein Buch, das er zu Boden geworfen hatte, wieder aufhob. „Du hattest einen Albtraum“, wiederholte Robert und seine Stimme klang nachdenklich, „Du hast mich ganz schön erschreckt, als du plötzlich zu schreien angefangen und wild um dich gehauen hast.“ Er rieb sich nochmals über die Wange. „Zumindest hast du eine ziemlich gute Rechte.“
Wieder reagierte Johnny nicht auf Robert. Dieser empfand Johnnys abweisendes Verhalten langsam als lästig - auch wenn es es durchaus nachvollziehen konnte - und mit einem Schnauben erhob er sich wieder von seinem Platz. Er ging um das Bett herum und griff nach dem Ende der Decke, das er leicht anhob und nach unten umschlug.
Als der junge Schotte wieder danach fasste, um es sich erneut über das Gesicht zu ziehen, hielt Robert die Decke fest, so dass es diesem nicht möglich war.
Der Deutsche streckte seine Hand aus, wischte Johnny ein paar Tränen aus dem Gesicht und meinte dann leise: „Lass uns darüber reden.“
„Ich will nicht darüber reden. Zumindest nicht mit dir.“
„Wenn nicht mit mir, mit wem denn dann?“, fragte Robert sanft und lächelte, „Ich dachte, für solche Zeiten sind gute Freunde da?“
Johnny zögerte, setzte sich auf und umarmte Robert dann. „Verflucht, Robert. Du bist so viel mehr für mich als nur das...“ Er presste sein Gesicht in Roberts Hemd und dieser wusste, dass dem Schotten dieses Zugeständnis ziemlich viel Kraft und Überwindung gekostet hatte und umso glücklicher war er diese Worte endlich einmal aus Johnnys Mund gehört zu haben. Genauso schnell wurde ihm aber auch klar, dass Johnny wieder weinte, obwohl er sich eben erst beruhigt hatte. Behutsam strich er ihm mit der Hand über den Rücken, schwieg aber.
„Robert?“
„Hm?“
„Kannst du... ähm... Hast du... Schläfst du heute Nacht neben mir im Bett?“
Robert blickte Johnny verblüfft an und dessen Wangen röteten sich etwas. „Nicht mehr! Ich will nur nicht schon wieder einen Albtraum haben...“
Als Johnny am nächsten Morgen aufwachte, lag er fest an Robert gekuschelt in dessen Bett. Der Deutsche schlief anscheinend immer noch und Johnny war äußerst erleichtert, dass er die Nacht ohne einen weiteren Albtraum herumgebracht hatte. Müde schloss er seine Augen wieder und horchte dem ruhigen, regelmäßigen Atem von Robert. Nach einer Weile öffnete er seine Augen wieder und blickte Robert einige Zeit lang von der Seite an.
Er wusste nicht genau, wieso es auf einmal so war, aber er hatte das unbändige Bedürfnis, sich einfach über seinen besten Freund zu beugen und ihn zu küssen.
Verflucht, was war nur los mit ihm?
Ausgerechnet er, der wenige Tage zuvor weggerannt war, als Robert ihn geküsst hatte, wollte diesen nun selbst küssen? Warum?
Nun, in Ordnung. Er hatte Robert gestern gesagt, dass er mehr für ihn war, als nur ein einfacher, guter Freund. Aber das musste ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass er ihn liebte, oder?!
Er empfand eben... Bewunderung für seinen Freund. Nicht mehr. So musste es eben sein. Aber wieso, verdammt noch mal, wollte er ihn dann jetzt küssen? Ihm war das alles doch so widerlich vorgekommen.
Okay, vielleicht kam ihm ein Kuss von Robert nach der Vergewaltigung nicht mehr ganz so abstoßend vor und der Gedanke daran... warum wollte er es auf einmal? Warum empfand er es nicht mehr als ekelhaft, sondern als... begehrenswert? Zögerlich brachte er sich in eine sitzende Position und stützte seinen Kopf in seine Hände. Wie schaffte es Robert nur, ihn so dermaßen durcheinander zu bringen?
Vorsichtig linste er zu Robert hinüber, der immer noch tief und fest zu schlafen schien. Er schlief also. Es würde niemand jemals etwas davon erfahren...
~*~