Coming home von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: "Ich hab dich vermisst" ---------------------------------- Mir spukt die Idee zu der One-shot seit Montag durch den Kopf und ich wollte sie unbedingt noch diese Woche schreiben. Mein Schreibstil ist grausam und die Idee ist bescheuert, ich weiß. Aber ich hab die fanfic für zwei ganz liebe Menschen geschrieben. whisper - eines der knuffeligsten wesen, das existiert ich hab dich lieb!!!!!!! Dragon_Prayer - lass den kopf nicht hängen! ich hab dich lieb!!!!!! Manchmal hatte ich das Gefühl, nur ein kleiner Wassertropfen in einer Welle zu sein, die über die Welt schwappte und alles in Bewegung versetzte, jedoch selbst nicht die Möglichkeit hatte, nach eigenem Willen zu handeln. Als ob ich nicht selbst bestimmen würde, wohin mich meine Füße trugen. Mein Körper wurde nicht von mir selbst bewegt, und selbst wenn ich etwas tat, dann tat ich es aus einem automatischen Impuls heraus. Wie eine Maschine, die von anderen gelenkt wurde. In diesen Momenten schien die Zeit keine Bedeutung zu haben und ich ließ mich nur noch treiben. Treiben, wie in diesem Moment, wo ich mit gesenktem Kopf, den Blick immer auf hellgrauen, spiegelglatten Fließen gerichtet, den Menschen um mir herum folgte. Andererseits, wo sollte ich auch sonst hingehen, wir hatten dasselbe Ziel. Die schwere Reisetasche in meiner rechten Hand wurde langsam immer lästiger, die Tragegriffe schnitten schmerzhaft in meine Handfläche und mir tat auch jetzt schon die Schulter weh. Warum hab ich auch nur soviel einpacken müssen? Ich wechselte die Tasche in die linke Hand, genau wissen, dass sie wohl oder übel später wieder in die andere Hand nehmen musste. Ich hätte mir eigentlich auch einen Gepäckwagen holen können, doch der Aufwand hätte sich wahrscheinlich doch nicht gelohnt. Ich war doch sowieso schon fast an meinem Ziel, naja, fast. Und außerdem war ich ein Mann, für mich sollte so eine kleine Tasche doch kein Problem sein. Galten wir denn nicht als das starke Geschlecht. Und schließlich hatte ich auch einen Ruf zu verlieren, schließlich habe ich einmal als einer der stärksten Blader der BBA gegolten, damals, vor Jahren. Der berühmte Rei Kon, und selbst auf die Gefahr hin, dass ich eitel klang, aber ich war stolz darauf ich zu sein. Gut, mein letztes Turnier lag schon Jahre zurück und es gab wahrscheinlich nur noch wenige, die sich überhaupt noch daran erinnerten, dass es jemals einen Blader namens Rei Kon gegeben hatte, aber ich konnte doch für ein paar Minuten die Zähne zusammenbeißen und diese verdammte Tasche selbst tragen! Ein gedämpfter Freudenschrei erreichte mich schließlich in meiner verworrenen Gedankenwelt und ich spürte einen kurzen Lufthauch, der mich streifte. Ein kleiner Seitenblick verriet mir, dass soeben die schweigsame Frau, die im Flugzeug neben mir gesessen war, an mir vorbei gerannt war und nun einem Mann mittleren Alters um den Hals fiel, ihn dabei fast mit sich riss. Ich konnte mir die Andeutung eines Lächelns nicht verkneifen. Das war also der Grund, warum sie während des gesamten Fluges unablässig auf silberne Armbanduhr gesehen und ungeduldig auf der Armlehne getrommelt hatte. Sie war so darauf konzentriert gewesen, dass sie die neugierigen Blicke der anderen Passagiere und die plumpen Annährungsversuche des Herrn neben ihr gar nicht mitbekommen hatte. Zu meinem eigenen Leidwesen, hat sich gewisser Herr schließlich mit einigen kleinen Fläschchen Wodka vollaufen lassen und mir, über den Kopf der blonden Frau hinweg, seine unglücklichen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht erzählt. Zwei Stunden lang. Die letzte halbe Stunde ist auch meine Armbanduhr mein treuester Freund geworden. Ich hätte den Mann natürlich auch aufklären können, aber in seinem angetrunkenem Zustand hätte ich damit nur Ärger geschaffen. Ich ging an dem beschäftigten Pärchen vorbei und