Zweiter Teil: Gift in Körper und Seele von abgemeldet (Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich") ================================================================================ Rückkehr -------- Gähnend und schlaksig trat Joey in den dunklen Flur hinaus, schlenderte zum Bad und kratzte sich den Steiß. Er war hundemüde und doch freute er sich schrecklich auf diesen ersten Schultag. Auch seinen Freunden würde er alles erklären müssen aber darüber machte er sich noch keine Gedanken... denn er war hundemüde und die größte Sorge bestand nun erst einmal darin, den Lichtschalter zu finden. Nach langem Tasten und Suchen hatte er ihn, stolperte auf das Waschbecken zu und stützte sich erst einmal ab, um verschwommen in den Spiegel zu starren. "Uhm..." er leckte sich die Lippen, rieb sich die Stirn und gähnte herzhaft. Diese Haare waren recht praktisch. Sie standen morgens nicht wild zu Berge und es bedurfte keinerlei Pflege, um sie gut aussehen zu lassen. Joey grinste, wandte sich ab und schlürfte in sein Zimmer zurück. Er hatte eigentlich keine Ahnung, weshalb er soeben in das Bad gegangen war. Geraume Zeit später verließ er das Haus und machte sich auf den Weg zur Schule, zur herrlichen, wundervollen Schule! Er ging besonders schnell, um eher da zu sein. Er wollte seine Freunde wieder sehen und außerdem würde die ganze Aufklärung und das andere Drum und Dran lang genug dauern. In der lockeren Uniform und einem schwarzen Shirt, ging er entspannt seiner Wege, die Tasche hatte er sich locker um die Schulter gehängt. Mein Gott, wie lange war er jetzt nicht mehr in der Schule gewesen? Er sah sich um, drehte sich einmal im Kreis und begann leise zu pfeifen. Man, er hatte wirklich keine Ahnung. Aber so machte es gleich viel mehr Spaß. Außerdem wurde er noch glücklicher, wenn er an die Ferien dachte. Noch zwei Wochen Schule... das reichte aus, oder? Er war aber insgesamt überglücklich. Nichts konnte ihm den Tag vermiesen. Er näherte sich dem großen Gebäude schnell, dem kleinen Platz, auf dem sich die Clique immer an der berüchtigten Bank traf. Und als er die letzte Seitenstraße betrat, verlangsamte er seinen Gang und begann etwas zu trödeln, nachdenklich auf den Boden starrend. Was würden seine Freunde nur dazu sagen? Er hatte einen Menschen getötet. Grüblerisch biss er sich auf die Unterlippe. Es könnte schwerer werden, als er gedacht hatte. Am liebsten würde er Kaiba dabei haben. So würde es um einiges leichter werden und sicher könnte er ihm helfen, wenn er stecken blieb. Unbewusst verschnellerte er seine Schritte, bog um die Ecke und blickte auf. Und binnen einer Sekunde erhellte sich sein Gesicht. Alles war wie immer. Yugi saß auf der Bank und ließ seine kurzen Beine über dem Boden baumeln. Bakura stand schweigend daneben und hatte die Augen überall in der Weltgeschichte. Auch Duke war schon da. Er war schon eher in die Schule gegangen. Hoffentlich hatte er schon alles erzählt, soweit er eben in das Geschehen mit einbezogen war! Dann musste Joey nicht mehr soviel sprechen. Dieser trat näher. Noch keiner der drei hatte ihn bemerkt. Bakura zog mit dem Fuß Kreise auf den Pflastersteinen, Yugi lachte leise und Duke packte sich genüsslich einen Kaugummi aus, die Verpackung mit wachen Augen fixierend. Joey schüttelte lächelnd den Kopf, schulterte seine Tasche neu und sah sie näher kommen. Endlich hatte Duke es geschafft. Genießerisch hob er den Kaugummi zum Mund und blickte auf. Und er bemerkte Joey. Er erblickte ihn, hielt in der Bewegung inne und verzog langsam die Augenbrauen. Während Joey daher geschlendert kam, besah er ihn sich nur, schob den Kaugummi dann langsam in den Mund und ließ die Hand sinken, um sie in die Hüfte zu stützen. Sein Gesicht zeigte keine Regung, ganz im Gegensatz zu Yugi. "Joey!" Sofort war der Junge auf den Beinen und lachte laut, überrascht und unglaublich glücklich durch dessen Erscheinen. Bakura wurde nun ebenfalls unweigerlich auf den seltenen Besuch aufmerksam. Doch von ihm konnte man keinen lauten Jubel erwarten. Er blieb nur stehen und tat es Duke gleich. "Hi!" Nun erreichte Joey die kleine Gruppe, warf seine Tasche zu den Anderen auf die Bank und wurde stürmisch von Yugi umarmt. Er ging in die Knie und schlug dem Jungen heftig auf den Rücken. Ach, die Freude war beiderseitig. "Joey!" Nach kurzer Zeit riss sich Yugi los und starrte ihn mit großen Augen an, auch sein Mund stand offen und außer diesem einen Wort schien er nichts sagen zu können. "Yugi!", erwiderte Joey schäkernd und kam wieder auf die Beine. "Da bin ich wieder! Alles in Ordnung?" "Joey!" Yugi verzog die Augenbrauen, biss sich auf die Unterlippe und zog die Nase hoch. "Da bist du ja wieder..." "Ja." Joey nickte und warf Duke einen knappen Blick zu. "Da bin ich wieder." "Joey!" Na, das könnte noch lange dauern, bis Yugi seine Anwesenheit endlich realisierte. Der Junge blieb nur stehen, starrte ihn an und begann nach kurzer Zeit, die Hände aneinander zu reiben. Dabei murmelte er immer wieder so etwas, wie: "Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht." Und während er dann noch andere Dinge stotterte und ihm die Tränen der Freude in die Augen stiegen, wandte sich Joey an Bakura. Dieser schien jetzt lieber Yugi nachzuahmen und starrte ihn mit großen Augen an. "Hey." Joey schlug ihm grüßend auf die Schulter und der junge Mann nickte etwas zögerlich. "Hey..." So, das war nun die herzzerreißende Begrüßung gewesen und somit stand Joey vor Duke. Kauend und noch immer ausdruckslos sah dieser ihn an und Joey erwiderte seinen Blick zuerst skeptisch, dann besorgt. "Was ist?", fragte er hastig, lehnte sich nach vorn. "Stimmt etwas nicht?" Duke kaute weiter, begutachtete kurz seine Frisur und brummte dann etwas Undefinierbares. Plötzlich fühlte sich Joey nicht mehr so wohl. Er wurde etwas zappelig, befeuchtete die Lippen mit der Zunge und konnte nicht mehr ruhig stehen. Was war mit Duke los? Warum sah er ihn so merkwürdig an? Und es vergingen weitere Momente, bis der junge Mann endlich reagierte. Ohne mit der Wimper zu zucken, wies er mit einer knappen Kopfbewegung zur Seite und wandte sich ab. Zögernd folgte ihm Joey etwas abseits. "Joey...", hörte er Yugi wieder jammern. Wenige Meter entfernt, blieb Duke stehen, stützte beide Hände in die Hüften und wartete auf den Blonden. Und sobald dieser vor ihm stand, räusperte er sich leise und baute den Blickkontakt wieder auf. Joey starrte ihn erwartungsvoll an und er zögerte nicht allzu lange, um ihn nicht weiterhin auf die Folter zu spannen. "Joey", murrte er leise und wendete den Kaugummi im Mund. "Wie zur Hölle konnte so etwas passieren!" "Hm?" Joey hob die Augenbrauen. "Aber was meinst du denn?" "Es stand zwei Tage lang in der Zeitung! ‚Jüngster Mörder seit fünf Jahren vor Gericht!’. Versteh mich nicht falsch, ich möchte nicht weiterhin darauf herumreiten aber gab es keine andere Möglichkeit? Es muss alles schief gegangen sein, damit es zu so etwas kommen konnte!" Das Lächeln hatte sich schon längst aus Joeys Gesicht verloren. Nun wandte er auch den Blick ab, presste die Lippen zusammen und nickte. "Du hast Recht. Es ist wirklich alles schief gegangen. Der Plan ging in die Brüche und ich bin da einfach reingerutscht." "Wie konnte das passieren…?!", zischte Duke leise zurück. "Du hast doch alles mit so großer Mühe ausgeheckt! Und der Plan funktionierte doch! Ich verstehe es nicht!" "Es gab einige Komplikationen und Missverständnisse, unüberlegte Handlungen und Fehler, okay? Aber weißt du, was ich nach der Gerichtsverhandlung getan habe?" "Hä?" Nein, Duke wusste es nicht und Joey fand zu seinem Lächeln zurück. "Ich habe alles begraben." Er machte eine kurze Handgeste und legte den Kopf schief. "Ich bin darüber hinweg, verstehst du? Ich habe damit nichts mehr zu tun, wurde freigesprochen und bin wieder der Alte." "Aber", Duke schüttelte den Kopf, die ganze Sache schien sich recht unglaubwürdig für ihn anzuhören, "… du hast... ich habe mir grauenhafte Sorgen um dich gemacht, konnte nicht glauben, was ich in der Zeitung gelesen habe! Ich habe dreizehn Mal versucht, dich zu erreichen, habe mir den Kopf zerbrochen! Und von deinem Vater kam immer nur derselbe Satz: ‚Er ist nicht Zuhause.’! Wo warst du? Was hast du gemacht? Ich kann nicht glauben, dass du es alles..." "Joey!!" Mit einem Mal wurde Joey aus den Grübeleien gerissen, als ein harter Schlag seine Schulter traf. Er stolperte einen Schritt und wollte sich hastig umdrehen. Doch bevor er Tristan ebenso kameradschaftlich begrüßen konnte, stürzte sich Tea auf ihn, fiel ihm um den Hals und schluchzte laut. "Joey!", rief sie. "Ach, Joey! Ich bin so froh, dass du wieder da bist!" Tristan nickte in übertriebener Zustimmung und Joey rappelte sich etwas auf, irritiert vor sich hinstarrend. Mein Gott, das war jetzt etwas plötzlich gekommen! Das Mädel hing immer noch an ihm und als er endlich kurz davor war, zu den Worten zurückzufinden und zu grinsen, da löste sie sich, trat zurück und umfasste beide Hände. Sie starrte ihn mit ihren großen blauen Augen an und Joey starrte zurück. "Eh... ja… hi!" "Mensch, du alter Haudegen!" Nun tauchte wieder Tristan auf. Ohne Vorwarnung legte er den Arm um seinen Hals, zog ihn zu sich und schmuste übertrieben mit ihm. "Hilfe." Joey fuchtelte mit den Armen und Tea schüttelte hastig den Kopf. "Mein Gott, wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, Joey! Das ist ja alles so schrecklich! Geht es dir gut? Und da dachten wir, wir hätten alles richtig gemacht...!" "Genau!" Tristan zog ihn mit einem Ruck noch fester und verpasste ihm eine liebevolle Kopfnuss. "Was fällt dir ein, uns einen solchen Schrecken einzujagen! Das machen Freunde nicht! Du hättest uns wenigstens anrufen können!" "Äh... ich..." Joey versuchte sich aus der eisernen Umarmung zu befreien. "Ja!" Teas Miene veränderte sich, bis sie verärgert wirkte und ruppig die Arme vor der Brust verschränkte. "Es ist grausam, dass wir es aus der Zeitung erfahren mussten! Und wir hatten keine Ahnung, wo du warst! Und wir konnten dich nicht erreichen! Wir dachten schon...", sie stoppte und binnen einer Sekunde verlor sich die Wut aus ihrem Gesicht und eine traurige Besorgnis erschien in ihren jungen Zügen. "Wir dachten..." "Wir dachten, dass du dir vielleicht etwas antust, oder so!", sprach Tristan es mit viel Überwindung aus und nahm ihn besorgt in den Schwitzkasten. "Einen ganzen Tag lebten wir in Angst und jetzt kommst du einfach an und grinst alle Naselang!" "Okay... Moment!" Endlich gelang es Joey, sich zu befreien. Er tauchte unter Tristans Arm hindurch, stolperte zur Seite und hob beschwichtigend die Hände. "Joey...", seufzte Yugi wieder und biss auf ein Taschentuch. "Ganz ruhig, ja?" Verunsichert grinste der Blonde und musterte seine Freunde mit hastigen Blicken. "Es tut mir wirklich leid aber ich hatte keine Gelegenheit, euch zu informieren." "Ach ja!" Tristan brummte verdrießlich und stemmte beide Hände in die Hüften. "Soweit ich weiß, war die Gerichtsverhandlung vorgestern schon vorbei! Und du warst frei! Meiner Meinung nach, hattest du genügend Zeit!" "Gar nicht wahr", widersprach Joey sofort trotzig und blähte die Wangen auf. "Ich war vorgestern und gestern überhaupt nicht in Domino!" "Ach!" Tristan weitete die Augen und Tea ließ die Arme sinken. "Ja, ähm...", langsam geriet alles außer Kontrolle und Joey sah sich hastig nach allen Seiten um, schien nach etwas zu suchen, das ihn aus dieser grässlichen Situation retten konnte. Doch vermutlich wurde er nicht fündig. Also musste er da wohl alleine durch. Etwas unentschlossen wandte er sich wieder zu seinen Freunden, grinste flüchtig und kratzte sich am Kopf. "Ich... Seto hat mich... hat mich... entführt! Ja, genau! Gleich nach der Gerichtsverhandlung ist er mit mir weggefahren! Wir haben uns etwas zurückgezogen und haben gesprochen und... ähm... gesprochen." "Ihr seid weggefahren?" Tea legte den Kopf schief und Joey nickte rasch. "Aber dir scheint es gut zu gehen, oder? Ich meine, ich hätte nicht erwartet, dass du so heiter und unbesorgt bist." "Genau deshalb." Joey zwinkerte ihr zu. "Weil Seto mit mir weggefahren ist. Also, jetzt hört mal zu. