Märchenwirrwarr von Akki ================================================================================ Prolog: Der Anfang vom Ende --------------------------- Hallöchen ^__^ Da ich gemerkt habe wieviel Spaß es mir macht Ranma-FFs zu schreiben und es mir dabei sogar egal ist, dass mein Stil so schlecht ist und alles, habe ich mir was Neues ausgedacht. Ich hoffe ihr habt Spaß am Lesen ;) "Der König ist tot!" - mündliche Aussage 'Welcher König?' - Gedankenkommentar [muss ich noch erfinden] - eigener Kommi ******************************************************************************** Prolog An einem heissen Sommertag im Jahre 20xx. Flimmernd stand die Luft über der japanischen Großstadt Tokyo. Kein noch so kleines Lüftchen brachte den Einwohnern etwas Kühle. Die Menschen passten sich an und beschränkten sich in ihrem Tun auf das Nötigste. Die Riesenmetropole beweget sich nur träge. Auch im Anwesen der Tendos herrschte ungewohnte Stille. Die Terrasse war leer, der Garten verlassen und auch aus der Trainingshalle drang kein Laut. Nur ein dicker Panda tapste mit einer riesigen Wassermelone im Arm den Weg zum Haus hoch. Moment... ein Panda... eine Wassermelone? "AUF IHN MIT GEBRÜLL!" Der Rotschopf stürzte auch rücksichtslos von hinten auf den breiten Rücken des Panda und krallte sich in dessen Fell fest. Die Attacken der vereinten Tendofamilie folgten zugleich von allen Seiten und ein wilder Kampf um die Wassermelone entbrannte.... "Oh." Die pralle Frucht kam vor den Füßen des schlanken, braunhaarigen Mädchens zum Stehen und Kasumi bückte sich sogleich um sie aufzuheben. "Das ist aber nett von ihnen, Mister Saotome, dass sie uns diese Wassermelone mitbringen." Lächelnd trug sie sie Richtung Küche, während hinter ihr das Knäul aus Armen, Beinen und Pelz zum Stillstand kam.... Dann rappelte sich alles plötzlich auf und versuchte der jungen Frau nachzurennen. "Kasuuumiiii!" Nachdem die Wassermelone von der guten Fee des Hauses in gleichmäßige Stücke zerteilt und von der jüngesten Tendo-Tochter ausgeteilt wurde, kehrte auch sogleich wieder Ruhe ein, denn jeder war noch zu erschöpft von dem eben stattgefundenen Kampf. Träge stubste Ranmachan dem Blauschopf neben sich in die Seite. "Du solltest lieber nicht so viel Melone essen. Das viele Wasser schwemmt einen Körper ganz schön auf und dann siehts du wirklich aus wie ein Schweinchen." Paff. Die grüne Rinde der Melone klebte in Ranmachans Gesicht und sie selbst trudelte langsam nach hinten weg zu Boden. "Wen nennst du hier ein Schweinchen, du Idiot?!" "Quiiiieeek!" Mit einem gewaltigen Satz sprang das echte Schweinchen zu Akane und presste sich zitternd an deren Brust. "P-Chan!" Beschützend hielt Akane das kleine Ferkel fest und schaute sich alarmiert nach der Ursache seiner Flucht um. Tapsende Geräusche lenkten ihren Blick zum Eingang des Anwesens. Zuerst sah sie nur flirrende Luft, dann eine schemenhafte Figur, die sich langsam näherte. Wütend sprang das Mädchen auf und schaute der Gestalt kampflustig entgegen. Seine Aktion brachte ihm einen verwunderten Blick Ranmachans ein, bevor auch diese sich dem Eingang zuwandte. 'Wer ist das denn?' "Wa...wasser..." röchelte die Gestalt und brach einige Meter vor den Dojobewohnern zusammen. Entsetzt schlug Kasumi sich die Hände vors Gesicht und ließ die Wassermelonenschalen in ihrer Schürze wieder zu Boden fallen, der Panda hielt sofort ein Schild mit der Aufschrift in die Höhe, Herr Tendo fiel die Kinnlade nach unten und er stand erstarrt da, Ranmachan und Akane rannten gleichzeitig los um Wasser zu holen und Nabiki näherte sich interessiert der Gestalt. 'Hm, schade, scheint ein Mädchen zu sein... aber was hat es für seltsame Kleider an? Rosanes Kleid, Spitzenbesetzt, weiße Schürze, ein Mieder... wo gibt es denn sowas? Und... ist das da auf ihrem Gürtel etwa... eine...Kuh?!' "Vielen Dank." Schüchtern verbeugte das Mädchen sich vor den Tendos, Saotomes und Ryoga, der wie Ranma die Gelegenheit ausgenutzt hatte sich wieder in seine ursprüngliche Gestalt zurück zu verwandeln. Ihre enzianblauen Augen huschten nervös zwischen den Tendoschwestern hin und her und sie rückte merklich zu Ranma und Ryoga, zwischen denen sie sich anscheinend sicher fühlte. Aufatmend schaute sie mit gestärktem Blick wieder in die Runde. "Ich danke ihnen vielmals für ihre Hilfe, aber jetzt muss ich weiter. Das Buch darf nicht noch länger von seinem rechtmäßigen Besitzer getrennt bleiben. Ich..." Ihre Augen weiteten sich und gehetzt schaute sie sich um. "D-das Buch! Wo ist es?" Die Tendos schauten sich verwirrt an. Buch? "Ah, meinst du vielleicht das hier?" Verwundert hielt Ranma ein schweres, in grünes Leder gebundenes Buch in die Höhe. Die Augen der anderen richteten sich darauf und das Mädchen griff schnell danach. "Ah! Du darfst es nicht... es ist zu gefährlich..." "Was soll an dem alten Schmöker denn schon gefährlich sein?" Gelangweilt schnippste Ryoga mit den Fingern gegen das Buch, während Ranma es noch in seiner Hand hielt. Es machte und die beiden Jungen waren verschwunden.... Verdattert schauten die Anwesenden auf das Buch in ihrer Mitte. "...Oh nein, jetzt sind sie in dem Märchenbuch..." meinte das Mädchen seufzend. "WAS?!" gellte ein vielstimmiger Chor durch den Stadtbezirk. Kapitel 1: Chapter 1 - Wo kommen denn plötzlich diese ganzen Dornen her? ------------------------------------------------------------------------ Chapter I - Wo kommen denn plötzlich diese ganzen Dornen her? "Seht selbst." Seufzend schlug das Mädchen das große Märchenbuch auf. Verschnörkelte goldene Buchstaben bildeten das Wort 'Dornröschen' und darunter befand sich eine Zeichnung von... "Ranma!" schrie Akane auf. "Das ist doch Ranma!" Die blonde Fremde nickte traurig. "Lies weiter." "Raahhhh!" Die süße Prinzessin mit dem schwarzen Zöpfchen klammerte sich verzweifelt an den Hals des Pferdes. "Was soll das denn jetzt wieder? Wo bin ich hier? Und wo kommt dieses durchgedrehte Pferd her?!" Erschrocken über dieses Verhalten wieherte die Stute erregt und preschte panisch weiter. Mit Müh und Not hielt Ranma sich auf ihrem Rücken. Auf die Idee, einfach abzuspringen, was ihm als echtem Kampfsportler nichts ausmachen dürfte, kam er nicht. "Hilfe! Hilfeee!" Verblüfft ließ er einen Moment los. 'Habe ich das gerade gesagt? Aber ich würde doch nie um Hilfe rufen. Nicht wegen so etwas. Außerdem klang das eher wie die Stimme eines Mädchens. Aber ich bin doch gerade in meiner eigenen Gestalt, also wa...' Erst jetzt bemerkte er, dass er die Stute losgelassen hatte und haltlos begann von ihrem Rücken zu fallen. Auf den harten Aufschlag gefasst spannte er seine Muskeln an, als sich plötzlich ein Arm um seine Taille legte und er auf ein anderes Pferd gezogen wurde. Ziemlich verblüfft schaute er nach oben ins Gesicht seines 'Retters'. "Hey, ich habe keine Ahnung, warum ich das gemacht habe. Ich hätte dich eigentlich dort oben verrecken lassen, aber irgendwie kann ich nicht alles so machen, wie ich es will." Ryoga verzog das Gesicht und schaute dann zu Ranma runter, weil ihm dessen Schweigen seltsam erschien. "Was i..." "Habt vielen Dank edler Retter." Ranma schlug sich die Hand vor den Mund. "Rahhh, was soll das? Ich hab keinen Ton rausgebracht und dann red ich plötzlich so einen Mist! Wo zum Teufel sind wir hier?" "Ich habe ja keine Ahnung," seufzte Ryoga auf. Die beiden schwiegen. Das Pferd trabte derweil munter weiter geradeaus in einen Wald und zielstrebig auf eine Lichtung zu, wo es schließlich einfach anhielt. Ranma schaute sich um. "Das heisst wohl, dass wir hier absteigen sollen, oder?" Ryoga musterte die Lichtung misstrauisch. "Möglich, aber ich traue dem ganzen ni..." Ohne sein direktes Zutun hatten sich seine Beine eben in Bewegung gesetzt und waren abgestiegen, dann streckten sich seine Arme nach oben und er hob Ranma vorsichtig vom Rücken des Falben. Dabei kamen sich die beiden jungen Männer ziemlich nahe und Ryogas Hände blieben länger als nötig an Ranmas Taille liegen, während die beiden sich tief in die Augen schauten... Stolpernd machte Ranma einen Schritt zurück und löste sich so von Ryogas Berührung. Der Braunhaarige drehte sich sofort um, damit Ranma sein rotes Gesicht nicht sehen konnte. Er atmete schwer aus und ein. 'Was war denn das jetzt wieder?!' Eine Weile blieb Ryoga noch so stehen und beruhigte seine Atmung und seine Gedanken wieder, bevor er sich umdrehte und nach Ranma Ausschau hielt. Dieser hatte sich ganz in der Nähe an einen kleinen Weiher gesetzt. Sein helles Kleid bildete einen schönen Kontrast zu den dunkelgrünen Pflanzen und braunen Bäumen um ihn herum und das Wasser... Moment mal... Kleid?! Grinsend ging Ryoga von hinten auf Ranma zu. //Schönes Kleid hast du da//. "Du bist wunderschön." Schockiert blieb der Junge stehen. Es war schon wieder passiert. Irgendeine verflixte Kraft zwang ihn hier Dinge zu sagen, die er gar nicht wollte. Was sollte Ranma da nur vom ihm denken? Nicht auszudenken, wenn der Spinner das auch noch für Ryogas ehrliche Meinung halten sollte. Er musste etwas tun, er... Ein leises Rascheln des Kleides begleitete Ranmas Aufstehen und als er sich umdrehte fixierten seine Augen sofort die Ryogas. Es war völlig still um die beiden. Der Wald hatte den Atem angehalten und seine Bewohner schauten still und erwartungsvoll das 'Pärchen' an. Ranma machte einen weiteren Schritt auf Ryoga zu und war diesem nun unangenehm nahe. Der Junge wollte nach hinten zurückweichen aber wieder einmal versagte ihm sein Körper den Dienst und er blieb stehen. Wunderschöne, tiefdunkle Augen blickten ihn direkt an und Ranmas Gesicht näherte sich unerbittlich seinem eigenen, bis wunderbar weiche Lippen einen zarten Kuss auf seine Wangen hauchten. Ryoga traf der Schlag und er blieb wie betäubt stehen, während Ranma an ihm vorbei schwebte und im Wald verschwand. 'Wa-wa-was...?' Plötzlich konnte er hinter sich schnelle Schritte hören, er drehte sich um und spürte im nächsten Augenblick eine Faust an seinem Kinn und dieselben dunkeln Augen wie vorher blitzten ihn wütend an. Dann kippte er vollends verwirrt nach hinten um und landete auf einer weichen Schicht aus Blättern und Ästchen [kann mir jemand sagen, wie diese Blätterschicht am Boden heisst?^^]. ******************************************************************************** Wütend stapfte Ranma in das helle Märchenschloss und an verblüfften Bediensteten vorbei. Alle knicksten oder verbeugten sie sich vor ihm und nannten ihn Prinzessin. Und dieses alberne Kleid hatte er auch nicht ausziehen können. Wenn das so weiterging würde er noch irgendwas hier zerschlagen. Und dabei sah hier alles so verdammt kostbar und edel aus. Aber warum musste auch ausgerechnet er hier landen? Das ganze Gebäude erinnerte ihn eher an ein Luxushotel als an... Von seinen eigenen Gedanken überwältigt blieb der Schwarzhaarige stehen. Konnte es denn sein? War es denkbar, dass... dass er hier in diesem seltsamen Disneyland-Schloss gelandet war? Das würde zwar Ryogas Verhalten noch nicht ganz erklären, aber vielleicht war dieser ja angeheuert worden und vediente sich hier nebenbei als Statist etwas dazu. Und diese ganze Sache mit dem Kleid und der Prinzessin... vielleicht hatte Ryoga ihm nur einen Streich gespielt und heisses Wasser über ihn gegossen, nachdem er als Ranmachan selbst diese Verkleidung angezogen hatte.... 'Aber warum erinnere ich mich nicht daran?' "Prinzessin? Fühlt Ihr euch nicht wohl?" Wieder einer dieser Schauspieler-Diener, die ihm auf den Geist gingen. Der würde ihm bestimmt nicht sagen, ob das alles hier echt war oder nicht. Nein, um die Wahrheit rauszufinden gab es nur einen Weg: den Turm. Von dort oben müsste er den ganzen Park überblicken können. Gedacht, getan. Zögernd klopfte er an die alte Holztüre vor sich und schob sie dann noch zögerlicher auf, als ein knarrendes "Herein!" ertönte. Schnell huschten seine Augen durch den Raum und durchsuchten jeden Winkel, aber alles, was er sehen konnte war eine alte Frau, die vor einer Holzmaschine saß und irgendetwas arbeitete. "Komm nur näher, schönes Kind," erklang die knarrende Stimme wieder und misstrauisch ging Ranma der Aufforderung nach. Vor der seltsamen Maschine blieb er stehen und betrachtete sie erstmal interessiert. Es war eine Art Rad und oben befand sich eine Art Kreisel, um die sich fadenartiges Zeugs wand, das die Frau zu Knäueln aufgewickelt neben sich liegen hatte. Unermüdlich drehte sich das Rad und spann den Faden. Ranma war wie hypnotisiert. Plötzlich erklang wieder das alte Knarren. "Liebes Kind, würdest du einer alten Frau helfen und ihr die Spindel geben?" Die Alte zeigte auf den Kreisel und Ranma griff hilfsbereit danach ohne den Dorn am oberen Ende der Spindel zu entdecken. "Au." Schnell zog der Junge seine Hand wieder weg und betrachtete den roten Blutstropfen, der langsam aus dem kleinen Stich quoll. "Hey, du Alte, du hättest mich wenigstens warn..." Eine Schwindelattacke überwältigte ihn. Das hässlich grinsende Gesicht der Alten verschwamm vor seinen Augen. Stolpernd wich er nach hinten zurück, taumelte und fiel auf ein weiches Kissenlager. Noch einmal öffnete er die Augen und versuchte die Alte genauer anzusehen. "Wer...?" Dann war nur noch Schwärze um ihn. ******************************************************************************** Blinzelnd öffnete Ryoga die Augen und schloss sie sofort wieder, als ih grelles Pink blendete. "Oh, du bist aufgewacht!" Quietschte eine Piepsstimme unangenehm hoch. Der Braunhaarige unterdrpckte den Impuls das Gesicht zu verziehen und stellte sich weiter schlafend. "Oh nein, ich weiss genau, dass du wach bist. Ihihi. Böser Junge, mach die Augen wieder auf." Etwas Spitzes stach ihm schmerzhaft in die Seite und er setzte sich auf. "Was soll der Scheiss?!" Tadelnd schwenkte die pinke Fee ihren Zauberstab vor Ryogas Gesicht hin und her. "Nein nein, nicht in diesem Ton, junger Mann." Sie musterte ihn einmal von oben bis unten und kicherte dann wieder. "Ja, das ist wirklich wunderbar. Wirklich wirklich." Genervt fügte sich Ryoga einstweilen in seine Situation und versuchte das Beste daraus zu machen. Vielleicht würde die pinke Neonsäule dann endlich wieder verschwinden. "Was ist wunderbar?" "Wirklich wunderbar. Es ist wirklich wirklich wunderbar..." "Ok, was ist WIRKLICH WIRKLICH wunderbar?" "Na, dass die junge Prinzessin jetzt gleich von ihrem Prinzen aus ihrem todesähnlichen Schlaf wachgeküsst wird." Der junge blinzelte die Fee verwirrt an. "Bitte was?" Die Fee plusterte sich empört auf. "Also wirklich, du tust ja gerade so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Ich rede von der Prinzessin, die von der bösen Fee verflucht wurde und die jetzt darauf wartet, dass du sie küsst und so aus ihrem Schlaf erweckst." "Ich? Sag mal hat dir das viele Pink ein paar Sicherungen durchgebrannt? Und überhaupt...warum sollte ich irgendeine blöde Prinzessin küssen, die ich nicht einmal kenne. Mein Herz gehört nur - autsch!" Wütend griff er nach dem Zauberstab, aber der befand sich schon wieder aus seiner Reichweite und die Fee schaute ihn nun eindeutig verärgert an. "Natürlich kennst du sie, Dummkopf, du hast sie heute im Wald getroffen, und ihr beide wart so ein schönes Paar. Hach..." Ryoga war sich nun hundertprozentig sicher, dass er es mit einer Irren zu tun hatte. Er hatte heute überhaupt keine Prinzessin getroffen, sondern nur - Ranma. Er stockte. Diese durchgedrehte pinke Wolke konnte doch nicht im Ernst... "Oh doch." Die Stimme der Fee klang plötzlich völlig verändert und Ryoga schaute nun in ein fies grinsendes Gesicht. "Wenn du die Prinzessin, die du unter dem Namen Ranma kennst, nicht küsst und damit aus ihrem Schlaf erweckst, werdet ihr hier nie raus kommen. Das kann ich dir versichern." Ryoga blieb einen Moment still stehen, dann funkelte er die Fee an und holte zum Schlag aus. Eine traurige Gestalt war es, die dort die Straße entlanggehumpelt kam. Schwer auf eine Krücke gestützt, der Körper mit blauen Flecken übersät, den Blick nach unten gesenkt... Doch plötzlich schmiss sie die Krücke zur Seite, hob die Fäuste zum Himmel und fing an zu schreien. "Aaaargghh! Das ist doch einfach zum..." Ein Kieselstein traf den Hinterkopf des jungen Mannes und wutschnaubend fuhr er herum. Seitlich hinter ihm stand ein kleiner Junge, eine Steinschleuder in der Hand, und grinste ihn frech an. Normalerweise würde Ryoga nicht auf kleine Kinder los gehen, aber im Moment war er so wütend, dass das Alter des Übeltäters für ihn keine Rolle spielte. "Na warte, du Kröte!" Wutschnaubend rannte er auf den Jungen zu. Dieser streckte ihm nur frech die Zunge raus und rannte dann ebenfalls weg. Ryoga hinterher. Kilometerlang liefen die beiden über Wisen und Felder, an Dörfern vorbei und zwängten sich durch kratzige Hecken, hinter denen Ziegen ihnen gleichgültig kauend entgegenschauten. Schließlich hielt der Junge an, Ryoga lief auf ihn zu, packte ihn am Kragen und... fragte sich, was er hier eigentlich machte. Er schaute den Jungen an. Der Junge grinste ihn an. Er ließ den Jungen los. "So, endlich sind wir da, du Dummkopf. Wie kann man sich auch verirren, wenn man einfach nur der Straße zu folgen braucht um zum Schloss zu kommen?" Ryoga schaute den Jungen empört an. "Ich BIN immer der Straße nach, aber da kam kein Schloss, nur so eine Dornenhecke wie die da vor uns, an der bin ich dann entlangelaufen bis ich wieder zu der Straße kam und bin weitergelaufen..." "Du Idiot bist die Straße wieder zurück gelaufen und hast dich immer weiter vom Schloss entfernt. Und jetzt," der Junge machte eine kleine Pause, "geh durch die Dornenhecke und befrei unsere Prinzessin." Ryoga starrte ihn an. "Ich werde mich ganz bestimmt nicht von diesen Dornen zerstechen lassen, nur um Ranma zu befreien." Der Junge fing wieder an zu grinsen. "Aber dann musst du für immer hier bleiben und kannst nie mehr in deine Welt zurück." "Und wenn schon, ich bin doch kein..." Weiter kam der Braunschopf nicht, da ein weiterer gezielter Schuss aus der Steinschleuder ihn aufspringen und direkt in der Dornenhecke landen ließ. "Aaaaahhh!" Den Jungen verfluchend, die Fee verfluchend, Ranma verfluchend, das ganze Land hier verfluchend, das komische blonde Mädchen verfluchend kämpfte Ryoga sich durch die Dornenhecke. Lustlos und schlecht gelaunt wie er war, konnte er die Hecke nicht einmal mit einer seiner sonstigen Attacken zerstückeln. Sowieso war die Hecke höchst seltsam, denn was er eben mühsam aus dem Weg geräumt hatte wuchs hinter ihm sofort wieder zu. Mehrmals hatte er sich wieder draußen auf der Wiese und dem kleinen Jungen gegenüber gefunden und jedes Mal musste er aufs Neue in diese Dornenhölle hinein.... Genug. Was zuviel war, war zuviel. Er würde kein weiteres Mal den Versuch unternehmen die Dornen zu bezwingen. Wenn er draußen wäre, würde er einfach weiter geraudeaus gehen. Und wenn ihn der kleine Junge daran hindern wollte, dann würde er sehen, zu was ein Ryoga Hibiki fähig war. Genau! Ohne es zu merken ließ der Junge tatsächlich die Dornenhecke hinter sich und lief weiter geradeaus, bis er gegen eine Gestalt lief. "Oh, E-entschuldigung." Entschuldigend hob er den Blick und schaute geradewegs einem grimmig dreinblickendem Wächter ins Gesicht. "Uwahh!" Mit einem Satz rückwärts ging er wieder auf Abstand und machte sich sogleich kampfbereit, aber der Wächter schien nicht zu reagieren. Überhaupt bewegte er sich kein bißchen. Ryoga trat wieder ein Stück nach vorne und fuchtelte mit der Hand vor den Augen des Wächters herum. Keine Reaktion. 'Seltsam...' Ryoga schaute sich... überall um ihn herum standen, lagen oder saßen irgendwelche Leute herum ohne sich zu bewegen. Dem Jungen wurde es unheimlich und Gänsehaut breitete sich über seine Arme aus. Von der strahlenden Sonne draußen war hier auch nichts mehr zu merken und kein noch so leises Geräusch drang an sein Ohr. Selbst der Wind schien hier zu stehen, denn er fühlte kein Lüftchen. Vorsichtig machte er ein paar Schritte zurück, stieß gegen irgendetwas, es folgte ein Riesenkrach und Ryoga rannte panisch davon... Völlig außer Puste hielt der Junge an und stützte sich an der Wand ab. Schwer atmend versuchte er wieder zur Ruhe zu kommen. 'Das... das war nichts... ich habe nur irgendetwas umgeworfen und das hat eben Krach gemacht. Hier gibt es keine Gespenster oder so... und diese komischen Leuten sind bestimmt nur Wachsfiguren. Ja genau, in der Schule haben wir doch mal über dieses Museum in London geredet, wo so täuschend echte Wachsabbilder rumstehen. Wahrscheinlich ist das hier genauso. Ich muss jetzt nur jemanden finden, der mir sagen kann wo ich hier bin, dann geh ich zu dem Schloss, hole Ranma und verschwinde aus dieser seltsamen Welt. Ich...' Wieder einmal machte sich sein Körper selbstständig. Diesmal, indem er eine Tür direkt neben Ryoga öffnete und langsam durch ging. Der Raum war dunkel, bis auf eine von der Sonne erleuchtete Stelle. Es schien eine Art Bett zu sein, und es lag jemand drauf. 'Wahrscheinlich noch so eine Wachsfigur...' Den Braunhaarigen gruselte es, dennoch näherte er sich stetig der Gestalt auf dem Bett. Neugierde trieb ihn voran. Als er näher kam erkannte er, dass es sich bei der Gestalt um ein Mädchen handeln musste, da sie ein Kleid anhatte. Nun wurde er noch neugieriger und überwand die letzten Schritte im Eiltempo. Vorsichtig streckte er eine Hand aus um den schwarzen Schleier über dem Gesicht des Mädchens zu entfernen. Seine Finger berührten den weichen Stoff und fingen an zu zittern. Erwartung durchströmte seinen Körper, als er sich etwas nach vorne beugte. Plötzlich erklang die Stimme der Fee in seinem Kopf. 