Märchenwirrwarr von Akki ================================================================================ Kapitel 4: Von Fischen und Prinzen ---------------------------------- Chapter III - Von Fischen und Prinzen Heio ^-^ Ich hab meinen freien Morgen geopfert, indem ich gaaanz früh aufgestanden bin um dieses Kapi abzutippen... also ich hoffe es gefällt euch ^-^ Vorhang auf für unsere beiden Buchreisenden! "Einst, vor gar nicht allzulanger Zeit, sahen die Küstenfischer weit draußen auf dem Meer den Ozean weinen. Tausende winziger Schaumbläschen stiegen glitzernd in den Himmel auf und der Wind flüsterte ihnen die Geschichte der kleinen Meerjungfrau zu..." Die Augen des fremden Mädchens verengten sich beim Lesen dieser Zeilen. Wieso kam gerade dieses Märchen? Eigentlich hätte es - wenn überhaupt - erst ganz am Schluss des Buches kommen dürfen. Und bis dahin wären die beiden Jungs schon längst wieder in ihrer Welt zurück gewesen. Was also...? "Hey, lies weiter!" Eine ziemlich ungeduldige Akane knuffte die Blonde in die Seite. Also echt, wie konnte die nach der Einführung einfach aufhören? "Kasumi? Erinnerst du dich noch an das Märchen von der Meerjungfrau, das uns Mutter immer erzählt hat?" "Aber ja. Darin ging es um eine Meerjungfrau, die ihre Flosse am Strand ablegte um in der Sonne zu baden. Ein junger Mann beobachtete sie dabei und stahl ihre Flosse, damit sie bei ihm bleiben musste." "Genau, und dann bekamen die beiden viele, viele Kinder, oder?" Nabiki grinste von einem Ohr zum anderen. Akane erstarrte. "Nun..." Vater Tendo setzte einen Go-Stein. "...lasst unseren Gast doch einfach weitererzählen." Auffordernd nickte er der Blonden zu. "Also gut..." Etwas zögerlich griff das Mädchen wieder nach dem schweren Buch. Seine Gedankengänge waren zu keinem befriedigendem Ergebnis gekommen. Es war wohl wirklich das Beste einfach weiterzulesen... Als sie die erste Seite umblätterte erschien eine der bewegten Zeichnungen. Bunte Fischschwärme stoben auseinander und offenbarten einen großen Stein. Ein Mädchen lag darauf. Sein langes meergrünes Haar bewegte sich sanft in der Strömung. Hellgrüne Schuppen bildeten ein Muster auf seinem Bauch und gingen in einen Fischschwanz über. Statur und Aussehen des Oberkörpers passten eher zu einem Jungen. Das Meermädchen (oder der Meermann) schien zu schlafen. Entspannte Gesichtszüge offenbarten den Betrachtern einen Bekannten. "Ranma!" Die Lider des Mädchens zuckten kurz im Schlaf. Für einen Moment war es still im Hause Tendo. Selbst die beiden Väter hielten in ihrem Spiel inne. Dann, ganz leise, wiederholte Akane den Namen des Verschwundenen. "Ranma." Die Augen des Mädchens (nein, Jungen^^) öffneten sich. Verschlafen fuhr eine Hand nach oben und strich störende Haarsträhnen zur Seite. Eine Schüssel mit Reiscrackern fiel zu Boden, als Akane sich plötzlich auf dem Tisch abstützte. "Ranma!Kannst du mich hören? Ranma!" Das Mädchen schaute sich um, das Bild erstarrte. Schnell blätterte die Blonde weiter... "AAAHH!" Ein Schrei durchbrach die friedliche Stille des Meeresgrundes. Panisch schloss Ranma sofort wieder den Mund und versuchte den Atem anzuhalten. Gleichzeitig ruderte er wie wild mit den Armen um nach oben zu kommen. Raus aus dem Wasser. Als er nur schwerlich von der Stelle kam bemerkte er, dass seine Beine sich nicht so bewegten, wie er wollte. Ein schneller Blick nach unten: "UWAHHH!!" Ranma schluckte Wasser, erwartete einen Hustenanfall, nahm Abschied von der Welt und... "Was machst du da?" Vorsichtig öffnete der Junge die Augen und starrte gleich darauf das Fischmädchen vor sich an. Langes, lila Haar fiel in Wellen über den Oberkörper. Rosa und grün glitzernde Schuppen bedeckten ihre Brüste und zogen sich als Müster über ihren Bauch bis zu der großen Flosse, die sich spielerisch bewegte. //Märchen. Ich-bin-in-einem-Märchen.// Bewusst versuchte der nun Grünhaarige ein und aus zu atmen. //In Märchen kann es einem auch schonmal passieren, dass man unter Wasser atmen kann oder einen Fischschwanz hat. Alles ganz normal. Alles ok.// Das Atmen klappte prima. Allerdings hatte Ranma den Geschmack von Algen und Fisch auf der Zunge. //Also... ich muss nur wieder diesen Idioten Ryoga finden und wir können von hier verschwinden.// Versuchsweise bewegte er die große Flosse. Erst nach rechts, dann nach links, dann... "Komm schon!" Eine kräftige Hand packte ihn am Arm und zog ihn einfach durchs Wasser. //Wuaahh!// "Vater will dich sprechen." //Hä?// "Warum?" Während er so durchs Wasser gezogen wurde bewegte Ranma weiter den neuen Fischschwanz. So langsam hatte er raus wie man ihn richtig steuerte. Und das Mädchen neben ihm hatte ein ganz schönes Tempo drauf. Er konnte es gar nicht erwarten diesen Speed selbst auszuprobieren. Aber vorher musste er eben doch erst rausbekommen, worum es in diesem Märchen ging, ob er auf irgendeine Art in Gefahr schwebte und wo er Ryoga finden würde. "Na wegen deinem Geburtstag." Die Lilahaarige schaute ihn verwundert an. "Du sprichst doch seit Tagen von nichts anderem." "Ah... äh..." //Tu ich das?