Wenn Sonnenlicht auf Mondlicht trifft von Andoria ================================================================================ Kapitel 20: Stonehenge ---------------------- Stonehenge. Nun saßen sie also tatsächlich im Hubschrauber und flogen gen Norden. Richtung Stonehenge. Schweigen hatte sich über die Gruppe gelegt, nur der Lärm des Rotors durchbrach die Stille. Und das leise Flüstern, der Epitaph-Soldaten die ebenfalls mit im Hubschrauber saßen. Kein Wunder, dass sie etwas nervös waren, flogen doch schließlich 3 Vampire mit. Der Flug würde noch ungefähr eine Stunde dauern. Wie alles danach ablaufen würde, hatten sie schon tausend Mal durchgesprochen. Deria und Liam würden versuchen, unbemerkt Gabriel zu finden und Anne zu befreien. Denn das war das wichtigste. Liam würde sie dann so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, während Deria versuchen würde Gabriel und die anderen Vampire abzulenken. Soweit der Plan. Klang ganz simpel, aber da sich Francesco Danyel und Shane entschlossen hatten, auch mit zu gehen, wurde das ganze etwas komplizierter. Francesco würde Liam und Shane den Weg in das unterirdische Labyrinth von Stonehenge weisen. Danyel und Deria würden in einer Zweiergruppe operieren. So hatten sie höhere Chancen, Anne schnell zu finden. Für den Fall, dass sie alle scheitern sollten, standen ganze Legionen Epitaph-Soldaten bereit. Colonell Moore hatte versprochen bis zum darauf folgenden Mondaufgang zu warten. Sollte bis dahin keiner zurückgekehrt sein, würden er und seine Leute Stonehenge aufräumen. So hatte er sich jedenfalls ausgedrückt. Deria konnte nur hoffen, dass es dazu nicht kommen würde. Sie sah durch die abgedunkelten Fenster hinaus und fragte sich, wie viel Zeit ihr wohl noch blieb, und ob es das letzte Mal sein würde, dass sie sich solche Gedanken machte. Dann verbannte sie diese Gedanken aus ihrem Kopf. Sie musste daran glauben, dass sie es schaffen würden, dass sie Anne noch retten könnten, sonst machte die ganze Aktion hier keinen Sinn. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Insgeheim fragte sie sich, ob den anderen das Warten wohl auch so auf die Nerven ging, wie ihr. Scheinbar schon, schienen doch die anderen auch erleichtert, als sie endlich landeten. Ein letztes Mal überprüfte sie die Waffen, mit denen sie ausgestattet war. Stumm umarmte sie alle ihre Gefährten, bevor sie und Danyel dann Richtung Stonehenge losgingen. Die Luft roch nach Schnee und der Mond stand voll am Himmel, als sie sich der Ruine näherten. Immer wieder tauchten Schatten aus der Dunkelheit auf und verschwanden auch sofort wieder. Brüder und Schwestern. Deria und Danyel trugen lange Mäntel mit Kapuzen, die ihr Gesicht verdeckten. Für den Fall, dass sie diese ablegen mussten, trugen sie zusätzlich Masken. Was absonderlich klang, aber keineswegs war. Denn auch unter den Vampiren, gab es Künstler und Musikanten, die sich den Spaß machten, sich zu kostümieren, was ihnen jetzt zu gute kam. Es dauerte gar nicht lange, bis sie einen der Eingänge, zu den unterirdischen Labyrinth von Stonehenge, erreichten. Viele tausende Menschen kamen jedes Jahr hier her und hunderte von Forschern hatten schon das ganze Gelände untersucht, doch die Katakomben waren so versteckt, dass kein menschliches Auge es finden konnte. Schnell schlüpften die beiden hinein. Gleich hinter dem Eingang, trafen sie auf eine Gruppe Vampire, die sich lachend unterhielten. Sie hatten sich wohl schon länger nicht gesehen. Aber hier in Stonehenge, traf sich fast das ganze