'Küss sie, Küss sie, du musst sie wirklich wirklich küssen...' Ryoga schüttelte den Kopf um ihre Stimme zu vertreiben, dann packte er den Schleier fester, zog ihn mit einem Ruck zur Seite und küsste die Gestalt darunter zielgenau auf die Lippen. Die Augen hatte er geschlossen, wie es sich für einen richtigen Kuss gehörte, und seine Lippen genossen das Gefühl der weichen Lippen unter ihnen. Außerdem waren die Lippen warm, es konnte also keine Wachsfigur sein. Ryoga began sich gerade zu wundern, warum er diese Gestalt überhaupt küsste, als sich plötzlich zwei Arme um ihn schlangen und der Kuss erwidert wurde. Selige Minuten gingen vorbei, in denen er sich ganz diesem traumhaften Gefühl hingab, dann löste er sich vorsichtig und machte die Augen auf um das Mädchen zu sehen. Sofort schloss er die Augen wieder. '1...2...3...4...5...' Er öffnete sie wieder. "Aaaaahhhh!" gellte es zweistimmig durch das erwachende Schloss, bevor ein bunter Farbenwirbel die beiden Jungen erfasste und mit sich riss... ******************************************************************************** "Wow." Nabiki war die Erste, die das Schweigen brach und sich streckte. Kasumi blickte verwundert die Seiten an. "Ich hatte ja nie gedacht, dass..." Vater Tendo und Vater Saotome saßen still da, während ihnen Tränenfälle das Gesicht runterrannen. Das Mädchen blätterte interessiert weiter in dem Buch herum. Akane saß geschockt da. "A-aber warum... sie...sie haben sich gekü-" ihre Stime schlug in ein Qieken um und sie brach ab. Rasend wandte sie sich dem blonden Mädchen zu. "Was hast du mit ihnen gemacht? Was soll das alles? Es hieß 'nur ein Kuss wahrer Liebe blablabla'...!" Nabiki grinste ihre jüngere Schwester an. "Tja, das heisst dann wohl, dass Ryoga wahre Liebe für unseren lieben Ranma empfindet." "Aber, aber das..." Akane wurde vom Schock ergriffen und in einen Abgrund gestürzt. Ihr Vater raffte sich auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Akane, meine Tochter, das heisst du musst um Ranma kämpfen. Und du musst stark sein, denn die Liebe deines Rivalen scheint sehr stark zu sein." Das blauhaarige Mädchen schaute seinen Vater wie aus weiter Ferne an, dann klärte sich ihr Blick langsam wieder und sie wandte sich wieder dem fremden Mädchen zu. "Wo sind sie?" "Ich weiss es nicht genau...." "Was heisst du weisst es nicht genau. Es hieß, dass sie wieder zurückkommen, wenn sie-" "Nein." Die Blondine schüttelte vehement den Kopf. "Sie sind nur aus diesem Märchen gekommen... jetzt sind sie in irgendeinem anderen Märchen, fürchte ich..." Die beiden Männer sahen sich geschockt an, Kasumi stand auf um etwas Tee zu machen, Akane verarbeitete das Gehörte und Nabiki jubelte auf. "Juhuu, es geht weiter. Zeig her." Sie schubste das blonde Mädchen zur Seite, das Buch fiel zu Boden und eine neue goldene Überschrift erschien. "Oh, na das wird bestimmt lustig...." Nabiki fing an zu grinsen. Kapitel 2: Chapter II - Die Sache mit dem Kürbis ------------------------------------------------ *hörtgradneseltsameKlavierversionvon"DreamaLittleDreamofMe"* Also... zu dieser wunderbaren Melodie hebt sich der Vorhang und dem ehrenwerten Publikum offenbart sich eine Alltagsszene... Ein Junge kniete am Boden, ein verrutschtes Kopftuch umgebunden, und schrubbte fleissig mit seinem Bürstchen über die dicke Dreckschicht. [Musikwechsel zu "Easy Living"] Plötzlich tribbelten zwei Mädchen in schreiend bunten Reifröcken, bunte Federbäusche auf dem Kopf und riesige Fächer vor sich herschwenkend auf ihn zu und bauten sich vor ihm auf. Der Junge schaut resignierend zu ihnen auf. "Ja, liebe Schwestern" Die eine der Schwestern kicherte übertrieben auf, während die andere den Jungen böse anschaut. "Du sollst uns nicht Schwester nennen, du Aschenputtel. Wir haben absolut nichts mit dir gemeinem Gesindel zu tun." Sie drehte sich um und tribbelte wieder davon. An der Tür zur Küche blieb sie allerdings noch einmal stehen und schaute zurück. Überrascht rannte ihr Schoßhündchen in sie rein und wurde unsanft zur Seite geschoben. Ein wütender Blick traf den Jungen. "Achja.. vergiss nicht unsere schönsten Kleider zu waschen und zu bügeln. Der Prinz hat uns zu seinem Ball eingeladen uns als seine zukünftige Gemahlin und deren Schwester können wir dem Prinzen doch nicht in ungebügelter Wäsche entgegen treten." Sie reckte die lange Nase in die Höhe, wandte sich auf dem Absatz um und verschwand dann endgültig aus dem aschigen Raum. Das dickliche Mädchen hinter ihm kicherte dem Jungen noch einmal zu, dann verschwand es hastig. Der Junge legte ruhig und beherrscht seine Bürste neben sich auf den Boden und atmete langsam aus. Die Augen hielt er geschlossen. Von draußen war das Bellen eines Straßenköters zu hören. "RAAHHH! Ich hasse dich, Ranma!" "Hatschie!" Verwundert wandte sich ein paar blauer Augen der Ursache dieser Niesattacke zu. "Mein Prinz?" "Schon gut, es ist nichts, wirklich." Der junge Mann lächelte zuvorkommend und ging weiter den langen mit Teppichen ausgepolsterten Gang entlang. Der etwas ältere Mann hinter ihm folgte ihm nicht ganz beruhigt. "Verzeiht, aber Ihro Gnaden werden sich doch nicht etwa eine dieser fürchterlichen Erkältungen zugezogen haben?" Der Prinz mit dem weißgepudertem Haar und dem Mozartzopf, um den keck eine himmelblaue Schleife gewunden war, seufzte leise auf. "Es ist wirklich nichts. Glaubt mir, Henry." Der hagere Alte seufzte ebenfalls. "Verzeiht, aber Ihr müsst verstehen. Ich sorge mich nur um Ihro Gnaden Wohl. Gerade jetzt, da..." erschrocken hielt er inne, räusperte sich kurz und ging dann einfach an dem interessiert stehen geliebenen Prinzen vorbei auf die große Eichentür zu. "Gerade jetzt, da was?" hakte der junge Mann auch sogleich nach. "Nichts, was Ihro Gnaden nicht auch Ihr Herr Vater erzählen könnte." Bestimmt klopfte er an die Tür und öffnete sie schon, bevor der Ruf "Herein!" ganz verklungen war. Er verbeugte sich in Richtung des Prinzen und dieser musste wohl oder Übel an ihm vorbei, ob er wollte oder nicht. 'Oh man... ich will gar nicht wissen, wo ich jetzt schon wieder gelandet bin. Anscheinend wirke ich anziehend auf diese komischen alten Schlösser. Wo Ryoga wohl steckt?' Der steckte gerade bis zu den Füßen in einem rußigen alten Ofen und versuchte das verstopfte Abzugrohr wieder frei zu bekommen. Ruß rieselte in seine Augen und brannte dort wie Feuer. Tränenbäche rannen die Wangen des Jungen herunter und hinterließen eine helle Schmierbahn. "Scheiss Asche, scheiss Ofen, scheiss Welt!" 'Überhaupt, was mache ich hier eigentlich? Die verfluchte Fee in dem kitschigen pinkrosa Köstum hatte doch gesagt, dass ich wieder in meine Welt kommen würde, wenn ich diesen verfluchten Ranma wieder wach küsste. Und warum bin ich das dann nicht? Ach, ist doch alles einfach - AU!" Die unangenehm an eine rostige Türangel erinnernde Stimme der dürren Schwester hatte Ryoga dazu veranlasst seinen Kopf ruckartig in die Höhe zu reissen. Nur, dass dort gleich die Ofendecke kam und ein metallisches Dröhnen sich mit dem Knirschen in seinem Schädel vermischte. Fluchend krabbelte er rückwärts wieder aus dem Ofen heraus und verteilte neue Rußhäufchen in der eben saubergefegten Küche. Es war zum Haare raufen. Was zum Teufel wollte diese penetrante, dumme Ziege denn nun schon wieder? "Aschenputtääääl!" "JAAA!" genervt brüllte er durch die offene Tür der Küche und wollte schon losstapfen, als ihm der Zustand seiner Kleidung einfiel und er stehenblieb um sie so gut wie möglich auszuklopfen. Dann nahm er einen noch halbwegs sauberen Lappen und wischte sich sorgfältig das Gesicht ab. "Aschenputtel!" keifte die unangenehme Stimme zum dritten Mal und diesmal leistete Ryoga dem Befehl folge und rannte die Treppen nach oben ins nächste Stockwerk. Schnell war er beim Zimmer der Dürren angekommen und trat ohne anzuklopfen durch die geöffnete Tür... Fast sofort war er wieder draußen und lehnte sich neben der Tür an die Wand. Die Augen hatte er fest zusammengepresst, sein Atem ging unruhig. 'Ein Alptraum. Das kann nur ein Traum sein. Ich muss nur aufwachen, dann kann ich darüber lachen. Also, Ryoga Hibiki, es ist Zeit aufzuwachen...' Unsanft wurde er am Arm gepackt und riss die Augen auf. Vor ihm stand die Schwester seines lebenden Alptraums und schaute ihn aus stahlgrauen Augen unerbittlich an, bevor sie ihn einfach zurück in das Zimmer zog. Der Junge sträubte sich und wollte sich verzeifelt am Türrahmen festhalten - aber keine Chance. 'Warum wehre ich Vollidiot mich nicht einfach und geben diesen Monstern, was sie verdienen?' Ganz einfach, weil er es schon versucht hatte. Ganz am Anfang, als er gerade in diesem Haus aufgewacht war. Ein Vorhang war um sein Bett aufgezogen gewesen und er konnte die sanft flüsternden Stimmen der Mädchen nur hören ohne sie zu sehen. Sie hatten ihm ihre Lage erklärt: der Vater tot, die Mutter schwer krank im Bett und sie beide zu schwach um den Haushalt alleine zu machen. Der braunhaarige Junge war gerührt gewesen und hatte den beiden hilflosen Mädchen sofort seine Hilfe angeboten. Ein Angebot, das er schon in der nächsten Sekunde bereut hatte, denn die hilflosen Mädchen hatten sich sogleich als giftige Nattern herausgestellt, aus deren Griff er sich nicht mehr befreien konnte. Ein magisches Halsband, das Geschenk irgendeiner seltsamen Fee oder so, hinderte ihn daran den Hof zu verlassen oder die Befehle der beiden Schwestern zu missachten. Und auch die Mutter hatte sich als sehr gesund herausgestellt - wenn man einmal von ihrem sadistischen Geisteszustand absah... Mit großen Augen starrte er das beleibtere Mädchen vor sich an. Er wünschte sie würde sich endlich wieder etwas anziehen, denn was er sah war mehr als er sehen wollte. Panisch schickte er ein Stoßgebet an den einzigen Menschen, dem er zutraute ihn aus dieser Lage befreien zu können: 'Ranmaaaaaaaaaaaaaaa!' "Mein Sohn?" Irritiert wandte sich Ranma wieder seinem Märchenvater zu. Seine Augen waren dunkel vor Besorgnis geworden, aber er hatte absolut keine Ahnung warum. "Vater, wenn es euer Wunsch ist, dass ich mich auf diesem Ball mit einem der geladenen Mädchen verlobe, dann komme ich diesem selbstverständlich nach." 'Also diese Märchensprache ist echt das Letzte... hoffentlich krieg ich das wieder los, bis ich in der Schule bin. Ich bin nicht besonders scharf auf den Posten des Schulclowns...' Die stahlgrauen Augen des Königs musterten die Mimik des Prinzen, aber dessen Gesicht zeigte keine Regung. Innerlich seufzte der alte König auf. Er wollte, dass sein Sohn eine Familie gründete und glücklich wurde, aber bis jetzt... dieser Ball war sein letzter Ausweg, auch wenn es dem Prinzen gegenüber vielleicht nicht gerecht war - es musste sein. Schließlich musste für den Fortbestand der Königslinie gesorgt sein. Und der junge Prinz würde sich bestimmt nicht mehr sträuben, wenn er die süßen Freuden des Ehelebens auskosten durfte... "Es ist mein Wunsch." Ranma nickte knapp, verbeugte sich vor dem König und verließ dann fluchtartig den Raum. Irgendetwas beunruhigte ihn sehr, er musste nur noch wissen, was... Der König klatschte in die Hände und sogleich stand eine vermummte Gestalt vor ihm. "Jedes Mädchen in meinem Königreich soll sofort eine Einladung zu dem heute Abend stattfindendem Ball erhalten. Ich gehe davon aus, dass diese Aufgabe dir ein leichtes sein wird, Magier." Die Gestalt verbeugte sich tief. "Selbstredend, Eure Majestät..." Er verschwand und gleichzeitig... "Ryoga!" Akane sprang entsetzt auf, während ihr tomatenröte ins Gesicht schoß. Nabiki beugte sich interessiert über die Zeichnung und die beiden Väter warfen sich gegenseitig einen langen mitfühlenden Blick zu. "Armer Junge, ich fürchte, aus diesem Märchen kommt er nicht heil raus." Kasumi nickte zustimmend, während das fremde Mädchen schnell umblätterte, damit sie alle erfahren konnten, was dieses Bild zu bedeuten hatte. ...tauchte eine Pergamentrolle im Zimmer der Schwestern auf und fiel einem sich sterbenselend fühlenden Ryoga in den Schoss... bzw. ins Wasser. Genauer gesagt in den Badezuber, in dem Ryoga kniete um die rosa Haut der jüngeren Schwester zu schrubben... Mit glasigem Blick betrachtete der Junge die Rolle, bevor ihn eine dürre Hand in die Realität zurückholte, indem sie einfach in das Wasser griff und nach der Schriftrolle tastete - länger als nötig. Aber bevor Ryoga etwas tun konnte, hatte sich die Hand mitsamt der Rolle wieder entfernt. Die große Schwester entrollte das Schriftstück, warf der leichten Röte in Ryogas Gesicht einen spöttischen Blick zu, und vertiefte sich dann in das Geschriebene. Plötzlich fiel ihr die Rolle aus der Hand und aufgeregt legte sie ihrer badenden Schwester die Hände auf die Schulter. "Eine Einladung zum Ball!" quietschte sie. Wer? Wer nur hatte auf diese verfluchte Idee mit dem Ball kommen müssen? Wer hasste ihn so sehr, dass er ihm das antat? Als ob er seit Beginn dieses Märchens nicht schon genug hätte erdulden müssen, nein, jetzt kam auch noch dieser Ball dazu. Und NATÜRLICH wussten diese verrückten Weiber nicht was sie anziehen sollten, damit sie sich dem Prinzen von ihrer besten Seite zeigen konnten - als ob das schönste Kleid da noch helfen könnten. Und wer musste ausnahmslos ALLE in Frage kommenden Kleider bügeln und aufputzen? Die Waschfrau? - Nein! Er, er Ryoga Hibiki, seines Zeichens noch Schüler und Kampfsportler, der bemitleidenswerteste Junge der ganzen Märchenwelt, durfte sich dieser Aufgabe erfreuen. Dieses Märchen war ja sooo Scheisse... Märchenkilometer entfernt lief ein junger Prinz gestresst Bahnen in seinen Teppich und verfluchte ebenfalls diesen unsäglichen Ball. //Ein Ball auf dem ich mir meine Braut aussuchen MUSS?! Für wen halten die sich eigentlich? Ich habe keine Lust lange genug in diesem Märchen festzustecken um für den Erhalt der Königsfamilie zu sorgen!// Er blieb stehen. //Oh my God, schon bei dem Gedanken daran wird mir schlecht...// Ranma schüttete ein volles Glas Wasser seinen Hals hinunter. "Ryoga, wo steckst du nur, verdammt nochmal?! Wehe dir, wenn du nicht auf diesem scheiss Ball erscheinst - ich will hier endlich WEG!" Mit einem lauten Knall schlug die Tür hinter dem wütenden Mädchen zu - oder... Moment... war das nicht...? "Ich schwöre, irgendwann bringe ich diese Gören und ihre Hexenmutter um," knirschte Ryoga zwischen zusammengebissenen Zähnen. Warum? Nun... drehen wir die Zeit doch nochmal ein Stück zurück... Herausgeputzt wie eitle Pfauen polterten die beiden Schwestern die Treppe hinunter, dicht gefolgt von der Hexe in Schwarz. Am Ende jener Treppe saß ein völlig erschöpfter Ryoga, der es nicht einmal mehr schaffte die Flucht zu ergreifen, so erschlagen fühlte er sich. Die beleibtere der Schwestern (in schweinchenrosa) erblickte ihn zuerst. "Ach," quiekte sie, "da sitzt ja unser Aschenputtel. Armes Aschenputtel - darf nicht auf den Ball. Zu schade aber auch, dass nur MÄDCHEN eingeladen sind..." Ryoga verkniff sich die Frage, welche Berechtigung SIE dann habe um dort hinzugehen... Die Augen der hageren Schwester blitzten böse auf. "Vielleicht sollten wir unserem fleissigen Aschenputtel eine kleine Freude machen. Stecken wir ign doch in eines meiner alten Kleider und frisieren ihm die Haare etwas weiblicher. Dann kann er mitkommes, unser hässliches Entlein." Alle drei lachten gehässig, während Ryoga verzweifelt versuchte dieser Schande zu entkommen - vergeblich. Einige Minuten später betrachteten sich die drei Frauen ihr Werk: das Kleid spannte an manchen Stellen und war an anderen zu weit. Außerdem sah es schon arg abgetragen und verwaschen aus. Seine Haare waren mehr schlecht als recht durch Klämmerchen gebändigt worden und einige Strähnen hingen ihm wirr ins Gesicht. Und trotzdem konnte keine der drei bestreiten, dass der Junge auf seine Weise schöner und weiblicher aussah als die beiden Schwestern. "Raaahh!!" Das rosa Schweinchen kreischte auf und zerrte an Ryogas Kleid, während die Schwester ihm wütend an den Haaren zog. ...als sie sich schließlich ausgetobt und endlich auf den Weg gemacht hatten blieb ein zornbebender Ryoga in zerrissener Kleidung zurück, der in sein Kämmerlein stürmte. Gelangweilt in seiner schmucken Prinzenuniform dem Aufmarsch der Mädchen entgegenblickend wünschte Ranma sich weit, weit weg. Mechanisch verbeugte sich sein Körper vor jedem neuen Mädchen, das ihm als Baroness sowieso, Prinzessin ach-so-toll etc vorgestellt wurde. Nebenher schickte er seine Gedanken auf Traumflüge... ...die Kleider hier waren ja wirklich hübsch - nur eben die Mädchen darin nicht. Nein, seine Traumfrau würde anders aussehen: Das Kleid zartgelb und mit Milliarden winziger Sterne besät, eine Schleppe so golden wie die lieblichste Morgendämmerung, die Arme von zartgoldenen Schmetterlingsflügeln umhüllt und im Haar sternglitzerndes Spinngewebe. Das Mädchen selbst zierlich und zart, mit Haut so weiß wie Schnee, die Lippen so rot wie Blut, das Haar so schwarz wie Ebenholz... Moooment mal. Ranmas Blick wurde wieder klar. Das kam ihm doch verdammt bekannt vor. Das weckte in ihm Erinnerungen an ein anderes Märchen. Erinnerungen, die er eigentlich verdrängt hatte. Erinnerungen an sein kurzes aber intensives Abenteuer in - "Schneewittchen"! ******************************************************************************** "Hey, spinnst du, Akane? Du kannst doch jetzt nicht einfach mitten im Märchen abbrechen um ein anderes Märchen zu suchen!" Akane erwehrte sich wacker der Hände, die ihr ins Buch greifen wollten. "Ich will... doch nur.... einen kurzen Blick hineinwerfen... um... zu sehen, was Ranma damit meinte!" Endlich hatte sie das gesuchte Märchen aufgeschlagen. Ein kurzer Blick auf das Bild, ein Schrei - und das Buch wurde von dem blonden Mädchen wieder zu Aschenputtel zurückgeblättert, während Kasumi ihrer ohnmächtigen Schwester Luft zufächelte und Nabiki zu gerne wüsste, was Akane so umgehauen hatte... [dem aufmerksamen Leser kündigt sich hier ein weiteres Bonuskapitel an ;) ] ******************************************************************************** Derweil suchte Ryoga im Hinterhof eines Märchenhauses verzweifelt nach einem Schlüssel für seinen unliebsamen Halsschmuck. "Ah verdammt!" machte er schließlich seinem Frust Luft. Depremiert setzte er sich auf eine Steinbank, versteckte sein Gesicht in Händen und bemitleidete sich selbst. Die seltsam funkelnden Schneeflocken bemerkte er gar nicht und die alte Dame in ihrem lavendelfarbenen Kleid musste dreimal laut räuspern, bevor Ryoga ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. "Hallo, ich-" - "Wuaaahh!" Mit einem Schrei sprang Ryoga auf und wandte sich in Kampfstellung der seltsamen Alten zu. Diese schaute ihn irritiert aus durch ihre Brille überdimensional vergrößerten Augen nur irritiert an. "Wer? Wer bist du?" schnappte der Braunschopf. "Ich? Ich bin deine gute Fee," lächelte die Alte. "Sorry, Alte, aber ich hab ne Feenphobie. Verschon mich einfach und verschwinde." //Müssen diese Feen eigentlich überall auftauchen? Echt nervig...// "Aber ich bin doch deine GUTE Fee," versuchte die Fee es erneut. "Und ich kann es nicht leiden, dass sich ständig irgendwelche Feen in mein Leben einmischen," stellte Ryoga klar. "Nanana." Die Fee wedelte mit ihrem Zauberstab, dass es nur so funkte. "Ich mische mich nicht in dein Leben ein, sondern in MEIN Märchen." Sie lächelte Ryoga aus Uhuaugen an und dieser konnte nur zurückstarren. "Scheisse. Die kommt mir bestimmt gleich wieder mit der Macht des Märchens und dann tut mein Körper wieder was er will...// Der Junge beschloss sich besser in sein Schicksal zu fügen. NOCH schlimmer konnte das Märchen ja nun kaum noch werden. Und vielleicht konnte ihm diese Alte das lästige Halsband abnehmen... "Ok..." Er holte tief Luft. "Dann bist du also meine gute Fee. Heisst das auch, dass du mir einen Wunsch erfüllst?" Die Fee sprang jubelnd in die Luft und quiekte begeistert auf. "Jaaa!" "Ok, dann wünsche ich mir, dass dieses Halsband abfällt und ich hier weg kann." Der Zauberstab sprühte wieder Funken. "Falsch. Du wünschst dir auf diesen Ball gehen und den Prinzen sehen zu können." Sie strahlte. "Nein ich..." "Und deswegen brauche ich jetzt einen Kürbis." Sie schaute sich suchend um. Ryoga starrte sie wortlos an. //Verrückt. Diese Feen sind alle verrückt...// Summend kam ein Kürbis angehopst und krachte auf die Stelle, an der Sekunden zuvor noch ein gewisser Hitzkopf gestanden hatte. Aus einigermaßen sicherer Entfernung starrte dieser nun die gelborange Frucht an. Eine seiner Augenbrauen begann zu zucken. //Dieses... dieses Teil... grinst!// Und tatsächlich - Kürbis und Fee grinsten sich fröhlich an, als wäre das ein besonders amüsantes Klassentreffen. Dann hob die Fee theatralisch beide Arme, der Kürbis spannte sich in Erwartung des Kommenden an, und Ryoga... Ryoga wünschte sich weit, weit weg. [wegen Copyright wirds jetzt bissle lächerlich, sorry^^] "Pippidi-pappidi-pooh!" Der Zauberstab schleuderte energisch Funken Richtung Kürbis. ... Vorsichtig näherte sich Ryoga dem Kürbis und tippte ihn mit dem Fuß an. Nichts geschah. Erleichtert drehte er sich wieder zu der Fee um und wich sogleich einen Schritt zurück, als er deren hervorquellende, den Tränen nahe Glubschaugen sah. "Äh...