Die unzertrennlichen Brüder von Lizard (ein Schwertbann und ein Geschwisterproblem) ================================================================================ Kapitel 14: Ein Ausgang und ein interessanter Weg ------------------------------------------------- Irgendwie wollte mir ja keiner glauben, dass Kagome, Miroku und Kirara (und, ach ja, Myoga gibt's ja auch noch) tot sind. Also okay, ihr habt recht gehabt, sie leben noch. Noch... denn sie sind nach ihrem Absturz zwar relativ weich gelandet, aber trotzdem an einem sehr ungemütlichen Ort. Ja, und die Hundebrüder mit Sango und Shippo haben nach ihrer Gartenarbeit und ihrem ,Entlausungs'-Bad natürlich auch noch was vor sich, bevor sie dem letzten Waffendämon hallo sagen können... Wie immer, viel Spaß! Als Kagome die Augen aufschlug, umgab sie eine feuchtwarme Dunkelheit. Der Boden unter ihr fühlte sich weich, nass und klebrig an. Stöhnend richtete sich das Mädchen auf und versuchte vergeblich etwas in der Finsternis zu erkennen. "Inu Yasha?" Ein leises Miauen antwortete ihr. "Kirara?", fragte Kagome, "wo bist du?" "Kagome-sama", sagte daraufhin eine junge Männerstimme, "du bist also auch abgestürzt. Geht es dir gut?" Kagome setzte ihren drückenden Rucksack ab, kramte eine Weile darin herum und zog schließlich eine Taschenlampe daraus hervor. Sie knipste das Licht an und leuchtete um sich. Einige Meter vor sich entdeckte sie Miroku, der am Boden hockte und seinen schmerzenden Nacken rieb. Noch ein paar Meter entfernt rollte sich Kirara gerade aus der Seitenlage und verwandelte sich in ihre kleine Form. "Wo sind wir hier?", stellte Kagome die nächste Frage und leuchtete die Umgebung ab. "Tja, das wüsste ich auch gern", meinte Miroku und sah sich ebenfalls um, "ein wirklich seltsamer Ort. Der Boden, die Wände, alles scheint nur aus einer gräulichen, weichen Masse zu bestehen. Und überall ist klebender Schleim. Nicht sehr angenehm. Aber immerhin hat uns das eine harte Landung erspart." Kagome beruhigte das nicht, sie musste plötzlich an Abbildungen in ihrem Biologiebuch denken. "Also, ich weiß ja nicht, was das hier ist, aber irgendwie erinnert mich das an das Innere von einem Magen oder Darm", sagte sie schließlich. Miroku schwieg kurz verdutzt und betrachtete dann etwas genauer den Schleim, der an seinen Händen und seiner Kleidung klebte. "Hmm, jetzt, wo du es sagst. Das sieht hier wirklich nach einer Art Verdauungstrakt aus... und dieser Schleim hier überall, irgendwie scheint er ganz leicht auf der Haut zu brennen..." "Das sind Verdauungssäfte", kreischte Kagome und sprang entsetzt auf. "Was auch immer das ist, wir werden hier allmählich verdaut! Wir müssen hier raus!" Miroku wurde es nun auch etwas mulmig zumute, doch er versuchte ruhig zu bleiben. "Also, mal langsam", meinte der Mönch, "es mag ja sein, dass wir im Bauch von irgendwas gelandet sind, aber immerhin können wir hier drin atmen und das, was uns da verschluckt hat, scheint eine sehr gemächliche Verdauung zu haben. Ich denke, ich könnte einen Bann erschaffen, der uns vor diesen zersetzenden Säften schützt. Zumindest für eine Weile. Und dann suchen wir eben ganz einfach den Ausgang." "Tolle Idee", murrte Kagome etwas genervt, "woher willst du wissen, dass es hier einen Ausgang gibt? Ich glaube, wir sind ganz schön tief gefallen. Oder hoffst du darauf, dass uns dieses... dieses... was auch immer das ist, uns unverdaulich findet und wieder ausspuckt?" "Das nicht", sagte Miroku ruhig, "aber überleg doch mal. Wenn wir wirklich in einer Art Verdauungstrakt sind und das hier offensichtlich der Magen