WoW - Geschichten von Soulprayer (Erzählungen, Sagen und Legenden) ================================================================================ Kapitel 1: Tagebucheintrag 1: Tod eines Kriegers ------------------------------------------------ oder: Wie Anginsan von der Tiefenbahn geschluckt wurde Es war spät als wir - Anginsan, Lejcaloonar und ich, Zimonee - gemeinsam noch die vorletzte Tiefenbahn nach Stormwind betraten. Nach einem langen, harten Tag in Ironforge hatte jeder nur noch eins im Kopf: In das heimische Bett fallen und schlafen. Doch sollte das uns an jenem schicksalhaftem Tag nicht vergönnt werden. Die Fahrt nach Stormwind war lang und wir vertrieben uns die Zeit, indem wir uns über das Erlebte unterhielten. Anginsan war wie immer wortkarg, doch das waren wir von unserem grimmigen Krieger gewöhnt. Ein murmelnder, tiefer Grunzer war uns schon genug, um zu wissen, daß er dem Gespräch folgt und seine Laute waren eindeutig, so daß wir uns jederzeit mit geschickten Fragen überzeugen konnten, daß er tatsächlich verstand, was wir redeten. Ein zustimmender Grunzer von ihm beantwortete gerade meine Frage, ob der Gürtel farblich zu meinen Armschienen passe, als wir auch schon in Stormwind angekommen sind. Ich wandte mich direkt Lejca zu, um mit ihr dasselbe zu diskutieren (und um sicherzugehen, ob Angin einen guten Geschmack hat) als wir nach einer Weile erst bemerkten, daß Anginsan uns nicht folgte. Im Gespräch versunken habe ich nur noch bemerkt, daß die Tiefenbahn mit Krach und Getöse wieder Richtung Ironforge abgefahren ist. So wandten wir uns um, und mussten feststellen, daß der Platz hinter uns wie leergefegt war. Nur der Fahrtwind der Bahn hat noch ein paar Blätter in der Luft geworfen, aber ansonsten war der Bahnsteig menschenleer. Das kann ja nicht sein! Verzweifelt suchten wir den Bahnsteig von Stormwind ab, doch wir fanden ihn nicht. Panik machte sich in uns breit, als nach einer halben Stunde die Bahn von Ironforge wieder zurückkam. Sie war leer! Es gab nur einen vernünftige Erklärung: die Tiefenbahn hat unseren Angin gefressen! Also seid gewarnt, Abenteurer: Die Tiefenbahn ist ein menschenfressendes, lautes Ungetüm, was gerne ab und zu mal einen Menschen frisst, wenn sie Hunger hat. Und da nennen wir die Horde barbarisch! Das ist ja ein Pulverfaß auf dem wir sitzen! Das würde auch erklären, warum die Gnome kein Geld für ihr Teufelswerk nehmen: Sie sucht sich ihre Nahrung selbst aus! Also Benutzung auf eigene Gefahr! Das würde auch dieses metallische Getöse bei An- und Abfahrt erklären. Es ist eine Warnung: "Achtung, ich beiße!" Und da sagt einer Drachen seien harmlos... Kapitel 2: Tagebucheintrag 2: Die Hochzeit ------------------------------------------ Zu aller erst muss ich sagen, dass dies hier ein Skript war, welches jedem vorlag. Wir alle sind Spieler auf dem Server Malfurion. Rhadagast ist Lvl60-Priester, Talios Lvl60-Magier und ich noch keine 60 ^^ Aber jetzt genug der Vorrede viel Spass beim Lesen! ============================================================================================ Rhadagast: Werte Gäste, Anginsan und Vashh, Talios und Zimonee. Liebe ist keine Sache - genauso wie Glück, Pech und Schicksal. Man kann sie nicht messen, noch wiegen, noch sehen - nur spüren. Sie ist eine Zweisamkeit - was man von Glück, Pech und Schicksal nicht sagen kann. Zweisam in dem Sinne, dass sie sowohl glücklich als auch traurig machen kann. Traurig, weil ihr wisst, das Gegenüber will Eure Liebe nicht. Oder glücklich, weil ihr Euch gewiß seid, Liebe teilen zu können. Aber obwohl ersteres wohl die grausamste Art der Liebe ist, wird sie auch die Zeit der Prüfung sein. Denn wer daran scheitert, scheitert auch am Leben. Umso glücklicher ist, wer die Liebe teilen kann. Denn geteilte Liebe ist keine Bürde - es ist die Vollkommenheit von Zweisamkeit. Zu zweit zu leben, das haben sich Talios und Zimonee vorgenommen. So traten sie an mich heran und baten mich, diesen Bund der Liebe zu segnen. Denn heilig ist, was Dreisam ist! Durch die Ringe gebunden, durch Gottes Hand gesegnet, wird der Bund der Liebe heilig gesprochen. Talios, nun bitte Zimonee, ihr Herz mit Deinem zu teilen. --- Talios: Zu sagen "ich liebe dich" sind nicht die Worte, die ich von Dir hören möchte. Nicht, weil ich Dich nicht möchte - nicht, weil ich Dich nicht liebe. Es sind Worte. Worte sind nicht für die Ewigkeit - Worte sind vergänglich. Doch nicht die Liebe, die uns beide verbindet. Diese Liebe ist bezaubernd - sie umfasst mich stärker als die arkane Welt. Diese Liebe ist Magie - denn ich kann ihr nicht entfliehen. Lächle mich an, damit ich die Magie in Dir spüre, stärker noch als die Sonne über meinem Haupte. Schau mich an, damit ich die Magie in Dir sehe, millionenfach zurückgeworfen wie ein Kaleidoskop der Sterne. Küss mich, damit ich die Magie in Dir schmecke, so süßlich wie Nektar, nach dem es mich gelüstet. Zeig mir Deine Magie, damit ich leben kann! Denn ohne Dich fühle ich mich so leer wie ein Behältnis ohne Inhalt. Fülle mich, ergänze mich - denn ohne Dich kann ich nicht leben! --- Rhadagast: Zimonee, nun bitte Talios, sein Herz mit Deinem zu teilen. --- Zimonee: Zu sagen "ich liebe dich" sind auch nicht die Worte, die ich von Dir hören möchte. Nicht, weil ich Dich nicht möchte - nicht, weil ich Dich nicht liebe. Es sind Worte. Worte sind nicht für die Ewigkeit - Worte sind vergänglich. Doch nicht die Liebe, die uns beide verbindet. Diese Liebe ist unsterblich - selbst der Tod kann sie nicht besiegen! Diese Liebe ist allmächtig - sie lässt Kräfte frei, von denen ich nicht wusste, daß sie in mir stecken. Deswegen küss mich, damit Deine Liebe mein Leben versüßt. Streichle mich, liebkose mich, berühr mich, damit ich weiß, daß Du mich begehrst. Zeig mir Deine Gefühle, damit ich weiß, dass Dein Herz nur von mir spricht. Du bist derjenige, den ich brauche, um zu leben! Denn mein Herz ist entzwei bar der Hoffnung ob Du mich begehrst. Fülle mich mit Deiner Liebe, damit mein Herz wieder vollständig ist! --- Rhadagast: Es ist einfach mehr, die Liebe - sie überflügelt Worte und lässt Eure Herzen vollständig sein. Die Liebe ist Zweisamkeit, und mit Gottes Segen die Vollkommenheit. Talios hat Dir einen Ring anvertraut, Anginsan, auf daß Du vor Gott Zeuge bist, um diese Liebe zu vereinen. Trete vor und gib mir diesen Ring. (Ringübergabe zu Rhadagast) (*Anginsan übergibt Rhadagast den Ring*) Zimonee hat Dir einen Ring anvertraut, Vashh, auf daß Du vor Gott Zeuge bist, um diese Liebe zu vereinen. Trete vor und gib mir diesen Ring. (Ringübergabe zu Rhadagast) (*Vashh übergibt Rhadagast den Ring*) Gott, ich bitte Dich, erfülle diese Ringe mit Deinem Segen. Erleuchte ihren Weg, auf dass sie auf ihm gehen können; ebne ihren Weg, auf dass sie nicht straucheln, und segne ihren Weg, auf daß sie auf ihm Schutz finden. So bitte ich Dich, Gott, laß sie in schwierigen Zeiten zueinander wiederfinden - mit diesen Ringen als Verbundenheit der Liebe. (netter Heiligenschein-Effekt??) (Ringübergabe zu Talios) (*Rhadagast übergibt Talios den Ring*) Talios, gebe Zimonee nun Deinen Ring, auf daß Du íhr Ehemann wirst - in guten wie in schlechten Tagen. (Ringübergabe zu Zimonee) (*Rhadagast übergibt Zimonee den Ring*) Zimonee, gebe Talios nun Deinen Ring, auf daß Du seine Ehefrau wirst - in guten wie in schlechten Tagen. --- Talios: Zimonee, nimm meinen Ring und mich damit zum Ehemann. (Ringübergabe zu Zimonee) --- Zimonee: Talios, nimm meinen Ring und mich damit zur Ehefrau. (Ringübergabe zu