ähm..." "Whäähäähää! Das-ist-alles-dei-ne-Schu-hu-huld!" Perplex starrte Ryoga sie an, während seinem Gehirn die Flucht durch Sepoukou immer verlockender erschien. Die Augen der Fee verwandelten sich in blitzeschleudernde Gewitterwolken. Ryoga trat ängstlich einen weiteren Schritt zurück und voll auf den im Weg liegenden Kürbis. Ein unheilverkündendes Knirschen erklang. "Oops..." Grellbunte Magiewolken explodierten und hüllten den um Hilfe schreienden Jungen vollkommen ein. Werden wir ihn wohl jemals wieder sehen? ~ ~ ~ "Ryogaaa!" Gellend schrie die bis eben noch für ohnmächtig gehaltene Akane auf, als das fremde Mädchen den letzten Satz vorlas. "Ich bitte dich, Akane, beherrsche dich," mahnte ihr Vater. "Aber.. aber..." stammelnd versuchte das Mädchen sich zu erklären und wurde von der Stimme der Blonden unterbrochen, die einfach weitergeblättert hatte und nun unbeirrt das Märchen weitererzählte... ~ ~ ~ Der Prinz stand auf. Er hatte genug. Wieviele gackernde Hühner im Pfauenkostüm sollten ihm noch vorgestellt werden? Nein, wenn er sich ansah welche Prachtexemplare des kaputten Geschmacks in Kombination mit üblen Launen der Natur da auf ihn zukamen (waren sie ihm tatsächlich als Schwestern vorgestellt worden?) hatte er echt keine Lust mehr. Das konnte keiner von ihm erwarten. Er würde gehen, diesen Versager Ryoga auflesen und dann endlich aus diesem Mistmärchen verschwinden. Die Proteste seinen Vaters und des Hofmarschalls ignorierend schritt er rasch an der sich vor ihm teilenden Menge an Mädchen vorbei. Die zwei Schreckschrauben versuchten zwar noch ihn festzuhalten und bescherten ihm mit ihren Kreischstimmen Kopfschmerzen, aber nicht umsonst hatte er sich in jahrelanger Übung die Reflexe eines Kämpfers angeeignet. So segelten die beiden "Grazien" ineinandergekrallt unsanft zu Boden und zogen schadensfrohe Aufmerksamkeit auf sich. Ranma kümmerte sich nicht weiter darum. Ohne einen Blick zurück zu werfen hastete er weiter und rempelte dabei ein abseits stehendes Mädchen an. "Ihr wollt schon gehen, mein Prinz?" Die sanfte Stimme des Mädchens ließ seine Füße mitten im Schritt verharren und langsam drehte er sich um. Seine Augen weiteten sich, als er sich dem Mädchen aus seinem Tagtraum gegenüber sah. "Wie schade." Die Braunhaarige lächelte ihn bedauernd an und das Blitzen in ihren Augen löste eine Reaktion in seinem Denken als Prinz aus. "Darf ich um diesen Tanz bitten?" Ellegant verneigte er sich vor der Schönen und nach einem kurzen Moment des Zögerns verdank diese in einem grazilen Knicks vor ihm. "Musiiik! Jetzt! Sofort!" Der König rüttelte den Hofmarschall heftig am Kragen. Unfähig zu sprechen gab dieser dem Kapellmeister hektische Handzeichen. Zu seinem Glück wurde er verstanden. Musik setzte ein. Eine zierliche Hand legte sich in die des Prinzen und zu den traumhaften Klängen eines langsamen Walzers begann der Tanz. Wie auf Wolken schwebte Ranma über die Tanzfläche. Die Außenwelt war ausgeblendet. Sein Blick galt einzig und allein dem süßen Mädchen in seinen Armen. Eine Prinzessin? Eine Herzogin? Egal. Was zählte war, dass sie gerade mit ihm tanzte und ihn dabei anlächelte. "Die Tochter eines Herzogs? Eines Grafen? Oder gar - eine Königstochter?" Vergnügt schaute der König den Tanzenden zu, während sein Hofmarschall neben ihm die Gästelisten durchging. "Bedaure sehr, Eure Majestät, aber dieses Mädchen findet sich auf keiner meiner Listen. Ich bin mir sicher, dass sie keiner der mir bekannten Adelsfamilien angehört." "Eine schöne Unbekannte also, hm?" Der König zwirbelte sich belustigt den Bart. "Nun, uns ist egal wer sie ist. Mein Sohn wird sie heiraten und dann wird sie die Mutter meiner zukünftigen Enkel sein. Das ist alles, was zählt." Dem Hofmarschall blieb nichts anderes übrig als ergeben seine Zustimmung zum Ausdruck zu bringen. [I know you, I saw you upon my dreams before *sing*... ok, falscher Film... sorry...^^') "Heirate mich." //Heirate mich?!// Wenn das wieder so ein bescheuertes Märchengesetz war, dann würde Ranma jemandem... "Ja." Glücksgefühle überfluteten das Denken des Prinzen. "Ja, ja, ja! Er hat ja gesagt, er hat... er...// Endlich wurde Ranma bewusst, was ihm sein Unterbewusstsein schon die ganze Zeit versucht hatte klar zu machen:das wunderschöne Mädchen vor ihm war kein geringerer als - Ryouga. Und gerade eben hatten sie sich verlobt. ~ ~ ~ Zwölf [*] Köpfe wandten sich synchron Akane zu und erwarteten einen erneuten Ohnmachtsanfall des Mädchens. Oder diesmal vielleicht einen Tobsuchtanfall? Man konnte gespannt sein. ... Als nichts dergleichen geschah wurde die Menge unruhig und musterte Akane von Kopf bis Fuß. Das Mädchen saß still auf seinem Platz. Statuengleich, die Augen starr geradeaus gerichtet... Nabiki stupste sie an. "Voll erwischt." Die ältere Schwester schaute auf die starr Umgekippte herab. Der Rest wandte sich befriedigt wieder der Märchenerzählerin zu. ~ ~ ~ "DING-DONG, DING-DONG, DING-DONG..." Da war doch was. An irgendwas erinnerten Ryoga die schweren Glockenschläge der fernen Turmuhr. War da nicht irgendwas mit "Mitternacht" gewesen? "Ähm... wie spät ist es?" Durch die märchenuntypische Frage etwas aus dem Konzept gebracht konnte auch Ranma ganz normal antworten. "Öh, Mitternacht, schätz ich mal..." * * * Flashback: Ein wild um sich schlagender Ryoga in Mädchenklamotten wurde von einer kürbisförmigen Kutsche davongefahren. Eine vergnügt wirkende Fee rief ihm noch etwas hinterher: "Siehst geil aus, Schnecke!" ... *räusper* ... "Denk daran, mit dem zwölften Schlag der Turmuhr erlischt der Zauber und du stehst ohne Kleider da. Vergiss das nicht!" Flashback Ende * * * Ryoga dachte daran und lief knallrot an. //Shit!// Schnell wurstelte er sich aus Ranmas Umarmung, raffte wohlweislich seine Röcke hoch [auch wenn er sich nicht mehr daran erinnerte, hatte Schneewittchen ihn doch einiges gelehrt.] und sprintete los. Ranma hinterher. "Was soll das? Spinnst du jetzt total?! So kommen wir nie aus diesem verdammten Märchen raus!" Ryogas Füße verharrten auf der Stelle, während der Rest seinen Körpers weiterstürmen wollte, was dazu führte, dass der Junge strauchelte und einen seiner gläsernen [obligatorisch^^] Schuhe verlor. Außerdem war in diesem Bruchteil einer Sekunde Ranma auf Armlänge herangekommen. Jetzt blieb Ryoga nur noch ein Ausweg. Mit Schwung drehte er sich um, zog Ranma in eine Umarmung, schaute ihm kurz aber intensiv in die Augen und küsste ihn dann zärtlich auf die Lippen. //DAS fällt mir als letzter Ausweg ein?!// Immerhin schien es zu klappen, denn der völlig erstarrte Prinz stellte keine weiteren Verfolgungsversuche ein und der rot leuchtende Ryoga konnte entkommen. Raffen wir das weitere Geschehen etwas zusammen: der leidenschaftliche Prinz hatte keine Mühe, den König von seiner Liebe zu der Flüchtigen zu überzeugen und erhielt sofort die Erlaubnis sich auf die Suche nach der Unbekannten zu machen. Die Macht des Märchens in Ranma schnappte sich noch eben den gläsernen Schuh und los gings. Unzählige Füße später... war ein süßer Japaner fest davon überzeugt nie wieder in seinem Leben einen Fuß anfassen zu können. Klar hatte er gewusst, dass es große und kleine, schmale und breite Füße gab. Aber niemand hatte ihn vor pilzüberwucherten, käseschweissigen und deformierten Füßen gewarnt! Und dabei hatten die Mädchen obenrum so vielversprechend ausgesehen... Und überhaupt - warum musste er jedem verdammten Mädchen in seinem Königreich diesen Schuh anprobieren? Er musste ihnen nur einmal ins Gesicht sehen um zu erkennen, dass keine von ihnen Ryoga war. Die Macht des Märchens fing an es zu übertreiben... und merkte es anscheinend selbst, denn das nächste Haus zu dem Ranma kam, war zufälligerweise das unserer Adamsfamily. Ok, ok... dass es das letzte Haus auf der Liste war soltle vielleicht noch erwähnt werden... Lange, lange hatte der unglückliche Braunschopf Zeit gehabt um über sein seltsames Verhalten beim Ball nachzudenken. Aber am Ende seiner Überlegungen waren nur zwei mögliche Schlüsse übriggeblieben. Das Märchen als Macht hinter allem war sofort ausgeschieden, da Ryoga alles machen konnte, was er wollte, ohne von einer fremden Macht gesteuert worden zu sein. Nein, das ganze Getanze und das Fluchtmanöver waren auf seinen eigenen Mist gewachsen. Es hatte Spaß gemacht... Er musste also entweder total verrückt oder tatsächlich in Ranma verliebt sein. Ryoga wälzte den zweiten Schluss in Gedanken hin und her. //Was wäre so schlimm daran? Er ist ein Junge, ok, aber in diesen Märchen ist eh nichts so, wie es scheint. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann hab ich mich in Ranma verliebt, als er diese süße Rosenprinzessin war. Oder hat es schon früher angefangen? Hat es gar nichts mit diesen verrückten Märchen zu tun?// Die kreischende Stimme einer der beiden Schwestern drang in seine Gedankenwelt und wurde mit einem mentalen Tritt wieder aus ihr herausbefördert. //Würde es Ranma nicht ewig schocken, wenn ich ihm meine Liebe gestehen würde? Damit würde ich es meinem Erzrivalen mal so richtig zeigen. Dann würde er es bestimmt nicht mehr wagen sich mir gegenüber so überheblich zu verhalten! Dieser blöde, unsentimentale, eingebildete...// Der Hand, die sanft die Tränen von seiner Wange wischte, wurde nun schon mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aus verschleierten Augen schaute er nach oben und in Ranmas strahlendes Lächeln. "Gefunden, Prinzessin." Erst jetzt bemerkte er, dass seine Füße wieder beide Glasschuhe zierten. Irritiert vernahm er das wütende Geheul der Schwestern, die von einem Trupp Soldaten in Schach gehalten wurden. Seine Hand fuhr unwillkürlich zu dem magischen Halsband, das ihn noch immer fesselte. Ranma, der seiner Bewegung mit den Blicken gefolgt war, stand auf und straffte sich. Ryoga wunderte sich über die königliche Aura, die seinen Freund so plötzlich wie ein Mantel zu umgeben schien. "Den Schlüssel." Lässig streckte er seine Hand in Richtung der Mutter aus. Sein Lächeln war durchaus freundlich und doch wirkte sein Gebaren bedrohlicher als ein Wald aus Speerspitzen. Zitternd vor Wut und Angst riss die Frau ein Kettchen von ihrem Hals und warf es dem Prinzen zu. Dieser fing es ellegant in der Luft auf und näherte sich mit dem daran hängenden Schlüssel Ryogas Hals. "Mein armer Liebling," flüsterte er, als er sich an dem Braunschopf vorbeibeugte um den Verschluss hinten zu öffnen. Mit einem lauten Klicken löste sich das Band und wurde von Ranma in eine Ecke des Raumes geworfen. Dann wandte sich sein Gesicht wieder Ryoga zu und ehrliche Erleichterung leuchtete dem Jungen daraus entgegen. Ryoga schaute in Ranmas helle Augen und hatte keine Lust mehr sich weiterhin wie ein kleines Mädchen zu verhalten. Nein, jetzt war es Zeit für ein bisschen männliche Aktivität! "Ranma..." Bunter Nebel wallte um die beiden auf, hüllte sie ein, trennte sie voneinander - und entführte sie mal eben so in ein anderes Märchen. ~ ~ ~ Schweigen herrschte im Hause Tendo. Ein Buch wurde zugeklappt. "Das Essen ist gerade fertig geworden. Ich hoffe es reicht für alle..." ~ ~ ~ Kapitel 3: Bonuskapitel ----------------------- Nya, hier mal ein kleines Special zum Märchenwirrwarr. Just for Fun ^__^ Die Charaktere gehören Rumiko Takahashi, das Märchen irgendeinem unbekannten Märchenerzähler, dessen Werk durch die Brüder Grimm der Nachwelt erhalten blieb und ich verdiene kein Geld damit - aber, die Idee zu der Mischung gehört mir *muahaha* ;) "blabla" - es wird geredet //albalb// - wollte jemand eigentlich sagen 'neeeiin' - es wird gedacht [*lach*] - mein Kommi Nun liebe Kinder gebt gut Acht, ich hab euch etwas mitgebracht... Als die anderen schon zu Bett gegangen waren schlich sich heimlich eine Gestalt ins Zimmer des blonden Mädchens. Vorsichtig näherte sie sich der Schlafenden, eine Hand zuckte nach vorne und griff nach dem Buch. Das Mädchen grunzte im Schlaf und der Eindringling erstarrte. Dann zog er vorsichtig das Märchenbuch aus den Armen des Mädchens und ersetzte es durch ein Buch über Karate. Grinsende Zähne blitzten im Mondlicht auf, dann huschte die Gestalt wieder nach draußen und in ihr eigenes Zimmer. Im Schneidersitz unter der Bettdecke sitzend, das aufgeschlagene Buch auf den Beinen liegend und mit einer Taschenlampe bewaffnet fing Akane Tendo schließlich an zu lesen.... ******************************************************************************** Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem längst vergessenen Königreich, dass ein Königspaar ihren einzigen Sohn verheiraten wollte. Allerdings wollte die Königin ihren Sohn nicht irgendeinem Mädchen geben, nein, eine echte Prinzessin musste es sein. Also schickte sie ihren Sohn auf Reisen, auf dass er eine echte Prinzessin mit heim brächte. Der Prinz traf viele Prinzessinnen, aber keine war perfekt. Die eine zu groß, die andere zu klein, die eine zu dick, die andere zu dünn. So erging es ihm überall, bis er schließlich wieder zu Hause ankam. Die Königin saß daraufhin einige Tage sinnierend in ihren Gemächern und überlegte, wie man eine echte Prinzessin erkennen konnte. Und schließlich hatte sie die rettende Idee. Sie wollte sie gerade ihrem Gemahl und dem Prinzen erzählen, als es an der Schlosspforte klopfte. Verwundert wurde einem völlig durchnässten Mädchen geöffnet. Das Mädchen war wunderschön und geradezu perfekt und es behauptete eine echte Prinzessin zu sein. Die Königin war entzückt. Sogleich ließ sie dem Mädchen ein Zimmer herrichten. Dem Zimmermädchen trug sie auf zwanzig Matratzen übereinander zu stapeln. Als dies geschehen war schob sie mit viel Mühe eine kleine Erbse unter die unterste Matratze. Dann holte sie die Prinzessin herein und wünschte ihr eine Gute Nacht. Am nächsten Morgen fragte die Königin das Mädchen, ob es denn gut geschlafen habe und das Mädchen antwortete gut gelaunt, dass es das habe. Es habe auf diesen vielen weichen Matratzen wie auf einer Wolke geschlafen und bedankte sich bei der Königin. Deren Gesicht jedoch verfinsterte sich und schlecht gelaunt ließ sie die echte Prinzessin rauswerfen, da sie ihren Test nicht bestanden hatte. Seitdem wurden noch einige Mädchen dem Test unterzogen, aber keine konnte ihn bestehen. Der König versuchte seine Gemahlin zu überzeugen, dass der Test falsch sei, aber die Königin war regelrecht besessen von ihrer Idee. Der Prinz... wunderte sich, wo er sich jetzt schon wieder befand. Plötzlich klopfte es wieder einmal an die große Eingangspforte und die Königin gab einen unwilligen Wink, zu öffnen. Einige Zeit passierte nichts, dann näherte sich zögernd ein schwarzhaariger Junge der Königin und verbeugte sich galant vor ihr. "Verzeiht mein Eindringen zu so später Stunde, aber mein Pferd kam vom Weg ab und ich fürchte bei dieser Dunkelheit finde ich meinen Weg niemals." Graue Augen trafen auf kalte blaue Eiskristalle. Ranma schluckte. Sprach aber mechanisch weiter. "Darum bitte ich Euch mir für diese Nacht Unterschlupf zu gewähren. Ein trockener Platz im Stall für mein Pferd und mich würde uns genügen." Er verbeugte sich ein weiteres Mal und beobachtete nervös aus den Augenwinkeln heraus die Reaktion der Königin. Diese war von Aussehen und Benehmen des jungen Mannes sehr angetan. Außerdem freute es sie, dass zur Abwechslung statt Zuckerpüppchen mal ein stattlicher junger Mann in ihrem Schloss erschienen war. Ein Lächeln erschien auf ihrem starren Gesicht. "Niemand soll sagen, dass in unserem Haus die Regeln der Gastfreundschaft missachtet werden. Ich gewähre euch Unterschlupf, junger Mann. Euer Pferd soll von einem der Knechte in den Stall geführt und versorgt werden. Ihr selbst jedoch sollt hier im Schloss untergebracht werden." Ranma atmete erleichert auf. Die Vorstellung im Stall schlafen zu müssen hatte ihm nicht wirklich gefallen. Besonders wenn er daran dachte wie leicht man vom einem Pferd zertrampelt werden konnte. Und dann das ganze Ungeziefer, dass sicherlich im Stroh rumwuselte und nur auf ihn wartete... Zum Glück blieb ihm das erspart. //Ranma!// "Haben wir Besuch, Frau Mutter?" Der junge Prinz mit den wachen grünen Augen betrat den Saal und wollte am liebsten auf die einzige Person, die er kannte zurennen, aber unsichtbare Fäden hinderten ihn und führten ihn stattdessen neben den Thron der Königin. Ein faltige Wange wandte sich ihm zu und bevor er richtig realisierte, was er da tat, hauchte Ryoga ihr ein Küsschen auf. 'Aahh, wann hört das endlich mal auf?' Die Königin lächelte ihren einzigen Sohn an und nickte dann in Ranmas Richtung, der sich prompt vor Ryoga verbeugte. Die Gesichter der beiden Jungen liefen rot an und sie vermieden tunlichst den Blickkontakt. 'Was soll den das jetzt wieder? Warum laufe ich rot an? Das ist doch nur Ryoga...' "Der Junge Mann wird für heute Nacht unser Gast sein. Die Dunkelheit hat ihn überrascht und er ist vom Weg abgekommen. Morgen werden wir sehen, dass wir ihm weiterhelfen. Für heute können wir ihm nur ein warmes Zimmer anbieten. Würdest du ihm den Weg zu unserem Gästezimmer weisen, mein Sohn?" Sie lächelte Ryoga liebevoll an, und der Junge lächelte ebenso liebevoll zurück. "Aber natürlich, Mutter," säuselte er. Auch Ranma lächelte die ältere Frau an. "Ich danke Euch vielmals und wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe." Er verbeugte sich und die Königin nickte ihm huldvoll zu. "Gute Nacht, junger Mann." Ranma machte, dass er so schnell wie möglich Ryoga aus dem Saal folgte und damit dem eisigen Blick der Königin entkam. Draußen lief er prompt gegen Ryoga. //Hey, was soll das?// "...?" Der Braunhaarige drehte sich langsam um, ergriff Ranmas Hände und schaute ihn seltsam ergriffen an. //Aaaaahhhhh!// [zweistimmig *g*] "Ich habe lange auf Euch gewartet." 'Wie bitte was?!' Ranma schaute den Jungen vor sich geschockt an und wurde zum Glück vom Geist des Märchens daran gehindert ihn zu schütteln oder zu schlagen. Stattdessen senkte er nur den Blick und... er senkte den Blick?! //Ranma, tu doch was, du Idiot!// //Ryoga, hör auf mit dem Scheiss, du Idiot!// Mit allergrößter Willensanstrengung schaffte es Ranma seinen Blick wieder zu heben und Ryoga, Ranmas Hände loszulassen. Die beiden schauten sich an und atmeten schwer. "Das...ist...echt..." keuchte Ranma. Ryoga nickte nur und schaute Ranma weiterhin in die Augen. Ranma erwiderte den Blick unsicher. //Ryoga, was...?// "Ja." 'Ja, was?!' Bevor einer der beiden etwas dagegen tun konnte pressten sich Ryogas Lippen auf Ranmas und die beiden wurden in einem Kuss vereint. Verzweifelt versuchten die beiden sich dagegen zu wehren, dass ihre Augen sich schlossen und ihre Arme sich um den Körper des jeweils anderen schlangen. Und schon im nächsten Augenblick drangen die durch den Kuss ausgelösten Empfindungen in ihr Bewusstsein und schwemmten alle Gedanken davon. Ein leise Stimme hämmerte weiterhin in Ranmas Kopf, dass das da vor ihm ein Junge war, den er gerade küsste, aber eigentlich war ihm das egal. Schließlich war es nicht irgendein Junge, den er da küsste, sondern Ryoga. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz und geschockt öffnete er die Augen. 'Kann es sein, dass ich... dass ich mich in diesen orientierungslosen Trottel... verliebt habe?' Der orientierungslose Trottel zog Ranma enger an sich und der Schwarzhaarige konnte eine elektrisierende Zunge an seiner Lippe spüren. Ohne groß nachzudenken schloss er seine Augen wieder und öffnete dafür seine Lippen dem Drängen des anderen. Vorsichtig, sanft tastend befühlten sich ihre Zungen gegenseitig und lösten in ihren Besitzern Gefühle aus, die wie Blitze ihre Nervenbahnen entlang rasten und sie zerschmolzen. Ranmas Hand war die erste, die anfing sanft über den glatten Seidenstoff über Ryogas Rücken zu fahren und damit eiskalte Schauer Ryogas Wirbelsäule entlang rieseln zu lassen. Die beiden lösten sich voneiander und schauten sich nur stumm an. //Ranma, wenn du das noch einmal machst, erschieß ich dich.// "Komm, ich zeige dir dein Zimmer." Ohne sein Zutun griff seine Hand nach Ranmas und er zog ihn schnell die Gänge entlang bis zu dem Zimmer mit dem extrem weichen Bett. Klickend schloss sich die Tür hinter den beiden und sie standen sich wieder still gegenüber. Probeweise bewegte Ranma seine Hand und spürte, dass er wieder die volle Kontrolle darüber hatte. Erleichtert wanderte sein Blick zu Ryoga und erstarrte. Dieser schaute ihn nämlich ziemlich finster an. "Ry-Ryoga ich..." "Dieses ganze Märchengetue regt mich echt tierisch auf. Ich glaubs einfach nicht, dass uns ein BUCH dazu bringen kann uns gegen unseren Willen zu küssen. Wie ekelhaft..." Verletzt schaute Ranma zur Seite. 'Ok, es war nur dieser dämliche Märchenzwang, aber muss er das gleich so deutlich sagen?' Ryoga warf ihm einen schrägen Blick zu. "Ist was?" Ranma schaute ihn bewusst finster an. "Das fragst du noch? Ich lande hier mal wieder auf dem Rücken eines Pferdes, das in völliger Dunkelheit durch Gestrüpp brescht... dass ich noch lebe und wenigstens halbwegs unversehrt bin ist das eine." Er warf Ryoga einen sarkastischen Blick zu und musste schlucken, als der ihn wieder mit seinen strahlend grünen Augen anschaute. "Du bist verletzt?" 'Aahh, Märchenalarm!' "Ähm, nicht so schlimm. So ein paar peitschende Äste kriegen einen Kampfsportler doch nicht unter," scherzte er, rückwärts vor Ryoga zurückweichend. Dieser streckte eine Hand aus um Ranma sanft über die Wange zu streichen. "Äh... Ryoga!?" Haltsuchend klammerte sich Ranma an den Matratzenberg in seinem Rücken, wähernd Ryoga genau vor ihm stand. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Braunhaarigen. "W-was hast du vor? Ryogaaa..." Blitzschnell hatte der Junge sich Ranma gekrallt und war mit ihm zusammen in die Luft gesprungen um auf das Bett hoch zu kommen. Dort legte er Ranma wieder ab und schaute ihn entschuldigend an. "Oh man, dieses Märchenzeug ist echt verrückt." Seufzend lehnte er sich an Ranma und dieser strich ihm zärtlich übers Haar. //Nein, nein, nein. Bitte niiiicht!// "Soll ich deine Gedanken auf andere Bahnen bringen?" Warum hatte Ryoga nie bemerkt, wie warm Ranmas Augen strahlen konnten? Hatten sie schon immer dieses glitzernde Schiefergrau gehabt? Ohne, dass ihn die Macht des Märchens groß festhalten musste, ließ er zu, dass sich Ranmas weiche Lippen auf seinen Mund legten. Schnell fanden sich ihre Zungen wieder und vereinten sich in einem kurzen Zungenspiel. Ranma lehnte sich wieder ein Stück zurück und betrachtete den inzwischen auf seinen Schoß gesunkenen Ryoga. //Vergiss es...// Zitternd näherten sich seine Hände Ryogas Hemd. //Neeeiiiiin!// Langsam knöpften seine schmalen Finger den seidenen Stoff auf und strichen kühl über die warme Haut darunter. Ryoga fuhr zusammen und spürte, wie sich eine Spur aus Gänsehaut über seinen Körper ausbreitete. //Ranma... hör.. auf damit.// Sich sträubend beugte sich der Schwarzhaarige über den schlanken Körper unter sich und hauchte die nackte Haut des Oberkörpers an. Weitere Kälteschauer jagten durch Ryogas Körper, die er durchaus als angenehm empfand... Dennoch versuchte er Ranma zu entkommen, indem er sich zur Seite wegrollte. Schnell setzte er sich auf und spürte, wie ihn unsichtbare Drahtseile gefangen nahmen. Jetzt war es also soweit. Jetzt hatte er die Kontrolle über seinen Körper entgültig verloren. War nur noch eine Marionette in den Händen des Märchenbuches, die... Zischelnd sog Ranma die Luft zwischen seinen Zähnen ein. "Du bist eiskalt, Mann!" "Was kann ich denn dafür? Ich wollte das ja nicht einmal!" "Wenn das so ist... warum nimmst du dann nicht einfach deine eiskalte Hand wieder aus meinem Hemd?!" "Weil ich... nicht kann," zischte Ryoga aus zusammengebissenen Zähnen. Mit bestimmtem Druck drängte er den Jungen zurück bis er auf dem Rücken lag, dann setzte er sich kurzerhand auf den Liegenden. //Ryogaaaa!// Er schluckte trocken und machte sich daran Ranmas Hemd nach oben zu schieben. Die Haut darunter war glatt wie Seide, aber nicht so kalt, sondern angenehm warm. Der Braunhaarige legte seine Hände auf Ranmas Brust und achtete nicht auf dessen leisen Protest. Sanft fuhren seine Hände von dort über Ranmas Seiten wieder nach unten und Ranma atmete abermals zischend ein. Ryoga grinste und beugte sich nach vorne, bis nur noch ein dünner Streifen Luft ihre Lippen voneinander trennte. Seine Augen blitzten den unter ihm Liegenden spöttisch an. //Das scheint dir ja richtig zu gefallen, Homo.// "Schließ die Augen." 'Öh?!' Ranmas Augenlider senkten sich langsam... //W-warte, lass die Augen auf, du Idiot!// //Ryoga, ich warne dich!// Zärtlich rieb Ryogas Nasenspitze über Ranmas süßes Näschen, bevor seine Lippen wieder Ranmas suchten und fanden. Kurz liebkosten sich ihre Zungen, dann löste sich Ryoga wieder. Atemlos strichen seine Lippen langsam Ranmas Kehle hinab und sanft biss er in den Hals des Älteren. Dieser keuchte überrascht auf, hielt aber seine Augen geschlossen. Feinfühlige Finger öffneten gekonnt die Hemdknöpfe und strichen die beiden Seiten der Bekleidung auseinander, sodass Ranmas Haut bloß lag. Zitternd versuchte Ryoga sich gegen das, was er im Begriff war zu tun, wehren - erfolglos. Langsam wanderten seine Lippen weiter über die glatte Haut des anderen und hinterließen eine Spur aus prickelnden Küssen. //Ryoga, nein... aah, du.. nicht...iaaahhh// Genüsslich nahm der Braunhaarige eine Brustwarze seines Opfers in den Mund und biss vorsichtig hinein. Ranmas Aufstöhnen irritierte Ryoga. Konnte es wirklich sein, dass der Junge trotz dieses Märchenzwangs vergnügen an dem hatte, was sie hier taten? Während er noch nachdachte fand seine Hand die zweite Brustwarze und er spielte gedankenverloren damit. Plötzlich spürte er kräftige Hände an seiner Hüfte und im nächsten Augenblick wurde er in den weichen Matratzenhaufen gedrückt. "R-ranma?" "Psst, sag nichts mehr." Ein zärtlicher Kuss verschloss seine Lippen und während dem folgenden Zungenspiel entspannte er sich wieder. Er spürte wie Ranmas Hände sanft aber bestimmt sein Hemd über seine Schultern zurück strichen und die zum Vorschein kommende Haut kitzelnd streichelten. Bedauernd musste er Ranmas Zunge freigeben, weil dieser jetzt anfing hauchfeine Schmetterlingsküsse auf Ryogas empfindlichem Hals und seinen Schulter zu verteilen. Er stöhnte und wusste jetzt die Antwort auf seine Überlegungen. Ranmas flüchtige Küsse machten ihn schier rasend. //Nein, Ranma... hör...auf...ich...nicht...was...mhm..// Schließlich hielt er es nichtmehr aus, sondern setzte sich auf, griff nach Ranmas Gesicht und küsste ihn wild. Überrascht ging Ranma auf den Kuss ein, während seine Hände Ryogas Hemd nun vollständig abstreiften und er die heisse Haut des Jüngeren in seiner Umarmung spüren konnte. Er drückte den anderen enger an sich, während sich ihre Zungen einen heissen Kampf lieferten. Endlich liess sich Ryoga wieder zurücksinken. Sein Atem ging laut und unregelmäßig, wie Ranmas. Aus verklärten Augen schaute er zu Ranma hoch und als dieser ihn fragend anschaute nickte er fahrig. //Nein... ooooh nein. Vergiss es... nein, niemals, nein... Ranma, du... RANMAAAA!!// Am nächsten Morgen beim Frühstück. Eine gut gelaunte Königin begrüßte ihren müde aber glücklich aussehenden Sohn und musterte dann überrascht den mit schwarzen Ringen, gekrümmt am Tisch sitzenden Ranma. "Guten Morgen... konnten Sie heute Nacht nicht schlafen?" Ranma seufzte leise auf. "Verzeiht, ich möchte Eure Gastfreundschaft nicht mindern..." Belebt unterbrach ihn die Frau. "Nein nein, erzählen sie schon. Warum konnten sie nicht schlafen?" Der junge Mann schaute die Königin verlegen an. "Nunja, wie soll ich sagen... ich hatte all diese wunderbar weichen Matratzen, und doch konnte ich einfach nicht einschlafen, weil irgendetwas mich drückte. Das klingt vielleicht albern, aber meine Haut fühlt sich ganz blau an." Geschockt riss die Königin die Augen auf. 'Das... das kann doch nicht wahr sein? Dieser junge Mann...' Der eben dazugekommene König grinste Ranma breit an. "Nun mein Sohn, das heisst dann wohl, dass du eine echte Prinzessin bist." Die Königin fiel in Ohnmacht. "Und dabei weiss sie noch nicht einmal, was dich diese Nacht noch so vom Schlafen abgehalten hat," flüsterte Ryoga grinsend und Ranma lief rot an... ******************************************************************************** Mit einem lauten Poltern fiel Akane das Buch aus der Hand und schlug auf dem Boden auf. Ihr Gesicht glühte neonrot und machte Rudolfs Nase ernsthafte Konkurrenz. Ihre Gedanken wurden von einem schwarzen Wirbel aufgesaugt, in dem immer wieder die Bilder von Ranmas und Ryogas nächtlichem Treiben auftauchten... "Akane ist seltsam ruhig. Weisst du, woran das liegt, Kasumi?" "Ich habe keine Ahnung. Als ich sie heute morgen gefunden habe saß sie schon so in ihrem Bett und hatte einen ganz apathischen Blick." "Also ich würde mir weniger Sorgen um ihren Blick als um dieses seltsam verklärte Lächeln auf ihrem Gesicht machen..." -------------------------------------------------------------------------------- Ähm, ja *räusper* ich kann sowas nicht schreiben, tut mir Leid. Ich hoffe die Grundidee kann sich trotzdem jeder vorstellen.... ich sollte wohl noch ein bißchen üben, bevor ich mich wieder an sowas wage, ne? ^^' Einen wunderschönen Frühling allerseits ^___^ Kapitel 4: Von Fischen und Prinzen ---------------------------------- Chapter III - Von Fischen und Prinzen Heio ^-^ Ich hab meinen freien Morgen geopfert, indem ich gaaanz früh aufgestanden bin um dieses Kapi abzutippen... also ich hoffe es gefällt euch ^-^ Vorhang auf für unsere beiden Buchreisenden! "Einst, vor gar nicht allzulanger Zeit, sahen die Küstenfischer weit draußen auf dem Meer den Ozean weinen. Tausende winziger Schaumbläschen stiegen glitzernd in den Himmel auf und der Wind flüsterte ihnen die Geschichte der kleinen Meerjungfrau zu..." Die Augen des fremden Mädchens verengten sich beim Lesen dieser Zeilen. Wieso kam gerade dieses Märchen? Eigentlich hätte es - wenn überhaupt - erst ganz am Schluss des Buches kommen dürfen. Und bis dahin wären die beiden Jungs schon längst wieder in ihrer Welt zurück gewesen. Was also...? "Hey, lies weiter!" Eine ziemlich ungeduldige Akane knuffte die Blonde in die Seite. Also echt, wie konnte die nach der Einführung einfach aufhören? "Kasumi? Erinnerst du dich noch an das Märchen von der Meerjungfrau, das uns Mutter immer erzählt hat?" "Aber ja. Darin ging es um eine Meerjungfrau, die ihre Flosse am Strand ablegte um in der Sonne zu baden. Ein junger Mann beobachtete sie dabei und stahl ihre Flosse, damit sie bei ihm bleiben musste." "Genau, und dann bekamen die beiden viele, viele Kinder, oder?" Nabiki grinste von einem Ohr zum anderen. Akane erstarrte. "Nun..." Vater Tendo setzte einen Go-Stein. "...lasst unseren Gast doch einfach weitererzählen." Auffordernd nickte er der Blonden zu. "Also gut..." Etwas zögerlich griff das Mädchen wieder nach dem schweren Buch. Seine Gedankengänge waren zu keinem befriedigendem Ergebnis gekommen. Es war wohl wirklich das Beste einfach weiterzulesen... Als sie die erste Seite umblätterte erschien eine der bewegten Zeichnungen. Bunte Fischschwärme stoben auseinander und offenbarten einen großen Stein. Ein Mädchen lag darauf. Sein langes meergrünes Haar bewegte sich sanft in der Strömung. Hellgrüne Schuppen bildeten ein Muster auf seinem Bauch und gingen in einen Fischschwanz über. Statur und Aussehen des Oberkörpers passten eher zu einem Jungen. Das Meermädchen (oder der Meermann) schien zu schlafen. Entspannte Gesichtszüge offenbarten den Betrachtern einen Bekannten. "Ranma!" Die Lider des Mädchens zuckten kurz im Schlaf. Für einen Moment war es still im Hause Tendo. Selbst die beiden Väter hielten in ihrem Spiel inne. Dann, ganz leise, wiederholte Akane den Namen des Verschwundenen. "Ranma." Die Augen des Mädchens (nein, Jungen^^) öffneten sich. Verschlafen fuhr eine Hand nach oben und strich störende Haarsträhnen zur Seite. Eine Schüssel mit Reiscrackern fiel zu Boden, als Akane sich plötzlich auf dem Tisch abstützte. "Ranma!Kannst du mich hören? Ranma!" Das Mädchen schaute sich um, das Bild erstarrte. Schnell blätterte die Blonde weiter... "AAAHH!" Ein Schrei durchbrach die friedliche Stille des Meeresgrundes. Panisch schloss Ranma sofort wieder den Mund und versuchte den Atem anzuhalten. Gleichzeitig ruderte er wie wild mit den Armen um nach oben zu kommen. Raus aus dem Wasser. Als er nur schwerlich von der Stelle kam bemerkte er, dass seine Beine sich nicht so bewegten, wie er wollte. Ein schneller Blick nach unten: "UWAHHH!!" Ranma schluckte Wasser, erwartete einen Hustenanfall, nahm Abschied von der Welt und... "Was machst du da?" Vorsichtig öffnete der Junge die Augen und starrte gleich darauf das Fischmädchen vor sich an. Langes, lila Haar fiel in Wellen über den Oberkörper. Rosa und grün glitzernde Schuppen bedeckten ihre Brüste und zogen sich als Müster über ihren Bauch bis zu der großen Flosse, die sich spielerisch bewegte. //Märchen. Ich-bin-in-einem-Märchen.// Bewusst versuchte der nun Grünhaarige ein und aus zu atmen. //In Märchen kann es einem auch schonmal passieren, dass man unter Wasser atmen kann oder einen Fischschwanz hat. Alles ganz normal. Alles ok.// Das Atmen klappte prima. Allerdings hatte Ranma den Geschmack von Algen und Fisch auf der Zunge. //Also... ich muss nur wieder diesen Idioten Ryoga finden und wir können von hier verschwinden.// Versuchsweise bewegte er die große Flosse. Erst nach rechts, dann nach links, dann... "Komm schon!" Eine kräftige Hand packte ihn am Arm und zog ihn einfach durchs Wasser. //Wuaahh!// "Vater will dich sprechen." //Hä?// "Warum?" Während er so durchs Wasser gezogen wurde bewegte Ranma weiter den neuen Fischschwanz. So langsam hatte er raus wie man ihn richtig steuerte. Und das Mädchen neben ihm hatte ein ganz schönes Tempo drauf. Er konnte es gar nicht erwarten diesen Speed selbst auszuprobieren. Aber vorher musste er eben doch erst rausbekommen, worum es in diesem Märchen ging, ob er auf irgendeine Art in Gefahr schwebte und wo er Ryoga finden würde. "Na wegen deinem Geburtstag." Die Lilahaarige schaute ihn verwundert an. "Du sprichst doch seit Tagen von nichts anderem." "Ah... äh..." //Tu ich das?// Konnte dieses "Macht des Märchens" ihm nicht mal zu Anfang eines Märchens ein kurzes Script mit der Vorgeschichte seines Charakters zukommen lassen? "...ja, aber wegen unserer vierten Schwester hat Vater verboten, dass ich an meinem Geburtstag auftauche. Er sagte, es sei sein letztes Wort." Ranmas Stimme klang sogar ein klein wenig verbittert. Wow. So ging es also auch. Danke, Macht. "Ja, aber jetzt hat er seine Meinung geändert. Naja... eigentlich wurde er dazu gezwungen. Der halbe Hofstaat hat protestiert. Die Tradition verlange es, dass jede Prinzessin an ihrem 16. Geburtstag zur Oberfläche schwimme. Sie müsse mit den Gefahren dort in Kontakt kommen, um später ihr Volk wirksam davor schützen zu können." Das Meermädchen machte eine scharfe Linkskurve und Ranma war sich nicht mehr ganz so sicher, ob er diese Art der Fortbewegung schon beherrschte. "Also ich finde das Ganze ziemlich überflüssig. Als ich oben war fiel Wasser von dem, was die Landbewohner Himmel nennen. Es war alles dunkel und ungemütlich - und überhaupt nicht gefährlich. Ich bin ein bißchen hin und her geschwommen und dann wieder heimgekehrt." Ach, darum ging es also. Nun, Ranma war sich ziemlich sicher, dass er das auch schaffte. Also auf zum König! Moment... was hieß hier eigentlich "Prinzessin"?! ~ ~ ~ Da die Verfasserin davon ausgeht, dass jedem Leser Vater-Tochter-Gespräche à la "Schwimm vorsichtig! Sprich nicht mit fremden Fischen! Komm nicht zu spät zurück! etc" bekannt sein dürften, findet an dieser Stelle ein Zeitsprung statt. ~ ~ ~ Noch etwas ungelenk, aber wunderbar schnell, schoss Ranma durchs Wasser. Ganze Fischschwärme teilten sich vor ihm, als er angebraust kam. Einige buntleuchtende Minifische begleiteten ihn sogar ein Stück und schwirrten wie eine verrückt gewordenene Ehrengarde um ihn rum. Es war einfach ein irres Gefühl und der Junge genoss es. Fische führten ein herrliches Leben. Wer so toll schwimmen konnte und so eine schöne Landschaft um sich herum hatte musste zu den glücklichsten Lebewesen der Welt zählen. Den riesigen Schatten über seinem Kopf bemerkte der Grünhaarige erst, als es schon zu spät war. Plötzlich senkte sich ein schweres Netz über ihn und bremste seine Fahrt. Mehr verärgert als besorgt versuchte er sich von den Stricken zu befreien und zappelte in der Gegend rum, bis er sich so richtig in dem Netz verheddert hatte. Für einen Moment unterbrach er seinen Befreiungsversuch und versuchte es auf andere Weise - mit Denken. Das Netz bewegte sich. Kontinuierlich zog es ihn nach oben, weiter zur Oberfläche... //Ach, scheiss auf Denken.// Erneut griff Ranma nach den Strängen, konzentrierte sich und riss das Netz auseinander. Na bitte, wer sagts denn... Missmutig verpasste er der zerfetzten Fischfalle einen Schlag mit seiner Schwanzflosse, bevor er den Blick nach oben wandte. Sein Logikzentrum erzählte ihm gerade, dass es sich bei dem Schatten um ein Schiff handeln musste. Ein ziemlich großes Schiff. Zornig schwamm der Meermann (in seiner Funktion als Meeresprinzessin) nach oben, um wem-auch-immer mal gehörig die Leviten zu lesen. Der konnte hier doch nicht einfach so etwas gemein gefährliches und ungemein störendes wie ein Netz abwerfen, während ein ahnungsloses Ranmafischchen unter seinem "Boot" durchschwamm. Mit einem letzten kräftigen Hieb seiner Flosse schnellte er aus dem Wasser. In glitzernde Wassertröpfchen getaucht stellte er sich zum ersten Mal zwei essentielle Fragen: 1) Konnte er an der Luft überhaupt atmen? 2) Was passierte, wenn er gesehen wurde und jemand so nett war ihm eine Harpunenspitze durch den Körper zu rammen? //Oh...// Platschend fiel er wieder zurück ins Wasser ohne viel von seiner Umgebung wahrgenommen zu haben. //Mist, mist, mist.// Abwartend zog er unter der Oberfläche Kreise und verfluchte seine eigene Dummheit. Als nach mehreren Minuten immernoch kein Geschrei ertönte und das Wasser auch nicht von tödlich blitzenden Harpunen durchstochen wurde wagte er sich vorsichtig wieder weiter nach oben. Kritisch betrachtete er den feinen Rand der Luft und Wasser trennte. Konnte er es wirklich wagen? Was wenn er jämmerlich erstickte? Luft war ja auch echt gefährlich. Diese ganzen Gift- und Abgase, die da rumschwirrten... Schnell durchbrach er die Wasseroberfläche und atmete tief ein. ... Keuchend atmete er wieder aus. Welcher Idiot hielt auch die Luft an, nur weil er nicht wusste, ob diese Gift für ihn war? Also, wie es schien konnte er auch über Wasser prima atmen. Ein weiterer Pluspunkt auf seiner "Warum-Fischmensch-sein-so-toll-ist"-Liste. Suchend blickte er sich um, bis er das Schiff wieder entdeckte. Es war wirklich ein ziemlich großes Schiff. Mit Masten und Segeln und so Zeugs. Wirklich beeindruckend... Sein Blick glitt am höchsten Mast entlang nach oben und suchte die Totenkopf-Flagge. Piraten Ahoi! Oh, oder doch nicht. Enttäuscht entdeckte er eine rote Flagge mit goldener Krone. //Wie öde...// Langsam schwamm er auf das Schiff zu, immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden. "Ranma." Er erstarrte. //Ryoga?!// "Ra-n-ma. Ranma." Er wusste, wie man seinen Namen buchstabierte, danke. Etwas schneller schwamm er weiter. //Ryoga ich kommeee.// flötete er in Gedanken. "Was heisst ihr kennt keinen Ranma? Er muss hier irgendwo sein." Ah, anscheinend vermisste sein Partner ihn schon. Na der würde Augen machen, wenn er ihm seinen tollen neuen Fischschwanz zeigte. "Ok, lasst mich kurz nachdenken... gibt es hier irgendwo eine besonders schöne Prinzessin? Ein wunderschönes, aber armes Mädchen? Seltsame Vegetation?" Warum konnte er Ryogas Stimme eigentlich so gut verstehen, während er vom Gegenpart überhaupt nichts mitbekam? Ranma legte noch einen Zahn zu und hielt sich kurz darauf an der glitschigen Bordwand fest. Und was jetzt? Ryoga überraschen? Erstmal gucken, wer da noch so rumlief? Man wollte schließlich noch immer nicht von netten Harpunen oder ähnlichem aufgespießt werden... "Eine Klosterschule voller hübscher Mädchen? Nein, ich glaube nicht, dass er dort ist..." Lautlos umrundete der Fischjunge das Schiff, bis er vergessene Strickleiter zu fassen bekam und sich mühsam daran hochzog. Ok, das gab einen fetten Minuspunkt auf seiner Liste. Geschickt schwang er sich auf eine Ausstülpung des Schiffes und streckte sich, um auf das Deck spicken zu können. Ryoga fühlte sich genervt. Er stand hier inmitten einer Horde nach Fisch und Meer stinkender Männer, die ihn mit "mein Prinz" oder "ihre Hoheit" anredeten. Der Boden unter seinen Füßen bewegte sich ungleichmäßig auf und ab. Er fühlte sich müde und zerschlagen und - von Ranma keine Spur. Das war mal wieder so typisch. Immer wenn er mal ein ernsthaftes Gespräch mit dem Älteren führen wollte löste sich dieser buchstäblich in Luft auf. Ganz toll. "Ranma..." Sehnsüchtig wanderte sein Blick über das weite Meer. Irgendwo da draußen musste er sein. Vielleicht schweifte sein Blick gerade ebenfalls übers Meer und er fragte sich, wo Ryoga steckte. Fühlte der Schwarzhaarige sich ebenfalls einsam und verlassen, weil er nicht in seiner Nähe war? Schmerzte sein Herz ebenfalls bei dem Gedanken an die Distanz zwischen ihnen beiden? Oder wusste sein Freund schon, wo er sich befand und war auf dem Weg zu ihm? Würde sein Schiff im nächsten Moment am Horizont auftauchen und ihn entführen? //Lächerlich.