Zweiter Teil: Gift in Körper und Seele von abgemeldet (Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich") ================================================================================ Getrennte Wege -------------- Zu Beginn eine kleine Bemerkung: Da ist sie~ die Fortsetzung von 'Du kennst mich nicht und doch hasst du mich'. Darauf, diesen Teil zu schreiben, habe ich mich schon eine ganze Weile gefreut und da es jetzt eigentlich gar nicht mehr viel dazu zu sagen gibt, fange ich einfach an und wünsche euch viel Spaß bei 'Gift in Körper und Seele'! Eure~ Mononoke ~ Langsam trödelte Joey an den Läden vorbei. Den Schaufenstern schenkte er keinerlei Beachtung. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, die Hände hatte er in den Hosentaschen verstaut. Kennt ihr das? Die Schule quält euch, mit den Nerven seid ihr am Ende und dann kommen die erlösenden Ferien... und du versinkst vor Langeweile im Boden! Nicht, dass Ferien schlimmer als Schule waren, doch sie wirkten weniger angenehm, wenn man nicht wusste, wie man die Zeit totschlagen sollte. Joey fuhr nicht in den Urlaub, ganz anders Yugi, Tea und Tristan. Also konnte er nichts mit ihnen unternehmen. Duke litt unter immensen Stress und Bakura, der lernte sogar in den Ferien. Joey hingegen langweilte sich die Beine in den Bauch. In den letzten Tagen hatte er den Fernseher in Daueranspruch genommen, Playstation gezockt und gegessen, bis die Übelkeit kam. Und jetzt hatte er sich einfach vorgenommen, etwas herumzulaufen. Es war schon gegen Abend und so hatte er seine Ruhe, obwohl er von dieser "Ruhe" allmählich genug hatte. Eine kurze Zeit über hatte er Kaiba in der Firma geholfen. Seit den letzten zwei Tagen war dieser jedoch mit Pikotto in Deutschland auf einer Geschäftsreise. Daran war nichts Schlimmes zu finden, nur die Tatsache, dass er erst übermorgen wiederkam, war etwas blöd. Deutschland! Und Joey saß alleine hier herum und plagte sich, litt Höllenqualen. Er hätte ihn ja zumindest mitnehmen können! Dass er es nicht getan hatte, mochte vielleicht daran liegen, dass er ihn nicht darum gebeten hatte. Und Kaiba hatte nun wirklich zuviel zu tun, als dass man von ihm verlangen konnte, selbst darauf zu kommen. Mit einem langen Gesicht bog er um eine Ecke und trat eine leere Büchse zur Seite. "Heb sie doch zumindest auf!", fauchte eine Oma, die gebückt an ihm vorbeischlürfte. "Diese Jugend heutzutage!" Joey sah der Büchse nach, wie sie über die Bordsteinkante und anschließend über die Straße rollte. Ein lustloses Grinsen zog an seinem Mundwinkel. Und über diese knorrige Verzogenheit den Kopf schüttelnd, führte er seinen Weg fort und erspähte nach nur kurzer Zeit eine gemütliche Kneipe auf der anderen Straßenseite. Sofort kam ihm der Gedanke, ein Bierchen zu trinken. Das Problem war nur, dass er noch minderjährig war. Auf ein "Bierchen" konnte er also lange warten. Aber sicher gab ihm ein netter Barkeeper trotz der grausamen Minderjährigkeit eine Cola. Also sah er sich nach bissigen Omis um und schlenderte dann bei Rot über die Ampel. Die Kneipe war nicht allzu groß. Auf dem ersten Blick wirkte sie gemütlich, auch die schweren Rauchfahnen, die in der Luft hingen, störten Joey nicht. Während die Tür langsam hinter ihm zufiel, blieb er stehen und sah sich um. Es waren nur wenige Menschen dort. Drei Männer saßen in den hintersten Ecken und tranken ihr Bier, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Denen, die an der Theke saßen, schenkte Joey keine Beachtung. Er atmete tief ein, griff erneut in seine Hosentaschen und zog sein Portmonee wie ein Handy heraus. Das hatte er von Kaiba geschenkt, beinahe schon aufgedrängt bekommen. Dieser war nicht damit einverstanden, dass er so gut wie nie erreichbar war. Immerhin kam es auch manchmal vor, dass er ihn anrief. Meistens war es der Fall, dass Joey nach dem Telefon griff, nur um ihn zu fragen, was er gerade so machte. Und immer kam die gleiche Antwort: "Ich arbeite!" Aber wenn Kaiba anrief, um sich nach etwas wirklich Wichtigem zu erkundigen, dann erreichte er ihn so gut wie nie zu Hause. Und deshalb? Tja, genau deshalb drückte er ihm vor wenigen Tagen ein Handy in die Hand und meinte: "Nur so." Nur so? Dieses Handy war so modern und kompliziert, dass er sich überhaupt nicht damit auskannte. Zumindest wusste er, wie man einen Anruf entgegennahm und das war doch das Wichtigste. Wieder kam ihm die Cola ins Gedächtnis. "Trink mich! Trink mich!", rief sie und Joey dachte: >Klar!< Also ließ er sich auf einem der hohen Barhocker an der Theke nieder, legte sein Gepäck ab und bestellte sich seine Cola. Der Barkeeper brummte etwas Verworrenes und er dankte dem grimmigen Mann mit einem pfiffigen Lächeln, griff nach dem kühlen Glas und setzte es an die Lippen. Er würde lange hier bleiben, eine Cola nach der anderen trinken und dann schauen, ob er den Barkeeper doch noch zu... einem kleinen Drink... überreden könnte? Gemütlich blieb er sitzen, ließ die Beine baumeln und begann kurz darauf, mit dem Finger in seinem Getränk zu rühren. Auf sonderliche Manieren brauchte er hier nicht zu achten, denn die waren unter den restlichen Gästen ebenso wenig zu finden. Jetzt hatte er wenigstens etwas zu tun. Er konnte hier sitzen, in der Cola rühren und gelangweilt in den Spiegel starren, der ihm direkt gegenüber lag. Und wenn er nicht starrte und rührte, dann beobachtete er den Barkeeper, der seinen Laden wohl selbst in die Pleite trieb, da er derjenige war, der am meisten trank. Vielleicht war er nach zwei Stunden so betrunken, dass er nicht zu bezahlen brauchte? Hoffenswert, wie Joey meinte und die Gläser zu zählen begann, deren Inhalt flott im rauen Mund des Mannes verschwanden. Er lauschte außerdem den Gesprächen der beiden Männer, die neben ihm saßen, diskutierten, und außerdem äußerst unangenehm rochen. Aber er musste zugeben, das Unbekannte, die im Altersheim lebten, außerhalb seines Interessenbereiches lagen. Er versuchte, es von der positiven Seite zu sehen. Er langweilte sich jetzt hier in der Kneipe, und nicht zu Hause, wo er die letzten Tage verbracht hatte. So vergingen fünfzehn Minuten. Und nach dieser Zeit begann Joey die Wangen aufzublähen und lustlos auf sein Spiegelbild zu starren, das ebenso dumm dreinblickte. Was jetzt? Nur so aus Langeweile drehte er das Gesicht zur Seite. Er wollte sich noch etwas in der Kneipe umsehen, erhoffte sich, etwas Interessantes zu finden, das ihn vor der Langeweile rettete. Doch stattdessen starrte er kurze Zeit später in zwei funkelnde grüne Augen, die direkt und unausweichlich auf ihn gerichtet waren. Er erwiderte den Blick überrascht und ließ das Glas sinken, das leer und doch wieder zum Mund gehoben worden war. Da saß ein Mann, zwischen zwanzig und dreißig, zwei Stühle von ihm entfernt. Und der hatte sich ihm zugewandt und schien ihn äußerst interessant zu finden. Eine zeitlang machte Joey das Beobachtungsspiel mit, dann hob er die Augenbrauen und sah sich kurz um. War es wirklich er, der so besehenswert war? Die beiden Typen hinter ihm konnten es wohl kaum sein. Nachdem er sich umgesehen hatte, warf er dem fleißigen Beobachter einen weiteren knappen Blick zu und drehte sich wieder zum Spiegel um. Er hatte keine Lust, den Mann weiterhin auf sich aufmerksam zu machen. Er räusperte sich unauffällig leise und begann an seinem Glas zu reiben. Wäre es doch noch voll, dann könnte er so tun, als hätte er Durst und würde deshalb nicht gern gestört werden. Aber, er hatte es geahnt, wenige Minuten später, stand der Mann auf, kam näher und ließ sich direkt auf dem Hocker neben ihm nieder. Joey gab dem Barkeeper ein Zeichen, worauf dieser ein neues Glas füllte. Als sich der Mann auf die Theke stützte, erfasste Joey eine kühle Brise. >Was soll denn das?< Er rollte mit den Augen und bekam von dem murrenden Mann eine neue Cola vorgestellt. >Kenne ich den? Nö.< Der Mann räusperte sich ebenso, beinahe klang es so, als würde er Joey nachahmen. Dieser lugte kurz zu ihm und griff nach dem Glas. >Sprich mich ja nicht an!