Nichts als Reichtum von abgemeldet (~*~) ================================================================================ Kapitel 9: ~Hinter dem Abgrund~ ------------------------------- Er reagiert nicht… nicht das kleinste Innehalten in seinen zielstrebigen Bewegungen! Ich kann es mir nicht erklären… meine Gefühle… das Entsetzen, mit dem ich mir sein offensichtliches Verschwinden betrachte. Laut hallt das Keuchen meines Atems in meinen Ohren, als ich meine zitternden Finger spreize. „Wohin gehst du!!“ Und ich spüre die alte Enge in meinem Hals, als wolle mein Leib den Schrei unterbinden, mich verraten… meine Wut unterdrücken. Und ich bin wütend… ich bebe vor Zorn, als er seinen Weg fortführt, meinem Blickfeld zu entschwinden droht! Wieso zögert er nicht?! Weshalb… verflucht noch mal… blickt er mich nicht an?! Man begegnet mir nicht mit Nichtbeachtung! Sie ist meiner nicht würdig! Man hat mich nicht zu missachten!! „Jonouchi!!“ Ein schmerzhaftes Krampfen in meinem Leib, als ich die letzte spärliche Luft heftig aus meiner Lunge presse. Das Luftholen fällt mir schwer. Mein stets kontrollierter Körper, ist den heißen Wogen der Wut nicht gewachsen… >Ich ersticke!!<, befällt mich die grausame Angst, als ich nach Atem ringe, mein eigenes Röcheln vernehme und ermattet auf die Knie sinke. Verschwitzt peitscht mein Haar gegen meine Stirn, als mein Kopf kraftlos vornüber sinkt und sich meine Hände, entgegen der vollendeten Erniedrigung, gegen den Boden pressen. Keuchend stemme ich mich ab, umklammere den Versuch, mich aufzurichten… doch bleibt dieser Versuch ein ewiger und ich schwanke hilflos zwischen dem Herabsinken und Hinaufstemmen. Eine schmerzhafte Hitze sucht meine Augen heim… ich ächze unter jenem Brennen und als mein Keuchen unter einem schweren Schlucken verebbt, dringt die allseitige Stille in meine Wahrnehmung. Keine Schritte… … kein Atem. So unterdrücke ich auch den Eigenen. Ein dumpfer Schmerz beginnt in meinem Kopf zu pochen, als ich die Zähne fest aufeinander presse. Ohnmächtig tasten sich meine Fingerkuppen über den Boden. Schweiß benetzt meine Haut… ich gleite ab… Und… … ich… Eine verbitterte Leere in meinem Inneren, die mir hohnlachend nur einen Gedanken gestattet. Nur einen grauen Fetzen meiner Furcht… Ich bin verloren... Tot… Wenn bislang nicht, dann bin ich es nun. Ich bin… kaputt… zerstört… pulsierend und verletzlich klafft mein Herz im Loch meiner brüchigen Barriere. Unbarmherzige Kälte zieht mir von dem marmornen Boden entgegen, auf den ich mich zitternd schmiege. Ich bin defekt… Bebend presste ich die Lippen aufeinander… Ich bin… Nutzlos. Nutzlos. Nutzlos. Wie ein immer wiederkehrendes Schreckgespenst kontrolliert mich der Gedanke… nein, diese Tatsache! Ich… Stoßweise kämpft mein Leib gegen den angehaltenen Atem an… mein Kopf… ich kämpfe, doch bald erbebt mein gesamter Körper… ein stechender Schmerz in meiner Brust mahnt mich der unterdrückten Luft und ich unterwerfe mich. Laut ringt meine Lunge nach Sauerstoff… angsterfüllt nehme ich sie auf, stoße sie wieder von mir und vernehme die laute Botschaft, die meinem Atem ein Begleiter ist. Abermals… … und ich will… es… nicht… Ungebändigt, als wolle es mir abermals eine Klinge in meine tückische blutende Kontrolle rammen, bricht das Schluchzen aus mir heraus. Ein langer kläglicher Laut… Zu kurz, um zu versuchen, ihm Einhalt zu gewähren… Zu lang, um nicht an ihm zu zerbrechen… Ich kann nicht mehr… ein müder Gedanke ohne etwaige Erbostheit. Ich… kann einfach nicht mehr… „Kaiba?“ Nur eine Stimme… nur ein Flüstern… und ich fahre in die Höhe. Durch die Tränen erblicke ich verschwommen das Bild des Blonden, der reglos an jener Ecke steht… zu mir blickt. Welch Ironie… welch Spott… sein bloßes Aussehen verschwimmt in meiner Wahrnehmung, während er mehr sieht… mehr, als einen verschwommenen Menschen. Mich… und bis in die tiefsten Abgründe meiner Selbst. Der kalte Marmor unter meinen Händen… er fühlt sich an die unterste Stufe der Treppe, die zu seinem Thron hinaufführt. Dorthin… wo wiedererlangte Kontrolle und Überlegenheit seinen Platz rechtfertigen… mein Thron… einst. „An dieser Stelle endet es…“ Mein Leben…? Ich möchte lachen, doch spüre ich nur die Nässe meiner Augen. Nein… einfach alles. „Versuch, zur Ruhe zu kommen“, fährt er fort und ein unverhofftes Murmeln aus meinem Mund macht mich darauf aufmerksam, dass ich wohl kurz davor bin, ihn mit zitternder Stimme zum Bleiben zu bitten. Doch als ich meinen eigenen Laut vernehme, versiegeln sich meine Lippen abermals und ich bleibe still kauern. „Meine Worte helfen dir nicht mehr. Komm wieder zur Besinnung und tue es auf die Art, die dir die Beste scheint.