Dunkle Dämmerung von Perro (Kampf um die Götterschwerter *abgeschlossen*) ================================================================================ Kapitel 12: Dymeons Suche: Traumwandlerin ----------------------------------------- So, hab mich beeilt diese neue kapitel hochzustellen. Zum Glück hatte ich gerade sowohl Bio- als auch Deutschdoppelstunde Ausfall, so dass ich mich mal wieder ein bisschen der geschichte widmen kann. Ich will ja nicht, dass Elayne wirklich stirbt :P Auch nilfen und Tikal ein riesiges Lob für ihre Treue^^ *freut sich wie ein Schnitzel* ------------------------------------------------- Kapitel XII - Dymeons Suche: Traumwandlerin Für einen Moment wagte sich niemand in den Ruinen von Tradan zu rühren. Sabiduría schnappte nach Luft und ächzte gequält, während immer neues Blut aus seinem Mund und aus der Wunde auf seiner Brust sickerte, um sich unter ihm in einer gewaltigen dunkelroten Lache zu sammeln. Zeliarina war als Erste bei ihm und verstand somit auch als Erste, dass es für den alten Shetan keine Hoffnung mehr gab. Assessina hatte ihre Klaue zu tief in seinen Leib geschlagen. "Ich...Ich..." Er versuchte zu sprechen, doch seine Worte verstummten schnell wieder. Mit rasselndem Atem schnaufte er mehrmals, jedoch ohne sich damit wirklich sammeln zu können. "Shh...Sprich nicht", flüsterte Zeliarina einfühlsam. "Muss...zeigen...muss..." Energisch versuchte sich Sabiduría aufzurappeln, doch wie sehr er sich auch bemühte, sein gepeinigter Körper wollte seinem Willen nicht mehr gehorchen. Hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken lag der Shetan da. Auch Dunkan, der sich noch immer seine Rippen hielt und gleichzeitig den etwas benommenen Storm stützte, wankte nun zu ihnen herüber. Kevin hielt die bewusstlose Victoria still an sich gepresst und beobachtete das Geschehen betrübt aus einiger Entfernung. Seine Hand strich unbewusst über das pechschwarze Haar der schönen Telepathin. "Muss...zeigen...muss..." "Keine Angst. Alles ist gut. Du musst dir keine Sorgen machen, du hast deine Aufgabe erfüllt. Wir können uns in dem Inneren der Ruinen selber ansehen, was du uns sagen wolltest, es ist nicht nötigt, dass du uns führst. Ruhe dich einfach aus..." Dunkan sprach die Worte gelassen, auch wenn in seinen Augen deutlich Mitleid stand. Er wusste genau wie alle anderen Lancelor und wie Sabiduría selbst, dass es mit dem Shetan zu Ende ging. Er zog eine kleine Glasphiole, gefüllt mit roter Flüssigkeit, aus seiner Weste und beugte sich zu dem Verletzten herab. "Hier, trink das. Es wird deine Schmerzen etwas mildern..." Er ließ die Flüssigkeit in Sabidurías Mund tropfen, doch anstatt es zu schlucken, spuckte der Shetan es sofort wieder aus. "Nicht... Muss... zeigen..." Wieder versuchte der Alte sich aufzurappeln, wieder erfolglos. "Muss...Muss..." "Was ist los, Sabiduría? Was hast du?" "Muss..." Erschöpft und matt bewegte er seinen zitternden Arm ein wenig, so dass er auf die Tür deutete, zu der er Zeliarina und Dymeon führen wollte. Obwohl er sie bereits vor Assessinas Erscheinen mit einer merkwürdigen Geste geöffnet hatte, war sie nun wieder geschlossen. "Offen... nur...durch mich... muss..." "Wenn Victoria nur bei Bewusstsein wäre, damit sie seine Gedanken lesen könnte", meinte Storm mit einem nachdenklichen Blick zu der Telepathin, die in Kevins Armen schlief. Dunkan schüttelte den Kopf. "Sie ist nur knapp dem Tode entkommen und wird sich nicht so einfach wecken lassen... Beinahe hätte das Aramea ihren schlimmsten Feind entfesselt..." "Er will sagen, dass sich die Tür ohne ihn nicht öffnen lässt", erklärte Titus McCain, der plötzlich aus dem Vorraum trat. Er war sehr blass im Gesicht und sah aus, als wäre ihm furchtbar schlecht. Er war eben kein Kämpfer. Die Schlacht gegen Assessina mit den Toxinklauen und ihrem Götterschwert Azuransas hatte ihn vermutlich sehr verstört. "Die Tür ist basierend auf einer alten Art der Shetan-Magie. Sabiduría ist so etwas wie ein Wächter, der dafür da ist sie zu öffnen. Ohne ihn kommen wir da niemals rein." "Blödsinn!", stieß Storm hervor. Blitzschnell hatte er seine Pistole wieder in der Hand und schoss auf die sandgelbe, kreisrunde Tür. Die Kugeln prallten davon ab wie Wassertropfen. McCain seufzte