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich nicht gemeldet habe." Er warf auch einen knappen Blick zu Duke, der ihn noch immer mit dieser undefinierbaren Mimik musterte. "Ich hatte einfach so viele Gedanken, mit denen ich zu kämpfen hatte. Ich konnte nicht an alles denken und musste erst einmal zu mir finden. Aber nun habe ich alles hinter mir gelassen. Ich bin weder depressiv noch habe ich vor irgendetwas Angst, okay? Ich erzähle euch alles, wenn wir etwas mehr Zeit haben. Bitte seid geduldig und habt Nachsicht." Flehend neigte er sich nach vorn. "Ich werde euch über alles aufklären aber ihr müsst euch echt keine Sorgen machen. Mir geht es wirklich sehr gut." "Ja wirklich...?" Tea verzog mitfühlend die Augenbrauen und Tristan machte endlich nicht mehr den Eindruck, sich sofort auf ihn stürzen zu wollen. Er besah sich den Blonden nachdenklich, rieb sich das Kinn und nickte. Blicke trafen sich, Gedanken wurden schweigend ausgetauscht. Auch Duke sagte kein Wort, wandte jedoch den Blick ab und spuckte den Kaugummi zur Seite. Bakura pulte an seiner Tasche und Yugi beruhigte sich allmählich. Joey machte wirklich nicht den Eindruck, als müsste man sich Sorgen um ihn machen. Während der Stille grinste er vergnügt und fuhr sich durch den Schopf. Tristans Augenmerk richtete sich daraufhin direkt auf das kurze zottelige Haar, auch Tea wurde darauf aufmerksam. Eine lange Zeit starrten sie die blonden Strähnen an, dann räusperte sich Tea leise. "Das Thema passt zwar nicht zu der Stimmung", murmelte sie nachdenklich, "… aber... was ist mit deinen Haaren?" "Mein Gott!" Tristan neigte sich nach vorn. "Ich wusste doch gleich, dass irgendetwas an dir anders ist!" "Ganz der Alte scheinst du doch nicht mehr zu sein, Joey“, ertönte es aus Yugis Richtung. "Du hast dir die Haare noch nie kürzer schneiden lassen... warum jetzt?" "Warum? Wie sieht es denn aus?" "Gewöhnungsbedürftig", murmelte Tristan. "Hm...", brummte Tea. Bakura zuckte mit den Schultern und Duke suchte nach einem neuen Kaugummi. "Na toll." Joey verdrehte die Augen, warf den Kopf nach hinten und spähte zur Schule. Und endlich schien er dort etwas zu entdecken, worauf er gewartet hatte. Seine Augen begannen zu strahlen, an seinen Lippen zog ein breites Grinsen und dann ließ er seinen Freunden eine knappe Handgeste zukommen und eilte davon. Mit ernster Miene griff Kaiba nach seiner Tasche, die auf dem Beifahrersitz lag, öffnete die Fahrertür und stieg aus. Und seine Miene verdunkelte sich, sobald er auf die jüngeren Schüler aufmerksam wurde, auf deren Geschrei und Getobe. Oh, wie hatte er sie vermisst. Kurz rollte er mit den Augen, schlug die Tür zu und verriegelte sie mit dem kleinen Schlüssel, den er kurz darauf in der Tasche des blauen Schuljacketts verschwinden ließ. Warum hatte er sich nur darauf eingelassen, schon heute in die Schule zu gehen? Heute Morgen war er so müde gewesen und nur kurz davor, einfach liegen zu bleiben und der Schule seiner Abwesenheit auszusetzen. Einfach liegen bleiben und noch etwas dösen. Seit wann war er so ein Morgenmuffel? So oder so, diese eine Woche würde er schon noch überstehen und danach konnte er wieder schlafen so lange und soviel er wollte. Er rückte sich kurz den Kragen zurecht, stieß ein leises Ächzen aus, drehte sich um... und wurde regelrecht angesprungen. Joey war plötzlich da und fiel ihm um den Hals, juchzend und glücklich. Kaiba stolperte einen Schritt zurück, lehnte hinterrücks an der Tür seines Wagens und verdrehte die Augen. Ach herrje, jetzt war er hundemüde und wurde auch noch überfallen. "Morgen." "Morgen!" Joey löste die Umarmung nur ein bisschen, blickte auf und starrte ihn an. "Du kommst heute aber früh." "Ähm... nein..." Kaiba griff über die eigene Schulter und zog die Schultasche näher zu sich. "Ich komme immer zu dieser Zeit." Joey verzog die Augenbrauen, ließ ihn endlich los und trat einen Schritt zurück, ihn skeptisch musternd. "Ah ja...?" "Ja." Kaiba zog die Tasche vom Dach des Wagens und richtete sich den Kragen. Joey streckte den Kopf vor. "Echt...?" Kaiba verdrehte die Augen. "Ja!" "Na, wie auch immer!" Joey lachte heiter, packte ihn am Ärmel und zog ihn los. "Ich bin so froh, dass du da bist! Ohne dich würde ich diesen Tag nicht überleben!" Kaiba trödelte gelangweilt hinter ihm her und Joey konnte zerren und ziehen so sehr er wollte. Fliegen konnte Kaiba nicht. "Kommst du mit? Die anderen werden sich sicher freuen, dich so frisch und gesund wieder zu sehen." "Hab ich eine andere Wahl?" Kaiba unterdrückte ein Gähnen und sah sich flüchtig um. "Du wirst mich wohl kaum loslassen." Nach einem kurzen Weg hatte Joey seine Gruppe erreicht, zog Kaiba nach vorn und schob ihn der Gruppe entgegen. "Kaiba!" Der Junge keuchte erleichtert und musterte ihn prüfend von Kopf bis Fuß. "Geht es dir wieder gut? Wie fühlst du dich? Du bist nicht mehr krank, oder?" Ach, es war so schön, in den Alltag zurückzukehren. Wie hatte Kaiba die lange Zeit nur ohne den Jungen überlebt? Er starrte ihn an, riss sich dann jedoch zusammen und runzelte die Stirn, den Blick resigniert abwendend. "Mir geht's gut", brummte er nur und Yugi seufzte wieder, ganz mitgerissen von dieser tragischen Geschichte. In der Zwischenzeit waren auch Tea und Tristan näher getreten. "Wir sind froh, dass es dir wieder gut geht", meinte Tristan versöhnend und grinste. "Wir haben uns alle ganz schöne Sorgen um dich gemacht." "Ja." Tea nickte hastig. "Man, das war wirklich eine schlimme Zeit, hm?" "Hm." Entspannt hatte sich Joey neben Kaiba postiert und erfreute sich an der herzlichen Atmosphäre. Und diese wurde mit einem Schlag noch herzlicher und angenehmer, als Kaiba auf Duke aufmerksam wurde, als sich ihre Blicke trafen. Duke ketschte in der Zwischenzeit wieder und das Gesicht des Älteren entspannte sich binnen kürzester Zeit. Sie sahen sich kurz an, prüfend, abwartend. Dann nickte Kaiba dem Schwarzhaarigen zu. "Guten Morgen." "Morgen." Duke erwiderte das Nicken, und tat es gern. Joey kam nicht um ein knappes Grinsen und mit einem Schritt trat er vor. "Er war's." Sein Grinsen vertiefte sich, als er mit einer knappen Kopfbewegung zur Seite wies. "Er hat mir die Haare geschnitten. Toll, nicht?" Die Gesichter der Anwesenden verloren in kürzester Zeit einen Teil ihrer frischen Farbe und die Augen der Freunde wirkten ungläubig, als sie sich von Kaiba auf die kurze Frisur und zurück richteten. Langsam öffneten sie die Münder, fanden es wohl sehr schwer, diesen kurzen Satz zu verstehen. Nur Duke legte den Kopf schief und Bakura grunzte leise. "Och." Tristan war der Erste, der die Fähigkeit des Sprechens zurückerlangte. Nervös zwang er sich, den Blick abzuwenden und heiter zu lachen. "Also ich finde Joeys Frisur wirklich ganz toll!" "Ja, ich auch!" Auch Tea lachte. "Es ist dir wirklich gelungen, Kaiba!" Kaiba verzog skeptisch die Miene und Joey blähte die Wangen auf. "Als du noch nicht da warst, waren sie anderer Meinung", flüsterte er ihm zu und Kaiba saugte an seinen Zähnen. In dieser angenehmen Sekunde ertönte die langsame Schulmelodie, die das Einlassen in das Gebäude ankündigte. Und das kam allen sehr gelegen! Sofort wandten sich alle zur Seite und beobachten die Schüler, die sich sofort in Bewegung setzten. "Okay." Tristan grabschte nach seinem Rucksack und schwang ihn sich über die Schulter. "Auf geht's." Auch Yugi und Tea griffen nach ihren Taschen und machten sich nun wieder spaßend und heiter auf den Weg. Joey warf einen flüchtigen Blick zu Duke und wandte sich dann an Kaiba. "Geh schon mal vor, ja?" "In Ordnung." Kaiba drehte sich um und folgte Tea, Yugi und Tristan in trödelnden Schritten. Als sich auch Joey seine Tasche zurück schwang, zog Bakura an ihm vorbei und Duke schnitt er den Weg ab, als er es ihm gleichtun wollte. "Hey." Er zupfte an seinem Ärmel und starrte in die smaragdgrünen Augen des Anderen. "Was ist los? Gibt es jetzt etwa Probleme zwischen uns? Das will ich nicht." Duke hob die Augenbrauen, schüttelte den Kopf und zog an ihm vorbei. Er wies ihn mit einem knappen Nicken ab, ihm zu folgen und Joey tat es. Nervös trottete er neben ihm und wartete. Duke schwieg noch wenige Momente, dann linste er zu ihm. "Ich bin mir sicher, dass du nichts für all das kannst, Joey", sagte er dann die erlösenden Worte und seufzte leise. "Es ist grausam. Yugi, Tea, Tristan und Bakura können das nicht verstehen, denn sie haben nichts von alledem erlebt. Sie nehmen es zu locker, haben in diesen Sekunden sicher schon vergessen, was du durchgemacht hast und denken nur an ihre Angelegenheiten. Sie haben keine Ahnung, was das für ein Gefühl ist, wenn man die Todesangst spürt. Sie können es nicht verstehen", murmelte er erneut und starrte vor sich auf den Weg. "Joey, du bist für immer gebranntmarkt. Ich bitte dich, leiste dir nichts mehr, was dich ein weiteres mal Aktenkundig macht, denn du könntest bald nicht mehr glaubwürdig und ehrlich wirken. Du stehst auf sehr dünnem Eis." Joey schwieg. "Es ist mir klar, dass du nicht mehr darauf angesprochen werden willst aber es fällt mir doch sehr schwer, keine Fragen zu stellen und es einfach hinzunehmen." Duke gestikulierte kurz mit den Händen und schulterte die Tasche neu. "Das ist nicht wie Diebstahl oder Körperverletzung, das ist..." "Mord." Joey nickte und erneut lugte Duke zu ihm. Doch nun war es der Blonde, der auf den Weg starrte. "Mit dir werde ich über alles sprechen, Duke, du wirst alles erfahren, denn du kannst es verstehen. Yugi, Tea, Tristan und Bakura müssen nur das Nötigste erfahren, ich will es ihnen nicht noch schwerer machen." "Gut." Duke war sichtlich erleichtert. "Wir werden uns in den nächsten Tagen mal Zeit nehmen." "Ja." Joey richtete sich auf und ihre Blicke trafen sich flüchtig. "Weißt du, mir geht es gerade so gut, dass ich der Geschichte keinen Tränen beilegen will. Also zieh bitte keine bittere Miene, wenn ich sie dir erzähle." "Ich habe keine Ahnung, warum du so heiter und lebensmunter bist." Duke schmunzelte. "Aber es gefällt mir." Noch immer über Tristans Witz lachend, schob Yugi die große Schultür auf und trat ein. Der Witzreißer, Tea und Bakura waren ihm dicht auf den Fersen. Juchzend und spaßend setzten sie ihren Weg fort und schlängelten sich durch die vielen Kinder. Überall wurde gequatscht und geschrieen, es herrschte eine große Bewegung, heitere Stimmung. Wenige Sekunden später wurde die Tür wieder geöffnet. Duke, Joey und Kaiba schlenderten nebeneinander, ließen die Tür hinter sich und folgten den Anderen. Joey sah sich um. Es war irgendwie ein herrliches Gefühl, wieder in der Schule zu sein, im Alltag, nach dem er sich so gesehnt hatte. Er atmete die vertraute Luft ein und schloss die Augen. Auch diese vielen Stimmen hatte er vermisst, das Schreien der jüngsten Schüler, das Kichern der von Jungs schwärmenden Mädchen. Heute war es alles besonders laut, doch obwohl seine Ohren etwas dröhnten, genoss er es mit jeder Faser seines Körpers. Aber wenige Sekunden, nachdem er das Gebäude betreten hatte, nahm die Lautstärke plötzlich unerwartet ab. Binnen kurzer Zeit verstummten die Schüler. Auch die raufenden Kleinen hielten inne und blieben stehen. Es wurde leiser, immer leiser, bis völlige Stille eintrat. Während Kaiba und Duke bereits stehengeblieben waren, schlenderte Joey noch etwas weiter. Aber dann verlangsamte auch er seinen Gang. So einige Augenpaare waren ausdruckslos auf ihn gerichtet, die Schüler standen reglos in dem breiten Gang und starrten ihn an. Verunsichert ließ Joey den Blick durch die Reihen schweifen, dann kam auch er zum Stehen. Was zur Hölle sollte das? Sprachlos öffnete er den Mund. Warum starrte ihn jeder auf diese Art und Weise an? Er schluckte schwer und drehte sich flink zu Kaiba und Duke um. Auch diese sahen sich um. Duke wirkte überrascht und zugleich sehr verwirrt, beunruhigt. Kaibas Gesicht jedoch, zeigte puren Zorn, keine Irritierung. Joey besah sich die Beiden nur kurz, wandte sich wieder nach vorn und wartete