Walking proud von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: 5 ------------ Walking proud Autor: Clea Pairings: Ryutaro x Sakito, Hakuei x Uruha, Daishi x Uruha und viiiiele andere ^.~ Kommentar: Ich... danke Shions Schachbrettmustertanga mit violetter Naht, der mich zu dieser Geschichte inspiriert hat u.u Er war die treibende Kraft. Außerdem danke ich meinem Lateinlehrer Herrn Greb, der mir bereits in jungen Jahren beigebracht hat, dass man mit flachen Sprüchen und ohne jeglichen Humor sehr weit kommen kann *wichtigtuerisch hüstel*. Ich habe diesen Gedanken natürlich sofort verwirklicht. Besondere Anliegen: Würde gerne euere Meinung zum Ende dieses Kapitels hören, bzw. Gedanken, wie es nun weitergeht. Teil 5 Als Toshiya erwachte fielen bereits erste Sonnenstrahlen durch das Wohnzimmerfenster. Er setzte sich aufrecht, schwankte kurz und rieb sich dann die Augen. Was für eine Nacht. Sein Rücken schmerzte furchtbar. ::Häh?::, dachte er, als ihm klar wurde wo er sich befand. ::Wieso bin ich denn hier?:: Stück für Stück fielen dem Blauhaarigen schließlich die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder ein. ::Och nöö... und jetzt noch Schule...:: Seufzend ließ er sich zurück auf die Polster fallen. Die Ruhe währte nicht lange. Geschwister eben. Sakito kam mit der Lautstärke einer ausgewachsenen Elefantenherde die Treppe hinuntergepoltert, Ryutaro schleifte er am rechten Arm hinter sich her. "Aufstehen, Brüderlein!!", schrie er und riss voller Tatendrang den Vorhang im Wohnzimmer auf. "Grmblmpf", machte Toshiya und setzte sich wieder auf. Er rieb sich die Augen ein zweites mal (und wieder ohne davon besonders wach zu werden) und versuchte seinem kleinen Bruder einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, was ihm aber nicht so ganz gelang, da ihm die Sonne in die Augen schien und er blinzeln musste. "Du bist furchtbar wenn du fröhlich bist...", murmelte der Blauhaarige düster und wälzte sich vom Sofa auf seine eigenen Füße. "... und aus irgendeinem Grund bist du immer dann fröhlich, wenn es sonst niemand ist...", fügte er gähnend hinzu und schlurfte in die Küche. Sakito und Ryutaro folgten ihm, doch der Blauhaarige kam ihnen auf halbem Weg bereits wieder entgegen, zischelte "Verdammt, Saki!!" und trollte sich die Treppe hoch ins Bad. Sein jüngerer Bruder kicherte hinterhältig. "Schnellchecker. Er könnte sich ja mal merken, dass die Küche gerade mal nicht da ist." Auf einmal schob er die Unterlippe vor und schaute seinen Freund schmollend an. "Er mag nicht, dass ich glücklich bin, hast du es gehört? Ist das nicht unfair?" Ryutaro musste einfach lächeln. Sakito konnte so verdammt süß sein. "Ach er meint das doch nicht so...", erklärte er mit seiner leisen Stimme und nahm die Hand seines koi. Schüchtern trat er ein wenig näher an ihn heran, hauchte einen sanften Kuss auf seine Lippen und errötete. Sakito grinste ihn zur Atwort breit an, schlang seine Arme um Ryutaros schmale Hüften und zog ihn in einen tiefen Kuss. "Oho! Na das ist ja interessant!" Erschrocken ließen die beiden Jungen voneinander ab. Am Fuß der Treppe lehnte Uruha, ein schmutzigen Lächeln umspielte seine sorgfältig geschminkten Lippen. "Zwei Schwule in flagranti ertappt. Na wenn das mal kein guter Tag wird!" Grinsend schlenderte er in Richtung Haustür. Sakito funkelte ihn böse an. "Lass uns in Ruhe, Uruha! Außerdem: Das musst ausgerechnet du sagen! Wenigstens treibe ich nicht so schmutzige, hinterhältige Spielchen... weiß dein süßer Hakuei von deinem neuen, putzigen Spielkameraden?" Einen kurzen Moment sah es aus, als ob Sakito seinen älteren Bruder verärgert hätte, doch dieser fing sich sofort wieder und setzte erneut sein hämisches Grinsen auf. "Tsss, kümmer dich mal um deine eigenen Angelegenheiten, Kleiner. Naja, Ma wird umfallen, wenn sie das erfährt...", flötete er und nahm seinen Mantel vom Kleiderhaken. "Pff, ich werde nicht so feige sein wie du und es ihr verheimlichen! Du kannst auch nicht ewig so tun, als wärst du hetero... ich liebe Ryu, ist was falsch daran? Ma wird das verstehen..." Er warf seinem Bruder noch einmal einen trotzigen Blick zu und wandte seine Aufmerksamkeit wieder ganz Ryutaro zu, der bei den letzten Worten zutiefst errötet war. Uruha wollte noch etwas erwidern, doch in diesem Augenblick kam Daishi die Treppe hinunter. Sein Freund warf ihm die Jacke zu. "Können wir gehen?" "Jup," antwortete Daishi, streifte sich mit der rechten Hand ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und fing die Jacke. "Äh, bin grad deinem süßen Bruder über den Weg gelaufen. Er besteht darauf, dass ich Kyo entschuldige, muss also nacher noch mal in seiner Schule anrufen. Ich kann Toto einfach nichts abschlagen..." "To... to?", wiederholte Uruha mit gehobener Augenbraue. "Toto?! TOTO??!!", stammelte Toshiya entsetzt vor sich hin während er versuchte sich Eyeliner aufzumalen. "Ich glaub dieser notgeile, perverse #*%$& hat sie nicht mehr alle... Toto?... geht's noch? Toto!!... argh, verdammt!" Mit einem frustrierten Seufzen knallte er schließlich den Pinsel auf das Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Er würde diesen verdammten Strich niemals gerade hinbekommen. "Dann eben nur Lidschatten... und noch ein wenig Rouge - oder auch nicht!", murmelte er mit Blick auf die Fischuhr. "Scheiße, ich bin mal wieder zu spät..." Hastig warf er seine Schminkutensilien (die er teilweise von Shinya hatte, teilweise stammten sie aus den Schätzen seiner Mutter) in ein kleines Täschchen und raste aus dem Bad in sein Zimmer um seine Schultasche zu holen. Dann noch einmal zurück ins Badezimmer um einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. ::Und sobald ich in die Stadt komme, werde ich eine neue Uhr fürs Bad besorgen::, schoss ihm im Hinausgehen durch den Kopf. ::Wenn ich noch einmal auf diesen Fisch schauen muss, werde ich wahnsinnig... :: "Woah, wie siehst du denn aus?" Kaoru starrte seinen Freund, der fünf Minuten vor Stundenbeginn ins Klassenzimmer geschneit kam, mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dieser knallte seine Tasche auf das Pult und ließ sich erschöpft in seinen Stuhl fallen. Gerade als er zu einer Anwort ansetzte, ertönte plötzlich eine leise