Märchenwirrwarr von Akki ================================================================================ Kapitel 2: Chapter II - Die Sache mit dem Kürbis ------------------------------------------------ *hörtgradneseltsameKlavierversionvon"DreamaLittleDreamofMe"* Also... zu dieser wunderbaren Melodie hebt sich der Vorhang und dem ehrenwerten Publikum offenbart sich eine Alltagsszene... Ein Junge kniete am Boden, ein verrutschtes Kopftuch umgebunden, und schrubbte fleissig mit seinem Bürstchen über die dicke Dreckschicht. [Musikwechsel zu "Easy Living"] Plötzlich tribbelten zwei Mädchen in schreiend bunten Reifröcken, bunte Federbäusche auf dem Kopf und riesige Fächer vor sich herschwenkend auf ihn zu und bauten sich vor ihm auf. Der Junge schaut resignierend zu ihnen auf. "Ja, liebe Schwestern" Die eine der Schwestern kicherte übertrieben auf, während die andere den Jungen böse anschaut. "Du sollst uns nicht Schwester nennen, du Aschenputtel. Wir haben absolut nichts mit dir gemeinem Gesindel zu tun." Sie drehte sich um und tribbelte wieder davon. An der Tür zur Küche blieb sie allerdings noch einmal stehen und schaute zurück. Überrascht rannte ihr Schoßhündchen in sie rein und wurde unsanft zur Seite geschoben. Ein wütender Blick traf den Jungen. "Achja.. vergiss nicht unsere schönsten Kleider zu waschen und zu bügeln. Der Prinz hat uns zu seinem Ball eingeladen uns als seine zukünftige Gemahlin und deren Schwester können wir dem Prinzen doch nicht in ungebügelter Wäsche entgegen treten." Sie reckte die lange Nase in die Höhe, wandte sich auf dem Absatz um und verschwand dann endgültig aus dem aschigen Raum. Das dickliche Mädchen hinter ihm kicherte dem Jungen noch einmal zu, dann verschwand es hastig. Der Junge legte ruhig und beherrscht seine Bürste neben sich auf den Boden und atmete langsam aus. Die Augen hielt er geschlossen. Von draußen war das Bellen eines Straßenköters zu hören. "RAAHHH! Ich hasse dich, Ranma!" "Hatschie!" Verwundert wandte sich ein paar blauer Augen der Ursache dieser Niesattacke zu. "Mein Prinz?" "Schon gut, es ist nichts, wirklich." Der junge Mann lächelte zuvorkommend und ging weiter den langen mit Teppichen ausgepolsterten Gang entlang. Der etwas ältere Mann hinter ihm folgte ihm nicht ganz beruhigt. "Verzeiht, aber Ihro Gnaden werden sich doch nicht etwa eine dieser fürchterlichen Erkältungen zugezogen haben?" Der Prinz mit dem weißgepudertem Haar und dem Mozartzopf, um den keck eine himmelblaue Schleife gewunden war, seufzte leise auf. "Es ist wirklich nichts. Glaubt mir, Henry." Der hagere Alte seufzte ebenfalls. "Verzeiht, aber Ihr müsst verstehen. Ich sorge mich nur um Ihro Gnaden Wohl. Gerade jetzt, da..." erschrocken hielt er inne, räusperte sich kurz und ging dann einfach an dem interessiert stehen geliebenen Prinzen vorbei auf die große Eichentür zu. "Gerade jetzt, da was?" hakte der junge Mann auch sogleich nach. "Nichts, was Ihro Gnaden nicht auch Ihr Herr Vater erzählen könnte." Bestimmt klopfte er an die Tür und öffnete sie schon, bevor der Ruf "Herein!" ganz verklungen war. Er verbeugte sich in Richtung des Prinzen und dieser musste wohl oder Übel an ihm vorbei, ob er wollte oder nicht. 'Oh man... ich will gar nicht wissen, wo ich jetzt schon wieder gelandet bin. Anscheinend wirke ich anziehend auf diese komischen alten Schlösser. Wo Ryoga wohl steckt?' Der steckte gerade bis zu den Füßen in einem rußigen alten Ofen und versuchte das verstopfte Abzugrohr wieder frei zu bekommen. Ruß rieselte in seine Augen und brannte dort wie Feuer. Tränenbäche rannen die Wangen des Jungen herunter und hinterließen eine helle Schmierbahn. "Scheiss Asche, scheiss Ofen, scheiss Welt!" 