Ein Sommertag
Wie ein kühler Winterhauch, zog sie durch das Menschenleere Haus. Ihr Schatten war verblasst und die Wände, die Decke und der Himmel, waren ebenso schwarz wie sie. Die Fenster klapperten und die Bodendielen knarrten.
Ihr Blick war starr und ihre Augen sahen einfach nur kühl irgendwo hin, irgendwo hin, doch sie waren nicht in diesem Raum. Ihre Seele, hatte diese nutzlose Hülle längst verlassen, da war nichts mehr was sie hielt.
Ihren Mund umspielte ein kühles Lächeln, das niemandem galt, es lachte sie selber aus. Verblasste Lippen, die spröde und aufgerissen waren. War dieser Körper es noch wert weiter zu existieren? Doch er war dazu verdammt weiter durch die Räume dieses Hauses zu gleiten und zu lächeln.
Sie schritt zur Tür, welche unter dem Drück ihrer blassen Hand nachgab. Nicht mehr als ein leerer Raum, in dem sich Spinnen tummelten und ihre Freit genossen, doch ihre leeren Augen, sahen das alte Holz wieder jung. Und sie spürte die frische Sommerluft, trotz der Winterkälte. Und sie konnte wieder dieses Gefühl der Zufriedenheit spüren und die Luft in ihren Lungen. Die Vögel zwitscherten und die Blumen blühten, so wie jeden Sommertag.
Lächelnd, mehr als nur ein kaltes Lächeln, strich sie mit der hand über ihre Wange und spürte ihre Jugendliche Röte aufsteigen.
Ihre Lippen, blutrot und verführerisch, öffneten sich zum sprechen und sie wollte die Worte heraus schreien, doch sie blieb stumm. Nur ein hauch kroch aus ihrer zerstörten Lunge und dennoch lächelte sie. Genoss den Sommerwind auf ihrer Haut und sah ihn wieder zum Fenster herein klettern. Mit seiner großen Strickmütze, mitten im Sommer und er lachte, streckte die Arme nach ihr aus und rief etwas, doch sie verstand nicht.
Es wurde kühler und sie bekam Angst, so wie jedes Mal. Drehte sich um und öffnete die Tür.
Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie wendete den Kopf noch ein letztes Mal, sah zurück und ihre Lippen schlossen sich wieder zu einem lieblosen, kalten Lächeln.
Die Tränen verschwanden, als sie wieder das eintönige Zimmer sah und die Spinnen, die sich noch immer tummelten.
Die verdorrten Blumen auf dem Fensterbrett, der tote Vogel mit den gebrochenen Flügeln und der kalte Wind, der vom offenen Fenster her blies, alles war wie zuvor.
Sie befühlte ihre Wange- kalt.
Sie wendete sich ab und schloss die Tür. Und langsam schritt sie wieder durch die Gänge des Hauses. Schenkte sich selbst nur ein kühles Lächeln und die Gewissheit, dass es jedes Mal wieder, wenn sie die Tür zum Spielzimmer öffnen würde, das gleiche geschehen würde.
Und sie würde erwachen, für diesen kurzen Moment um dann wieder, kalt und allein, das Zimmer zu verlassen und die Tür zu schließen.
Es tat so weh, ihn zu sehen und zu wissen, dass er gehen würde, weil sie nicht den Mut hatte mit ihm zu gehen und so würde sie weiter Ziellos durch die Gänge wandern und lächeln. Und das Leben in ihrem nutzlosen Körper würde jeden Tag ein wenig mehr zerfallen ,bis es schließlich ganz ersterben würde...
Doch sie würde lächelnd sterben und vielleicht würde sie noch einmal ins Spielzimmer gehen, da hatte sie ihn zum ersten Mal getroffen, ihren Jugendfreund, ihre Jugendliebe. Und vielleicht würde ihre Seele dann zurückkehren und er auch und alles könnte wie früher werden. Sie würden gemeinsam in dem großen haus leben und vielleicht Kinder haben...
Vielleicht...
Lächelnd verschwand sie hinter der Ecke und die Bodendielen knarrten, die Fenster klapperten und die Wände waren ebenso schwarz, wie die Decke und wie der Himmel.