Stimme links von Toshiya. "Na, sind wir auch da? Ich fürchte mit make-up kannst du da auch nicht mehr viel machen... du siehst nun affig und abgefuckt aus... woah, ich hatte ja keine Ahnung dass man das noch steigern kann..." Die beiden Freunden wandten ihre Köpfe erstaunt nach links. Giftige Kommentare kamen für gewöhnlich immer von hinten. Aber dieses fiese, breite Grinsen war einfach unverkennbar. "Hakuei?!" Kaoru runzelte die Stirn. "Erstens: Spar dir deine Kommentare, dein Hirn gibt anscheindend auch nicht viel mehr her als die drei oder vier die du so auf Lager hast." Er klang mit einem mal sehr gereizt. "... und zweitens: Seit wann zum Teufel sitzt du da?" "S-sitzt?", wiederholte Toshiya entgeistert und starrte auf den Jungen mit den schwarzen Rastalocken, der auf dem Stuhl neben ihm Platz genommen hatte. "Tja, Damian hatte anscheinend keinen Bock mehr unseren Schlumpf länger auszuhalten... ich war so freundlich mit ihm den Platz zu tauschen...", erklärte Hakuei, dem Anschein nach sehr mit sich selbst zufrieden. "Schlumpf?? Hast du sie noch alle??", brauste Kaoru auf. "Sieh dich doch mal an, du Möchtegern-Visu!!" Ein wirklich seltener Anblick: Kaoru in Rage. "S-sitzt?", stotterte Toshiya verzweifelt. "Ich sage nur, wie es ist. Oder glaubst du, nur weil du und deine kleinen Freunde ihn in eine neue Hülle gesteckt haben, hat er auf einmal seinen alten Charakter abgelegt? Der is doch immer noch der gleiche peinliche, langweilige Loser, der er war, jede Wette...", gab Hakuei gelassen zurück, lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten und begann in aller Seelenruhe seine Nägel zu feilen. "S-sitzt?" "Hast du sie noch alle? Wie kannst du es wagen Toshiya so zu beleidigen!! Ist es nicht genug, was du ihm schon angetan hast? Du bist so jämmerlich Hakuei, du tust mit leid, dass du so etwas nötig hast!" Kaoru war aufgesprungen. Mit hochrotem Gesicht starrte er seinen Mitschüler an, der ihm weiterhin keinerlei Beachtung zollte. Die Gespräche im Raum waren verstummt, inzwischen verfolgte die gesamte Klasse gespannt mit, was es denn zu streiten gab. Zumindest musste es wirklich ernst sein, Kaoru war absolut nicht der Typ, der leicht die Beherrschung verlor. Es brauchte schon viel, dass er überhaupt gereizt war. Was Toshiya betraf: Er war für den Moment viel zu überrumpelt um sich Hakueis Erniedrigungen richtig zu Herzen zu nehmen, dieser Teil kam später, das wusste er aus Erfahrung. Nur: Wieso setzte Kaoru sich derart für ihn ein? Es handelte sich doch nur um Hakueis übliche Sticheleien. Plötzlich ging die Tür auf und ihr Lateinlehrer betrat die Szene. Augenblicklich verstummte Kaoru. Er ließ sich wortlos auf seinen Platz sinken, ließ es sich aber nicht nehmen, Hakuei noch einen warnenden Blick zuzuwerfen, der so viel sagte wie Beleidige Toshiya und du wirst einen langsamen, schmerzhaften Tod erleiden, was bei dem sonst so ruhigen, geduldigen Schüler eine absolut mörderische Wirkung hatte. Leider bemerkte Hakuei diesen Blick nicht. Die anderen Schüler der Zwölften, die bis eben noch sehr interessiert dem Streit ihrer beiden Mitschüler gelauscht hatten, setzten ihre gelangweilten Latein-Gesichter auf, zehn Jungen schliefen ein noch bevor ihr Lehrer überhaupt mit dem Unterricht beginnen konnte. Toshiya musste an Sakito denken - Latein und Chemie zählten zu seinen Lieblingsfächern. ::Wirklich komisch der Kleine::, dachte er bei sich, schüttelte mental den Kopf, schaltete sein Hirn ab und schlug sein Heft auf. Wirklich komisch der Kleine war bereits wieder auf dem Weg nach Hause. Aus irgendeinem Grund hatte er keine Lust mehr auf Sport gehabt, außerdem hatte er es sowieso nicht nötig. Nun ja, Mathe konnte man auch sausen lassen und wer in drei Teufels Namen brauchte eigentlich Sozialkunde? Vor allem in Sakitos Fall, der, ohne dass es jemand ahnte, einen höheren IQ als Einstein hatte. Allerdings steckte er ihn gänzlich in seine Kochaktivitäten, was niemand wirklich zu schätzen wusste. Einige seiner Gerichte wären für den ein oder anderen Chemiker ziemlich interessant gewesen. Blöderweise landeten sie fast immer im Müll. Verkanntes Genie. "Oh Gott... das war... einfach nur mörderisch...", hauchte Toshiya mit starrem Blick und ließ seinen Kopf auf das Pult sinken. Nach einer Doppelstunde Latein hatte er immer dringend Ferien oder zumindest eine Runde Schlaf nötig. Oder vielleicht eine kleine Gehirnwäsche, wäre das jetzt angenehm... Es war unheimlich anstrengend gewesen, seinem albernen Lehrer zuzuhören und gleichzeitig im Kopf die wichtigen Fakten römischer Kulturgeschichte von dem ganzen unnützen Zeug zu trennen, dass der liebe Mann die ganze Stunde laberte. So beschäftigt hatte der Blauhaarige seine unruige Nacht völlig verdrängt. Er wollte gerade den Mund aufmachen um Kaoru endlich davon zu berichten, als ein Junge, den er noch nie zuvor gesehen hatte, ihn mit dem Ellbogen ziemlich unsanft in die Seite stieß. Müde hob Toshiya seinen Kopf und blinzelte den schwarzhaarigen Schüler durch trübe, verschleierte Augen an. "Mmmh? Wssls?", nuschelte er [für denjenigen, der errät, was Toshiya in diesem Augenblick sagen wollte, gibt's eine Ausgabe von Sakitos Werk "Der Tod ist süß - Torten und Gebäck zur Sommerzeit" gratis, auch wenn vermutlich sowieso kein lebendes Wesen auf dieser Welt mit dem Fachjargon darin etwas anfangen könnte; außerdem kriegt ihr eh nicht raus, was er sagen wollte]. Mit den Augen blieb er einen kurzen Moment an dem auffälligen Lippenpiercing und den tätowierten Unterarmen des Jungen hängen. Sein müdes Gehirn versuchte verzweifelt die Person zu identifizieren und gab es schließlich auf. "Da ist jemand für dich draußen, Hara", antwortete der Schwarzhaarige und machte eine Bewegung, als wolle er einen Schwarm fliegen verscheuchen. "Wer bist du?", fragte der Blauhaarige verwirrt, woraufhin der Andere ihm einen verletzten Blick zuwarf. "Miyavi. Ich gehe in deine Klasse. Seit acht Jahren. Aber willst du nicht hinaus gehen? So ein Zehntklässler..." Toshiya runzelte die Stirn, befeuchtete kurz mit seiner Zunge seine trockenen Augäpfel [ne Scherz^^] und ging beinahe drauf bei dem Versuch die Antwort auf zwei Fragen gleichzeitig zu finden, die ihn in diesem Augenblick unter den