Der Tensaiga-Zwischenfall von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 1: Kagome, wir haben ein Problem ---------------------------------------- Hallo, wie versprochen eine neue Story. Wie immer ist sie schon fertig geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch, auch wenn es diesmal weniger romantisch zugeht. 1. Kagome, wir haben ein Problem... Kagome Higurashi verabschiedete sich von ihren Freundinnen und ging langsam die Strasse entlang, um zu dem alten Higurashi-Schrein zu kommen, den ihre Familie seit langer Zeit hütete, und wo sie auch wohnte. "Kagome!!" Irritiert sah sie, wie ihr kleiner Bruder Sota die Treppen hinunter lief, zu ihr: "Kagome!!" "Ja, was ist denn los? Du bist ja völlig außer Atem? - Ist etwas mit Mama oder Opa?" erkundigte sie sich dann erschreckt. "Nein. Aber....onnii-chan ist da...und er ist nicht allein." Jetzt stutzte seine Schwester gleich zweimal. Es gab nur ein einziges Wesen, das ihr kleiner Bruder mit der freundschaftlichen "lieber großer Bruder" Anrede beglückte und das war Inuyasha. War der etwa schon wieder aus dem Mittelalter gekommen, um sie abzuholen? Durfte sie denn in seinen Augen nie zur Schule gehen? Sie wollte schon ärgerlich werden, als ihr der zweite Teil des Satzes bewusst wurde: "Er ist nicht allein? Wer ist denn bei ihm?" Wer konnte denn noch alles durch den Brunnen, durch die Zeit reisen? Sie hoffte nur, dass ihr erster Einfall falsch war, und es bitte schön nicht Kikyou sein sollte. Das wäre echt zuviel. In hektischer Nervosität eilte sie die Stufen empor. Eine vertraute rotgekleidete Gestalt sprang ihr mit wehenden weißen Haaren entgegen: "Kagome, endlich. Ich wollte dich nicht von der Schule abholen, sonst hätte ich ihn hier allein lassen müssen..." Gott sei Dank, es war nicht Kikyou. Nur- wer war es dann? Sie drehte sich etwas: "Sota, bist du so lieb und trägst meine Schultasche ins Haus? Sag Mama, ich komme gleich zum Essen." "Das glaube ich nicht." Aber ihr kleiner Bruder nahm die Tasche und verschwand. "So, Inuyasha. Was ist jetzt hier los?" "Äh...." Der Halbdämon sah zu Boden, strich mit den Füssen über den Sand: "Na ja...So ganz genau weiß ich das auch nicht..." "Inuyasha!!" "Nein, im Ernst. Man kann sich mit ihm im Moment nicht so gut unterhalten...also, noch schlechter, als sonst." "Mit wem?" Das klang langsam nachdrücklich und er wusste, wenn er nicht mit offenen Karten spielte, durfte er gleich "Platz" machen. So seufzte er. "Komm. Er ist am heiligen Baum." Er ging hinüber, drehte sich aber kurz vorher um: "Echt, Kagome. Wir haben ein großes Problem." Sie starrte an ihm vorbei. Von allen Anblicken, die sie schon gesehen hatte, von allem, was sie erwartet hatte, was das vermutlich das allerentfernteste gewesen. Unter dem alten Heiligen Baum saß ein Hund, dessen Rückenhöhe wahrscheinlich ihre Schulter erreichte. Ein großer Hund mit langen weißen Haaren und einem blauen Mond auf der Stirn. Sie hätte nicht sehen müssen, dass er nur noch drei Beine hatte, nicht die roten Augen, um ihn zu erkennen: "Sesshomaru!" Der Hund blickte zu ihr und erhob sich langsam. "Tja", meinte Inuyasha: "Ich sagte doch, wir haben ein großes Problem." "Nicht so groß, wie es sein könnte", murmelte sie. Sie wusste, dass Inyuashas älterer Bruder in seiner wahren Gestalt ein wirklich riesiger weißer Hund war. So gesehen war das schon eine Nummer kleiner. "Aber was ist los?" "Rin kam mit ihm zu mir, also in das Dorf und da war er schon so. Sie erzählte Kaede und mir, dass es wohl eine Art Überfall gegeben hatte, einen magischen Bannkreis, so stark, dass er Sesshomaru zwang, sich in seine wahre Gestalt zu verwandeln. Während dieser Verwandlung tauchte eine schwarzgekleidete Figur ohne weitere Probleme in diesem Bannkreis auf, zog Tensaiga aus der Scheide und verschwand. Sesshomaru muss es dann noch geschafft haben, sich etwas zu verkleinern, aber das war es dann wohl auch schon. Jedenfalls steckt er jetzt in dieser Hundegestalt fest." Kagome hätte fast lachen mögen- aber mit einem sichtlich missgestimmten Hundedämon neben sich hielt sie das nicht gerade für die beste Idee. "Und du meintest, du nimmst ihn mit in meine Zeit, damit ich mir etwas einfallen lasse...?" "Schon. Ich wusste ja nicht, wann du wieder kommst." Inuyasha sah zu seinem Halbbruder: "Und er macht nicht den Eindruck, besonders glücklich über diese Lage zu sein. - Außerdem hat sich irgendeiner, der offenbar gut mit Magie umgehen kann, Tensaiga geschnappt. Wir müssen es wieder besorgen." "Schon klar. Es ist immerhin ein Schwert aus dem Fangzahn deines, eures Vaters." Sie sah zu dem Hund: "Es scheint eine Art Bann zu sein, der um dich liegt." Der nickte und ihr fiel ein, dass er in dieser Gestalt weder Zugriff zu seinen Schwertern hatte, geschweige denn, reden konnte. Kein Wunder, dass er wieder menschliche Gestalt annehmen wollte. "Ich werde ihn mal testen. - Allerdings muss ich dich dazu anfassen, " ergänzte sie hastig. Sie vergaß durchaus nicht, dass er es nicht leiden konnte berührt zu werden und noch dazu von einem Wesen, das er für aus der untersten Schublade hielt. Der weiße Hund blieb ruhig stehen, als sie behutsam die Hand in seine Richtung ausstreckte. Sie spürte einen Widerstand, dann flammte etwas hell auf. Hastig zog sie die Finger zurück, bewegte sie vorsichtig. "Hast das weh getan?" erkundigte sich Inuyasha besorgt: "Dann ist das wohl ein ziemlich mächtiger Bann?" "Ja. - Ich werde es mit einem Pfeil versuchen. So tut es meiner Hand zu weh." Der Hundedämon machte einige Schritte in Richtung Haus. Sie verstand: "Oh, nein. Hier habe ich keine Pfeile. Die brauche ich hier ja nicht." "Sie sind bei Kaede, oder?" Inuyasha fragte es nur der Form halber: "Ich gehe schnell durch den Brunnen und hole sie." "Danke." Kagome sah zu dem Hund: "Und ich werde inzwischen etwas essen. Dann versuchen wir es noch einmal mit diesem Bann. - Oh, magst du auch etwas essen?" Sesshomaru schüttelte den Kopf und kehrte zu dem Heiligen Baum zurück, ließ sich dort nieder. So ging Kagome endlich ins Haus. Beim Essen sah ihre Mutter sie an: "Wenn ich das richtig verstanden habe, ist dieser große weiße Hund Inuyashas älterer Bruder. Und er wurde verzaubert?" "Ja." Sie schluckte: "Außerdem wurde ihm ein Schwert gestohlen, eines der mächtigsten Schwerter der Welt. Es kann Tote lebendig machen." "Das ist wirklich ein sehr mächtiges Schwert." Frau Higurashi sah auf ihren Teller: "Aber ich dachte, er ist ein Dämon. Was tut ein Dämon mit solch einem Schwert?" "Es ab und an einsetzen, denke ich. - Ich weiß nicht, Mama, warum ausgerechnet er das Schwert des Lebens hat. Aber es gehört ihm. Und ich bin mir sicher, dass er es sich zurückholen will. - Inuyasha ist auch ziemlich sauer. Dieses Tensaiga ist nämlich wie auch sein eigenes Schwert aus einem Fangzahn ihres Vaters gemacht worden. Es sind Familienerbstücke." "Ein Schwert, das Tote lebendig machen kann, wau!" Sota sah sie begeistert an: "Das muss ja ein toller Typ sein, der so ein Schwert hat. Ist er genauso wie Inuyasha?" "Äh, nein." Kagome überlegte, was sie sagen sollte: "Er ist eben ein Dämon, kein Halbdämon und für ihn sind Menschen etwas, das man eher verachtet. Wir sind in seinen Augen ziemlich schwach. Er hält schon Inuyasha nicht für ebenbürtig. Und er mag es nicht, angesprochen oder angefasst zu werden. Halte dich von ihm fern, Sota. Bitte. Sonst gibt es ziemlich sicher Ärger." "Aber er ging zu Inuyasha, um Hilfe zu finden, als er verzaubert wurde." Die Mutter sah zu ihr. "Und er kam hierher." "Inuyasha hat ihn wohl überzeugt, dass das die einzige Möglichkeit wäre. Und ansonsten...na ja. Wenn man in einer ziemlichen Klemme steckt, erinnert man sich doch irgendwie an seine Familie, denke ich." "Ja. - Du sagtest doch, er ist ein Dämon." "Ja. Sogar ein recht mächtiger." "Dann muss es wirklich peinlich sein, verzaubert zu werden und sich nicht selbst daraus befreien zu können." "Vermutlich." Kagome gab sich zu, dass sie Sesshomarus Patsche ziemlich komisch fand. Aber das dürfte sie ihn nie zu erkennen geben- es sei denn, sie hatte Lust, Selbstmord zu begehen. "Das Schwert des Lebens..." murmelte Kagomes Großvater: "Wer das gestohlen hat, muss doch eigentlich ein guter Mensch, ein gutes Wesen sein." "Da würde ich nicht darauf wetten." Kagome zuckte leicht die Schultern: "Erstens muss es ein recht zauberkundiges Wesen sein, das jemanden wie Sesshomaru derart in Schwierigkeiten bringen kann und zweitens: ich habe mal gehört, dass dieses Schwert das Jenseits beherrscht. Vielleicht hat es jemand von dort geholt." "Das hört sich nach Ärger an." Ihre Mutter klang besorgt. "Ja, Mama. Ich denke, darum kam Inuyasha auch her. Er wollte keine Zeit verlieren, in dem er auf mich im Mittelalter wartet. Immerhin müsste ich diesen Bann brechen können. Hoffe ich." "Das Jenseits..." Der Großvater stand unerwartet auf: "Ich habe eine Idee..." Er verschwand und überließ seine Familie ihrer Überraschung. Kurz darauf tauchte Inuyasha mit Köcher und Bogen auf: "Hier, Kagome. - Oh, das riecht aber lecker." "Magst du etwas?" erkundigte sich Fr. Higurashi sofort. "Gern. - Siehst du nach Sesshomaru? Er wirkt nicht sehr geduldig." Etwas wie ein Grinsen: "Na ja, wäre ich an seiner Stelle wohl auch nicht." "Schon klar." Kagome nahm die Waffen und ging hinaus. Vor der Tür erwartete sie bereits der große, weiße Hund. "Also, ich versuche es", sagte sie und nahm einen Pfeil zur Hand, legte Boden und Köcher zu Boden: "Bitte, halte still." Danke, dachte der Hundedämon sarkastisch: darauf wäre ich wirklich nie gekommen. Wenn ich sie nicht brauchen würde, würde ich sie ins Jenseits schicken. Wenn ich den Kerl erwische, der mir das eingebrockt hat... Er blickte allerdings unwillkürlich in eine andere Richtung, als sie den Pfeil in beide Hände nahm und ihn fest zu ihm stieß. Erneut flammte der Bannkreis hell auf, hielt aber stand. Kagome versuchte es vier Mal, ehe der Hund den Kopf zu ihr drehte, sich einige Schritte zurückzog. "Du meinst, es bringt so nichts?" erkundigte sie sich, etwas außer Atem: "Ja, mag sein. Ich bin wohl zu schwach dafür. Dieser Zauber ist schwer zu reinigen. Das muss jemand mit ziemlicher magischer Macht gewesen sein. - Logisch. Wer hätte dich sonst auch in solche Schwierigkeiten bringen können." Sesshomaru wusste nicht so ganz, ob er über diesen Satz erfreut oder beleidigt sein sollte. Da sie offenbar nachdachte, wartete er ab. Inuyasha kam: "Klappt es nicht? Das ist schlecht. Ich hatte gehofft, deine Kräfte seien groß genug." "Ja. Sind sie ja auch irgendwie. Aber trotzdem komme ich nicht durch." Kagome dachte erneut nach: "Ich habe eine Idee. In der Bücherei der Universität gibt es eine Abteilung, in der angebliche alte Zauberbücher aufbewahrt werden. Ich rufe meine Lehrerin an, ob sie mir eine Empfehlung dorthin gibt. Und dann werde ich nachlesen, was ein solcher Bann bewirkt und wie man ihn lösen kann." "Gut. Ich gehe mit." "Äh...Inuyasha...das geht nicht. In deiner Kleidung und mit Tessaiga bist du nicht gerade...unauffällig." "Dann besorge mir eben Kleidung von hier." Sie kannte seine Sturheit: "Schön. Ich werde Mama fragen. Und jetzt gehe ich schnell telefonieren." Kurz darauf kehrte sie zurück: "Alles klar. Ich fahre in die Bücherei. - Und, Inuyasha: Mama bringt dir dann Anziehsachen. Sie leiht sie vom Nachbarn aus. Du kannst ja dann nachkommen. Aber ich muss mich beeilen. Die Bücherei schließt um 6 Uhr. Sonst müssten wir bis morgen warten." Ein leises Knurrren und der weiße Hund stand neben ihr. Erschreckt guckte sie ihn an, verstand dann aber: "Du willst mit, Sesshomaru? Du darfst als Hund aber bestimmt nicht mit in die Bücherei." Er schien jedoch entschlossen zu sein und meinte sie nur: "Na schön." Ein Seufzer: "Ihr seid ja beide stur. - Blamiert mich bloß nicht. Komm." Sie ging, an ihrer Seite den großen Hund. Inuyasha sah mit gewisser Heiterkeit den beiden nach, ehe er zurück ins Haus lief. Auf der Strasse legte Kagome vorsichtig ihre Hand an das Nackenfell: "Hör mal", sagte sie leise: "Ich weiß, dass du ein mächtiger Dämon bist, aber in den Augen der Menschen hier bist du eben nur ein Hund. Bitte, tu so, als ob du das auch bist. Sonst komme ich, kommen wir in ziemliche Schwierigkeiten. Bleibe einfach so wie jetzt hier an meiner Seite. In dieser Epoche gehen Hunde bei Fuß. So nennt man das." Sie nahm ihre Hand wieder weg. Sesshomaru knurrte leise, folgte aber dem weisen Rat. Immerhin war das ihre Zeit und sie würde auch wissen, was hier üblich war. Außerdem war er verdammt auf sie angewiesen, wollte er je wieder eine andere Form annehmen können. Er blickte sich nur neugierig um, als sie die Straße entlanggingen. Mit etwas wie Wohlwollen nahm er zur Kenntnis, dass Menschen, die ihnen begegneten, ihm auswichen- was bei der Größe einer Dogge und diesem Gebiss auch nur einen Hundedämon überraschen konnte. Seine empfindliche Nase litt unter den Gerüchen der Menschen, da jeder nach anderen Parfüms, Blumen oder was auch immer roch. Anscheinend badete hier niemand einfach in einem See. Selbst die Haare dufteten oft anders als der Körper- und die Kleidung noch einmal anders. Hinzu kamen diese seltsamen Kutschen ohne Ochsen oder Pferde auf der Straße, die eine ernstliche Vergiftungsgefahr bedeuteten. Menschen mussten eine noch weniger gute Nase haben, als er bislang angenommen hatte. Kagome war erleichtert, dass er die Hunderolle perfekt spielte und wagte zu hoffen, dass sie ohne Schwierigkeiten zu Bücherei kommen würden. Aber das stimmte natürlich nicht. "Kagome!" Sie sah auf, erkannte ihre drei Freundinnen, und blieb stehen: "Oh, hallo!" Der Hund an ihrer Seite setzte sich höflich hin. "Seit wann hast du denn einen Hund?" "Oh...äh...er gehört mir nicht." Wie sollte sie das sagen? "Er gehört...nun, er gehört dem älteren Bruder eines Freundes. Ich habe ihn nur leihweise." "Ist der groß...aber er scheint brav zu sein. Dürfen wir ihn streicheln?" "Äh..." Kagome sah fragend zu dem Hundedämon: "Ja..." Sesshomaru schloss ergeben die Augen, schwor sich aber, ihr das vollinhaltlich heimzuzahlen. Das war vermutlich die unangenehmste Situation, die er sich hatte vorstellen können. Und wahrscheinlich würde es noch schlimmer werden, wenn er sich jetzt nicht bald wieder verwandeln konnte. ER, Sesshomaru, eingeschlossen in seiner Hundegestalt, auf Gedeih und Verderb auf eine menschlichen Priesterin angewiesen, dazu noch in einer anderen Zeit. Wenn er den Kerl erwischte, der ihm das eingebrockt hatte...! Kagome beendete die Unterhaltung ziemlich abrupt mit dem Hinweis, dass sie noch in die Bücherei müsse. Als sie weitergingen, sagte sie leise: "Es tut mir leid. Aber ich sagte ja, dass die Menschen in dieser Zeit keine Ahnung mehr von Dämonen haben. - Deine Selbstbeherrschung war wirklich toll. Ich weiß, dass du sie am liebsten umgebracht hättest- und mich gleich dazu. Aber wir müssen hier unauffällig bleiben. - Dort vorn ist die Bücherei." Sie betrachtete kurz den Eingang. "Und da steht es ja. Hunde dürfen nicht hinein." Er knurrte leise. "Okay, Leute, die wie ein Hund aussehen, sind damit auch gemeint. Bitte, bleib hier sitzen. Ich werde sehen, dass ich ein Buch finde, in dem Bannsprüche und so drin stehen. Und Inuyasha wird bestimmt bald kommen." Sesshomaru setzte sich. Ein Mensch und ein Halbdämon....Und ich auf sie angewiesen...wie tief kann ich noch sinken? Ich bringe sie beide um, sobald ich meine Verwandlungsfähigkeit wieder habe. Kagome arbeitete sich hastig durch die Bücher, bemüht möglichst rasch ein Gegenmittel zu finden. Sie konnte sich vorstellen, dass Sesshomaru mit jeder Stunde, die er so feststeckte, ungeduldiger wurde. Und sie konnte sich ausmalen, was passieren würde, würde er die Geduld verlieren. Good bye, Tokio. Immerhin hatte Inuyasha oft genug gesagt, dass sein Bruder ein sehr starker Dämon war. Und in seiner wahren, also, der Hundegestalt, am stärksten war. Nur langsam drangen Satzfetzen an ihr Ohr: "Polizei..." "Der arme Direktor..." "Man kann den Hund nicht weglocken..." "Das ist eine Bestie..." "Häh?!" Erschreckt sah sie auf: "Entschuldigung: wovon reden Sie?" Die Büchereiangestellte und der Gast blickten sie an: "Willst du gehen, Mädchen? Das wird schwierig. Vor der Tür liegt ein großer weißer Hund, der niemanden rein oder rauslässt." "Oh nein...!" Sie legte die Bücher zur Seite und lief hastig die Treppen hinunter. Der Büchereidirektor hatte in einer mutigen Geste versucht, den Hund zu verscheuchen. Dieser hatte das nicht gerade gemocht und so bot sich der entsetzten Kagome ein ziemlich gruseliges Bild: der Direktor lag auf dem Boden, über ihm eine große weiße Dogge, die sich gerade zu überlegen schien, ob sie ihn fressen solle. "Nein!" schrie sie unwillkürlich: "Sesshomaru: mach Platz!" Leider hatte der Hundedämon im Gegensatz zu seinem Bruder keine Kette um den Hals, die diesem Befehl Nachdruck verlieh. Aber immerhin sah er zu ihr: "Geh weg von dem Herrn Direktor!" keuchte sie: "Los! Was machst du denn für Sachen?" Zur Erleichterung des Direktors - und aller umstehenden Zuschauer- gehorchte der Hund dem Mädchen. Kagome verneigte sich höflich gegen den Direktor: "Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Er ist manchmal übereifrig...oder verspielt..." Ein giftiger Blick seitwärts: "Ich habe dir gesagt, du sollst da sitzen bleiben. Und nicht harmlose Leute anfallen!" "Das...das ist eine Bestie...!" Der Büchereileiter richtete sich mühsam auf: "Warum hat er keine Leine? Und ein Maulkorb wäre sicher nicht schlecht!" Kagome hatte für einen Augenblick die Einbildungskraft, den Hundedämon mit Leine und Maulkorb zu sehen, sagte aber hastig: "Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Er ist für gewöhnlich sehr brav und greift Menschen nie an..." "Das stimmt." Sie sah sich um- und musste zweimal hingucken, um Inuyasha zu erkennen: er trug T-Shirt, Jeans, sogar Schuhe. Seine Hundeohren wurden von einer Baseballkappe verdeckt, die er nachlässig in den Nacken geschoben hatte. Er sah wirklich nicht schlecht aus, dachte sie unwillkürlich. So meinte sie: "Nimmst du ihn mit? Ich bin fast fertig." "Und? Erfolg gehabt?" "Später." "Na schön. - Dann komm mit, Sesshomaru." Der Hund warf ihm einen Blick zu, der besagte, seinetwegen könne er sofort eines qualvollen Todes sterben, schloss sich aber seinem Halbbruder an, als sie zurück zum Higurashi-Schrein gingen. Die Sonne begann sich zu senken, als Kagome zurückkehrte. Etwas außer Atem kam sie zu den Halbbrüdern, die mehr oder weniger nebeneinander bei dem Heiligen Baum saßen. "Und?" Inuyasha stand auf: "Kannst du ihn von dem blöden Bann befreien?" "Ich habe da schon etwas gefunden..." Kagome sah zweifelnd zu dem weißen Hund: "Aber ich fürchte, das wird dir nicht gefallen." Was kann denn noch schlimmer werden? Dachte Sesshomaru. Nichts ist wichtiger, als dass ich endlich von diesem Bann befreit bin und Tensaigas Dieb jagen kann. Niemand beleidigt mich ungestraft oder stiehlt mein Eigentum. Wenn ich den Kerl erwische, der mir dies eingebrockt hat...!!! Da Kagome sah, dass sie die Aufmerksamkeit des Riesenhundes hatte, fuhr sie fort: "Es ist anscheinend so, dass ein solcher Bann durch eine Priesterin aufgehoben werden kann, also wohl auch durch mich. Inuyasha hatte also soweit Recht. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass ich wohl nicht die Kraft habe, das durch Handauflegung zu schaffen. Oder durch den Pfeil, so wie wir es probiert habe. Der Pfeil muss mit mehr Durchschlagskraft auf den Bann prallen. Also müsste ich ihn mit einem Bogen abschießen." "Sekunde!" Inuyasha sah von seinem Halbbruder zu Kagome und zurück: "Aber wenn du mit diesem Pfeil durch den Bannkreis bist, bringst du ihn doch damit auch noch um, oder? Ich muss bloß dran denken, wie Naraku nach dem Treffer ausgesehen hat." "Ja. Ich weiß. - Aber, Sesshomaru, du hast doch schon einmal einen meiner Pfeile mit der Hand abgefangen. Also, ich stelle mir vor, dass ich einen Pfeil auf dich schieße, den Bann breche, du dich im gleichen Moment verwandelst und den Pfeil auffängst." "Aha", sagte Inuyasha: "Ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Ich meine, du bist gut...du auch...aber...." "Es ist der einzige Weg, den ich gefunden habe. - Und, Sesshomaru? Riskierst du dein Leben um von dem Bann loszukommen?" Der Riesenhund musterte sie genau, ehe er langsam nickte. **************************************************** Das war es auch schon wieder. Das zweite Kapitel heisst : "Willkommen im 20. Jahrhundert". Wer so nett ist und mir einen Kommentar hinterlässt, bekommt wie gewohnt eine ENS, wenn es oben ist. bye hotep Kapitel 2: Willkommen im 20. Jahrhundert ---------------------------------------- Hallo! Ich bin hin und weg von den ganzen Kommis. Freut mich, dass es euch gefällt. Ihr seid ganz schön sadistisch, den armen Sesshomaru als Hund behalten zu wollen. Dabei ist das 20. Jahrhundert auch für einen Dämonenfürsten in Menschenform eine echte Probe der Selbstbeherrschung, zumindest, wenn man sich DAS Umfeld ansieht. Viel Spass beim Lesen. 2. Willkommen im 20. Jahrhundert "Gut." Kagome nickte: "Dann probieren wir es. Ich hole rasch Bogen und Pfeile." Sie rannte ins Haus. Inuyasha stand auf: "Hör mal", meinte er: "Wir sind nicht gerade die besten Freunde...aber, dir ist schon klar, was du für ein Risiko eingehst? Kagome ist nicht unbedingt das, was man einen Scharfschützen nennt. Und ich weiß nicht, ob du weißt, wie mächtig ihr Pfeil ist. Wenn sie dich erwischt, hast du ein ernstes Problem. Und da du im Moment Tensaiga nicht hast, kann dich auch sein Bannkreis nicht schützen." Ich weiß, dachte Sesshomaru. Aber diese Minihundegestalt macht mich langsam wahnsinnig. Und die Vorstellung, dass da irgendwo jemand mit Tensaiga herumläuft, auch. Wenn ich den Kerl erwische, der mir das eingebrockt hat... Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er diesen Satz fast wie ein Mantra wiederholte. Es wurde wirklich Zeit, dass er etwas unternehmen konnte. Und nicht mehr auf seinen Halbbruder und dessen Menschenmädchen angewiesen war. Er blickte auf, da er witterte, dass Kagome zurückkehrte. Langsam ging er zu ihr, an ihr vorbei, hinüber zu der Wand des Holzhauses, das den alten Brunnen umschloss. Kagome blieb stehen: "Meinst du, das ich aus dieser Entfernung schießen soll?" Ein Nicken des Hundedämons. "Na schön." Sie nahm einen Pfeil, ließ den Köcher zu Boden fallen: "Dann, viel Glück." Sie spannte den Bogen. Inuyasha kam neben sie: "Ziel ja genau." "So besorgt um deinen Bruder?" "Ich habe nur den einen." "Auch wahr. Jetzt sei still." Sie zielte: "Sesshomaru!" Der blickte mit einem etwas unbehaglichen Gefühl zu ihr. "Ich ziele auf deine Brust. Wenn etwas schief geht hast du da noch immer deine Rüstung, die dir ein wenig Schutz bietet." Das stimmte und der große Hund wandte wieder den Kopf. Sein Unbehagen grenzte fast an Angst. Er wusste, was ihre Pfeile konnten- und er wusste, dass er sehr schnell werden musste. Der Bannkreis lag sehr eng um ihn. Kagome visierte genau. Sie war nicht gerade seine beste Freundin, aber umbringen wollte sie ihn auch nicht. Der Pfeil flog los, verwandelte sich in reine Energie. Als er den Bannkreis berührte, leuchtete dieser hell auf, so hell, dass Inuyasha und Kagome die Augen ebenso schlossen, wie Fr. Higurashi und Sota, die neugierig aus dem Haus gekommen waren. Eine noch blendendere Flamme entstand. Dann erlosch sie und es war still. Vorsichtig blickte Kagome hinüber. Ihr Pfeil steckte in der Hauswand. Zu ihrer Erleichterung stand Sesshomaru daneben- in seiner Menschengestalt. Sie atmete auf: "Es hat geklappt!" "Ja." Ein wenig erleichtert stellte er fest, dass wohl niemand die reichlich unelegante Bewegung bemerkt hatte, mit der er dem Pfeil ausgewichen war. Er wandte den Kopf, da Fr. Higurashi sich näherte. Sie nickte ihm zu: "Schön, das du nicht mehr verzaubert bist.- Willkommen im 20. Jahrhundert." "Äh, Mama..." Kagome war schon neben ihr, um das Ärgste zu verhindern: "Ich glaube nicht, dass er jetzt etwas essen möchte." Inuyasha kam heran, von ähnlichen Befürchtungen getrieben und versuchte abzulenken: "Sesshomaru, weißt du, wer der Kerl war, der Tensaiga jetzt hat?" "Nein. Aber ich werde ihn finden. - Er war nicht von dieser Welt." "Aus dem Jenseits?" "Vielleicht." "Jenseits ist das richtige Stichwort!" Der Großvater tauchte gerade wieder auf: "Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt habe ich es doch gefunden. - Ah, die Verzauberung ist weg, mein Junge. Schön, schön." Während Sesshomaru sich etwas genervt fragte, wer ihn zum letzten Mal mit "mein Junge" angesprochen hatte, sagte Kagome hastig: "Opa, was soll das? Du hast doch nicht schon wieder eine Schachtel im Lagerhaus gefunden, die angeblich magisch ist? - Und lass ihn in Ruhe!" "Aber ich habe hier etwas. - Sesshomaru heißt du, nicht wahr? Hier, diese Schachtel ist seit Jahrhunderten in unserer Familie. In ihr soll eine Karte sein, die die Wege ins Jenseits zeigt. Aber niemand konnte sie je öffnen. Also, kein Mensch. Aber du bist ja keiner, oder?" Der Hundedämon zügelte seinen Ärger. Es konnte immerhin hilfreich sein. So nahm er die Schachtel. Sie war verschlossen. Einzelne Schrammen verrieten, dass wohl ein Mensch versucht hatte, sie mit Gewalt zu öffnen. Seine Dämonenenergie bewirkte sofort, dass der Kasten aufklappte. Ein uralter Pergamentzettel lag darin. Also hatte dieser alte Mann recht gehabt. Er nahm die Zeichnung, ließ die Schachtel achtlos zu Boden fallen. Inuyasha stand neben seinem Halbbruder: "Das ist eine Art Landkarte....Soll das das Jenseits sein?" "Das Zwischenreich..." murmelte Sesshomaru, sah dann auf: "Nerv nicht. Ich werde diese Karte mit mir nehmen. Tensaigas Dieb könnte ohne weiteres aus diesem Zwischenreich gekommen sein. Er roch nicht tot." "Dann gehen wir dahin?" "Wie kommst du auf die Idee, dass ich dich mitnehmen würde?" "Falls du es vergessen haben solltest: Tensaiga ist aus einem Fangzahn meines Vaters gemacht, " knurrte der Halbdämon: "Und wenn du erwartest, dass ich Däumchen drehe und es dir überlasse, es wiederzuholen, hast du dich geschnitten." "Ich erlaube dir nicht, mitzukommen." "Habe ich etwa deine Erlaubnis nötig? - Es ist mir vollkommen wurst, ob du es erlaubst oder nicht. Ich gehe jedenfalls mit. Und wenn du das nicht willst, musst du mich schon vorher umbringen." "Nur zu gern." "Inuyasha! Mach Platz!" Kagomes Ruf bewirkte, dass der Halbdämon sich auf dem Boden wieder fand. Sie trat zu Sesshomaru, sah zu ihm auf: "Er hat schon recht. Das Zwischenreich ist doch auch dort, wo das Grab eures Vaters liegt. Und das ist eine Gegend, in die selbst du nicht allein gehen solltest. Zumal, wenn du Tensaiga wiederholen willst. Und den Typen finden willst, der ....dich ziemlich beleidigt hat." Sie hatte gerade noch rechtzeitig seinen Blick bemerkt. "Darf ich einmal die Landkarte haben?" Der Hundedämon zögerte etwas. Aber immerhin stand er in ihrer Schuld. So gab er sie ihr. "Da ist der Eingang in das Zwischenreich...das muss in dieser Welt sein." Sie betrachtete die alte Karte: "Heiße Quellen.....Wenn wir ins Haus gehen und eine Karte von heute nehmen, müssten wir herausfinden können, wo dieser Eingang sich befindet. Und wie ihr beide dorthin kommt." "Ich benötige keine Hilfe." "Natürlich nicht", sagte sie versöhnlich: "Aber manchmal ist es praktisch, nicht allein zu sein." Inuyasha hatte sich wieder aufgerappelt: "Ob du Hilfe brauchst oder willst ist mir egal. Du bekommst sie jedenfalls." Um ein Haar hätte er hinzugefügt, du kamst ja auch um Hilfe zu mir, als du in dieser Hundegestalt warst. Seinem Halbbruder war der unterdrückte Teil des Satzes klar: "Nun gut. - Aber denke nicht, dass ich dich beschützen werde." "Sehe ich wie jemand aus, der Schutz braucht?" "Kommt, ihr zwei." Kagome ging ins Haus. Das konnte ja eine lustige Suche nach Tensaiga werden, wenn die beiden hier schon dauernd stritten. Blieb bloß zu hoffen, dass sie im Ernstfall einmal einig sein würden. Sesshomaru sah für einen Moment ins Nichts. Er musste zugeben, dass diese Menschen, Kagome und ihre Familie, sich redlich bemühten ihm zu helfen. Das Ärgerliche war nur, dass er überhaupt diese Hilfe nötig hatte. Aber das war nur die Schuld von diesem Kerl, der Tensaiga gestohlen hatte. Wenn er ihn erst gefunden hätte....Das führte zu einem anderen: dieser war mächtig gewesen in seiner Magie und sicher nicht aus dem Diesseits. Also war die Möglichkeit groß, dass er aus dem Zwischenreich oder gar dem Jenseits war. Tensaiga war ein Schwert, vor dem sich die Wesen des Jenseits fürchteten und jemand, der es besaß, konnte sich zum Herrn der anderen Welt machen. Und da gab es noch ein Problem: wenn er nicht den Weg in das Zwischenreich nehmen würde, der auf dieser Karte eingezeichnet war, käme er dort nie hin. Der einzige andere Weg den er kannte, war durch das Tor, das sich nur für Tensaiga öffnete. Und das bedeutete, dass er seinen Stolz wirklich schlucken musste. Es gab keine andere Möglichkeit. So saßen alle kurz drauf um den Esstisch. Selbst der Hundedämon hatte Platz genommen, saß aber nur aufrecht da und musterte Kagome, die sich über Landkarten beugte, die Küstenlinie der alten Karte mit der des 20. Jahrhunderts verglich. "Ich habe es. Hier .