drängte mich durch die Menschentraube, die sich in der Ankunftshalle gebildet hatte. Menschen fielen sich um mich herum in die Arme, begrüßten sich, tauschten Neuigkeiten aus. Ein Vater begrüßte seine kleine Tochter, die den ganzen Flug über durch den Gang gerannt war. Die Wiedersehensfreude war groß. Für mich wurde es dagegen Zeit endlich zu gehen. Ich ließ das Gedränge hinter mir und machte mich auf Richtung Ausgang. Während eine monotone Stimme durch die nächsten Flugnummern und Uhrzeiten verkündete und Menschen um mich herum nach ihren Gates suchten, schlenderte ich unbeeindruckt von dem Geschehen durch die gewaltige Halle. In mitten des Trubels fiel es niemanden auf, wie die großen Glasfenster die Sicht auf das Flughafengelände freigaben, auf dem nun langsam große, weiße Schneeflocken landeten. Es schneite. Ich gönnte mir einen kurzen Moment der Ruhe und verfolgte das Schneetreiben. Als ich Moskau verlassen hatte, war die Stadt auch schon von einer dünnen Schneedecke überzogen. Der Schnee war eines der Dinge, die ich an Russland liebte. In meinem Heimatdorf in China waren so kalte, und vor allem weiße Winter selten. Umso mehr genoss ich es jeden Winter in dem eisigen Land. Ich hätte genauso wie meine Sitznachbarin auch abgeholt werden könne, kam es mir in den Sinn. Ein kleiner Anruf hätte genügt. Ich müsste mir auch jetzt nicht ein Taxi suchen und versuchen, dem Fahrer mit meinem wenigen Russischkenntnissen zu erklären, wohin ich wollte. Es wäre alles viel einfacher gegangen, aber schon als ich den Flug gebucht habe, habe ich gewusst, dass ich dieses Mal meine Ruhe haben wollte. Dabei war es eigentlich gar nicht negativ gemeint, ich wollte nur ein bisschen Zeit für mich haben. Um Nachzudenken. Er würde es ja doch früh genug herausfinden, da war ich mir sicher. Es gab kaum etwas, was man vor Kai Hiwatari geheim halten konnte. "Mister Kon?" Ich drehte mich erstaunt um und entdeckte einen jungen, tadellos in einem schwarzen Anzug gekleideten Mann, der mich fragend ansah. Er musterte mich von oben bis unten, angefangen an meinen, nach dem langen Flug in alle Richtungen abstehenden, rabenschwarzen Haar, das sich zu einem Zopf gebunden bis zu meinen Kniekehlen reichte, über das verknitterte, einfache rote chinesische Hemd und der dazugehörigen Hose bis zu der Reisetasche, die ich schon wieder in der rechten Hand hielt. Schließlich streckte er mir seine Hand entgegen und bat in gebrochenem Englisch nach meiner Tasche. "Darf ich erst einmal fragen, wer sie sind?" Mein Gegenüber sah mich überrascht an, er hatte die Frage wohl nicht erwartet. Aber was sollte ich machen, ich konnte doch keinem Wildfremden meine Tasche geben und erst recht nicht, nachdem ich mir vorgenommen hatte, sie selbst zu tragen. Ja, mein Stolz hatte gewonnen. Er kramte daraufhin eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche und reichte sie mir selbstsicher. Ich warf nur einen kurzen Blick darauf, ahnend, dass ich wegen meiner kleinen Schwäche, was kyrillische Buchstaben anging, sie sowieso nicht wirklich lesen konnte und blieb an ein paar Zeichen hängen, die ich sofort erkannte. Ich nickte und reichte ihm das Kärtchen wieder, meine Tasche behielt ich jedoch. Er tat mein störrisches Verhalten mit einem Schulterzucken ab und forderte mich auf, ihm zu folgen. Ich seufzte ergeben und setzte mich wieder in Bewegung, immer dem schwarzen Anzug hinterher. Irgendwann einmal musste Kai mir verraten, wie er das anstellte. Ich war doch gerade erst einmal wieder eine halbe Stunde auf russischem Boden und er wusste davon. Wenn man die Fahrzeit zum Flughafen abzog, waren das gerade mal zehn Minuten. Wir hielten schließlich vor einem schwarzen Mercedes, der eindeutig in die Kategorie Nobelkarossen gehörte. Mein Fahrer, außer ihm sah ich niemanden, der sonst fahren könnte, öffnete den Kofferraum und ich hievte mit einem Ächzen die inzwischen