Nägeln brannten. Erstens: Wer könnte etwas von ihm wollen? Vielleicht Ryutaro oder Sakito? Es war doch hoffentlich nichts passiert. Und zweitens: Wo hatte er diesen Jungen nur schon einmal gesehen? Der Blauhaarige gähnte ausgiebig und schlurfte zur Tür. Kaoru holte ihn mit drei Schritten ein und sagte grinsend: "Ok, ich geh schon mal zu Die und Shinya. Wir haben jetzt Pause, falls du es nicht mitbekommen hast. Komm dann nach, ja?" Toshiyas Antwort wurde von einem erneuten Gähnen erstickt. "Und tu mir einen Gefallen - schlaf nicht beim Gehen ein, ne Totchi?" Damit war der Violetthaarige durch die Tür verschwunden. Toshiya trat ebenfalls in den Flur hinaus. Während er noch versuchte seine müden Gehirnzellen in Schwung zu bringen, strömten jede Menge agressiver, lärmender Schüler an ihm vorbei, eine Horde von Fünftklässlern riss ihn beinahe von den Beinen. Als sich das Gewühl einigermaßen gelegt hatte und nur noch vereinzelt Jungen oder Mädchen aus den Klassenzimmern auf die Gänge tröpfelten, begann der Blauhaarige sich suchend umzusehen. Wer hatte gleich noch etwas mit ihm besprechen wollen? "Hallo!", quietschte ein Stimme links von ihm (wo eigentlich die Wand sein sollte) vergnügt. Erschrocken wirbelte Toshiya herum. Alles was er im ersten Augenblick wahrnahm war ein tannengrüner Minirock und vampirartige Eckzähnchen. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte er ein sehr süßes, kleines Mädchen, das scheinbar aus dem Nichts neben ihm erschienen war. Asiatische Gesichtszüge, hellbraun gefärbte und geglättete Haare, die zu einem niedlichen Zöpfchen am Hinterkopf gebunden waren. Verständnislos starrte Toshiya auf das püppchenartige Wesen, das mit blitzenden Augen und betörendem Lächeln vor ihm stand. Sie war so unglaublich süß, dass man fürchten musste, sie würde am Boden festkleben. Langsam schaltete Toshiya. ::Dieser Rock ist wirklich sehr kurz::, dachte er. Dann, als die Kleine ihn weiterhin erwartungsvoll musterte, klickte es. "Äh ja? Wolltest du mich sprechen?", fragte er laut und befahl seinem Gehirn das Denken für diesen Tag einfach bleiben zu lassen. Das Mädchen trat von einem Bein auf das andere, wobei ihren Fußspitzen leicht zueinander zeigten, zweifellos eine Masche um niedlicher auszusehen. Sie kicherte wie irre, ihre Augen funkelten und ihr Zöpfchen wippte. Toshiya starrte sie verwirrt an. Das hatte sie ihm sagen wollen? Hihihikchkchkchmhhihihi? "Ich bin aus der Zehnten, du hast sicher schon von mir gehört", gab das Mädchen zur Auskunft und lächelte wieder ihr strahlendes Liebe-mich-oder-ich-töte-dich-Lächeln, das einen hervorragenden Blick auf die spitzen Eckzähne bot. Toshiya lief ein Schauer über den Rücken. "N-nein", erwiderte er noch verwirrter. Was zum Teufel wollte sie von ihm? Der Gesichtsausdruck des Mädchens wechselte zu einem gefährlichen Grinsen. "Nun ja hihi dann hörst du eben nun von mir. Ich bin Takumi aus der Zehn c. Meine Lieblingsfächer sind Englisch und Biologie, mein Lieblingsgericht ist Nudeln." "A-ah ja?", stotterte Toshiya und hatte auf einmal den unweigerlichen Drang zu fliehen. Sein Gehirn zumindest hatte sich schon vor ein paar Minuten aus dem Staub gemacht. "Ja. Ich liebe den Sommer, puh, ganz schön heiß hier, nicht? Naja, das ist egal, ich habe sowieso nach der vierten aus, ich glaub ich werde sofort ins Schwimmbad gehen. Aber was ich eigentlich sagen wollte - wie geht es Kyo?" Toshiya starrte sie an und versuchte alles zu erfassen, was sie ihm eben mitgeteilt hatte. "K-Kyo??" "Ja, genau der. Ich meine, du bist doch in seiner Klasse, oder? Also ich habe gehört dass Daishi und Kyo bei dir zu Besuch waren, also irgendwie bei deinem Bruder, naja und Kyo war gestern auf einmal verschwunden, ich hab mir solche Sorgen gemacht und-" Ihr Lächeln war wie weggewischt, aus ihren Augen rollte mit einem Mal eine kleine, glänzende Träne. ::Woah::, dachte Toshiya. Er war auf die Stimmungschwankung in Person getroffen. "- und es ging ihm so schlecht, sein Bruder ist nicht gut zu ihm *schluchz*, diese Bestie, er ist so falsch *schnief*, ich muss es wissen, er ist mein Ex (ich war jung und dumm) und ich hab versucht bei Kyo anzurufen *schluck*, aber er ist nicht rangegangen, dann bei seinem Bruder, der hat gesagt, Kyo sei bei euch zu Hause, Sakito aus der Parallel hab ich nicht gefunden, also dachte ich du weißt vielleicht was mit ihm los ist." Toshiya starrte sie an. Nach einiger Zeit begriff er, dass sie aufgehört hatte zu reden. Die Worte flogen sekundenlang in seinem Kopf herum und verursachten dort, wo sie auf die Schädeldecke trafen, einen stechenden Schmerz. "Könntest du nun sagen, wie es Kyo geht?", hakte Takumi nach, von ihren Tränen plötzlich keine Spur mehr, stattdessen lag wieder dieses beängstigend strahlende Lächeln auf ihren Lippen. "Ä-äh ja, K-kyo genau ... Sekunde bitte", antwortete Toshiya, schloss kurz die Augen und massierte mit den Fingern konzentriert seine Nasenwurzel in der Hoffnung die Kopfschmerzen loszuwerden. Dann blickte er die Schülerin wieder an und zwang sich in ihre blitzenden Augen zu sehen, auch wenn es den hämmernden Schmerz in seinem Kopf aus irgendeinem Grund verstärkte. "Der ist bei mir Zuhause. Äh, sein Bruder hat ihn gestern Abend mitgebracht und er hatte Fieber und äh... naja, ich hab ihn ins Bett gelegt. Als ich heute morgen gegangen bin, hat er noch geschlafen. Aber äh... bist du mit Kyo befreundet?" "Jaaaaaaa", quietschte sie vergnügt. "Meine einzige Liebe!! Und er liebt mich auch unsterblich. Auch wenn er das noch nicht weiß." Sie begann auf und ab zu hüpfen und ihr süßes Köpfchen zu schütteln. "Ahso." Plötzlich empfand er so etwas wie Ehrfurcht vor Kyo. "Du-huuuuuu?", leierte Takumi. "Darf ich dich was fra-gäääääääään? Bittöööööööööööö!" Ohne auf Zustimmung zu warten plapperte sie weiter. "Ich möchte unbedingt nach Kyo sehen ich bin sein einziger Freund und da wollte ich wissen weil er ja bei dir ist ob ich nicht nach der Schule mit zu dir kommen kann ich muss ihm eh noch seine Hausaufgaben bringen er fällt sonst durch ich bin zwar nicht so schlau wie Sakito aber trotzdem ganz gut in der Schule vor allem in Englisch und Biologie das sind ja immerhin meine Lieblingfächer-" Toshiya blinzelte. Beeindruckend. Ohne Punkt