“ Somit verstummt seine Stimme und doch sehe ich ihn noch immer dort stehen. Nun zögert er… „Wir…“, er beginnt sich zu regen, „… sehen uns morgen. Und, glaube mir… alles wird anders sein.“ Beinahe lautlos kommen die Worte über seine Lippen und gleichsam kehrt er mir nun den Rücken… sein Blick wendet sich ab und meine Hand schnellt nach oben, als wolle sie nach seinem Schatten greifen. Doch sie fasst ins Leere, seine Gestalt wird von einer der kantigen Ecken der Suite verschluckt und lange Zeit starrte ich auf den Punkt, an welchem er soeben noch stand. Wieder bahnt sich eine Linie warmer Nässe ihren Weg über meine Wange, stockend sinkt die Hand gen Boden und eine gewisse Trockenheit legt sich auf meine Lippen, als diese, leicht geöffnet, reglos verharren. Er geht… nein, er IST gegangen. Er ist fort… und in mir regt sich der matte Wunsch, seinem Verschwinden beleidigende Gründe zur Last zu legen. Feigling möchte ich ihn nennen… einen Fliehenden… der Unheil schafft und verschwindet, sobald sich dieses in seinen vollen Maßen zeigt. Der Schaden bewirkt und vor den Ausmaßen flieht. Der verletzt, der beschädigt, der… mich… beschädigt. Ich möchte ihn verhöhnen, ihn herabwürdigen… sein Verhalten mit wahnsinnigen Gedanken ins Negative stürzen. Ich möchte es… wohl mehr aus dem Grund, um mir eine alte geschätzte Fähigkeit zuzugestehen… um zu fühlen, dass ich noch lebe. Zumindest ein Teil von mir. Doch ich schweige… Wie lange sitze ich dort… Bis meine Augen trocken… mein Atem gedämpfter ist… Zeit spielt keine Rolle. Was eine Rolle spielt, ist das Schlagen meines Herzens. Alsbald, als mein Keuchen verebbt, spüre ich es so stark wie noch nie zuvor. Das Pulsieren des Blutes in meinen Venen… die Lebendigkeit meines Körpers… Als bäume sich dieser nach langer Unterjochung auf… und dies gegen mich. So wie sich in letzter Zeit alles gegen mich richtet. Schwerfällig sind die Bewegungen meiner Hände, als sie an jener Lebendigkeit teilnehmen, sich das erste Mal seit langem von jenem Boden lösen und sich in ziellosen verworrenen Gestiken heben. Ein Schweres ist es mir, die Augen von einem gewissen Punkt zu lösen. Apathisch bleiben sie nach vorn gerichtet, bis ich meinen Kopf weit zur Seite wende, stockend um mich starre und meine Umwelt doch nicht wahrnehme. Das letzte Bruchstück meines Lebens findet in meinen Gedanken Verbannung… in einem Traum, aus welchem ich nicht wieder aufzuwachen gedenke. Fragmente meiner Ängste überschlagen sich… Eindrücke scheitern an den Versuchen, in mich einzudringen. Starr kaure ich inmitten der Suite… inmitten meines Luxus… meines Lebens und gleichsam in dessen Ruine. Auch ein Blinzeln bringt mir keine Besinnung zurück und so starre ich auf den milden gleißenden Strahl, den die Sonne durch mein Fenster sendet. Verspielt wirft er Schatten auf meinem Boden, während sich die winzigsten Staubpigmente in ihm tummeln. Gläubige Menschen… Menschen, in deren Welt ein Gott existiert, halten dieses Licht für ein Sinnbild seiner Erscheinung… vor dem Tod… Ein helles Licht, nicht wahr? Und ich erblicke es, obwohl ich erwartete, die Nacht zu sehen. In all ihrer Dunkelheit, die ich in mir trage. In all ihrer Kälte, die mich oft vor Schwäche rettete. Die Nacht, die Gedanken verändert… der ich entrann, indem ich mich dem Schlaf oder der Arbeit verschrieb. Ich fürchte die Nacht. Und noch immer… starre ich auf dieses Licht und fühle mich, als wäre ein Teil von mir gestorben. Wie geht es nun weiter…? Hier nach diesem Punkt, an dem all das endet, was mich ausmacht. Wie geht es… mit mir weiter? Stockend bewegen sich meine Lippen, ohne dass ich in meinem Inneren nach Worten suchte. Und so ist es nur ein stummer zittriger Atem. Es schmerzt… ich fühle mich allem beraubt. Allem, was mich ausmacht. Ich bin Seto Kaiba. Ja… Kaiba. Ich bin… gefürchtet… zielstrebig… eisern… Ich habe mich… unter Kontrolle. Ich bin stark, weil ich keine Emotionen eindringen lasse. Mein größter Verehrer bin ich selbst. Wer ist es dann, der hier kauert? Auf dem Boden, über den Seto Kaiba stets mit erhobenem Haupt schritt? Mit matten Gliedern, die Seto Kaiba immerzu Gehorsam leisteten? Zusammengesunken wie die Menschen, die Seto Kaiba beharrlich verachtete? Perplex, so wie Seto Kaiba es nie gewesen ist. In einer anderen Welt… der Reellen, in der er nie gelebt hat…? Ich bin hier fremd… ich bin nicht ich selbst. Ich bin jemand, den ich nicht kenne. Wer bin ich…? Langsam