Eine zweite Chance? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: chapter 13 ---------------------- 13.Kapitel "Die Tränen eines Fremden" Er hatte der Übersetzung keine große Bedeutung geschenkt. Natürlich war es interessant und auf eine gewisse Weise reizte es ihn auch, den Ausgang oder die Gründe dieses seltsamen Verhaltens des ersten Offiziers zu erfahren. Doch im Moment war er mit Arbeit eingedeckt und hatte nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Doch schon in dieser Nacht änderte sich alles. Rei hatte wieder diesen seltsamen Traum, und wieder begann es mit der Finsternis, die ihn gefangen hielt. Die Stimmen und Geräusche waren mit einem Mal wieder da und dröhnten in seinen Ohren. Bewegungen um ihn herum, er war wieder auf dem Schiff, das unter seinen Füßen schwankte und schließlich hob sich auch langsam der Schleier. Doch anstatt schemenhafter Umrisse konnte er diesmal alles klar und deutlich sehen. Er befand sich wirklich auf einem alten Holzschiff. Drei gewaltige Masten ragten über ihm in den Himmel, doch waren viele der weißen Segel schon eingeholt, zerfetzt oder standen in Brand! Um ihn herum herrschte das Chaos. Dutzende von Menschen rannten an ihm vorbei, viele nur in dreckigen Lumpen gekleidet, und schoben urtümliche Kanonen vor sich her. Andere trugen Kisten oder rollten Fässer, Befehle wurden geschrieen und mitten in dem Trubel stand er, unbeholfen. Die Menschen um ihn herum verschwammen und er sah nur noch die Bewegung einer grau-braunen Welle aus Körpern. Der aufsteigende Pulverdampf nahm ihm die Sicht und trieb ihm die Tränen in die Augen. Auch hörte er diesmal den Einschlag der gegnerischen Kanonenkugeln und sah, wie teilweise große Löcher in das Deck schlugen oder wie einer der Mäste nach einem Treffer einfach so zur Seite umknickte, wie ein Streichholz, das man umknickte. Das Feuer um ihn herum breitete sich in Windeseile aus. Nach und nach sah er auch verletzte Männer oder Leichen, die sich auf dem Deck sammelten oder auch von den Kugeln hinweg gefegt wurden. Ein weiterer Kanoneneinschlag und er spürte wie ein Ruck durch das Schiff ging. Das Geschrei der Leute wurde lauter, als es sich nun auch noch leicht nach vorne neigte. Das konnte eigentlich nur eins bedeuten: das Schiff begann zu sinken! Sie waren alle verloren. Der Fremde, in dessen Körper er steckte, drehte sich suchend um bis sein Blick an einer anderen Person hängen blieb, die ihm den Rücken zugedreht hatte. Er rief verzweifelt einen Namen, doch als sich der Andere gerade umdrehen wollte, verlor der Fremde das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Es dauerte für Rei Ewigkeiten, bis der Fremde sich wieder aufgerafft hatte. Denn obwohl er die gleichen Schmerzen spürte wie er, war seine Neugierde größer. Er wollte endlich wissen, wer diese merkwürdige Person war, die ihn jedes Mal in den Arm nahm und die dem Fremden so viel bedeutete. Doch als der Fremde den Kopf hob, konnte Rei nur noch eine Schulter sehen, an die er gedrückt wurde und die beruhigende Stimme an seinem Ohr hören, die er nicht verstand. Warum? Warum durfte er nicht erfahren, wer der Andere war? Rei hatte das Gefühl, als ob er die Antwort kennen müsste. Die Hölle wiederholte sich und während alles um ihn herum im Chaos versank, war der Andere an seiner Seite, hielt ihn beschützend im Arm. Als die Schmerzen schließlich zunahmen und Rei spürte, wie die Verbindung sich langsam löste, sah er das Gesicht des Anderen - jedoch durch einen Tränenschleier, der alle Konturen verschwimmen ließ. Nur eines blieb in Reis Gedächtnis haften: Blutrot. Seine Lider fühlten sich bleischwer an als er die Augen öffnete. Er fühlte sich, als hätte er gerade einen Marathon bestritten und nicht mehrere Stunden geschlafen. Seine Träume wurden immer mysteriöser. Falls er nicht bald etwas dagegen tun würde, konnte er sicher sein, irgendwann verrückt zu werden. Um seine Nerven zu beruhigen und um auch die restlichen Schatten seines Alptraums zu vertreiben, machte er sich daran jedes Licht in seiner kleinen Wohnung anzumachen. Mit einer Tasse schwarzen Tees machte er es sich daraufhin auf seinem Sessel gemütlich und zog die Beine an. Es war zwei Uhr nachts, doch er ahnte, dass er diese Nacht keinen Schlaf mehr finden würde und wollte. Der Traum war diesmal so intensiv gewesen, dass er die Nachwirkungen selbst jetzt noch spüren konnte. Gefühle, zu denen er selbst niemals in der Lage sein würde, trieben ihn fast in den Wahnsinn. Er war sich diesmal sicher. Der Fremde, dessen Schicksal er so oft miterlebte, empfand Liebe für den unbekannten Anderen. Keine einfache Liebe, die nur einige Monate oder Jahre hielt, sondern wirkliche, tiefe Liebe. Es muss dem Fremden so ernst gewesen sein, dass er alles getan hätte, um den, den er liebte, zu beschützen. Selbst in dieser Situation. Und es bedrückte den Fremden sehr, dass er nichts tun konnte. Er fühlte sich hilflos, schwach und wertlos. Wahrscheinlich ähnelte er in diesen Dingen Rei selbst. In vielen Situationen fühlte er sich auch hilflos und vor allem jetzt wünschte er sich jemanden, der ihm bei seiner eigenen verworrenen Gefühlswelt half. Sein Leben schien perfekt zu sein, und doch störte etwas an dem idyllischen Werk. Etwas, das mit Kai zu tun hatte, darin war er sich sicher. Warum war er sonst oft so uneins mit sich selbst? Wenn er mit dem Russen zusammen war, konnte er nicht genug von ihm bekommen. Und doch hatte er gleichzeitig oft das Bedürfnis, ihn von sich weg zu stoßen, weil etwas nicht stimmte. Wie magisch wurde sein Blick plötzlich von dem Telefon angezogen, das ganz in seiner Nähe stand. Die Idee war wahrscheinlich mehr als absurd. Er konnte doch nicht mitten in der Nacht und dazu nur aus dem Grund, weil er einen Alptraum gehabt hatte, Kai anrufen. Das gehörte sich nicht, das konnte er nicht machen. Das war gegen jeden Anstand, er würde dafür sprichwörtlich in der Luft zerrissen werden. Nebenbei würde er jeden Stolz verlieren... Außerdem, hatte Kai ihm nicht einmal erzählt, dass er Nachts grundsätzlich sein Handy ausschaltete? Und auch sein Telefon ignorierte? Wenn er also jetzt anrufen würde, hieß das noch lange nicht, dass er Kai damit aufweckte. Und vielleicht bestand ja auch nur die geringste Chance, dass er wach war? Aber was würde er ihm dann erzählen? Die Wahrheit schloss sich überhaupt von Anfang an aus, niemals würde er sich so erniedrigen und Kai von seinen kindischen Alpträumen erzählen. Was gab es also noch für Gründe, warum ein normaler Mensch Nachts um halb drei anrief, wenn es sich nicht um einen Notfall handelte? Keinen, aber das interessierte einen Teil seines Bewusstseins anscheinend nicht. Denn bevor er sich versah hatte er den Telefonhörer in der einen Hand und wählte mit der anderen Kais Nummer. Er hätte noch immer auflegen können, doch sein Körper weigerte sich strikt dagegen. Nach einigen Sekunden wurde am anderen Ende der Leitung tatsächlich abgenommen und eine ruhige Stimme meldete sich mit "Hiwatari". Rei war im ersten Moment so überrascht, dass er kein Wort heraus brachte und erst nach einem gefährlichen Knurren antworten konnte. "Kai, ich bin es. Rei." Stille. Warum sagte