resignierend. "Siehst du? Das will uns Sabiduría klar machen." "Aber er hat gesagt, hinter dieser Tür liegen Antworten! Hinter dieser Tür finden wir neue Hoffnung für den Kampf! Es kann nicht sein, dass es an ein bisschen Magie und Gestein scheitert, nachdem wir eine der Schattenklingen bezwungen haben!" Wütend fing Storm an mit bloßer Faust auf die Tür einzuhämmern, immer und immer wieder, bis seine Hände voll von Kratzern und blutigen Schrammen waren. "Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!" "Muss...zeigen...", flüsterte Sabiduría wieder, diesmal so leise, dass nur Zeliarina es verstehen konnte. Die Donnerhexe beugte sich ein Stück zu ihm herab, um kein Wort zu verpassen. "Muss...zeigen...dir...zeigen..." "Mir?" Der Shetan machte eine knappe Bewegung mit seinem Kopf, die man als ein Nicken deuten konnte. "Dir...zeigen... muss...zeigen... In der Illusag..." Seine gequälten Worte wurden von einem Hustenkrampf beendet, der weiteres Blut aus seinem Mund hervorbrachte. Niemand außer Zeliarina bemerkte, dass Sabiduría noch dermaßen danach rang ihnen etwas mitzuteilen. Die Lancelor waren gefangen in einer Art Paralyse, ausgelöst von der Mutlosigkeit und der Verzweiflung, die eine einfache Tür in ihnen ausgelöst hatte. Storm, inzwischen auf die Knie gesackt, hämmerte immer noch halbherzig auf das gelbe Gestein ein, während sich Dunkan und McCain an die Wand gesetzt hatten und ins Leere starrten. Dymeon kämpfte mit seinem Aramea-Entzug, bekam das Problem jedoch nur allmählich unter Kontrolle. "Illusag?", wisperte Zeliarina verstört. Selbst sie, eine Lancelorin niedrigen Ranges, hatte von diesem Ort so oft gehört, dass sie nicht einen Augenblick darüber nachdenken musste. Sie sprach den Namen nur als Frage aus, weil sie nicht begreifen konnte was Sabiduría ihr anbot. "Die Illusag ist eine Zwischenebene der Realität. Dort gehen wir hin, wenn wir träumen. Es ist der Ort der Illusion, der Irrealität. Viele von uns ziehen ihre übernatürlichen Kräfte aus ihr..." "Ja...", keuchte der Shetan zustimmend. "Doch wie kannst du mir dort etwas zeigen? In meinen Träumen? Man kann nicht einfach in die Illusag gelangen, sie ist eine Zwischenwelt, ein Paralleluniversum, dicht verwoben mit der Realität. Selbst ich weiß, dass man nur als Traumwandler oder Prophet einen kurzen Einblick in diese Sphäre gewinnen kann..." Nach einem kurzen Blick in Sabidurías dunkle, endlos weise Augen, die wirklich alles zu wissen schienen, fügte sie noch kleinlaut hinzu: "Oder?" Der Shetan zwang sich wieder zu der kaum erkennbaren Nickbewegung und öffnete seine blutbesudelten Lippen. "Ich...kann...dir zeigen... Willst du?" Zeliarina biss sich unbehaglich auf die Unterlippe. Sie sah sich Hilfe suchend nach den anderen Lancelor um, doch anstatt aufmunternde Gesichter zu erblicken, starrte sie nur in die Antlitze hoffnungsloser Menschen. Sie brauchten neue Hoffnung. Und wenn Sabiduría die Wahrheit sprach, woran Zeliarina nicht zweifelte, dann konnte er ihnen diese geben. Trotzdem zögerte sie aus gutem Grund, denn man wandelte in der Illusag auf einem schmalen Pfad zwischen Leben und Tod. Propheten und Traumwandler, die einen Einblick in die Zwischenwelt gewannen, konnten leicht verloren gehen. Sie wurden verrückt, verwirrt, manchmal sogar seelenlos. Die Bilder der Illusag konnten so unnatürlich sein, dass es einen für immer prägte. "Willst...du?" Zeliarina wusste, dass sie nicht viel Zeit hatte. In jeder Sekunde floss mehr Blut und somit das Leben aus Sabiduría. Wenn sie noch lange zögerte, gäbe es so oder so keine Möglichkeit mehr, dass der Shetan sie in die Illusag führte. Doch konnte sie es wagen? Sollte sie nicht erst die anderen Lancelor fragen, alles in Ruhe beraten? Die Hexe wollte sich schon abwenden und Dunkan oder Storm rufen, doch Sabiduría griff überraschend kraftvoll nach ihrer Hand. "Keine Zeit..." Zeliarina hockte unschlüssig da. Ihre grünen Augen wanderten immer wieder herüber zu Dymeon, zu Storm, zu Dunkan, Kevin und Victoria. Doch sie konnten ihr die Entscheidung nicht abnehmen. Sie konnten sich nicht schon wieder schützend vor sie stellen, während sie im Hintergrund blieb. Dieses Mal war es ihre alleinige Aufgabe den Orden voranzubringen. "Kannst du...Kannst du mir