'Überhaupt, was mache ich hier eigentlich? Die verfluchte Fee in dem kitschigen pinkrosa Köstum hatte doch gesagt, dass ich wieder in meine Welt kommen würde, wenn ich diesen verfluchten Ranma wieder wach küsste. Und warum bin ich das dann nicht? Ach, ist doch alles einfach - AU!" Die unangenehm an eine rostige Türangel erinnernde Stimme der dürren Schwester hatte Ryoga dazu veranlasst seinen Kopf ruckartig in die Höhe zu reissen. Nur, dass dort gleich die Ofendecke kam und ein metallisches Dröhnen sich mit dem Knirschen in seinem Schädel vermischte. Fluchend krabbelte er rückwärts wieder aus dem Ofen heraus und verteilte neue Rußhäufchen in der eben saubergefegten Küche. Es war zum Haare raufen. Was zum Teufel wollte diese penetrante, dumme Ziege denn nun schon wieder? "Aschenputtääääl!" "JAAA!" genervt brüllte er durch die offene Tür der Küche und wollte schon losstapfen, als ihm der Zustand seiner Kleidung einfiel und er stehenblieb um sie so gut wie möglich auszuklopfen. Dann nahm er einen noch halbwegs sauberen Lappen und wischte sich sorgfältig das Gesicht ab. "Aschenputtel!" keifte die unangenehme Stimme zum dritten Mal und diesmal leistete Ryoga dem Befehl folge und rannte die Treppen nach oben ins nächste Stockwerk. Schnell war er beim Zimmer der Dürren angekommen und trat ohne anzuklopfen durch die geöffnete Tür... Fast sofort war er wieder draußen und lehnte sich neben der Tür an die Wand. Die Augen hatte er fest zusammengepresst, sein Atem ging unruhig. 'Ein Alptraum. Das kann nur ein Traum sein. Ich muss nur aufwachen, dann kann ich darüber lachen. Also, Ryoga Hibiki, es ist Zeit aufzuwachen...' Unsanft wurde er am Arm gepackt und riss die Augen auf. Vor ihm stand die Schwester seines lebenden Alptraums und schaute ihn aus stahlgrauen Augen unerbittlich an, bevor sie ihn einfach zurück in das Zimmer zog. Der Junge sträubte sich und wollte sich verzeifelt am Türrahmen festhalten - aber keine Chance. 'Warum wehre ich Vollidiot mich nicht einfach und geben diesen Monstern, was sie verdienen?' Ganz einfach, weil er es schon versucht hatte. Ganz am Anfang, als er gerade in diesem Haus aufgewacht war. Ein Vorhang war um sein Bett aufgezogen gewesen und er konnte die sanft flüsternden Stimmen der Mädchen nur hören ohne sie zu sehen. Sie hatten ihm ihre Lage erklärt: der Vater tot, die Mutter schwer krank im Bett und sie beide zu schwach um den Haushalt alleine zu machen. Der braunhaarige Junge war gerührt gewesen und hatte den beiden hilflosen Mädchen sofort seine Hilfe angeboten. Ein Angebot, das er schon in der nächsten Sekunde bereut hatte, denn die hilflosen Mädchen hatten sich sogleich als giftige Nattern herausgestellt, aus deren Griff er sich nicht mehr befreien konnte. Ein magisches Halsband, das Geschenk irgendeiner seltsamen Fee oder so, hinderte ihn daran den Hof zu verlassen oder die Befehle der beiden Schwestern zu missachten. Und auch die Mutter hatte sich als sehr gesund herausgestellt - wenn man einmal von ihrem sadistischen Geisteszustand absah... Mit großen Augen starrte er das beleibtere Mädchen vor sich an. Er wünschte sie würde sich endlich wieder etwas anziehen, denn was er sah war mehr als er sehen wollte. Panisch schickte er ein Stoßgebet an den einzigen Menschen, dem er zutraute ihn aus dieser Lage befreien zu können: 'Ranmaaaaaaaaaaaaaaa!' "Mein Sohn?" Irritiert wandte sich Ranma wieder seinem Märchenvater zu. Seine Augen waren dunkel vor Besorgnis geworden, aber er hatte absolut keine Ahnung warum. "Vater, wenn es euer Wunsch ist, dass ich mich auf diesem Ball mit einem der geladenen Mädchen verlobe, dann komme ich diesem selbstverständlich nach." 