senke ich die Lider, den Kopf und betrachte mir eine meiner Hände. Als würden sie mir eine längst verschollene Geschichte erzählen. Über das Leben in all seinen Einzelheiten. Einzelheiten, die ich aus meiner Routine drängte, da sie nichtig waren. Schleppend beginnen sich die blassen Finger zu bewegen. Als sie sich voneinander spreizen, erblicke ich gerötete Fingerknöchel, betrachte mir auch das Handgelenk… beinahe ist es schon zierlich. Der lange Ärmel des Yukata ist verrutscht, verbirgt es nicht mehr vor meinen Blicken. Der Stoff des Gewandes weißt Falten auf, bekleidet meinen Körper eher dürftig als recht. Ich spüre meine freiliegende Schulter, blicke an mir herab. Lose hängt der Mittelsaum unter dem kunstvollen Gürtel… ungewöhnlich schnell hebt und senkt sich der flache Bauch, den der Stoff nicht mehr zu verbergen imstande ist. Noch immer halte ich beide Hände gedankenlos erhoben, beginne jedoch, sie zu bewegen… um sie erneut zu spüren, sie allmählich wieder kontrollieren zu können. Mein Mund fühlt sich trocken an, als ich ungewandt nach dem Saum taste, ihn erspüre und meine Brust mit ihm verdecke. Was ist passiert… Ich halte inne, stocke, presse den wärmenden Stoff gegen meine Haut… Derartige Fragen stellt Seto Kaiba nicht. Seto Kaiba kennt etwaige Antworten. Jeder Vorfall… alles ist wissenschaftlich zu erklären. Für alles gibt es eine Lösung und er braucht nicht lange, auf diese zu kommen. Wieder blicke ich zu jenem Sonnenstrahl, schaue über ihn hinweg und werde auf die Flasche aufmerksam, die noch immer auf jenem Tisch steht. Vor kurzem hat Seto Kaiba noch den Wein genossen… während er mit stolzer Haltung in jenem Sessel saß und die Worte eines Blonden verhöhnte. Sehnsüchtig blicke ich zu jenen Polstern, auf denen er Platz nahm. Und ich wünschte… ich könnte die Zeit zurückdrehen, könnte abermals dort sitzen und alles anders machen… besser… Ich spüre eine Regung meines Gesichtes. Meine Augenbrauen sind es, die sich verziehen. Besser…? Oder nur anders…? Wie anders…? Abermals zieht mich die kunstvolle Flasche in ihren Bann. Abwesend betrachte ich sie mir, widme dem Etikett ungewohnte Aufmerksamkeit. Es ist kunstvoll verziert… der kostenlose Vorgeschmack dieser Köstlichkeit. Meine Hände finden im Boden ein neues Ziel. Unbeholfen stütze ich mich ab, nähere mich jener Flasche auf Knien und greife nach ihr. Ihr dünner Hals ist kühl… Dieses Denken… Bruchteile gestalten sich als noch marternder als geordnetes Sinnieren. Einjeder Gedanke reißt mich in eine andere Richtung. Wahrheit oder Trug? Realität oder Traum? Fehler oder Recht? Ich fühle mich so entkräftet wie lange nicht mehr. Meine Lider fühlen sich schwer an, als ich durch das grünliche Glas auf den dunklen Wein starre, ihn alsbald in der Flasche zu schwenken beginne und ihn doch binnen kurzem sinken lasse. Ich stehe unter Schock… ganz bestimmt; anders kann ich es mir nicht erklären. Und ich will nicht mehr… kann nicht mehr. Jetzt nicht. Ich will mich dem entziehen, bevor jene unbekannte gefürchtete Trauer abermals über mich kommt. Abschließen, ohne weiterhin zu sinnieren und mich selbst zu peinigen. Nein, für heute genügt es… Ein leises ‚Klong’ ertönt, als ich die Flasche träge auf den Boden setze und mich in selber Bewegung abwende. Träge trifft mein Arm dabei auf einen Widerstand und erneut ertönt das Geräusch. Ich drehe mich weiterhin; nur flüchtig erfassen meine Augen die umgefallene Flasche und den teuren Wein, der sich über den Marmor ergießt. Und dann wende ich mich nach vorn… zur Bar. *~*~*~*~ *Sie füllt dich an wie Blut die frische Wunde Das Zittern meiner Hände möchte es mir kaum erlauben, den Verschluss der Flasche fest zu umfassen. Mit Verbissenheit widersetze ich mich meiner körperlichen Hemmung, presse die Hand fest auf dessen Deckel und greife nicht minder kraftvoll zu. *und rinnt hernieder seine dunkle Spur, Das Keuchen, das beständig aus meinen Hals dringt, will ich ertränken in der feigsten Möglichkeit, die sich mir in diesem Hier und Jetzt bietet. Die Kälte des Bodens benetzt bereits die Haut meiner unverhüllten Beine; der Yukata ist verrutscht, der Gürtel gelockert, kaum noch als Kleidungsstück zu betrachten. *sie dehnt sich aus wie Nacht in jener Stunde, Die Scheu vor der Schädigung meiner Kontrolle, dem Schwund meiner Standhaftigkeit… Vor Mokubas Augen dem Alkohol den Rücken zu kehren und mich hinter ihnen, diesem zuzuwenden. Welche Kontrolle… welche Standhaftigkeit… *da sich die Matte färbt zur Schattenflur, Niemand erwartet Beweise in dieser Stunde, niemand