Talios) --- Rhadagast: So streckt nun Eure Hände aus, berührt Euch, haltet Euch, und laßt Euch niemals mehr wieder gehen. (Brautpaar umarmt sich) -ENDE- Kapitel 3: Tagebucheintrag 3: Ishaladae --------------------------------------- Was treibt einen Nachtelf oder in diesem Fall eine Nachtelfin dazu, Krieger zu werden? Ich weiß es nicht genau, aber sie sagte zu mir, sie hätte sich dazu entschlossen, das zu beschützen, was ihr lieb ist. Denn dafür lohnt es sich, zu kämpfen. Ihren eigentlichen Namen, bestehend aus einem Singsang von Melodien, kann ich kaum aussprechen, geschweige denn, jetzt hier auch noch schreiben. So erzählte ich der jungen Elfe von einer ehemaligen Kampfgefährtin, auch eine Elfe, die unglücklich verstorben sei. Unrühmlich sei sie durch einen Unfall gestorben: eine gnomische Donnerbüchse sei ihr in der Hand explodiert - sie starb an den Folgen des enormen Blutverlustes. Die junge Elfin erinnerte mich sogar an sie, und in ihrer Nähe fühlte ich irgendwie eine innere Verbundenheit mit ihr. So fragte ich sie, ob ich ihr den Namen meiner alten Kampfgefährtin geben darf, Ishaladae. Sodann sah ich eine Träne ihre Wange herunterkullern, und einen Augenblick lang sah ich nicht mehr die junge Elfin vor mir sitzen, sondern meine Ishaladae! "Ich danke Dir", sagte sie in ihrer melodiösen, hellen Stimme, die mich wirklich bis heute daran glauben lässt, daß es ein Leben nach dem Tod gibt. Sie lächelte mich an, in ihrer eigenen Art und Weise, und schaute hoch zum Mond, der silbern zwischen den sonnenbeschienenen Wolken hang. So verging der Augenblick, und das junge, fast kindliche Gesicht der Elfin guckte mich wieder an, die ich ab dem Moment Ishaladae nannte. Elune, so sagte sie zu mir, hätte für sie den Mond gewendet, auf dass sie aus ihrem Traum erwache. Sie wüsste nun wieder, was passiert sei und kann sich an ihr vergangenes Leben erinnern. Aber es sei nicht IHR Leben. Sie könne nicht mehr dieselbe Person sein, wie ich sie gekannt habe. Dann nahm sie mich mütterlich in ihre Arme, wie meine alte Kampfgefährtin es immer nach einem erfolgreichen Gefecht gemacht hat. Es war die Art der Elfen zu trauern - eine kleine Schweigeminute und eine Träne für jedes gefallene Lebewesen, was wir dem Leben beraubt haben. Doch ich wusste, in diesem Augenblick war meine Ishaladae, wie ich sie gekannt habe, jetzt für immer weg. Ich brauchte lange, einen halben Sonnenlauf, bis ich über ihren Tod hinwegkam, doch in diesem Moment war ich so glücklich und so traurig, daß ich in ihren Armen hemmungslos geweint habe. Erst später merkte ich, daß Ishaladae mich beruhigte, indem sie leise ein Lied sang und mich liebkoste, wie es meine Amme immer gemacht hat, wenn ich hingefallen bin und mich verletzt habe. Doch dies war anders. Gleichzeitig eine Freundin zu verlieren und gewinnen, das war einfach zuviel für mich. Nicht lange nach dieser Begebenheit sprach mich Ishaladae wieder an. "Zimonee", sagte sie - ich erinnere mich deutlich, "Zimonee, ich merke doch, wie traurig du bist. Was hast Du denn?" Und sie setzte die besorgte Miene auf, die ich von meiner Kampfgefährtin kenne. Ich erklärte ihr, daß mich immer noch das Gespräch verfolgte und sei traurig, weil ich wüsste, daß meine alte Gefährtin nun für immer weg sei. Verständnisvoll setzte sie sich neben mich und legte einen Arm auf meine Schulter. "Du hast sie befreit", sagte sie ernst und schaute mir dabei in die Augen, "für Dich wird sie immer in mir weiterleben." Sie nahm langsam meine Hand und führte sie an ihr Herz. Ich spürte das leise Klopfen unter ihrem Brustkorb. "Spürst du mein Herz?", fragte sie und ich nickte nur mit meinem Kopf, "Es atmet. Ein und Aus. Immer wieder. Das ist der Lauf der Natur." Dabei schaute sie mich erwartungsvoll an, und ich spürte wie langsam ein Kloß im Hals entstand. "Und jetzt stell Dir vor, das Herz sind zwei Leben. Das Einatmen übernehme ich, das Ausatmen die Erfahrung. Ich lebe, weil ich das beschütze, was ich lieb habe, und das bist auch Du! Beim Ausatmen weiß ich, was ich tun muß, aber das Einatmen musst Du mir überlassen, verstehst Du was ich meine?" Nein, ich verstand nicht, und ich schüttelte langsam meinen Kopf. Sie versuchte es nochmals: "Es kann nur ein Leben geben, egal wie das Herz schlägt. Deine Ishaladae steckt in mir, ich kenne dich, weil sie mir von Dir erzählt hat. Bilder schlugen auf mich ein, Emotionen, Erfahrungen, einfach alles, was ihr Leben beinhaltete. Und sie hat dich geliebt. Wie ihre eigene Schwester hat sie dich geliebt!" Sie packte mich fest an meinen Schultern und schaute mir in die Augen. Ich nickte lahm und eine Träne lief mir die Wange entlang. "Doch ich hab in den letzten Jahrzehnten, in denen ich Dich nicht gekannt hab ein eigenes Leben entwickelt. Ich sehe die Dinge einfach immer noch anders, aber ich teile nun die Erfahrung von zwei Leben." Ich verstand - teilweise. Sie ist sie selbst. Meine Kampfgefährtin lebt in ihr weiter. "Und kannst Du Dich noch erinnern, was sie zuletzt gesagt hat?" Weiterhin ruhten ihre meerblauen Augen auf mir und ich hob kurz meinen Blick, um nachzudenken. Ich erinnerte mich - glasklar durchstoch dieser Fetzen der Vergangenheit mein Herz und ich spürte wieder meine Panik in dem Moment, als es geschah. Sie nahm die Donnerbuchse hoch an ihren Kopf, zielte mit dem Visier und .... ein Knall.... Blut... eine Hitzewelle... erschreckt sah ich sie an - in ihr ehemals schönes Gesicht: Es war halb verbrannt, ihr rechtes Auge blutüberströmt, ihr rechtes Ohr zerfetzt und ihr Arm beinahe zerrissen von der Wucht der Explosion. Das Bild des Schreckens brannte sich in mein Leben wie ein Brenneisen auf die Flanke eines Pferdes - gebrandmarkt, meine beste und einzige Freundin so zu verlieren. Doch der Donner lockte auch die Feinde an und ich hatte nur wenige Sekunden, um zu überlegen. Wut überkam mich - Wut und Zorn. Meine Augen auf Ishaladae gerichtet, wie sie anscheinend tot am Boden lag, schwenkte meine Aufmerksamkeit auf die Feinde. Sie war tot! Das wichtigste in meinem Leben war mir genommen worden! Und ich wollte Rache - in dem Augenblick hat es mich nicht gekümmert, was die Ursache war. Der Zorn schoß mir in die Adern und ich verlor mich in der Raserei. Erst als alles Leben in Sicht- und Hörweite verschwunden war, brach ich zusammen. Schwer verletzt robbte ich zu Ishaladae hin und richtete mich mühsam auf. Doch sie bewegte sich noch! Sie sang leise in Darnassisch, doch es war mehr ein Flüstern und ich beugte mich zu ihr runter. Sie phantasierte in ihrer eigenen Sprache. "Ishaladae!" fuhr ich sie laut an und griff ihr an die Schultern. "Zimonee?" fragte sie leise, "ja, du bist es, ich erkenne dich am Geruch. Du bist so nah - ich spüre Deine Haare an meinem linken Ohr." Sie lächelte schwach und griff mit ihrer linken unverletzten Hand hoch, tastete sich in mein tränenverziertes Gesicht. "Ishaladae, stirb nicht! Bitte!" rief ich nochmals. Die Elfin fuhr fort, mit ihrer linken Hand mein Gesicht zu betasten, langsamer, bis ihr Daumen und Zeigefinger mein Kinn festhielten. "Zii", das war mein Kosename, "ich kann Dich nicht hören, es ist so laut, und ich seh Dich nur schwammig - aber ich merke, wie mir mein Leben entgleitet." Ich wollte mich abwenden, um Verbände zu suchen, doch die Kriegerin hielt mich eisern fest - sie war scon immer wesentlich stärker als ich gewesen. "Zii", sagte sie nochmals etwas leiser - schwächer, "Weine nicht. Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich. Hörst Du? Der Tod ist nicht so wie Du denkst - und das Leben auch nicht." Langsam wich die Farbe aus ihrem Gesicht. "Ich wünschte, Du könntest jetzt sehen...." Weiter kam sie nicht, der Tod hat sie geholt. "Kannst Du Dich erinnern?", durchstösst die Frage die Stille und erschreckt schaute ich in die Augen von Ishaladae. Plötzlich kamen all die Emotionen wieder, die ich in den hintersten Winkel meines Bewusstseins versteckt gehalten habe, die längst vergossenen Tränen ronnen mir die Augen runter und ich vergaß das Hier und Jetzt. Ich schmiegte mich einfach an den jungen Körper von Ishaladae und heulte drauflos. "Warum? Warum nur?" stammelte ich. Doch sie antwortete nicht und erwiderte nur meine Umarmung. Als wir uns nach Minuten wieder trennten - es kam mir wie eine Ewigkeit vor - sagte Ishaladae nur: "Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht beantworten. Doch Du hast mich wiedergefunden, und das ist es doch, was zählt oder?" Kapitel 4: Tagebucheintrag 4: Untod ----------------------------------- Dunkelheit umfängt mich. Süße, schwarze Finsternis, die mich mit dem Schatten eins werden lässt. Ich lächle böse. In dem sinistren Licht schleiche ich mich ohne Geräusche dem Stall näher. Gleich....., denke ich bei mir und hole meinen Würgedraht heraus. Da steht er, schaut unruhig hin und her und spielt nervös an seinem Stab. Doch ich wusste er hatte eine Ahnung - schließlich ist es nicht das erste Mal, daß ich im Schutze der Nacht das Dorf der Menschen aufsuche. Verdammte Allianz, fluche ich innerlich und mein Groll gegen die Lebenden lodert wieder auf. "Du wirst sterben!", flüstere ich in die Dunkelheit hinein und der Gnom fährt erschreckt herum. Doch sehen kann er mich nicht - mit Genugtuung genieße ich seine Furcht in dem Augenblick. Was bist Du doch für ein Sadist, Zorkor, lobe ich mich selbst, doch schnell reisse ich mich wieder zusammen. Ich will ihn quälen, ihn zurechtweisen, ihm zeigen, was die alles verbrennende Hölle ist. Es gibt schlimmeres als den Tod. Schließlich trifft man nicht jeden Tag auf einen Magiergnom, der in seinen dekadenten Roben und arroganten "Ich-kann-alles"-Art das Geschäft vermiest. Dafür muss er leiden. Mein Hass lodert auf. Wie kann ich seine Aufmerksamkeit nur kurz erregen? Ich überlegte kurz - und nach einer Minute grübeln fiel mir etwas ein: Es ist allgemein bekannt, daß Gnome fernsichtig sind (warum sonst gehen soviele von deren technischen Geräten kaputt?), also husche ich absichtlich ein wenig auffällig im Stall herum, so daß er mich bemerken muss. Mit diabolischem Grinsen entgleite ich wieder in die Finsternis, als er langsam auf die Pferdebehausung zukommt, und schleiche mich in einen dunklen Winkel. Hah! Als ob Dir das Licht nützen würde!, ein grimmiges Lächeln entgleitet mir wieder, als der Gegner eine Flamme auf seiner Hand entstehen ließ. Nachdem er sich - anscheinend erleichtert - umdrehte, löse ich mich aus dem Versteck und nähere mich ihm. Quäle ihn!, schreit eine unsichtbare Stimme in mir, und anstatt ihn direkt mit meinem Dolch aufzuspiessen, schlage ich mit meinem kahlen Handkantenknochen auf seinen Nacken. Grinsend ritze ich ihm eine Wunde in den Arm, um ihm schon einen Vorgeschmack der Agonie zu bieten. Doch mit dem Anblick des warmen Blutes wuchs in mir der Wunsch, mich direkt an seinem lebenden Leib zu laben und ich erstarrte kurz. Doch dieser Augenblick des Innehaltens verschuf dem verhassten Gnom seine Chance - mit einem Teleport war er plötzlich ausser Reichweite. "Rattengezücht!", schrei ich ihm ungehalten hinüber und renne unbeherrscht über den Platz. Doch - schneller als ich - beschwört dieser einen Bodenfrost und lässt mich mitten in der Bewegung einfrieren. "Räudige Ratte!", zische ich ihm zu und ich nehme mir vor, diese dreckige Made schnell zu töten. Ich hasse Magier, es gibt nichts Schlimmeres als sie. So bewegungsunfähig merke ich, wie der Gnom kurz innehält und mich mustert. Sein Ekel ist in seinen großen, weissen Augäpfel abzulesen, und meine Zunge, welche an meinem Kiefer baumelt, zittert kurz der Verlockung nach Gnomenfleisch. Ich komme nicht umher, ihn auch näher zu betrachten, und so wird mir mein Appetit nach den Innereien des Lebenden bewusst. Der Hunger überfiel mich und Blutdurst breitete sich in meinem Geiste aus. "Stirb!", rufe ich wie von Sinnen, reiße meine Füße frei und stürme los. Plötzlich trifft mich ein Blitz aus Eis mitten in die Brust und ich merke, daß mein Kopf etwas klarer wird. Ungehalten über mein eigenes Gebaren knurre ich vor mich hin. Meine Gedanken umfängt ein Gefühl, was ich nur zu gut kenne: Hass. Wütend versuche ich, mit den Eisfesseln vorwärts zu kommen. Ich merke, wie der Magier etwas zurücktritt, um einen neuen Spruch vorzubereiten, den er mir entgegenschleudern würde. Diesmal nicht! denke ich, sprenge die Eisfesseln und sprinte auf ihn zu. Ich ziele auf sein Herz. Stirb! Stirb! schreit der Hass in mir und ich beginne mit meinem Todestanz. Trifft der erste nicht, dann der zweite, wenn nicht der dritte, dann der vierte. So ist er, der Hass - das einzig verbliebene Stück Emotion aus meinen früherem Leben. Wenn ich sowas wie Liebe empfinden würde, dann ist es die Liebe zum Hass. Mein verrottenes Herz klammert sich daran wie ein Ertrinkender an ein Floß. Hass. Er lässt mich spüren, daß ich immer noch existiere. Damit ich nicht aufgebe. Es füllt mich aus und ist mein Lebensinhalt - wenn ich nicht hassen kann, soll ich in der Asche meiner Vorfahren meine Ruhe finden. Der Hass steigt weiter aus meinem Inneren auf und erfasst meinen ganzen Körper und Wesen. Alles muss sterben - damit unsere Armee größer wird, damit Sylvana Windrunner stärker wird, damit wir bald obsiegen werden! In meinen Angriffen stolpert der Magier - wie unprofessionell - und wider Erwartens umschließt mich plötzlich ein lodernder Brand. Ich lache, mir bewusst, daß meine abgestorbenen Gliedmaßen keinen Schmerz mehr kennen. Törichter Gnom!, denke ich, während das Feuer meine verrottende Gliedmaßen erfasst und die verwesenden Muskeln sich von Sekunde zu Sekunde verfestigen, jetzt bist Du dran. Und ich rammte den Dolch tief in den Rücken des fliehenden Gegners. Das ist sein Tod - letztendlich. Doch das ausströmende Blut erweckt wieder meinen Hunger... "Vieh!", spie ich ihm entgegen. Ich weiß er lebt noch - nur schade, daß er mich nicht verstehen kann. Doch der Tod kommt schnell - und so mache ich mich hungrig über seine Leiche her. Kapitel 5: Tagebucheintrag 5: Zimonee ------------------------------------- Um die geheimnisvolle Frau ranken sich nicht nur unzählige Gerüchte und Rätsel - an ihr haftet auch der tödliche Odem der Verborgenheit. Wenn sie mal nicht nervös an ihren Dolchen spielt, die noch nicht mal in Halftern gesteckt an ihren Seiten baumeln, sind ihre Hobbies Beschatten der Stadtwachen um ihre Loyalität zu prüfen, Lippenlesen von den örtlichen Adeligen, um ihre Loyalität zu prüfen, Überbringen von Briefen in Form von aufgespiessten Dokumenten an Türwänden oder Stützbalken, um die Loyalität zu sichern, Dartspielen mit Wurfmessern auf leere Stellen zwischen dem menschlichen Körper, um zu Überprüfen, ob die Loyalität wirklich gesichert ist und das heimliche Beseitigen von nicht loyalen Bürgern und Adeligen. Weiterhin sammelt sie auch gerne Roben, welche sie als Verkleidung nutzt, um bei festlichen Anlässen zu überprüfen, ob die Loyalität zur Krone im Volk vorhanden ist. Wenn sie mal nicht ihre freie Zeit nutzt, die Loyalität von anderen in Frage zu stellen, ist sie meistens geschäftlich unterwegs, um bösen Machenschaften das