Eine zweite Chance? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 17: chapter 17 ---------------------- 17.Kapitel "Ein weiteres Puzzleteil" Rei seufzte und ließ seinen Blick zwischen Tyson und Max hin und her wandern. "Begleitest du mich ein letztes Mal ins Büro? Ich möchte meine Kündigung abgeben." Wie erwartet nickte der Amerikaner und erwiderte schon fast sachlich: "Natürlich. Ich hab es, ehrlich gesagt, schon geahnt." Er lächelte unsicher, als ob er nicht wüsste, wie Rei darauf reagieren würde. "Ich meine, du hast nach deinen früheren Beziehungen auch immer einen Schlussstrich gezogen und hast dich von ihnen distanziert. Und jetzt bei Hiwatari hat es dich doch anscheinend ziemlich getroffen, oder?" Fürsorglich legte Max eine Hand auf Reis Arm und verfolgte mit besorgten Augen, wie für einen Moment ein schmerzverzerrter Gesichtsausdruck auf dessen Gesicht erschien. Tyson mischte sich nun auch in ihre Unterhaltung ein und erklärte mit völlig ernster Miene: "Du brauchst jetzt erst einmal Abstand von diesem gefühlslosen Psychopaten!" Mit einem überzeugenden Armgriff zog er Rei nach oben und schob ihn unbarmherzig Richtung Tür. "Wir gehen jetzt zu Brooklyn Einen trinken! Dann sieht die Welt schon gleich anders aus!" Der Blauhaarige schnappte sich seine Jacke, drückte sie Rei in die Hand und machte sich dann geschäftig auf die Suche nach seinen Schuhen. Während zwei entsetzte Augenpaare ihn nur schweigsam anstarrten, hatte Tyson sich schon zwei Regenschirme besorgt und sah abwartend zu seinem Freund. "Max! Wo bleibst du? Wir wollen los!" Die Art wie der Blauhaarige sich ihnen gegenüber verhielt und wie er sie mit Nachdruck aufforderte endlich zu gehen, ließ kaum Widerstand zu. Tyson war einfach ein Mensch, der es gewöhnt war die Führung zu übernehmen und nicht erst große Reden hielt. Zugegeben, einen Augenblick lang war Max unsicher gewesen, was sein Freund damit beabsichtigte. Doch dieses, für diese Situation eigentlich völlig unangebrachte Verhalten war nur Tysons Art darauf zu reagieren. Er konnte deprimierte Menschen nicht ausstehen und auf eine unbeholfene Art und Weise wollte er Rei helfen. Max nahm sich vor, ihm irgendwann dafür zu danken und machte sich dann auch daran aufzustehen. Während er auf einem Bein balancierend versuchte so schnell wie möglich seine Schuhe überzuziehen, fielen ihm die Vorräte ein, die noch in seinem Kühlschrank warteten. "Aber...Abendessen...was?" Tyson ließ ihm nicht viel Zeit zum Stottern, in dem er wie schon zuvor Rei, am Arm packte und ihm nebenbei einen der Schirme in die Hand drückte. "Nichts da, wir können später immer noch essen gehen. Ich lade euch ein!" Als die Tür ins Schloss fiel, standen die zwei unangerührten Teetassen noch immer vergessen auf dem Wohnzimmertisch. Der nächste Morgen war für Rei das sprichwörtliche ,böse Erwachen'. Sein Kopf dröhnte, seine Glieder schmerzten, und noch viel schlimmer sah es mit seinem Spiegelbild aus, das den Anschein erweckte, gerade erst von den Toten auferstanden zu sein. Von seiner blassen Haut, den dunklen Augenringen und seinen geröteten Augen einmal abgesehen, konnte er getrost in jedem Horrorfilm mitspielen. Gut, das war vielleicht übertrieben. Doch in diesem Zustand hatte er die Angewohnheit leicht reizbar zu werden und so war er auch mehr als froh, als ihn ein ebenso totenähnliches Gesicht abholte. Obwohl Max ohnehin schon sehr blasse Haut hatte verstärkte der Alkohol den Effekt nur noch und weckte in Rei den Wunsch, seinen Freund zum nächsten Arzt zu bringen. Wie sie es jedoch unbeschadet bis