WoW - Geschichten von Soulprayer (Erzählungen, Sagen und Legenden) ================================================================================ Kapitel 4: Tagebucheintrag 4: Untod ----------------------------------- Dunkelheit umfängt mich. Süße, schwarze Finsternis, die mich mit dem Schatten eins werden lässt. Ich lächle böse. In dem sinistren Licht schleiche ich mich ohne Geräusche dem Stall näher. Gleich....., denke ich bei mir und hole meinen Würgedraht heraus. Da steht er, schaut unruhig hin und her und spielt nervös an seinem Stab. Doch ich wusste er hatte eine Ahnung - schließlich ist es nicht das erste Mal, daß ich im Schutze der Nacht das Dorf der Menschen aufsuche. Verdammte Allianz, fluche ich innerlich und mein Groll gegen die Lebenden lodert wieder auf. "Du wirst sterben!", flüstere ich in die Dunkelheit hinein und der Gnom fährt erschreckt herum. Doch sehen kann er mich nicht - mit Genugtuung genieße ich seine Furcht in dem Augenblick. Was bist Du doch für ein Sadist, Zorkor, lobe ich mich selbst, doch schnell reisse ich mich wieder zusammen. Ich will ihn quälen, ihn zurechtweisen, ihm zeigen, was die alles verbrennende Hölle ist. Es gibt schlimmeres als den Tod. Schließlich trifft man nicht jeden Tag auf einen Magiergnom, der in seinen dekadenten Roben und arroganten "Ich-kann-alles"-Art das Geschäft vermiest. Dafür muss er leiden. Mein Hass lodert auf. Wie kann ich seine Aufmerksamkeit nur kurz erregen? Ich überlegte kurz - und nach einer Minute grübeln fiel mir etwas ein: Es ist allgemein bekannt, daß Gnome fernsichtig sind (warum sonst gehen soviele von deren technischen Geräten kaputt?), also husche ich absichtlich ein wenig auffällig im Stall herum, so daß er mich bemerken muss. Mit diabolischem Grinsen entgleite ich wieder in die Finsternis, als er langsam auf die Pferdebehausung zukommt, und schleiche mich in einen dunklen Winkel. Hah! Als ob Dir das Licht nützen würde!, ein grimmiges Lächeln entgleitet mir wieder, als der Gegner eine Flamme auf seiner Hand entstehen ließ. Nachdem er sich - anscheinend erleichtert - umdrehte, löse ich mich aus dem Versteck und nähere mich ihm. Quäle ihn!, schreit eine unsichtbare Stimme in mir, und anstatt ihn direkt mit meinem Dolch aufzuspiessen, schlage ich mit meinem kahlen Handkantenknochen auf seinen Nacken. Grinsend ritze ich ihm eine Wunde in den Arm, um ihm schon einen Vorgeschmack der Agonie zu bieten. Doch mit dem Anblick des warmen Blutes wuchs in mir der Wunsch, mich direkt an seinem lebenden Leib zu laben und ich erstarrte kurz. Doch dieser Augenblick des Innehaltens verschuf dem verhassten Gnom seine Chance - mit einem Teleport war er plötzlich ausser Reichweite. "Rattengezücht!", schrei ich ihm ungehalten hinüber und renne unbeherrscht über den Platz. Doch - schneller als ich - beschwört dieser einen Bodenfrost und lässt mich mitten in der Bewegung einfrieren. "Räudige Ratte!", zische ich ihm zu und ich nehme mir vor, diese dreckige Made schnell zu töten. Ich hasse Magier, es gibt nichts Schlimmeres als sie. So bewegungsunfähig merke ich, wie der Gnom kurz innehält und mich mustert. Sein Ekel ist in seinen großen, weissen Augäpfel abzulesen, und meine Zunge, welche an meinem Kiefer baumelt, zittert kurz der Verlockung nach Gnomenfleisch. Ich komme nicht umher, ihn auch näher zu betrachten, und so wird mir mein Appetit nach den Innereien des Lebenden bewusst. Der Hunger überfiel mich und Blutdurst breitete sich in meinem Geiste aus. "Stirb!", rufe ich wie von Sinnen, reiße meine Füße frei und stürme los. Plötzlich trifft mich ein Blitz aus Eis mitten in die Brust und ich merke, daß mein Kopf etwas klarer wird. Ungehalten über mein eigenes Gebaren knurre ich vor mich hin. Meine Gedanken umfängt ein Gefühl, was ich nur zu gut kenne: Hass. Wütend versuche ich, mit den Eisfesseln vorwärts zu kommen. Ich merke, wie der Magier etwas zurücktritt, um einen neuen Spruch vorzubereiten, den er mir entgegenschleudern würde. Diesmal nicht! denke ich, sprenge die Eisfesseln und sprinte auf ihn zu. Ich ziele auf sein Herz. Stirb! Stirb! schreit der Hass in mir und ich beginne mit meinem Todestanz. Trifft der erste nicht, dann der zweite, wenn nicht der dritte, dann der vierte. So ist er, der Hass - das einzig verbliebene Stück Emotion aus meinen früherem Leben. Wenn ich sowas wie Liebe empfinden würde, dann ist es die Liebe zum Hass. Mein verrottenes Herz klammert sich daran wie ein Ertrinkender an ein Floß. Hass. Er lässt mich spüren, daß ich immer noch existiere. Damit ich nicht aufgebe. Es füllt mich aus und ist mein Lebensinhalt - wenn ich nicht hassen kann, soll ich in der Asche meiner Vorfahren meine Ruhe finden. Der Hass steigt weiter aus meinem Inneren auf und erfasst meinen ganzen Körper und Wesen. Alles muss sterben - damit unsere Armee größer wird, damit Sylvana Windrunner stärker wird, damit wir bald obsiegen werden! In meinen Angriffen stolpert der Magier - wie unprofessionell - und wider Erwartens umschließt mich plötzlich ein lodernder Brand. Ich lache, mir bewusst, daß meine abgestorbenen Gliedmaßen keinen Schmerz mehr kennen. Törichter Gnom!, denke ich, während das Feuer meine verrottende Gliedmaßen erfasst und die verwesenden Muskeln sich von Sekunde zu Sekunde verfestigen, jetzt bist Du dran. Und ich rammte den Dolch tief in den Rücken des fliehenden Gegners. Das ist sein Tod - letztendlich. Doch das ausströmende Blut erweckt wieder meinen Hunger... "Vieh!", spie ich ihm entgegen. Ich weiß er lebt noch - nur schade, daß er mich nicht verstehen kann. Doch der Tod kommt schnell - und so mache ich mich hungrig über seine Leiche her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)