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Playhouse School

von

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Der Neue

Es war ein heißer und schwüler Sommertag.

Perfekt zum Baden gehen und etwas Sonne zu tanken oder einfach nur mit seinen Freunden zusammen zu sein um die letzten noch warmen Tage dieser Jahreszeit zu genießen.

Wäre da nicht dieses kleine Problem namens Schule.

Es war wieder so weit. Ein neues Schuljahr brach an und die wohlverdienten Ferien waren auch viel kürzer als im vergangenen Jahr.

"Warum ist schon wieder Schule? Mir hätte das wirklich nichts ausgemacht noch so zwei, drei Monate frei zu haben." Als er seine Meinung losgeworden war musste er seufzen.

"Stell dich halt an. Hat doch auch sein gutes im Unterricht zu hocken. Man bekommt eine Einschläferungsrede und kann die Lehrer wieder so richtig schön ärgern." Der schwarzhaarige legte einen Arm um die Schulter des jungen Ainu und zog ihn Richtung Klassenzimmer. "Ok, du hast recht ich will da nicht rein." Fügte er hinzu als sie vor der Tür zum stehen kamen.

Horo blickte sich verwirrt um. "Wo ist den eigentlich Hao abgeblieben?"

Der junge Chinese schüttelte den Kopf. "Entweder er macht wieder auf krank nach den Ferien, wäre ja nicht das erste Mal, oder er schaut ob wir Neue in die Klasse bekommen." Plötzlich musste er grinsen. "Du weißt was das bedeutet."

Der blauhaarige erwiderte das Grinsen. "Oh ja, das weiß ich nur zu gut. Ich spreche aus Erfahrung." Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig.

Der sonst so kühle Junge schien etwas genervt zu sein. "Sag bloß du trägst uns das immer noch nach. Das war vor drei Jahren, lassen wir Gras drüber wachsen."

Erwartungs- und liebevoll blickte er sein Gegenüber an.

"Zwei Tage und ich war das Gespött der Schule." Bockig drehte er sich von seinem Gesprächspartner weg. "Wenn ich so zurück denke war's ja eigentlich ganz lustig. Und schließlich hab ich mir dennoch einen Namen machen können."

Stolz atmete er tief ein und schlug sich mit der Faust auf den Brustkorb.

"Einen tollen Namen hast du dir da gemacht, "Horo, die wandelnde Plastiktüte" da wäre ich auch stolz drauf." Vergewisserte Ren und nickte einige Male sarkastisch.

"Ach," die Augen des jungen Ainu verengten sich zu Schlitzen "und wem hab ich das zu verdanken?" Im Protest verschränkte er die Arme vor der Brust.

Leise, hektische Schritte näherten sich, wurden immer lauter und deutlicher.

Der junge Chinese schien von dieser Aussage kein bisschen gerührt und zeigte stattdessen nur in eine Richtung des lehren Schulflures.

"Dem da." Meinte er knapp.

Im selben Moment rutschte eine braune Gestallt über den glatten Boden und wäre beinahe nicht mehr um die Kurve gekommen.

"Da seit ihr ja." Rief er seinen Freunden zu und schickte ein Grinsen hinterher.

Als er bei den beiden angekommen war wurde er von ihnen wie aus einem Mund gefragt "Hao, sag mal bist du krank oder bist du wirklich gerade gerannt?"

Als Antwort schenkte er ihnen nur ein vielsagendes Lächeln.

Der schwarzhaarige besann sich zuerst wieder und erwiderte den Blick.

"Ich versteh schon, du warst wieder im Rektorat und hast ein paar Dinge rein zufällig mitgehen lassen."

Der junge Japaner schlug sich auf die Hosentasche und sagte dabei "Rein zufällig, du sagst es." Wieder musste er grinsen.

Horo wurde langsam ungeduldig.

"Und? Was ist diesmal neu?"

"Erstens, sie schließen die Türen zu dem Gemeinschaftsraum und den Sportanlagen nicht mehr ab."

Ren sah verblüfft auf die Mitteilung die Hao aus seiner Tasche gezogen hatte.

"Tatsächlich, ich hab gedacht wir können da nach der Schule nie wieder rein, nach dem wir dieses Chaos fabriziert hatten."

Der blauhaarige stieg nun ebenfalls in das Grinsen seines langhaarigen Freundes ein.

"Die denken halt wirklich das wir erwachen werden." Er rieb sich die Nase. "Erzähl schon weiter."

"Ok, ok, also unser Lieblingslehrer Mister Faust ist wieder da." Wissend über die Reaktion der anderen sah er sie an.

"Na endlich, ich hab schon gedacht wir müssten ewig dabei zusehen wie Fräulein Eliza ins Essen weint." Der junge Ainu seufzte erleichtert.

Natürlich war er nicht in diesem Sinne ihr Lieblingslehrer, er ließ sich nun einmal von allen am leichtesten ärgern. Das war auch der Grund dafür warum in ihrer Sammlung von Ereignissen, Prüfungen und Scherzen ein Eintrag fehlte. Doch nach anderthalb Jahren war er endlich wieder auf dieser "Schule", die eher einem kleinem Privatinternat ähnelte. Die leeren Seiten in dem Album würden wohl nicht mehr lange unbeschrieben bleiben.

"Dann gewöhn dich mal schnell wieder an "Herr Doktor" du weißt ganz genau das der das nicht leiden kann. Aber wisst ihr eigentlich noch wie wir die beiden verkuppelt haben? Das war ja echt nicht mit anzusehen. Die benahmen sich wie kleine Kinder!"

Ren regte sich zu gerne über das Verhalten seiner Lehrer auf, vor allem über jene mit vielen Eigenarten. Die konnte man so richtig schön aufziehen oder eben mal so nett sein und bei ein paar Problemen helfen.

Horo wollte auf den Zettel spitzelten, dieser wurde aber von dem braunhaarigen zusammengefaltet.

"Wie? Kein drittens? Das ist ja blöd." Er hielt die Luft an und blies die Backen auf.

Der junge Japaner musste schmunzeln. "Ein drittens gibt es immer du Dummkopf." Er wuschelte durch blaue Haare, was zur Folge hatte das ihm das Stirnband ins Gesicht, und über die Augen rutschte.

Leicht geschockt über die plötzliche Finsternis stieß er den angehaltenen Atem aus.

"Jetzt sag schon." Der schwarzhaarige klang genervt, aber auch aufgeregt.

Hao lächelte. "Wisst ihr noch unsere Aktion mit Chocolove in den Ferien? Na ja, sie haben ihn in ein anderes Haus gesteckt."

Seine Freunde sahen ihn entgeistert an. "Das ist nicht dein ernst."

Er schüttelte nur stumm den Kopf. "Doch, es ist so. Dafür haben wir aber einen Neuen. Er kommt von einer anderen Schule und wird in Yoh's Zimmer untergebracht."

"Das heißt ein Bett in unserem ist frei. Genial."

Endlich hatten sie mehr platz in ihrem Zimmer. Sie konnten sowieso nicht einsehen warum sie zu viert in einem Zimmer, aber der junge Japaner ein Viererzimmer für sich alleine hatte. Sie waren gerne in einem Zimmer, aber wenn sie wieder Streiche planten und vorbereiteten oder einfach mal feierten wollten war da überhaupt kein Platz mehr.

"Findet ihr es nicht auch irgendwie gemein gegenüber Choco?"

Die Blicke die der junge Chinese daraufhin bekam waren eine Mischung aus "Meinst du das ernst" und "wir haben doch recht".

"Wenn ich recht überlege hat der mit seinen blöden Witzen sowieso nur aufgeregt." Verbessere er sich selbst.

"Also," Horo strahlte "was hast du bezüglich des Neuen geplant?"

Der langhaarige setzte ein freches Grinsen auf. "Ich denke wir machen ihm einen ordentlichen Empfang."

Die drei Freunde fingen gleichzeitig an etwas schadenfroh zu lachen.

"Darf ich erfahren was hier so lustig ist?" Eine strenge Stimme hinter ihnen lies sie verstummen.

"Äh, guten morgen Miss Tao. Ich hab sie gar nicht bemerkt. Haben sie sich ein neues Kleid gekauft? Steht ihnen ausgesprochen gut." Schüchtern und auch etwas verlegen kratzte sich der blauhaarige am Hinterkopf wären die anderen beiden nur stumm dastanden.

"Sofort ihn den Unterricht!" Herrschte die junge Lehrerein.

Ohne Widerworte betraten sie das kleine Klassenzimmer das 12 Schüler fassen konnte. Insgesamt drei Reihen und zwei Blöcke mit jeweils zwei Sitzen nebeneinander und einem Doppelltisch. Die hintere Reihe war immer eine Stufe höher als die davor.

Aber in ihrem Haus, also auch in ihrer Klasse befanden sich nur neun Schüler. Den Neuankömmling miteinbezogen.

Die vier Mädchen befanden sich bereits in dem Raum und hatten sich beide Plätze am Fenstern in der ersten und zweiten Reihe reserviert. Hinter sie würde sich wohl keiner mehr setzen.

Die Jungen setzten sich hintereinander an den Gang, möglichst na an die Tür, das sie, sobald der Unterricht vorbei war, so schnell wie es nur ging weg waren.

Ihre Klassenleiterin, die gleichzeitig Deutsch unterrichtete, Frau Bismarck, ebenso wie der Haussprecher und der Neue, aber dieser würde wohl zusammen mit dem Lehrer aufkreuzen.

"Was meint ihr? Wie ist der Neue wohl?" Der junge Ainu hatte sich so gut es ging auf dem Klappstuhl nach hinten gedreht um seine Freunde ansehen zu können.

"Keine Ahnung," Ren zuckte mit den Schultern und warf einen Blick hinter sich "Wahrscheinlich so ein Streber oder ein Fettklopps. Oder was denkst du?"

Der braunhaarige strich sich eine Strähne aus dem Haar. "Da könntest du Recht haben. Warum sollten sie ihn sonst zu Yoh stecken?"

"Vielleicht haben sie das getan weil er so ist wie wir, damit wir nicht noch mehr anstellen." Gab der blauhaarige seine Vermutung preis.

Die anderen Beiden sahen sich erst kurz an, dann den Jungen vor ihnen "Nein." und schüttelten den Kopf.

"Wisst ihr, mir ist irgendwie langweilig." Der Älteste legte seinen Kopf auf seinen Händen ab. "Habt ihr eine Idee?"

Ohne ein Wort zeigte der junge Chinese auf das Mädchen in der ersten Reihe am Gang in der Mitte.

Darauf hätte er auch selbst kommen können. "Hey Jeanne, Schickes Outfit, schwarze Bluse, schwarze Stoffhose, schwarzes Haarband an der rechten Hand, wie originell." Der Sarkasmus in seiner Stimme war nur schwer zu überhören.

Die junge Französin schenkte ihm einen mehr als finsteren Blick, drehte ihm demonstrativ den Rücken zu und kritzelte weiter unbeirrt auf ihrem Block herum.

Hao musste grinsen. Er liebte es einfach Scherze mit ihr zu treiben, vor allem weil sie ihm immer noch das Ereignis von vor zwei Jahren nachtrug. Zumindest glaubte er das, anders konnte er sich ihr Verhalten gegenüber ihm nicht erklären.

"Weist du, wenn Blicke töten könnten dann wärst du schon an die Millionen Male gestorben." Meinte der schwarzhaarige gelassen.

Der Vordere nickte in dessen nicken ein und das grinsen des braunhaarigen wurde nur noch breiter.

Er tastete mit einer Hand an die linke Seite seines Halses. Er konnte die dick, 10 cm lange Narbe nur zu deutlich fühlen die ihn seit damals zierte. Nein, er bereute nichts, das war es wert gewesen.

Er lächelte sanft.

Die Tür ging auf, leise Musik war zu hören und ein Junge mit großen orangefarbenen Kopfhörern betrat das Zimmer. Er setzte sich neben Horo, stellte seine Tasche ab, lehnte sich nach hinten und döste weg.

"Der hat ja die Ruhe weg," der blauhaarige schielte in die letzte Reihe "das erinnert mich an jemanden."

"So ein Unsinn." Protestierte der Gemeinte. "Ich hab mit dem nichts gemeinsam."

"Nur das Aussehen und die Gelassenheit und..." wollte Ren korrigieren als die Tür erneut aufgemacht wurde und die blauhaarige Lehrerin, gefolgt von einem Jungen den Raum betrat.

Sie wies ihm an, sich hinter den mittlerweile schlafenden zu setzen.

Dieser tat wie ihm gesagt und sofort warfen ihm die vier Mädchen prüfende Blicke zu. Scheinbar schienen sie ihn zu akzeptieren, denn sie lächelten ihn kurz an bevor sie sich nach vorne drehten.

Nur die hellhaarige sah an ihm vorbei zu dem jungen Japaner gegen den sie Groll hegte. Sie schien ihn still davor zu warnen nichts gegen ihn zu unternehmen.

Die drei besahen sich den grünhaarigen genauer. Er war ganz und gar nicht so wie sie sich ihn vorgestellt hatten. Im Gegenteil, er sah sogar nett und liebenswert aus.

Ren sollte mit ihrem Plan beginnen, doch als der Neue sich leicht zu ihm drehte und ihm ein Lächeln schenkte hatte er seinen Einsatz verpasst.

Der langhaarige konnte dessen Reaktion nicht verstehen, denn er war zu sehr ihn Gedanken versunken als er ihn von vorne hätte sehen können. Er stupste seinen Vordermann leicht an, der sich daraufhin völlig verwirrt zu ihm drehte.

Nun wurde auch ihm ein Lächeln geschickt, ebenso wie dem jungen Ainu und den Mädchen, die sich wieder zu ihm gedreht hatten als sie bemerkten dass vorne nichts interessantes geschah.

Die Klassenleiterin schlug mit einem Heft auf das Pult und teilte mit das der Junge mit dem sie gekommen war nun bei ihnen wohnen würde. Sie sagte noch dass er aus England käme und sie sich darum gut um ihn kümmern sollten.
 

In der Mittagspause standen die drei Freunde in der Essensschlange.

Hao ergriff als erster wieder das Wort, den sie hatten seit Unterrichtsbeginn nichts miteinander gesprochen.

"Der Neue ist irgendwie merkwürdig, na ich weiß nicht."

Der blauhaarige legte sich eine Wurst auf den Teller. "Ich find ihn ganz lustig."

Der schwarzhaarige schüttelte den Kopf während er sich bei der Soße bediente. "Er hat noch keinen Ton von sich gegeben und du findest ihn ganz lustig."

Nach diesen Worten wurde ihm die Zunge rausgestreckt. "Lass mich doch."

"Du bekommst eine extra große Portion, du bist hier wohl neu." Bemerkte der junge Mann hinter der Essensausgabe, der gerade ziemlich große Schüssel mit Pudding füllte und zwinkerte dem Jungen zu.

Dieser Satz lenkte die Aufmerksamkeit der Jungen nach vorne ans Ende der Schlange an dem der junge Engländer stand und sich mit dem Koch unterhielt.

"Das ist aber freundlich von ihnen, ja ich bin neu hier." Bestätigte er und nahm die schwere Schüssel entgegen.

Als der grünhaarige wegging verschlechterte sich die Laune des Wirts sichtlich.

Horo hatte sich sein Tablett voll bepackt und wollte sich gerade den Nachtisch holen.

Er bekam aber nur, im Gegensatz zu dem Neuen nur eine äußerst kleine Portion.

Den anderen beiden erging es auch nicht besser.

"Gott ist das unfair, ich liebe Pudding und bekomm nur so wenig." Beschwerte sich der Stirnbandträger als er sich an ihren Stammplatz setzte.

Seine Freunde nickten nur zustimmen.

"Wollt ihr meinen? Ich mag das Zeug nicht so gerne und kann darauf verzichten." Der grünhaarige stellte seine große Schüssel auf den Tisch und lächelte in die Runde.

"Oh ja danke." Der braunhaarige wusste gar nicht was er sagen sollte.

Der junge Chinese tat dagegen etwas das er noch nie getan hatte. Er zog den noch freien Stuhl neben sich heraus und bot dem Spendenden einen Platz an.

Dieser nahm dankend an.

"Sag mal wie heißt du eigentlich?" platzte der junge Ainu heraus.

"Ich bin Lyserg, und ihr seid?"

"Also, der," der schwarzhaarige zeigte auf den älteren. "der so aussieht wie der Junge der vor dir sitzt ist Hao." Er wandte sich zu dem anderen, der sich gerade über das Schokoladendessert hermachte. "Das ist unser Vielfraß Horo. Und ich bin Ren."

"Wie oft soll ich dir noch sagen das ich nicht wie Yoh aussehe!" erwiderte der langhaarige gereizt.

Der junge Engländer lachte kurz und meinte "Eine gewisse Ähnlichkeit ist da schon. Darf ich fragen wie der so ist? Schließlich teile ich mir ein Zimmer mit ihm."

Während er dies sagte hatte er sich leicht gedreht und konnte nun den jungen Japaner ansehen. Dieser schob sich gerade eine Große Portion Reis in den Mund und bemerkte außer des Essen nichts.

"Der ist echt in Ordnung, aber eher so ein ruhiger Typ, genauso wie unser Langhaar." Der blauhaarige schlug seinem Nachbarn auf den Rücken, was zur Folge hatte das dieser sich verschluckte.

"Ich bin nicht so wie der. Aber er ist wirklich cool, es ist schwer ihn mal zu etwas zu ermuntern und Streiche spielt er auch keinem Lehrer."

"Sieht nett aus." Gab der fragende seine Meinung preis.

"So wie unser Hao." Die besagte Person wurde von der Seite angegrinst.

Er musste sich zusammen reisen nicht über seinen Freund herzufallen und ihn kaltblütig zu erwürgen. Wie oft sollte er es denn noch sagen? "Ich hab nichts mit dem gemeinsam!"

"Ach," war die Reaktion des Neuen "dann findest du also das du schlecht aussiehst. Oder wie soll ich das verstehen?" Er zog eine Augenbraun nach oben und sah in hinterhältig an.

"Junge, du passt zu uns." Ren legte einen Arm um die Schulter des Angesprochenen. "Was meint ihr?"

"Oh ja." Waren sich die beiden einig.
 

Nach dem Essen hatten sie beschlossen Lyserg ihr Haus zu zeigen in dem er nun für die nächsten vier Jahre zusammen mit ihnen, Yoh und den Mädchen leben würde.

"Hier sind wir also, wenn man reinkommt ist das Zimmer rechts deins, das danach gehört den Girlys und das letzte ist unsers. Ich warne dich, die Betten sind echt klein. Wo sind eigentlich deine Sachen?" sagte der blauhaarige als sie ihre Unterkunft betraten.

"Jemand namens Ginny sollte sie herbringen." Meinte dieser und sah sich um.

"Ginny?" fragten ihn alle ungläubig.

Der schwarzhaarige seufzte. "Dann kannst du lange auf deine Sachen warten. Sie ist die Unzuverlässigkeit in Person. Eigentlich sollte sie jeden Tag mindestens ein Mal nach dem Rechten sehen, aber du hast richtiges Glück wenn du sie zwei Minuten in der Woche siehst. Und sie war erst vorgestern hier."

Diese Aussage machte den jungen Engländer gar nicht froh. "Was soll ich dann solange machen? Ich kann doch nicht jeden Tag das gleiche anhaben. Und meine Schulsachen sind dann auch weg."

"Reg dich ab, das kriegen wir schon hin, na ja später, denn wir müssen noch was besprechen. Du kannst ja solange das Haus inspizieren und dich etwas auf dem Gelände umsehen, du darfst aber nicht raus. Ist ohne unsere Aufseherin verboten, und die kommt nur selten, wie vorhin erklärt. Ich sag dir, da kommt man sich vor wie im Gefängnis." Erklärte der braunhaarige und nickte den anderen beiden zu, die sich daraufhin verabschiedeten und in ihr Reich gingen.

Der grünhaarige sah ihnen noch eine Weile nachdem sie bereits verschwunden waren in den leeren Gang. Er musste schon etwas Mut aufbringen einfach da rein zu gehen, schließlich kannte er den Jungen, der sich wahrscheinlich dahinter befand, gar nicht.

Entschlossen griff er nach der Türklinge und drückte sie herunter.

Nichts. Sie war abgeschlossen.

"Hallo, ist da jemand drin? Hallo." Doch er bekam keine Antwort. Er klopfte erst etwas sachte an, hämmerte jedoch kurz danach.

Als er wieder keine Reaktion eintrat lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Tür und lies sich an ihr herunter gleiten.

Schweigend saß er noch für ungefähr zehn Minuten, als eine schwarze gekleidete Person aus dem Raum nebenan trat und leise fluchte "Solche Zicken, ich glaub's nicht, wie kann man nur so blöd sein!"

Das Mädchen verdrehte die Augen und bemerkte somit das da noch jemand anderes im Flur war. "Hey, du bist doch der Neue. Wieso sitzt du hier rum wie bestellt und nicht abgeholt?"

Als Antwort lachte er nur kurz und schwach. "Das Zimmer ist abgeschlossen, meine Sachen sind nicht da und ich kenn mich hier nirgends aus."

Die hellhaarige lächelte ihn aufmunternd an. "Na dann ändern wir das." Sie reicht ihm die Hand.

Erst betrachtete er sie skeptisch, doch dann ergriff er sie und lies sich hoch helfen.

Sie zeigte ihm den Gemeinschaftsraum, im Haus auch bekannt als das "Wohnzimmer", das Bad und die Küche. Dort nahm sie sich einen Apfel und fragte scheinbar gleichgültig "Warum sind deine Koffer noch nicht hier? Lass mich raten, Ginny."

Der Angesprochen nickte nur stumm und bediente sich einer Nektarinen.

"Frag doch Hao oder Ren ob sie dir was zum anziehen geben, die beiden dürften ungefähr deine Größe haben." Als sie Hao's Namen erwähnte verfinstere sich ihr Gesicht, und sie betrachtete ihn dabei eingehend.

"Du scheinst ihn nicht sonderbar gut leiden zu können." Stellte er fest.

"Oh ja." Meinte sie übertrieben und biss in die Frucht in ihrer Hand.

Oh nein.

"Komm mit. Wir schauen mal ob Yoh draußen ist, wenn nicht zeig ich dir noch ein bisschen das Gelände."

Ohne auf eine Antwort zu warten verließ die Ältere den Raum.
 

Auf dem Hof wehte ein warmer Wind. Die Laune der Französin hatte sich wieder gebessert und sie erklärte ihm alles an dem sie vorbeiliefen und ob sich dort gerne jemand aufhielt oder ob man das nur zu bestimmten Zeiten nutzen darf. Sie gingen noch ein Stück und konnten bereits deutlich die Mauer sehen die dieses Haus von den drei weiteren trennte.

Der braunhaarige hatte nicht übertriebe, es war zwar genug Platz, aber von überall konnte man die Abgrenzungen sehen. Es war wirklich wie in einem Gefängnis.

Sie kamen in die Nähe eines großen Baumes und die beiden konnten dort schwache eine Gestalt erkennen.

"Das ist hundertprozentig der den wir suchen, das ist sein Lieblingsplatz." Erklärte die junge Schönheit und lief etwas schneller auf den Schatten zu.

"Hoffentlich." Gab der junge Engländer noch von sich bevor auch er ebenfalls einen Zahn zulegte.

"Hey, Kleiner, hier ist jemand der mit dir spreche möchte." Sie zeigte auf ihre Begleitung als sie bei dem jungen Japaner ankamen.

"Hallo." Grinste der liegende fröhlich. "Warum willst du mit mir reden?" Der grünhaarige staune über die Gelassenheit des Jungen.

"Ich geh dann mal, Samstag wieder?" Die hellhaarige drehte sich noch einmal um. Als Antwort erhielt sie nur ein nicken von dem braunhaarigen. Damit gab sie sich zufrieden und lief den Weg zurück den sie gekommen war.

"Unser Zimmer ist abgeschlossen. Man hat mir gesagt das du der Haussprecher bist, weiß du zufällig wann diese Ginny wieder kommt? Sie hat meine Sachen."

"Ach so, ich geh sowieso gleich rein, dann schließe ich auf. Du musst wissen ich schließe nur aus Sicherheit ab." Er grinste immer noch.

Sein Gesprächspartner verstand nicht was dieser meinte und sah ihn verwirrt an. Er wird doch wohl nicht wegen Einbrechern absperren.

"Du hast doch sicher schon unsere drei Scherzkekse kennen gelernt. Sie haben eine Stinkbombe in meinem, Entschuldigung, unserem Zimmer platzen lassen. Das hat drei Wochen danach immer noch gestunken." Mit diesen Worten stand er auf und ging Richtung Haus. Stumm folgte Lyserg ihm.

Seit er die Gestalt unter dem Baum erkannte konnte er nicht den Blick von dem jungen Japaner nehmen.

Was war nur so besonders an diesem Gesicht? Was war nur so besonders an diesem Jungen?