und Komma. Auf eine sehr beängstigende Weise beeindruckend. Takumi holte Luft (auf was der Blauhaarige seit Beginn ihres Monologes gebannt gewartet hatte) und wollte gerade von Neuem ansetzten, als Toshiya hektisch das Wort ergriff. "Äh-" Blöderweise hatte er das getan ohne sich vorher zu überlegen, was er denn sagen könnte. "Bittöööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööö-" "Ok ok ok! Komm nach der Schule mit, warte hier vor dem Klassenzimmer auf mich. Meine Ma ist eh nicht zu Hause." Und in Gedanken fügte er hinzu ::Zum Glück, sie würde umkippen, wenn sie wüsste, dass die halbe Schule bei uns zu Besuch ist.:: Toshiya ließ sich auf seinen Platz fallen, sein Kopf knallte mit einem lauten, ungesunden Geräusch auf die Tischplatte. "Um Gottes Willen, Totchi, alles in Ordnung?", fragte Kaoru, der eben an seinen Tisch getreten war und packte seinen blauhaarigen Frend an der Schulter. Dieser hob langsam den Kopf und murmelte: "Warum Kao. Warum hat es diese Welt so auf mich abgesehen. Warum will Gott nicht, dass ich schlafe. Ich will doch nur meine Ru-heee..." Seine Stimmer riss ab und ging in theatralischem Schluchzen unter. Kaoru tätschelte ihm grinsend den Rücken. "Was wollte Takumi denn von dir?" "Du kennst Takumi?" Der Violetthaarige lachte laut auf und ließ sich auf seinen Platz fallen. "Hey, wer kennt Taku nicht? War schon mit der halben Schule zusammen..." Schmunzelnd musterte er sein Religionsarbeitsblatt. "Aber die Frage mit Gott könntest du gleich nochmal stellen, wir haben ja jetzt Reli..." Toshiya warf ihm einen strafenden Blick zu. "Das ist überhaupt nicht lustig, Kao...", murmelte er und ließ seinen Kopf wieder auf den Tisch sinken. Leider konnten die beiden nicht mehr ausdiskutieren, ob es nun lustig sei oder nicht, weil Hakuei an seinen Platz trat und leise summend einen Block und ein Mäppchen aus seiner Tasche holte. Kaorus Gesichtsausdruck verfinsterte sich augenblicklich. Nach einer Weile schaute der Junge mit den Rastalocken auf und musterte den Violetthaarigen mit abschätzigem Blick. "Ja, ich sitze immer noch hier", sagte er schlicht und setzte sich. Als weder Kaoru noch Toshiya reagierten (allem Anschein nach war Toshiya eingeschlafen) fügte er schließlich hinzu: " ...irgendjemand muss dem Deppen da", er deutet mit herablassendem Nicken auf Toshiyas blauen Haarschopf, "ja erklären, welche Seite er aufschlagen muss." "Hakuei, lass es sein. Ich warne dich", brummte Kaoru grimmig, doch noch bevor er weitersprechen konnte zupfte ihn jemand am Ärmel. "Kaoru? Wir haben doch Religion, ne? Irgendwie kommt der Typ nicht... ich glaube du solltest mal im Sekretariat nachfragen, vielleicht hat er sich wieder verlaufen, verplant wie er ist..." Der Angesprochene fluchte leise, wandte sich dann zu seinem Mitschüler um und erwiderte: "Ist in Ordnung, Miyavi, ich geh gleich." Und zu Hakuei gewandt murmelte er: "Nimm dich zusammen, ja?" "Oh, keine Sorge, Klassensprecher-sama, ich kann mich beherrschen, auch wenn ich nicht so geduldig und gerecht bin wie Ihr", spöttelte der Schwarzhaarige, doch Kaoru war bereits außer Hörweite. "Klassensprecher?" Verschlafen hob Toshiya den Kopf. "Kao ist Klassensprecher? Wieso sagt mir das niemand?" "Mein Gott...", flüsterte Hakuei leise. Jede falsche Fröhlichkeit war von ihm abgefallen. Er musterte seinen blauhaarigen Banknachbar mit einem Blick, den Toshiya nur als abgrundtiefe Abscheu deuten konnte. Innerlich fiel er in sich zusammen. Er wusste was nun kommen würde. Hakuei beugte sich zu ihm und hauchte ihm ins Ohr: "Du bist wirklich jämmerlich. Ich frage mich wie so ein beschränkter Idiot wie du es fertigbringt nicht sitzenzubleiben... schau dich doch an! Make-up total verschmiert, wie du aussiehst... traurig. Ich hatte Recht. Du hast dich kein Stück verändert. Du tust mir leid, Toshimasa." Toshiya hörte schweigend zu, dabei starrte er auf seine Haarspitzen, die auf der Tischplatte lagen. Während Hakuei redete stieg ein vertrautes Gefühl in ihm hoch: Scham. So gerne er wollte, er konnte nicht aus seiner Haut. Die alten Komplexe ließen sich nicht mit ein wenig Schminke und einer neuen Frisur ersticken. Dieser Tag war einfach zu viel gewesen. Kaum Schlaf, diese ständige Hektik, alles tat ihm weh und nun das. Im nächsten Augenblick schüttelten stumme Schluchzer Toshiyas Schultern. Bei dem Versuch seine aufwallenden Tränen zu verbergen, rieb er sich die müden Augen, was zur Folge hatte, dass sein make-up noch mehr verwischte. Jeder Funken Selbstbewusstsein war wie weggefegt, zusammen mit all den glücklichen Gefühlen der letzten Tage. Und alles nur durch einen gezielten Angriff Hakueis. Dabei hatte alles so gut angefangen. Ganz schön labil. Hakuei sagte nichts mehr, er hatte mal wieder erreicht was er wollte und war rundum zufrieden mit sich. Aufmerksam beobachtete er, wie die zierliche Figur seines Mitschülers unter stummen Schluchzern erzitterte. "Totchi, nun reiß dich aber zusammen! Hakuei, wenn ich dich in die Finger bekomme..." Kaorus Stimme ließ den Blauhaarigen aufschrecken. Er blickte in die tiefen Augen seines Freundes, der plötzlich vor ihm stand. Wieso mussten heute alle Menschen aus dem Nichts auftauchen? Nun saß er da und heulte wie ein kleines Kind - das war so peinlich. Aber er konnte einfach nicht anders. "Reli fällt aus!", verkündete Kaoru, was ein lautes Jubeln zur Folge hatte. Dann setzte er sich neben Toshiya. Dieser starrte konzentriert auf die Tischplatte. Heulsuse. "Hey, nun komm schon...", sagte Kaoru sanft und legte seinem Freund schützend den Arm um die Schulter, "du weißt genau, dass aller Anfang schwer ist. Lass dich doch nicht von dem unterkriegen. Ich finde, dass du sehr tapfer bist. Hab eben Ryutaro getroffen, er hat mir von deiner Nacht erzählt. Und von Kyo. Du hast dich absolut richtig verhalten." Er lächelte warm und dem Anderen wurde plötzlich leichter ums Herz. "Naja, du hast Recht, Kao, ich sollte nicht darauf hören... sorry, ich...", begann er kleinlaut, doch Kaoru winkte nur lächelnd ab. Ein Weile sagten sie beide nichts, dann ergriff der Violetthaarige wieder das Wort. "Aber ich mache mir ernste Sorgen um Kyo. Du weißt ja, sein Bruder ist ein alter Bekannter von mir - Sandkastenfreund sozusagen." Er