<, dachte er verbissen. "Das geht auf mich", meldete sich da der Mann prompt zu Wort. Joey atmete er tief ein, drehte das Gesicht zur Seite und grinste. "Danke, ich zahle selbst." Auch der Mann grinste, seine smaragdgrünen Augen schweiften über sein Gesicht. Ja, er schien um die fünfundzwanzig Jahren alt zu sein, war von schlanker Statur und wirkte sonst gepflegt und ansehnlich. Dennoch hatte Joey keine Lust, lange Gespräche mit ihm zu führen, obwohl es eine Abwechslung in seinem zurzeit sehr trostlosen Leben wäre. Da nahm er einen vertrauten Geruch wahr und lugte erneut zu dem Mann, traf auf seinen musternden Blick. Dieses Aftershave... es war merkwürdig, doch er brauchte nicht lange zu überlegen, um sich zu erinnern. Ja, Kaiba benutzte dasselbe. Vermutlich legte auch dieser Mann großen Wert auf sein Aussehen und ließ nur das Teuerste an sich heran. Davon zeugte auch seine Kleidung. Markenkleider, wie Joey feststellte, ohne nach irgendwelchen Schildchen oder Aufschriften suchen zu müssen. Seit er bei Kaiba war, wusste er genau, wie Markenkleider aussahen. >Respekt<, dachte er sich, ohne sich ein Grinsen verkneifen zu können. >Wenigstens hast du einen verdammt guten Geschmack, was das Aftershave angeht.< "Warum grinst du?" Der Mann schloss sich seinem Grinsen an, doch Joey war schon längst mit den Gedanken bei Kaiba. Er atmete tief durch und legte den Kopf schief. Sein aufgezwungener Gesprächspartner schwieg für geraume Zeit, ließ jedoch nicht von ihm ab. "Mein Name lautet Chester McConey", meldete er sich dann wieder zu Wort und erweckte Joeys Aufmerksamkeit. Der junge Mann wandte sich ihm zu, schien sich endlich auf ein Gespräch einlassen zu wollen. "Schön für Sie." Chester lachte nur und griff in die Tasche seines langen Mantels. "Darf ich auch deinen Namen erfahren, um uns einen Gleichstand zu verschaffen?" "Na gut." Joey meinte, dass er sein größtes Geheimnis ruhig preisgeben konnte. "Bin Joey." "Joey also." Chester schnippte eine Zigarettenschachtel auf die Theke und reichte ihm die Hand. "Freut mich, dich kennen zu lernen." "Glaube ich Ihnen", erwiderte Joey mit mangelnder Begeisterung und griff zu. >Bin ja auch ne richtig tolle Persönlichkeit.< "Nenn mich Chester." "Okay." Joey wandte sich wieder seiner Cola zu und hoffte, dass das Gespräch somit beendet war. Er kannte den Namen des Fremden und dieser kannte den seinen. Toll, somit dürfte alles geregelt sein. Doch dem war nicht so. Nach einer viel zu kurzen Zeit rutschte er näher heran, schnippte den Deckel der Zigarettenschachtel zurück und reichte sie ihm. Joey rümpfte die Nase, nickte und zog sich eine Zigarette. "Wie alt bist du?", fragte Chester daraufhin. "Zu jung, um zu rauchen", antwortete Joey und ließ sich Feuer geben. "Aber das dürfte Ihnen egal sein." "Ich denke", Chester klemmte sich ebenfalls eine Zigarette zwischen die Lippen, "ich denke... nun... ich würde dich auf zwanzig schätzen." "Zwanzig." Joey nahm einen leichten Zug und begann zu lachen. "Ich muss zugeben... das entspricht leider nicht ganz der Wahrheit." "Ach nein?" Überrascht hob Chester die Augenbrauen. "Verrätst du es mir?" Die Art, wie er dies sagte, verursachte eine leichte Verunsicherung in Joey, so dass er mit der Antwort zögerte. Auch wie er ihn ansah, hatte etwas Merkwürdiges an sich. "Ich bin...", Joey erwiderte seinen Blick nachdenklich, "... siebzehn." "Siebzehn, ja?" Chester neigte sich nach vorn, Joey lehnte sich zurück, die Zigarette hebend. Es schien dem Mann zu gefallen, dass er sich geirrt hatte. Und es sah so aus, als gefiele ihm die Zahl Siebzehn auch besser, als die Zwanzig. "Und Sie sind... fünfundzwanzig", murmelte Joey schnell, damit Chester abgelenkt wurde. "Richtig", antwortete dieser und neigte sich noch weiter nach vorn. "Du besitzt eine sehr gute Beobachtungsgabe... Joey." >Langsam reicht es mir aber!< Joey zog ein langes Gesicht. "Ist das ne Anmache?" Als sich ein Grinsen auf Chesters Lippen abzeichnete, erschrak er. "Wenn du... willst?" "Na ja." Joey erwiderte das Grinsen ebenso verführerisch, richtete sich auf und drängte ihn somit zurück. "Nein, das will ich überhaupt nicht." Somit murmelte er etwas Verworrenes und nahm einen Zug. Er wandte sich auch von Chester ab und betete, dass dieser endlich von ihm ablassen würde! Allmählich wurde es ihm wirklich zu bunt und er hatte keine Lust, sich auf irgendetwas einzulassen. Warum auch? Chester vermittelte den Eindruck, nicht oft Absagen zu erhalten, beinahe konnte man ihn schon überrascht nennen. Er rollte mit den Augen, blähte die Wangen auf und hob die Zigarette zum Mund, so, als hätte er jetzt einen Schub Nikotin dringend nötig. Er starrte auch eine ganze Zeit vor sich hin und dachte nach und dabei verfinsterte sich sein Gesicht. Eine wilde Entschlossenheit entflammte in seinen Augen und doch grinste er bald wieder, drückte die Zigarette aus und lehnte sich zur Seite. Er übersprang die nächsten Stufen der Annäherung einfach und legte seinen Arm um Joeys Hals. "Komm schon... ich könnte dir auch was zustecken." Ein Beben zog durch Joeys Körper, seine Augen weiteten sich und seine Finger gaben die Zigarette frei, ließen sie auf den Boden fallen. Der Druck der Umarmung verstärkte sich und mit einem Mal erwachte ein Gefühl des Ekels in Joey. "Wa..." Er schnappte nach Luft, richtete sich langsam auf. "Was?!" Mit einer schnellen Bewegung zog er den Arm des Mannes von seiner Schulter und sprang von dem Hocker. Er trat einen Schritt zurück und starrte den Mann mit einer Mischung aus Ekel und Entsetzen an. Chester jedoch, grinste noch immer und machte Joey somit rasend vor Wut. "Was...", er suchte nach Worten, "… was fällt Ihnen ein!!", schrie er und die Augen der Anwesenden richteten sich auf ihn. "Sehe ich vielleicht wie einer aus, der den ganzen Tag an der Straße steht und wartet?? Bilden Sie sich nur nicht zuviel auf sich ein und lassen Sie mich in Frieden!!" Mit diesen Worten grabschte er nach seinem Portmonee und seinem Handy, knallte dem Barkeeper einen Schein auf den Tresen und stampfte auf den Ausgang zu. Und als er nach der Klinke griff, hörte er Chester doch wirklich lachen! Am liebsten hätte er ihm irgendetwas gegen den Kopf geschmissen, doch er riss sich zusammen, trat auf die Straße hinaus und schleuderte die Tür so sehr hinter sich zu, dass es schepperte. >Bleib ruhig!<, dachte er sich verbissen, als er über die Straße stampfte. >Solche Leute gibt es nun einmal!< Noch nie zuvor hatte Joey so etwas erlebt. Und er war bisher auch nicht darauf angewiesen gewesen. Obgleich es ein einmaliges Erlebnis gewesen war, war er doch sehr erzürnt und grübelte über diesen Chester. Er zog alle Möglichkeiten in Erwägung, was jedoch fest stand, war: Wenn er mit diesem Chester mitgegangen wäre, wäre er schnell mit ihm im Bett gelandet. Bei diesem Gedanken wurde Joey übel! Was würde Kaiba dazu sagen...? Stopp! Joey wollte nicht weiter darüber nachdenken. Das würde nie passieren, denn Chester würde er nicht wieder sehen. Er ging sehr früh schlafen, kam ebenso schnell in den Schlaf und genoss einen wundervollen Traum. Wer spielte wohl die Hauptrolle in diesem Traum? Aber natürlich, Chester. Und deshalb konnte man es wohl auch Alptraum nennen, was Joey in dieser Nacht durchmachte. Er träumte doch wirklich, dass er mit diesem Mann mitging, alles mit sich machen ließ, auf was dieser Chester Lust hatte. Es war grauenhaft und Joey erwachte schweißüberströmt. Verzweifelt hatte er sich umgesehen, nachdem er sich beruhigt hatte. Warum war Kaiba nicht da? Wäre er hier bei Joey, dann würde sich dieser keinerlei Gedanken mehr über Chester machen. Dann wäre er da und Zweifel wären unangebracht. Bald sah Joey dem nächsten langweiligen Tag entgegen. Nachdem er diesen Traum psychisch und körperlich halbwegs hinter sich gelassen hatte, aß er eine Kleinigkeit und legte sich dann wieder hin. Was sollte er denn sonst machen? Er schlief bis in die späten Mittagsstunden, dann aß er noch eine Kleinigkeit und ging wieder hinaus, um nicht wieder in seinem Bett zu landen, wozu er durchaus fähig war. Er nahm sich vor, wieder herumzulungern, sich Domino anzuschauen, so als ob er das nicht jeden Tag täte. Er sehnte sich nach Kaiba, sehnte ihn sich herbei. Und als er dann im Park im Gras hockte und vereinzelte Grasbüschel herausrupfte, da fiel ihm doch wirklich seine Abhängigkeit auf. Ja, er war von Kaiba abhängig. Er war der Sauerstoff - Joey brauchte ihn zum leben. Nach weiteren Minuten des Grübelns verglich er ihn sogar mit einer Droge. Wie gern wäre er jetzt mit ihm in Deutschland. Es wäre ihm gleichgültig, ob Kaiba keine Zeit für ihn hätte. Es würde ihm genügen, ihn zu sehen, seine Anwesenheit zu spüren. Aber jetzt? Yugi war weg, Tea war weg und Tristan auch. Und sein Vater hatte sich ihnen angeschlossen. Seit zwei Tagen war auch er weg. Alle waren weg! Und Joey wusste nicht, was er machen sollte. Obgleich die Sonne schien und die Vögel heiter miteinander zwitscherten, zog er ein langes Gesicht und schien einen plötzlichen Hass gegen das Gras zu entwickeln. Er rupfte es aus, sprach ihm die Schuld dafür zu, das Kaiba nicht hier war. Und nachdem er Ärger von einem älteren Ehepaar bekommen hatte, die ihn dreist als