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Lost Memory

Der "verlorene" Dunkelelf
von

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Ein neuer Name und ein Auftrag

Ein neuer Name und ein Auftrag
 

Der Weg durch den Wald war nicht gerade einfach, denn obwohl es schon Mittag war und die Drei schon fast den halben Tag unterwegs waren, konnte er nicht sagen, dass sie bereits sehr weit gekommen waren.

Er fühlte sich matt und ausgelaugt und auf den Gesichtern der beiden Elfen konnte er erkennen, dass es ihn nicht besser ging.

Nelith, der am Anfang ein Stück weit vor ihm und Niphredil gegangen war, hing nun etwas zurück und hatte es seiner Schwester überlassen nach einem Weg zu suchen, da sie ohnehin besser darin war als der Hexer.

Manchmal hörte er diesen leise murmeln, vor allem wenn Niphredil die beiden Männer zu größerer Eile antrieb.

Die Elfe hatte sich vorgenommen, den Wald noch vor Sonnenuntergang verlassen zu habe und dementsprechend jegliche Pause untersagt.

Als er jedoch dieses Mal den Blick in den Himmel hob, verdeckte ihm nicht mehr die allgegenwärtige, grüne Blätterdecke die Sicht. Die Bäume begann sich zu lichten, wenn auch nur langsam und durch die Lücken strahlte ihm der blaue Himmel entgegen. Er musste die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden.

Wieso hatten seine Augen eigentlich derartige Probleme mit dem Sonnenlicht? fragte er sich während er sich an seine, zu Staub zerfallene Rüstung dachte. Auch dort war es das Licht der Sonne gewesen, der sie hatte zerfallen lassen.

Seine Rasse, sein Volk....die Drow, schienen es wohl nicht so mit der Sonne zu haben, aber wo lebten sie, wenn ihre Rüstungen zu Staub zerfielen, wenn sie mit Sonnenlicht in die Berührung kamen.

Unter der Erde? Er schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, nicht im Licht zu leben, nicht nach der kurzen Zeit, an die er sich erinnern konnte.

Ohne, dass er es merkte, war Niphredil stehen geblieben und er lief beinahe in sie herein, stoppte aber noch im letzten Moment.

Die Haltung der Elfe war angespannt und eine ihrer Hand war, zu einer stoppenden Geste, erhoben. Er konnte fast sehen, wie die langen spitzen Ohren Niphredil leicht zuckten, während sie lauschte, als sie nichts hörte entspannte sie sich wieder und trieb ihn und Nelith wieder zu einem raschen Tempo an.

Als er seinen Blick nach vorne richtete erkannte er, wie die Bäume sich langsam lichteten und in ein langes Band aus Sand und Kieseln übergingen, auf denen eine paar große dinger, etwas anderes viel ihm dazu nicht ein, standen umrundet von einer Gruppe Männer und Frauen.

"I'maen, Nelith. Leha ellern'nir behn naa." Niphredil war inzwischen wieder stehen geblieben und schaute nun über ihre Schulter, über ihn hinweg zu Nelith. Dessen Gesicht versteinerte sich erst, dann schien er zu überlegen.

"Behn? Tanaklle? Ie los adoe?" Die Mondelfe nickte bestätigend.

"Tanakamin, Nel. Sha rasamin elee." Niphredil gestikulierte ausholend mit den Armen und schien leicht entrüstet zu sein, worauf hin Nelith nur ergeben seufzte und auf ich deutete.

"Mani faer Drow?"

Drow? Es hatte also etwas mit ihm zu tun, mit dem was er war. Er lauschte auf den Rest der Unterhaltung, doch keins der benutzten Wörter erkannte er wieder oder es reichte nicht aus um zu verstehen, was Nelith und Niphredil redeten.

Er sollte aber nicht lange unwissend bleiben, denn nun wandte Nelith sich ihm zu, mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, den er nicht wirklich deuten konnte. Zum Teil sah er Entnervung und auch etwas Besorgnis, wahrscheinlich auf die Gruppe beim Sand bezogen.

"Setzt die Kapuze auf. Die da vorne müssen nicht unbedingt wissen, was ihr seid. Es würde nur Probleme geben...für uns alle."

"Gut..."