versprechen, dass ich in der Illusag etwas finden kann, was der Menschheit und den Lancelor neue Hoffnung schenkt? Gibt es dort Antworten? Werde ich einen anderen Weg finden, als mich mein Leben lang zu verstecken und mich zu verteidigen?" Sabiduría nickte schwach. "Wenn...du es... wirklich... willst..." "Nun gut... Bringe mich dorthin", murmelte Zeliarina seufzend. Sabiduría hob verzweifelt seinen Arm und versuchte Thundenstars Wächterin mit der Hand zu berühren, doch sein Körper war erschöpft. Sanft half sie ihm, indem sie seine Hand ergriff und langsam zu ihrem Gesicht führte. Sabiduría bedankte sich mit einem verzerrten Lächeln, während seine Finger die blonden Haare von ihrer blassen Stirn schoben und komplizierte Zeichen darauf nachfuhren. "Finde deine Antwort, Trägerin der Sieben..." Dymeon und die anderen bemerkten wohl erst, dass etwas Außergewöhnliches vorging, als ich aufschrie und hintenüber zu Boden fiel. Zumindest sagten sie es im Nachhinein so. Ich nahm bereits nichts mehr wahr, als Sabiduría meine Stirn zum ersten Mal berührte. Ein eisiger Hauch ging von seinen Fingerkuppen aus und breitete sich fächerförmig über meine Stirn und mein Gesicht aus. Ich fühlte ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Hinterkopf, gefolgt von einem Brennen, ehe alles wieder taub vor Kälte wurde. Ich wurde nicht bewusstlos, doch ich befand mich auch nicht mehr in den Ruinen von Tradan, sondern ging durch einen Tunnel aus nie gesehenen Farben, Bildern und Erinnerungen. Alles wirkte versetzt, als habe sich die gesamte Welt um mich herum verschoben. Nichts war mehr wirklich, alles nur noch ,anders'. Es gab kein Zeitgefühl mehr oder ein Gefühl für irdische Dinge oder physikalische Gesetze. Ich hätte einen Ball loslassen können und er wäre vielleicht nach oben gefallen. Es... es ist schwer die Geschehnisse in der Illusag zu beschreiben. Vielleicht ist es das Beste, sie in einem Wort zusammenzufassen: Sie waren ein ,Wunder'... Doch während ich erstaunt in der Illusag angekommen war, geschahen in der wirklichen Welt Dinge, an die ich in all meiner Faszination gar nicht dachte: Meine Freunde machten sich Sorgen. Und nicht umsonst, denn mein Leben schwebte jetzt genau wie bei jedem Traumwandler an einem dünnen seidenen Faden... "Zeliarina! Wach auf! Verdammt noch mal, wach auf!" Storm schüttelte den leblosen Körper der jungen Donnerhexe schon ein oder zwei Minuten, doch von ihr kam kein Lebenszeichen. Die Lancelor wussten nicht was vorgefallen war. Zeliarina war einfach mit einem erstickten Schrei zu Boden gesunken. Sabiduría schien ihnen noch kurz erklären zu wollen, was das alles zu bedeuten hatte, doch er hauchte kaum dreißig Sekunden später sein Leben aus. "Sie muss doch verdammt noch mal aufwachen!", rief Storm in schrecklicher Angst. Dunkan hatte ihr bereits seine rote, gesundheitsfördernde Flüssigkeit verabreicht, doch das hatte nichts genutzt. Auch alle anderen Weckversuche scheiterten. "Was ist passiert? Assessina war es nicht, die ist tot!", schrie Storm weiter. Er hatte der Dämonin sofort nach Zeliarinas mysteriösem Schlaf einen brutalen, aber notwendigen Kopfschuss verpasst, um sicherzugehen, dass sie nicht nur so tat, als würde sie besiegt sein. "Wir hätten dem Shetan nicht vertrauen sollen!" Dymeon wankte heran. Schwarzes Blut klebte an seinem dunklen Mantel, doch die Wunde hatte sich endlich mit schließendem Schorf verklebt. Auch das Aramea schien langsam wieder im Körper des Dämons zu zirkulieren. Seine unergründlichen Augen blickten zu Zeliarina herab und entdeckten geöffnete Augen, die mit einem merkwürdigen Nebel verschleiert schienen, so dass man kaum die Pupillen erkennen konnte. Trotzdem pulsierte ihr Herz völlig gleichmäßig und ruhig. "Er hat ihren Geist zur Illusag geführt, der Traumebene", erkannte der Dämon plötzlich. Die Lancelor sahen ihn verständnislos an. "Das ist Wahnsinn", hauchte McCain fassungslos. "Sie kann nicht gewusst haben, was es mit dieser Ebene auf sich hat! Das ist ein Tanz mit dem Feuer! Vielleicht kommt sie nie mehr zurück! Vielleicht findet sie nicht zurück!" "Sie kann nicht zurückfinden...", knurrte Storm, "Sie ist nicht vertraut mit der Illurag. Sie hat den Weg dorthin nur gefunden, weil sie Sabiduría als Führer hatte. Doch