Flegel beschimpften, begann er wieder zu grübeln. Er widmete seinen Gedanken Katagori, und dies wohl eher gezwungen, denn die Sache kam ihm ins Gedächtnis zurück und wollte nicht den Heimweg antreten. Zurück ins Nirgendwo, an das niemand dachte. Katagori war geflohen, raus aus Domino, raus aus Japan. Das glaubte man zumindest. Und wenn man bedachte, dass eine lebenslängliche Freiheitsstrafe auf ihn wartete, ihn mit offenen Armen empfangen und auslachen wollte, dann war es verständlich. Auf jeden Fall hingen hübsche Portraits von ihm in jeder Polizeibehörde. Er wurde gesucht, hielt sich jedoch versteckt. Joey vertrat die Meinung, dass er es endlich aufgegeben hatte, seine Rache ruhen ließ und sich erst einmal auf seine Freiheit konzentrierte, die in großer Gefahr schwebte. Deshalb war Joey erleichtert. Natürlich hoffte er, dass dieser Mann in den Genuss kam, ein Gefängnis von innen zu bewundern, doch vorerst war es ihm wichtiger, dass Kaiba in Sicherheit war. Auch Mokuba und Pikotto mussten sich keinerlei Sorgen machen. Verrückte gab es überall auf dieser Welt. Sie liefen hier herum und ergaben sich freiwillig der Extravaganz, die sich fest in ihren Köpfen eingenistet hatte und sich dort sehr wohl fühlte. Manchmal, wenn man diesen Menschen begegnete, könnte man auch meinen, es müsste ein Nest von ihnen geben. Ein Nest und eine Königin, die sie aus reiner Boshaftigkeit aussandte, um die Menschen in ihrem Umfeld in Mitleidenschaft zu ziehen. Überall auf der Welt tummelten sich Fragen. Doch auf viele dieser Fragen gab es keine Antwort. Es gab sie nie, gibt sie nicht und es wird sie auch nie geben. Als sich das Handy meldete, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er richtete sich auf, lehnte sich zurück und tastete in seiner Hosentasche. Es gab viele, die versuchten, ihn über das Handy zu erreichen. Und trotzdem spürte Joey genau, wenn eine gewisse Persönlichkeit nach ihm verlangte. Eine gewisse Persönlichkeit, der er mit größter Freiwilligkeit ein Ohr lieh. Eine gewisse Persönlichkeit... die gerade nicht hier in Domino war. Schnell nahm er ab und meldete sich. "Japp!", sagte er heiter und grinste, doch niemand meldete sich. Joey grinste weiterhin, grinste den Himmel an und wartete. Nach einer Zeit jedoch, verlor das Grinsen an Kraft. "Hallo?" Stille. "Hey! Wenn das ein Scherz sein soll, dann lache ich nicht darüber!" Und da ertönten leise Geräusche, ein Rumpeln, dann ein langsamer Atemzug. "Niemand hat verlangt, dass du lachst." Diese genervte, angestrengte und ernste Stimme. Dieser erschöpfte und doch harte Ton, der in ihr lag. Wer außer Kaiba könnte das sein? Sofort erhellte sich Joeys Miene. Er sog die frische Luft in sich ein, ließ sich zurückfallen und blieb im Gras liegen. "Du kannst von Glück reden, dass du mich erreicht hast. Ich habe gerade so viel um die Ohren... das glaubst du nicht. Es gibt gerade sehr viele, die was von mir wollen und ich leide unter Zeitdruck." Joey grinste traurig. "Was ist? Willst du mir sagen, dass du länger in Deutschland bleiben willst, als geplant?" "Nein, nein." Der Einzige, der unter Zeitdruck litt, war Kaiba. Joey hörte, wie er in irgendetwas wühlte, dann klickte ein Feuerzeug. "Ich habe gleich eine Besprechung und wollte dich noch einmal kurz anrufen." "Das ist ja schön." Joey streckte sich gemütlich aus und gähnte. "Und länger als nötig werde ich sowieso nicht hier bleiben. Ich werde das Nötigste erledigen und dann wieder nach Domino kommen. Vielleicht auch einen Tag früher, das weiß ich noch nicht." "Aha." Joey starrte den wolkenlosen Himmel an, genoss die Sonnenstrahlen, die sein Gesicht kitzelten. "Und wie geht es dir so?" "Seit ich hier bin", Kaiba machte eine kurze Pause, wieder ertönte leises Gerumpel, "habe ich nicht geschlafen. Glücklicherweise habe ich Pikotto, der den überflüssigen Schreibkram erledigt. Ich bin etwas müde, und selbst?" "Du bist also etwas müde, ja?" Joey schnitt eine Grimasse. "Seit drei Tagen hast du keinen Schlaf gefunden und bist "etwas" müde? Ich habe den halben Tag verschlafen und bin jetzt kurz davor, dasselbe mit dem Rest des Tages zu machen!" "Überarbeite dich nur nicht." Kaiba brummte. "Ich muss Schluss machen. Sobald ich wieder in Domino bin, schaue ich vorbei." Von diesem schnellen Abschied enttäuscht, seufzte Joey. Doch dann nickte er und zwang sich ein Lächeln auf. "Ist gut, ich freue mich auf dich." "Ja... ähm... bis bald." Dann wurde aufgelegt. Überrascht lauschte Joey dem Tuten. Hatte er wirklich aufgelegt? Ja, es sah ganz danach aus. Nicht einmal ein nettes Wort? Joey ließ das Handy in das Gras fallen und verschränkte die Arme auf dem Bauch. Hatte das etwas zu bedeuten? Sollte er sich Sorgen machen? Nach weiteren Minuten richtete er sich lahm auf und streckte beide Beine von sich. Das war es, das er in diesem Augenblick am aller wenigsten gebraucht hätte. Er hätte gern darauf verzichtet, jetzt auch noch über Kaiba grübeln zu müssen. Es musste der Stress sein, der ihn so wortkarg und knapp werden ließ. Murrend rappelte er sich auf, stopfte das Handy in seine Hosentasche zurück und trödelte durch das Gras. Könnten jetzt nicht Duke oder Bakura vorbeikommen? Einfach mal so. Vielleicht langweilten sie sich ja auch? Vielleicht hatten sie auch nichts zu tun? Und wenn sie etwas zu tun hatten, dann hatten sie vielleicht auch keine Lust darauf, es zu tun. Eben genau das, wenn ihr wisst, was ich damit meine. Nachdem Joey die große Wiese hinter sich gelassen hatte, zog er sich mit dem Mund einen Haargummi vom Handgelenk und band sich einen schnellen Zopf. Und als er dann den Schotterweg betrat und an den Bäumen vorbeischlenderte, da kam ihm eine Idee. Er könnte ja in die Kaiba-Corporation fahren und etwas aushelfen? Ja genau! Nein... Der Mann, der dort soeben das Sagen hatte, den konnte er nicht leiden. Und diese Abneigung dem anderen gegenüber bestand auf beiden Seiten. Dann ging er eben zu Bakura... und... lernte etwas mit ihm. Ohne darüber nachzudenken, hakte Joey auch diese Idee ab. Es waren Ferien. Warum zur Hölle sollte er sich da mit Lernstoff quälen? Ja, dann ging er eben zu Duke. Genau, warum eigentlich nicht? Wenn er ihn besuchen würde, würde Duke sicher von seiner Arbeit ablassen und sich zu einem Tag vor der Playstation hinreißen lassen. Dafür war Duke doch jederzeit offen. Es bestand also doch noch Hoffnung, dass aus diesem Tag etwas wurde. Oh ja. Heiter begann er vor sich hinzuträllern. >Duke mein Held, rette mich vor der Langeweile.< Genießerisch atmete er die frische Luft ein, schloss die Augen und trödelte weiter. Er nahm sich vor, einen kleinen Spaziergang durch den Wald zu machen. Und da Dukes Haus gleich auf dem Weg lag, erschien es ihm als äußerst praktisch. Er benutzte einen breiten Steinweg und besah sich die vielen Bäume. Die Vögel zwitscherten, die Blätter rauschten und was noch alles. In gemächlichen Schritten näherte er sich einer kleinen Wegkreuzung. >Wo lang muss ich noch einmal?< Joey besah sich die Wege, die ihm zur Verfügung standen. >Welcher war es noch...< Seine Gedanken stoppten abrupt, als er einen weiteren Spaziergänger erkannte, der ihm auf einem dieser Wege entgegen kam. Joeys Herz machte einen entsetzen Sprung und er blieb stehen. >Chester?!< Er öffnete den Mund, starrte den Mann überrascht an. Dieser hatte ihn bereits entdeckt und hob zum Gruße die Hand. >Dieser...!!< Auf den Ballen drehte sich Joey um und ging in die entgegengesetzte Richtung. >Hau bloß ab!