// Konnte dieses "Macht des Märchens" ihm nicht mal zu Anfang eines Märchens ein kurzes Script mit der Vorgeschichte seines Charakters zukommen lassen? "...ja, aber wegen unserer vierten Schwester hat Vater verboten, dass ich an meinem Geburtstag auftauche. Er sagte, es sei sein letztes Wort." Ranmas Stimme klang sogar ein klein wenig verbittert. Wow. So ging es also auch. Danke, Macht. "Ja, aber jetzt hat er seine Meinung geändert. Naja... eigentlich wurde er dazu gezwungen. Der halbe Hofstaat hat protestiert. Die Tradition verlange es, dass jede Prinzessin an ihrem 16. Geburtstag zur Oberfläche schwimme. Sie müsse mit den Gefahren dort in Kontakt kommen, um später ihr Volk wirksam davor schützen zu können." Das Meermädchen machte eine scharfe Linkskurve und Ranma war sich nicht mehr ganz so sicher, ob er diese Art der Fortbewegung schon beherrschte. "Also ich finde das Ganze ziemlich überflüssig. Als ich oben war fiel Wasser von dem, was die Landbewohner Himmel nennen. Es war alles dunkel und ungemütlich - und überhaupt nicht gefährlich. Ich bin ein bißchen hin und her geschwommen und dann wieder heimgekehrt." Ach, darum ging es also. Nun, Ranma war sich ziemlich sicher, dass er das auch schaffte. Also auf zum König! Moment... was hieß hier eigentlich "Prinzessin"?! ~ ~ ~ Da die Verfasserin davon ausgeht, dass jedem Leser Vater-Tochter-Gespräche à la "Schwimm vorsichtig! Sprich nicht mit fremden Fischen! Komm nicht zu spät zurück! etc" bekannt sein dürften, findet an dieser Stelle ein Zeitsprung statt. ~ ~ ~ Noch etwas ungelenk, aber wunderbar schnell, schoss Ranma durchs Wasser. Ganze Fischschwärme teilten sich vor ihm, als er angebraust kam. Einige buntleuchtende Minifische begleiteten ihn sogar ein Stück und schwirrten wie eine verrückt gewordenene Ehrengarde um ihn rum. Es war einfach ein irres Gefühl und der Junge genoss es. Fische führten ein herrliches Leben. Wer so toll schwimmen konnte und so eine schöne Landschaft um sich herum hatte musste zu den glücklichsten Lebewesen der Welt zählen. Den riesigen Schatten über seinem Kopf bemerkte der Grünhaarige erst, als es schon zu spät war. Plötzlich senkte sich ein schweres Netz über ihn und bremste seine Fahrt. Mehr verärgert als besorgt versuchte er sich von den Stricken zu befreien und zappelte in der Gegend rum, bis er sich so richtig in dem Netz verheddert hatte. Für einen Moment unterbrach er seinen Befreiungsversuch und versuchte es auf andere Weise - mit Denken. Das Netz bewegte sich. Kontinuierlich zog es ihn nach oben, weiter zur Oberfläche... //Ach, scheiss auf Denken.// Erneut griff Ranma nach den Strängen, konzentrierte sich und riss das Netz auseinander. Na bitte, wer sagts denn... Missmutig verpasste er der zerfetzten Fischfalle einen Schlag mit seiner Schwanzflosse, bevor er den Blick nach oben wandte. Sein Logikzentrum erzählte ihm gerade, dass es sich bei dem Schatten um ein Schiff handeln musste. Ein ziemlich großes Schiff. Zornig schwamm der Meermann (in seiner Funktion als Meeresprinzessin) nach oben, um wem-auch-immer mal gehörig die Leviten zu lesen. Der konnte hier doch nicht einfach so etwas gemein gefährliches und ungemein störendes wie ein Netz abwerfen, während ein ahnungsloses Ranmafischchen unter seinem "Boot" durchschwamm. Mit einem letzten kräftigen Hieb seiner Flosse schnellte er aus dem Wasser. In glitzernde Wassertröpfchen getaucht stellte er sich zum ersten Mal zwei essentielle Fragen: 1) Konnte er an der Luft überhaupt atmen? 2) Was passierte, wenn er gesehen wurde und jemand so nett war ihm eine Harpunenspitze durch den Körper zu rammen? //Oh...// Platschend fiel er wieder zurück ins Wasser ohne viel von seiner Umgebung wahrgenommen zu haben. //Mist, mist, mist.// Abwartend zog er unter der Oberfläche Kreise und verfluchte seine eigene Dummheit. Als nach mehreren Minuten immernoch kein Geschrei ertönte und das Wasser auch nicht von tödlich blitzenden Harpunen durchstochen wurde wagte er sich vorsichtig wieder weiter nach oben. Kritisch betrachtete er den feinen Rand der Luft und Wasser trennte. Konnte er es wirklich wagen? Was wenn er jämmerlich erstickte? Luft war ja auch echt gefährlich. Diese ganzen Gift- und Abgase, die da rumschwirrten... Schnell durchbrach er die Wasseroberfläche und atmete tief ein. ... Keuchend atmete er wieder aus. Welcher Idiot hielt auch die Luft an, nur weil er nicht wusste, ob diese Gift für ihn war? Also, wie es schien konnte er auch über Wasser prima atmen. Ein weiterer Pluspunkt auf seiner "Warum-Fischmensch-sein-so-toll-ist"-Liste. Suchend blickte er sich um, bis er das Schiff wieder entdeckte. Es war wirklich ein ziemlich großes Schiff. Mit Masten und Segeln und so Zeugs. Wirklich beeindruckend... Sein Blick glitt am höchsten Mast entlang nach oben und suchte die Totenkopf-Flagge. Piraten Ahoi! Oh, oder doch nicht. Enttäuscht entdeckte er eine rote Flagge mit goldener Krone. //Wie öde...