zu ihrem Arbeitsplatz geschafft hatten, war Rei ihm Nachhinein noch lange ein ungeklärtes Wunder. Möglicherweise lag es an den Schmerztabletten, die sie zuvor in Überdosis konsumiert hatten, oder an dem tiefschwarzen Kaffee... Die Kündigung war reine Formsache. Innerhalb einer halben Stunde hatte Rei die notwendigen Unterschriften auf die dafür ,vorgesehenen Linien' gesetzt (er war wirklich kurz davor gewesen, der neugierigen Klatschsekretärin den wahren Grund seiner Kündigung ins Gesicht zu brüllen) und hatte sich dann mit Max, der ihn die ganze Zeit über unterstützt hatte, ein letztes Mal den billigen Fertigkaffee aus dem Automaten gegönnt. Als Abschiedszeremonie, wie der Blonde es nannte. Seitdem er den ersten Schritt über die Eingangsschwelle gewagt hatte, war Reis Aufmerksamkeit nur noch von seiner Umgebung in Anspruch genommen worden. Bei jedem Öffnen des Fahrstuhls, Fußgetrappel oder Husten war sein Kopf panisch in die Richtung des Geräuschs, geschnellt. Vor Angst, er könnte IHN hier treffen. An keinem Ort der Stadt (von Hiwataris Wohnung abgesehen) war er näher daran, ihm zu begegnen. Und es grenzte wahrscheinlich schon an einen Mythos, dass er ihn nicht gesehen hatte. Sie waren schon auf dem Rückweg und nur noch wenige Meter von der Eingangstür entfernt, als diese sich plötzlich öffnete und eine ganze Menschentraube nacheinander eintrat. In vornehmen Anzügen gekleidet, die Aktentaschen in der Hand und ununterbrochen über Außenhandelspreise redend fielen sie in dem Gewusel der übrigen Geschäftsleute eigentlich nicht auf. Hiwataris Firma war für den Handel und Vermarktung von so genannten High-Tech-Produkten zuständig, sie bekamen Aufträge von allen möglichen Unternehmen, deshalb herrschte auch immer ein ständiges Kommen und Gehen. Fast hätte Rei ihn übersehen, hätte er nur einige Sekunden später zu Reden begonnen, wäre er längst aus dem Gebäude und außer Reichweite. Doch seine Stimme war nun einmal unverwechselbar. Es war dieser Moment, in dem Reis Herz stehen blieb und sich das Geschehen nur noch wie in Zeitlupe vor ihm abspielte. Der Mann an der Spitze des Trupps nahm seine Sonnenbrille ab, blinzelte kurz als ihn die Helligkeit der Beleuchtung blendete und stockte dann als er den geschockten Chinesen sah. Er unterbrach sich mitten im Satz, es schien als könne kein Ton mehr über seine Lippen kommen. Es war wie bei ihrem ersten Treffen, keiner von ihnen wagte es, etwas zu sagen oder zu tun, um diesen ehrerbietigen Moment zu stören. Ein unschuldiger Augenblick, bevor die Realität sie wieder einholte. Denn im Gegensatz zum letzten Mal hatten sich einige Dinge geändert - sie waren von lauter Menschen, die sie alle neugierig beobachteten, umgeben. Nur noch im Hintergrund war leises Getuschel zu hören, da die meisten wie gebannt Hiwataris Worten gelauscht hatten und nun völlig aus dem Konzept gebracht wurden. Auch Max hatte die Unsicherheit von Hiwataris Untergebenen bemerkt und runzelte missbilligend die Stirn. Anscheinend kümmerte es den Russen nicht mehr, mit welchen Menschen er sich umgab. Hatte er nicht einmal gesagt, dass er Speichellecker verabscheute? Wie hatte es Rei eigentlich bei ihm ausgehalten? Max warf einen kurzen Seitenblick zu seinem Freund und verspürte bei dessen Anblick das große Bedürfnis, ihn sofort wegzuschaffen. Ein leichtes Zittern hatte den gekrümmten Körper des Chinesen erfasst, er sah schon auf eine gewisse Weise verletzlich aus. Was hatte Hiwatari nur angerichtet? Die zwei blauen Augen richteten sich auf den Russen und sahen ihn warnend an. Dann schlang sich