Handwerk zu legen oder durch geschicktes Intrigieren die Pläne der Feinde zu offenbaren. Denn eigentlich wurde sie als Spionin ausgebildet, daher auch ihr Deckname Zimonee (abgeleitet von Simon[e], hebräisch für "Zuhörer"). Ihren wahren Namen kennt nur ihr Ehemann Talios, der - loyal zur Krone von Azeroth - sich den arkanen Studien gewandt hat. Was steckt hinter der Maske dieser Schurkin, die vor nichts zurückschreckt, um ihre Ziele - seien es nun eigene oder nicht - zu erreichen? Welches fremde Gesicht verbirgt sich in den Schatten ihrer selbst? Der Funke Leben, der sie leitet und führt, ungeachtet von widrigen Umständen? Oder gibt es vielleicht eine Person, die die Fäden zieht und die Zimonee machen lässt, was sie tut? Steht sie so möglicherweise unter fremden Einfluß, bar der Hoffnung einen eigenen Willen zu haben? Kann das sein? Nein, das ist ja lächerlich. Mehr glaubte einst ein Wahrsager ein Stern würde sie leiten: der hellste dessen im Sternbild des Zwillings. Jener Hellseher, der auf dem Dunkelmond-Jahrmarkt beschäftigt ist, erzählte, daß ein wesentlich älteres Wesen von jenem Stern die Geschicke Zimonees leitet. Mag es eine Gottheit sein? Der weise Gnoll meinte: Nein, denn die Wesenheit sei sterblich und hat auch Bedürfnisse anderer Natur als daß sie Zimonee ständig begleiten würde. So erzählte Sayge, vom Weihrauch in Trance versetzt, von der gottgleichen Präsenz, die Zimonee umfängt und sie jeden Tag in Schritt und Tritt geleitet: Am 18 Tag des sechsten Monats vor 26 Sommern sei Sie - die Gottheit - geboren. Und Seines Zeichens Bär* erfüllt Ihn der Wunsch, lange zu schlafen, wie es Bären gerne machen. Auch die Sturköpfigkeit und Behäbigkeit und Geduld, wie es einem ordentlichem Bären geziemt, seien - nach Seinem Idealismus und Naivität eines Gottes - Sein Markenzeichen. Doch Ihn Gott zu nennen wäre zuviel des Guten, sprechen wir von Ihm lieber als eine exzentrische Präsenz, der Seine Arroganz lieber in Kapitalschrift und selbstironischen Texten äußert, denn als von oben herabschauende Persönlichkeit. Nicht nur Seine Liebe zum Detail, die Er immer wieder in aller Genauigkeit mißt, auch Sein nicht vorhandener Jähzorn und Aufopferungswillen für eine gute Sache machen Ihn eigentlich zu einem guten Menschen. Doch wehe, jemand nimmt Ihm Seine Beute, Sein Essen, weg - dann nimmt die Natur seinen Lauf und der Meister Petz in Ihm röhrt auf und rächt sich unbarmherzig. So verlor sich Sayge vom Dunkelmond-Jahrmarkt in einer langen Erzählung über die Jagd, den verschiedenen Fleischtypen und Fisch, wie Der Bär als naturgegebener Fleischfresser ihn am liebsten mag. Und Zimonee stellte mit Erstaunen fest, daß ihre Leidenschaften im Prinzip von ihrem Bären"gott" eingegeben waren - manifestiert durch ihre Vorliebe durch Leder. Sie lauschte gespannt den Erläuterungen und nahm sich vor, ihrem unsichtbarem Mentor durch die Jagd zu huldigen. In einer weiteren Séance - diesmal in Goldshire - sprach Sayge von Seinen Freizeitaktivitäten. Er sehe, daß Er gern in Lichtspielhäuser geht, mindestens einmal je Mondlauf, und Er treffe sich gern mit anderen Präsenzen, wobei Seine Augen schwarz werden, wenn er auf dem Boden Dere's wandelt, um Abenteuer in einem Land oder Kontinent namens Aventurien zu erleben. Es gäbe noch andere Länder und Orte, wo Er sich mit anderen Freunden treffe, doch dies zu erklären würde Äonen dauern - vielleicht länger als Zimonee leben würde. Musik sei in Seinem Leben auch wichtig - Er spiele zwar kein Instrument, doch hört Er gerne klassische und moderne Musik, jedoch nicht jene, die vom Volk gespielt wird. Er gehe auch wenigstens einmal in zwei Mondumläufen auf Konzerte, die auf Freilichtbühnen oder in großen Hallen stattfinden, magisch verstärkt durch jede Menge an gnomisch anmutenden Geräten, die auch manchmal kaputt gehen (jedoch nicht so oft!). Und wenn Er mal nicht Musik hört, und sich nicht mit Freunden trifft, dann sitzt Er gerne vor einem flimmernden Kasten, welchen Er mit Gerätschaften von tippender und klickender Natur fernsteuert. Bewegt Er sich von diesem mechanischen Ding fort, so sei es Schlafenszeit, und das einzige, was Er ausser Körperhygiene noch macht, sei Lesen. Oft fantasiereiche, lustige Bücher, die auch Bilder enhalten können, welche Er dann Manga nennt. Es sollte Erwähnung finden, daß Er an anderssprachiger Literatur auch interessiert sei. Schaut man denn in Seine Höhle, so findet man (neben abgenagten Knochen und durchaus auch Süßigkeiten) weit über tausend Bücher - nebeneinander wie übereinander gestapelt, zieren sie alle Wände, die noch frei gewesen waren, bevor die Regale die Leere ausfüllen. Als Zimonee Sayge eines Tages fragte, ob er wüsste, wo genau eigentlich Seine Höhle sei, auf daß sie Ihn in ihren Träumen mal besuchen könne, erzählte er von einer Stadt voller Narren, welche direkt an seine Höhle angrenzt. Sie rühmt sich damit, das sogenannte 'Karneval' erfunden zu haben, auch wenn viele böse Zungen behaupten, die Nachbarstadt Düsseldorf wäre es gewesen. Vielmals wehrte er sich erfolgreich gegen den Einfluß der Hochkultur und mittlerweile (wenn auch nicht so närrisch wie andere) findet er Gefallen an der fünften Jahreszeit. Auch fragte Zimonee einmal, ob sie das einzige Kind von Ihm sei, und erfuhr so von ihrer im Geist verwandten Schwester Ishaladae, einer Nachtelfin aus Teldrassil**. Doch schon des Erzählens müde, wie auch sehend, daß vor seinem Zelt sich eine Schlange von Kunden gebildet hat, schickte Sayge sie fort, wohlwissend, daß sie eines Tages wiederkommen würde, um mehr zu erfahren. *Bär= Björn, schwedisch für Bär Wink **siehe "Tagebucheintrag 3: Ishaladae" Kapitel 6: Tagebucheintrag 5: Zaida ----------------------------------- Wer kennt sie nicht, die geheimnisumwitternden, machtgierigen, skrupellosen, grausamen, furchterregenden, herzlose, rigorose, schonungslose, grimmige, mordlüstige Frauen, die nicht nur über Leichen gehen, um ihre Ziele zu erreichen, sondern auch noch der unheiligen Macht bedienen, welche ihnen in die Wiege gelegt worden ist? Frauen, die der Neugier erlegen sind, und alles machen würden, um diesen Trieb zu befriedigen? Frauen, welche ihre eigene Ziele verfolgen? Frauen, die nicht ihr Gesicht in den Schatten verbergen? Frauen, jene sich widriger Umstände bedienen, um an ihr Ziel zu kommen? Frauen, die - atheistisch wie sie sind - nicht an eine höhere Macht glauben, die sie durch die materielle Welt führt? Frauen, die alles machen würden, um nicht unter fremden Einfluß zu stehen - die sogar stetig ihre Macht erweitern, damit dies unter gar keinen Umständen passieren kann? Von welcher Frau ich spreche? Niemand anderes als die außergewöhnliche Hexenmeisterin Zaida. Als vortreffliche und vor allem hochbegabte Hexenmeisterin konnte sie sich schon früh durch hervorragende, wie auch schmutzige Magietricks durchsetzen, wodurch sie ihren Decknamen Zaida (arabisch für "Gebieterin") bekam. Ihren wahren Namen kennt nur ihre Zwillingsschwester, die sie vor langer Zeit verloren hat. Doch sollte Zaida sie heutzutage treffen - sie würde ihr eigen Blut töten, damit dieses Geheimnis noch nicht einmal in der Überraschung ihrer Zwillingsschwester über die Lippen kommt. Ja, ihr merkt schon - skrupellos, grausam, machtgierig. Ihr meint das ist Maskerade? Dann hütet Euch davor, ihr das ins Gesicht zu sagen, denn sie würde euch die Haut abziehen und es als Sitzleder für ihren neuen Stuhl beziehen, welchen sie aus Euren Knochen geformt hat. Wer sie erzürnet, der lebt nicht lange, denn Spaß ist für sie