verzweifelt darauf, dass die Schüler die alten Gespräche begannen und die Blicke abwandten. Doch das taten sie nicht. Weitere Sekunden herrschte eiskaltes Schweigen, dann war leises Geflüster zu hören. Schüler steckten die Köpfe zusammen, den Blick stets auf Joey fixierend. Dieser wurde sich nun langsam über den Grund ihrer Reaktionen bewusst. Er schloss die Augen, atmete tief durch und verzog das Gesicht. Was hatte er denn erwartet? Die Nachricht über seine Leistung hatte sich rasend schnell in ganz Domino verbreitet, warum also nicht auch in der Highschool? "Scheiße." Er biss sich auf die Unterlippe, starrte auf den Boden und räusperte sich leise. Das Flüstern nahm zu, vereinzelte Worte konnte er hören. Und als er es tat, wünschte er sich, Zuhause geblieben zu sein. Da nahm er jedoch Bewegungen neben sich wahr und lugte zur Seite. Links neben ihm erschien Duke und verschränkte die Arme vor der Brust. Zu seiner Rechten blieb Kaiba stehen und dann spürte er, wie sich ein Arm um seine Schulter legte. Binnen weniger Sekunden erstarb das heimliche und unhöfliche Getuschel und die grausame Stille kehrte zurück. Toll, jetzt stand Joey hier und wusste nicht, was er tun sollte. Am liebsten wäre es ihm, sich umzudrehen und abzuhauen. Er presste beide Lippen aufeinander und versteckte die Hände in den Hosentaschen. Es tat weh, die vielen Blicke zu spüren. Es schmerzte, die Gedanken der Starrenden zu kennen. Ja, er wusste, was er in ihren Augen war. Wieder atmete er tief durch, doch da handelte Kaiba. Joey bemerkte, wie sich seine Hand in seine Schulter klammerte, hörte ein Knurren, das nichts Gutes verheißen konnte. "Wenn irgendjemand von euch ein Problem hat, dann soll er es laut und deutlich sagen!" Kaibas Stimme erhob sich wie ein Sturm im ruhigen Meer, hallte durch den langen Flur und jagte eine Gänsehaut über die Rücken der Anwesenden. "Jetzt gleich!!" Zögerlich blickte Joey auf und die Erleichterung stürzte über ihn herein, als er die Bewegung zurückkehren sah. Augenblicklich wandte der Großteil der Schüler den Blick ab, Gruppen teilten sich, die Kinder gingen wieder ihrer Wege und nur wenige warfen verstohlene, scheue Blicke zurück. Binnen weniger Sekunden war wieder alles wie vorher, doch Joey konnte nicht von sich behaupten, somit wieder glücklich zu sein. Zusammen mit Duke und Kaiba blieb er stehen und tätschelte die Hand, die noch immer auf seiner Schulter lag, sich nun jedoch von ihr löste. "Danke", hauchte er leise und schlürfte weiter. Kaiba und Duke blieben stehen und sahen dem Blonden nach, der sich mit hängenden Schultern und ebenso geneigtem Kopf von ihnen entfernte. Und wo er auch war, stets gaben ihm die Schüler den Weg frei, ließen sogar einen Sicherheitsabstand. Langsam ballte Kaiba die Hand zu einer Faust, bette sie an den Lippen und biss die Zähne zusammen. Sein scharfer Blick schweifte drohend und verbittert durch die Schüler. Auch Dukes Miene zuckte bissig, als er die Arme sinken ließ und sie in die Hüften stemmte. "Was kann man dagegen machen!", zischte er und Kaiba schüttelte den Kopf. "Die Menschheit ausrotten und eine Neue züchten, die mehr Einfühlungsvermögen und eine größere Auffassungsgabe besitzt." Nachdem sich Kaiba von Duke verabschiedet hatte und das Klassenzimmer betrat, hockte Joey vorne auf seinem Tisch, ließ die Beine baumeln und saugte an seinen Zähnen. Als er ihn bemerkte, blickte er auf und zwang sich zu einem Lächeln, das aber gründlich misslang. Kaiba erwiderte seinen Blick nur kurz, warf sich hinter ihm auf den Stuhl und lehnte sich zurück. Dieselben Reaktionen, wie die der anderen Schüler, waren auch unter den Klassenkameraden zu bemerken. Es herrschte eine andere Atmosphäre, als sonst. Sie war kalt und angespannt. "Was hast du erwartet, Joseph?" Gemächlich zog Kaiba die Tasche auf seinen Schoß, schlug sie auf und begann in ihr zu wühlen. "Hast du gedacht, dass jeder dich versteht und Mitleid zeigt?" Er grinste bitter. "Nein, sie wollen sich nicht einmal die Zeit für einen Versuch nehmen." Joey drehte den Kopf zu ihm und biss sich grübelnd auf die Unterlippe. "Und Joey? Wie fühlst du dich? Es ist dein erster Tag in der Schule seit langem." Plötzlich standen Yugi, Tea und Tristan neben ihrem Tisch und grinsten bis über beide Ohren. Natürlich. Sie hatten das Spektakel unten im Gang nicht mitbekommen und auch die eisige Kälte, die hier herrschte, entging ihnen. Sie konnten nichts dafür und doch kam Kaiba nicht drum herum, ihnen einen Blick zu schicken, der an leiser Verachtung grenzte. Joey knaubelte an dem feinen Holz, blähte die Wangen auf und rutschte vom Tisch. "Toll. Ganz toll", murmelte er nur und schlenderte zu seinem Platz. Verwundert sahen die Drei ihm nach und nahmen anschließend Kaiba unter die Lupe, der gemächlich ein Buch nach dem anderen herausholte. "Was ist mit ihm?" Kaiba zuckte mit den Schultern, gab sich beschäftigt. Dann begann die Stunde. Es war unklar, was Menschen in gewissen Situationen dachten, was in ihren Köpfen vor sich ging. In welche Richtung drifteten ihre Gedanken? Wie begründeten sie das Benehmen, das sie Joey an diesem ersten wundervollen Schultag deutlich spüren ließen? Nicht nur Joey fühlte sich in dem Klassenraum unwohl, nein, auch Kaiba war leicht angespannt, als er den Worten des Lehrers lauschte und verbittert an dem Umschlag seines Buches rupfte. Es hatte den Anschein, als hätte sich hier während ihrer Abwesenheit alles geändert. Verständnis fehlte überall und ein gewisses Wort, wie hieß es noch? Ach ja, ‚Fairness’, schien direkt aus ihren Köpfen gelöscht worden zu sein. In der ersten Stunde standen Wiederholungen auf dem Programm. Lernstoff, den die Schüler in den letzten Wochen in sich hineingeprügelt hatten, der Kaiba teilweise unbekannt war. Sonst hätte er gerade jetzt besonders aufmerksam gelauscht, um nachzuholen und zu verstehen, um sich gar nicht erst anzugewöhnen, schlechte Noten zu schreiben. Doch jetzt konnte er es nicht. Er blieb nur sitzen, starrte vor sich auf den Tisch und grübelte über diese Zustände. Und er erwachte erst zum Leben, als sich der Lehrer etwas Unverzeihliches wagte. Er stand an der Tafel, kritzelte alles Mögliche auf und stellte Fragen. Kaiba wusste so einiges, hob jedoch nicht die Hand. Joey jedoch, tat es. Kaiba sah es nicht, hörte jedoch seine Stimme. "Hier, ich!" Da blickte er auf und nahm den Lehrer scharf ins Visier. Der Mann ließ den Blick durch die Schüler schweifen, machte jedoch keine Anstalten, Joeys Namen auszusprechen. Er übersah den sich bewegenden Arm einfach. Langsam drehte sich Kaiba um. Joey war der Einzige, der sich meldete, Yugi tuschelte leise mit Tristan und Tea kritzelte eine verschrumpelte Zeichnung auf ihr Blatt. Wieder einmal bekamen sie nichts mit. "Also gut, niemand?" Mit einer unglaublichen Lässigkeit wandte sich der Lehrer wieder der Tafel zu und begann erneut zu schreiben. "Niemand?" Kaiba richtete sich etwas auf und schickte dem Mann einen scharfen Blick. "Haben Sie nicht jemanden übersehen?" Die erste Stunde wurde nicht nur zu einer nervlichen Folter für Joey, sondern für Kaiba auch zu einem bitteren Kampf gegen den Lehrer. Ja, er legte sich richtig mit ihm an und gab erst Ruhe, als der Mann Joey aufrief. Toll, aber so nicht. Der Blonde schüttelte nur den Kopf und nahm sich vor, für den Rest der Stunde gar nichts mehr zu sagen oder anderweitig auf sich aufmerksam zu machen. Während der Unterricht weiterging und sich Kaiba an seinem kalten Schweigen und der finsteren Miene beteiligte, begannen die Schüler heiter über dieses und jenes Thema mit dem Lehrer zu diskutieren, locker, so als wäre nichts gewesen. Joey zwang sich schnell dazu, überhaupt nicht mehr zuzuhören, Kaiba jedoch, war kurz davor, aufzuspringen und laut zu schreien. Es grenzte an dem Unmöglichen, was hier geschah! Die leise Melodie, die das Ende der Stunde ankündigte, was das Schönste, das Joey an diesem Tag erlebt hatte. Er richtete sich auf, rollte mit den Augen und grabschte nach seiner Schultasche. Mit dem Einpacken ließ er sich alle Zeit der Welt, nebenbei warf er missmutige Blicke nach beiden Seiten und knabberte auf der Unterlippe. Auch Kaiba kannte heute keine Eile. Gemächlich schob er die Bücher und den ganzen Rest in seine Tasche, lehnte sich ächzend zurück und warf einen Blick zu Joey. Dieser brauchte noch etwas, also erhob er sich, schwang sich die Tasche über die Schulter und schlenderte zu dem Lehrer, der sich an seinem Pult beschäftige. Das Klassenzimmer war in der Zwischenzeit außer Joey bereits leer. Neben dem Lehrer blieb er stehen, richtete sich den Kragen und räusperte sich auffällig. Sogleich wurde der Mann auf ihn aufmerksam und Kaiba traf ein drohender Blick. "Werter Herr Kaiba!" Der Lehrer verzog das Gesicht und nahm sich die Brille von der Nase. Dann erhob er sich und baute sich vor Kaiba auf, den er um fast einen Kopf überragte. Mürrisch blickte Kaiba zu ihm auf. "Stellen Sie nie wieder meine Autorität vor den Schülern in Frage!" Der Mann gestikulierte mit der Brille, Kaiba runzelte die Stirn. "Und Sie haben nicht das Recht, einen Schüler zu diskriminieren!", erwiderte er bissig. "Es gab einmal einen Lehrer an dieser Schule, der von Recht und Regeln sprach. Wo ist er? Sie sind es ganz sicher nicht mehr! In meinen Augen nicht einmal mehr eine Autoritätsperson! Nein." Er grinste bitter und schüttelte den Kopf. "Fairness kennen Sie überhaupt nicht und das Wort "Recht" müssen Sie nicht in den Mund nehmen, wenn Sie sowieso nichts damit anzufangen wissen!" "Jetzt hören Sie mir mal zu!" Der Lehrer trat einen Schritt vor und wartete, vermutlich darauf, dass Kaiba ihn unterbrach. Doch das tat der junge Mann nicht, nein, er nickte nur und wartete. "Sie erlauben Sich zu viel, kennen wohl die Schulregeln nicht! So haben Sie nicht mit einem Lehrer zu sprechen! Ist es Ihnen vielleicht lieber, einen Verweis zu kassieren für Ihr respektloses Verhalten?!" "Das gehört wohl dazu, wenn man eine eigene Meinung vertritt und sie auch ausspricht!", fauchte Kaiba. "Jetzt hören Sie mir mal zu!" Der Mann hielt die Luft an und wurde ganz rot im Gesicht. "Natürlich! Das kommt immer, wenn Sie sich behaupten wollen! Jetzt hören Sie mir mal zu... pah! Was soll ich denn hören? Ihre schäbige, jämmerliche Meinung über Dinge, von denen Sie keine Ahnung ha..." Kaiba verstummte, als er am Arm gepackt und weggezogen wurde. Joey ging an ihm vorbei, zog ihn mit sich. "Komm, wir hauen ab", murrte er nur, bevor er Kaiba fester packte und die Tür hinter sich ließ. Kaiba hatte sich nicht gewehrt, dem Lehrer jedoch giftige Blicke geschickt. Er sah es bereits kommen. In Biologie würde er ab jetzt der schlechteste Schüler sein. Man ließ ihn los, sobald die Tür geschlossen war. Joey ließ ihn stehen, wandte sich an Yugi, Tea und Tristan um, die dort standen und gewartet hatten. "Geht schon mal vor!", rief er und winkte. Seine Stimme klang heiter, unverändert, wie immer. Und ohne etwas zu ahnen, nickten die Drei und trödelten los. Kaiba sah ihnen nach, schulterte seine Tasche neu und räusperte sich leise. Wieder einmal kotzte ihn alles an! Die Schüler! Die Lehrer! Wann kam Joey denn endlich wieder dazu, den Alltag zu genießen? Auch Joey beobachtete seine Freunde, bis sie hinter der Ecke verschwanden. Dann waren sie die einzigen im Gang. Sobald von Yugi, Tea und Tristan keine Spur mehr zu sehen war, drehte sich Joey zu Kaiba um, trat näher und ließ sich mit einem erschöpften Stöhnen gegen ihn sinken. Sofort hob Kaiba die Arme, legte sie um seine Schultern und drückte ihn an sich. Joey presste die Wange gegen seine Brust, klammerte sich mit beiden Händen in sein Jackett und schloss die Augen. Er atmete schnell, verbarg sich zwischen seinen Armen wie ein kleines Kind, das Schutz benötigte. Kaiba atmete tief durch, sah sich kurz um und rieb langsam seinen Rücken. "Ist das fair...?" Nun zitterte seine Stimme. Es gab keinen heiteren Jungen mehr, der alles hinter sich gelassen hatte. Was sollte Kaiba jetzt noch tun? Er verstärkte die Umarmung, bettete das Kinn auf dem kurzen blonden Schopf und blickte auf. In