'Also diese Märchensprache ist echt das Letzte... hoffentlich krieg ich das wieder los, bis ich in der Schule bin. Ich bin nicht besonders scharf auf den Posten des Schulclowns...' Die stahlgrauen Augen des Königs musterten die Mimik des Prinzen, aber dessen Gesicht zeigte keine Regung. Innerlich seufzte der alte König auf. Er wollte, dass sein Sohn eine Familie gründete und glücklich wurde, aber bis jetzt... dieser Ball war sein letzter Ausweg, auch wenn es dem Prinzen gegenüber vielleicht nicht gerecht war - es musste sein. Schließlich musste für den Fortbestand der Königslinie gesorgt sein. Und der junge Prinz würde sich bestimmt nicht mehr sträuben, wenn er die süßen Freuden des Ehelebens auskosten durfte... "Es ist mein Wunsch." Ranma nickte knapp, verbeugte sich vor dem König und verließ dann fluchtartig den Raum. Irgendetwas beunruhigte ihn sehr, er musste nur noch wissen, was... Der König klatschte in die Hände und sogleich stand eine vermummte Gestalt vor ihm. "Jedes Mädchen in meinem Königreich soll sofort eine Einladung zu dem heute Abend stattfindendem Ball erhalten. Ich gehe davon aus, dass diese Aufgabe dir ein leichtes sein wird, Magier." Die Gestalt verbeugte sich tief. "Selbstredend, Eure Majestät..." Er verschwand und gleichzeitig... "Ryoga!" Akane sprang entsetzt auf, während ihr tomatenröte ins Gesicht schoß. Nabiki beugte sich interessiert über die Zeichnung und die beiden Väter warfen sich gegenseitig einen langen mitfühlenden Blick zu. "Armer Junge, ich fürchte, aus diesem Märchen kommt er nicht heil raus." Kasumi nickte zustimmend, während das fremde Mädchen schnell umblätterte, damit sie alle erfahren konnten, was dieses Bild zu bedeuten hatte. ...tauchte eine Pergamentrolle im Zimmer der Schwestern auf und fiel einem sich sterbenselend fühlenden Ryoga in den Schoss... bzw. ins Wasser. Genauer gesagt in den Badezuber, in dem Ryoga kniete um die rosa Haut der jüngeren Schwester zu schrubben... Mit glasigem Blick betrachtete der Junge die Rolle, bevor ihn eine dürre Hand in die Realität zurückholte, indem sie einfach in das Wasser griff und nach der Schriftrolle tastete - länger als nötig. Aber bevor Ryoga etwas tun konnte, hatte sich die Hand mitsamt der Rolle wieder entfernt. Die große Schwester entrollte das Schriftstück, warf der leichten Röte in Ryogas Gesicht einen spöttischen Blick zu, und vertiefte sich dann in das Geschriebene. Plötzlich fiel ihr die Rolle aus der Hand und aufgeregt legte sie ihrer badenden Schwester die Hände auf die Schulter. "Eine Einladung zum Ball!" quietschte sie. Wer? Wer nur hatte auf diese verfluchte Idee mit dem Ball kommen müssen? Wer hasste ihn so sehr, dass er ihm das antat? Als ob er seit Beginn dieses Märchens nicht schon genug hätte erdulden müssen, nein, jetzt kam auch noch dieser Ball dazu. Und NATÜRLICH wussten diese verrückten Weiber nicht was sie anziehen sollten, damit sie sich dem Prinzen von ihrer besten Seite zeigen konnten - als ob das schönste Kleid da noch helfen könnten. Und wer musste ausnahmslos ALLE in Frage kommenden Kleider bügeln und aufputzen? Die Waschfrau? - Nein! Er, er Ryoga Hibiki, seines Zeichens noch Schüler und Kampfsportler, der bemitleidenswerteste Junge der ganzen Märchenwelt, durfte sich dieser Aufgabe erfreuen. Dieses Märchen war ja sooo Scheisse... Märchenkilometer entfernt lief ein junger Prinz gestresst Bahnen in seinen Teppich und verfluchte ebenfalls diesen unsäglichen Ball. //Ein Ball auf dem ich mir meine Braut aussuchen MUSS?! Für wen halten die sich eigentlich? Ich habe keine Lust lange genug in diesem Märchen festzustecken um für den Erhalt der Königsfamilie zu sorgen!// Er blieb stehen. //Oh my God, schon bei dem Gedanken daran wird mir schlecht...