< "Joey!", ertönte da prompt diese freundliche Stimme und das Gesicht des Gemeinten verfinsterte sich. Im Gehen drehte er sich um und streckte dem aufdringlichen Mann die Faust entgegen. "Mann, verschwinde!" Doch Chester verschnellerte die Schritte und folgte ihm, ließ sich nicht abschütteln. "Warte Joey, lass mich erklären", bat er flehend und streckte ihm die Hand entgegen. "Warte doch mal auf mich." "Verzieh dich und lass dir helfen!", fauchte Joey am Ende seiner Nerven. Den Satz, den er am gestrigen Tage aus Chesters Mund gehört hatte, konnte er nicht vergessen. Was wollte wieder Typ eigentlich von ihm? Er hatte nichts mit ihm am Hut und wollte daran auch nichts ändern! Die Schritte hinter ihm wurden lauter und dann zog Chester an ihm vorbei und stellte sich ihm in den Weg. Widerwillig hielt Joey inne. "Was willst du!" Chester verblieb kurz wortlos, dann lachte er aufgesetzt und legte beide Hände auf Joeys Schultern, dieser schüttelte sie jedoch ab und trat zurück. "Fass mich nicht an, ja?!" Joey ließ die Arme sinken und ballte die Hände zu Fäusten. "Was bildest du dir eigentlich ein?! Mich einfach anzuquatschen! Und dann noch mit so etwas!!" Er brüllte den halben Wald zusammen, doch das konnte er, denn niemand war hier. Chester reagierte gelassen und lachte erneut auf die Art und Weise, die Joey so sehr missfiel. "Das ist mir nur herausgerutscht", entschuldigte er sich. "Pah!" Verbittert wandte Joey das Gesicht ab. Da trat Chester näher und hob erneut die Hände. Bevor er ihn jedoch erneut berühren konnte, trat Joey zur Seite, wich ihm aus und fixierte ihn mit brennenden Augen. "Lass mich ja in Frieden!" "Komm schon." Chester brachte das süßeste Lächeln aus seinem Sortiment zu Stande und legte den Kopf schief. "Gib mir noch eine Chance, ja?" "Noch eine Chance?" Joey hob die Augenbrauen. "Hattest du je eine? Mach, dass du wegkommst! Ich habe keine Lust auf dich!" "Warum nicht?" Das Grinsen hielt an und Chester näherte sich ihm weiterhin. "Was gefällt dir nicht an mir?" "Alles!", zischte Joey und trat zurück. "Am Park ist ein Host-Club! Da kannst du hingehen, wenn du zuviel Geld hast!" "Gibt es dort auch solche hübschen Typen wie dich?" Lauernd wurde er taxiert. "Komm schon." Seufzend hob er Hände, winkte ihn zu sich. "Ich weiß doch, dass du auch scharf auf mich bist. Versuch es nicht zu verbergen, ich sehe es in deinen Augen." "Meine..." Verwirrt betastete Joey sein Gesicht, dann wurde er wieder wütend. "Wa... was?!" "Lass dir diese Chance doch nicht entgehen." Chesters Grinsen vertiefte sich. "Ich kann dich verwöhnen, wie kein Anderer." "Jetzt...", Joey starrte ihn entsetzt an, "… jetzt komm mal auf den Boden zurück!! Verstehst du kein Japanisch? Ich sagte NEIN! Versteh das endlich und mach dich an andere ran!" Joey machte eine kurze Pause, nun trat er von dem Weg in das Gras und näherte sich den Bäumen. "Und... und hör verdammt noch mal auf, so Ekelerregend zu grinsen!!" "Du willst nicht?" Joey nickte übertrieben und sah sich kurz nach Hilfe um. Allmählich wurde es ihm etwas zu gefährlich. Chester machte doch wirklich den Eindruck, als wäre es ihm egal, ob er einverstanden war oder nicht. "So etwas wie dich habe ich nicht nötig!" Joey sammelte Mut und blieb stehen, bevor ein Baum seine langsame Flucht beendete. Er atmete tief ein und sah Chester näher kommen. "Wie kannst du das wissen?" Beinahe hatte er ihn erreicht. "Du weißt doch nicht, wie ich so bin... im Bett." "Du, du, du...!" Joey fehlten die Worte. Also hob er die Hand und streckte sie ihm entgegen. "Komm nicht näher!!" Plötzlich griff Chester nach seinem Handgelenk und zog es zu sich. Sofort stolperte Joey nach vorne, und kurze Zeit später, stieß er gegen Chester und steckte sofort in einer festen Umarmung; sein Handgelenk wurde weiterhin festgehalten. "Gefällt dir das?" Chester lachte leise. Nur kurz erstarrte Joey in dieser Umarmung, dann begann er sich zu bewegen, versuchte sich zu befreien. Als er es jedoch nicht schaffte, holte er aus und rammte seine noch freie Faust in Chesters Rippen. "Lass mich...!!" Weiter kam er nicht, denn mit einem Ruck wurde er nach vorn gezogen. Der Schlag schien dem Mann nicht viel auszumachen. Wieder begann Joey zu stolpern und dann landete eine Faust in seinem Magen, die fester und vor allen Dingen härter zuschlug. Sofort schnürte sich seine Lunge zu und er rang um Atem, neigte sich nach vorn und röchelte. Doch Chester vergeudete keine Zeit, umgriff sein Handgelenk fester und zog ihn zur Seite. Etwas unsicher auf den Beinen, strauchelte Joey hinter ihm her, wurde bald herumgerissen und hinterrücks gegen einen kräftigen Baumstamm gestoßen. Und bevor er Befreiungsversuche starten konnte, presste sich Chester gegen ihn und schnappte auch nach seinem anderen Handgelenk. Leicht benommen wand sich Joey in dieser verdrießlichen Lage. Das Chester so weit gehen würde, hätte er nicht gedacht. "Du verfluchter Mistkerl…!" Joey schnappte nach Luft, versuchte ihn zurückzudrängen, doch Chester war sehr stark, was man bei seinem Anblick kaum glauben konnte. Nicht einmal zutreten konnte er, denn seine Beine hatten keinerlei Freiraum. Bedauerlicherweise ging Chester sehr gekonnt vor, man könnte beinahe vermuten, er hätte Übung in solchen Sachen! Chester antwortete nicht, stemmte sich noch fester gegen ihn, schob das Gesicht zwischen seinen Kopf und die Schulter und begann ihn hastig am Hals zu küssen. Verbissen verzog Joey das Gesicht und versuchte, die Hände freizubekommen. Doch dieser Griff, in dem er steckte, war eisern. Er spürte, wie Chester ihn grob biss und sich anschließend höher arbeitete. "Lass mich…!!" Joey legte den Kopf zur Seite, versuchte den von Chester fortzudrücken. Doch dieser wurde daraufhin nur noch brutaler. Er riss das eine Knie nach oben und rammte es zwischen seine Beine. Joey schrie leise auf, ächzte und biss die Zähne zusammen. "Ja, stöhn für mich", wisperte Chester in sein Ohr und biss sogleich danach. Keuchend ließ Joey den Kopf hängen, seine Stirn lehnte prompt an der Schulter des Mannes. Sein Rücken schmerzte, als er gegen die raue Rinde gepresst wurde. Die Wunde war beinahe verheilt, und nun machte sie wieder auf sich aufmerksam. Nun, da er so gut wie wehrlos war, ließ sich Chester durch nichts mehr stören. Doch wenn er seine Hände losließ, dann könnte er aber etwas erleben! Ein ungeheurer Ekel stieg in ihm auf, als er Lippen des Mannes auf seiner Haut spürte. Wann würde Chester ihn endlich loslassen?! Wenn er seine Hände weiterhin festhielt, würde er nicht weiterkommen! Joey biss die Zähne zusammen und sah sich erneut um. Lange hielt er nicht mehr aus! Hektisch suchten seine Augen die Gegend ab, dann drehte er das Gesicht zur Seite und schnappte nach Luft, um laut genug schreien zu können. "Duke!!", rief er plötzlich so laut er konnte. "Duke!!!" Ohne irgendetwas zu bemerken, kam dieser über die Kreuzung geschlendert. Was zur Hölle machte er hier?! Hatte er nicht gesagt, dass er viel Arbeit vor sich hätte?! Joey war es egal, Hauptsache war, dass er ihn von diesem widerlichen Mann befreite. Duke blieb stehen, lauschte auf und sah sich um. Joey wand sich erneut, starrte ihn hilfesuchend an und sah ihn dann schnell näher kommen. Duke hatte keine Sekunde gezögert, nachdem er ihn entdeckt hatte. Doch Chester schien ihn nicht zu bemerken. Endlich ließ er einen seiner Arme freikommen, schob die Hand sofort unter sein Shirt und begann ihn zu berühren. Währenddessen krallte sich Joey in seinen Mantel und versuchte ihn von sich zu ziehen. Natürlich gelang es ihm nicht, doch genau in dieser Sekunde hatte Duke sie erreicht. Ohne nachzudenken, bückte er sich hinab und griff nach einem dicken Stock. Er umfasste ihn sicher, kam wieder auf die Beine und schlug ihn ohne mit der Wimper zu zucken, gegen Chesters Rücken. Und diesen Schlag müsstet ihr gesehen haben! Sofort zischte Chester schmerzerfüllt auf, ließ von Joey ab und drehte sich verwirrt zur Seite. Nur kurz erkannte er Duke, bevor der Stock mit großer Wucht in seinem Magen landete. Chester krümmte sich, schlang die Arme um den Bauch und neigte sich röchelnd nach vorn. Mit einer schnellen Bewegung, hob Duke den Stock über den Kopf und ließ ihn erneut auf Chesters Rücken niedergehen. Und da keuchte dieser laut auf, kippte nach vorn und stürzte zu Boden. Noch während er sich räkelte, schmiss Duke den Stock zur Seite, stieg über ihn hinweg und packte Joey am Arm. Dieser war durch sein plötzliches Handeln noch etwas durcheinander, wusste nicht so recht, was er denken oder tun sollte. "Komm." Duke zog ihn erst einmal von dem Baum weg, zog ihn auch an dem keuchenden Chester vorbei. Und ohne weiter auf diesen zu achten, wandte er sich an ihn und starrte ihn mit großen Augen an. "Was zur Hölle ist passiert?!", stieß er aus und warf einen knappen Blick zur Seite, wo sich der Mann benommen auf dem Boden räkelte. "Na ja..." Joey sammelte seine Gedanken. "Der Typ ist völlig verrückt!" "Was ist passiert!", wiederholte Duke die Frage und begann in seinen Hosentaschen zu wühlen. "Der...", Joey schnaubte, "… der hat mich betatscht!" In dieser Sekunde zückte Duke sein Handy und klappte es auf. Kurz besah sich Joey das ächzende Häuflein Elend, das dort lag, dann wurde er darauf aufmerksam. "Was machst du?", erkundigte er sich verwundert. "Was wohl!" Duke tippte eine Nummer. "Ich rufe die Polizei!" Joey öffnete etwas unentschlossen den Mund, bekam jedoch vorerst nur ein ungewisses Murmeln hervor. Duke legte währenddessen das Handy an das Ohr und wartete. "Nein!", entschied sich Joey schnell und hob die Hände. "Steck es weg!" "Wie bitte?!" Duke ließ es sinken und rümpfte die Nase. "Aber dieser Typ wollte dich..." "Ja, weiß ich!" Joey nahm ihm das Handy aus der Hand und brach den Anruf ab. "Aber ich denke, dass