eiligen Schritten bog Duke um die Ecke, erspähte sie und kam schnell näher. Er schien nervös geworden zu sein, als er Yugi, Tea und Tristan ohne sie gesehen hatte. Kaiba erwiderte seinen besorgten Blick nur kurz, wandte sich wieder Joey zu, denn dieser begann nun leise zu schluchzen. "Hey", hauchte er leise, löste die Umarmung und griff den jungen Mann vorsichtig an den Schultern, um ihn etwas zurückzudrücken. In diesem Augenblick blieb Duke neben ihnen stehen, blickte von Joey zu Kaiba. Er hatte mit so etwas gerechnet aber Kaiba schien alles unter Kontrolle zu haben. Dieser sah Joey nun direkt ins Gesicht, doch dieses war gesenkt, und so löste er eine Hand von seiner Schulter, legte den Zeigefinger unter sein Kinn und drängte es vorsichtig nach oben. Joey zog die Nase hoch, wich seinem Blick aus. "Du musst jetzt stark bleiben." Kaiba neigte sich etwas nach vorn, strich ihm die Tränen von den Wangen. "Lass die anderen deine Tränen nicht sehen. Damit haben sie nur erreicht, worauf sie aus waren." Joey presste die Lippen aufeinander, wackelte mit dem Kopf und blinzelte. "Aber warum tun sie so etwas, obwohl sie wissen, dass ich..." "Joseph." Kaiba sprach leise und ruhig mit ihm, schob die Hand zu seinem Nacken. "Schau mich an." Erwartend und gleichzeitig gerührt, verfolgte Duke das Geschehen, lauschte jedem Wort, das Kaiba sprach. Sie klangen alle so unglaublich gefühlvoll. So, wie man es nie von Seto Kaiba erwartet hätte. Joey zögerte, dann jedoch atmete er zitternd ein, blickte auf und sah Kaiba an. Dessen Augen waren entschlossen und eisern auf ihn gerichtet. Diese Festigkeit, diese Entschlossenheit. Joey wünschte sich, sie zu besitzen. Kaiba sah ihn lange schweigend an, schien durch ihn hindurch, direkt in seine Seele blicken zu wollen. Joey hingegen, tat es weh, diesen Blickkontakt aufrecht zu halten und es kostete ihm viel Mühe, nicht in weitere Tränen auszubrechen. Kaiba war das, wovon er immer geträumt. Kaiba besaß die Charaktereigenschaften, nach denen er sich stets gesehnt hatte. Warum konnte nicht auch er so hart und unverletzbar sein? Warum konnte er nicht die Kraft aufbieten, alles an sich abprallen zu lassen, gegen alles Schlimme immun zu sein?! "Was interessieren uns die Meinungen der anderen Menschen?" Kaiba verzog die Augenbrauen und schüttelte langsam den Kopf. "Was geht es uns an, was sie denken? Sie waren nicht dabei, sie wissen nichts. Ihre Einschätzung von alledem kann also nur falsch sein. Sie können sich nicht vorstellen, was du durchgemacht hast, nicht nachempfinden, wie du dich fühlst. Sie sind dumm, Joseph, allesamt. Die Welt ist grausam." Kaiba atmete tief durch und sah sich kurz um. "Um zu überleben und nicht weiteren Qualen ausgesetzt zu sein, musst du stärker werden. Nicht körperlich. Seelisch, Joseph, mental." "Aber wie soll ich das machen", presste Joey heiser hervor. "Ich bin nicht stark genug, um zu werden, wie du." "Wie ich?" Zwischen Kaibas Augenbrauen bildete sich eine Falte, Duke verzog das Gesicht. Nicht nur er schien überrascht zu sein. Für wenige Sekunden herrschte Stille, dann zeichnete sich ein Grinsen auf Kaibas Lippen ab. "Nein, nein, nein, Joseph. Nicht so. Versuch nicht, mir nachzueifern. Du weißt, dass ich auch Schwächen habe und in vielen Situationen falsch reagiere und handle. Und wie du siehst, schaffe ich es auch nicht, die Meinung der anderen völlig zu übersehen, was das einzig Richtige in dieser Konstellation wäre." "Es ist schwer." Joey ließ den Blick sinken, hob die Hand und begann an Kaibas Jackett zu zupfen. "Ich will es ja, aber..." "Natürlich ist es schwer", erwiderte Kaiba geduldig. "Du musst deine eigene Kraft entwickeln Joseph, und nur aus solchen Erfahrungen heraus entsteht sie und verfestigt sich. Und sag nicht, dass du sie nicht schon besitzt. Nur wenige Menschen wären so gut mit der Situation umgegangen, wie du. Kaum ein Mensch hätte alles so gut verarbeitet, alles in einem so einsichtigen Licht gesehen, wie du. Vielen wären verzweifelt." Kaiba bettete beide Hände auf seine Wangen, neigte sich lächelnd nach vorn und lehnte seine Stirn an die von Joey. Auch an dessen Lippen zog ein flüchtiges Lächeln, als er die Augen schloss und Kaibas Jackett in Frieden ließ. In diesen Sekunden ertönte die leise Melodie über die Lautsprecher, die zweite Stunde begann. Joey und Kaiba reagierten überhaupt nicht darauf, nur Duke sah sich kurz um, blieb jedoch stehen. Während der Melodie hatte Kaiba noch etwas Leises geflüstert, nun nickte Joey leicht und das Lächeln wirkte etwas gefestigter. Somit lösten sich die beiden voneinander. Joey sah ihn nachdenklich an und Kaiba legte die Hände auf seinen Schultern ab. "Und jetzt zeig den Anderen, dass du stark bist! Lass nicht zu, dass sie Spaß daran finden, dich fertig zu machen! Es ist scheißegal, was sie denken, Joseph. Wichtig ist, dass du selbst weißt, was geschehen ist. Und wenn du dir nicht die Schuld gibst und nicht in Selbstmitleid versinkst, dann wird es dir leichter fallen." "Okay." Joey zwinkerte, lächelte und hob die Hand, um sich schnell den Rest der Nässe von den Wangen zu wischen. "Okay." Kaiba nickte erleichtert, streifte mit dem Handrücken sein Kinn und brachte ihn somit dazu, das Gesicht zu heben. Noch immer lächelnd kam Kaiba ihm dann näher und platzierte einen zärtlichen Kuss auf seinem Mund. Ihre Lippen berührten sich kaum. Und als sich ihre Nasenspitzen streiften, gluckste Joey leise, ließ das Gesicht sinken und umarmte Kaiba. Duke wusste nicht mehr, was er sagen sollte, als Kaiba einen Arm um Joeys Hals legte, ihn an sich drückte und leise seufzte. "Na also." Joey nickte, löste sich von ihm und trat zurück. Dukes Augen blieben an Kaiba hängen und bevor er sich versah, trafen sich die Blicke der beiden. Sie sahen sich kurz an, Kaiba hob die Augenbrauen, Duke schüttelte hastig den Kopf. Es war alles in Ordnung. Teilte Joey jetzt ihre Meinung? Der Blonde fuhr sich mit beiden Händen durch den Schopf, rieb sich die Augen und atmete tief ein. Dann schenkte er Duke ein Lächeln und schulterte die Tasche neu. Duke konnte sich denken, was in der Klasse geschehen war. Also musste er nicht diese Frage stellen. "Geht es wieder?", erkundigte er sich stattdessen besorgt. Kaiba begann beschäftigt in seiner Tasche zu wühlen und Joey nickte. "Ja, es geht schon. Und Seto hat Recht. Es wird sich sicher bald ändern." "Das glaube ich auch." "Ja." Erneut rieb sich Joey die Augen. "Sehe ich verheult aus?" Duke konnte ihn beruhigen. "Nicht wirklich." "In Ordnung, dann sollten wir jetzt wohl besser gehen. Frau Kandoji ist ein netter Mensch aber sie hasst es, wenn ihre Schüler zu spät kommen." Kaiba ließ von seiner Tasche ab und schlenderte los. Die anderen beiden folgten ihm. "Was machst du eigentlich hier?" Kaiba lugte zu Duke und dieser zuckte mit den Schultern. Ohne zu zögern klopfte Kaiba an, griff nach der Klinke und öffnete die Tür. Die Lehrerin, wie auch die Schüler blickten auf, als sie in das Klassenzimmer traten und die Tür hinter sich schlossen. "Verzeihen Sie die Störung." Kaiba verbeugte sich kurz. "Wir wurden aufgehalten." Frau Kandoji, die wohl die netteste Lehrerin der Schule und zugleich die Klassenleiterin der Beiden war, musterte Kaiba flüchtig und nahm Joey genauer in Augenschein. Dann jedoch lächelte sie und wies mit einer knappen Kopfbewegung auf die leeren Plätze. "Kein Problem, jetzt setzt euch." Die beiden nickten und während sie dann zu ihren Bänken schlenderten, rollte Joey erleichtert mit den Augen. Keine Standpauke, keine blöde Anmache und verächtliche Blicke? Puh, einen normalen Menschen schien es hier also doch noch zu geben. Während Kaiba bereits saß und in seiner Tasche wühlte, warf sich auch Joey auf seinen Platz, lehnte sich zurück und streckte die Beine von sich. Neben ihm kicherte Tea leise und Yugi und Tristan unterhielten sich über zwei Bänke hinweg. Die Lehrerin ließ einige Unterlagen sinken und wandte sich dann direkt an Joey. "Wir werden uns heute mehr dem Organisatorischen zuwenden", erklärte sie geduldig. "Wir sprechen über das Schulfest, das Praktikum und die Klassenfahrt, die uns bald bevorsteht." Joey nickte dankbar und die junge Frau lächelte. Was war er froh, dass er bei ihr wie immer behandelt wurde! Er hätte es nicht ausgehalten, wenn sie, seine Lieblingslehrerin jetzt auch noch sauer auf ihn gewesen wäre. Aus welchem blöden Grund auch immer, da musste man die anderen Lehrer fragen. Dann begann die junge Frau eine ganze Menge zu erzählen. Sie sprach über das Praktikum, bat wieder darum, sich früh genug darum zu kümmern und erläuterte auch andere Dinge, die in dieser Hinsicht wichtig waren. Joey lieh ihr ein Ohr, mit dem anderen lauschte er in die Klasse, die leise miteinander flüsterte. Ging es um ihn? Die Klassenfahrt fand nach den Ferien statt, es ging schnurstracks nach Deutschland, wo sie sich zwei Wochen voller Heiterkeit vergnügen konnten. Um genauer zu sein, in irgendeiner Gegend, die sich "Thüringen" nannte. Darauf war Joey schon sehr gespannt. Und er war so gespannt und begeistert, dass er das ganze Getuschel einfach überhörte und sich nur auf die Lehrerin konzentrierte. Nun ja, dass sein Blick öfter zu Kaiba abschweifte, ließ sich nicht verhindern. Aber der saß nur reglos auf dem Stuhl, saugte an den Zähnen und rieb sich manchmal den Nacken. Natürlich… Deutschland! Für ihn war das sicher nicht besonderes. War ja vor kurzer Zeit erst dort gewesen. Er begann von einem richtig schönen Urlaub zu schwärmen. In Deutschland, Griechenland, Russland und sonst wo. Überall. Die Stunde war wundervoll. Was gab es Besseres, als dazusitzen, zuzuhören und nicht einmal irgendetwas aufschreiben zu müssen? Sofort fühlte er sich durch die freundliche Atmosphäre viel entspannter. Toll, warum hatte gerade die erste Stunde so scheußlich ausgesehen? Er hätte sich keinen Kopf gemacht und erst recht nicht geheult. Genüsslich streckte er die Beine aus, rutschte tiefer in den Stuhl und verschränkte die Arme vor dem Bauch. >Klassenfahrt, Deutschland, Tülin... ähm... Thüringen...<, ging es ihm durch den Kopf. >Freizeit, Spaß, Wälder, Berge... Seto!< Ach ja, er war so traurig gewesen, dass er es kaum zu schätzen gewusst hatte, wie sich Kaiba doch um ihn sorgte. In was für liebevollen Händen er doch war. Wieder richtete sich Joeys Blick auf Kaiba, der schroff an seinem Kragen rupfte. Wenn man es recht bedachte, hatte er doch großes Glück, oder? Und Duke... mein Gott, vor einem halben Jahr hätte sich Joey nicht träumen lassen, sich einmal so verbunden mit ihm zu fühlen. Duke wusste Bescheid und auch er sorgte sich. Joey atmete tief ein, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah aus dem Fenster. Er machte harte Zeiten durch, doch mit dieser Unterstützung würde er sie hinter sich bringen. Es war nur eine Frage der Zeit und des Willens... "Wie jedes Jahr auch, veranstalten wir am letzten Schultag vor den Ferien ein Fest." Frau Kandoji blätterte in ihren Unterlagen um und blickte zufrieden in die Klasse. "Die unterste Klassenstufe hat ein Theaterstück eingeprobt, die höchste Klassenstufe eine Kunstausstellung veranlasst." Die junge Frau seufzte und lehnte sich an ihr Pult. "Jetzt bleibt nur noch die Frage, was wir zu diesem Fest beitragen." "Wir machen frei", schlug einer der Schüler vor. Ein amüsiertes Raunen ging durch das Zimmer, doch die Lehrerin stimmte es nicht zufrieden. Sie schüttelte den Kopf. "Das ist eine ernste Angelegenheit", predigte sie. "Und uns bleibt nur noch eine Woche." Joey ließ den Kopf sinken und knaubelte an seinen Fingernägeln. Ihn interessierte es herzlich wenig, was sie an diesem Tag machten. "Wir können ja auch ein Theaterstück machen." "Eine Woche?" Frau Kandoji runzelte die Stirn. "Das schaffen wir nicht." Die Schüler begannen wild durcheinander zu quasseln. Jeder hatte einen Einfall, jeder musste ihn loswerden, jeder Vorschlag wurde nicht angenommen. "Wir veranstalten eine Disko", kam es von hinten. "Zu unpersönlich", erklärte die Lehrerin. "Wir müssen mit unserer Veranstaltung unsere Klassenstufe präsentieren, versteht ihr?" "Dann singen wir was", juchzte ein Mädel. "Nö", stöhnten die Jungs. "Och mensch! Was seid ihr lustlos!" Das Mädel knurrte und wandte sich zickig dem Fenster zu. Daraufhin brach eine nachdenkliche Stille in der Klasse aus. Jeder grübelte. "Das Bedauerliche ist, dass wir keine Schulband haben", erhob Frau Kandoji nach einem langen Grübeln die Stimme. Ein zustimmendes Jammern machte sich breit. "Eine Schulband wäre cool", stöhnte ein Junge. "Wäre toll, wenn unsere Klassenstufe das übernehmen könnte. Aber hier spielt leider keiner ein Instrument." Joey blickte auf. "Obwohl ein kurzes Konzert recht beeindruckend wäre." Die Lehrerin legte den Kopf schief. "Ganz egal ob Geige oder was auch immer. Etwas Instrumentales ist wirklich eine gute Idee." "Ich spiele Akkordeon!", meldete sich plötzlich ein korpulentes Mädel zu Wort. Mit entsetzten Mienen drehten sich alle Schüler zu ihr um. Auch Joey und er zog ein furchtbares Gesicht. Oh... mein Gott! Das würde er nicht überleben! >Schulband... Konzert!