Die unzertrennlichen Brüder von Lizard (ein Schwertbann und ein Geschwisterproblem) ================================================================================ Kapitel 17: Ein vorübergehender Abschied ---------------------------------------- Über ein Jahr läuft meine erste Fanfic nun hier auf animexx. Über ein Jahr habt ihr „die unzertrennlichen Brüder“ begleitet und mich mit Kommentaren unterstützt. Mehr als ein Jahr, so lange schon... kaum zu glauben... (du meine Güte, bin ich lahm! ^^“) Doch nun sind wir (endlich?!) am Ende, der zweite Teil des Finales wartet auf euch. Und als kleines Trostpflaster dafür, dass die Story nun bald zu Ende ist, ist das letzte Stück auch das längste. *grins* Also, ab ins letzte Kapitel: Ohne zu ahnen, was zur gleichen Zeit draußen vor sich ging, hasteten Sango und Miroku weiter in die Windhöhle hinein. Diese reichte erstaunlich weit unter die Erde. Ein scheinbar unendlicher Gang führte, sich immer wieder windend, leicht schräg in die Tiefe. An den Wänden spendeten einzeln verteilte Fackeln mattes Licht. Diese Fackeln brannten seltsamerweise unermüdlich, ohne sich zu verzehren. Doch weder die Dämonenjägerin noch der Mönch wunderten sich besonders darüber. Immerhin waren sie an einem heiligen Ort und so fanden es beide nicht zu erstaunlich irgendwelchen, magischen Absonderlichkeiten zu begegnen. Außerdem gab es anderes zu tun. Schließlich endete der lange Gang in einem kleinen, rundlichen und hell erleuchtenden Gewölbe. Die Helligkeit ging von einem in der Mitte lodernden Feuer aus, das wie zuvor die Fackeln im Gang von alleine, ohne genährt werden zu müssen, in einer steinernen Grube brannte. Eigenartige, ineinander verschlungene Ornamente zierten die Wände. In einer dem Eingang gegenüberliegenden Nische war eine buddhaähnliche, steinerne Statue eingelassen. Ansonsten war nichts zu sehen. Vorsichtig betraten Sango und Miroku das Gewölbe und schauten sich gründlich um. Doch sie konnten nichts entdecken, das beunruhigend oder gefährlich gewesen wäre. Interessiert blieben sie vor der Feuergrube in der Mitte stehen. „Das ist wohl das heilige Feuer, in das wir die fünf Waffen werfen müssen, um den Fesselbann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru zu lösen“, bemerkte Sango folgerichtig: „Ein wirklich merkwürdiges Feuer ist das, es gibt gar keine richtige Hitze ab. Ob sich darin die Waffen überhaupt verschmelzen lassen?“ „Probieren wir es doch einfach aus“, meinte Miroku und wollte gleich die Probe zum Exempel machen. Schwungvoll holte er mit der goldenen Lanze des ‚Lanzenlords’ aus, um sie ins Feuer zu werfen. Doch kaum berührte die Lanze das Feuer, prallte sie zurück, als wäre sie an eine Gummiwand gestoßen. Miroku bekam das Ende der Lanzenstange mitten in den Bauch und flog ächzend gegen die nächste Wand. „Houshi-sama!“ Besorgt eilte Sango zu ihm. „Ist alles okay?“ Stöhnend und seinen schmerzenden Bauch reibend stand Miroku wieder auf. „Offenbar mag dieses komische Feuer es nicht, wenn jemand etwas da rein wirft“, murmelte er. „Vielleicht ist dein Herz auch nicht rein genug, um sich den heiligen Flammen gefahrlos nähern zu dürfen“, antwortete jemand frech kichernd. Überrascht sahen sich Sango und Miroku nach der Ursache der geheimnisvollen Stimme um. „Solch unhöfliche Gesellen hatte ich schon lange nicht mehr hier“, fuhr diese Stimme fort. „Ihr könntet wenigstens erst um Erlaubnis fragen, bevor ihr hier einfach rein latscht. Bringt man den Mönchen heute kein Benehmen mehr bei? Was ist bloß aus dieser Welt geworden? So voller Laster und Frechheiten... ach, es ist jammerschade, dass ich das alles nicht richtig genießen kann...“ „Die Statue...“, sagte Sango und starrte zur gegenüberliegenden Wandnische, „sie ist lebendig!“ „Was du nicht sagst, Schätzchen“, erwiderte die statuenhafte Gestalt in der Nische, „ich bin der Hüter dieses Schreins. Und wer seid ihr, bitteschön? Was wollt ihr hier überhaupt? Zum Beten seid ihr ja wohl nicht her gekommen.“ Sango zeigte die Waffen in ihren Händen und deutete auch auf die Lanze und das Schwert, die Miroku bei sich hatte: „Das sind die Waffen der fünf Waffendämonen, die einst entstanden, als aus diesem Schrein eine Schwertlanze gestohlen wurde. Einer der Waffendämonen hat einen Freund von uns und seinen Bruder mit einem Bann belegt, der die beiden unzertrennlich aneinander bindet. Um den Bann zu lösen, müssen wir diese fünf Waffen in dem heiligen Feuer hier verschmelzen. Deshalb sind wir da.“ Der steinerne Hüter pfiff anerkennend. „Erstaunlich“, sagte er, „bisher ist es niemanden gelungen die fünf Waffendämonen zu besiegen und damit den frevelhaften Diebstahl der heiligen Schwertlanze zu sühnen, der diese Dämonen einst entstehen ließ... eure Freunde müssen euch ja sehr viel bedeuten, wenn ihr so viel für sie riskiert, nur um irgendeinen komischen Bann zu lösen. Wirklich sehr ehrenhaft...“ „Nun ja“, meinte Miroku zögerlich, „es hat auch gewisse Vorzüge für uns, wenn unser Freund nicht dauerhaft an seinem Bruder klebt... dürften wir jetzt vielleicht die fünf Waffen hier ins Feuer werfen und verschmelzen lassen?