Das Schwert Gottes von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- "Na komm schon!" rief Celebtil den Hügel hinunter, "Gleich sind wir da!" Die junge Seherin hatte schon Tage, bevor sie die Stadt der Weisen erreichten, vor Aufregung nicht schlafen können. Sie hatte ihren Begleiter so lange gehetzt, bis der endlich das Tempo anschlug, das sie für richtig hielt. Nun stampfte Novfalath keuchend die Anhöhe hinauf und verfluchte Linterog. "Überall diese abscheulichen Berge!" schrie er zu Celebtil hinauf, die ihn frech angrinste. Das junge Mädchen drehte sich um und bewunderte die Stadt Nevlone, die in das warme Licht der Morgensonne getaucht war. Ein kühler Wind wehte durch ihr schwarzes Haar und es schien fast so, als wolle er sie näher zu der Metropole hinführen. Wieder wandte sie sich an den jappenden Bergsteiger. "Novfalath, beeil dich! Ich kann es kaum noch erwarten!" Eineinhalb Monate waren sie gereist, weg von ihrer Heimat Noir, durch die weiten Ebenen dieser Welt. Schließlich waren sie in die Regionen vorgestoßen, die die offenen Felder durch hügeldurchzogene Landschaften austauschte. Wäre Novfalath nicht so erschöpft, hätte auch er die Umgebung genossen. Von dieser Höhenlage aus hatte man einen phantastischen Ausblick, ihm war fast, als könne er die entfernte Küste im Westen erblicken. Und die drei legendären Inseln... Doch das ungeduldige Rufen von Celebtil holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Der junge Mann hatte die letzten Schritte schon geschafft, als er vor Überraschung fast wieder hinuntergefallen wäre. "Wie bitte?" stammelte er. Was er da sah, erinnerte ihn keineswegs an die verträumte Stadt im Zentrum Linterogs. Tausende Häuser standen dort, wo er einst durch den Wald gezogen war. Es waren schon vier Jahre vergangen, aber wie konnte nur solch eine Großstadt aus Nevlone geworden sein? "Was hast du denn?" fragte ihn Celebtil erstaunt. "Stimmt etwas nicht?" "N-nein, alles in Ordnung." Stotterte er und konnte doch seinen Mund bei diesem Anblick nicht schließen. Langsam wagten sie sich an den Abstieg heran, der sie tief in das Tal führte, in dem die Stadt der Weisen lag. Novfalath versuchte sich die Wege genau einzuprägen, vielleicht würden sie doch noch an eine Stelle geraten, die er kannte. Die Seherin bestaunte die vielen Häuser, die die verschiedensten Farben besaßen. Eine so bunte und prächtige Stadt hatte sie noch nie gesehen. Noir war so trist gewesen, kaum ein Gebäude wich vom anderen ab. Doch hier fesselten unzählige Bauwerke ihren Blick und sanft strich sie mit ihren Fingern über deren raue Wände. Während dessen konnte Novfalath es immer noch nicht glauben. Wie konnten die Menschen hier nur so dumm sein? Die Natur zerstören, nur um ein paar Häuser mehr zu errichten. Wussten sie denn nicht, wie schrecklich das war? Eines Tages würden sie darunter zu leiden haben, dass wusste er. Sie sicherten sich den eigenen Untergang... ...Untergang. Nein, diese Stadt konnte es nicht sein, deren Zerstörung Celebtil vor Wochen während der göttlichen Eingebung vorausgesehen hatte. Es waren nicht diese farbenprächtigen Gebäude, die in Flammen standen. Auch die Menschen, die in diesen Morgenstunden langsam erwachten, hatte sie nicht schreien und um ihr Leben flehen gehört. Wie wundervoll es war, zu wissen, dass diese einmalige Metropole noch lange bestehen würde. Und doch kroch die Angst der Unwissenheit an ihr hoch. Denn bisher hatte sie nicht erfahren, welche Stadt dem Untergang geweiht war. "Celebtil, ich glaube, nun kenne ich den Weg wieder!" lies Novfalath endlich verlauten. Inzwischen waren sie nämlich schon über eine Stunde umhergewanderte und hatten versucht, sich zu orientieren. Dann, zwischen all den großen Straßen, hatte der junge Mann eine kleine Sackgasse entdeckt, die er nur zu gut kannte. Tausendmal war er sie entlang gegangen um wieder zu Ringhis Haus zu kommen. Und nun, vier Jahre später, hatte er ihn wieder gefunden, den "Pfad der Rastlosen". Wie hatte er gelacht, als sein alter Freund das Schild am Anfang der Gasse anbrachte, um sich zu verewigen. Der "Rastlose", so lautete Novfalaths Kosename zu dieser Zeit. Grund dafür war