er seine Lektion gelernt hat, okay?" "Der?" Murrend wandte sich Duke zur Seite und bedachte Chester mit einem verächtlichen Blick. "Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Diese Typen müsste man alle..." "Hey." Joey zwang sich ein Grinsen auf und schluckte. "Ist schon in Ordnung." "Aber..." Duke verstand die ganze Sache nicht, bekam das Handy in die Hand gedrückt. "Lass uns gehen, ja?" Joey sah sich kurz um, zog sich das Shirt zu Recht und packte Duke an der Kapuze seines Pullovers. "Wenn der wieder zu sich kommt, wird er sich seines Fehlers bewusst." "Das... das meinst du doch nicht ernst, oder?" Etwas unwillig ließ sich Duke mitziehen. "Der Typ ist doch..." "Komm schon!" Joey verschnellerte seinen Gang, blickte nicht zurück. "Ich erzähle dir alles später." Gemütlich ließ sich Joey in dem Würfelsessel nieder und nahm von Duke eine Büchse entgegen. Das, was soeben im Wald passiert war, schien er bereits hinter sich gelassen zu haben. Es bedeutete ihm nichts und er grinste, als sich Duke ihm gegenüber niederließ und sich zurücklehnte. "Passiert dir so was öfter?", fragte er, nachdem er kurz seine Frisur überprüft hatte und die Dose zum Mund hob. "Hm?" Joey machte es sich gemütlich, zog die Füße zu sich. "Du meinst, dass ich im Wald überfallen werde?" Duke nickte und Joey schüttelte sofort den Kopf. "Nein, das liegt nicht gerade an der Tagesordnung." "Kanntest du den Typ?" Joey legte den Hinterkopf auf die weiche Lehne und starrte an die Decke. "Nö." "Der ist also einfach gekommen und über dich hergefallen." Man musste kein Hellseher sein, um zu bemerken, dass Duke ihm diese Sache nicht abkaufte. "Ich bin dir dankbar, dass du mir geholfen hast", fuhr Joey nach einer kurzen Bedenkzeit fort. "Aber diese Sache ist jetzt geregelt." >Ich glaube, diesmal habe ich ihm deutlich gezeigt, wie ich zu ihm stehe.< Duke schwieg und nippte an der Dose. Joey dachte in der Zwischenzeit nach, grübelte über das Erlebnis, in dessen Genuss er soeben gekommen war. Und da musste er einfach noch etwas hinzufügen. Seine Gesichtszüge verzogen sich säuerlich, dann richtete er sich wieder auf. "Ich meine, ich kannte diesen Typ überhaupt nicht", murmelte er und traf auf Dukes Blick. "Wie kann er es nur wagen..." "Ist das das Einzige, was dich daran stört?", fragte Duke verwundert. "Wie meinst du das?" Joey verstand ihn nicht und Duke lehnte sich langsam nach vorn. "Dass es ein Mann war, ist dir egal?" "Ehm..." Darauf wusste Joey vorerst keine Antwort. >Sag nichts Unüberlegtes!<, dachte er sich verbissen. "Doch... klar stört mich das." Er grübelte, bevor er hinzufügte: "Igitt!" Dieses "Igitt" klang wohl etwas lasch und so wurde Duke neugierig. Er besah sich Joey über eine lange Zeitspanne hinweg, nachdenklich, bevor er fortfuhr. "Merkwürdig, wenn Männer Männer lieben, oder?" "Ja... ja." Sofort nickte Joey beipflichtend. "Das ist ziemlich merkwürdig." "Hm." Duke grinste und zog sein Handy hervor. "Wirst du den anderen von deinem tollen Erlebnis erzählen?" "Nein, warum sollte ich?" Joey zuckte mit den Schultern. "Ist doch nichts Weltbewegendes." "Und", Duke wendete das Handy in der Hand, Joey aufmerksam musternd, "… wirst du Kaiba davon erzählen?" "Nein, natürlich nicht." Es sprudelte nur so aus Joey heraus. "Er würde völlig ausrasten...", Joey hielt kurz inne, kratzte an der Lehne und suchte nach Worten, "… außerdem... ist es ja nichts Weltbewegendes." Ein unscheinbares Grinsen zeichnete sich auf Dukes Gesicht ab. "Und Kaiba ist jetzt in Deutschland?", fragte er ihn in einem leiseren Ton weiter aus. Joey nickte. "Er kommt morgen zurück", begann er zu erzählen. "Wir haben telefoniert. Scheinbar hat er viel Arbeit und ist etwas gestresst." "Woran merkst du das?", erkundigte sich Duke sofort. "Ihr habt doch nur telefoniert." "Ich merke das eben", verriet Joey nichtsahnend. "Aha?" Dukes Grinsen vertiefte sich. "Scheinst ihn ja gut zu kennen." "Natürlich." Joey weitete die Augen. "Das gehört zu einer Freundschaft. Du merkst doch auch, wie es mir geht, wenn ich mit dir spreche." "Oh ja." Duke nickte langsam. "Und weißt du, was ich soeben feststelle?" "Nö, was?" "Wenn du von Kaiba sprichst, dann nehme ich etwas in deiner Stimme wahr, das ich an dir nicht gar nicht kenne." "Ach ja?" "Mm." Duke lachte leise. "Ein Ton schleicht sich da ein, der ein bisschen mit Schwärmen zu vergleichen ist." "Quatsch!" Joey erschrak. "Gar nicht wahr!" "Doch." Duke war sich seiner sicher. "Ich merke es an deiner Stimme. Tja, das gehört zu einer Freundschaft." Joey ließ den Blick hektisch durch den Raum schweifen, biss sich auf die Unterlippe und hob dann schnell die Büchse, um einen Schluck zu trinken. Als er sie sinken ließ, verzog sich sein Gesicht grimmig. "Gar nicht wahr!" "Ach Joey!" Kopfschüttelnd erhob sich Duke vom Sofa und stellte die Büsche auf dem Tisch ab. "Du bist so leicht zu durchschauen." "Ach... echt?" Duke schlenderte langsam näher, blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, was zwischen dir und Kaiba ist?" Jetzt wurde Joey wirklich mulmig zu mute. Er rutschte hin und her und sah Duke nach langem zögern direkt in die Augen. "Und... was ist deiner Meinung nach, zwischen Kaiba und mir?" "Lieeebe." Duke weitete die Augen und Joey hob die Büchse erneut zum Mund, brauchte unbedingt noch einen Schluck. "Ich meine, du bist fast die ganze Zeit über bei ihm, hilfst ihm in der Firma und bist auch bei ihm zu Hause. Und wenn du ihn sogar dazu überreden kannst, ein Picknick mit uns zu veranstalten, dann soll das schon etwas heißen!" "Was willst du eigentlich von mir", brummte Joey. "Ein Geständnis." Duke neigte sich nach vorn, grinste ihn an. "Ich will endlich wissen, ob die Gedanken, die ich mir in letzter Zeit gemacht habe, unbegründet waren." "Du hast dir Gedanken gemacht?" "Lenk nicht ab", zischte Duke. "Ja oder nein!" Joey zog ein langes Gesicht und wandte den Blick ab. Er könnte ja aufstehen und einfach wegrennen. Er musste nichts sagen, konnte zu nichts gezwungen werden. Auf der anderen Seite ging ihm dieses ewige Versteckspiel und die Lügnerei allmählich auf die Nerven. Also zuckte er mit den Schultern und murmelte etwas Verworrenes. "Also gut... ja! Ja verdammt, du hattest Recht!" "Wirklich…?" Dukes Gesicht erstarrte. "Das hätte ich mir ja nie träumen lassen!" "Was...?" Langsam blickte Joey auf. "Aber du hast doch gesagt, dass du es..." "Sagen kann man viel." Duke lachte auf und wandte sich ab, um etwas durch das Zimmer zu schlendern, Joey sah ihm erschüttert nach. "Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung! Puh, das ist ja interessant!" "Du hast mich reingelegt", jammerte Joey. "Bingo!" Wieder lachte Duke. "Du und Kaiba! Das gibt es ja nicht! Und du bist reingefallen, hast alles ausgeplaudert!" "Ja, toll!" Joey stöhnte. "Brat dir ein Ei drauf! Jetzt, wo ich es sowieso nicht mehr rückgängig machen kann, was sagst du dazu?" "Hm." Duke blieb stehen und lehnte sich mit den Ellbogen hinter Joey auf die Lehne. "Na ja... ich meine, es ist nicht mein Problem..." "Jetzt fang du nicht auch noch wie Bakura an!", unterbrach Joey ihn und drehte sich zu ihm um. "Ist ja schlimm!" "Wie?" Duke hob die Augenbrauen. "Weiß Bakura etwa Bescheid?" >Oh verdammt!< Joey schnitt eine Grimasse. "Klar weiß er!" "Du hast es ihm verraten?" "Nein, er hat es selbst herausgefunden!" Ruppig drehte sich Joey wieder um und brummte. "Jetzt hör auf, Fragen zu stellen! Noch einmal falle ich nicht darauf herein!" "Na gut." Duke zuckte mit den Schultern. "Was mich angeht, ist das in Ordnung. Ich habe nichts gegen so etwas und wenn's Spaß macht, warum nicht? Natürlich bin ich überrascht, habe das was zwischen dir und Kaiba ist, bisher wirklich nur für eine Freundschaft gehalten. Aber wenn es dir mit Kaiba gut geht... dann freue ich mich für dich." "Wirklich?" Joeys Gesicht erhellte sich. "Ja, wirklich." Duke tätschelte seine Schulter, richtete sich wieder auf und trödelte zum Sofa zurück. "Also, wer hat angefangen? Wie kam es überhaupt dazu?" "Wird das jetzt ein Ratespiel?" Joey schnitt eine Grimasse. "Muss ich dir das alles erzählen?" "Japp." Duke nickte und schlug die Beine übereinander. "Na, meinetwegen. Aber", Joey hob den Zeigefinger, "du weißt von nichts, ja? Kaiba bringt mich um, wenn er das herausfindet." "Ich weiß von nichts", versicherte Duke. "Jetzt fang schon an!" Tiefer konnte Joey nicht mehr sinken. Also erzählte er einfach alles, ausgenommen von einigen wenigen Kleinigkeiten. Er quatschte und quatschte, erzählte von gehässigen Ärzten und großen Häusern. Duke lauschte gespannt und als Joey seine Erzählungen am Abend abschloss, da staunte er