< Angespannt biss er sich auf die Unterlippe, wieder ertönte das Jammern. "Nee..." Da waren sich die Schüler einig. Die Dicke seufzte traurig. Langsam drifteten Joeys Pupillen höher, richteten sich unausweichlich auf Kaiba, der noch nichts zu ahnen schien und beschäftigt an seinem Ärmel zupfte. Aber natürlich... warum war es ihm nicht schon eher eingefallen? Ein gehässiges Grinsen zerrte an seinem Mundwinkel, seine Augen begannen zu funkeln. Dann hob er den Arm, langsam und genüsslich. "Ich hätte da eine Idee." Er sprach leise, beinahe schon drohend und sofort verstummten die Schüler und starrten ihn an. Sie hatten keine Ideen und kaum hatte Joey ausgesprochen, vereiste Kaiba in der Bewegung, verblieb kurz reglos und drehte sich anschließend gemächlich zu ihm um. Ihre Blicke trafen sich, Kaiba schüttelte den Kopf, sein Blick wirkte drohend. Joey jedoch gluckste leise. "Ja, Joey?" Frau Kandoji hob erwartend die Augenbrauen und Joey holte tief Luft. "Na ja..." Kaiba verengte die Augen, seine Lippen formten stumme Worte. Joey konnte nicht darauf achten, dazu freute er sich zu sehr darauf. "Es besteht doch noch die Hoffnung, eine wirklich tolle Band zu gründen, wenn auch nur für dieses Fest." "Ach ja?" Jeder war ganz Ohr. "Japp." Joey zeigte seine Zähnchen, oh, er liebte es, gehässig zu sein. "Es gibt hier jemanden, der spielt E-Gitarre wie kein Zweiter. Und ich glaube auch, er hätte keinerlei Scheu davor, auf eine Bühne zu steigen." "Ach, gibt's den?" Ein Schüler sah sich suchend um, Kaiba duckte sich wie ein Löwe im hohen Gras. "Ich glaube, Herr Seto Kaiba wäre gern dazu bereit!" So, jetzt hatte Joey es ausgesprochen. Siegessicher sah er sich um, alle Augenpaare richteten sich nun auf den düster dreinblickenden Mann in der ersten Reihe. Dieser verdrehte erschöpft die Augen, ließ den Kopf hängen und richtete sich auf. "Kaiba?" Die Lehrerin wirkte überrascht, so wie jeder andere auch. "Sie spielen Gitarre?" "Ich habe nicht zugestimmt!" "Och..." Joey ließ sich auf den Tisch sinken und streckte die Arme von sich. "Warum denn nicht...?" "Weil ich, Joseph...", wieder drehte sich Kaiba zu ihm um, "... vielleicht Besseres zu tun habe, als Unterhaltungsclown zu spielen?" "Hast du nicht!", murrte Joey. "Du darfst nicht arbeiten, hast Kaiba-Corperation-Verbot für ne ganze Weile. Warum willst du es nicht machen? Wäre doch lustig." Interessiert und gespannt verfolgten die Anwesenden das Gespräch. "Lustig?" Kaiba verzog schmerzvoll das Gesicht. "Das ist doch...! Ich bin aus der Übung und eine Woche genügt nie, um einen Auftritt einzuproben." "Ne, ne, ne." Entschlossen richtete sich Joey auf. "Aus der Übung bist du sicher nicht und eine Woche reicht völlig aus." "Du musst es ja wissen." Kaiba ließ sich nicht klein kriegen. Die Augen der Schüler wechselten von dem einen zum anderen, ihre Münder standen offen. "Außerdem glaube ich, dass zu einer Band nicht nur einer gehört! Hast du daran schon einmal gedacht?" "Och, dann suchen wir halt noch aus der Parallelklasse welche, die irgendein Instrument beherrschen." Joey winkte lässig ab. "Ach... natürlich!" Kaiba verdrehte die Augen. "Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Ah ja! Weil es eine blödsinnige Idee ist?" "Och, sei doch nicht so." "Joseph!" Kaiba öffnete den Mund, um fortzufahren, dann jedoch schloss er ihn, verengte die Augen und wandte sich ab. "Wir sprechen uns noch!" Joey duckte sich hinter die Bank, die Schüler seufzten. "Dann spiele ich doch Akkordeon!", freute sich die Dicke und nun waren alle mit den Nerven am Ende. Selbst die Lehrerin war nicht begeistert. "Also." Die unglaubliche Gerissenheit funkelte in ihren Augen auf. "Entweder Akkordeon oder ein lautes und temperamentvolles Konzert unter der Leitung von Seto Kaiba." Augenblicklich brach schreckliches, jedoch einstimmiges Gequassel aus, Kaiba rieb sich die Stirn. Keiner wollte das Akkordeon, jeder wollte Kaiba und die E-Gitarre. Aber der wollte es scheinbar nicht. Von allen Seiten wurde er angequatscht, nur Joey hielt sich zurück. Er hatte ihm schon genug Schmerzen zugefügt. Erst die Pausenmelodie war im Stande dazu, die Schüler zu beruhigen. Während Kaiba starr und brummend sitzen blieb, stopften sie die Bücher in ihre Taschen und sprangen auf. Frau Kandoji näherten sich Kaibas Tisch, stützte sich darauf und sah den jungen Mann inständig an. "Treffen Sie bis morgen bitte eine Entscheidung, ja?" "Aber triff die Richtige", flehte ein vorbeigehender Junge, der sich vor dem Akkordeon gruselte. Kaiba sah ihm giftig nach, grabschte dann nach seiner Tasche und hob sie zu sich auf den Schoß. "Bis Morgen", brummte er dann und die Lehrerin nickte. "Seto!" Hastig zog Joey seine Tasche höher, dann rannte er weiter hinter Kaiba her, der einfach losgegangen war. "Hey, Seto! Warte doch mal!" Endlich hatte er ihn eingeholt, klammerte sich in seine Schuler und ließ den Kopf hängen, um erst einmal nach Luft zu schnappen. "Was hast du denn dagegen? Hast du etwa Angst?" "Angst?" Kaiba lugte zu ihm. "Bitte bleib mal realistisch!" "Okay, okay, keine Angst." Joey ließ ihn los, hob beschwichtigend die Hände und trödelte neben ihm einher. "Aber was hast du denn sonst dagegen?" "Joseph!" Kaiba wirkte erschöpft, als er seine Schritte verlangsamte und um eine Ecke bog. "Ich würde es überleben, ein kleines Konzert zu geben." "Ja?" Joeys Augen begannen zu leuchten. "Dann gibt es doch keine Probleme, oder?" "Probleme gibt es zuhauf. Eine Band muss mindestens drei Mitglieder haben." Sie stiegen die Treppen hinab und traten auf den Hof hinaus. "Und ich bezweifle, dass sich in der Parallelklasse welche finden, die ein Instrument gut genug beherrschen, um mit mir spielen zu können!" "Wer weiß?" Joey warf einen knappen Blick zur Bank, wo schon die anderen warteten. Dann griff er nach Kaibas Ärmel und zog ihn auf die kleine Gruppe zu. "Komm mit, ja? Dann können wir gleich alles besprechen." Kaiba brummte, ließ sich jedoch ziehen. "Es wäre der absolute Wahnsinn, wenn du auftreten würdest!" Joey hob immer weiter ab und Kaiba nahm sich fest vor, den Wahnvorstellungen des jungen Mannes ein jähes Ende zu bereiten. "Man, die werden alle völlig ausrasten! Und wenn es dir dann vielleicht doch irgendwann Spaß macht, dann kannst du auch gleich eine feste Schulband bilden und immer wieder auftreten. Und bald wirst du in der ganzen Schule Fanclubs haben und..." "Joseph!" "Was ist?" Kurz drehte sich der Blonde zu ihm um. "Das wäre doch toll, oder? Also ich könnte es mir richtig gut vorstellen! Dir liegt das Gitarrespielen doch, nicht wahr? Klar, es muss so sein, sonst könntest du es nicht so gut." Er plapperte immer weiter, doch bevor Kaiba in den Abgrund der Verzweiflung stürzte, erreichten sie die Bank, wo sich sofort ein überraschter Duke an ihn wandte. "Habe ich das richtig verstanden?" Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. "Du hast dich dazu bereit erklärt, auf dem Schulfest zu spielen?" "Ich wusste gar nicht, dass du überhaupt Gitarre spielst", bemerkte Tea nachdenklich und kratzte sich am Kinn. Yugi starrte und Bakura las in einem Buch. "Ja, er macht es, er macht es!" Joey ließ ihn los und streckte die Fäuste gen Himmel. "Das wird toll!" Kaiba saugte an seinen Zähnen, allmählich begann ihn der Blonde zu nerven. "Da gibt es aber doch ein Problem, oder?" Tristan stützte die Hände in die Hüften und legte den Kopf schief. "Mit wem willst du denn eine Band gründen? Ich kann mich nicht daran erinnern..." "Ach, das machen wir schon!" Joey gluckste und stieß Kaiba in die Seite. "Irgendjemand wird sich da schon finden lassen!" Kaiba schloss entkräftet die Augen und Joey wandte sich zur Gruppe, um seinen Fantasien weiterhin freien Lauf zu lassen. Er prappelte und faselte, juchzte und lachte. Kaiba besah sich das Spektakel nur wenige Sekunden, dann ließ er den Blick sinken und sah sich etwas auf dem Boden um. Und während Joey einen merkwürdigen Freudentanz aufführte, ging er in die Hocke, griff nach etwas und kam wieder auf die Beine. "Joseph", sprach er den lustigen Knaben dann mit ausdrucksloser Miene an. Und als sich dieser zu ihm umdrehte, hob er einen Stock. "Hm?" Joey hob die Augenbrauen. Auch die anderen wirkten sehr überrascht. Kaiba jedoch, blieb völlig ruhig. Mit einer gemächlichen Bewegung holte er aus und warf den Stock zur Seite. Joeys Augen verfolgten das fliegende Objekt aufmerksam, dann wandte er sich wieder an Kaiba, der ihn noch immer so merkwürdig ansah, den Arm hob und auf den Stock wies. "Hol das Stöckchen." "Häh? Was?" Joey war wirklich kurz davor, hinterherzulaufen. Irritiert sah er von dem Stöckchen zu Kaiba und erst dann verstand er es. "Oh... man!" Er ballte die Hände zu Fäusten, blähte die Wangen auf und wurde kurz darauf ganz rot im Gesicht. Kaiba hob lediglich die Augenbrauen und erwiderte Joeys feurigen Blick höhnisch. "Das gibt es doch nicht!" Bevor Joey erstickte, rang er nach Atem und fuchtelte mit den Fäusten. "Und du bist auch still!", fuhr er zu Duke herum, der sich amüsiert ins Fäustchen lachte. "Wie könnt ihr euch immer noch daran erfreuen! Das ist so..." Yugi starrte den Blonden mit großen Augen an, Tristan und Tea schmunzelten. Joey zeterte noch etwas, dann ging er seufzend in die Hocke, schlang einen Arm um die Knie und begann deprimiert im Boden zu pulen. Und sobald er still war, wandte Kaiba ihm den Rücken zu und sich an die Gruppe. Duke wischte sich die Tränen aus den Augen, ächzte und nahm dann wieder Ernsthaftigkeit an, soweit es möglich war. "Man!", drang ein Fauchen an die Ohren aller. Doch nur Yugi warf Joey einen mitleidigen Blick zu. "Also." Kaiba verschränkte die Arme vor dem Bauch. Nun klang seine Stimme wieder gelangweilt und lustlos. "Jetzt, wo wir ungestört reden können... gibt es hier vielleicht jemanden, der irgendein Instrument beherrscht?" Yugi, Tea, Duke und Tristan wechselten Blicke, Bakura knaubelte träge an seinen Fingernägeln und stupste Joey immer wieder mit dem Fuß an, der daraufhin ächzte und in sich zusammen kroch. "Na ja", ergriff Duke nach einem kurzen Grübeln das Wort. "Ich spiele Gitarre, hab es nicht gelernt, klimpere nur drauf herum, wenn mir langweilig ist." "Ach." Tristan hob die Augenbrauen. "Das wusste ich ja gar nicht." "Siehste mal", grinste Duke. Kaiba jedoch war damit nicht zufrieden. Lustlos schweifte sein Blick durch die Runde. "Noch jemand?" "Nö." "Ich glaub nicht." "Ich kann aber singen und tanzen." Tea streckte den Arm und sofort befiel Kaiba die Freude. "Na toll, dann gibt es ja gar keine Probleme mehr! Einer spielt Gitarre, einer klimpert nur und ein Mädel hüpft singend und tänzelnd über die Bühne!" "Ja." Duke legte einschätzend den Kopf schief. "Besonders toll ist das nicht." "Wie Recht du hast!" Somit wandte sich Kaiba ab, blieb neben Bakura stehen und stieß Joey ebenso mit dem Fuß an. "Da hast du deine tolle Band, Joseph. Optimismus zahlt sich nicht immer aus." "Aber...", langsam richtete sich Joey auf und Kaiba erblickte ein flehendes Gesicht. "Vielleicht gibt es aus der Parallelklasse noch jemanden, der..." "Oh ja." Duke rettete