Er wusste es nicht, aber er wusste dass er etwas ausstrahlte, etwas das jede Aufmerksamkeit auf sich zog. Das jeden und alles faszinierte.

Oder erging es nur ihm so?

Yoh bemerkte das er die ganze Zeit über angestarrt wurde. "Hab ich was im Gesicht?" Er tastete sich sein Gesicht ab.

"Nein, nein." Meinte der Gefragte schnell und wendete seinen Blick dem Erdboden zu. Auf einmal glühte sein Gesicht richtig, aber woran lag das?

"Ist ja auch egal." Er zog die Eingangstür auf. "Ich glaube sie wollte schon morgen wiederkommen."

"Wer?" fragte der grünhaarige als er über die Schwelle trat.

"Na Ginny." Die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgeschlossen und sie betraten den Raum.
 

"Na, ich weiß nicht. Wir kennen ihn doch gar nicht." Der blauhaarige hatte immer noch Zweifel gegenüber der Idee den jungen Engländer zu einem von ihnen zu machen.

"Ach, komm schon. Was soll den schon schief gehen?" versuchte der junge Chinese ihn zu überzeugen.

Der langhaarige sah seinen Freund eingehen an. "Wenn du nicht willst, fein. Aber dir ist schon klar das Ren und ich dich überstimmen können?"

Horo seufzte. "Na gut, aber nur wenn ich mir die Prüfung ausdenken darf."

Er grinste fies.

"Wenn du meinst."
 


 

Also, hier mal der Anfang, wer sich beschweren will das da ja kein shounen ai ist soll das tun wenn sie fertig gestellt ist^^

Ich würde mich über Kommentare freuen
 

Jahna

Prüfungen

Zwei Monate waren bereits vergangen und der junge Engländer hatte sich gut eingewöhnt, er konnte die drei Spaßvogel zu Recht seine Freunde nennen, und mit Jeanne verstand er sich auch prächtig.

Doch am besten kam er immer noch mit seinem Zimmergenossen aus. Mit den drei Jungen konnte er zwar viel mehr unternehmen, aber am besten Lachen konnte er über die Witze des jungen Japaners. Er genoss es in seiner Gegenwart zu sein, denn er musste sich für nichts rechtfertigen oder schämen.

Bei ihm konnte er sich sicher fühlen.

Auch bei den Pokerabenden durfte er teilnehmen und war gar nicht mal so schlecht, doch gewonnen hatte er noch nie.

Aber da war er nicht der Einzige.

"Full House." Die junge Französin legte drei Könige und zwei Buben auf den Boden. "Das schlägt keiner von euch." Sie musste grinsen, bis jetzt hatte sie noch nie verloren und somit am meisten Vorteile. Sie spielten nicht das normale Poker um Geld oder Chips, sondern ihre ganz eigene Variante.

Zu beginn eines jeden Abends bekam jeder ein Zettel auf die er eine berühmte Person schreiben musste und keinem zeigen durfte. Wer dann eine Runde gewonnen hatte konnte sich jemanden aussuchen und von diesem den Prominenten raten.

Wenn er richtig lag konnte er etwas von dem Verlierer verlangen, zum Beispiel das er die Hausaufgaben oder den Küchendienst für die nächste Woche übernimmt. Persönliche Gegenstände oder andere Taten konnte ebenfalls gefordert werden.

"Ich steig aus." Der schwarzhaarige legte seine Karten weg.

"Ich auch." Der junge Ainu warf seine ebenfalls hin.

Die beiden braunhaarigen und der junge Engländer gaben ebenfalls auf.

"Also Hao, du bist der Mann von Halle Barry, hab ich Recht oder was?"

Er zog nur wortlos seinen Zettel hervor und zeigte das Geschriebene darauf, und tatsächlich, da stand "Der überglückliche Ehemann von der bezaubernden Halle Barry".

Ihr grinsen wurde breiter. Sie wollte gerade etwas verlangen als der blauhaarige einwarf "Die hat doch gar keinen Mann!"

"Tja, jetzt schon. Hm, du könntest die Hausarbeit machen, nein ich weiß was Besseres." Verschlagen sah sie ihn an. "Deinen Gürtel mit dem Stern. Den will ich."

"Was, warum das denn?" Verwirrt und verärgert blickte er sie an.

"Keine Widerrede, du hast verloren und ich gewonnen." Meinte sie engelsgleich, doch ihr Ton wurde teuflisch "Her mit dem Ding."

Als Antwort streckte er ihr nur die Zunge raus und stand auf.

Er löste die simple Schnalle und zog den Gürtel aus den Riemen. Die Hose hochziehend hielt er ihr das Objekt hin. Er schickt ihr einen weiteren missbilligenden Blick und setze sich bevor seine Jeans runterrutschen konnte.

Sie tauschte ihren durch die Neuerwerbung und sah auf die Uhr.

"Schon so spät, ich geh rüber, sonst regen die sich noch auf das ich es wage um diese Uhrzeit noch die Tür aufzumachen." Die hellhaarige verdrehte die Augen und ging zur Tür.

"Die schlafen doch sicher schon seit fünf Stunden." Warf Ren ein.

Sie nickte. "Da könntest du Recht haben, Kirito." Als sie die den Griff nach unten drückte meinte sie noch "Gut Nacht auch euch Warlock, David und Johnny." Dann war sie verschwunden.

Fassungslos starrten die eben gemeinten auf die Stelle wo eben noch ihre Freundin gestanden hatte. Sie zogen ihr Geschriebenes hervor und verglichen. Tatsächlich, sie hatte jeden enttarnt. Bei dem grünhaarigen stand Warlock, bei Horo David Cooperfield, bei dem schwarzhaarigen Kirito und bei dem Kopfhörertragenden Johnny Depp.

"Wer ist den bitteschön deiner? Gibt's den auch nicht, oder kenn ich den bloß nicht?" der blauhaarige lass sich erneut die Karte von Lyserg durch.

"Das ist ein Detektiv aus Büchern, noch nie etwas von Warlock's Home gehört?" Er schüttelte den Kopf. "Dann fehlt dir ein großes Stück Literaturgeschichte."

"He," Er fuhr sich kurz durch seine Haare. "ich bin froh dass ich dieses Fach nicht mehr habe. Belassen wir es dabei."

Der Älteste sah verwirrt den schwarzhaarigen an. "Darf man fragen wer Kirito ist?"

"Du als Eingeborener solltest das eigentlich besser wissen als unser Chinese hier." Erklärte der junge Japaner. "Das ist der Sänger von Pierrot." Er stand auf.

"Aha, und darf man auch erfahren wer Pierrot ist?" Dem Fragenden wurde ein Walkman entgegen geworfen.

"Das." war das letzte Wort bevor er das Zimmer verlies.

Der grünhaarige seufzte.

"Woher weiß sie das immer nur? Und was ist sie eigentlich immer? Kann mir das mal einer verraten?"

Er hatte keine Antworten auf seine rhetorischen Fragen erwartet, doch der langhaarige schien sie dennoch zu wissen.

"Die hat da einen sechsten Sinn für, wenn du ihr ein Rätsel stellt hat sie das sofort raus, die kann so was einfach. Und sie ist immer die Tochter des Papst."

Der junge Chinese verdrehte die Augen. "Wenn du weißt was sie ist, warum verlangst du dann nicht einfach beim nächsten Mal deinen heiß geliebten Gürtel zurück?"

Gefährlich wurde er nach diesen Worten angefunkelt. "Dazu müsste ich vielleicht auch erstmal eine Runde gewinnen, aber gegen die Hexe hat man doch gar keine Chance."

Er machte auf einmal ein seltsam trauriges Gesicht und auf die Frage des Unwissenden antwortete Horo nur, dass er den Gürtel einmal Geschenkt bekommen habe. Von wem wisse er selbst nicht, nur das er sehr an ihm hängt und ohne ihn schon Entzugserscheinungen bekommt.

"Ich geh dann auch mal, wir haben schließlich schon drei Uhr an einem Sonntagmorgen." Doch bevor der junge Engländer gehen konnte, wurde ihm noch von dem, mit dem Elektronikapart Kämpfenden erklärt "Es ist erst Morgen wenn ich bereits geschlafen habe. Vorher ist noch Nacht." Er setzte sich die großen Hörer auf und schaltete ein.

Er konnte noch sehen wie Hao mit dem Kopf passend zur Musik nickte, doch dann schleppte er sich endgültig zu seinem Schlafgemach.

Dort angekommen lies er sich auf die zwei zusammen geschobenen Betten fallen.

Der blauhaarige hatte am Anfand des Schuljahres wirklich nicht übertrieben als er sagte das die Betten extrem klein waren. Sie waren höchstens 60 - 65 cm breit. Aus diesem Grund hatte er auch drei Betten aneinander vorgefunden als er das erste Mal diesen Raum betrat. Yoh hatte ihm eines abgegeben und sie beschwerten sich nicht über die dadurch entstandenen 1,20 m.

Da hatten es die Jungs und Mädchen in den anderen Zimmern nicht so gut.

Er hielt sich die Hand vor dem Mund, als er gähnten musste und streckte sich quer über das ganze Bett.

Der braunhaarige war gar nicht im Zimmer, schoss es ihm durch den Kopf, wahrscheinlich ist er schon im Bad.

In diesem Moment ging die Tür auf und der Liegende vernahm ein verschlafenes "Handtuch vergessen." und konnte noch einen übermüdeten Jungen sehen dem seine nassen Haare ins Gesicht hingen.

"Du siehst irgendwie anders aus wenn du deine Kopfhörer nicht trägst. Sieht gut aus." Bemerkte der grünhaarig und kramte selbst in seinen Sachen herum.

Es war dunkel und sie hatten nur eine spärliche Beleuchtung, also fanden sie nicht auf Anhieb was sie suchten.

Der Angesprochen schüttelte mit seinem Haupt, in der Hoffnung das die Strähnen aus dem Gesicht verschwanden, doch es brachte nur das ein paar Wassertropfen durch den Raum flogen. "Das liegt nur daran das sie nass und ungekämmt sind. Da fand es jemand ziemlich lustig einen Eimer auf die Badtür zu stellen." Er seufzte erleichtert als er sein Handtuch und die Bürste fand.

Sofort fing er an sich die Flüssigkeit heraus zukämen.

Lyserg zog einen frischen Schlafanzug aus seinem Schrank und warf ihn hinter sich. Dabei verfehlte er nur knapp seinen Zimmergenossen der durch den kalten Luftzug zusammen zuckte.

"Hey," beschwerte er sich "was wird das, eine Pyjamaschlacht?"

"Du willst eine Schlacht?" Der Suchende wendete sich vom Schrank zu dem anderen Jungen. "Du bekommst eine Schlacht." Mit diesen Worten ergriff er sein Kissen, rannte auf den Kämmenden zu und schlug auf ihn ein.

"Das ist unfair." Jammerte er übertrieben. "Na warte."

Er lies Handzucht und Bürste fallen, nahm sich dann ebenfalls ein Kissen.

"Nichts da unfair, du bist nur zu langsam." Er holte erneut aus, doch bevor er seine Attacke fortsetzen konnte bekam er einen Schlag in die Seite.

"Wer ist jetzt langsam?" Lachte der junge Japaner.

Die Müdigkeit beider war verflogen und sie kämpften und lachten noch eine dreiviertel Stunde weiter bis die Trägheit zurückkehrte.

Sie starteten erst einen kläglichen Versuch zu ihren Betten zu kommen und schafften es sogar. Sie kuschelten sich in ihre Decken und schliefen ein.
 

"Morgen ist es also soweit." Grinste der junge Ainu.

Ren warf ihm Buch entgegen, das nur knapp an ihm vorbei flog.

"Wir wissen es. Ok? also halt deine Klappe ich will schlafen."

Er streckte dem schwarzhaarigen die Zunge raus. "Hao, willst du auch schon schlafen?"

Er bekam keine Antwort, aber als er erneut nachfragte rutschte dem langhaarigen die Kopfhörer herunter und fielen achtlos zu Boden.

"Was seit ihr hier für Waschlappen, so früh schon zu schlafen?" Meckerte er in den Raum.

Der junge Chinese drehte ihm den Rücken zu und griff vorsichtshalber nach einem weiteren Buch.
 

Als der jung Engländer am nächsten Morgen aufwachte merkte er gleich dass etwas nicht stimmte.

Das lag nicht nur daran das er nicht in seinem Bett lag. Das war auch eindeutig nicht sein Zimmer in dem er sich befand. Er sah sich verwirrt in dem Zimmer um und erkante das es den Jungen gehörte.

"Was die wohl wieder vorhaben." Als er sich gerade aufsetze und den Schlaf aus seinen Augen rieb vernahm er eine Stimme hinter sich.

"Wirst du gleich erfahren."

Als hätte man nur auf ein Kommando gewartet flog die Tür auf, und auch vom Vorhang und hinter dem Bett trat jeweils eine Gestalt hervor.

"Gut Geschlafen? Das will ich mal hoffen. Du hattest es nötig für heute." Der langhaarige setzte sich neben ihn auf die Kante.

Auch der schwarzhaarige und Horo gesellten sich zu ihnen.

"Heute ist nämlich der Tag deiner Prüfung." Verkündete der Letztere.

"Äh, was für ein Prüfung? Von was redet ihr?" wollte er wissen.

"Na ja, wenn du einer von uns werden willst musst du eine Prüfung ablegen, das haben wir auch schon getan. Entweder war sie peinlich, gefährlich oder einfach nur verboten. Wenn du möchtest erzählen wir dir unsere." Der braunhaarige blickte ihn erwartungsvoll an.

Der Gemeinte überlegte kurz und nickte. "Erzählt mir eure und dann werde ich meine machen, ich hoffe nur dass sie nicht allzu schlimm ist."

"Keine Sorge." Grinste Ren. "Also, als wir vor zwei Jahren eine Klassenfahrt zum Skifahren gemacht haben, da..."
 

~~
 

"Hier ist es also soweit." Der junge Chinese stellte seine Koffer vor der verschlossenen Eingangstür ab. "Ich freu mich schon."

Seine Laune verschlechterte sich noch um einiges als er die breit grinsenden Gesicherter seiner Freunde bemerkte.

"Ja, lacht nur bis ihr an der Reihe seit." Er verschränkte die Arme und wendete sich dem Weg den sie gekommen waren zu.

Die Lehrer, die sie betreuen und aufpassen sollten, waren immer noch nicht gekommen.

"Wie wollen wir das überhaupt anstellen einfach so an Faust vorbeizukommen?"

"Lass das mal unsere Sorge sein." Der blauhaarige korrigierte sein Stirnband und warf ihm einen viel sagenden Blick zu.

Bei diesem Anblick wurde dem schwarzhaarigen flau im Magen. Er hatte das Gefühl sich jeden Moment übergeben zu müssen.

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Das ist doch viel zu gefährlich!
 

An diesem Abend as er fast nichts, dafür war er viel zu nervös.

Warum bin ich eigentlich so zappelig?, fragte er sich selbst in Gedanken. Das ist doch wirklich nicht schwer, du stehst da einfach ein bisschen rum, läufst vielleicht auch etwas und das war's schon wieder. Aber wenn ein Lehrer kommt?

Kurzerhand schob er seine Zweifel beiseite, dafür war es nur auch zu spät.

"Kommst du?" Als der Älteste ihn das fragte waren bereits alle anderen auf ihr Zimmer gegangen. Er hatte das gar nicht bemerkt.

"Warum mussten wir ausgerechnet in dieser Woche hier her kommen?" Meinte er als er aufstand.

"Willst du etwa kneifen?" war die Gegenfrage drauf.

"Für dich lass ich mir was einfallen, da vergeht dir das Lachen! Wirst schon sehen."

Erst als sie bereits draußen waren wurde wieder gesprochen.

"Wo wart ihr so lange? Ich friere hier noch zu Tode, hätte nicht gedacht das es so kalt wird in der Nacht."

Das Gesicht des schwarzhaarigen hellte sich etwas auf. "Dann vergessen wir's?" Bittete er hoffnungsvoll.

"Keine Chance. Runter mit den Sachen."

Widerwillig gehorchte er und zog sich erst die Jacke, dann den Pullover und die Hose aus.

Skeptisch wurde er von der Seite angesehen.

"Oh nein, das könnt ihr vergessen."

"Entweder das Shirt und die Schuhe kommen weg oder es sind zehn anstatt Minuten 20.

Er grummelte noch etwas Unverständliches als er sich seiner Stiefel und seinem Hemd entledigte.

"Ihr seid so gütig mir die Boxershorts und die Socken zu lassen. Wie kann ich euch nur dafür danken?" gespielt freundlich verneigte er sich und fing danach an vom einem Fuß auf den anderen zu wechseln. "Scheiße, ist das kalt."

Scheinbar fanden die beiden die Reaktion des Freundes witzig und sprangen ebenfalls vom einem zum anderen Bein.

Daraufhin drehte er ihnen den Rücken zu und lief in die andere Richtung. "Wehe ihr ruft mich nicht wenn die Zeit abgelaufen ist."
 

~~
 

"...haben die mich einfach stehen lassen, fünf Minuten zu lang. Ich hab meine Beine den ganzen Abend über nicht gespürt."

"Die waren ganz lila, passend zu seinen Haaren." Der junge Ainu wuschelte durch eben Genannte worauf hin er nur knapp einem Schlag ausweichen konnte.

"Ich hatte Angst um meine Zehen und du machst Scherze darüber, wie nett. Willst du nicht deine Geschichte erzählen, dann haben wenigsten alle was zu lachen."

Der Angesprochen streckte den lachenden die Zunge raus.

"Darf ich mitlachen?" wollte der junge Engländer wissen.

"Na gut, vor ebenfall zwei Jahren, aber etwas später bekamen wir ein neues Unterrichtsfach und zwar Hauswirtschaft..."
 

~~
 

"So schlimm ist das doch gar nicht." Versuchte der braunhaarige ihn zu überreden.

Er musste seufzten. "Jetzt weiß ich wie Ren sich gefühlt hatte. Du wirst dich auch noch so fühlen und dann ist Schluss mit lustig."

Der Gemeinte winkte ab und machte einen leicht müden Eindruck. "Es ist nie Schluss mit lustig. Das geht gar nicht. Genauso wenig wie Schluss mit Faullenzen seine kann." Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust.

"Aber das ist doch kalt." Versuchte er sich rauszureden, aber der junge Chinese machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

"DU hast nicht das Recht von Kälte zu reden." Bei dem Gedanken daran bekam er eine Gänsehaut.

"Na dann, aufstehen." Wurde er aufgefordert und er tat wie ihm geheißen.

Er zog sich bis auf die Unterwäsche aus und startete einen letzten Versuch das ganze Abzublasen.

"Aber was ist wenn mir ein Lehrer über den Weg läuft? Da flieg ich doch dann lebenslänglich nachsitzen."

Der Älteste hatte gerade begonnen, die aus der Schulküche geklaute Frischhaltefolie, um seinen Oberkörper zu wickeln als er nur meinte "Nach der Schule befindet sich hier doch nie ein Lehrer, ich weiß gar nicht wovor du so Angst hast, mit ein bisschen Glück begegnest du niemandem."

"Und mit ein bisschen Pech läufst du doch noch einem Lehrer über den Weg." Ergänzte der schwarzhaarige und grinste fies.

"Danke sehr, jetzt fühl ich mich besser." Wenn nicht gleich das Zauberwort erklang war sich der junge Ainu nicht sicher ob er nicht doch noch die Flucht ergriff und sich einfach im Bad einschloss.

"Fertig." Er hätte wissen müssen dass ihm dieser Gefallen nicht getan wurde.

"War schön euch gekannt zu haben." Er verneigte sich noch einmal, wobei die Folie um seinen Körper leicht quietschte.

"Du dramatisierst wieder über, und glaubst du wirklich das wir hier im Zimmer bleiben, damit du dich in der Küche verstecken kannst?" Hao wirkte langsam ernsthaft genervt.

"Nein, aber im Bad."

Die Blicke seiner Freunde verfinsterten sich mit einem Schlag. "Sofort raus."
 

~~
 

"...ich bin unserm Wirtschaftslehrer begegnet und hab einen Monat lang Nachsitzen müssen."

Von allen Seiten drang leises Gekicher an sein Ohr. Gekicher von drei Leuten.

Verärgert zupfte er sein Stirnband zu Recht. "Das war alles andere als witzig. Beim Nachsitzen durfte ich jedes Mal fünf Seiten voll schreiben, das ich meine ungewöhnlichen Vorlieben wo anders ausleben solle."

Das war die Kirsche auf dem Vanilleeis mit Sahne. Seine Freunde brachen allesamt in lautes, ungehemmtes Lachen aus und kriegten sich geschlagene zehn Minuten nicht mehr ein.

Als sie sich wieder beruhigt hatten wurde dem jungen Engländer flau im Magen. Was hatten sie sich wohl für ihn ausgedacht?

Um vom Thema in seinen Gedanken abzulenken fragte er gerade heraus "Und was musstest du tun, Hao?"

"Dir ist doch sicher schon mal die Narbe an meinem Hals aufgefallen. Ich glaube das erklärt alles." Er drückte den Kragen seines Hemdes auf die Seite und zeigte ihm seine Schicksalszeichnung.

Der grünhaarige blickte verwirrt in die Runde. "Aufgefallen ist mir das schon, aber erklären tut das gar nichts." Er klimperte einige male mit den Liedern und schüttelte dann den Kopf.

Der blauhaarige wollte mit einer Erklärung ansetzten, als ihm der Älteste zuvor kam. "Na ja, weißt du meine Aufgabe war es mit einer Kamera bei den Mädchen reinzuplatzen und Fotos zu schießen. Aber nicht einfach so, sie hatten zuvor geduscht. Auf jeden Fall ist bei Jeanne das Handtuch runter gefallen und aus Schutzreflex hat sie nach irgendwas gegriffen und nach mir geworfen - und getroffen, eben hier am Hals."

Er zog seine Narbe nach. "Ich wäre verblutet wenn sie meine Pulsader getroffen hätte. Wir haben beide einen verschärften Verweiß kassiert, denn Ginny ist gekommen und hat mich ins Krankenhaus gebracht. Ich hatte wirklich Angst um mein Leben, aber bereut hab ich's nicht."

Schief grinste er den Erschrockenen an. "Ehrlich nicht."

"Du kannst ihm ruhig glauben. Er meint es so wie er es sagt." Von der Tür drang eine verachtende Mädchenstimme an die Ohren der Freunde. "Du kannst froh sein das du überlebt hast. Wenn nicht hätte ich dich höchst persönlich umgebracht."

Jeanne lehnte locker wie immer in ihren schwarzen Sachen im Rahmen der Tür.

"Ach Jeannie, machst du dir etwa Sorgen um mich?" Der braunhaarige trat auf das Mädchen zu bis er nur noch einen Schritt entfernt war.

"Das hättest du wohl gern." Ihre Augen verengten sich zu schlitzen. "Nein, wenn du gestorben wärst hatte ich hundertprozentig einen Schulverweis bekommen."

Sie richtete sich soweit nach vorn das sich ihre Nasenspitzen beinahen berührten. Finster und stumm sahen sie sich an.

"Hab ich irgendwas verpasst?" flüsterte Lyserg etwas verdutzt.

Der Schwarzhaarige sprach ebenfalls sehr leise. "Als ich an diese Schule gekommen bin verstanden die beiden sich wunderbar. Ich weiß selbst nicht warum sich das geändert hat." Musste er ehrlich gestehen.

Keiner von den dreien, die seelenruhig auf dem Bett saßen und die Situation still beobachteten, hätte sich getraut etwas zu sagen. Dafür war das Ganze zu angespannt, und als wirklich kein Geräusch mehr da war meinten sie das knistern der Blitz zwischen ihren Augen hören zu können.

Hao's Blick schlug plötzlich von wütend auf traurig um. "Wann bekomm ich meinen Gürtel zurück?" fragte er engelsgleich.

"Nie." Schmetterte sie ihm noch an den Kopf bevor sie erst das Zimmer und dann das Haus verlies.

Er seufzte laut auf rief in den leeren Gang "Du Hexe!" und fasste sich um den Hosenbund, den notgedrungen ein Ersatzgürtel belagerte.

"Warum ist ihm den dieser blöde Gürtel so wichtig?" fragte der Unwissende weiter.

"Er hat ihn mal geschenkt bekommen. Von wem weiß ich auch nicht, aber er scheint diese Person sehr zu mögen, wenn nicht sogar mehr."

Schnell hatte der Älteste sein Lächeln wieder gefunden und wendete sich an den jungen Engländer.

"Nun zu dir."

Wie aus dem nichts zog Horo ein kleinen Koffer hervor, indem sich Mädchenkleider und Schminksachen befanden.

Als das Opfer mitbekam was sich darin befand stand er auf und entfernte sich rückwärts von den anderen. "Ohne mich!"
 