Er hob mit schlanken, schwarzen Fingern die Kapuze aus dem Nacken und legte sie sich über den Kopf, so dass sein Gesicht im Schatten derer verborgen war. Nelith schien aber noch nicht zufrieden zu sein, den die schmalen Hände das Elfen begann seine Kapuze zurecht zu zupfen und ein paar silbrigweiße Haarsträhnen unter den Stoff zu schieben.

Dabei berührten Nelith Finger, wohl er aus Versehen denn aus Absicht, seine empfindlich Ohren.

Ein Schlag fuhr durch genau diese und ein Kribbeln machte sich in seinem Magen breit, nicht unangenehm, aber doch etwas seltsam.

Von diesen Empfindungen verwirrt, merkte er gar nicht wie der Elf sein Hände wieder zurück zog und sich mit einem "Kommt nun." abwendete.

Auch von der kaum wahrnehmbaren Röte auf den Wangen Nelith' bekam er nichts mit.

"Ihr nun kommen?" Riss ihn Niphredils Stimme aus seiner Starre und er folgte den Elfen mit schnellen Schritten in Richtung Waldrand.

Je dichter er kam umso unwohler fühlt er sich mit einem Mal. Er musste Schlucken, denn in seinem Hals hatte sich ein dicker Klos festgesetzt, der ihm das Atmen erschwerte.

Die beiden Elfen war eindeutig besorgt gewesen, man könnte ihn erkennen.

Was war, wenn genau dies passierte?

Würde man sie alle drei auf der stelle töten, oder nur ihn?

Was geschah dann mit Nelith und Niphredil?

Er schüttelte den Kopf, über so etwas wollte er gar nicht nachdenken.

Am besten er verhielt sich einfach, als wenn nichts wäre, als wenn er gar nicht wüsste, was er war. Tief durchatmend holte er die beiden Elfen ein, die inzwischen schon aus dem Wald herausgetreten waren und schaute sich unter dem Saum seiner Kapuze hindurch um.

Dabei achtete er darauf, das genau diese nicht verrutschte und dass er seine Hände unter dem Mantel verborgen hielt.
 

"Seid mir gegrüßt Reisende." Begrüßte Nelith die Fremden; ein strahlendes Lächeln auf den Lippen und freundliche blickenden Augen.

"Wir..." Der Hexer machte ein deutende Bewegung zu ihm und Niphredil, wobei die weiten Ärmel seiner Robe leise raschelten. "...sahen eure Karawane vom Wald aus hier stehen und fragten uns, weshalb ein solch großer Wagenzug derart ungeschützt auf der Straße steht. Gab es irgendwelche Probleme?"

Er musste leicht schmunzeln, als er Nelith so hochgestochen sprechen hörte und beinahe fragte er sich, warum der Elf zu ihm auch nicht einmal so freundlich, oder zumindest so höflich war. Niphredil schein wohl erahnt zu habe, was er dachte und zwinkerte ihm zu.

"Probleme gab es viel in letzter Zeit, Elf. Was unsere Garde betrifft, folgte sie einer Bande von Wegelagerern in den Wald und kam bisher nicht zurück. Ihr habt sie nicht zufällig gesehen?" Ein Mann mit zerfurchtem Gesicht und rabenschwarzen, bereits von grauen Strähnen durchzogenem, Haar und lebendig funkelnden, blauen Augen. Der Mann war wohl eine Art Anführer, denn keiner wagte es ich zu unterbrechen.

"Wegelagerer?" Nelith tat als würde er überlegen, bevor er antwortete. "Wir haben in der tat ein paar Wegelagerer getroffen, oder eher, sie haben uns getroffen, wenn man es so ausdrücken will. Mein schmerzender Schädel erinnert mich noch all zu gut daran." Die Stimme des Elfen veränderte sich nicht ein bisschen in ihrer Tonlage, als plaudere er über Wetter oder andere belangenlose Dinge.

Er spürte wie ihn der Blick des faltengesichtigen Mannes streifte und zog unbewusst seinen Mantel enger um seinen schmale Gestallt, insgeheim hoffend, dass der Mann ihn einfach übersehen würde. Was natürlich nicht geschah.

"Weshalb ist einer eurer Gefährten vermummt, Elf? Ihr habt doch nichts zu verbergen oder?"

Einen Moment lang konnte er sehen, wie Nelith' Gesichtszüge entgleißten, doch der Elf fing sich relativ schnell wieder.