den Tag. "Da gibt es einen Streber, der spielt Flöte." "Okay, jetzt entschuldigt mich." Damit war die Sache für Kaiba beendet. Er wühlte in seiner Tasche, zückte das Handy und wollte abhauen, doch da kam Joey auf die Beine. "Seto! Ich würde wirklich alles dafür tun, damit du auftrittst!" Überrascht starrten die Freunde auf den Blonden und Kaiba hielt wirklich inne. Er blieb einfach stehen und verharrte einige Momente in einer reglosen Haltung. Er schien zu grübeln. Angespannt und flehend trat Joey von einem Bein auf das andere. Auch die Anderen warteten auf eine Antwort und die erhielten sie. Langsam drehte sich Kaiba zu ihnen um, hinterlistige Augen kamen zum Vorschein, die sich verstohlen auf Joey richteten. "Wirklich alles?" Joey nickte hastig. "Okay." Plötzlich wirkte Kaiba so entschlossen, dass es den Anwesenden Angst machte. In sicheren Schritten kehrte er zur der Clique zurück, gestikulierte mit dem Handy und sah in die Runde. Joey war Feuer und Flamme, so glücklich und begeistert. "Wenn ihr wollt, dass aus diesem Auftritt etwas wird, dann erwarte ich euch heute sechzehn Uhr in der großen Festhalle der Schule. Und ich meine wirklich alle!" Bakura hob die Augenbrauen, sah sich irritiert um und wies mit dem Finger auf sich. "Was...? Ich auch?" "Ja, du auch!" Duke stieß ihm unauffällig in die Seite. "Höm... aber ich muss lern..." "Den Teufel musst du!" Duke lachte, legte den Arm um die Schulter des jungen Mannes und verwuschelte sein Haar. "Baku und ich sind dabei!" "Aber..." "Scht!" "Ja, ich auch." Yugi strahlte. "Und ich erst!", juchzte Tea. "Klar." Tristan pulte sich im Ohr und Joey nickte hastig. "Ich auch!" "Gut." Noch immer schmunzelte Kaiba auf diese hinterhältige Art und Weise. "Ich opfere hier meine kostbare Zeit. Also erwarte ich, dass wirklich alle kommen." Überpünktlich betrat Joey das leere Schulgebäude, schulterte seine Tasche neu und schlenderte durch die Gänge. Hoffentlich hatte Kaiba alles mit der Lehrerin abgesprochen, sonst würden sie Ärger bekommen. Geschwind sprang er die Stufen hinauf, bog um die Ecke und schob eine große Schwingtür auf, die zu der Festhalle führte. Neugierig streckte er den Kopf hinein und erspähte Yugi, der auf einem der Stühle saß und die Beine baumeln ließ, Bakura, der mit ein Schulbuch vertieft, in einer Ecke hockte und Tristan, der etwas unentschlossen umherschlenderte. Schnell wurde er bemerkt. "Hallo Joey!" Yugi winkte und der junge Mann trat ein. Die Halle war sehr groß, um die zweihundert Zuschauer fanden hier Platz. Am hinteren Ende der Halle befand sich eine schöne hölzerne Bühne, die mit einem langen roten Vorhang abgeschottet wurde, wenn niemand sie benutzte. "Seto schon da?" Joey sah sich kurz um, erreichte Yugi und warf die Tasche auf einen der anderen Stühle. "Nein." Tristan schüttelte den Kopf. "Auch Duke und Tea fehlen noch." "Na hoffentlich kommen sie noch." Joey warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr, schwang sich auf einige Sportmatten, die aufgestapelt in einer Ecke lagen und streckte die Beine von sich. "Sonst stänkert er." "Was er jetzt wohl mit uns vor hat?", fragte sich Tristan grüblerisch. "Ich meine, mit zwei Gitarristen können wir nicht viel anfangen." "Hm, stimmt." Joey legte den Kopf schief. "Sicher ist Kaiba doch noch etwas eingefallen, das uns alle rettet." Da war sich Yugi sicher. "Er hat doch immer solche tollen Gedankenblitze, oder?" In dieser Sekunde schwang die Tür erneut auf und Tea tänzelte herein. In einem modischen Minirock und einem grünen Top blieb sie stehen, streckte die Arme von sich und lachte heiter. "Na, wie sehe ich aus?" Die drei Jungs legten den Kopf schief, Bakura versteckte sich hinter dem Buch. "Sehr schick." "Hoffentlich lässt mich Kaiba singen oder tanzen!" Schwärmerisch trat sie näher und da teilte Joey ihre Meinung. "Zwei Gitarristen und eine Sängerin reichen doch", meinte er. "Dann ist die Band ja perfekt." "Ach meinst du?" Tristan verzog skeptisch die Augenbrauen. Kurze Zeit später traf auch Duke ein. Und alle staunten, als sie eine hübsche Westerngitarre auf seinem Rücken erspähten. "Hallö." Während begeisterte Blicke an ihm hafteten, schwang er sich die Gitarre von der Schulter, griff sie am Hals und blieb bei den Anderen stehen. "Wow." Tristan weitete die Augen, Tea gluckste vorfreudig und Joey wiegte sich in Sicherheit. Sicher konnte Duke ganz toll spielen, Kaiba wäre zufrieden und dann könnten sie nachhause gehen. Kaiba würde mit Duke und Tea arbeiten und sie könnten Däumchen drehen. Das war eine Vorstellung! Während Joey begeistert hin und herwippte, sah Duke sich um. "Einer fehlt noch", bemerkte er, nachdem er Bakura erspäht hatte, der mit alledem scheinbar nichts zu tun haben wollte. "Vielleicht hat er uns ja alle reingelegt, um sich an uns zu rächen?" "Wofür denn?", stöhnte Joey. "Für die Nerven die du ihm geraubt hast?", schlug Duke vor. Joey schnitt ihm eine Grimasse. "Er kommt schon noch." Tea warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. "Es ist erst drei vor um." "Dann wird er erst in drei Minuten eintrudeln." Joey ließ sich nach hinten fallen und streckte sich auf den Matten aus. "Er ist immer auf die Minute pünktlich." Und wirklich. Punkt sechzehn Uhr öffnete sich die Tür erneut und Kaiba trat ein. Auch er hatte seine Gitarre dabei, sicher in einem Gitarrenkasten verstaut. Er nickte den Anwesenden knapp zu, bat sie mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen und schlenderte zur Bühne. "Aufstehen!", machte er auch die Leseratte auf sich aufmerksam, legte den Kasten auf der Bühne ab, schwang sich hinauf und setzte sich. Er ließ die Beine baumeln, verschränkte die Arme vor dem Bauch und sah die Teilnehmer zögerlich näher treten. Niemand wusste, was ihn erwartete. In sicherer Entfernung hockten sich Duke, Joey und Tristan auf den Boden. Tea und Bakura blieben stehen und warteten gespannt. "Also gut." Kaiba holte tief Luft, sah in die Runde und runzelte die Stirn. "Ich habe mir jetzt lang genug darüber Gedanken gemacht und glaube, endlich eine Lösung gefunden zu haben." Joeys Gesicht erstrahlte. Er hatte es gewusst! Das Schulfest war gerettet. Kaiba machte eine kurze Pause, um die Reaktionen zu mustern, dann griff er in seinen Mantel, zog ein Blatt Papier hervor und faltete es auseinander. Dann vertiefte er sich in den Zettel, wippte mit den Beinen und ließ sie eine ganze Zeit warten. Joey wechselte triumphierende Blicke mit Tristan. Teas Finger begannen zu jucken und Yugi starrte auf Kaiba, der vor ihnen saß und sich nun das Kinn rieb. "Bevor ich zu den Kleinigkeiten komme, sage ich euch, wer zur Band gehört." Tea ballte beide Hände zu Fäusten und drückte sie sich voller Vorfreude gegen die Brust. Auch die anderen waren sehr gespannt, neigten sich leicht nach vorn, als Kaiba Luft holte. "Da wäre erst einmal ich", begann er dann zu murmeln, alle nickten hastig. "Dann gibt es noch Duke, Taylor und Gardner. Mûto und Bakura werden das Technische und die Organisation übernehmen." Damit waren alle zufrieden. Selbst Joey war glücklich, dass sein Name nicht gefallen war. Verwunderte Blicke trafen ihn, doch er grinste heiter und streckte die Beine von sich. "Ach, Joseph", wurde er dann jedoch von Kaiba aus den Gedanken gerissen. Gutgelaunt blickte er auf und Kaiba klappte den Zettel zu, lehnte sich nach vorn und zwinkerte ihm zu. "Du wirst den wichtigsten Part der Band übernehmen." "Wa... was?" Joey traute seinen Ohren nicht. "Ich soll was?" Tristan, Tea und Duke lachten, Kaiba nickte. "Genau, das sollst du." "Aber ich spiele doch gar kein Instrument!" Joey versuchte alles, um sich zu drücken. Doch auch dieses Problem schien Kaiba gut durchdacht zu haben. "Aber wir haben doch eine ganze Woche", beruhigte er ihn sarkastisch. "Das ist doch eine unglaublich lange Zeit. Hast du das nicht selbst gesagt?" "Aber eine Woche reicht nie, um ein Instrument zu erlernen!" Joey blähte die Wangen auf. "Das funktioniert doch nie!" "Wer sagt denn, dass du ein Instrument lernen sollst?" Kaiba verdrehte die Augen und winkte ab. "Du musst dir lediglich das Wichtigste einprägen. Außerdem habe ich dir ein nicht allzu schweres Instrument ausgesucht." "Trommel? Triangel?" Joey verzog die Augenbrauen. "Nein." Kaiba grinste so sehr, das seine weißen Zähne zum Vorschein kamen. Dann erhob er sich geschwind, schlenderte über die Bühne und griff gemächlich nach dem Seil, mit dem man den Vorhang bewegen konnte. Und ohne zu zögern zog er daran und der Vorhang öffnete sich. Sofort richteten sich Joey, Tristan und Duke auf. Ihre Augen suchten erwartungsvoll nach dem Instrument. Und schon, als sich der Vorhang in der Mitte öffnete, erspähten sie es. Duke hob die Augenbrauen, Tristan legte den Kopf schief und Joey hielt die Luft an. Tea quiekte leise auf und Bakura kratzte sich am Kopf. "Du hast Recht, Kaiba." Yugi nickte in hastiger Zustimmung. "Das gehört zu jeder ordentlichen Band!"" Während Joey noch immer gaffte und Tristan und Duke die Köpfe zusammensteckten, ließ sich Kaiba auf seinem alten Platz nieder. "Was hast du erwartet?", erkundigte er sich, als er wieder bequem saß. "Dachtest du wirklich, du kannst uns die ganze Arbeit überlassen und Däumchen drehen, obwohl du alles angezettelt hast?" Joey brummte etwas Undefinierbares und ließ sich wieder auf dem Boden nieder. "Das ist zwar ein cooles Instrument, aber es ist sehr schwer zu erlernen. Ich hatte mal einen Kumpel, und der hat..." "Joseph!" Kaiba verzog schmerzvoll das Gesicht. "Du wirst nur das lernen müssen, was wir für den Song brauchen, den ich für geeignet halte." "Okay, okay..." Joey seufzte und machte sich klein. "Ich habe wohl keine andere Wahl." "Joey am Schlagzeug!" Tea seufzte ebenfalls. "Das kann ich mir richtig gut vorstellen." "Wo hast du das her?", erkundigte sich Duke. "Hat uns die Schule zur Verfügung gestellt“, antwortete Kaiba und wandte sich wieder seinem Zettel zu. "Also, gehen wir erst einmal das Wichtigste durch. Eine Woche ist schnell vorbei." Er warf Joey einen flüchtigen Blick zu und lehnte sich zurück. "Wir werden jeden Tag proben müssen, um es zu bewerkstelligen. Heute wird sofort angefangen." Niemand widersprach. "Ich habe mich zu Folgendem entschieden." Kaiba biss sich grüblerisch auf die Unterlippe, starrte noch immer auf das Blatt. "Joseph spielt das Schlagzeug, das wir am meisten brauchen. Duke und ich sind die Gitarristen." "Oky Doky." Duke grinste. "Taylor ist der dritte Gittarist, der nur Bass im Hintergrund spielt." "Ach?" Der Angesprochene hob die Augenbrauen und Kaiba nickte beschäftigt. "Sind nur wenige Griffe." "Okay." "Gardner singt Background." "Juchhu!" Das Mädchen freute sich. "Und darf ich auch tanzen?" "Nein." "Auch gut." Tea verschränkte die Arme vor dem Bauch. "Sie singt Background?" Duke runzelte die Stirn. "Heißt das, dass es auch einen Frontsänger geben wird?" "Ja." Das war eine Schwachstelle! Sofort brach eisiges Schweigen aus, verunsicherte Blicke wurden gewechselt. Kaiba überflog noch seinen Zettel, während die anderen etwas zappelig wurden. "Und...", Tristan schöpfte Mut, "… wer soll den Frontsänger machen?" "Tja, das weiß ich noch nicht." Kaiba zuckte lässig mit den Schultern und ließ das Blatt sinken. "Jeder von uns, ich ausgeschlossen, wird nachher vorsingen. So werden wir es schnell entscheiden." "Aber ich kann nicht singen!", riefen Joey, Tristan und Duke wie aus einem Munde und Kaiba verdrehte die Augen. "Ich singe freiwillig!", meldete sich Tea zu Wort. "Nein!", erhielt sie dieselbe entschlossene Antwort. "Warum nicht?" "Weil wir keine Frauenstimme für diesen Song brauchen." Kaiba stopfte das Blatt in seinen Mantel zurück, zog ihn aus und warf ihn zur Seite. Joey seufzte leise, kam auf die Beine und kletterte auf die Bühne, um das Schlagzeug einmal unter die Lupe zu nehmen. Musternd und schätzend trödelte er näher, verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. Währenddessen begannen Yugi und Bakura leise zu schwatzen, Duke stimmte seine Gitarre und Tristan übte sich im Spielen einer Luftgitarre. Jetzt war also alles geregelt. Während