nun ist er tot und sie ist allein. Wer soll sie jetzt zurückholen?" "Wir müssen zurück nach Falcaniar", bestimmte Dunkan hart. Er wirkte genau wie Storm niedergeschlagen und hoffnungsloser denn je, versuchte jedoch wenigstens ein wenig Ordnung in die Gruppe zu bringen. "Vielleicht weiß Doc Fossil ein Mittel. Oder irgendein Traumwandler unseres Ordens..." Der Palas wirkte nicht wirklich überzeugt. Storm und Dymeon auch nicht, denn sie schüttelten gleichzeitig die Köpfe, als wäre Dunkans Aussage lächerlich. Ungeachtet seiner Kameraden hievte sich Dunkan Zeliarina über die Schulter. Seine Rippen schienen ihm bereits keine Probleme mehr zu machen. "Gott sei Dank hält sie wenigstens wieder Thundenstar fest..." Tatsächlich klammerten sich die blassen schlanken Finger der Donnerhexe verzweifelt um den Ledergriff der Götterklinge, als wüsste sie selbst im Schlaf, dass es sonst schutzlos in den Ruinen von Tradan bleiben müsste. "Was machen wir mit dem anderen Götterschwert?", fragte Kevin in die Runde, während er sich ebenfalls erhob. Er schien Azuransas, die blaue Sonne, in all dem Durcheinander als Einziger nicht vergessen zu haben. Victoria lag noch immer in seinen Armen. Ihre schwarzen Strähnen hingen weich über den Armen des Elementaren. "Wir können es doch nicht hier lassen..." "Natürlich nicht", stimmte Dunkan zu. Er sah sich einen Augenblick unschlüssig um, dann deutete er mit einem erschöpften Nicken auf Dymeon. "Ich weiß nicht, was das Oberhaupt beschließen wird", begann er vorsichtig, "Doch da du uns bis hierher so selbstlos geholfen hast und außer Zeliarina und dir eh keiner von uns mächtig genug ist, um es langfristig zu tragen, sollst du es vorläufig an dich nehmen..." Dymeon zögerte lange. Doch nach einem Blick in all die zustimmenden Gesichter der Lancelor, ging er langsam zurück zu dem Schwert und hob es auf. Die blaue Klinge, die nach dem Kampf gegen Assessina erloschen war, begann sofort hell aufzuleuchten, um seinen neuen Besitzer zu begrüßen. "Was für eine Ironie... Bei dem Däezander sollte ich einst eine Schattenklinge werden, einer der Dämonen, der ein Götterschwert besitzt. Nun trage ich tatsächlich eines von ihnen, kämpfe jedoch für die Lancelor..." "Du bist bei uns immer willkommen, Dymeon", sagte Dunkan ehrlich. "Ich danke euch für dieses Vertrauen... Ich werde es nicht enttäuschen..." Dymeons schwarze, ungepflegte Haare fielen trotz des blutroten Stirnbands über seine Augen, so dass die Lancelor seinen Gesichtsausdruck nicht richtig erkennen konnten. Doch ein schmales, glückliches Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab... Die Freude über den Gewinn Azuransas' verblasste bei den Lancelor schnell, als ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich und Victoria fiel. Wir waren beide bewusstlos, schwer verletzt und schwebten lange Zeit am Rande des Todes, selbst dann noch als wir uns bereits wieder in Falcaniar befanden und von Doc Fossil professionell behandelt wurden. Die Sorge um mich, die Wächterin Thundenstars, und Victoria, eine mächtige Kämpferin des Ordens, hing über den Mitgliedern der Lancelor wie ein dunkler Schatten. Vor allem Kevin schien von den Ereignissen schwer gezeichnet. Tag und Nacht wachte er an unseren Betten... Der abnehmende Mond schien silbern in das Krankenzimmer der Lancelor-Festung Falcaniar und fiel auf die schlafenden Gesichter von zwei Mädchen. Eines von ihnen hatte schulterlange, blonde Haare und grüne Augen, die unter den geschlossenen Lidern nicht zu erkennen waren. Ein halbes Dutzend Elektroden klebten an den wichtigsten Stellen ihrer Stirn, um ihre vom Illusag beeinflussten Gehirnströme beobachten zu können. Das andere Mädchen im Bett neben ihr war an viele verschiedene Geräte angeschlossen, die durch Schläuche mit ihrem Herzen verbunden waren. Ihre pechschwarzen, teilweise geflochtenen Haare breiteten sich auf ihrem Kissen aus. "Was für beschissene Weihnachten..." Kevin saß seufzend auf einem Stuhl an den Fußenden der beiden belegten Krankenbetten. Mit einer Hand warf er sich ein paar Sonnenblumenkerne in den Mund, die andere spielte mit der Fernbedienung seiner Musikanlage, die er aus seinem Zimmer mitgebracht hatte. Ruhige, für den Elementaren eher untypische Musik erfüllte den