// Langsam schwamm er auf das Schiff zu, immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden. "Ranma." Er erstarrte. //Ryoga?!// "Ra-n-ma. Ranma." Er wusste, wie man seinen Namen buchstabierte, danke. Etwas schneller schwamm er weiter. //Ryoga ich kommeee.// flötete er in Gedanken. "Was heisst ihr kennt keinen Ranma? Er muss hier irgendwo sein." Ah, anscheinend vermisste sein Partner ihn schon. Na der würde Augen machen, wenn er ihm seinen tollen neuen Fischschwanz zeigte. "Ok, lasst mich kurz nachdenken... gibt es hier irgendwo eine besonders schöne Prinzessin? Ein wunderschönes, aber armes Mädchen? Seltsame Vegetation?" Warum konnte er Ryogas Stimme eigentlich so gut verstehen, während er vom Gegenpart überhaupt nichts mitbekam? Ranma legte noch einen Zahn zu und hielt sich kurz darauf an der glitschigen Bordwand fest. Und was jetzt? Ryoga überraschen? Erstmal gucken, wer da noch so rumlief? Man wollte schließlich noch immer nicht von netten Harpunen oder ähnlichem aufgespießt werden... "Eine Klosterschule voller hübscher Mädchen? Nein, ich glaube nicht, dass er dort ist..." Lautlos umrundete der Fischjunge das Schiff, bis er vergessene Strickleiter zu fassen bekam und sich mühsam daran hochzog. Ok, das gab einen fetten Minuspunkt auf seiner Liste. Geschickt schwang er sich auf eine Ausstülpung des Schiffes und streckte sich, um auf das Deck spicken zu können. Ryoga fühlte sich genervt. Er stand hier inmitten einer Horde nach Fisch und Meer stinkender Männer, die ihn mit "mein Prinz" oder "ihre Hoheit" anredeten. Der Boden unter seinen Füßen bewegte sich ungleichmäßig auf und ab. Er fühlte sich müde und zerschlagen und - von Ranma keine Spur. Das war mal wieder so typisch. Immer wenn er mal ein ernsthaftes Gespräch mit dem Älteren führen wollte löste sich dieser buchstäblich in Luft auf. Ganz toll. "Ranma..." Sehnsüchtig wanderte sein Blick über das weite Meer. Irgendwo da draußen musste er sein. Vielleicht schweifte sein Blick gerade ebenfalls übers Meer und er fragte sich, wo Ryoga steckte. Fühlte der Schwarzhaarige sich ebenfalls einsam und verlassen, weil er nicht in seiner Nähe war? Schmerzte sein Herz ebenfalls bei dem Gedanken an die Distanz zwischen ihnen beiden? Oder wusste sein Freund schon, wo er sich befand und war auf dem Weg zu ihm? Würde sein Schiff im nächsten Moment am Horizont auftauchen und ihn entführen? //Lächerlich.// Er war lächerlich. Seine Gedanken die eines dummen Narrens. Nie würde Ranma dasselbe für ihn empfinden. Für den Schwarzhaarigen war er doch nur ein guter Streitkumpel. Er sollte endlich aufhören Luftschlössern nachzujagen. Kein Schiff würde am Horizont auftauchen. Ranma würde nicht kommen, um ihn zu holen. Wieso sollte er auch? Irgendwann im Laufe dieses Märchens würden sie sich so oder so über den Weg laufen. Und dann würde Ranma wieder seinen Liebhaber spielen müssen. Und jede Faser seines Körpers würde ausstrahlen, wie unangenehm es dem Älteren wäre. Und während er, Ryoga, in Ranmas Armen dahinschmelzen könnte, würde sein Herz nur nochmehr schmerzen. Seine Augen wurden hart, als er sich wieder seinen Männern zuwandte. Vielleicht sollte er Ranma einfach vergessen... Verwundert schaute Ranma seinem Freund nach, als dieser mit einigen Männern zur gegenüberliegenden Reling ging. Ryogas Mimik hatte sich plötzlich so verändert. Als Ranma in diese kalten Augen geschaut hatte, war ein Schauer über seinen Rücken gerieselt. Fröstelnd hatte er die Arme um seinen Körper geschlungen. Nie wollte er von dem Braunhaarigen mit diesem Blick bedacht werden. Nie wieder wollte er den kleinen Tollpatsch so eisig erleben. Ryoga hatte seinen, Ranmas, Namen geflüstert bevor er so anders geworden war... Leise schmerzte das kleine Herz, das gleichmäßig in der Brust des Fischmannes schlug, und die tiefgrünen Schuppen nahmen eine dunklere, wehmütigere Farbe an... "Hey!" Einer der Matrosen hatte Ranma entdeckt und gestikulierte wild in seine Richtung. Erschrocken zog sich der Fischmann etwas zurück und wurde zurück ins Wasser geworfen, als ein Ruck durch das Schiff ging. Der Junge erkannte das Meer kaum wieder. Hell und freundlich war es gewesen, als er aufgetaucht war, in einen brodelnden Hexenkessel hatte es sich verwandelt. Meterhohe Wellen stürmten auf den Meerjungen ein und sein Versuch der Meereswut zu trotzen dauerte nur wenige Minuten. Dann ließ er sich von der Gewalt des plötzlich aufgezogenen Sturms nach unten drücken und tauchte unter die Sturmwellen. Hier unten war das Wasser so ruhig wie zuvor, die Strömung vielleicht etwas stärker, aber nicht mit der Höllenwut über seinem Kopf zu vergleichen. Und es war dunkel. Das rasche Aufziehen des Unwetters hatte die Mannschaft überrascht. Niemand rechnete mit solch einem Sturm. Nicht in diesem Gewässer, nicht zu dieser Jahreszeit. Und nicht ohne jegliches Anzeichen. Panische Schreie tönten durcheinander, während verzweigte Blitze über den Himmel