// Er war lächerlich. Seine Gedanken die eines dummen Narrens. Nie würde Ranma dasselbe für ihn empfinden. Für den Schwarzhaarigen war er doch nur ein guter Streitkumpel. Er sollte endlich aufhören Luftschlössern nachzujagen. Kein Schiff würde am Horizont auftauchen. Ranma würde nicht kommen, um ihn zu holen. Wieso sollte er auch? Irgendwann im Laufe dieses Märchens würden sie sich so oder so über den Weg laufen. Und dann würde Ranma wieder seinen Liebhaber spielen müssen. Und jede Faser seines Körpers würde ausstrahlen, wie unangenehm es dem Älteren wäre. Und während er, Ryoga, in Ranmas Armen dahinschmelzen könnte, würde sein Herz nur nochmehr schmerzen. Seine Augen wurden hart, als er sich wieder seinen Männern zuwandte. Vielleicht sollte er Ranma einfach vergessen... Verwundert schaute Ranma seinem Freund nach, als dieser mit einigen Männern zur gegenüberliegenden Reling ging. Ryogas Mimik hatte sich plötzlich so verändert. Als Ranma in diese kalten Augen geschaut hatte, war ein Schauer über seinen Rücken gerieselt. Fröstelnd hatte er die Arme um seinen Körper geschlungen. Nie wollte er von dem Braunhaarigen mit diesem Blick bedacht werden. Nie wieder wollte er den kleinen Tollpatsch so eisig erleben. Ryoga hatte seinen, Ranmas, Namen geflüstert bevor er so anders geworden war... Leise schmerzte das kleine Herz, das gleichmäßig in der Brust des Fischmannes schlug, und die tiefgrünen Schuppen nahmen eine dunklere, wehmütigere Farbe an... "Hey!" Einer der Matrosen hatte Ranma entdeckt und gestikulierte wild in seine Richtung. Erschrocken zog sich der Fischmann etwas zurück und wurde zurück ins Wasser geworfen, als ein Ruck durch das Schiff ging. Der Junge erkannte das Meer kaum wieder. Hell und freundlich war es gewesen, als er aufgetaucht war, in einen brodelnden Hexenkessel hatte es sich verwandelt. Meterhohe Wellen stürmten auf den Meerjungen ein und sein Versuch der Meereswut zu trotzen dauerte nur wenige Minuten. Dann ließ er sich von der Gewalt des plötzlich aufgezogenen Sturms nach unten drücken und tauchte unter die Sturmwellen. Hier unten war das Wasser so ruhig wie zuvor, die Strömung vielleicht etwas stärker, aber nicht mit der Höllenwut über seinem Kopf zu vergleichen. Und es war dunkel. Das rasche Aufziehen des Unwetters hatte die Mannschaft überrascht. Niemand rechnete mit solch einem Sturm. Nicht in diesem Gewässer, nicht zu dieser Jahreszeit. Und nicht ohne jegliches Anzeichen. Panische Schreie tönten durcheinander, während verzweigte Blitze über den Himmel zuckten. Unruhig zog Ranma unter dem Schiff Kreise. Wollte er auftauchen, um nach Ryoga zu sehen, wurde er sofort wieder nach unten gedrückt. Die Macht des Sturmes überstieg seine eigenen Kräfte bei weitem. Ob diese Schwachköpfe von Matrosen wussten, was sie taten? War sein Ryoga bei ihnen überhaupt sicher? Ein lautes Krachen übertönte das wütende Heulen des Sturms und von Schreien begleitet brach der Großmast. Das Schiff legte sich auf die Seite. Matrosen stürzten schreiend ins Wasser und wurden wie zuvor Ranma von den Wellen gnadenlos nach unten gedrückt. Ranma bemerkte die in Todesangst zappelnden Gestalten und schwamm auf sie zu. Dann streifte ihn ein schweres Tau am Kopf und halb betäubt sank er weiter nach unten... Eilig kappten die verbliebenen Matrosen die Taue, mit denen der Mast noch immer an ihrem Schiff befestigt war. Gleichzeitig wurde mit scharfen Messern auf die gesplitterte Stelle eingehackt, damit sich der Mast ganz lösen konnte, bevor er das Schiff zum Kentern brachte. Mit einem plötzlichen Ruck schnellte das Schiff wieder in seine ursprüngliche Lage. Wieder wurden Matrosen über Bord geschleudert. Inmitten dieses Höllenspektakels klammerte sich Ryoga an das kurze Stück Reling beim Steuerrad. Seine Schulter schmerzte und er vermutete, dass er sie sich beim Aufschnellen des Schiffes ausgekugelt hatte. Holzsplitter hatten sich tief in seine Handflächen gegraben und das aufgepeitschte Meer versorgte die blutenden Stellen mit Salz. Die Befehle des Kapitäns drangen verzerrt an sein Ohr. Welle um Welle spülte über Deck und fand ihre Opfer. Der Schrei eines Matrosen übertönte für einen Moment den Sturm. Ryoga wandte sich um und erstarrte, als er die graue Wand aus Wasser sah, die auf ihr Schiff zuschoss. Der Kapitän brüllte eine Warnung, Schreie gingen im Wüten des Sturms unter. Dann war die Welle heran - und die Welt ging unter. Nur langsam wurde Ranmas Sicht wieder klarer und er stoppte sein Sinken. Die Wasserwelt um ihn herum war erfüllt von sinkenden Holzteilen und Matrosen. Geschockt starrte der Junge die bewegungslos treibenden Körper an. //Ryoga!// Mit neuer Kraft kämpfte er sich zur Oberfläche durch. Mit jedem Schlag seiner Schwanzflosse gegen das brodelnde Wasser spürte er, wie seine Kräfte schwanden. Die für ihn ungewohnte Bewegung bescherte ihm Krämpfe und jeder Flossenschlag schmerzte. Aber er durfte nicht aufgeben. Die Zähne fest zusammengebissen tauchte er schließlich auf und starrte die Wand aus Wasser an, die gerade das Schiff verschlang. Dann zog ihn die Strömung wieder nach unten, bevor die Welle über ihm zusammenbrechen konnte. Sich überschlagend wurde er durch das Wasser gewirbelt, wusste nicht mehr wo oben und unten war, als er plötzlich eine vertraute Gestalt mit braunem Haar entdeckte. "Ryoga!" Sein gurgelnder Schrei ging im Tosen des Meeres unter. Eiskaltes Entsetzen packte ihn, während er verzweifelt versuchte auf die sinkende Gestalt zuzuschwimmen. "Ryoga!" Endlich hatte er ruhigeres, tieferes Wasser erreicht und konnte schneller schwimmen. Vergessen waren die Schmerzen in seiner Flosse, seine Übermüdung, das Stechen in Herz und Lunge. Die Gestalt seines Freundes bewegte sich nicht! Seine weit nach vorn gestreckten Hände packten den schlaffen Körper und Ranma wandte sich sofort wieder der Oberfläche zu. Der Sturm wütete unvermindert hart über ihren Köpfen. Da oben würden sie sich keine zehn Sekunden halten können. Aber hier unten erwartete Ryoga der sichere Tod. Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung fluteten Ranmas Augen, als er weiter versuchte an die Oberfläche zu kommen. Die wilden Strömungen packten ihn, drückten ihn immer wieder nach unten, spielten mit ihm und verhinderten gekonnt sein Auftauchen. Totale Erschöpfung machte sich in dem jungen Mann breit und unbewusst lockerte er seinen Griff um Ryoga. Sofort sank der Körper des Freundes wieder Richtung Meeresgrund. Erschrocke tauchte Ranma ihm nach und zerrte an den nassen Kleidern. Wie lange waren sie jetzt schon unter Wasser? Konnte er Ryoga überhaupt noch retten? War es nicht schon zu spät? Würde er seinen Freund hier und jetzt für immer verlieren? "Nein!" Verzweifelt presste er den schlanken Körper an sich, während sie zusammen nach unten sanken. Immer weiter dem Grab unzähliger Schiffe entgegen. Und dann griff die Macht des Märchens ein. Sanft legten sich die Lippen des Meermädchens auf die des Ertrinkenden und hauchtem ihm neuen Atem ein. Immer und immer wieder, bis der Prinz auf die gleiche Weise wie der Fischmensch atmete. Eigentlich müsste es unmöglich sein, dass ein Mensch unter Wasser atmen konnte. Aber in einem Märchen ist eben nichts unmöglich. Erleichterung machte sich in Ranma breit und schenkte ihm die nötige Kraft um Ryoga unter Wasser in Richtung Land zu ziehen. Sein Freund würde nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt, nicht, wenn er es verhindern konnte. Und er würde es verhindern. Denn Ryoga würde auf keinen Fall sterben, bevor er ihm nicht etwas wichtiges gesagt hatte. Entschlossen schwamm er weiter und merkte nicht, dass der Braunhaarige kurz die Augen öffnete, bevor er wieder ohnmächtig wurde. Müde schob er den schweren Körper weiter auf den flachen Sandstrand, bis er von den Wellen nicht mehr mitgerissen werden konnte. Sein eigener Körper war ein einziger großer Schmerzbrunnen. Seine neue Flosse hing nutzlos an seinem Körper, unfähig sich nich weiter zu bewegen. Raue Steine hinderten ihn daran zurück ins Meer zu treiben. Erschöpft schloss er die Augen. Ein Brennen auf seiner Haut holte ihn schließlich wieder in die Realität zurück. Wenn er hier noch länger liegen blieb würde die Sonne ihn austrocknen. //Noch ein Minuspunkt.// Der Grünhaarige lächelte schwach, bevor er sich schwerfällig auf seine Arme stemmte und zu Ryoga schaute. Der Braunhaarige lag noch genauso da, wie zuvor. Keine Bewegung deutete an, dass er noch am Leben war. "Ryoga?" Plötzlich war Ranmas Hals wie zugeschnürt. Das konnte doch nicht sein, oder? Das durfte einfach nicht sein! Mühsam robbte er auf seinen Freund zu. "Ryoga?" Er atmete. Sanft strich er eine salzverkrustete Haarsträhne aus dem Gesicht des Jüngeren und registrierte erleichtert das kurze Zucken der Augenlider. Er schlief also nur. "Hey, Ryoga, du musst jetzt aufwachen. Die Sonne scheint und es ist ein wunderschöner Tag. Den kannst du doch nicht einfach verschlafen, mein Freund..." Der Fischjunge beugte sich nach vorn um dem Schlafenden in bester Dornröschenmanier einen Kuss auf die blassen Lippn zu geben. "Hihihi!" Erschrocken zuckte er zurück, als das Lachen eines Mädchens über den Strand schallte. Als er sich umschaute entdeckte er eine Gruppe von fünf jungen Frauen. "Ryoga..." //Verdammt!// Schnell robbte er soweit zurück, bis die Wellen ihn erfassten und ins tiefere Wasser zogen. "Ich komme wieder, versprochen. Also warte auf mich." Dann tauchte er unter und ließ sich träge sinken. Er war so schrecklich müde... "Ranma?" Krächzend versuchte Ryoga sich zu artikulieren. War das wirklich Ranma gewesen? Diese sanfte Stimme, die ihn zum Aufstehen bewegen wollte und ihm zurief, dass er auf ihn warten solle? Vorsichtig bewegte er sich und fühlte im nächsten Augenblick eine stützende Hand unter seinem Nacken. Als er die Augen aufschlug sah er direkt in das Gesicht eines blonden Engels. "Er lebt noch. Seht doch, er lebt! Holt schnell die Männer!" Das Geräusch von eiligen Schritten auf Sand drang an sein Ohr. "Wer bist du? Bist du Matrose? Ist dein Schiff gesunken? Wie kommst du hierher?" Schwer fielen seine Augen wieder zu und erneut umgab ihn Dunkelheit... Als Ranma erwachte war er allein. Er lag auf sandigem Boden, um ihn herum nichts als Wasser, vereinzelte Korallen und kleine Fischchen, die scheu zu ihm hinschauten. Er bewegte sich vorsichtig und sie stoben in alle Richtungen davon. "Au." Verdammt, seit wann taten Märchen so weh? Sein ganzer Körper war mit Prellungen übersät, seine Muskeln schmerzten und sein Kopf fühlte sich seltsam schwer und wie in Watte gepackt an. Ihm war schlecht. Allein der Gedanke an Ryoga ließ ihn sich verbissen weiter aufrichten und weiterschwimmen. Er musste ins tiefe Meer, denn um zu Ryoga zu gelangen musste er zuerst diese lästige Flosse loswerden. Die Macht des Märchens lenkte ihn zur Höhle der Meerhexe. Aber bis dahin war es noch ein langes, schmerzhaftes Stück Weg... ~ ~ ~ "Oh Ranma." Tränen verklärten Akanes Sicht, als sie auf die Zeichnung starrte. Neben ihr hatte Kasumi angefangen eine Liste an Verbandsmaterial und Salben aufzustellen. Nabiki nickte anerkennend. Der Trottel konnte ja richtig hartnäckig sein und sich ins Zeug legen. Vielleicht sollte sie doch versuchen die Verlobung zu boykottieren und dann selbst mit ihm gehen... Die beiden Väter saßen statuengleich auf ihren Plätzen. "Möchte jemand Ramen?" Shampoos glockenhelle Stimme durchbrach die Stille und sofort stürzten sich alle bis auf Akane und das blonde Mädchen auf das mitgebrachte Essen. "Lies weiter... bitte." Leise richtete das blauhaarige Mädchen seine Worte an die Märchenerzählerin. Ein stummes Nicken, dann wurde die nächste Seite aufgeschlagen. ~ ~ ~ Die Höhle sah scheußlich aus. An rauem Fels trieben blassglibbrige Würmchen in der seichten Strömung. Braune Algen hingen büschelweise von der Decke oder verhinderten die Sicht auf den Boden. Ein ungesundes Grün bildete die einzige schwache Lichtquelle. Ranma schwamm wie in Trance immer tiefer in das Höhlensystem hinein. Längst schon hatte er das halbrunde Leuchten des Eingangs hinter sich gelassen. Aber das war nun auch egal. Er musste an Ryoga denken. Entschlossen beschleunigte er sein Tempo und wenig später wies gelbes Licht auf den Wohnbereich der Hexe hin... "Du willst also, dass ich dich zu einem Menschen mache? Dir zwei Beine gebe, damit du da oben rumtanzen kannst, ja?" Die Meerhexe lachte hässlich. "Und was bekomme ich dafür, Püppchen?" "Ich..." Ranma stockte. Das war eine berechtigte Frage, aber... "Ich habe nichts." Das hatte er wirklich nicht. Verflucht, wieso hatte er nicht schon früher daran gedacht? Und wie konnte ihn die Macht des Märchens in so eine Situation bringen? "Doch, hast du." //Hab ich?// Die heisere Stimme der Hexe holte ihn aus seinen Gedanken und er blickte direkt in gierig glitzernde Augen. "Du hast deinen Körper." Eine knorrige Hand berührte seine Wange und Ranma erstarrte. Kalte Schauder schüttelten seinen Körper. //Mein Körper?! Nein, nie, vergiss es!// Die Hand wanderte weiter über seinen Hals und legte sich auf seine entblösste Brust. Der Herzschlag des Jungen beschleunigte Richtung Panikattacke. "Nicht?" Die Alte lächelte. "Aber du könntest deinen geliebten Prinzen retten..." "Wieso retten?" Der Meermann versuchte nach Außen hin ruhig zu bleiben, aber sein Herz hatte gerade einen Rekord im Hochsprung aufgestellt. "Nun, nicht jedes Märchen endet mit einem Happy End, oder?" Das hässliche Lachen der Hexe hallte durch die Höhle und wurde von den Wänden versetzt zurückgeworfen. Ranmas Hände ballten sich zu Fäusten. "Was willst du damit sagen?" "Du weisst genau, was ich damit sagen will, Schätzchen." Die ruhige Stimme der Alten war direkt gruseliger als das Lachen von eben. Ranma schloss die Augen. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. In diesem Märchen stürzte er von einer Katastrophe in die andere. Warum hatten sie auch in dieses verdammte Buch gezogen werden müssen? Er konnte doch nicht mit dieser alten Hexe...? Ihm wurde schlecht. Sein Magen fuhr munter Achterbahn und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Aber eigentlich stand sein Entschluss schon fest. Und seine Jungfräulichkeit war doch ein geringer Preis für Ryogas Leben, oder? "Also gut. Ich bin einverstanden." Die Stimme des jungen Mannes war kaum mehr als ein Flüstern gewesen, aber er schaute der Meerhexe fest in die Augen. "Schön, schön." Die Alte drehte sich freudig um und schmiss irgendwelche teils lebendig aussehenden Zutaten in einen kochenden Kessel. Ranma sank in sich zusammen. "Nun, zuerst die Bezahlung." Ranmas kurze Nägel bohrten sich schmerzhaft in seine Handballen. "Aufgrund bestimmter vertraglich geregelter Bedingungen ist es mir leider nur gestattet deine Stimme als Bezahlung einzufrodern." Der Fischjunge starrte die Hexe an. "Wa-?" Und hopps, landete seine Stimme in Form einer Lichtkugel in einem kleinen Gläschen, dessen Deckel sich sofort schloss. "Desweiteren sieht der Vertrag leider vor, dass ich dir deine Stimme wiedergeben muss, sofern der Prinz dir vor dem nächsten Vollmond den Kuss der wahren Liebe gibt. Tut er das nicht, musst du allerdings sterben!" Mit einem dumpfen Schlag wurde die letzte Zutat in den Kessel geschleudert. Bunter Qualm stieg auf, das Lachen der Hexe schmerzte in Ranmas Ohren, er wollte schreiben, aber seine Stimmbänder blieben stumm. Dann hatten ihn die gierigen Armes aus Rauch erreicht und wickelten sich um seinen Körper wie die Boa Constrictor um ihr nächstes Abendessen. Die Worte der Meerhexe hallten in seinem Kopf wieder: "Beweist der Prinz dir seine wahre Liebe nicht vor dem nächsten Vollmond, wirst du sterben. Sterben. Sterben..." //Nein, nicht, neeeeiiin!// Seine Gegenwehr erschlaffte, als ein reissender Schmerz in seiner Flosse ihn in tiefe Bewusstlosigkeit schleuderte. "Hey..." Geräusche drangen langsam an sein Ohr. Das Rauschen der Brandung. Das Kreischen der Möwen. "Geht es dir gut?" Knirschender Sand. Ryogas Stimme. Das Bellen eines Hundes. Das- Ryogas Stimme?! Auf einen Schlag war Ranma hellwach und riss die Augen auf. Sofort versperrte ihm ein Tränenschleier die Sicht, als die viel zu helle Sonne seine empfindliche Retina traf. //Uh, Mist...// "Ah, tut dir was weh?" Das war ja tatsächlich Ryogas Stimme. Etwas vorsichtiger diesmal öffnete Ranma erneut die Augen und blinzelte sein Gegenüber an. Braunes Haar, braune Augen, gelbes Stirnband - Ryoga! Und er lebte! Wuah, er könnte die ganze Welt küssen! Glücklich schmiss sich der immernoch Grünhaarige seinem Freund an den Hals. "- -" (Übers.: Du Idiot...) Ryoga lief knallrot an, als sich das fremde Mädchen mit dem langen grünen Haar und sonst nichts am Körper an ihn presste. Er war zwar gerade ein Prinz, aber deshalb musste dieses bezaubernde Ding doch nicht... Vorsichtig schob er sie wieder auf Abstand, drehte den Kopf zur Seite und räusperte sich. "Du solltest dir besser etwas anziehen." "- !"(Aaaah!) Schnell schlang Ranma seine Arme um den eigenen Körper. Diese verdammte Hexe hatte ihn seiner Kleider beraubt. Dass er als Meermann keine besessen hatte verdrängte er mal eben. Hektisch schaute er sich nach etwas Stoff um und hielt abrupt inne, als ihm einfiel wie lächerlich das Ganze aussah. Schließlich war er ein Mann. Ryoga war ebenfalls ein Mann. Wo also lag das Problem? " - ?" (Ryoga?) Genervt zupfte er am Ärmel des prinzlichen Gewandes. Diese stimmlos-Sache war ganz schön unpraktisch. Aber er musste diesen Idioten schließlich nur dazu bringen ihn nochmal genauer anzusehen., dann würde er ihn schon erkennen. Also frisch fröhlich weitergezupft. ... Warum reagierte der Kerl nicht? Sollte er sich noch aufdringlicher verhalten? Bitte, konnte er haben, der He- "Sybille!" "Mein Pri-oh!" Eine mindestens fünf Nummern zu große Schürze senkte sich über Ranma und verdeckte seine Haut unter weißem Leinen. "Oh du armes Ding! Bist wohl an Land gespült worden." " - - - - - - - - - - - - - !" (Ich bin kein armes Ding und hör auf mir den Kopf zu tätscheln!) "Sie scheint stumm zu sein." //Ach ne, das ist ja mal ganz was- wie bitte? Sie? Warum denn bitte schön "sie"?!// "Oh das arme, arme Ding." Die Amme drückte Ranma an ihre üppige Brust und schnürte ihm fast die Luft ab. "Wir sollten sie mit ins Schloss nehmen. Vielleicht weiss dort jemand wer sie ist, mein Prinz." //Luft...// Etwas wackelig versuchte Ranma wieder zu Atem zu kommen, dann begrapschte er seinen eigenen Körper. Dieses Gerede von wegen "sie" war ja nicht auszuhalten. Er war ein Mann. Genau, ganz eindeutig. Was er da eben unter dem Stoff in Händen hielt konnte nur zu einem Mann gehören. Wie blind waren die beiden eigentlich? Und warum erkannte ihn Ryoga nicht sofort?! "Jaja..." Ryoga stimmte zerstreut zu. Für einen kurzen Moment hatte er direkt in die Augen der Fremden sehen können und der Blick, der ihm aus den wasserhellen Seelenspiegeln begegnet war, hatte ihn an irgendetwas erinnert. An jemanden, der ihm wichtig gewesen sein musste. Er konnte sich nur nicht daran erinnern... ~ ~ ~ "Nein!" Erregt sprang Akane auf und starrte das Buch an. Das konnte doch echt nicht wahr sein! Warum... hatte Ryoga Ranma nicht erkannt? Wie sollte der Stumme Ryoga dazu bringen ihn zu küssen? Er hatte doch kaum Zeit! Und wenn er es nicht schaffte, würde er sterben! Tränen sammelten sich in den verheulten Augen des Mädchens. "Das ist nicht fair..." Ja, Ranma war ein Trottel, ein Idiot, der gar nichts verstand, aber immer die große Lippe riskierte. Aber... er musste gesund zurückkommen. Er musste einfach. ~ ~ ~ Angespannt schaute die einsame Gestalt nach oben. Ihre Hände hatte sie auf die schmale Brüstung des Balkons gelegt. Ihre Augen suchten und fanden die schmale Sichel des Mondes. Lange blieb sie einfach still stehen, scheinbar in den Anblick der sich ihr bot versunken. Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und ging zurück ins Schloss. //Drei Wochen. Ich MUSS es einfach schaffen.// Kurz und knapp: er schaffte es nicht. An Ryoga war a) kaum ranzukommen und b) verstand der Typ absolut NULL von dem was Ranma versuchte ihm klarzumachen. Zuerst hatte alles ganz gut angefangen. Im Schloss angekommen war Ranma wie ein gern gesehener Gast aufgenommen worden. Man hatte ihm hübsche Kleider und ein geräumiges Zimmer überlassen. Eine quirlige Zofe wurde ihm zur Seite gestellt, die ihm einerseits das gesamte Schloss zeigte, ihm andererseits aber nicht erlaubte selbstständig irgendwo hinzugehen. Am ersten Tag nach seiner Ankunft hatte er Ryoga überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, dafür hatte ihm Gesine (die Zofe) einige Tanzschritte beibringen wollen. Er hatte sie aus dem Zimmer geekelt und dafür den restlichen Tag Zeit genug gehabt sich tödlich zu langweilen. Der zweite Tag hatte wieder ganz gut begonnen. Er traf Ryoga, als er mit Gesine einen Spaziergang durch den Schlossgarten machte. Der prinz erkundigte sich höflich nach dem Befinden der jungen Dame. Gesine antwortete bescheiden, dass es den Umständen entsprechend gut gehe und sie dem Prinzen noch einmal von Herzen für ihre Rettung und die freundliche Aufnahme danken wolle. Ranma konnte nur sprachlos daneben stehen. Hallo? War er etwa Luft für die beiden? Als er die knicksende Zofe vehement zur Seite schob und Ryoga kampfeslustig in die Augen schaute begann der unbefriedigende Teil des Tages. Ryoga erkannte ihn immernoch nicht. Also verfiel Ranma auf die geniale Idee sich dem anderen mittels Scharade mitzuteilen. Er spielte den Kampfsportler (in einem langen Kleid gar nicht so leicht... und absolut lächerlich), versuchte Japan zu beschreiben, stellte Ryouga als P-chan dar, spielte die gekürzte Fassung von Aschenputtel vor, fiel vor dem Prinzen auf die Knie und wurde schließlich von zwei netten Wachen auf sein Zimmer gebracht. Im Weggetragenwerden hörte er noch, wie Gesine ihn bei Ryouga entschuldigte. Der Schock über den Schiffbruch sei noch zu präsent. Am dritten Tag wurde ihm strikte Zimmerruhe verordnet und resigniert ließ er sich die neuesten Tanzschritte zeigen. Eigentlich machte es sogar ein ganz klein wenig Spaß. Er konnte Ryouga für den Moment vergessen und Gesine schien ihn wenigstens ab und zu zu verstehen. Früh am Morgen des vierten Tages schaffte er es seiner Zofe zu entkommen. Er entführte Ryouga aus einer Gruppe weiser Männer, indem er ihn einfach am Arm packte und mitzog. Am Strand versuchte er dem perplexen Prinzen dann klarzumachen, dass er eigentlich ein Meermensch sei, der von einer bööösen Hexe verflucht wurde. Ryouga stellte plötzlich intelligente Fragen und Ranma meinte schon, dass er alles verstanden habe. Doch als er den Jüngeren überglücklich in die Arme schließen und küssen wollte, entwand sich dieser seinem Griff und floh zurück ins Schloss. Wenige Minuten später kamen Ranmas geliebte Wachen um ihn wieder zurück zu tragen. Von da an wurde ihm der Kontakt mit dem Prinzen bis auf weiteres versagt. Entmutigt hatte er den restlichen Tag auf seinem Zimmer verbracht. In der Nacht war ihm dann die rettende Idee gekommen und mit dem ersten Licht des fünften Tages schrieb er einen Brief an Ryouga, in dem er ihm alles erklärte. Als er den fertig geschriebenen Brief Gesine übergeben wollte, veränderte sich plötzlich das Schriftbild und aus den sorgfältig gezeichneten Schriftzeichen wurde eine wilde Kritzelei. Die Zofe meinte höflich, die Zeichnung sei recht hübsch und sorgte dafür, dass sie eingerahmt wurde. Ranma erlitt einen Tobsuchtanfall. Seitdem hatte er sich geweigert sein Zimmer noch einmal zu verlassen. Nur des nachts stellte er sich täglich für einige Minuten auf den schmalen Balkon, um den Mond zu betrachten. Seit seiner Ankunft war die schmale Sichel stetig gewachsen. //Noch zwei Wochen.