schwört auf seinen Eindruck. Nur mich selbst kann ich enttäuschen und kann dies in jenen Augenblicken nicht genug. Nachdem der Verschluss seine letzte zitternde Umdrehung macht, entgleitet er meinen Händen, die sich, ohne dem Beachtung zu schenken, der Flasche zuwenden. *sie blüht wie Rosen in Gärten allen, Nie hätte ich gedacht, welche Trockenheit die Augen heimsucht, nachdem sie Tränen vergossen. Annähernd schmerzhaft ist das Blinzeln und so halte ich sie für wenige Momente geschlossen, während ich mich stockend über den Boden taste, meine sichere Ecke hinter der kunstvollen Bar suche und mich an deren glänzende Fläche schmiege. Niemand sieht mich hier… der luxuriösen Weite der Suite kehre ich den Rücken, um mich hier zu verkriechen und die Helligkeit des Tages zu verfluchen, die durch das Fenster zu mir scheint. *die Einsamkeit aus Gewinn und Verlust, Langsam winkle ich die Beine an, ziehe sie nahe an mich und lehnte meinen Kopf, das verschwitzte Haar gegen das glänzende Ebenholz. Fliehend suchen auch meine Arme zwischen meinem Leib und meinen Beinen Schutz und zusammengekauert verharre ich, beide Hände um die Flasche gepresst, müde in die Richtung der Sonne blinzelnd. *das Überleben, wenn die Träume fallen, Auf den stets gepflegten Lippen fühle ich eine raue Oberfläche, als ich sie abwesend aufeinander bewege, tief einatme und die Lider hebe, um mir die Flasche zu betrachten. Es ist die erste, die ich sah, die, die mich aus kürzester Entfernung in der Welt des freien Falles willkommen hieß. *zu viel gelitten und zuviel gewusst. Der gläserne Verschluss der Flasche ist kühl, als ich ihn kurz darauf an meine Lippen setze, träge an dem Getränk nippe und sogleich hinunterschlucke. Brennend bahnt sich die Flüssigkeit ihren Weg durch meinen Körper… ich spüre sie, bis sie meinen Bauch erreicht, in welchem nach wenigen Augenblicken eine gewisse Wärme auflebt. Aufleben… ja, und es tut gut. *Entfremdet früh den Tatsachen der Wirklichkeiten, Bis mein Hals in Flammen zu stehen scheint und sich ein dumpfer Druck in meinem Magen bildet… dann reiße ich mich von der Flasche los, stoße ein lautes Husten aus und presse die Hand auf den Mund. Sie zittert wirklich. Verkrampft schließe ich die Augen, spüre, wie sich jenes Aufbegehren meines Leibes wieder legt. *versagend sich der schnell gegebenen Welt, Schmerz… in zwei Seiten zeigt er sich und oft genug sah ich die eine. Weder das Schmerzen meiner Glieder nach Tagen der fanatischen Arbeit, noch das einer Wunde, einer Verletzung. Perfekte Kontrolle, wie ich sie… praktizierte… lässt Unfälle nicht zu. *ermüdet von dem Trug der Einzelheiten, Schmerz der anderen Seite jedoch… ist mir stets ein unerwünschter Begleiter. Meine Seele zerfressend, mein Menschenbild zerstörend, leistet er mir stets Gesellschaft. Mit ihm zu sein, ist Einsamkeit, welche er sein Reich nennt. *da keine sich dem tiefen Ich gesellt; Tobend und wütend beherrscht er es, so wie jeden, der sich dorthin verirrt. Und mit höhnischer Zuneigung schenkt er Umarmungen und löst diese nicht. Eine Freundschaft, die ich nicht schwer erkaufte und die dennoch ewig zu sein scheint. *nun aus der Tiefe selbst, durch nichts rühren, Wieder setze ich jene Flasche an meinen Mund, trinke und spüre das alte Rasen meines Herzens. Der leise Widerstand gegen den emotionalen Schmerz, dem ich mich mit erbittertem Handeln entziehe, als mich ihm hinzugeben und ihn als Vertrauten anzusehen. *und die kein Wort und Zeichen je verrät, Ich verfalle der Hast… trinke mehr, obgleich mein Körper deutlich rebelliert. Ich muss mich sputen, mir die Sinne vernebeln, bevor ich mich selbst in meiner Armut hier kauern und trinken sehe. Bevor es mich überkommt, mich zu bemitleiden. *musst du dein Schweigen nehmen, Abwärtsführen *zu Nacht und Trauer und den Rosen spät. Ich möchte nicht mehr denken, nicht mehr fühlen… Nicht mehr zweifeln, nicht weitere Tränen vergießen… Tränen… als würde Eis zerschmelzen. *Manchmal noch denkst du dir; die eigene Sage… *Das warst du doch? Ach, wie du dich vergaßt! >Seine verfluchten Worte!<, schreit es in mir und das Brennen des Getränkes lässt meine Gesichtszüge entgleisen. Eilig trenne ich mich abermals, huste laut und krieche in mich zusammen. >Seine verfluchten Worte haben mir Schaden angetan!!