ist, dann gibt es ja höchstwahrscheinlich auch eine Art Darm und daran anschließend... nun ja, den Ausgang halt!" Kagome riss die Augen auf und starrte den grinsenden Mönch entgeistert an. "Du meinst doch nicht etwa...", keuchte sie entsetzt. "Genau das meine ich", erwiderte Miroku fröhlich. Das Schulmädchen schluckte, sie sah nicht ein, was Miroku an dieser ganzen Situation so lustig fand. Sie selbst fand das überhaupt nicht spaßig. Doch leider hatte ihr Freund recht, aus diesem ganzen Dilemma gab es nur diesen einen Ausgang und früher oder später würden sie alle so oder so dorthin finden. Und wenn ihr die Wahl blieb, erreichte sie diesen Ausgang lieber nicht in der Form von unverdaulichen Überresten, sondern vorzugsweise lebendig. "Also, schön", seufzte Kagome, "dann machen wir uns mal auf den Weg und suchen diesen... diesen Ausgang." Miroku stand auf. "Am besten setzen wir uns beide auf Kirara. Je näher wir alle beisammen sind, desto leichter kann ich einen schützenden Bann für uns aufbauen." Kirara maunzte kurz und verwandelte sich in ihre große Form. Kagome nahm ihren Rucksack auf ihren Rücken und ging zu der Dämonenkatze. Miroku war sofort an ihrer Seite, um ihr beim Aufsteigen zu helfen, und fing sich gleich darauf eine Ohrfeige ein. "Also wirklich", betonte der Mönch gekränkt, "da möchte man nur hilfreich sein und..." "...und nutzt dabei gleich die Gelegenheit fremde Hintern zu betatschen. Warte nur, bis wir Sango wiederfinden und ich ihr davon erzähle, dann wird deine andere Wange noch einen viel schöneren Handabdruck abbekommen! Versuch das ja nicht wieder, und hock dich gefälligst vor mich! Oder ich sage Inu Yasha, dass du dich mir gegenüber wie Koga benommen hast." Miroku murmelte nur etwas Unverständliches vor sich hin und kletterte vor Kagome auf Kirara. Gerade als Kagome hinter ihm ebenfalls aufsteigen wollte, fiel ihr Blick kurz zu Boden, und sie stockte. "Nanu, was ist denn das?", fragte sie, bückte sich und hob einen papierartigen, teils aufgelösten und aufgeweichten Gegenstand vom klebrigen Boden auf. Mit spitzen Fingern zupfte das Mädchen den Pappfetzen, der nach den Überresten einer Streichholzschachtel aussah, auseinander und hielt dann einen feuchten, halb verschleimten Floh zwischen ihren Fingern. "Myoga!" "Ach herrje", stöhnte der Flohgeist, "endlich befreit mich mal jemand aus dieser dunklen Schachtel. Und was ist das für ein grässliches Zeug, das an meinem Körper klebt? Wie konnte Inu Yasha-sama mir nur so etwas antun. Ausgerechnet mir, seinem treuen und weisen Berater... Womit habe ich das nur verdient... gibt es denn niemanden, der die Weisheit des Alters zu schätz..." Was Myoga sonst noch sagen wollte, ging in Kagomes zusammenklatschenden Händen unter. Genervt öffnete das Mädchen ihren Rucksack und versenkte den zusammengequetschten, besinnungslosen Flohdämonen tief darin. Ausgerechnet diesen feigen, nervenden Opa musste Inu Yasha auch noch hier herunter fallen lassen, dachte Kagome wütend. Und jetzt darf ich mich mit zwei der dämlichsten Vertreter des männlichen Geschlechts durch einen Darmtrakt und vermutlich durch einen Haufen Scheiße zurück an die Oberfläche wühlen. Das ist doch wirklich das allerblödeste Abenteuer, das ich je erlebt habe. Und alles nur, weil zwei Idiotenbrüder sich nicht vertragen können und aneinander geklebt wurden! Das einzige, das Kagome in diesem Moment noch tröstete, war die Hoffnung, dass Inu Yasha und Sesshomaru vielleicht auch mit irgendwelchen unangenehmen Fallen zu kämpfen hatten. Die beiden Hundebrüder hatten währenddessen ihre gegenseitige Zeckensuche und