- Schau, Mama?" "Das ist der Nationalpark. Das ist weit im Norden." "Was ist ein Nationalpark?" erkundigte sich Inuyasha zur gewissen Erleichterung seines Bruders, der das auch nicht wusste, sich aber eher die Zunge abgebissen hätte, als Menschen zu fragen. Es war schlimm genug, dass er hier mit vier Menschen an einem Tisch sitzen musste. "Ein großes Gebiet, das von der Regierung geschützt wird. Menschen dürfen dort nur hin, um zu wandern oder so." Kagome sah auf: "Am besten wird es sein, wenn ihr mit der Eisenbahn dorthin fahrt. Das geht wohl am schnellsten." "Einsebahn?" "Eisenbahn. Zug." Kagome seufzte: "Das ist wie ein sehr großes Auto, wo hunderte von Menschen gleichzeitig mit fahren können. Und der Zug ist sehr schnell." "Inuyasha hat ja schon Kleidung aus dem 20.Jahrhundert." Fr. Higurashi musterte ihre Gäste: "Aber Sesshomaru..." "So etwas ziehe ich niemals an!" Kagome seufzte: "Deine Kleidung ist schon in der Epoche der kriegerischen Staaten ungewöhnlich. Aber hier würden sie dich vermutlich einsperren." "Wer mich anfasst, bringe ich um." "Das bezweifle ich nicht." Ein erneutes Seufzen. Wie überredete man nur einen hyperstolzen, arroganten, dickschädeligen Dämonen dazu, sich umzuziehen? "Es wäre ja nur für die Zugfahrt. Im Nationalpark kannst du ja wieder anziehen, was du willst. - Und immerhin erfährt dann auch Tensaigas Dieb nicht, dass du nicht mehr gebannt bist." Das war ein Argument, das Sesshomaru einsah: "Ich wünsche aber unauffällige Kleidung, die meiner würdig ist." "Ich gehe zum Nachbarn und frage." Fr. Higurashi stand auf: "Ein Anzug dürfte wohl da passendeste sein, oder Kagome?" "Äh...ja..." Hoffte sie zumindest. "Gut. - Sota, siehst du bitte inzwischen nach, wann die Züge fahren?" "Klar." Der verließ das Zimmer hinter seiner Mutter. Sesshomaru blickte schweigend ins Nichts. Wenn er den Dieb gefunden hatte, würde der hundert Jahre und länger um seinen Tod betteln müssen. ER, Sesshomaru, sah sich gezwungen, sich in Menschenverkleidung in ein Menschenfahrzeug zu setzen, mit Hilfe von Menschen einen Weg in das Zwischenreich zu finden, begleitet von einem Halbdämon. Wenn er im Augenblick nicht zufällig in der Hölle gelandet war, so war diese Situation dem sehr ähnlich. Mit einem innerlichen Seufzen zog er die bittere Konsequenz: "Kagome." "Ja?" "Du wirst uns begleiten." "Wie bitte?" fragte Inuyasha und Kagome gleichzeitig: "Du willst, dass ich mitgehe?" "Es ist deine Epoche und du kennst dich hier aus." "Kommt nicht in Frage", protestierte der Halbdämon sofort: "Oder, okay, du hast schon recht. Aber sie geht nicht mit ins Zwischenreich." "Ich war schon zweimal da", erinnerte Kagome. "Schon. Aber da waren wir am Grab meines...unseres Vaters und es lief kein Schwertdieb frei herum." "Nein, nur Naraku." Kagome schüttelte den Kopf: "Sesshomaru hat recht. Zumindest in die Eisenbahn und dann in den Nationalpark muss ich euch begleiten. Hast du die Züge, Sota?" "Ja. Hier. Einer geht anscheinend ohne umsteigen direkt hin. Er fährt aber schon um 5.26." "Das macht nichts. Ich glaube, je schneller wir sind, desto besser." Sie nahm das Kursbuch: "Stimmt. - Also, wir müssen dann hier um 5 gehen..." "Ich werde die Nacht nicht in diesem Haus verbringen." Sesshomaru stand auf. "Schon klar", murmelte sie. Man durfte seine Geduld sicher nicht überstrapazieren- oder seinen Wunsch, den Dieb zu finden und zu bestrafen. Vor der Tür traf der Hundedämon Fr. Higurashi, die ein Bündel Kleidung über dem Arm trug: "Hier. Das sollte dir passen. Wenn du Probleme mit dem Anziehen hast, könnte dir Inuyasha oder Sota helfen." Sie wusste nicht, wie nahe sie dem Tod war: "DAS soll ich anziehen?" "Ja. Es ist ein Anzug, Hemd, Krawatte. So laufen hier viele Geschäftsleute herum. - Äh, diese Zeichen auf deinem Gesicht: sind das Tattoos oder kann man es entfernen? Sonst müssten wir sie überschminken." "Sesshomaru!" Inuyashas Ruf ließ seinen Halbbruder die Hand senken: "Was ist?" "Bitte, beherrsche dich. - Passt die Kleidung?" "Ich lasse mich nicht schminken!" Kagome drehte sich hastig zum Haus, während Inuyasha arglos sagte: "Sollst du doch gar nicht...oder?" "Diese Tattoos sind auffällig..." meinte Fr. Higurashi. "Das ist sein Geburtszeichen. Und es wird schon nicht groß auffallen." "Na ja..." dehnte Kagome: "Aber gut. Wenn er nicht will, müssen wir eben sehen, dass das so geht. Wir fahren ja mit dem frühen Zug. Am Wochenende werden mehr Leute damit fahren, als morgen. - Du solltest den Anzug anprobieren." "Es genügt, wenn ich das morgen tue." Er drehte ihnen den Rücken zu und verschwand in der Abenddämmerung. "Puh", machte Inuyasha: "Das war knapp. - Er nimmt sich aber wirklich sehr zusammen." "Für seine Verhältnisse schon. Ich bin neugierig, wie das morgen im Zug wird." "Ich bleibe lieber über Nacht bei ihm. Wer weiß schon, durch was er alles verärgert werden kann." Er sprang hinter seinem Halbbruder her. "Wieso verärgert?" erkundigte sich Fr. Higurashi: "Oh, ich verstehe. Er ist sicher sehr vornehm geboren..." "Ja. Und er ist ein Dämon. Wer ihn ärgert, stirbt für gewöhnlich. Und mit Menschen hat er auch nichts am Hut. Es ist direkt ein Wunder, dass er es mit uns in einem Haus ausgehalten hat. - Er muss Tensaiga wirklich unbedingt wieder haben wollen." Kagome sah hinter den Halbbrüdern her: "Inuyasha will vermutlich nur, dass der Milchmann morgen seine Tour überlebt." "Komm. Gehen wir ins Haus. Und du solltest deine Tasche packen." "Ja, Mama." Sie war sich nicht ganz sicher, ob ihre Mutter wusste, wie knapp sie vorher einer Attacke entgangen war. Schon früh um 4 packte Kagome ihren Rucksack. Als sie vor die Haustür trat, kamen ihr die Hundebrüder gerade entgegen: "Guten Morgen", sagte sie höflich: "Inuyasha hat die moderne Kleidung ja schon an. Jetzt müsstest du, Sesshomaru, noch den Anzug anprobieren..." Sie wurde unwillkürlich immer leiser unter seinem Blick. Um sich- und vor allem ihn- zu beruhigen, sah sie zu dem Halbdämon: "Dein Feuerrattengewand habe ich in meinen Rucksack gepackt. Im Nationalpark kannst du es dann anziehen. Einen zweiten Rucksack hatte ich für deine Sachen schon vorbereitet, Sesshomaru. Jetzt brauchen wir nur noch eine längliche Tasche, in die wir Tessaiga und Tokejin einpacken können. Ich dachte an die, in der Sota seine Angeln hat" "Ich trenne mich nicht von meinem Schwert." Dieser Satz kam von beiden gleichzeitig. Kagome seufzte: "Leute, niemand geht bewaffnet in einen Zug oder läuft mit einem Schwert durch Tokio. Das ist unnütz, auffällig und schlicht verboten. Nun ja. Ich denke mir was aus. Mama hat die Sachen in das Wohnzimmer gelegt, damit du sie anziehen kannst. Inuyasha kann dir ja helfen." Sesshomaru schloss für einen Moment die Augen, um sich daran zu erinnern, dass Selbstbeherrschung eine der wichtigsten Dämonen-Tugenden sei: "Nun gut." Keine fünf Minuten später war er dankbar, dass sein Halbbruder schon Erfahrungen mit diesem...Reißverschluss?... sammeln hatte können. Wenn man nicht gelernt hatte, mit diesem Metallstreifen umzugehen, konnte man sich leicht verletzen. Das Zuknöpfen des Hemdes erschien dagegen als die leichtere Übung. An der Krawatte allerdings scheiterten die beiden. So sah sich der Hundedämon gezwungen, Kagome diese Art Strick um seinen Hals legen zu lassen Er war sich sicher, dass sie an eine Hundeleine dachte, aber da sie weder etwas sagte, noch amüsiert zu sein schien, konnte er nichts tun. "So. Jetzt sehr ihr doch wirklich passabel aus. - Wegen eurer Schwerter: es ist unmöglich, dass ihr sie offen tragt. Die Polizei wäre sofort da. Aber es sieht ja nach Regen aus. Mama hat zwei Regenmäntel organisiert Sie sind ziemlich lang und darunter kann man eure Schwerter verstecken. - Hier ist der Rucksack für deine Anziehsachen, Sesshomaru." "Pack ein." Irgendwie musste er doch zeigen, wer der Ranghöhere war. Kagome erledigte es auch ohne Widerspruch, da sie schlicht annahm, er habe keine Ahnung vom Packen eines Rucksackes, wolle aber nicht auch noch fragen. Dabei sagte sie: "Hört mal...Jungs...so werde ich euch jetzt nennen. Auf der Strasse, am Bahnhof, auch im Zug kann's passieren, dass Menschen euch anstoßen, drängen. Das ist kein Angriff. Ich wiederhole: keiner will euch damit angreifen. Also bringt bitte auch niemanden um. Wir wollen doch unauffällig bleiben. Je mehr wir das sind, umso schneller sind wir im Nationalpark und umso schneller findest du Tensaiga wieder." "Was tun diese schwächlichen, unbewaffneten Wesen eigentlich bei einem Dämonen-Angriff?" erkundigte sich der Hundedämon prompt. "Äh...nichts. Es gibt heutzutage praktisch keine Dämonen mehr. Also, zumindest nicht in Tokio." Sie schloss den Rucksack mit Mühe über der Rüstung: "So. Gegen Abend werden wir an unserem Ziel ankommen. Jetzt hole ich euch die Regenmäntel. Wenn ihr irgendwie eure Schwerter am Gürtel befestigt...?" Als sie zurückkam hatte Sesshomaru sein gelb-blaues Seidentuch in der üblichen eleganten Schleife um seine Hüften gebunden und Tokejin steckte darin. Da er darunter allerdings einen schwarzen Geschäftsanzug samt Krawatte trug, wirkte die Aufmachung etwas zum Augen-Aufreißen. Inuyasha hatte sein Gürtelband durch die Schlaufen der Jeans gebunden. Tessaiga war so deutlich unauffälliger. Sie reichte ihnen die Regenmäntel, die sie kommentarlos anzogen, sogar je einen Knopf schlossen. "Perfekt", meinte sie: "Jetzt sieht man sie nicht. Beim Hinsetzen im Zug müsst ihr eben aufpassen." "Kagome.." Frau Higurashi kam: "Oh, guten Morgen. - Hier ist Geld. Du musst ja für euch drei Fahrkarten kaufen." "Danke, Mama." "Kaufen?" wiederholte Sesshomaru: "Geld ist das, womit Menschen Waren tauschen?" "Ja." "Ich lasse mir von einem Menschen nichts schenken." Er hatte den Geldschein aus Kagomes Hand, ehe die begriffen hatte, dass er ihn ihr nehmen wollte. Für einen Augenblick musterte er ihn, dann waren auf einmal fünf 10.000 Yen-Scheine zwischen seinen Fingern. "Äh..." machte Kagome: "Wie hast du das denn jetzt gemacht?" "Magie." Er gab es ihr zurück. Sie musterte das Geld: "Ist das jetzt eigentlich Falschgeld?" "Ich denke nicht." Ihre Mutter betrachtete die Scheine: "Es ist verboten, Geld zu drucken. Aber zu verdoppeln?" "Stimmt. Also, dann..." "Pass auf dich auf, Kagome. Und ihr beide, passt bitte auch auf sie auf." "Ja, klar doch", meinte Inuyasha und schnappte sich den größeren Rucksack, da er keine Sekunde lang annahm, sein Herr Halbbruder würde seinen eigenen tragen. Tatsächlich überließ er das Kagome. "Schön", meinte die fröhlich: "Dann stürzt euch in das Abenteuer des 20. Jahrhunderts. Oh, und bitte: greift niemanden an, bringt niemanden um. Okay? Also, los." ********************************************************** Das nächste Kapitel heisst: "Eisenbahnfahren und andere Abenteuer." Oh, und falls wer Sehnsucht nach einem großen weißen Hund ha: bevor die Geschichte zu Ende ist, taucht er nochmal auf....*g* Wie immer: wenn jemand so nett ist, und mir einen Kommentar hinterlässt, der bekommt auch die ENS, wenn es oben ist. bye Kapitel 3: Zugfahren und andere Abenteuer ----------------------------------------- Tausend Dank für all euere lieben Kommentare. Ich freue mich wirklich sehr. Hier kommt auch schon das nächste: Immer noch 20. Jahrhundert, immer noch leicht stressig für Dämonen, aber langsam auch sehr stressig für Kagome... 3. Zugfahren und andere Abenteuer Während sie durch die Strassen gingen, bekam Kagome plötzlich das Gefühl im falschen Film- genauer- überhaupt in einem Film zu sein. Hier ging sie, ein normales Schulmädchen in Schulkleidung, einen einfachen Rucksack auf den Schultern. Und in ihrer Begleitung liefen rechts und links von ihr zwei junge Männer in fast bodenlangen dunkeln Regenmänteln. Irgendwie musste sie wie eine Gefangene wirken- oder wie jemand mit zwei Bodyguards. Nun ja, dachte sie: wer immer sie hier angreifen würde, hätte nur ein seeehhrrrr kurzes Problem. "Wie weit ist es noch?" murrte Inuyasha: "Mir tun die Füße weh. Ich habe schon den zweiten Tag diese dämlichen Schuhe an." "Niemand hat dich gezwungen, mitzukommen", erwiderte sein Halbbruder sofort. "Es ist nicht mehr weit", sagte Kagome tröstend: "Und heute Abend kannst du sie ja wieder ausziehen. Aber barfuss würde einfach Aufsehen erregen." "Keh..." murmelte er, sah sich aber um: "Wohin müssen wir denn?" "Dort. Siehst du das große Gebäude, wo die Menschen hin-und hergehen? Das ist der Bahnhof. Ich muss dann noch unsere Fahrkarten kaufen." Im Bahnhof selbst herrschte zu dieser relativ frühen Stunde noch nicht allzu viel Gedränge- für Tokio im 20.Jahrhundert. Kagome merkte aber nur zu gut, wie die beiden Brüder instinktiv den Atem anhielten, um sich vor den verschiedenen Gerüchen zu schützen, wie vor allem Sesshomaru versuchte, jeder zufälligen Berührung auszuweichen. Sie sah sich daher nach einer ruhigen Ecke um, steuerte darauf zu. Ein junger Mann rannte zu seinem Zug, erkannte im letzten Moment, dass er in Kagome laufen würde und prallte zurück- und damit gegen Sesshomaru. Der Dämon hob sofort die Hand. Kagome erwischte gerade noch sein Handgelenk: "Bitte nicht..." brachte sie hervor. "Entschuldigung", sagte der junge Mann höflich und rannte weiter. Er erfuhr nie, wie nahe er dem Tod gewesen war. "Das war kein Angriff!" betonte sie nochmals, ließ allerdings schleunigst den Arm Sesshomarus los: "Er hat sich außerdem entschuldigt." Der schwieg und sah sich um. So dachte sie erneut nach. Sie hatte eigentlich vorgehabt, die beiden hier stehen zu lassen, und die Fahrkarten zu besorgen. Aber das sah jetzt nicht so aus, als ob sie es wagen könnte, den Hundedämon allein zu lassen, ohne das einige Fahrgäste in Gefahr kamen. Immerhin schien er auf sie zu hören- ein erfreulicher Aspekt. Am Fahrkartenschalter standen zehn Leute an. Ihn mitzunehmen war also wahrscheinlich auch keine so gute Idee. Dann blieb nur noch eine Möglichkeit übrig: "Inuyasha...?" "Was ist?" "Siehst du dort den Schalter, wo die zehn Menschen davorstehen?" "Den Laden?" "Ja. Stell dich da an. Ich schreibe dir einen Zettel. Du brauchst drei Einfachfahrkarten. Die Station schreibe ich hier auf. Dann wird dir der Mann sagen, was du bezahlen musst. Und dann gibst du ihm das Geld hier. Okay?" "Immer ich." Aber er ließ den Rucksack zu Boden gleiten, nahm Geld und Zettel. Ihm war klar, dass sie bei seinem Halbbruder bleiben wollte, um im Notfall wieder eingreifen zu können. Es dauerte, bis Inuyasha mit den Fahrkarten zurückkehrte. "Und das Wechselgeld?" fragte Kagome. "Äh, welches Wechselgeld?" "Hat dir der Mann denn kein Geld zurückgegeben?" "Er wollte, aber ich habe gesagt, er kann es behalten." "Großzügig!" Das durfte doch nicht wahr sein. Er musste...sie sah auf die Tickets: doch, tatsächlich. Er hatte gut 10.000 Yen (ca. 80 Euro) Trinkgeld gegeben! "Na, der wird sich bestimmt heute Abend noch an dich erinnern", meinte sie sarkastisch: "Mein einziger Trost ist, dass das das Geld war, das Sesshomaru so nett verdoppelt hatte. - Kommt, wir müssen zum Zug." Keiner der Hundebrüder verriet zu Kagomes Beruhigung, dass sie noch nie einen Zug gesehen hatten. Sie stieg als erste ein, suchte Plätze: "Inuyasha, tust du den Rucksack dort hinauf?" Er gehorchte. Sie verzog etwas das Gesicht, als sie sah, mit welcher Leichtigkeit er den schweren Packen hinauflegte. Hoffentlich war das niemandem aufgefallen. Aber ein rascher Blick verriet ihr, dass die zwei Personen, die hier außer ihnen schon saßen ihre Köpfe gesenkt hatten, wohl lasen. So ließ sie den kleinen Rucksack von ihren Schultern gleiten, fühlte, wie er ihr abgenommen wurde. Perplex erkannte sie, dass Sesshomaru diese höfliche Geste gemacht hatte, den Rucksack jetzt hinauflegte. Da er ihren überraschten Blick bemerkte, sagte er kühl: "Du bist zu klein." Dann setzte er sich in Fahrtrichtung ans Fenster, als habe er noch nie in seinem Leben etwas anderes getan. Kagome schluckte etwas, meinte aber: "Inuyasha, setze dich neben deinen Bruder. Es mag sein, dass es noch voller wird, mehr Menschen kommen..." "Schon klar." Er ließ sich nieder, rückte Tessaiga unter dem Mantel zurecht: "Das ist unbequem", murmelte er. Sesshomaru stimmte ihm im Stillen zu. Ganz offensichtlich trug in dieser Epoche kein Mensch mehr Waffen. Irgendwie seltsam. Dämonen sollte es auch keine mehr geben? Das war kaum zu glauben. Nun gut. Bald würden sie endlich diese bizarre Zeit verlassen können. Kagome setzte sich an das Fenster, dem Hundedämon gegenüber. Sie ließ die Brüder nicht aus den Augen, als der Zug anfuhr. Aber beide taten recht erfolgreich so, als seien sie es gewohnt, was sie vor allem bei Inuyasha doch verwunderte. Die Fahrt in den Norden dauerte und irgendwann schlief Kagome trotz ihrer Besorgnis, was ihre Schützlinge anstellen könnten, ein. Sie war doch sehr früh aufgestanden. Sie erwachte erst, als Inuyasha sie anstupste: "Kagome...?" "Was ist passiert?" "Nichts." Sie richtete sich auf: "Was ist denn?" "Hast du etwas zu essen dabei? Du weißt schon...Chips oder so?" "Nein. Das habe ich vergessen." Sie dachte nach: "Im Zug kann man schon etwas kaufen. Aber das ist meist ziemlich teuer. Aber wenn wir einmal länger an einer Station halten, könnte ich schnell aussteigen und etwas kaufen. Ich brauche auch ein Mittagessen." Sie sah an ihren Gegenübern hinunter. Die Schwerter waren gut versteckt. Immerhin etwas. "Gut." Sie drehte den Kopf, da sie erkannte, dass sie Stunden geschlafen haben musste. Es war etwas voller geworden, aber noch genügend Plätze frei, so dass nicht zu befürchten stand, dass sich einer zu ihnen setzen wollte. Und bislang schienen die Jungen mit den langen weißen Haaren niemandem aufgefallen zu sein...oder die Zeichnungen im Gesicht des Älteren. Reisen mit Dämonen konnte also doch klappen. Noch, mahnte sie sich zur Vorsicht. Und gerade bei dem Hundedämon war sie sich überhaupt nicht sicher, wann dessen Geduld erschöpft war oder wann er den Zug verlassen wollte. Sie sah auf die Uhr: "Es ist jetzt ein Uhr. - Die längste Strecke haben wir schon hinter uns." "Gut." Inuyasha dehnte sich: "Es ist nämlich ziemlich langweilig, nur zu sitzen." "Sonst wären wir aber viel länger unterwegs", wandte sie ein. "Schon klar. Ihr habt einige gute Erfindungen..." Er brach ab, da sie hastig winkte. "Schon gut. Ich sag ja schon nichts mehr. - Wer hat eigentlich die Karte?" "Ich." Sesshomaru sah noch immer aus dem Fenster. "Hätte ich mir ja denken können. Kagome, wie soll das denn weitergehen? Ich meine, wenn wir aussteigen?" "Mama hat gesagt, sie hat für uns ein Hotelzimmer gebucht. Zwischen der Stadt, in der wir den Zug verlassen und dem Nationalpark. Dort können wir über Nacht bleiben. Und das schönste daran ist, dass es sich um ein besonderes Hotel handelt. Alle Mitarbeiter und Gäste laufen in Kleidung wie im mittelalterlichen Japan herum. Ihr werdet also dort eure...eure Kleidung anziehen können." "Deine Mama denkt mit." Der Halbdämon klang glücklich bei der Vorstellung, endlich diese drückenden Schuhe ausziehen zu können, endlich Tessaiga wieder offen tragen zu können. Sesshomaru sah zu ihr: "Und was brachte dich auf die Idee, eine Nacht im Hotel verbringen zu wollen?" "Die Tatsache, dass ich Schlaf brauche, vielleicht? Außerdem würden wir im Dunkeln nie den Weg zu dem Regenbogenwasserfall finden. Da gibt es nämlich mehrere. Tagsüber kann man der Beschilderung folgen." Sie klang etwas bissig. "Huh..." machte er leise: "Du verlässt dich sehr darauf, dass du im Augenblick nützlich bist...." "Reg dich ab", meinte Inuyasha sofort: "Wenn sie uns zu dem Regenbogenwasserfall gebracht hat, wird sie ja umkehren." Was für ein arroganter Kerl, dachte Kagome. Aber sie sagte besser nichts, da sie nicht annahm, dass es von Sesshomaru besonders gut aufgenommen werden würde. Sie musste sich nur daran erinnern, dass er ein hochgefährliches Wesen war. Ein Un- Mensch im wahrsten Sinne des Wortes, der nur der Notwendigkeit zuliebe überhaupt mit ihr sprach. Aber immerhin verlief der Rest der Bahnfahrt ohne Probleme- wenn man davon absah, dass Inuyashas Art Sandwichs zu essen (Klappe auf - happ - Klappe zu) bei einigen Mitreisenden Kopfschütteln hervorrief. Nach dem Aussteigen erkundigte sich Kagome höflich nach dem Weg zu dem Hotel. Obwohl ihr zu einem Taxi geraten wurde, ging sie mit ihren Begleitern lieber zu Fuß. Die Strasse war nicht sehr befahren und die meisten Autos verließen jetzt den Nationalpark. An einem Waldstück blieb Kagome stehen, blickte sich um: "Ich denke, hier könnt ihr euch umziehen. Ab jetzt wird mittelalterliche Kleidung kaum auffallen, da wir schon ziemlich nahe bei dem Hotel sein müssten." Sie ließ den Rucksack von ihrer Schulter gleiten und reichte ihn Sesshomaru. Der nahm ihn wortlos und verschwand im dichten Unterholz. Sein Halbbruder folgte ihm. Kagome blieb abwartend stehen. Vermutlich waren die beiden jetzt gleich besser gelaunt. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass es lästig sein musste, eine unbekannte- und einengende - Kleidung zu tragen. Immerhin lief sie ja auch in Schulkleidern durch die Epoche der Kriegerischen Staaten. "Na, Schöne? Sollen wir dich zurück in die Stadt nehmen?" Sie drehte sich um. Ein Auto mit fünf Jungen an Bord hatte gehalten: "Nein, danke. Ich warte nur auf meine Freunde." "Deine Freunde?" Der Fahrer sah die Strasse hoch und runter: "Also, sind die etwa unsichtbar? Komm schon..." "Die kommt nicht freiwillig. Da müssen wir sie schon holen." Kagome wich instinktiv einen Schritt zurück, als die ersten aus dem Auto kamen, warnte jedoch: "Lasst mich in Ruhe! Oder ihr werdet es bereuen." "Oh, du bist wohl die japanische Karatemeisterin, oder?" Lachen. Sie nahmen sie offenkundig nicht ernst. Wo blieb nur Inuyasha? Wie lange brauchte der denn, um sich umzuziehen? Als die ersten sie anfassten, schrie sie unwillkürlich in einer seltsamen Mischung aus Angst und Zorn auf. Vier der Jungen sahen etwas weiß-rotes, ehe sie zu Boden gingen. Inuyasha richtete sich auf: "Was sollte das denn?" Der fünfte hatte Kagome am Hals gepackt gehabt, sich so relativ sicher gefühlt, auch, wenn der fremde Junge verdammt schnell und stark war. Nun aber erlebte er etwas hinter sich, spürte etwas wie Krallen an der Kehle, ehe er einfach hochgehoben wurde. Würgend und nach Luft ringend starrte er entsetzt in eine kalte Miene, bernsteinfarbene Augen, die nicht die Spur eines Gefühls verrieten. Der Fremde hielt ihn ohne jede Anstrengung in der Luft, als er ruhig sagte: "War das auch kein Angriff?" "Bring ihn bitte nicht um." Kagome atmete durch: "Sie haben ja nichts großartiges angestellt." Sesshomaru betrachtete den Unglückswurm sachlich. Diesem wurde plötzlich bewusst, dass es dem Fremden wirklich vollkommen egal war, ob er ihn tötete oder nicht. Er wagte jedoch zu hoffen, dass der Bitte des Mädchens entsprochen werden würde. Für einen Augenblick glaubte er in den bernsteinfarbenen Augen ein rotes Glühen zu sehen, ehe ihn eine Bewegung des Handgelenkes gut fünf Meter durch die Luft fliegen ließ. "Du solltest ihn doch nicht töten!" stöhnte Kagome, die sich schon in Polizeihaft sah. "Ich habe ihn nur ein wenig wegwerfend behandelt. Er lebt." "Puh...