“ „Mal langsam“, kicherte die Steinstatue, „hier darf und kann nur jemand was machen, wenn ich das will. Und ich will nicht, dass ihr die Waffen ins Feuer werft.“ „Aha...“, erwiderte Miroku, „und warum nicht?“ „Darum nicht... Sagt erst ‚Bitte, bitte, ehrenwerter Hüter’!“ Leicht genervt sahen sich Sango und Miroku gegenseitig an. „Bitte, bitte, ehrenwerter Hüter!“, wiederholten sie dann gleichzeitig. „Nein, ich erlaube es nicht!“ gab der Hüter zurück und lachte kreischend. Er schien sich wunderbar zu amüsieren. Seine Begeisterung blieb allerdings sehr einseitig. Miroku nestelte an den Gebetsperlen, die das schwarze Loch in seiner Hand versiegelten. „Pass auf, du dämlicher Hüter! Wir können noch viel höflicher sein... also entweder du lässt jetzt zu, dass wir diese blöden Waffen in die Flammen schmeißen können oder ich saug dich samt deinem ollen Schrein ins Nirgendwo!“ „Ähm, Houshi-sama, ich glaube, das ist keine gute Idee...“, flüsterte Sango leise, „wenn du das Kazaana einsetzt, riskierst du, dass die Höhle einstürzt... und ich glaube außerdem nicht, dass die Götter, denen dieser Schrein geweiht ist, es gut aufnehmen, wenn du dessen Hüter beseitigst...“ Der Hüter lachte wieder schallend. „Da hat sie recht, das schlaue Mädchen“, keckerte er, „da hat sie recht! Ihr könnt nicht gegen mich kämpfen, das würde euch nicht gut bekommen, das kann ich euch garantieren!“ Verärgert vor sich hin kochend und schmollend zog Miroku seine Hand zurück. „Nicht ärgern, Menschlein!“, sprach der Hüter amüsiert weiter, „pass auf, ich mach dir einen Vorschlag. Wir spielen eine Partie Go miteinander und, wenn du gewinnst, dürft ihr meinetwegen machen, was ihr wollt.“ Auf Mirokus Gesicht machte sich daraufhin schlagartig Erheiterung und etwas Verschlagenheit breit. „Go ist doch langweilig“, meinte er, „wie wär’s mit Würfeln?“ Betont auffällig holte er aus einer Falte seines Gewands drei bunte Plastikwürfel, die Kagome einmal zum Spielen für Shippo aus ihrer Zeit mitgebracht hatte. Miroku hatte so nebenbei sämtliche Glücksspiele, die man mit solchen Würfeln anstellen konnte, gelernt und bereits gewinnbringend in mehreren Dörfern im Mittelalter verbreitet. Er kannte natürlich auch alle Betrügertricks dazu. Interessiert betrachtete der steinerne Wächter die Würfel. „Hübsch die Dinger. Sieht interessant aus, dein Würfelspiel... erklär mir, wie das geht!“ Jovial setzte sich Miroku der lebendigen Steinfigur gegenüber und zog dann auch noch eine Schnapsflasche unter seinem Gewand hervor. „Also... das geht so: auf den Würfeln sind eins bis sechs Augen, die den Punktwert anzeigen. Wir werfen abwechselnd die Würfel... so... das beispielsweise wäre jetzt ein Pasch, also alle drei Würfel zeigen dieselbe Augenzahl und das... ach ja, und nimm dir doch einen Schluck Reiswein...“ Während Miroku also nach einer spielerischen Lösung des Bann-Problems suchte, wurde außerhalb der Windhöhle aus dem fesselnden Bann zwischen Inu Yasha und Sesshomaru bitterer Ernst. Hilf- und fassungslos musste Kagome zusehen, wie sich der wahnsinnig gewordene Halbdämon mordlüstern auf seinen Bruder stürzte. Sesshomaru, der nach dem überstandenen Kampf gegen den ‚Pfeilmeister’ verletzt und Kräfte sammelnd am Boden kniete, hätte den Angriff Inu Yashas beinahe nicht rechtzeitig bemerkt. Daher konnte er erst im allerletzten Moment ausweichen. Leicht verblüfft wandte er sich nach seinem Ausweichmanöver Inu Yasha zu und musterte ihn. Als er erkannte, was mit seinem Halbbruder geschehen war, zeichnete sich ganz kurz Entsetzen auf seinem Antlitz ab, bevor er äußerlich scheinbar wieder Ruhe bewahrte. Verzweifelt begann Kagome zu rufen, sie wollte den Halbdämon ablenken, beruhigen. Sie überlegte sogar, ob sie zu ihm laufen sollte, um ihn zu umarmen. Doch Inu Yasha war zu weit weg von ihr und beachtete sie nicht, er spürte nur die Gier zum Töten, er sah nur die nächste potentielle Beute in seinem Blickfeld und das war Sesshomaru, der an ihn gefesselt war. Mit lautem Knurren und erhobenen Krallen preschte er erneut auf seinen Bruder zu. Sesshomaru wich aus. Immer wieder. Und immer wieder im letzten Moment. Seine Verletzungen hatten ihn geschwächt und behinderten ihn. Zudem kämpfte er auch noch mit etwas anderem. Die Verwandlung Inu Yashas hatte durch den verbindenden Fesselbann noch eine weitere Wirkung auf den Hundedämon, seine dämonischen Kräfte waren ebenfalls erwacht. Sesshomaru stand nun unwillentlich kurz davor sich zu verwandeln. Gewaltsam kämpfte dagegen an, denn er wollte seine Verwandlung unbedingt vermeiden. In seiner wahren Gestalt würde er einerseits ein übergroßes Ziel für Inu Yashas Attacken abgeben, andererseits konnte er den Halbdämonen dann auch sehr schnell lebensgefährlich verletzen. Beides hätte einen tödlichen Ausgang für beide zur Folge. Verdammter Fesselbann, dachte Sesshomaru, ich komme nicht weit genug von Inu Yasha weg und ich kann nicht ewig ausweichen, doch ich kann mich auch nicht wehren. Töte ich Inu Yasha, tötet mich das selber auch. Wehre ich mich