Eine zweite Chance? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: chapter 7 -------------------- o.O ich bin doch tatsächlich beim siebten Kapitel *staun* hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht... *kopfschüttel* Und so viele liebe Kommentare ^///////^ ich freu mich jedes Mal wahnsinnig darüber! @lucernight: *einer tomate konkurrenz machen könnte* dankeschön! ^^ Natürlich freue ich mich riesig über dein Kommentar, vor allem auch, wenn die Leute mir erzählen, was ihnen gefallen hat! ^^ Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht mit dem Kapitel...ist recht kurz, aber das nächste Kapitel wird nicht lange auf sich warten lassen bis zum nächsten kapitel 'Fragmente' fin 7.Kapitel "Die Schleier der Welt." "Ich habe heute Abend ein Geschäftsessen mit einigen europäischen Bekannten. Es würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest." Rei schluckte schwer und wagte es kaum zu atmen. Das sollte doch ein Scherz sein, oder? Natürlich war es nur eine Floskel, dass es Kai freuen würde, wenn er ihn begleitete. Doch was steckte wirklich hinter der Bitte? Das stoische Gesicht des Russen gab ihm keine Auskunft darüber, die dunkelroten Augen waren wie geschaffen, um Geheimnisse zu verwahren, und so konnte Rei sich nur noch allein auf seine Intuition verlassen. Selbst wenn er Kai nun nach den wahren Gründen fragen würde, hätte er wahrscheinlich doch keine Antwort bekommen. "Ich warte auf eine Antwort." Rei sah betreten zu Boden, als ob dieser ihm helfen konnte. Ja, oder nein? "Ich...es wäre mir eine Ehre, sie zu begleiten..." Sollte er sich doch später dafür hassen, im Moment war es ihm egal. Er konnte doch wie ein ganz normaler, zivilisierter Mensch seinen Chef auf ein Geschäftsessen begleiten, oder? Kai nickte und schob sich an Rei vorbei zur Tür. "Ein Wagen wird dich heute Abend um sieben Uhr zu Hause abholen, bis dahin solltest du fertig sein." Mit diesen Worten verschwand der Russe und ließ Rei sprachlos zurück. Eine feine Schicht Wasserdampf hatte sich auf die Oberfläche des Spiegels gelegt, in der Hitze, die sich in dem kleine Badezimmer angestaut hatte, hatte es nicht lange gedauert, bis unbarmherzige Reflektion seines Spiegelbildes verschwunden war. Nur noch ein milchiger, schemenhafter Umriss war geblieben. Dabei war es doch so einfach, er muss nur seine Hand heben und den Schleier beiseite wischen. Warum war es in seinem Leben nicht auch so einfach? Warum konnte er nicht auch die Schatten und die Ungewissheit einfach aufdecken und beseitigen? Selbst in seinem Kopf schien der Schleier zu regieren, da selbst seine Träume einer Art Zensur unterlagen. Die Lösung dieses Rätsels schien ihm unerreichbar. Als er vorhin während der Heimfahrt in dem Taxi nur für einige Sekunden eingeschlafen war, hatte ihn der Traum schon wieder heimgesucht. Und auch wenn es nur Sekunden sein konnten, die vergangen waren, herrschte in seinem Traum kein Unterschied zwischen Stunden und Sekunden. Als ob ihn die Zeit nicht interessieren würde, hatte er schon wieder alles durchlebt und ihn zugegebenermaßen für einige Zeit von seinem anderen Problem abgelenkt. Kai Hiwatari. Er war wieder da und hatte mit einem einzigen Treffen sein Leben wieder in die Ungewissheit gestürzt. Hiwataris Absichten schienen Rei auch wie hinter einem Schleier verborgen. Und auch hier gab es anscheinend keine Möglichkeit, so schnell wieder Klarheit zu schaffen. Warum hatte ihn der Russe eingeladen? Nach ihrem Gespräche war Rei in Gedanken jedes Wort, jede Geste Hiwataris noch einmal durchgegangen, doch schien ihm das Enigma nur noch größer zu werden. Kai Hiwatari, das Enigma. Schließlich