äh, danke für eure Hilfe", meinte sie dann höflich. "Was wollten die denn?" Inuyasha betrachtete die Bewusstlosen: "Stark genug, um ein unbewaffnetes Mädchen anzugreifen, hm? - Wo ist das Hotel?" "Weiter die Strasse entlang." Während sie weiterging, dachte sie nach. Inuyasha hatte ihr geholfen, klar. Irgendwie hatte sie sich auch darauf verlassen. Aber dass sich auch Sesshomaru eingemischt hatte...? War er mit seiner Geduld etwa schon langsam am Ende und sehnte er sich nach einem Kampf, gar danach, Menschen zu töten? Diesmal war es noch gut gegangen. Sie konnte nur hoffen, dass in diesem Hotel niemand einen Fehler machte. Das Hotel erwies sich als guter Nachbau eines Schlosses aus der Epoche der Kriegerischen Staaten und zumindest zwei der neuen Gäste fühlten sich quasi zuhause. An der Rezeption wurde Kagome gefragt, welches mittelalterliche Kostüm sie anziehen wolle (das Hotel hatte einen großen Fundus) und sie entschied sich für ein Priesterinnengewand. "Oh, das ist selten", sagte die junge Dame am Empfang: "Die meisten möchten Prinzessin oder so sein. - Nun, der junge Herr hier hat ja auch ein religiöses Kostüm an." Inuyasha sah ein klein wenig irritiert an sich herunter, schwieg aber. "So. Während Sie sich umziehen, können sich die jungen Herren schon einmal das Hotel ansehen. Dort in der großen Halle unterhalten sich die meisten..." "Gut, danke", sagte Kagome und sah zu ihren Begleitern: "Okay. Wenn ich mich umgezogen habe, suchen wir gemeinsam unser Zimmer. Bitte denkt dran: das hier sind alles Menschen. Bitte bringt niemanden um oder in Lebensgefahr." "Keh", murrte Inuyasha leise, wandte sich aber um. Sesshomaru ging schweigend. Kagome sah ihnen etwas besorgt hinterher, beschloss aber, sich lieber mit dem Umziehen zu beeilen. Kurz darauf betrachtete sie sich im Spiegel. Sie hatte schon lange kein Priesterinnengewand mehr angehabt. Das letzte Mal hatte sie es von Kaede ausgeliehen bekommen. Suchend drehte sie sich um. "Vermissen Sie etwas, mein Fräulein?" "Äh...ja. Bogen und Pfeile." "Das gehört doch nicht zur Tracht einer Priesterin!" Sie hätte widersprechen können, aber vermutlich fanden es die Hotelbetreiber schon schlimm genug, dass die Leute in diesen mittelalterlichen Kostümen Schwerter dabei haben durften. So ging sie den schmalen Gang aus den Umkleidekabinen zurück in die Rezeptionshalle- und erstarrte. Sie hatte ja gewusst, dass es Probleme geben könnte, aber im Augenblick hätte sie eine Ohnmacht wirklich als Wohltat empfunden. Inuyasha schlug gerade mit der Faust auf einen alten Mann ein, der bewusstlos zu Boden ging. Hoffte sie jedenfalls. Oder war er schon tot? Sie rannte hin: "Inuyasha! Was sollte das denn?!" Am liebsten hätte sie Mach Platz! gesagt- aber vor einigen Zuschauern, womöglich noch Überwachungskameras?? "Ich habe ihm gesagt, er soll mein Schwert nicht anfassen." "Idiot! Deswegen schlägt man doch nicht gleich jemanden zusammen." Sie bückte sich: "Hallo...geht es wieder? Hallo? - Sie müssen entschuldigen, aber er ist sehr impulsiv. ZU impulsiv, vor allem, wenn es um dieses Schwert geht. Das darf keiner anfassen." Der alte Mann richtete sich mit ihrer Unterstützung auf, starrte erneut das Schwert an: "Ja, das ist ein echtes Meisterstück. Allein diese Scheide.. Wie alt ist es denn?" Kagome war etwas überrascht, dass er den Kinnhaken so locker zu nehmen schien: "Tessaiga?" "Es hat einen Namen. Ja, das habe ich mit gedacht. Wie lange ist denn dein Schwert schon in eurer Familie, mein Junge?" Bevor Inuyasha antworten konnte, dass es nur seinem Vater gehört hatte, antwortete Kagome hastig: "Es wurde in der Epoche der Kriegerischen Staaten geschmiedet." "Ja, das war noch wahre Schwertkunst. Es ist bestimmt sehr wertvoll." "Ja. Und irgendein hergelaufener Opa lässt seine Pfoten da weg." "Inuyasha! - Verzeihen Sie bitte. Er ist sehr...ungehobelt..." "Schon gut. - Ich bin nämlich ein Schmied, Junge. Und ich verstehe mein Handwerk. Aber so etwas wie deines habe ich noch nie gesehen. Weißt du zufällig, wer der Meister war, der es angefertigt hat?" "Totosai", sagte Inuyasha, ehe Kagome antworten konnte. Sie seufzte, aber der alte Mann nickte nur: "Den Namen habe ich noch nie gehört. Hat er viele Schwerter gefertigt?" "Keine Ahnung. In jedem Fall Tessaiga und sein Zwillingsschwert Tensaiga. - Kagome?" "Ja?" Sie wurde schon wieder nervös. Der Tag war lang und diese Hundebrüder zu hüten nervenaufreibend. "Wir sollten vielleicht besser Sesshomaru suchen. Ich meine, wenn du schon mit mir schimpfst...?" "Meinst du den anderen Jungen mit den langen weißen Haaren? Er hatte eine phantastisch gearbeitete Rüstung an." sagte der alte Mann: "Der war vorher in der Halle. Ich denke, er wollte in den Garten gehen. Das Schwert, das er hat, ist sicher auch alt. Aber natürlich im europäischen Stil. Das ist nicht so mein Geschmack." "Ja, danke." Kagome fasste schon Inuyashas Hand. Hoffentlich war der Hundedämon im Garten...und bitte auch allein. Sie wagte nicht, sich vorzustellen, was passieren würde, würde jemanden versuchen, Tokejin anzufassen. Oder noch schlimmer, es tatsächlich tun. Dieses bösartige Schwert würde jeden Menschen, der es berührte in ein Monster verwandeln, das Inuyasha angreifen würde. Und das in einem Hotel!!! In der großen Halle waren einige mittelalterlich gekleidete Menschen, die sich über Treffen und Feste unterhielten, anscheinend hatte die Epoche der kriegerischen Staaten eine feste Fangemeinde. Kagome hätte ihnen erzählen können, dass diese Zeit auch sehr dunkele Seiten gehabt hatte und durchaus nicht jeder Prinzessin gewesen war. Aber sie sah sich nur suchend um. In der Halle war Sesshomaru schon einmal nicht. Wenigstens etwas. So ging sie zur Tür. Und zum zweiten Mal an diesem Tag hatte sie das Gefühl, eine Ohnmacht wäre eine sehr sinnvolle Einrichtung. Inuyasha blieb neben ihr stehen. Nur ein leises "Keh" verriet seine Anspannung. Draußen befand sich ein größerer Teich, der von Unterwasser-Licht bestrahlt wurde. Der Hundedämon stand am Rand der erleuchteten Terrasse und blickte über die Wiesen in Richtung Wald. Hier kam der Nationalpark schon sehr nahe an das Haus heran. Aber was die beiden Betrachter so erschütterte, war die schlichte Tatsache, dass ein Kind von vielleicht sieben Jahren sich an ihn herangeschlichen hatte, wohl in der Annahme, er bemerke es nicht und genau in diesem Moment an seinen Fell zog, es ihm wohl von der Schulter zerren wollte. Sesshomaru fuhr herum, mit einem leisen Knurren- und begegnete erschrockenen dunkeln Augen. Für einen Augenblick dachte er an Rin. Und er ließ die Hand sinken. Das kleine Mädchen, das mit einer Ohrfeige gerechnet hatte, starrte ihn noch immer an, sagte aber leise:"Entschuldigung. Es sieht nur so...so weich aus. Und es riecht so sehr nach Waldblumen. Ich mag Blumen, weißt du." "Fass nie wieder jemand Fremden an. Es kann gefährlich sein." "Ja..." Kagome und Inuyasha wagten aufzuatmen, als die Mutter des Mädchens heranlief: "Entschuldigen Sie bitte. Mikako, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst den Leuten nicht so lästig fallen! - Bitte, verzeihen Sie, mein Herr. Die Kleine hat gerade vor kurzem ihren Vater verloren und scheint daher zurzeit alle Männer als Vaterersatz zu testen." "Mikako...huh." Sesshomaru drehte sich wieder dem Wald zu, sagte aber: "Du weißt nicht, was alles geschehen kann, wenn du jemandem zu nahe kommst." "Ich werde es nicht wieder tun", antwortete das kleine Mädchen ernst. Es war ein Versprechen. Instinktiv hatte sie erkannt, dass sie gerade einer Gefahr entronnen war, die sie weder kannte noch einschätzen konnte. Ihre Mutter zog sie weg, ins Haus. In der Tür begegnete sie einem anderen Jungen, mit ebenso langen, weißen Haaren und dieser seltsamen Augenfarbe, der sie nun ansah: "Das ist dein Bruder?" fragte sie nur. "Ja." "Er ist sehr nett..." Nett war nicht das Wort, das der Halbdämon für seinen Bruder verwendet hätte. Aber er sagte nur: "Er hat heute wohl einen guten Tag." "Er hat zuhause selbst ein kleines Mädchen", erklärte Kagome rasch. "Ah, das erklärt, warum er so gut mit Mikako umgehen konnte. Auf Wiedersehen." Sie gingen weiter. Inuyasha sah seitwärts: "Er und "kann gut mit kleinen Mädchen umgehen?" Das ich nicht lache!" "Nun, Rin betet ihn an. Und selbst hier die Kleine war nicht so erschrocken." "Weil sie gar keine Ahnung hatte, was sie da anrichten hätte können. - Was machen wir jetzt?" "Ehrlich gesagt, nervt ihr zwei mehr als ein Sack Flöhe zum Hüten. Die schlagen wenigstens keine Leute zusammen oder können jemanden töten. Fragen wir ihn, ob er mit in unser Zimmer kommt. Dort können wir essen und dann schlafen. Dieser Tag war sehr lang." ************************************************* Er wird noch länger, Kagome: das nächste Kapitel heisst: Die Nacht im Hotel. Wer so nett ist und einen Kommi hinterlässt, bekommt, wie immer, eine ENS. bye Kapitel 4: Die Nacht im Hotel ----------------------------- Hallo, ich freue mich über alle, die mitlesen und natürlich vor allem, über die, die mir ihre Kommentare hinterlassen. Kagome ist langsam müde, und hofft ins Bett zu gehen.(Ja, ein Zimmer für drei. Hotels sind teuer...) Aber sie hat nicht an alles gedacht... 4. Die Nacht im Hotel Zu Kagomes Leidwesen lehnte Sesshomaru den Vorschlag, sich zurückzuziehen ab. "Es ist angenehm hier. - Und diese Menschen erzählten, in einer Stunde würde ein Schwertkampf beginnen. Ich bin ein wenig interessiert, was diese schwächlichen Wesen zustande bringen." "Na schön", seufzte sie: "Das hört sich nach einem friedlichen Abendprogramm an. Einverstanden." Ein kalter Blick: "Brauche ich etwa deine Erlaubnis?" "Äh, nein, natürlich nicht." Inuyasha grinste etwas: "Sie hat bloß Angst, dass wir hier ein Blutbad anrichten." "Ich habe keinen Nutzen davon." Er drehte sich wieder zum Wald, suchte die Gerüche dort. Kagome wollte Inuyasha schon weiterziehen, als ein Mann zu ihnen trat, deutlich als sehr vornehmer Fürst gekleidet. "Ähm... Verzeihen Sie, aber haben Sie keine Angst?" Kagome und Inuyasha starrten ihn irritiert an, erst recht, als sie bemerkten, dass diese Anrede Sesshomaru galt. Der Hundedämon drehte sich nicht um: "Nein. Sollte ich?" "Dieses Fell über Ihrer Schulter...Wissen Sie nicht, was das bedeutet?" Und da der Mann annahm, die Antwort sei nein, da die anderen beiden ihn jetzt endgültig verwundert ansahen: "Ein solches Fell war nach der Überlieferung ein bestimmtes Rangabzeichen. Nur ein sehr hochrangiger Fürst durfte es tragen. Und zwar ein Fürst der Dämonen. Glauben Sie nicht an Dämonen?" Sesshomaru sah noch immer zum Wald, der langsam in die Dämmerung sank: "Wenn es ein Wesen geben sollte, das behauptet, mir würde das nicht zustehen, so ist es mir noch nie begegnet. Aber es wäre sowieso tot." "Sie spielen den Dämonenfürsten jedenfalls perfekt. Sogar die Markierungen haben Sie sich tätowieren lassen", gab der andere zu: "Ich wollte Sie nur warnen. Denn man erzählt sich, dass es im Nationalpark manchmal noch Dämonen geben soll." "Tatsächlich." Der Unbekannte merkte, dass seine Unterhaltung nicht erwünscht war und ging. Kagome neigte sich zu Inuyasha: "Ist das wirklich ein Rangabzeichen?" "Keine Ahnung. Also, ich weiß es echt nicht. Außer ihm läuft ja keiner damit rum." "Es ist", sagte Sesshomaru nur. "Oh, vielen herzlichen Dank für die ausführliche Erläuterung." Kagome klang sarkastisch. Der Hundedämon sah noch immer in die Landschaft: "Inuyasha, sag ihr, dass sie zwar nützlich, aber nicht unersetzlich ist." Da das eine Drohung war, zog sich Kagome zurück. Inuyasha folgte ihr. In dieser Stimmung ließen sie ihn besser allein. Sesshomaru blickte in die Dunkelheit. Und in Anbetracht seines regungslosen Gesichts und seines starren Blicks hätte kein Beobachter vermutet, dass sich seine Gedanken mit einem kleinen Mädchen beschäftigten. Eine Frau in der Kleidung der Priesterinnen trat zu dem Hoteldirektor, der gerade den Aufbau des großen Showspektakels beaufsichtigte: "Äh...Hr. Kanaga...es tut mir leid, wenn ich Sie jetzt störe, aber..." "Was ist denn?" fauchte der ungnädig, erkannte dann die Fragerin: "Oh, Sie sind es. Möchten Sie wissen, wann Sie mit Ihrem Vortrag dran sind? Sie sprechen heute doch über die Rolle der Priesterinnen im mittelalterlichen Japan?" "Ja, das tue ich. - Ich bin ja Priesterin an einem der größten Tempel des Landes, nun, zumindest an einem der berühmtesten." "Ihre Rede ist dran...Sekunde...ah ja, hier: nach dem Schwertkampf und der kurzen Musikpause. Sie werden gewiss ein interessiertes Publikum haben." "Ein sehr interessantes, vor allem." "Bitte?" "Oh, nichts. - Hr. Kanaga...ich habe da drei Gäste gesehen, die mir sehr ungewöhnlich vorkamen. Die beiden jungen Männer tragen Schwerter und zumindest einer eine Rüstung die aus der Zeit der Kriegerischen Staaten stammen. Es sind Originale und sie müssen ein Vermögen wert sein. Der Dialekt, den sie sprechen, ist fehlerlos. Sie müssen einem historischen Verein angehört oder sonst wie sehr spezialisiert sein. Wissen Sie etwas über sie?" "Die beiden mit einem Albino als Elternteil?" "Bitte?" "Nun, schneeweiße Haare bei so jungen Leuten ist sehr ungewöhnlich. Ja, ich erinnere mich. Einer spielt wohl einen Halbdämon...er hat sich sogar Hundeohren aufgesetzt. Und der andere einen Fürsten. Hr. Fuiji sagte mir, dass dieses seltsame Fell auf der Schulter nur einem Dämonenfürsten zustehen würde. Diese beiden lieben wohl die dunkle Seite. Tja. Also, wenn Sie keine weiteren Fragen haben...ich muss arbeiten..." "Ja, natürlich. Verzeihen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe." Die Priesterin verneigte sich höflich und zog sich zurück. Sie war beunruhigt. Der kurze Dialog hatte sie nur noch nervöser gemacht. Sie war nicht ohne Grund Priesterin, hatte eine gute Ausbildung genossen. Und sie erkannte Magie, wenn sie sie sah. Der eine spielte einen Halbdämon, der andere einen Dämonenfürsten? Nie im Leben. Sie hatte die Magie bei dem Halbdämon gespürt...und die Macht des anderen übertraf alles, was sie je kennen gelernt hatte. Und das Mädchen bei ihnen war ebenfalls ungewöhnlich. Sie trug die gleiche Kleidung wie sie selbst, die einer Priesterin. Und das war sie auch. Aber sie war mit Sicherheit die stärkste, die ihr je untergekommen war. Wenn ihre Gefühle sie nicht täuschten, war das die ungewöhnlichste Reisegruppe, die je bekannt geworden war. Und die magischste. Was wollten sie nur hier bei so einem mittelalterlichen Fest? Sie musste sie fragen. Und da fing sie am besten bei der Berufskollegin an, selbst, wenn die sich mit Dämonen verbündet hatte. Ihre Energie war noch immer strahlend hell, was das Rätsel nur noch größer machte. Kagome sah höflich auf, als eine ihr gleichgekleidete Frau zu ihr trat. Und dann stutzte sie. Sie erkannte die helle Energie einer Priesterin. Diese Frau trug diese Kleidung nicht als Verkleidung. So sagte sie höflich: "Guten Abend, Priesterin. Kann ich Ihnen helfen?" "Ja, das können Sie." Die andere war unerwartet höflich: "Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten, Schwester - Mein Name ist Hitomi." "Kagome. Okay. - Warte bitte hier, Inuyasha." "Klar." Der Halbdämon lehnte sich nachlässig an die Wand. "Oh, und..." "Ja, ja, ich weiß. Keine Schlägereien, keine Schwierigkeiten, keine Toten." Hitomi schien nicht überrascht, führte Kagome aber etwas seitwärts: "Wie Sie sicher..." "Entschuldigung. Sie können mich duzen. Ich bin noch nicht so alt." "Dann sag aber auch du zu mir. - Ihr seid eine sehr ungewöhnliche Reisegruppe." "Ja?" "Ich spüre eure Macht. Ihr spielt eure Rollen nicht. Ihr seid es wirklich." "Ebenso wie du." Hitomi lächelte: "Du spürst es auch? - Was treibt einen Dämonenfürsten hierher? Und einen Halbdämonen und eine so mächtige Priesterin wie dich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr nur dem Fest zusehen wollt." "Nein. Das war Zufall." Kagome überlegte. Was sollte, konnte sie dieser Frau sagen? Aber wenn das eine echte, geborene Priesterin mit einiger magischer Macht war, konnte sie ihnen Probleme bereiten, zumindest, was die Öffentlichkeit anging. "Wir suchen hier in der Gegend den Zugang zum Zwischenreich." "Das Zwischenreich? Ich habe davon gehört, ja, in Legenden. Das gibt es tatsächlich?" "Ich kann es nur hoffen." "Aber, was wollt ihr in der Welt zwischen Leben und Tod?" "Ein Schwert wurde gestohlen." Kagome sah, dass die andere irritiert war: "Ein so mächtiges Schwert, dass es das Jenseits und das Diesseits durcheinander bringen kann." "Ich verstehe. Der Dämonenfürst trägt eine Scheide ohne Schwert. - Er ist sicher wütend." "Ja." "Aber, was bringt ihn dazu, hier die Nacht mit Menschen zu verbringen?" "Er schuldet mir einen Gefallen. - Und er versprach mir, kein Blutbad anzurichten." Kagome seufzte: "Ich denke schon, dass er sich daran hält." "Ich verstehe. Um in das Zwischenreich zu gelangen, müssen eure Kräfte vereint werden, ebenso um dieses Schwert zurückzuholen. Darum hast du eingewilligt, mit einem Dämonenfürsten zu reisen. Sonst ist die Welt in Gefahr. Du bist wirklich eine wahre Priesterin." Das klang mehr als anerkennend. "Na ja...ich habe keine Ausbildung genossen, wie du." Kagome sah etwas verlegen zu Boden. "Nun, deine Macht ist sicher viel größer als meine, das spüre ich. Und du hast einen interessanten Leibwächter...." "Inuyasha? Er ist doch nicht mein Leibwächter." "Das dachte ich mir. Verzeih, wenn ich das so frage...aber eine Gruppe, bestehend aus einem Dämonenfürsten, einer menschlichen Priesterin und einem Halbdämon...er ist nicht dein Sohn?" "NEIN!" Kagome war entsetzt: "Er ist...mein Freund, einfach." "Das dachte ich mir fast. Denn wenn man sich mit einem Dämon einlässt, verfällt das Herz dem Bösen, so heißt es. Ist dein Freund der Sohn des Dämonenfürsten?" Jetzt reichte es langsam wirklich: "Sie sind Halbbrüder, Hitomi. FALLS es dich etwas angeht." "Nein, entschuldige. Aber es ist selten, das man solche Leute wie euch trifft, diese Macht zu spüren bekommt. Obwohl ich hier im Hotel wahrscheinlich die einzige bin, die das spüren kann." "Das kann ich nur hoffen. - Und was hast du hier zu tun, Hitomi?" "Ich wurde von meinem Tempel geschickt. Ich halte heute einen Vortrag über die Rolle der Priesterinnen zur Zeit der Kriegerischen Staaten. Interessiert dich das?" "Tja, irgendwie wohl schon. - Ich muss jetzt gehen. Der Schwertkampf fängt bestimmt bald an. Und da möchte ich meine beiden Chaoten unter Kontrolle haben." "Ich verstehe." Hitomi sah ihr nach: du bist vermutlich das einzige Geschöpf, das einen Halbdämon und einen Dämonenfürsten als Chaoten anzusprechen wagt. Sie muss wirklich eine sehr mächtige Priesterin sein. Und für mich bleibt jetzt noch eines zu tun... Sie ging in ihr Zimmer, rief über ihr Handy im Tempel an und schilderte ihrer Oberpriesterin die Lage. Die schwieg einen Moment. "Bist du sicher, dass du dich nicht irrst?" "Ich habe wirklich alles versucht, mich eines Irrtums zu überführen. Aber diese drei sind sehr magisch." "Dann glaubst du diesem Mädchen, dass sie versuchen, in das Zwischenreich zu gelangen?" "Sie hat eine reine Seele, das spüre ich. Sie kann nicht lügen" "Gut. Dann ist also wirklich die Welt in Gefahr. - Halte deinen Vortrag, aber versuche, herauszufinden, wohin diese drei morgen gehen, wo sich der Eingang zum Zwischenreich befindet. Wenn sie von dort wiederkehren, werden wir sie erwarten...und ihnen nach Möglichkeit helfen." "Helfen? Mutter, es handelt sich um einen Dämonenfürsten..." "Sei nicht dumm. Dämonenfürst hin oder her: er trug wohl schon länger ein so starkes Schwert, ohne dass das Diesseits oder das Jenseits Schaden litten. Jetzt fürchtet selbst eine so mächtige Priesterin wie diese Kagome um die Zukunft der Welt. Der Dieb ist mit Sicherheit gefährlicher als der eigentliche Besitzer. Wir müssen daher diesem helfen. Und da wir das nicht im Zwischenreich können, also, wenn sie zurückkommen." "Ich habe verstanden. Ich werde tun, was nötig ist." "Morgen um diese Zeit werde ich mit einigen Schwestern bei dir sein." "Danke, Mutter." Sie legte auf. Vor dem Hotel hatte die Direktion einen großen Platz von riesigen Feuern beleuchten lassen. Dort sollte in Kürze der Schwertkampf beginnen und die Gäste versammelten sich langsam. "Entschuldigen Sie", sagte jemand zu Inuyasha. "Ja?" "Woher haben Sie denn diese süßen Ohren?" Die Frau griff schon hin. "He!" Er sprang hastig zurück. "Entschuldigung. Bitte, wo haben Sie sie gekauft?" "Er hat sie von seiner Mutter", antwortete Kagome eilig. "Oh, selber gemacht? Wie schade..." Die Frau in Prinzessinnenlook ging weiter. Inuyasha fasste unwillkürlich an seine Ohren: "Was habe nur alle immer mit ihnen?" "Sie reizen zum Knuddeln", gab Kagome zu: "Ich habe ja auch schon,..." "Davon weiß ich ja gar nichts...?" "Äh...nun, du warst da noch am Baum." "Keh!" Aber er blieb stehen: "Hier können wir bleiben und zusehen." "Wo ist eigentlich Sesshomaru schon wieder?" Kagome hatte die Frage kaum ausgesprochen, als sie am Kribbeln im Kreuz erkannte, dass er hinter ihr war. So meinte sie nur: "Schön, dass du mit zusehen willst." "Da kommen die Schwertkämpfer..." Inuyasha nickte auf die andere Seite, wo die Zuschauer das Klatschen anfingen. Die vier Stuntmen begannen mit ihrer Show. Kagome sah fasziniert zu, für einen Moment vergessend, wer da alles neben ihr stand. "Na ja, " sagte Inuyasha: "Aber für Menschen nicht schlecht." "Zu langsam, selbst für Menschen. - Und sie spielen nur Theater." Kagome drehte den Kopf zu dem Hundedämon: "Hast du etwa erwartet, dass sich hier wirklich Leute umbringen?" "Natürlich." Sie schluckte etwas: "Das war mal im Alten Rom üblich. Aber so unzivilisiert sind wir nicht mehr. Das sind ausgebildete Schauspieler, die sich auf solche Shows spezialisiert haben. - Okay, gegen euch hätten sie keine Chance. Aber sie sind es eben auch nicht gewohnt, auf Leben und Tod zu kämpfen." "Das macht sie schwach", erklärte Inuyasha prompt: "Aber ich weiß schon, in deiner Epoche muss sich niemand selbst verteidigen, nicht? - Von solchen kleinen Zwischenfällen wie die Fünf an der Strasse abgesehen." "Schon gut", murmelte sie: "Ich bin euch ja auch dankbar gewesen. Aber das kommt selten vor." Sie sah wieder zu den Stuntmen. Also, ihr gefiel die Show. Es war schönes Theater und nur Profis konnten da rummaulen. Und dieser Sesshomaru hatte doch allen Ernsts angenommen, sie würden sich wirklich umbringen? Es wurde Zeit, dass der Hundedämon aus dieser Epoche verschwand. Nach der vielbeklatschten Schwertshow verschwanden die Stuntmen und Mitarbeiter des Hotels kamen, um rasch aufzuräumen, Platz für die folgende Musikdarbietung zu schaffen. Kagome interessierte das wenig. Langsam sehnte sie sich nach einem Bett: "Hört mal...Jungs..." Sie zögerte unwillkürlich mit dieser Anrede: "Ich finde, wir sollten langsam auf unser Zimmer gehen. Ich bin müde und morgen wollen wir doch bei Sonnenaufgang aufstehen...." Sie brach ab, da sich plötzlich sowohl Sesshomaru als auch Inuyasha anspannten, witterten. "Ein Dämon..." sagte der jüngere Bruder: "Der Mann hatte recht. In diesem Nationalpark gibt es Dämonen." "Der kommt doch nicht etwa zum Hotel?!" erkundigte sich Kagome entsetzt. Sie hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, im 20. Jahrhundert auf Dämonenjagd gehen zu müssen. "Entschuldigung.." Eine Frau trat zu Sesshomaru, die sie erkannten: das war die Mutter des kleinen Mädchens, das ihm am Nachmittag lästig gefallen war: "Haben Sie zufällig Mikako gesehen?" "Nein." Der Hundedämon sah an ihr vorbei in die Nacht. "Wo ist sie denn hin?" fragte Kagome höflich. "Sie wollte rasch in unser Zimmer...aber ich denke, sie wird eine Abkürzung genommen haben, vielleicht sich hier auf dem Gelände verlaufen haben." Die Mutter seufzte: "Danke. Ich werde weiter suchen." Sie verschwand. Inuyasha legte die Hand an Tessaiga: "Er kommt näher....Und da ist noch ein Geruch in dieser Richtung...Mist!" Er rannte los. Kagome wollte sich gerade bei Sesshomaru erkundigen, ob etwa Mikako auch in dieser Gegend sei, als sie feststellte, dass der ebenfalls schon in der Nacht verschwunden war. Nun, falls das kleine Mädchen dort war- besseren Schutz konnte sie kaum bekommen. So blieb sie abwartend stehen. "Kagome..." Sie drehte sich um, erkannte die Priesterin: "Oh, Hitomi...noch mehr Fragen?" Das klang nicht begeistert. "Entschuldige. - Ich spüre Dämonenenergie dort in der Nacht." "Ja, da ist wohl einer." "Und was machen die beiden mit ihm...?" "Komische Frage." Kagome war ernsthaft irritiert: "Was macht man mit einem Dämonen, der sich einem Hotel mit Menschen nähert? Sie werden ihn töten." "Sie...beschützen Menschen?" Aber Hitomi merkte schon, dass ihre Kollegin im Augenblick nicht viel vom reden hielt und zog sich wieder zurück. Kurz darauf kehrte Inuyasha zurück. Im Arm trug er Mikako, die von ihrer Mutter erleichtert empfangen wurde. Die Geschichte des kleinen Mädchens war kurz. Sie hatte sich in der Dunkelheit in der Richtung geirrt und war durch Büsche an den Waldrand gelangt. Ein seltsames Wesen hatte sich auf sie gestürzt, sie hochgehoben. Sie meinte, es sei eine riesige Schlange mit spitzen Zähnen gewesen, aber die meisten ihrer Zuhörer hielten das für einen Alptraum...oder ihre Erfindung aus Angst. Dann sei der nette Mann mit den langen weißen Haaren und dem Fell gekommen, habe eine Handbewegung gemacht und die Schlange sei weg gewesen. Der Junge mit dem roten Gewand habe sie aufgefangen und hierher gebracht. Hitomi war klar, dass diese beiden das Mädchen gerade vor einem Dämon beschützt hatten. Aber sie wusste auch, dass ihr diese gesamte Geschichte keiner der anderen Hotelgäste glauben würde. Dämonen, ich bitte Sie, würde sie zu hören bekommen. Und wenn dieser Dämonenfürst den Angreifer wirklich mit einer Handbewegung zerstört hatte, würde es keinerlei Beweise dafür geben. Sie sah hinüber, wo die drei seltsamen Gäste gerade noch gewesen waren. Aber jetzt war die Stelle leer. In ihrem Zimmer legte sich Kagome sofort hin, zog sich die Decke über den Kopf. Ihr reichte die Aufregung dieses Tages und dieser Nacht. Inuyasha setzte sich neben sie an die Wand, Tessaiga im Schoss, und sie wusste, er würde über ihren Schlaf wachen, wie immer. Sesshomaru ließ sich neben dem Fenster nieder, seiner Schwerter nur zurücklegend. Auch er würde gewiss nicht schlafen. Irgendwie fühlte sie sich absolut beschützt und war denn auch rasch eingeschlafen. ***************************************** beschützt, ja. Und sie freut sich schon auf morgen, um ohne die beiden nach Tokio zurückzukehren... Sesshomarus Plan für morgen ist auch einfach: in das Zwischenreich zu gehen, mit seinem Halbbruder, wenn es denn sein muss, den Dieb zu finden, zu bestrafen und in seine Zeit zurückzukehren. Also kann eigentlich nichts schiefgehen, oder? Das nächste Kapitel heisst: Der Gang ins Zwischenreich. Wer mit einen Kommentar hinterlässt, dem schicke ich brav eine ENS, wenn es freigeschaltet ist. bye Hotep Kapitel 5: Der Gang ins Zwischenreich ------------------------------------- Hallo...und danke.Vielen Dank. Über 100 Kommentare..ich bin wirklich sehr hin und weg.. Danke und *knuddel* (wer es denn mag...) Es stimmt natürlich: ganz so einfach wird es nicht. Und die Priesterinnen warten, wie sie sagten, ja auf die Rückkehr aus dem Zwischenreich... 