Why do you want to hurt me?
Disclaimer: Projekt Weiß hat die Vermarktungsrechte
Warning : hardcore fightszenen und Seelenqual
Widmung : den üblichen Verdächtigen
Why do you want to hurt me?
Ken ist behandelt worden. Der Werksarzt von Tanaka Corp. hat die Wunde vernäht. Hat heftig geblutet. Aber nichts Wichtiges verletzt.
Ein paar Stiche, und bitte die nächsten Tage schonen. Klar doch. Bambi nickt. Wirklich schöne braune Augen, dieser Ken. Oder doch etwa dunkelgrün? Hm.
Crawford hat die Jacke ausgezogen. Die Brille hat er auch abgelegt,
leichte Faustschützer festgezurrt. Er tänzelt schattenboxend durch das Dojo. Leichtfüßig, muskulös, mit Abstand der Stärkste hier. Bloß, was hat er vor. Wir haben doch alle gezeigt, was wir draufhaben. Was will er noch?
Er hat sich aufgewärmt und dreht sich zu uns. "Schuldig, mach Dich bereit. So, zu euch anderen. Von den meisten konnte ich mir ein gutes Bild machen, aber bei zwei Leuten muss ich noch nachhaken, wie sie unter extremem Stress reagieren. Die beiden stelle ich kämpferisch auf die Probe, Schuldig übernimmt die mentale Überwachung. Yohji zuerst."
Der Lange zuckt zusammen. Gerade erst von Schuldig deklassiert, soll er sich jetzt vom Platzhirsch durchprügeln lassen. Denn dass er gegen Crawford nicht den Hauch einer Chance hat, ist klar. Also hat er jetzt schon extremen Stress, haha.
Er will sich nichts anmerken lassen, ist kein Feigling. Gegen normale Feinde bestimmt ein guter Mann, aber hier.... Crawford trifft ihn schmerzhaft, auf die Luft, die kurzen Rippen.
Er will nicht schnell Schluss machen. Er spielt, tänzelt, trifft, absolviert eine Übungseinheit. Yohji nimmt Treffer, krümmt sich, verbeißt sich Schmerzenslaute, keucht vor Atemnot. Minutenlanges Katz und Mausspiel. Lässig klatscht Crawfords Doublette auf Yohjis Deckung.
Dann direkt ein Haken, von unten. Arme, kraftlos, schwer, vernachlässigen den Kopfschutz. Beide schwitzen. Crawford liebt den Kampf. Gut zu wissen, dass der Boss ein richtiger Fighter ist, selber zulangen kann. Jetzt steppt er zur Seite. Stummer Austausch mit Mastermind. "O.K. Yohji, das reicht. Du stehst noch, das schaffen nicht viele. Sai, jetzt Du."
Was will er? Testen, wie lange ich stehe? Den Vergleich mit dem Langen? Bin schneller, kann mehr vermeiden, sollte klappen.
Ziehe die Jacke aus, bewege die Arme, lockere die Schultern.
Sehe Schuldig halb grinsen. Mir wird schlecht. Mentale Überwachung.
Shit. Will er beidseitig angreifen lassen? Crawford den Körper, Schuldig den Geist? Soll ich zwei Kämpfe gleichzeitig liefern?
Crawford kommt. Wie zuvor hält er seine Kräfte im Zaum. Schnell stößt er zu, schnell kann ich weg. Ich hasse Nachlaufen, Fortlaufen, Wegrennen. Bringe mal ein paar Kicks. Ausgefallene Kombination. Wird nicht oft geboten. Sollte ihn überraschen.
Knüppelharte Abwehrblocks. Schmerzwellen durchs Schienbein. Der Spann leicht aufgeplatzt. Danke.
Humpelnd wegsteppen. Fieberhaft den Ausweg suchen. Überlegener Gegner. Nichts Neues. Schmerzen ignorieren, in Bewegung bleiben, möglichst viele Treffer vermeiden. Durchbeißen, auf Schwäche hoffen.