tonnenschwere Tasche hinein. Mein Stolz jubilierte, während meine Hand sich mit dunklen Striemen und einem schmerzhaften Pochen bedankte. Das nächste Mal würde ich mir einen Koffer besorgen, den ich hinter mir herrollen konnte! Der Muskelprotz neben mir, bekannt auch als mein Fahrer, sah verwundert auf meine Hand und wollte schon ein Kommentar abgeben, als ich vorsorglich zu der Beifahrertür rannte und mich auf den Sitz fallen ließ. Die Arme verschränkt, wartete ich darauf, dass er auch einstieg und wir endlich losfahren konnten. Sollte er doch denken was er wollte, ich war jedenfalls nicht scharf darauf, es zu erfahren. Die Fahrt verlief relativ schweigsam, obwohl mein Fahrer nach einiger Zeit den Versuch gestartet hatte, das Radio anzumachen und ich ihn mit einem tödlichen Blick, den ich mir von Kai abgeguckt hatte, dazu zwang, von seinem Vorhaben abzulassen. So schön Russlands Schnee auch war, was Musik anging hörte meine Liebe für das Land auf. Dieses Gedudel, das sie als Musik verkauften, war definitiv nicht mein Fall. Wollte der Mann nicht eines gewaltsamen Todes sterben, sollte er sich besser mit der Stille begnügen. Mitten während der Fahrt kam mir dann aber eine wirklich gute Idee. Jedenfalls fand ich sie gut. Ich versuchte meinem Fahrer erst auf Englisch, dann auf Russisch klar zu machen, wohin ich wollte, nach einiger Zeit hatte er es sogar auch verstanden, und lehnte mich breit grinsend zurück. Wollen wir doch mal sehen, wer hier wen überraschte. Ziel meines kleinen Ausfluges war ein großes Bürogebäude mitten in Moskau, das mit seinen zehn Stockwerken weithin alle Gebäude überragte. Die anfänglichen wenigen Schneeflocken waren inzwischen zu einem Schneesturm gewachsen und ich war froh, als ich nach einem kurzen Spurt von Auto zu Eingangstür wieder innen war. Noch bevor die Glastür hinter mir wieder zufiel, spürte ich mehrere interessierte Augenpaare auf mich gerichtet. Ich schüttelte kurz den Kopf um die Schneeflocken, die sich in meinem Haar verfangen hatten, loszuwerden, bevor ich unter den misstrauischen Blicken der Anderen zum Empfang ging. Die völlig in grau gehaltene Eingangshalle, die neben einer Empfangstheke eine kleine Sitzecke besaß, sah nagelneu aus und glänzte nur so vor Sauberkeit. Drei Geschäftsmänner, die es sich auf den Sitzgelegenheiten bequem gemacht hatte, sahen so aus, als wollten sie mich jeden Moment wieder rausschmeißen (meine Kleidung war wirklich nicht angebracht, aber ich konnte das ja nicht wissen, als ich in China ins Flugzeug eingestiegen war) und die zwei Empfangsdamen begrüßten mich nur widerwillig. Ich bemerkte sehr wohl den kurzen Blickkontakt zwischen einer von ihnen und den zwei Wachmännern, die in der Nähe der Fahrstühle postiert waren und beeilte mich, mich vorzustellen. Ich hatte nur meinen Namen genannt und schon wurden die harten Züge der beiden Damen weicher und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie sahen sich kurz wissend an, während ich im Boden hätte versinken können. Es war nicht so, als ob es mir wirklich peinlich gewesen wäre, aber wenn fremde Menschen einen plötzlich ganz anders behandelten, nur weil sie deinen Namen kannten und wussten, wer du bist, hatte das doch einen seltsamen Beigeschmack. Sie kannten mich schließlich nicht, nicht wirklich. Ich fragte nur eine einzige Frage. "Ist er da?" Und sie lächelten nur noch breiter und nickten in Richtung Fahrstühle. Ich bedankte mich mit einer kurzen Verbeugung und verabschiedete mich wieder. Es dauerte nicht lange, bis der Fahrstuhl mit einem leisen Klingen im Erdgeschoss ankam und sich die Türen öffneten. Alle drei Wände waren von oben bis unten verspiegelt und während der Fahrstuhl mit einem leisen Rauschen stetig aufwärts fuhr, hatte ich genügend Zeit, mich in den Spiegeln zu mustern. In einem verzweifelten Versuch, meine Haare wieder einigermaßen in Form zu bringen, fuhr ich mit meinen