ein Arm um Reis Schulter und zog ihn mit sich, an Hiwatari und dessen Gefolgschaft vorbei nach draußen. Der Augenblick verging schneller, als sie beide, Kai und er, darauf hätten reagieren können. Und während Rei verzweifelt die Arme um sich selbst schlang und die Entzugserscheinungen einer Droge durchlebte, die ihn innerhalb von drei Monaten zu einem Abhängigen gemacht hatte, empfand der Andere nur Hass auf seine eigene Existenz, auf den, der er war. Max hatte ihn nach Hause gebracht und wollte sich eigentlich noch fürsorglich um seinen Freund kümmern, doch Rei lehnte nur dankend ab. Nach dieser Begegnung wollte er nur eins - Ruhe finden. Wahrscheinlich war es feige, vor seinen Problemen zu fliehen. Doch man sollte nie die Vorzüge dieser Tat vergessen. Für kurze Zeit konnte man vergessen und war es nicht das, was sich jeder wünschte? Wenn man die Zukunft vergaß und dafür in der Gegenwart lebte? Carpe diem? Er musste sich banaleren Dingen widmen, zum Beispiel seine Wohnung aufräumen, sich einen neuen Job besorgen, irgendetwas das ihn ablenkte. Wäre Max bei ihm geblieben, hätte dessen mitleidiger Blick ihn nur ständig wieder an das Geschehen vom Vortag erinnert. Nein, er brauchte eine andere Ablenkung. Er war gerade dabei, seine Post durchzusehen, als ihm ein dicker Briefumschlag auffiel. Der Absender war Oliver d'Aulnoy, der Geschäftspartner Kais, der ihm diese mysteriöse Geschichte über seinen Vorfahren und das niederländische Schiff erzählt hatte. Es handelte sich bei dem Brief um einen weiteren, übersetzten Teil der Aufzeichnungen. Und laut d'Aulnoys: einem weiteren Puzzleteil. Es fehlten nur noch einige Seiten und dann würden sie endlich die ganze Geschichte erfahren. Rei ließ sich auf seinem Sessel nieder und blätterte, bevor er zu lesen begann, eher beiläufig durch die schwarz bedruckten Seiten des Briefes. Wie schon zuvor hatte der Franzose auch diesmal wieder wichtige Passagen markiert, seine eigene Meinung dazu geschrieben und teilweise Erklärungen beigefügt. Neben dem verschollenen Logbuch schrieb d'Aulnoys Vorfahre auch noch über andere Themen, wie Menschen, die er getroffen hatte, Politik, Gesellschaft. Viele Kleinigkeiten, die dem Leser einen Eindruck vom Leben des Autors vermitteln sollten. "[...] So fand ich nach einigen Tagen doch noch das Mädchen, das im Besitz des wertvollen Logbuchs war. Zuerst sträubte sie sich dagegen, mir das Buch zu überlassen, doch nach einiger Überzeugung bekamen wir beide, was wir wollten. Sie einen vollen Magen und ich das letzte Verbindungsglied zu der merkwürdigen Geschichte. Es war für mich ein Schock entdecken zu müssen, in welch schlechtem Zustand sich der Ledereinband und die Seiten befanden, von denen schon einige fehlten und die teilweise so verschmutzt waren, dass ich die Schrift des Kapitäns kaum lesen konnte. Zwar hatte ich schnell die von mir gesuchten Einträge gefunden, doch dauerte es eine Weile bis ich sie entziffern konnte. So kann ich hier nur versuchen den genauen Fortgang der Tragödie, die sich an Bord abgespielt hat, wiederzugeben. Wie schon erwähnt sollte die Fahrt, die Heimkehr der von mir so geschätzten Familie bedeuten, bei der sie ihren ganzen Besitz und einige Handelsgüter mit sich nahmen. Darunter eben auch einer ihrer Diener, ein merkwürdig aussehender Mensch. Doch merkwürdig sehen in diesem fernen Land alle Menschen aus und schon mein Beichtvater hat mir geraten, mich vor ihnen in Acht zu nehmen. Dieser Diener sollte es nun sein, der einen Streit an Bord auslöste, der fast zur Meuterei führte. Einige Wochen nachdem