// Ranma schüttete ein volles Glas Wasser seinen Hals hinunter. "Ryoga, wo steckst du nur, verdammt nochmal?! Wehe dir, wenn du nicht auf diesem scheiss Ball erscheinst - ich will hier endlich WEG!" Mit einem lauten Knall schlug die Tür hinter dem wütenden Mädchen zu - oder... Moment... war das nicht...? "Ich schwöre, irgendwann bringe ich diese Gören und ihre Hexenmutter um," knirschte Ryoga zwischen zusammengebissenen Zähnen. Warum? Nun... drehen wir die Zeit doch nochmal ein Stück zurück... Herausgeputzt wie eitle Pfauen polterten die beiden Schwestern die Treppe hinunter, dicht gefolgt von der Hexe in Schwarz. Am Ende jener Treppe saß ein völlig erschöpfter Ryoga, der es nicht einmal mehr schaffte die Flucht zu ergreifen, so erschlagen fühlte er sich. Die beleibtere der Schwestern (in schweinchenrosa) erblickte ihn zuerst. "Ach," quiekte sie, "da sitzt ja unser Aschenputtel. Armes Aschenputtel - darf nicht auf den Ball. Zu schade aber auch, dass nur MÄDCHEN eingeladen sind..." Ryoga verkniff sich die Frage, welche Berechtigung SIE dann habe um dort hinzugehen... Die Augen der hageren Schwester blitzten böse auf. "Vielleicht sollten wir unserem fleissigen Aschenputtel eine kleine Freude machen. Stecken wir ign doch in eines meiner alten Kleider und frisieren ihm die Haare etwas weiblicher. Dann kann er mitkommes, unser hässliches Entlein." Alle drei lachten gehässig, während Ryoga verzweifelt versuchte dieser Schande zu entkommen - vergeblich. Einige Minuten später betrachteten sich die drei Frauen ihr Werk: das Kleid spannte an manchen Stellen und war an anderen zu weit. Außerdem sah es schon arg abgetragen und verwaschen aus. Seine Haare waren mehr schlecht als recht durch Klämmerchen gebändigt worden und einige Strähnen hingen ihm wirr ins Gesicht. Und trotzdem konnte keine der drei bestreiten, dass der Junge auf seine Weise schöner und weiblicher aussah als die beiden Schwestern. "Raaahh!!" Das rosa Schweinchen kreischte auf und zerrte an Ryogas Kleid, während die Schwester ihm wütend an den Haaren zog. ...als sie sich schließlich ausgetobt und endlich auf den Weg gemacht hatten blieb ein zornbebender Ryoga in zerrissener Kleidung zurück, der in sein Kämmerlein stürmte. Gelangweilt in seiner schmucken Prinzenuniform dem Aufmarsch der Mädchen entgegenblickend wünschte Ranma sich weit, weit weg. Mechanisch verbeugte sich sein Körper vor jedem neuen Mädchen, das ihm als Baroness sowieso, Prinzessin ach-so-toll etc vorgestellt wurde. Nebenher schickte er seine Gedanken auf Traumflüge... ...die Kleider hier waren ja wirklich hübsch - nur eben die Mädchen darin nicht. Nein, seine Traumfrau würde anders aussehen: Das Kleid zartgelb und mit Milliarden winziger Sterne besät, eine Schleppe so golden wie die lieblichste Morgendämmerung, die Arme von zartgoldenen Schmetterlingsflügeln umhüllt und im Haar sternglitzerndes Spinngewebe. Das Mädchen selbst zierlich und zart, mit Haut so weiß wie Schnee, die Lippen so rot wie Blut, das Haar so schwarz wie Ebenholz... Moooment mal. Ranmas Blick wurde wieder klar. Das kam ihm doch verdammt bekannt vor. Das weckte in ihm Erinnerungen an ein anderes Märchen. Erinnerungen, die er eigentlich verdrängt hatte. Erinnerungen an sein kurzes aber intensives Abenteuer in - "Schneewittchen"! ******************************************************************************** "Hey, spinnst du, Akane? Du kannst doch jetzt nicht einfach mitten im Märchen abbrechen um ein anderes Märchen zu suchen!" Akane erwehrte sich wacker der Hände, die ihr ins Buch greifen wollten. "Ich will... doch nur.... einen kurzen Blick hineinwerfen... um... zu sehen, was Ranma damit meinte!" Endlich