< *War das dein Bild? War das nicht deine Frage? *Dein Wort, die Existenz, die du besaßt? Alles haben sie mir genommen! Kontrolle, Beherrschung… alles, was mein Leben war! Gestoßen haben sie mich in eine schiere Unsicherheit, in der ich keine Zukunft sehe! *Mein Wort, meine Existenz, dereinst besessen, *mein Wort, meine Existenz, zerstört, vertan… Was bin ich noch?! Was soll ich werden?! Bebend presse ich das Kinn auf meine Brust, verkrampft beißen meine Zähne aufeinander. Meine Schultern erbeben unter kurzen unterdrückten Atemzügen. Schon wieder… Ich denke, ich fühle. Ich verfluche mich, verfluche ihn und alles, was nun ist. Dass die Trockenheit meiner Augen der alten Nässe weicht und mir gedämpfte Laute entrinnen. *Wem das geschah, der muss sich wohl vergessen *und rührt nicht mehr die alten Stunden an. Dumpf schlägt die Flasche auf dem marmornen Boden auf, als ich den Griff um ihren Hals lockere, die Arme um die Knie schlinge und schluchzend das Gesicht hinter diesen vergrabe. *~*~*~*~ Wärme… ich spüre sie an einer Stelle meines Körpers und vermag nicht zu sagen, welche es ist. Ich höre das leise Rauschen meines Atems und nehme ein leichtes Ziehen wahr, als ich tiefer nach Luft giere und sie in mir aufnehme. Die einst so unendlich erscheinende Finsternis, die ich vor mir sah, weicht einem tiefen dunklen Rot, welches mich blendet, obwohl ich glaube, die Augen noch geschlossen zu haben. Meine Wahrnehmung erwacht aus der Taubheit des Schlafes. Lahm öffne ich den Mund, entlasse einen tiefen Atemzug und spüre einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ein schweres Gewicht scheint mich niederzudrücken. Meine Arme fühlen sich matt an, ich halte sie weit von mir gestreckt, ebenso meine Beine, an denen ich etwas fröstle. Wieder atme ich tief ein, tief aus… bewege die Lider, ohne die Augen zu öffnen und zähle das leise Pochen, das hinter meinen Schläfen festsitzt, dem das Stechen wich. Es erhebt sich unaufhörlich und nach wenigen Augenblicken werde ich mir der Tatsache bewusst, dass mein gesamter Körper von Schmerzen geplagt ist. Mein Magen rumort, ein widerliches Gefühl durchflutet meinen Bauch und ein säuerlicher Geschmack liegt auf meiner Zunge. Ich verziehe die Miene, meine Konzentration sucht den erwärmten Punkt meines Körpers und stockend beginne ich diesen zu bewegen. Es ist meine Hand… meine Finger, die ich krümme und wieder von mir spreize. Und dann endlich gelingt es mir, die Augen zu öffnen. Selbst sie lassen dies kaum zu und es ist mir unangenehm, wie ich in die Helligkeit des Tages hineinblinzle, bald darauf vor dem Licht fliehe und die Augen schließe. Ein Juckreiz befällt meine Stirn; ich spüre die wirren Strähnen meines Haares, die wild mein Gesicht bedecken und kämpfe währenddessen mit der rasch aufkeimenden Übelkeit. Ich sehne mich nach dem Schlaf… es geht mir schlecht. Es ist ein neues Gefühl, auf das ich jederzeit und mit größter Bereitwilligkeit verzichten würde. Kraftlos blähe ich die Wangen auf, hebe eine Hand vom Boden und bewerkstellige dies nur mit Anstrengungen. Träge hebt und senkt sie sich zu meinem Gesicht, ertastet die Haut und die Haare… streift sie schleppend bei Seite. So blinzle ich wieder, nehme meine Umwelt durch einen trüben undeutlichen Vorhang wahr und lasse das Gesicht zur Seite sinken. Der Schmerz in meinem Kopf bäumt sich auf, ich zische unter seiner Intensität und bleibe liegen. Meine Hand gleitet unbeholfen über mein Haar, bevor sie reglos über meinem Kopf liegen bleibt. Was ist passiert… wo bin ich? Müde erfassen meine Pupillen den Boden, auch meine andere Hand, die weit von mir gestreckt, und zur Hälfte in einem Strahl aus Sonne und Wärme liegt, der durch das Fenster auf den Marmor fällt. Meine Fingerkuppen beginnen sich in dem Licht zu bewegen; eine jede der Regungen verfolge ich abwesend. Es ist wieder hell… es ist wieder Tag… oder noch immer? Ich vermisse jegliches Zeitgefühl, lege bald jedoch keinen Wert mehr darauf, denn mein Körper steigert sich rasch in einen Zustand, der mich ängstigt. Ich verziehe die Brauen, kraftlos taste ich mit der anderen Hand nach meinem Haar, gleite mit den Fingern durch die Strähnen und spüre ihre Rauheit. Benommen taste ich mit der Zunge, raune unter dem widerlichen Geschmack und beginne meine Umwelt mit trüben Augen weiterhin zu erkunden. Die weiße Decke über mir… die Wände umgeben mich in weitem Radius. Ich liege inmitten meiner Suite, in naher Entfernung der Polstermöbel und weiß beileibe nicht, wie ich hierher gelangte. Graue Fetzen der Erinnerung durchstreifen meinen schmerzenden Kopf und verlieren an Wichtigkeit, als mir ein lästiger Geruch in die Nase steigt. Unter einem gepeinigten Brummen beginne ich mich zu regen, taste mit den Händen um mich, suche nach Halt und richte mich mühsam auf. Meine Glieder