Moondance von PhantomOfTheOpera ================================================================================ Unmei ----- Ich sitze hier und heule den Mond an. Heule wie ein wildes Tier den Vollmond an, ohne zu wissen, dass ich es tue. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll, ich weiß nicht, woher ich kam, ich weiß noch nicht einmal wer ich bin. Weiß nicht wer ich bin und deswegen weiß ich auch nicht, warum ich den Mond anheule. In meinen Augen spiegelt sich meine Seele wieder. Die Augen sind der Spiegel zur Seele. Ich gehe weiter mit meinen Gedanken, von der Seele zum Unmei. Kann man es selbst bestimmen? Ich erinnerte mich an jemanden, der sich nicht unterkriegen ließ. Mit festen Blick antwortete er mit all seiner Kraft: Ich werde mein Unmei selbst bestimmen. Ich lasse nicht zu, dass jemand anderes über mein Leben richtet. Doch heute ist er tot. Ich denke lange darüber nach. Er war ein Freund. Ein guter Freund und insgeheim habe ich ihn für seinen Mut und seine unbändige Kraft beneidet. Er hatte Angst, als er in seinen Tod blickte, aber er war sich sicher, dass es so besser sei. Er sagte, es sei doch wohl besser, wenn nur einer sterbe, als hunderttausende, damals habe ich ihn nicht verstanden, aber nun weiß ich, dass er glücklich starb, dass er der Welt eine Art der Wiedergeburt geschenkt hatte. Eine zweite Chance mit den Menschen. Ich weiß, in diesem Augenblick schaute er hinab, schaut auf sein Werk. Er ist umsonst gestorben, ging es mir durch den Kopf. Das machte mich unendlich traurig, denn ich habe ihn so gemocht. Er starb, starb um uns zu retten und es war doch schon entschieden. Dieser Gedanke trieb mir Tränen in die Augen. Ich wusste nicht, was ich gegen die plötzlich aufkommende Traurigkeit tun sollte. Sie kam so tief aus meinem Herzen und ich wunderte mich, was ich über all die Zeit an Traurigkeit gesammelt hatte. Heftige Schluchzer schüttelten meine Körper durch, ich brach zusammen. Ich saß da und krallte meinen Finger in die Erde. In meine Trauer mischte sich Wut hinein. Ich hätte ihn vielleicht retten können. Vielleicht hätte ich auch meinen Liebsten retten können. Auch ihm war das Schicksal schon vorgeschrieben. Er sollte sterben für die Frau die er liebt, aber ist es dann nicht grausam, dieses Schicksal? Ich hasse dieses Schicksal, denn es hat mir liebe Freunde entrissen. Freunde, die mich so akzeptierten wie ich bin, die mich verstanden. Ich habe mich damals nicht verstanden, bin abweisend gewesen, aber meine Freunde, lebend wie jetzt tote, haben mir geholfen meinen Weg zu finden. Einen Weg, den ich jetzt stark genug wäre zu gehen. Der Kamp um die Erde war völlig sinnlos. War das Schicksal doch schon entschieden, aber er wollte ja nicht hören. Hat dem Schicksal getrotzt. Ich habe ihn bewundert und das tue ich jetzt auch noch. "Das Schicksal ist noch nicht entschieden." Das hat er gesagt, das Schicksal ist noch nicht entschieden. Er nahm seines in die Hand und hat doch etwas bewirkt ging es wie ein Blitz durch mein Gehirn. Es war also nichts entschieden gewesen, jeder kann sein Schicksal in seine Hände nehmen. Ich wischte mir die Tränen ab und stand auf. Da stand ich nun, auf wackligen Beinen allein in einem dunklen Wald, doch wirkte die Einsamkeit und Stille sonst so bedrückend auf mich, wünschte ich mir jetzt nichts lieber. Ich fühlte mich plötzlich gar nicht mehr schwach und einsam, denn sie alle waren bei mir. Sie standen zwar nicht neben mir, doch ich fühlte sie alle, ihre Wärme, ich sah sie im Geiste vor mir stehen. Alle hatten ein fröhliches Lächeln auf den Lippen und ganz in der Mitte konnte ich auch ihn sehen. Er stand so klar da und versprühte eine Kraft, die ich bis tief in meine Seele spürte. Ich ließ mich treiben im Rausch der Gefühle. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben wieder frei. Langsam zog ich meine Sachen aus und ging nackt zum See der sich vor mir ausbreitete wie ein schwarzes Lacken. Die Kälte des Wassers belebte meinen Sinne ich fühlte mich stark, als würde ich alle unreinen Gedanken einfach abwaschen und die Frische in mich aufnehmen. Das war es, was ich gebraucht hatte. Meine Seele musste sich befreien von den Ketten die ich ihr angelegt hatte. So viele Jahre waren vergangen. Mit jedem Schwimmzug den ich tat schien es, als käme immer mehr die Erinnerung zurück an meinen Vergangenheit. Ich sah eine Welt, die blühte. Sie war noch jung und brauchte Pflege. Ich sah eine Straße und im Geiste ging ich sie entlang, vorbei an Geschäften, an Häusern und an übel riechende Gassen. Als ein großes Haus zu meiner Rechten auftauchte blieb ich stehen und schaute hinauf zur Tür. Sie war aus Metal und grau, so trostlos, dass ich es für unnötig hielt, es weiter zu betrachten. Ich wollte weiter gehen, doch da sprang die Tür auf und eine junge Frau rannte aus dem Haus, dicht gefolgt von einer etwas älteren Frau, die wahrscheinlich ihre Mutter war. Das Mädchen kam genau auf mich zu und als sie durch mich hindurch rannte, fiel mir alles wieder ein. Ich kehrte in die Realität zurück. Das Mädchen war ich. Ich rannte von zu Hause weg, weil ich es nicht ertragen konnte meine Freunde verraten zu haben Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte absichtlich alle vergessen, hatte alles verbannt, weil der Schmerz im Herzen zu groß war. In Gedenken an alle, die mir etwas bedeuten, ich schwöre hiermit, dass ich mein Schicksal selbst bestimmen werde. Mein Verrat wurde mir vergeben, war er doch nur, weil ich meinen Geliebten beschützen wollte vor seinem Schicksal, doch sein Schicksal war besiegelt. Er starb für mich, die er geliebt hat....Auch ich liebe dich. Und nun werde ich die Welt mit anderen Augen sehen. Wer nicht stark ist, kann nicht kämpfen, wer nicht kämpfen kann ist schwach, wer schwach ist, kann nichts ändern, wer nichts ändern kann, ist ein Nichts, doch wer kämpft um zu leben, wer sich Schwierigkeiten stellt, wer mutig ist und hilfsbereit, wer nachdenkt, bevor er spricht, wer träumen keinen Einhalt gebietet, ja, der ist würdig sich auch seinem Schicksal zu stellen. Das Schicksal ist noch nicht entschieden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)