ihr Bad beendet. Sesshomaru stieg aus dem Wasser und zog sich langsam an. Inu Yasha kam ebenfalls mit seinem gewaschenen Feuerrattengewand aus dem Wasser und schüttelte sich kräftig. "Inu Yasha..." "Was denn?" Etwas verdutzt sah Inu Yasha in Sesshomarus kalte Augen, bis ihm plötzlich klar wurde, dass er seinen Bruder versehentlich zusätzlich nassgespritzt hatte. "Oh, entschuldige...", sagte er deswegen hastig, "war keine Absicht. Aber du bist ja schließlich auch ein Hund, also wirst du sicher verstehen, dass das so ein Reflexverhalten von mir ist und..." "Im Gegensatz zu dir besitze ich nicht nur einen einfachen Instinkt, sondern auch einen Verstand und bin sehr wohl in der Lage mich von solchen tierischen Verhaltensweisen zu lösen", bemerkte Sesshomaru dazu, "und wenn du nicht willst, dass ich dir dein peinliches Hundewelpengehabe gleichermaßen auf Hundeart erzieherisch austreibe, solltest du deine tierischen Triebe zukünftig lieber unterdrücken!" Etwas perplex starrte Inu Yasha seinen Bruder an. Erziehung auf Hundeart? Was meinte er denn damit? Und wie kam er überhaupt auf so was? War Sesshomaru denn mal auf Hundeart erzogen worden? Plötzlich fragte sich Inu Yasha, wie Sesshomarus Kindheit eigentlich ausgesehen haben mochte. Irgendwie hatte er sich das bisher nie gefragt. Und eigentlich wusste er gar nicht, wie die Kindheit von Dämonen überhaupt aussah. In welcher Gestalt war Sesshomaru eigentlich herumgelaufen, als er klein war? In menschlicher Form oder als Hund? Und wie hatte er da wohl gelebt? Wie Wölfe in so einer Art Rudel oder wie die Menschen in einem Haus? "Lass gefälligst das Starren, deine Schadenfreude kannst du dir sparen!" durchbrach eine eisige Stimme Inu Yashas Gedanken und brachte ihn noch mehr in Verwirrung. "Häh?" "Wenn du unbedingt wissen willst, wie sich das anfühlt", fuhr Sesshomaru verärgert fort, "kann ich dir gerne auch einen deiner Arme abreißen. Dann sind wir zumindest quitt" Erst jetzt bemerkte Inu Yasha, dass er in Gedanken unbewusst die ganze Zeit auf Sesshomarus fehlenden Arm gestarrt hatte. Verständlich, dass Sesshomaru da leicht etwas falsch verstehen konnte. Das hatte Inu Yasha nicht gewollt. Verlegen schluckte er und wandte sich hastig ab. "Tut mir leid...", murmelte der Halbdämon leise und schlüpfte in sein Feuerrattengewand. Verdammt, dachte er dabei, was rede ich da eigentlich? Was denke ich überhaupt über diesen Mistkerl nach? Der kann mir doch völlig schnuppe sein. Wenn der irgendwelche Probleme hat, dann hat er die sich schließlich selbst eingebrockt, und besonders freundlich ist er auch nie gewesen. Nun ja, fast nie... Inu Yasha dachte daran, wie Sesshomaru ihn mehrmals, seitdem sie zusammen hingen, gerettet hatte. Dann dachte er wieder an das geborgene Gefühl, das er empfunden hatte, als Sesshomaru ihn über das Meer getragen hatte, und sah verstohlen zu seinem Bruder. Der hatte sich nun ebenfalls leicht abgewandt und zog sich weiter an. Sein Gesicht war wie immer ausdruckslos. Merkwürdigerweise konnte Inu Yasha es nicht verhindern, dass ihn das ein wenig traurig stimmte. Irgendwie hätte er gern gewusst, was sein Bruder manchmal dachte oder fühlte. Wie konnte er nur so emotionslos sein? Warum nur war er eigentlich so, wie er war? "Inu Yasha", rief eine Stimme in diesem Moment fröhlich und der Halbdämon sah Shippo auf sich zurasen. Der kleine Fuchsdämon hatte sich von dem Zeckenüberfall also auch wieder erholt. Dann konnte es ja weitergehen. Sesshomaru schien derselben Meinung zu sein. Nachdem er seine Rüstung angelegt hatte und Tokijin zusammen mit Tensaigas leerer Scheide