"Mein Gefährte hat seine Gründe sich vermummt zu halten, oder verdächtigt ihr uns mit den Wegelagerern gemeinsame Dinge zu machen?" Nelith Stimme senkte sich zu einem bedrohlichen flüstern und er merkte, wie Niphredil sich neben ihm anspannte und nach ihrem Jagdmesser griff, aus dem Augenwinkel sah sie, dass der Mann ebenfalls zu einem Schwert gegriffen hatte, dass an seiner Seite hing, während er und die beiden Elfen von misstrauischen Blicken gerade zu durchlöchert wurden.

Gerade wollte Nelith zu einem weiteren Satzt ansetzen, als Niphredil diesen unterbrach.

"Kel'nathar, Nel." Rief die Elfe und war mit einem Satz bei ihrem Zwilling um ihm beruhigen die Hand auf die Schulter zu legen, dann wendete sie sich mit einem beschwichtigen Lächeln an den Menschen.

"Wir schon gehen...ganz ruhig." Niphredil wollte Nelith schon mit sich ziehen, da zog der Mensch sein Schwert aus der Scheide und hielt es auf die beiden Elfen gerichtet.

"Ihr geht nirgendwo hin. Ich traue euch nicht." Der Mann machte eine Handbewegung auf die weitere Männer dichter herankamen, ebenfalls mit gezogenen Schwertern.

Er spürte, wie seine Hand, einem Reflex gleich zu seinem eigene Gürtel zuckte, aber nicht fand was sie suchte. Wie auch, denn er trug ja keine Waffe.

"Drei Elfen, wie ihr es seid, können niemals eine ganze Gruppe Wegelagerer überwältigt haben."

Er hörte wie Nelith kurz auflachte, obwohl eine Schwertspitze auf die Kehle des Hexers gerichtet war, was dem Mann vor ihm natürlich absolut nicht behagte.

Er konnte sich gut vorstelle, warum Nelith lachte, denn eigentlich war er es ja ganz allein gewesen, der die Banditen überwältigt hatte, wenn er auch nicht mehr wusste wie er es geschafft hatte. Aber Gedächtnislücken waren bei ihm ja nichts neues, dachte er sarkastisch.

"Was lacht ihr Elf, ich glaube nicht, dass ihr irgendeinen Grund hättet zu lachen. Zumindest so lange nicht, wie ihr nicht mit der Wahrheit herausrückt."

"Wir sind euch keine Rechenschaft schuldig, Mensch." Nelith Stimme wandelte sich schlagartig von freundlich und höfflich auf kalt und abweisend. "Für wen haltet ihr euch eigentlich?"

"Nel, neshanta." Niphredil zupfte am Ärmel ihres Bruders, doch der Schlug ihre Hand einfach weg.

"Hört auf die Frau, Elf. Sie sagt sicher das richtige." Der Mann verzog seinen Mund zu einem gehässigen grinsen. "Ihr seid wahrhaft vorlaut, für jemandem mit einer Klinge am Hals." Nelith biss die Zähne zusammen und atmete tief durch, bevor er wieder zu sprechen begann.

"Soll ich vor euch etwas Angst haben?" Der Elf hob überheblich eine Braue an, während er unbemerkt von den Menschen begann Gesten in die Luft zu schreiben. Für außenstehende mochte es aussehen, wie unkontrollierte Zuckungen der schlanken Finger, doch sah man genauer hin, wurde erkennbar, dass der Hexer bestimmte Zeichen in die Luft schrieb. Und dann löste Nelith sich plötzlich in Luft auf.

Ein lautes raunen ging durch die Menschen und Niphredil begann zu grinsen.

"Ihr gesehen?" wandte sich die Elfe an den Menschen. "Ich...denke, dass das....genug Beweis." Sie drehte sich um und wollte gehen, wurde aber von dem Menschen am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. Zuerst zeichnete sich Überraschung auf dem Gesicht der Elfe, ab doch dann wand sie sich geschickt aus dem Griff des Mannes heraus.

Kurz darauf lag das lange, elfische Jagdmesser an der Kehle des Menschen und fast gleichzeitig, flackerte Nelith Gestallt hinter den Menschen wieder auf und aus seinen Fingerkuppen schossen kleine weiße Kugel.