Ungefähr eine Stunde später befand sich "Lygi", wie ihn der junge Ainu nannte, auf dem Flur der Schule. Er trug ein ärmelloses Minikleid in Schwarz. Seine Haare waren so gut es ging nach untern gekämmt, doch es wollte nicht richtig sitzen. Einen Lippenstift hatte er verpasst bekommen und Liedschatten passend zu seinen Augen.

Er war kurz davor zu verzweifeln. Das konnte doch nicht ihr ernst sein! Anderthalbstunden als Mädchen durch die Welt zu marschieren!

Vielleicht konnte er ja einfach nur auf einem Fleck stehen bleiben, hoffen dass niemand vorbeikommt und einfach nicht daran denken dass er einen Rock trug.

Doch aus diesem Versuch wurde nichts.

"Na wird's blad." Die Übeltäter standen um die Ecke und ließen nur ihre Köpfe sehen.

Widerwillig entfernte er sich in die andere Richtung.

Alle zehn Sekunden schaute er auf die Stoppuhr die sie ihm gegeben hatten.

Aber scheinbar wollte die Zeit heute nicht sein Freund sein.

Zwischen diesen Blicken auf die Uhr versuchte er das Kleid nach unten zu ziehen, so ein kurzes Stück Stoff bekam ihm gar nicht gut.

Er warf immer wieder einen Blick zurück, doch seine Verfolger ließen sich nicht sehen, aber er konnte ihre Schritte hören die ihm mit einigem Abstand folgten.

Wieder warf er einen Blick auf seine Uhr, immer noch eine Dreiviertelstunde.

Als ob das nicht genug gewesen wäre entdeckte er Yoh, der gerade um die Ecke bog.

"Lyserg? wie siehst denn du aus?" Er winkte kurz und blieb dann stehen.

Der grünhaarige seufzte auf. "Willst du das wirklich wissen?" meinte er niedergeschlagen.

"Ich glaube ich kann es mir denken. Wie lange denn noch?" entgegnete der braunhaarige aufmunternd.

"Noch eine halbe Ewigkeit." Genauso empfand er die noch übrige Zeit.

Die Antwort war ein typisches Grinsen des Jungen. "Solange hab ich noch Zeit, du hast doch nichts dagegen wenn ich mitkomme und dir Gesellschaft leiste?"

Etwas dagegen? Er machte wohl Witze! Der junge Engländer hatte nie etwas dagegen wenn der Kopfhörertragende bei ihm war. Er strahlte seinen Begleiter an und lief weiter.

Zehn Minuten bevor der Rundgang beendet war passierte etwas womit der grünäugige niemals gerechnet hätte.

Sie waren gerade an dem Gemeinschaftsraum einer anderen Klasse vorbeigekommen und wieder auf dem Weg zu ihrem Wohnhaus als zwei Jungen um die Ecke bogen die Lyserg nur vom sehen her kannte, die jedoch flüchtig mit dem jungen Japaner befreundet waren.

Dieser lächelte ihnen entgegen während der grünhaarige hoffte dass sie ihn nicht wieder erkannten.

"Hey! Lange nicht gesehen." begrüßte ihn der größere von beiden, "Ich wusste gar nicht das du eine Freundin hast." Nach dieser Bemerkung grinsten die beiden scheinbar um die Wette.

Nicht die Tatsache das er für ein Mädchen gehalten wurde schockierte ihn, schließlich war er dementsprechend gekleidet. Nein es war das er für Yoh's Mädchen gehalten wurde.

Der braunhaarige erwiderte das Grinsen. Ihm schien es Spaß zu machen die Unwissenheit der Jungen mit anzusehen.

"Falls das mit euch mal nicht mehr funktionieren sollte, ich bin noch zu haben." Sagte der andere und zwinkerte dem jungen Engländer zu.

Das ließ ihn zur Salzsäule erstarren. Er war unfähig auch nur einen Schritt zu tun, und das der Kopfhörertragende seinen Arm um seine Hüfte legte, machte das ganze auch nicht gerade besser.

"Ich denke nicht das das passieren wird." Versicherte der junge Japaner, schmiegte sich noch enger an Lyserg und zog ihn weiter mit sich.

Erst als er sich sicher war das die Jungen weg waren ließ er ihn wieder los, blieb aber trotzdem nah bei seinem Begleiter.

Sie sprachen kein Wort miteinander bis sie wieder in ihrem Haus angekommen waren. Trotzdem war alles was sie hören ließen ein "Bis später."
 

Vier Tage später verlief alles wieder normal, bis auf die Tatsache das Hao etwas neben sich stand uns sie in der Schule eine kleine Nachricht erhielten...

"Da eure Klassenleiterin Frau Bismarck krank ist muss ich eben den Deutschunterricht für sie übernehmen." Der blonde Lehrer schlug das Klassenbuch auf und vermerkte seine Anwesenheit. Dabei fiel ein Zettel heraus, denn er sofort wieder aufhob und entfaltete. Schnell wurde die Mitteilung durchgelesen und die Autoritätsperson wendete sich wieder den Schülern zu.

"Das ist von Kan, Verzeihung von Frau Bismarck, darin steht das ihr in den nächsten zwei Monaten ein Theaterstück einstudieren werdet. Ihr sollt das Stück "A Christmas Carol" [Ich kenn's unter Carol und nicht unter Tale, sorry!!] umschreiben..."

"Was?!?" wurde er von den entsetzten Schülern fast schon verzweifelt gefragt.

Unbeirrt und eiskalt für er einfach weiter. "...das es eine Aufführung für Jugendliche in eurem Alter wird. Viel Spaß dabei. Kommen wir nun zu den Hausaufgaben."
 

"Wisst ihr was heute ist?" es war wieder Freitag und Horo stellte diese Frage schon zum zehnten Mal, und klang bei jedem neuen Ansatz immer aufgeregter. Aber bisher konnten Yoh und Jeanne sich zusammenreisen und ihn einfach ignorieren, als aber Lyserg völlig den überblick verlor ließen sie sich erweichen.

"Diesen Tag kann man gar nicht vergessen! Total unmöglich." Beschwerte sich die Schwarzgekleidete.

"Schließlich werden wir jedes Jahr von dir mitgeschleift, ich frag mich warum ich immer nachgebe." Stimmte der braunhaarige zu und schüttelte den Kopf.

"Das darf doch nicht wahr sein? Ist etwa schon wieder ein Jahr um?" Das Mädchen legte ihren Handrücken auf die Stirn, lehnte sich gegen die Wand, als hätte sie nicht mehr genug Kraft um auf zwei Beinen zu stehen, und spielte die melodramatische Nummer.

Sie wurde von der Seite verständnislos angesehen. "Was ist denn nun heute, und wo sind Hao und Ren?"

Nach diesen Worten fing er sich finstere Blicke des jungen Ainu ein. "Weißt du das nicht? Heute ist Halloween! Trick or Treat!!" kreischte er beinahe und entließ ein Schadenfrohes Lachen. Es war ein Lachen der Vorfreude.

Der junge Engländer wollte mit einer neuen Frage ansetzen, doch er wurde von niemandem mehr richtig wahrgenommen. Die hellhaarige spielte die schönste Sterbensszene die ihr so schnell keiner nachmachte, Horo zählte bereits die Süßigkeiten die er erbeuten würde und der Kopfhörertragende versuchte still und heimlich aus dem Zimmer zu schleichen.

Dies hätte er auch beinahe geschafft wenn nicht der grünhaarige die Arme im Trotz vor der Brust verschränkte und mit hocherhobenem Haupt das Zimmer verlies.

"Wo wollt ihr den hin?" Eine zornige Stimme ließ die beiden Flüchtlinge innehalten. Es war nicht wie erwartet der Stirnbandtragende, der aus dem Zimmer trat, nein die junge Französin trat aus dem Zimmer. Der Blick den sie aufgesetzt hatte besagte nichts alles, nur nichts Gutes.

"Wollt wohl abhauen und mich mit den Kleinkindern auf Raubzug schicken? Geht's auch noch gut? Wenn ich mit muss dann kommt ihr auch mit!" Ihr Gesicht war vor Wut rot angelaufen und mit einer kleinen Handbewegung schickte sie die Eingeschüchterten in ihr Zimmer um sich umzuziehen. Sie reagierten sofort und kaum fünf Sekunden danach seufzten sie erleichtert in ihrer Zuflucht auf.

"Manchmal kann ich Hao verstehen, wenn die will wird sie zur Hexe." Meinte der junge Japaner als er sich eine dunkle Jeans aus dem Schrank holte.

"Darf man fragen was man an einer Walpurgisnacht anzieht?" wurde er unbeholfen gefragt.

"Am besten irgendwas dunkles, dann fällt man nicht so auf."

Lyserg öffnete seine Hälfte und war nicht sonderlich überrascht als er nur weiße Hemden und Blusen vorfand. Schwarze Hosen hatte er zu genüge, aber nicht ein dunkles Oberteil. Yoh hatte sich eine kohlenähnliche Weste übergestreift und legte seine Hand auf die Schulter des Suchenden.

"Sieht nicht so aus als hättest du was Passendes. Ich glaub ich hab noch einen Beutelpullover den ich nicht mehr anziehe, den kannst du gerne haben." Als er seine Hand wieder zurück zog um nach besagtem Stück zu sehen, war der junge Engländer erleichtert, aber auch etwas enttäuscht. Sie war so warm und hatte ein angenehmes Gefühl bewirkt, ihn aber gleichzeitig nervös gemacht.

Die wärme, die eben noch auf seiner Schulter geruht hatte wanderte in sein Gesicht und lies in rot werden.

Warum beeinflusste so was ihn plötzlich? Es hatte ihm doch sonst nichts ausgemacht wenn ihn der braunhaarige berührte. Ganz im Gegenteil..

Ein schwarzer Schlabberpulli flog durch die Luft und landete auf dem grünhaarigen Kopf. Eine Hand wuschelte mit dem Oberteil durch die ohnehin schon zerzausten Haare. Ein leises Kichern durchflutete den Raum, wurde kurz darauf von einem zweiten begleitet.

Mittlerweile waren Hao und Ren zurück und hatten es tatsächlich geschafft Ginny abzufangen, schließlich durften sie nicht ohne ihre Aufseherin in die kleine Stadt am Ende der einzigen Straße, die bei dem kleinen Internat vorbei fuhr.

Als das Mädchen erzählte das die beiden ziemlich lang fürs umziehen brauchten konnte sich der langhaarige einfach nicht beherrschen und lauschte an der Tür.

"Die Lachen." Stellte er etwas enttäuscht fest. Ihm war schon länger aufgefallen das sich die beiden komisch verhielten, aber wahrscheinlich hatte er das doch falsch interpretiert.

Dann wird das eben geändert. So leicht kommen die mir nicht davon, sonst wäre es ja wieder so langweilig wie früher. Endlich passiert mal was, und dann doch wieder nicht! Regte er sich innerlich auf.

Die hellhaarige schüttelte den Kopf. "Ist doch egal, ihr seid ja auch noch nicht fertig." Ungeduld lag in ihrer Stimme.

Der junge Chinese fragte verwundert und leicht hämisch "Sag mal, du klingst ja so als ob du dich freust auf Raubzug zu gehen." Gegen seinen Willen musste er in das leise Lachen aus dem Raum einstimmen.

"Könntet ihr euch bitte beeilen, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!" schnauzte die Chinesin und kurz darauf waren sie aus dem Gang verschwunden.

"Hast du dunkle Schuhe die mir passen könnten? Ich hab nur meine Schlappen."

Der braunhaarige war gerade dabei seine helle Hose durch eine schwarze zu ersetzen und hatte bereits den Reisverschluss geöffnet. Er wandte sich zu seinem Zimmergenossen der sich gerade seine Neuerwerbung über den Kopf streifte. Er war ihm etwas zu groß, aber daran konnte er nicht denken als er den braunhaarigen so dastehen sah. Mit hochrotem Kopf drehte er sich zu seinen Schuhen und griff mit zitternder Hand nach einem Paar in dem er immer ein wenig Platz gehabt hatte. Stumm stellte er sie hin und spielte an den zu langen Ärmeln des Geschenkes herum.

Erst jetzt begriff Lyserg das er etwas trug das einst ihm gehörte, und wurde wieder rot.

Der Kopfhörertragende verstand nicht warum sein Kumpel so seltsam reagierte, nahm sich die Hörer aus dem Haar, und schaute an sich hinunter. Schnell wendete auch er sich ab und zog sich ganz um.

Wie peinlich! schoss es ihm durch den Kopf. Moment mal, warum überhaupt?

Er schielte über seine Schulter und sah dass auch der junge Engländer hinüberlinste.

Sofort richteten beiden wieder den Blick in die andere Richtung.

"Ich geh mal nach den anderen sehen." Ohne eine Antwort abzuwarten verlies der Jüngere das Zimmer.

Auf dem Flur traf er auf Jeanne, die sich über das Gezeter von Horo aufregte. Dieser stand ebenfalls ganz in schwarz vor Ginny und sah zu ihr hoch, der wütende Blick in seinen Augen passte nicht zu ihm.

"Warum so früh schon? Wir könnten doch auch mal etwas länger bleiben!" argumentierte er weiter, aber erfolglos.

"Ich hab wegen euch schon einmal höllischen Ärger bekommen, noch einmal und ich verlier meinen Job." Sie verschränkte die Arme vor der Brust, was den Zuschauern signalisierte das für sie das Gespräch beendet war.

Verwirrt blinzelte der Neuankömmling.

Der schwarzhaarige der aus seinem Zimmer trat erklärte ihm dass er jedes Jahr wieder versucht ihre Aufsichtsperson zu überzeugen das sie doch einmal länger als Ein Uhr nachts wegbleiben dürften.

Die türkishaarige war nicht sonderlich überrascht als sie mitbekam das alle Asche glichen. "Was wollt ihr darstellen? Die schwarzen Heinzelmännchen?" fragte sie amüsiert.

Als hätten sie nur auch dieses Stichwort gewartet zogen Yoh und Hao sich gegenseitig die Haut an den Augen etwas in Richtung Schläfe, ließen die Zunge etwas raushängen und grölten so gut es ging "Wir sind die schrecklichen Zwillingä."

Prompt füllte sich das Haus wieder mit lachen.

"Sollte man nicht heute eigentlich Angst und Schrecken verbreiten, anstatt Lachen?" fragte der grünhaarige immer noch schmunzelnd.

"Wer braucht schon Angst und Schrecken, wenn man so gut aussieht" Mit diesen Worten posierten die beiden und fuhren sich bei den letzten Worten demonstrativ durchs Haar.

"Könnten wir dann mal los? Ich will heute noch zurück." herrschte die junge Französin und fragte dann weiter "Warum hast du deine Kopfhörer nicht an?"

Er schenkte ihr nur sein typisches Grinsen. "Ich hab mir gedacht dass ich auch ohne die leben kann."

Als der grünhaarige das hörte glaubte er seinen Ohren nicht trauen zu können. Genau das hatte er ihm einmal gesagt! Er wird sie doch wohl nicht wegen ihm nicht mehr anziehen?
 

Als sie endlich in der kleinen Stadt ankamen mussten sie feststellen dass es doch schon ziemlich kalt geworden war. Der braunhaarige war der einzige der daran gedacht hatte eine Jacke anzuziehen. Doch der junge Ainu hatte kein Mitleid mit ihnen und jagte sie durch sämtliche Gassen und Wege, damit ja kein Haus verschont blieb. Eine ältere Dame murmelte vor sich hin das die Kinder heutzutage ziemlich groß sein, und das es das früher nicht gegeben hätte.

Der langhaarige warf immer wieder Blicke zu dem Mädchen in der Runde, nachdem Ginny es sich in einer Bar gemütlich gemacht hatte. Diese bekam das zwar nicht mit, aber Lyserg merkte das sehr wohl. Er lies sich absichtlich etwas von der Gruppe zurückfallen und nickte ihm zu.

"Stimmt irgendwas nicht mit dir?" wurde er leise gefragt, die Gefahr das die anderen etwas hörten war immer noch zu groß.

"Nein, mit mir ist alles in Ordnung, glaub ich zumindest, aber mit dir nicht!"

Der braunhaarige besah ihn danach mit einem merkwürdigen Blick und meinte nur "Schicker Pulli."

"Hao, lenk nicht ab! Ich merk doch das was nicht stimmt. Du kannst ruhig mit mir reden." Versuchte er es erneut.

Der angesprochene seufzte auf und meinte knapp "Wenn du andere verstehen willst, solltest du dich erst mal selbst verstehen." Er schenkte ihm ein Grinsen, zwinkerte mit einem Auge kurz und lief wieder zu der kleinen Gruppe.

Jetzt war er total verwirrt, wie sollte er den das verstehen? Er wusste doch ganz genau was mit ihm los war! Oder etwa nicht?

Er schüttelte noch einmal den Kopf und spielte an den Bändeln des Oberteiles rum. Er lächelte als er sich wieder den anderen anschloss.

An einem noblen Haus in einer alten Straße bekam der blauhaarige nichts. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen und wollte gerade zum Gegenschlag ausholen als vom Hinterhof Gebell ertönte.

Es klang nach großen Hunden. Solchen mit scharfen Zähnen und Sabber im Gesicht.

Wie er Hunde hasste! Als vierjähriges Kind wurde er einmal von einem Hund gebissen und hat seitdem nicht nur Narben, sondern auch panische Angst vor den Vierbeinern.

Wie zur Salzsäule erstarrt stand er nur vor dem offenen Tor und hörte die Hunde. Horo hatte nie viel von seiner Vergangenheit erzählt, aber vor einem Jahr waren sie an einem Hof mit Hunden vorbeigekommen und er hatte sich fast zu Tode erschreckt.

Ren vergaß nur sehr schwer Dinge die ihm einmal erzählt wurden, darum stürzte er sich in die Richtung des junge Ainu packte ihn und trat gleichzeitig das Tor zu. Durch diese Wucht wurden die beiden umgerissen und Horo viel auf seinen Retter.

Sie sahen sich eine ganze Weile nur in die Augen, als Hao leise zu kichern begann und der schwarzhaarige rot anlief, denn der Stirnbandtragende saß auf seiner Hüfte.

Doch das alles hielt ihn nicht davon ab sich dem jungen Chinesen um den Hals zu werfen und los zu schluchzten.

Der Langhaarige tat sich inzwischen schwer nicht vor Gerührtheit zu zerplatzen. Er fand das ganze nicht mehr witzig, sondern einfach nur süß.

Yoh versuchte gerade den Hundebesitzer zu beruhigen, da sie einfach sein Tor zugeschlagen hatten, während sich der Älteste nicht mehr fangen konnte. Das nutzte die hellhaarige aus und zog den jungen Engländer in den Schatten eines Baumes. "Kannst du mir vielleicht erklären warum alle so komisch sind seit du an unserer Schule bist?" fragte sie gerade heraus.

Wie sollte er denn das nun schon wieder verstehen? "Ich weiß nicht was du meinst." Verteidigte er sich so gut es ging.

Unbeirrt zeigte sie nur zu den Jungen auf der anderen Straßenseite. "Jeder von uns hat sich verändert seit du hier bist, sogar ich! Und du selbst auch."

Unbeholfen senkte er den Blick, sie hatte ja doch Recht.

Er wollte sich nicht in dieses Thema vertiefen und zog seine letzte Trumpfkarte um das Mädchen zum daran zu hindern.

Woran zu hindern? Etwa die Wahrheit zu erkennen? Was war überhaupt die Wahrheit?

Möglicherweise...

"Was ist das eigentlich zwischen dir und Hao? Ihr beide könnt nichts anderes als euch gegenseitig zu Schaden. Was habt ihr davon? Ren hat mir erzählt das Hao seinen Gürtel von jemandem hat den er sehr mag, wenn nicht sogar liebt, also warum kannst du ihn ihm nicht einfach zurückgeben?"

Da die junge Französin nicht antwortete sah er auf, und erschrak. Sie machte einen sehr seltsamen Eindruck, als wäre ihr soeben der Himmel auf den Kopf gefallen. Entsetzen, Zweifel und Unbehagen standen ihr ins Gesicht geschrieben.

Das konnte doch nicht Wahr sein!

Für den Rest des Abends waren Horo wie Jeanne nicht mehr ansprechbar. Dem jungen Ainu sitze der Schock tief im Nacken und schien einfach nicht gehen zu wollen, und der hellhaarigen ging es nicht anders.

Bei dem blauhaarigen konnten sie noch verstehen, dass er sich wie benebelt an den schwarzhaarigen krallte, aber das Verhalten der Schönheit war ihnen allen ein Rätsel.

Sie warteten nicht auf Ginny um zurück zum Haus zu gehen, schließlich hatten sie einnen Ersatzschlüssel bekommen und die türkishaarigen würde sowieso nicht vor Sonnenaufgang die Kneipe verlassen.

Um drei Uhr morgens kamen sie erschöpft wieder an. Die junge Französin machte sich nicht erst die umstände sich zu verabschieden und verschwand nahezu Geräuschlos in ihrem Zimmer.

Der Stirnbandtragende hatte sich wieder beruhigt. Die drei Freunde hatten total vergessen das sie die Betten am Nachmittag in der Mitte zusammen schoben, um besser sauber machen zu können. Sie wussten selbst nicht recht, warum sie das getan hatten, den zum putzen waren sie nicht gekommen. Keiner wollte sich um diese Uhrzeit noch anstrengen, also machte sich Hao auf zwei Betten breit und den anderen blieb nichts übrig als sich die Gegenüberliegenden zu teilen. Der immer noch leicht geängstigte legte sich so weit es ging an die Kante, denn er hatte realisiert was er am Abend getan hatte.

Wie peinlich das doch war!

So gut es ging schielte der Langhaarige über das Bettende und war enttäuscht als er merkte das sie soweit auseinander wie möglich lagen.

Das musste man doch ändern können.

Er wusste sie ihn dafür wahrscheinlich hassen, aber es musst sein. Er grinste noch einmal in den leeren Raum, holte tief Luft und fing an zu bellen.

Keine zwei Sekunden später blitzten gelbe, vor Wut funkelnde Augen zu ihm rüber, aber nicht lang, denn der dritte im Raum hatte sich an dessen Brust geworfen.

"Na vielen Dank." Zischte er verachtend und versuchte dann den leise Schluchzenden zu beruhigen.

"Geht doch." murmelte er fast lautlos, bevor er mit einem Lächeln einschlief.

Der Grünhaarige zwei Zimmer weiter konnte nicht an etwas namens Schlaf denken, sein Kopf war von etwas anderem besetzt. Leicht nervös drehte es sich auf die Seite und konnte die Tür sehen. Er hoffte das er es noch schaffen würde einzuschlafen bevor sein Zimmergenosse wieder in Zimmer kam, denn eines war sicher, mit der Gewissheit das er im Raum war konnte er nur sehr schwer zur Ruhe kommen.

Er griff unter sein Kopfkissen und zog den weichen Pulli, den er geschenkt bekommen hatte hervor. Leicht berührte er ihn mit seiner Nasenspitze und sog den Geruch ein. Er roch so gut. Sachte versteckte er ihn wieder und bettete sein Kopf darauf.

Eine ganze Weile starrte er einfach nur die schmalen Striche auf dem Boden an, die durch das halb heruntergelassene Rollo schienen.

Genau 380 Mal wurde der Mond auf dem Teppich geteilt. Eigentlich hatte er 367 herausbekommen, war sich aber einig, das die paar mehr oder weniger keine Rolle spielten. Alles was er wollte war ins Land der Traume überzugehen. Am besten konnte er schlafen wenn er die Decke sah, also drehte er sich wieder auf den Rücken. Ihm wäre es auch beinahe gelungen abzuschalten, wenn er nicht die leisen Schritte gehört hätte die auf sein Zimmer zukamen. Schon fast peinlich leise wurde die Tür auf und wieder zugemacht. Herein schlich ein 15-jähriger Japaner, der nur mit einer Boxershort bekleidet war. Schnell machte der Liegende seine Augen zu und hoffte das er nicht bemerkt hatte er noch wach war. Yoh blieb einfach mitten im Raum stehen.

Zur gleichen Zeit nebenan, konnte ein bestimmtes Mädchen ebenfalls nicht einschlafen. Immer wieder spukten die Worte des jungen Engländers ihr durch den Kopf. "...seinen Gürtel von jemandem hat den er sehr mag, wenn nicht sogar liebt..."

Das kann doch nicht Wahr sein! Das darf nicht Wahr sein! Er liebt doch nicht etwa...

Der braunhaarige bewegte sich wieder, aber nicht zu seinem Bett, sondern zu Lyserg's. Er kniete sich davor und betrachtete stumm den scheinbar Schlafenden.

Bloß nicht die Augen aufmachen, nur nicht öffnen. Du schaffst das schon. Sprach er sich selbst gut zu. Nur nicht die Augen öffnen, er wird es bestimmt gleich satt sein mich anzuschauen.