in seine seidenen Gürtelschleifen gesteckt hatte, marschierte er wortlos los. Inu Yasha schnappte sich die verklebten Schwerter Tessaiga und Tensaiga, die er während des Badens am Teichrand abgelegt hatte und lief dem Hundedämonen mit Shippo hinterher. Zum Schluss folgte Sango. Die vierköpfige Gruppe ging weiter durch das dschungelartig verwachsene Parkgelände und kam wieder in eine Art Wald. Dieser schien jedoch glücklicherweise zeckenfrei zu sein und auch mordlüsterne Pflanzen gab es hier offenbar nicht mehr. Wenige Zeit später erreichten die beiden Brüder, die Dämonenjägerin und der kleine Fuchsdämon daraufhin eine Mauer. Inu Yasha packte Sango und Shippo auf den Rücken und sprang fast gleichzeitig mit Sesshomaru hoch. Direkt vor ihnen lag nun das gewaltige, tempelartige oder schlossähnliche Gebäude, das, seit sie in der Ruinenstadt waren, ihr Ziel gewesen war. Nach einem kurzen, musternden Blick sprangen die dämonischen Brüder von der Mauer in den Vorhof des Bauwerks und gingen mit den beiden Gefährten zu einer breiten, halb zerfallenen Treppe die in das Innere der Ruine führte. In einer halboffenen Säulenhalle, die sie danach alle erreichten, sahen sie sich um. "Wohin jetzt?", fragte Inu Yasha und versuchte etwas zu wittern. Das Youki, das sie seit dem Betreten der Insel gespürt hatten und das wohl dem gesuchten Waffendämon gehörte, war nun überdeutlich stark. So stark, dass es unmöglich war, eine genaue Richtung auszumachen, wovon die dämonische Energie kam. Sango, die diese starken Kräfte ebenfalls wahrnahm, fragte sich, wie wohl der Dämon aussah, zu dem eine solch mächtige Ausstrahlung gehörte. Offensichtlich handelte es sich bei dem letzten der Waffendämonen um ein völlig anderes Kaliber als bei den vier seiner bereits besiegten Geschwister. Inu Yasha und Sesshomaru beunruhigte das augenscheinlich nicht besonders, sie gingen einfach weiter. Sesshomaru schien sich sicher zu sein, wohin sie mussten. Die Gruppe durchquerte schweigend und aufmerksam die Säulenhalle und kam zu einem etwa dreißig Meter langem, dunklen Gang. Der führende Hunddämon blieb stehen. "Sieht nach Falle aus", sagte Inu Yasha laut. Kaum hatte er das gesagt, schossen leise sirrend tausende von blitzenden Eisenpfeilen links und rechts aus den Wänden in den Gang vor ihm und verschwanden genauso schnell wie sie aufgetaucht waren. Überrascht wich Inu Yasha etwas zurück. "Was war denn das?", fragte er, woraufhin sich das Schauspiel mit den aus den Wänden schießenden Pfeilen in dem düsteren Gang wiederholte. "Diese Falle regiert auf Geräusche", flüsterte Sango leise. Wenn man durch den Gang geht und dabei einen Laut produziert, löst ein geheimer Mechanismus als Reaktion auf das Geräusch diesen plötzlichen, magischen Pfeilhagel aus. Und jeder, der sich in dem Gang befindet, wird von diesen Pfeilen aufgespießt. In meinem Heimatdorf wurde oft eine Geschichte erzählt, dass zwei Dämonenjäger mal in solch einer ähnlichen Falle umgekommen sind. Wir müssen ganz leise und vorsichtig da durchgehen, dann können wir dieses Hindernis überwinden. Am besten gehen wir nacheinander hindurch, damit wir nicht alle aufgespießt werden, falls einer von uns zu unvorsichtig oder versehentlich zu laut sein sollte." Inu Yasha betrachtete den steinigen Boden des Gangs. Es sah nicht gerade einfach aus dort lautlos hindurch zu kommen. Wenn nur einer der vielen Steine am Boden ins Rollen geriet und dadurch einen Laut erzeugte, bedeutete das das Ende. Sesshomaru würde sicherlich keine Probleme haben geräuschlos durch den Gang zu kommen, aber seine Freunde vielleicht schon. Er