ein sadistisches Spiel. Wehe dem, der sich ihr in den Weg stellt, denn sie ist die andere Seite der Medaille, die gefürchtete Finsternis in der Dunkelheit der Nacht, der Alptraum der sinistren Nachtmahren, die Ungemach in die Welt der Träume bringen sollen und die chinesische Bedienungsanleitung zum japanischen Videorekorder!!! Solltet ihr dieser Person begegnen, zollt ihr Respekt, seid höflich und vor allen Dingen: Beugt euch ihrem Willen. Ihr wollt doch nicht sterben, oder? Kapitel 7: Tagebucheintrag 6: Zwiespalt --------------------------------------- Zimonee saß im Schneidersitz auf dem Felsen und starrte die Festung unten an. Die Orks wie sie unten hin und her gingen, ahnten nichts von ihrer Anwesenheit. "Dann werde ich mal reinspionieren", sagte sie leise zu sich selbst, "und Du folgst mir nicht, schließlich ist das eine geheime Mission!" Und was willst du ohne mich machen? "Na reingucken und meinen Auftrag erledigen!", schimpfte sie. Achso. Du glaubst Du kannst das ohne mich? "Sicher, schließlich bin ich ein Schurke und Du nicht!", argumentierte sie. Hm, da ist was dran, aber als Erzähler muß ich doch schreiben, was du tust. "Aber das ist geheim, also bleib endlich weg von mir!", hilflos steckte sie ihren Kopf in ihre Hände. OK. Dann los! Und es ward stille und sie bewegte sich nicht. "Jetzt werd' nicht unfair!", beschwerte Zii sich beim Erzähler, drohte mit ihrem Faust gen Himmel, um diesem Schicksal endlich entgehen zu können. Was mache ich denn? "Du schreibst mir vor, was ich machen soll!" Mach ich das nicht ständig? "Ja, deswegen wünsche ich mir, daß Du mich endlich IN RUHE lässt!", flehte sie fast. OK. Ich werde Dich in Ruhe lassen. "Ab sofort?" Ab sofort! Und sie wunderte sich plötzlich der unheimlichen Stille, die aufkam. So schlich sie sich in das Lager, verstohlen jedes Blickes und führte ihre Mission aus, die sie von ihrem Vorgesetzten bekommen hat. Eine schnelle Bewegung, ein dumpfer Knall - vermutlich der Fußboden - und ein grüner, toter Körper lag irgendwo in diesem selbsternannten Lager der Orks. Erleichtert, nun endlich diesen Auftrag erledigt zu haben, schlich sie sich wieder auf ihren Aussichtsposten. "So.", proklamierte sie und nahm einen Humpen Bier aus ihrem Rucksack. "Moment, wann hab ich das eigentlich eingepackt...? Erzähler???" Ja? "Du bist ja immer noch da!", schimpfte sie entrüstet. Was soll ich anderes machen? Abhauen? "Das ist das, was ich Dir eigentlich beibringen wollte....", seufzte sie. Oh. Und was machst Du ohne mich?` "Alles andere nur nicht das, was DU willst." Jetzt werde nicht zickig. "Ich bin nicht zickig, ich will meinen Willen haben!", nervte sie und verstummte mit einem weiterem leckeren Schluck aus ihrem sehr alkoholreichem Humpen Bier. "Scho bischt Du schon ne rischtige Plage, alscho verschieh disch endlisch", rülpste Zimonee, und schlief in ihrem geheimen Versteck, wo die Orks sie nicht finden können, ein. Kapitel 8: Tagebucheintrag 7: Der Dolch --------------------------------------- Die Sonne funkelte golden am blauen Himmel, als ein Rotkehlchen auf einen Sims geflogen kam und neugierig sein Spiegelbild im Fenster betrachtete. Es sang sein Lied, doch wurde es von einer vorbeifahrenden Kutsche aufgeschreckt und flog wieder von dannen. Obwohl es schon früher vormittag war, gab es kein geschäftiges Treiben in den Straßen von Stormwind. Fast schon idyllisch lagen sie da - - ein paar wenige Leute, die auf den Weg zum Markt waren, gingen den Pflasterweg entlang. Es war weder ein langweiliger, öder Tag, noch ein Vorbote schrecklicher Ereignisse. Doch diese herrlich schöne Stunde eignete sich perfekt, um zu verschlafen. "Waaaaaaaas?", erscholl aus einem hochgelegenen Fenster eine Frauenstimme, und ein gehetztes Treiben setzte ein. Innerhalb von wenigen Sekunden war Zimonee angezogen, doch ihr fehlte trotzdem etwas... "Wo verdammt noch mal ist mein Dolch?", fluchte sie gepresst und wuchtete mit übermenschlicher Kraft der Verzweiflung die Matratze aus dem Bettgestell - der letzte Ort, an dem das gute Stück noch hätte sein können. Der kleine Raum, den sie in der Gaststätte gemietet hat, sah aus wie in einer Gnomenwerkstatt: umgekippte Stühle, zerwühlte Tische, alles was nicht niet- und nagelfest war, lag auf dem Boden verstreut. Zimonee war verzweifelt, sie konnte es nicht glauben, daß ausgerechnet ihr Dolch fehlte, und ihr bislang verdientes Gold lag bis auf den letzten Kupfer auf ihrem Tisch - wer ist so verrückt und klaut einer Mörderin ihre Klinge? Ohne ihn fühlte sie sich nackt! Sie nahm ihr Kopfkissen und warf es wutentbrannt gegen die Tür. Ihre selbstgebastelte Falle meldete sich mit einem Glockenspiel zu Wort und ließ eine Diebin in einem gefährlich stillen Raum zurück. Vor dem Bett zusammengesunken und ihren Kopf in ihren Beinen vergraben, überlegte sie, wo ihr liebstes Stück sein könnte. Der Tag fing eindeutig nicht gut an und sie spürte, daß dies noch nicht das Ende war. Nach endlosen Minuten entschloss sie sich, das Zimmer zu verlassen und zum Gildentreffen im Blauen Eremiten zu gehen - sie kam ja eh zu spät, also brauchte sie sich nicht zu beeilen. Schlecht gelaunt ging sie die Treppe hinunter, bestellte sich in der Schenke was zu Essen und genehmigte sich einen großen Humpen Zwergenbier, um ihre aufkommende Migräne zu bändigen. Und noch einen weiteren, falls die Migräne später nochmals Hunger bekommen sollte. Und einen dritten - als Reserve. Sich so Mut angetrunken, ohne Dolch die Gaststätte zu verlassen, legte sie ein paar Silber auf den Tisch und verließ leicht beschwipst - trinkfest war sie schon immer - die Wirtschaft. Die Sonne ließ sie leicht blinzeln und stand mittlerweile zwei Handbreit über dem Horizont. Doch immer noch schwenkte ihr Blick leicht beunruhigt, fast schon paranoid, hin und her. So folgte sie der Straße bis zum Marktdistrikt, wo sie mit zielstrebigen Schritten zum dortigen Waffenhändler ging. Ganz ohne Dolch konnte und wollte sie nicht vor ihren Gildenkollegen erscheinen. Beschwingt betrat sie die Verkaufsraum und sah sich um: Zweihand-Schwerter, Langschwerter, Kurzschwerter, Säbel, Äxte, Streitkolben, Morgensterne, Stäbe... doch nirgendwo Dolche. Verwirrt schaute Zimonee nochmals überall nach, an den Wänden, im Schwert- und Axtständer, auf der Verkaufstheke, bis der Händler sie fragte, was sie suche. "Einen Dolch!", beschwerte sie sich beinahe hysterisch, "ich suche einen Dolch!!!" Konfus erwiderte der Verkäufer ihren Blick. "Tut mir leid, sowas habe ich nicht." "Wie können sie keinen Dolch haben? Jede andere Waffe steht hier in ihrem Ständer, selbst so einen bescheuerten Magierstab haben Sie in Ihrem Sortiment, aber keinen Dolch?" "Was ist das überhaupt?", fragte dieser verständnislos. Fassungslos und entgeistert packte Zimonee ihn sehr plötzlich an den Kragen, schaute böse in seine Augen und sagte mit drohend bebender Stimme: "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?" So überrumpelt von der nicht zu ahnenden Kraft der schlanken Frau konnte der stämmige Mann ihr nichts entgegnen - zumal er so nah ihre Bierfahne roch und seine Beine nicht mehr den Boden berührten. Stattdessen antwortete er mit ängstlicher Stimme: "Vielleicht bei der nächsten Lieferung? Fragen sie doch mal im Zwergendistrikt - oder der Schmiede von Goldshire." Beherrscht und wieder bei Sinnen stellte sie den armen Mann wieder auf seine Füße und ließ ihn langsam los. "Tschüß", sagte sie knapp und gefasst, dann rauschte sie wutentbrannt auf den Marktplatz hinaus. Wieder einen schnellen Schritt