nicht, bringt er uns beide um. Verdammt... Es gab noch einen anderen Grund, weshalb Sesshomaru zögerte zurückzuschlagen. Zu seiner eigenen Verwunderung wollte er sich auch gar nicht wehren. Etwas in ihm sträubte sich zutiefst gegen seinen Bruder zu kämpfen, ihn zu verletzen, zu töten. All sein Groll, all seine Feindschaft gegen Inu Yasha war auf einmal wie weggeblasen. Stattdessen hatte Sesshomaru Angst. Nicht Angst um sich selbst, auch keine Angst vor Inu Yasha, aber Angst um Inu Yasha. Er hatte plötzlich das Gefühl seinen Bruder beschützen zu müssen. Kagome hastete derweil um die dämonischen Halbbrüder herum und suchte hektisch den Boden ab. Irgendwo mussten doch die miteinander verklebten Schwerter Tensaiga und Tessaiga sein. Das war die einzige Chance, die noch blieb: Inu Yasha musste sein verloren gegangenes Schwert wiederhaben, das sein Dämonenblut versiegelte. Doch Kagome konnte die Klingen nicht finden. Sie hörte ein Miauen und entdeckte Kirara vor sich. Laut maunzend machte die Dämonenkatze das Schulmädchen auf eine Erdspalte aufmerksam. Kagome kniete sich neben den Spalt und sah hinab. „Da unten sind die Schwerter ja“ rief sie freudig aus, „Kirara, du bist klasse... Doch... Mist, ich komm nicht ran, der Spalt ist zu eng und viel zu tief!“ Kirara sprang daraufhin rasch hinunter in die enge Kluft, um zu helfen. Doch das brachte nichts. In ihrer kleinen Form passte die Katze zwar gerade in den Spalt hinein, war so aber zu schwach, um die Schwerter dort herauszuholen. Panik erfasste Kagome, was sollte sie nur tun? Sie warf einen kurzen Blick auf die aneinander gefesselten Brüder. Inu Yasha griff unentwegt an. Sesshomaru hatte das Ausweichen aufgegeben, er probierte es nun mit einer neuen Taktik und versuchte Inu Yasha bewusstlos zu schlagen. Aber dieser Plan, der in der Vergangenheit einmal funktioniert hatte, klappte dieses Mal nicht. Zum Teil lag das daran, dass ihm dafür nicht Tokijin zur Verfügung stand, denn Sesshomaru hatte dieses Schwert durch den vergangenen Kampf mit dem ‚Pfeilmeister’ verloren. Durch den Fesselbann und Inu Yashas unermüdliche Attacken, die seine ganze Aufmerksamkeit erforderten, kam er auch nicht wieder an Tokijin heran. Außerdem hatte die wiederholte Verwandlung Inu Yashas Dämonenblut offenbar stärker gemacht, der Halbdämon wurde nicht bewusstlos. Obwohl er es eigentlich gar nicht wollte, musste sich Sesshomaru mit immer härteren Mitteln wehren. Doch selbst daraufhin, trotz einiger heftiger Wunden, die Sesshomaru ihm mit seiner peitschenartigen Energie und mit seinen Krallen versetzte, kämpfte Inu Yasha immer weiter. Und so oft Sesshomaru ihn von sich drängte oder niederschlug, er stand immer wieder auf. Wie eine automatische Killermaschine, dachte Kagome entsetzt, Tränen brannten in ihren Augen. Es war ein furchtbarer Anblick. Heftig den Kopf schüttelnd riss sich das Schulmädchen von dem schrecklichen Drama, das sich vor ihr abspielte, los und konzentrierte sich wieder auf die verlorenen Schwerter in der Erdspalte. Irgendwie musste sie unbedingt an Tessaiga heran kommen! Kirara trippelte besorgt, mit fragendem Miauen in der Tiefe herum und stupste dabei die Klingen immer wieder nervös mit ihrer Schnauze an. Das brachte Kagome auf eine Idee. Vielleicht konnte Kirara etwas an Tessaiga und Tensaiga befestigen, mit dem sich die Schwerter aus dem Spalt heraus ziehen ließen? Ihrer ersten, spontanen Regung folgend suchte Kagome nach ihrem Rucksack, vielleicht war darin ja etwas Passendes zu finden. Doch im selben Augenblick erinnerte sie sich daran, dass sie ihren Rucksack nicht dabei hatte, sondern ihn Shippo zurück in Kaedes Dorf mitgegeben hatte. Fast hätte sich Kagome die Haare ausgerauft. Hätte ich doch nur ein Seil, eine Schnur, irgendwas, dachte sie verzweifelt. Ihre Bogensehne fiel ihr ein, aber die war ebenso wie ihre Haare zu kurz. Dann eben etwas anderes, überlegte sie, ja, natürlich, warum bin ich nicht gleich drauf gekommen... mein Rock! Hastig riss Kagome ihren Schulrock an einer Stelle etwas auseinander und ribbelte, so schnell sie konnte, den Stoff auf. Angstschweiß perlte dabei von ihrer Schläfe, sie musste sich beeilen, doch der synthetische Stoff ihres Rock war widerspenstig und ließ sich nur schwer auftrennen. So dauerte es ziemlich lange bis Kagome einen Faden bekam, der lang genug für ihre Zwecke war. Während ihrer Bemühungen hörte und spürte Kagome das ständig weitergehende Kampfgewühl zwischen Inu Yasha und Sesshomaru. Darunter mischte sich nun bestialisches Knurren, tierische Schreie und schmerzhaftes Jaulen. All diese Laute klangen dermaßen unmenschlich, dass Kagome nicht hätte sagen können, von wem sie stammten, ob von Inu Yasha, von Sesshomaru oder von beiden. Krampfhaft starrte das Schulmädchen auf den Rock und löste ihn weiter in Fäden auf. Sie wagte nicht mehr zu den Halbbrüdern zu sehen, sie hatte Angst vor dem, was sie da vielleicht hätte sehen können. Endlich war der Faden lang genug, Kagome beschwerte ein Ende davon mit einem angeknüpften, kleinen Stein und ließ die Schnur zu Kirara und den Schwertern in den Erdspalt hinab. „Kiara, kannst du den Faden an Tessaiga und Tensaiga knüpfen?