Doch nichts dergleichen geschah, ganz im Gegenteil. Der Beobachter hatte es Leid den Jungen nur von der Seite zu sehen und bequemte sich auf die Bettkante. Wieder sah er den zunehmend nervösen Jungen an. Er beugte sich über das Gesicht, das es nun im Schatten lag, nicht viel, aber auch nicht unbedingt wenig. Erst strich er sich seine Haare hinter die Ohren, dann schob er ganz vorsichtig und langsam die Strähnen aus dem blassen Gesicht des anderen.

Er lächelte. Der Liegende wusste nicht warum Yoh das tat, aber er war sich sicher das er lächelte. Er konnte diesen Gesichtszug regelrecht auf seiner Haut spüren.

Die Finger des Älteren hatten sein Gesicht zwar nur kurz berührt, aber sie hinterließen ein angenehmes kribbeln. Erklären warum konnte er nicht, aber irgendwie fand er es Schade diesen Jungen nur so kurz spüren zu dürfen.

Plötzlich spürte er wie etwas Nasses auf seinen Hals tropfte, und schon wieder. Er merkte dass der junge Japaner näher gekommen war und als er noch einen Tropfen spürte, wagte er es kurz zu blinzeln.

Er war so nah gekommen, weil er seine Hände rechts und links von dem grünen Kopf abgestützt hatte. Das Nasse waren Tränen, er weinte.

Der junge Engländer musste sich zusammenreisen nicht einfach aufzustehen und ihn in den Arm zu nehmen, aber das er nicht geschlafen hatte und das wortlos mit sich hat machen lassen, würde er ihm wohl nie verzeihen.

Der Liegende spürte wie die Gewichtsverhältnisse auf dem Bett sich veränderten und merkte auch, dass es daran lag, dass die Arme des Weinenden nachgaben und ihn umarmten. Die warmen Tränen liefen über den Hals des Grünhaarigen und kamen erst auf dem Lacken zum stehen.

Der braunhaarige krallte sich leicht in die zierlichen Schultern. Dem Besitzer der Schultern wurde zunehmend warm. Seit ein paar Tagen verwendete er schon eine Winterdecke, obwohl es erst Oktober war. Dazu kam das beide Oben rum nichts anhatten. Haut traf auf Haut und der Umarmte musst zugeben dass er nichts dagegen hatte. Um genauer zu sein, das er es so wollte.

Yoh drückte sich noch einmal an die Brust des Jüngeren, ließ dann von ihm ab. Mit schüchterner, aber auch zärtlicher Hand wischte er seine Tränen von Lyserg's Hals, als müsste er sich dafür schämen.

Lass ja die Augen zu!

Wieder betrachtete er ihn beim liegen, wie wenn er das einzige wäre das es wirklich wert ist das man es bewundert.

Mit einem Finger strich er bedächtig und langsam den Knochen von einem Ohr zum anderen nach, und auf halben Weg wieder zurück. Am Kinn blieb er stehen und suchte sich seinen Weg zum Mund.

Nachdem er fand was er suchte stirch er mit der Nagelfläche die Konturen ab.

Du schläfst, vergiss das bloß nicht!

Jedoch gegen seine guten Vorsätze zuckte er unter den Berührungen leicht zusammen.

Der braunhaarige zog sich schnell zurück und sah ihn wieder nur eine Weile an. Als er sich sicher war das der Liegende wieder fester schlief legte er seine Hand unter das rechte Ohr und begann die Haut an dem grünen Haaransatz zu kraulen.

Was machst du nur mit mir? Das ist nicht fair!

Gegen seinen Will kniff er die Augen leicht aufeinander und seine Lippen begannen zu zittern. Der junge Japaner beugte sich daraufhin wieder nach vorne, näher als vorhin. Yoh kannte die beste Medizin gegen zitternde Lippen. Der junge Engländer konnte den warmem Atem spüren, welcher das Beben nur verstärkte.
 


 

Ist doch ein tolles Ende für das Kapi, nicht? X3 Wenn ihr wollt das ich weiterschreibe, verlange ich im Gegenzug viele Kommis von euch!! Ziemlich stressig soviel zu schreiben... Bitte erschlagt mich nicht das Horo so angst vor Hunden hat! *wegduck*

PS: Koyoko1 und chiaro1992, megariesiges Danke für die Empfehlungen^^, ich bin gerührt. *schnief* Ich hätte nicht gedacht das so was krankes empfohlen wird.. und natürlich auch ein fettes Dankeschön an die lieben Kommi Schreiber!!
 

Jahna

Lernen, Proben und Kitzeln

Yoh hielt in seiner Tat kurz inne. Dem jungen Engländer schien es wirklich nicht gut zu gehen. Träumte er vielleicht schlecht?

Dieser nutze die Unterbrechung aus und drehte sich auf die Seite. Er wusste nicht wie er reagiert hätte wenn der Braunhaarige ihn mit seinen zarten Lippen berührte hätte.

Warum tat er das?

Er kugelte sich unter der Decke zusammen und kuschelte sein Gesicht in das Kissen. Als er merkte wie die Matratze etwas nach oben ging seufzte er innerlich auf. Mit einem leichten Gefühl von Freiheit entspannte er sich wieder etwas.

Endlich lies er ihn in Ruhe. Endlich quälte er ihn nicht mehr.

Trotzdem war er etwas enttäuscht, aber daran wollte er nicht denken.

Scheinbar hatte er sich zu früh gefreut, denn sein "Peiniger" streifte seine Wange erneut mit seiner Hand, fuhr am Hals entlang und drehte Lyserg's Kopf etwas zu sich.

"Gute Nacht, mein Kleiner." flüsterte fast nicht hörbar, aber der grünhaarige verstand ihn trotzdem.

Mein Kleiner? Was sollte den das jetzt wieder bedeuten?

Der junge Japaner ließ nun endgültig von ihm ab, legte sich in sein Bett, und schlief mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein. Sein Zimmerpartner aber sollte ihn dieser Nacht nicht zur Ruhe finden.
 

"Auch schon wach." Mit dieser nüchternen Feststellung wurde der junge Engländer am nächsten Morgen von Jeanne begrüßt.

"Kannst du auch nicht schlafen?" Er hätte nicht gedacht jemanden um diese Uhrzeit in der Küche aufzufinden. Schließlich war es erst sechs Uhr an einem Samstagmorgen, nach einer Höllen Stadtwanderung. Ohne weitere Worte lief er an dem kleinen Tisch vorbei, öffnete den Schrank und starrte einfach hinein. Noch wusste er nicht nach was er suchte, aber nach einem kurzen Gespräch mit der hellhaarigen würde es ihm sicher noch einfallen.

Sie nickte nur, obwohl sie wusste dass er es sowieso nicht sehen konnte. Im Moment ergab sowieso Nichts viel Sinn. "Ich hab Kaffee gekocht. Nimm dir ruhig was, ist eh zuviel geworden."

Nach den Sätzen des Mädchens schloss er den Schrank, um ihn gleich wieder aufzumachen.

Wie konnte er nur vergessen dass sich dort die Tassen befanden? Vor allem da er sie eben noch gesehen hatte! Heute war wirklich nicht sein Tag.

Leicht schüttelte er den Kopf und seufzte. Erst jetzt viel ihm auf das es auch extrem nach dem schwarzen Getränk roch.

"Wunder dich nicht. Ist ein bisschen stark geworden. Hab vergessen wie viele Löffel ich schon reingeschüttet hatte."

Als Lyserg sich mit einer vollen Tasse setzte besah er sich die junge Französin genauer. Ihre Tasse war bereits leer, aber sie schien immer noch sehr müde zu sein. Er nippte kurz und merkte schnell dass sie total untertrieben hatte. der Kaffee war nicht nur etwas stärker als sonst, er stellte alles andere in den Schatten.

Zum Scherz fragte er wie oft sie denn vergessen habe wie viele Löffel noch fehlten. "So vier Mal, ich weiß nicht mehr."

Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln und zwang sich einen großen Schluck zu nehmen. Was er am wenigsten wollte war Jeanne zu beleidigen, sie sah jetzt schon nicht gut aus und es war gegen seine Natur so etwas noch zu steigern.

In der darauf folgenden Stunde war das einzige Geräusch im Haus das leise kratzen eines Füllers auf Papier. Die hellhaarige hatte ein Rätselheft aufgeschlagen und füllte eines nach dem anderen aus, ohne die geringsten Probleme. Wenn der junge Engländer nicht ihr müdes und ausgepowertes Gesicht gesehen hätte, könnte er glauben dass alles normal war. Aber seit gestern Abend wusste er dass hier nichts mehr normal war.

Manchmal verfolgten seine schläfrigen Augen die Feder, aber er bemerkte nicht richtig was sie da eigentlich schrieb. Alles woran er denken konnte war Yoh. Der junge Japaner lies ihn einfach nicht los. Warum hatte er das gestern getan? War das nur ein Scherz, oder ernst gemeint?

Über diese beiden Fragen grübelte er eine Weile, aber was ihn wirklich beschäftigt war ob er selbst etwas für den braunhaarigen fühlte, und wenn ja, dann was? Eine Antwort fand er nicht, denn noch eine weitere Frage drängte sich hinzu.

Hätte er ihn wirklich geküsst?

Die Tür wurde so plötzlich aufgerissen, dass der grünhaarige unwillkürlich zusammen zuckte, und die hellhaarige abrutschte und dabei fast die ganze Seite mit einem blauen Tintenstrich zierte.

"Guten Morgen!" wurden sie freudestrahlend von Horo begrüßt. Seine Stimme war etwas schriller und piepsiger als sonst. "Habt ihr auch so gut geschlafen wie ich? Ein herrlicher Tag gestern, und heute erst! Findet ihr nicht auch? Von mir aus könnte immer Halloween sein!"

Mit ungeschickten Fingern goss er sich etwas von dem schwarzen Gebräu ein, wobei mehr über seine Hand lief als in die Tasse. Mittlerweile war er kalt geworden, aber das störte ihn nicht. Er trank etwas davon, verzog sein Gesicht und spuckte das Ganze ins Spülbecken. Doch selbst das nahm ihm nicht seine Freude, und er plapperte munter weiter, was für Bauchschmerzen er letztes Jahr von den vielen Süßigkeiten hatte, und das er es schon etwas komisch findet so gut geschlafen zu haben, denn normalerweise gelang ihm das nicht.

Erst 20 Minuten später wurde er von einer genervten und leicht müden Stimme unterbrochen. "Ich spiele nie wieder Kopfkissen für dich, wenn du am nächsten Morgen so ein Gezeter veranstaltest. Es gibt Menschen in diesem Haus die noch schlafen wollen, und jetzt halt die Klappe." Lyserg hatte gar nicht mitbekommen das Ren neben ihm stand.

So müde konnte er doch wirklich nicht sein! Aber vielleicht so verwirrt..

Der schwarzhaarige lief zu dem blauhaarigen hin, bemerkte die schläfrigen und leicht dankbaren Gesichter nicht wirklich und nahm ihm die Tasse, mit der der junge Ainu bis eben wild rumgefuchtelt hatte, aus der Hand.

"Das ist mal ein guter Kaffee, nicht so lasch wie sonst immer."
 

Yoh und Jeanne hatten es ihren Freunden überlassen die Rollen für das Stück, das sie am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien aufführen sollten, zu verteilen. Leider konnten die sich erst zwei Wochen später im Deutschunterricht entscheiden. Mittlerweile waren sogar schon Textstellen verändert und vereinzelte Kostümentwürfe gezeichnet. Ein paar Tage nach der ersten Ankündigung wurde von den Lehrern wie nebenbei erwähnt dass sie alles allein machen mussten.

"Jetzt schreib auf." Diktierte Hao scharf "Notgedrungen mach ich Scrooge, den mit den Geistern und Yoh den Vergangen, Gegenwärtigen und Zukünftigen. Wäre ja sinnlos wenn das welche machen würde die sich nicht ähnlich sehen. Auf Bitte unserer Hexe bekommt sie nur eine kleine Rolle, Der Geist der die anderen drei Ankündigt. Horo möchte ja unbedingt das Gespenst der Gegenwärtigen machen. Wenn haben wir jetzt noch?" Er holte tief Luft. Vielleicht sollte er sich wirklich angewöhnen nicht so schnell zu sprechen.

Lyserg sah von seinem Block auf und las vor was er bis jetzt geschrieben hatte. Er wurde zum Schriftführer für die nächste Zeit degradiert, da er der einzige mit einer schönen Handschrift war.

"Jeanne ist Anfangsgeist. Horo ist Gegenwärtiger. Hao ist Scrooge alt. Yoh ist Scrooge Nummer 2. Das war's." Meinte er leicht kopfschüttelnd. Wie sollten sie das nur in den noch übrigen sechs Wochen schaffen?

"Hm.." Grübelte der langhaarige während er sich eine Strähne heraussuchte und zu pflechten begann. "Ich würde sagen Ren macht den Vergangen und du denn Zukünftigen Geist. Bei dir wissen wir ja schon dass du leicht zu schminken bist." Sein Grinsen wurde breiter als er sein Werk in den Haaren wieder auftrennte.

"Wenn du meinst, und was machen die anderen Mädchen?" Er seufzte leise auf. Warum passierte das immer ihm?

Der schwarzhaarige mischte sich nach einer Schweigepause des jungen Japaner dazu. "Die werden mit ziemlicher Sicherheit sowieso nicht mitspielen." Ein zufriedenes Grinsen huschte über seine Lippen. Der junge Ainu nickte zustimmend.

"Das muss ich jetzt wohl nicht verstehen." murmelte der junge Engländer als er das Blatt rausriss und zusammenfaltete. Er stupste den eingeschlafenen Jungen vor sich an und schmiss den Zettel zielsicher auf dessen Heft.

Dieser linste erst schlaftrunken zur Lehrerin, die fleißig etwas an die Tafel schrieb, dann öffnete er das Gefalltete vorsichtig.

Er lächelte kurz, gab das Blatt an die junge Französin weiter und legte sich wieder quer über seinen Tisch.

Doch bevor diese fertig lesen konnte stand Frau Bismarck vor ihrem Tisch und nahm ihr das Geschriebene aus den Händen.

Für sich las sie es durch und lies es auf Jeannes Platz fallen. "Zu meiner Zeit hat man noch Liebesbriefe, Spickzettel und Beleidigungen durch die Klasse gegeben. Wie sich die Jugend doch verändert hat."
 

"Wie war das noch gleich? Für "Wir waren mal Freunde." sagt man ernsthaft "We used to be friends."?"

Ein Englischtest stand bevor und Yoh hatte 80% aller Stunden in diesem Fach verschlafen. Da er aber nicht von dieser Schule weg möchte hatte er Lyserg solange angebettelt ihm Nachhilfe zu geben bis sich dieser schließlich erweichen lies.

Warum auch nicht? Schließlich war er Engländer.

"Genau, wenn früher etwas war sagt man immer "used to be", verstanden?" Eher hoffnungsvoll als erwartungsvoll sah er vom Heft zu dem braunhaarigen. "Aber "used" bedeutet doch verwendet! Also haben sich die Freunde gegenseitig benutzt?"

Der grünhaarige schlug sich gegen die Stirn. "Zum verzweifeln."

"He, sei nicht so hart zu mir." schmollte der Ältere. "Ich versuch doch nur mitzudenken." Bockig zog er eine Schnute.

"Dann tu mir einen gefallen und denk nicht mit." Grinste der "Lehrer". Er beugte sich näher zu den jungen Japaner, legte ihm eine Hand auf die Schulter und meinte aufmunternd "Das wird schon noch. Lern die Regeln die ich dir aufgeschrieben habe, und die ich dir jetzt noch aufschreibe, einfach auswendig und du wirst sehen, das klappt schon irgendwie."

Lyserg machte es nichts mehr aus Yoh zu berühren, gang im Gegenteil. Er hatte zwar immer noch nicht herausgefunden was er, oder der braunhaarige fühlte, aber es war einfach angenehm bei ihm zu sein.

Der Helfer zog das Heft zu sich und begann Dinge hineinzuschreiben die Yoh gar nichts sagten. Also verschränkte er die Arme über dem Tisch und bettete seinen Kopf so dass er seinem Zimmergenossen direkt ins Gesicht sehen konnte. Erst bemerkte dieser nicht die leicht verträumten Blicke die im zugeworfen wurden, aber nach nicht allzu langer Zeit schielte er etwas nervös zu dem halb Liegenden.

"Stimmt was nicht?" Fragte er schüchtern.

Warum war er jetzt schon wieder so schüchtern? Er hatte doch gar keinen Grund dazu! Oder doch?

Ein "Nein, nein." wurde ihm entgegen gelächelt. Der junge Japaner suchte mit seinem Fuß nach dem Stuhl des anderen. Nachdem er ihn gefunden hatte zog er diesen näher zu sich.

"Ich seh ja gar nichts." War seine Begründung dafür.

"Um etwas sehen zu können müsstest du auch einen Blick ins Heft werfen." Erklärte er vergebens. Der braunhaarige macht immer noch keine Anstallten von den grünen Augen abzulassen.

"Doch, jetzt seh ich viel mehr."

Der junge Engländer wollte gerade nachfragen was das den wieder zu bedeuten hätte, er sähe ja nicht ein geschriebenes Wort, aber er wurde von einem spitzen Schrei, dessen Ursprung auf dem Flur lag, unterbrochen.

Yoh verdrehte genervt und verärgert die Augen, bevor er stampfend aufstand, die Tür aufriss und wütend hinausbrüllte "Was ist hier los?!"

Der grünhaarige lies vor Schreck fast den Bleistift fallen, so hatte er den Älteren ja noch nie erlebt!

"Schrei mich nicht an!" wurde der braunhaarige von einer mindestens genauso verärgerten Mädchenstimme angefahren. "Es sei den du weißt wo der Türgriff ist!"

Total verwirrt schaute Lyserg auf das Heft zurück, weil er nicht wusste wohin sein Blick sonst wandern sollte. Seine Verwirrung wurde dadurch auch nicht besser, denn er musste feststellen dass er anfangs zwar noch englische Grammatikregeln geschrieben hatte, aber die letzten Zeilen ein kleines Bild und unzählige Male außen herum "Yoh" stand.

Mit panischen Fingern suchte er den Radiergummi um das wieder vom Heft zu entfernen. Er hatte gar nicht gemerkt dass er in der letzten Minute nur diesen Namen geschrieben hatte. Und das kleine Bild stellte unverkennbar diese Person dar.

Auf den Gang hatten sich mittlerweile auch Horo und Ren aufgefunden, aber solange Hao nicht auch erschien hielt der junge Engländer es nicht für nötig auch zu erscheinen. Er war sowieso viel zu sehr damit beschäftigt die verräterischen Spuren zu beseitigen. Warum hatte er nur so fest aufgedrückt? Warum hatte er das überhaupt geschrieben?

"Wie meinst du das, der Türgriff ist weg?" wurde Jeanne von dem schwarzhaarigen gefragt.

Ohne ein Wort machte sie einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf die Tür frei, und tatsächlich, es fehlte der Griff.

"Ich versteh das nicht," sagte der blauhaarige offen. "Wenn das wirklich ein Dieb gewesen sein sollte, warum dann den Türgriff? Der kommt doch dann selbst nicht mehr weg! Und wenn der von selbst abgefallen wäre, müsste der doch noch irgendwo liegen." Er schüttelte den Kopf und sah sich dabei flüchtig um. "Und was machen wir jetzt wenn wir raus wollen?"

"Wir nehmen einen Schraubenschlüssel. Das müsste vorerst reichen." Herrschte der junge Chinese. "Na wird's bald." Schimpfte er nach, als er mitbekam das sich der Angesprochene nicht rührte.

Yoh wollte sich gerade wieder in sein Zimmer verziehen, aber die hellhaarige stoppte ihn. "Hol Lyserg und Hao, wir wollen proben."

Als der junge Engländer seinen Namen, und näher kommende Schritte hörte, wurden seine Bewegungen schneller, und der Radierer kleiner.

"He, Ly... Was machst du da?" Kurz vor dem Schreibtisch blieb der junge Japaner stehen. Neben, und teilweiße noch auf dem Heft lagen unzählige Radiergummireste und kleine Papierstückchen verstreut. Den grünhaarigen schien das jedoch nicht zu interessieren, denn er radierte ungehindert weiter auf einer etwas größeren Stelle. Diese befand sich bereits auf der nächsten Seite. Ohne es zu merken hatte er ein Loch durch das obere Blatt gemacht.

"I.. ich mach gar nichts." verteidigte sich der Gefragte mit leicht zitternder Stimme und einem aufgezwungenem Lächeln. Er versuchte das Loch mit einer Hand zu verdecken, doch der braunhaarige hatte es bereits gesehen und nahm ihm das Heft ab.

Alle unversehrten Seiten nahm er in die eine Hand, und die kaputte in die andere. "Das ist also nichts?" Fragte er, als das dünne Buch direkt vor sein Gesicht hob und den grünhaarigen durch das Loch ansah.

"Ähm, äh" Der Schuldige drippelte mit seinen Finger nervös auf der Tischplatte herum als ihm etwas einfiel. "Wir wollten doch proben gehen." Meinte er hektisch und stand schnell auf. "Wir müssen los, sonst fangen die noch ohne uns an. Komm schon. Wir müssen proben gehen. Komm schon. Wir müssen los!" Er griff nach Yoh's Handgelenk und zog ihn mit sich Richtung Tür.

"Du wiederholst dich." Stellte der Mitgeschleifte leicht verwirrt fest. "Stimmt was nicht?"

Das fragst du noch? Dachte Lyserg für sich. Ok ich sag's dir. Seit Halloween, das jetzt auch schon fast drei Wochen zurückliegt, kann ich an nichts mehr anderes denken als an diesen Fast-Kuss! Falls ich das doch mal aus meinen Kopf bekomme finde ich dich vor! Da stimmt irgendetwas ganz und gar nicht! Das kann doch nicht sein! Und dann verhältst du dich auch immer noch so komisch, was soll das bloß? Wenn dann noch alles stimmen soll will ich nicht wissen was los ist wenn mal was schief geht!

Doch anstatt ihm die Meinung zu sagen meinte er schnell. "Nein, alles in bester Ordnung." Er zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht, das ihm auch überzeugend gelang.

In der Sporthalle warteten die anderen bereits auf sie, Hao hatte von selbst gemerkt das sie üben wollten.

"Wozu machen wir das Ganze eigentlich?" Wollte Horo wissen. "Ich meine wenn wir unseren Plan wirklich durchziehen, dann müssen wir das doch sowieso nicht aufführen." Wortlos legte er ein paar veränderte Textzeilen auf eine Bank und lies sich daneben fallen.

Der grünhaarige, der im Originalbuch herumblätterte sah auf. "Ich weiß gar nichts von einem Plan, um was geht es denn?" Fragte er Yoh.

Dieser jedoch hielt er nicht für nötig ihm zu antworten und erklärte dem blauhaarigen. "Du kennst doch unseren Rektor, bei dem kann man nie sicher sein ob er uns nicht doch zwingt das aufzuführen." Er sah sich etwas um, konnte aber kein Buch mehr finden. Sein Blick wanderte automatisch zu dem jungen Engländer. Nur höchstens zwei Zentimeter Abstand war zwischen den beiden als er sich neben ihn setzte. Erst schielte er kurz in die Lektüre, beugte sich jedoch dann etwas desinteressiert nach vorne und betrachtete das Gesicht der Person neben ihm.

Verträumt blickte er in die Augen, die von Zeile zu Zeile wanderten. Währenddessen gingen ihm sämtliche Möglichkeiten durch den Kopf wie er noch näher an den Jüngeren rutschen könnte. Er wählte die seiner Meinung nach einfachste. Mit seiner linken Schulter lehnte er sich leicht gegen den grünhaarigen und zog mit der rechten Hand das Buch etwas zu sich. "Ich seh ja gar nichts."

Lyserg blieb einfach sitzen, und versuchte nicht wieder rot anzulaufen. Er hielt das Buch näher zu ihm hin. "Das scheint bei dir zur Standartantwort geworden zu sein." Rutschte aber ein kleines Stück von seinem Kumpel weg.

"Hey Leute." Wurden sie freudig von dem Hao begrüßt, aber nicht ohne Grund. "Wie wäre es wenn wir die Beschreibung von Scrooge ändern? Anstatt "Ein erpresserischer, gewalttätiger, unersättlicher, raffgieriger, verbissener, habsüchtiger alter Sünder." Vielleicht "Ein smarter, cleverer, attraktiver, charmanter, hinreisender, verführerischer junger Gentleman.". Das wär's doch!" Er stellte sich direkt vor den jungen Ainu, der immer noch leise vor sich hin fluchte.

"Hörst du mir überhaupt zu?" giftete der Langhaarige. Da dachte er sich schon mal so etwas Gutes aus, und dann hört man ihm nicht zu! Wo sind nur die Zeiten gebliebenen in denen die Ältesten noch gewürdigt wurden?

"Wahrscheinlich gefällt dir die Beschreibung so gut, weil sie das genaue Gegenteil von dir ist." Jeanne hatte sich auch zu ihnen gesellt, aber erst nachdem sie sich sicher war das Ren auch wirklich die Bühne überprüfte.