selbst empfand es jedenfalls als keine leichte Aufgabe sich völlig leise und ruhig bewegen zu müssen. Sango bemerkte die Unsicherheit Inu Yashas und lächelte beruhigend. Um ihm zu zeigen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, machte sie spontan den Anfang, überprüfte das Festsitzen ihres Hiraikotsus und ging ruhig in den Gang hinein. Sie war zwar sehr langsam, kam aber sehr geschickt sowie völlig laut- und gefahrlos hindurch. Als nächster fasste Shippo sich ein Herz. Der kleine Fuchs war ziemlich verängstigt, er wollte nicht allein durch die unheimliche Falle gehen. Doch er wollte auch nicht als Feigling dastehen und Inu Yasha bitten ihn zu tragen. Tapfer ballte er daher seine Fäuste und betrat den Gang. Wegen seiner kleinen Füße hatte er es verhältnismäßig einfach durch die vielen hinderlichen Steine zu kommen und tat sich deshalb leichter als er selbst gedacht hatte. Als der Fuchsdämon glücklich die Falle überwunden hatte, warf Sesshomaru einen kurzen Blick auf seinen Bruder und ging ebenfalls. Inu Yasha folgte ihm. Was bei Sesshomaru, der mit Lautlosigkeit keine Schwierigkeiten hatte, so leicht aussah, war für den Halbdämonen gar nicht einfach, denn er besaß leider kein besonders ruhiges Temperament. Mühsam unterdrückte er seine Ungeduld, konzentrierte sich auf den steinigen Boden und setzte vorsichtig einen Fuß nach dem anderen. Der Schweiß brach ihm aus, nie hätte er gedacht, dass es so schwierig sein konnte eine dreißig Meter lange Wegstrecke hinter sich zu bringen. Aber sich leise und ruhig verhalten zu müssen, war nun mal wirklich nicht seine Stärke. Shippo, der die Ungeduld und das hitzige, überschäumende Temperament Inu Yashas durch viele schmerzhafte Erfahrungen am besten kannte, sah dem Halbdämonen bei seinen krampfhaften Bemühungen ängstlich zu. Auch Sesshomaru schien die Nervosität seines jüngeren Bruders wahrzunehmen, denn er verhielt sich ungewohnt rücksichtsvoll und blieb beruhigend an Inu Yashas Seite, obwohl er sicher weitaus schneller vorwärts hätte gehen können. Unwillkürlich seufzte Shippo erleichtert auf, als die Brüder schließlich langsam das Ende des Fallengangs erreichten, und presste dann schnell und erschrocken seine Hände auf den Mund. Doch die Unterdrückung seines ungewollt losgelassenen Lauts kam bereits zu spät. Sofort schossen wieder Pfeile aus den Wänden. Instinktiv machten Inu Yasha und Sesshomaru einen kräftigen Satz nach vorne und retteten sich so beide gerade noch rechtzeitig vor dem surrenden Pfeilhagel aus dem Gang. Inu Yasha stürzte neben Shippo halb zu Boden und packte den vorlauten Fuchsdämonen sofort darauf wütend am Schwanz. "Sag mal, spinnst du", schimpfte er, "wegen dir aufseufzender Rotznase wäre das beinahe schiefgegangen. Wolltest du uns umbringen?!" "Tut mir leid... entschuldige, ich hatte doch nur Angst, dass du es nicht schaffst und der Seufzer ist mir echt nur rausgerutscht... ich..." Inu Yasha hörte sich die Entschuldigungen des kleinen Fuchses nicht länger an, sondern verbeulte ihm postwendend den Schädel. So konnte er immerhin auch gleich seine aufgestaute Anspannung loswerden, die ihm beim Durchqueren des Fallengangs fast sämtliche Nerven gekostet hatte. Sango sah kopfschüttelnd, aber auch erleichtert darüber, dass alles gutgegangen war, zu. Shippo tat ihr zwar leid, aber Inu Yasha zu bändigen, bevor er sich von selbst beruhigte, war sowieso nicht möglich. Sesshomaru beobachtete seinen verprügelnden Bruder ausdruckslos. Ihm machte es nichts aus, dass der Fuchs für sein unbedachtes Seufzen einige Beulen kassierte, wenn er ehrlich war, hätte