“ Die kleine, kluge Katze miaute bejahend und machte sich sofort ans Werk. Mit Maul und Pfoten war das Knüpfen eines stabilen Knotens aber gar nicht so einfach für sie. Ungeduldig sah Kagome ihr zu und wünschte sich Shippo an ihre Seite. Der kleine Fuchs hätte gut dabei helfen können. Das hatten sie nun alle davon, dass sie den Kleinen zurück ins Dorf geschickt hatten. Wieder verging wertvolle Zeit, aber schließlich hatte Kirara es geschafft und den Faden geschickt und fest an den Schwertern befestigt. Kagome zog vorsichtig an der Schnur und holte die verklebten Waffen zu sich herauf. Als sie nach Tensaiga und Tessaiga fasste, hörte das Mädchen ein lautes, erschreckendes, fast verzweifelt klingendes Knurren, das ihr durch Mark und Bein ging. Alarmiert blickte sie auf, sah zu Inu Yasha und Sesshomaru und keuchte entsetzt. Ein stürmischer Wind fegte durch ihre Haare. Das erste, was Kagome sah, war Blut. Ein See aus Blut, der den Boden tränkte. Inmitten all dieses Bluts standen taumelnd die zwei Brüder, beide grausig verletzt mit zerrissenen Gewändern, beide mit glühend roten Augen. Sesshomaru konnte sein in ihm drängendes Dämonenblut nicht mehr unterdrücken. Der fesselnde Bann zu seinem wahnsinnig gewordenem Halbbruder entfaltete seine Wirkung und zwang den Hundedämonen sich in seine wahre Gestalt zu verwandeln. Die freigesetzten Dämonenenergien erzeugten einen derartigen Wind, dass es Kagome einige Meter fortriss und gegen einen Felsen schleuderte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Benommen regte das Mädchen sich, Tessaiga und Tensaiga umkrampfte sie reflexartig fest mit ihren Händen. Dabei schnitt sich Tessaiga etwas in ihre Haut. Von dem kurzen Schmerz wieder ins Bewusstsein zurückgeholt, öffnete Kagome die Augen und richtete sich mühselig auf. Das Bild, das sich ihr nun bot, holte sie endgültig auf die Beine. Kagome sah Sesshomaru in seiner wahren Gestalt, das weiße Fell blutbefleckt, in seinem Nacken Inu Yasha, der seine Klauen in den Hals des riesigen, weißen Hundes bohrte. Mit einem jaulenden Schmerzenslaut versuchte der Hund den Halbdämonen von sich abzuschütteln, doch dieser hatte sich in seinem Fell und Fleisch verkrallt. Sesshomaru wälzte sich daraufhin am Boden und versuchte Inu Yasha mit den Hinterpfoten von sich weg zu stoßen. Dieses Mal schrie Inu Yasha kurz vor Schmerz, die Pranken des Hundedämons zerfetzten ihm fast den Rücken. Dennoch ließ er nicht von Sesshomaru ab, sondern verkrallte und verbiss sich immer fester in ihn. Gelähmt vor Entsetzen beobachtete Kagome das Geschehen. Als Sesshomaru sich etwas aufrichtete, sich um die Achse drehte und vergeblich mit seinem Maul nach Inu Yasha schnappte, rief sie das einzige, das ihr spontan einfiel: „Sitz!“ Der weiße Hund stürzte seitwärts zu Boden, er begrub den in seinem Nacken hängenden Halbdämonen unter sich. Kagome rannte los. Im selben Augenblick, als sie den liegenden Dämonenhund erreichte, schimmerten Tessaiga und Tensaiga. Die beiden zusammen geklebten Schwerter in ihren Händen lösten sich voneinander und fielen, da Kagome sie gerade in Richtung Sesshomarus ausstreckte, zu Boden. Zeitgleich verwandelte sich Sesshomaru zurück in seine menschliche Form. Nun konnte Kagome auch Inu Yasha wieder sehen, die dämonischen Streifen auf seinen Wangen und die überlangen Klauen waren fort, auch er hatte sich zurück verwandelt. Er lag direkt neben seinem Bruder auf dem Rücken, Sesshomaru lag auf der Seite. Beide regten sich nicht. Kagome hob Tessaiga auf und näherte sich ihnen zitternd. „Inu Yasha...?“ Sie bekam keine Antwort. „Inu Yasha! Bitte... Sag doch was!“ Kirara kam nun ebenfalls hinzu. Leise miauend strich sie zuerst um Inu Yasha, dann um Sesshomaru herum und beschnupperte beide sorgfältig. Ihr Miauen wurde immer kläglicher und brach dann plötzlich abrupt ab. Mit traurigen Augen sah die kleine Dämonenkatze zu Kagome empor. „Oh Gott, bitte nicht!“, schrie diese, lief an Inu Yashas Seite und stürzte neben ihm auf die Knie: „INU YASHA!!!“ Sie rüttelte den Halbdämonen, beugte sich zu ihm herab, lauschte, ob er atmete, wollte seinen Herzschlag fühlen und fasste dabei überall in Blut. Inu Yasha rührte sich immer noch nicht. Nichts, nicht einmal ein Atemhauch war zu spüren. „Inu Yasha, du Idiot, tu mir das nicht an... bitte!“ Völlig verzweifelt raffte sich Kagome auf und wandte sich nun Sesshomaru zu. Sie ergriff seine linke, armlose Schulter und drehte ihn auf den Rücken. Der Hundedämon hatte seine Augen geschlossen und blieb ebenso leblos und still wie sein Halbbruder. Wieder sank Kagome auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen. „Kagome...“ Tränenblind sah das Schulmädchen auf und blickte in Sangos bestürztes Gesicht. Die Dämonenjägerin stand Kagome gegenüber, auf der anderen Seite bei Sesshomaru. Neben ihr stand Miroku, völlige Fassungslosigkeit im Blick. Er hielt in der einen Hand seinen Stab, in der anderen eine breite Schwertlanze, die vom Aussehen her ein wenig an die Banryu von Bankotsu erinnerte. „Oh, Kagome... was ist hier geschehen?