aufnehmend rannte sie fast schon zum Blauen Eremiten im Magierviertel, ungeachtet rempelte sie dabei alle Leute an, die sich ihr törichterweise in den Weg stellten. Ein paar Minuten später und dreiundsiebzig Silber reicher kam sie an ihrem Ziel an. Sie betrat die Taverne und einen kurzen Moment später schauten sie fünfzehn Augenpaare an. "Ah, da gesellt sich Zimonee doch noch zu uns.", sagte Eärendils, der Gildenleiter, spitz und lächelte sie verschmitzt an. "Hallo Zii", begrüsste Talios sie herzlich, bevor sie - vor Wut explodierend - zum Wort kommen konnte. "Wer beim schwarzen Drachen Nefarian hat meinen Dolch? Und ich warne Euch, das finde ich absolut nicht witzig!", donnerte ihre Stimme im Schankraum. Die eintretende, bedrückende Stille wirkte so bedrohlich, daß sich Talios, Zimonees Lebenspartner, erhob und zu ihr ging, um sie zu beruhigen. "Was ist denn los?", fragte er sie und umarmte sie herzlich von der Seite, wohlwissend sie in ihrer momentanen Situation nicht noch mehr zu provozieren. "Mein Dolch ist weg! Ich kann ihn nicht mehr finden!!!", schrie sie verzweifelt und unterdrückte mit aller Wut ihre Tränen. "Du hast getrunken, Zii", bemerkte Talios vorwurfsvoll unbedacht dieser Konsequenzen. "Wiebitte?", schnappte sie brüllend nach Luft, "Du hast Dich vor mir aus dem Staub gemacht, ich habe verschlafen, finde meine Dolche nicht und Du hast mir nichts besseres zu sagen, als dass ich getrunken hätte?" Die Spannung in der Stille war so gefährlich knisternd und sie blickte ihn noch zorniger an, als sie vorher schon geschaut hat. Mit ihrem Finger auf seine Brust zeigend und ihn langsam in die Ecke drängend, kreischte sie ihn weiter an: "Was glaubst Du eigentlich, wieviel mir der Dolch wert ist? Das war ein Geschenk des Ravenholdt-Anwesens für gute Arbeit, und jetzt ist er..." Im Wort unterbrochen, blökte plötzlich ein Schaf den Satz zu Ende. "Oh, das wird sie mir nie verzeihen...", murmelte Talios und schob sich angsterfüllt von der Wand weg, zu der sie ihn hingedrängt hatte. "Weiß jemand, was sie meint?", fragte Eärendils in die Runde und sein Blick blieb vor allem an Bunnybaby und Vaco hängen, welche (zumindest gildenintern) bekannterweise auch zum SI:7 gehörten. Sie schüttelten beide reserviert den Kopf. Das Schaf blökte ein weiteres Mal entrüstet auf. Endlose Sekunden vergingen, während Talios sich sicherheitshalber hinter den Tisch blinzelte, um so das Schaf von ihm abzuschütteln. Als der Zauber nachließ und sie sich zurückverwandelte, schaute sie so düster in die Runde, als wäre sie Rend Blackhand höchstpersönlich. "WIRT EIN BIER - UND ZWAR SOFORT!", schrie sie und stampfte zum Tresen. Niemand wagte es, sie anzusprechen und ließen sie gewähren. Am Ausschank angekommen, setzte sie sich auf den nächsten Barstuhl und ignorierte das leise Flüstern hinter sich, während sie ihr mittlerweile viertes Bier trank. Ein wenig später spürte sie, daß jemand näher kam. "Was willst Du, Vaco?", fragte sie ohne aufzuschauen. "Woher weisst Du, daß ich das bin?" "Du verlierst immer beim Stein-Schere-Blatt.", entgegnete sie und schaute ihn an. Seufzend setzte er sich neben sie. "So wie heute kennen wir Dich überhaupt nicht.", sagte er vorsichtig. "Dir fehlen ja auch nicht die Schwerter", frustriert nahm sie noch einen Schluck Bier, "ich fühl mich so nackt ohne Dolch." "Ein.... Dolch?", fragte er vorsichtig. "Ja, ein Dolch!", betonte sie, "ein kleines Stück Stahl mit Griff." Sie nahm ihre Hände, um die Größe zu veranschaulichen. "Du meinst ein kleines Kurzschwert?", bot er ihr hilfesuchend an. "Nein!", sagte sie mit gefährlichem Unterton, "einen Dolch!" "Ei... Einen Dolch! Aha.", der Nachtelf dachte schnell nach, "wie sah Deiner nochmal aus?" "Das Griffholz war mit blauer Rochenhaut umwickelt - die Parierstange war so lang", sie formte die Länge mit ihren Händen, "und die Klinge ist 30 Zentimeter und mit Blutrinne." "Sehr schön", Vaco hörte sich interessiert die Beschreibung an, "aber mit so einem schönen Dolch hast Du doch nicht gekämpft, oder?" Er versuchte, es so normal klingen zu lassen, wie es ihm möglich war. "Was soll das heißen?", schnappte sie zurück, "ich habe immer mit ihm gekämpft!" Nach Hilfe suchend blickte er zum Tisch, wo die anderen saßen - doch sie schauten ihn aufmunternd mit der 'Du-schaffst-das-schon'-Miene an. "A... Aber...", brachte er nur vor. Zimonee half ihm. "Am besten ist, du sagst jetzt nichts.", sie beäugte ihn skeptisch, "als Schwertschurke verstehst Du sowas eh' nicht." Ein paar Silber rollten über den Tresen und die schwarzhaarige Frau wandte sich nochmals der Gruppe zu, die am Tisch saßen. Als sie am Tisch ankam, schwieg jeder. "Entschuldigt", äußerte sie sich knapp, "lasst mich einfach in Ruhe - wie ihr seht bin ich ziemlich schlecht gelaunt." So dehnte sich der Vormittag über das Gildentreffen, bei dem sie sich zum ersten Mal mit keinem Wort beteiligte und sich ganz allein vorkam. Was ist plötzlich los? Warum kennt niemand einen Dolch? Es wäre, als hätte ein Eredar plötzlich beschlossen, die Welt von dieser Art von Waffen zu säubern. Über diesen Gedanken hängend und weiteren folgenden Schreckensszenarien, knirschte sie unbewusst mit den Zähnen, was ihre Freunde beunruhigt wahrnahmen. Als sich zum Mittag hin die Freundesgruppe nach ihrem gemeinsamen Essen auflöste, beschloß sie, das Ravenholdt-Anwesen in den Bergen von Hillsbrad aufzusuchen. Sie nahm den nächsten Greifen nach Southshore und nahm den geheimen Weg nordlich von Tarrens Mühle, um zum Ravenholdt-Anwesen zu kommen, wo sie vor langer Zeit ihre Ausbildung beendet hatte. Am Eingang waren zwei Wachen aufgestellt, die Zimonee aufhielten. "Was führt Euch hierhin, Zimonee?", fragte der rechte von ihnen. Sie beäugte die Wärter kurz - beide trugen die begehrten Dal'Rend Waffen aus der Schmiede des Blackrock. "Ich ersuche eine Unterredung mit Lord Ravenholdt.", sagte sie. "Wartet hier bitte kurz, ich werde Euren Besuch ankündigen.", erwiderte er und ließ sie mit der anderen Wache allein. "Schöne Waffen", begann sie das Gespräch mit dem anderen Wärter, "aber ich wette mit meinen Dolchen würd ich Euch besiegen." "Mit was, bittesehr?", blickte er sie fragend an, bemerkte ihre Bierfahne und griff automatisch zu den Waffen. "Ich bin unbewaffnet!", entgegnete sie - die Händen erhoben, "ich meinte nur, daß wenn ich Dolche hätte, würde ich Euch im Kampf schlagen können." Verunsichert ließ dieser die Waffen stecken. "Und was soll das bedeuten? Wollt ihr mir drohen?" "Wie, 'was soll das bedeuten?'", äffte sie ihn nach, "ich wollte mich nur mit Euch unterhalten. Wisst ihr etwa nicht, was ein Dolch ist?" "Nein, scheint aber eine Waffe zu sein, die ihr beherrscht.", erwiderte er und schaute sie vorsichtig mit erhobener Augenbraue an. "Jawohl, da habt ihr recht", sie erklärte ihm kurz, was ein Dolch sei. Der Wächter bekam einen Lachanfall. "Ihr wollt mich mit einem Messer besiegen?", belustigt schaute er durch die Tür, um zu schauen, ob sein Kollege schon da ist, "das muss ich gleich Herger erzählen!" Zimonee biß sich auf die Zunge, um eine spitze Bemerkung zu verkneifen. Die hatten doch keine Ahnung! Innerlich brodelte sie wieder und die Erinnerungen vom Vormittag brachten sie zusätzlich in Rage. Komm wieder runter, beruhigte sie sich, vor Lord Ravenholdt muß ich Fassung bewahren. Langsam atmete sie aus und wieder ein. Ein wenig später war die Wache namens Herger da. "Lord Ravenholdt empfängt sie jetzt", sagte er, "und macht bloß keinen Ärger, ansonsten kommt Herger!" Die zweite Wache prustete