Händen durch die schwarze Mähne. Nebenbei zupfte ich hier und dort an meiner Kleidung und versuchte sie wieder zu ordnen. Ein bisschen Erfolg hatte ich ja. Ich war eindeutig eitel geworden. Seit wann machte ich mir um mein Aussehen soviel Sorgen? Gut, die Antwort kannte ich ja schon längst: Kai. Ich konnte nicht anders bei ihm. Dazu kam das flaue Gefühl im Magen, das eindeutig von meiner Vorfreude kam, ihn nach den drei Wochen in China endlich wieder zu sehen. Ja, ich freute mich wie ein kleines Kind. In meinem Heimatdorf waren Wörter wie Telefon, Handy oder Internet noch völlig unbekannt, und so hatten wir uns mit einfachem Briefschreiben begnügen müssen, doch jetzt konnte ich es nicht mehr erwarten, ihn zu sehen. Ich sah nervös zu der Anzeige über der Tür und zählte die Stockwerke mit. Sechster Stock...Siebter Stock...konnte das blöde Ding nicht schneller fahren? Achter Stock...Neunter Stock...Zehnter Stock. Endlich! Ich stürmte sofort aus dem Fahrstuhl in Richtung Kais Büro. Ungeduldig riss ich ohne zu Klopfen die Tür auf und wurde von...einem menschenleeren Büro begrüßt. Ich gab einen protestierenden Laut von mir und sah mich schnell im Zimmer um, doch Kai war und blieb verschwunden. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt! Lustlos schlurfte ich zu dem großen Schreibtisch, der direkt vor einer großen Glaswand stand, von der aus man einen wundervollen Blick über Moskau hatte und fuhr eher nebensächlich über Oberfläche des Tisches. Er war wie immer, perfekt aufgeräumt, kein Stift, keine Mappe, kein Gegenstand stand dort, wo er nicht sein sollte. Kai war, was seine Arbeit anging, ein sehr ordentlicher Mensch. Das war er schon damals, als sie noch beide Mitglieder bei den Bladebreakers waren. Heute war er der Leiter eines großen, internationalen Konzerns, den er mithilfe des Geldes seines Großvaters, gegründet hatte. Er hatte ein Talent, was Geschäfte anging, und so war es auch nicht sehr verwunderlich, dass er seit Jahren nur noch Gewinne verbuchen konnte. Es lag auch in seiner Persönlichkeit, eine Führungspersönlichkeit zu sein, schließlich war er schon in ihrem Team der Teamchef gewesen. Kai machte seine Sache wirklich gut, selbst Tyson hatte sich das eingestehen müssen. Tyson, das erinnerte mich an die alten Zeiten. Soweit ich wusste, hatte er in Japan das Dojo seines Großvaters übernommen. Max war in Amerika, Kenny studierte inzwischen an einer Universität in Japan und Daichi war auch irgendwo. Fragt mich nicht, was er machte. Wir haben uns seit damals wirklich alle sehr verändert. Und ich selbst? Ich war mit sechzehn Jahren nach Russland gezogen und war gerade dabei, meinen Abschluss nachzuholen. Während meiner Zeit als Blader war das ja völlig in den Hintergrund geraten, doch nachdem ich meine Karriere beendet hatte, hatte ich mir vorgenommen, das nachzuholen. Ich besuchte eine internationale Schule in Moskau, in der es nicht unbedingt zwingend war, Russisch zu können. Mein Glück, obwohl Kai seit Jahren versuchte, mir seine Muttersprache näher zu bringen. Ich entdeckte unter anderem einen Fotorahmen auf dem Schreibtisch, und obwohl ich genau wusste, wer auf dem Foto war, griff ich danach und sah mir noch einmal das Bild an. Das Foto war vor einem halben Jahr geschossen worden, es zeigte mich selbst mit triefendnassen Haaren und Klamotten (ich war kurz davor in einen Regenschauer gekommen - ohne Regenschirm) und eine weitere Person, die hinter mir stand, die Arme um meine Hüfte geschlungen und den Kopf auf meiner Schulter abgestützt. Kai hatte ein wirklich hinterhältiges Lächeln auf den Lippen und ich erinnerte mich sofort daran, wie ich pitschnass nach Hause gekommen war und Tala, der zufällig zu Besuch war, nichts besseres zu tun gewusst hatte, als seine Digitalkamera zu zücken und mich und Kai zu fotografieren. Leider hatte ich es nicht geschafft, das Bild wieder zu löschen. Und so stand es nun stolz auf Kais Schreibtisch und zeigte mich mit meinem dämlichsten Gesichtsausdruck. Ich könnte Tala heute noch dafür umbringen. Plötzlich spürte ich zwei starke Arme, die mich von hinten umarmten und einen warmen Körper, der sich an mich presste. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus und ließ das Bild zu Boden fallen. Kurz darauf hörte ich amüsiertes Lachen hinter mir. "Was machst du denn hier, Kätzchen? Spionieren?" Ich hatte von Anfang an gewusst, wer sich hier einen Spaß erlaubte und habe ein wütendes Grollen von. "Sehr witzig, Kai. Ich wollte dich überraschen!" Ich spürte zwei Lippen auf meinem Hals, die hauchzarte Küsse verteilten und zwischendurch Kais dunkle Stimme. "Das weiß ich." Ich grummelte. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Es gab nichts, was man, vor allem ich, vor Kai geheim halten konnte. Dabei konnte ich es mir an meinen Fingern abzählen, ob er entweder durch die ,netten' Empfangsdamen oder meinem anzugtragendem Fahrer vorgewarnt wurde, oder ob er mich einfach nur durchschaut hatte. Nach den sieben Jahren, die ich nun schon in Russland verbrachte, und nach den genau acht Jahren, vier Monaten und drei Tagen (ich hab im Flugzeug nachgezählt, während Mister ,Ich-hasse-alle-Frauen' mich zugetextet hatte) die wir schon zusammen waren, musste er mich einfach kennen. Ich wollte mich beleidigt aus seiner Umarmung befreien, doch Kai hatte nicht die Absicht mich loszulassen, stattdessen drehte er mich um damit ich ihm endlich ins Gesicht sehen konnte. Eine paar Sekunden lang musste ich den Atem anhalten, er sah einfach so verdammt gut aus. Nicht dass ich ihm das jetzt auf die Nase binden musste. Sein grau-schwarzes Haar war noch immer so verwuschelt wie früher, und seinen feuerroten Augen waren zu Dahinschmelzen. Und dann noch die weiche, helle Haut, es war zum heulen. Er war wie eine Droge, von der man nicht genug bekam, und bevor ich es mich versah hatte ich mich zu ihm hoch gestreckte und presste meine Lippen auf seine, genoss es nach der langen Zeit ihn endlich wieder spüren zu können. Dieser Mistkerl hatte es schon vorausgesehen und zog mich noch im selben Atemzug noch näher an sich heran, während seine Zunge leicht über meine Lippen strich. Ich musste in den Kuss hineingrinsen und nahm seinen Kopf in meine Hände um ihn festzuhalten, falls er die Absicht hatte, jetzt noch abzuhauen (nicht dass ich das glaubte) und öffnete meinen Mund für seine Zunge. Wir standen wohl einige Minuten lang so da, in ein hitziges Zungengefecht gefangen und die Welt um uns herum vergessend, bevor wir uns schwer atmend wieder trennten und uns gebannt in die Augen sahen. Schließlich lächelte Kai mich keck an. "Glaubst du wirklich, ich weiß nicht immer ganz genau, wo du dich auf der Welt befindest? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dich nicht mehr gehen lassen werde." Ich erwiderte sein Lächeln. "Und ich habe gesagt, dass ich auch nicht vorhabe, jetzt wegzulaufen. Aber hättest du mich nicht dieses eine Mal gewinnen lassen können?" Er kam schon wieder näher und hielt kurz vor meinem Gesicht an. "Niemals." Das war also der Grund, warum die ,sehr netten' Empfangsdamen meinen Namen kannten. Ich war seit Jahren mit diesem Mistkerl zusammen und ich liebte ihn. Auch wenn er immer noch unmöglich war. Arrogant, verschlossen, streng, nicht sehr redselig und vor allem undurchschaubar, auch was seine Gefühle anging. Andererseits konnte er sehr gefühlsvoll sein, und ich wusste, dass er mich liebte. Wir zwei waren was das anging wohl ein sehr ungleiches Paar, doch egal was andere sagten, wir waren ein Paar. Ich ließ mich bereitwillig von Kai wieder aus dem Büro führen. Er hatte es sehr eilig, nach Hause in unsere gemeinsame Wohnung zu kommen und ich gestehe, ich war es auch. "Ich hab dich vermisst, mein Kätzchen." Ende? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)