nicht schlecht und erkundigte sich noch mehrmals, ob es noch etwas zu erzählen gäbe. "Nö", war stets die Antwort. Müde und erschöpft machte sich Joey dann auf den Nachhauseweg, aß eine Kleinigkeit und legte sich anschließend schlafen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass nun auch Duke in das große Geheimnis, das ihn umgab, einbezogen war. Wie lässig er reagiert hatte. Nun wunderte sich Joey. Würden die anderen auch so reagieren, wenn er es ihnen beichtete? Und wenn, warum sollte er es nicht tun? Sicher würde er sich besser fühlen, wenn er keine Geheimnisse mehr vor ihnen hätte. Wie es sich wohl anfühlte? Nur Kaiba, herrje, der könnte Ärger machen, wenn er dahinter käme. Schon oft hatte er ihn gewarnt. "Behalte es ja für dich!", hatte er gefaucht. Schön, dachte sich Joey, wenn du mit dem Geheimnis leben kannst… ich kann es nicht. Dann kam endlich der Tag, an dem Kaiba nach Domino zurückkehren würde. Der Tag, auf den sich Joey schon so lange gefreut hatte. Oh, sicher würde er diesen Tag genießen, wie keinen Anderen. Er wachte sehr früh auf und kam sofort auf die Beine, in der Hoffnung, so würde Kaiba schneller kommen. Dann hockte er sich mit einem schönen Kaffee in die Küche, legte die Beine auf den Tisch und hörte etwas Musik. Wenn Kaiba so viel Arbeit aus Deutschland mitbringen würde, könnte er ihm ja etwas helfen, unter die Arme greifen. Er saß zwei Stunden dort, sang und grinste. Er freute sich über alles, war guter Dinge und zählte die Minuten, die jetzt besonders langsam vergingen. Nach diesen zwei Stunden bekam er Hunger und nahm sich vor, etwas zu kochen! Kochen konnte er gut und meistens nur zu seinem eigenen Nutzen. Er durchstöberte die Schränke, musste dann jedoch bemerken, dass er kaum noch Zutaten für ein leckeres Gericht hatte. Also machte er sich kurzerhand auf den Weg, um eine Kleinigkeit einzukaufen. Die Sonne schien und alle waren so froh, wie er. Nur die Tante an der Kasse nicht, die ziemlich unhöflich auf ihn wirkte. Aber dadurch ließ er sich nicht stören. Nach nicht allzu langer Zeit machte er sich auf den Nachhauseweg. Er pfiff vor sich hin, grüßte fremde Menschen auf der Straße und war in diesen Minuten der glücklichste Mensch der Welt. Träge schloss er die Haustür auf, trat in den Hausflur und stieg die Treppen hinauf. Dabei ließ er sich alle Zeit der Welt. Als er eine Treppe hinter sich hatte, hörte er Schritte unter sich im Treppenhaus. Da schien wohl einer seiner Nachbarn zu kommen. Er schenkte den Geräuschen keine Beachtung und stieg höher. Als er dann die zweite Etage erreichte, kramte er kurz nach dem richtigen Schlüssel und öffnete dann seine Wohnungstür. Er stöhnte leise, trat über die Türschwelle und warf den Schlüssel auf den kleinen Schuhschrank. Wieder ertönte ein leises Geräusch hinter ihm und er drehte sich um. Nun, wo er so gute Laune hatte, konnte er denjenigen, der da vorbeikam, auch gleich grüßen. Während er sich drehte, stellte er die Tasche ab und tastete bereits nach der Türklinke. Doch statt des Grußes kam nur ein erschrockenes Keuchen über seine Lippen. Kurz darauf traf ihn ein Schlag an der Schulter und er wurde in die Wohnung gestoßen. Als er zurückstolperte und an der Wand lehnte, waren seine Augen entsetzt auf den Mann gerichtet, der nun zu ihm in den Flur trat und die Tür hinter sich schloss. Chester hatte keine auffälligen Spuren von dem gestrigen Erlebnis davongetragen. Er besaß sogar noch die Kraft, zu grinsen. Mit stockendem Atem sah Joey ihn näher kommen, hektisch tasteten seine Hände über die raue Wand, als er sich langsam aufrichtete. "Was machst du hier...?" "Ich habe etwas nachzuholen." Das Grinsen schwand, wich einer bösartigen Grimasse. Dann hatte er Joey erreicht, packte ihn grob am Arm und zog ihn zur Seite. Doch Joey wehrte sich, stemmte sich in die andere Richtung und riss sich los. Sofort fuhr Chester zu ihm herum und er wich zurück. "Komm nicht näher!!", warnte er ihn mit zittriger Stimme und stieß hinterrücks gegen einen Schrank. "Ich schreie!!" "Schrei doch!" Wieder wollte Chester ihn packen, doch Joey schlug seine Hand zur Seite. Es entstand ein kurzes Gerangel, das endete, als ein Schlag zufällig Joeys Rippen traf. Da geriet dieser in einen unachtsamen Moment und eine Hand schlug sich in seinen Schopf. "Komm mit!!" Chester zerrte ihn mit sich, zerrte ihn zum Wohnzimmer und zog ihn hinein. Joey konnte sich nicht wehren, zu große Schmerzen verursachte der Griff. Er stolperte bis zu dem Sofa, dann riss Chester ihn herum und stieß ihn auf das weiche Polster, von dem sich Joey sofort wieder erhob. Er sprang auf, warf sich gegen Chester und stieß ihn zurück. Der Mann geriet ins Stolpern und doch krallte sich seine Hand in Joeys Hemd. Er zog ihn mit sich und wieder traf seine Faust seinen Magen. Der Schlag, den Joey gestern eingesteckt hatte, war nichts im Vergleich zu diesem. Wieder bekam er keine Luft und ein Gefühl verbreitete sich in ihm, als hätte man seinen Magen zerfetzt. Er kämpfte um Sauerstoff und strauchelte zur Seite. Doch Chester ließ nicht zu, dass er stürzte. Er nutzte die Hilflosigkeit des jungen Mannes, packte ihn wieder an den Haaren und riss ihn erneut zum Sofa. Anschließend packte er ihn an den Schultern, drückte ihn hinab und ließ sich sofort auf seinen Oberschenkeln nieder. Trotz der Atemnot versuchte sich Joey wieder aufzurichten, doch da klammerte sich eine raue Hand um seinen Hals, stieß ihn hinab und hielt ihn dort. Sofort begann sich Joey zu regen, versuchte verzweifelt, die Hand von seinem Hals zu reißen. Sie drückte so sehr zu, dass es schmerzte. "Du verfluchter...!!" "Scht!" Chester beugte sich zu ihm hinab und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, seine andere Hand griff währenddessen nach dem Hemd und riss es auf. Joey zuckte zusammen, biss die Zähne aufeinander und starrte in die grünen Augen seines Peinigers. >Das darf doch nicht wahr sein!!<, ging es ihm rasend schnell durch den Kopf. >Das kann ich doch nicht mit mir machen lassen!! < Aber was sollte er tun? Die Beine konnte er nicht bewegen, aufrichten konnte er sich ebenfalls nicht und die Hand an seinem Hals nahm ihm den Rest der Hoffnung. Sobald er sich zu räkeln begann, verstärkte sich deren Griff und machte ihn vollends wehrlos. Das musste ein Alptraum sein; der Tag hatte so wundervoll begonnen! Nur kurz spürte Joey, wie die freie Hand des Mannes grob und gefühllos über seinen Bauch und seine Brust fuhr, dann glitt sie hinab und öffnete seine Hose. Und da gebrauchte Joey seine Hände! Sie waren frei, weshalb sollte er also vorschnell aufgeben? Kampflos bekam er ihn nicht! Hastig tastete er nach der Hand, packte sie und zog sie von der Hose weg. Und obgleich die Hand an seinem Hals ihm sofort die Luft abdrückte, versuchte er, Chester von sich zu stoßen. Doch es misslang und als er sich zur Seite rollen wollte, schlug Chester ihm mit der Faust ins Gesicht. Für wenige Sekunden drehte sich um Joey alles und er schloss verkrampft die Augen. Seine Wange brannte wie Feuer und seine Lippe schien zu bluten. Da neigte sich Chester erneut zu ihm hinab. "Hör auf damit, ja?", flüsterte er in sein Ohr. "Wenn du artig bist, werde ich zärtlich sein." Langsam öffnete Joey den Mund und atmete tief ein. Die Hand lockerte sich und er konnte problemlos Luft holen. Viele Gedanken zogen ihm in diesen Sekunden durch den Kopf. Er steckte in einer ausweglosen Lage und doch fiel es ihm nicht ein, es einfach zuzulassen. Etwas benommen öffnete er die Augen, die Hände ließ er sinken. "Lieber Junge." Chester tätschelte seinen Schopf. "Ich wusste doch, dass es dir gefallen würde." "Gefallen...?", presste Joey hervor und sah ihn aus den Augenwinkeln an. "Du kannst mich mal!" Chester schien überrascht, jedoch nicht abgeneigt zu sein. Er zögerte kurz, doch dann zuckte er nur mit den Schultern. "Es ist mir egal, welchen Weg zu wählst." Wieder spürte Joey die Hand an seiner bereits offenen Hose. "Ich bekomme dich, egal wie." Wieder drückte die Hand an seinem Hals zu und gleichzeitig schob sich die andere unter seine Shorts. Doch auch Joey erwachte zum Leben. Er ächzte leise auf, warf den Kopf zur Seite und streckte den Arm nach der Fernbedienung aus, die direkt neben ihm auf dem Tisch lag. Während Chester ihn mit aller Seelenruhe und größtem Entzücken berührte, spreizte er die Finger, zog die Fernbedienung mit den Fingerkuppen zu sich und griff hastig nach ihr. Ohne zu zögern riss er sie in die Höhe und rammte sie mit aller Kraft gegen Chesters Schläfe. Und dieses Mittel wirkte. Der Mann schrie laut auf, ließ ihn los und richtete sich auf. Mit einer schnellen