sie den Hafen verlassen hatten, trat der Offizier mit der Bitte, den Einheimischen ihm zu überlassen an den Kaufmann. Er war sogar dafür bereit, eine sehr großzügige Summe für ihn zu zahlen. Dieses Angebot kam wohl so überraschend für ihn, dass er um kurze Bedenkzeit bat, danach jedoch den Vorschlag ablehnte. Er weigerte sich, seinem Diener einem einfachen Seemann zu überlassen, und begann stattdessen den ersten Offizier zu verspotten. Mein armer Freund war schon immer töricht gewesen. Doch er hatte wohl auch nicht damit gerechnet, dass sein Spottopfer so überraschend reagieren und ihn angreifen würde. Mit einem Messer bewaffnet wollte der erste Offizier ihn dazu zwingen, ihm den Diener zu übergeben. Das war eindeutig ein Verbrechen, Meuterei, und normalerweise hätte man den Seemann sofort hingerichtet. Jedoch wurden die Hilfeschreie meines Freundes nicht beantwortet, niemand aus der Mannschaft wollte ihm zu Hilfe eilen. Sie standen alle loyal zum ersten Offizier, abgesehen vom Kapitän, der sich jedoch alleine nicht gegen die Mannschaft durchsetzten konnte. So hatte mein niederländischer Freund doch noch einlenken müssen, hatte sogar einen Vertrag unterschrieben, der dem ersten Offizier alle Rechte über den Diener übertrug. Es handelte sich eindeutig um einen Fall von Meuterei, doch was hätte mein Freund, seine Familie und der Kapitän schon gegen die ganze Besatzung unternehmen können. So blieb ihnen nur die Wahl den Vorfall zu vergessen, bis sie in Amsterdam waren." Immer wieder las Rei sich diesen Absatz durch, bis er die Worte auswendig wiederholen konnte. Doch der Sinn blieb ihm noch immer ein Rätsel. Warum nahm dieser niederländische Offizier so viele Mühen auf sich, nur um einen einfachen chinesischen Sklaven zu kaufen? Und warum gerade ihn? Er war doch ein normaler Seemann, auf den Weltmeeren zu Hause, vielleicht mit Frau und Kind zu Hause. Was trieb ihn nur dazu, sogar Meuterei zu begehen? Rei konnte es nicht nachvollziehen. Je mehr er von dieser Geschichte las, umso unverständlicher wurde sie für ihn. Hatte er es hier mit einer Beschreibung eines, über die Maßen wohltätigen Menschen zu tun, oder doch nur mit einem Verrückten? Er ließ die Blätter neben sich auf den Boden fallen und zog seine Beine an. Was hatte es mit dieser Geschichte auf sich? Er musste ständig daran denken, und ohne es zu wollen, hatte die Gestalt des chinesischen Dieners in seiner Fantasie eine Form angenommen, die er sehr gut kannte. Nämlich sich selbst. Auf eine seltsame Art und Weise projizierte er sein Gesicht auf das des Anderen, so als würde er sich selbst in ihm wieder sehen. >.<° Was ich das letzte Mal ganz vergessen habe zu erwähnen: ich habe noch NIE, wirklich nie eine TysonXMax FF gelesen, bzw. geschrieben, und es war auch sehr merkwürdig es so plötzlich zu beginnen. Aber es war für den plot sehr wichtig, dass es irgendwie eine Verbindung zwischen Rei und Tyson gab, das werdet ihr später noch merken. Ah ja, das Logbuch. *grins* Ich darf jetzt verkünden, dass es NUR noch einen letzten Teil gibt, der in ein paar Kapitel auftaucht. Zwar ist jetzt schon so gut wie alles erzählt, doch die Sache mit dem Untergang des Schiffes ist noch lange nicht geklärt! ^^ @kara: *grins* gut, überzeugt, ich schreib die restlichen kapitel auch noch und kai wird nur vielleicht die göre heiraten ^^ @vampinchen: ob es ein happy end gibt? wer mich kennt, wird es wissen ^____~ @kojigirly: 'dein' rei? @.@ ich glaube, dass kai da auch noch ein wörtchen mitzureden hat, oder? ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)