Erneut sah Lyserg auf. Es war schon ein Jammer, zwischen denen es gut lief, und die sich gut verstanden, veränderte sich alles und wurde immer nur noch verwirrender, aber die beiden Streithähne verhielten sich gegenüber immer noch gleich.

Er musterte erst die junge Französin, dann Hao. Als er bei seinem Gesicht ankam hätte er schwören können so ein seltsames glitzern in seinen Augen gesehen zu haben. Nur ganz kurz, aber es war da gewesen. Er wusste nicht was es zu bedeuten hatte, aber nach Bedeutungen durfte man ihn zurzeit sowieso nicht fragen, es sei denn man erwartete auch keine Antwort.

"Und wie wäre es wenn wir den ersten Geist zu einer Hexe machen, das würde wenigstens zu dir passen!" Schnaubte er verächtlich.

Trotzig verschränkte die hellhaarige ihre Arme vor der Brust. "Dann muss Scrooge zu einem notgeilen, perversen Macho gemacht werden damit er auch nur annähernd an dich ran kommt!"

Yoh seufzte laut auf, lies das Buch los, faltete seine Finger und streckte sich ausgiebig. "Müssen die sich eigentlich immer streiten?"

"Wahrscheinlich schon." Lyserg klappte das Buch zu. "Können wir anfangen?"

Nach erneuten Streitereien zwischen Hao und Jeanne, denen sich nun auch der blauhaarige beteiligte, sind sie zu dem Schluss gekommen die Begegnung mit dem allerersten Geist zu üben, dafür brauchten sie am wenigsten Aufwand, und auch keine Nebendarsteller.

"Ach wie langweilig so ein Weihnachtsfest doch ist, niemand geht arbeiten." Meinte der langhaarige extra laut, als er vor einem nicht existierenden Kamin auf einem nicht existierenden Sessel saß.

Er machte sich nicht einmal die Mühe aufzusehen, als die junge Französin an eine nicht existierende Türe hämmerte und nur mit ihrem Mund klopfartige Geräusche nachmachte.

Ohne ein Wort, oder gar eine Vorwarnung öffnete sie die gedachte Tür und trat zielsicher auf den vorgestellten Sessel zu. [Die haben aber viel Fantasie... --''] Ein paar Schritte vor ihrem Ziel blieb sie stehen und verfolgte den Blick des Ältesten. Alles was sie danach andächtig zu sagen hatte war "Ein wirklich schönes Kaminfeuer."

"Oh ja," erwiderte er übertrieben kitschig, verkniff sich jedoch ein Grinsen. "Wirklich wunderschön."

Horo lies sie noch ein paar Sekunden weiter in die imaginären Flammen schauen, als ihm der Geduldsfaden reiste. "Tickt ihr noch richtig! Was macht ihr denn da?"

"Du hast doch selbst gesagt dass wir uns die Kulissen selbst vorstellen müssen!" Verteidigten sich beide wie aus einem Mund.

Sein Kopf lief vor Wut leicht rot an. "Seit wann hört gerade IHR denn auch mich? Du" Er fuchtelte mit seinen Textblättern in Hao's Richtung. "Stell dich gefälligst richtig hin! Und du" er wendete sich an Jeanne "hör auf so rumzuschnulzen."

Die beiden auf der Bühne kämpften mit sich nicht in einen Lachanfall zu geraten. Ein Hoffnungsloser Kampf, den sie sich hätten sparen können, denn nach einem weiteren wütenden Blick des blauhaarigen brachen sie in helles Gelächter aus.

Lyserg wie auch Yoh schienen sich ebenfalls über den Ausbruch des jungen Ainu zu amüsieren. Der grünhaarige hielt sich eine Hand vor den Mund, während der junge Japaner lauthals zu lachen begann.

Der Einzige der dieses ernste Verhalten nicht witzig fand war Ren. Ganz im Gegenteil, er fand es eher lobenswert. Wenn er an den verstörten Jungen am Halloween Abend dachte, hätte er sich niemals träumen lassen das er solche Töne zustande brachte. Er war sogar etwas beeindruckt. Das hätte er ihm am aller wenigsten zugetraut, nicht dem Jungen der sich erst an seiner Brust wieder beruhigt hatte.

Dieser Vergleich brachte ihn schließlich auch zum Lächeln, bevor er das Wort ergriff. "Reist euch zusammen." Schnauzte er los. "Ihr stellt auch an wie Kindergartenkinder! Benehmt euch mal ein bisschen erwachsener."

Nach diesen Worten herrschte wieder Ruhe in der Turnhalle. Gelassen lehnte er sich wieder gegen die Wand an der Seite neben der Bühne. Der blauhaarige drehte sich auf der Bank etwas, und warf seinem Retter einen dankbaren Blick zu, welcher sich, als er ihn bemerkte zur Seite wegdrehte und leicht rot wurde.

Was sollte denn das jetzt wieder werden? Der hat mich nicht anzulächeln. Der hat mich einfach nicht anzulächeln! Nein!

Ohne auf irgendeine weitere Anweisung zu warten, und ihre Freunde vollkommen ignorierend, versuchten Jeanne und Hao weiter zu machen.

"Hey du, frag mich nicht warum gerade ich hier bin, wir kennen uns ja nicht mal richtig, aber auf jedenfalls soll ich dich warnen." Sie zupfte sich in einer abweisenden und umständlichen Handbewegung eine Haarsträne hinters Ohr.

Der braunhaarige hatte sich wieder in seinen imaginären Sessel fallen gelassen und gab nur ein "Pff" von sich.

"Hör mir zu, du Zicke, oder du wirst es bereuen." Mit einer Hand umfasste sie die Luft neben ihrer Hüfte, zog diese nach vorn, und tat so als würde sie mit einer Stahlkette rasseln.

Ihr Gegenüber schenkte ihr einen kurzen Blick und meinte etwas barsch "Das soll mich beeindrucken, ich hör ja noch nicht mal was, nur ganz leise."

Horo lief erneut hochrot vor Ärger an, er wusste selbst nicht worüber er sich so aufregte, aber voller Wut rief er zu dem Älteren "Natürlich hörst du nichts, da ist ja auch nichts!" hoch.

Ren seufzte laut auf. Er stieß sich von der Wand, trat mit raschen Schritten hinter den Tobenden, legte seine Hände auf dessen Schultern und drückte ihn auf seinen Platz zurück. Dabei meinte er etwas bestimmend und trotzig "Du erwartest doch von uns dass wir Fantasie für dieses Stück aufbringen." Er lies seine Hände dort wo sie waren und beugte sich vor, dass er ihm ins Ohr flüstern konnte. "Dabei scheint dir hier die Fantasie zu fehlen, aber keine Sorge das kann man lernen."

Der warme Atem des schwarzhaarigen, der sein Ohr umspielte, lies ihn erschaudern.

War das Absicht? Wohl eher nicht.

Als die zwei auf der Bühne bemerkt hatte das es wieder nichts wichtiges war, versuchten sie die Szene nochmals zu wiederholen, aber dieses Mal regte sich die junge Französin auf, denn Hao benahm sich ihrer Meinung nach ein bisschen zu abweisend.

Sie bemängelte das bei ihren Freunden, bekam auch Zuspruch von Lyserg, Yoh und Ren, aber Horo sagte gar nichts, die warmen Hände auf seiner Schulter machten ihn zunehmend nervös und er konnte sich nicht mehr auf das Stück zu konzentrieren.

Ohne seine Meinung schien aber niemand weiter machen zu wollen.

Natürlich nicht, er wollte schließlich der Regiesoor [Schreibt man das so?? *drop*] sein!

Also zwang er sich einen tadelnden Blick auf, den er auch gleich an den langhaarigen weitergab. Er hätte nicht gedacht dass er so gut schauspielern kann, aber nachdem Hao nachgeben hatte fühlte er sich wieder etwas besser.

Er wusste aber nicht, dass der junge Chinese, der immer noch nicht weggegangen war, den langhaarigen böse angefunkelt hatte.

Die anderen hatten wirklich große Mühe nicht zu den "Schauspielern" hochzuspringen, wütend zu werden, oder zu lachen. Der braunhaarige und Jeanne versuchte weitere sechs Male die Szene zu spielen, bekamen es aber nicht einmal ansatzweiße akzeptabel hin.

Resignierend gaben sie auf und beschlossen das nun die eher letzteren Akte zu proben seien. Lyserg wollte gerade auf die Bühne gehen, weil sie sich darauf geeinigt hatte die Szene mit der Todesnachricht zu üben. Doch er und Yoh wurden von Ren, der jungen Französin und dem langhaarigen aufgehalten.

"Wir müssen euch noch schminken."

Endgeistert sahen sich erst der grünhaarige und der junge Japaner an, dann die drei ihnen Gegenüber. "Ihr wollt was?"

"Tut nicht so." meinte Ren gelassen. "Ihr habt schon richtig verstanden, wir müssen euch noch schminken. Ihr wollt sicher wissen warum, nicht wahr?" Er wendete seinen Blick von den leicht Geschockten zu dem jungen Ainu der wortlos auf der Bank saß und von alledem nur wenig mitbekam. "Der kann sich doch nichts vorstellen, da müssen wir eben nachhelfen, nicht das er noch "Der ist nicht tot." und "Der ist nicht der Tod." durch die Halle brüllt.

"Also haltet still." Fügte Hao noch dazu als er weiße Faschingsschminke aus seiner Tasche zog.

Lyserg's Blick verfinsterte sich. "Ihr hattet das geplant."

"Erst seit zwei Stunden." Verteidigte sie die hellhaarige unbeeindruckt.
 

Der junge Engländer seufzte laut auf als er sich dem Rest seiner Kleidung entledigte. Wortlos schmiss er seine Bluse in den Wäschekorb, während den Proben war etwas Farbe daran kleben geblieben. Eigentlich etwas bewundernswert, denn an sein Oberteil wollte die Schminke, aber an den Waschlappen überhaupt nicht.

Mit einem weiteren, nicht ganz so heftigen Seufzer schob er die Duschwand auf und drehte das kalte Wasser auf. Er zuckte erst zusammen, es war doch kälter als gedacht, aber nach einigen Augenblicken gewöhnte er sich daran.

Während er mit der Stirn gegen die kalten Fließen gelehnt dastand schweiften seine Gedanken zurück nach England. Es war schon solange her das er auf den Straßen Londons im Regen stand, spielte, Dinge oder Spuren suchte und nachging, um für seinen Vater besser zu werden. Seinem Vater, einem der größten Detektive Englands. Einst war es auch sein Traum so ein Detektiv zu werden, aber als seine Eltern getötet wurden, weil sein Vater es nicht geschafft hatte einen Verbrecher zu fangen hatte er andere Pläne entwickelt. Wenn er so im Regen stand kam dann immer seine Mutter von hinten, packte ihn sanft an den Schultern, und meinte dass das viele eisige Wasser nicht gut für ihn war.

War das wirklich schon neun Jahre her? Neun lange Jahre das sie ihm ihren Regenmantel gab, damit er nicht noch nasser wurde? Neun lange Jahre seit dem er seine Eltern das letzte Mal gesehen hatte?

Die Trauer des Verlustes machte sich wie so oft wieder in ihm breit, und er konnte die warmen Tränen nicht aufhalten die sich in seinen Augen bildeten. Selbst seine Tränen, die kriechend langsam ihren Weg über seine Wange suchten konnte die Farbe in seinem Gesicht nicht verwischen.

Doch das war ihm jetzt egal, im Moment war ihm alles egal.

Er begann leicht zu zittern, und er wusste das es nicht nur an dem Wasser lag. Er wischte sich über sein Gesicht und verschmierte dadurch das weiße, klebrige Zeug etwas.

Wenigstens hatte er aufgehört zu weinen. Er wusste doch das Tränen vergießen nichts brachte, aber manchmal tat es einfach gut gegen das Brennen dass seine Augen gelegentlich quälte.

Um sich von seinen trübsinnigen Gedanken und der Kälte abzulenken lies er sich die Probe nochmals durch den Kopf gehen. Wirklich nichts ist so abgelaufen wie geplant, obwohl eigentlich nur geplant war das Ganze so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Doch selbst das schlug fehl.

Jeder hatte seine eigenen Vorstellungen, die mindestens von einem anderen wieder zerschmettert wurden. Der selbsternannte Regiesoor bekam anfangs so gut wie gar nichts mit, und selbst später erteilte er nur unnötige Anweißungen die sie kein Stück weiterbrachte, sondern eher die Verwirrtheit die sich aufgebaut hatte verstärkten. Zwischendurch hielt es Hao nicht einmal mehr für nötig aufzupassen, legte sich auf eine der vielen Banken und döste gemütlich vor sich hin. Als sich Jeanne später darüber aufregte das jeder von ihnen mehrere Nebenrollen spielen müsste brach ein Durcheinander aus, das den jungen Engländer an den Rand der Verzweiflung brachte. Während Horo und die hellhaarige immer noch über irgendein Thema ohne wichtigen Hintergrund stritten und Lyserg immer noch in der Hoffnung etwas erreichen zu können die beiden beruhigen wollte, hatten Yoh und Ren den Ältesten geweckt und begonnen Romme zu spielen. Als die Streithähne das bemerkten, stieg der Geräuschpegel nochmals um einiges an. Der grünhaarige gab schließlich auf und gesellte sich zu der Spielgruppe. Irgendwann gegen ende des Tages hatten sich alle wieder einigermaßen eingekriegt und beschlossen ein paar kleinere Szenen nochmals durchzuspielen.

Leider wurde auch nochmals der Akt in dem Yoh und Lyserg geschminkt werden mussten wiederholt, und dadurch, völlig unnötigerweise, wurde die Faschingsschminke noch dicker aufgetragen.

Nun stand er hier unter der Dusche, draußen dämmerte es bereits, und alles was er versucht hatte, um das weiße Zeugs aus seinem Gesicht zu bekommen, brachte nur das es sich jetzt ebenfalls an seinen Händen befand.

Er schloss die Augen und dachte eine ganze Weile an gar nichts, als plötzlich das Wasser wärmer wurde, und als er aufsah direkt in Yoh's Augen blickte. "Was...?"

Der braunhaarige schenkte ihm sein übliches Grinsen. "Ich hab dich schon gesucht, du musst doch noch das Zeugs aus deinem Gesicht wieder loswerden." Nachdem er dies sagte wedelte er leicht mit einem Waschlappen herum.

"Hab ich schon versucht, aber ich krieg's nicht weg."

"Wetten schon." Er musterte den etwas Jüngeren genau von oben bis unten, was diesen einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er hatte ja nichts an!

"Pfoten her." meinte der junge Japaner als er mit seiner Musterung fertig war.

Erleichtert streckte er ihm seine Hände entgegen. "Und was bringt das jetzt?"

Ohne zu antworten griff Yoh nach der Linken und begann mit dem Lappen sanft darüber zu streichen. Lyserg kniff seine Lippen aufeinander. Als der braunhaarige dies merkte erklärte er unnötigerweise dass es etwas kitzeln könnte.

"Hab ich grade gemerkt." nuschelte er als Antwort durch die Zähne.

Yoh grinste nur noch breiter und wiederholte seine Tat mit der anderen nur noch sanfter und zärtlicher. "Du wurdest wohl schon lange nicht mehr gekitzelt." Stellte er amüsiert fest, als der junge Engländer den Kopf wegdrehte. In der Devise: Was ich nicht sehe tut mir auch nichts. Das half aber auch nichts. [Yoh du alter Quäler, ich hasse es auch wenn man das macht!! ><'']

"Um ehrlich zu sein wurde ich noch nie richtig gekitzelt." Gestand er und seufzte innerlich auf, als der braunhaarige seine Hände losließ. Sein Blick war seltsam ernst geworden und er fragte gerade heraus "Du verarscht mich, oder? Hat dich deine Mutter denn nie gekitzelt?"

"Sie ist seit neun Jahren tot." Warum hatte er das denn schon wieder gesagt? Warum nur? Das ging Yoh doch gar nichts an, und jetzt würde er wahrscheinlich wieder mit Mitleid überschüttet werden wie früher auch immer. Was hatte er sich da nur wieder eingebrockt?

"Das wusste ich nicht." Meinte der junge Japaner knapp und suchte wieder den Blickkontakt zwischen den beiden.

Das war alles? Nur dieser unumgängliche Faktor? Kein Mitleid seiner armen, toten Mutter die er sowieso nicht kannte? Kein Mitleid mit ihm? Lyserg hatte plötzlich das Bedürfnis seinem Gegenüber um den Hals zu fallen. Er war auf einmal so froh darüber das er den jungen Japaner hatte. Warum wusste er selbst nicht, aber das war auch egal. Er schloss seine Augen. Hauptsache er verlor nicht vollkommen die Kontrolle über sein Denken und Handeln.

Er zuckte leicht zusammen und öffnete seine Augen wieder etwas, als eine sanfte Berührung von seinem Haaransatz zu seiner Schläfe wanderte. Der braunhaarige hatte wieder damit begonnen die Farbe abzutupfen. In dem er aufsetzte, schon fast zu vorsichtig ein kleines Stück über die Haut zog und das Gleichen, nicht weit entfernt von der Ausgangsposition, wiederholte.

"Vielleicht hilft es dir etwas, ich bin mir aber nicht sicher." Meinte Yoh mit gedämpfter Stimme. "Ich habe meine Mutter auch so gut wie nie gesehen. Seit ich denken kann war ich bei meinem Großvater und er brachte mir alles über unsere Familie bei. Meine Großmuter, meine Mutter und mein Vater hatte ich damals nur sehr selten gesehen, und soweit ich mich erinnern kann höchstens einmal im Jahr zusammen. Als ich ihnen dann mitteilte dass ich auf diese Schule gehen möchte kamen sie plötzlich an jedem Feiertag und auch oft an Wochenenden. Ich hab mich an diesen Tagen mies gefühlt, ich kannte sie fast gar nicht, und sie meinten soviel Zeit mit mir verbringen zu müssen wie es nur geht. Wahrscheinlich haben sie sich wegen irgendetwas schuldig Gefühlt, aber das half auch nichts, sie waren wie Fremde für mich, denn selbst wenn sie vor Jahren da waren haben sie im Schrein gearbeitet oder irgendetwas anderes gemacht. Nur nicht ihren Sohn oder ihren Enkel kennen gelernt."

Mit dem Waschlappen fuhr er nun nahe an Lyerg's Auge, das er dieses schließen musste. Mit dem anderen sah er betroffen seinen Kumpel an. Er wusste ebenfalls wie sich das anfühlte. Nachdem seine Eltern gestorben waren blieb er ein halbes Jahr bei einem Onkel, denn er nicht kannte, und der auch kein Interesse an ihm zeigte.

"Das wusste ich wieder nicht." Er öffnete wieder sein Auge als der braunhaarige an seiner Wange herunter wanderte und die Hälfte von seiner Nase und die Partie um den Mund behandelten. Auf eine ihm unerklärliche Art und Weiße fühlten sich diese Berührungen gut an. Nicht nur wegen dem Sauberkeitsgefühl das sich breit machte. Sie hinterließen ein angenehmes Kribbeln.

Yoh schmunzelte kurz in seinem Hals und schloss die Augen. Als es sie wieder öffnete, und das Geräusch verstummte, hatten sie einen seltsamen Ausdruck angenommen. Der leicht Trottelige Blick den er immer aufgesetzt hatte war vollkommen verschwunden, und auch das Traurige war restlos verschwunden. Dafür war eine erschreckende Sicherheit und Entschlossenheit, dazu noch eine für den jungen Engländer eine undefinierbare - wie sollte er es beschreiben? "Wärme" passte wohl am besten - dazu geraten.

Der braunhaarige hatte alles Weiße aus Lyserg's Gesicht entfernt, und lies den Lappen ungeachtet zu Boden fallen. Seine rechte Hand jedoch blieb nicht weit von seinem Gesicht entfernt. Ganz im Gegenteil, die rechte Hand des jungen Japaners fuhr an dem Kieferknochen entlang, mit vier Fingern am Ohr vorbei und fuhren leicht in den Haaransatz des grünhaarigen. Als dieser seinen Kopf drehen wollte, in der Hoffnung sehen zu können was diese Hand vorhatte wurde er von dem Daumen auf seiner Wange davon abgehalten. Er wendete seinen Blick wieder zu Yoh und erschrak wie nah er gekommen war. Sie trennten keine fünf Zentimeter mehr voneinander.

Aus Reflex wich der junge Engländer ein Stück zurück, und knallte unsanft auf die Fließen der Duschwand auf. Der braunhaarige legte seine linke Hand in die Halsbeuge und hielt ihn fest. Lyserg versuchte gar nicht erst sich zu wehren, denn er wusste dass er es sowieso nicht geschafft hätte, nicht bei der Entschlossenheit in diesen Augen.

Der Abstand zwischen ihnen hatte sich bereits auf die hälfte reduziert, und Yoh schloss langsam seine Lider, und kam dabei unaufhaltsam mit seinen zarten Lippen näher.
 


 

Melde mich zurück^^ Und verabschiede mich auch gleich wieder. *salutiert*

Na, wie gefällt euch diese Szene? Ist doch süß oder? Ich hoffe ich werde am Leben gelassen, nachdem ich wieder an so einer Stelle aufhöre...

Viiiiiiieelen dank an all die Lieben Kommis!!!! *smile* Ihr seid die größten!!
 

Jahna

Unwetter

Ohne Vorwarnung hämmerte es plötzlich an die Tür und eine sehr vertraute stimme rief "Weißt du wo Horo steckt wenn du es nicht vielleicht sogar bist?"

Mehr als erschrocken zuckte Yoh zurück, riss mit wucht die Duschwand auf, und brüllte aus voller Lunge "Nein Hao! Verzieh dich, aber schleunigst!!"

Alles was Lyserg dann noch hörte waren Schritte, die sich sehr schnell in eine Richtung davon bewegten. Als Jeanne festgestellt hatte dass der Griff der Eingangstür fehlte, hatte er ihn mit seiner lauten Stimme schon erschrocken. Diese Reaktion war jedoch nicht im Vergleich zu der gerade eben. Immer noch leicht zittrig schielte er kurz zu dem braunhaarigen, der immer noch halb in der Duschtür stand, und dadurch das Bad unter Wasser setzte. Innerlich seufzte der junge Engländer so sehr auf, dass er schon vermutete dass der andere ihn gehört haben könnte. Aber dieser starrte immer noch zähneknirschend die Tür an.

Jetzt war es wohl offiziell, dachte er sich. Der Halloweenabend, den hätte ich mir ja noch einbilden können, aber das war nun mehr als offensichtlich.

Da er seinen Beinen nicht mehr richtig vertraute suchte er nach der Ablage für die Shampooflaschen, fand jedoch nur eine kahle Wand. Mit seinen Finger krallte er sich in den Fugen zwischen den Fließen fest, und griff mit der anderen Hand nach dem Türgriff.

Yoh schien endlich gemerkt zu haben dass er den Badteppich ertränkte und trat schnell aus der Dusche. Der grünhaarige kniff die Augen kurz zusammen, bevor er das Wasser abdrehte und ebenfalls heraustrat. Dort blieb er stehen, schaute auf den Boden, und dachte darüber nach ob das gerade wirklich passiert war, oder er vollkommen paranoid wurde. Erst als ein großes Badetuch sanft um seine Hüfte geschlungen wurde zuckte er sichtlich zusammen und seine Gedanken waren wie weggeblasen. Während er sich leicht umdrehte wurden die Hände, die immer noch das Tuch befestigten wieder zu ihrem Besitzer zurückgezogen. Lyserg machte den Mund etwas auf, und wollte fragen was das eben zu bedeuten hatte, aber der andere war schneller. "Du musst noch beim Rektorat Auslass für die Weihnachtsferien beantragen. In einer Woche ist das sonst zu spät."

Völlig perplex klappte er seinen Mund wieder zu und schaute ungläubig in das lächelnde Gesicht des jungen Japaners. Wie kam er den jetzt auf dieses Thema? Und warum konnte er einfach so tun als wäre da gerade nichts gewesen?

Er wusste sich nicht anders zu helfen, also fragte er immer noch zutiefst verwirrt. "Aber ich will in den Ferien gar nicht weggehen."

Yoh's Lächeln wurde etwas breiter und noch freundlicher. "Das weiß ich doch, aber tu es trotzdem, vertrau mir." Mit diesen Worten wandte er sich zu Tür und war auch wenige Sekunden später aus dem Zimmer gegangen.
 

"Da die anderen meinen sich einfach verdünnisieren zu können stellen wir eben die Einkaufsliste für Ginny zusammen. Also, was brauchen wir?" Das hellhaarige Mädchen warf einen flüchtigen Blick zu Ren, um ihn gleich wieder auf das Papier vor sich zu wenden.

"Für die Aufführung brauchen wir auf jeden Fall eine Eisenkette, und noch mal Faschingsschminke, da wir die bei den Proben ja schon fast ganz aufgebraucht haben." Viel mehr wollte ihm Momentan nicht einfallen, aber wegen zwei Sachen konnten sie Ginny nicht einfach einkaufen schicken.