hob Rei bestimmt die Hand und fuhr mit seiner Handfläche über den kalten Spiegel, so dass ein Paar goldene Augen zum Vorschein kamen. Vom Nichtstun bekam er keine Antworten. Und wenn er nicht zu spät zum Essen kommen wollte, sollte er sich fertig machen. Für diese Verabredung - konnte er sie so überhaupt nennen? - hatte er extra den Abend im Club abgesagt und damit Garys besorgte Neugierde geweckt. Der Chinese zog das Handtuch, das um seine Hüfte geschlungen war, enger und öffnete die Badezimmertür. Auf seinem Weg ins Schlafzimmer warf er noch einen kurzen Blick auf eine von einem Metallrahmen umgebene Uhr, die auf einem Regal stand. Halb sieben. Vorsorglich hatte er darauf verzichtet, auch seine langen Haare zu waschen. Er wusste, dass er es sonst niemals bis zu der vereinbarten Uhrzeit geschafft hätte. Vielleicht wäre es praktischer, wenn er die Haare abgeschnitten hätte. Niemand, und vor allem kein Mann, hatte heutzutage noch so lange Haare. Die schwarzen Strähnen reichten ihm ungebunden bis zu den Kniekehlen, und selbst im geflochtenen Zustand noch bis über die Hüften. Es dauerte manchmal Stunden, bis er sie gewaschen und gekämmt hatte, und dennoch konnte er sich nicht davon trennen. In gewisser Weise waren sie ein letztes Andenken an sein Zuhause, einer kleinen Stadt auf dem Land. Seine Eltern hatten ihn streng nach Tradition erzogen, hatten versucht ihrem Sohn den letzten Stolz ehrwürdiger chinesischer Bürger mitzugeben, den sie selbst schon lange verloren hatten. Es waren ärmliche Verhältnisse gewesen und nicht immer leicht zu ertragen. Nach ihrem Tod hatte es Rei nicht mehr in der Stadt gehalten. Ein neues Zeitalter hatte begonnen, die Moderne. Seine Eltern würden seinen jetzigen Lebensstil in Hongkong für ehrlos halten, doch für Rei hatte es auch etwas Befreiendes. Er hatte eine Herausforderung gesucht, und die hatte er auch gefunden. Jedoch hatte ein kleiner Teil in ihm nicht vergessen, woher er stammte, und so hatte er gemäß der Traditionen wenigstens sein Haar wachsen lassen. Auch wenn ihn viele Menschen mit argwöhnischen und belustigenden Blicken bedachten, er würde sich niemals von der schwarzen Haarmasse trennen. Nachdem er sich einen einfachen, schwarzen Anzug angezogen hatte, entfernte er die Haarnadeln, die die Strähnen gehalten hatten und machte sich mit einer Bürste an die Arbeit die Knoten herauszukämmen, bis das Haar mit einem seidigen Schimmer glänzte. Schließlich fasste er sie mit einem dunklen Haarband zusammen und versicherte sich mit einem Blick in den Spiegel, dass seine routinemäßige Arbeit auch hielt. "Mr. Kon?" Es verpasste ihm doch einen kleinen Schock als Rei sah, mit welchem ,Wagen' Hiwatari ihn abholen ließ. Denn von einem Wagen konnte man im Falle der schwarzen Limousine, die vor dem Wohnhaus in dem er wohnte stand, nicht bezeichnen. Selbst der Fahrer, der ihn angesprochen hatte, schien eine Uniform zu tragen, die bestimmt um einiges teuerer gewesen sein musste, als viele der Anzüge, die in Reis Kleiderschrank hingen. Fast hätte er schon auf der Stelle kehrt gemacht und wäre zurück in die Wohnung. Hiwatari konnte nicht im Ernst meinen, dass er ihn mit so einer protzigen Limousine abholen konnte. Hätte denn ein einfaches Taxi nicht gereicht? Aber eben nur fast, schließlich hatte er schon seine Zustimmung gegeben und wollte sich auf keinen Fall so schnell einschüchtern lassen. So ließ er sich widerstrebend von dem Fahrer die Tür öffnen und setzte sich auf die edlen Lederpolster im Inneren der Limousine. Während der ganzen Fahrt hielt er seinen Blick krampfhaft auf die getönte Scheibe gerichtet und vermied es, sich die luxuriöse Einrichtung