5. Der Gang ins Zwischenreich Bei Morgengrauen wurde Kagome von zwei deutlich aufbruchbereiten Hundebrüdern geweckt. Sie seufzte zwar etwas- für ihren Geschmack war die Nacht zu kurz gewesen- setzte sich aber auf. "Na schön", murmelte sie: "Dann bestell ich Frühstück für...drei? Und dann gebe ich meine Verkleidung zurück. Tja, und dann muss ich noch das Hotel bezahlen." Ein Seitenblick: "Könntest du noch einmal...?" Sesshomaru streckte die Hand aus und sie reichte ihm wieder einen 10.000 Yen Schein. Sekunden später gab er ihr fünf zurück. Das war wirklich mal eine praktische Art, Geld zu machen, und sie überlegte kurz, wie sie ihr Taschengeld auf diese Art vervielfältigen lassen könnte. Aber vermutlich funktionierte das nur, wenn er das Gefühl hatte, sie würde sonst für ihn Rechnungen bezahlen. Klar, dass das dieser arrogante Typ nie zulassen würde. Als sie sich umzog, schien es ihr, als sei die Dame vom Empfang höflicher als gestern. Aber das mochte eine Täuschung sein. Kagome konnte nicht wissen, dass inzwischen dem Personal das Gerücht zu Ohren gekommen war, sie drei seien Hotelkritiker, oder noch schlimmer, Leute der Muttergesellschaft, die diese mittelalterlichen Hotels in ganz Japan betrieb. Keiner wollte der Mitarbeiter sein, der negativ im Bericht erschien. Inzwischen warteten ihre Begleiter deutlich gelangweilt vor der Tür. Inuyasha hatte es tatsächlich geschafft, das auf drei Personen berechnete Frühstück bis auf das eine Brötchen, das Kagome gegessen hatte, komplett zu verdrücken. Er war mit seinem Hotelbesuch sehr zufrieden und dachte auch, dass sie eigentlich, ziemlich sicher, sehr unauffällig gewesen waren. Als das Mädchen auftauchte, begleiteten die beiden sie zur Rezeption, wo sie bezahlte. Für einen Moment kam es ihr wieder vor, als habe sie zwei Bodyguards. So musste sich vermutlich ein Filmstar fühlen, wobei dessen Bewacher sicher nicht so gefährlich wie die waren, die im Moment hinter ihr standen. Kagome war daher ausgesprochen gut gelaunt, als sie sich umdrehte: "Also, gehen wir zum Regenbogenwasserfall." Und sie spazierte aus dem Hotel. Inuyasha folgte ihr. Mit kurzem Zögern tat es auch Sesshomaru. Nur noch ein wenig Zeit, dann war er dieses Menschenmädchen los, das anscheinend keinen Sinn dafür hatte, wer hier eigentlich das Sagen hatte. Und leider konnte er sie nicht umbringen. Das hätte ihm nur einen völlig sinnlosen Kampf mit Inuyasha eingebracht. Nicht, dass er nicht gewinnen könnte, aber es wäre Zeitverschwendung. Wichtiger war es jetzt, den Kerl zu finden, der die Unverschämtheit besessen hatte, Tensaiga zu stehlen. Das Schwert an sich war ja ziemlich nutzlos, aber eben nur ziemlich. Und außerdem gehörte es ihm, war das einzige, das er von seinem Vater besaß. NIEMAND durfte seine Hand daran legen. Und besonders hatte dieser Unbekannte es auch noch geschafft, ihn in solch eine peinliche Lage zu bringen, einen Menschen spielen zu müssen. Von der verdrießlichen Situation zuvor, sich nicht mehr verwandeln zu können, bis diese Kagome ihn gerettet hatte, ganz zu schweigen. Während sie den Nationalpark betraten, überlegte er sich einige neue Abschnitte seines Handbuches, wie man einen Dämonen zerlegen konnte, ohne ihn umzubringen. Als er bei Kapitel 89 war, blieb Kagome stehen: "Da ist der Wegweiser. Wir müssen jetzt links hoch." Inuyasha starrte auf die Holzpfeile: "Komisch. Seit wann kann ich nicht mehr lesen? Da steht schon was von Regenbogenwasserfall...aber das andere?" "Das heißt auch Regenbogenwasserfall, ist aber in anderen Buchstaben geschrieben. Das ist englisch, für die Touristen, die hierher kommen, " erklärte Kagome hilfsbereit. "Aha. Ich verstehe." Nichts an seinem Tonfall verriet, das dem so war. "Wirklich?" fragte sie daher auch: "Englisch ist in dieser Epoche eine Sprache, die von sehr vielen Menschen zumindest teilweise verstanden wird. Und die haben eben eine ganz andere Schrift, als wir." "Sehr kompliziert...." Er guckte das Schild an. Sesshomaru interessierte sich wenig für die Sprachregelungen dieser Epoche. Er ging den angedeuteten Pfad. So liefen ihm die anderen beiden denn auch hinterher. Immerhin wollten sie alle so rasch wie möglich an diesem Wasserfall sein, bei dem angeblich das Tor zu einer Welt lag, die zwischen Diesseits und Jenseits lag. Zumindest, wenn man dieser Landkarte vertraute. Kagome hatte da ihre Zweifel. Kaum etwas, das ihr Großvater als toll und alt und magisch beschrieben hatte, hatte je funktioniert. Aber schön, diese No- Maske war echt geisterhaft gewesen und die Gerüchte um das Juwel der 4 Seelen hatten auch gestimmt. Und diese blöde Schachtel war erst bei der Berührung des Hundedämons aufgegangen. Also war vielleicht wirklich etwas dran. Sesshomaru sah außer in dieser Landkarte keine Möglichkeit; ohne Tensaiga in dieses Zwischenreich zu kommen. Es musste einfach einmal etwas gelingen. Seitdem ihn dieser...ihm fiel wirklich kein passender Ausdruck ein, nun, dieser zukünftige Tote überfallen hatte, war schon genug daneben gegangen. Und eines war ihm klar: der Angreifer war nicht aus dem Diesseits gekommen. Also blieb eigentlich nur das Zwischenreich. Denn er hatte nicht nach Jenseits, nach Tod, gerochen. "Ist das schön", sagte Kagome aus tiefstem Herzen, als sie den Wasserfall erreichten. Die Morgensonne beleuchtete den Schleier aus feinsten Tröpfchen und es wurde klar, warum das hier Regenbogen- Wasserfall hieß. Sesshomaru hatte weniger Sinn für die Schönheit der Landschaft: "Eine Barriere..." "Wie bitte?" Inuyasha zog die Augen zusammen: "Tatsächlich. Der Wasserfall selbst ist ein Bannkreis. Und wohl kein schwacher. Aber mit Tessaiga schaffe ich ihn." "Schön." Kagome nahm an, dass die beiden jetzt gleich verschwinden würden: "Inuyasha, der große Rucksack...da sind eure...Verkleidungen drin. Lege ihn doch dort hinten ins Gebüsch. Den musst du ja nicht mit ins Jenseits nehmen." Da das mehr als vernünftig war, befolgte der Halbdämon den Tipp: "Müssen wir uns denn etwa wieder verkleiden, wenn wir hierher zurückkommen?" "Wäre vermutlich nicht schlecht." Sie bemerkte, dass Sesshomaru sie aus den Augenwinkeln ansah: "Nun, wenn ihr zurück nach Tokio wollt müsst ihr wieder mit der Bahn fahren....Und eure Kleidung fällt halt auf." Der Hundedämon schwieg zu diesem Thema. Er hatte seine eigenen Ansichten darüber. Wichtiger war es nun, herauszufinden, wie man diese Barriere beseitigen, das Tor öffnen konnte. Er spürte die Stärke der Magie und war sicher, dass selbst er da kaum durchkommen würde. So gesehen war es ein glücklicher Umstand, dass Inuyasha und Tessaiga da waren. Der Halbdämon aktivierte denn auch sein Schwert, das rot aufleuchtete, schlug damit auf der Linie des Windes gegen den Wasserfall. Nichts passierte. Er versuchte es noch dreimal, ehe er die Klinge senkte: "Das klappt nicht. Selbst Tessaiga ist zu schwach gegen diese Magie. - Hast du keine Idee, Sesshomaru?" "Das andere Tor zur Zwischenwelt öffnete sich mir nur, da ich Tensaiga einsetzte." Das durfte doch nicht wahr sein. Hier stand er, vermutlich einer der mächtigsten Dämonen, und war hilflos vor einer Barriere? "Nun ja", sagte Kagome: "Wir hätten uns eigentlich denken, können, dass der Weg ins Jenseits oder besser in dieses Zwischenreich gut geschützt ist. Sonst kämen ja Wesen aus den anderen Welten ins Diesseits...oder andersherum." Inuyasha sah zu seinem Halbbruder: "Tensaiga...Hör mal, Sesshomaru, du hast doch noch die Scheide, oder? Also, bei Tessaiga ist es so, dass auch die Schwertscheide über magische Fähigkeiten verfügt. Da unsere Schwerter gleichwertig sind, müsste das auch bei dir der Fall sein." Nun, einen Versuch ist es wert, dachte der Hundedämon und zog die Scheide. Ich will und muss diesen Dieb finden. Er spürte, wie das Holz in seiner Hand zu pulsieren begann. Irgendetwas geschah. Dann sahen es alle drei: der Wasserfall schien sich in der Mitte aufzulösen, etwas die ein dunkles Loch entstand, das für einen Moment so blieb, dann sich wieder verkleinerte. Sesshomaru sprang sofort hinein. Das war das Portal und es öffnete sich anscheinend nur sehr kurz. Inuyasha hatte ebenfalls begriffen. In seiner Eile reagierte er instinktiv, also ohne Nachzudenken, packte Kagome und sprang mit der Überraschten ebenfalls durch das Portal. Sie waren in einem dunklen Gang gelandet, dessen matt in Blau schimmernde Wände eine Ahnung von Licht verbreiteten. Kagome war schwindelig und sie musste sich an Inuyasha festhalten. Was hatte das denn gesollt? Sie waren sich doch einig gewesen, dass sie nicht mit ins Jenseits musste...und jetzt diese Aktion. Außerdem war ihr plötzlich schlecht. Am liebsten hätte sie ihn "Platz" machen lassen, aber da sie sich an ihm festhalten musste, um nicht umzufallen, war das keine so gute Idee. "Inuyasha!" Der Hundedämon klang ebenfalls nicht begeistert: "Warum hast du das gemacht?" "Äh, keine Ahnung, ehrlich. - Tut mir leid, Kagome. Ich wollte dich wirklich nicht in Gefahr bringen. - Ist dir nicht gut?" "Gar nicht", gab sie zurück: "Mir ist schwindelig...ich habe das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen." "Das gibt sich gleich. - Sesshomaru, öffne noch einmal das Tor, dann bringe ich sie schnell zurück." "Selbst ein Halbdämon wie du müsste genug von Magie verstehen, um zu wissen, dass man solch ein Tor nur einmal benutzen kann. Wir können hier noch einmal hinaus gelangen, aber nicht mehr." "Das heißt, sie muss jetzt mit?" Inuyasha klang bemerkenswert kleinlaut: "Das tut mir echt leid, Kagome, ehrlich." Für einen Moment überlegte sie ernsthaft, wie Sesshomaru reagieren würde, würde sie ihn bitten, sich an ihm festhalten zu dürfen, damit dieser Idiot "Platz" machen musste. Aber dann ließ sie es doch lieber sein. "Sie ist dein Ballast. Wobei ich zu bezweifeln wage, dass du auch ohne diese Bürde eine Hilfe wärst." Sesshomaru wandte sich ab und betrachtete den Gang, setzte sich in Bewegung. "Keh!" Inuyasha presste etwas die Zähne zusammen, schob aber Kagome hinter sich: "Komm, ich werde dich eben tragen." Als sie auf seinem Rücken war, murmelte sie: "Ich versteh gar nicht, warum ich mich so komisch fühle. Als wir im Zwischenreich am Grab deines Vaters waren, war ich doch auch in Ordnung." "Ja, seltsam ist das schon." Er ging hinter seinem Halbbruder her. Dieser bewies sofort sein gutes Gehör. Als die beiden noch einen Schritt hinter ihm waren, meinte er: "Das kann auch nur euch wundern. Das hier ist nicht das Zwischenreich, sondern der Weg dorthin. Dies ist eine andere Dimension. Menschen ohne Magie sterben hier...eine Priesterin wohl nicht sofort. Und auch schwächliche Halbdämonen werden Ärger bekommen, wenn sie sich hier länger aufhalten." "Ach nee", murrte Inuyasha: "Das hast du die ganze Zeit gewusst? Warum hast du nichts gesagt?" "Du hast dich mir aufgedrängt." Und dein Menschenmädchen mitgezerrt, ergänzte er in Gedanken. Aber das war nun eben passiert. Immerhin schien ihre Kraft auszureichen, sich dieser Welt zu stellen. Interessant. Kagome war alles andere als begeistert von diesen Neuigkeiten: "Wie lang ist dieser Gang denn?" Keine Antwort. Also wusste er es auch nicht, schloss sie daraus. Sie machte lieber wieder die Augen zu. Noch immer schien sich alles um sie zu drehen und sie war dankbar, dass sie sich an Inuyasha lehnen konnte. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als sie spürte, dass ihr Träger stehen blieb. "Ja, so ein Mist!" sagte Inuyasha aus Herzensgrunde. Das klang nun gar nicht gut und so öffnete sie die Augen. Es war recht dunkel hier im Gang aber irgendwie leuchteten die Wände jetzt mehr als vorher- oder sie hatte sich besser an diese Düsternis gewohnt. Da Sesshomaru neben ihnen stand, schien der Weg zu Ende zu sein. Vorsichtig guckte sie über Inuyashas Schulter. Vor ihnen dehnte sich, in der Dunkelheit verschwindend, eine Art Pfütze. Nein, korrigierte sie sich: das sah tiefer als eine Pfütze aus. "Müssen wir da durchschwimmen?" erkundigte sie sich. "Wäre kaum zu empfehlen." Inuyasha zuckte die Schultern, hielt Kagome aber gerade noch fest, die um ein Haar den Halt verloren hätte: "Das Zeug ist ätzend. Riechst du nichts?" "Jetzt, wo du es sagst..." Da Sesshomaru plötzlich zu leuchten schien, erkundigte sich sein Halbbruder: "Du willst darüber fliegen? Und uns hier lassen?" "Kannst du etwa fliegen?" "Du könntest uns tragen." "Idiot." "Ich sehe hier nur einen, nämlich dich. Wer von uns hat sich denn sein Schwert klauen lassen und sich dabei auch noch in eine "Hundeklemme"..." Inuyasha brach ab, da er plötzlich einem sehr intensiven Blick begegnete: "Schon gut. Ich will dich ja nicht ärgern." Schon darum nicht, weil ich sonst befürchte, dass du uns echt hier sitzen lässt. "Sondern ich will dir helfen, das Schwert unseres Vaters zurückzubekommen." "Hilfe, die ich weder erbeten habe, noch benötige." "Noch. Tessaiga kann Bannkreise schneiden und hat noch ein paar Tricks auf Lager. Und das weißt du auch." Natürlich wusste das der Hundedämon. Er verspürte nur nicht die geringste Lust, wie ein Packesel einen Halbdämon und einen Menschen über dieses Säurebad zu tragen. Aber in der Zwischenwelt mochte Tessaiga wirklich hilfreich sein, um Tensaiga zu finden. Er nahm nicht an, dass der Dieb es ohne Gegenwehr zurückgeben würde. Wenn ich diesen Kerl in die Finger bekomme...Es wurde allmählich wirklich zu seinem Mantra. "Das ist das letzte Mal, dass ich dir helfe. Bei der nächsten Schwierigkeit seid ihr auf euch gestellt." Sein Energiepegel stieg wieder an. Als er sich von Boden erhob, griff er hinüber, packte Inuyasha am Kragen, zog ihn mit empor. Kagome hielt sich krampfhaft fest. Das fehlte noch, dass sie jetzt ein Bad in dieser Brühe nahm, wenn schon Sesshomaru das Zeug für gefährlich hielt. Und der war gegen Gift doch ziemlich immun, soweit sie wusste. Inuyasha fand dieses "wie ein Welpe getragen werden" mehr als würdelos und tröstete sich nur mit der Vorstellung, dass sein arroganter Bruder vermutlich auch nicht gerade begeistert war. Überdies stellte er fest, dass es Kagome immer schlechter ging. Ihr Atem klang matter und sie redete nicht- bei ihr stets ein ernstes Zeichen. Er selbst spürte auch die ersten Hinweise einer ungewohnten Art Müdigkeit. Es wurde Zeit, dass sie diesen Gang verlassen konnten. Das Hindernis entpuppte sich, wie die Brüder schon vermutet hatten, als so lang, dass selbst sie es nicht hätten überspringen können. Nur jemand, der fliegen konnte, kam hier weiter. Ganz offenkundig war das von den Erbauern des Tunnels so geplant worden, vermutlich, um Spaziergänge zwischen den Welten zu unterbinden, wie sie es hier gerade vorhatten. Auf der anderen Seite öffnete der Hundedämon nur die Finger und landete selbst elegant. Inuyasha fiel aus gut drei Metern Höhe, fing sich mühsam ab, zumal er Kagome tragen musste, die wohl kaum noch bei Bewusstsein war. "Danke, du Idiot", knurrte er daher. Seinen Halbbruder ließ das kalt. Er drehte sich um und ging weiter. Erneut musste Inuyasha aufholen, zusehen, dass er mit ihm Schritt hielt, um nicht wie ein Dienstbote hinter ihm herwandern zu müssen. Seine Laune hob das keineswegs, aber er wusste auch, dass es wichtig war, hier rasch herauszukommen. Seine Sinne warnten ihn, dass auch sein Bewusstsein langsam eingetrübt wurde. Kagome musste es viel schlechter gehen. Seine Besorgnis wuchs. "Spürst du schon den anderen Ausgang?" erkundigte er sich daher nach einer Weile. "Riechst du nichts?" "Ich kann nichts mehr riechen. Diese Welt macht mich auch langsam fertig, " gab er zu. Im gleichen Moment hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, als so etwas zu sagen. Er musste ja noch schwächer sein, als er schon gedacht hatte, wenn er ausgerechnet diesem Kerl mitteilte, dass er mit seinen Vermutungen immer recht gehabt hatte, ein Halbdämon eben nur ein halber Dämon sei. Zu seiner Verwunderung schwieg Sesshomaru aber zu dem Thema, sondern meinte nur: "Wir erreichen bald den Ausgang." Das war ja direkt nett! Hatte der zarte Hinweis zuvor, dass er ja sein Schwert sich hatte klauen lassen, ihn doch etwas in seinem Hochmut gestört? Oder war ihm eingefallen, dass er ohne die Hilfe seines ungeliebten Halbbruders- und dessen menschlicher Freundin- noch immer als langhaariger Hund in Ponygröße durch die Gegend irren würde? Inuyasha beschloss jedenfalls, nichts zu sagen. Er brauchte seine Kräfte und Konzentration, denn komischerweise schien Kagome mit jedem Schritt den er machte, schwerer zu werden. Der Gang zwischen den Welten endete an einem dunkeln Portal, wie sie es schon kannten. Sesshomaru benutzte erneut Tensaigas Scheide, in der Hoffnung, das würde wieder funktionieren, was es auch tat. Er sprang ohne Probleme hinaus, Inuyasha musste seine Kräfte zusammensuchen. Aber draußen atmete er tief durch. Das war eindeutig besser. Vorsichtig legte er Kagome ab, die ebenfalls aufzuleben begann. Dann sah er sich um. "Ach du liebe Zeit..." Sie befanden sich in einem schmalen, engen Tal, dessen schwarze, schroffe Felsen es ungemütlich machten. Hinzu kam noch etwas wie ein Jammern, ein Klagen, das in der Luft war und von überall gleichzeitig zu kommen schien. An den Felsen tauchte hin und wieder etwas Weißes auf, das gleich wieder verschwand. Kagome, die sich aufgesetzt hatte, fühlte sich fast an eine Geisterbahn erinnert. Aber im Augenblick war sie froh, dass ihr nicht mehr schlecht war und sich nicht mehr alles um sie drehte. Sie sah automatisch zum Himmel auf, nur, um zu entdecken, dass er hier nicht, wie gewohnt blau oder wolkenverhangen war. Etwas wie rote Schleier zogen sich hin. Und ein Kreis in leuchtendem Rot sollte wohl die hiesige Sonne darstellen. Wunderbar. Sie hatte ja schon immer in eine Geisterwelt gewollt... Das konnte auch nur ihr passieren. Statt jetzt friedlich im Zug zurück nach Tokio zu sitzen, hatte Inuyasha sie gezwungen, diesen Trip mitzumachen. Sie sah ärgerlich zu ihm, begegnete einem besorgten Blick. "Geht es dir besser, Kagome?" "Ja. Was aber ja wohl nicht dein Verdienst ist. - Mach Platz." Inuyasha ging prompt zu Boden. "Gehen wir." Die beiden, die sich gerade am Anfang eines gewohnten Streites befunden hatten, sahen überrascht zu dem Hundedämon. Sesshomaru hatte sich abgewendet: "Eure kleinen Fehden ermüden mich. - Kommt oder lasst es sein." Kagome stand auf: "Weißt du denn, wo wir sind? Hast du es dir auf der Karte angesehen? Und wie willst du wissen, wohin der Dieb Tensaiga gebracht hat?" "Inuyasha, ich erinnere mich an einen Bann, der kleine Kinder dazu bringt, den Mund zu halten, wenn Erwachsene sprechen..." Er setzte sich in Bewegung. Kagome schnappte nach Luft. Aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass das keine leere Drohung war...nun eigentlich war es überhaupt keine Drohung, sondern schlicht eine Tatsachenfeststellung. Aber diese Unverschämtheit, sie als Kind zu bezeichnen...!! Und überhaupt: er hatte ihr nicht einmal geantwortet, sondern Inuyasha angesprochen. Wollte er jetzt etwa so tun, als sei sie nicht existent? Und sich nebenbei mit Inuyasha streiten? Na, das konnte ja eine tolle Suche nach Tensaiga werden. Der Halbdämon war aufgestanden, grinste jetzt etwas, als er ihr Gesicht sah, meinte aber nur: "Er ist wirklich reizend...nicht?" Aber er ging seinem Halbbruder hinterher. Kagome folgte. Was blieb ihr denn schon anderes übrig. Inuyasha sah nach vorn: "He, Sesshomaru? Was kommt denn Schönes auf uns zu, wenn wir aus diesem gemütlichen Tal sind?" Der blickte nicht zurück, antwortete aber: "Die Dhorn-Wüste." ********************************************** Das kann ein nettes Teamwork werden.*g* Wie immer: wer so nett ist, und mir einen Kommentar hinterlässt, bekommt eine ENS, wenn das nächste Kapitel on ist. bye Kapitel 6: Die Dhorn- Wüste --------------------------- Hallo, Ich freu mich wirklich sehr, dass ihr so mitgeht. Und hier kommt das nächste Kapitel. Ein recht ruhiges Kapitel. Wenn man durch eine Wüste läuft, kann man meditieren..oder mit seinem Schicksal hadern..oder auch feststellen, dass hinter einem noch immer zwei Leute hinterherlaufen, auf die man ein Auge haben sollte... 6. Die Dhorn- Wüste Das schmale Tal führte leicht bergab und die Dreiergruppe wanderte nun schon seit einigen Stunden unter dem roten Himmel. Kagome ging schweigsam neben Inuyasha. Das hatte zwei Gründe: der eine spazierte vor ihnen beiden her. Sie hielt Sesshomaru für mächtig und skrupellos genug, ihr tatsächlich wie angedroht einen Schweigebann anzuhexen und der Himmel allein wusste, wie sie den wieder loswerden würde. Zweitens war sie immer noch wütend auf Inuyasha, dass der sie einfach so mitgezerrt hatte. Und der sagte auch nichts zu ihr. Aus zwei ähnlichen Gründen. Erstens war er sich bewusst, dass die Laune seiner Menschenfreundin ungefähr die Temperatur von Packeis hatte, nicht ganz zu Unrecht, wie er sich zugab. Hätte er sie angesprochen, hätte ihre Antwort seiner Meinung nach nur in zwei Worten bestanden: "Mach Platz!" Darauf konnte er verzichten. Und zum zweiten hätte er nicht gewusst, über was er sich mit seinem Halbbruder hätte unterhalten sollen. Gemeinsame Kämpfe? Die hatten nur gegeneinander stattgefunden und selbst Inuyasha wagte zu bezweifeln, dass der Hundedämon die Anrede: "Hey, weißt du noch, wie ich dir den Arm abgehackt habe..." besonders gut finden würde. Alles, was er an dieser Situation noch retten konnte, war, Kagome zu beschützen, es ihr hier in dieser fremden Welt einfacher zu machen. Diese wurde langsam müde. Sie bekam Durst, aber da sie weder etwas zu trinken eingepackt hatte, noch hier irgendwo Wasser zu sehen war, sparte sie sich jeden Hinweis. Inuyasha sah zu ihr: "Brauchst du eine Pause?" Er kannte sie wirklich lange genug, um die Zeichen auch ohne Worte zu erfassen Sie nickte zu dem vorangehenden Hundedämon: "Ich glaube kaum, das ich sie bekomme, oder?" "Ich habe euch nicht eingeladen", sagte der nur, ohne sich umzudrehen. Sein Bruder bewies seine menschliche Anteilnahme:"Ich trage dich ein bisschen..." Sie nahm das Angebot dankbar an. Allerdings fiel ihr ein, dass sie in ernste Schwierigkeiten kommen konnte, falls es in diesem seltsamen Zwischenreich kein genießbares Wasser gab. Von Essen ganz zu schweigen. Hoffentlich würde der Aufenthalt hier ein sehr kurzer sein. Das Tal wurde immer schmaler, enger, ähnelte langsam mehr einer Klamm. Bald erreichten sie einen Punkt, an dem der Spalt, zu dem das Tal nun geworden war, steil abwärts führte. Sesshomaru blieb stehen, schien sich zu orientieren. Von ihrem Standpunkt aus hatten sie Überblick über die Ebene, die sich nun vor ihnen ausbreitete: die Dhorn-Wüste, eine Fläche aus Stein und Sand, scheinbar ohne jedes Leben. Da der Hundedämon schweigend weiterging, folgte ihm Inuyasha, noch immer Kagome tragend. Es dauerte noch einmal gut eine Stunde, ehe sie die Wüste selbst erreicht hatten. Die Sonne stand noch immer ziemlich oben am Himmel und Kagome vermutete, dass es hier früher Nachmittag war, wenn man das mit dem Diesseits vergleichen konnte. Sie drehte den Kopf zurück, betrachtete das Gebirge, aus dem sie gerade gekommen waren. Hoffentlich fanden sie hierher zurück, denn allzu viele Wege dürfte es kaum zwischen den Welten geben. In diesem Moment machte Inuyasha einen großen Satz. Da sie nicht damit gerechnet hatte, wäre sie fast hinuntergefallen. Es wäre wohl besser, sich auf den Weg zu konzentrieren. Sie sah, dass er über ein Loch im Boden gesprungen war, eher eine Senke. Sesshomaru hatte das ebenfalls gesehen und war seitlich ausgewichen. Und er erkannte, was diese Senke verursacht haben musste. Aber er behielt seine Idee für sich. Es war möglich, dass er sich unnötig Gedanken machte und das Letzte, was er wollte, war, sich vor seinem halbdämonischen Bruder- und dessen Menschenmädchen- lächerlich zu machen. Das hatte er in den letzten Tagen wirklich schon genug getan. So ging er nur weiter, bis ihm seine Nase verriet, dass es seitwärts Wasser geben musste. Er bog ab. Inuyasha witterte es ebenfalls: "Du bekommst etwas zu trinken, Kagome", sagte er. "Schön..." Sie war ein wenig überrascht, dass Sesshomaru ohne weitere Anfrage noch daran dachte, dass sie Wasser benötigte. Aber vermutlich war er das von Rin gewohnt. In einem Canyon lag eine kleine Quelle. Trotz ihres Durstes war Kagome vorsichtig genug, erst zu fragen, ob das Wasser auch in Ordnung sei. Da beide Halbbrüder nickten, trank sie langsam. Das Wasser war eiskalt und nach der Wüstentour war ihr sehr warm. Sie verspürte nicht die geringste Lust, sich eine Magenverstimmung einzuhandeln. Inuyasha ließ sich neben ihr nieder, trank ebenfalls, wusch sich ein wenig den Schweiß ab, ehe er sich an die Felswand lehnte, Tessaiga im Schoss. Er spürte noch die Nachwirkungen dieses seltsamen Tunnels. Kagome musste schlechter dran sein. "Wir können hier über Nacht bleiben, " sagte er: "Falls es denn hier eine Nacht gibt." "Das weiß ich nicht." Sesshomaru stand mit dem Rücken zu ihnen und musterte den Canyon. "Aber da ihr beide offenkundig schon erschöpft seid, werden wir wohl eine Pause machen." "Danke", murmelte Kagome ehrlich. Sie wusste, wenn er keine Rast machen würde, würde Inuyasha sie weitertragen, aber so war es besser. So setzte sie sich zu Inuyasha, lehnte sich ebenfalls an die Felswand und schloss die Augen. Der Halbdämon spürte bald, wie ihr Kopf gegen seine Schulter fiel, als sie eingeschlafen war. Ein wenig verlegen rutschte er vorsichtig, damit sie bequemer liegen konnte, meinte aber leise: "Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl. Aber ich kann nichts wittern. Du?" "Nein. - Es ist still hier." Sesshomaru stand noch immer mitten im Canyon. Das stimmte. Jetzt, wo es sein Halbbruder erwähnte, fiel Inuyasha auch auf, dass sie hier nichts mehr gehört hatten, seit sie diese Wüste betreten hatten. Das Jammern im Tal, in dem sie zuerst gewesen waren, hatte genervt. Aber diese vollkommene Stille tat das auch, verursachte das seltsame Gefühl, das etwas nicht stimmen würde. "Na ja, wenigstens können wir uns etwas entspannen. Hier gibt es niemanden, der uns Ärger machen könnte." "Du irrst dich." "Bitte?" Zum ersten Mal bemerkte Inuyasha, dass der Hundedämon wie ein Wachposten dort stand. "Was ist los? Du hast doch gesagt, dass du auch nichts riechen kannst. Spürst du etwas?" "Auch nicht. Aber unsere Sinne sind nicht unbedingt für das Zwischenreich geschaffen. - Du erinnerst dich an diese Senke am Rand der Wüste?" "Über die ich drübergesprungen bin? Klar. Und?" "Hast du nicht gesehen, dass das ein Fußabdruck war?" Der Halbdämon holte tief Luft: "Nein, das habe ich nicht gesehen. Und du hast ja auch nichts gesagt!" "Ich bin nicht für dich...und die da, verantwortlich." "Schön und gut. Aber da läuft offenbar jemand herum, der wohl einige Nummern größer ist, als wir, uns vielleicht angreifen will. Meinst du nicht, du hättest mich etwas vorwarnen können? Ich fände es direkt nett, auch mal etwas zu erfahren, bevor der Angriff passiert." Keine Antwort. Schön, dachte Inuyasha. Immerhin habe ich die Information jetzt bekommen, warum er da so wachsam in der Gegend steht. Sekunde. Bedeutet das etwa, er bewacht UNS während der Pause, die er UNS zuliebe eingelegt hat? Dann ist er ja direkt netter, als es seine Worte vermuten lassen. Träum weiter, Inuyasha. Dieser Typ ist ein vollkommener Dämon und du in seinen Augen vermutlich noch weniger wert als ein Mensch. Obwohl er durchaus weiß, wie hoch meine Kampffähigkeiten sind. Keh, er hat vermutlich nur eingesehen, dass er ohne Tessaiga eher in Schwierigkeiten stecken kann. Er musste dann auch irgendwie weggeträumt sein, denn sein Name weckte ihn: "Inuyasha!" Er sah auf und begegnete dem Blick seines Halbbruders, der sich dann jedoch abwandte und sehr aufmerksam rechts und links in die beiden Seiten des Canyon guckte. Auch der Halbdämon spürte jetzt, dass sich etwas näherte, roch eine Art von Lebewesen. Der Witterung nach musste es sehr groß sein...Aber seltsamerweise war nicht zu erkennen, von welcher Seite der Geruch kam. Er schob Kagome weiter und sprang auf. Diese erwachte auf diese Art etwas unsanft, wusste aber, dass sich jeder Protest erübrigte, als sie die Brüder seltsam einig nebeneinander stehen sah, und bemerkte, dass Inuyasha die Hand an Tessaiga hielt. So stand sie auch auf: "Kommt da etwas?" Die beiden sparten sich eine Antwort, aber Inuyasha zog sein Schwert, das sich sofort deutlich verbreiterte. Von der Stelle aus, wo sie standen, konnten sie tiefer in den Canyon sehen- und das, was sich da näherte. Sesshomaru sprang einen weiten Satz