Joey sein Instrument beschnupperte, gesellte sich Kaiba zu Duke. Kurze Zeit später konnte man sie beide auf dem Boden hocken und ihre Gitarren stimmen sehen. Noch etwas unentschlossen zog Joey zwei Schlegel aus einer kleinen Halterung. Mein Gott, da gab es ja alle möglichen Arten. Da gab es sogar welche, die sahen wie Pinsel aus. Er besah sich alle konzentriert und grübelte. Währenddessen gesellten sich Tea und Tristan zu den beiden Gitarristen und lauschten den kurzen Klängen. Es vergingen ungefähr fünf Minuten, da erhoben sich Duke und Kaiba, tauschten kurz die Gitarren aus und unterhielten sich anschließend über alle möglichen Noten und Griffe. "Dafür, dass du nur ‚klimperst’, weißt du erstaunlich viel", meinte Kaiba letzten Endes, nahm die eigene Gitarre wieder an sich und schlenderte zur Bühne. "Ich bitte um Aufmerksamkeit!", rief er, als er wieder auf die Bühne stieg und sich suchend umblickte. Joey wandte sich von dem schwarzen Schlagzeug ab. "Mit den Proben und dem Lernen befassen wir uns erst, nachdem wir einen passenden Sänger gefunden haben." "Puh." Joey saugte an seinen Zähnen, ließ die Hände in die Hosentaschen rutschen und sprang neben Kaiba von der Bühne, um den anderen Gesellschaft zu leisten. Dort hockte er sich neben Tristan auf den Boden und setzte sich in einen gemütlichen Schneidersitz. Kaiba sah sich noch immer um, brummte leise, legte die Gitarre in den Kasten zurück und klemmte sich ein Plektrum zwischen die Lippen. Dann winkte er Duke heran. "Ich brauche deine Gitarre." Bereitwillig reichte Duke sie ihm und somit ließ sich Kaiba nieder, baumelte mit den Beinen und bettete das Instrument auf dem Oberschenkel. Er spielte sich kurz ein, klemmte sich das Plektrum zwischen Daumen und Zeigefinger und blickte in die Runde. "Ich bitte um Lieder, die jeder kennt", warnte er. "Alles kann ich nicht." Bekannte Lieder gab es zwar zuhauf aber niemanden, der sie hier und jetzt singen wollte. Duke, Tristan und Joey regten sich nicht von der Stelle. Sie sahen sich unauffällig um und würden sich am liebsten unsichtbar machen. Kaiba jedoch hatte keine Geduld. "Taylor! Abmarsch!" "Okay." Stöhnend erhob sich der junge Mann und näherte sich zögerlich der Bühne. "Ich kann aber nicht singen..." "Das werden wir schon früh genug herausfinden." Kaiba fuchtelte mit der Hand. "Da muss irgendwo ein Mikrophon herumliegen." Tristan schwang sich auf die Bühne, sah sich kurz um und holte dann ein Mikrophon samt Ständer hinter einer Vorhangfalte hervor. Diesen stellte er weiter hinten auf, zog das Mikrophon aus der Halterung und sah sich nervös um. Man, er hätte sich nie träumen gelassen, eines Tages zum singen gezwungen zu werden! Aber solange er sich nur vor seiner Clique und Kaiba blamieren musste, ging es noch. "Song?" Auch Kaiba setzte sich in einen gemütlichen Schneidersitz. "Ähm... konnichiwa koibito mirai." Antwortete Tristan nach kurzem Grübeln und Kaiba grübelte kurz, bevor er nickte. Es wäre nicht passend gewesen, hätte er seine E-Gitarre zum Donnern gebracht. Diese Westerngitarre hingegen, war perfekt und er handhabte sie gut. Er stimmte den Song an, als Tristan jedoch einen Ton von sich gab, stoppte er sofort. "Laut und deutlich", ermahnte er den Sänger und dieser ließ den Kopf hängen. "Ich habe doch gesagt, dass ich nicht singen kann!" Kaiba achtete nicht auf das Gejammer und begann erneut zu spielen. Er ließ Tristan aber nur eine Strophe singen, dann richtete er sich von der Gitarre auf und sofort verstummte Tristan. "Du musst dir keine Sorgen mehr machen." Kaiba lugte zu ihm. "Sag ich doch." So schnell wie nur irgend möglich, machte Tristan, dass er von der Bühne runterkam. Unten warf er sich neben Joey und grinste triumphierend. "Hast du übertrieben oder singst du immer so schlecht?", flüsterte dieser provokant. "Ich singe immer so schlecht", versicherte Tristan voller Stolz zu. "Wenigstens kann ich mich jetzt mit der Gitarre zurückziehen, bis mich niemand mehr auf der Bühne sehen kann." "Pah!" Joey zog eine Grimasse und Duke erhob sich. "Ich singe sabishii megami", erklärte er, als er neben Kaiba auf die Bühne stieg. "Bitte was?", fragte dieser. "Kenne ich nicht." "Na, dann versuche ich mal mein Glück." Duke ließ sich die Gitarre geben, hockte sich auf die Bühne und tat sein Bestes. Das Spielen gelang ihm recht gut, doch der geborene Star war auch er nicht. Es klang zwar nicht so schrecklich, wie bei Tristans prunkvollem Auftritt aber dennoch meinte Kaiba, es würde nicht genügen und damit war Duke mehr als zufrieden. Triumphierend gab er das Instrument an Kaiba zurück und gesellte sich wieder nach unten auf den Boden, wo ein Blonder mit einem unglaublich langen Gesicht kauerte. "Komm schon." Duke schlug ihm gegen die Schulter. "Wir haben unseren Teil geleistet. Jetzt darfst du." "Und was ist, wenn ich nicht will?", flüsterte Joey drohend. "Ich glaube nicht, dass es Kaiba interessiert." Duke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Jetzt mach, dass du auf die Bühne kommst." "Ich kann es auch gerne für dich übernehmen", flüsterte Tea, die plötzlich hinter ihm stand und breit lächelte. "Ich würde echt gern und..." "Joseph!", ertönte da eine genervte Stimme und der Blonde zuckte zusammen. Nun gab es also kein Zurück mehr. Er ächzte leise, richtete sich schwächlich auf und wackelte auf den Ort des Grauens zu. Er ließ die Schultern hängen, schlenkerte mit den Armen und zog ein wirklich bemitleidenswertes Gesicht, was Kaiba aber keineswegs berührte. Mit einer knappen Kopfbewegung bat er ihn, hinaufzusteigen und seine Pflicht zu tun. Und während er sich dann auf die Bühne quälte, nach dem Mikrophon griff und sich hilfesuchend umblickte, ließen sich auch Tea, Bakura und Yugi nieder, um den Auftritt genau verfolgen zu können. Nervös schob er das Mikrophon in die Halterung zurück, legte beide Hände über den schlanken Schaft und atmete tief ein. Mann, das war jetzt so unerwartet gekommen! Er hätte sich wenigstens darauf vorbereiten können. Man musste sich nicht wundern, wenn er jetzt wundervoll versagte und die Zuhörer zum Weinen brachte! "Sayounara koishii", sagte er dann und traf flüchtig auf Kaibas Blick, der etwas überrascht wirkte. Auch die Anderen legten den Kopf schief. "Echt jetzt?" Tristan runzelte die Stirn. "Ja, doch!" Joey nickte hastig. "Jetzt mach, bevor ich wegrenne!" Kaiba zuckte mit den Schultern, wandte sich der Gitarre zu und legte das Plektrum zur Seite. Für diesen Song benötigte er es nicht. Er entsann sich kurz der Töne, griff in die Bünde und begann an den Saiten zu zupfen. Diesen Song hatte er oft gespielt, auch mit der E-Gitarre klang es gut. Es war ein melancholisches Lied, genau wie das, das er für den Auftritt geplant hatte. Es entstand eine langsame, schwermütige Melodie. Eine Melodie, die eine ungeheure Tragik zum Ausdruck brachte und die Zuhörer mit nur wenigen Klängen in ihren Bann zog. Joey hatte nun die Augen geschlossen. Zögerlich trat er näher an das Mikrophon heran, umklammerte es fester und atmete tief ein. Oh, wie er dieses Lied liebte! Er wusste nicht, dass es somit eine weitere Eigenschaft gab, die ihn mit Kaiba verband. Er lauschte der Melodie konzentriert und wartete auf die Stelle, an der er einsetzen musste. Das kurze Vorspiel ging schnell dem Ende zu, in Joey wuchs die Nervosität. Und dann war es so weit. Ein heller Ton klang aus, eine kurze Pause setzte ein. Und mit dem nächsten Ton, der nach knapp drei Sekunden ertönte, begann er zu singen. Es war ein langsamer Text, bei dem man besonders darauf achten musste, nicht ins Leiern zu geraten. Den ersten Ton hielt er gekonnt aufrecht. Er sang ihn aus, sprang dann auf eine höhere Melodie um und begann genüsslich die Geschichte einer Familie zu erzählen, die auseinanderbrach. Kaiba begleitete ihn gut, Gesang und Melodie stimmten perfekt überein und die Zuhörer saßen mit offenem Mund da und wagten es nicht, sich zu bewegen. Während der gesamten ersten Strophe behielt Joey die Augen geschlossen, seine Hände entspannten sich allmählich und eine wohlige Ruhe durchflutete seinen Körper. Er verschmolz mit dem leisen Gesang der Gitarre, setzte dann kurz aus und wandte sich dem Refrain zu, den er wieder in einer anderen Tonlage bewerkstelligen musste. Er hätte nicht geglaubt, dass ihm das so wenig Schwierigkeit machen würde. Er senkte die Stimme automatisch, versang sich nicht und geriet auch nicht aus dem Tempo. Als er den Refrain dann beendete und dem leisen Zwischenspiel lauschte, öffnete er die Augen einen Spalt weit und lugte zu Kaiba. Dieser hatte sich tiefer über die Gitarre geneigt, beherrschte sie sicher und schien gleichermaßen wie in Trance zu sein. Mit geschlossenen Augen griff er in die Bünde, zupfte an den Saiten und ließ die Hand geschwind über den langen Hals der Gitarre gleiten. Vermutlich wollte er das Lied zu Ende spielen. Na gut? Auch Joey schloss die Augen, holte tief Luft und wandte sich der zweiten Strophe zu, die er ebenso fehlerfrei und klangreich bewältigte. Einen zweiten Refrain gab es nicht und so senkte Joey bald die Stimme, ließ den Kopf sinken und trat einen kleinen Schritt zurück, um Kaiba das Ende des traurigen Liedes zu überlassen. Dieser brachte eine wundervolle Melodie zustande, kratzte die unterste Seite lediglich mit dem Fingernagel an und ließ den hohen Ton ausklingen. So, jetzt hatte Joey es hinter sich. Er stieß einen erleichterten Atemzug aus, ließ die Hände von dem Mikrophon rutschen und richtete sich auf. Auch Kaiba begann sich zu regen, die Anderen jedoch, saßen noch immer stocksteif auf dem Boden und starrten. Joey warf ihnen nur einen flüchtigen Blick zu und konzentrierte sich dann auf Kaiba, der mit den Fingern über den Gitarrenrücken trommelte, einatmete und sich dann ebenfalls an ihn wandte. "Gibt es noch etwas, das du mir sagen möchtest?", fragte er und Joey hob irritiert die Augenbrauen. "Höh?" "Du hast uns total verarscht!" Auch Tristan fand zur Sprache zurück und Joey verstand überhaupt nichts mehr. Jetzt hatte er sich solche Mühe gegeben und wurde angemeckert? "Zuerst jammerst du herum, von wegen du kannst nicht singen, und dann so etwas!" "Häh?" "Warum hast du nicht gesagt, dass du dafür Talent hast?", erkundigte sich Duke. "Man, dann wäre uns diese Überraschung erspart geblieben!" "Was?" "Ja, genau! Da machen sich die Beiden zum Schlumpf und du sagst nichts!", warf Tea empört ein. "Schlumpf?", ächzten Duke und Tristan empört. "Da kannst richtig toll singen, Joey!" Yugi strahlte. Bakura bückte sich und wischte eine Fussel von seiner Hose. "Hey... Leute...?" Joey sah sich verzweifelt um. "Was soll denn das? Habe ich etwas falsch gemacht?" "Nein, das ist es ja gerade." Tristan verdrehte die Augen ließ sich nach hinten fallen. "Man, so ein Schock!" "Aber ehrlich!" Duke stöhnte und leistete Tristan Gesellschaft. Tea schüttelte entrüstet den Kopf und Bakura kratzte sich an der Stirn. "Jedenfalls steht fest, wer der Frontsänger ist." Kaiba legte die Gitarre zur Seite und rutschte mit einem Schwung von der Bühne. "Bitte was?" Joey erschrak. "Was hast du denn erwartet, Joey?" Yugi verstand das Entsetzen des Blonden nicht. "Du kannst gut singen, warum solltest du es also nicht machen?" "Weil ich schon Schlagzeug spiele?" Joey trat hinter dem Mikrophon hervor und gestikulierte mit den Händen. "Wie soll ich das denn alles schaffen?!" "Wer so gut singen kann, schafft das schon", murmelte Tristan. "Man, so ein Schock!" "Aber ehrlich!" Duke schüttelte den Kopf und streckte die Beine von sich. "Jetzt hört aber mal auf!" Joey sprang von der Bühne und sah Kaiba nach, der sich vor seine Gitarre hockte, nach ihr griff und nach irgendetwas suchte. Er war wohl beschäftigt, konnte ihn also nicht verteidigen. Joey schnitt eine Grimasse, verschränkte die Arme vor dem Bauch und trat einen kleinen Ball zur Seite, der verloren irgendwo herumlag. Kurze Zeit später stellte Kaiba ihnen den Song vor, den er gewählt hatte und leistete sich anschließend ein wundervolles Zusammenspiel mit Duke. Dieser hatte seine kleinen Problemchen mit den Noten, doch nach ein