lassen mich das dreifache Gewicht spüren… vor meinen Augen schwankt das Bild und abermals zische ich unter den Kopfschmerzen auf. Doch endlich hocke ich. Kurz darauf finden beide Hände zu meinen Schläfen, reiben diese kurz und gleiten stockend zu meinen Augen, um diese unter sich zu verbergen. Nur zu einem stummen Kopfschütteln bin ich imstande. >Ich schlafe noch immer<, denke ich mir. >Ich bin noch nicht wach…< Und so blinzle ich zwischen meinen Fingern hindurch und erblicke zwei Flaschen, die nahe bei mir liegen, teils wurden sie geleert, teils liefen sie aus und der Stoff meines Yukata ist es unter anderem, der von ihrem Inhalt durchweicht ist. Die Feuchtigkeit ist nun nicht mehr als Klamme und doch peinigt sie meine Nase. Ein leiser Ekel befällt mich und unbeholfen befreie ich mich von dem letzten Stück, welches noch vom Gürtel gehalten wird. Währenddessen schweift mein Blick weiter, matt gleiten meine Hände über den Stoff des Yukata und halten bald in ihren Bewegungen inne. Ungläubigkeit befällt mich… sowohl auch Irritation und ich drehe das Gesicht zur Seite, nur, um mich auch weiterhin der Bestürzung hinzugeben. Die Kissen, die anfänglich noch das Sofa zierten, zieren nun den Boden. Beide Barhocker liegen ebenso auf diesem. Zersplitterte Gläser neben der Bar. Zwischen den glänzenden Scherben die Blätter einer Zierpflanze, die samt Topf aus der kunstvollen Halterung gerissen wurde. Die kunstvollen Strukturen des Marmors sind mit dunkler Erde verziert; nicht weit von mir liegen die Splitter des zerbrochenen Aschenbechers. Alles ist verwüstet… Und an meinen Händen haften die Beweise, die mich zum Täter machen. Ziellos wechseln meine Pupillen von einer Seite zur nächsten… ich suche die Konfrontation mit den Tatsachen, ringe um Konzentration und fühle mich in dieser Situation zu nichts fähig. Der Gestank von Schweiß und Alkohol… ich meine sogar den beißenden Geruch der Tränen wahrzunehmen und es bringt mich um den Verstand, hier auszuharren. Es widert mich an und ich drehe mich träge um, schaue hinüber zur Tür des Bades und beginne mich bereits zu bewegen. Mein Wille ist der einzige, der sich dorthin sehnt, mein Körper jedoch, begeht schmählichen Verrat an mir, widersetzt sich mir. Das Stechen meines Kopfes treibt mich nahe zu der Verzweiflung, in der ich mich erneut niederlege. Die Kraftlosigkeit meiner Glieder will mir den Zwang des Innehaltens auflasten. Meine Augen deuten mir den Weg verschwommen und mein rasch anschwellender Atem führt mir nur um ein weiteres Mal vor Augen, in welchem Zustand ich mich befinde. Ich welchem abscheulichen Zustand, in den ich mich selbst begab. Kein Stolz, kein Hochmut. Der Drang nach Reinigung treibt mich dazu, mich um ein Stück auf den Knien fortzubewegen. Blind tasten sich meine Hände voran, beinahe verfange ich mich in dem Stoff des Yukata, trete ich jedoch zur Seite. Dann erst, nachdem ich mich die Stufen zur ersten tiefen Ebene erreiche, versuche ich mich darin, auf die Beine zu gelangen. Nur schwerlich ist Gleichgewicht zu finden, in der neu gewonnenen Höhe verstärkt sich jenes Gefühl des Schwindels und es entpuppt sich als kaum zu bewältigende Herausforderung, geradeaus zu gehen. Ich schwanke, stolpere annähernd über meine eigenen Beine, erkämpfe mir den Weg zum Ziel und stütze mich an der Wand ab, sobald ich diese erreiche. Ich verspüre eine leise Erleichterung, als ich die Hände an den Marmor lege, mich bald selbst an diesen lehne und mit der Stütze an meiner Schulter die letzte Distanz überwinde. Sehnsüchtig erwarte ich den Anblick der Dusche, schleppe mich durch den Türrahmen und blinzle in den großen Raum. So löse ich mich von der Wand, gebe deren Stütze auf und nähere mich in unsicheren Schritten der Dusche. Ermattet verfolge ich die müde Arbeit meiner Füße, zwinkere unter dem wirren Haar, welches mir abermals in das Gesicht fällt und wende dieses zur Seite, als ich nur noch wenige Schritte vor mir hab. Eine Bewegung ist es, die mich aufschreckt. Eine Regung neben mir und meine eigene erstirbt, als das bleiche Antlitz eines jungen Mannes im Spiegel sehe, welches mir zermürbt, ja, annähernd kränklich erscheint. Nur undeutlich… fahrig hebe ich die Hand zu meinem Gesicht, streife mir das Haar nun endgültig zurück und möchte meinen Augen keinen Glauben schenken, als mein Spiegelbild vor mir liegt wie ein Schreckgespenst. Etwaige Farbe ist in den Gesichtszügen verblasst… Drastisch stechen die blauen Pupillen neben den geröteten Augen hervor… Spröde sind die Lippen, zerzaust das Haar… Meine