Also begann er langsam in der kleinen Küche auf und ab zu laufen, weil er dabei viel besser nachdenken konnte.

Als das kratzen des Füllers aufhörte fügte Jeanne noch hinzu "Wollten wir Scrooge nicht ins Gefängnis stecken? Dafür brauchen wir aber Handschellen."

Ren blieb abrupt stehen. "Und passende Klamotten, scheint so als müssten wir wohl selbst mit zum einkaufen."

Die junge Französin nickte stumm, und notierte "Klamotten" "Handschellen" und "Türgriff" auf. Der schwarzhaarige schielte über ihre Schulter, nickte ebenfalls stumm und wendete sich zum Radio, welches er auch gleich anstellte. Es war wie immer der Lokale Radiosender, der in diesem Haus immer lief.

Sofort sprudelte ihnen die Stimme des Nachtsprechers geschockt "Und nun eine wichtige Durchsage: Laut den örtlichen Meteorologen zieht in wenigen Minuten, höchstens einer halben Stunde ein heftiges Gewitter mit schwerem Sturm auf. Dieses sollte nach Osten aufs Meer hin abziehen, doch der scheinbar hat das Unwetter seine Meinung geändert. Wegen der hohen Geschwindigkeit des Windes, 100 km/h, bitten wir sie all ihre losen Gegenstände aus dem Garten zu entfernen, die Fenster zu schließen und Pflanzen und Hütten zu sichern." entgegen. [Ich weiß selbst das Unwetterwarnungen früher kommen, auch wenn es sich verziehen sollte. ><]

"Oh Gott, wenn ich nur an den letzten Sturm mit ähnlicher Meldung denke! Womit habe ich noch so eine Höllennacht verdient?" die Stimme von Jeanne klang leicht verzweifelt.

Der schwarzhaarige machte das Gerät etwas leiser. "Seit wann hast du denn Angst vor Gewittern?"

Nun änderte sich der Gesichtsausdruck der hellhaarigen in Verwirrtheit. "Nein, hab ich nicht, aber sag bloß du konntest bei dem Gezeter das deine Zimmerpartner fabriziert haben schlafen."

Als Antwort meinte er nur "Wann soll das noch mal gewesen sein?", verschränkte die Arme und signalisierte so dem Mädchen das er keine Ahnung hatte von was sie eigentlich redete.

"Dann wünsch ich dir das du dieses Mal wieder alles verschläfst, ich hoffe nur das ich das auch hinbekomme." meinte sie aufrichtig.

Oh ja, sie konnte sich noch genau daran erinnern wie Hao fast das Ganze Haus zusammen grölte, und meinte alle müssten wach sein nur weil er nicht schlafen konnte. Dies hatte aber nicht im Geringsten etwas mit dem Unwetter hinter den Mauern zu tun. Bisher hatte sie gemeint das Yoh der einzige war der bei dieser Lautstärke schlafen konnte, aber sie schien sich getäuscht zu haben.

Wenn der langhaarige wieder erst um sechs Uhr morgens ruhe gibt, dann gibt es Tot! Beschloss Jeanne, als sie noch kurz der leisen Musik lauschte, aufstand und die Tür öffnete.
 

"Horo!" rief Hao durchs Haus. "Horo, du Arsch, beweg dich sofort her! Ich muss mit dir reden, also komm aus deinem Versteck!"

Mit einem leisen Knarren ging die Tür zu dem Zimmer des Jungen auf. Trotz einem verschlafenem Grummeln und einer Müdigkeit von Welt im Gesicht gelang es ihm doch etwas wütend zu klingen. "Es ist spät, ich will schlafen." Danach gähnte er einmal herzhaft.

Der Ältere drehte ihm demonstrativ den Rücken zu und meinte gelassen, aber doch etwas trotzig "Na gut, dann geh doch schlafen. Aber eine Geburtstagsparty kriegst du dann aber nicht."

"Wegen so einem Kinderkram weckst du mich extra?" meinte der blauhaarige verärgert. "Ich will sowieso keine."

In Rekordzeit hatte Hao sich erst umgedreht, dann seine Hand unter das Stirnband des jungen Ainu geschoben und verglich gleichzeitig mit der anderen Hand auf seiner Stirn die Temperatur. "Also Fieber hast du nicht. Mach mal 'AAAAAAAHHHHH'" Bat der braunhaarige ernsthaft besorgt.

"Lass das." Immer noch ärgerlich schob er die Hand von seiner Stirn weg und gähnte erneut. "Ich bin einfach kein Kind mehr."

Der langhaarige tat erst so als hätte er sich verhört, meinte aber dann spöttisch "Aber an Halloween von Tür zu Tür ziehen und 'Trick or Treat' quietschen." Er rollte mit den Augen.

Mit dieser Aussage schien der Ältere voll ins Schwarze getroffen zu haben, denn sein Gegenüber fing leicht an zu stottern. "Da.. das ist doch was ganz was anderes!"

Der langhaarige nickte immer wieder und rollte mit der Hand vor seiner Brust, als ob er erwartete noch mehr faule Ausreden hören zu müssen.

"Sag mal, wollte nicht eigentlich Lyserg duschen gehen?" meinte Hao plötzlich, er war schon verwundert gewesen als ihm der braunhaarigen aus dem Bad zugerufen hatte, und nicht der junge Engländer.

"Was soll die Frage? Ist er doch auch, ich hab ihn um kurz nach zehn ins Bad gehen sehn, und danach hab ich mich schlafen gelegt, wie spät ist es jetzt eigentlich?"

Der gefragte auf die Uhr an der Wand neben dem jungen Ainu. "Fünf vor elf. Ich hab aber vorhin in Lyserg's und Yoh's Zimmer gesehen, und da war niemand. Yoh war aber im Bad unter der Dusche."

Mit einem müden und genervten Blick sah Horo wieder zu dem Älteren. "Dann ist Ly..." Er begann zu grinsen als er Hao's leichtes, aber stetiges Kopfschütteln, und das dazugehörige grinse bemerkte. "Wurde ja langsam auch mal Zeit."

In diesem Moment gingen Zwei Türen auf der anderen Seite auf, und die beiden Grinsenden drehten sich herum.

Yoh warf einen flüchtigen Blick zu den anderen dreien auf dem Flur, legte dann aber doch einen Zahn zu um in sein Zimmer zu gelangen. Es half nichts, trotz des schwachen Lichts erkannten sie einen leichten roten Schimmer auf seinem Gesicht.

Verwirrt wendete sich Jeanne zu den Jungs und fragte "Was hat der denn auf einmal?"

Die beiden Grinsten nur noch breiter. Das Mädchen zuckte mit den Schultern, verdrehte die Augen und ging in ihr Zimmer.

Hao konnte als erster wieder das Grinsen aus seinem Gesicht wischen, was aber nichts brachte, denn sofort musste er wieder Grinsen. "Was ist jetzt eigentlich mit dir u..." Er hörte erneut die Tür aufgehen, und führte darum seinen Satz nicht zu Ende, es bestand schließlich die Möglichkeit dass es der junge Chinese war.

Tatsächlich war es auch Ren, der, als er die beiden so nett plaudern sah, doch etwas genervt dreinschaute. "Geht schlafen, heute Nacht kommt ein Gewitter und wenn Ginny vorbeikommt wird einkaufen gegangen."

"Ja Ren." meinten sie einstimmig und gingen, gefolgt von dem schwarzhaarigen in ihr Zimmer.
 

Hinter den Fenstern und Mauern tobte ein Unwetter so stark wie schon lange nicht mehr. Der Wind strich durch die Bäume und hinterließ ein unheimliches Pfeifen. Ein Wolf schien bei diesem Sturm ein einigermaßen sicheres Plätzchen gefunden zu haben, denn in nicht allzu weiter Ferne konnte man von solch einem das Geheul vernehmen.

Oh wie er Hunde und alles was dazu gehört doch hasste!

Langsam schlug er seine dünne Decke zurück, und erhob sich aus seinem Bett. Mit einem Kissen unter dem Arm schlich er sich so leise wie möglich an das schmale Bett seines Kumpels. Er wurde sicher Verständnis haben, er wusste ja wie sehr er sich vor Hunden fürchtete. Und das Unwetter machte das Ganze auch nicht besser.

Als er bei dem jungen Chinesen angekommen war stupste er ihn so vorsichtig wie möglich an. Dieser grummelte nur etwas und kuschelte sich tiefer in seine Decke. Es war schaurig kalt, und die Jungen hatten es versäumt ihre normalen Decken mit Winterdecken zu tauschen. "Geh weg." Schimpfte er etwas schlaftrunken, was viel diesem Idioten ein in einfach zu wecken?

"Ren, kann ich bei dir schlafen?" fragte Horo fast tonlos, lehnte seinen Oberkörper zurück und senkte den Kopf etwas. Nun schielte der schwarzhaarige doch zu seinem Kumpel, und als er sah wie dieser sein Kissen vor seinen Brustkorb drückte erinnerte er ihn stark ein einen kleinen verängstigten Jungen. Zugegeben, er war leicht verängstigt, aber sicher nicht mehr klein, immerhin war er drei Zentimeter größer als er.

Trotz des unschuldigen Blickes den er zugeworfen bekam, klang er doch sehr barsch. "Spinnst du? Ich hab jetzt schon fast keinen Platz mehr."

Plötzlich hörten sie aus der anderen Seite des Zimmers ein Kratzen am Boden, dazu ein geflüstertes "Vorsicht."

Kaum war der junge Ainu auf die Seite gesprungen, befand sich neben Rens Bett das des blauhaarigen. Mit verwirrten Blicken sahen beide an das Kopfende, an dem sie einen breit grinsenden Hao entdeckten.

Er wollte gerade etwas sagen, als vom Nebenzimmer ein ärgerliches klopfen ertönte, und gleich darauf auch wieder verstummte. Bei seinem nächsten Anlauf meint der langhaarige frech und triumphierend "Aber Ren, du kannst doch nicht einfach unseren lieben, kleinen Horo hier stehen lassen. Denk doch nur mal an all die vielen Tiere die da draußen frei rumlaufen!" Der langhaarige schielte kurz zu dem blauhaarigen, setzte seine Predigt jedoch gleich weiter. "Entlaufene Hunde, wild gewordene Wölfe, und Füchse, die über all diese kleinen, unschuldigen Tierchen herfallen."

Der blauhaarige hatte sich eigentlich fest vorgenommen sich unter Kontrolle zu halten, was beim ersten Teil auch relativ gut funktioniert hatte. Aber als der braunhaarige begonnen hatte von den Aktivitäten dieser Tiergruppe zu sprechen setzten plötzlich seine Vorstellungsvermögen wieder ein.

Warum kann dieses scheiß Fantasie nicht kommen wann ICH das will? Dachte er sich, als er bei diesem Horrorfilm in seinem Kopf leicht zu zittern begann. Seine Finger krallten sich tiefer in sein Kissen, und langsam lies er sich auf sein Bett sinken.

Während dessen durchbohrte Ren seinen langhaarigen Kumpel mit mordlustigen Blicken. Diesem Idioten schien es wohl Spaß zu machen seinen Freund einfach so, mir nichts dir nichts, seinen Ängsten Gegenüber zu stellen. Was war er doch manchmal für ein Ekel? In solchen Momenten konnte er Jeanne voll und ganz verstehen.

"Halt sofort die Schnauze und geh wieder schlafen, sonst dreh ich dir Persönlich den Hals um." Zischte er feindselig und kraxelte auf das andere Bett. Dort zog er die Decke zu Recht und legte sie sachte um den immer stärker zitternden Ainu.

Mal konnte er sich nichts vorstellen und im nächsten Augenblick ist er der Fantasy-Meister. Meinte der junge Chinese in Gedanken, als er Horos Schulten leicht drückte. Da muss man doch was dagegen tun können.

"Oh, ich geh jetzt nicht schlafen, ich werd mir noch einen Thriller, oder Horrorfilm anschauen, das kommt nachts und bei Gewitter viel besser." Er tat so als müsste er etwas überlegen. "Ich glaub ich schau so was wie "Die Vögel" oder "Fluch des Kojoten".

Ohne eine Pause einzulegen holte er tief Luft, und ahmte zu letzt genanntes Tier nach. Zu dem schaurigen Heulen mischte sich das Jaulen echter Wölfe, die sich im angrenzenden Wald hinter der Straße aufhielten.

Ren merkte zu spät was Hao vor hatte und konnte dem blauhaarigen nicht mehr rechtzeitig die Ohren zuhalten. Wenigstens den Schlusse des Geheules konnte er ihm ersparen und außerdem schienen seine Hände eine etwas beruhigende Wirkung auf Horo zu haben, den er begann nicht sofort zu schluchzten und sich in einem Mäuseloch verkriechen zu wollen. Aber das sein Zittern veranlasste ihn wie Espenlaub aussehen zu lassen, gegen dies konnte er leider nichts mehr tun außer seinen Kumpel in den Arm zu nehmen als die Kaniden verstummten. Er legte vorsichtig sein Kinn auf dessen Schulter und schlang seine Arme um die Taille des jungen Ainu.

Der junge Chinese hatte es sichtlich schwer ein finsteres Knurren zu unterdrücken, als er das dämliche Grinsen des Älteren bemerkte.

Knurren ist das Blödeste das du jetzt machen kannst, in deinen Armen liegt schließlich ein verängstigtes, kleines, niedliches, hilfloses Nervenbündel. Versuchte Ren sich zu beruhigen.

Es klappte auch, aber nicht so wie geplant. Er regte sich nicht wegen Rücksicht auf Horo ab, nein, sondern weil er diesen in seinen Gedanken gerade als "niedlich" bezeichnet hatte.

"Halt die Fresse, Hao." Nahm die junge Französin Ren die Worte aus dem Mund. Sie hatte ziemlich rumgebrüllt, dass es trotz der Wand laut und deutlich zu hören war. Es war unwahrscheinlich dass die empfindlichen Mädchen aus ihrem Zimmer dies überhört hatten.

"Hey Jeannie, kommt du mit?" Der Ältere ging schon in Richtung Tür, als er nicht gerade leise nach der hellhaarigen rief.

"Vergiss es." Zischte sie deutlich leiser als vorhin. Ihre Zimmergenossenen mussten sie wohl schon finster und äußerst verschlafen beobachten.

Hao zuckte die Schultern, als er die Tür öffnete murmelte er noch ein leises "Schade" und verließ das Zimmer.

Ren blies die Luft die er in seinen Lungen hatte aus seinem Mund und an Horos Wange vorbei. "Endlich ist dieser Trottel weg. Hey, Schneehäschen, geht's wieder?" Fragte er erleichtert, aber immer noch besorgt.

Der Schock des mehrstimmigen Klagechors saß immer noch schwer in seinen Knochen, so dass er sich nicht über den leicht kitschigen Spitznamen aufregte. Ganz im Gegenteil, er gefiel ihm. Langsam öffnete er den Mund um etwas zu sagen, doch mehr als das leise Geräusch von eingezogener Luft war nicht zu hören.

Der junge Chinese lächelte sanft, das Häschen konnte aber auch putzig sein. Der Grund warum der Junge in seinen Armen lag fiel ihm wieder ein, und sein Lächeln wurde etwas traurig, aber immer noch leicht entzückt.

"Ist schon gut, beruhig dich erst, dann kannst du immer noch was sagen. Deine Stimme wird sicher nicht weglaufen." Zärtlich drehte er den blauhaarigen, der sich nicht richtig rühren konnte, in seinen Armen herum, dass er dessen Profil betrachten konnte. Er musste sich beherrschen nicht über mit dem Zeigefinger an den Brauen anzusetzen und die Konturen über die Nase bis zum Mund nachzufahren. Stattdessen lehnte er ihn zurück und drückte ihn vorsichtig auf dessen Bett. Kurz blickte er sich um und fand schließlich das Kissen auf dem Boden. Er griff danach und hob den blauen Schopf etwas nach oben um das Kissen dort platzieren zu können.

Horo setzte wieder an etwas zu sagen, doch die Bilder von sämtlichen Hunde ähnlichern Tieren hielten ihn auf, trotzdem bekam er alles mit was gerade geschah.

Der ist so, wie soll man das sagen? Nett.. Innerlich seufzte der junge Ainu auf. Ich träume das nur, in letzter zeit passiert mir das sowieso des Öfteren. Aber man könnte sich an diese Behandlung gewöhnen.

Er lächelte leicht und schloss, die Bilder begannen langsam zu verschwinden. Das ungute Gefühl wollte sich zwar nicht so ganz verabschieden, aber dafür kam ein wunderbares Gefühl immer näher, und als er die Augen leicht öffnete wusste er auch was das war: Ren.

Eben dieser hatte sich über den blauhaarigen gebeugt, und begutachtete dessen Gesicht. Der blauhaarige hatte keine Ahnung was in dem jungen Chinesen vorging, denn er konnte diesen merkwürdigen Ausdruck auf dessen Gesicht einfach nicht deuten.

Egal jetzt. Solange ich in diese Augen blicken darf ist das doch so was von egal und nebensächlich.

Horos Laune verschlechterte sich wieder als der schwarzhaarige sich auf sein Bett zurückzog.

Leicht schmollend wendete er erst den Kopf in Richtung Raum, also weg von Ren, aber sein Körper konnte dieser Bewegung nicht so richtig folgen. Als er dann doch zurücksah bemerkte er das Ren eine Decke über seinen Körper gelegt hatte, und sich mit darunter. Und nicht nur das, er hatte sich regelrecht an ihn gekuschelt.

Er wagt, trotz den Befürchtungen eines mörderischen Ausdrucks, einen Blick in des Gesicht seines Kumpels. Seine Befürchtungen lösten sich in Luft auf, denn das was er sah lies in an seinem gesunden Menschenverstand zweifeln. Geschlossene Augen, ein leichtes, undefinierbares Lächeln, und einen Rotschimmer um die Nase, Horo selbst bei dem schwachen Mondlicht erkennen konnte.

Dieser Anblick lies ebenfalls leicht rot werden, und er konnte nicht widerstehen seine recht Hand etwas zu heben um eine Strähne aus Rens friedlichem Gesicht zu streichen. Der schwarzhaarige erinnerte ihn an eine wilde Katze, einen Tiger der sich nach anstrengendem Tag und getaner Arbeit ausruhte. [Seiko, da hast du deinen Tiger!! (Ich weiß selbst das du was anderes meinst, warts ab.) (Gott wie kitschig...) *blusch*] "Schlaf gut." Flüsterte er noch, nachdem er seine Stimme wieder hatte, und zog den jungen Chinesen noch etwas näher zu sich.
 

Als Hao aus dem Zimmer trat hätte er nicht erwartet Jeanne vor ihrer Zimmertür stehen zu sehen.

Verwirrt, überrascht, aber auch freudig fragte er "Hast dich doch um entschieden wie ich sehe."

Sie schenkte ihm nur einen kurzen, gefährlich funkelnden Blick. "Hättest du wohl gern. Nein, diese Tussen haben mich rausgeschmissen, ich war ja zu laut." Beschwerte sie sich und macht eine abfällige Handbewegung.

Hao grinste so fröhlich und breit wie er konnte, machte einige Schritte auf das Mädchen zu, und meinte "Dann kannst du ja mitkommen Film gucken."

Grade als er sie am Handgelenk packen wollte machte Jeanne einen Schritt zur Seite. "Ich werde todsicher mitten in der Nacht mit der Person die ich hasse mir einen Horrorstreifen anschauen. Sonst noch wünsche?"

Selbst für den langhaarigen war der zutiefst sarkastische Unterton nicht mehr zu überhören.

Sie wollte es ja unbedingt so, also Gegenangriff. Der braunhaarige steckte die Knie durch um noch größer zu wirken. Dann setzte er einen lieben Blick auf und meinte als ob er mit einem kleinen Kind reden würde "Aber Jeannie, Hexchen. Ich weiß doch das du mich nicht leiden kannst, aber einen Film wirst du doch überleben, oder?" Bis jetzt hat man die junge Französin immer so drang kriegen können.

Scheinbar unbeeindruckt griff sie nach hinten und löste den leichten Zopf aus ihren Haaren. Demonstrativ setzte sie mit den Finger der rechten Hand an ihrer Stirn an und strich durch die Strähnen die nach vorne rutschten.

"Na ja, ich weiß nicht." meinte sie im gleichen Ton den Hao eben benutzte. "Lass mich nachdenken." Sie wartete drei Sekunden mit ihrer Antwort und meinte trotzig. "Nein."

Im selben Moment ging die Tür vor der sie standen auf, und ein schüchtern wirkendes Mädchen mit pinken kurzen Haaren sagte leise "Könntet ihr bitte etwas ruhiger sein? Wir möchten schlafen und das Gewitter ist schon laut genug." Nachdem sie das gesagt hatte blickte sie erst zu Jeanne und dann zu dem jungen Japaner, und als dieser ihren Blick erwiderte sah sie verlegen wieder zu Boden.

Im Hintergrund waren nun Schritte zu vernehmen und die Tür wurde weiter aufgezogen. "Mensch Tamao, so hören die doch nie auf dich!" schimpfte eine Kräftige Stimme. "Wenn ihr schon unbedingt streiten müsst dann wo anders." Das orangehaarige Mädchen hatte Tamao wieder ins Zimmer zurückgezogen und lies die Tür zufallen. "Aber Matilda, ich kann selbst laufen." meinte wieder die schüchterne Stimme.

"Sag mal," wandte sich Hao wieder zur jungen Französin. "Sind die immer so nett zueinander?"

Sie nickte nur stumm und wandte sich zur Küche um. "Scheint so als müsste ich wirklich mit dir Fernsehen. Ich hol noch was zu essen, du suchst den Film raus."

Da das Mädchen heute für ihre Verhältnisse ziemlich nett war wagte der Ältere den Versuch. "Hexlein, wann krieg ich meinen Gürtel zurück?"

Außer der Küche war ein leises Flüstern zu vernehmen. "Ich weiß gar nicht von was du redest. Das ist jetzt MEIN Gürtel, und außerdem ist er in meinem Zimmer, versuch ruhig dich an den Furien vorbei zu schleichen wenn du dich traust."

Resignierend gab er schließlich auf und betrat das Wohnzimmer.
 

Mit schnellen, aber dennoch leisen Schritten lief Yoh durch den großen Garten des Hauses. Immer wieder wagte er einen Blick in den Himmel, wandte diesen Aber wieder zu Boden um keine Regentropfen in die Augen zu bekommen. Der Wind nagte an ihm und lies ihn erschaudern. Eigentlich wollte er ja etwas Ruhe genießen, aber bei dem Tosen konnte er keinen klaren Gedanken fassen.

Wieder wagte er einen Blick um nicht doch eine Lücke zu entdecken die eine Sicht auf die Sterne erlaubte. Mittlerweile rann ihm das Wasser aus den Haaren am Scheitel entlang durchs ganze Gesicht, und seine Klamotten hatten auch schon mal trockere Tage gesehen. Das Gras unter seinen Sandalen quietschte durch das viele Wasser leicht und war auch ziemlich rutschig.

"Yoh, was machst du hier?" Erschrocken zuckte der Angesprochene etwas zusammen und suchte nach der Person die das gesagt hatte. Es war zu dunkel, die Blitze erhellten das Gelände nur für kurze Zeit, so konnte er niemanden erkennen.

"Komm her, sonst holst du dir noch eine Erkältung." Wieder diese sanfte Stimme. Er kannte sie nur zu gut, aber bei dem lauten Donnern viel es ihm einfach nicht ein. Ein weiter Blitz schlug in der nähe der Schule ein, und nun konnte er eine Glastür erkennen hinter der eine Person in weiß gekleidet saß und ihn anlächelte.

Der Notausgang. Auf diese Idee hätte er auch selbst kommen können, schließlich war niemand außer ihm so dumm um bei diesem Unwetter unter freiem Himmel zu spazieren. Er beeilte sich so gut er konnte, rutschte einmal kurz ab, konnte aber sein Gleichgewicht halten.

Als er die dicke Tür aufschob kam ihm ein Wall warmer Luft entgegen. "Mach schnell zu, sonst wird es noch kalt." Er tat wie ihm geheißen und schloss sie wieder hinter sich.

Diese Stimme, der Junge. Das war Lyserg. Hatte er ihn etwa geweckt während er sich aus dem Zimmer schlich?

"Tut mir Leid, ich wollte dich nicht aufwecken." Der junge Engländer winkte nur ab und rutschte etwas auf die Seite. "Ist schon gut, setzt dich doch, die Decke ist warm. Aber du solltest die nassen Sachen ausziehen, sonst erkältest du dich wirklich noch." Gab er freundlich zurück.

Auch das tat er wieder ohne zu zögern. Schließlich hatte Lyserg Recht, es war hier zu seiner Überraschung angenehm warm, und eine Erkältung wollte er sich wirklich nicht einfangen.