hatte sie das gesuchte Märchen aufgeschlagen. Ein kurzer Blick auf das Bild, ein Schrei - und das Buch wurde von dem blonden Mädchen wieder zu Aschenputtel zurückgeblättert, während Kasumi ihrer ohnmächtigen Schwester Luft zufächelte und Nabiki zu gerne wüsste, was Akane so umgehauen hatte... [dem aufmerksamen Leser kündigt sich hier ein weiteres Bonuskapitel an ;) ] ******************************************************************************** Derweil suchte Ryoga im Hinterhof eines Märchenhauses verzweifelt nach einem Schlüssel für seinen unliebsamen Halsschmuck. "Ah verdammt!" machte er schließlich seinem Frust Luft. Depremiert setzte er sich auf eine Steinbank, versteckte sein Gesicht in Händen und bemitleidete sich selbst. Die seltsam funkelnden Schneeflocken bemerkte er gar nicht und die alte Dame in ihrem lavendelfarbenen Kleid musste dreimal laut räuspern, bevor Ryoga ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. "Hallo, ich-" - "Wuaaahh!" Mit einem Schrei sprang Ryoga auf und wandte sich in Kampfstellung der seltsamen Alten zu. Diese schaute ihn irritiert aus durch ihre Brille überdimensional vergrößerten Augen nur irritiert an. "Wer? Wer bist du?" schnappte der Braunschopf. "Ich? Ich bin deine gute Fee," lächelte die Alte. "Sorry, Alte, aber ich hab ne Feenphobie. Verschon mich einfach und verschwinde." //Müssen diese Feen eigentlich überall auftauchen? Echt nervig...// "Aber ich bin doch deine GUTE Fee," versuchte die Fee es erneut. "Und ich kann es nicht leiden, dass sich ständig irgendwelche Feen in mein Leben einmischen," stellte Ryoga klar. "Nanana." Die Fee wedelte mit ihrem Zauberstab, dass es nur so funkte. "Ich mische mich nicht in dein Leben ein, sondern in MEIN Märchen." Sie lächelte Ryoga aus Uhuaugen an und dieser konnte nur zurückstarren. "Scheisse. Die kommt mir bestimmt gleich wieder mit der Macht des Märchens und dann tut mein Körper wieder was er will...// Der Junge beschloss sich besser in sein Schicksal zu fügen. NOCH schlimmer konnte das Märchen ja nun kaum noch werden. Und vielleicht konnte ihm diese Alte das lästige Halsband abnehmen... "Ok..." Er holte tief Luft. "Dann bist du also meine gute Fee. Heisst das auch, dass du mir einen Wunsch erfüllst?" Die Fee sprang jubelnd in die Luft und quiekte begeistert auf. "Jaaa!" "Ok, dann wünsche ich mir, dass dieses Halsband abfällt und ich hier weg kann." Der Zauberstab sprühte wieder Funken. "Falsch. Du wünschst dir auf diesen Ball gehen und den Prinzen sehen zu können." Sie strahlte. "Nein ich..." "Und deswegen brauche ich jetzt einen Kürbis." Sie schaute sich suchend um. Ryoga starrte sie wortlos an. //Verrückt. Diese Feen sind alle verrückt...// Summend kam ein Kürbis angehopst und krachte auf die Stelle, an der Sekunden zuvor noch ein gewisser Hitzkopf gestanden hatte. Aus einigermaßen sicherer Entfernung starrte dieser nun die gelborange Frucht an. Eine seiner Augenbrauen begann zu zucken. //Dieses... dieses Teil... grinst!// Und tatsächlich - Kürbis und Fee grinsten sich fröhlich an, als wäre das ein besonders amüsantes Klassentreffen. Dann hob die Fee theatralisch beide Arme, der Kürbis spannte sich in Erwartung des Kommenden an, und Ryoga... Ryoga wünschte sich weit, weit weg. [wegen Copyright wirds jetzt bissle lächerlich, sorry^^] "Pippidi-pappidi-pooh!" Der Zauberstab schleuderte energisch Funken Richtung Kürbis. ... Vorsichtig näherte sich Ryoga dem Kürbis und tippte ihn mit dem Fuß an. Nichts geschah. Erleichtert drehte er sich wieder zu der Fee um und wich sogleich einen Schritt zurück, als er deren hervorquellende, den Tränen nahe Glubschaugen sah. "Äh...