Raum. "Von wem ist das?" Kevin drehte sich zum Fenster. Dymeon saß auf einem der Fensterbretter, die Augen auf den Schnee gerichtet, der an diesem Tag wieder unaufhörlich vom Himmel fiel. Unter seinem Mantel strömte das blaue Licht Azuransas hervor, als hätte er eine Neonlampe unter seiner Kleidung versteckt. Der Dämon strich manchmal nachdenklich über das Götterschwert, nur um sich zu vergewissern, dass es noch da war. Kevin wusste nicht, ob es Dymeon wirklich gefiel vom Oberhaupt zum neuen Träger der blauen Sonne bestimmt worden zu sein, doch nach ihrer Ankunft vor zwei Tagen war es nötig gewesen Azuransas in größtmöglicher Sicherheit zu wissen. Jetzt da Zeliarina in der Illusag gefangen war, musste man den stärksten Kämpfer für das zweite Götterschwert der Lancelor erwählen. Das war nun einmal Dymeon. "Du meinst die Musik? Das ist eine gebrannte CD mit verschiedenen Musikern. Ich habe sie mir gemacht für Zeiten, in denen ich genug von meinem lauten Punk habe. Daher sind es alles ruhige Songs: Red Hot Chili Peppers, 3 Doors Down, Evanescence..." Kevin fing an die verschiedenen Musiker und Titel an den Fingern abzuzählen, doch Dymeon unterbrach ihn mit einem leisen, ein wenig tonlosen Lachen. "Das sagt mir alles nichts..." Kevin wirkte verlegen. "Ja, natürlich, tut mir Leid..." "Macht nichts...", erwiderte der Dämon leichthin, "Weißt du, vor der Zeit meines Schlafbanns habe ich mich sogar gelegentlich über die Musik auf dem Laufenden gehalten. Ich mag diese Art von Kunst der Menschen... Sie gibt Gefühlen eine Form, verleiht ihnen Ausdruck... Nach der Einsamkeit und Finsternis des Däezander hat sie mir immer gut getan..." Ein Song verebbte im Hintergrund und machte einem neuen Platz. "When I'm gone von 3 Doors Down", erklärte Kevin lächelnd. Eine Zeit lang hörten sie der Musik einfach nur still zu, während Victoria und Zeliarina gleichmäßig vor sich hin atmeten. Der Blick des Elementaren fiel dabei immer wieder auf die junge Telepathin, ihr schwarzes Haar, ihre weiße Haut und ihr zierliches, friedliches Gesicht. "Wann sie wohl aufwacht? Sie schläft schon seit über einem Tag..." "Es stand schlimmer um sie, als du vielleicht geglaubt hast. Assessina hätte beinahe etwas in ihr geweckt, gegen das sie bereits seit Ewigkeiten ankämpft... Ihr Körper ist einfach nur überbelastet." Kevin seufzte wieder und aß noch ein paar Sonnenblumenkerne. Nach einem kurzen Blick auf Dymeon warf er dem Dämon die Tüte zu. "Wir war das bei euch mit Essen? Nur aus Vergnügen richtig? Probier die, ich nehme sie auch nur zur Beruhigung..." Skeptisch griff Dymeon nach ein paar Sonnenblumenkernen und zerkaute sie langsam in seinem Mund. Er wandte den Blick immer noch nicht vom dichten Schneetreiben ab, doch Kevin konnte seine Reflexion im blausilbern beschienen Fensterglas sehen. "Schmeckt gut", meinte der Dämon irgendwann mit einer ungewöhnlichen Betonung auf dem Wort ,Schmecken', die klar machte, dass er es nicht oft in den Mund nahm. Er gab Kevin die Tüte mit den Sonnenblumenkernen zurück. Kevin grinste zufrieden, dann fiel sein Blick zurück auf die beiden Mädchen. "Was geschieht jetzt mit Zeliarina? Victoria wird irgendwann wieder aufwachen, sie dagegen könnte nach einiger Zeit in der Illusag zu Grunde gehen...", murmelte Kevin betroffen, auch wenn seine Augen dabei nicht von Victoria weichen wollten. Dymeon seufzte und legte eine Wange matt an die Fensterscheibe. Das Glas war kalt. "Der Orden arbeitet rund um die Uhr, damit die Lancelor eine Lösung finden, doch es gab noch nie jemanden, dessen Führer in die Illusag während des Aufenthalts dort gestorben ist. Das ist so als würdest du jemanden in einen riesigen Wald führen und dann wegrennen, um ihn ganz alleine zu lassen..." "Haben wir Ordensmitglieder, die sich mit der Traumebene auskennen?" "Ein paar schon, aber die meisten sind nur Anwärter oder Unerfahrene. Sie können uns nicht weiterhelfen. Ich persönlich hoffe, dass Victoria einen Einblick in Zeliarinas Gedanken gewinnen kann. Vielleicht bringt uns das irgendwie etwas..." "Dazu müsste sie erstmal aufwachen...", flüsterte Kevin traurig. "Dazu müsste sie erstmal aufwachen", stimmte Dymeon zu. Die Beiden verfielen wieder in Schweigen und lauschten der beruhigenden Musik, die gemächlich