Bewegung stieß Joey ihn dann zur Seite und ließ ihn vom Sofa stürzen. Schnell kauerte Chester vor Schmerz jammernd auf dem Boden und hielt sich den Kopf. Joey rappelte sich in der Zwischenzeit auf, sprang über ihn hinweg und rannte strauchelnd aus dem Wohnzimmer. Mit unsicheren Schritten stürzte er in den Flur, stützte sich kurz an der Wand ab und steuerte auf die Küche zu. Das Jammern drang bis zu ihm, als er sie erreichte, ein Schubfach herauszog und nach dem längsten und schärfsten Messer grabschte. Mit diesem kehrte er dann in das Wohnzimmer zurück, wo sich Chester allmählich wieder aufrappelte. Er stürzte ihm entgegen, raffte seine Hose höher und packte ihn am Ärmel. "Steh auf!!" Er zerrte ihn auf die Beine und hielt ihm das Messer direkt vor das Gesicht, bevor er auf falsche Gedanken kam. Sein Atem fiel rasend, die Hand die das Messer hielt, zitterte. Die Wut brodelte in ihm und Chester konnte dankbar für seine Selbstbeherrschung sein. Dieser starrte die scharfe Klinge mit großen Augen an. "Komm jetzt!!" Stets das Messer auf ihn gerichtet, zog Joey ihn zur Tür. Die Nervosität stieg in ihm, je näher er der Tür kam. Er wollte ihn einfach nur raus haben, nicht die Polizei anrufen oder sonstiges unternehmen. Er wollte diesen Mistkerl endlich loswerden. Es war doch erschreckend, zu was sich dieser nette Mann aus der Kneipe entpuppt hatte. Joey zog die Nase hoch, ließ Chesters Ärmel los und tastete hektisch nach der Türklinke. "Hey." Langsam hob der Mann die Hände, versuchte, ihn zu beschwichtigen, doch Joey war außer sich. Er unterbrach ihn, indem er mit dem Messer fuchtelte. "Ein weiteres Wort und ich steche dich ab!!", warnte er und trat einen Schritt zurück, die Hand immer nahe an der Klinke haltend. "Warum so aufgeregt?" Chester sprach doch wirklich weiter, schien sich von dem Schock erholt zu haben. "Hat es dir nicht gefa..." "Halts Maul!!" Joey riss die Tür auf, schob sich hastig an Chester vorbei. "Verschwinde! Und komm nie wieder!!" "Hey... Joey." Als dieser dieses abscheuliche Grinsen sah, begannen seine Finger zu jucken. "Ich liebe dich doch." "Hau ab!!" Joey trat vor, die Spitze der Klinge berührte den Mantel, doch Chester bewegte sich nicht von der Stelle. Er blieb einfach stehen und grinste, obgleich das Blut über seine Wange lief. Joey starrte ihn aufgebracht an, griff nebenbei nach seiner Hose und zog sie höher. Das Messer in seiner Hand begann immer stärker zu zittern. Wenn er nicht bald ging, könnte es schlimm enden. "Verschwinde...", zischte er am Ende seiner Kräfte. "Und was ist, wenn ich es... nicht tue?" "Was dann ist...?", wiederholte Joey mit zittriger Stimme. "Was dann ist?!" "Du wirst mich doch nicht erstechen, oder?" Joey biss die Zähne zusammen, seine Finger legten sich fester um den Griff. Chester hatte Recht, das konnte er nicht. Er war wehrlos, obgleich er ein Messer in der Hand hielt. Diese Meinung vertrat Chester zumindest. Er besah sich die Klinge unbeeindruckt, hob dann sogar die Hand und kam ihr entgegen. "Was ist?" Gemächlich umfasste er die Klinge mit zwei Fingern, Joey schnappte nach Luft. "So viel Mumm hast du doch gar..." Plötzlich verstärkte sich der Druck der Klinge. Mit einer schnellen Bewegung riss Joey sie nach unten, ließ sie sich geradewegs durch seine Hand fressen. Sofort schrie Chester auf und umklammerte die blutende Hand, Joey schleuderte das Messer in der Zwischenzeit von sich; es blieb nicht weit entfernt im Boden stecken und federte nach. Dann grabschte er nach der Tür, schlug sie zu und beförderte Chester somit endgültig in das Treppenhaus. Noch während draußen seine Schreie zu hören waren, tastete er mit zitternden Händen nach dem Schlüsselbund. Doch er entglitt seinen Fingern und landete auf dem Boden. "Scheiße!!" Sofort ließ sich Joey auf die Knie sinken, grabschte nach ihm und suchte hektisch nach dem richtigen Schlüssel. "Joey!" Die Tür erbebte unter einem Tritt. "Ich komme wieder! Ich bringe dich um!!" Endlich wurde Joey fündig. Hastig schloss er die Tür ab, warf den Schlüssel fort und schob sich zurück. Er kroch bis zur nächsten Wand, vor diese kauerte er sich und presste beide Hände auf das Gesicht. Erneut erzitterte die Tür, dann kehrte Ruhe ein. Joey verblieb reglos, atmete schnell und röchelnd und wartete auf die Schritte. Diese ertönten bald. Chester schien es eilig zu haben, als er die Treppen hinab sprang. Auch die Haustür hörte Joey donnern. Dennoch blieb er sitzen. Er rührte sich nicht von der Stelle, versuchte seinen Atem zu unterdrücken und lauschte dem langsamen Ticken der Wanduhr. Was war gerade passiert? Joey wollte es nicht wahrhaben. Dieser Chester, der anfangs nur lästig auf ihn gewirkt hatte, war zu einem Monstrum geworden! Auf was hatte er sich nur eingelassen?! Warum war er sich dessen nicht bewusst gewesen, als er die Zigarette angenommen und sich an dem Gespräch beteiligt hatte! Was sollte er jetzt tun? Stockend ließ er die Hände sinken und blickte auf. Sein Gesicht war etwas blass, das Blut an seiner Unterlippe wirkte durch diese Helligkeit noch röter. Auch die Prellung auf seiner Wange stach auffällig hervor. Er öffnete den Mund, atmete tief ein und sah sich um. Die Polizei…? In diesen Sekunden konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Bald richtete sich sein Blick auf das Messer, das knapp einen Meter von ihm entfernt, im Boden steckte. Das Blut war schnell von der sauberen Klinge geperlt, hinterließ nur einen Fleck auf dem Parkett. Und wo zur Hölle war sein Vater?! Wäre er da gewesen, hätte es nie so weit kommen müssen!! Joey wandte den Blick von dem Messer ab und blinzelte müde. Noch nie hatte er so eine Brutalität erfahren. Kleinere Raufereien, natürlich. Doch so etwas war ihm neu. Was für Überraschungen und Neuigkeiten hielt das Leben noch für ihn bereit? Joey wollte es nicht wissen, wenn sie in dieselbe Richtung gingen. Erneut atmete er tief ein, ließ den Kopf hängen und setzte sich gemütlicher hin. Jetzt hatte er keinen Hunger mehr. Lahm streckte er beide Beine von sich, lehnte den Hinterkopf gegen die Wand und schloss die Augen. >Mein Kopf fühlt sich an, als tobe soeben ein Unwetter in ihm. Und mein Bauch... ich kann nicht mehr, will in mein Bett.< Er hustete leise, räkelte sich kurz und fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund. >Ich gehe zur Polizei, habe keine Lust in Angst zu leben!< Ja, er traute Chester die Rückkehr zu. Wenn man es so sah, hatte er nun auch einen Katagori am Hals. Toll, eine weitere Gemeinsamkeit mit Kaiba. Als er die Hände erneut hob, um sein Hemd zuzuziehen, meldete sich plötzlich das Handy. Und obgleich es nur ein leiser und eigentlich angenehm klingender Ton war, zuckte Joey zusammen und musste erst nach Luft schnappen, bevor er sich langsam aufrappelte, sich auf Knien zu einer kleinen Kommode schob und nach dem Handy griff. "Seto…!", stieß er erleichtert aus, als er einen kurzen Blick auf den Display warf. "Oh Gott…!" Er ließ sich wieder auf den Boden sinken. Hastig drückte er eine Taste und hob das Handy zum Ohr. "Seto!", ächzte er sofort. "Wo bist du?!" "Soeben in Domino angekommen", erhielt er zur Antwort. Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf Joeys blassem Gesicht ab und er seufzte erleichtert. "Hast du etwas dagegen, dass ich noch einmal kurz zur Firma fahre?", fragte Kaiba mit einem leisen Sarkasmus in der Stimme. "Es liegt auf dem Weg und..." "Nein!", rief Joey sofort. "Bitte! Kannst du nicht gleich zu mir kommen?!" Eine kurze Stille folgte daraufhin. "Ist bei dir alles in Ordnung?" "In Ordnung?? Nichts ist in Ordnung!" Es sprudelte nur so aus Joey heraus. "Ich... bitte komm schnell, ja?! Ich will jetzt nicht länger allein sein!" "Was zur Hölle ist passiert?!" "Ich..." Joey seufzte erschöpft und ließ den Kopf sinken. "Ich erzähle es dir, wenn du hier bist. Komm schnell, ja?" "In Ordnung. Ich bin in fünf Minuten da." "Danke." Joey atmete tief ein, ließ das Handy sinken und legte auf. >Was soll ich ihm sagen?<, dachte er sich daraufhin. >Er wird ausrasten!