ähm..." "Whäähäähää! Das-ist-alles-dei-ne-Schu-hu-huld!" Perplex starrte Ryoga sie an, während seinem Gehirn die Flucht durch Sepoukou immer verlockender erschien. Die Augen der Fee verwandelten sich in blitzeschleudernde Gewitterwolken. Ryoga trat ängstlich einen weiteren Schritt zurück und voll auf den im Weg liegenden Kürbis. Ein unheilverkündendes Knirschen erklang. "Oops..." Grellbunte Magiewolken explodierten und hüllten den um Hilfe schreienden Jungen vollkommen ein. Werden wir ihn wohl jemals wieder sehen? ~ ~ ~ "Ryogaaa!" Gellend schrie die bis eben noch für ohnmächtig gehaltene Akane auf, als das fremde Mädchen den letzten Satz vorlas. "Ich bitte dich, Akane, beherrsche dich," mahnte ihr Vater. "Aber.. aber..." stammelnd versuchte das Mädchen sich zu erklären und wurde von der Stimme der Blonden unterbrochen, die einfach weitergeblättert hatte und nun unbeirrt das Märchen weitererzählte... ~ ~ ~ Der Prinz stand auf. Er hatte genug. Wieviele gackernde Hühner im Pfauenkostüm sollten ihm noch vorgestellt werden? Nein, wenn er sich ansah welche Prachtexemplare des kaputten Geschmacks in Kombination mit üblen Launen der Natur da auf ihn zukamen (waren sie ihm tatsächlich als Schwestern vorgestellt worden?) hatte er echt keine Lust mehr. Das konnte keiner von ihm erwarten. Er würde gehen, diesen Versager Ryoga auflesen und dann endlich aus diesem Mistmärchen verschwinden. Die Proteste seinen Vaters und des Hofmarschalls ignorierend schritt er rasch an der sich vor ihm teilenden Menge an Mädchen vorbei. Die zwei Schreckschrauben versuchten zwar noch ihn festzuhalten und bescherten ihm mit ihren Kreischstimmen Kopfschmerzen, aber nicht umsonst hatte er sich in jahrelanger Übung die Reflexe eines Kämpfers angeeignet. So segelten die beiden "Grazien" ineinandergekrallt unsanft zu Boden und zogen schadensfrohe Aufmerksamkeit auf sich. Ranma kümmerte sich nicht weiter darum. Ohne einen Blick zurück zu werfen hastete er weiter und rempelte dabei ein abseits stehendes Mädchen an. "Ihr wollt schon gehen, mein Prinz?" Die sanfte Stimme des Mädchens ließ seine Füße mitten im Schritt verharren und langsam drehte er sich um. Seine Augen weiteten sich, als er sich dem Mädchen aus seinem Tagtraum gegenüber sah. "Wie schade." Die Braunhaarige lächelte ihn bedauernd an und das Blitzen in ihren Augen löste eine Reaktion in seinem Denken als Prinz aus. "Darf ich um diesen Tanz bitten?" Ellegant verneigte er sich vor der Schönen und nach einem kurzen Moment des Zögerns verdank diese in einem grazilen Knicks vor ihm. "Musiiik! Jetzt! Sofort!" Der König rüttelte den Hofmarschall heftig am Kragen. Unfähig zu sprechen gab dieser dem Kapellmeister hektische Handzeichen. Zu seinem Glück wurde er verstanden. Musik setzte ein. Eine zierliche Hand legte sich in die des Prinzen und zu den traumhaften Klängen eines langsamen Walzers begann der Tanz. Wie auf Wolken schwebte Ranma über die Tanzfläche. Die Außenwelt war ausgeblendet. Sein Blick galt einzig und allein dem süßen Mädchen in seinen Armen. Eine Prinzessin? Eine Herzogin? Egal. Was zählte war, dass sie gerade mit ihm tanzte und ihn dabei anlächelte. "Die Tochter eines Herzogs? Eines Grafen? Oder gar - eine Königstochter?" Vergnügt schaute der König den Tanzenden zu, während sein Hofmarschall neben ihm die Gästelisten durchging. "Bedaure sehr, Eure Majestät, aber dieses Mädchen findet sich auf keiner meiner Listen. Ich bin mir sicher, dass sie keiner der mir bekannten Adelsfamilien angehört." "Eine schöne Unbekannte also, hm?" Der König zwirbelte sich belustigt den Bart. "Nun, uns ist egal wer sie ist. Mein Sohn wird sie heiraten und dann wird sie die Mutter meiner zukünftigen Enkel sein. Das ist alles, was zählt." Dem Hofmarschall blieb nichts anderes übrig als ergeben seine Zustimmung zum Ausdruck zu bringen. [I know you, I saw you upon my dreams before *sing*... ok, falscher Film... sorry...