kicherte spitzbübisch. "Pah", machte Toshiya auf einmal. Bei dem Gedanken an Daishi wurde er völlig nüchtern. "Dass du mit ihm befreundet bist... wundert mich", sagte er kühl. "Naja, befreundet ist zuviel gesagt. Wir kennen uns eben, hab schon lang kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Und eigentlich kenne ich Kyo noch weniger, er redet nicht viel, weißt du?" Toshiya schaute ihn düster an. "Hab ich gemerkt, ja." "Gibt's irgendwas?", sagte Kaoru plötzlich ruhig, woraufhin der Blauhaarige ihn erst irritiert anblickte. Dann wurde ihm klar, dass nicht er gemeint war, sondern Hakuei, der auf seinem Stuhl am Nachbartisch saß und anscheinend interessiert zuhörte. "Komm, wir gehen nach draußen, die Sonne scheint...", murmelte der Violetthaarige und zog Toshiya hinter sich her zur Tür. "Wir haben Freistunde, du musst mir jetzt diese ganze Geschichte von vorne bis hinten erzählen..." "Wie, ihr wohnt hier in diesem Viertel? Das ist lustig, weil, weißt du, meine Tante hat hier auch mal gewohnt, sie sagte immer: Nur nette Leute hier! Toll, dass ihr auch hier wohnt, ist dein Bruder zu Hause? Wie viele Brüder hast du denn eigentlich? Hach ist das toll, ich will dich aber nicht zu sehr aufhalten, hörst du? Ich nehm nur Kyo und gehe, anderenfalls, wenn" An diesem Punkt beschloss Toshiya nicht mehr zuzuhören. Er war auf dem Nachhauseweg, neben ihm sprang eine springfidele Takumi her und plapperte wie ein Wasserfall. Seit acht Minuten. Blöderweise war der Blauhaarige an diesem Tag aufgrund seiner bodenlosen Müdigkeit ziemlich langsam zu Fuß. Sein Schulweg dauerte also doppelt so lange wie sonst. Das Leben meinte es wirklich nicht gut mit ihm. Gerade als er mit großer Anstrengung den Blick von der Straße hob um in einem Anflug von Verzweiflung nach seinem Haus Ausschau zu halten, kam ihm ein Junge mit feuerroten Haaren entgegen. Die? Der Blauhaarige blieb erstaunt stehen. "Was ist? Warum schaust du so entsetzt Totchi-chan, also so schlimm finde ich das mit meinem Grundschulzeugnis jetzt nicht...", sagte Takumi, unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend. "Die?!", sagte Toshiya laut und ging schnellen Schrittes auf seinen Freund zu. "Warst du bei uns? Du... wolltest doch nicht etwa nach dieser Olive sehen? Oh Die..." Der Rotschopf blieb stehen und starrte Toshiya mit leeren, seichten Augen an. "Diese Sonne irritiert mich. Ich hasse Hitze. Das ist alles so furchtbar deprimierend...", murmelte er monoton und schlurfte weiter. "Ach du Schande...", flüsterte der Blauhaarige erschrocken. "Ich hoffe er wird wieder..." Plötzlich packte ihn etwas an der Hand und rieß ihn so abrupt nach vorne, dass Toshiya beinahe gefallen wäre. "Ko-hooomm doch endlich", jammerte Takumi und schleifte den Älteren weiter. "Ich war bei dir und hab schon mal geklingelt, so lange wie du brauchst!" ::Na, dann kann ich mir zumindest die Mühe sparen jetzt in meiner Tasche nach dem Schlüssel zu suchen::, war das einzige was Toshiya dazu einfiel. Für den Augenblick war er viel zu beschäftigt mit seinen Gedanken an Die. Außerdem war ihm aufgefallen, dass Takumis Rock sehr tief saß und alle Welt einen Blick auf ihren Schachbrettmustertanga werfen konnte. Violette Naht. Wieso nicht rot oder blau? Wieso violett? Dieser Tag machte ihn irre. Langsam öffnete sich die Haustüre. Sakito wollte seinem Bruder gerade Worte der Begrüßung entgegenschleudern, als er Takumi erblickte, die mit strahlendem Lächeln leicht auf- und abwippend vor ihm stand. Der Schwarzhaarige wich augenblicklich zwei große Schritte in die Wohnung zurück (taktisch sehr unklug, da Takumi auf diese Art in den Hausflur huschen konnte). "N-nein!", rief er entsetzt, die Hände schützend vor sein gesicht. "Weiche! N-nicht du!!" "Sakiiiiiiiiiiiiiiii!!!! Du bist ja soooo süüüüüüß!!!!", quietschte die Schülerin, hopste auf den verschreckten Sakito zu und drängte diesen an die Wand. Toshiya glaubte in den Augen seines kleinen Bruders einen Ausdruck der bloßen Panik zu erkennen (die der Blauhaarige wunderbar nachvollziehen konnte). "W-weg!", keuchte Sakito und presste sich an die Wand, mit großen entsetzten Augen auf die Schülerin blickend, die ihm zu Leibe rückte und in seinem Gesicht herumzuzupfen begann. ::Oh-oh::, dachte Toshiya nur. Interessiert beobachtete der Blauhaarige, wie sein Bruder schreinend davonrannte und hinter Ryutaro, der eben in den Flur getreten war, Deckung suchte. Takumi gluckste vergnügte, wippte ein wenig mit den Zöpfchen, schminkte sich nach und begann dann sich suchend umzublicken. "Kyo, wo ist er?" "Hier. Leider in deiner Nähe", antwortete ein genervte Stimme über ihnen.[Ja, Kyo ist Gott.] Verwundert hob Toshiya den Kopf. Am oberen Ende der Treppe stand der zierliche, blonde Junge, immer noch reichlich blass. Allerdings fiel das bei den Tonnen von weißem make-up nicht mehr wirklich auf. Er trug noch immer seiner zerissene Hose und das dünne, hautenge Löchertop. Anscheinend hatte er seine Augen mit der Absicht seine Krankheit zu verbergen kunstvoll mit schwarzen Kajal umrandet. Toshiya musste zugeben, dass Kyo wirklich hübsch war. Er fragte sich, wie ein lebendiger Mensch sich so sauber und perfekt schminken konnte, seinen eigenen verzweifelten Schminkversuch im Hinterkopf. Der Junge kam die Treppe hinunter, in seinem Gesicht lag ein finsterer Ausdruck. Toshiya gab sich einen Ruck. "Du kannst ja sprechen...", scherzte er, doch sein Lächeln erstarb wie ein Mücke, die ins Feuer fliegt, als er Kyos mörderischem Blick begegnete. "Ich gehe. Versuche nicht mir zu folgen, Takumi, es ist zwecklos." Kyo klang verärgert. Gerade als er die Tür öffnen und in die sonnendurchfluteten Straßen hinaustreten wollte, sprach Sakito ihn an. "Heee, du kannst doch jetzt nicht gehen!" Mit einem Satz war er hinter dem Rücken seines Freundes hervorgesprungen. Anscheinend hatte er seinen Schock was Takumi betraf überwunden. Diese für ihren Teil schwieg. Und zwar so richtig, mit geschlossenem Mund und so. Anscheinend hatte das Mädchen diese Tastache auch eben bemerkt, sie sprang plötzlich auf ihren Schwarm zu und packt ihn am Handgelenk. "Genau, du kannst nicht gehen, Kyooooo!", jammerte Takumi, nickte heftig und zeigte ihre spitzen Eckzähnchen. "Weshalb bist du eigentlich hier?", warf Sakito ein, wieder ganz er selbst. "Iiiiiiich?" Das zierliche Mädchen schenkte dem Schwarzhaarigen ihr unschuldigstes Lächeln. "Um Kyo abzuholen, er ist mein Freund!" "Nein, das konnte ich glücklicherweise verhindern", murmelte Kyo augenrollend. Und dann: "Bai." "Du kannst nicht gehen, ohne etwas zu essen!", brüllte Sakito ihm nach. "Und ohne dich zu bedanken, also ehrlich." Genervt drehte Kyo sich zu ihm um, die Hand an der geöffneten Tür. "Für was bitte?" "Na also hör mal! Totchi hat dich die halbe Nacht gepflegt, er hat kaum ein Auge zugetan! Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er dich alleine in sein Zimmer geschleppt hat." Kyo seufzte auf. "Na schön. Und was muss ich tun, um meine wahnsinnige Dankbarkeit auszudrücken?" Er warf Toshiya einen ziemlich beleidigten Seitenblick zu. Dieser brachte kein Wort heraus. Er hätte niemals gedacht, dass der kleine, blasse Japaner so eine selbstsichere, erwachsene Persönlichkeit hatte. Diese Katzenaugen, die ihn forsch musterten. Ein trotziger Blick lag in ihnen. Irgendetwas an Kyo beeindruckte Toshiya. Die lässige, selbstbewusste Art, die er selbst nie gehabt hatte. Der Blick des Blauhaarigen schweifte zu seinem kleinen Bruder, der mit einem Mal hinterhältig grinste.Toshiya fiel auf, dass seine Hand die Ryutaros hielt. "Etwas essen!", antwortete er und ging voraus zur Küche. "Hübsch hast du's hier...", gab Takumi zur Auskunft und zeigte wieder ihr strahlendes Lächeln. Obwohl Sakito lautstark protestiert hatte, hatte Toshiya sie schließlich auch zum Essen eingeladen. Erstens hielt er es für höflich und zweitens sollten sie einfach für jede Mahlzeit, die sie in diesem Haus überlebten dankbar sein, alles andere war nicht von Bedeutung. Was Toshiya erstaunte war die Tatsache, dass das Mädchen, nun in Kyos Gegenwart, deutlich weniger redete. Anscheinend konnte man sich in Gesellschaft anderer Menschen halbwegs normal mit ihr unterhalten, wenn man von Quietschlauten wie Iiiiieeee!, Eeeeeeeh??? und Ausrufen wie Kawaiiiiiiiii!!!! und Chuuuuuuuu!! einmal absah. Die fünf Schüler saßen also um das Lagerfeuer in der leeren Küche der Haras herum und brieten Würstchen. Eine Weile sprach niemand, sogar Takumi musste zum Kauen und schlucken ihren Mund schließen. Sie räkelte sich lasziv neben Kyo und warf ihm verführerische Blicke zu, die der Andere stur ignorierte. "Hast du Toshiya nicht etwas zu sagen?", begann Sakito schließlich streng und klang dabei ganz wie seine Mutter. Kyo bedachte ihn mit einem wütenden Blick, wobei er Takumis Hand wegschlug, die begonnen hatte mit dem Finger Kreise auf seinem Oberschenkel zu ziehen. "Ja, habe ich", schnappte er, "warum hast du mich nicht einfach dort gelassen, wo ich war? War nicht besonders schön in deinem Bett aufzuwachen, weißt du?" Toshiya errötete und senkte den Kopf. "Sorry, ich dachte nur... es ging dir so schlecht und..." "Lass mal", unterbrach ihn der Blonde und biss von seinem Würstchen ab. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurde Takumi bei dem Anblick von einem irren Kicheranfall geschüttelt. "Ich bin das gewohnt, ok? Ich kann auch ganz gut für mich alleine sorgen", fügte Kyo hinzu und beobachtete den Blauhaarigen mit seinen hübschen Katzenaugen. Dieser fühlte sich unter dem Blick gar nicht wohl, er war so fest und bestimmt, dass Toshiya innerlich zusammenschrumpfte, wenn das nach Hakueis heutigem Angriff überhaupt noch möglich war. Sakito runzelte die Stirn. "Gewohnt? Was ist das denn für ein Spruch?", sagte er, doch es klang eher nachdenlich, als aggressiv. Er rückte ein wenig näher zu Ryutaro heran, legte seinen Arm um dessen Hüfte und zog ihn an sich. Eine kleine Bewegung, die die anderen vielleicht nicht unbedingt bemerkt hatten (bis auf Ryutaro natürlich, der hochrot wurde und sich schüchtern an seinen Freund lehnte) und die in Toshiya ein tiefes Gefühl der Bewunderung auslöste. Er sah wie Kyos Augen kurz über Sakitos Hand glitten bevor er antwortete. "Naja, ich bin eben nicht so ein Muttersöhnchen. Das ist alles." Der letzte Satz ging in einem Hustenanfall unter, der die Wirkung seiner giftigen Antwort völlig verdarb und Takumi entsetzt aufkreischen ließ. Bevor sie allerdings seine Stirn fühlen konnte, hatte sich Kyo erhoben und war zur Tür gegangen. Das Feuer prasselte, knisterte und rauchte. In diesem Augenblick, da aller Augen auf Kyo gerichtet waren, kippte Sakito wie zufällig eine klare Flüssigkeit aus einem kleinen Fläschlein in die züngelnden, roten Flammen. Das Feuer nahm augenblicklich eine nachtschwarze Färbung und begann einen starken Lavendelduft zu verströmen. Verdammt. Er hatte Pfefferminze gewollt. Kyo warf dem Schwarzhaarigen einen kurzen Blick zu und runzelte die Stirn. "Ich gehe", sagte er knapp. Immerhin ein halber Abschiedsgruß. Dann wandte er sich an Toshiya. "Du bist viel zu sozial." Sonst nichts. Trotzdem klang es in den Ohren des Blauhaarigen wie Danke. Ohne auf Antwort zu warten verließ Kyo, gefolgt von Takumi, die Küche und zog die Tür hinter sich zu. "Er ist so... cool!", murmelte Toshiya beeindruckt und biss zum ersten mal von seinem Würstchen. Als er feststellte, dass sein kleiner Bruder irgendetwas an der Flammenfärbung gedreht hatte und das Fleisch nicht mehr nach dem schmeckte, wonach es schmecken sollte, hielt er es wieder ins Feuer und sah gedankenversunken zu, wie es verkokelte. Sakito schüttelte verständnislos den Kopf. "Du bist zu sozial, da hat er ganz Recht. Ne echt, Totchi. Der Kleine ist ein ewig shclechgelaunter Kotzbrocken. Mit erstaunlich überzeugenden Argumenten, zugegeben, er weiß was er will. Das schätze ich an ihm. Aber ein Kotzbrocken." Toshiya klopfte seine Hände aneinander um den merkwürdig schillernden Ruß loszuwerden. "Ich kann ihn gar nicht einschätzen", murmelte er. "Ja, ich habe gesehen, wie schockiert du über ihn warst. Du hast ihm so ein selbstbewusstes Auftreten nicht zugetraut, ne? Naiv wie eh und je." Sakito kicherte. "Naja, ich kenne ihn nicht wirklich, aber man hört ja dies und das. Er legt sich mit seinen Lehrern an, ist immerzu gereizt und wortkarg. Total schräg der Typ, steht auf Blut und Gewalt und nimmt bestimmt Drogen oder so." Der Zehntklässler zuckte die Achseln. "Also für mich ein