zurück, seine Hand allerdings ebenfalls am Griff des Schwertes. "He!" protestierte sein jüngerer Bruder, der sich allein gelassen fühlte: "Ist der dir denn eine Nummer zu groß?" "Das ist ein Affe." "Hast du etwa gedacht, ich halte das für eine Katze?" Inuyasha war irritiert. "Dummkopf." Sesshomaru drehte sich in die andere Richtung: "Affen sind nie allein." Inuyasha begriff jetzt, warum sie nicht genau hatten wittern können, aus welcher Richtung der unerwünschte Besuch kam. Der näherte sich zu zweit von beiden Seiten des Canyon. Sie saßen hier in der Falle. Und das Wesen, das da auf ihn zukam, mochte gut fünf Meter Höhe haben. Aber Größe war nicht unbedingt alles, zumal der Unbekannte kein Schwert trug. Der Halbdämon aktivierte Tessaiga, wollte aber nicht angreifen, ehe nicht klar war, dass das ein Gegner war. Vielleicht trafen sich diese affenartigen Lebewesen einfach hier an der Quelle zum Trinken. "Vorsicht!" schrie Kagome auf, die sich umgesehen hatte: "Oben stehen auch noch ein paar." Sie wich eilends zurück an die Felswand, als sie sah, dass einer der Fremden einen großen Stein in den Canyon warf. Die beiden Halbbrüder hatten auf den Warnruf hin hastig einen Blick nach oben geworfen und sprangen seitwärts, um nicht getroffen zu werden. Na schön, dachte Inuyasha. Also, das war ein eindeutiger Angriff. Ich muss zusehen, dass ich Kagome von hier wegbringe. Wir sitzen hier richtig wundervoll auf dem Präsentierteller. Er hob Tessaiga, schwenkte es ein wenig, um die Windenergie einzufangen, ehe er die gegen den Fremden warf, der ihm gerade ein beeindruckendes Gebiss zeigte. Immerhin schien der allein von dieser Seite gekommen zu sein. Er konnte wittern, dass Sesshomaru Tokejin eingesetzt hatte. Sie hatten sie wohl in die Zange nehmen wollen. Er sah hastig nach oben. Jetzt konnte er vier der Wesen entdecken, die alle Steine hinunterwerfen wollten. Mist. Das war nicht sehr gut. Er schob Tessaiga in die Scheide, während er schon hinüber zu Kagome sprang, die sich wohlweislich an die fast senkrechte Wand presste: "Komm, schnell!" Er warf sie sich mehr oder weniger über die Schulter. Aber sie wusste, dass das kein guter Augenblick war, ihm einen Vortrag über die höfliche Behandlung von Mädchen zu halten. Sie mussten zusehen, dass sie hier verschwanden und das tat der Halbdämon, als er mit hohen weiten Sätzen den Canyon weitersprang. Sie wagte es, nach oben zu blicken. Die Affenwesen schienen wütend zu sein, dass ihre Beute entkommen wollte und begannen hinter ihnen herzulaufen. Wo war eigentlich Sesshomaru? Aber noch während sie das dachte, war er praktisch bei ihnen. Sie vergaß manchmal, wie schnell ein vollwertiger Dämon war - oder auch, wie sehr Inuyasha sich zurücknahm, ihr zuliebe. Sie liefen aus dem schmalen Tal hinaus, wieder auf die Ebene der Dhorn-Wüste. Dann sahen sie sich um. "Sie scheinen aufgegeben zu haben", sagte Inuyasha und setzte Kagome ab. "Schön: Ich will hier nicht mehr Leute umlegen, als unbedingt nötig. Wir gehören hier nicht her und wissen nichts über sie." Sein Halbbruder gab ihm im Stillen Recht. Darum hatte auch er nicht weiter gekämpft. Das Letzte, was er wollte, war, dem Dieb Tensaigas auch noch in die Hände zu spielen. "Was waren denn das für Wesen?" erkundigte Kagome sich bei Sesshomaru, dem sie am ehesten zutraute, eine Ahnung über die Kreaturen des Zwischenreiches zu haben. Aber der antwortete nicht. Darüber wütend sah sie zu Inuyasha: "Also, weißt du das?" "Nein. Ist mir aber auch egal. Wenn jemand mit Steinen nach mir schmeißt, ist er nicht gerade mein Freund, oder? Irgendwie so etwas Ähnliches wie Affen. Eben eine Nummer größer." "Nicht nur eine. Das war ja schon eher King Kong Format." Dann fiel ihr ein, dass die beiden wohl kaum wussten, wer King Kong sei: "Na, egal. - Sesshomaru, wohin sollten wir jetzt gehen, um Tensaiga zu finden?" "Ja, genau." Inuyasha nahm nicht an, dass der Hundedämon Kagome antworten wollte: "Du hast doch sicher eine Ahnung, wo du die Suche anfangen willst. Und du hast diesen Plan." "Ja." Sesshomaru setzte sich in Bewegung: "Auf diesem Plan gab es nur zwei Angaben, die sich nicht auf eine Landschaft bezogen. Es scheinen Dörfer zu sein, in jedem Fall, bewohnte Orte. Und dort werde ich beginnen." Das war immerhin eine Antwort, wenn auch keine, mit der sich viel anfangen ließ. "Bewohnte Orte?" fragte Kagome trotz ihrer schlechten Erfahrungen: "Diese Affenwesen etwa?" "Kaum." Er drehte nicht einmal den Kopf. "Kaum", bestätigte Inuyasha: "Du hast doch gesehen, dass die nicht einmal bewaffnet waren oder auch nur etwas angezogen hatten. Wie sollten die denn Häuser bauen? - Aber, sag mal, Sesshomaru: vielleicht könntest du uns während unserer Wüstenwanderung hier doch erzählen, was da so alles vor uns liegt? Falls wir an einen bewohnten Ort kommen, wäre es vielleicht ganz sinnvoll, zu wissen, wie man da wieder weg kommt." "Angst?" "Keh! - Quatsch. Aber manchmal ist Rückzug die bessere Taktik. Wie vorher gerade." Eine Weile herrschte Schweigen und Kagome hatte die Hoffnung schon aufgegeben, je eine Information zu bekommen, als der Hundedämon sagte: "Wir werden bei Sonnenuntergang vermutlich den Toten Wald erreichen." "Den Toten Wald", wiederholte Kagome: "Das hört sich alles nicht sonderlich angenehm an.- Müssen wir da durch, um einen bewohnten Ort zu erreichen?" Sie rechnete eigentlich nicht mit einer Antwort, da er sie beharrlich zu ignorieren schien. Aber er gab Auskunft, unvorhersehbar wie eh und je: "Ja. - Das ist der eine bewohnte Ort. Calanta. Er liegt in direkter Linie von dem Zugang zu dieser Welt entfernt." "Also war das der nähere", schloss Inuyasha: "Und wo ist der andere?" "Im Norden." lautete die erschöpfende Aufklärung. Sesshomaru beschleunigte seinen Schritt. Anscheinend war die Unterhaltung beendet. Die beiden anderen konnten sich nur ansehen und die Schultern zucken. Die seltsam rote Scheibe am Himmel, die die Sonne dieser Welt darstellte, senkte sich langsam gegen den Horizont und Kagome hätte eine erneute Pause nicht schlecht gefunden. Aber sie wollte auch nicht diesem arroganten Mistkerl, dem sie hier hinterherlaufen durfte, die Gelegenheit bieten, die Schwäche von Menschenmädchen zu sehen. So biss sie die Zähne zusammen und schwor sich, durchzuhalten. Inuyasha warf ihr einen besorgten Blick zu. Sie hoffte nur, dass er ihr nicht wieder anbieten wollte, sie zu tragen. Sie hätte das Angebot gern angenommen, aber ihr Stolz warnte sie. So wäre es besser, wenn er sie gar nicht fragen würde. Sie hatte in jedem Fall das Gefühl noch nie so geächtet worden zu sein- und das unschuldig. Immerhin war es ja wohl nicht ihre Idee gewesen, sie hierher mitzuschleppen. Wenn der Hundedämon schon sauer war, dass sie hier mit herumlief, sollte er das doch gefälligst mit Inuyasha ausmachen. Aber vermutlich wäre das bloß wieder ein Duell geworden. Inuyasha tat jedenfalls so, als sei das Verhalten seines Halbbruders ihr gegenüber vollkommen normal. Ihre Stimmung war langsam aber sicher im Keller. Warum hatte sie sich bloß die Mühe gemacht, diesen ...diesen Hundekerl wieder in menschliche Fasson zu bringen? Als Wuffi war er deutlich friedlicher gewesen. Nun gut, gab sie sich zu. Wer weiß, wie lange er das noch gewesen wäre, hätte sie sich geweigert, ihn zurückzuverwandeln. Es war auch zu blöd. Er war einfach zu mächtig, als dass er nicht daran gewöhnt war, tun und lassen zu können, was immer er wollte. Und vermutlich nahm er sogar an, sie einigermaßen freundlich zu behandeln. Er erlaubte ihr, hinter ihm herzulaufen und brachte sie nicht sofort um. In Ordnung. Sie seufzte etwas. So konnte man das natürlich auch betrachten. Sie bemerkte, dass Inuyasha sofort neben ihr war: "Ich bin okay", sagte sie hastig: "Alles in Ordnung..." "Tatsächlich?" "Ja. Ich war nur in Gedanken." Ein Duell zwischen den Brüdern? Hier? Und möglichst noch, dass Inuyasha verlor? Was dann aus ihr werden sollte, wollte sie sich nicht mal vorstellen. Sie sah wieder geradeaus, bemüht, ihn nicht weiter fragen zu lassen. Dabei entdeckte sie etwas wie eine schwarze Linie am Horizont, die ihr zuvor nicht aufgefallen war: "Weißt du, was das da vor uns ist?" Inuyasha blickte in die Richtung: "Das könnte ein Wald sein...aber es ist nichts zu riechen, dass es einer ist. Okay, er heißt ja auch der Tote Wald. Vielleicht ist da etwas verzaubert oder ein Bannkreis darum..." Sesshomaru hatte genügend Übung darin, Gespräche, die in seinem Rücken geführt wurden, zu ignorieren, sie aber dennoch wahrzunehmen. Da er keinen Grund entdecken konnte, sich in diese Unterhaltung einzumischen, setzte er nur seine Wanderung fort, überlegte sich lieber wieder einiges, was er mit Tensaigas Dieb anstellen würde, wenn er ihn erst einmal in den Fingern hatte. Und das würde hoffentlich nicht mehr zu lange dauern. Vielleicht war der Dieb in Calanta zu finden, oder zumindest ein Hinweis auf ihn. Irgendwann musste doch auch einmal wieder etwas in seinem, Sesshomarus, Sinn, klappen. Pech gehabt hatte er in den letzten Tagen schon mehr als in allen Jahrhunderten zuvor. Nun gut. Wenn man von jenem einen Tag absah, als Inuyasha Tessaiga gefunden hatte- und er selbst auf die dämliche Idee gekommen war, sich in seine wahre Gestalt zu verwandeln. Dieser Einfall hatte ihn seinen linken Arm gekostet. Und diesem halbdämonischen Schwachkopf das mächtigste Schwert der Welt in die Hände gegeben...Obendrein hatte der nun die Nerven gehabt, ihm helfen zu wollen. Schlimmer, ihm sogar zu helfen. Und zu allem Überfluss Kagome mitzuschleppen. Schön, in der anderen Zeit war sie ganz nützlich gewesen, aber hier, in der Welt zwischen Leben und Tod? Alles war nur die Schuld dieses Diebes. Wenn er den in die Finger bekommen würde... Dieser Satz war nun wirklich zu seinem Mantra geworden. "Ich denke, mein Hamster bohnert", entfuhr es Kagome nicht sehr ladylike, als sie sich dem Toten Wald näherten. Vor ihnen tauchte eine riesige Fläche schwarzer Bäume auf, alle verdorrt, ohne Blätter. Selbst dazwischen schien sich nur Dunkelheit auszubreiten. Inuyasha sah zu ihr: "Was ist das? Eine Weisheit aus deiner Epoche?" "Nein...Ich bin überrascht, das heißt das." "Na ja. Gemütlich ist etwas anderes, " gab der Halbdämon zu: "Es ist nichts zu wahrzunehmen. Scheinbar gibt es dort überhaupt nichts Lebendiges." Der führende Hundedämon blieb stehen: "Scheinbar", betonte er. "Wieso?" Sein Halbbruder trat neben ihn: "Kannst du etwas wittern?" Kagome blieb lieber neben Inuyasha stehen. "Nein. Aber die Affenwesen habe ich auch erst bemerkt, als sie nahe waren." "Das stimmt." Und ich war sogar eingeschlafen und hätte sie noch später gerochen, ergänzte Inuyasha in Gedanken. "Kagome, warte hier. Ich werde mal sehen, ob man aus der Nähe etwas anderes wittern kann." "Aber, Inuyasha.." Es war ihr nicht sonderlich recht, hier in der Wüste herumstehen zu sollen: "Ich komme lieber mit..." "Nimm sie nur mit." Sesshomaru sah zu dem Wald: "Ich werde hinüber nach links gehen. Treffen wir uns dort an der großen Eiche." "Keh!" murmelte sein jüngerer Bruder, der es hasste, so herumkommandiert zu werden. Aber immerhin hatte der Hundedämon wohl inzwischen eingesehen, dass sie zu zweit schneller Gefahren bemerken konnten. Von Teamarbeit war das allerdings noch weit entfernt. Aber immerhin: er durfte nicht vergessen, dass es noch nicht so lange her war, dass sie sich Duelle auf Leben und Tod geliefert hatten. So blickte er nur seitwärts: "Dann komm, Kagome. Aber du gehst in jedem Fall nicht mit in den Wald. Immerhin hast du keine Pfeile dabei." Das musste sie zugeben. Aber irgendwie fand sie es besser, wenn er nicht zu weit weg von ihr war. Kagome hatte ein komisches Gefühl, in dieser fremden Welt. Sie wusste, dass sie eine gehörige Portion Mut besaß und so war sie ein wenig überrascht über ihre unvermutete Besorgnis. Aber vielleicht lag das nur an dieser roten Sonne, diesem roten Himmel. Das machte sie vermutlich einfach nervös. Sie blieb am Rand des Toten Waldes stehen, als Inuyasha es auch tat: "Und?" erkundigte sie sich: "Riechst du etwas?" "Schwer zu sagen. Dieser Wald ist jedenfalls echt tot. Es gibt keine Blätter, kein Gras zu riechen...Und zu sehen ist auch nichts. Diese komische Dunkelheit zwischen den Bäumen macht es ja praktisch unmöglich, weiter als fünf Schritte zu sehen." Er hob etwas die Nase: "Hm. - Warte hier mal." "Aber.." Sie sparte sich den Rest ihres Satzes, da der Halbdämon bereits zwischen den Bäumen verschwand und in dieser wahrhaft ägyptischen Finsternis aufgesogen wurde. Hatte er doch etwas gehört? Warum konnte dieser Idiot denn nicht warten, bis Sesshomaru wieder da war? Wenn da wirklich etwas war, hätten die Hundebrüder doch gemeinsam sicher bessere Karten? Oder wollte dieser Dummkopf mal wieder seinem großen Bruder zeigen, wie gut er war? Aber warum musste sie dann hier alleine herumstehen? Sie rieb sich etwas die Oberarme. Die Sonne senkte sich nun schon deutlich und sie nahm an, es würde bald Nacht werden: und eine ziemlich sicher empfindlich kalte Nacht, wenn diese Dhorn-Wüste auch nur einigermaßen Wüsten im Diesseits entsprach. Sie wollte sich umdrehen, zur Sonne sehen, als sie sich plötzlich wunderte. Seit wann konnte sie denn drei Schatten werfen? ******************************************* Nun, ich hoffe, man konnte Ansätze von Teamwork erkennen. Das nächste Kapitel heisst: "Gefangen". Wie immer: wer so nett ist, mir einen Kommentar zu schreiben, bekommt auch eine ENS, wenn das neue Kapitel freigeschaltet ist. Bye und danke für euer Interesse hotep Kapitel 7: Gefangen ------------------- Hallo.. und danke für all eure netten und aufbauenden Kommentare. Ich hoffe, dass das nächste Kapitel auch Anklang findet. Und da jemand - zu recht- meinte, ich würde die Wesen der Zwischenwelt ein wenig dürftig beschreiben: ich hoffte, so deutlich zu machen, dass das eine Gegend ist, in der sich keiner der drei auskennt, keiner die Leute kennt, die da rumlaufen. Und sie deswegen auch ein wenig vorsichtiger sind, als sonst üblich.(Oder sein sollten, denn hat jemand je behauptet, Tensaigas Dieb sei mutterseeelenallein?) Viel Spass beim Lesen! 7. Gefangen Inuyasha war in den Toten Wald hineingelaufen. Etwas, wie die Ahnung eines Geruches hatte ihn angelockt. Er war keine zehn Meter vom Waldrand entfernt, als er wirklich in vollkommener Dunkelheit stand. Er verharrte kurz, witterte. Zu sehen war hier höchstens drei Meter weit und das auch nur, weil seine Augen schärfer als die eines Menschen waren. Seine Ohren verrieten ihm nichts, aber seine empfindliche Nase zeigte ihm wieder die Gegenwart eines Etwas an, von dem er nicht sagen konnte, ob es ein Wesen oder was auch immer war. Aber etwas war dort, da war er sich sicher. Also machte er einen großen Satz in diese Richtung- und erstarrte zur Salzsäule, als er vor sich ein zweibeiniges Lebewesen entdeckte, das einem Menschen recht ähnlich sah. Aber gleich, was es war: es trug eine schwarze Rüstung, ein Schwert an der Seite und einen Speer in der Hand. Das war eindeutig ein Krieger, eine Wache. Und er starrte in die Richtung des Waldrandes. Inuyasha legte instinktiv die Rechte an Tessaigas Griff, dachte aber in ungewohnter Vorsicht nach. Dieser Krieger blickte zum Waldrand. Hatte er etwa Kagome bemerkt? Oder erwartete er, was noch schlimmer wäre, Freunde aus dieser Richtung? Verdammt, was sollte er jetzt nur tun? Andererseits: als Wache schien der Typ eine glatte Fehlinvestition zu sein, wenn er noch nicht bemerkt hatte, dass ein Fremder auf Angriffsweite an ihn herangekommen war. Freilich, jemandem so von hinten anzugreifen, der ihm noch nichts getan hatte, war nicht der Stil des Halbdämons. Er könnte ihn aber niederschlagen, um ihm Fragen zu stellen - oder von Sesshomaru stellen zu lassen. Das konnte vielleicht überzeugender sein. Inuyashas Problem löste sich von allein. Ein Mädchen schrie am Waldrand auf. "Kagome!" Auf dieses Wort fuhr der Krieger sofort herum und entdeckte den Fremden. Seine Reaktion verriet den gut geschulten Kämpfer: er warf sofort den Speer, zog in der gleichen Bewegung sein Schwert. Der Halbdämon war schon auf ihn zugesprungen. Der Speer zischte keine fünf Zentimeter unter seinen Beinen weg. Instinktiv zog Inuyasha die Füße etwas an, verpasste dadurch eine saubere Landung und stolperte. Sein Gegner war leider besser, als er hätte sein sollen, und griff sofort mit dem Schwert an. Nur seiner Kampferfahrung verdankte es der Halbdämon, dass er diesen Hieb mit Tessaiga, es in beiden Händen haltend, noch parieren konnte. Er warf sich zur Seite, war wieder auf den Beinen, aktivierte Tessaiga. Das durfte doch nicht wahr sein. Irgendetwas passierte dort draußen mit Kagome und er musste sich hier mit so einem Typen herumärgern. Der dunkel gekleidete Krieger beobachtete den Halbdämon genau, was in Inuyasha die Erkenntnis weckte, dass der wohl etwas Respekt vor ihm bekommen hatte. Direkt schmeichelhaft...oder was waren das hier für Schwächlinge im Kampf? Ein Pfiff gellte durch den Wald. Der Krieger wandte für eine Sekunde den Blick von seinem Gegner. Das war eine Sekunde zu lange. Vermutlich spürte er nicht einmal mehr, wie ihn die Windnarbe traf. Inuyasha sparte es sich, sein Schwert weg zu schieben und rannte hastig in die Richtung, aus der der Pfiff gekommen war. Das war sicher ein Ruf gewesen, dass der Krieger zu seinen Freunden kommen solle. Und die hatten im Zweifel Kagome. Mist. Daran hatte er nicht gedacht. Und: was wollten sie nur von ihr? Egal. Er hatte ihr versprochen, sie zu beschützen und genau das würde er auch tun. Das wurde langsam Zeit, dass er hier eingriff. Plötzlich bremste er. Die Dunkelheit des Waldes lichtete sich und er konnte Kagome wittern, gemeinsam mit jemand anders, der genauso unauffällig zu bemerken war wie der Krieger, den er gerade getötet hatte. Mehrere andere. Und jetzt hörte er auch Stimmen. So wandte er sich in die Richtung. Sie waren zu fünft und zwei hielten Kagome fest, fesselten ihr gerade die Hände auf den Rücken. Inuyasha hatte nicht vor, eine höfliche Diskussion zu beginnen: das war ganz klar, dass diese Typen Kagome entführen wollten und das war doch nun wirklich die Höhe, sich an einem unbewaffneten Menschenmädchen zu vergreifen. Tessaiga schon aktiviert, sprang er in einem weiten Satz auf die schwarzen Krieger zu, die überrascht herumfuhren, noch in der Drehung allerdings die Schwerter herausrissen. Er ließ die Windnarbe auf sie zurasen. Der vorderste der Fremden hob sein Schwert. Ein Blitzstrahl zuckte auf, dann bildete sich vor ihm eine rote, flimmernde Wand. Ein Schutzschirm, der Tessaigas Angriff blockierte. Mist, urteilte Inuyasha: die sind gar nicht so schlecht, wie ich dachte. "Ist alles in Ordnung, Kagome?" fragte er aber doch. "Noch..." gab die grimmig zurück, sichtlich schlecht gelaunt über die Tatsache, dass sie hier gefesselt zwischen zwei unbekannten Kriegern stehen musste. "Oh", sagte der Kämpfer, der gerade den Schutzschild gebildet hatte: "Noch ein Besuch aus der anderen Welt. Oder gehört ihr nach Calanta? - Und dein Schwert kann wirklich was. Zu schade, dass es dir nichts nutzt." "Ach ja? Das werden wir ja noch sehen." Dieser Schutzschirm war sicher irgendwie zu zerstören. Inuyasha überlegte. Das rote Tessaiga könnte doch den Bannkreis zerstören und er dann mit der normalen Windnarbe angreifen. Das Problem war vermutlich nur, dass der andere kaum warten würde, bis sich das Schwert verwandelt hatte. "Aber ja doch. - Unser Herr hat aus der anderen Welt schon ein sehr mächtiges Schwert mitgebracht, und er wird sich freuen, dass ihm noch so eines gebracht wird." "Also hat dein Herr Tensaiga gestohlen?" fragte Kagome prompt, erhielt aber keine Antwort. Langsam nervte es sie gewaltig, dass keiner hier sie für voll nahm. "Wieso gebracht?" Inuyasha war etwas irritiert: "Ich werde es ihm nicht bringen. Und du kannst es ihm nicht bringen. Dein Bannkreis ist gut, aber das macht nichts..." Er hob Tessaiga. Wenn er erneut ein kaze no kizu auf den Schutzschirm prallen ließ, müsste der Kerl sich doch dahinter verstecken. Und das würde ihm die Zeit verschaffen, die er für Tessaigas Verwandlung benötigte. "Dummkopf. Hast du es denn immer noch nicht verstanden? Ich werde nicht mit dir kämpfen. Du wirst dich freiwillig ergeben. - Es sei denn, du willst, dass diesem Menschen etwas passiert." Kagome? Der Halbdämon drehte den Kopf. Als er sah, dass die beiden Krieger neben ihr die Schwerter zogen und sie ihr an den Hals legten, begriff er: "Keh!" murmelte er: "So feige, dass du keinen offenen Kampf mit mir wagst?" "Nicht feige, klug. - Also, ergib dich oder diesem Mädchen wird die Kehle durchgeschnitten." Kagome versuchte, tapfer auszusehen, musste aber feststellen, dass das gefesselt, mit zwei Klingen am Hals, nicht so ganz einfach war. Inuyasha warf ihr einen besorgten Blick zu, achtete dann auf die anderen Gegner. Zwei davon standen schon in seinem Rücken. Verdammt. Ihm fiel einfach nichts ein, wie er aus dieser Situation herauskommen konnte, zumal er keine Ahnung hatte, ob die anderen auch Tessaigas Windenergie blockieren konnten. Als Beschützer war er offenkundig wirklich nichts Besonderes. Wenn er sehr schnell...nein, entschied er sofort, als er sah, wie bei einem leichten Zucken seinerseits schon die erste Klinge in Kagomes Hals schnitt. Sie bog aufstöhnend den Kopf zurück. Mist. Er konnte nichts tun. Gar nichts. Zumindest im Augenblick nicht. Wo steckte eigentlich Sesshomaru? Aber er erinnerte sich nur zu gut, dass sein Halbbruder gesagt hatte, sie seien bei der nächsten Schwierigkeit auf sich allein gestellt. Also musste ihm selbst irgendetwas einfallen. Aber was? Im Moment gab es nur eine einzige Möglichkeit. Er schob Tessaiga in die Scheide. Wenn sie ihn fesselten, würde er sich eben in einem geeigneten Moment losreißen und sie angreifen. Dann hätte er sicher bessere Karten. "Na also..." Der Anführer der schwarzen Krieger winkte und seine beiden Männer, die hinter dem Halbdämon gestanden hatten, kamen heran, fesselten dem die Hände auf den Rücken. Da und dort hatte Inuyasha einen guten Ruf als Beschützer, aber im Moment fragte er sich, wie das je jemand von ihm hatte behaupten können. Und es verbesserte seine Ansicht über sich, den "großen Krieger", auch kein bisschen, als er feststellte, dass es keine gewöhnlichen Fesseln, sondern hochmagische waren. Er würde sie nicht zerreißen können. Ziemlich geknickt sah er zu Kagome. Immerhin hatten ihre Bewacher sie nun frei gegeben. Sie starrte ihn an und er erwartete förmlich schon das "Mach Platz". So meinte er hastig: "Geht es dir gut, Kagome? Wir müssen jetzt eben darauf hoffen, dass Ses..." "Mach Platz!" Er fand sich auf dem Boden wieder. Okay, vermutlich hatte er es verdient, aber warum hatte sie gezögert? Oder besser, warum wollte sie keinen Trost von ihm annehmen? Die fremden Krieger schienen etwas erstaunt, aber als sich der Halbdämon aufgerappelt hatte, sagte ihr Anführer testhalber: "Mach Platz!" "Vergiss es!" knurrte der Halbdämon. "Das klappt nicht bei jedem." "Schade. - Also nehme ich mir mal dein Schwert..." Und schon fasste er nach Tessaigas Griff- um erschrocken seine Hand zurückzuziehen, als der Bannkreis erwachte. "Was...was ist das? Ein Bannkreis?" Also waren das sicher keine Menschen. "Ja. Niemand außer mir kann dieses Schwert anfassen." Das war zwar nicht so ganz richtig, aber vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, bei der Kagome es nehmen konnte. "Dann behalte es, einstweilen. Wenn unser Herr wieder da ist, wird er sicher Mittel und Wege finden, den Bannkreis zu brechen. - Gehen wir..." Die fünf Krieger nahmen die beiden Gefangenen in die Mitte und trieben sie zu raschem Gehen. Inuyasha wandte den Kopf, konnte aber seinen Halbbruder nirgends entdecken. Er war nicht einmal zu wittern. Vermutlich war er irgendwo in diesem dunklen Toten Wald und hatte so auch nicht mitbekommen, dass ihnen etwas passiert war. Falls es ihn denn überhaupt interessierte. So schob er sich eng neben Kagome: " Vielleicht ist da gar nicht schlecht, dass sie uns mitnehmen. Wenn wir vor dem Magier oder was auch immer stehen, der Tensaiga hat, müssen wir es ihm nur abnehmen." "Klar. Geht sicher ganz einfach." Ironie war nicht Inuyashas starke Seite: "Ja, denke ich auch. Vor allem, wenn ich noch Tessaiga habe. - Ach ja. Ich habe keine Chance gesehen, etwas zu tun, ohne dich zu gefährden." "Ich weiß." Sie flüsterte nur noch: "Glaubst du, er kommt?" "Hä? Vorher hast du...diesen Befehl gesagt, als ich davon anfing?" "Sie sollten nicht wissen, dass wir zu dritt waren." "Ach ja?" Das verstand er nicht wirklich. "Ja. - Also: kommt er oder ist er froh, uns loszuwerden?" "Keine Ahnung. Aber wenn Tensaiga dort ist, wohin wir gebracht werden, kommt er sicher." Davon war Kagome allerdings auch überzeugt. Die Frage war bloß, ob er sich neben Tensaiga auch um sie kümmern würde. Die schwarzen Krieger brachten die Gefangenen zu einem dunklen Bannkreis, durch den hindurch. Dies entpuppte sich als eine Art Abkürzung, denn auf der anderen Seite tauchte vor ihnen ein großes Schloss auf, um das scheinbar blühende Gärten lagen. Nichts mehr erinnerte an eine Wüste. Kagome wandte den Kopf. Hinter ihnen war noch immer dieses seltsame Loch in der Luft. Ob das wohl so etwas wie ein Wurmloch war oder wie diese Dinger in den Science-Fiction Filmen immer hießen? Wenn ja, war es schade, dass es solche bequeme Art das Reisen abzukürzen nicht auch in ihrer Welt gab. Keine halbe Stunde später hätte sie alles für ein Wurmloch zurück in das Diesseits gegeben, zur Not auch für eine normale Eisenbahnfahrkarte. Die Krieger hatten sie in einen Keller gesperrt, ohne Inuyasha die Fesseln abzunehmen, und sie dort im Dunklen stehen lassen. Und soweit sie es im Licht der Fackeln zuvor hatte sehen können, was das ganze ein sehr massiver Keller aus Steinen. Es war der Raum, der den Namen Kerker am meisten verdiente, von allen Räumen, die sie je gesehen hatte. "Kagome?" fragte Inuyasha: "Alles in Ordnung?" "Ja, falls du zufällig den Ausgang kennst." Sie versuchte, nicht bissig zu klingen. "Er ist magisch versiegelt, glaube ich. Zieh Tessaiga." "Hast du eine Idee?" Sie tastete herum, bis sie ihn berührte, zog es: "Aber es verwandelt sich nicht für mich." "Keh! - Das weiß ich doch. Aber es ist auch so immer noch ein Schwert. Versuche, ob du diese Fesseln einfach zerschneiden kannst." Es war nicht die einfachste Übung, in einem stockfinsteren Kerker mit einer Klinge Fesseln zerschneiden zu sollen, die man nicht sieht, ohne den Gefesselten zu verletzen, aber sie tat ihr Bestes. Für einge gute Weile hörte man einen interessanten Dialog aus der Dunkelheit: "Nein, nicht da, du dumme Pute!" "Lass es mich hier versuchen. Ist es hier besser?" Ein Aufstöhnen: "Das war mein Hinterteil." "Aber irgendwo hier muss es doch sein..." "Taste eben erst mit der Hand und dann mit Tessaiga!" "Ich will dir ja nicht weh tun, aber ich seh doch nichts. Und nur tasten..oh, entschuldige...." "Komm anders lang.." "Wie denn? Soll ich mich an dir