im Raum lag. Kevin fühlte sich nach jedem Lied müder als vorher. Die beleuchteten Zahlen seiner elektronischen Armbanduhr zeigten ihm, dass es bereits halb vier am Morgen war, doch er dachte nicht daran schlafen zu gehen. Genau wie Dymeon würde er über die beiden Mädchen wachen. Plötzlich hörte Kevin ein schwächliches und zähes Stöhnen, so leise, dass er sich im ersten Augenblick gar nicht sicher sein konnte es tatsächlich wahrgenommen zu haben. Doch kurz darauf bewegte sich Victorias Decke und ihr blasses, von schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht kam zum Vorschein. Ihre eisblauen Augen wirkten im Schein Azuransas' etwas dunkler und nicht ganz so distanziert. Kevin fand, dass die Telepathin noch schöner aussah als sonst, besonders mit dem leicht verwirrten Gesichtsausdruck, den sie aufsetzte. Selbst dieses winzige Anzeichen von Gefühl, das bei jedem anderen Menschen völlig normal gewesen wäre, schien bei ihr etwas Seltenes, Wundervolles zu sein, das man sich in Erinnerung behalten musste. Victoria betrachtete Kevin skeptisch und dem Elementaren wurde schlagartig wieder bewusst, dass sie seine Gedanken lesen konnte. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und grinste unsicher. "Endlich bist du wach... Wie geht es dir?" "Was ist geschehen?", fragte Victoria, als hätte sie Kevins Worte gar nicht mitbekommen. Sie blickte Dymeon ausdruckslos an und schaute in seine dunklen Augen, die sich bei ihrem Erwachen endlich von dem draußen fallenden Schnee gelöst hatten. Eine Zeit lange kreuzten sich so ihre starren Blicke, ehe Victoria in das Bett neben ihr sah. Zeliarina schlief still darin, die Stirn voll mit weißen Elektroden, die die daran angeschlossenen Geräte zum Piepsen brachten. "Zeliarina...in der Illusag? Assessina besiegt? Azuransas in unserer Hand?" Sie schaute zu Kevin auf, als brauchte sie von ihm die Bestätigung, dass sie Dymeons Gedanken richtig gelesen und somit die vorgefallenen Ereignisse wahrheitsgetreu mitbekommen hatte. Kevin nickte nur. "Das ist schlimm... sehr schlimm... Wie kann man jemanden zurückholen, der unvorbereitet in der Illusag gestrandet ist, führerlos, erfahrungslos? Haben wir einen Lancelor, der Traumwandler ist?" Victorias Stimme hatte wieder ihren alten, emotionslosen Ton angenommen. Kevin fragte sich, wieso sie nach Assessinas Attacke so gefühlsgeladen war, doch er unterdrückt vorerst den Wunsch danach zu fragen. Dymeon strich sich nachdenklich ein paar schwarze Haare aus dem Gesicht. "Es gibt einen vom vierten Rang, der die Illusag schon ab und zu mal besucht hat. Doch er hat Zeliarinas Geist nicht gefunden. Sowieso ist die Illusag kein Ort, den man einfach bereisen kann, um dann dort eine Person zu suchen. Das Ganze ist viel komplizierter..." "Also kann der Orden nicht helfen", fasste Victoria knapp zusammen. Kevin und Dymeon nickten langsam. Der Dämon strich ohne es zu merken über Azuransas und beobachtete Victoria aufmerksam. "Ich hatte gehofft du könntest Zeliarinas Gedanken lesen und darin irgendetwas finden, dass uns weiterhelfen wird..." "Ihre Gedanken sind leer", erwiderte Victoria sofort. War da Trauer in ihren Augen? Kevin betrachtete die Telepathin, doch er fand nichts, das auf eine Gefühlsregung hinwies. Sauer ertappte er sich, dass er ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte als dem eigentlichen Gespräch und konzentrierte sich wieder auf ihre Worte. Doch die Momente, in denen er ihren schlanken, zerbrechlichen Körper in den Armen gehalten hatte, wollten ihm nicht aus dem Kopf. "Zeliarinas Geist wandelt in der Illusag und bleibt dort für mich unerreichbar...", erzählte Victoria weiter, offenbar unbeeindruckt von Kevins Gedanken, die sie sicherlich mitbekam. Dymeon seufzte nur verstehend und ließ sich von dem Fensterbrett gleiten. "Nun, ich danke dir dennoch. Ruhe dich aus und nimm deine Medikamente... Ich muss euch einen Moment verlassen, es gibt wichtige Dinge, um die ich mich jetzt kümmern muss... Und befestigt einen Fänger am Fenster, nur zur Sicherheit..." Kevin nickte und verabschiedete sich freundlich von dem Dämon. Er spürte ein leichtes Ziehen in seiner Brust, denn die Tatsache, dass der Dämon im Gegensatz zu ihm offensichtlich von Victorias Problemen wusste, wurmte