typischer Fall von schlechtem Elternhaus. Der Vater Alkoholiker, die Mutter sonstwo, sein Bruder ein Idiot." Toshiya ließ sich das Ganze kurz durch den Kopf gehen. "Und... hat er Freunde? Mit wem ist er so zusammen?" Sakito zuckte nur die Achseln und antwortete: "In seiner Klasse hat er niemanden... also bis auf Takumi, der lässt ihn seit 'n paar Tagen nicht mehr in Ruhe. Brrr *schauder* der Kerl is beängstigend. Kein Wunder dass er sich mit Kyo zusammentut. Ansonsten ist Kyo öfters mit den Älteren zu sehen, die sich den ganzen Tag betrinken und irgendwelche Dinge kaputt machen. Ne, nix für mich." Er seufzte theatralisch auf. Eine Weile herrschte Stille, dann sprach plötzlich Ryutaro. "Er respektiert dich, Saki...", sagte er leise. "Bestimmt, glaub mir. Du hast dich doch damals mit ihm angelegt, weil er Miyavi Geld abgenommen und ihn erpresst hat... Ich... ich hatte das Gefühl, er hat dich verstanden. Und er hat's auch nicht wieder getan." Sakito blinzelte ungläubig. "Und das weißt du noch?" Er warf zwei Frösche ins Feuer, die grün platzten. Toshiya beschloss nichts mehr zu essen und legte das frische Würstchen, das er sich eben aus der Packung genommen hatte, wieder zurück. Ryutaro lächelte. Und zwar so, wie Toshiya es noch nie gesehen hatte. Sein Gesicht wurde ganz weich und sanft, in seine Augen trat ein warmes Leuchten. ::Woah, es ist wahr, Liebe macht schön::, dachte Toshiya beeindruckt und beobachtete wie sich der schüchterne Junge zu seinem Freund beugte und ihn mit unendlicher Zärtlichkeit auf die Wange küsste. Dann passierte etwas, das der Blauhaarige in seinem Leben noch nicht gesehen hatte: Sakito errötete. Toshiya beschloss die beiden allein zu lassen. Als er die Küche verlassen und die Treppe hoch ins Badezimmer geschlurft war, fiel ihm wieder auf, wie schwer seine Glieder waren. "Ach du schxxx", murmelte er düster mit einem Blick in den Spiegel. Und so war er den ganzen Tag lang herumgelaufen? Er sah auch nicht viel gesünder aus, als Kyo. Am Ende hatte er sich angesteckt. Dieser Kyo, seltsame Person. Die Sorte von menschen, die Toshiya niemals verstehen würde. Sein ganzes Verhalten war ihm unverständlich, ganz anders als Kaoru, der ihm vom ersten Augenblick an vertraut gewesen war. Aufseufzend griff Toshiya zu einem Wattepad und der Flasche Make-up Entferner im Badschrank und begann sich abzuschminken. Plötzlich fiel ihm etwas merwkürdiges auf. Verwirrt ließ er die Watte sinken und starrte auf sein Spiegelbild. In seinem Kopf tauchte Sakito auf, der sagte Bis auf Takumi, der lässt ihn seit 'n paar Tagen nicht mehr in Ruhe. Brrr *schauder* der Kerl is beängstigend. ... er? ER? Nachdem er sich von seinem Schock wieder einigermaßen erholt hatte, hatte Toshiya auf einmal das furchtbare Bedürfnis mit irgendjemandem zu sprechen. Blick auf die Uhr. Noch nicht einmal halb fünf (es war ein sehr großer Schock; da braucht man natürlich sehr lange um sich zu erholen; Totchi hat zur Entspannung ein wenig Physik Hausaufgabe gemacht). Sein erster Gedanke galt Kaoru. Obwohl er ihn am nächsten Tag in der Schule wiedersehen würde, wollte er mit ihm reden. Toshiya überlegte kurz und zwirbelte dabei gedankenverloren ein blaue Haarsträhne. War es wirklich notwendig seinen Klassenkameraden anzurufen und ihn zu nerven? //Ja//, beschloss er schließlich, sprang von seinem Bett auf und krallte sich das schnurlose Telefon von seinem Schreibtisch. Immerhin kannte er den Anderen erst seit ein paar Tagen, es gab so viel, was er über ihn noch nicht wusste. Und er wollte alles erfahren. Schließlich hatte er noch nie einen wirklichen Freund gehabt. Mit flinken Fingern tippte der Junge eine Nummer in den Hörer ein, drückte auf "Abheben" und wartete. Es dauerte nicht lange, bis es klickte und eine tiefe, angenehme Stimme das monotone Freizeichen ersetzte. -Moshi moshi? -Hi, Kaoru, bist du's? -Totchi? -Yo. Toshiya grinste in den Hörer. Er konnte Kaorus verwirrten Gesichtsausdruck beinahe vor sich sehen. -Ist irgendetwas Wichtiges? -Nö, wollte einfach mal anrufen. Störe ich dich gerade? -Äh... sorry, aber ich hab gerade nicht wirklich Zeit, ich muss in zehn Minuten weg und habe keine Ahnung was ich anziehen soll. Kaorus tiefes, warmes Lachen drang durch den Hörer an Toshiyas Ohr. Dieser fühlte, wie ihn ein leises Gefühl der Enttäuschung beschlich. -Oh. Naja, macht nichts, wir sehen uns sowieso morgen... Wohin gehst du denn? -Ich bin mit meiner Freundin verabredet, du kennst sie sicher. Hitomi, so eine schlanke, hübsche aus der Parallel. Er lachte wieder. -Ich war noch nie mit ihr aus, ich bin echt nervös! Toshiya ließ den Hörer sinken. Seine Hand war auf einmal kraftlos und taub. -Totchi? Bist du noch dran? Schnell hob er den Hörer wieder ans Ohr. -J-ja! Mmh, na dann. Viel Spaß. Und nochmal sorry, wegen der Störung. Bai! Kaorus letzte Worte bekam er nicht mehr mit. Er drückte auf "Auflegen", dann ließ er das Telefon aus seiner Hand auf die Bettdecke gleiten. Was hatte er erwartet? Auf einmal fühlte sich Toshiya hundeelend. War es, weil Kaoru keine Zeit für ihn hatte? Tränen begannen aus seinen Augen zu tröpfeln. Erschrocken über sich selbst wischte er sie schnell mit dem Handrücken ab, erhob sich vom Bett und versuchte darüber nachzudenken was genau es war, das ihm so wehtat. Nach einigen erfolglosen Ansätzen ließ er sich wieder auf die weichen Decken seines Bettes zurückfallen, vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte leise. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich so an, als hätte er gerade etwas Wertvolles verloren. Während unser armer Totchi von einem Schmerz gequält wurde, den er noch nie empfunden hatte, bog ein Auto um die Straßenecke fünf Häuser weiter. Es hielt unter Toshiya Fenster und drei bekannte Personen stiegen aus und betraten eine Minuten später das Haus. Der junge Japaner nahm zur Kenntnis, dass sein Bruder nach Hause gekommen war, höchtswahrscheinlich mit seinem besten Freund und dessen kleinem Bruder im Schlepptau. Toshiya war auf seiner Bettdecke eingeschlafen, als ein weiteres Auto vor dem Haus hielt. Das schrille Läuten der Türglocke riss ihn nicht aus dem Schlaf. Erst das sanfte Klopfen seines jüngeren Bruders an der geschlossenen Zimmertüre holte den zierlichen Japaner aus seinen wirren Träumen. "Mmh?", murmelte er und rieb sich die Augen. Er fühlte sich noch elender als zuvor. Außerdem taten ihm jetzt noch sämtliche Körperteile weh, da er in einer sehr unbequemen Haltung eingenickt war. Die Tür öffnete sich einen Spalt und Sakito lugte herein. Eine Sekunde musterte er seinen Bruder aufmerksam, sein Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an. "Möchtest du vielleicht etwas essen?" "... nein danke. Ich habe keinen Hunger." Sakito stieß die Tür ein Stück weiter auf. "Bist du dir sicher? Du hast heute Mittag auch nicht besonders viel gegessen." Toshiya lachte leise auf. Es klang so freudlos, dass Sakito ihn erstaunt anstarrte. "Wirklich nicht, aber danke, Kleiner." Kurze Stille. "Totchi? War irgendwas?" "Wie? Neinnein! Alles ok. Ich... bin einfach nur echt müde. Das ist alles." "Man sieht's." Sakitos Blick glitt über die Augenringe im feinen Gesicht seines Bruders. Die hatte er an diesem Morgen auch schon gehabt. Aber er war zusätzlich reichlich blass geworden. "Bist du dir sicher, dass Kyo dich nicht mit seiner Grippe angesteckt hat?" "Ich... denke, ja. Ist er da?" "Hai. Es geht ihm viel besser, du solltest ihn sehen, überhaupt kein Vergleich zu gestern." Sakitos Miene nahm einen düsteren Ausdruck an. "Er ist unausstehlich wie eh und je. Naja, ich lass dich mal alleine..." Kaum hatte sich die Tür hinter dem jungen Japaner geschlossen, drifteten Toshiyas Gedanken schon wieder in andere Sphären ab. Er seufzte schwer auf und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen. Was war denn plötzlich los? Gegen halb zehn schlich Toshiya leise und verschlafen die Treppe hinunter. Aus dem Wohnzimmer drangen gedämpfte Stimmen. Er hatte nur vor etwas zu trinken und dann wieder in sein Zimmer zu verschwinden. Auf der untersten Treppenstufe fiel ihm dann ein, dass es dort, wo er hinwollte, keinen Wasserhahn mehr gab. Doch noch bevor er wieder umdrehen konnte, hielt ihn der Klang einer Stimme aus dem Dunkel des Flurs zurück. "So alleine?" Was für eine dämliche Frage. Toshiyas müdes Gehirn versuchte verzweifelt irgendwelche Synapsen irgendo einrasten zu lassen und so vielleicht herauszufinden wer zu dieser Stimme gehörte. Zu dieser gemeinen, fiesen Stimme die von einem permanenten, hämischen Lachen begleitet wurde. Und von diesem unterschwelligen Sarkasmus. Dem Jungen ging ein Licht auf. Wer sonst würde es fertigbringen um diese Uhrzeit plötzlich in seinem Hausflur aufzutauchen nur um ihn zu beleidigen. Toshiya machte auf dem Absatz kehrt. Einem Wortgefecht mit Hakuei war er jetzt wirklich nicht gewachsen. Er wollte sich gerade wieder die Stufen nach oben schleifen, als ihn etwas am Handgelenk packte und zurückzog. Erschrocken drehte sich der zierliche Junge um und entriss Hakuei mit einer schnellen Bewegung seinen Arm. War dieser Kerl vielleicht ein Phantom oder wieso stand er plötzlich so nah bei ihm? "Du kannst doch jetzt nicht gehen...", säuselte sein Mitschüler. Das dämmrige Licht, das von dem oberen Stockwerk auf sein Gesicht fiel, ließ Toshiya den für Hakuei typischen, herablassenden Blick erkennen. Der Blauhaarige schnaubte verärgert zur Antwort und zischte: "Lass mich in Ruhe, okay? Lass mich einfach in Ruhe! Wenigstens in meinem eigenen Haus möchte ich meine Ruhe haben!" "Tssss, du wiederholst dich..." Hakuei schüttelte mit gewichtiger Miene den Kopf. Einen Moment lang beobachtete er seinen schmalen Mitschüler, der mit wutverzwerrtem Gesicht aud der dritten Stufe der Treppe stand und ihn ansah. "Wo ich doch gekommen bin um dir etwas mittzuteilen...", fügte Hakuei hinzu. "Was soll das? Ich habe jetzt keine Lust auf deine... deine gemeinen Spielchen! Lass mich", fauchte Toshiya und verfluchte sich im gleichen Augenblick dafür, dass er den Anderen nicht schon längst stehengelassen und sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte. Er musste schon wieder mit den Tränen kämpfen, doch diesmal war es nicht aufgrund von Hakueis Sticheleien. Sein Herz brannte. Merkwürdiges Gefühl. Schmerzhaft. "Och, nicht weinen, Kleine...", spöttelte sein Mitschüler, woraufhin Toshiya peinlich bewusst wurde, dass seine Augen feucht und wässrig waren und er vermutlich auch sonst völlig verheult aussah. Dieser Typ musste ihn doch wirklich in jeder Lage sehen. Zum Glück war es im Flur zappenduster. "Du bist so ein sentimentaler Trottel...", kicherte Hakuei. Wieso konnte er Toshiya nicht einfach in Frieden lassen? Wieso konnte er nicht auf Uruhas Schoß sitzen und sich mit ihm beschäftigen? Wieso musste er ausgerechnet hier im Flur herumhängen, genau dann, wenn Toshiya die Treppe hinunterkam? Auf einmal riss ihn etwas von den Füßen. Der junge Japaner stolperte die drei Stufen hinunter und stürzte nach vorne, ein leiser Schrei des Entsetzens entwich seinen Lippen. Noch bevor er erfassen konnte, was passiert war, lag er in einer festen, warmen Umarmung. Hakueis Haare streiften über seine Wangen, sie rochen nach Nachtluft. Maßlos entsetzt versuchte der Blauhaarige zu begreifen. Hakuei drückte ihn noch fester an sich, so dass er sich nicht mehr rühren konnte. "Sei mit mir zusammen. Geh mit mir... ", hauchte er in Toshiyas Ohr. Dann setzte er seine Lippen an den eiskalten Nacken des Anderen und küsste ihn sanft. Sekunden später ließ er Toshiya los. Dieser stolperte ein paar Schritte zurück, krallte sich am Treppengeländer fest um nicht zu stürzen und starrte seinen Mitschüler mit unverhohlenem Entsetzen an. Hakuei grinste nicht. Kein hämisches Lächeln. "Nun?", sagte er schlicht. Einige Sekunden verstrichen bis Toshiya endlich die Bedeutung von Hakueis Worten erfasst hatte. Er dachte kurz an Kaoru. An ihn und seine Freundin. Wieder dieser Stich in seinem Herzen. Plötzlich kam ihm alles vor wie ein Traum. Ein mattes Lächeln legte sich auf seine vollen Lippen, was ihn noch müder aussehen ließ als zuvor. Er klang ruhig als er antwortete. "... warum nicht." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gomen, Leute, bei diesem Kapitel haben mir so richtig die Worte gefehlt... konnte mich absolut nicht mehr ausrücken ^.^" Hoffe das wird wieder besser... Schreibt mir euere Meinung zu Toshiyas Antwort ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)