langtasten? Aber..." "Versuche eben, nochmal, hier..ja, genau. das ist meine Brust. Und wenn du jetzt tiefer gehst, auf meinen Rücken..." "So?" Ein leises Aufjaulen... Kagome ließ Tessaiga sinken:"Keine Chance. - Aber ich gebe es dir in die Hand. Wenn du das rote Tessaiga erwecken kannst, könnte es gehen." "Zumindest könnte ich versuchen, die Tür aufzumachen." "Und dann? Du kannst doch nicht im Ernst glauben, mit auf den Rücken gefesselten Händen gegen alle diese Krieger kämpfen zu können? Das schaffst nicht einmal du." Inuyasha war etwas geschmeichelt über diesen letzten Satz, fasste aber nach dem Schwertgriff: " Vielleicht ..." Er zuckte zusammen: "Da kommt etwas...Geh hinter mich, Kagome!" Sie gehorchte mehr aus Gewohnheit, als dass sie annahm, er könnte kämpfen, riss ihm in der Dunkelheit dabei fast Tessaiga aus der Hand. "Dumme Pute!" murrte der Halbdämon, auch, wenn ihm klar war, dass sie es nicht mit Absicht getan hatte. Aber er richtete sich etwas auf, als eine helle Fläche in der Wand erschien: der Ausgang. Und ein Schatten. "Kommt!" "Sesshomaru!" Inuyasha war noch nie so froh gewesen, seinen Halbbruder zu sehen und sprang hinaus auf den Gang: "Diese blöden Fesseln sind einfach zu magisch für mich." "Halb- Dämon." Aber der Hundedämon berührte die Bande, die sofort verschwanden. "Danke", sagte Kagome höflich, die ebenfalls aus dem Kerker gekommen war. Irgendwie wollte sie aus Dankbarkeit die neuesten Nachrichten weitergeben: " Der Besitzer dieses Schlosses hat Tensaiga gestohlen. Aber er ist im Augenblick wohl nicht hier. - Oh, und sie fragten, ob wir aus einer anderen Welt oder aus Calanta sind." Sie begegnete dem Blick des Hundedämons, ohne ihn deuten zu können und erklärte hastig: "Diese beiden bewohnten Orte scheinen sich nicht zu mögen." "Inuyasha, dein Menschenmädchen kann denken. - Suchen wir den Ausgang." "Suchen?" Inuyasha schob Tessaiga in die Scheide: "Du bist da doch wohl auch hereingekommen?" "Ich kam in anderer Form her. Aber ihr benötigt sicher eine Tür." Sesshomaru wandte sich nach links, wo im Schein der Fackel eine massive hölzerne Pforte zu sehen war, durch die die Gefangenen zuvor gebracht worden waren. "Stimmt." Sein Halbbruder kam neben ihn: "Aber das heißt auch, dass du keine Ahnung hast, wo der Ausgang ist? Als wir hier eingesperrt wurden, kam mir das Schloss wie ein ziemliches Labyrinth vor." "Ich glaube, wir können nicht so gehen, wie wir hergebracht wurden", meinte Kagome: "Immerhin war da ein großer Saal mit sehr vielen Kriegern, durch den wir durch müssten. - Nicht, dass ich euch nichts zutraue, " ergänzte sie hastig, da die Brüder sich prompt umdrehten: "Aber das wäre doch ein sinnloser Kampf, oder?" "Vielleicht kann uns jemand sagen, wo der Schlossherr ist?" schlug Inuyasha vor: "Denn der wird Tensaiga doch bei sich haben." Ja, dachte Sesshomaru: genau das befürchte ich. Und dass er dabei ist, mit meinem Schwert das Jenseits zu erobern. Und ich bin dafür verantwortlich. Aber er öffnete einfach mit einer Handbewegung die Tür, trat in den Gang hin aus. Da er keine Wachen entdecken konnte, ging er nach links. Diese Kagome hatte etwas von einem großen Saal mit vielen Kriegern gesagt und dort roch es stark nach den seltsamen Wesen. Also müsste dort auch der Ausgang sein. Er hatte, als er aus dem Toten Wald kam, gewittert, das Inuyasha die Windnarbe eingesetzt hatte. Da er nicht einmal ihn für so dumm hielt, Tessaiga ohne Grund zu benutzen, war er nachsehen gegangen - und war in seiner Energieform durch den schwarzen Tunnel gefolgt, ehe jemand ihn bemerkt hatte. Wer auch immer die Fremden waren, sie konnten möglicherweise Auskunft über Tensaiga und seinen Dieb geben, eine Annahme, die sich bestätigt hatte, nach dem, was dieses Menschenmädchen gesagt hatte. Kagome war alles andere als begeistert: "Hört mal, Jungs", meinte sie:"Sesshomaru...bitte, warte einen Moment. Das waren sicher hundert Krieger. Und wir wissen nicht, wie viele von denen Tessaiga noch parieren können. - Oh, das kannst du nicht wissen. Zumindest einer von denen war in der Lage..." "Ja, da war so ein Idiot, der Tessaigas Angriff zurückwerfen konnte, " ergänzte Inuyasha etwas verärgert. Glaubte sie denn, er brauche ein Kindermädchen gegen seinen großen Bruder? "Und?" fragte dieser, ohne sich umzudrehen. "Ich denke", fuhr Kagome fort, die sich nur schwer daran gewöhnen konnte, immer zu einem Hinterkopf zu sprechen: "Es wäre vielleicht sinnvoller, wenn wir statt dessen das Zauberkabinett, das Arbeitszimmer des Herrn hier finden würden. Dann wüssten wir vielleicht, wo er ist und was er mit Tensaiga vorhat." "Keh!" machte der Halbdämon: "Denkst du etwa, er hat...wie heißt das in deiner Epoche, einen Fernseher laufen?" "Ich dachte mehr an Papiere, Schriftstücke, du ..." Sie brach ab, da der Hundedämon gerade Tokejin zog und sie nicht ganz zu Unrecht annahm, da komme wer. Auch Inuyasha fasste Tessaiga. Der schwarzgekleidete Krieger, der um das Eck bog, hatte nicht mit der Überraschung gerechnet, die hier auf ihn wartete. Ehe er auch nur richtig gesehen hatte, dass er Feinden gegenüberstand, lag er schon auf dem Boden. In einer ungewohnt koordinierten Aktion hatten die Halbbrüder ihn angegriffen, bewusstlos geschlagen. Als er erwachte, hatte er zwei Klingen am Hals und sah in zwei bernsteinfarbene Augenpaare, die ihn mit nichts weniger als Freundschaft musterten. "Wo ist dein Herr?" erkundigte sich Sesshomaru nur. "Die Gefangenen..." brachte der Krieger hervor. Sie hatten nie damit gerechnet, dass die Fremden zu dritt gewesen sein könnten. Sie waren erschaffen worden, um Wesen aus dem Diesseits oder Jenseits zu entführen, diese als Arbeitssklaven zu halten, später einmal das Jenseits unter Kontrolle zu haben. Gegenangriffe, zumal im eigenen Schloss, hatte der Plan ihres Herrn nie beinhaltet. Zwei recht dezente Schnitte in seinen Hals machten ihm deutlich, dass hier auf Antwort bestanden wurde: "Ich...ich weiß es nicht." "Ah." "Ehrlich, ich schwöre es..." Der Krieger geriet in Panik. Nichts und niemand hatte ihn auf eine Situation wie diese vorbereitet: "Ich weiß nur, dass der Herr zum Eingang des Jenseits wollte." "Na, du weißt ja doch was", murmelte Inuyasha: "Und wo ist dieses Tor?" "Ja, das weiß ich nicht." "Sag mal, willst du uns auf den Arm nehmen?" Der Halbdämon sah fragend zur Seite: "Oder weißt du wo das ist?" "Nein." Sesshomaru betrachtete den Gefangenen, der sich äußerst unwohl fühlte: "Ich schwöre es euch: das ist Magie, ein geheimer Ort...nur der Herr und die Priesterin von Calanta wissen, wo das ist ..." "Calanta." Sesshomaru schob Tokejin wieder in seinen Gürtel: "Das genügt." "Dann willst du jetzt nach Calanta?" erkundigte sich sein Halbbruder etwas irritiert. "Und was machen wir hier mit den Wachen?" "Wer mich stört, stirbt." "Und der hier?" Inuyasha schob Tessaiga ebenfalls weg, betrachtete aber noch mal den Krieger, der sich nicht zu rühren wagte. Statt einer Antwort ging der Hundedämon weiter. Die anderen beiden folgen hastig. Hoffentlich wusste er, was er da tat. Der Krieger hier würde vermutlich um Hilfe rufen und sie gingen genau in die Richtung, aus der diese Hilfe eintrudeln würde. Inuyasha betrachtete das Ganze nicht so eng, aber Kagome bemühte sich, die Brüder zwischen sich und den zu erwartenden Angreifern zu behalten. Obwohl sie bei einem kurzen Blick zurück feststellte, dass der Krieger noch immer am Boden lag und keine Anstalten traf, zu schreien. War er so geschockt gewesen? Plötzlich blieb sie halten: "Seht mal!" Zu ihrer gewissen Überraschung blieben sogar beide stehen und drehten sich zu ihr. Sie deutete nach links: "Das ist doch eine Tür. Und dahinter scheint es raus zugehen. Dann sparen wir...spart ihr euch die Zeit für den Kampf. Und wir können schneller in Calanta sein, Informationen über Tensaiga und dieses Tor zum Jenseits holen." Statt einer Antwort ging Sesshomaru zu der Tür, die vor ihm auf die Seite glitt. Dahinter lag ein Garten, wie sie in der Abenddämmerung erkennen konnten. Inuyasha unterdrückte ein Grinsen und folgte seinem Bruder. Kagome entwickelte langsam wirklich ein gutes Talent, den arroganten Dämon zu beeinflussen, ohne dass der was dagegen sagen konnte. Und das, obwohl sein Halbbruder es ja noch immer möglichst vermied, sie direkt anzusprechen. Kagome ging den beiden hinterher, ebenfalls stolz auf sich. Es war wirklich nicht so einfach für sie, ihr Temperament zu zügeln, so zu tun, als mache es ihr nichts aus, wie ein überflüssiges Anhängsel behandelt zu werden. Aber ein Anfauchen hätte ihr nichts als Scherereien eingebracht- und Inuyasha vermutlich ein Duell mit seinem Bruder. Stattdessen versuchte sie jetzt, diesem eingebildeten Hund zu zeigen, wozu sie nützlich war. Und immerhin hatte er sich bislang logischen Argumenten noch nie verschlossen. "Was sind das denn für Blumen?" entfuhr es Inuyasha, als er die gut zwei Meter hohen Pflanzen näher betrachtete. Denn dort, wo bei Blumen für gewöhnlich die Mitte der Blüte war, besaßen diese Sonnenblumenverwandten nadelspitze Zähne. "Huh..." machte Kagome: "Aber wir müssen da durch. Sieh nur, dahinten ist dieses schwarze Loch, durch das sie uns hergebracht haben." "Na dann." Der Halbdämon zog Tessaiga, fing die Windenergie ein und schlug auf der unsichtbaren Linie der Windnarbe zu. Das kaze no kizu riss eine Schneise in diese seltsamen Blumen. Er schob sein Schwert wieder weg und griff nach Kagome, warf sie sich auf den Rücken. Sie hielt sich geübt dort fest, als er losspurtete, ohne sich weiter umzusehen. Sein Halbbruder konnte sich schließlich um sich selbst kümmern. Als Inuyasha vor dem schwarzen Kreis stehen blieb und Kagome hinuntergleiten ließ, stand Sesshomaru auch schon neben ihm. "Da müssen wir durch." Der Halbdämon betrachtete die Dunkelheit vor sich. "Ja." Kagome wandte den Kopf, suchte Verfolger: "Ich hoffe, dass wir dann wieder am Toten Wald sind. Ich habe keine Ahnung, wie diese Verkehrswege funktionieren." "Das werden wir gleich sehen." Inuyasha fasste ihre Hand und zog sie mit sich in die Dunkelheit. Der Hundedämon folgte fast gemächlich. ********************************************************** Also gibt es die nächsten Hinweise in Calanta. Aber davor liegt noch das nächste Kapitel. "Spaziergang durch den Toten Wald." Warum sollte man es ihnen so einfach machen? Wie immer: wer so nett ist und mir seinen Kommi hinterlässt, bekommt eine ENS, sobals es oben ist, oder sobald animexx mich ensen lässt. Das letzte Mal haben wohl einige nichts bekommen, andere dafür dopllet. Ich habe versucht, zu retten was zu retten war. Sorry, bei allen, die sich gewundert haben. bye hotep Kapitel 8: Spaziergang durch den Toten Wald ------------------------------------------- Hallo! Vielen lieben Dank für eure unterstützenden Kommentare. Es freut mich, dass es euch gefällt. Viel Spass! 8. Spaziergang durch den Toten Wald Zu Kagomes Beruhigung lag vor ihnen die dunkle Silhouette des Toten Walds, als sie aus diesem Portal auftauchten. Sie blieb neben Inuyasha stehen, suchte die untergehende Sonne. Der drehte kurz den Kopf, da auch sein Halbbruder ankam: "Hast du etwas herausfinden können?" "Ja." Der Hundedämon ging einfach weiter. Kagome biss ein wenig die Zähne zusammen, aber ihr war klar, dass sie und Inuyasha ohne Hilfe immer noch in diesem Kerker gesessen wären. Sesshomaru hatte so gesehen eindeutig etwas gut bei ihr. So folgte sie ihm, zumal, da der Halbdämon das auch tat. Inuyasha grinste leicht, da er sie lange genug kannte: "Bedauerst du es?" fragte er. Sie warf ihm einen überraschten Blick zu: "Was?" Und da er an seine Bannkette fasste: "Manchmal..." gab sie zu. "Das wäre sinnlos." Davon war sie allerdings auch überzeugt. Kein menschlicher Zauber wäre vermutlich stark genug, gegen die Magie des Hundedämons anzukommen. Irgendwie bedauerte sie plötzlich, den Vater der Brüder nicht kennen lernen zu können. Dieser musste ja noch mächtiger gewesen sein, als Sesshomaru. Allerdings wohl deutlich netter zu Menschen. Obwohl, gab sie sich zu: sie war vermutlich die Letzte, die sich über sein Verhalten ihr gegenüber beschweren durfte. Abgesehen von seiner kühlen Art, die sie wie ein rotes Tuch reizte, hatte er sie immerhin gerade samt Inuyasha aus der Klemme geholt. Kagome war zu fair, um das nicht anzuerkennen. Als sie sich erneut dem Toten Wald näherten, fiel Kagome zum ersten Mal auf, dass er fast wie eine Wand wirkte: schwarz, düster, unheildrohend. An den äußeren Bäumen wuchs Efeu, aber die Kronen waren schwarze, trockene Äste, ohne Blätter. Bereits die zweite Reihe Bäume hatte überhaupt keinen Bewuchs mehr und die dritte versank für Menschenaugen schon in der tristen Dämmerung des Waldes. Dahinter lag dann nur noch Schwärze. Aber bei Nacht würde das kaum einen Unterschied machen, dachte sie. Sesshomaru schien unbeirrt und so folgten ihm die anderen beiden. Inuyasha konnte es sich allerdings nicht verkneifen zu fragen: "Du kennst also den Weg nach Calanta?" Sein Halbbruder gab durch nichts zu erkennen, dass er die Frage gehört hatte, aber seine Begleiter nahmen das als gutes Zeichen. Irgendwie musste doch mal was klappen. Kurz darauf blieb Sesshomaru stehen, musterte den Toten Wald, ehe er weiterging. Jetzt erkannte auch Kagome, dass sich vor ihnen etwas wie ein Portal befand. Zwei uralte, riesige Bäume ragten in den rötlichen Himmel und dazwischen mochte ein Pfad beginnen. Hatte die Landkarte ihres Großvaters doch einen sinnvollen Tipp geliefert? Vielleicht sollte sie ihm einmal besser zuhören, wenn er etwas über die seltsamen Gegenstände in ihrem Lagerhaus erzählte. Ein paar Dinger schienen echt zu sein. In Gedanken bat sie ihrem Opa einige gelangweilte Kommentare ab. Sie bemerkte, wie Inuyasha hinter sie wich. Anscheinend wollte er von hinten Deckung geben. Sie war fast gerührt: so befand sie sich am sichersten Platz der Gruppe. Nun ja, gab sie sich zu: sie hatte keine Pfeile und war vermutlich auch das Mitglied der Reisegruppe, das sich nicht einmal gegen einen vollkommen unmagischen Angriff hätte verteidigen können. Sie fühlte sich nutzlos, vermutlich genauso unbrauchbar, wie Sesshomaru sie einschätzte, da sie auch keine Chance sah, hier irgendwie an Pfeil und Bogen zu kommen. Zumindest in diesem Schloss hatte es keine Wache gegeben, die mit dieser Waffe ausgestattet gewesen war. Im Gänsemarsch betraten sie so den Toten Wald. Kagome war nach keinen fünf Metern froh über das silbrige Haar Sesshomarus, konnte sie es im Halbdunkel doch noch erkennen. Aber bald war es für Menschenaugen unmöglich, selbst Weißes in der Schwärze zu unterscheiden. Und der Pfad schwenkte in Windungen hier und dorthin. Als sie falsch abbog, spürte sie sofort Inuyashas Hand auf der Schulter, die sie unmerklich in die richtige Richtung schob. Für den Halbdämon war es einfacher: auf diese kurze Distanz konnte er eine so vertraute Witterung wie die seines Halbbruders wahrnehmen. Er verspürte allerdings keine Lust, diesem unter die Nase zu reiben, dass Kagome hier absolut wehrlos war. Ihre Nase war als Mensch minderbemittelt, ihre Ohren zu schwach...und ihre Augen hier absolut überflüssig. Nicht einmal Inuyasha konnte den Hundedämon noch erkennen. Schon nach kurzer Zeit hatte Kagome ihr Zeitgefühl vollkommen verloren. In der tiefen Schwärze des Toten Waldes fühlte sie sich absolut hilflos. So musste einem Blinden zumute sein. Zu allem Überfluss war hier nichts zu hören: keine Tiere riefen, keine Vögel sangen, sie konnte nicht einmal die Schritte ihrer Begleiter hören, die anscheinend in der Lage waren, lautlos voranzugehen. Das einzige, was sie wahrnehmen konnte, waren ihre eigenen Schritte- und ihr Stolpern, wenn sie wieder einmal an eine Wurzel oder einen Stein stieß. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier schon unterwegs waren, als sie begann, diesen Wald zu hassen. Aber da man keine toten Bäume hassen kann, suchte sich ihr Zorn andere Wege. Warum nur hatte sie hier mit in dieses Zwischenreich gemusst? Warum schleppte man sie hier durch diesen mehr als unheimlichen Wald? An allem war nur Inuyasha Schuld....am liebsten hätte sie ihn Platz machen lassen, aber die Hand, die gerade wieder unauffällig ihre Schulter berührte, brachte sie zur Vernunft. Er tat, was er konnte, um ihr zu helfen und sie musste einfach hier durch. Eine andere Wahl hatte sie nicht, zumal ihr Stolz sich dagegen aufbäumte, diesem... diesem Herrn Hundedämon Recht zu geben, dass Menschenmädchen vollkommen nutzlos waren. In diesem Moment prallte sie mit Gesicht und Oberkörper gegen etwas Festes, Hartes, Metallenes, umhüllt von einer weichen Oberfläche, die seltsam nach Wind roch. Ihr jähes Begreifen, gegen was- oder besser gegen wen - sie da gelaufen war, führte übergangslos zu einem panischen Aufwallen von Furcht. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sesshomaru solche Kontaktaufnahme wünschte- und nicht postwendend reagierte. Im gleichen Sekundenbruchteil spürte sie, wie sich ein Arm um sie legte, sie zurückgerissen wurde. Während Inuyasha sie mit dem linken an sich presste, umfasste er sie mit dem rechten Arm, legte die Hand an Tessaiga. Auch er rechnete damit, dass sein Halbbruder eine unangenehme Maßnahme treffen würde. Aber es geschah nichts, sah man davon ab, dass Tokejin aufflammte. In dem bläulichen Licht der Klinge erkannten die beiden, dass der Hundedämon stehen geblieben war, aber noch immer geradeaus blickte, sein Schwert seitwärts hielt, angriffs- und zugleich verteidigungsbereit. Inuyasha ließ Kagome los und wich einen halben Schritt beiseite, um sehen zu können, was da vor ihnen war. Auch seine Freundin riskierte einen vorsichtigen Blick an Sesshomaru vorbei. Im bläulichen Licht der Energie des Hundedämons und seines Schwertes erkannten beide, dass sehr viele Augen sie anstarrten. Orangeleuchtende Augen, die wohl keinem Säugetier gehörten, aber eigentlich auch keinen Insekten. Kagome versuchte, etwas Genaueres zu erkennen, zumal Inuyasha auch Tessaiga zog. In dem Licht der zweiten magischen Klinge konnten selbst Menschenaugen erkennen, dass es sich nicht um mehrere Lebewesen sondern um ein einziges handelte, ein großes, kantiges Etwas mit unwahrscheinlich vielen Augen über den ganzen Körper verteilt. Und dieses fremde Lebewesen öffnete gerade ein unverhältnismäßig großes Maul mit fast ebenso vielen Zähnen, wie es Augen besaß. Sesshomaru machte eine Armbewegung, fast, als ob er sein Schwert wieder wegschieben wollte. Aber zugleich raste bläulich eine Energiewelle auf das Unbekannte zu, löste es auf. Erst dann schob er Tokejin wieder in den Gürtel. Inuyasha folgte dem Beispiel, sicher, dass das schon alles gewesen war. Kagome räusperte sich etwas: "Äh...tut mir leid, dass ich zu spät gemerkt habe, dass du stehen geblieben bist..." Keine Antwort. Aber er ging weiter, wie sie erleichtert zur Kenntnis nahm. Offenbar wusste er, dass sie es nicht hatte verhindern können- und es sonst nicht getan hätte. Vielleicht hatte sie doch noch etwas gut bei ihm. Der dunkle Weg durch den dunkeln Wald ging selbst Inuyasha auf die Nerven, obwohl er immerhin sich anhand der Witterung seines Halbbruders und Kagomes etwas orientieren konnte. Aber es machte keinen Spaß, nichts zu sehen, praktisch nichts zu hören- und dennoch zu wissen, dass es da im Wald irgendwo Lebewesen gab, die vermutlich nicht besonders gastfreundlich waren. Er zuckte zusammen, als sich etwas um seine Taille legte und schlug instinktiv mit der Klaue zu, neben sich, zurück. Seine Hand prallte auf etwas, das haarig, aber von der Elastizität von Stahl war. Dieses Etwas umklammerte seine Hüfte. Da er sofort bemerkte, das, was immer das auch war, immun gegen einen direkten Angriff war, riss er mit der Rechten Tessaiga heraus: "Vorsicht, Kagome!" schrie er, überzeugt, Sesshomaru nicht warnen zu müssen. Diese wich sofort zur Seite, da sie mit erheblichem Ärger rechnete- und aus der Bahn des aktivierten Tessaiga gelangen wollte. Der Hundedämon hatte sein Schwert ebenfalls gezogen und drehte sich um. Im matten Licht der magischen Klingen erkannten sie etwas, das man mit viel Phantasie als Spinnenartig hätte beschreiben können. Sechs lange Beine, von denen nun schon zwei Inuyasha umklammerten, in der Mitte ein Körper wie eine Kugel, auf der Augen rechts und links jeweils im Dreierpack angebracht waren. Igitt, dachte Kagome und wich noch weiter zurück ins Dunkel. Inuyasha starrte empor, versuchte, anhand der leuchtenden Augen zu erkennen, ob dieses Vieh ihn zu sich ziehen wollte- und ob es etwa auch immun gegen die Windnarbe war. Testen wir einfach mal, dachte er und suchte die Witterung des kaze no kizu, denn zu sehen war hier in der Schwärze des Toten Waldes nichts. Da Kagome bemerkte, dass er die Windenergie suchte, wich sie vorsorglich noch einige Schritte zurück- und spürte plötzlich, wie sich etwas um ihren Körper schlang. Unwillkürlich schrie sie auf, schlug danach. Inuyasha hörte den Aufschrei und schickte die Windnarbe mit aller verfügbaren Kraft los. Er musste dieses Wesen hier schleunigst von sich losbekommen, um Kagome helfen zu können. Diese hatte inzwischen bemerkt, dass sie wohl von einem ebensolchen Wesen attackiert worden war, wie der Halbdämon. Ihre Hand schmerzte, aber das war auch die einzige Folge ihres Schlages. "Kagome." Ihre Anrede lies sie überrascht zu dem Hundedämon blicken. Er hatte tatsächlich ihren Namen ausgesprochen? Dann erkannte sie, warum: er hielt sein Schwert angriffsbereit. Und kaum, dass sie hingeguckt hatte, als er auch schon die Energiewelle auf ihren Angreifer- und auf sie, wie sie in Panik dachte- losrasen ließ. Das spinnenartige Etwas war nicht dumm. Es hatte bemerkt, dass der erste der Angegriffenen sich mit dem Schwert so gut verteidigt hatte, das es seinen Partner drei Beine gekostet hatte Und jetzt griff der andere mit einem Schwert an. So riss es hastig alle Vordergliedmassen in die Höhe- die aufschreiende Kagome leider gleich mit, auch wenn es sie losließ- und tauchte im Wald unter. Sie konnte nicht weiter tun, als hilflos ihren Schrei zu beenden, als sie irgendwo in der völligen Dunkelheit des Toten Waldes zu Boden fiel. "Kagome!" Inuyasha fuhr herum, kaum dass er seines Angreifers ledig war: "Verdammt! Was hast du Idiot da gemacht?!" Sein Halbbruder bezog das nicht ganz zu Unrecht auf sich: "Ihr das Leben gerettet, denke ich." "Kagome!" schrie Inuyasha und wollte in die Schwärze rennen. Ein stahlharter Griff um seinen Oberarm stoppte ihn. Er hob Tessaiga: "Lass mich sofort los! Es ist ja wohl schlimm genug, dass du dafür gesorgt hast, dass sie da irgendwo allein rumliegt. Ich muss sie finden und sie retten." "Nein." "Ich werde sie retten und du kannst mir das nicht verbieten!" Er versuchte, sich loszureißen. "Doch." Das klang so überzeugt, dass der jüngere Halbbruder ihn fassungslos anstarrte: "Du...du bist wirklich eiskalt, oder? Schön, du hast ja gesagt, dass ich mich dir aufgedrängt habe und ich weiß ja auch, dass es meine Schuld ist, dass sie hier ist, aber deswegen lasse ich sie doch nicht im Stich. Du kannst ja weiter gehen...nach diesem blöden Calanta. Ich suche Kagome. Und jetzt lass mich los, oder ich jage dir ein kaze no kizu auf den Hals." "Wenn du nicht den Wunsch hast, als ein noch größerer Narr dazustehen, als der, für den ich dich im Moment halte, dann hör mir zu." Irgendetwas in der Stimme des Hundedämons verriet eine solche Autorität, dass Inuyasha sich entspannte: "Also schön. Ich hör dir zu." "Wie willst du sie im Wald finden? Unsere Nasen taugen im Zwischenreich, zumal hier in diesem Wald nicht besonders viel, Augen und Ohren erst recht nicht." "Ich muss sie finden. Du hast ja selbst gesehen, was hier alles rumläuft. Sie steckt schnell in ernsten Schwierigkeiten. Sie ist doch nur ein Menschenmädchen." "Erstaunlich, dass gerade du das sagst, Inuyasha. Wir sind nahe am Rand des Waldes, Calanta ist nicht weit weg. Und dort ist eine Priesterin, sagte der Krieger. Deine Kagome ist auch eine. Sie werden sich gegenseitig spüren." Der Halbdämon starrte seinen Bruder fassungslos an: "Seit wann hast du so ein Vertrauen in ihre Fähigkeiten?" "Das ist eben etwas, das sie kann. - Jetzt komm. Wir werden vermutlich gleichzeitig bei der Priesterin von Calanta sein." Er gab den Jüngeren frei. "Aber diese Monster....." Doch selbst Inuyasha sah ein, dass seine Chancen in diesem Wald eine Vermisste zu finden eher unter Null lagen. Er hob etwas den Kopf, versuchte, die Gerüche zu sortieren, die der Wald bis zu ihnen ließ: "Kannst du sie wahrnehmen?" erkundigte er sich nur etwas kleinlaut. "Nein." Der Hundedämon wandte sich zum Gehen, sein Schwert wegschiebend: "Sonst wäre sie schon hier." Er setzte sich in Bewegung. Inuyasha starrte die Rückseite seines Bruders mit offenem Mund an, ehe er Tessaiga wegschob und ihm folgte. Erst einige Zeit später hatte er sich soweit gefasst, dass er sagte: "Sag mal, wenn du weißt, was sie kann...warum ignorierst du sie dauernd?" "Ich interessiere mich nicht für Dinge, die anderen gehören." Der Halbdämon braucht erneut einige Zeit, um die Antwort zu verdauen. Sollte das heißen, Sesshomaru missachtete Kagome nur, weil sie zu ihm, Inuyasha, gehörte? Wollte er Eifersucht aus dem Weg gehen? Das konnte doch wohl nicht so ganz stimmen. Vermutlich war das eher so gemeint gewesen, dass er sich für nichts und niemanden interessierte, das ihn nicht gerade eben persönlich betraf. Und der Halbdämon wusste nur zu gut, dass sein Bruder vermutlich eines der unberechenbarsten Wesen war, die es gab. Warum z.B. hatte er vorher Kagome...nun, versucht, zu retten? Hatte ja wohl nicht ganz geklappt. Und warum hatte er indirekt zugegeben, dass er sie geholt hätte, hätte er sie wittern können? Aber er wusste auch, dass Nachfragen ihm sicher keine Aufklärung gebracht hätte. Hoffentlich erreichten sie bald Calanta und konnten die Priesterin oder was auch immer dort war, um Hilfe bei der Suche nach Kagome bitten. Und hoffentlich passierte ihr nichts.... Die beiden Spinnenwesen hatten mit gewisser Überraschung zugesehen, wie die beiden Fremden sich mit gezogenen Schwertern offensichtlich gestritten hatten. Seltsame Lebewesen waren das, die miteinander durch den gefährlichsten Wald dieser Welt gingen- und doch sich nicht vertrugen...Ungewöhnlich. Und das reizte die Neugier der beiden, die den Brüdern unauffällig folgten, bemüht, nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Drei verlorene Beine waren genug. Kagome richtete sich mühsam etwas auf. Für einen Moment war sie erleichtert, dass das Spinnenwesen nicht mehr einen Arm um sie hatte, ehe sie ihre Lage realisierte. Sie saß hier in der vollkommenen Schwärze des Toten Waldes und wenn sie es sich so recht überlegte, waren die Chancen zwar gut, dass Inuyasha sie suchen würde, aber mies, dass er sie finden würde. Sie wusste von vorher, dass der Wald Witterung und Geräusche schluckte. Rief sie laut nach ihm, würde wohl eher diese Spinne auftauchen. Na, toll, dachte sie. Mein total privater Horrorfilm. Und was jetzt? Sie stand möglichst leise auf. Keines von den Dingen, denen sie hier im Wald begegnet waren, hatte sehr gastfreundlich gewirkt. Aber ihr war klar, dass sie sich irgendwie allein hier zurechtfinden musste, den Pfad finden musste oder einen anderen Weg aus dem Toten Wald. Kagome war nicht unbedingt begeistert, aber es war nur zu deutlich, dass sie hier wegmusste- schnell und möglichst unauffällig. Und, dass sie absolut keine Hilfe erwarten konnte. Plötzlich zuckte sie ein wenig zusammen. Sie hatte etwas gespürt, etwas, das sie kannte und ihr Sicherheit versprach... Sie konzentrierte sich. Zu ihrer gewissen Überraschung spürte sie die vertraute Gegenwart eines Splitters des Juwels der Vier Seelen. Wie sollte der denn in diese Welt gekommen sein? Aber nun gut, einer war ja sogar im 20. Jahrhundert aufgetaucht. Erneut fühlte sie nach. Das musste aber ein verhältnismäßig großer Splitter sein...er verriet ziemliche Macht. Aber zu ihrer großen Beruhigung strahlte er nicht schwarze Stärke sondern helle aus, reine. Wer auch immer den Splitter bei sich hatte, konnte kein bösartiges Wesen sein. Sie hatte nur diese eine Wahl, diese eine Hoffnung: sie musste zu diesem Wesen, zu diesem Splitter. So streckte sie vorsichtig die Hände aus, versuchte, in der vollkommenen Dunkelheit wenigstens die größeren Hindernisse zu ertasten, als sie in die Richtung ging, aus der sie das Juwel spürte. Toll, dachte sie dabei. Den Ausdruck "Beine in die Hand nehmen" kannte ich ja. Und jetzt erfinde ich gerade einen neuen: "die Augen in die Hand nehmen" Hoffentlich verläuft sich Inuyasha nicht in diesem Wald, wenn er mich suchen will. Aber ich kann hier auch nicht auf ihn warten. Diese Spinnendinger wollen mich vermutlich auch, da sich die anderen beiden ganz gut verteidigen konnten. Ich bin dagegen der leichtere Fall. Ich muss hier weg. AUA! Das war ein Baum gewesen. Sie hörte lieber das Denken auf und konzentrierte sich auf die Suche nach einem Durchweg durch diesen scheinbar endlosen Wald. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie sich schon durch getastet hatte. Sie spürte die Striemen und Schrammen an den Armen, ihre Kleidung hatte Risse abgekommen, aber sie fühlte auch, dass sie dem Juwelensplitter immer näher kam. Das gab ihr den Mut, weiterzugehen, zumal sie nicht die Gegenwart eines anderen Lebewesens spüren konnte. Sie wagte zu hoffen, dass diese Spinnen aufgegeben hatten. Plötzlich erkannte sie vor sich etwas wie Dämmerung, Helligkeit. Erleichtert stolperte sie darauf zu, erkannte rasch, dass es tatsächlich der Waldrand war. Sie hatte es geschafft, sie war aus dem Toten Wald entkommen. Ein wenig stolz auf sich war sie schon, das gab sie sich zu. Vermutlich war sie der erste Mensch, der da heil hindurchgekommen war. Wobei sie wahrscheinlich überhaupt der erste Mensch in diesem Teil des Zwischenreiches war. Am Waldrand blieb sie überrascht stehen. Vor ihr lag eine Senke von gewiss zwei Kilometern Durchmesser. Grünes Gras war dort, bewachsene Bäume und wenn sie nicht alles täuschte, sogar ein Bach. Nach den Stunden in Toten Wald war das mit Sicherheit der schönste und erholsamste Anblick, den sie je gesehen hatte. In der Mitte der Senke standen die Bäume dichter, aber sie glaubte dort etwas wie ein Haus zu erkennen. Das musste Calanta sein. Sie hatte es gefunden. Sie drehte sich suchend um, konnte aber weder Inuyasha noch seinen Halbbruder entdecken. So beschloss sie, einfach dorthin zu gehen. Diese Priesterin schien ein Stück des Juwels zu besitzen, und wenn sie sich auf ihre Erfahrung verlassen konnte, war diese Priesterin sicher kein böses Wesen. Keine zwanzig Meter vor ihr sprudelte eine Quelle in das helle Gras und lockte sie mehr als an. Dort würde sie sich einen Moment ausruhen, etwas trinken, ehe sie hinunter zu dem Haus ging. Für einen Moment wunderte sie sich noch, warum das Gras dieser Senke wie mit dem Zirkel gezogen aufhörte, als sie auch schon durch den Bannkreis spazierte, ohne ihn überhaupt zu bemerken. ******************************************* Kagome und Bannkreise... Das nächste Kapitel heisst: "Die Priesterin von Calanta" und Tensaigas Dieb bekommt endlich einen Namen. Wer so lieb ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt, wie gewohnt, eine ENS von mir, sobald ich sehe, dass es on ist. bye hotep Kapitel 9: Die Priesterin von Calanta ------------------------------------- Schöne Ostern an alle! Es geht mit einem kurzen Kapitel weiter, aber einigen neuen Informationen. Viel Spass beim lesen. 9. Die Priesterin von Calanta Kagome ließ sich erleichtert neben der Quelle nieder und trank das kühle Wasser. Das war wirklich mal etwas Positives. Wo nur die Brüder abgeblieben waren? Sie sah sich suchend um, konnte aber am Rand des Toten Waldes nichts entdecken. Sie nahm allerdings nicht an, dass es diesen Spinnenwesen gelungen war, Inuyasha plus Sesshomaru zu erledigen. So war sie optimistisch und genehmigte sich noch eine Runde Wasser. Leider hatte sie keine Flasche und keinen Becher dabei, aber es ging auch so. Sie drehte sich erst um, als sie plötzlich deutlich das Juwel der 4 Seelen hinter sich spürte. Sie blieb aber auf Knien, als sie den Besuch erkannte. Es war eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, in der Kleidung einer Priesterin. Irgendetwas an ihr kam Kagome bekannt vor, aber sie konnte es nicht einordnen. "Hallo", sagte sie aber freundlich: "Du bist die Priesterin von Calanta?" "Ja. - Aber wer bist du? Und - wie konntest du durch meinen Bannkreis kommen?" Die Priesterin betrachtete sie: "Und vor allem: wie bist du in diese Welt gekommen? Du scheinst ein lebendiger Mensch zu sein, auch, wenn du anscheinend auch eine Priesterin bist." Sie ließ sich neben ihrer Besucherin nieder, musterte sie. "Ich heiße Kagome. - Äh, wo war hier ein Bannkreis?" "Dort, wo das Gras aufhört. Seltsam. Du hast ihn nicht einmal gespürt?" "Nein." Kagome war ein wenig schuldbewusst: "Tut mir leid. - Ich bin mit zwei...Freunden in diese Welt gekommen. Der Herr der schwarzen Krieger, der in einem Schloss hier lebt, hat ein Schwert gestohlen." "Ja, ich weiß. - Aber wie habt ihr davon erfahren? So weit ich vernahm, gehörte das Schwert, das gestohlen wurde, einem Dämonenfürsten." "Ja. Und er will es wieder haben." "Sekunde. Du, eine Priesterin, und ein Dämon? Und wer ist dein anderer...Freund?" "Sein Halbbruder." Die Priesterin von Calanta schüttelte den Kopf: "Das gibt es doch gar nicht. - Ich habe mein Leben lang gegen Dämonen gekämpft. Und jetzt kommst du und sagst, du bist mit ihnen befreundet?" "Na ja..." Kagome sah zu Boden: "Also, mit dem Dämon nicht so richtig. " Wie sollte man das sonst bezeichnen? Sie brachten sich nicht gegenseitig um, also, keiner von ihnen beiden hatte es mehr versucht, aber halfen sich. "Irgendwie wohl schon." "Hat er dich gezwungen, mitzugehen?" "Aber nein. Das war mehr ein....Unfall." Sie wollte Inuyasha nicht unbedingt reinreiten: "Wir waren jedenfalls in diesem anderen Schloss und hörten, dass der Herr dort Tensaiga geklaut hat. Und dass er nun am Tor zum Jenseits ist. Und wo das sei, wissen nur er und du. Darum wollten wir herkommen und uns nach dem Weg erkundigen." "Hm." Machte die Priesterin: "Und wo sind deine...Freunde?" Es fiel ihr hörbar schwer, das zu sagen. "Keine Ahnung. Sie werden schon noch kommen. Wir wurden im Toten Wald getrennt, " gestand Kagome unbekümmert: "Sag mal, du musst ein ganz schön großes Stück vom Juwel der 4 Seelen haben..." "Wie bitte?" Die Priesterin schien so verwirrt, dass Kagome ergänzte: "Ich kann die Splitter fühlen, wenn sie in der Nähe sind...Wie heißt du eigentlich?" "Midoriko." Die Priesterin war noch immer deutlich verdutzt. Jetzt starrte Kagome sie an: "Daher kamst du mir so bekannt vor! Ich war in der Höhle, wo deine Mumie ist...Du bist die Priesterin, aus deren Seele das Juwel der vier Seelen entstand!" "Ja, aus meiner und der des Dämons. Aber woher weißt du davon? Und warum kannst du das Juwel spüren?" Kagome überlegte kurz. Das konnte peinlich für sie werden. Aber lügen wollte sie auch nicht: "Ich sag dir die Kurzfassung: Das Juwel wurde von den Dämonenjägern einer Priesterin namens Kikyou übergeben, die es beschützen sollte. Das Juwel ist ziemlich problematisch..." "Ich weiß", unterbrach sie Midoriko: "Ich weiß. Weiter." "Die Priesterin wurde verraten und starb. Das Juwel wurde mit ihr verbrannt, um es aus der Welt verschwinden zu lassen. Und irgendwie...na ja. Ich bin wohl eine Art Wiedergeburt von ihr. Jedenfalls war das Juwel seit meiner Geburt in meinem Körper....Dann war es draußen und jetzt ist es zersplittert. Inuyasha und ich versuchen alles, um es wieder zusammenzukriegen..." Sie war etwas geknickt geworden. Immerhin saß sie hier der Frau gegenüber, deren Seele im Juwel war. Konnte die Priesterin etwa darum nicht ins Jenseits sondern musste hier im Zwischenreich bleiben? War das ihre, Kagomes, Schuld? Midoriko starrte sie an: "Darum. Du hast die Kräfte einer Priesterin, bist aber irgendwie keine. Und das erklärt, warum du durch meinen Bannkreis konntest: du trugst das Juwel der vier Seelen, meine Seele auch, jahrelang in deinem Körper. Du hast einen Teil meiner Seele in dir. Und zwar meiner eigenen Seele, nicht die des Dämonen, da du sonst nicht durch den Bannkreis gekommen wärst." "Nein!" fauchte Kagome sofort: "Nicht schon wieder. Mir reicht das mit Kikyou wirklich...ich bin ich, verdammt...na ja." Das Wort war hier sicher unpassend. "Keine Sorge. Du bist du, egal, wie viele Seelenteile du sonst noch hast. - Das Juwel war bei dir doch rein, nicht wahr?" "Ja, schon. Warum?" "Wunderst du dich nicht über meinen Bannkreis?" "Nachdem ich deine Nachbarn kennen gelernt habe, eigentlich nicht." "Nachbarn?" "Na, die Wesen da im Toten Wald." "Der Bannkreis ist nicht gegen sie. Er ist gegen mich selbst." Die Priesterin seufzte: "Wie du wohl weißt, starb ich mit einem Dämonen kämpfend. Und wir kämpfen noch immer im Juwel der 4 Seelen. Das, was ich hier bin, ist nur ein winziger Teil von mir. Aber dennoch: jeden Tag bin ich Midoriko. Und jede Nacht werde ich zum Dämon. Damit der Dämon nichts...anstellen kann, habe ich diesen Bannkreis gemacht. Da der Dämon ein Teil von mir ist, bin ich allerdings nun hier auch eingeschlossen." "Und darum kannst du auch nicht ins Jenseits?" Kagome hatte plötzlich ziemliche Schuldgefühle. Immerhin hatte sie das Juwel zerschossen. "Ich kann erst ins Jenseits, wenn meine Seele wieder ganz bei mir ist. Das Juwel der vier Seelen muss intakt sein, rein und nicht mehr im Diesseits." Midoriko seufzte erneut: "Ich war schon einmal so dicht davor, aber dann verschwand das Juwel wieder ins Diesseits. Jetzt ist mir klar, warum. Du hattest es." "Tut mir leid", murmelte Kagome. Es klang dumm genug. "Du kannst ja nichts dafür..." Es war fast tröstend. "Kagome!" Die sah auf: "Inuyasha!" Sie stand auf, da der Halbdämon herangelaufen kam: "Pass auf, hier ist ein Bannkreis!" Genauso gut hätte sie versuchen können, eine durchgehende Kuhherde zu stoppen. Gegen die hätte sie allerdings gar kein Mittel gewusst. Sie seufzte etwas: "Inuyasha: mach Platz!" Prompt fand sich der Halbdämon auf dem Boden nieder. Midoriko erhob sich: "Nicht schlecht", murmelte sie: "Deine Bannsprüche." "He!" Inuyasha rappelte sich auf: "Was sollte das denn? Du blöde Pute! Da macht man sich Sorgen um dich..." "Sei still." Sesshomaru stand neben ihm: "Wenn du noch zwei Schritte gemacht hättest, wärst du in einem sehr starken Bannkreis geläutert worden." Er betrachtete fast nachdenklich die Priesterin, die seinen Blick erwiderte. Kagome sah das nicht so gern. Das war nahezu wie bei einem Treffen von zwei Duellanten vor dem Kampf. Und das hier war immerhin eine Priesterin, die sehr stark war und sehr viel Erfahrung im Kampf mit Dämonen hatte- auch, wenn Sesshomaru bestimmt eine Klasse für sich war. "Hört mal, Jungs", sagte sie hastig: "Ihr könnt nicht durch den Bannkreis, nicht wahr? Das hier ist Midoriko. Sie ist die Priesterin von Calanta. - Äh, das ist Sesshomaru. Ihm gehört Tensaiga. Das ist das Schwert, das gestohlen wurde." "Ich sehe eine leere Scheide." Midoriko nickte leicht: "Wie lange hast du dieses Schwert im Besitz gehabt?" Sesshomaru wollte schon fragen, was sie das angehe, als ihm einfiel, dass nur sie ihm die Auskunft geben konnte, wo der Dieb sei. Er müsste wohl antworten: "Seit meines Vaters Tod." "Ihr sucht das Tor zum Jenseits?" "Ja." "Hartori hat also dein Schwert gestohlen und ich soll dir nun helfen, Dämonenfürst." Das klang seltsam. Die Priesterin sah zu Inuyasha: "Und du bist ein Halbdämon, Kind eines Dämons und einer Sterblichen. Ihr drei seid wirklich ungewöhnlich. Nun gut, Sesshomaru. Du kannst nicht durch meinen Bannkreis und ich kann es ebenso wenig. Kagome, gehe bitte zu ihm und bringe mir die Scheide des Schwertes." "Warum?" fragte die prompt, während der Hundedämon instinktiv die Hand an die leere Schwertscheide legte. "Ich brauche sie." Da mehr Erklärungen nicht von der Priesterin zu erwarten waren, ging Kagome durch den Bannkreis, wie schon zuvor nicht merkend, wo der eigentlich war. "Gibst du mir bitte die Scheide?" Sie fragte wie immer ein wenig achtsam, wenn sie Sesshomaru so direkt gegenüberstand. Und auf die Idee, das Teil selbst aus seinem Gürtel zu ziehen, kam nicht einmal sie. Der Hundedämon zögerte nur unmerklich. Er wusste, dass er auf die Auskunft durch die Priesterin angewiesen war. Und dass dieser Bannkreis selbst für ihn ein echtes Problem darstellte. So zog er die hölzerne Scheide. "Danke" Kagome ging wieder zurück: "Da hast du sie." "Danke." Midoriko nahm das Holz in beide Hände und schloss die Augen, konzentrierte sich. Sie war einfach zu neugierig, was dieser mächtige Dämonenfürst mit einem Schwert angestellt hatte, welches das gesamte Jenseits kontrollieren könnte. Denn ganz offensichtlich hatte er es nie dafür eingesetzt. Aber sie konnte sich auch nicht so ganz vorstellen, dass ein solches Wesen ein derartiges Schwert nur spazierentrug. Sie konnte nur zwei Bilder erkennen, aber das genügte ihr: ein kleiner Dämon, in zwei Teile geteilt, den das Schwert wieder lebendig machte, ein Menschenmädchen, von Bissen übersät, das dieser Hundedämon ins Leben zurückgebracht hatte... Etwas wie ein unmerkliches Seufzen. Was war nur aus den Dämonen geworden? Sein Vater hatte ganz offenkundig dieses Schwert nicht missbraucht, aber sich mit Menschen auffallend sehr gut verstanden, das bezeugte der Halbbruder. Und der Hundedämon rettete Menschenkinder? Zu ihrer Zeit hatten Dämonen Kinder noch gefressen... Sie sah auf: "Hartori befindet sich am Tor zum Jenseits. Dein Schwert Tensaiga hat dich als seinen Herrn gewählt, Sesshomaru. Und es wehrt sich bislang noch immer gegen Hartori und seine Magie. - Ich bin sicher, du kannst einen Tunnel erschaffen." "Ja." Sie drehte sich um: "Dort hinten bei den Bergen, siehst du die beiden Spitzen, die sich einander zu neigen? Dort in der Mitte befindet sich das Portal. Aber man kann es nur über einen magischen Tunnel erreichen. Das Tor selbst ist groß und mit Magie versiegelt. Nur Tensaiga kann diese Bande brechen. Noch weigert es sich, das zu tun. Aber Hartori hat dieses Zwischenreich angeblich einst erschaffen, um nach seinem weltlichen Tod nicht in Jenseits zu müssen. Es sei denn, als sein Herr. Seine Magie ist groß und er ist mächtig." "Sonst wäre er kaum in der Lage gewesen, jemandem wie Sesshomaru das Schwert zu klauen." Inuyasha kassierte einen kalten Blick seines Halbbruders und hob etwas die Hand: "War als Lob für dich gemeint." Der Hundedämon hatte das nicht gerade als Lob verstanden, wollte aber auch nicht weiter darauf eingehen. Nun wusste er den Namen des Diebes und wo er war. Endlich war er seinem Ziel ein Stück näher gekommen, Tensaiga zurückzuholen und sich an dem Dieb zu rächen. Midoriko gab Kagome die Scheide: "Hier. Ich habe noch etwas für dich. Warte." Sie ging hinunter zu dem Haus, kehrte kurz darauf mit Pfeilen und einem Bogen zurück: "Ich kann es hier nicht mehr verwenden. Und wer weiß, was auf euch noch alles wartet." "Danke." Kagome warf sich Köcher und Bogen über die Schulter: "Jetzt fühle ich mich nicht mehr so hilflos..." "Hilflos? Also, ohne Hilfe?" Die Priesterin warf einen amüsierten Blick auf die Halbbrüder, die deutlich gelangweilt vor dem Bannkreis warteten. Der Hundedämon hätte, da war sich Midoriko sicher, den magischen Tunnel erschaffen können und ohne seinen Halbbruder und die Priesterin zum Tor des Jenseits gelangen können, aber er schien tatsächlich auf das Menschenmädchen zu warten. Und der Halbdämon ließ Kagome sowieso nicht aus den Augen. Kagome musste etwas lachen, als sie verstand: "Das meinte ich weniger. Nutzlos, dann. Danke, Midoriko. Und wenn wir wieder im Diesseits sind, verspreche ich dir, alles zu tun, damit das Juwel bald wieder dir gehört." "Danke." Die Priesterin sah fast neugierig zu, wie Kagome aus ihrem Bannkreis trat, die Scheide zurückgab. Der Hundedämon schob sie in den Gürtel, wandte sich sofort ab und hob die Hand. Dunkle Energie bildete etwas wie einen Windwirbel, dann einen magischen Tunnel. Er ging hinein, ohne sich umzudrehen, die anderen beiden folgten ihm, in offenkundigem Vertrauen, dass er genau wusste, was er tat und warum und dass sie ihm sicher folgen konnten. Midoriko schüttelte etwas den Kopf. Sie hatte, seit sie hier im Zwischenreich war, wirklich nicht viele Besucher gehabt. Aber das war mit Sicherheit der ungewöhnlichste Besuch gewesen, den sie sich auch nur hatte vorstellen können. Seit ihrer Zeit mussten sich Dämonen ganz schön verändert haben. Ihr war auch nicht entgangen, dass dieses Mädchen den Mut gehabt hatte, einen der mächtigsten Dämonen, den die Welt je gesehen hatte, und einen Halbdämon einfach mit "Jungs" anzureden. Und das nicht nur überlebt hatte, sondern es nicht einmal eine Reaktion bewirkt hatte. Entweder war diese Dämonenfamilie etwas anders oder die Welt des Diesseits war noch verrückter geworden, als zu dem Zeitpunkt, an dem sie sie verlassen hatte. Mit einem leisen Seufzer drehte sie sich um. Es wurde bald Abend und der Dämon in ihr würde erwachen, sie selbst aber schlafen. Wenigstens hatte diese Kagome das Glück gehabt, hier nicht im Dunkeln angekommen zu sein. Obwohl...vielleicht war das auch das Glück des Dämonen gewesen. ************************************************ Das war es für heute auch schon wieder. Im nächsten Kapitel, dem vorletzten, geht es dann zur Sache: Der Kampf um Tensaiga. Bis dann. Und wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt, wie gewohnt, eine ENS, wenn das neue Kapitel oben ist. bye Kapitel 10: Der Kampf um Tensaiga --------------------------------- Hallo und danke für eure Kommentare. Es freut mich, dass die Geschichte so einen Anklang findet. Aber jetzt kommen wir zur Hauptsache: Viel Spass beim Lesen 10. Der Kampf um Tensaiga Die Steinwand war glatt, massiv und unglaublich hoch. Nur ein sehr genauer Betrachter hätte erkennen können, dass es sich um zwei Teile eines gigantischen Portals handelte, das sich hier befand. Der Mann, der davor stand, wusste es nur zu gut. Er war größer, als es ein Mensch hätte sein können, obwohl er diese Form besaß. Alles an ihm schwarz: die enganliegende Bekleidung ebenso wie seine dunkeln Haare. Lederne schwarze Handschuhe vervollständigten das düstere Aussehen. Das einzig leuchtende an ihm war ein goldener Stab in seiner Rechten, der vielleicht zwanzig Zentimeter maß, ehe er in zwei großen Kugeln endete. Es wirkte wie ein goldener Knochen. In der linken Hand glitzerte Metall und er warf einen wütenden Blick auf Tensaiga. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Hier stand er, Hartori, der mächtigste Magier, den die Welt je gesehen hatte: und dieses dämliche Stückchen Stahl weigerte sich, sich von ihm aktivieren zu lassen. Er hatte mit größeren Problemen gerechnet, als er diesen Hundedämonen überfallen hatte, aber da war die Überraschung auf seiner Seite gewesen. Nicht ahnen hatte er jedoch können, dass dieses Schwert sich als so dickköpfig erwies, als sei nicht der Zahn eines Hundes sondern eines Esels damit verschmolzen worden. Und er brauchte Tensaiga um dieses Tor zu öffnen, um in das Jenseits zu gelangen und es unter seine Kontrolle zu bringen. Er wartete darauf schon buchstäblich eine Ewigkeit. Als er gehört hatte, eine derartige Waffe sei im Diesseits aufgetaucht, hatte er über 100 Jahre benötigt, sich die Informationen und Hilfen zu verschaffen, an dieses Schwert zu kommen. Niemand und nichts hatte ihn jedoch vorgewarnt, dass das Schwert einen eigenen Willen besaß, offenbar vollkommen eigenständig handeln konnte. Hartori starrte die Klinge noch einmal an. Da er es mit einfacher Magie nicht überzeugen konnte, ihn als Herrn anzuerkennen, würde er eben rabiater werden müssen. Dieses Metallteil sollte sich nicht zu sicher sein, dass er es nicht zerstören wollte. Er fuhr herum, als er etwas hinter sich spürte, mit dem er nie und schon gar nicht hier gerechnet hatte. Dämonenenergie. Und zwar nicht gerade der schwächsten eine. Zu seiner Überraschung tauchte aus einem magischen Tunnel der Hundedämon auf, dem er Tensaiga abgenommen hatte, gefolgt von zwei anderen Personen. Unwillkürlich hob Hartori seine beiden Waffen: "Ich bin erstaunt, dass du hergefunden hast, Dämon", sagte er aber ungerührt. Zu sicher war er, dass er stärker, mächtiger war, zumal in dieser Welt: "Willst du zusehen, wie dein Schwert meinen Weg ebnet?" "Du solltest es mir besser zurückgeben. Offenbar kannst du damit nicht umgehen." Sesshomaru blieb stehen und fixierte den Dieb seiner Waffe. Hartori hatte kurz die anderen beiden gemustert: "Ist das deine Hilfe? Eine menschliche Priesterin und ein Halbmensch? Was sollen dir die dagegen schon nützen?" Mit einer Handbewegung hatte er seinen goldenen Stab aktiviert, seine volle Magie gegen den Hundedämon geschickt. Er hatte schon bei dem Überfall gesehen, dass der dagegen kaum ankam. "Dummkopf", brachte Sesshomaru hervor, die Hand schon an Tokejin. Seine eigene Energie stieg an, um ihn zu schützen, bildete etwas wie eine Kugel aus leuchtend blauem Licht, in dem Blitze zu zucken schienen: "Der Trick funktioniert nicht zweimal." Diesmal hatte er damit gerechnet, und obwohl sich sein Gesicht vor Anstrengung verzerrte, die Verwandlung begann, seine Augen rot wurden, war er in der Lage, zu verhindern, dass er seine Hundegestalt annehmen musste. Das hätte ihm gerade noch gefehlt, noch einmal auf Kagome angewiesen zu sein. Na schön, dachte Hartori: das wird diesmal etwas schwieriger: "Du bist aber dennoch mir ausgeliefert..." Ein erneuter Schwenk mit dem Zauberstab und eine zweite mächtige Welle lief auf Sesshomaru zu. Zu Hartoris Überraschung sprang dieser rot gekleidete Halbmensch dazwischen. Was wollte der denn? Und was hatte der auf einmal für ein riesiges Schwert in der Hand? Inuyasha hatte nicht weiter nachgedacht. Ihm war nur klar, dass sein Halbbruder im Moment genug Probleme mit der Abwehr des ersten Angriffs hatte und mit Sicherheit kaum etwas gegen den zweiten unternehmen konnte. Ein Stück hinter Sesshomaru war Kagome, die dann auch etwas davon abbekommen würde. Um das zu verhindern, sprang er vor die beiden, Tessaiga bereits aktiviert. Er hatte sich das eigentlich so vorgestellt, dass er die Energie abfangen und zu diesem dämlichen Magier zurückschicken könnte, musste aber feststellen, dass er sich da gehörig überschätzt hatte. Immerhin gelang es ihm, den Angriff zu spalten. Die magische Energie wurde an Tessaigas Klinge geteilt und fuhr rechts und links an den dreien vorbei. Hartori schien davon unbeindruckt und jagte einen neuen Angriff los. Inuyasha presste immer mehr die Zähne zusammen, als er spürte, wie seine Kraft zu schwinden drohte, er langsam aber sicher zu erschöpft war, dem magischen Sturm noch länger standzuhalten. Er musste sich mit aller Kraft entgegenstemmen. Was war das denn für ein Typ? Und woher nahm er diese Magie? Die nächste Attacke. Aber ihm war auch klar, dass er nicht aufgeben durfte, nicht nachgeben konnte. Er musste es schaffen, den Magier so lange zu beschäftigen, bis Sesshomaru sich wieder gefangen hatte und in der Lage war, Kagome zu beschützen. Das würde sein Halbbruder tun, da war er sich plötzlich ganz sicher. Aber er spürte auch, wie seine Beine nachzugeben begannen, eine Ohnmacht immer näher kam. So einer Magie, noch dazu in dieser Stärke, war er noch nie begegnet. Irgendwie spürte er plötzlich hinter sich eine Veränderung. Erleichtert erkannte er, dass Sesshomaru wieder bei sich war, seine übliche Menschenform haben musste. Inuyasha sank auf die Knie, als diesmal der Energiesturm nachließ. Praktisch kaum mehr bei Bewusstsein ließ er sich einfach auf den sandigen Boden kippen, Tessaiga noch immer aktiviert. Sollte doch jetzt sein Herr Bruder auch mal was Sinnvolles tun. Sesshomaru warf einen kurzen Blick auf den scheinbar Bewusstlosen, ehe er seine Aufmerksamkeit Hartori zuwandte, die Rechte am Griff von Tokejin. Dieser Kerl war stark, das musste er ihm lassen. Und der Angriff war wirklich nicht schlecht gewesen, das gab er sich zu. Hätte Inuyasha nicht die nächsten Wellen abgewehrt, hätte selbst er, Sesshomaru, ein ernstes Problem bekommen. Jetzt lag dieser offenbar vollkommen erschöpft da. Er machte zwei Schritte vor, blieb direkt über Inuyasha stehen. Sicher, er war sein schwächlicher Halbbruder, ein törichter Halbdämon, aber er war eben SEIN schwächlicher, törichter Halbdämonenbruder und niemand vergriff sich ungestraft an seinem Eigentum. Hartori bemerkte die Geste ein wenig überrascht. Soweit er wusste, neigten Dämonen des Diesseits nicht zu irgendwelchen Beschützeraktionen. Aber jetzt fiel ihm plötzlich die Ähnlichkeit der beiden auf. Oh, Brüder, dachte er amüsiert, nein, eher Halbbrüder. Der andere hat was Menschliches an sich...Aber sinnlos. Dieser Hundedämon muss wissen, dass er so keine Chance gegen mich hat: "Nobel", meinte er, "dass du deinen Bruder beschützen willst, und dass er dich beschützt hat. Richtig rührend. Aber dir sollte klar sein, dass das hier nur ein Spiel für mich ist. Es gibt kein Wesen im Diesseits oder im Zwischenreich, das es mit mir aufnehmen kann." "Ich weiß, wie du das feststellen kannst." Sesshomaru war im Begriff, Tokejin zu ziehen, als ein Klopfen ihn an seine Hüfte blicken ließ. Tensaigas Scheide hatte sich aktiviert. Was sollte das jetzt? Er kannte dies als Zeichen, wenn Tensaiga benutzt werden wollte, aber was sollte das hier, in dieser Situation bringen? Dann begriff er und ließ Tokejin los: die Scheide rief das Schwert. Hartori sah zufrieden, dass der Dämon die Finger von der Waffe nahm. "Gibst du also auf?" Dann jedoch wurde er mehr als überrascht, als sich Tensaiga vollkommen selbstständig aus seiner Hand losriss und zu seinem Herrn flog, der es noch in der Luft auffing, durchatmete: "So. Mein Schwert gehört wieder mir. - Wie war das, mit gewinnen?" "Bilde dir nicht zuviel darauf ein!" Der Magier schwenkte nochmals den goldenen Stab. Eine neue Energiewelle schoss los. Kagome rang nach Atem, aber sie wusste, dass Tensaigas Bannkreis jetzt beide Brüder beschützen würde. Und sie gab sich zu, etwas gerührt zu sein, dass sie einander retteten. Irgendwie hatte sie das nicht gedacht. Dieser Mistkerl dort drüben ging ihr allerdings langsam auf die Nerven. Als der Energiesturm nachließ, hielt Sesshomaru Tensaiga noch immer schräg vor sich. Die Klinge leuchtete hell, da das magische Schwert den Anprall aufgefangen hatte. Inuyasha war ein wenig erleichtert gewesen, dass sein Halbbruder mit an ihn gedacht hatte. Jetzt sah er besorgt zu Kagome, wie die die Angriffe überstanden hatte, aber sie wäre wohl aus der Bahn gewesen. Entsetzt sah er, was los war: "Vorsicht, Sess...!" brachte er noch hervor. Der Hundedämon hörte es und wandte hastig den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah er eine leuchtende Energie. Er machte eine Bewegung, die einer Hula-Tänzerin würdig gewesen wäre, und Kagomes Pfeil zischte Zentimeter an seiner Hüfte vorbei. Was für eine Scharfschützin, dachte er sarkastisch und erinnerte sich mit leisem Unbehagen daran, wie sie auf ihn gezielt hatte. Hartori machte einen Schritt seitwärts und der Pfeil prallte harmlos in die Erde "Was mischt du dich denn ein, Mädchen?" erkundigte er sich amüsiert: "Hast du es so eilig zu sterben?" "Lass sie in Ruhe!" fauchte Inuyasha prompt und richtete sich auf. Sesshomaru sprang etwas zurück. Hartori ignorierte ihn: "Ich sagte doch schon, dass ihr es nie mit mir aufnehmen könntet. Es gibt in der Tat nur ein einziges Lebewesen, das es schaffen könnte, mir gefährlich zu werden, aber die Gute hat sich selbst in einem Bannkreis gefangen gesetzt." Kagome hatte einen neuen Pfeil aufgelegt, zielte diesmal sorgfältiger. "Du bist ein Mistkerl und ein vollkommen dusseliger noch dazu, " war ihr Urteil: "Wie kann man so dämlich sein, seinem Gegner zu sagen, wie man zu schlagen ist?" "Wieso? - Du bist eine menschliche Priesterin, wie Midoriko, ja, aber das hilft dir gegen mich nicht. Nur ihre Seele ist stark genug, mich zu verletzen. Aber..." "Ich sagte doch, du bist dumm." Kagome bemerkte, dass die beiden Halbbrüder sie mit einem Gesicht musterten, als habe sie ihnen gerade verkündet, Narakus Heiratsantrag angenommen zu haben: "Ich habe Midorikos Seele in mir, hat sie gesagt", erklärte sie daher: "Und ich werde gleich mal antesten, was das bringt." "Ich dachte, Kikyou..." begann Inuyasha vollkommen verwirrt. "Sie scheint eine Art Seelensammler zu sein." So wie der Hundedämon das sagte, klang es fast nach einem anderen Wort für Müllabfuhr. Aber er sah zu ihr: "Triff seinen Kopf." "Igitt..." murmelte Kagome unwillkürlich. Das fand sie gar nicht gut. Sie nahm jedoch schwer an, dass er wusste, warum er ihr das befahl, zumal Hartori nicht gerade glücklich über diese Anweisung schien. Aber sie fragte doch: "Muss das sein?" Sesshomaru versuchte sich daran zu erinnern, dass Selbstbeherrschung einem Dämonenfürsten ziemte: "Tu, was ich sage. - Du bringst ihn auch damit nicht um." Ihm war eingefallen, wie gefühlsduselig sie sich schon benommen hatte. Menschen. Das war ein Wort, fand Kagome und zielte sorgfältig. Zuvor war Hartori ihrem Pfeil ausgewichen. Sie musste jetzt also vorausraten, wohin er sich bewegen würde. Das war ja schlimmer als bei einem Elfmeter beim Fußball. Triff, dachte sie und ließ den magischen Pfeil von der Sehne schnellen. Sie hatte ihre ganze bewusste Energie hineingelegt, und die Hoffnung, dass der Pfeil noch irgendetwas drauf hatte. Immerhin hatte Midoriko ihn ihr gegeben. Der Magier dachte indessen nicht für eine Sekunde daran, aufzugeben, stehenzubleiben und zu warten, ob diese seltsame Priesterin doch irgendetwas zu Wege brachte. So hob er seinen Stab, ließ ihn in seiner Hand rotieren, um ein Abwehrschild zu bilden, das rot vor ihm aufleuchtete. Kagome sah es beunruhigt. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Pfeil da durch kommen würde. Tat er leider nicht. Harmlos fiel er zu Boden. In diesem Moment erkannte sie, dass Inuyasha Tessaiga hob, dessen Klinge rot leuchtete. So zog sie erneut die Sehne straff. Sobald der Halbdämon den Schutzschild durchbrochen hatte, würde sie ihren letzten Pfeil losschicken. Sie hatte zwar keine Ahnung, warum Sesshomaru wollte, dass sie den Kopf traf, aber das hatte vermutlich seinen Grund. Sie nahm nicht an, dass er sie in eine Falle locken wollte, nicht, nach den letzten Tagen. Hartori spürte plötzlich rechts von sich eine gewaltige Energie. Und das war nicht gegen ihn gerichtet, wie er jäh erkannte, sondern gegen seinen Schutzschild. Verdammt, dachte er: wie hätte ich ahnen sollen, dass die zusammenarbeiten? In dem Moment fuhr das rote Tessaiga gegen seinen Bannkreis, zerstörte ihn. Geblendet schloss Hartori für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er die helle Energie des Pfeils dieser Priesterin keine dreißig Zentimeter vor seinem Gesicht. Das war das letzte, das er sah. Vor den Augen der Zuschauer schien er sich förmlich aufzulösen, in winzige Einzelteile zu zerspringen. Sesshomaru trat näher, als der goldene Zauberstab zu Boden fiel. Kagome fühlte sich irgendwie an eine Hantel erinnert. Er nahm Tokejin zur Hand, während Inuyasha Tessaiga zurückschob, sicher, dass es für ihn hier nichts mehr zu tun gäbe. Der Hundedämon setzte die Spitze seines Schwertes in die Mittel des Stabes, ehe er sich konzentrierte, seine volle Magie hineinschickte. Etwas wie helle blaue Flammen schienen um ihn und diesen Stab zu lodern. Dann erschien etwas aus dem Goldenen, das Kagome an Spiegeleier erinnerte, nur ohne Gelb in der Mitte. Diese kleinen weißen flachen Platten krochen auf das Portal zum Jenseits zu, schafften es, darunter zu verschwinden. Der Stab selbst war verschwunden. Sesshomaru sah es und entspannte sich. Ein kurzer Schwenk mit Tokejin und es ruhte wieder an seiner Taille. "Äh...was war das denn?" erkundigte sich Inuyasha. Für einen Moment schien sein Halbbruder nicht antworten zu wollen, tat es dann aber doch: "Ich spürte bei seinem letzten Angriff, dass es nicht nur seine eigene Magie war. Das waren die Seelen von zauberkundigen Wesen, die er in seinen Stab gezwungen hatte. So konnten sie wieder ins Jenseits." "Das war aber nett von dir." Kagome warf sich den Bogen wieder über die Schulter. Er sah sie an: "Ich habe nur dafür gesorgt, dass er ihre Macht nicht mehr benutzen kann, wenn er sich regeneriert." "Oh." Sie starrte ihn an: "Du meinst, er wird sich wieder zusammensetzen?" "Natürlich. So ein Wesen kann man nicht so einfach töten. Er wird aber einige tausend Jahre benötigen, da sein Kopf getroffen wurde." "Darum sollte Kagome dahin zielen?" Inuyasha begriff endlich auch. "Ja." Der Hundedämon wandte sich ab. Eine Geste von ihm erschuf wieder einen Tunnel und er ging hinein, sicher, dass die anderen beiden ihm blind folgen würden. Leider hatte es sich nun zu guter Letzt doch als sinnvoll erwiesen, dass sie dabei gewesen waren. Als ob er, Sesshomaru, nicht mit so einem Magier allein fertig werden könnte. Aber dieser war eben nicht allein gewesen. Die Magie der Wesen, die er in seinen Stab gezwungen hatte, war beachtlich gewesen. Und ohne das Zusammenwirken von Tokejin, Tensaiga, Tessaiga und des Pfeils einer Priesterin wäre Hartori nicht zu besiegen gewesen. Schade war nur, dass es so schnell gegangen war. Obwohl, wenn er es sich so recht überlegte: dieser Dieb würde einige tausend Jahre brauchen, um sich zu regenerieren. Sicher würde er in dieser Zeit oft genug daran denken können, wie groß sein Fehler gewesen war, ausgerechnet Tensaiga stehlen zu wollen. Das war ihm dann doch eine gewisse Genugtuung. Der magische Tunnel führte die Drei in das Gebirge, aus dem sie gekommen waren, in das Tal, das Kagome so sehr an eine Geisterbahn erinnert hatte. Jetzt sah sie sich um: "Das hier ist ja wieder der Weg ins Diesseits." Ein Seitenblick: "Warum hast du uns dann nicht gleich nach Calanta oder so gebracht, wenn du diesen Trick draufhast?" Der Hundedämon drehte sich um. Er sah keinen Grund, auf eine so dämliche Frage zu antworten. So nahm er Tensaiga zur Hand, um die Barriere zu öffnen, den Gang zurück in ihre eigene Welt. Kagome biss sich auf die Lippen. Inuyasha sah das Feuer in ihren Augen und meinte hastig: "Um so einen Tunnel erschaffen zu können, muss man genau wissen, wohin man will." "Ach, die Koordinaten oder so wissen?" "Ja", sagte der arme Halbdämon, der sich irgendwie zwischen zwei Leuten sah, die ihn grimmig anblickten. So nahm er einfach Kagome, als sich das Portal öffnete und sprang mit ihr in den Gang, hinter seinem Halbbruder her. Der Rückweg verlief eigentlich ganz glatt, wenn man davon absah, dass Kagome wieder schwindelig wurde und Inuyasha sie trug. Bei dem Becken mit der Säure zögerte Sesshomaru keine Sekunde, ehe er die beiden hinübertrug. Das war das letzte Mal, dass er sich in solch eine lächerliche Lage begab, dachte er bei sich. Nur noch ein Stückchen Wegs und er war diesen Halbdämon und seine Priesterin ein für alle mal los. Waren sie erst im Diesseits würde er sich in seine Energieform verwandeln und zurück in diese riesige Stadt fliegen, in der Kagome lebte. Dort den knochenfressenden Brunnen zu finden, wäre eine Kleinigkeit und er wäre endlich zurück in seiner Zeit, in die er gehörte. Seine Meinung über Zeitreisen oder Reisen in andere Welten hatte sich durch die letzten Tage nicht gerade verbessert. Tensaigas Macht öffnete ihnen das Portal ins Diesseits zurück und die Halbbrüder sprangen hinaus, Inuyasha noch immer Kagome tragend. Nichts hatte sie vorgewarnt und so fanden sie sich plötzlich in einem Wirbelsturm rotweißer Gestalten. Alles Priesterinnen. ***************************************************************************** Das war es schon wieder. Das nächste- und letzte - Kapitel trägt den Titel Falschmünzer und Kidnapper. Wie immer: wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt die Info ENS von mir, sobald ich bemerke, dass animexx das Kapitel freigeschaltet hat. bye hotep Kapitel 11: Falschmünzer und Kidnapper -------------------------------------- So, hier kommt das letzte Kapitel. Irgendwie muss man ja zurück kommen... Viel Spass beim Lesen! 11. Falschmünzer und Kidnapper Mitten in dem rotweißen, unerwarteten Knäuel griffen die Brüder instinktiv zum Schwert. "Kagome-sama! Edle Herren!" Das klang nicht gerade nach einem Angriff und so sahen sich die Neuankömmlinge dann doch erst einmal irritiert um. Sie standen im Mittelpunkt von gut zehn Frauen unterschiedlichen Alters, alle in der altmodischen Tracht einer Priesterin, alle sie fasziniert anstarrend. Eine ältere Frau verneigte sich tief vor den dreien. Sesshoumaru ließ sein Schwert los und so tat es auch Inuyasha. Kagome erkannte unter den Priesterinnen die eine, mit der sie im Hotel gesprochen hatte. Ihr Name fiel ihr nicht mehr ein. Irgendwie hatte sie in der letzten Zeit ein bisschen viel um die Ohren gehabt. "Was ist denn hier los?" erkundigte sie sich bei ihr. Diese nickte zu der älteren Frau, die sich erneut verneigte: "Mein Name ist Miyaki. Ich bin die Äbtissin des Tempels. Wir hörten, dass Ihr vorhabt, das Schwert zurückzuholen, und wollten Euch helfen." Sie sah zu Sesshoumaru: "Und wie ich erkenne, trägt es Euer Gnaden bereits wieder." Der Hundedämon war mit der höflichen und respektvollen Anrede zufrieden: "Wir benötigen keine Hilfe. Ich habe mein Schwert wieder." "Nun, es gibt Schwierigkeiten", sagte die Äbtissin etwas zerknirscht, blickte dann zu Kagome: "Vielleicht solltet Ihr erst erfahren, was hier in den letzten Tagen los war." "Wenn Sie es so sagen..." murmelte sie, guckte dann vorsichtig zu Sesshoumaru: "Du hast doch einen Moment noch Zeit, um zu erfahren, was los ist?" "Ich höre." Aber das klang nicht so, als ob er viel Geduld hätte. Er hatte nicht die mindeste Lust auch nur eine Minute länger in dieser bizarren Epoche zu verbringen, als zwingend notwenig. Und er konnte sich nicht vorstellen, was geschehen wäre, dass ihn daran hindern sollte, in seine Zeit zurückzukehren. Außer, dass der Brunnen zerstört worden war. Das wäre mehr als fatal. Aber soviel Pech konnte er, durfte er, einfach nicht haben. Allerdings musste er zugeben, dass das vermutlich die Krönung seiner an Heimsuchungen so reichen Woche gewesen wäre. Die Äbtissin bemerkte, dass der Dämonenfürst zu ihr blickte und verneigte sich etwas: "Nun, Ihr wart für uns drei Tage weg. - Vor drei Tagen bezahlte am Bahnhof in Tokio jemand mit gefälschten Yen-Scheinen. Dies war daran zu erkennen, dass alle die gleiche Seriennummer trugen. Der Verkäufer erinnerte sich an einen jungen Mann mit langen weißen Haaren, der ihm das Wechselgeld als Trinkgeld dagelassen hatte. Die Polizei suchte dann und erfuhr, dass hier im Hotel ebenfalls mit gefälschten Yen-Scheinen bezahlt worden war, von zwei jungen Männern mit langen, weißen Haaren, die offenbar in Begleitung eines Schulmädchens waren. Bei weiteren Recherchen stellte die Polizei fest, dass immer mindestens einer der beiden bei dem Mädchen war, sie sie offenkundig nicht aus den Augen ließen. Kurz, Euer Gnaden und Euer Bruder werden in ganz Japan gesucht wegen Falschmünzerei und Entführung von Kagome Higurashi." "Oh nein, " murmelte Kagome entsetzt. "Dann können wir nicht so einfach nach Tokio zurück??" "Sie schon, Kagome-sama. Ihnen wird ja nichts vorgeworfen..." Äbtissin Miyaki sah besorgt zu den beiden Halbbrüdern. Inuyasha hatte nichts verstanden und blickte zu Kagome: "Wo ist denn das Problem?" "Dass euch die Polizei wegen Verbrechen sucht und ihr vermutlich verhaftetet werdet, wenn sie euch sehen. Eure Haare sind eben ziemlich einmalig..." Sesshoumaru wandte sich ab: "Eure Schwierigkeiten interessieren mich nicht im Mindesten." Sein Energiepegel stieg an: "Ich fliege zurück und kehre in meine eigene Zeit zurück. Und wer mich daran hindern will, stirbt." Die Priesterinnen wichen instinktiv einen Schritt zurück. "Warte mal, Sesshoumaru", meinte Kagome hastig: "Du kannst doch Inuyasha hier nicht allein in der Patsche sitzen lassen." "Inuyashas Zwickmühle ist die seine." Er sah sich nicht um. "Toll, das ist also die Dankbarkeit eines Dämonenfürsten?" fauchte sie in jähem Zorn: "Er ist nur hier, weil er dir helfen wollte. Und weil du ihn um Hilfe gebeten hast!" Der Energiepegel stieg so deutlich an, dass Inuyasha die Rechte an Tessaiga legte, für den Fall eines Angriffs auf Kagome. Auch diese schluckte ein wenig, da sie plötzlich realisierte, dass sie den Falschen der Halbbrüder angefahren hatte. Das erste Aufwallen vor Ärger wich aber rasch Selbstbeherrschung. In dem Punkt hatte dieses Menschenmädchen eindeutig Recht. Verdrießlich war nur, dass sie es vor einer Horde anderer Menschen gesagt hatte. Er würde also wohl noch einmal all seine Selbstkontrolle brauchen, um die Sache hier endgültig zu erledigen. Diese ganze letzte Woche, diesen unglücklichen Zwischenfall, würde er zwar sein Lebtag nicht vergessen, aber auf eine unangenehme Handlung mehr oder weniger kam es jetzt wohl auch schon nicht mehr an. Und in einem hatte Kagome leider wirklich Recht. ER war zu Inuyasha gegangen, hatte ihn um Hilfe ersucht- und sie auch bekommen. Nun gut. So wäre es vermutlich wirklich nicht sehr ehrenvoll, ihn jetzt hier als Verbrecher behandeln zu lassen. Zumal ja er selbst dieses Menschengeld verdoppelt hatte... Ohne sich umzudrehen, meinte er: "Dein Vorschlag?" "Äh..." Machte Kagome nur, die nie im Leben damit gerechnet hätte, dass ihr Anpfiff bei diesem arroganten Typen irgendeine Wirkung zeigen würde - außer einem Mordversuch. So fuhr sie langsam fort: "Wir müssen unauffällig nach Tokio zurück, Inuyasha und du, ihr müsst eure langen weißen Haare verstecken. Und ich sollte auch nicht erkannt werden. Bis Tokio überlege ich mir dann eine tolle Geschichte, wie ich euch entkommen bin... Und...ich meine, da ihr ja wieder im Mittelalter seid, wird euch auch kein Mensch hier mehr finden." "Sie könnten unsere Kleidung bekommen, Kagome-sama", bot die Äbtissin hilfreich an. "Und ....nun, weiße Haare könnte man unter unserem Umhang verdecken.." "Oh, ja." Kagome betrachtete nachdenklich Inuyasha, der plötzlich fassungslos nach Luft rang: "Ihr meint doch nicht etwa....??!!" "Oh doch. Genau das." Kagome nickte begeistert. Sie hatte plötzlich Gefallen an der Charade gefunden: "Aber Sesshoumaru..." "Wenn du den Vorschlag auszusprechen wagst..." deutete der an, wandte ihr aber noch immer den Rücken zu. "Nichts ehrenrühriges", beteuerte sie sofort: "Nur ein kleiner Einsatz von Magie..." In der kleinen Stadt, am Bahnhof, standen erstaunlich viele Paare herum, meist beide männlich, die scheinbar nichts zu tun hatten, als in der Gegend herumzugucken. Tatsächlich hoffte die Kriminalpolzeit diese beiden gefährlichen Verbrecher so finden zu können. Auch die Autostrassen wurden überwacht, die aus dem Nationalpark herausführten, der Park selbst war mit Hubschraubern abgesucht worden. Als eine Gruppe Priesterinnen zum Bahnhof kam, warf kaum einer der Beobachter einen zweiten Blick hin. Diese irren Damen hatten geschlagene drei Tage und Nächte vor einem Wasserfall gesessen, anscheinend irgendein Ritual vollzogen, das wusste hier jeder, wobei kaum einer eine Ahnung hatte, ob es fünf oder sieben oder zwölf Priesterinnen gewesen waren. Einige trugen heute die Kapuzen hochgeschlagen, aber das war ja nicht gerade verboten. Der Auftrag ihrer Vorgesetzten lautete, nach zwei jungen Männern mit auffallend langen weißen Haaren Ausschau zu halten, die vermutlich noch immer eine Schülerin aus Tokio als Geisel bei sich hatten, und ihre Phantasie machte keine Sprünge. So beachteten sie auch nicht weiter, dass eine der Priesterinnen, die eine Kapuze über dem Kopf hatte, barfuss war, sie aus bernsteinfarbenen Augen sehr intensiv musterte, hörten nicht das leise: "Inuyasha, nimm dich zusammen", das eine andere Priesterin flüsterte. Wenn es überhaupt jemanden gab, der der fröhlich plaudernden Gruppe einen zweiten Blick zuwarf, dann galt der dem seltsamen Hund, den die Priesterinnen dabei hatten. Er war wirklich riesig, schien aber brav zwischen zwei der Damen zu gehen. An ihm war die Größe auffallend, aber auch, dass er nur noch ein Vorderbein besaß. Aber da auch ein Hund kein Falschgelddrucker oder Entführer sein konnte, wandten sie sich wieder der Beobachtung der Strassen zu, was in Inuyasha die Lust weckte, auf sie zuzugehen. Aber seine Freundin kannte ihn gut genug: "Lass es. Bis jetzt geht doch alles gut..." Sie hoffte, dass es auch dabei bleiben würde. War natürlich falsch gedacht. Sie hatten zwar damit gerechnet, auch für einen Hund eine Fahrkarte kaufen zu müssen, aber der Mann am Schalter schüttelte leicht den Kopf: "So geht dass aber nicht, meine Damen. Ein Hund darf nicht ohne Leine und ohne Maulkorb in den Zug." Er begegnete den roten Augen des riesigen Hundes, der sich neben die Äbtissin schob und schluckte leicht: "Und noch dazu, wo er so ein Monster ist. Alle anderen Fahrgäste bekämen ja Angst." Miyaki wagte es, ihre Hand vorsichtig auf die Schulter des Dämonenfürsten zu legen: "Ich bitte Euer Gnaden", flüsterte sie leise: "Lasst mich das machen." Sesshoumaru nahm seine Schnauze vom Schalter, was den Mann dahinter aufatmen ließ. Die Äbtissin hatte es bemerkt: "Sehen Sie? Er tut wirklich keinem Menschen etwas. Aber wir können ihn unmöglich Leine oder Maulkorb anlegen. Er ist der heilige Hund unseres Ordens und das wäre...ein Sakrileg sondergleichen. Nein, das ist unmöglich." "Aber wir können da keine Ausnahme machen..." Der arme Bahnangestellte brach ab, als sich erneut die Riesenschnauze vor ihm breit machte und leise knurrte. "Sehen Sie, er versteht jedes Wort. - Haben Sie nicht einen Vorgesetzten, der das entscheiden kann?" "Nein...aber...nun, reden Sie doch mit dem Mann dort hinten, unter der Uhr. Er ist der Zugführer des Zuges nach Tokio..." Gut eine Viertelstunde später attestierten ein riesengroßer weißer Hund und seine Begleiter dem Zugführer Sturheit und eine gehörige Portion Mut. Trotzdem sich direkt vor seiner Brust ein Maul mit deutlich großen Zähnen befand, beharrte Hr. Tanaka darauf, dass Leine und Maulkorb notwendig seien. Auch leises Knurren des Riesenhundes ließ ihn kalt ebenso wie der Hinweis der Äbtissin, es handele sich um den heiligen Hund ihres Tempels und das sei unmöglich, ja, ein Sakrileg. "Sie können doch unmöglich verlangen, dass wir einem Inu-gami einen Maulkorb umlegen...Ich bitte Sie, Hr. Tanaka!" Der Zugführer wollte schon sagen, dass es keine Hundegötter gebe, als sein Blick in die roten Augen vor ihm fiel. Da lag etwas darin, das ihn glauben ließ, dieser Köter verstehe wirklich jedes Wort. "Na schön", sagte er: "Damit Sie zufrieden sind: kein Maulkorb. Aber Leine muss sein. Da kann und darf ich nicht von weg." Erneut knurrte der Hund. Miyaki legte hastig eine Hand an die Schulter: "Euer Gnaden..." "Komischer Name für ein Tier", sagte Hr. Tanaka: "Also, was ist nun, meine Damen?" "Ich hätte eine Idee", meinte eine jüngere Schwester, die ihren Kopf verhüllt hatte und schob sich heran. "Hier." Sie hielt eine Art dunklen Strick in der Hand: "Das ist eine Krawatte. Das ist ein männlicher Schmuck, nicht wahr. Also, nichts Ehrenrühriges." Sie schien auf den weißen Hund zu sehen, redete nun aber offenbar mit dem Zugführer: "Das würde doch genügen, Hr. Tanaka? Ob er etwas aus Leder oder Stoff um den Hals hat, ist doch nicht vorgeschrieben, oder?" "Nein, das nicht..." gab der etwas verwirrt zu: "Nun...ja, das wäre ein Kompromiss." Er war etwas enttäuscht. Der Stimme nach klang sie jung und hübsch, aber sie hatte ihr Gesicht gut verborgen. Kagome neigte sich noch etwas tiefer: "Also, darf ich dir die Krawatte noch einmal umlegen?" Mit leisem Spott fuhr sie fort: "Inu-gami?" Sesshomaru ließ ein leises Knurren hören. Für einen Moment überlegte er es sich wirklich, seine Energieform anzunehmen und hier alles stehen zu lassen. Aber sein Stolz hielt ihn zurück. Es ging nicht an, dass sein Halbbruder für etwas bezahlen musste, dass er getan hatte. Dann reckte er etwas den Kopf. Es war wirklich ein Glück, dass es in dieser Epoche praktisch keine Dämonen mehr gab. Er hätte sie alle töten müssen, um die Heiterkeit einzudämmen. Kagome schlang rasch den Knoten. Sie hatte es schon oft genug für ihren Bruder getan...aber noch nie um einen so dicken Hals. Aber es klappte. "So, Herr Tanaka, " meinte sie und nahm das Ende der Krawatte: "Sind Sie nun zufrieden? "Ja, steigen Sie schon ein." Er wurde langsam nervös. Diese in seinen Augen blödsinnige Diskussion führte fast dazu, dass der Zug zu spät abfuhr. So suchte sich der Trupp Priesterinnen ein noch ziemlich leeres Abteil, wo sich die Damen (und der verkleidete Halbdämon) strategisch günstig um den großen weißen Hund gruppierten. Kein ahnungsloser Mensch sollte aus Versehen ihm auf den Schwanz treten oder etwas anderes in dieser Art. Zu Kagomes unbedingter Erleichterung verlief die Rückfahrt ohne weitere Probleme, so dass sie sich in Ruhe eine Geschichte überlegen konnte, wie sie ihren "Entführern" entkommen war. Das blieb natürlich wieder an ihr hängen, aber sie wusste, sie würde drei Kreuze machen, wäre der Hundedämon nicht mehr in ihrer Zeit- und das, ohne weitere Schwierigkeiten oder gar Tote. Auch Inuyasha konnte sich ins Mittelalter in Sicherheit bringen, so das kaum zu erwarten stand, die Polizei würde auch nur einen der beiden versuchen können zu verhaften. Das erleichterte sie doch, da sie zu bezweifeln wagte, dass auch nur einer der Polizisten das überlebt hätte. Als die Gruppe tatsächlich die relative Sicherheit des Higurashi- Schreines erreichte, war Kagome mehr als erlöst. Sie ließ die Krawatte los, die sie bislang in der Hand gehalten hatte: "Ich denke, du kannst dich verwandeln..." meinte sie zu dem weißen Hund. Als ob ich ihre Erlaubnis bräuchte, dachte Sesshomaru. Ohne weiter nachzudenken, nahm er seine Energieform an, flog zu dem alten Brunnenhaus und verschwand dort. "Äh..." machte Kagome. "Das war ja Lichtgeschwindigkeit", hauchte die Äbtissin fast ehrfürchtig. Das war ja eine Flucht, dachte Inuyasha, sagte aber nichts, da er seinem Halbbruder nachfühlen konnte, dass der so schnell es ging wieder dorthin wollte, wo er sich auskannte. Und vermutlich war er der einzige, der einschätzen konnte, was die vergangenen Tage für Strapazen in Punkto Selbstbeherrschung für Sesshomaru dargestellt hatten. Er schlug sich jetzt auch die Kapuze zurück, entledigte sich der Priesterinnenkleidung. Sein innerliches Aufatmen war bestimmt so groß wie das des Hundedämons. Auch er freute sich darauf, wieder in einer Zeit zu landen, wo die Nase und die Ohren nicht so strapaziert würden, er nicht als Mädchen verkleidet herumlaufen musste. In einer anderen Zeit pflückte ein kleines Mädchen Blumen, als sie etwas spürte, das sie aufblicken ließ. Ein helles Strahlen zog über ihr Gesicht und sie richtete sich hastig auf: "Sesshomaru-sama!" Sie lief zu ihm, betrachtete ihn: "Ich freue mich, dass Ihr wieder sprechen könnt!" Er betrachtete sie nachdenklich. Offenbar gab es für sie noch immer keinen schöneren Anblick, als ihn wieder zu sehen. Für einen Moment dachte er an ein anderes kleines Mädchen in einem Hotel, dann blickte er zu Jaken, der Rin vorsorglich bewacht hatte, jetzt auch herankam. "Sesshomaru-sama.." Auch er klang erleichtert, hatte er doch dauernd Angst davor gehabt, es könnte Rin etwas zustoßen, während er hier allein für sie verantwortlich war. Das hätte er vermutlich nicht überlebt. Die Kleine starrte noch immer zu dem Hundedämon auf: "Was ist das denn um Euren Hals?" erkundigte sie sich. Sesshomaru fiel jetzt erst ein, dass er ja wohl noch immer diese Krawatte trug und fasste an seine Kehle. "Das sieht ja fast wie eine Hundelei..." Jaken sollte dieses unheilvolle Wort nie zu Ende bringen. Er flog bereits gut fünf Meter durch die Luft. Rin sah ihm etwas irritiert nach, beobachtete dann, mit welchem Nachdruck dieses seltsame schwarze Stück Stoff zu Boden geworfen wurde und blickte wieder nach oben, bemerkte, dass Sesshomaru sich abwandte: "Gehen wir", sagte er. Während die beiden ihm sofort folgten, dachte er noch einmal kurz nach. Ganz sicher würde er diese vergangene Woche nie vergessen und wenn er zweitausend Jahre alt werden würde. Aber das war nur eine Kleinigkeit gewesen, ein kleines Zwischenspiel. Allein die Götter mochten dem gnädig sein, der ihn je auf diesen Zwischenfall ansprechen würde. *************************************************************** Das war es und ich möchte mich herzlichst bei allen bedanken, die die Geschichte bis hierher mitverfolgt haben, mich mit ihren Kommentaren aufgebaut haben. Als kleiner Hinweis in eigener Sache: Ich werde nächste Woche beginnen, die von einigen gewünschte Fortsetzung zu "Hundeyoukai ( fast) unter sich" hochzuladen. Sie heisst diesmal "Hundeyoukai unter sich- Sesshoumaru und Shiro". Wer so nett ist, mir zu diesem Kapitel einen Kommi zu hinterlassen, bekommt eine ENS, wenn die neue Geschichte oben ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)