Yoh setzte sich nur noch in Boxershorts neben seinen Zimmergenossen, und lehnte sich an die Wand hinter sich.

"Warum warst du bei diesem Wetter da draußen?" Wurde er von der Seite etwas zögerlich gefragt.

"Na ja, weißt du. Ich wollte etwas nachdenken. Seit einigen Tagen, quatsch Wochen ist das ganze Leben mit einem Schlag so verwirrend geworden."

Der grünhaarige neben ihm seufzte auf. "Ich kann dich verstehen, bei mir läuft auch alles schief. Aber etwas würde mich noch interessieren. Darf ich dich noch zwei Sachen fragen?" Bat dieser mehr als nur schüchtern.

Yoh warf einen flüchtigen Blick auf Lyserg, der auf einen Punkt auf dem Boden vor sich sah. Selbst bei dem schwachen Licht, der viel zu weit entfernten Lampe konnte er noch erkennen das ein Rotschimmer seine Nase umgab.

Schnell wandte er sich ebenfalls wieder dem Boden zu.

"U.. und.. welche Fragen wären das?" Warum zitterte seine Stimme den auf einmal so? Wahrscheinlich weil er doch ganz genau wusste was für Fragen jetzt kommen würden. Die Fragen an sich wären ja nicht so schlimm, aber das er einfach keine vernünftige, geschweige den überhaupt eine Antwort dazu hatte, erschwerte die Angelegenheit erheblich.

"Was hatte das unter der Dusche zu bedeuten?" Der braunhaarige war ziemlich überrascht wie schnell diese Frage gestellt wurde, aber als er sich nach dem Jungen neben sich umsah merkte er dass es ihm genauso ging.

Yoh schüttelte hilflos denn Kopf und zuckte mit den Schulten, er wusste doch selbst nicht was das zu bedeuten hatte. Und nicht nur dies, sein ganzes Verhalten seit dem Beginn des neuen Schuljahrs. Er fühlte sich auf einmal so bloßgestellt, und so eingeengt. "Und die andere Frage?"

Er konnte hören wie der junge Engländer tief Luft holte, vermied es aber weiterhin ihn anzuschauen. In diese leuchtenden Augen zu blicken, die ihn verzauberten und seinen Verstand ausschalteten.

Wann hatte das ganze Schlamassel überhaupt begonnen? Wage konnte sich der braunhaarige erinnern. Es war bei der ersten Sportstunde in diesem Jahr, als ihm auffiel das Lyserg zu einer vom Aussterben bedrohte Art gehört. Zur Art derjenigen die alles anziehen können, und immer umwerfend aussehen. Der Lehrer war wie immer um jahrhunderte zu spät und Keiner hatte Recht Lust auf körperliche Anstrengungen in den ersten beiden Stunden. Vor allem nicht bei einem Kung-Fu-Meister der wegen Schülermangels den Beruf wechselte und seine Brötchen als Sportlehrer verdient. Der grünhaarige einer Tadel- und Lobpredigt über die heutige Jugend der Putzfrau nicht entkommen, weshalb er auch erst in den Umkleideraum der Sporthalle kam nachdem die anderen bereits fertig waren. Als dann die Tür zur Freianlage geöffnet wurde konnte Yoh seinen Augen nicht trauen. Es war nichts besonders was der junge Engländer da trug, aber genau das machte es so faszinierend. Eine graue, weite Sporthose und ein etwas engeres weißes Shirt, in jedem Laden an der Ecke erhältlich, aber an Lyserg einfach nur unwiderstehlich. Genau so hatte es angefangen. Diesen Jungen, der so anders war, wollte der braunhaarige unbedingt besser kennen lernen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte er ihn auch mal in etwas anderem als weiß sehen, was er am Halloweenabend auch schaffte. Das beste daran war aber das der Pullover einmal ihm gehörte.

Yoh wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Stimme des grünhaarigen wieder verstummte.

"Hm?" Er zuckte wieder hilflos mit den Schultern, diesmal hatte er nicht einmal die Frage gehört.

Nur nicht hinsehen. Mach was du willst, aber sie nicht hin, warnte er sich noch selbst, hörte aber dann doch nicht auf sich.

Er hob den Kopf und sah direkt in Lysergs Gesicht. Das rot in dessen Gesicht war nun nicht mehr nur ein leichter Schimmer und hatte sich auch weiter ausgebreitet. "Hättest du?" Ihm viel es sichtlich schwer die Worte auszusprechen. "Hättest du mich wirklich geküsst?"

Yohs Blick wanderte über den ganzen Körper des jungen Engländer. Die Haar waren etwas verstrubbelt und auch leicht nass, er schien sich ebenfalls kurz im Regen aufgehalten zu haben. Der Blick war stetig auf einen Punkt am Boden gerichtet. Er hatte die Beine leicht angewinkelt und seine Arme darum gelegt. Zur Ablenkung zupfte der grünhaarige immer wieder leicht an den langen Ärmeln des weißen, zu großen Hemds. Das Hemd war nur an einem Knopf auf Bauchhöhe geschlossen, das der braunhaarige einen großzügigen Blick auf die blase, aber dennoch trainierte Brust werfen konnte. Auf dieser hatten sich ebenfalls einige Wassertropfen verirrt, die bei dem Licht der Blitze glitzerten.

Nach dieser Musterung viel ihm nur ein Wort ein: Sexy. [Yeah!! Ich durfte Lyserg mal sexy beschreiben, jetzt bin ich glücklich =^__^=]

Ohne auf die Worte seines Zimmergenossen einzugehen legte er eine Hand auf dessen Knie und drückte die Beine weg vom Körper. Lyserg hob den Blick und ehe er sich versah war Yohs Hand schon an seiner Wange, zog das bleiche Gesicht näher an sein eigenes, und hauchte einen leichten Kuss auf die Lippen des jungen Engländers. Nach wenigen Augenblicken loste der braunhaarige sich wieder von Lyserg und sah in fragend an.

Bei diesem konnte er Verwirrung und Überraschung aus dem Gesicht lesen, aber keinesfalls auf negative Art. Ganz im Gegenteil, es schlich sich sogar ein Lächeln dazu. Aber der braunhaarige lies ihm keine Zeit zum antworten, denn er versiegelte dessen Lippen gleich wieder mit seinen eigenen. Zögernd erwiderte der grünhaarige den Kuss, und öffnete seinen Mund bereitwillig als die Zunge des anderen um Einlass bat.

Anfangs wusste keiner von beiden so Recht was sie nun tun sollten, aber nach einer Weile entfachte dann doch ein wildes Zungenspiel. Während dessen griff Yoh unter die Achseln des Jungen gegenüber und zog diesen von der Wand weg. Er drehte Lyserg leicht und lies ihn auf die Decke hinunter. Kurz darauf löste er den Kuss wieder, nur um weitere leichte Küsse auf den Hals des Liegenden zu verteilen. Mit den Händen tastete er den Saum des Hemdes ab, bis er den einzigen geschlossenen Knopf fand. Mit flinken Fingern öffnete er diesen und strich den Stoff zur Seite, dass Brust und Bauch nicht mehr bedeckt waren. Zärtlich tastete er mit seinen Händen über die blase Haut, und wanderte mit seinen Küssen immer weiter nach unten.

Nachdem der junge Japaner von den Schlüsselbeinen zum Brustbein gekommen war warf er einen Blick in Lysergs Gesicht. Er hatte seine Lider und Lippen aufeinander gepresst und versuchte mit aller Kraft zu verhindern das ein Ton seinen Mund verlies. Der grünhaarige konnte jedoch nicht verhindern dass seine Atmung schneller ging und dass seine Hände sich in die Decke krallten. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht machte er dort weiter wo er aufgehört hatte. Kurz darauf konnte er eine leise, störende Stimme vernehmen die seinen Namen rief. "Yoh" Und da schon wieder. Er lies von seiner Tätigkeit ab und blickte wieder zu Lysergs Gesicht, aber es war nicht mehr da, genauso wie der Rest von ihm. "Was zum?"

Von weitem konnte er wieder diese furchtbar störende Stimme hören. "Yoh, was ist den los? Wach doch endlich auf!" In diesem Moment endete ein Donnergrollen, und es war vollkommen still im Zimmer.

Zimmer? Wie komme ich den bitteschön in mein Zimmer? Der braunhaarige schaute an sich runter, und merkte erst jetzt das er Kerzengerade in seinem eigenem Bett saß und das sich seine Hände in die Decke krallte die sich auf seinen Beinen anhäufte.

"Yoh? Bist du endlich aufgewacht." Stellte die Stimme erleichtert fest. Er kannte diese Stimme nur zu gut, es war die von Lyserg. "Was ist denn los?"

Zittrig drehte er den Kopf leicht zurück bis er die schattenhafte Gestallt des jungen Engländers erkannte. Sofort, und mit hochrotem Kopf drehte er sich wieder weg und mit einem Schlag wurde ihm klar das er das alles nur Geträumt hatte. Seine Sachen waren noch da wo er sie hingelegt hatte, und alles was an seinem Körper nass war, waren ein paar Schweißtropfen.

"Mir viel gerade ein dass ich ja noch duschen wollte." Meinte er hektisch, wickelte sich genauso schnell wie ungeschickt in seine Decke und verlies auf zittrigen Beinen das Zimmer.

"Aber du hast doch erst geduscht." Gab Lyserg völlig verwirrt von sich, obwohl er wusste das Yoh es wahrscheinlich nicht mehr hörte, oder hören wollte.

Im Bad angekommen schloss er die Tür ab, lies die Decke ungeachtet fallen und entledigte sich seinen Boxershorts. Er stieg schweigend in die Dusche und drehte völlig lustlos das eiskalte Wasser auf. Dann lehnte er sich gegen die ebenso kalte Wand und lies sich daran hinab gleiten. Nachdem er seine Beine angezogen hatte, bettete er seinen Kopf darauf und begann lautlos zu weinen.
 


 

Oh Gott!!! Bei dem letzten Teil kam immer irgendetwas dazwischen was mich abgelenkt hat.. *drop* Ich hoffe ihr hattet wenigstens euren Spaß dabei! (Ich nicht, das war die Hölle so was zu schreiben ><) *augen raus fällt* Über 50 Kommis!!!!!!!! Ich liebe euch, vielen Dank^^

Diese Kapitel widme ich mal, und zwar Seiko_Anaka (Ren-Freak) und light_bright (nervt immer mit "schreib endlich weiter!!" und "Horo x Ren 4 ever") und Koyoko1 (warum weiß ich auch nich.. ^^'''')
 

Jahna

Personal Adonis

Der folgende Schultag verging noch langsamer als sonst für Yoh - was vor allem daran lag das er nicht schlafen konnte. Auch nach seiner scheinbar endlosen nächtlichen Dusche bekam er kein Auge mehr zu.

Immer wieder bekam er besorgte Blicke zugeworfen, und schon während der zweiten Stunde hätte er sich am liebsten zu seinen Freunden gedreht und ihnen die Meinung gesagt, aber sie konnten nichts dafür dass sie sich Sorgen um ihn machten. Ihnen war keinesfalls entgangen das sich der braunhaarige seltsam benahm, was nicht nur daran lag, das er nicht wie sonst um diese Uhrzeit schlief.

In der Pause verzichtete er gänzlich darauf das Klassenzimmer zu verlassen und blieb wortlos auf seinem Platz sitzen. Lustlos und in Gedanken versunken betrachtete er sich zum ersten Mal richtig das Klassenzimmer, ihm war nie aufgefallen wie groß es doch für eine so kleine Klasse wie die seine war. Oder für so einen kleinen Menschen wie ihn jetzt. Zwischen den zwei Sitzseiten war genug Platz um drei Erwachsene gemütlich dort stehen lassen zu können. Das Lehrerpult befand sich locker drei Meter weit entfernt, und zur Tafel waren es nochmals zwei Meter.

Yoh wandte sich etwas nach hinten, doch auch dort schien die Wand von den Sitzen zu fliehen, oder gar vor ihm?

Er kam sich den ganzen Morgen über schon mickrig und nutzlos vor. Als seine Tränen nachts zuvor endlich versiegt waren, und er sehr wenig unruhigen Schlaf fand, dachte er an nichts. Sein Kopf war einfach leer und ausgelaugt. Aber jetzt hatte er das Gefühl das sich alles über ihn lustig machte, und er nur existiere um von allem und jedem fertig gemacht zu werden.

Den ganzen Tag über hatte er es nicht gewagt in den Spiegel zu sehen, er wusste auch so gut genug das er ein Bild des Elends abgab. Und das schlimmste daran war Lyserg. Immer wieder musste er daran denken wie abscheulich er doch aussehen müsste, und er wunderte sich darüber warum der junge Engländer noch nicht schreien vor ihm weggelaufen war. Kein einziges Mahl hatte er direkt an den Traum gedacht, sonder immer nur was Lyserg von ihm halten würde oder was er denken könnte sollte er es erfahren.

Yoh wusste seit gestern Nacht das Lyserg nicht nur ein Freund für ihn war. Das er kein Kumpel mehr war mit dem man durch die Straßen zog und über hübsche Mädchen sprach. Er selbst wagte es immer noch nicht es auch nur zu denken, obwohl er tief in sich wusste was er für seinen Zimmergenossen fühlte. Sein Verstand und seine Vernunft weigerten sich es zu akzeptieren oder auch nur zur Kenntnis zu nehmen das es möglicherweise so sein könnte.

Und genau deshalb fühlte er sich so elend und ausgelaugt. Weil in ihm ein anderer Teil seine Vernunft verhöhnte. In ihm war ein Krieg ausgebrochen, denn jetzt nur noch eine einzige Person entscheiden konnte.

"Lyserg" kam es erschrocken von Yoh, als er den jungen Engländer im Türrahmen entdeckte.

Dieser seufzte einmal tief während er den jungen Japaner musterte. "Wie lang willst du dich noch so eigenartig benehmen? Du kannst ruhig mit mir reden wenn etwas nicht in Ordnung ist."

Vernunft, wer braucht die schon? Beschloss Yoh und stand mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf. Er hatte bis jetzt nie auf sie gehört und würde auch bestimmt nicht damit anfangen.
 

Missbilligend besah sich Ren den großen, klobigen Schrank in seinem Zimmer. Wie war er nur auf die dumme Idee gekommen seine privaten Sachen im obersten Fach, knapp unter der Decke zu verstecken? Und dazu noch hinter einem Berg schwerer Winterkleidung?

Resignieren zog er den wackligen Stuhl zum Schrank und stellte sich mit einem Fuß darauf. Als dieser dann unter seinem Gewicht ächze musste der junge Chinese dem Drang widerstehen das wertlose Stück Holz einfach beiseite zu kicken. Seufzend rückte er seine Brille zureckt, und ohne weiter Gedanken daran zu verschwenden stellte er den Stuhl wieder weg.

Seiner Meinung nach hätten die unfähigen Möbelmacher den Schrank mehr in die breite bauen könne anstatt in die Höhe. Zur Seite war mehr als genug Platz übrig.

Ren verstand nach all den Jahren an dieser Schule eines sowieso nicht. Alles war wunderschön und luxuriös eingerichtet - bis auf die Schlafräume. Dem Schulgebäude mangelte an nichts und auch das Bad, Wohnzimmer, Küche und sogar der Flur waren tadellos eingerichtet worden. Aber die Zimmer der Schüler befanden sich in einem beinahe spartanischen Zustand. Zwei alte Schreibtisch, eine Holz- und einen Bürostuhl, viel zu kleine Betten und nicht den Hauch von Dekoration. Einen schwerfälligen Schrank in dem alle Bewohner des Zimmers ihre Sachen quetschen müssen. Und an Platzmangel hat es bestimmt nicht gelegen. Zwischen den wenigen Möbelstücken befand sich mehr als genug Platz, und auch die Decke war erstaunlich weit oben. Ziemlich unpraktisch, für jemanden von Rens Größe.

Widerwillig hielt sich der schwarzhaarige an einem hohen, horizontalen Brett fest und benutze das unterste Fach als Stufe. Er lugte kurz über die Ränder seiner Brille nach unten, bevor er den zweiten Schritt wagte. Auch dieser verlief ohne Probleme, das Holz war wohl doch nicht so alt wie er anfangs geschätzt hatte.

Ren hatte gerade nach den Wintersachen gegriffen, als Schritte auf dem Flur lauter wurden und ein ziemlich aufgeregter Horo die Türe aufschleuderte. Die Tür knallte mit voller Wucht gegen die Wand neben dem Schrank und veranlasste dadurch das Ren den halt verlor, und hinunter viel. Zu allem Überfluss zog er dabei sämtliche Sachen aus dem Obersten Fach mit sich und wurde von einem Klamottenhaufen begraben. Ein stechender Schmerz durchzog seinen Rücken und Kopf. Noch dazu gesellte sich ein unausstehliches Schwindelgefühl.

Horo blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Zuerst konnte er nicht glauben was er gesehen hatte, trat dann aber zögerlich auf den Hafen zu und besah sich das Debakel.

Erst räumte er ein paar von Rens Anziehsachen beiseite, bis etwas anderes seine Aufmerksamkeit beanspruchte.

Natürlich versuchte auch Ren sich selbst zu befreien, aber das war leichter gesagt als getan. Einer seiner Arme wurde von einer schweren, voll gestopften Tasche blockiert, und der andere versank bis Ellenbogen unter dem Haufen.

Dem jungen Ainu kam heute schon zum zweiten Mal der Zweifel an seinen Augen, aber als er nach dem plüschigen Etwas in dem Hafen griff zweifelte er nicht mehr an der Echtheit. Gelb-orangefarben, an einigen Stellen aufgeplatzte Nähte, aber unverkennbar ein Stofftiger. Rens Stofftiger. Horo schmunzelte bei dem Gedanken an einen Ren, der sich nachts an so ein kleines Plüschtier kuschelt.

Der blauhaarige wurde aus seinen Fantasien gerissen als er eine schwache, undeutliche Stimme vernahm. Mit einem Schreck lies er den Tiger fallen und räumte schnell die restlichen Sachen von Ren herunter.

"Ich wusste gar nicht das so viel Zeug in eins dieser Fächer passt." Meinte Horo leicht verwundert, als er den jungen Chinesen befreit hatte. "Was wolltest du üb..." Er brach mitten im Satz ab, als er sich seinen Kumpel genauer besah. Unentschlossen wie er deswegen reagieren sollte fuchtelte er kurz mit der Hand herum, bevor er es aufgab und fassungslos Ren anstarrte.

"Ist irgendetwas?" Fragte Ren darauf verwirrt und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.

Der junge Ainu tastete nur in seinem Gesicht herum und fuhr über seinen Nasenrücken. Ren machte ihm diese Bewegung nach, und stieß mit dem Finger gegen seine Brille. Er hatte gar nicht bemerkt dass er sie noch anhatte. Schnell nahm er sie ab, stand auf und legte sich auf den Schreibtisch neben seine Schulsachen.

Horo hatte diese Tatsache nun einigermaßen gut verdaut und fing sofort an Fragen zu stellen.

"Seit wann hast du die denn? Und warum haben wir das nie mitbekommen?"

Ren seufzte einmal tief als er sich neben dem Haufen auf den Boden setze. Während er seine Sachen zusammenräumte erklärte er "Ich bin kurzsichtig, und das schon lang, ich sehe nur schwer an die Tafel, und wenn ich bei einem Lehrer der sehr klein schreibt eben nichts erkennen kann hab ich mir immer nach dem Unterricht eure Hefte genommen und abgeschrieben. Ihr habt das nicht einmal bemerkt, obwohl ich auch mal vergessen habe sie zurück zulegen. Na ja, und damit meine Augen nicht noch schlimmer werden trage ich die Brille bei den Hausaufgaben."

Ohne das er darum gebeten wurde half Horo ihm beim zusammenlegen der Kleidung, Rens Sachen lies er ihn doch dann selbst aufsammeln.

"Was hast du da oben eigentlich gesucht?" Als Antwort schob Ren den bereits zusammengelegten Klamottenhaufen auf die Seite, zog die überfüllte Tasche zu sich und kramte einen Geldbeutel hervor.

Der junge Ainu sprang plötzlich auf und war wieder so aufgeregt wie vorhin als er die Tür aufmachte. "Natürlich! Das hätte ich fast vergessen, ich bin eigentlich hier um die zu hohlen, Ginny ist schon auf dem Weg hier her. Ok, mittlerweile dürfte sie schon angekommen sein."

Er half Ren noch die Sachen wieder im Schrank zu verstauen, bevor er selbst nach seinem Geld suchte.

Beide, jetzt bereit für den längeren Einkauf der ihnen bevorstand, traten auf den Gang, auf dem Ginny auch schon mit Yoh, Lyserg und Hao wartete. Nach ein, zwei Minuten stieß auch Jeanne zu der kleinen Gruppe und die Aktion "Einkaufen" konnte losgehen.
 

Eine gute halbe Stunde später verabschiedete sich Ginny wieder von ihnen. Mit einem genuschelten "In vier Stunden am Ausgang." machte sie sich auf den Weg in das nächstgelegene Café in dem großen Einkaufszentrum.

Erst schauten sie ihr eine Weile verdutz hinterher, bis Hao das Schweigen mit einem seufzen durchbrach. "Ich hasse einkaufen, aber was soll."

Er machte Anstallten Horo und Ren in einen der umliegenden Läden zu schleppen, als Lyserg sie zurück rief. "Wir sind doch hergekommen um mehrere Sachen zu kaufen, und ganz billig wird das sicher auch nicht. Wie wollen wir das anstellen?"

Auf diese Frage handelte er sich nur verwirrte Blicke seiner Freunde ein, bis Yoh wieder anfing zu grinsen und Horo knapp erklärte "Lass das mal unsere Sorge sein." Für ihn war das Thema damit beendet und er marschierte geradewegs davon.

Ren schüttelte nur den Kopf, nuschelte "Idiot" und lief ihm hinterher.

Lyserg wandte sich an seinen Zimmergenossen, denn Horos Antwort hatte ihm nicht wirklich geholfen.

Yohs Grinsen wurde nur noch breiter und mit einem leicht übermutigen Ton, den Lyserg überhaupt nicht von ihm kannte fing er an zu erklären. "Weißt du, unsere Schule finanziert sich hauptsächlich durch unsere Eltern. Wenn sie nicht so dringend auf die Spenden angewiesen wären, dann wären wir sicher schon hundertmal von der Schule geflogen."

Da Yoh keine Anstallten machte mehr ins Detail zugehen, lies sich Jeanne dazu herab mehr als nur zwei Sätze hintereinander zu sprechen. "Dir ist doch sicher schon einmal aufgefallen das unsere Lehrer uns nur widerwillig unterrichten und sich überhaupt nicht darum scheren ob wir gut sind oder nicht. Es ist ihnen einfach zu viel, wir sind nämlich wirklich keine lobenswerte Klasse, die Zicken mal ausgeschlossen. So etwas will doch niemand an einem Privatinternat haben. Aber sollten sie uns rausschmeißen drehen unsere Eltern den Hahn zu und das wäre der Untergang der Schule. Unsere Eltern sind alles, nur nicht arm. Meine sind hohe Politiker in Frankreich."

Hao, eine bisschen verwundert darüber dass Jeanne normal reden konnte ohne sofort einen Streit anzufangen, fügte noch einiges hinzu. [Anmerkung: Die Eltern von den Zwillingen in Shaman King sind hier Yohs Eltern, Hao hat andere abbekommen.] "Meine Eltern arbeiten, nun ja in der Werbung, mehr will ich darüber nicht sagen. Aber was das Hexchen versucht hatte zu erklären ist das wir in den Läden hier einfach nur alles an unsere Schule schicken müssen und die die Rechnung dann übernehmen. Aber solche Kleinigkeiten wie Naschkram oder Geschenke müssen wir schon selbst bezahlen, die werden schließlich nicht geliefert." Grinsend lehnte er sich an eine Wand neben einem großen Plakat.

Lyserg sah immer noch leicht verwirrt abwechselnd zu den dreien, aber seine Fragen hatten sich im Großen und Ganzen dadurch beantwortet.

Als Hao merkte das Yoh scheinbar nicht vorhatte etwas über seien Eltern zu erzählen, übernahm er einfach.

"Yoh gehört zu einer traditionellen japanischen Familie, die eigentlich recht wenig von der Bildung hält die man in Schulen wohl oder übel abbekommt. Da sie eine sehr alte Familie sind, und es nicht für nötig halten großartig Technischen Schnickschnack zu besorgen, und auch so gut wie nie Strom für irgendetwas gebrauchen schwimmen sie schon seit langem ihm Geld und würden alles für ihren kleinen Liebling tun, nicht war?" Der langhaarige wandte sich mit einem grinsen zu Yoh um.

Dieser bedachte ihn nur mit einem giftigen Blick. Hao wusste doch genau das er nicht gern über seine Familie sprach!

Sein Blick wanderte von Hao zu dem Plakat und musterte dieses kurz. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht trat er unauffällig ein paar Schritte von der Wand weg, während Hao munter weitererzählte.