genauer anzusehen. Glücklicherweise hielt das Fahrzeug schon kurze Zeit später vor einem bekannten, französischen Restaurant und Rei war froh dem demonstrativen Reichtum Hiwataris zu entfliehen. Zuviel Geld hatte ihn schon immer abgeschreckt. Er hatte schon sehr viele Menschen kennen gelernt, die allzu schamlos und gewissenlos damit umgegangen waren. Der Eingang des Restaurants war mit rotem Teppich ausgelegt, an der Decke hingen edle Kristallleuchter und das Dekor hatte trotz seiner überraschenden Schlichtheit einen unübersehbaren Barockeinfluss. Man konnte sagen, ein typisches sündhaftteures Restaurants für zu reiche Geschäftsleute. Warum überraschte das Rei nur nicht? Nach der Limousine hätte er doch vorgewarnt sein sollen. Ein Bediensteter erwartete ihn schon und fragte nach seinen Namen. Nachdem Rei ihn genannt hatte, nickte dieser und führte ihn wortlos zu einem runden Tisch in der Mitte des Restaurants, an dem bereits vier Personen saßen. Der letzte, freie Platz schien anscheinend für ihn reserviert zu sein. Nachdem sich Rei bedankt hatte und sich wieder dem Tisch zuwandte, wurde sein Blick fast sofort von zwei blutroten Augen gefangen genommen, die, von ihm unbemerkt, den Chinesen schon seit seines Eintretens nicht mehr verlassen hatten. Kai erhob sich und deutete mit einer leichten Handbewegung auf den freien Stuhl. Rei folgte verwundert Kais Aufforderung und ließ sich auf dem gepolsterten Holzstuhl nieder, während drei interessierte Augenpaare ihn musterten. Gleich zu seiner Rechten saß Tala, der rothaarige Russe, den er schon im Club kennen gelernt hatte und der ihn nun kühl begrüßte. "Tala Ivanow, Russland." Die ersten Worte, die Kai mit ihm sprach. Wusste Hiwatari eigentlich, wie man einen Menschen begrüßte? Doch dieser ließ ihm keine Zeit, sich viele Gedanken darüber zu machen, da er anscheinend im Schnelldurchlauf die beiden anderen Gäste vorstellen wollte. Der braunhaarige Mann, der noch neben Tala saß, kam aus England und hieß Johnny, seinen Nachnamen hatte er nicht verstanden. Obwohl Rei die meiste Zeit Englisch redete, hatte er noch immer Schwierigkeiten, was deren Eigennamen anging. Der Grünhaarige, etwas zierlichere Mann links neben ihm kam anscheinend aus Frankreich, doch das war auch das Einzige, das er verstand. Der Fremde neben ihm schien seinen hilflosen Blick bemerkt zu haben, denn er reichte ihm unauffällig eine Visitenkarte mit seinem Namen: Oliver d'Aulnoy. Auf das amüsierte Grinsen des Franzosen hin, musste auch Rei lächeln. Der Abend war noch nicht ganz verloren, wenn er einen menschlichen Tischnachbarn hatte, die beiden Andern sahen nicht so aus, als ob sie nicht mehr als den üblichen Smalltalk mit ihm reden würden. Und Kai, das war eine Sache für sich. Sein Chef hatte währenddessen schon ihre Bestellung aufgegeben und sah nun wieder fragend in die Runde. "Wo waren wir stehen geblieben?" Seit wann war Hiwatari so gesprächig? "Alors, wir sprachen von den Aufzeichnungen, die ich vor kurzem gefunden habe. Ein Experte hat mir bestätigt, dass sie tatsächlich aus dem 17. Jahrhundert stammen. C'est magnifique!" Der Grünhaarige unterstrich seine Aussage begeistert mit Handgefuchtel und sah dabei abwechselnd die Anderen an. "Stellen sie sich das vor, eine alte Aufzeichnung von einem meiner Vorfahren, der damals mehrere Handelsflotten begleitet hatte. Ich lasse sie gerade von einem Experten für alte Handschriften abschreiben und auf Englisch übersetzen. Es sind auch mehrere Berichte von einem Handelsstützpunkt der Portugiesen in der Nähe von Macao, das gerade einmal 40 Seemeilen von hier entfernt liegt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)