// Seufzend legte er den Kopf auf seine Arme, die locker auf der Brüstung ruhten. Wenn das so weiterging, würde er es nie schaffen, dass Ryouga ihn erkannte... Aus den Augenwinkeln gewahrte er eine Bewegung und als er den Kopf wieder etwas hob erkannte er einen seiner freundlichen Wachtposten. Der Mann versuchte anscheinend Ranmas Aufmerksamkeit zu erregen, denn er fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum. Als er Ranmas Blick bemerkte ließ er die Arme jedoch schnell wieder sinken. Stattdessen lächelte er und warf der unbekannten Schönheit eine Kusshand zu. Unwillkürlich erwiederte Ranma das Lächeln. Nicht, dass er auf die Flirtversuche dieses Mannes eingehen wollte, immerhin war es ein Mann, der ihm da schöne Augen machte. Allerdings war es nach diesen anstrengenden und ergebnislosen acht Tagen einfach schön einen ehrlich lächelnden Menschen zu sehen. Ryogas Blick wanderte nach oben, suchte die Person, der die Kusshand des Wachmannes gegolten hatte. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das verschwand, als er das Mädchen vom Strand erblickte. Die langen meergrünen Haare bewegten sich sanft im Wind und ein weißes Nachtgewand umspielte kokett die zierliche Gestalt. Die klaren Augen des Mädchens glitzerten mit den Sternen um die Wette und die rosigen Lippen zierte ein bezauberndes Lächeln. Frech hauchte die Schöne der Wache einen Kuss zu, dann verschwand sie im Inneren des Gebäudes. Fröhlich pfeifend drehte der Wachmann weiter seine Ruhe und Ryoga fragte sich verwundert woher der Stich in seinem Herzen kam. Am darauffolgenden Tag wurde Ranma zum Dinner eingeladen. Gesine verbrachte qualvolle Stunden damit sein Haar zu einer ordentlichen Frisur hochzustecken. Laufend wurde an seinem Kleid rumgezupft, dort ein Bändchen angefügt, da eine Schleife gerade gezogen. Sein Gesicht machte zum ersten Mal in seinem Leben Bekanntschaft mit Puder, Rouge, Kajal und Lippenstift. Er hätte gut darauf verzichten können. Als es endlich soweit war und er sich auf den Weg machen durfte, wurde ihm sogar gestattet einen Blick in den Spiegel zu werfen. Wie gebannt starrte er das blasse Mädchen an, das ihn daraus anblickte. ... Er hatte schon viele schöne Mädchen gesehen. Ryoga als Aschenputtel war eines der schönsten Mädchen, das er je gesehen hatte... aber was die Zofen aus dem Meermädchen gemacht hatten war unglaublich. Das Mädchen mit den hellen Augen und dem grünen Haar war wunderschön. Und es lächelte. Dann wurde Ranma sanft weitergeschubst. Den Prinzen ließ man schließlich nicht warten. Nun, er hatte den Prinzen nicht warten lassen. Der Prinz samt restlichem Hofstaat schien mehr als angetan von seiner Veränderung. Schüchtern lächelte Ranma in die Runde. DAS war eindeutig nicht er. Dieses kleine Meermädchen schien immernoch irgendwo in ihm drin zu sein. Und an diesem Abend bewahrte es ihn vor weiteren Katastrophen. Während er unzähligen Adligen vorgestellt und im Tanz über die glänzenden Marmorfliesen geführt wurde, stellte Ranma mal wieder Überlegungen an. Und als er am Ende dieser langen Nacht auf seinem Balkon stand um den Mond zu betrachten fasste er einen Entschluss. Wenn Ryoga ihn nicht erkennen wollte, dann musste er sich eben in das grünhaarige Mädchen vom Strand verlieben. Und das müsste doch zu schaffen sein. ------ Es tut mir Leid^^ Ich hab das Chapi schon fertig und wollte euch auch gleich alles am Stück geben, aber ich habs nicht geschafft. Schlechte Zeiteinteilung und Langschläfertum halt^^' Und bis ich wieder an meinem PC bin könnte es ne Weile dauern... ich hoffe ihr wartet trotzdem auf den Schluss des Kapitels^^ Sonnige Grüße, das Akki ^-^ Kapitel 5: Von Fischen und Prinzen Teil 2 ----------------------------------------- Märchenkatastrophe Chapter 3, Teil 2: Von Fischen und Prinzen - und dem Lied des verliebten Mädchens Lang lang ists her, nun endlich soll diese FF ihren Abschluss finden. In diesem Kapitel wird die Geschichte der "kleinen Meerjungfrau" ihr Ende finden. Danach folgt nur noch der Epilog. Danke an alle, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben und nun ein hoffentlich zufriedenstellendes Ende finden werden. Vorhang auf für unser mutiges Meermädchen, dem nur noch wenige Tage bleiben, um den Kuss des Prinzen zu erlangen und seinem traurigen Schicksal zu entkommen... Schwarze Wolkenfetzen verdunkelten den Himmel. Ein kalter Wind wehte und Ranma schlang die Arme eng um den eigenen Körper, als er versuchte einen kurzen Blick auf den Mond zu erhaschen. Und tatsächlich riss die dunkle Wolkenwand für einen Augenblick auf, um den fast vollständig ausgebildeten Vollmond zu offenbaren. Zitternd stand der Junge im Sturm. //Noch vier Tage.// ~ ~ ~ Auf den nächtlichen Sturm folgte ein Tag wie er sonniger kaum sein konnte. Der Prinz gedachte auszureiten und wollte schon dem Stallburschen auftragen sein Pferd zu satteln, als ihm plötzlich eine Idee kam und er seine Anweisung änderte. Die Kutsche sollte angespannt werden. „Habt ihr schon gehört wen der Prinz zu einer Kutschfahrt eingeladen hat?“ „Was findet der Prinz nur an dieser flachen Person?“ „Ihr Haar sieht aus wie Seetang…“ „Ihre Augen sind total verheult…“ „Ihre Lippen sind ganz reizend-“ „Gesine!“ „Ja, ja, war nur ein Scherz.“ Die Bediensteten, Hausmädchen wie Zofen, gingen weiter ihren Tätigkeiten nach. „Nun, vielleicht steht unser junger Prinz ja drauf, wenn sie nicht schreien kann.“ Dreckiges Lachen erklang. „Ja, oder er-“ „Hey, na wenn das nicht unser stummes Prinzesslein ist.“ Die Hände zu Fäusten geballt und den Blick starr geradeaus gerichtet ging Ranma durch die Gruppe der Frauen hindurch ohne ihren spöttischen Knicksen und höhnischen Bemerkungen Beachtung zu schenken. Nach beianhe drei Wochen war er es gewohnt. Un heute trauten sie sich nicht ihn durch die Gegend zu schubsen oder sein Kleid zu zerreißen. Schon blöd, dass die Macht des Märchens ihn immer dann in seine Rolle zwang, wenn er Ranma den Kampfsportler brauchen konnte. „So nachdenklich heute?“ Verwundert schaute der Grünschopf auf und direkt in Ryogas lächelndes Gesicht. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf seine eigenen Lippen, drang aber nicht bis zu seinen Augen vor. Irgendwie hatte er sich damit abgefunden diesen Idioten nicht bezircen zu können. In drei Tagen würde er also sterben. Ohne, dass er es ihm gesagt hatte. Besorgt runzelte der Prinz die Stirn. Seine neue Freundin sah heute ungewöhnlich blass aus. Von ihrer fröhlichen Art, der lustig anzusehenden Verzweiflung, wenn sie versuchte ihm etwas verständlich zu machen und dann frustriert aufgab und eine Schnute zog, oder der Energie mit der sie sich jedem neuen Tag stellte war nichts mehr zu spüren. Das Mädchen neben ihm wirkte müde. Nur ein Schatten seiner selbst. Müde und… resigniert? Aber warum? Ranmas Blick wanderte zur Seite und blieb auf der unendlichen, glitzernden Fläche liegen, die das Meer verkörperte. Bis zum Horizont und darüber hinaus nur Wasser. Wasser, das vor buntem Leben nur so wimmelte. Da draußen tanzten die Quallen Reigen und die Delphine spielten Fangen. Wäre er glücklich geworden dort draußen, im Meer? Als Fischmensch mit einer grünen Flosse, die ihn schneller als jeden menschlichen Schwimmer durchs Wasser trug. Wäre er glücklich geworden in der Gesellschaft der anderen Fischmenschen, deren Leben aus Heiterkeit und Sorglosigkeit bestand? Unbewusst machte er einen Schritt auf das Meer zu und wurde sofort von einer Hand an seinem Arm zurückgehalten. //Nun, jetzt ist es zu spät sich darüber Gedanken zu machen.// Langsam drehte er sich wieder zu Ryoga um und schaute diesem tief in die dunklen Augen. Er wusste nicht, warum er plötzlich ihren Arm gegriffen hatte. Als sie so dagestanden hatte, den Blick aufs Meer gerichtet und völlig in dessen Anblick absorbiert, in diesem Augenblick hatte eine eisige Kälte von ihm Besitz ergriffen. Das Gefühl sie für immer zu verlieren überwältigte und verwirrte ihn. Seit wann hatte er so tiefgreifende Gefühle für das junge Mädchen? Ihr klarer Blick ruhte auf ihm, sah direkt bis auf den Grund seiner Seele. Forschend, fragend. Aber es lag auch eine unendliche Trauer in diesem Blick, der sein Herz zum Klingen brachte. Als er seinerseits die hellen Seelenspiegel seines Gegenübers erforschte entdeckte er darin wie schon so oft zuvor dieses vage Gefühl des Vertrauten. Sein Herz sehnte sich danach. Nach diesem Gefühl. Der Bedeutung, die dahinter steckte. Aber der Prinz verstand nicht. Und mit einem Zucken seines Körpers unterbrach er ihren Blickkontakt und schaute zur Seite. „Komm, der Ausflug wird dir gefallen.“ Sanft führte er die Stille am Arm zurück zur Kutsche. Diese Gefühle, was das Liebe? Aber warum sollte er Liebe für eine Person empfinden, die er kaum kannte und über die er nichts wusste? Gesprenkeltes Sonnenlicht fiel auf die beiden Insassen der offenen Kutsche, als sie durch Alleen grüner Bäume fuhren. Ranma saß entspannt auf dem weichen Polster und genoss die Fahrt. Seine Augen nahmen die Farben und Formen der Natur um ihn herum tief in sich auf. Vielleicht wäre er im Meer glücklich geworden, aber er hätte das satte Grün des Landes vermisst. Den Geruch anch Sonne, Blumen und Leben. Den Wind der lebhaft sein Gesicht umwehte und mit den Strähnen seines offenen Haares spielte. Das Zwitschern und Piepsen der Vögel in den Bäumen und Sträuchern, die vielen geschäftigen kleinen Insekten , die durch die Luft schwirrten, das Schlagen einer Turmuhr in weiter Ferne… Heute würde er das alles wahrscheinlich zum letzten Mal wahrnehmen. Und er war dankbar für diesen schönen Tag. Dankbar dafür, dass er dies alles noch einmal erleben durfte. Still saß währenddessen der Prinz neben seiner Begleiterin und konnte den Blick nicht von ihrem friedlichen Profil nehmen. Was war es, das er für dieses Mädchen mit dem grünen Haar und den unnatürlich hellen Augen empfand? Wie sie so dasaß und die Natur betrachtete wirkte sie ungemein zerbrechlich und schutzbedürftig. Ryoga musste gegen den inneren Drang ankämpfen sie einfach in die Arme zu schließen und vor der Welt abzuschirmen. Aber… konnte man das allein wirklich als Liebe bezeichnen? War es nicht eher der natürliche Instinkt eines Mannes das zarte Geschlecht zu beschützen? Liebe… seit er von den Klosterschülerinnen aus dem Meer gefischt worden war hatte ihn das gefühl etwas wichtiges vergessen zu haben nicht mehr losgelassen. Es schien als sei ein Platz in seinem Herzen mit dichtem Nebel verhüllt. Ein großer Platz. Ein besonderer Platz. Ein Platz, den er mit Gefühlen von Liebe und Zärtlichkeit assoziierte. Hieß das er hatte früher schon einmal geliebt? Aber wieso sollte er das vergessen haben? Und wer war die Person gewesen? Was war aus ihr geworden? War sie vielleicht damals auch auf diesem Schiff gewesen? War sie von den mörderischen Wellen in ihr kaltes Grab gerissen worden?... hatte er sie nicht retten können? Nein, sein Hofmarschall hatte ihm berichtet, dass auf dem Schiff nur Matrosen gewesen waren. Aber wo war sie dann, seine große Liebe? Für einen Moment verschwand die Sonne komplett hinter dem dichten Blätterdach eines alten Baumes und in dem dämmrigen Halbschatten sah Ryoga nicht mehr das grünhaarige Mädchen neben sich, sondern einen Jungen in seinem Alter, mit schwarzem Haar und feurigen Augen, deren Blick ihm durch Mark und Bein ging. „Ranma…“ Sie fuhren unter dem Baum hervor und das unbekannte Mädchen zuckte leicht zusammen. Verschwunden war die Illusion und nur in den Augen der Fremden fand er noch etwas von diesen anderen Augen. Dieser anderen, vertrauten Person. Aber wie war das möglich? „Wer-?“ Die Kutsche fuhr über einen starken Ast und ein Ruck ging durch den Wagen. Das überraschte Mädchen wurde nach vorne geschleudert. Instinktiv fing Ryoga es auf und zog es zu sich. Ranma hielt den Atem an. Was war das? Erst nannte ihn Ryoga bei seinem Namen und nun lag er in dessen Armen. Ihre Gesichter trennten nur wenige Zentimeter und er spürte den beschleunigten Atem des anderen warm auf seiner Haut. Reglos wartete er ab, zu verwirrt von der schnellen Wandlung des Geschehens. Atemlos. Hoffnungsvoll. Innerlich flehend, dass dies der Moment war auf den er all die Wochen gewartet hatte. Das Ende dieses Alptraums. Der Beginn eines Märchens mit Happy End. Nur schwer konnte der Prinz seine Atmung wieder beruhigen. Das Gefühl des schlanken Körpers in seinen Armen, dieses Gefühl war ihm nicht fremd. Allerdings spürte er nicht den weichen Körper eines grazilen Mädchens, sondern den sportlichen, starken Körper eines jungen Mannes. Und doch fühlte es sich richtig an diesen Körper so eng zu umarmen. Aber wieso fühlte er so? Warum empfand er weder Entsetzen noch Ekel? Warum schrie er nicht Hexe und warf das Mädchen von sich? Warum hielt er sie immer noch eng im Arm und sah in ihr den schwarzhaarigen Jungen aus dem Dämmerlicht? Was war es, das Geheimnis dieses Mädchens? Was verbarg sich hinter den wasserblauen Augen? Die Zeit stand still. Gedanken wurden ausgeblendet. Herzen öffneten sich. Unerfüllte Sehnsüchte zogen sich gegenseitig an. Wie auf einen lautlosen Befehl schlossen beide gleichzeitig ihre Augen. Ihre Lippen näherten sich einander. Ein letztes kaum merkliches Zögern des Prinzen, dann – ein weiterer Rappel erschütterte die Kutsche und riss das Paar auseinander. Ranma saß wieder auf seinem alten Platz. Der Zauber brach. „Alles in Ordnung?“ Ein stummes Nicken, Tränen mühsam unterdrückt. Er würde seinem Schicksal nicht entkommen. Den Rest der Fahrt verbrachten beide schweigend. Der eine, weil er im stummen Körper einer Meeresnixe gefangen war, der andere weil seine eigene Handlung ihn beschämte und verwirrte. Er war ein Prinz. Er hatte die Verantwortung gegenüber seinem Volk zu tragen. Er durfte sich nicht trügerischen Träumen aus Schattenspielen ergeben. Das Ganze machte keinen Sinn. ~ ~ ~ Das war’s. Aus. Finito. Er hatte es vermasselt. Jetzt geschah es ihm direkt Recht, dass er in zwei Tagen sterben würde. Sterben… Mit dem Sonnenuntergang würde auch sein Leben vergehen. Nein, erst wenn der Mond voll aufgegangen war. Aber welchen Unterschied machte das schon. Er würde sterben. Das war eine unumstößliche Tatsache. //Wie ich wohl sterben werde?// Würde die Hexe ihm noch ein letztes Mal erlauben seine Stimme zu gebrauchen? Würde er noch diese eine Chance bekommen, auch wenn es nichts mehr an seinem Schicksal änderte? //Oh bitte, bitte, bitte. Wenn es da draußen so etwas wie einen Gott gibt, dann bitte gib mir die Chance zu sagen, dass-// Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn alarmiert herumfahren und beim Anblick seines Gegenübers wurden seine Gedanken leer. //Ryoga.// Das helle Gewand des Prinzen leuchtete im Licht des Mondes silbern auf. Die feines Züge des vertrauten Gesichts wirkten weicher als bei Tageslicht. Die Augen des Braunhaarigen schimmerten geheimnisvoll und ließen Ranmas Herz schmerzhaft schneller schlagen. Das, jetzt, dieser Moment war vielleicht die einzige Chance, die ihm noch blieb. Eine Chance, an die er nicht mehr zu hoffen geglaubt hatte. Langsam schritt er auf die Mondgestalt zu, überbrückte die wenigen Meter mit gespenstisch lautlosen Schritten. Er wagte kaum zu atmen, aus Furcht den Zauber des Augenblicks zu zerstören. Dann stand er vor ihm. So dicht, dass er die Wärme des anderen durch sein dünnes nachtgewand spüren konnte. So nah, dass er sicher sein konnte, dass es keine Illusion war, die da vor ihm stand. In einer unendlich zärtlichen Bewegung legte er seine im Mondlicht porzellangleich schimmernden Hände an Ryogas Wangen, schmiegte seine Handkuppen an die warme, weiche Haut. Seine Lippen umspielte ein trauriges, sehnsüchtiges Lächeln. Tief blickte er die dunklen Augen des Freundes und versuchte daran zu lesen. Dann schlossen sich flatternd seine Lider, tauchten die Welt um ihn herum in Dunkelheit. Und doch sah er den anderen noch genauso deutlich vor sich wie zuvor. Mit laut pochendem Herzen beugte er sich weiter zu der stillen Gestalt. Näherte sich den blassen Lippen. Seine angespannten Sinne nahmen plötzlich die kühle Brise wahr, die seinen Körper umschmeichelte und seine Glieder mit einer feinen Gänsehaut bedeckte. Das Rauschen der Brandung drang an sein Ohr und die Musik der Meeresbewohner hallte in ihm wider. Es roch nach Meer und Blumen. Eine herrliche Mischung wie es sie nur hier an der Küste gab. Sein Haar, das ihm noch vor wenigen Tagen als die größte Last auf Erden vorgekommen war, fiel ihm samtweich über die Schultern, bewegte sich sanft im Wind und gab ihm ein unerklärliches Gefühl der Geborgenheit. Vor seinem inneren Augen formte sich Ryogas Bild neu. Die schön geschwungenen Augenbrauen, die freche Nase, das kleine Grübchen am Kinn, seine warm lächelnden Lippen… „Nein.“ Sanft aber bestimmt durchschnitt die Stimme die Mondnacht und beraubte Ranma seiner Kräfte. Erstarrt hallte das Wort in seinem Kopf wider und wie betäubt fühlte er die Hand auf seinen Lippen. Als er die Augen öffnete sah er wie sein Gegenüber einen Schritt zurück trat und damit einen Barriere aus Luft zwischen ihnen aufbaute. „Das wäre nicht Recht.“ Fest schaute Ryoga in das verzweifelte Gesicht vor sich und ergänzte mit weicher Stimme: „Warte noch etwas, süße, unbekannte Prinzessin. Die Nacht ist Mutter der süßen Versprechen, der Morgen jedoch Vater fester Bindungen.“ Zart berührten seine Lippen die Hand des Mädchens ehe er sich umwandte und mit wenigen selbstsicheren Schritten das Zimmer verließ. Hinter ihm sank Ranma zu Boden. Eine Vielzahl an Gefühlen spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. Durfte er weiter hoffen? Versprachen die Worte des Prinzen, das was er dachte? Oder hatte dieser Handkuss gerade endgültig sein Schicksal besiegelt? ~ ~ ~ //Soll ich oder soll ich nicht?// Unsicher saß Ranma vor seinem großen Kosmetikspiegel in dem vom hellen Morgenlicht durchfluteten Raum. Zum hundertsten Mal fuhr die Haarbürste durch sein Haar. Der Grund für seine Unschlüssigkeit lag beim Prinzen. Dieser hatte ihn heute nicht wie die Tage zuvor zum Frühstück eingeladen. Allerdings hatte er die ganze letzte Woche jeden Morgen am Frühstückstisch des Brünetten verbracht. Vielleicht hatte er inzwischen die Anzahl Tage erreicht, nach denen man keine ausdrückliche Einladung mehr benötigte. //Oder der Trottel hat einfach vorausgesetzt, dass ich nach seinen nächtlichen Worten kommen würde.// Er wusste auch noch nicht genau, was er davon halten sollte. Diesem „der Morgen ist Vater fester Bindungen“. Und er wollte auch nicht in diesem kritischen Moment einen unverzeihlichen Verstoß gegen die höfische Etikette provozieren. //Ach verdammt, warum muss nur alles immer so kompliziert sein?// Gefrustet stand er auf, stützte sich schwer auf die edle Kommode und blitzte sein Spiegelbild zornig an. //Bin ich ein Teenie-Girl, das sich ziert und windet? Nein, ich bin ein Mann verdammt nochmal! Und als solcher werde ich jetzt da runter gehen, Ryoga zur Rede stellen und dann…// Naja, das würde die Antwort seines Freundes zeigen. Und wenn dieser Idiot von einem Prinzen ihn abwies, nun, dann würde er sich zumindest einen schönen letzten Tag machen. //Und so ordentlich fixiert müssen meine Haare auch nicht aussehen.// Trotzig wuschelte er sich durch die grüne Haarpracht, bevor er sich entschlossen der Tür zuwandte und mit dem Gefühl eines endgültigen Abschieds sein Zimmer hinter sich ließ. Allerdings stand er keine zwanzig Sekunden später schon wieder vor seinem Spiegel und glättete sich fein säuberlich wieder das Haar. Dann jedoch eilte er wirklich davon und das sonnenbeschienene Zimmer lag verlassen da. „Verzeihen Sie, wenn ich so frei rede, aber Sie scheinen sich in ausgesucht guter Laune zu befinden, mein Prinz.“ „Wie wahr, Hofmarschall, wie wahr.“ Fröhlich pfeifend durchquerte Ryoga die große Halle, um zu seinem privaten, kleinen Speisezimmer zu gelangen. „Darf ich annehmen, dass Ihr dann bereits die erfreuliche Nachricht vernommen habt?“ „Eine erfreuliche Nachricht?“ Die Gedanken des Prinzen tanzten zu sehr um wasserblaue Augen und meergrünes Haar, um den Worten seines Begleiters allzuviel Aufmerksamkeit zu schenken. „Über die Ankunft ihrer Verlobten.“ „Verlobten, hm?“ //Verlobten…// „Wa-Verlobten?!“ Dieses Wort allerdings schaffte es sofort ihn zurück in die Realität zu katapultieren. „Aber wie, wann, wer?