zuckten. Unruhig zog Ranma unter dem Schiff Kreise. Wollte er auftauchen, um nach Ryoga zu sehen, wurde er sofort wieder nach unten gedrückt. Die Macht des Sturmes überstieg seine eigenen Kräfte bei weitem. Ob diese Schwachköpfe von Matrosen wussten, was sie taten? War sein Ryoga bei ihnen überhaupt sicher? Ein lautes Krachen übertönte das wütende Heulen des Sturms und von Schreien begleitet brach der Großmast. Das Schiff legte sich auf die Seite. Matrosen stürzten schreiend ins Wasser und wurden wie zuvor Ranma von den Wellen gnadenlos nach unten gedrückt. Ranma bemerkte die in Todesangst zappelnden Gestalten und schwamm auf sie zu. Dann streifte ihn ein schweres Tau am Kopf und halb betäubt sank er weiter nach unten... Eilig kappten die verbliebenen Matrosen die Taue, mit denen der Mast noch immer an ihrem Schiff befestigt war. Gleichzeitig wurde mit scharfen Messern auf die gesplitterte Stelle eingehackt, damit sich der Mast ganz lösen konnte, bevor er das Schiff zum Kentern brachte. Mit einem plötzlichen Ruck schnellte das Schiff wieder in seine ursprüngliche Lage. Wieder wurden Matrosen über Bord geschleudert. Inmitten dieses Höllenspektakels klammerte sich Ryoga an das kurze Stück Reling beim Steuerrad. Seine Schulter schmerzte und er vermutete, dass er sie sich beim Aufschnellen des Schiffes ausgekugelt hatte. Holzsplitter hatten sich tief in seine Handflächen gegraben und das aufgepeitschte Meer versorgte die blutenden Stellen mit Salz. Die Befehle des Kapitäns drangen verzerrt an sein Ohr. Welle um Welle spülte über Deck und fand ihre Opfer. Der Schrei eines Matrosen übertönte für einen Moment den Sturm. Ryoga wandte sich um und erstarrte, als er die graue Wand aus Wasser sah, die auf ihr Schiff zuschoss. Der Kapitän brüllte eine Warnung, Schreie gingen im Wüten des Sturms unter. Dann war die Welle heran - und die Welt ging unter. Nur langsam wurde Ranmas Sicht wieder klarer und er stoppte sein Sinken. Die Wasserwelt um ihn herum war erfüllt von sinkenden Holzteilen und Matrosen. Geschockt starrte der Junge die bewegungslos treibenden Körper an. //Ryoga!// Mit neuer Kraft kämpfte er sich zur Oberfläche durch. Mit jedem Schlag seiner Schwanzflosse gegen das brodelnde Wasser spürte er, wie seine Kräfte schwanden. Die für ihn ungewohnte Bewegung bescherte ihm Krämpfe und jeder Flossenschlag schmerzte. Aber er durfte nicht aufgeben. Die Zähne fest zusammengebissen tauchte er schließlich auf und starrte die Wand aus Wasser an, die gerade das Schiff verschlang. Dann zog ihn die Strömung wieder nach unten, bevor die Welle über ihm zusammenbrechen konnte. Sich überschlagend wurde er durch das Wasser gewirbelt, wusste nicht mehr wo oben und unten war, als er plötzlich eine vertraute Gestalt mit braunem Haar entdeckte. "Ryoga!" Sein gurgelnder Schrei ging im Tosen des Meeres unter. Eiskaltes Entsetzen packte ihn, während er verzweifelt versuchte auf die sinkende Gestalt zuzuschwimmen. "Ryoga!" Endlich hatte er ruhigeres, tieferes Wasser erreicht und konnte schneller schwimmen. Vergessen waren die Schmerzen in seiner Flosse, seine Übermüdung, das Stechen in Herz und Lunge. Die Gestalt seines Freundes bewegte sich nicht! Seine weit nach vorn gestreckten Hände packten den schlaffen Körper und Ranma wandte sich sofort wieder der Oberfläche zu. Der Sturm wütete unvermindert hart über ihren Köpfen. Da oben würden sie sich keine zehn Sekunden halten können. Aber hier unten erwartete Ryoga der sichere Tod. Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung fluteten Ranmas Augen, als er weiter versuchte an die Oberfläche zu kommen. Die wilden Strömungen packten ihn, drückten ihn immer wieder nach unten, spielten mit ihm und verhinderten gekonnt sein Auftauchen. Totale Erschöpfung machte sich in dem jungen Mann breit und unbewusst lockerte er seinen Griff um Ryoga. Sofort sank der Körper des Freundes wieder Richtung Meeresgrund. Erschrocke tauchte Ranma ihm nach und zerrte an den nassen Kleidern. Wie lange waren sie jetzt schon unter Wasser? Konnte er Ryoga überhaupt noch retten? War es nicht schon zu spät? Würde er seinen Freund hier und jetzt für immer verlieren? "Nein!" Verzweifelt presste er den schlanken Körper an sich, während sie zusammen nach unten sanken. Immer weiter dem Grab unzähliger Schiffe entgegen. Und dann griff die Macht des Märchens ein. Sanft legten sich die Lippen des Meermädchens auf die des Ertrinkenden und hauchtem ihm neuen Atem ein. Immer und immer wieder, bis der Prinz auf die gleiche Weise wie der Fischmensch atmete. Eigentlich müsste es unmöglich sein, dass ein Mensch unter Wasser atmen konnte. Aber in einem Märchen ist eben nichts unmöglich. Erleichterung machte sich in Ranma breit und schenkte ihm die nötige Kraft um Ryoga unter Wasser in Richtung Land zu ziehen. Sein Freund würde nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt, nicht, wenn er es verhindern konnte. Und er würde es verhindern. Denn Ryoga würde auf keinen Fall sterben, bevor er ihm nicht etwas wichtiges gesagt hatte. Entschlossen schwamm er weiter und merkte nicht, dass der Braunhaarige kurz die Augen öffnete, bevor er wieder ohnmächtig wurde. Müde schob er den schweren Körper weiter auf den flachen Sandstrand, bis er von den Wellen nicht mehr mitgerissen werden konnte. Sein eigener Körper war ein einziger großer Schmerzbrunnen. Seine neue Flosse hing nutzlos an seinem Körper, unfähig sich nich weiter zu bewegen. Raue Steine hinderten ihn daran zurück ins Meer zu treiben. Erschöpft schloss er die Augen. Ein Brennen auf seiner Haut holte ihn schließlich wieder in die Realität zurück. Wenn er hier noch länger liegen blieb würde die Sonne ihn austrocknen. //Noch ein Minuspunkt.