Er treibt mich gnadenlos, muss nach rechts ausweichen. In seinen Schlag hinein. Klatschend landet seine Faust. Mein Kopf fliegt nach hinten. Blut malt eine kleine Spur in die Luft. Harte Landung. Meine Unterlippe ist an den eigenen Zähnen eingerissen. Rote Tropfen sickern nach außen und nach innen. Der bekannte, beruhigende Geschmack ist tröstlich. Ein, zwei Sekunden liegen bleiben, vom Schock erholen. Bin auf einen ganz billigen Bluff reingefallen. Ist mir lange nicht passiert, darf nicht noch mal passieren. Der nächste Treffer könnte das Aus bedeuten. Komme langsam auf ein Knie.
Da zerreißt mir was den Schädel. Grüne Augen stehen auf der Grenze, haben sie schon leicht überschritten. Werden groß vor Anstrengung, wollen weiter vordringen. Pupillen, winzig klein, stechend schwarz, fixieren meinen Geist. Wollen meine Abwehr bannen. Nein. Nicht, solange ich lebe. Wut kocht hoch, mischt sich mit Blutrot, bildet einen hitzigen Cocktail. Fülle die Gräben der zweiten Frontlinie. Die wirst Du nicht....
Treffer am Kopf. Faust? Fuß? Es reißt mich rum, lande halb auf der Seite.
Nicht wegtreten, wach bleiben. Das dunkle Wabern vertreiben. Lichter im Dunkel. Zwei grüne Lichter. Zwei Laternen, die in der Dunkelheit leuchten?
Nein. Es sind wieder diese Augen. Schuldig, Du feiger Hund. Bastard.
Dafür werde ich Dich töten.
Gemurmel. Meine Oberarme werden gepackt, werde hochgerissen. Werde aufrecht gehalten, festgehalten.
Sehe grüne Augen, dunkle Nebel, eine rasche Bewegung. Instinktives Anspannen der Bauchmuskeln. Gut, die Faust hat es in sich. Crawford?
Ja, muss er sein, der schlägt. Kann den Kopf nicht richtig heben.
Schaue von unten. Wusch. Wieder die gleiche Stelle. Schmerz macht sich breit, auch Muskeln packen nicht unendlich. Habe ich gerade geschrieen?
Nicht schreien, macht nur die anderen stark. Schaue auf die innere Landschaft. Hat sich das grüne Augenpaar verzogen? Nein. Nein. Nicht schon hier. So tief in mir darf sich niemand aufhalten. Ich muss meine innersten Bereiche schützen. Die verbotenen Orte. Die Verliese von Geheimnissen. Kerker des Unausgesprochenen.
Panik. Überwindung. Kampf. Das alte Überlebensprinzip.
Scharfe Klingen heben sich zum letzten Gefecht. Kämpfend sterben, oder siegen. Keine Gnade dem Eindringling.
Schreie, laute Schreie aus dem Hintergrund. Brennender Schmerz übernimmt wieder das Regiment. Klatschend trifft es meinen Bauch. Zweimal, dreimal. Leder?
Die Klingen sind zu Boden gefallen. Die Hände, die sie hielten sind zu schwach.
Meine letzten Refugien werden penetriert. Ekel. Wehrlos. Würdelos.
Flashbacks. Ungewollt begleitete ich den Spion. Nein, nicht. Bitte nicht das. Damals war ich noch schwach. Heute bin ich...wehrlos, würdelos.
Erkalte, gefriere, erstarre, stelle mich tot. Bis bald, lieber Tod. Haben wir jetzt eine feste Verabredung? Kann ich wenigstens auf Dich zählen?
Zart streift mich eine fremde Emotion. Unbekanntes sendet einen Hauch Bedauern. Einen Lidschlag lang Vertrauen? Ein Versprechen?
Der Eindringling zieht sich zurück, hinterlässt Ekel, Schmutz, Schande.
Und, als Letztes, Schwarz. AUS.
Rasende Kopfschmerzen. Wo bin ich? Brauche Aspirin. Will mich aufrichten. Sinke zusammen. Kopf will platzen. Körper brennt überall.
Höre Stöhnen, dann eine Stimme: "Bleib liegen. Du bist in Deinem Zimmer. Wir haben Deine Wunden versorgt, aber sicher hast Du starke Schmerzen. Warte, wir helfen Dir."
Unter den Schultern gestützt, komme ich etwas hoch. Fühle ein Glas an den Lippen, die aufgeplatzte Stelle vermeidend. Trinke. Schmecke Wasser, ein Medikament, etwas Blut. Danke, Ken.