“ Nachsichtig lächelnd klärte der betagte Mann seinen Monarchen auf. „Prinzessin Ranma aus dem Nachbarkönigreich. Sie war die Klosterschülerin, die euch nach eurem Schiffsunglück das Leben rettete. Ihr sagtet damals, dass Ihr sie zu Eurer Frau nehmen wolltet, sobald sie ihre Schulausbildung im Kloster abgeschlossen habe.“ „Ha-habe ich das?“ Unsicher schaute er zu dem Älteren, der ihm zugleich Mentor und Freund war. Ranma… der Name kam ihm bekannt vor. Vertraut. Sehr vertraut. Auf diese nicht fassbare Weise, mit der der verhüllte Teil in seinem Herzen in Verbindung stand. Der Name erinnerte ihn an Wärme, Zuneigung, Geborgenheit – aber warum? Verwirrt schaute der Prinz nach oben, wo das grünhaarige Mädchen gerade einem stummen Schreikrampf erlag. Wie von allein fand sein Blick die blasse Gestalt. Er wollte etwas sagen, als – „Das habt Ihr, mein Prinz. Und ich wäre sehr enttäuscht, wenn Euer Angebot nur aus einer Laune heraus entstanden sein sollte. Die Fahrt hierher war mehr als anstrengend…“ Die tiefe Stimme in seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Golden schimmerndes Haar strahlte ihm entgegen. Dann begegnete er den neckisch blitzenden Augen. Sie erinnerten ihn an etwas. An etwas, das mit seiner Erinnerung an „Ranma“ zu tun hatte. Ebenso wie die für ein so schlankes Mädchen ungewöhnlich tiefe Stimme ließen sie etwas in seinem Inneren erklingen. Es brauchte nur Sekunden, bis er eine Entscheidung getroffen hatte. „Aber nicht doch, Prinzessin.“ Elegant verbeugte sich der Prinz vor der blonden Schönheit. Diese Person hielt den Schlüssel zu seiner Zukunft in ihren Händen, da war er sich sicher. „Meine Worte damals entsprangen dem tiefsten Wunsch meines Herzens.“ Der Prinz in ihm wusste, dass er das Richtige tat. „Und gerne wiederhole ich meine Worte für Euch: Prinzessin, wollt Ihr meine Frau werden und an meiner Seite über das Wohl unserer beiden Reiche wachen?“ Er wusste, dass er das Richtige tat. Dass seine Entscheidung eines Monarchen würdig war. Er wusste, dass sein Herz nicht ruhen würde, bevor er das Geheimnis um Ranma nicht aufgedeckt hatte. Und der Weg eben jene bei ihm zu behalten, war sie zu heiraten. Schließlich wollte sein Herz ihm doch sagen, dass er sie, dass er Ranma liebte. Oder etwas nicht? Denn wenn alles so richtig war, warum brannte dann ein Teil seines Herzens wie Feuer? Wenn er die richtige Entscheidung getroffen hatte, wieso hatte er dann das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen? Und warum fühlte er sich, als würde er sich selbst den wichtigsten Teil seines Selbst herausreißen? Die dunklen Augen der Prinzessin schauten lächelnd zu dem Prinzen auf als das Mädchen in einem angemessen tiefen Knicks versank. „Ja ich will… mein Prinz.“ „Dann soll morgen unsere Hochzeit gefeiert werden. Keinen Tag länger will ich warten. Der Hofmarschall soll alles für die Feier vorbereiten und umgehend die Adligen und Würdenträger unserer beiden Länder benachrichtigen. Jeder Händler, Fischer und Bauer soll sich freuen und feiern – unser Land bekommt eine wunderschöne Herrscherin.“ „Jawohl mein Prinz. Wie Ihr wünscht.“ Eine Hand vor den ohnehin stummen Mund gepresst stürmte der echte Ranma von den anderen unbemerkt nach draußen. Der Kampfsportler in ihm schrie und tobte, dass das Mädchen gefälligst umdrehen und dem Trottel eine verpassen sollte – bevor es sich mit Gewalt einen Kuss von dem Betäubten holte. Sie beide aus diesem Horror befreite. Doch das Herz der kleinen Meerjungfrau war gebrochen und die Stimme Ranmas drang nicht mehr zu ihr durch. Und so rannte sie ohne auf den Weg zu achten immer weiter und weiter, bis ihre Beine unter ihr nachgaben und sie in den heißen Sand des Strandes fiel. Lautlose Schluchzer schüttelten den zierlichen Körper, während sich heisse Tränen mit dem Salzwasser des Meeres vermengten. Die Trauer und Qual der geplagten Seele hinaus zu ihren Verwandten trugen. Und als die Tränen versiegten war es Ranma, der da in der Brandung kniete. Ranma, der das Gefühl hatte, dass ihm sein Herz in der Brust zerspringen müsste. Ranma, der sich zum ersten Mal seit er in dieses Märchen gezogen worden war der Figur die er verkörperte wirklich nahe fühlte. Der den Schmerz der Nixe zu gleichen Teilen teilte. Und dann ließ auch der starke Kämpfer seinen Tränen freien Lauf und seine lautlosen Schreie hallten über das tosende Meer. //Warum? Warum?? Warum… tut es so weh…// Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten ehe sich plötzlich starke Arme um die halb im Wasser liegende Gestalt schlossen und sie vorsichtig aufrichteten. „Scht, nicht weinen…“ Überrascht und zornig über seine eigene Schwäche drehte Ranma sich um und entzog sich weitgehend der Umarmung. Seine Hand hob sich wie von alleine, bereit Ryoga eine zu scheuern, als seine vom vielen Weinen geröteten Augen die Gestalt des jungen Wachtposten erkannten. //Was?// Verwirrt hielt er inne, die Hand in der Luft erstarrt bis sein Gegenüber sie sanft in seine eigene nahm. Die andere legte er auf Ranmas Wange und beinahe zärtlich strich sein Daumen eine schimmernde Träne beiseite. „Du bist wunderschön,“ flüsterte die Wache und der Körper des Grünhaarigen versteifte sich. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann so schön sein könnte…“ //Wa-was? Mann?? Was-wieso…// Geschockt weiteten sich Ranmas Augen. Die Wache lächelte. „Warum ich erkannt habe, wer du wirklich bist? Weil ich wie du als unbeteiligte Person in dieses Märchen hineingezogen wurde.“ Der Blick der hellen Augen wurde misstrauisch. „Doch, wirklich. Ich sollte hier auf meine Freundin treffen und gemeinsam hätten wir das Märchen beendet und wären wieder frei gekommen. Aber sie… sie hat sich von einer dieser Figuren um den Finger wickeln lassen und geheiratet. Jetzt lebt sie in einer glücklichen Märchenwelt und ich bin dazu verdammt jeden Tag an mein Leben da draußen zu denken, ohne jede Chance jemals wieder zurück zu kehren.“ Die Augen des jungen Mannes verdunkelten sich vor Sehnsucht und Trauer als er über das Meer blickte. Ranma konnte nichts tun als unbeweglich vor ihm zu sitzen, während seine Gedanken Karussell fuhren. „Ich habe sofort erkannt, dass du dasselbe Schicksal teilst. Aber ich habe dir bis zuletzt gewünscht, dass du es schaffst. Wirklich, ich habe es für dich gehofft. Deswegen habe ich mich dir nicht zu erkennen gegeben…“ Seine Arme schlossen sich fester um Ranma und drückten den durchnässten Körper wieder enger an sich. „…der Prinz muss ein riesen Idiot sein, wenn er jemanden wie dich gehen lässt.“ Ranma wollte sich protestierend aus dem Griff des Wachpostens befreien, abstreiten, was dieser andeutete, aber er fühlte sich zu müde, zu erschöpft, zu hoffnungslos. Und die Wärme, die der größere Körper ausstrahlte, tat gut. Es tat gut nicht allein zu sein. Zu spüren, dass man nicht niemand war, sondern dass es jemanden gab, der einen beachtete und sich um einen sorgte. Es tat gut und deshalb ließ er es zu, dass sich der Kopf des Fremden auf seine Schulter legte. „Du bist so wunderschön. Dein Blick fest und unwiderstehlich. Deine Lippen verführerisch und süß. Dein Körper makellos und stark…“ Müde ließ der vom Schicksal Gebeutelte sich von den geflüsterten Worten einlullen. Morgen würde sein letzter Tag sein, das hieß heute war seine letzte Nacht. Und es war sein gutes Recht sie so zu verbringen wie er es wollte. Das Märchen hatte keine Macht mehr über ihn. Hatte sie verloren, als er das Spiel verloren hatte. Jetzt wartete er nur noch auf das endgültige Game Over. Er konnte nicht fliehen, deswegen bekam er das Geschenk der Freiheit für seine letzten Stunden. Frei zu tun was ihm beliebte. Und er hatte nicht vor zu sterben ohne wenigstens einmal in seinem Leben geliebt zu werden. Sanft aber bestimmt drückte er den Körper der Wache etwas auf Abstand. Zögernd betrachtete er sich zum ersten Mal das Gesicht des Fremden aus der Nähe. Ließ den Blick über die warmen braunen Augen schweifen, die schmale Nase und den stoppeligen Bartwuchs um dessen helle Lippen. Zögerlich strich er eine orangerote Haarsträhne zur Seite zurück, bevor er sich nach vorne beugte und einen flüchtigen Kuss auf die fremden Lippen drückte. Nun doch etwas sehr über sich selbst überrascht richtete er sich schnell wieder auf. Dann schaute er den Rothaarigen etwas verlegen aber fragend an und keine zwei Sekunden später wurde er von einer schwieligen Hand an seinem Kinn zurück in einen tieferen Kuss gezogen. ~ ~ ~ Die Mittagssonne strahlte hell durchs Fenster, als Ranma erwachte. Blinzelnd wartete er darauf, dass sich seine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnten. Dann stand er vorsichtig auf, bedacht darauf die schlafende Person neben sich nicht aufzuwecken. Rasch suchte er seine Kleidung zusammen und zog sich an. Im Türrahmen der kleinen Hütte blieb er stehen um seinen Blick über das Meer schweifen zu lassen und die frische Brise zu genießen. Das Geschrei der Möwen machte ihn auf das geschäftige Treiben im Hafen aufmerksam. Dort wurden offenbar gerade die letzten Vorbereitungen getroffen bevor das Schiff des Prinzen mitsamt seiner Braut und der ganzen Hochzeitsgesellschaft auslaufen konnte. Die Trauung selbst sollte auf hoher See stattfinden. Warme Arme schlangen sich von hinten um seinen Bauch und lächelnd ließ er sich an den halbnackten Körper hinter sich ziehen. Eine verschlafene Stimme kitzelte sein Ohr. „Und du willst das wirklich durchziehen? Bist du dir sicher?“ Ranma nickte. Er hatte der Wache versucht zu erklären, dass er bei der Hochzeit anwesend sein wollte. Der Rotschopf hatte verstanden, was er meinte, aber er konnte seine Gründe nicht verstehen. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann konnte Ranma das auch nicht. Nichts verband ihn mehr mit diesem Menschen, der zum Prinzen dieser Märchenwelt geworden war. Er hatte keine Verpflichtungen mehr ihm gegenüber. Noch irgendeinem anderen. Warum also sollte er sich unnötig quälen? //Weil ich bis zuletzt in seiner Nähe bleiben will. Weil das Letzte das bei meine Augen erblicken sein Gesicht sein soll…// Aber das konnte er seinem unerwarteten Leidensgenossen nicht erzählen. Nicht ohne ihm von seinem baldigen Tod zu berichten. Und das war etwas, das er nicht gewillt war dem jungen Mann aufzubürden. Nicht ihm, der gekommen war, als er sich selbst aufgegeben hatte. Dem ersten und einzigen, der ihn auch ohne Worte verstanden hatte. Ranma war ihm dankbar, so überaus dankbar. Und er wollte die Wärme zwischen ihnen nicht belasten. Fröstelnd schmiegte er sich enger an den Körper hinter sich und nahm das Gefühl der Geborgenheit in sich auf. //Werde ich es wirklich schaffen?// Mit einem lautlosen Seufzer befreite er sich sanft aus der Umarmung, schaute dem Mann dessen Namen er nicht einmal kannte lächelnd in die Augen und schenkte ihm einen letzten Kuss. Es war ein Abschiedskuss, aber gleichzeitig war es auch ein Danke-schön-Kuss und ein Kuss, der dem anderen alles Glück der Welt wünschte. Zart glitten seine Finger über den Arm des Wachmanns bis zu dessen Fingerspitzen. Genoss für einen kurzen Moment das Gefühl ihrer verbundenen Hände, bevor er den Kontakt verlor. Entschlossen wandte er sich dem Hafen zu und ging auf die geschäftige Menge zu ohne noch einmal zurückzublicken. Der zurückgebliebene Wachtposten schaute der kleiner werdenden Gestalt lange mit traurigen Augen nach, bevor sein Blick wieder das Meer suchte. Er dachte an seine Freundin, die ihr Glück hier in den Armen eines anderen gefunden hatte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er ihr stumm Lebewohl sagte. Eine Möwe flog kreischend vor dem Fenster vorbei und ihr Schatten verdunkelte für einen Moment das Innere der Hütte. Als das Licht der Sonne wieder ungehindert das Heim des Wachmanns beleuchtete traf sie auf glitzernde Seifenblasen, die eine nach der anderen zerplatzte, bis die Hütte verlassen dalag. ~ ~ ~ Die Trauung war ereignislos im glutroten Licht der untergehenden Sonne vonstatten gegangen. Ranma hatte in einer der hinteren Reihen gestanden und hilflos mit angesehen wie Ryoga der Prinzessin an seiner Seite das Ja-Wort gab. Er wollte schreien. Rennen. Toben. Die ganze verdammte Gesellschaft zum Mond schicken. Aber die Macht des Märchens hielt ihn wieder gefangen und an seinem Platz. Es war ihm nicht einmal gestattet den Blick abzuwenden. Und die heißen Tränen, die sich in seinen Augen sammelten, durften nie über seine Wangen fließen. Erst als das junge Paar sich nach Tanz und Beglückwünschungen in seine eigenen Gemächer zurückzog fand er seine Ruhe. Still stand er an der Reling des Schiffes und schaute dem Aufgehen des Mondes entgegen. Ein Vollmond. Sein Vollmond. Der Mond, der seinen Tod bedeutete. Die Gedanken des Meermädchens schwammen durch ein zauberreich unter Wasser, umtanzten Korallen und Fische und dachten traurig an die geliebte Familie. Ranma wünschte, er könnte sie trösten. Dass wenigstens dieses kleine stille Wesen, das nie in seinem kurzen Leben irgendjemandem etwas Böses getan hatte, verschont blieb. Aber es war nicht an ihm den Ausgang dieser Geschichte zu schreiben. Unerwartet wurde das Spiegelbild des Mondes durchbrochen und fünf Gestalten tauchten auf. Lautlos wie Gespenster schwammen sie näher heran, bis Ranma sie genauer erkennen konnte. Es waren Meerjungfrauen und auch wenn eine unter ihnen der Schwester ähnelte, die ihn zum Meergott gebrachte hatte, hatten diese Mädchen alle kurze Haare. „Schwester,“ ergriff die vorderste das Wort. „Wir haben deinen Kummer vernommen. Der Meerhexe überließen wir unser wallendes Haar. Sie gab uns diesen Dolch.“ Eine Welle trug das glitzernde Messer nach oben und das grünhaarige Mädchen griff danach. Der Griff fühlte sich kalt in seinen Händen an. Kalt und tödlich. Sein Blick wandte sich wieder den Meeresprinzessinnen zu. „Durchstoße damit das Herz des Mannes, der dir seine Liebe verweigert. Sein Blut muss fließen. Damit wird der Zauber aufgehoben und du kannst mit uns zurückkehren. Zurück in deine Heimat, unter das Meer.“ Neue Hoffnung durchströmte den Körper der kleinen Meerjungfrau und Ranma drückte den Dolch fest an seine Brust. „Aber spute dich, kleine Schwester. Du hast nicht mehr viel Zeit bis der Mond hoch oben am Himmel steht. Schnell!“ Noch bevor der Klang der befremdlichen Nixenstimme verklungen war hatte sich das Mädchen umgedreht und rannte auf leisen Sohlen zum Brautgemach. Es musste nicht sterben. ER musste nicht sterben. Sie durften beide weiterleben und wieder ins friedliche Leben unter Wasser zurückkehren. Nie wieder mussten sie diese grausame Welt ertragen. Sie konnte ihre Familie wiedersehen und mit ihnen zusammen glücklich auf dem Meeresgrund leben. Nie nie wieder wollte sie auftauchen… Die Gedanken und Gefühle des Meermädchens vermischten sich mit Ranmas. Das einzige, das sie tun mussten, war den Prinzen zu töten, dem ihr Herz gehörte. Den Prinzen, der ihn nicht erkannt hatte, der sie nicht verstanden hatte, der sich dem Kummer und der Liebe in ihrem Herzen verschlossen hatte. Den Prinzen, der sich vor ihren Augen mit einer anderen verbunden hatte. Einen bindenden Eid geleistet hatte. Einen heiligen Eid. Einen Eid… der ihnen gebührt hätte. Einem Prinzen, dem es Recht geschah zu sterben! Zitternd standen Ranma und das Mädchen vor dem Bett des Prinzenpaars. Den Dolch hoch erhoben, bereit ihn jederzeit in Ryogas Brust zu versenken. Der Atem des Schläfers ging ruhig und gleichmäßig, ein Lächeln lag auf seinen Zügen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Tränen des Zorns auf diesen Mann, den sie geliebt und für den sie ihr Leben riskiert hatten. Tränen der Trauer, weil sie diesen Mann aufrichtig geliebt hatten und es grausam war, dass es so enden musste. Tränen der Verzweiflung, da sie wussten, dass sie diesen einzigen Ausweg aus ihrem traurigen Schicksal nicht nehmen konnten, dass sie diesen Mann nicht töten konnten. Nie könnten sie ihm, dem ihr Herz gehörte, ein Leid zufügen und deswegen würden sie nun selbst sterben müssen. Aufschluchzend verschwand das Meermädchen aus Ranmas Bewusstsein, überließ es ihm nun das Ende des Märchens zu gestalten. Langsam senkte der Schwarzhaarige den Dolch und legte ihn behutsam auf das Nachtkästchen. Das leise Klirren störte den Prinzen in seinem Schlaf und er bewegte sich unruhig bis Ranma sanft eine Hand auf die seine ehemaligen Kontrahenten legte und sie beruhigend drückte. Augenblicklich entspannte sich das Gesicht des Schläfers wieder. Der Mond war inzwischen voll aufgegangen und sein silbernes Licht floss über die schlummernde Gestalt. Der Junge lächelte, als er an die letzte Nacht dachte in der er Ryoga in Mondlicht getaucht gesehen hatte. Damals… hatte er für einen kurzen Augenblick geglaubt, dass sich wider erwarten doch noch alles zum Guten wenden würde und sie beide lachend diesem Märchen den Rücken zuwenden könnten. Wie naiv er doch war. Dieses Märchen hatte seine eigenen Regeln und Gesetze und sein Ausgang war von Anfang an festgelegt gewesen. Es hatte von Anfang an keine Chance auf ein Happy End gegeben. Verwundert glitt sein Blick über das vertraute Gesicht. Der Wachmann hatte ihn als wunderschön bezeichnet. Aber wirklich schön, das war nur Ryoga. Soviel gefühl, soviel Kamfgeist, wenn es um etwas ging, das ihm etwas bedeutete… selbst er, der große Ranma Saotome musste davor zurücktreten. Nie könnte er es in dieser Hinsicht mit dem Brünetten aufnehmen. Stur wie er war stritt und kämpfte er weiterhin mit dem Freund, auch wenn tief in seinem Herzen etwas begann sich zu ändern und Ryoga mehr wurde als ein Gegner und Freund. Durch die Erlebnisse in der Märchenwelt verwirrt und aufgewühlt hatten sich die Schutzmauern um sein Herz gesenkt und seine verborgenen Wünsche und Sehnsüchte an die Oberfläche geholt. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem er sich selbst nichts mehr vormachen konnte. Er empfand mehr als bloße Freundschaft für den hitzköpfigen Brünetten. Viel mehr. Aber es war ihm nicht vergönnt gewesen seine neu entdeckten Gefühle zu gestehen. Und nun war es zu spät. Der Vorhang war dabei zu fallen. Das Licht würde erlöschen und das Publikum sich einem neuen Stück zuwenden. Leise raschelte sein langes Kleid, als er sich nach unten beugte, die Augen geschlossen, die Lippen zum Kuss gespitzt. In seinen Beinen kribbelte es und Blitze durchzuckten seine Nervenbahnen. Es tat weh, aber es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, der in seinem Herzen wütete. Das Gewand raschelte erneut, als Ranma sich wieder aufrichtete. Traurig schüttelte er den Kopf. Nein, Ryoga hatte sein Glück gefunden. Wenn er ihn wirklich liebte, würde er das akzeptieren und ihm ein langes, erfülltes Leben wünschen. Seine Augen brannten, als er eine Hand an seine Lippen drückte und die Finger dann schmetterlingszart über den Mund des Prinzen streifen ließ. Dennoch vergoss er keine Träne, als er mit versucht heiterer Stimme flüsterte: „ich liebe dich, du Idiot.“ „Ich liebe dich, du Idiot…“ „Ranma!“ Abrupt setzte sich Ryoga auf. Seine Atmung ging schnell und gehetzt, sein herz schmerzte bei jedem Schlag, die Luft flimmerte vor seinen Augen… Was war das gewesen? Diese Worte in seinem Traum… Und dann das Gefühl in einen dunklen Schacht zu fallen… Sein Blick fiel auf das blonde Mädchen neben sich, das sich unruhig im Schlaf bewegte. Ranma. Seine Frau. Es ging ihr gut. Alles war gut. Er – nein! Nichts war gut. Das war nicht „Ranma“. Das war nicht der Ranma, dem seine Gedanken galten, wenn er den sanften Versprechen der Nacht nachgab. Mit einem Mal fiel ihm alles wieder ein. Alles. Das Märchenbuch, das Schiff, der Sturm, das Mädchen mit dem grünen haar und dem Fischschwanz, das ihn gerettet hatte. Der Strand und die blonde Ranma, das Schloss und das stumme Mädchen, das plötzlich aufgetaucht war. Erst jetzt erkannte er in ihr seine Retterin aus dem Meer. Die Begegnung unter dem fast vollen Mond, das unausgesprochene Versprechen, das Auftauchen seiner Verlobten. Der Blick aus tieftraurigen Augen während der Trauungszeremonie. Augen die so hell und klar waren wie der Himmel an einem wolkenlosen Tag. Und doch gehörten sie Ranma. Ranma, der die ganze Zeit versucht hatte ihn auf sich aufmerksam zu machen. Die Verzweiflung in diesen Augen… und er Idiot hatte ihn all die Zeit nicht erkannt! „Ich liebe dich…“ Die Worte schwebten langsam wie Nebelfetzen durch sein Bewusstsein. Mit einem Sprung war er aus dem Bett und stürzte zur Tür heraus. „Ranma!“ Hastig sprang er die Stufen nach oben stolperte und fiel mit Händen und Knien aufs Deck. Weißer Stoff flatterte in einiger Entfernung vor ihm über die rauen Holzplanken und als er seinen Blick hob erkannte er das Mädchen mit den grünen Haaren, das zugleich Ranma war. Es besaß nun wieder einen grünschillernden Fischschwanz und saß anmutig auf der Reling, das Gesicht wie im Gebet dem Mond zugewandt, die Augen geschlossen. „Ranma…“ Eine Träne glitzerte im Mondlicht hell auf bevor sie vom Wind davon getragen wurde. „…Idiot,“ hörte er die erstickte Stimme seines Freundes. „Du riesengroßer Idiot.“ „Was…?“ Ein Windstoß ließ das volle Haar des Mädchens flattern und bauschte das dünne Gewand auf, bevor sich dieses in tausende kleine Schaumbläschen auflöste. Entsetzt musste Ryoga mit ansehen wie die Nixe nach hinten kippte. Noch im Fall löste sich ihre Gestalt ebenfalls in glitzernden Schaum auf, der von einem ungewöhnlich sanften Seewind über die unendlichen Weiten des Ozeans geblasen wurde. „NEEEEIIIN!