^^') "Heirate mich." //Heirate mich?!// Wenn das wieder so ein bescheuertes Märchengesetz war, dann würde Ranma jemandem... "Ja." Glücksgefühle überfluteten das Denken des Prinzen. "Ja, ja, ja! Er hat ja gesagt, er hat... er...// Endlich wurde Ranma bewusst, was ihm sein Unterbewusstsein schon die ganze Zeit versucht hatte klar zu machen:das wunderschöne Mädchen vor ihm war kein geringerer als - Ryouga. Und gerade eben hatten sie sich verlobt. ~ ~ ~ Zwölf [*] Köpfe wandten sich synchron Akane zu und erwarteten einen erneuten Ohnmachtsanfall des Mädchens. Oder diesmal vielleicht einen Tobsuchtanfall? Man konnte gespannt sein. ... Als nichts dergleichen geschah wurde die Menge unruhig und musterte Akane von Kopf bis Fuß. Das Mädchen saß still auf seinem Platz. Statuengleich, die Augen starr geradeaus gerichtet... Nabiki stupste sie an. "Voll erwischt." Die ältere Schwester schaute auf die starr Umgekippte herab. Der Rest wandte sich befriedigt wieder der Märchenerzählerin zu. ~ ~ ~ "DING-DONG, DING-DONG, DING-DONG..." Da war doch was. An irgendwas erinnerten Ryoga die schweren Glockenschläge der fernen Turmuhr. War da nicht irgendwas mit "Mitternacht" gewesen? "Ähm... wie spät ist es?" Durch die märchenuntypische Frage etwas aus dem Konzept gebracht konnte auch Ranma ganz normal antworten. "Öh, Mitternacht, schätz ich mal..." * * * Flashback: Ein wild um sich schlagender Ryoga in Mädchenklamotten wurde von einer kürbisförmigen Kutsche davongefahren. Eine vergnügt wirkende Fee rief ihm noch etwas hinterher: "Siehst geil aus, Schnecke!" ... *räusper* ... "Denk daran, mit dem zwölften Schlag der Turmuhr erlischt der Zauber und du stehst ohne Kleider da. Vergiss das nicht!" Flashback Ende * * * Ryoga dachte daran und lief knallrot an. //Shit!// Schnell wurstelte er sich aus Ranmas Umarmung, raffte wohlweislich seine Röcke hoch [auch wenn er sich nicht mehr daran erinnerte, hatte Schneewittchen ihn doch einiges gelehrt.] und sprintete los. Ranma hinterher. "Was soll das? Spinnst du jetzt total?! So kommen wir nie aus diesem verdammten Märchen raus!" Ryogas Füße verharrten auf der Stelle, während der Rest seinen Körpers weiterstürmen wollte, was dazu führte, dass der Junge strauchelte und einen seiner gläsernen [obligatorisch^^] Schuhe verlor. Außerdem war in diesem Bruchteil einer Sekunde Ranma auf Armlänge herangekommen. Jetzt blieb Ryoga nur noch ein Ausweg. Mit Schwung drehte er sich um, zog Ranma in eine Umarmung, schaute ihm kurz aber intensiv in die Augen und küsste ihn dann zärtlich auf die Lippen. //DAS fällt mir als letzter Ausweg ein?!// Immerhin schien es zu klappen, denn der völlig erstarrte Prinz stellte keine weiteren Verfolgungsversuche ein und der rot leuchtende Ryoga konnte entkommen. Raffen wir das weitere Geschehen etwas zusammen: der leidenschaftliche Prinz hatte keine Mühe, den König von seiner Liebe zu der Flüchtigen zu überzeugen und erhielt sofort die Erlaubnis sich auf die Suche nach der Unbekannten zu machen. Die Macht des Märchens in Ranma schnappte sich noch eben den gläsernen Schuh und los gings. Unzählige Füße später... war ein süßer Japaner fest davon überzeugt nie wieder in seinem Leben einen Fuß anfassen zu können. Klar hatte er gewusst, dass es große und kleine, schmale und breite Füße gab. Aber niemand hatte ihn vor pilzüberwucherten, käseschweissigen und deformierten Füßen gewarnt! Und dabei hatten die Mädchen obenrum so vielversprechend ausgesehen... Und überhaupt - warum musste er jedem verdammten Mädchen in seinem Königreich