“ Kagome schluckte schwer. Stockend, immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt, erzählte sie den Freunden, was passiert war. Zuletzt brach sie zusammen, Sango eilte zu ihr und nahm sie in ihre Arme. Miroku untersuchte zögernd den vor ihm liegenden Hundedämon. Hatten er und Inu Yasha sich tatsächlich gegenseitig umgebracht? Er konnte, oder besser, er wollte es nicht glauben. Doch auch er konnte kein Lebenszeichen entdecken, das Unaussprechliche schien tatsächlich wahr zu sein, Sesshomaru und Inu Yasha waren tot. Sango streichelte ihrer Freundin tröstend über den Rücken, sie konnte ihre Tränen kaum selbst zurückhalten. Ihr Blick wanderte über Inu Yashas blutüberströmten, reglosen Körper weiter zu dem ebenso zugerichteten Leib von Sesshomaru. Das darf doch nicht wahr sein, dachte die Dämonenjägerin, das kann doch nicht das Ende sein... Plötzlich stockte sie, ihre Augen ruhten auf Tensaiga. Hastig ließ sie Kagome los und sprang auf „Sesshomarus Schwert... es kann doch Leben retten, nicht wahr? Kagome, du weißt doch wie Tessaiga funktioniert! Könntest du dir auch vorstellen, wie Tensaigas Macht erweckt wird?“ Etwas verwirrt sah Kagome hoch und starrte Sango eine Weile perplex an. Dann blickte sie ebenfalls zu Tensaiga, Zweifel, aber auch Hoffnung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Versuch es!“ ermunterte sie Miroku. Zitternd stand Kagome auf, ging zu Tensaiga und hob das Schwert behutsam auf. Es war erstaunlich leicht und lag geschmeidig in ihrer Hand. Zögerlich schwang sie die elegante Waffe leicht hin und her. Sango, Kirara und Miroku sahen ihr gebannt zu. Kagome näherte sich wieder den Halbbrüdern, stellte sich zwischen sie, holte tief Luft und schloss fieberhaft nachdenkend die Augen. Tessaiga, das Zwillingsschwert von Tensaiga, reagierte auf den Wunsch andere schützen zu wollen. Worauf würde Tensaiga wohl reagieren? Was hatte Totosai einst dazu gesagt? Wenn das Herz mit Liebe zu den Menschen erfüllt ist, kann ein einziger Hieb hundert Leben retten! Das Herz mit Liebe erfüllt..., dachte Kagome. Sie wusste, wen sie liebte. „Inu Yasha...“, flüsterte sie leise. Sie stellte sich seine Gestalt vor, sein Gesicht, sein silberweißes Haar, seine weichen Hundeohren, die sie bei ihrer ersten Begegnung unbedingt hatte anfassen wollen. Sie dachte an seine strahlenden, goldenen Augen in den seltenen Momenten, wenn er glücklich lächelte. Immer war er für sie da gewesen, immer hatte er sie beschützt... Kagome schwang Tensaiga. Nichts geschah. Sie umfasste den Griff von Tensaiga fester. Ließ es sich nur von einem Dämon, von Sesshomaru beherrschen? Aber Tensaiga hatte Sesshomaru doch auch völlig selbstständig beschützt, es konnte von allein funktionieren! Vielleicht musste dazu jemand in Liebe auch an Sesshomaru denken. Das kleine Mädchen, das dem abweisenden, kalten Hundedämonen beständig folgte, fiel Kagome ein. Die Kleine schien ihn sehr gern zu haben. Kagome rief sich das Bild in Erinnerung, wenn dieses Mädchen Sesshomaru fröhlich lächelnd nachlief. Tensaiga, ich bitte dich, für meine Liebe zu Inu Yasha und für die Liebe der kleinen Rin zu Sesshomaru, bitte hol sie zurück! Etwas packte sie am linken Handgelenk. „Der Fangzahn meines Vaters ist kein Spielzeug für minderwertige Kreaturen“, hörte sie eine eisige, drohende Stimme sagen. Erschrocken riss Kagome die Augen auf. Direkt neben ihr stand Sesshomaru, abgesehen von seiner äußerst ramponierten Erscheinung wirkte er sehr lebendig. Sprachlos starrte Kagome ihn an. Auch Sango, die kleine Dämonenkatze und Miroku wirkten sehr überrascht. „E-entschuldige... Ich... ich...“, stotterte Kagome, „ich dachte, ihr beiden seid tot...“ „So leicht sterbe ich nicht“, antwortete Sesshomaru ausdruckslos und nahm dem überaus erstaunten Mädchen Tensaiga ab. Er betrachtete die Klinge kurz prüfend und steckte sie danach in seine Scheide, die er ständig leer bei sich getragen hatte. „Es war nicht Tensaigas Macht, die dich erweckt hat?“, fragte Miroku, „Dann warst du also gar nicht tot?“ „Nein“, erklärte Sesshomaru kühl, „ihr solltet eigentlich wissen, dass Dämonenkörper sich nicht mit denen von schwächlichen Menschen vergleichen lassen. Und dass Dämonenschwerter sich nur von ihrem auserwählten Meister willig führen lassen.“ „Aber Inu Yasha...“, stammelte Kagome ängstlich. Der Hundedämon warf einen Blick auf seinen Halbruder. „Der stirbt auch nicht so leicht.“ Tatsächlich begann sich Inu Yasha in diesem Moment zu regen. Leise stöhnend öffnete er die Augen und setzte sich schwerfällig auf. Von ihren Gefühlen und ihrer Erleichterung überwältigt kreischte Kagome laut und stürzte sich dann auf den geliebten Halbdämonen. Gleichzeitig lachend und weinend umarmte sie ihn fest. Inu Yasha zuckte schmerzerfüllt zurück. „Autsch... Kagome, was... aaah, aua!“ Erschrocken und etwas verlegen ließ Kagome ihn wieder los. „Entschuldige... ich wollte dir nicht Weh tun“, flüsterte sie verschämt. „Was“, erkundigte sich der Halbdämon zunehmend verwirrt, „was ist überhaupt passiert?