Vampirvolk, dass noch auf der Erde wandelte. Danyel und seine Schwester ließen die Gruppe schnell hinter sich. Noch waren relativ wenige Vampire hier. Die meisten würden wohl erst morgen hier eintreffen. Denn Mittwinter, war schließlich erst morgen. Trotzdem schien sich ihre Vermutung zu bestätigen. Immer wieder hörte man den Namen Gabriel, und mehr als ein Vampir hatte gehört, dass der Ältere etwas geplant hatte. Die unterirdischen Gänge von Stonehenge zogen sich dahin. Minute um Minute verrann, ohne dass die Vampirgeschwister zu irgendeiner neuen Erkenntnis kamen. Danyel beschloss spontan, einfach einen Vampir anzusprechen, und zu fragen, ob er Gabriel schon gesehen hätte. Doch ohne Erfolg. Langsam gingen sie weiter. „Warum muss der Komplex auch so riesig sein“ grummelte der jüngere Vampir und lehnte sich gegen die alten, moosbewachsenen Mauern. Die Fackeln an den Seiten flackerten und zeichneten seltsame Schatten auf sein Gesicht, als er das sagte. Mittlerweile, waren sie beinahe schon eine Stunde hier. Deria wusste ihm hier drauf nichts zu erwidern. Sie hatte gehofft, dass sich Gabriels Gegenwart, selbst hier, schnell herumsprechen würde, und er deswegen leicht zu finden sein würde, aber da hatte sie sich getäuscht. Möglichst unauffällig, hatten sie sich alle Plätze angesehen, wo Gabriel normalerweise war, wenn er Stonehenge besuchte. Denn der unterirdische Komplex bestand keineswegs nur aus Gängen, nein es gab Arenen, Plätze, ein Amphitheater eine Bibliothek, unzählige Räume, die damals die Druiden auch genutzt hatten. Viele der ranghöheren Vampire hatten hier eigene Räumlichkeiten, für sich und ihren Clan. „Gehen wir noch einmal zum Versammlungsraum. Vielleicht schnappen wir ja doch irgendetwas Nützliches auf“ schlug Danyel vor. Die Blauäugige nickte. Der Versammlungsraum war ein riesiger unterirdischer Saal, in Form eines Achtecks. Hier fand normalerweise das Mittwinterfest statt. In der Mitte befand sich ein Podest, dass Musikanten und Künstler für ihre Vorführungen nutzten. Als sie den Saal betraten, hallten gerade die ersten Töne einer leisen Melodie durch den Saal. Auf dem Podest stand ein weiblicher Vampir, und spielte Geige. Während der ersten Akkorde des Liedes, blickte sie plötzlich auf, und sah Deria mitten ins Gesicht. Bernsteinbraun traf auf mitternachtsblau. Deria musste sich beherrschen um nicht zurückzuweichen. Wer war das Mädchen? Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Anderen. „Aria!“ bemerkte Danyel verwundert. „Du kennst sie?“ fragte Deria ihn leise. Der Gefragte nickte. „Sie kann uns bestimmt sagen, wo Gabriel ist!“ Er nahm Derias Hand und zog sie zu der Musikantin. „Als diese ihr Lied beendet hatte, kam sie von der Bühne herunter. Sie war schlank, etwa zehn Zentimeter kleiner als Deria und bewegte sich geschmeidig wie eine Katze. „Sagte ich dir nicht, dass wir uns in Stonehenge wieder sehen würden!“ sagte sie und ihre Stimme klang irgendwie triumphierend. Im nächsten Moment stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte einen Kuss auf Danyels Mund. Danach sah sie lächelnd Deria an. „Du solltest vorsichtig hier sein. Wenn dich jemand erkennt, wirst du noch eher tot sein, bevor du Gabriel gefunden hast!“ Es kam wahrlich nicht oft vor, aber Deria blieb der Mund offen stehen. „Darf ich also annehmen, dass du weißt, wo er ist?“ fragte Danyel. „Natürlich!