Augenwinkel zucken, als mich eine Welle des Ekels durchflutet. Ein sinnloses Unterfangen, ja, und doch ziehe ich den Kopf zurück, durchkämme mein Haar abermals mit der Hand und wende mich von dem Spiegel ab. Ich kenne mein Spiegelbild… gewiss, ich sah es immerhin einen jeden Tag für wenige Minuten, in denen ich zufrieden war und keinen Makel an mir fand. Gesund, was auch immer dies in meinen Augen bedeuten mag. Die Glätte meiner Haut… Die Oberfläche meiner Lippen… Mein Haar, das durch den ruhigen Schlaf nichts an seinem Halt einbüsst… Ich kenne einen jeden Zentimeter an mir. Ich lernte ihn wie schulische Theorien und erkannte nichts von alledem wieder. Lange lasse ich das heiße Wasser auf meinen Körper prasseln, lange kaure ich auf dem Boden der Dusche und spüre die Wasserperlen, die über mein gesenktes Gesicht fließen. Schmale Rinnsäle ziehen sich über meine Arme, während der dünne Strahl meinen Nacken trifft und das Haar aus diesem spült. Nass haften einige Strähnen auf meinen Wangen, als ich das Gesicht etwas hebe, einen tiefen Atemzug in mir aufnehme und dem monotonen Rauschen zuhöre. Mir steht der Sinn danach, mich dem Schlaf erneut hinzugeben… jetzt sofort und bis in alle Zeit. Der einzige Gewinn dieser Dusche ist das träge Nachlassen der Müdigkeit. Nicht etwa den Schmerz verbannt sie auf meinem Leib. Fortwährend löst das Wasser jenen Gestank von meiner Haut, wäscht ihn fort und lässt das zurück, was unter der Oberfläche brodelt. Es ist wie immer, nicht wahr? Eine gehörige Dummheit ist nötig, um die Kontrolle über Äußerlichkeiten zu verlieren. Eine gehörige Dummheit, wie diese eine ist. Doch schnell schon ist der gewünschte Anblick wieder hergestellt, während sich die Beschaffenheit des Gemütes vor etwaiger Kontrolle abschirmt. Im aufsteigenden Dampf des heißen Wassers schüttle ich still den Kopf und fühle den Keim eines Grinsens an meinem Mundwinkel. Doch bleibt es auch bei diesem und ich brauche ihn nicht zu ersticken, um ihn verschwinden zu lassen. Die alte Ausdruckslosigkeit befällt mein Gesicht und ermattet senkt sich mein Kopf unter dem kitzelnden Wasserstrahl. Diese Irritation… wenn das Gefühlsleben aufgewirbelt ist, als hätte ein Orkan in ihm getobt. Das Suchen nach richtigem Sinnieren und das oft darauf folgende Scheitern. Ich bin noch nicht davon befreit… doch will ich es sein. Einzig und allein um grübeln zu können, um Erinnerungen zu finden. Auf Erklärungen will ich stoßen, die mir mein Handeln, sowohl auch mein jetziges Befinden nicht mehr wie ein Mysterium erscheinen lassen. Ich setze mich bequemer, entfernte mich von dem warmen Strahl und gebe mich damit zufrieden, ihn auf meinem Rücken zu spüren. Und als ich die Beine von mir strecke, befällt mich ein Gedanke. Urplötzlich und unvorhergesehen setzt er sich in meinen Kopf und bringt mir etwas nahe, das ich nicht für möglich gehalten hätte. Perplex richte ich mich etwas aus der zusammengesunkenen Haltung auf, öffnete ebenso die Augen und starrte auf die glatten Wände, die mich umgeben. Was ist… ja, was wäre, wenn…? Ich würge ein schweres Schlucken hinunter, senke die Lider und blinzle mehrmals. Was wäre, wenn mein Sinnieren, mein Denken… gerade in diesen Momenten und nach jenen Geschehnissen… klar ist? Gerade jetzt und das erste Mal seit langem? Ich bin mir darüber bewusst, dass meine Grübeleien stets aus komplizierten Faktoren bestanden… so, wie ich es wohl liebe und ebenso, wie ich das Denken bevorzuge, um mich in meiner Intelligenz bestätigt zu sehen. Kompliziert, komplizierter und am Kompliziertesten. Die Existenz eines Limits war nicht die meine. Alles gedachte ich zu ergründen, vorausgesetzt es war es wert, ergründet zu werden. Nichts ließ ich außer Acht, sofern es in meinem Interesse lag. Nichts war tiefgründig genug. Nichts konnte vor mir im Verborgenen bleiben. Und nun… nun frage ich mich… dieses Geschehnis… meine Tränen… meine Wut und die Kontrolle, die mir durch die Finger rann, wie Sand. Was brachten sie mir…? Erniedrigung… natürlich! Enttäuschung gegenüber meines Selbstbildes… ja… Zerrüttung meiner Beherrschung… Und das Chaos in mein Leben. Soviel… Doch besteht ein wahrer Widerspruch. Jonouchis Worte bilden diesen und mit Gewissheit kann ich behaupten, dass in den Augenblicken seiner Verzweiflung keine Lüge in ihnen lag. Ja, ich erinnere mich genau an sie, obgleich ich meinte, ihm kein Gehör zu schenken oder dies nur äußerst widerwillig zu tun. "Du bist der Einzige, dem ich mich öffnen will! Du sollst meine Empfindungen, meine Gefühle erfahren, denn andere würden