“ So sehr er es auch versuchte, er konnte sich an nichts mehr erinnern. Überrascht sah er sich um, tastete vorsichtig nach seinen Verwundungen und starrte schließlich völlig entsetzt auf seine blutverschmierten Hände. Langsam begriff er und schrak zusammen. „Bin ich etwa wieder... habe ich mich wieder... Kagome, bist du verletzt? Habe ich jemanden etwas angetan? Kagome, sag mir, was habe ich getan? Woher stammt das ganze Blut?“ „Von dir und Sesshomaru“, murmelte Kagome leise, „ihr hättet euch beinahe gegenseitig getötet.“ Inu Yasha versteinerte. Schließlich sah er sich suchend nach seinem Halbbruder um. Sesshomaru hatte sich abgewandt und suchte nach Tokijin. Als er es gefunden und zu Tensaiga in seine Gürtelbänder gesteckt hatte, kam er langsam zu Inu Yasha und seinen Freunden zurück. Er hinkte und hatte deutlich Mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Obwohl er angestrengt versuchte es zu verbergen, war ihm leicht anzumerken, wie mitgenommen er noch von dem Kampf mit Inu Yasha war. Stumm sahen sich die Halbbrüder eine Weile an. „Sesshomaru...“, brach Inuyasha drucksend das Schweigen, „ich weiß nicht, was ich getan habe, aber ich... ich wollte nicht... also jedenfalls nie auf diese Weise... ich meine... es tut mir leid!“ Sesshomaru schwieg. Erst jetzt gewahrte Inu Yasha die zwei Schwerter an seiner Hüfte. „Tensaiga... es klebt nicht mehr an Tessaiga! Ist der Bann zwischen uns gelöst?“ Miroku hielt triumphierend die Schwertlanze in seiner Hand hoch. „Ja, wir haben die fünf Waffen der Waffendämonen in dem heiligen Feuer der Windhöhle zu einer Waffe verschmolzen. Es gab da ein kleines Problem mit einem steinernen Hüter, aber das konnte ich glücklicherweise gut lösen. Ich habe mich kurzerhand mit diesem Kerl angefreundet...“ Wie er das genau angestellt hatte, verriet er lieber nicht. Inu Yasha und Sesshomaru mussten ja nicht unbedingt erfahren, dass er dazu ein vergnügtes Würfelspiel zu einem fröhlichen, sehr herzlichen Saufgelage ausgeweitet hatte, während die Halbbrüder bitterernst auf Leben und Tod gekämpft hatten. „Dann sind wir also nicht mehr unzertrennlich?“ fragte Inu Yasha. Sango nickte bestätigend. „Der Hüter des Schreins hat uns noch gebeten die Schwertlanze, die aus der Vereinigung der fünf verschmolzenen Waffen entstand, tief in geweihtem Boden zu vergraben. Sie soll so niemals mehr Unheil stiften!“ Sesshomaru hatte Inu Yasha weiterhin unverwandt und schweigend angesehen. Sein Gesicht blieb jedoch völlig ausdruckslos. Nun drehte er sich um und ging. „HEY!“ rief Inu Yasha und sprang hastig auf. Dabei vergaß er kurz seine Verletzungen und krümmte sich stöhnend. Angestrengt biss er die Zähne zusammen und lief seinem Halbbruder humpelnd hinterher. „Glaub ja nicht, dass du dich einfach so aus dem Staub machen kannst!“ Der Hundedämon blieb stehen, allerdings ohne sich umzudrehen. „Es gibt nichts, das wir zu besprechen hätten“, sagte er. „Keh“, erwiderte Inu Yasha, „tu doch nicht immer so, als ob dich alles kalt lässt... das tut es nämlich nicht, stimmt’s? So wie wir beide aussehen, war das unsere heftigste Auseinandersetzung bisher und sie hat offenbar ganz schön gedauert. Aber etwas finde ich, ehrlich gesagt, etwas seltsam. Ich kann mich an nichts erinnern, aber ich bin nicht dumm. Kagome und den anderen ist es nicht aufgefallen, aber mir schon. Du hast eine Menge für dich sehr gefährliche Verletzungen in Kauf genommen. All meine Verletzungen dagegen sind zwar enorm Kräfte raubend und sehen gruselig aus, sind aber nicht lebensgefährlich. Du wolltest mich also schonen... Warum? Und erzähl mir jetzt nicht, du hättest das nur wegen dem Fesselbann getan, um dich selbst zu schützen. Ich weiß genau, du warst bereit dich von mir umbringen zu lassen! Warum?!“ Inu Yasha bekam keine Antwort. Wütend baute er sich direkt vor Sesshomaru auf und blickte ihn herausfordernd an. „Hallo? Ist es dir aufgefallen? Dein kleiner Bastardbruder redet mit dir!“ Sesshomaru verengte leicht die Augen. „Stell mir keine unnützen Fragen, Inu Yasha, sei froh, dass ich dich jetzt nicht nachträglich töte!“ Der Halbdämon grinste frech: „Versuch’s doch!“ Wieder schwieg Sesshomaru, kühl erwiderte er Inu Yashas Blick und reagierte nicht. Schließlich gab Inu Yasha es auf und wandte sich ärgerlich schnaubend ab. Was hatte er auch erwartet? Alles war und blieb wie immer, Sesshomaru würde ihn niemals wirklich beachten, niemals ernst nehmen oder vielleicht sogar akzeptieren. In seinen Augen würde er immer ein dreckiges, minderwertiges Halbblut bleiben. Dabei hatte Inu Yasha ganz heimlich gehofft... Irgendwie hatte er nach all diesen Abenteuern, die sie beide durch den fesselnden Bann erlebt hatten, das Gefühl gehabt, dass vielleicht... „Inu Yasha“, durchbrach Sesshomaru die Gedanken des Halbdämons, seine Stimme klang erstaunlich milde, „pass in Zukunft besser auf Tessaiga auf. Du wirst es brauchen, wenn wir uns wieder sehen. Du bist stark geworden, unsere nächste Begegnung wird interessant werden... ich freue mich darauf!