// Der Grünhaarige lächelte schwach, bevor er sich schwerfällig auf seine Arme stemmte und zu Ryoga schaute. Der Braunhaarige lag noch genauso da, wie zuvor. Keine Bewegung deutete an, dass er noch am Leben war. "Ryoga?" Plötzlich war Ranmas Hals wie zugeschnürt. Das konnte doch nicht sein, oder? Das durfte einfach nicht sein! Mühsam robbte er auf seinen Freund zu. "Ryoga?" Er atmete. Sanft strich er eine salzverkrustete Haarsträhne aus dem Gesicht des Jüngeren und registrierte erleichtert das kurze Zucken der Augenlider. Er schlief also nur. "Hey, Ryoga, du musst jetzt aufwachen. Die Sonne scheint und es ist ein wunderschöner Tag. Den kannst du doch nicht einfach verschlafen, mein Freund..." Der Fischjunge beugte sich nach vorn um dem Schlafenden in bester Dornröschenmanier einen Kuss auf die blassen Lippn zu geben. "Hihihi!" Erschrocken zuckte er zurück, als das Lachen eines Mädchens über den Strand schallte. Als er sich umschaute entdeckte er eine Gruppe von fünf jungen Frauen. "Ryoga..." //Verdammt!// Schnell robbte er soweit zurück, bis die Wellen ihn erfassten und ins tiefere Wasser zogen. "Ich komme wieder, versprochen. Also warte auf mich." Dann tauchte er unter und ließ sich träge sinken. Er war so schrecklich müde... "Ranma?" Krächzend versuchte Ryoga sich zu artikulieren. War das wirklich Ranma gewesen? Diese sanfte Stimme, die ihn zum Aufstehen bewegen wollte und ihm zurief, dass er auf ihn warten solle? Vorsichtig bewegte er sich und fühlte im nächsten Augenblick eine stützende Hand unter seinem Nacken. Als er die Augen aufschlug sah er direkt in das Gesicht eines blonden Engels. "Er lebt noch. Seht doch, er lebt! Holt schnell die Männer!" Das Geräusch von eiligen Schritten auf Sand drang an sein Ohr. "Wer bist du? Bist du Matrose? Ist dein Schiff gesunken? Wie kommst du hierher?" Schwer fielen seine Augen wieder zu und erneut umgab ihn Dunkelheit... Als Ranma erwachte war er allein. Er lag auf sandigem Boden, um ihn herum nichts als Wasser, vereinzelte Korallen und kleine Fischchen, die scheu zu ihm hinschauten. Er bewegte sich vorsichtig und sie stoben in alle Richtungen davon. "Au." Verdammt, seit wann taten Märchen so weh? Sein ganzer Körper war mit Prellungen übersät, seine Muskeln schmerzten und sein Kopf fühlte sich seltsam schwer und wie in Watte gepackt an. Ihm war schlecht. Allein der Gedanke an Ryoga ließ ihn sich verbissen weiter aufrichten und weiterschwimmen. Er musste ins tiefe Meer, denn um zu Ryoga zu gelangen musste er zuerst diese lästige Flosse loswerden. Die Macht des Märchens lenkte ihn zur Höhle der Meerhexe. Aber bis dahin war es noch ein langes, schmerzhaftes Stück Weg... ~ ~ ~ "Oh Ranma." Tränen verklärten Akanes Sicht, als sie auf die Zeichnung starrte. Neben ihr hatte Kasumi angefangen eine Liste an Verbandsmaterial und Salben aufzustellen. Nabiki nickte anerkennend. Der Trottel konnte ja richtig hartnäckig sein und sich ins Zeug legen. Vielleicht sollte sie doch versuchen die Verlobung zu boykottieren und dann selbst mit ihm gehen... Die beiden Väter saßen statuengleich auf ihren Plätzen. "Möchte jemand Ramen?" Shampoos glockenhelle Stimme durchbrach die Stille und sofort stürzten sich alle bis auf Akane und das blonde Mädchen auf das mitgebrachte Essen. "Lies weiter... bitte." Leise richtete das blauhaarige Mädchen seine Worte an die Märchenerzählerin. Ein stummes Nicken, dann wurde die nächste Seite aufgeschlagen. ~ ~ ~ Die Höhle sah scheußlich aus. An rauem Fels trieben blassglibbrige Würmchen in der seichten Strömung. Braune Algen hingen büschelweise von der Decke oder verhinderten die Sicht auf den Boden. Ein ungesundes Grün bildete die einzige schwache Lichtquelle. Ranma schwamm wie in Trance immer tiefer in das Höhlensystem hinein. Längst schon hatte er das halbrunde Leuchten des Eingangs hinter sich gelassen. Aber das war nun auch egal. Er musste an Ryoga denken. Entschlossen beschleunigte er sein Tempo und wenig später wies gelbes Licht auf den Wohnbereich der Hexe hin... "Du willst also, dass ich dich zu einem Menschen mache? Dir zwei Beine gebe, damit du da oben rumtanzen kannst, ja?" Die Meerhexe lachte hässlich. "Und was bekomme ich dafür, Püppchen?" "Ich..." Ranma stockte. Das war eine berechtigte Frage, aber... "Ich habe nichts." Das hatte er wirklich nicht. Verflucht, wieso hatte er nicht schon früher daran gedacht? Und wie konnte ihn die Macht des Märchens in so eine Situation bringen? "Doch, hast du." //Hab ich?