er Inu Yasha sogar am liebsten beim Verprügeln geholfen. Viele Beulen später, nachdem Inu Yasha sich endlich abreagiert hatte, konnten die Vier endlich weitergehen. Ein weiterer, dieses Mal harmloser Gang führte sie langsam hinab in dunkle, leere Kellerräume. Vielleicht waren das einst große Vorratsspeicher gewesen, vielleicht auch etwas anderes, keiner wusste es. Es interessierte die vierköpfige Gruppe aber auch nicht besonders. Hauptsache, sie fanden endlich diesen mysteriösen, letzten Waffendämon, der sich hier unten irgendwo verschanzt haben musste. Doch bevor sie ihr Ziel erreichen konnten, wartete erneut ein Hindernis auf die Hundbrüder mit ihren Begleitern. Die unterirdischen Räume endeten wieder in einem kleinen, noch tiefer führenden Gang und dieser Gang fand sein Ende schließlich an einem gewaltigen, extrem breiten und gähnenden Abgrund. "Keh", schimpfte Inu Yasha, "so langsam reicht es mir. Was soll das denn schon wieder? Wie kommen wir da bloß rüber?" Sesshomaru besah sich die vor ihnen liegende Schlucht. Mit solch einem gewaltigen unterirdischen Canyon, der den weiteren Weg versperrte, hatte er nicht gerechnet. Das stellte wirklich ein unüberwindliches Hindernis dar. Schließlich unterdrückte die magische Insel, auf der sie sich alle befanden, seine Flugfähigkeit. Und für einen Sprung auf die andere Seite war die Schlucht auch für ihn zu breit. "Ist doch ganz einfach da rüber zu kommen", sagte Shippo in diesem Moment, "da ist doch eine Brücke!" Überrascht sahen alle den Fuchsdämonen an. "Was habt ihr denn", fragte der Kleine verwundert und deutete dann leicht seitwärts neben den Gang. "Da, seht ihr? Wir müssen nur etwas da rüber springen, dann können wir über die Brücke gehen." "Inu Yasha", sagte Sango tadelnd, "ich glaube, du bist vorhin mit deinen Schlägen etwas zu hart gewesen. Jetzt hat der arme Kleine schon Wahnvorstellungen. Wie konntest du nur so..." "Ich bin nicht verrückt", begehrte Shippo wütend auf und sprang mit einem flinken Satz aus dem Gang heraus in die Schlucht. Sango schrie entsetzt auf. Ihr Entsetzen verwandelte sich aber sofort in bodenloses Erstaunen, als Shippo nicht, wie erwartet, in die Tiefe stürzte, sondern mitten in der leeren Luft schwebend über der tiefen Schlucht stand. Inu Yasha schaute ebenso verdattert drein. "Shippo... wie... seit wann kannst du denn so was?" "Seid ihr blind, oder was?" schimpfte Shippo nun und trampelte auf der Stelle in der Luft herum: "Ich sage euch doch, hier ist eine schmale Brücke!" "Illusionszauber", sagte Sesshomaru schlicht und sprang ohne zu zögern Shippo hinterher. Verblüfft sahen Inu Yasha und Sango, wie nun auch der Hundedämon hinter Shippo scheinbar schwerelos mitten in der Luft stand. Sango verstand schließlich. "Hier gibt es tatsächlich eine Brücke", erklärte sie dem immer noch verständnislos dreinschauenden Halbdämonen, "doch sie ist durch Illusionszauber unsichtbar gemacht. Nur bei Fuchsdämonen wirkt diese Illusion nicht, deshalb kann Shippo die Brücke als Einziger von uns bemerken und sehen. Wenn wir ihm folgen, können wir die Schlucht problemlos überqueren." Zweifelnd betrachtete Inu Yasha die Stelle, an der Shippo und Sesshomaru in der Luft standen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte absolut nichts sehen. Auch seine sonstigen Sinne sagten ihm ausdrücklich, dass da nichts war, aber nichtsdestotrotz standen der Fuchsdämon und sein Bruder eindeutig auf irgendwas drauf. Der Dämonenjägerin war das alles auch nicht so recht geheuer, aber sie vertraute Shippo und folgte nun ebenfalls mit einem beherzten Sprung auf die