Jeder, der von ihnen getroffen wurde begann plötzlich zu taumeln und ließ seine Waffe fiel klappernd zu Boden, einige kippten sogar ganz um.

"Wie meine Schwester schon sagte, müsst das genügen um zu Beweisen, was in unseren Möglichkeiten steht und was nicht." Nelith kam mit langsamen Schritten und leicht wallender Robe an den taumelnden Männern und Frauen wieder vorbeigeschritten. An den Fingerspitzen tanzten noch immer kleine weiße Lichter.

"Was habt ihr mit meine Leuten gemacht?" Entsetzen spiegelte sich auf den Gesicht des Menschen wieder.

"Ich habe sie nur etwas benommen gemacht, das ist alles, das gibt sich schnell wieder."

Er hatte die ganze Zeit nur teilnahmslos daneben gestanden, während die Elfen die Menschen ausgeschaltet hatten und langsam wurde es ihm Leid nur herumstehen zu können, während Nelith und Niphredil zusehen zu müssen, ohne helfen zu können. Am liebsten hätte er seine Kapuze zurückgeschlagen und dem Menschen dort seine Meinung gesagt, aber etwas hielt ihn zurück.

Ob es die Drohungen des Karawanenführers waren, oder einfach die Tatsache, dass die Mondelfen langsam die Kontrolle über die Situation bekamen, war dabei eigentlich unbedeutend. Da beides dazu führte, dass er weiterhin ruhig verharrte und nur zusah, wie Niphredil nun langsam, noch immer das Messer an der Kehle das Mannes, dessen Arm los lies, während ihr Bruder inzwischen auf gleicher Höhe mit ihr war.

Der Elf strich sich mit einer beiläufigen Bewegung durchs Haar, da es während seiner kleinen Demonstration etwas in Unordnung geraten war und setzte dann das, ihm nicht unbekannte, arroganteste Lächeln auf, wozu dieser im Stande war.

"Nun? Ihr seid so schweigsam...Mensch." In Nelith' Stimme klang kein bisschen Höflichkeit mit, das einzige, was geblieben war, war das distanzierte "Ihr" und "Euch".

"Sagt eurer...." Der Mann schien kurz zu überlegen, um bloß nicht das falsche zu sagen, dann erst sprach er weiter. "Sagt eurer Schwester, sie kann ihr Messer wieder von meinem Hals entfernen, weder ich noch mein Gefolge werden euch Schwierigkeiten bereiten. Als Entschuldigung biete ich euch an die Nacht mit uns zu verbringen und mit uns zu speisen. Unter einer Bedingung! Ihr findet unser......Waren wieder." Noch während der Mensch sprach, hatte Niphredil die Klinge vom Hals dessen gelöst und wieder sicher in der, dafür vorgesehen, Halterung an ihrer Seite verstaut. Dann war sie mit völlig lautlosen Schritten zurück zu ihm gekommen und hatte ihren Bruder mit dem Mann alleine gelassen.

"Gebt uns ein Mahl und wir werden dann entscheiden, ob es in unserem Interesse liegt eure Waren zurück zu bringen." Gab dieser, wieder mit etwas höflicherem Ton zurück.

"In Ordnung, wenn ihr mir zumindest den Namen eures vermummten Begleiters nennt, so wie die euren." Das von Natur aus schon helle Gesicht des Mondelfen wurde mit einem Mal noch um ein paar Nuancen blasser und seine fein geschwungen Lippen öffneten sich, um sich und Niphredil vorzustellen.

Bei seinem Namen stockte Nelith allerdings.

Wie sollte Nelith auch einen Namen nennen? Er hatte ja keinen genannt, was er auch gar nicht gekonnt hätte. Er erinnerte sich ja nicht daran.

Hilflos sah er zu wie Nelith nervös die Finger in den Ärmelsaum der Robe krallte, während er fieberhaft zu überlegen schien was er nun tun sollte.

Ihm kam es so vor als würde sich die Zeit ewig in die Länge ziehen, während Nelith die Worte fehlten. In Wirklichkeit waren es nur wenige Augenblicke, bis neben ihm die Stimme Niphredils erklang.

"Silivren. " rief sie. "Silivren Ephel sein Name. Mein Bruder immer vergessen." Die Elfe lächelte den Mann an, der begonnen hatte misstrauisch von ihm zu Nelith zu blicken. Als er dann Niphredils Erklärung hörte starrte er sie einige Momente an, dann nickte er langsam.