paar Übungen bekamen sie ein wunderschönes Stück zu Stande. Tristan, Yugi und Tea saßen auf dem Boden und schunkelten, ganz mitgerissen von der langsamen und traurigen Melodie. Bakura stand etwas verloren dahinter und Joey hatte sich wieder auf die Matten gehockt, um die Beine ordentlich baumeln zu lassen. "Ich habe es etwas umgeändert, damit er besser passt." Als das Stück vorbei war, ließ Kaiba die Gitarre sinken und nickte Duke flüchtig zu. "Es beginnt langsam, leise und melancholisch. Hey, Joseph! Verstehst du mich von da hinten gut genug? Es ist wichtig, was ich sage, vor allen für dich, den Sänger." "Kay." Der Blonde rollte mit dem Kopf, rutschte von den Matten und schlenderte näher. "Also." Kaiba legte die Gitarre zur Seite, setzte sich in Schneidersitz und stützte sich auf die Knie. "Es ist bereits alles geplant, ich sage euch jetzt, wie es genau vonstatten gehen wird, damit wir morgen gleich mit Instrumenten und Gesang beginnen können." "Oje." Tristan duckte sich. Joey pulte sich im Ohr. "Joseph beginnt Solo mit der ersten Strophe, Duke begleitet ihn dabei. Die Lautstärke hebt sich erst bei dem Refrain. Kurz vor diesem setzt das Schlagzeug ein. Wenn er beginnt, beginnen auch Taylor und ich zu spielen. Wir singen den Refrain außerdem alle zusammen." "Juchu!" Tea streckte triumphierend die Arme von sich. Tristan verzog schmerzvoll das Gesicht. "Ich kann aber nicht..." "Wenn wir alle singen, wird man die einzelnen Stimmen nicht beachten können", unterbrach Kaiba ihn merkwürdig geduldig. "Hinzukommend werden die Instrumente genug Lärm erzeugen. Wir werden laut singen, dem langweiligen Schnulzensong etwas mehr Pep verabreichen. Na gut." Kaiba rieb sich die Stirn. "Die zweite Strophe überlassen wir wieder Joseph. Das Temperament muss sich sofort nach dem Refrain verlieren. Nach der zweiten Strophe spiele ich ein Solo, danach wieder der Refrain. Die Kleinigkeiten morgen." Mit diesen Worten lange er nach dem Koffer und zog einige Blätter hervor. Diese reichte er Duke und dieser überflog sie kurz, bevor er von der Bühne rutschte und sich zu den anderen gesellte. "Das ist der Text", kommentierte Kaiba. "Lest ihn selbst, hab keine Lust." "Bitteschön." Duke teilte sie aus und die kleine Gruppe vertiefte sich sofort in die Blätter. Sie saßen da und lasen, ganz wie der Meister es befohlen hatte. Joey verzog öfter die Augenbrauen, geschwind schweiften seine Pupillen über die Zeilen. "Man, ist der Text traurig." "Und so poetisch." Tea schniefte geschauspielert und schüttelte den Kopf. "Hoffentlich fange ich nicht an zu heulen." "Du kannst ja so gut planen, Kaiba!" Mit leuchtenden Augen blickte Yugi auf. "Was wären wir nur ohne dich!" "Die Planung ist das Wichtigste, wenn man eine Firma zu leiten hat", antwortete Kaiba nur und kam auf die Beine. "Hat eine halbe Stunde meiner kostbaren Zeit gefordert, um das vorzubereiten." "Eine halbe Stunde." Duke nickte beeindruckt. "Das schreit nach einer Medaille." "Hauptsache ist, dass wir es in einer Woche bewerkstelligen." Kaiba griff nach seiner Gitarre und verstaute sie in dem Kasten. Die Gruppe erhob sich gemächlich und begann sich über den Text zu unterhalten. Joey las ihn ein zweites Mal, während Kaiba vor dem Koffer hocken blieb und in ihm wühlte. Theatralisch rezitierte Tea den Text des Songs, dabei schritt sie stolz durch den Saal und gestikulierte mit der Hand. "Das klingt echt poetisch!", bemerkte Tristan nach kurzer Zeit und kratzte sich den Nacken. "Warum hab ich keinen Zettel bekommen?", erkundigte sich Yugi gekrängt und gesellte sich zu Duke, um bei ihm zu lesen. "Weil du nicht auf der Bühne stehst?", erwiderte dieser rätselnd. Und während dann die Gespräche weitergingen, die sich rund um den Auftritt drehten, schwang sich Joey auf die Bühne, näherte sich Kaiba von hinten und hockte sich auf die Knie. Leise legte er das Blatt ab, ließ sich nach vorne fallen und machte es sich auf dem Rücken des jungen Mannes gemütlich. Dieser hielt in den Bewegungen kurz inne, lugte zu ihm und runzelte die Stirn. "Könntest du das lassen?", murrte er leise und wühlte weiter. Joey überhörte es einfach, schmiegte sich an ihn und schloss die Augen. "Ist mit dir alles in Ordnung?", erkundigte er sich. "Was sollte nicht in Ordnung sein." Kaiba brummte leise und wühlte weiter. "Ich fühle mich nur etwas überrumpelt, genau wie der Rest deiner Freunde." "Warum?" Joey öffnete die Augen. "Du jammerst doch immer, dass du kein Talent hast, dass du nichts könntest. Du machst dich selbst runter und dabei bist du... wo zur Hölle ist das Plektrum?" Er griff nach der Gitarre und hob sie an. "Und was?", nuschelte Joey. "Was? Ach... und dabei hast du so viele Talente. Warum hast du mir nie gesagt, dass du außerordentlich gut singen kannst?" "Ist doch nicht wichtig." Joey zuckte mit den Schultern. "Die Stimme zeichnet einen Menschen doch nicht aus." "Hm." "Was hm?" Noch immer machte Joey keine Anstalten, sich von Kaiba zu lösen. Er blieb einfach da liegen und es schien ihm gleichgültig zu sein, ob noch andere dabei waren. Kaiba schien seine Meinung aber nicht zu teilen. "Jo-seph!" "Was ist?" Kaiba stöhnte und gab die Suche auf. Und endlich verstand Joey. Er hob den Kopf um ein Stück, hob überrascht die Augenbrauen und runzelte anschließend die Stirn. "Ach, du weißt es ja noch gar nicht." "Was bitte soll ich nicht wissen?" Kaiba schloss den Koffer hakte die Blättchen ein. "Na ja..." Joey machte es sich wieder auf seinem Nacken bequem. "Du weißt, dass ich meine Clique über alles liebe." "Hm." Kaiba schob den Koffer zur Seite. Vielleicht lag das Plektrum ja darunter? Doch nichts da. "Und als Freunde sagen wir uns auch alles." "Ja, und?" Langsam wurde Kaiba ungeduldig. Wo war dieses verfluchte Ding? "Kannst du es dir denn nicht denken?", hakte Joey nervös nach. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, es auszusprechen. "Joseph!" Am Ende der Kräfte ließ Kaiba den Kopf hängen. "Wenn du mir irgendetwas zu sagen hast, dann tu es und rede nicht drum herum. Das tut dir nicht gut und meine Nerven werden nebenbei auch noch strapaziert." "Okay, okay... ich sag's, aber du musst mir versprechen, nicht böse zu werden." "Kommt drauf an." Kaiba kratzte seine letzten Kräfte zusammen und sah sich erneut nach dem Plektrum um. "Na gut." Nervös biss sich Joey auf die Unterlippe, schloss die Augen und verzog das Gesicht. "Du weißt ja, dass ich meinen Freunden nichts vorenthalten will. Ich weihe sie in alles ein und so. Und mein größtes Geheimnis... das konnte ich einfach nicht mehr für mich behalten." Kaiba brummte und Joey sprach es schnell aus. "Ich habe ihnen von uns erzählt." Sofort verlor Kaiba das Interesse an der Suche. Er blickte auf, warf einen flüchtigen Blick zu der Clique und lugte dann finster nach hinten, wo sich Joey auf seinem Rücken eingerollt hatte, furchtsam auf die Strafe wartend. "Ach!" "Mh." Joey nickte zögerlich und öffnete die Augen vorsichtig einen Spalt weit. "Aber es ist nicht so, dass es besonders wichtig gewesen ist. Sie haben es sowieso schon gewusst", fügte er dann schnell hinzu, um sich etwas aus der Gefahrenzone zu schleppen. Was sollte Kaiba jetzt noch sagen? Er starrte Joey eine lange Zeit an, wandte sich dann ab und brummte etwas Undefinierbares. "Das ist doch blödsinnig", murrte er dann verbissen. "Wie sollen sie es denn herausgefunden haben!" "Weiß nicht." Joey fühlte sich etwas sicherer. "Wir waren wohl doch etwas auffällig. Jedenfalls waren sie überhaupt nicht überrascht und haben gesagt, dass sie es schon lange wissen und dass nichts dabei ist und so." "Gibt es vielleicht noch etwas, das ich wissen sollte?" Kaiba hörte sich sehr verärgert an, doch Joey hätte sich eine schrecklichere Reaktion vorgestellt. "Führst du vielleicht ein Doppelleben? Hast du einen Zwillingsbruder? Oder halt." Kaiba hielt inne. "Oute dich doch gleich als Mädchen." "Komm schon." Joey rüttelte an ihm. "Du müsstest doch am besten wissen, dass ich ein Junge bin." "Man, du machst mich echt verrückt!" "Wie sauer bist du jetzt auf mich?", hakte Joey nach und Kaiba begann zu grübeln. "Wie lange wissen sie es ungefähr?" "Weiß nicht, zwei oder drei Monate?" Kaiba stöhnte erschöpft. "Schlimm?" ... "Böse?" "Seit zwei oder drei Monaten?", wiederholte Kaiba endlich und richtete sich langsam auf. "Japp." Joey nickte hastig. "Oder auch etwas länger." "Na gut?" Nun saß Kaiba aufrecht und Joey lehnte sich etwas zurück. "Na gut?" Er legte den Kopf schief, unterdrückte ein Gähnen. "Haben wir das jetzt geregelt?" "Nein." Langsam drehte Kaiba das Gesicht zu ihm. "Nicht ganz." "Warum?" Joey schluckte, Kaibas Gesicht wirkte so ernst. "Was hast du vor?" "Etwas, das niemanden stören dürfte, wenn es schon seit Monaten im Umlauf ist!" Plötzlich packte Kaiba ihn an den Armen, drängte ihn zurück auf den Boden und hockte sich direkt zwischen seine Beine, als er flachlag. "He... hey!" Joey wusste nicht, wie ihm geschah, als Kaiba seine Arme losließ, sich zu beiden Seiten seines Bauches abstützte und sich ungeniert zu ihm hinabbeugte. "Hey, hey, hey!" "Was ist?" Ihre Gesichter waren sich sehr nah, Joeys Augen suchten nervös nach den anderen und richteten sich dann auf Kaiba. "Diese Rache für mein Geplapper ist unmenschlich!", protestierte er, verschränkte die Arme auf dem Bauch und schob sich mit den Beinen etwas zurück, um sich vor Kaiba in Sicherheit zu bringen. Doch dieser zog ihn einfach zurück. "Ich dachte, es stört dich nicht, wenn andere Bescheid wissen?" Kaiba amüsierte diese Folter. Er hielt Joey Beine noch immer fest und beugte sich erneut nach vorn. "Jetzt ist es doch auch egal, wenn sie uns sehen, oder?" "Wie sieht denn das aus?!" Joey schlug die Hände in Kaibas Schopf und versuchte ihn zurückzudrücken. "Wie sieht's denn aus?" Kaiba wehrte sich, schüttelte seine Hände geschwind ab und schnappte provozierend nach seinem Shirt, an dem er heftig zog. "Als ob die Triebe das Wichtigste wären!", schrie Joey verzweifelt und bäumte sich auf. "Aua! Das war meine Hau..." Plötzlich verstummte er, stützte sich ab und drehte langsam das Gesicht zur Seite. Die Songtexte schienen auf einmal nicht mehr so interessant zu sein, wie das Spektakel, das sich nun auf der Bühne abspielte. Da hockte Joey mit gespreizten Beinen, und zwischen diesen Beinen kauerte Kaiba und hatte sich fest in das Shirt verbissen. Und er hatte sich so tief gebeugt, dass nur sein brauner Schopf zwischen den Beinen hervorlugte. Und die Clique? Na, die stand da und starrte. Yugis Augen schienen noch größer geworden zu sein, Tea wandte den Blick ab, legte die Hand an den Mund und räusperte sich leise. Tristan hatte die Stirn gerunzelt und beide Hände in die Hüften gestützt. Bakuras zuckte mit keiner Wimper, während er sich den Bauch kratzte und Duke schüttelte tadelnd den Kopf. Er sah so etwas nicht zum ersten Mal, ihn wunderte nur, dass sie sich gerade diesen versteckten Ort ausgesucht hatten, um Zärtlichkeiten auszutauschen. Während Joey knallrot anlief, nervös grinste und sich nicht regte, löste Kaiba die Zähne aus dem Stoff und blickte fies grinsend auf. Flüchtig traf er auf Joeys Blick. "Lass dir das mal schön peinlich sein, Plappermaul!", zischte er leise und mit größter Bosheit. "Hä hä..." Langsam und zögerlich erwachte Joey zum Leben. Vorerst lachte er leise, dann laut. Hastig hob er die Hand, kratzte sich den Kopf und schob sich zurück, bis Kaiba keine Gefahr mehr darstellte. Dieser erhob sich seelenruhig, klopfte sich die Hose sauber und trödelte zu seinem Koffer zurück, um sich der Suche des Plektrums zu widmen. Und das tat er auch, ohne sich stören zu lassen. Mit so einer Aktion hatte Joey nicht gerechnet. Er glich noch immer einer Tomate, als er auf die Beine kam, die Arme verschränkte und sich leise pfeifend umdrehte. >Jetzt hört auf, zu gaffen!<, dachte er sich angespannt, während er sich hektisch umsah und mit dem Fuß Kreise auf dem Boden zog. "Aber Joey!", hörte er da plötzlich Dukes entsetzte Stimme. "Die Triebe sind doch nicht das Wichtigste!" ~*to be continued*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)