// Die heisere Stimme der Hexe holte ihn aus seinen Gedanken und er blickte direkt in gierig glitzernde Augen. "Du hast deinen Körper." Eine knorrige Hand berührte seine Wange und Ranma erstarrte. Kalte Schauder schüttelten seinen Körper. //Mein Körper?! Nein, nie, vergiss es!// Die Hand wanderte weiter über seinen Hals und legte sich auf seine entblösste Brust. Der Herzschlag des Jungen beschleunigte Richtung Panikattacke. "Nicht?" Die Alte lächelte. "Aber du könntest deinen geliebten Prinzen retten..." "Wieso retten?" Der Meermann versuchte nach Außen hin ruhig zu bleiben, aber sein Herz hatte gerade einen Rekord im Hochsprung aufgestellt. "Nun, nicht jedes Märchen endet mit einem Happy End, oder?" Das hässliche Lachen der Hexe hallte durch die Höhle und wurde von den Wänden versetzt zurückgeworfen. Ranmas Hände ballten sich zu Fäusten. "Was willst du damit sagen?" "Du weisst genau, was ich damit sagen will, Schätzchen." Die ruhige Stimme der Alten war direkt gruseliger als das Lachen von eben. Ranma schloss die Augen. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. In diesem Märchen stürzte er von einer Katastrophe in die andere. Warum hatten sie auch in dieses verdammte Buch gezogen werden müssen? Er konnte doch nicht mit dieser alten Hexe...? Ihm wurde schlecht. Sein Magen fuhr munter Achterbahn und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Aber eigentlich stand sein Entschluss schon fest. Und seine Jungfräulichkeit war doch ein geringer Preis für Ryogas Leben, oder? "Also gut. Ich bin einverstanden." Die Stimme des jungen Mannes war kaum mehr als ein Flüstern gewesen, aber er schaute der Meerhexe fest in die Augen. "Schön, schön." Die Alte drehte sich freudig um und schmiss irgendwelche teils lebendig aussehenden Zutaten in einen kochenden Kessel. Ranma sank in sich zusammen. "Nun, zuerst die Bezahlung." Ranmas kurze Nägel bohrten sich schmerzhaft in seine Handballen. "Aufgrund bestimmter vertraglich geregelter Bedingungen ist es mir leider nur gestattet deine Stimme als Bezahlung einzufrodern." Der Fischjunge starrte die Hexe an. "Wa-?" Und hopps, landete seine Stimme in Form einer Lichtkugel in einem kleinen Gläschen, dessen Deckel sich sofort schloss. "Desweiteren sieht der Vertrag leider vor, dass ich dir deine Stimme wiedergeben muss, sofern der Prinz dir vor dem nächsten Vollmond den Kuss der wahren Liebe gibt. Tut er das nicht, musst du allerdings sterben!" Mit einem dumpfen Schlag wurde die letzte Zutat in den Kessel geschleudert. Bunter Qualm stieg auf, das Lachen der Hexe schmerzte in Ranmas Ohren, er wollte schreiben, aber seine Stimmbänder blieben stumm. Dann hatten ihn die gierigen Armes aus Rauch erreicht und wickelten sich um seinen Körper wie die Boa Constrictor um ihr nächstes Abendessen. Die Worte der Meerhexe hallten in seinem Kopf wieder: "Beweist der Prinz dir seine wahre Liebe nicht vor dem nächsten Vollmond, wirst du sterben. Sterben. Sterben..." //Nein, nicht, neeeeiiin!// Seine Gegenwehr erschlaffte, als ein reissender Schmerz in seiner Flosse ihn in tiefe Bewusstlosigkeit schleuderte. "Hey..." Geräusche drangen langsam an sein Ohr. Das Rauschen der Brandung. Das Kreischen der Möwen. "Geht es dir gut?" Knirschender Sand. Ryogas Stimme. Das Bellen eines Hundes. Das- Ryogas Stimme?! Auf einen Schlag war Ranma hellwach und riss die Augen auf. Sofort versperrte ihm ein Tränenschleier die Sicht, als die viel zu helle Sonne seine empfindliche Retina traf. //Uh, Mist...// "Ah, tut dir was weh?" Das war ja tatsächlich Ryogas Stimme. Etwas vorsichtiger diesmal öffnete Ranma erneut die Augen und blinzelte sein Gegenüber an. Braunes Haar, braune Augen, gelbes Stirnband - Ryoga! Und er lebte! Wuah, er könnte die ganze Welt küssen! Glücklich schmiss sich der immernoch Grünhaarige seinem Freund an den Hals. "- -" (Übers.: Du Idiot...) Ryoga lief knallrot an, als sich das fremde Mädchen mit dem langen grünen Haar und sonst nichts am Körper an ihn presste. Er war zwar gerade ein Prinz, aber deshalb musste dieses bezaubernde Ding doch nicht... Vorsichtig schob er sie wieder auf Abstand, drehte den Kopf zur Seite und räusperte sich. "Du solltest dir besser etwas anziehen." "- !"