“ Mit diesen Worten setzte sich Sesshomaru wieder in Bewegung. Inu Yasha glotzte ihm perplex hinterher. Hatte er das eben richtig verstanden? War da tatsächlich kein Spott, sondern ein Lob, ein Hauch von Anerkennung in Sesshomarus Stimme gelegen? Und hatte sich Sesshomaru tatsächlich etwas zu ihm umgedreht? War da nicht eine gewisse Weichheit gewesen, die sich ganz leicht und heimlich auf Sesshomarus Gesicht abgezeichnet hatte? Nein, das konnte doch nicht wahr sein, oder doch?! Kagome kam an seine Seite, sie trug Tessaiga bei sich. „Komm“, sagte sie liebevoll zu dem Halbdämonen, „lass uns zu Kaede gehen. Ich möchte deine Wunden versorgen.“ Auch Sango und Miroku kamen hinzu. „Nehmt Kirara zum Reiten“, sagte Sango, „Miroku und ich werden erst zu einem Kloster gehen und die Schwertlanze dort in einem Garten vergraben, so wie wir es dem Hüter in der Windhöhle versprochen haben.“ „Worüber haben du und dein Bruder noch gesprochen?“, fragte Miroku neugierig. „Ach, nicht so wichtig“, erwiderte Inu Yasha hastig, „typisch Sesshomaru halt, der sture Hund redet ja nie sehr viel. Wir haben uns aber sicher nicht das letzte Mal gesehen...“ „Ihr wollt euch doch nicht etwa wieder prügeln?“, fragte Kagome entsetzt, sie war in der Zwischenzeit bereits auf die verwandelte Dämonenkatze geklettert. Inu Yasha ignorierte die Frage und setzte sich ebenfalls auf Kirara. Etwas verwundert musterte er Kagomes Hüften und Oberschenkel. „Was hast du eigentlich mit deinem Rock gemacht? Trägt man diese komische Schulkleidung in deiner Zeit jetzt etwa noch kürzer?“ „Sitz!“ Aufschreiend stürzte Inu Yasha von Kirara und knallte hart mit dem Gesicht voran zu Boden. Dieses dämliche Kommando werde ich nun wohl wieder öfters zu hören bekommen, dachte der Halbdämon grummelnd, denn bedauerlicherweise gab es keinen mordsgefährlichen Bruder mehr, der Kagome davon abhalten würde. Ich glaube, überlegte Inu Yasha weiter, irgendwie vermisse ich meinen unzertrennlichen Bruder... Dieser war währenddessen hinter einem Hügel verschwunden. Erleichtert suchte sich Sesshomaru ein ruhiges, gut verborgenes Plätzchen neben einer teichartigen Wasserquelle. Das Wasser war durch unterirdische Vulkanaktivitäten wunderbar warm und wirkte verlockend. Ein entspannendes Bad war jetzt genau das richtige Mittel für den Hundedämon, um wieder auf die Beine zu kommen und sich wieder so herzurichten, dass er keine erstaunten oder besorgten Fragen von Jaken oder Rin riskierte. Angenehmerweise hatte er zudem das Bad nur für sich, endlich ohne einen an ihm klebenden, ihn nervenden Halbdämonen. Von dem und seinem ganzen verrückten Anhang hatte er für die nächste Weile erst mal genug. Er hätte nie gedacht, dass jemand, und dann auch noch ausgerechnet Inu Yasha, ihn jemals in so viele und solch anstrengende Situationen bringen konnte. „Mein kleiner Bruder Inu Yasha...“, murmelte Sesshomaru in Gedanken vor sich hin, während er sich entkleidete und dann langsam, vorsichtig in das warme Wasser stieg. Zu seinem Glück war er allein, so konnte niemand sehen, dass der Hundedämon leicht lächelte, und niemand konnte hören, dass seine Stimme einen warmen, fast liebevollen Klang hatte. Damit hatten die unzertrennlichen Brüder ihr Abenteuer überstanden, für Inu Yasha und Kagome sollte die ganze Geschichte trotzdem noch ein winzig kleines Nachspiel haben. Als die beiden endlich in Kaedes Dorf zurückkehrten, machte Kagome eine sehr unerfreuliche Entdeckung. Shippo hatte sich in Abwesenheit seiner Freunde extrem gelangweilt und zur Beschäftigung neugierig Kagomes Rucksack durchkramt. Er hatte Papier gefunden und daraus die verschiedensten Figuren gefaltet, beispielsweise kleine Segelschiffchen, die er dann begeistert mit einigen Kindern aus dem Dorf in einem Bach schwimmen ließ. Bedauerlicherweise war ein Großteil des verwendeten Papiers Kagomes Aufsatzheft gewesen. Nun musste sie ihren begonnenen Aufsatz über die historische Mittelalter-Ausstellung, die sie mit Hojo besucht hatte, neu schreiben. Entnervt machte sich Kagome, nachdem sie Inu Yashas Wunden mehr oder weniger gewaltsam versorgt hatte, ans Werk und über ihre Schulaufgaben her. Doch es gelang ihr nicht ganz, ihren Aufsatz zu rekonstruieren, durch die ganze Aufregung in der letzten Zeit hatte sie zu viele Details der Ausstellung vergessen. So entschloss sie sich zwei Tage später in ihre Zeit zurückzukehren, um nochmals in die Ausstellung gehen zu können. Trotz aller Ablehnungsversuche ihrerseits wollte Inu Yasha sie unbedingt begleiten. Er hatte sich bestens erholt, langweilte sich beim Warten auf Sango und Miroku zu Tode und wollte nicht auch noch auf Kagome warten müssen. Kagome konnte den Halbdämonen nicht abhalten, er kam ihr einfach durch den Brunnen hinterher. Zum Glück fiel Inu Yasha später in der besuchten Mittelalter-Ausstellung nicht so sehr auf, wie das sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Durch seine altertümliche Kleidung fügte er sich dort perfekt ins ausgestellte Inventar ein. Viele Leute betrachteten den Halbdämonen nur schmunzelnd, sie waren offenbar überzeugt davon, dass er ein von der Museumsleitung engagierter Darsteller war, der die sonst recht trocken wirkende Ausstellung aufheitern sollte. Sorgfältig studierte Kagome die Sammlung in den Vitrinen und machte sich eifrig Notizen. Vor einem hohen Schaukasten mit verschiedenen, kostbaren Waffen blieb sie schließlich wie angenagelt stehen. „Das ist ja...