wohl die Tatsache gewesen, dass er sich oft des Nachts aus dem Haus geschlichen hatte, um die Umgebung zu erkunden. Dass Ringhis jedes Mal wach geblieben war, um auf seine Rückkehr zu warten, hatte er erst viel später erfahren. Ja, die beiden Männer, die viele Jahre trennten, verband eine tiefe Freundschaft, die Novfalath jetzt wieder einholte. Dort stand es noch, das alte Haus, dessen Fassade ganz und gar mit Schlingpflanzen umgeben war, hier, am Ende der kleinen Gasse. Novfalath fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Wie sehr er sich freute, seinen weisen Freund wieder zu sehen. Aber ob dieser ihm schon verziehen hatte? Celebtil blickte ihrem Begleiter ins Gesicht. Er liebte diesen Ort, das sah sie sofort. Dennoch weinte Novfalath. Ihr wurde wieder einmal klar, wie wenig sie über diesen jungen Mann wusste. Zwar hatte er in den letzten Tagen versucht, sich nicht mehr so verschlossen zu verhalten, trotzdem hatte die Seherin noch nichts über seine Vergangenheit erfahren. Sie lies ihm Zeit, diesen Augenblick zu genießen, aber nach ein paar Minuten zupfte sie schließlich an seinem Ärmel. "Lass uns endlich gehen." Sagte sie leise, worauf Novfalath stumm nickte. Die beiden passierten die enge Gasse und erreichten kurz darauf die kleine, hölzerne Tür. Vorsichtig öffnete der Rastlose diese, und hörte ein leises Klingeln eines Windspiels, das hinter dem Eingang aufgehängt war. Novfalath atmete tief die schwere Luft ein, die in diesem dunkeln Zimmer war und roch die süßen Dämpfe von Ringhis Kräutertees. Er trinkt seine aufgebrühten Heilkräuter also immer noch, sagte sich der junge Mann und grinste. Auf die Seherin war nun eingetreten und bestaunte den verdunkelten Raum. Da die Vorhänge weit zugezogen waren, konnte man nur erahnen, welche Bücher in dem riesigen Regal standen, das die ganze Wand bedeckte. Zu gern hätte sie auch nur eines davon herausgezogen, als vom hinteren Teil des Gebäudes ein dumpfes Geräusch ertönte. Ein alter Mann mit langem, grauem Bart war hervorgetreten, der einen hellen Edelstein vor das eine Auge geklemmt hatte. Dies musste Ringhis sein, das ahnte Celebtil sofort. Dieser war in einen purpurnen Umhang gehüllt und machte durch seine Erscheinung einen höchst seltsamen Eindruck. "Novfalath!" rief er und stürmte freudig auf den Angesprochenen zu, wobei der Edelstein zu Boden fiel. Ringhis packte den jungen Mann und umarmte ihn kräftig, Novfalath schien fast keine Luft mehr zu bekommen. Dennoch war er überglücklich, den Alten so erfreut zu sehen. "Junge, einfach eines Nachts seine Sachen zu packen und abzureisen ist wirklich keine Art, einem Freund seinen Dank zu zollen!" wurde Novfalath mit gespielter Ernsthaftigkeit ermahnt. Dieser wollte sich gerade rechtfertigen, als der alte Mann schon Celebtil erblickt hatte und ihr lachend die Hand schüttelte. "Eine kleine Freundin von Novfalath, wie es scheint? Na dann bist du mir aufs herzlichste Willkommen, setzt euch und trinkt Tee mit mir!" Und schon stürmte Ringhis wieder in die Küche, während Celebtil und Novfalath sich an einen runden Tisch setzten. "Keine Sorge", murmelte der Rastlose leise "Er verhält sich immer so eigenartig. Aber Ringhis ist ein herzensguter Mensch, das kannst du mir glauben!" Celebtil wollte gerade fragen, was es mit dem Edelstein auf sich hatte, als der Alte wieder mit einem Tablett erschien. Während er den Tee servierte, hob er schnell das verlorene Kleinod auf und lies es in seiner Tasche verschwinden. "Besser als jede Lesebrille!" flüsterte er Celebtil ins Ohr und zwinkerte ihr zu, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Als sich nun die seltsame Teegesellschaft versammelt hatte, betrachtete Ringhis die beiden Besucher eindringlich. Celebtil senkte schüchtern den Kopf, als plötzlich die Stimme des Weisen ertönte. "Nun sag schon, Novfalath, was ist der Grund für euer Kommen?" -------------- Ui, wie ich den Charakter von Ringhis mag^^ Auf der einen Seite schön seltsam und kindisch, andererseits ein belesener Herr, der voller Überraschungen steckt. Hoffentlich mögt ihr ihn genauso wie ich^^ bye, euer Wolfsmädel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)