diesen Schuh anprobieren? Er musste ihnen nur einmal ins Gesicht sehen um zu erkennen, dass keine von ihnen Ryoga war. Die Macht des Märchens fing an es zu übertreiben... und merkte es anscheinend selbst, denn das nächste Haus zu dem Ranma kam, war zufälligerweise das unserer Adamsfamily. Ok, ok... dass es das letzte Haus auf der Liste war soltle vielleicht noch erwähnt werden... Lange, lange hatte der unglückliche Braunschopf Zeit gehabt um über sein seltsames Verhalten beim Ball nachzudenken. Aber am Ende seiner Überlegungen waren nur zwei mögliche Schlüsse übriggeblieben. Das Märchen als Macht hinter allem war sofort ausgeschieden, da Ryoga alles machen konnte, was er wollte, ohne von einer fremden Macht gesteuert worden zu sein. Nein, das ganze Getanze und das Fluchtmanöver waren auf seinen eigenen Mist gewachsen. Es hatte Spaß gemacht... Er musste also entweder total verrückt oder tatsächlich in Ranma verliebt sein. Ryoga wälzte den zweiten Schluss in Gedanken hin und her. //Was wäre so schlimm daran? Er ist ein Junge, ok, aber in diesen Märchen ist eh nichts so, wie es scheint. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann hab ich mich in Ranma verliebt, als er diese süße Rosenprinzessin war. Oder hat es schon früher angefangen? Hat es gar nichts mit diesen verrückten Märchen zu tun?// Die kreischende Stimme einer der beiden Schwestern drang in seine Gedankenwelt und wurde mit einem mentalen Tritt wieder aus ihr herausbefördert. //Würde es Ranma nicht ewig schocken, wenn ich ihm meine Liebe gestehen würde? Damit würde ich es meinem Erzrivalen mal so richtig zeigen. Dann würde er es bestimmt nicht mehr wagen sich mir gegenüber so überheblich zu verhalten! Dieser blöde, unsentimentale, eingebildete...// Der Hand, die sanft die Tränen von seiner Wange wischte, wurde nun schon mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aus verschleierten Augen schaute er nach oben und in Ranmas strahlendes Lächeln. "Gefunden, Prinzessin." Erst jetzt bemerkte er, dass seine Füße wieder beide Glasschuhe zierten. Irritiert vernahm er das wütende Geheul der Schwestern, die von einem Trupp Soldaten in Schach gehalten wurden. Seine Hand fuhr unwillkürlich zu dem magischen Halsband, das ihn noch immer fesselte. Ranma, der seiner Bewegung mit den Blicken gefolgt war, stand auf und straffte sich. Ryoga wunderte sich über die königliche Aura, die seinen Freund so plötzlich wie ein Mantel zu umgeben schien. "Den Schlüssel." Lässig streckte er seine Hand in Richtung der Mutter aus. Sein Lächeln war durchaus freundlich und doch wirkte sein Gebaren bedrohlicher als ein Wald aus Speerspitzen. Zitternd vor Wut und Angst riss die Frau ein Kettchen von ihrem Hals und warf es dem Prinzen zu. Dieser fing es ellegant in der Luft auf und näherte sich mit dem daran hängenden Schlüssel Ryogas Hals. "Mein armer Liebling," flüsterte er, als er sich an dem Braunschopf vorbeibeugte um den Verschluss hinten zu öffnen. Mit einem lauten Klicken löste sich das Band und wurde von Ranma in eine Ecke des Raumes geworfen. Dann wandte sich sein Gesicht wieder Ryoga zu und ehrliche Erleichterung leuchtete dem Jungen daraus entgegen. Ryoga schaute in Ranmas helle Augen und hatte keine Lust mehr sich weiterhin wie ein kleines Mädchen zu verhalten. Nein, jetzt war es Zeit für ein bisschen männliche Aktivität! "Ranma..." Bunter Nebel wallte um die beiden auf, hüllte sie ein, trennte sie voneinander - und entführte sie mal eben so in ein anderes Märchen. ~ ~ ~ Schweigen herrschte im Hause Tendo. Ein Buch wurde zugeklappt. "Das Essen ist gerade fertig geworden. Ich hoffe es reicht für alle..." ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)