“ Blind vor Tränen stürzte der Braunhaarige sich über die Reling ins Meer, die Finger weit gespreizt um den flüchtigen Schaum zu fangen, festzuhalten und am Gehen zu hindern. //Du kannst mich nicht verlassen!// Eisig kaltes Wasser schlug über ihm zusammen, drückte ihn nach unten… dann spürte er nichts mehr. Und das Meer weinte. Unzählige glitzernde Schaumbläschen stiegen zum Himmel auf. Der Wind trug das feine Schluchzen elfengleicher Stimmen zu der erstarrten Hochzeitsgesellschaft. Dann löste sich eine Stimme aus dem Chor der Trauernden und begann zu singen. Mit heller, klarer Stimme, die weit über das Meer hinausschallte erzählte sie die Geschichte eines verliebten Mädchens, das das eigene Leben für seine einzig wahre Liebe opferte. Tränen flossen der Braut übers Gesicht, als sie ihren Blick dem Mond zuwandte und ihr Herz vor Kummer überfließen zu drohte. Dem Kummer der kleinen Meerjungfrau, deren Geschichte weder sie noch sonst ein Mensch auf dieser Erde, der das Klagelied des Meeres vernommen hatte, je würde vergessen können. Epilog: Das Buch schließt sich ------------------------------ Märchenwirrwarr – Epilog Entsetzt saßen die Bewohner des Hauses Tendo samt Gästen um den Tisch herum als die Stimme der Erzählerin verklang. „Das, das kann doch nicht alles gewesen sein…“ Nabikis Stimme zitterte. Das blonde Mädchen starrte sie verständnislos an und die zweitälteste Tendotochter entriss ihr kurzerhand das Buch. Seite um Seite blätterte sie um, aber die Blätter blieben leer. Kein Wort, keine Zeichnung, nichts. Shampoo schluchzte plötzlich hell auf und über ihren Kopf hinweg sahen sich die beiden Väter betroffen an. „Warum?!“ ließ die jüngste Tochter ihrem Kummer freien Lauf und wollte schon nach dem Buch greifen, als ein Windstoß sie zur Seite stieß. Die Seiten des großen Märchenbuches blätterten sich zurück, Seite um Seite um Seite. Immer schneller bewegten sie sich und das Knattern der Blätter klang wie Gewehrsalven. Der scharfe Wind wehte den Anwesenden die Haare ins Gesicht und sie mussten den Blick abwenden. Als der Deckel mit lautem Knall zuschlug, brummte der Nachhall des Schlages unangenehm laut in ihren Ohren. Dann senkte sich gespenstische Stille über das Zimmer. Akane war die Erste, die es wagte wieder einen Blick auf den magischen Gegenstand zu werfen. Ruhig lag es auf dem Tisch. Nur ein großes, altes Buch. Nichts daran erinnerte an seine verhängnisvollen Kräfte. Behutsam streckte das Mädchen seine Hand danach aus, konnte schon fast das polierte Leder unter seinen Fingerspitzen spüren, als es wieder zurückzuckte. Ein strahlendes Leuchten ging von dem Märchenbuch aus, wurde immer heller und trieb allen Tränen in die Augen. Gerade das blauhaarige Mädchen, das so nahe an der Lichtquelle saß konnte nur aus schmalen Schlitzen etwa sehen. Aber es weigerte sich beharrlich die Augen zu schließen. In dem Leuchten waren nämlich die Gestalten ihrer verschwundenen Freunde zu erkennen. Es erinnerte ein wenig an einen zurückgespulten Film. In schneller Abfolge waren einzelne Szenen aus den gelesenen Märchen zu erkennen. Und andere, unbekannte Szenen, die sich irgendwo in diesem Buch abgespielt haben mussten, ohne dass die Tendos und ihre Gäste etwas davon mitbekommen hatten. Das Licht war so hell geworden, dass man die Figuren darin kaum mehr erkennen konnte. Aber kurz flackerte das Bild der schlafenden Prinzessin in ihrem Turmzimmer auf, wurde intensiver, deutlicher erkennbar. Das Leuchten schwand und mit ihm das Turmzimmer, aber die Gestalt der Schlafenden blieb. Akanes Herz pochte laut und schnell, als Hoffnung sie zu erfüllen begann. Die Gestalt gewann stetig an Konstanz und nach einem letzten grellen Aufblitzen verschwand das Licht und das Mädchen lag auf den sauberen Tatamimatten des Tendohaushalts. Nur war es nicht mehr Ranma als Dornröschen, das da lag. Nein, auf dem Boden des Wohnzimmers lag ein blasser und durchnässter Prinz – Ryoga. Mit einem spitzen Schrei sprang Akane auf, schaute sich wild um und rannte dann in die anderen Zimmer des Hauses, um Ranma zu finden. Kasumi und Nabiki kümmerten sich währenddessen um den Bewusstlosen. ~ ~ ~ „Ryoga? Du musst endlich deine nassen Sachen ausziehen sonst erkältest du dich noch…“ Stur verharrte der Braunhaarige am Boden, den Blick auf das Buch geheftet, wie schon seit Stunden. Ratlos wandte Kasumi sich ihrem Vater zu. Sie drei waren die einzigen, die sich noch im Wohnzimmer befanden. Nachdem klar geworden war, dass Ranma nicht in einem der anderen Räume aufgetaucht war hatte Nabiki ihre haltlos schluchzende Schwester ins Bett gebracht und war bei ihr geblieben, um sie zu beruhigen. Vater Saotome war blass und zitternd aufgestanden und hatte den Raum verlassen um in einer stillen Ecke des Dojos seiner Trauer um den verlorenen Sohn nachzugeben. Die Gäste von Außerhalb waren von Kasumi sanft aber bestimmt nach Hause geschickt worden. Alle waren sie sehr betroffen und still gewesen. Die kriegerische Shampoo hatte still an der Schulter des kurzsichtigen Chinesen geweint, als die beiden zusammen gegangen waren. Der Herr des Hauses räusperte sich umständlich und trat dann neben den Jungen. Seine Hand legte sich väterlich auf Ryogas kalte Schulter. „So geht das nicht, Junge. Du musst jetzt erstmal an dich denken. Nimm ein heißes Bad, zieh trockene Kleidung an und überlege dir dann, was du für deinen Freund tun kannst.“ Der Griff um Ryogas Schulter wurde fester, die Stimme leiser und eindringlicher. „Es bringt doch nichts nur das Buch anzustarren. Wenn du dir hier den Tod holst ist niemandem geholfen.“ Langsam hob der Kampfsportler mit dem kaputten Orientierungssinn den Kopf, schaute Herrn Tendo aus leeren Augen an. Dann wandte sich sein Blick wieder dem Buch zu. Keine Veränderung. Seit Stunden hatte sich nichts getan. Weder als er das Buch verzweifelt geschüttelt und daran gerissen hatte, noch als er still und beinahe reglos in stummen Gebeten und Flehen davor ausgeharrt hatte. Kein Licht war erschienen. Die magischen Tore zur Märchenwelt waren verschlossen geblieben. Und Ranma… „…ich bleibe da und beobachte für dich das Buch. Ich verspreche dir, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, falls sich auch nur die kleinste Möglichkeit bietet Ranma zurück zu holen, “ fügte der Erwachsene leise hinzu, als er dem Blick des Jungen gefolgt war. Langsam nickte der Braunhaarige und stand schwerfällig auf. Seine Beine waren von dem langen Knien ganz taub geworden und er wäre gefallen hätte ihn der andere nicht am Arm gehalten. Schwach befreite er sich nach ein paar Momenten der Gewöhnung aus dem Griff des Älteren, taumelte kurz und ging dann selbstständig Richtung Bad. Die besorgten Augenpaare von Vater und Tochter folgten ihm. Mechanisch zog sich der Junge im Vorraum zum Bad aus. Achtlos fielen die fremdartigen Kleidungsstücke zu Boden. Er dachte nicht daran ein Handtuch mit reinzunehmen, als er den Baderaum betrat. Ohne sich wie üblich vorher zu waschen stieg er sofort in die geräumige Wanne. Das heiße Wasser brannte auf seiner unterkühlten Haut aber Ryoga ignorierte den Schmerz. Sein getrübter Blick fiel auf die Seife, die in einer Schale an der Wand lag. Sie war grün. Grün wie das Har des Meermädchens, das Ranma zuletzt gewesen war. Schnell griff er danach, doch die Seife entglitt seinen Finger und fiel ins Wasser. Tränen sammelten sich in den braunen Augen. Selbst dieses Stück Seife konnten seine nutzlosen Finger nicht halten. Er war nutzlos. Nutzlos und dumm. Und wegen ihm war Ranma, war Ranma – was hatte er nur getan? Die an der Wasseroberfläche treibende Seife stieß beinahe unmerklich an sein aufgestelltes Bein. Erneut griff er danach und diesmal konnte er sie halten. Eine schaumige Schicht hatte sich um den seifigen Kern gebildet und automatisch begann er sich damit zu waschen. Schaum tropfte von seinem Körper und sammelte sich auf dem Wasser. Schaum… Kraftlos sank seine Hand zurück ins Wasser und eine neue Welle heißer Tränen suchte sich einen Weg über seine blassen Wangen. Die Seife entglitt zum zweiten Mal seinen Fingern, als er aus tränenverschleierten Augen die Schaumberge vor sich anstarrte. In einem plötzlichen Anfall von Verzweiflung griff er nach dem Schaum und versuchte ihn mit bloßen Händen zu fassen, an sich zu drücken. Doch so stetig wie seine Tränen auf den wenigen Schaum fielen, rann ihm dieser wieder durch die Finger. ‚Ich liebe dich, du Idiot‘ hörte er wieder die Stimme seines Freundes. Er fühlte sich auf das Schiff zurückgesetzt. Fühlte die rauen Planken unter seinen bloßen Füßen, das sanfte Heben und Senken des Gefährts. Schmeckte die salzige Luft auf seiner Zunge. Sog den Geruch nach See mit jedem hastigen Atemzug ein. Spürte den Wind, der Ranmas Kleid aufbauschte und dann ihm ins Gesicht wehte. Sah die Traurigkeit und Verzweiflung im Blick des anderen, die von einem Gefühl so tiefer und reiner Liebe überstrahlt wurden, dass Ryogas Herzschlag sich beinahe verdoppelte, bevor er für einige Momente aussetzte. Vor seinen entsetzten Augen löste sich alles an dem Meermädchen in Schaumbläschen auf, der Körper fiel nach hinten… „Ranma. Ranma! Ranmaaa!!“ Sein verzweifelter Schrei hallte durchs Haus, verband sich mit Akanes Schluchzen und Herrn Saotomes gemurmelten Gebeten. Nabiki wandte den Blick von ihrer Schwester und starrte stattdessen nachdenklich die Wand an. In der Zeit, die die beiden jungen Männer in dem Buch verbracht hatten war viel mehr passiert, als sie alle ahnen konnten. Sie hatte nur einen Bruchteil dessen gelesen, was passiert war. Und während für die jedes Märchen nicht länger als ein paar Minuten, maximal eine Stunde gedauert hatte, waren die beiden jedes Mal ganze Tage und Wochen in der jeweiligen Welt des Märchens gewesen. Ganz allein auf sich gestellt und keinen anderen Vertrauten als den jeweils anderen hatte sich zwischen ihnen ein Band entwickelt, das stärker war als alle Fesseln der Macht des Märchens. Etwas hatte sich in ihnen entwickelt. Sie verändert. Und was daraus entstanden war hatten sogar sie als Leser spüren können. Soviel Gefühl. Soviel Leid. „Ranma…“ Noch immer starrte Ryoga aus verschleierten Augen den Rest Schaum in seinen Händen an. „…ich liebe dich doch auch…“ Sanft senkten sich seine Lippen auf den Schaum, ignorierten den seifigen Geschmack. Dieser Kuss galt allein Ranma. Ranma, der es geschafft hatte ihm seine Liebe zu gestehen, während er selbst den anderen nicht einmal erkannt hatte. Ranma, den er mit jeder Faser seines Körpers liebte – und von dem er jetzt ewig Abschied nehmen musste. Der durch sein eigenes Verschulden nie wieder zu ihm zurückkehren würde. Dem er nie diese drei Worte sagen konnte. Vorsichtig löste er sich wieder und entließ den Schaum mit einem traurigen Lächeln zurück ins Wasser wo er sich mit den restlichen Bläschen wieder zu einem dichten Teppich verband. Mit einem leisen Seufzer schloss er die Augen, leerte seinen Geist und als sich seine Lider wieder hoben hatte sich der Ausdruck in seinen Augen grundlegend geändert. Eine harte Entschlossenheit lag nun darin, die den Bewohnern des Hauses eine Heidenangst eingejagt hätten, könnten sie ihm jetzt in die Augen sehen. Die Entschlossenheit eines Mannes, der glaubte das Glück seines Lebens und damit zugleich den Sinn seines weiteren Lebens verloren zu haben. Er griff nach der Halterung, die ein Aussteigen aus dem Bad erleichterte, und hielt mitten in der Bewegung inne, als der Geruch nach Meer seine sensiblen Sinne streifte. Irritiert schnupperte er in der Luft. Aber es bestand kein Zweifel, der Geruch, der sich plötzlich aufdringlich intensiv im ganzen Badezimmer ausbreitete war der von Salz, Algen und Fisch. Aber warum? Sein suchender Blick fiel auf den Schaum und eine tiefe Falte erschien auf seiner Stirn, als sich seine Augenbrauen zusammenzogen. Irgendwas war anders. Es schien als würde der Schaum sich bewegen. In einer Art Strudel wurde der Schaum vom Rand der Wanne zur Mitte gezogen, ballte sich dort zusammen, wuchs in die Höhe. Mehr Schaum als sich tatsächlich in der Wanne befinden konnte wirbelte nun um ihn herum. Das Schaumgebilde begann Form anzunehmen. Langsam formten sich Gliedmaßen, ein Kopf, Arme… als sich der Schaum mehr und mehr verdichtete ging plötzlich ein helles Leuchten von ihm aus. Geblendet schloss Ryoga seine Augen. Der Geruch nach Meer hatte sich drastisch reduziert, als er sie wieder öffnete. Der Schaum war restlos verschwunden. Ryoga starrte auf die Stelle zwischen seinen Beinen, wo sich die Schaumperson herausgebildet hatte. Eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass er jetzt wirklich durchgedreht war und man ihn in die nächstbeste Klapsmühle stecken würde. Eine laute und aufgeregte Stimme in seinem Herzen begann zu jubeln und zu tanzen. Denn dort vor ihm, nur Zentimeter von ihm getrennt lag niemand anders als… Ranma. Er sah in das vertraute Gesicht des Freundes, die schwarzen Strähnen fielen ihm nass in die Stirn, der bloße Oberkörper mit den makellosen hellen Schultern. Durch eine Restbewegung des zuvor aufgewirbelten Wassers streifte ein Bein des anderen sein eigenes und Ryoga konnte die glatte kühle Haut spüren. Es war kein Traum, aber… …aber er wusste, dass Ranma tot war. Nach seinen letzten Worten an ihn, sein unerwidertes Liebesgeständnis, als er rückwärts über Bord gefallen war und sein Körper sich in den Schaum des Meeres verwandelt hatte, in diesem Moment, das hatte Ryoga gespürt, war Ranma Saotome gestorben. Seine Seele hatte sich von seinem Körper gelöst, inmitten der glitzernden Bläschen wie eine kleine Sonne gestrahlt und war dann verschwunden. Ranma war gestorben. Und jetzt war sein Körper zu ihm zurückgekehrt. Zitternd saß er da und starrte die Erscheinung an. Die viel zu blasse Haut, die Reglosigkeit, das so überaus sanfte Gesicht mit den geschlossenen Augen. Sein Mund öffnete sich in stummer Qual, doch kein Ton kam über seine Lippen. Er wollte sich bewegen, den schmalen Körper an sich ziehen, aber er konnte nicht. Wie gelähmt schaffte er es nicht einmal den Blick abzuwenden. Sein Kopf war wie leergefegt. Ranma war… „Idiot, das hat ziemlich lang gedauert…“ drang plötzlich die gemurmelte Stimme des Schwarzhaarigen zu ihm durch. Fassungslos sah er mit an wie erst ein Finger zuckte und sich dann der gesamte Körper vor sich zu bewegen und strecken begann. Blinzelnd öffneten sich die Augen und ein teils vorwurfsvoller, teils erleichterter und zärtlicher Blick traf den Erstarrten. Ungelenk richtete Ranma sich auf. „…da sitzt du wochenlang in dieser Märchenwelt fest und vergisst, dass man tote Menschen mit einem Kuss wieder zum Leben erwecken kann? Man, ich hab mich in so blöden Schaum verwandelt und musste übers Meer treiben und – Ryoga?“ Überrascht brach der junge Mann ab, als sich Ryogas Körper plötzlich selbstständig gemacht und seine Arme und den anderen geschlungen hatte. Eng zog er Ranma an sich. In seinem Inneren drehten sich die Gefühle in einem wirren Mix. Sein Körper bebte, der Griff um Ranma verstärkte sich. Fest hielt er ihn, spürte ihn, spürte die Wärme, das Heben und Senken der Brust, den kitzelnden Atem auf seiner Haut. Erneut verließen Tränen seine Augen und tropften in das Badewasser. Zögerlich und vorsichtig schob Ranma seine Hände zwischen Wannenrand und Ryogas Rücken, um die Umarmung zu erwidern. „Sht, ist ja gut… ich bin wieder da. Du hast mich zurückgeholt…“ etwas plump verließen die Worte den Mund des Sportlers, der mit solchen Situationen nicht umgehen konnte. Ein Schluchzen verließ die Lippen des Brünetten und brach endgültig den Damm seiner Reglosigkeit. Hemmungslos weinte er sich an Ranmas Schulter die Seele aus dem Leib, ließ all seinen Emotionen freien Lauf. Seiner Trauer, seinem Schmerz, seiner Hoffnungslosigkeit, seinen Schuldgefühlen, seiner Dankbarkeit, seiner Erleichterung, seiner Liebe… und Ranma hielt ihn währenddessen hilflos im Arm und versuchte verzweifelt mit beruhigenden Worten den endlosen Tränenstrom zu stoppen. Aber Ryoga nahm sie gar nicht wahr. Er war völlig außer sich, unfähig seinen ausströmenden Gefühlen Einhalt zu bieten. Und als Ranma dies schließlich einsah, löste er sich mit etwas Kraftaufwendung weit genug vom Körper des anderen, um ihn fest zu küssen. „Siehst du, ein Kuss schafft alles.“ Lächelnd schaute er seinem Freund in die Augen, bevor er sanft die letzten Tränenspuren wegküsste. „Merks dir einfach, falls du mich mal wieder aufwecken willst…“ Dieses Lächeln, diese Augen. Ryoga hatte geglaubt, sie nie wieder zu sehen. Hatte sich selbst fest davon überzeugt, dass er den anderen getötet hatte. Dass es unwiederbringlich war. Dass er… ein Gedanke manifestierte sich in seinem Kopf und nahm sofort sein gesamtes Wesen in Beschlag. „Ranma, ich liebe dich.“ Schnell verließen die Worte seinen Mund. Keine Sekunde länger wollte er diese Chance verschwenden. Die Chance, die ihm geschenkt wurde. Die Chance Ranma doch noch seine Gefühle zu offenbaren. Der Kopf vor sich senkte sich etwas, schwarzes Haar versperrte ihm die Sicht auf Ranmas Gesichtszüge. Aufgeregt und besorgt begann sein Herz schneller zu schlagen. „Weißt du, was du da sagst? Bist du dir wirklich sicher?“ Die leise Stimme drang direkt zu seinem Herzen durch. „Ja, ja. Ich weiß- ich bin mir sich- ich liebe dich.“ Die Worte verhedderten sich, drehten sich in Ryogas Mund als er eilig versuchte die Zweifel des Geliebten zu zerstreuen. Doch auf seine Worte folgte erst Stille, die ihn unruhiger machte und sein Herz so unregelmäßig schlagen ließ, dass er befürchtete, dass es jeden Moment seinen Geist aufgab. „…Idiot…“ Sein Herz stand still und er vergaß zu atmen. Das konnte doch nicht wahr sein. Es konnte doch nicht sein, dass… „…das hat wirklich verdammt lang gedauert.“ Und im nächsten Augenblick fand sich der Braunhaarige in einem erneuten Kuss Ranmas wieder. Die intensiven Gefühle des anderen strömten durch seinen Körper, brachten sein Herz wieder zum schlagen und nahmen ihm auch noch das letzte Quäntchen Luft zum Atmen. Aber so schnell wie sie gekommen waren, zogen sich die Lippen auch schon wieder zurück. Ryoga holte tief Luft und begann laut ein und aus zu atmen, aber schon nach zwei, drei Atemzügen lehnte er sich nach vorne und begann nun seinerseits Ranma leidenschaftlich zu küssen. Ja, er war ein Idiot. Sie waren beide Idioten. Und jetzt, jetzt waren sie endlich zusammen. Sie hielten sich in den Armen, sie küssten sich. Das natürliche Gleichgewicht der Welt war wieder hergestellt. Schnell baute sich die Spannung zwischen ihnen weiter auf. Ihre Haut glühte und Hitze schoss ihnen durch die Körper. Das Gefühl von nackter Haut auf nackter Haut vernebelte ihre Sinne. Ohne sein Zutun bewegten sich Ryogas Hände über Ranmas Rücken nach unten, drückten kurz die festen Pobacken, bevor er den schlanken Körper leicht anhob und auf seinen Schoß zog. Schlagartig schoss die Temperatur weiter in die Höhe und kleine Töne der Wonne flossen in den Kuss. Der Schwarzhaarige schmiegte sich eng an seinen Gefährten, genoss das Kribbeln, das durch seine Nervenbahnen lief. Die Luft war erfüllt von einem Versprechen, dem Versprechen ihrer gegenseitigen Liebe. Und diesmal, das wusste er, würden sie endlich eins werden. Es gab keine Macht des Märchens, die sie im letzten Moment noch umleitete, die das Märchen zu Ende brachte, die sie beide einfach einschlafen ließ. Keinen Zeitdruck, der ihnen nur Zeit für ein paar flüchtige, intensive Berührungen ließ. Nein, diesmal war alles perfekt. Sie waren frei, sie waren allein, sie hatten alle Zeit der Welt und sie hatten sich. Pure Euphorie floss durch seine Adern und glücklich intensivierte er ihren Kuss, bevor er plötzlich abbrach. Benommen öffnete Ryoga die Augen als sein hitziger Freund so plötzlich den Kuss abbrach und sich in seinen Armen versteifte. Nur schwach streifte ihn ein Gefühl von Besorgnis, ob er irgendetwas falsch gemacht habe. Ranmas Liebe und Wärme füllten ihn komplett aus und ließen keine negativen Gefühle zu. Dennoch wunderte ihn das Verhalten des anderen etwas. „Ranma?“ Die zu Schlitzen verengten Augen seines Gegenübers ließen ihn nun doch etwas besorgter werden. „Ranma, was-?“ „Boah, ne ey, das darf doch nicht wahr sein!“ tobte Ranma plötzlich los. „Mach sofort das Buch zu, hast du verstanden? Mach es ZU. Das ist UNSER LEBEN und nicht irgendeine billige Peepshow. Wenn du Männer beim Sex bespannen willst such dir eine nette Fanfiction und lies die. WIR stehen nicht zur Verfügung. Und schau meinen Freund nicht so an. Das ist MEIN Freund, kapiert? Such dir nen anderen. Wie würde es dir gefallen, wenn man dein Privatleben irgendwo im Internet nachlesen könnte? Hah, siehst du, da hat es dir die Sprache verschlagen. Außerdem hattest du jetzt genug Spaß. Die Märchenstunde ist vorbei. Der Vorhang zu, das Theater bis auf weiteres geschlossen. Siehst du nicht das dicke fette BITTE NICHT STÖREN? Nein? Na jetzt hast dus gesehn. Also mach endlich das Buch ZU. Zu. ZU. Zuuuuuu…“ ~ ~erzwungenermaßen das ENDE~ ~ Es hat wirklich lange gedauert, aber hier nun das Ende. Ich hoffe es hat euch gefallen. Es kann sein, dass ich irgendwann, wenns mir in den Fingern juckt weitere Bonus-Märchen anfüge, aber die Hauptstory hat hiermit ihr Ende genommen. Vielen Dank fürs Lesen! Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Leben und ein happily ever after ^__^ Das Akkichan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)