(Aaaah!) Schnell schlang Ranma seine Arme um den eigenen Körper. Diese verdammte Hexe hatte ihn seiner Kleider beraubt. Dass er als Meermann keine besessen hatte verdrängte er mal eben. Hektisch schaute er sich nach etwas Stoff um und hielt abrupt inne, als ihm einfiel wie lächerlich das Ganze aussah. Schließlich war er ein Mann. Ryoga war ebenfalls ein Mann. Wo also lag das Problem? " - ?" (Ryoga?) Genervt zupfte er am Ärmel des prinzlichen Gewandes. Diese stimmlos-Sache war ganz schön unpraktisch. Aber er musste diesen Idioten schließlich nur dazu bringen ihn nochmal genauer anzusehen., dann würde er ihn schon erkennen. Also frisch fröhlich weitergezupft. ... Warum reagierte der Kerl nicht? Sollte er sich noch aufdringlicher verhalten? Bitte, konnte er haben, der He- "Sybille!" "Mein Pri-oh!" Eine mindestens fünf Nummern zu große Schürze senkte sich über Ranma und verdeckte seine Haut unter weißem Leinen. "Oh du armes Ding! Bist wohl an Land gespült worden." " - - - - - - - - - - - - - !" (Ich bin kein armes Ding und hör auf mir den Kopf zu tätscheln!) "Sie scheint stumm zu sein." //Ach ne, das ist ja mal ganz was- wie bitte? Sie? Warum denn bitte schön "sie"?!// "Oh das arme, arme Ding." Die Amme drückte Ranma an ihre üppige Brust und schnürte ihm fast die Luft ab. "Wir sollten sie mit ins Schloss nehmen. Vielleicht weiss dort jemand wer sie ist, mein Prinz." //Luft...// Etwas wackelig versuchte Ranma wieder zu Atem zu kommen, dann begrapschte er seinen eigenen Körper. Dieses Gerede von wegen "sie" war ja nicht auszuhalten. Er war ein Mann. Genau, ganz eindeutig. Was er da eben unter dem Stoff in Händen hielt konnte nur zu einem Mann gehören. Wie blind waren die beiden eigentlich? Und warum erkannte ihn Ryoga nicht sofort?! "Jaja..." Ryoga stimmte zerstreut zu. Für einen kurzen Moment hatte er direkt in die Augen der Fremden sehen können und der Blick, der ihm aus den wasserhellen Seelenspiegeln begegnet war, hatte ihn an irgendetwas erinnert. An jemanden, der ihm wichtig gewesen sein musste. Er konnte sich nur nicht daran erinnern... ~ ~ ~ "Nein!" Erregt sprang Akane auf und starrte das Buch an. Das konnte doch echt nicht wahr sein! Warum... hatte Ryoga Ranma nicht erkannt? Wie sollte der Stumme Ryoga dazu bringen ihn zu küssen? Er hatte doch kaum Zeit! Und wenn er es nicht schaffte, würde er sterben! Tränen sammelten sich in den verheulten Augen des Mädchens. "Das ist nicht fair..." Ja, Ranma war ein Trottel, ein Idiot, der gar nichts verstand, aber immer die große Lippe riskierte. Aber... er musste gesund zurückkommen. Er musste einfach. ~ ~ ~ Angespannt schaute die einsame Gestalt nach oben. Ihre Hände hatte sie auf die schmale Brüstung des Balkons gelegt. Ihre Augen suchten und fanden die schmale Sichel des Mondes. Lange blieb sie einfach still stehen, scheinbar in den Anblick der sich ihr bot versunken. Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und ging zurück ins Schloss. //Drei Wochen. Ich MUSS es einfach schaffen.// Kurz und knapp: er schaffte es nicht. An Ryoga war a) kaum ranzukommen und b) verstand der Typ absolut NULL von dem was Ranma versuchte ihm klarzumachen. Zuerst hatte alles ganz gut angefangen. Im Schloss angekommen war Ranma wie ein gern gesehener Gast aufgenommen worden. Man hatte ihm hübsche Kleider und ein geräumiges Zimmer überlassen. Eine quirlige Zofe wurde ihm zur Seite gestellt, die ihm einerseits das gesamte Schloss zeigte, ihm andererseits aber nicht erlaubte selbstständig irgendwo hinzugehen. Am ersten Tag nach seiner Ankunft hatte er Ryoga überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, dafür hatte ihm Gesine (die Zofe) einige Tanzschritte beibringen wollen. Er hatte sie aus dem Zimmer geekelt und dafür den restlichen Tag Zeit genug gehabt sich tödlich zu langweilen. Der zweite Tag hatte wieder ganz gut begonnen. Er traf Ryoga, als er mit Gesine einen Spaziergang durch den Schlossgarten machte. Der prinz erkundigte sich höflich nach dem Befinden der jungen Dame. Gesine antwortete bescheiden, dass es den Umständen entsprechend gut gehe und sie dem Prinzen noch einmal von Herzen für ihre Rettung und die freundliche Aufnahme danken wolle. Ranma konnte nur sprachlos daneben stehen. Hallo? War er etwa Luft für die beiden? Als er die knicksende Zofe vehement zur Seite schob und Ryoga kampfeslustig in die Augen schaute begann der unbefriedigende Teil des Tages. Ryoga erkannte ihn immernoch nicht. Also verfiel Ranma auf die geniale Idee sich dem anderen mittels Scharade mitzuteilen. Er spielte den Kampfsportler (in einem langen Kleid gar nicht so leicht... und absolut lächerlich), versuchte Japan zu beschreiben, stellte Ryouga als P-chan dar, spielte die gekürzte Fassung von Aschenputtel vor, fiel vor dem Prinzen auf die Knie und wurde schließlich von zwei netten Wachen auf sein Zimmer gebracht. Im Weggetragenwerden hörte er noch, wie Gesine ihn bei Ryouga entschuldigte. Der Schock über den Schiffbruch sei noch zu präsent. Am dritten Tag wurde ihm strikte Zimmerruhe verordnet und resigniert ließ er sich die neuesten Tanzschritte zeigen. Eigentlich machte es sogar ein ganz klein wenig Spaß. Er konnte Ryouga für den Moment vergessen und Gesine schien ihn wenigstens ab und zu zu verstehen. Früh am Morgen des vierten Tages schaffte er es seiner Zofe zu entkommen. Er entführte Ryouga aus einer Gruppe weiser Männer, indem er ihn einfach am Arm packte und mitzog. Am Strand versuchte er dem perplexen Prinzen dann klarzumachen, dass er eigentlich