los und fing an, vom Gespräch zu erzählen. Zimonee ignorierte sie - die Jugend hat heutzutage keinen Respekt mehr - und trat ein. Ohne viel zu suchen, fand sie ihren Gesprächspartner an der Veranda im zweiten Stock stehend. "Grüß Euch, Zarina", das war ihr richtiger Name, "wie schön Euch wiederzusehen!" "Seid gegrüsst, Lord Ravenholdt.", sie machte einen Knicks wie es sich geziemt. "Was ist der Grund Eures Besuches? Habt ihr Übungsschlösser für die Neuen mitgebracht?" Natürlich hatte sie daran gedacht, es ist schließlich auch ihre Aufgabe, bei der Ausbildung der Neuzugänge mitzuhelfen. "Ja, aber ich hätte da noch eine...", wie sollte sie es nennen?, "... eine Idee zu einer besseren Ausbildung!" "Ah, dann lasst hören. Wollt ihr einen Schluck Wein? Setzt Euch doch." Dankend nahm sie das Angebot an und setzte sich mit ihm an einen nahen Tisch, ein Diener brachte ihnen sofort den Wein. "Also", sie dachte schnell nach, "ich hab da eine Erfindung, ich nenn sie Dolch." "Hört sich ja schon gefährlich an", nickte er zustimmend, "was macht sie?" Sie seufzte innerlich - sie hatte es geahnt. Wie ausgelöscht - als ob Dolche nie existiert hätten! Solch wunderbare Waffen... "Es ist eine Waffe, die man in der Hand führt.", fing sie an und erzählte ihm ganz ausführlich, von ihrem Traum eines perfekten Dolches. Als sie geendet hat, Lord Ravenholdt hat ihr aufmerksam zugehört, wartete sie gespannt auf seine Antwort. "Also kürzer als ein Kurzschwert", resümierte er nachdenklich, "das macht doch keinen Schaden, da muß man ja außerdem ganz nah an den Gegner ran!" Er machte eine zustechende Geste. "Nicht wirklich besser als ein scharfes Messer, da bleib ich lieber bei Schwert und Kolben. Es tut mir leid." "Aber... aber... mit einem Dolch kann man viel schneller kämpfen!", stotterte sie um zumindest ein Argument aufzubringen, "außerdem ist es pflegeleichter und man kann es auch im Hosenbein oder woanders verstecken, wenn man nicht direkt auffallen möchte! Und wenn man den Dolch noch zusätzlich vergiftet, kann er beinahe unbemerkt eingesetzt werden, dann braucht man das Opfer nur anzukratzen!" Abwägend saß er da, hin und hergerissen. "Ich sag Dir was: Bau diesen Dolch", das neue Wort kam ihm zweifelnd über die Lippen, "und wenn Du mich im Duell vor allen anderen Mitgliedern damit besiegen kannst, so unterstütze ich das Projekt!" Überschwenglich stand sie auf. "Danke!", sie verbeugte sich, "ich fange sofort an!" "Aber wenn ich gewinne", er setzte eine ernste Miene auf, "bist Du nicht länger Dieb und Assassine. Dein Zertifikat der Diebeskunst verliert seine Gültigkeit und kannst es nicht wieder erwerben. Du darfst das Anwesen dann nicht mehr aufsuchen, es sei denn Du hast Selbstmordgedanken. Im weiteren stehst Du dann unter ständiger Beobachtung." Zimonee schluckte, und dachte einen Moment darüber nach. Nein, wenn das der Preis ist, dann werde ich ihn zahlen! "So sei es", sagte sie nach einem Augenblick. "Du hast sechs Wochen Zeit. Heute in sechs Wochen erwarte ich Dich hier, sobald die Sonne im Zenit steht. Kommst Du nicht und trittst nicht an, werden meine.... Agenten Dich finden." Die ungesagte Drohung blieb im Raum stehen und Zimonee kam ein Schauer über den Rücken. "Dann will ich keine Zeit verschwenden.", sagte sie knapp und verbeugte sich. "Gut, Du bist entlassen.", erklärte Lord Ravenholdt und befahl ihr mit einer Hand geistesabwesend, ihn nun allein zu lassen. Umgehend suchte Zimonee den besten Schmied in Ironforge auf, und erklärte ihm ihren Plan - und wieviel Zeit er hätte. "Nun, Ihr wollt, daß ich Ihnen zwei Messer in vier Wochen schmiede?", fragte er stirnrunzelnd. "Nein, keine Messer - Dolche!" "Wunderbar, Dolche!", er spuckte aus, "ich hab Kunden, die mich für wichtigere Arbeit bezahlen." "Aber ich kann zahlen!", bettelte sie beinahe, "wie wär's mit zehn Gold je Tag?" "Zehn Gold?!", lachte Hrothmir sie an, "Hundert!" Goldgeiles Flohmonster, fluchte sie. "Fünfzig!" "Pah! Neunzig!" Zimonee rechnete nach, "Siebzig Gold und fünfhundert wenn sie rechtzeitig fertig werden!" Hrothmir dachte etwas nach, rechnete, dachte nochmals nach, rechnete abermals und sagte dann: "Na gut, aber keinen Kupfer weniger". "Beinhaltet das die besten Materialien?", fragte sie nach. "Pah! Mithril und Echtsilber muß gut genug dafür sein.", Hrothmir spuckte wieder aus. "Ich will Thorium und Arkanit haben.", mittlerweile war Zimonee genervt. "Aber nicht von meinen Vorrat!", donnerte er mit seiner harten Stimme und schaute zu ihr energisch hoch, "außerdem brauche ich noch zwei Feuerkerne, vier Blut des Berges, zwölf Sternrubine, zwölf azerothianische Diamanten, zwölf große Opale und vier verzaubertes Leder." Bei allen guten Geistern, wo soll ich das alles herbekommen?, ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht - innerlich schimpfte sie auf die Zwerge, besonders den vor ihr. "Wenn ihr nicht rechtzeitig fertig seid, geht ihr mit mir in den Tod.", schwor sie ihm. "Na, wenn das kein Antrieb ist", trällerte er fröhlich, "aber über das Gold freue ich mich mehr." Mit verkrampften und zu Fäusten geballten Händen wollte sie die Schmiede verlassen. "Holt ein paar Arkanitbarren, verzaubertes Thorium und einen Lavakern, dann fang ich umgehend an.", rief Hrothmir ihr nach. Zimonee fühlte bar dieser Menge einen Schauer über den Rücken laufen - sie brauchte unbedingt ein Bier, die Reserve von heute morgen reichte nicht mehr für die Migräne. Sie stellte sich schon einen Dolch - Nein Halt! - ein Schwert im Rücken vor. Für diesen Tag hatte sie genug. Zurück blieb nur ein Kopf schüttelnder Meisterschmied. "Die Menschen sind ein komisches Volk - vor allem die Frauen...", murmelte er. Einen Monat und vier Tage später - ja, Hrothmir hat es nicht geschafft - hielt Zimonee die beiden Dolche in ihrer Hand. Begeistert wär schon untertrieben, himmelhochjauchzend auch - es war einfach nicht zu beschreiben, in welchem Glückszustand sie schwebte. Sie nahm die beiden Dolche liebevoll in die Hand, wirbelte sie um ihr Gelenk herum, und bewunderte ihre Schönheit - endlich nach 32 Tagen, 7 Stunden und 47 Minuten hatte sie wieder Dolche in ihren Händen. Sie waren sogar um weiten besser als die vorherigen Dolche, die sie je gehabt hatte! An die sich die anderen nicht erinnern... sie versteifte sich wieder. Aber mit den zwei grandios geschmiedeten Tötungswerkzeugen, fühlte sie sich wieder vollständig. Egal, was die anderen zu ihr sagten... Die gesamten Mühen, die sie in den letzten Wochen auf sich nahm, vom Stress der gesamten Streitereien, dem gesamten Feilschen ihrer Waren - ob nun gestohlen oder nicht, den täglichen Räubertouren, sowie dem Ledern der Wildtiere und Herstellen von Waren und, letztenendes, den grausigen Schwert-Duellen mit Gewinnbeteiligung an den Wetten, haben sie ausgelaugt. "Sie haben sich übertroffen!", sagte sie zu Hrothmir und schmiegte sanft ihre Wange an den Griffen. Jetzt war sie glücklich. "Jaja", erwiderte der Zwerg - unglücklich über den verlorenen Bonus - und seufzte, er schaute Zimonee nach, wie sie in ihrem Glückszustand von dannen flog. "Die Menschenfrauen haben wirklich Graphit im Diamanten...", flüsterte er - was so viel bedeutet, wie einen Sprung in der Schüssel zu haben. Die restliche Zeit bis zu ihrem Duell in neun Tagen übte sie jede freie Minute mit ihren Dolchen, im Geheimen, an einem Ort, wo sie allein war und vor unsichtbaren Augen geschützt ist. Dem stillen "Beobachter", der ihr schon die ganze Zeit folgte, machte sie klar, daß sie üben wollte und ihn nicht in der Nähe