ihn. "Ich habe es ihm nicht erzählt. Er ist ein Dämon, er hat es erspürt", antwortete die Telepathin auf seine Gedanken, kaum dass Dymeon das Krankenzimmer verlassen hatte. Kevin fühlte sich erneut ertappt, doch Victoria wirkte nicht eingeschüchtert. Sie war einfach nur ruhig und emotionslos. Eine Weile lang verharrten die beiden schweigend und lauschten der Musik, bis Kevin es nicht mehr aushielt. Waren die leisen Klänge seiner selbst zusammengestellten Lieder vorhin noch beruhigend gewesen, so machten sie ihn jetzt irgendwie nervös. "Du solltest deine Medikamente nehmen, sowie Dymeon gesagt hat. Sie haben dir zwar hin und wieder so ein blaues Zeug gespritzt, doch Doc Fossil meinte, du musst so schnell wie möglich wieder anfangen die Kapseln zu nehmen." Victoria nickte kurz und griff sich an die Brust, doch sie trug nicht mehr ihre Lancelorkleidung, in der sich ihr Kapselfläschchen befand, sondern ein schlichtes, weißgraues Nachthemd mit dünnen Trägern. "Wo?" Hilfsbereit ging Kevin zu ihrem Nachtschränkchen und zauberte das Behältnis aus einer Schublade hervor. Er reichte es ihr grinsend. Victoria dankte ihm höflich, doch sie schien kurz zu zögern und sich die blauen Kapseln nur stumm anzusehen. Erst als Kevin sie fragend ansah, nahm sie zwei der Pillen und spülte sie schnell mit einem Schluck bereitstehendem Wasser hinunter. Dann schwiegen Telepathin und Elementarer wieder. "Was hat das Aramea mit dir gemacht?", fragte Kevin plötzlich. Er machte keine Anstalten sich zurück auf seinen Stuhl zu setzen, sondern blieb einfach neben ihrem Bett stehen. "Ich weiß, dass Aramea nicht gut für den menschlichen Körper ist, doch niemand reagiert darauf so heftig..." "Es war mit Gift gemischt. Assessina ist nicht umsonst die Dämonin mit den Toxinklauen", antwortete Victoria knapp. Sie zeigte wieder keine Regung, doch Kevin erkannte trotzdem, dass sie ihm ausgewichen war. "Doch hauptsächlich war es Aramea... Und Assessina selbst hat gesagt, sie wolle schon immer einmal sehen, was geschieht wenn der Gefangene in deinem Herzen erwacht... Und auch Dymeon wusste etwas, dass ich nicht erkennen kann. Sagtest du nicht selbst, er hat es an dir gespürt, da er ein Dämon ist...?" Kevin war fast ein wenig stolz auf seine niederschmetternde Argumentation, doch sofort als er in Victorias eisblaue Augen sah, fühlte er sich deswegen schlecht. Wie konnte er sich darüber freuen sie in die Ecke zu drängen? "Fühle dich nicht schuldig", meinte Victoria, nachdem sie seine Gedanken gelesen hatte. "Ich kann nur... Ich kann nur nicht darüber reden... Ich beneide dich, Kevin. Ich beneide dich wirklich..." "Wofür?" "Für dein Leben. Du kannst dich freuen, du kannst glücklich sein, traurig und ängstlich. Ich kann das alles nicht. Ich kann einfach keine richtigen Gefühle empfinden. Ich beneide dich sogar dafür, dass du vor Wut auf alles losgehst, was dir im Wege steht." Victoria versuchte über Kevins unbeholfenes Gesicht zu lächeln, doch irgendetwas in ihr blockierte. Sie konnte nur dasitzen und zugucken, wie der Elementare nach ihrer Hand griff und sie sanft mit seinen Fingern umschloss. "Aber das kannst du auch! Jeder Mensch kann das!" Regungslos betrachtete Victoria Kevins Hand. Sein Daumen strich verhalten über ihre weiße Haut, doch sie spürte dabei einfach nichts, so wie es sein sollte. "Tut mir Leid, Kevin, doch ich kann dir nicht das geben, das du dir von mir wünschst. Ich habe dich gern, zumindest soweit mir das meine eingeschränkten Gefühle erlauben. Aber mehr ist da nicht. Selbst wenn ich es wollte..." Nicht grob, aber bestimmt entzog die Telepathin ihm ihre Hand. Kevin trat betrübt ein paar Schritte zurück und ließ sich schwer in den Stuhl zurückfallen. "Kannst du mir nicht von deinen Problemen erzählen?", versuchte er es noch einmal. Victoria schüttelte ruhig den Kopf und legte ihre Hände in den Schoß. "Ich wünschte ich könnte jetzt auch Gedanken lesen...", meinte Kevin leise lachend. Victoria schien es nicht lustig zu finden, doch wahrscheinlich würde sie auch keine Miene verziehen, wenn es so wäre. "Du würdest dich wundern, wie viele Menschen das denken. Doch Telepathin zu sein, ist nicht wirklich so toll, wie diese Leute sich das vorstellen..." Kevin hob verwirrt die Augenbrauen, kratzte