Rêve Noir and Blue Fake von black_rain ================================================================================ Prolog ------ Kommentar: Und noch eine neue Geschi von mir, die mir sehr am Herzen liegt ^^ Ich mag die beiden einfach. Irgendwie ist es süß wie die beiden umeinander herumschleichen ^^° Allerdings oft auch ziemlich lecker, oder was meint ihr ^^ Nun denn, ich hoffe die Story gefällt euch und ist euch auch ein wenig Feedy wert ^-^ Und jetzt viel Spaß beim Lesen ^^ - - - - - - Prolog Nereis[1] schloss die Augen und lauschte dem E-Geige-Klavier-Duett, das er und Shay vorhin eingespielt hatten, beruhigte sich langsam wieder. Beim Spielen war er zuweilen unkonzentriert gewesen und sie hatten das Ganze sooft wiederholen müssen, dass Shay, der von ihm und sich eigentlich nur das Beste gewohnt war, sauer geworden war und ihn schließlich sogar angefahren hatte, er solle sich gefälligst zusammenreißen, damit sie nicht noch übermorgen an den 5 Minuten säßen - und das, obwohl Shay nur sehr selten die Geduld verlor. Dabei war der Ältere ja selbst Schuld! Warum musste ihm auch so warm werden, dass er das Tank-Top ausgezogen hatte - wie zum Teufel sollte er sich bei so einem göttlichen Anblick schließlich noch auf seine Geige konzentrieren können? Glücklicherweise fand er nun rechtzeitig in den Rhythmus hinein, sodass er seinen Einsatz nicht verpasste und seine Stimme geschickt mit den tragenden, melancholischen Klaviertönen verwob. Wenig später stimmte auch Shay mit ein und der Jüngere konzentrierte sich fortan einfach nur auf dessen Gesang, sodass seine eigene Stimme wie von selbst durch eine besonders kraftvolle Glückswelle in höhere Tonlagen getragen wurde. Rei öffnete wieder die Augen und lugte unter dem schulterblattlangen, durchgestuften blutroten Haar hervor, dass wie immer frech und nur wenig gezähmt sein zartes, alabasterweißes Gesicht umspielte, ihm gerade so in die Augen hing, dass es zwar lästig, aber durch die Gewöhnung ignorierbar war - und schlicht und einfach atemberaubend gut aussah. Und darauf kam es bei ihnen - Shay und Nereis - nun einmal - wenigstens unter anderem - an: Sie waren echte Stars, weit über die Grenzen Japans hinaus bekannt. Selbst in europäischen Ländern wie Deutschland und Groß Britannien hatten sie eingeschworene Fan(atiker)gemeinden von beachtlicher Größe, obwohl man ihre Musik außerhalb Japans nur durch Internetauktionen und -downloads sowie teuren Import in die Hände bekam. Kurz: Sie waren berühmt. Berühmt dafür, klassische Instrumente wie Klavier und Geige perfekt in die Moderne hinübergerettet zu haben, ohne ihren alten Reizen Abbruch zu tun oder das junge Publikum zu vergraulen. Shays weichfließender Bariton und Nereis' verspielter und zugleich kraftvoller, ausdrucksstarker Tenor, die praktisch jede Tonleiter ohne Schwierigkeiten erklommen, taten ihr übriges. Ebenso Shays herausragende Fähigkeit, wirklich großartige Stücke zu komponieren und Reis Talent, Texte von wahrer Größe zu schreiben, ohne dass diese überheblich wirkten und trotzdem singbar waren, waren nicht unschuldig an ihrem Erfolg. Was ihnen jedoch den letzten Feinschliff und ungezählte Briefe liebeskranker Teenager einbrachte, war doch nicht zuletzt auch ihr Image. Trotz dem frühen Tod ihrer Eltern, welche befreundet gewesen waren und die alle vier in demselben Auto bei einem Unfall umkamen, hatten sie sich nicht hängen gelassen, sondern ihre Talente genutzt, um ihre Trauer zu verarbeiten, Mut zu schöpfen und an neuer Stärke zu gewinnen. Sie waren bekannt für ihre provozierenden aber nichtsdestotrotz ästhetischen Outfits, bekannt dafür, niemals aufzugeben und selbst mit vierzig Grad Fieber noch für ein zweieinhalbstündiges Konzert auf die Bühne zu gehen um ihre Fans nicht zu enttäuschen und auch für ihre Freude an der Provokation, die sich unter anderem in ihrer Bisexualität zeigte, welche sie nicht nur offen zugaben und öffentlich lebten, sondern auf den Bühnenbrettern auch wahrhaftig in Szene setzten. Sie spielten mit ihrem Ruf "Yaoi-Bishounen", also schöne junge Männer, die (unter anderem) ihr eigenes Geschlecht liebten, zu sein, wie niemand sonst und das was bei anderen