“ lächelte Aria. Dann verfinsterte sich ihr Gesicht plötzlich. Verzweifelt sah sie Danyel an, hob ihre Hand, und strich über seine Wange. „Geht, verschwindet von hier solang ihr noch könnt. Vergesst die, weswegen ihr hier seid, und vergesst eure Rache. Etwas Unheilvolles liegt über Stonehenge. Und ihr könntet noch entfliehen wenn ihr jetzt geht.“ Deria schüttelte den Kopf. Konnte es sein, dass sie all das wusste? Nein, das musste ein Zufall sein. Vielleicht redete das Mädchen einfach wirr. Bernsteinfarbene Augen sahen sie wütend an. „Ich weiß, was ich weiß! Ich weiß, dass ihr trotz dem, was ich sage, gehen werdet sie zu suchen und ich weiß auch, was dann geschehen wird. „Wenn du es weißt, dann hilf uns!“ verlangte Danyel. „Ich bin nur Beobachterin. Mir ist es verwehrt in das Schicksal meine Volkes einzugreifen“ lächelte sie traurig. „Dann sag uns wenigstens wo Gabriel ist?“ seufzte Danyel. „Im Amphitheater. Er wartet auf euch!“ Deria nickte, dass hatte sie befürchtet. „Nein, keine Falle Deria. Doch er weiß, dass du kommen wirst, genauso wie ich es weiß und doch ist es bei ihm anders.“ sie zuckte die Schultern. „Verzeih mir, aber selbst ich, sehe nicht alles.“ Danyel schüttelte mit einem resignieren Lächeln den Kopf. Dann nahm er sie plötzlich in den Arm und küsste sie sanft. „Sag mir Aria, ist das mein letztes Mal?“ „Zwei Wege liegen vor euch, wenn ihr den geht, auf den ich hoff, ist es nicht das letzte Mal Danyel.“ „Dann bitte die Götter, dass wir den richtigen wählen!“ flüsterte er in ihr Ohr. Gerade jetzt erklangen aufgeregte Stimmen. „Gabriel ist hier. Er ist mit Caron und seinen Kindern im Amphitheater. “ erzählte ein Vampir, gar nicht weit von ihnen entfernt. „Lebt wohl ihr beiden!“ flüsterte Aria. Und etwas Seltsames war in ihrem Blick, als sie Deria ansah. „Auf Wiedersehen!“ lächelte Danyel, bevor er aus dem Versammlungssaal hinausschritt, Deria an seiner Seite. „Ist sie das, was ich denke?“ fragte Deria. „Ja, sie hat das zweite Gesicht. Ihr Urahn war Dyandrios. Sie ist seine letzte Nachkommin.“ Deria nickte schweigend. „Dann lass uns mal schauen, ob wir den richtigen Weg finden.“ Deria und lief Richtung Amphitheater. Wie erwartet, zog Gabriels Anwesenheit viele Vampire an. Gabriel war zwar nicht beliebt, aber gefürchtet. Er war schließlich einer der ältesten und mächtigsten Vampire. Deshalb wagte es auch keiner ihn zu verärgern, in dem er ihn nicht begrüßte. In dem Saal hatten sich schon mehrere Vampire versammelt. Auch Liam und Shane erkannte sie an der anderen Seite des Saales. Nur Fransceco war nicht bei ihnen, was Deria irritierte. Gerade jetzt stellte sich Gabriel auf eine der erhöhten, steinernen Stufen und hob die Hände, als Zeichen, dass er sprechen wollte. „Ich danke euch meine Brüder, Schwestern und Kindern, dass ihr hier her gekommen seid um mich zu begrüßen. Doch bevor wir mit den Feierlichkeiten beginnen, muss ich euch eine traurige Nachricht machen. Mytrios wird dieses Jahr das Fest nicht leiten können. Er weilt nicht mehr unter uns. Er wurde Opfer unserer Feinde.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Mytrios war der älteste, noch lebende Vampir gewesen. Da er jetzt nicht mehr existierte, war Gabriel der Älteste. Und irgendwie war es schon ein merkwürdiger Zufall, dass er gerade jetzt umgekommen sein sollte, war er doch der Einzige, der noch mächtiger gewesen war als Gabriel. „Welcher Feind, soll das gewesen sein?“ rief einer der Vampire mutig. „Der verdammte Schlächter Moore und seine Epitaph!“ erwiderte Gabriel. „Aber ich verspreche euch, wir werden seinen tot rächen!