"In Ordnung, dann werde ich meinen Teil der Vereinbarung halten und euch ein Mahl herrichten lassen." Der Mann gab seinen Leuten, die sich langsam wieder von ihrem Benommenheitsanfall erholten, ein paar Weisungen und machte dann eine auffordernde Geste in Richtung seinen drei Gästen.

Bei dem Gedanken an Essen lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Während des Gewaltmarsches durch den Wald, hatte Niphredil nur wenige und sehr kurze Pause

erlaubt, die gerade einmal dazu reichten, ein paar Tropfen Wasser aus den, sich schnell leerenden, Wasserschläuchen zu nehmen, bevor der Weg fortgesetzt werden musste. Als er den beiden Elfen folgte, die wiederum hinter dem Mann hinterherliefen, dachte er schon nicht mehr daran, dass Niphredil ihm gerade einen Namen gegeben hatte und nur nebenbei bekam er mit, wie der Mann, der sich inzwischen als Führer der Karawane herausgestellte hatte, sich vorstellte: Toman Siger.
 

Als die Sonne sich zu senken begann und langsam hinter dem Horizont verschwand, saßen er und die Elfen an einer recht üppig gedeckten Tafel im Wagen des Karawanenführers.

Der Geruch von gebratenem Fleisch und gedünstetem Gemüse hing in der Luft, gemischt mit den Geruch von süßem Wein.

Ein wahrliches Festmahl im Vergleich zu dem Eintopf am Abend zuvor.

Während alle anderen um ihn herum aßen und tranken, saß er auf seinem Stuhl, die Hände unter Mantel auf die Beine gelegt und die Kapuze noch immer tief im Gesicht; das essen vor sich hatte er noch nicht angerührt.

Er wusste nämlich nicht wie er essen sollte, ohne dabei seine Identität preis zu geben, denn dazu war es nötig, seine Hände zu zeigen und die Kapuze nach hinten zu schieben. Dieses Risiko wollte er allerdings nicht eingehen.

Gelangweilt und mit leise protestierendem Magen schielte er unter dem Kapuzensaum durch und musterte die anderen anwesenden.

Außer ihm, Nelith und Niphredil waren noch Toman, der Karawanenführer und eine junges Mädchen mit strohblonden Haaren, dessen Tochter Elaria, in dem kleinen Wagen. Mehr hätten wohl auch nicht hineingepasst, die fünf Insassen mussten sich so schon um den kleinen Tisch drängen.

Auf Grund mangelnder Beschäftigung, begann er das blonde Mädchen zu betrachten, wobei er feststellte, dass ihren Ohren spitzer waren, als die ihres Vaters und die Gesichtszüge ähnelten eher den beiden Elfen, als denen der Menschen außerhalb des Karawanenwagens.

Gerade als er ihr Gesicht studierte hob sie den Kopf und blickte ihn direkt an.

Er hatte das Gefühl der Blick ihrer goldenen Augen würde sich durch den Stoff der Kapuze in seine Augen bohren, so als wolle sie sogar noch bis in das innerste seines Kopfes vordringen.

Da sie aber seine Augen im Schatten der Kopfbedeckung nicht erblicken konnte wandte sie den Kopf wieder ab und er atmete erleichtert aus.

Er hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte.

Was sie wohl war?

Eine Elfe bestimmt nicht, dafür waren ihre Züge dann doch nicht fein genug oder?

Zumindest, wenn er Nelith und Niphredil als Vergleich nahm.

Aber ein Mensch war sie doch auch nicht....aber was dann?

"..vren." Erschrocken zuckte er zusammen, als Nelith ihn von der Seite anstieß.

"Was?" perplex sah er den Elfen an.

"Lady Elaria hat euch etwas gefragt, Silivren." Nelith betonte besonders das letzte Wort: Silivren.

Es dauerte einen Moment, bis ihm einfiel, dass Niphredil ihm diesen Namen gegeben hatte und einen weiteren, bis er realisiert hatte, was von ihm verlangt wurde.

"Entschuldigt bitte, Lady Elaria...ich war wohl in Gedanken. Was war..." Wenige Sekunden überlegte er.

Nelith und Niphredil sprachen alle ausser sich gegenseitig mit ihr oder euch an, musste er das auch tun?