duldete - sie werde am Stichtag am Anwesen sein und Lord Ravenholdt besiegen. Er lachte zwar nur, ließ sie dann aber allein. So kämpfte Zimonee tagelang gegen eine Armee von verwesenden Untoten, stinkenden Orcs und vor Schweiß triefenden Trollen, übte Ausfallschritte, Finten und Meuchelattacken - wie sie halt nur von Dolchen ausgeführt werden konnten. Sie zog ihr ganzes Repertoire aus ihren Ausbildungsjahren heran und versuchte - auch wenn die Zeit kurz war - in ihrem Todestanz neue Angriffe zu improvisieren. Einen nannte sie "Skorpionstich", da sie einem Skorpion gleich in einem Ausfallschritt von oben angreift und einen zweiten "Bärenfalle", weil sie ihn beim Aufspringen aus dem Liegen ausführte. So zog die Zeit dahin, bis der Tag gekommen ist, an dem sie Lord Ravenholdt duellierte. Die Sonne stand noch nicht im Zenit, als sie das Anwesen betrat - und hunderte von Gnome, Zwerge, Menschen und Elfen starrten ihr plötzlich entgegen. Ungläubig schaute sie durch die Reihen, da waren Bunnybaby und Vaco, die ihr zuwinkten, sogar Tammy hat sich eingefunden. Torpax und Urotsukidoji fand sie nach einigem Suchen auch, gute Freunde, die immer zu ihr gehalten haben. Ermutigend blickten sie ihr zu. Dann nahm sie sich endlich ein Herz und trat aus dem Geheimgang zum Gehöft des Anwesen heraus - ein Murmeln ging durch die Menge, als sie die Dolche an ihrer Hüfte betrachteten. Lord Ravenholdt erwartete sie schon und stand in der Tür. Ernst blickte er sie an und ging in die Mitte des Vorplatzes; Zimonee tat es ihm gleich und die Menge schloß sich kreisförmig um sie. Als sie die Dolche zog, raunte die Menge und einige spöttelten über die "Messer". Lord Ravenholdt war mit den Zwillingsklingen von Hakkari bewaffnet. "Du kennst die Regeln bei uns - keine Gifte!", erklärte er altväterlich und schmunzelte etwas verlegen über die zwei Dolche in ihren Händen. "Ja", erwiderte sie, "aber unterschätz mich bitte nicht, nur weil ich Messer in den Händen halte." Sie versuchte, ihren Spott so höflich wie möglich rüberzubringen. "Dann laß uns anfangen.", sagte er und er machte eine herrschaftliche Geste, um die Menge zum Schweigen zu bringen. Auflauernd umkreisten sie sich zuerst. "Zu schade, daß ich mein Blitzstrahlpulver nicht gefunden habe.", sagte Lord Ravenholdt und griff mit seinem rechten Schwert von der Seite an, um mit der linken von oben zuzuschlagen. Geschickt wich sie der ersten Attacke aus, und parierte mit beiden Dolchen überkreuz das Schwert. "Was ist das?", fragte sie, nachdem sie dem Angriff die Wucht genommen hatte. Dann drehte sie den rechten Dolch inwendig und mit einem schnellen schrägen Seitwärtsschritt versuchte sie eine Attacke gegen seinen linken Brustbereich. Sie sah es kommen, Ravenholdt konnte nicht mehr parieren, da das linke, ausgestreckte Schwert ihn behinderte und mit größter Not wich er aus, machte einen Schritt nach rechts, um sein Gleichgewicht wieder zu bekommen und stach sofort mit dem rechten Schwert nach ihr, während er das linke reserviert hielt. Zimonee hatte keine Mühe, dem langsamen Schwert zu entkommen. "Na das Pulver, um für den Gegner spurlos zu verschwinden." Er wagte einen finsteren Stoß auf ihre Hüfte, den sie einer Bauchtänzerin gleich auswich, und wirbelte am Schwertarm entlang, und bevor Ravenholdt sein linkes Schwert herüberschwingen konnte, hatte Sie ihren Dolch an seiner Kehle angesetzt. "Wär ja noch schöner, wenn Ihr Euch jetzt einfach wegpulverisieren könntet.", lächtelte sie amüsiert, "Nummer Eins." Wirklich töten wollten sie sich ja nicht - sie trennten sich wieder voneinander. "Es macht das Leben leichter, wenn man schwer verletzt ist und sich verbinden muss", erwiderte er. Stattdessen stürzte sich Zimonee ohne weitere Worte in den Kampf und begann ihren Todestanz: Finte mit links, rechts ablenken, Stoß mit links: Er wich aus. Sie setzte sofort mit rechts nach, drehte sich in einem Vorwärtsschritt halb für einen Seitwärtshieb: Er blockte den Angriff mit seinem Schwert. Vorwärtsrolle, Stich nach seinem Bein: Er wich aus und griff seinerseits mit rechts an: Behender Flickflack ihrerseits, wobei sie ihm gleichermaßen einen Tritt gegen das Kinn gab. Leicht überrascht wurde er zurückgeschleudert, wedelte mit den Armen um sein Gleichgewicht zu halten. Mit schnellem Schritt vorwärts setzte sie sofort nach und Ravenholdt ließ sich fallen. Ein Schwert ließ er los, um ihren Dolch mit beiden Händen auf die Schwertbreitseite abzufangen. Er trat ihr in die Nierengegend und sie entfernte sich schmerzerfüllt von ihm. "Du bist sehr geschickt mit den Dingern.", presste er hervor und stellte sich wieder auf, "hätt ich nicht gedacht. Und einen Punkt für mich - der nächste entscheidet." Er nahm das Schwert wieder an sich und wieder standen sich beide gegenüber. Diesmal übernahm er die Initiative und wuchtete beide Schwerter auf einmal auf sie zu. Diesmal ließ Zimonee sich fallen, und Ravenholdt sah seine Gelegenheit und versuchte, das rechte Schwert schnell zurückzuschwingen. Doch ihre Arme zuhilfenehmend sprang sie plötzlich auf, und aus der Hocke sprang sie ihm förmlich an die Kehle, stieß ihn mit ihrem Gewicht um, und beidete landeten am Boden - Zimonee auf ihm hockend, den Dolch an die Kehle haltend. "Zwei zu eins - ich habe gewonnen.", lächelte sie ihn fröhlich an. Die Menge um sie herum tobte in einem einzigen Applaus. "Ich wünschte ich hätte Blitzstrahlpulver gehabt.", gestand er keuchend. "Laß Deinen Traum Wirklichkeit werden", flüsterte sie ihm ins Ohr, "ich hab's auch geschafft." Mit diesen Worten erhob sie sich von Lord Ravenholdt, und eine wahre Welle begeisterter Gnome, Zwerge, Menschen und Elfen schwappte über sie, die mehr wissen wollte. Epilog: Addendum - Du bist süchtig, wenn... ------------------------------------------- Du merkst, Du bist süchtig nach WoW, wenn... ...Du auf jedem Desktop erstmal das WoW Icon suchst. ...Du im Wald auf 'Eberjagd' gehst, wenn Du mal wieder Leder brauchst. ...Du Dich bei der Post beschwerst, daß die Briefe und Pakete zu langsam sind. ...Du nicht nach der nächsten Bahn/Zug/Bus, sondern nach dem nächsten Greifenhorst fragst. ...Du in der Schule auf den Gedanken kommst, mit Deiner Klasse ein Raid gegen die Klassenlehrer (=Elite) und den Direktor (=Boss) zu machen ...Du immer Milch dabei hast, Du könntest sie brauchen, wenn Du als Sanitäter im Schichtdienst bist ...Du nur noch mit Deinen Eltern redest, wenn sie ein gelbes Ausrufezeichen über ihren Kopf halten. ...Du bei dem Gefahrenschild stehen bleibst, um nach dem Quest-NPC zu suchen. ...Du als RP-Spieler nur noch Althochdeutsch sprichst. ...Du die U-Bahn nur noch Tiefenbahn nennst. ...Du kleine Kinder ansprichst, ob sie Dir Ingenieurskunst beibringen können. ...Du den Wirt fragst, ob Du Dich hier 'wie zu Hause fühlen darfst'. ...Du bei Anblick einer Stierherde den Angriff befiehlst. ...Du die modernen Witze nicht mehr verstehst ...Du dauernd pfeifst und dich fragst wo deine Riesenspinne bleibt ...Du aus dem Fenster fällst, weil du dachtest, hinter diesem weissbläulich wehenden Vorhang beginne eine Instanz ...Du dann eine Feder aus deiner Tasche nimmst und darauf hoffst, sanft unten zu landen ...Du jedoch stattdessen im Krankenhaus aufwachst und die Sanitäter nach einem Heiltrank fragst ...Du erzählst, Du hättest einen Engel gesehen und meinst Dein Leben würde jetzt 25% kürzer sein ...Du dies hier durchgelesen hast und Dich wunderst, so viele Gleichgesinnte zu haben. *g* Hosted by Animexx e.V. 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