“ Deria und Danyel sahen sich nur kurz an. Aber keiner der beiden hatte etwas davon mitgekriegt. Sie glaubte nicht, dass Liam, das vor ihnen verheimlicht hätte. Plötzlich beugte sich Gabriel hinunter zu Caron und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte, ging die Treppen hinunter und verschwand in einem der Gänge, der zum Amphitheater führte. Derias Augen wurden schmal. Irgendetwas plante Gabriel doch. Ahnte er etwa, wie nah sie ihm schon war. Zu gern wäre sie Caron nachgeschlichen, aber das wäre wohl zu auffällig gewesen. Immer mehr Vampire strömten in den großen Saal. Scheinbar waren alle Vampire hier hergekommen, um Gabriel zu sehen. Plötzlich erschienen, an jedem der Zugänge des Saales, mehrere Schergen Gabriels. Sie schubsten Aria und noch andere Vampire vor sich her. Derias Brauen fuhren in die Höhe. Gabriel hatte alle hier zusammengetrieben. Alle die hier in Stonehenge waren. Jetzt saßen sie hier in der Falle. Jeder Ausgang wurde versperrt. Deria zog die Kapuze vom Kopf um sich nicht noch auffälliger zu machen. Liam und Shane, an der anderen Seite des Saales, sahen zu ihr hinüber. Auch sie schienen zu ahnen, dass hier etwas nicht stimmte. „Gabriel was soll das. Warum werden wir gezwungen hier herzukommen. Seid versichert, ich hätte euch schon noch meine Aufwartung gemacht!“ rief einer der Vampire zornig. „Oh, da bin ich sicher. Aber ich wollte, dass ihr alle Zeugen davon seid, wie ich Verräter bestrafe.“ „Von welchen Verrätern sprichst du?“ „Ich weiß, dass sich mehrere Verräter unter uns befinden. Seht euch doch um.“ „Verdammt!“ brummte Danyel. „Ruhig bleiben!“ „Du tust ja gerade so, als könntest du in die Zukunft sehen!“ rief Aria. Scheinbar versuchte sie doch, ihnen zu helfen. „Oh ja, das kann ich! Aber um das zu wissen, brauch ich nicht in die Zukunft zu sehen, denn ich fühle es einfach!“ Sie spürte wie Gabriel versuchte sie mental zu berühren. Sie fühlte wie er seine Fühler ausstreckte, wie eine Spinne nach ihrer Beute. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er sie fand. „Meinst du mich?“ rief Francesco plötzlich laut. Alle Köpfe schnellten zum Eingang. „Mir ist schon klar, dass du mich nicht leiden kannst. Weil ich weiß, dass du nichts anderes als ein feiger Mörder bist. Aber, dass du mich deshalb einen Verräter nennst, ist mal was Neues.“ Gabriel lachte laut auf. „Wie jämmerlich eure Versuche sind, mich abzulenken, aber ich weiß, dass sie hier ist.“ Sein Blick schweifte durch den Saal. „Zeig dich, Deriadenima!!“ Ein resignierendes Lächeln zog über ihr Gesicht. Wenn sie sich zu erkennen gab, dann würden vielleicht wenigstens Danyel und die andern unenttarnt bleiben. Bevor noch jemand etwas unternehmen konnte, trat sie vor. „Ja du hast recht Gabriel, ich bin hier.“ Alle Köpfte schnellten zu ihr herum. Böses Fauchen erklang von allen Seiten, doch keiner wagte es, Hand an sie zu legen, als sie durch die Menge schritt. „Willst du mich verurteilen, weil ich Geridien getötet habe, oder die anderen, dich mich töten wollten. Gerade du. Wie viele von uns hast du schon getötet?“ „So kämpferisch wie immer“ lachte Gabriel. „Doch für das, was du behauptest, gibt es keine Beweise. Das ist der unterschied zwischen mir und dir.“ Schweigend sahen sich die beiden in die Augen. Es war ein lautloser Kampf zwischen den beiden. Den keiner von ihnen gewann. Denn Caron unterbrach sie. Er packte Deria hart am Arm und wollte sie in die Knie zwingen. Doch Deria hatte nicht vor, sich von ihm demütigen zu lassen. Sie holte aus und verpasste ihm einen Faustschlag, der ihn zu Boden schickte. „Und genauso schlagfertig!