japanischen Sängern und Bands "Fanservice" war, das gehörte bei ihnen einfach dazu. Ihre Konzerte waren wie Theaterstücke mit aufwendigen Bühnenbildern in denen sie Schauspieler und Musiker zugleich waren - und jedes einzelne - selbst innerhalb einer Tournee - war ein wenig anders, weshalb es nicht selten vorkam, dass ihnen die besonders treuen Fans eine ganze Tournee lang nachreisten um jedes ihrer Stücke zu sehen, die völlig im Zeichen ihrer ganz eigenen Ästhetik, der Kunst und der nicht selten philosophisch angehauchten Lyrik standen, wobei alle drei Komponenten zu einem manchmal etwas melancholischen, aber wunderschönen Traum zusammenspielten. Benommen von Shays Stimme, die bereits langsam verklang, sang Nereis die letzten Noten als zauberhaftes kleines Solo, welches an einen bunten, zarten Sommervogel in einer Winterlandschaft erinnerte und trotzdem seltsam ermutigend wirkte, selbst wenn man es selber war, der es sang. Blinzelnd nahm er die Kopfhörer ab, als der Aufnahmeleiter sein Okay gab, sah zu dem einen Kopf Größeren hoch und spürte ein Gefühl von Wärme und Nähe in sich aufsteigen. Denn Shay lächelte... "Du wolltest wohl das vorhin wieder gut machen, was? Gut gesungen, Kleiner!", lobte jener ihn zufrieden grinsend. "Sehr gut sogar!" Rei errötete leicht, sodass sich ein ebenso zarter wie seltener rosener Schimmer über seine blassen Wangen legte. Er gestatte sich ein schüchternes Lächeln, was in Anbetracht der Tatsache, dass er bemüht war, sich nie die Blöße von Schwäche oder manchmal auch Gefühlen im Allgemeinen zu geben, eine echte Besonderheit darstellte. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Shay ihn überrascht ansah und sein Schweigen falsch auslegte: "Hey... Tut mir Leid, dass ich dich vorhin so angeblafft habe - es war nicht fair, schließlich habe ich auch mal einen schlechten Tag..." /...den du dir dann aber jedenfalls nie anmerken lässt/, dachte Rei ein wenig bitter. Er wäre für Shay durchs Feuer gegangen, auch wenn jener das wohl nicht einmal _ahnte_, aber manchmal war sein Sandkastenfreund und Bandpartner einfach _zu_ perfekt. So perfekt, dass jedes Talent und jede Bemühung nichts mehr halfen, man trotzdem unterlag... "Schon gut", schüttelte Nereis den Kopf. "Du hattest ja Recht..." Die Augenbraue des Halbnackten zuckte fragend nach oben, sodass sie unter dem dunkelblauen mit silbrig glänzenden weißblonden Strähnen durchsetzten Haar verschwand, das sein Gesicht in kunstvollem Chaos umspielte, zugleich Sinn für Ästhetik und Lust zur Provokation auszudrücken schien. Wenn sie allein waren, wie jetzt in diesem Aufnahmeraum des Studios, fiel es Nereis deutlich leichter, er selbst zu sein und Schwächen zuzugeben - das wussten sie beide. Schließlich war Shin-Ayumi sein bester Freund - und ganz nebenbei seine heimliche Liebe, auch wenn er wusste, dass er für jenen nur ein bester und längster Freund war und auch immer bleiben würde - weshalb er Shay seine wahren Gefühle auch nie gestanden hatte, ihm nie erzählt hatte, was für Gefühle sich in ihm entwickelten, wenn der Ältere ihm entsprechend ihres Bi-Bishounen-Images vor den Fans küsste, was er für Emotionen in seinem jüngeren Freund auslöste, welcher der Außenwelt immer nur seine künstlerische und geradezu herausfordernd erotische, zugleich aber auch ziemlich gleichgültige und mehr oder weniger egoistisch-arrogante Seite zeigte. Für seine Fans, die alles über ihn zu wissen glaubten, war er der coole, very sexy Visu-Vamp, der geniale Texte schreiben, perfekt Geige spielen und mit einer unglaublichen Stimme singen konnte. Doch in Wirklichkeit war er viel schwächer und sensibler als selbst Shay zu wissen glaubte, verschloss diese Eigenschaften nur aus reinem Selbstschutz tief in sich selbst, verdrängte beziehungsweise vergaß sie zuweilen sogar, weil er wusste, dass sich sein Freund nur für starke Persönlichkeiten interessierte und selbst dieses Interesse schnell wieder verlor, wenn sich der andere abhängig von ihm zeigte. "Nereis... Fühlst du dich nicht gut?", fragte Shay verwirrt, klang nun doch leicht besorgt. "Nein, nein... Alles in Ordnung", log Rei - was hätte er auch anderes sagen sollen? "Ich bin nur