unsichtbare Brücke. "Keh", war das einzige, das Inu Yasha dazu einfiel, dann hüpfte auch er ins scheinbare Nichts und landete dort erstaunlich feststehend. Shippo lächelte triumphierend und stolzierte dann stolz voran weiter durch die Leere. Sango lächelte ebenfalls, als sie beobachtete, wie Sesshomaru und Inu Yasha sich dem Fuchsdämonen anschlossen und ihm sehr aufmerksam folgend über die unsichtbare Brücke nachgingen. Es musste für den kleinen Fuchsdämonen eine große Genugtuung sein, dass er endlich auch mal eine essentielle Rolle spielen durfte und Sango gönnte ihm dieses Vergnügen aus vollstem Herzen. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl über etwas zu laufen, das einfach nicht da zu sein schien. Sango musste all ihre Konzentration aufbieten, um sich selbst immer wieder davon zu überzeugen, dass sie keine Angst zu haben brauchte und dass da wirklich eine Brücke war, die sie sicher über die tiefe Schlucht trug. Inu Yasha und Sesshomaru hätten es zwar nie zugegeben, aber ihnen ging es genauso. Daher waren beide innerlich sehr erleichtert, als sie die verwirrende Sinnestäuschung schließlich hinter sich gebracht und die unsichtbare Brücke erfolgreich überquert hatten. Vor ihnen lag nun wieder ein schmaler Gang. "Na ja", meinte Inu Yasha und schnupperte angewidert in den Gang hinein, "sehr verführerisch riecht es da ja nicht gerade, wo dieser Gang hinführt. Offenbar wartet da wieder irgend so ein stinkiger Sumpf oder eine Art Kloake auf uns. So ein Mist, ich habe echt keine Lust schon wieder..." Plötzlich erstarrte der Halbdämon, schnupperte nochmals gründlich und riss die Augen auf. "Kagome...", flüsterte er und rannte dann völlig überraschend wie der geölte Blitz in den Gang hinein. Nach zehn Metern wurde sein blitzartiger Lauf jedoch wieder gestoppt. Unsanft und hart landete Inu Yasha auf seinem Hinterteil. Auch Sesshomaru begegnete dem Boden, er landete nämlich bäuchlings darauf. "Au verdammt", fluchte Inu Yasha und rappelte sich verärgert halb auf, "daran hab ich schon wieder nicht gedacht... dieser blöde Fesselbann..." "Au verdammt... ja, du wählst die richtigen Worte, mein heißgeliebter Bruder!" antwortete eine eiskalte Stimme. Erschrocken sah der Halbdämon auf. Ein paar golden funkelnde Augen starrten mehr als wütend auf ihn herab. Dann sauste eine ebenso wütende Faust ziemlich schmerzhaft auf seinen Kopf. "Au verdammt", sagte nun auch Shippo, eine gewisse Schadensfreude, die in seiner Stimme mitschwang, konnte er dabei allerdings nicht verbergen. Er fand es einfach zu schön, wenn zur Abwechslung mal nicht er von Inu Yasha, sondern dieser von seinem großen Bruder verprügelt wurde. _ _ _ _ _ Das war Kapitel Nr. 14 und damit kommen wir dem Ende dieser Geschichte immer näher. Entschuldigt bitte, dass ich mir entgegen meiner Versprechungen mit dem Weiterschreiben so viel Zeit gelassen habe. Das nächste Mal dauert es leider wieder ziemlich lange, denn ich komme jetzt bald für etwa einen Monat nicht mehr privat ins Netz. D.h. die letzten Kapitel kommen erst im neuen Jahr on. *Sorry* Ich hoffe, ihr werdet auch so spät noch bereit sein, meine Geschichte zuende zu lesen. Ein paar Fragen sind ja noch offen: Haben Kagome, Miroku, Kirara und Myoga ,den Ausgang' gefunden? Wird Inu Yasha Kagome nun wieder finden? Und werden alle jetzt endlich den letzten Waffendämon und die letzte gesuchte Waffe finden? Wenn ihr mir passend zur stillen Zeit eine schöne Weihnachtsfreude machen wollt, hinterlasst mir doch ein paar Kommentare. Darüber freu ich mich immer!^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)