“ lachte Gabriel. Er neigte den Kopf zu ihr herab. „Alles was geschah, werde ich vergessen, wenn du versprichst, den Platz einzunehmen, der dir bestimmt ist. Nämlich den, an meiner Seite. Nimm mein Angebot an, meine Schöne und ich werde dir dein Leben lassen und du wirst mit mir über unser Volk regieren, bis in alle Ewigkeit.“ „Niemals!“ war ihre einzige Antwort. Ein kaltes Lächeln legte sich über Gabriels Gesicht. Hart packte er sie am Arm. „Es wird dir noch Leid tun, mein Angebot abgelehnt zu haben.“ sagte er. „Caron!“ rief er. Der Weißblonde war schon wieder auf den Beinen. „Wenn sie hier ist, wird er auch hier sein. Finde ihn!“ der Gefolgsmann nickte und verschwand in der Menge. „Meine Brüder!“ schrie Gabriel. „Welche Bestrafung verlangt unser Gesetz, für den Mord an einem der unseren?“ „Den Tod!“ schrieen mehrere Vampire. „Und welches ist der schmerzhafteste Tod, den man über einen Vampir verhängen kann?“ „Die Sonne!“ „Sie, die hier vor euch steht, hat nicht nur einen, sondern gleich mehrere ihrer Brüdern und Schwestern getötet. Das ist zweifelsfrei erwiesen! Dafür verdient sie den Tod. Das Ende ihrer Existenz. Ist es nicht so!?“ Alle von Gabriels Anhängern stimmten ihm, mit lautem Ruf, zu. Die übrigen waren verstummt, angesichts der Waffen, mit denen die an den Zugängen postierten Vampire, ausgerüstet waren. Mit einer schnellen Bewegung riss Gabriel eine der Berettas, die sie bei sich trug, aus ihrem Halfter und zielte auf sie. „Eine schöne Waffe!“ lächelte er, bevor er zielte und abdrückte. Deria taumelte zwei Schritte zurück, presste geschockt die Hand auf die Wunde, kurz unterhalb der Brust. „Was?“ keuchte sie, nicht verstehend, warum er ihr eine solche Wunde zufügt, die nicht tödlich war. Als ein keuchen hinter ihr erklang, fuhr sie herum. Der verzweifelte Schrei erstarb in ihrer Kehle. Direkt hinter ihr hatte, ohne dass sie es gewusst hatte, Liam gestanden. Dort hingezwungen, von Caron. Der Nachtschatten ließ den Blonden, den er gerade noch mit aller Kraft festgehalten hatte, los. „Warum mehr als eine Kugel verschwenden, wenn man dich damit verletzen und ihn damit töten kann?“ lachte Gabriel. Die Kugel hatte Deria Körper durchschlagen, und nicht nur sie, sondern auch Liam verletzt. Der Blonde sank auf die Knie. Deria ließ sich neben ihn fallen, wollte nicht glauben, was sie sah. Gabriel packte sie und zwang sie auf die Beine. „Ich weiß, was du für ihn fühlst, und deshalb wirst du auch, mit ihm zusammen, sterben. Damit du, mit jedem seiner noch verbleibender Atemzüge, daran erinnert wirst, dass es dein Verdienst war, dass er stirbt.“ Wütende Schreie hallten durch den Saal, doch Deria, die genauso wie Liam von mehreren Händen gepackt und auf die Beine gezwungen wurde, konnte nichts tun. Durch lange Gänge wurden sie getrieben, bis sie schließlich in ein Verließ gestoßen wurden. Die Türe fiel ins Schloss und wurde mehrmals abgeschlossen. Schritte hallten durch den Gang, dann war es plötzlich still. Der Mond beschien Liams bleiches Gesicht, als Deria neben ihn kniete und vorsichtig das Hemd, das er trug, hochschob. Verdammt, ein Bauchschuss!! „Dieser verdammte Mistkerl“ flüsterte Deria verzweifelt. „So schlimm, wie es sich anfühlt?!