“, rief sie überrascht, „ich glaub es einfach nicht! Inu Yasha, sieh nur! Das ist die Schwertlanze, die aus den fünf Waffen der Waffendämonen entstanden ist und die Sango und Miroku vergraben wollten! Unglaublich, man hat sie in meiner Zeit gefunden und wieder ausgegraben!“ Inu Yasha betrachtete neugierig die Schwertlanze, auf die Kagome deutete. Die Waffe war noch sehr gut erhalten, sie schimmerte in den unterschiedlichsten Metallfarben. „Ein fantastisches Stück, nicht wahr?“ Eine ältere Dame kam freundlich lächelnd hinzu. Sie trug ein Schildchen an ihrem Blazer, Museumsleitung stand darauf. „Es freut mich immer sehr“, fuhr sie fort, „wenn sich junge Leute für Geschichte und unsere Ausstellung interessieren. Soll ich euch ein wenig über diese Schwertlanze erzählen? Sie wurde bei einem alten, verfallenen Kloster in einer Gegend nahe des Fuji gefunden. Es ist eine außergewöhnliche Lanze, zur Herstellung wurden viele verschiedene Metalle verwendet, sogar Gold, und die Verarbeitung ist einmalig, etwas Vergleichbares wurde bisher nie gefunden...“ „Pah“, meinte Inu Yasha und klopfte auf Tessaiga, „das Ding da ist bloß ein Sammelsurium aus lauter unnützen Waffen, die in irgend so einem dämlichen Feuer zusammen geschmort wurden. Mein Schwert ist da viel tauglicher!“ Irritiert sah die Ausstellungsleiterin ihn an, Kagome hielt Inu Yasha schnell den Mund zu und überlegte sich rasch eine höfliche Ausrede zu seinem Benehmen. „Inu Ya... mein Freund will damit nur sagen, dass ihm Schwerter besser gefallen als Schwertlanzen... er würde gern beruflich Schwerter schmieden.“ „Oh“, staunte die Dame, „ein sehr selten ausgeübtes und hohes Handwerk! So etwas gibt es ja kaum noch. Deshalb interessiert ihr euch also derartig für mittelalterliche Waffen... Ich verrat euch noch eine Legende, die über diese Schwertlanze hier erzählt wird. Es heißt, wenn Zwei, die sich innig lieben, diese Lanze zur selben Zeit berühren, werden sie auf ewig unzertrennlich zusammen bleiben...“ Augenzwinkernd holte die Museumsleiterin einen Schlüsselbund hervor und begann die Vitrine aufzuschließen. „Wenn ich das richtig einschätze, mögt ihr beiden euch doch sehr, oder? Wisst ihr, ich bin eine alte Romantikerin und mag junge Liebende, daher möchte ich euch eine kleine Freude bereiten. Bitte, wenn ihr wollt, dürft ihr die Schwertlanze mal gemeinsam anfassen.“ Die freundliche Dame hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit der nun folgenden Reaktion. „Nein! Alles, bloß DAS nicht!“ schrieen Inu Yasha und Kagome gemeinschaftlich aus einem Munde und flüchteten dann Hals über Kopf aus der Ausstellung. Verblüfft und kopfschüttelnd sah die Frau ihnen nach. Was haben sie denn, dachte sie, nehmen sie solch eine Geschichte etwa ernst? Das ist doch nichts weiter als eine nette, romantische Legende... _ _ _ _ _ FIN, ENDE UND SCHLUSS. Das war’s endgültig, unglaublich aber wahr, ich habe es geschafft! Mittlerweile gibt es so allerlei, das ich heute vielleicht daran ändern würde, aber für mein Erstlingswerk bin ich’s so zufrieden. Ich hoffe, die Geschichte ist mir insgesamt einigermaßen gelungen und ihr hattet Spaß beim Lesen - trotz oft sehr langer Wartephasen. Und jetzt erst mal: DANKE, DANKE, DANKE allen Kommi-Schreibern! Ihr glaubt gar nicht, wie wichtig euer Feedback für mich war. Ohne euch wäre die Geschichte nicht das geworden, was sie ist. Ihr habt sozusagen daran mitgeschrieben und sie ist daher auch euer Werk. Zum Abschluss noch ein bisschen Werbung: Viele von euch wissen es ja schon, ich habe noch ein paar Storys auf animexx, die sich jederzeit über neue, interessierte Leser freuen. Z.B. „Pech und Schwefel – oder wie wird ein Dämon ein Menschenkind los?!?“. Das ist eine Fanfic über Sesshomaru und die kleine Rin. Ähnlich wie ‚die Unzertrennlichen’ ist diese Geschichte eher lustig und ironisch geschrieben. Wer lieber eine ernste, teils dramatische und wirklich lange(!) Geschichte von mir lesen will, kann sich an „Anfang aller Feindschaft – aus den Schatten der Vergangenheit“ ranwagen. Es ist eine Story über Inu Yashas Eltern. Auch Sesshomaru, Koga, dessen Freunde und einige andere, aus dem Manga bekannte Gestalten spielen darin eine wichtige Rolle. Tja, und dann gibt es da noch die kleine, abgeschlossene, aber traurige Kurzgeschichte „Zwischen Dunkelheit und Licht“ von mir. Und falls ihr damit immer noch nicht genug habt... Ich hätte da noch ein paar weitere Ideen zu Inu Yasha. Bei Interesse könnte ich diese Ideen vielleicht, eventuell, möglicherweise, gegebenenfalls und unter gewissen Umständen irgendwann mal zu Papier bringen... ;)))) Vielen Dank nochmals für eure Lesebereitschaft und eure Unterstützung. Bye! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)