ein bisschen müde..." Das wiederum war noch nicht einmal gelogen, denn gestern war der Todestag ihrer Eltern gewesen, doch wegen Unwettern waren sämtlichen Flugzeugen und auch dem Helikopter, den sie oft wegen der Privatsphäre buchten, die Flugerlaubnis gesperrt worden und sie hatten die Gräber ihrer Eltern nicht besuchen können. Es lastete auf ihm - schwerer als das schlechteste Gewissen - und hatte ihn in dieser Nacht keinen Schlaf finden lassen, während der Mond unermüdlich seinem Weg über das dunkle Firmament folgte. Der Ältere legte die Finger seiner linken Hand sanft um Nereis' zartes Kinn und drückte es bestimmt, aber behutsam hoch, blickte ihm tief und schweigend lange in die Augen. "Heute Nachmittag setzen wir uns in den nächsten Heli, den wir kriegen können, in Ordnung? Yokomitsu meinte ohnehin, dass er vermutlich unseren neuen Maskenbildner gefunden hat und der wartet auch schon in Kyoto auf uns, damit wir ihn morgen begutachten können..." "Okay", nuschelte Rei und versuchte dem festen, unnachgiebigen Blick auszuweichen. Doch es gelang ihm nicht, da die schwarzen Iriden ihn immer wieder in ihren Bann zogen und nicht gewillt schienen, ihn freizugeben. Ein leises Seufzen rann aus der Kehle des Schwarzäugigen in die Stille hinein. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Aufnahmeleiter und überhaupt das ganze Team nichts gesagt hatten und sie in Ruhe ließen. Wahrscheinlich konnten sie sich aus dem, was sie durch die Scheibe sahen, zusammenreimen, dass sie kurz einen ungestörten Moment brauchten - aber vielleicht hatten sie auch nur die Mikrophone empfindlicher eingestellt und lauschten ihnen einfach nur. Ayumi, wie Nereis ihn in ganz besonderen Momenten manchmal nannte, streichelte ihm sanft durch das Haar, seine Augen bekamen einen seltsam wehmütigen, sehnsüchtigen Ausdruck. "Weißt du, Rei... manchmal mache ich mir wirklich Sorgen um dich... Vielleicht wäre ein Leben als ganz normaler Teenager wirklich besser für dich gewesen..." "Red keinen Scheiß!", giftete Rei und entzog sich Shays Hand. Er konnte es beim besten Willen nicht leiden, wenn der andere wegen zwölf Monaten und sechs Tagen sowie dreizehn Zentimetern mehr so tat, als wäre er sein erwachsener großer Bruder und er ein kleines, störrisches Gör, dass keine Ahnung vom Leid und Schmerz der Realität hatte. /Dabei kenne ich sie vermutlich besser als du... Viel besser.../, dachte Nereis, fühlte wieder diese Leere in sich, das allumfassende, gähnende Loch in seinem Inneren, das nur von einer einzigen Person ausgefüllt werden konnte - und doch nicht konnte, weil jene Person nichts davon wusste... Etwas blitzte in den schwarzen Unendlichkeiten auf, dann fand er sich plötzlich im Griff zweier starker, unnachgiebiger Arme wieder, die ihn fest an Shays harte Brust drückten. Die hellblauen Augen, etwas, dass der Jüngere über eine Generation hinweg von seiner deutschen Großmutter mütterlicherseits geerbt hatte, weiteten sich überrascht. "Sh... Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wütend machen..." "Shay...", hauchte Rei erstarrt. Diese Nähe... war zuviel für ihn. Er begann zu zittern. "Rei?", machte der Ältere alarmiert. "Lass mich los", bat er flüsternd, war wie betäubt. Fragende Verständnislosigkeit blickte ihm entgegen. "Was ist mir dir?" "Lass. Mich. Los.", wiederholte er zähneknirschend. "_Bitte_!" "_Warum_?" Erbost stieß der Ältere ihn von sich und Nereis, der auf diesen Stoß natürlich nicht vorbereitet gewesen war, gab einen erschrockenen leisen Schrei von sich, ehe er auf dem Boden landete und mit dem Kopf auf irgendeine spitze Kante traf. "Ich bin dein bester Freund oder nicht? Verdammt noch mal, sogar mehr als das - wir sind zusammen aufgewachsen und ich bin dein _Arbeitspartner_! Und trotzdem entfernst du dich jeden Tag ein Stückchen mehr von mir! Ich habe das Gefühl einen Fremden mit bekanntem Gesicht vor mir stehen zu haben!" "Wenn du nicht genügend Dramatik in deinem Leben hast, stell dich auf die Bühne anstatt mich wie eine schlechte Shakespearekopie anzumachen!", murmelte er, dann wurde es dunkel... - - - - - - [1] sprich: Ner'ey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)