“ keucht Liam. Deria presste die Lippen aufeinander und nickte. Sie riss ein Stück von ihrem Cape ab und presste es auf die Wunde. Aber sie wusste, dass das nicht wirklich etwas bringen würde. Wenn er jetzt schon auf den Weg in eine Klinik wäre, könnte man ihn vielleicht noch retten. Aber jede Sekunde, die er hier lag,….. Verzweifelt sah sich Deria um. Rüttelte kräftig an der Tür. Doch die war aus massiven Stahl. Das Verließ in dem sie waren, hatte vielleicht eine Radius von 4 Metern. Die Mauern waren vom Regen glatt geschliffen. Ja vom Regen. Denn es hatte kein Dach. Die Öffnung befand sich in 15 Metern Höhe. Wenn man hinaufsah, sah man den Mond, der durch ein Gitter schien. Man hatte sie hier her gebracht, damit sie starb, so wie Gabriel es gesagt hatte, verbrannt in der Sonne. Also sie da hinaufsah, musste sie sich eingestehen, dass sie absolut chancenlos war. Chancenlos und hilflos, wenn sie Liam ansah. Ihre Knie wurden weich, als ihr klar wurde, dass sie nichts tun konnte um ihn oder sich selbst zu retten. Selbst wenn noch irgendeiner ihrer Verbündeten frei gewesen wäre, käme er doch zu spät. Liam begann zu zittern. Der Blutverlust machte sich jetzt schon bemerkbar. Sie zog die Jacke aus und wickelte ihn damit ein. Als sie sein bleiches Gesicht sah, schnürte es ihr die Kehle zu. Es war ihre Schuld. Nur wegen ihr, hatte Gabriel ihn angeschossen. „Verzeih mir!“ flüsterte sie, und gegen ihren Willen verschwamm ihr Blick vor Tränen. Wenn sie doch nur irgendetwas hätte tun können. Irgendetwas. Aber alles was ihr blieb, war hier hilflos zu sitzen und zu warten, dass er starb. Liam hustete. „Sieht so aus, als würde ich den schmerzloseren Tod haben, als du!“ stellte er fest. Vorsichtig hob er die Hand, und strich eine Träne von ihrer Wange. „Du kannst ja weinen!“ lächelte er. „Ja. Noch etwas, das du von mir nicht wusstest, was?“ versuchte sie zu scherzen. „Wein, nicht.“ flüsterte er. „Wenn du nicht stirbst, dann hör ich auf zu weinen, versprochen!“ flüsterte sie, doch ihre Stimme brach. Liam flüsterte etwas, doch sie verstand es nicht, deshalb beugte sie sich zu ihm herab. Er zitterte immer mehr. Zu ihrer Überraschung, legte er die Arme um sie und zog sie an sich. „Was hat Gabriel gemeint?“ flüsterte er. „Was?“ „Als er sagte, er weiß, was du für mich fühlst!“ „Kannst du dir dass nicht denken!“ antwortete sie. Sie konnte es ihm nicht sagen. Nicht jetzt, wo sie fühlte, wie sein Herzschlag von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde. „Nein. Sag es mir!“ „Verdammt, was denkst du denn was ich fühle! Wenn du mir gleichgültig wärst, dann würde ich jetzt bestimmt nicht sitzen und weinen!“ platzte es aus ihr heraus. Liam lächelte. „Und da heißt es immer, wir Männer könnten nicht über unsere Gefühle sprechen!“ Er zitterte. „Mir ist so kalt.“ flüsterte er. Deria strich ihm sanft über das Gesicht. Seine Haut war kalt, noch kälter als ihre. „Weißt du,...“ flüsterte er. „Mein Vater hat immer gesagt, man soll nicht zuviel vom Leben erwarten. Und er hat gesagt, dass er glücklich wäre, wenn er wüsste, dass irgendjemand wenigstens eine Träne auf seinem Grab vergießen wird. Weil er dann wusste, dass er nicht vergessen wird. Und er hat recht gehabt. Ich hab viel um ihn geweint, damals als er starb und ich habe ihn nie vergessen.“ „Nicht mal das, kann ich dir versprechen!“ schluchzte Deria. „Brauchst du auch gar nicht. Ich bin schon froh, dass ich wenigstens nicht allein sterb.“ Der Körper des Blonden verspannte sich, verzweifelt schnappte er nach Luft. „Mach dir keine Vorwürfe, wegen dem was geschah!“ keuchte er, sah ihr noch einmal in die Augen. Dann erschlaffte sein Körper. „Liam?“ fragte sie. „Liam!“ Doch es war zu spät. Er konnte sie nicht mehr hören. Ein verzweifelte Schrei hallte durch das Verließ und durch die Katakomben von Stonehenge. Dann war es wieder still. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)