sich nachdenklich am Kopf und grinste schließlich das Grinsen eines Geschlagenen. Wieder trat Schweigen ein. Keiner nahm mehr wirklich die traurige Musik im Hintergrund wahr, die wie aufs Stichwort einsetzte. Irgendwann mitten im Lied atmete Kevin einmal tief ein. "Ich... Ich hatte es in der Vergangenheit auch nicht leicht..." "Du musst nichts erzählen", bremste Victoria sofort, "Du weißt, ich kann es in deinen Gedanken lesen. Schon damals, als du mich auf dein Zimmer eingeladen hast, habe ich es gesehen." "Ich weiß. Doch ich möchte es dir persönlich erzählen... Denn ich vertraue dir. In Zeiten wie diesen müssen wir zusammenhalten..." Kevin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und spielte an der Fernbedienung, um die ausgegangene Musikanlage wieder anzustellen. "Aufgewachsen bin ich in vielen verschiedenen Ländern, da mein Vater Schauspieler war und wir oft umziehen mussten. Fünf verschiedene Sprachen musste ich bereits lernen: Englisch, Spanisch, Koreanisch, Deutsch und Portugiesisch. Ich konnte keinen Ort wirklich mein Zuhause nennen." Er seufzte und hielt seine Hände vor sich, um sie zu betrachten. "Doch es gab noch einen Grund, warum wir ständig umzogen: Mich... Ich hatte meine Elementarkräfte, die stark an Emotionen gebunden sind, nie richtig im Griff. Oft kam es heraus, dass ich ,anders' war und die Menschen mieden uns. Meine ganze Familie litt sehr darunter, wir konnten selten länger als ein Jahr in einer Stadt bleiben..." Nachdenklich fuhr sich Kevin durch die weißen Haare und hielt eine Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger vor sein Gesicht. "Weißes Haar", murmelte er, "bekommt man einer japanischen Legende nach, wenn man als Kind einen sehr emotionalen, starken Schock durchlebt. Meine Haare hatten früher die Farbe von Schokolade. Doch an meinem achten Geburtstag... an meinem achten Geburtstag..." Er suchte nach den richtigen Worten, doch sie schienen seinem Hirn entschlüpft zu sein. Erst als er Victoria wieder in die eisblauen, aufmerksamen Augen sah und Verständnis in ihnen entdeckte, redete er weiter. "Er war mein bester Freund. Wir haben uns gestritten, wegen irgendetwas ganz Banalem. Ich wollte meine Wut wirklich unterdrücken, denn ich wusste, was dann passieren konnte. Doch es ging einfach nicht. Alles fing an zu brennen. Mein Freund stand im Feuer, beinahe wäre er gestorben. Seine Brandnarben sind nie ganz verheilt. Ich habe sie kurz nach dem Zwischenfall gesehen. Sie färbten meine Haare weiß..." Lautlos glitt Victoria aus ihrem Bett und tapste mit nackten Füßen zu ihm herüber, um ihn wortlos von hinten zu umarmen. "Das tut mir Leid." Ihre Stimme klang monoton, doch Kevin wusste, dass sie es ehrlich meinte. Dankbar berührte er ihre Arme. Für einen Moment war es egal, dass die Beiden in ihrem Leben bereits schreckliche Dinge erlebt hatten und dass Victoria noch immer etwas verheimlichte. Kevin wusste, die Telepathin begann ihm zu vertrauen und würde irgendwann vielleicht aus eigenem Antrieb hinaus zu ihm kommen, um von ihrem Unfall zu erzählen. Und solange das auch noch dauern mochte, er würde warten können. "Danke", hauchte Victoria ehrlich. Sie drückte sich noch etwas mehr an ihn und legte ihr Kinn auf seine Schulter. Unbeholfen erwiderte Kevin das Danke, auch wenn Victoria nicht wirklich wusste warum. Und zum ersten Mal schien der Elementare auch ihre Gedanken erraten zu können. "Danke dafür, dass du jetzt hier bist. Dafür, dass ich dich treffen durfte. Du, Dunkan, Zeliarina, ihr alle seid mein Zuhause, nach dem ich schon so lange gesucht habe... Und für euch würde ich alles tun. Ich würde für euch bis in die Hölle gehen..." Kevin kannte viele Menschen, die diese Worte sagten, ohne ihnen wirklich bewusst zu sein. Doch er meinte alles genauso, wie er es sagte. Für die Lancelor würde er durch die Hölle gehen, er würde gegen jeden Hochdämon kämpfen, er würde die Zuflucht des Däezander betreten, er würde alles ertragen, was ihm im Kampf um die Götterschwerter noch bevor stand. Victoria rührte sich nicht, doch der Elementare spürte ihr weiches, schwarzes Haar auf seiner Schulter. Und er wusste, er hatte sein Zuhause gefunden. Und er würde es niemals aufgeben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)