< Das Handy ließ er liegen, als er sich langsam auf die Beine kämpfte. Seine Knie waren etwas weich, in seinem Kopf brach ein Gefühl des Schwindels aus. Mit unsicheren Schritten trottete er auf das Messer zu, bückte sich und zog es aus dem Boden. So einen Anblick durfte er Kaiba nicht zumuten. Er würde sich viel zu große Sorgen machen, das Schlimmste vermuten. In der Küche wusch er kurz das restliche Blut von der Klinge. Anschließend wischte er das Blut im Flur fort und schlüpfte aus dem Hemd, das völlig zerrissen war. Die Hose knöpfte er wieder zu, und bevor es klingelte, schaffte er es gerade noch, sich ein frisches Hemd überzustülpen. Die beiden Schläge, die seinen Bauch getroffen hatten, hatten ihre Spuren hinterlassen. Nur eine rötliche, leicht bläuliche Verfärbung der Haut, mehr nicht. Und er hatte den Schock noch immer nicht überwunden, als er auf die Tür zutrottete. Seine Hände zitterten und ihm war nach Heulen zumute. Ganz plötzlich, ohne dass er es erklären konnte. Während es erneut klingelte und er nach dem Schlüssel suchte, überlegte er verbissen, was er Kaiba sagen sollte. In der Wohnung hatte er hoffentlich alle Spuren des Kampfes beseitigt. Also könnte er doch einfach sagen, dass er auf der Straße überfallen worden war? Ja, genau das würde er tun. Endlich wurde er fündig, schloss auf und öffnete die Tür. Und als er Kaiba sah, wuchs die Lust in ihm, einfach in Tränen auszubrechen. Er sah ihn nur kurz an, ließ die Hand von der Klinke rutschen und wandte sich ab. Hinter ihm betrat Kaiba den Flur und schloss die Tür hinter sich. "Hey." Etwas zögerlich wandte sich Joey ihm zu und grinste matt. "Schön, dass du so schnell kommen konntest." Kaiba trat langsam näher, hob die Hand und legte zwei Finger unter Joeys Kinn. Er drängte sein Gesicht höher und besah es sich gründlich. Joey blinzelte und wandte den Blick ab. "Ich habe mir verdammte Sorgen um dich gemacht!" Kaiba ließ die Hand sinken und brummte leise. An seinem Ton konnte man deutlich erkennen, dass er gestresst und müde war. "Was hast du gemacht? Dich geprügelt?" Verdattert sah Joey ihn an, nebenbei zog er das Hemd enger um sich und verschränkte die Arme vor dem noch immer schmerzenden Bauch. "Nein... ähm..." Am Ende der Nerven schüttelte Kaiba den Kopf und rieb sich die Stirn. "Was hast du sonst gemacht", fragte er entnervt. >Ich habe mir wohl einen ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, um mich gegen einen Irren zu wehren!< Joey schluckte schwer. >Ich kenne ihn, wenn er so ist...< Schweigend starrte er ihn an, es fielen ihm einfach keine Worte ein. Sein Vater war nicht da, um ihm zu helfen, Chester hatte ihm übel mitgespielt und nun maulte auch noch Kaiba, fühlte sich vermutlich mit allem überfordert. Unentschlossen öffnete er den Mund und wandte den Blick ab. Auch Kaiba fuhr nicht fort. Nachdem er leise gestöhnt hatte, richtete er sich auch wieder auf und musterte ihn scharf. >Das kann doch nicht wahr sein!< Joey schluckte erneut. "Joseph!", ermahnte Kaiba ihn. "Sagst du mir jetzt, mit wem du dich geprügelt hast, oder nicht!" >Mit wem ich mich geprügelt habe??< Joey biss die Zähne zusammen und erwiderte seinen Blick ebenso scharf. "Geprügelt??", stieß er dann aus und ließ die Arme sinken. "Ich habe mich nicht geprügelt!! Verdammt noch mal, was denkst du eigentlich von mir?! Ich...", er stoppte und schnappte nach Luft, "ich... habe nichts getan!!" Diese Reaktion schien Kaiba zu überraschen. Sein Blick verlor einen Teil der Härte, als er Joey anstarrte. Dieser war plötzlich außer sich, fuchtelte mit den Händen und begann zu schreien. "Da... da ist dieser Typ!! Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts von ihm will aber er hat mich trotzdem nicht in Frieden gelassen!!" "Wovon redest du?", erkundigte sich Kaiba verwirrt. "Ich habe ihn gestern getroffen!!" Nun stiegen Joey doch die Tränen in die Augen. "Er hat mich... wollte mich..." Beinahe verschluckte er sich am eigenen Atem, wich unbewusst vor Kaiba zurück, als dieser auf ihn zutrat. "Er war auch hier!" Joey starrte ihn flehend an. "Plötzlich stand er hinter mir!! Ich habe mich gewehrt, aber er war zu stark!! Und... und..." Ein Schluchzen unterbrach ihn. "Hey." Kaiba legte eine Hand auf seine Schulter, zog ihn zu sich und nahm ihn in die Arme. Sofort krallte sich Joey an ihn und brach in Tränen aus. Kaibas Miene wirkte verbissen, als er ihn festhielt. "Beruhig dich erst einmal." "Ich konnte mich nicht wehren!" Verkrampft krallte sich Joey in seinen Mantel, presste das Gesicht gegen seine Brust. "Er hat mich festgehalten... und... ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht will!" "Was...", Kaiba verzog das Gesicht, lockerte die Umarmung und versuchte einen Blick auf Joeys Gesicht zu werfen, "… was hat er mit dir gemacht!" "Ich habe alles versucht!", schluchzte Joey. "Aber er war zu stark!!" In dieser Sekunde ergriff Kaiba ihn an den Armen und drückte ihn von sich, so, dass er ihn ansehen konnte. "Hat er dich…?!" "Nein!", rief Joey sofort und schüttelte hastig den Kopf. "Nein, ich... ich habe das nicht zugelassen!" Noch kurz starrte Kaiba ihn an, dann atmete er tief ein, zog ihn zu sich und umarmte ihn erneut. "Gott sei Dank!", stöhnte er, als er ihn an sich presste. Joey schluckte die Tränen hinunter und erwiderte die Umarmung. "Ich hätte es nie zugelassen…!", keuchte er leise. "Verzeih mir." Langsam ließ sich Kaiba auf die Knie sinken und Joey folgte ihm. Gemeinsam hockten sie sich auf den Boden, rückten näher aneinander und verblieben so. Joey streckte die Beine von sich, bevor er sich an Kaiba lehnte, sich an ihn kuschelte und die Augen schloss. "Es tut mir leid." "Hm." Joey nickte langsam, spürte, wie eine Hand zärtlich durch seinen Schopf fuhr, ihn beruhigend streichelte. Nun, da er endlich wieder in Kaibas Armen lag, fühlte er sich sicherer. Einige Minuten schwiegen sie, dann spürte Joey, wie Kaiba tief einatmete. "Was hat er getan", fragte er leise und doch war eine ungeheuerliche Wut in seiner Stimme auszumachen. "Hat er dir... sehr weh getan?" "Es geht schon", murmelte Joey müde und öffnete die Augen einen Spalt weit. "Aber... mein Rücken schmerzt." "Dein Rücken?" Kaiba begann sich zu bewegen. "Ja." Joey löste sich von ihm und richtete sich etwas auf. "Schaust du mal, ob alles in Ordnung ist?" Sofort nickte Kaiba und erhob sich auf die Knie, Joey neigte sich etwas nach vorn, stützte sich auf dem Boden ab und ließ den Kopf hängen. Kurz darauf schob Kaiba die Hände unter sein Hemd, zog es auf dem Rücken höher und ließ seine Fingerkuppen über seine Haut gleiten. Joey schloss die Augen. Kaiba betastete auch die ehemalige Wunde, was er äußerst feinfühlig und vorsichtig tat. Wieder herrschte Stille und Kaiba untersuchte seinen Rücken nach Verletzungen, dann beugte er sich über ihn und küsste die längliche Narbe; an Joeys Lippen zog ein knappes, müdes Lächeln. "Es ist alles in Ordnung." Er streifte das Hemd wieder hinab, richtete sich auf und zog Joey gleich mit sich. Er ließ jedoch nicht zu, dass er ihn wieder umarmte, legte die Hände auf seinen Nacken und blickte ernst in die glänzenden braunen Augen, die sich auf ihn richteten. "Joseph", sagte er tief Luft holend. "Es tut mir leid, dass ich nicht da war, als du Hilfe brauchtest." Joey ließ den Blick sinken, nickte knapp. Auch Kaiba starrte auf den Boden. "Wir führen eine schwere Beziehung", meinte er nach langem Überlegen, seine Finger begannen seinen Nacken zu kraulen. "Es ist nicht leicht für mich, mich auf so viele Dinge konzentrieren zu müssen." Sofort nickte Joey. "So ist es nun einmal. Ich würde mich wundern, wenn uns nichts im Wege stünde." Er seufzte leise, hob die Hände und legte sie um Kaibas Rücken. "Es gibt immer Hürden, die man überwinden muss aber diese Erfahrungen werden uns immer mehr zusammenschweißen. Sicher gibt es noch viel, das wir durchzustehen haben, bevor wir unsere Ruhe haben." Kaiba sah ihn ausdruckslos an. "Mach dir nur keine Sorgen", versuchte Joey ihn verzweifelt aufzuheitern. Er erwiderte seinen Blick sicher und zwang sich ein Lächeln auf. "Du holst mich aus dem grauen Alltag, garantierst mir ein spannendes Leben." "Diese Art von Leben ist nicht spannend", widersprach Kaiba kopfschüttelnd, seine Hände hielten in den Bewegungen inne. "Es ist gefährlich, mehr nicht." "Aber wir leben." Joey ließ den Kopf hängen. "Und was soll uns denn passieren, wenn wir zusammen sind?" "Das hast du ja schon gesehen", murmelte Kaiba. "Ich habe meine Lektion gelernt." Endlich richtete sich Joey vollends auf. Auf den Knien rutschte er näher an Kaiba heran. "Ich habe das Schlimmste wohl schon hinter mir. Und", er legte die Arme um seinen Hals und lächelte wieder, diesmal jedoch kraftvoller, "wenn dir etwas passieren sollte, werde ich dich beschützen und auf dich aufpassen. Ich werde dich umsorgen, so wie du es auch für mich getan hast." Kaiba verzog das Gesicht und öffnete den Mund, unsicher, was er daraufhin erwidern sollte. Doch Joey lehnte sich nach vorn und legte die Stirn gegen die seine. Auch ihre Nasenspitzen berührten sich kurz und kitzelnd, als er sich höher schob, seine rechte Augenbraue küsste. ~*to be continued*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)