ihnen nicht mit Verständnis begegnen! Verlachen würden sie mich gehässig, ebenso dich! Wenn wir uns selbst nicht helfen können, so müssen wir versuchen, einander zu helfen! Andere Auswege gibt es nicht!!" Das sagte er, während er dort stand und der Himmel über ihm leuchtete. Und ich…? Abwesend betrachte ich mir meine Hand, hebe sie gar und spreize die Finger. "Es existiert überhaupt kein Ausweg!", höre ich meine zornige Stimme. Wohl eine Angewohnheit… dieser unweigerliche Widerspruch. "Auswege existieren, wenn du ihre Existent zulässt! Ich bitte dich, entreiße mir nicht diese einzige Möglichkeit. Tu mir dies nicht an. Tu dir dies nicht an, nun, da du den ersten Schritt zuließt und deine Gedanken zum ersten Mal offen in die Welt hinaustrugst!!" Ich drehe meine Hand, betrachte mir deren Rücken. Er wusste mehr, als ich es tat. Er machte den Anfang… und ich trieb lediglich mit. All das, was er mir predigte, bevor er mir in meine Suite folgte, konnte in meinen Augen kein sinnloses Geschwätz sein. Einmal vielleicht, doch in diesen Momenten dichte ich ihnen keine Lüge an. Hoffnung… das sah ich wohl in ihnen. Dies und mehr: Die Gründe, weshalb ich ihn nicht springen ließ… weshalb er in diesen Augenblicken wohl noch atmet. Eine Entscheidung, die ich entgegen meiner Natur getroffen habe. Kann sie mir nur Schlechtes bringen…? War alles, was er mir versprach, wessen er sich selbst so sicher war, eine einzige Lüge und leer? Nein. Ich halte in meinen Bewegungen inne. Nein…? Das erste Wort, welches sich wie ein Reflex festsetzt. Langsam sinkt meine Hand auf den Boden zurück. Und ich suche nach Konzentration. Ich benötige nicht viel… nur etwas, um mir eine Frage zu beantworten. Was brachte mir all das wirklich…? Vergessen sei der Zorn und die Verbitterung. Wenigstens für diesen Zeitpunkt verbannt, damit mein Denken auch weiterhin klar bleiben kann. Erniedrigung…? Stockend ballen sich meine Hände zu Fäusten, mein Kinn berührt mein Schlüsselbein. Die Enttäuschung meines Selbstbildes…? „Weshalb peinigst du dich selbst!“, erhebt sich Jonouchis Stimme in meinem Kopf. Mit all ihrer Kraft, als stünde der Blonde wahrhaftig vor mir. „Weshalb zerfetzt du deine Seele und verschließt dich in einem finstren Raum, nur, damit dich andere als Autoritätsperson anerkennen?? Denkst du, sie würden es nicht tun, wäre dein Verhalten weniger von Hass und Bosheit geprägt??“ Ich lege den Kopf schief, stütze ihn auf meine Schulter, lasse ihn bald jedoch nach vorn sinken und hängen. Zerrüttung meiner Beherrschung…? „Was hast du zu verlieren, Kaiba?! Du trägst in dir den Stolz über deinen Egoismus, weshalb also, ist es dir so wichtig, was andere von dir denken?!“ Meine Schultern heben und senken sich unter einem tiefen Atemzug. Das Chaos in ein Leben… "Ich habe Angst, Kaiba!! Ich habe Angst vor der Vergangenheit, ich hasse die Gegenwart und mir graut es vor der Zukunft!! Dir ist bewußt, wie es in meinem Inneren aussieht, wie ich fühle! Oh, du weißt es, auch wenn du es nie zugeben würdest!! Du spürst dergleichen und ebenso zwängten wir uns in die einzige Rolle, die uns überleben ließ! Wir verdrängten und verleugneten alles, vergifteten unsere Seelen mit Lügen! Erzähl mir nicht, daß du dein Leben mit Leidenschaft führst! Behaupte nicht, daß du Aufgaben mit Affinität bewältigst und lüge nicht, indem du sagst, dies alles wäre erträglich!! Ich kann mich durchaus in deine Lage versetzen, spüre deine Furcht vor der Routine, spüre dein Leiden, mit dem du sprichst, deine Verzweiflung, mit der du atmest und den Zwang, mit dem du dich diesem Leben hingibst, es aufrecht erhältst!“ Ja, eben mein Leben… Kein Chaos muss man noch hineinbringen… an Chaos ist es bereits reich genug. Nicht weniger reich an Misstrauen. Und ich treffe Entscheidungen nicht leichtfertig. Ebenso wenig leichtfertig, wie es sein Entschluss war. Es kann nicht sinnlos gewesen sein… "Du wähltest den falschen Weg, Kaiba. Und du wähltest ihn, weil du zu schwach warst, dich für einen anderen zu entscheiden, Für einen anderen, der weniger Leiden mit sich brächte und dich doch oben hielte. Oben auf der Treppe, ohne dass du abgöttische Anstrengungen und verbissene Kämpfe auf dich hättest nehmen müssen." Mm… eine recht angenehme Vorstellung… Unter einem tiefen Atemzug richte ich mich auf. So angenehm, dass sie annähernd unrealistisch scheint. Doch… "Weißt du... weshalb es so weh tut?" … viel muss man mit Schmerz erkaufen. "Weil du beginnst, ein Mensch zu sein." ~*to be continued*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)