Kai nichts? "Warum rufst du um diese Uhrzeit an?" Rei schluckte schwer. Eine plausible Erklärung hatte er sich noch immer nicht einfallen lassen. Was sollte er jetzt machen? " Warum bist du um diese Uhrzeit noch wach, Kai?" Ja, Angriff war schon immer die beste Verteidigung! Rei hätte sich dafür selbst schlagen können, wäre er ein Anhänger des Masochismus. Kais Stimme klang nicht so, als ob er gerade erst aufgewacht wäre. "Ich konnte nicht mehr schlafen." "Ein Alptraum?" Rei wollte ihn damit necken, doch Kais ernste Erwiderung erschreckte ihn. "Ja, so ähnlich kann man es wohl nennen." Wieder ein Traum? Konnte das noch Zufall sein? Doch Rei wischte den Gedanken, dass Kai dasselbe durchmachte, sofort beiseite. "Was war es denn dann?" "Nichts." Der Chinese wusste, dass weitere Fragen nicht viel brachten. Kai wollte offensichtlich nicht über das Thema reden. Und Rei sollte wohl schon stolz darauf sein, dass man ihm eine so ,großzügige' Antwort gab. "Dann eben nicht." "Rei, du hast mir noch immer nicht gesagt, warum du anrufst!" Hatten sie das Thema denn nicht schon? Schließlich hatte Rei noch immer keine Antwort. "Ich habe jemanden zum Reden gebraucht." "Und deswegen rufst du so früh an? Nur zum Reden? Du bist unmöglich." Irrte Rei sich oder konnte er da aus Kais Stimme ein Lächeln heraushören? "Warum nicht? Du warst doch wach!" Gut, die Antwort ergab keinen Sinn. Aber er konnte im Moment nicht richtig denken, und da war ihm das als Erstes eingefallen. Kai verschonte ihn glücklicherweise. "Wenn du also so dringend mit jemanden reden möchtest, warum gehst du dann nicht morgen mit mir essen?" Rei legte seinen Kopf zurück, ein Lächeln auf den Lippen. "Wer sagt, dass ich morgen immer noch mit dir reden will?" "Wer sagt, dass wir nur miteinander reden wollen?" Rei konnte sich das dreckige Grinsen des Russen sehr gut vorstellen. Aber der Schwarzhaarige würde sich garantiert nicht beschweren. "Hattest du gestern nicht genug, Kai?" Kais Lachen war Antwort genug. Rei schüttelte den Kopf, bis ihm einfiel, dass der Andere ihn ja nicht sehen konnte und begnügte sich dann mit einem entrüsteten Schnauben. "Morgen um acht bei dir, ich hole dich ab." Als Kai sich verabschiedete, fühlte Rei wieder die Bitterkeit in sich aufsteigen. Etwas war verdammt falsch. Es tat ihm bis ins Innerste weh, zerriss ihn fast. Nur mit Mühe konnte er die Tränen unterdrücken. Warum kam ihm Kais Verabschiedung nur so kurz vor? Fehlte da nicht etwas? Als kleine Info am Rande: ich versuche (ich kann nichts versprechen) die FF bis zu den Sommerferien fertig zu bekommen. Da ich in Bayern wohne, wird das Anfang August sein. Ich hoffe einfach einmal, dass ich demnächst noch die restlichen Kapitel fertig stellen kann. Ah ja, vielleicht habt ihr das missverstanden: 'descend from heaven' ist eine eigentständige geschichte, keine fortsetung. diese geschichte kann nicht fortgesetzt werden, das seht ihr nach dem ende ^^ @erdnuckel: *grins* nein, der auslöser für den kleinen unfall war meine tollpatschigkeit -.- @lucernight: @.@ sooo~ lang.....ich bin wirklich platt.... das wort 'enigma' hmmm, sagen wir es so, ich hab ein Faible für Fremdwörter entwickelt. X3 Und enigma klingt so schön.... und ich hab wirklich nichts dagegen, wenn du fanarts dir dazu antun willst! *.* ich würde mich wirklich geehrt fühlen.... ich hoffe mal, dass es dir schon wieder besser geht! ó.ò und wenn nicht, das kapitel hilft hoffentlich ^^ So, Titel des nächsten Kaps wird 'die fehlenden Worte' sein (sehr aussagekräftig u.u) dat fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)