ein Meermensch sei, der von einer bööösen Hexe verflucht wurde. Ryouga stellte plötzlich intelligente Fragen und Ranma meinte schon, dass er alles verstanden habe. Doch als er den Jüngeren überglücklich in die Arme schließen und küssen wollte, entwand sich dieser seinem Griff und floh zurück ins Schloss. Wenige Minuten später kamen Ranmas geliebte Wachen um ihn wieder zurück zu tragen. Von da an wurde ihm der Kontakt mit dem Prinzen bis auf weiteres versagt. Entmutigt hatte er den restlichen Tag auf seinem Zimmer verbracht. In der Nacht war ihm dann die rettende Idee gekommen und mit dem ersten Licht des fünften Tages schrieb er einen Brief an Ryouga, in dem er ihm alles erklärte. Als er den fertig geschriebenen Brief Gesine übergeben wollte, veränderte sich plötzlich das Schriftbild und aus den sorgfältig gezeichneten Schriftzeichen wurde eine wilde Kritzelei. Die Zofe meinte höflich, die Zeichnung sei recht hübsch und sorgte dafür, dass sie eingerahmt wurde. Ranma erlitt einen Tobsuchtanfall. Seitdem hatte er sich geweigert sein Zimmer noch einmal zu verlassen. Nur des nachts stellte er sich täglich für einige Minuten auf den schmalen Balkon, um den Mond zu betrachten. Seit seiner Ankunft war die schmale Sichel stetig gewachsen. //Noch zwei Wochen.// Seufzend legte er den Kopf auf seine Arme, die locker auf der Brüstung ruhten. Wenn das so weiterging, würde er es nie schaffen, dass Ryouga ihn erkannte... Aus den Augenwinkeln gewahrte er eine Bewegung und als er den Kopf wieder etwas hob erkannte er einen seiner freundlichen Wachtposten. Der Mann versuchte anscheinend Ranmas Aufmerksamkeit zu erregen, denn er fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum. Als er Ranmas Blick bemerkte ließ er die Arme jedoch schnell wieder sinken. Stattdessen lächelte er und warf der unbekannten Schönheit eine Kusshand zu. Unwillkürlich erwiederte Ranma das Lächeln. Nicht, dass er auf die Flirtversuche dieses Mannes eingehen wollte, immerhin war es ein Mann, der ihm da schöne Augen machte. Allerdings war es nach diesen anstrengenden und ergebnislosen acht Tagen einfach schön einen ehrlich lächelnden Menschen zu sehen. Ryogas Blick wanderte nach oben, suchte die Person, der die Kusshand des Wachmannes gegolten hatte. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das verschwand, als er das Mädchen vom Strand erblickte. Die langen meergrünen Haare bewegten sich sanft im Wind und ein weißes Nachtgewand umspielte kokett die zierliche Gestalt. Die klaren Augen des Mädchens glitzerten mit den Sternen um die Wette und die rosigen Lippen zierte ein bezauberndes Lächeln. Frech hauchte die Schöne der Wache einen Kuss zu, dann verschwand sie im Inneren des Gebäudes. Fröhlich pfeifend drehte der Wachmann weiter seine Ruhe und Ryoga fragte sich verwundert woher der Stich in seinem Herzen kam. Am darauffolgenden Tag wurde Ranma zum Dinner eingeladen. Gesine verbrachte qualvolle Stunden damit sein Haar zu einer ordentlichen Frisur hochzustecken. Laufend wurde an seinem Kleid rumgezupft, dort ein Bändchen angefügt, da eine Schleife gerade gezogen. Sein Gesicht machte zum ersten Mal in seinem Leben Bekanntschaft mit Puder, Rouge, Kajal und Lippenstift. Er hätte gut darauf verzichten können. Als es endlich soweit war und er sich auf den Weg machen durfte, wurde ihm sogar gestattet einen Blick in den Spiegel zu werfen. Wie gebannt starrte er das blasse Mädchen an, das ihn daraus anblickte. ... Er hatte schon viele schöne Mädchen gesehen. Ryoga als Aschenputtel war eines der schönsten Mädchen, das er je gesehen hatte... aber was die Zofen aus dem Meermädchen gemacht hatten war unglaublich. Das Mädchen mit den hellen Augen und dem grünen Haar war wunderschön. Und es lächelte. Dann wurde Ranma sanft weitergeschubst. Den Prinzen ließ man schließlich nicht warten. Nun, er hatte den Prinzen nicht warten lassen. Der Prinz samt restlichem Hofstaat schien mehr als angetan von seiner Veränderung. Schüchtern lächelte Ranma in die Runde. DAS war eindeutig nicht er. Dieses kleine Meermädchen schien immernoch irgendwo in ihm drin zu sein. Und an diesem Abend bewahrte es ihn vor weiteren Katastrophen. Während er unzähligen Adligen vorgestellt und im Tanz über die glänzenden Marmorfliesen geführt wurde, stellte Ranma mal wieder Überlegungen an. Und als er am Ende dieser langen Nacht auf seinem Balkon stand um den Mond zu betrachten fasste er einen Entschluss. Wenn Ryoga ihn nicht erkennen wollte, dann musste er sich eben in das grünhaarige Mädchen vom Strand verlieben. Und das müsste doch zu schaffen sein. ------ Es tut mir Leid^^ Ich hab das Chapi schon fertig und wollte euch auch gleich alles am Stück geben, aber ich habs nicht geschafft. Schlechte Zeiteinteilung und Langschläfertum halt^^' Und bis ich wieder an meinem PC bin könnte es ne Weile dauern... ich hoffe ihr wartet trotzdem auf den Schluss des Kapitels^^ Sonnige Grüße, das Akki ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)