Er zuckte gedanklich die Schultern.

Was sollte es schon kosten, wenn er es ausprobierte.

"...was war eure Frage?"

Das Mädchen schmunzelte leicht, bevor sie ihre Frage erneut stellte.

"Ich fragte, weshalb ihr nichts esst Herr Silivren . Seid ihr denn gar nicht hungrig?"

Oh doch, das war er, aber wenn er das sagte, würde sicher die Frage kommen, warum er dann nicht aß.

"Nein...ich...mir ist zu Zeit nicht nach essen." Er schüttelte den Kopf als Bestätigung.

Zum Glück schien Elaria sich damit zufrieden zu geben, denn sie nickte nur.

Erleichtert entspannte er sich wieder und ließ sich gegen die Lehne seines Stuhles sinken.

Silivren Ephel....

Sollte er diesem Namen ab jetzt tragen?

Es schien ja ganz so.

Silivren Ephel....Silivren Ephel...Silivren Ephel....

Ein paar mal sprach er den Namen in Gedanken aus und begann zu Lächeln.

Der Klang gefiel ihm, Niphredil hatte eine gute Wahl getroffen.

Ab sofort hieß er dann also Silivren Ephel.

Seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf seine unmittelbare Umgebung gelenkt, als der dunkelhaarige Elf neben ihm zu sprechen begann.

"Ihr spracht davon, Herr Toman, dass wir eure Waren wieder finden sollen, damit ihr uns ein Mahl bereitet. Nun dann solltet ihr auch mit der Sprache herausrücken. Um was für eine Ware handelt es sich?"

Elaria und Toman stoppten beide zur gleichen Zeit das Essen und sahen sich an, als wären sie sich nicht ganz sicher, ob sie den Elfen die ganze Wahrheit erzählen sollten oder nur das was nötig war.

Eine lange Stille entstand in dem kleinen Karawanenwagen und Silivren wagte es kaum auch nur zu atmen um nicht die Stille zu zerstören, dann schüttelte Elaria knapp den Kopf, während die Augen der Elfen sie genau beobachteten.

Nein, dachte Silivren, sie würden ihnen wohl nicht die ganze Wahrheit erzählen.

Als wäre dies das Startzeichen gewesen, begann der schwarzhaarige Mensch zu erzählen.

"Was ihr wiederbeschaffen sollt sind ein paar sehr wertvolle Steine."

Die Augen des Mannes zuckten kurz in Richtung des Elaria, doch das blonde Mädchen hatte sich wieder ihrem Essen zugewandt.

"Es handelt sich dabei um einen Beutel mit Rubinen und Saphiren, die für den Fürsten von Luskan bestimmt sind...mehr müsst ihr nicht wissen."

Nelith nickte nur leicht und Niphredil warf ihrem Bruder einen vielsagenden Blick zu.

"Das sind recht wenig Informationen, aber sie sollten wohl reichen. Nun..." Der Mondelf erhob sich elegant mit raschelndem Gewand. "...ich werde mich mit meinen beiden Gefährten beraten, bis morgen früh werden wir eine Entscheidung getroffen haben." Er machte eine Handbewegung gen Niphredil und Silivren, welche bedeuten sollte sich ebenfalls zu erheben.

"Werdet ihr uns ein Lager für die Nacht anbieten, oder sind wir gezwungen unter dem freien Himmel zu nächtigen?" Ein freundliches, fast schon etwas naives Lächeln hatte sich über Nelith Lippen gelegt, während er sprach.

Toman bejahte diese Frage und ließ dann einen seiner Dienstboten kommen um den Elfen ein Lager, in einem der Wagen herzurichten und bevor Nelith die Tür hinter sich schloss, warnte er noch jeden der vorhaben sollte den Wagen zu betreten, bevor die Elfen ihn nicht verlassen hatten.

Was er dann tun würde ließ er offen um die Fantasie von Tomans Leuten anzuregen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nirinna
2005-05-13T20:04:59+00:00 13.05.2005 22:04
Hey,
ich wollte nur sagen, deine Fanfic ist immer noch super. Der 4. Teil ist vom Schreibstil auch besser gelungen als der dritte und diesmal hat mich auch nichts verwirrt.
Ich bin schon gespannd, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.
Tschüß Nirinna


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