"Ren stammt aus einer chinesischen Adelsfamilie, die seit circa 1500 Jahren existiert, und Horos Eltern gehört ein Urlaubsgebiet in Hokkaido."

Auch Jeanne hatte sich das übergroße Plakat betrachtet, packte Lyserg am Arm und zog ihn ebenfalls von Hao weg.

Hao und Lyserg wollten gleichzeitig fragen was denn los sei, als ein Mädchen plötzlich zu kreischen begann.

Aus Reflex suchten alle vier nach dem Ausgangspunkt des Lärmes, und Jeanne flüsterte "Keinen Moment zu früh." in Yohs Richtung. Die beiden fingen an zu grinsen und ignorierten die fragenden Blicke des jungen Engländers.

Ein Mädchen, ungefähr in ihrem alter zerrte ihre Freundin am Arm und deutet mit einem Nicken in die Richtung in der Hao stand und versuchte sie von etwas zu überzeugen. "Nein ich täusche mich nicht, sieh in dir doch nur mal an!"

Immer mehr aufgeregtes Gemurmel und Getuschel drängten sich um Hao, der wie auf dem Präsentierteller an der Wand lehnte und absolut nichts verstand.

Lyserg beobachtete für einige Augenblicke das treiben, bis er es nicht mehr aushielt "Was ist hier los?"

Jeanns Miene hatte sich wieder in ihren typischen, genervten Ausdruck verwandelt, und Yoh deutete nur auf das Plakat.

Mit einem Seufzten besah sich der grünhaarige eben dieses - und konnte seinen Augen nicht trauen. Es zeigte eine Werbung für Männerunterwäsche, eigentlich ja nichts besonderes, aber sie war für DIE Marke auf diesem Gebiet überhaupt: Personal Adonis. Damit immer noch nicht genug, das Model das diese Boxershorts trug war niemand anderes als Hao.

Lyserg wollte nicht glauben was er da sah und schaute Hilfe suchend zu seinen Freunden, doch die beobachteten nur das Treiben um ihren langhaarigen Kumpel.

Leicht angenervt besah er sich das Plakat nochmals, aber genauer. Er erkannte dass es gar nicht Hao war, jedenfalls nicht direkt, eher wie Hao in zehn, fünfzehn Jahren. Und dann begriff er.

Im selben Moment warf auch Hao endlich einen Blick neben sich und zuckte unmerklich zusammen. Wie konnte er nur so blöd sein sich neben ein Plakat seines Vaters zu stellen?

Nach diesem kurzen Blick zur Seite schienen alle umstehenden Tuschler den Mut wieder zurück gefunden zu haben, denn sie belagerte ihn jetzt regelrecht.

Yoh grinste, und hielt sich im Hintergrund, Jeanne murrte unverständliche Sachen, die nicht gerade freundlich klangen, vor sich hin. Lyserg wusste nicht was er jetzt tun sollte und Hao seufzte resignierend, während er so gut es ging die Wünsche der Fans seines Vaters erfüllte.
 

"Wie kannst du nur?" meinte Ren angeekelt als er Horo dabei zusah wie er sich eine weitere Tüte mit Süßigkeiten füllte. [Anmerkung: Ich hoffe ihr kennt diese Läden in denen Süßigkeiten in solchen Behältern sind, und man je nach Lust soviel in eine Tüte stopfen kann wie man will, und das dann abgewogen wird. In so einem Laden sind die gerade...] Grinsen schob dieser die Schaufel nochmals in den Behälter mit kleinen Zuckereiern und füllte seine Tüte bis zum Rand. [Anmerkung: War noch nicht mal Weihnachten und das Autoren-chan ist schon wieder bei Ostern.. *drop*]

"Ich weiß gar nicht was du hast, ist doch lecker!" strahlte er seinen Kumpel an, als er an ihm vorbei auf die Weingummi Artikel marschierte.

"Das ist jetzt schon deine fünfte Portion, langsam reicht es, selbst bei deinem Magen!" Murrte Ren weiter, der süßliche Duft der verschiedenen Angebote in diesem Süßwarenladen stieg im zu Kopf. Oh wie er diese Zeug doch hasste!

Horo überhörte gekonnt den abfälligen Unterton, und füllte eine sechste Tüte mit Brausestangen. "Jetzt hör mal, ich hab bald Geburtstag, und außerdem muss ich mir einen Vorrat anlegen!"

Der schwarzhaarige besah sich kurz die verschiedenen Formen in die man Lackritze gebracht hatte, bevor er gehässig zum Gegenschlag ausholte. "Noch mal soviel wie jetzt und du schaffst es bis zur nächsten Woche."

Ren beobachtete mit Genugtuung das der junge Ainu scheinbar keine passende Antwort darauf fand.

Nach einer weiteren kleinen Pause meinte er dann in einem möglichst kühlen und gelassenem Ton "Hey, ich bin jetzt das ganze Schuljahr ohne ausgekommen, da werde ich mir wohl eine Ausnahme gönnen dürfen!"

"Eine ja, aber du hast mittlerweile sieben in der Hand." Ein triumphierendes Grinsen umspielte Rens Lippen.

"Willst du Ärger?" zischte Horo in verächtlichem Ton, während er die Tüten auf den Tresen legte.

"Sehe ich vielleicht so aus?" gab Ren zurück als würde er mit einem Begriffsstutzigen sprechen.

Langsam hielt der schwarzhaarige es nicht mehr aus. Sein Kumpel war ihm körperlich so nah gekommen wie niemand anderes zuvor. Die beiden hatten sich schon ewig nicht mehr gezankt, und Ren hielt es für besser das jetzt nachzuholen. Er hatte im Moment zwar nichts gegen Horo, und ihm war es auch relativ egal mit wie viel Süßkram er sich voll stopfte, aber es war wie eine art Schutzreflex. Horo würde ihm sicher nicht zu nahe kommen wenn er sauer auf ihn war, und genau das wollte er ereichen. Er wollte Abstand, weil er soviel Nähe nicht gewöhnt war, er kannte es schlicht und einfach nicht, und genau das war ihm so unangenehm.

"Nein, aber du führst dich so auf!" giftete der blauhaarige zurück und holte sein Geld aus der Tasche. Er wandte sich von Ren ab und zeigte ihm die kalte Schulter.

Na also, geht doch... dachte sich der junge Chinese und musste grinsen.

Doch als er dann eine Weile auf den Rücken des jungen Ainu starrte tat es ihm wieder Leid.

Das konnte doch nicht wahr sein! Das war einfach nicht fair! Im einen Moment wollte er Horo loswerden, und im nächsten wollte er ihn einfach nur berühren, bei ihm sein.

Warum wurde sein Leben auf einmal so kompliziert?

Warum kann es nicht einfach wieder so simpel werden wie es noch vor einem Jahr war?

Ren machte unbewusst einen Schritt auf Horo zu und hob die Hand. Sein Blick heftete immer noch auf dem Rücken, dessen Besitzer ihn dort wie ein Idioten stehen lies.

Erst als eine Hand nach der Schulter des blauhaarigen greifen wollte bemerkte Ren was er da eigentlich tat.

Erschrocken und entsetzt stolperte er hastig ein paar Schritte zurück. Ohne Vorwarnung verliest er fluchtartig das Geschäft und lief ohne einen Blick zurück zu werfen in die Richtung in der er seine Freunde vermutete.

"Brauchen sie eine Tüte?" fragte die Verkäuferin freundlich, und quittierte Rens Flucht nur mit einem leichten Kopfschütteln.

"Ja danke." Seufzend schaute er dabei zu wie geschickte Hände seine Errungenschaften verpackten.

Mit gesenktem Blick wendete er sich langsam nach hinten. "Hey Ren, ich..."

Horo stockte mitten im Satz, als er auf sah und merkte das sein Kumpel sich nicht mehr im Geschäft befand. Prüfend warf er einen Blick nach draußen, doch auch dort konnte er ihn nirgends entdecken.

Verwirrt wandte er sich wieder der Kassiererin zu und legte die angegebene Summe auf den Tresen.

"Wenn du deinen kleinen Freund suchst, der ist gerade eben abgehauen." Erklärte ihm die Frau und verstaute das Geld in der Kasse.

Noch verwirrter musterte er sie kurz. "Aber warum sollte er so was machen?"

Die Verkäuferin zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich kenne ihn nicht, aber er sah ziemlich verstört aus."

Das Gespräch und Geschäft waren hiermit für sie beendet und sie wandte sich ab.

Horo schenkte ihr einen finsteren Blick und packte seine Tüte. Murmelnd, verwirrt und schlecht gelaunt verlies er den Laden.

"So ein Idiot, er hat doch angefangen, der kennst so was wie verstört sein doch gar nicht!"
 

"So berühmt ist dein Vater also?"

Die vier Freunde hatten es endlich geschafft sich aus dem Haufen wild gewordener Fans, die sich um Hao versammelt hatten, zu entkommen.

"Shhtt!" Mahnte der langhaarige ein weiteres Mal. "Du bist wohl einer der wenigen die noch nie etwas von ihm gehört haben, er ist ein Weltstar, und das seit über zehn Jahren."

Hätte jemand anderes diese Worte ausgesprochen wäre mit Sicherheit Stolz und Bewunderung mitgeschwungen, aber nicht bei Hao. Er klang sauer und wütend.

"Sollte er nicht etwas fröhlicher sein?" nuschelte Lyserg in Yohs Richtung, der, weil er eben wie Hao aussah, sich ebenfalls vorsehen musste.

"Weißt du, er mag seine Mutter nicht besonders." Meinte eine kühle Stimme dich hinter ihm. Als sich der junge Engländer nach hinten wand lief dort Ren hinter ihm.

Wieder leicht verwirrt meinte er "Aber ich hab doch nach seinem Vater ge..."

"Sie ist nicht meine Mutter!" donnerte es von Hao. Er war stehen geblieben und hatte mit dem Fuß auf den Boden gestampft. Die Wut stand ihm nun deutlich ins Gesicht geschrieben.

Widerwillig blieben nun auch die anderen stehen. Jeanne und Yoh hatten ihre typischen Gesichtsausdrücke, und Lyserg hielt es für besser einfach die Klappe zu halten und zu zu hören.

[Anmerkung: Das Autoren-chan hatte eine Eingebung!! Muhahahahahaaa!!!!!!! .... *heul*]Der schwarzhaarige stellte sich lässig mitten in den Weg und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie hat dich adoptiert, also ist sie deine Mutter."

"Diese behinderte Zicke ist erst meine Mutter wenn ich sie als genau die akzeptiere, und ich denke nicht einmal im Traum daran!" schnaubte der langhaarige verächtlich. "Ich kann sowieso nicht verstehen warum mein Alter die geheiratet hat!"

"Vielleicht weil er dann billiger wegkommt? Schließlich ist sie seine Managerin und seiner Ehefrau bezahlt man doch nicht so viel wie jemanden anderes."

Das war eindeutig zuviel.

Schnell trat Hao ein paar Schritte auf Ren zu, hob die Hand, ballte sie zur Faust und schlug ihm mitten ins Gesicht.

Entsetzt stolperte Ren nach hinten und wäre hingefallen, wenn Yoh nicht gewesen wäre. Mit einem Griff unter die Arme verhinderte er dass sich Ren noch weitere Schmerzen zuzog.

Lyserg dagegen konnte sich nicht rühren. Mit leicht geweiteten Augen starrte er Hao an. Er hatte seinen Kumpel noch nie wütend gesehen, geschweige den überhaupt irgendwie aufgebracht oder ernsthaft verärgert. Er war immer der lockere, faule Typ, der es sich zu schade war sich über irgendwelche Beleidigungen aufzuregen. Und jetzt war es nur eine schlechte Bemerkung über seinen Vater gewesen, den er scheinbar überhaupt nicht leiden konnte, und er schlug einen seiner besten Freunde ohne das geringste zögern zu zeigen.

Der langhaarige stand mitten im Weg, als wäre er versteinert worden. Versteinert, mit diesem hasserfüllten, aber gleichzeitig auch verletztem Blick.
 

"Mama, Mama! Bleib doch noch etwas, ich hab dir noch so viel zu erzählen!" freute sich der Kleine, eher ruhigere und zurückhaltende Junge, bevor sich seine Mutter verabschieden konnte. Mit seinen kleinen Händen griff er nach einer der jungen Frau, und zog daran.

Die beiden bewegten sich erst vom Fleck, als sich die junge Mutter sich dazu entschloss ihren Sohn anzuhören.

Der kleine Junge war alles andere als schwach für sein Alter, aber trotzdem konnte der sechs Jährige nicht die mittlerweile zweiundzwanzig Jährige Frau mitziehen. Sie lies sich von ihm zurück ins Wohnzimmer führen und setze sich neben den braunhaarigen Zottelkopf auf das Sofa.

"Na was gibt es denn noch, mein Kleiner?" fragte sie und ein lächeln umspielte ihre geschminkten Lippen.

Sie sah ihn nicht an, den Anblick dieses Jungen neben sich hätte sie nicht ausgehalten. Sie schaute knapp an ihm vorbei, um nicht ganz abweisend zu wirken.

Oh warum hatte sie nur auf seinen Vater gehört? Wäre er nicht gewesen hätte sie abgetrieben. Nein falsch, wäre er nicht gewesen wäre sie erst gar nicht schwanger geworden. Aber nein, der liebe Herr Ich-nehme-das-Kind-auf hat seinen Willen durchgesetzt. Das hatte ihre eigene Mutter veranlasst sie immer wieder zu ihrem Ex und ihrem ungewollten Sohn zu schicken. Aber das würde sich zum Glück ja bald ein Ende haben.

"Ich hab Kriecher beigebracht normal zu laufen! Kriecher!" reif er auch gleich, und eine große Katze mit langen schwarzen Haaren tapste ungeschickt ins Wohnzimmer. Der Kater trug den Namen "Kriecher" zu Recht, denn er hatte kurze Beine und lief als müsste er unter einer unsichtbaren Barriere hindurch.

Der Kater lief, trotz seines Aussehen mit einem doch erstaunlichen Tempo auf seinen Besitzer zu und blieb gebückt vor seinen Füßen stehen.

Hao grinste seine Mutter kurz breit an, wandte sich zu der Katze und rieb die Fingerkuppen einer Hand über Kriecher.

Dieser richtete sich erst etwas auf, lief dann aber in einem kleinen Kreis wie eine normale Katze. Nach ein paar Runden wurde es dem Kater zu bunt und er sprang auf den Schoß seines Herrchens.

"Er macht es zwar nicht lang, aber er kann es jetzt." Meinte er, wieder typischer führ ihn, in einem etwas schüchternem Ton. Er kraule Kriecher am Nacken und prompt machte es sich der schwere Kater auf den kleinen Schenkeln bequem.

"War das alles das du mir zeigen wolltest?" Fragte die junge Frau ungehalten, und sie musste nicht einmal so tun als ob sie sich freuen würde, denn wen dies der Fall wäre könnte sie endlich gehen und nie mehr zurückkommen.

"Natürlich nicht!" gab Hao etwas patzig zurück. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, er hatte wirklich keine Idee mehr worüber er mit seine Mutter reden konnte. Aber sie war doch erst eine halbe Stunde hier, sie konnte doch nicht einfach gehen. Sie kam doch sowieso nur einmal im Monat vorbei.

"Ich hatte heute meinen ersten Schultag, und Papa hat sich extra frei genommen um mich hinzubringen!"

Stolz schwang in seiner Stimme mit, er wusste dass sein Vater ein viel beschäftigter Mann war und nur selten Zeit für ihn fand. Aber er hatte sich extra für ihn frei genommen! Und das nicht nur einen Tag, nein die ganze Woche. Für eine Woche würde er nun mehr Gesellschaft haben als Kriecher oder die Nachbarin, die ab und an vorbeischaute um zu sehen ob noch alles ganz ist.

Er hatte nur selten das Bedürfnis verspürt seine Eltern rund um die Uhr um sich haben zu wollen, aber das hatte sich an diesem morgen gewaltig geändert. In der Schule wurde jedes Kind von seinen Eltern hingebracht, von beiden Elternteilen. Dazu war es das erste Mal das Hao mehrere gleichaltrige auf einmal um sich sah. Er hatte nie den Kindergarten besucht, da er öfters mit seinem Vater unterwegs war, was nichts anders zu bedeuten hatte das er mit Kriecher alleine in einer anderen Wohnung saß.

Diese ganzen Kinder schienen sich aber selbst schon zu kennen, nur ein paar nicht, aber niemand stand alleine da, nur er. Dann, als sich alle in einem Klassenzimmer versammelt hatten wurden sie gefragt wie sie hießen, wo sie lebten und wer ihre Eltern und Geschwister waren.

Hao war der einzige der nur bei einem Elternteil wohnte, und er war der einzige der nicht genau sagen konnte wie seine Mutter aussah. Seine Mutter war viel zu selten bei ihm, und wenn nur für kurze Zeit. Außerdem schien sie es zu meiden in seine Richtung zu blicken, was ihm ebenfalls erst auffiel als er, während er erzählte von allen angestarrt wurde.

Als er dann fertig gesprochen hatte lachten ihn alle anderen Kinder aus, und seine Klassenleiter startete nur einen kläglichen Versuch sie zum schweigen zu bringen.

In der Pause hatte er sich ins Gras an den Zaun gesetzt und gewünscht das Kriecher bei ihm wäre. Denn er beobachtete die anderen Kinder genau, und verstand endlich was es hieß allein zu sein, wie er es manchmal bei einem Gespräch seines Vaters aufgeschnappt hatte. Nie hätte er sich träumen lassen das er alleine war, was, wenn er seinem Vater glauben schenken konnte, wohl eines der schlimmsten Gefühle überhaupt war.

Den ganzen restlichen Morgen musste er sich Kommentare anhören wie "Du weißt ja nicht mal wie deine Mama aussieht." Oder "Wer will mit einem einsamen Zwerg wie dir schon zusammen sein."

Das war auch der Grund warum er so froh und aufgeregt war als er nach Hause kam. Die Hölle namens Schule war für diesen Tag beendet, und zuhause wartete sein Vater auf ihn, und das mit einem Kochversuch, einem äußerst kläglichen, aber immerhin einem.

"War bestimmt schön dort." Wieder zierte ein gespieltes Lächeln die junge Frau.

"Nein, das war es nicht." Gab er kleinlaut zurück und strich weiter über das weiche Fell seines Katers. "Kriecher du wirst schwer!"

"Ach was, ich bin mir sicher so ein süßer Junge wie du hat bestimmt schon viele neue Freunde." Sie warf einen ungeduldigen Blick auf ihre Armbanduhr. "Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen."

"Ich habe keine neuen Freunde, ich habe überhaupt keine."

Kriecher fing an zu schnurren, als wollte er seinen Besitzer ablenken, doch der starrte abwesend auf einen Punkt am Boden.

Mit bemüht langsamen Schritten ging Haos Mutter auf die Wohnungstür zu. Sie zog die Tür zum Wohnzimmer leicht hinter sich her, aber sie viel nicht ins Schloss.

"Hey Kriecher, du bist doch mein Freund" flüsterte er leise zu seinem Kater. "Weißt du vielleicht genau wie Mama aussieht?"

Das Schnurren der Katze würde etwas leiser, und der langhaarige fragte weiter gedämpft "Du bleibst doch bei mir, oder? Für immer, hab ich recht?" Er streichelte das Tier zwischen den Ohren und beugte sich etwas zu ihm herunter.

Dieser bewegte seinen bauschigen Schwanz und strich ihm damit durchs Gesicht.

Ein erleichtertes Lächeln umspielte seine Lippen, verschwand aber schlagartig wieder.

"Miyuki du kannst nicht gehen!" schrie die Stimme seines Vaters fast, und lies Hao wieder aufblicken.

"Ich kann und ich werde!" erwiderte die gereizte Stimme seiner Mutter, sie versuchte nicht einmal leise zu sein, was Hao bei seinem Vater aber bemerkt hatte.

Deutlich leiser fuhr der nämlich fort. "Er ist auch dein Sohn, willst du ihm das wirklich antun?"

"Ich wollte ihn nie, wenn ich dich daran erinnern darf! Ich war sechzehn und du auch, ist doch mir egal wenn du dein Leben wegen so einem Gnom kaputt machst! Ich ziehe von hier weg, ich hab bereits eine andere Wohnung."

"Aber er braucht dich! Du bist seine Mutter!" Leichtes Entsetzen über die Gefühllosigkeit schwang in seiner Stimme mit.

Doch die junge Frau lies sich dadurch nicht beeindrucken. "Das ist nicht mein Problem, du wolltest ihn, wenn es nach mir gegangen wäre hättet ihr mein Leben nicht zerstört. Ich wäre ganz einfach von dir weggekommen, ohne dich jemals wieder sehen zu müssen, und dieses etwas von Kind hätte mir nicht meine Jugend genommen!" Mit diesen Worten ging die Tür auf, und schlug nach kurzer Zeit mit einem lauten Knall zu.

Hao zuckte deutlich zusammen, was ein anklagendes Miauen seines Katers zufolge hatte. Danach herrschte für kurze Zeit stille in der Wohnung, bis Schritte näher kamen und die Tür aufgeschoben wurde.

"Hey mein Kleiner." Meinte Haos Vater schwach lächelnd und setze sich neben ihn. Er strich abwesend über Kriechers Fell, bevor er seinem Sohn direkt ins Gesicht sah.

Mit einem seufzen wandte er sich wieder ab als er an Haos Gesichtsausdruck merkte das er alles gehört hatte.

"Wa..." Haos schwache Stimme zitterte "Warum ist Mama gegangen?"

Der junge Mann zerwuschelte die Haar seines Sohnes noch mehr als sie eh schon waren. "Sie wird mit der Situation nicht fertig." Meinte er, nach einigem zögern knapp und betrübt.

"Also mit mir." Haos kleine Hand zitterte genauso wie seine Stimme als er durch das lange Haar seiner Katze strich. Wenigstens etwas das ihn beruhigte, Körperkontakt zu anderen Lebewesen. Er streichelte unablässig seine Katze, und sein Vater lies seine Hand auf dem kleinem Kopf ruhen.

Er musste erstmal verdauen was er da gehört hatte. Verdauen war nicht das richtige Wort - eher richtig verstehen und realisieren.

"Nein, nein Kleiner!" Jetzt war es die Stimme des jungen Mannes die zitterte. "Nein, sie hat dich sehr, sehr lieb, aber mich nicht." Er zog Hao zu sich und schlang seine Arme um die kleine Brust, immer darauf achtend Kriecher nicht zu verscheuchen. Er wusste sehr gut das seinem Sohn sehr viel an dem Tier lag, schließlich waren die beiden ein Herz und eine Seele seit der Junge ein Jahre alt war.

"Aber warum sagt Mama dann das sie mich nicht will?" Seine Stimme klang erschreckend tonlos, und niedergeschlagen.

"Das ist auch wegen mir!" Hao konnte eine Träne spüren, die auf sein Shirt.

Er versuchte einen Blick auf das Gesicht seines Vater zu erhaschen, aber er hatte den Kopf zur Seite geneigt. Eine weitere Träne kullerte auf die Schulter des langhaarigen, der weiterhin von seinem weinenden Vater festgehalten wurde.

"Es ist weil du mir so ähnlich siehst! Oh es tut mir so Leid mein Kleiner!"
 

"Ich bin wieder da!" hallte die Stimme von Haos Vater durch das geräumige kleine Haus, und mit einem leisen Knall schlug die Haustür hinter ihm zu.

Drei Jahre war es jetzt her das seine Mutter abgehauen war. Und zwei einhalb das sie in dieses Haus gezogen waren. Es befand sich en paar Städte weiter als die frühere Wohnung, aber Hao hatte dadurch trotzdem einen weiteren Menschen verloren den er kannte und der ihn nicht wie Luft behandelte. Seine einstige Nachbarin kam zwar manchmal vorbei, aber auch dies hielt sich sehr in Grenzen, stattdessen hatte sein Vater einen neue Managerin bekommen, die er seit über einem Jahr mitbrachte wenn er sich eigentlich für seinen einzigen Sohn Zeit nahm.

Hao konnte sie nicht leiden, sie war ihm seiner Meinung nach viel zu freundlich und fröhlich. Für ihn, der so etwas wie reines Glück, und spontane Freude noch nie selbst zu spüren bekommen hatte.

Hao konnte sie nicht ausstehen, sie nahm in seinen Vater weg. Den einzigen Menschen dem er wirklich etwas bedeutete, und der ihm etwas bedeutete.

Aber am meisten hasste er sie dafür dass sie seinen Vater ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte. Das hatte doch bisher nur er geschafft!

Manchmal ertappte sich Hao dabei wie er diese Frau doch eigentlich beneidete. Sie hat ein ausgefülltes Leben, kommt aus reichem Hause, hat einen mehr als nur gut bezahlten Beruf und viele Freunde.

Das war wieder ein Grund warum er sie verabscheute, sie erzählte aus ihrem perfekten Leben, als müsste sie angeben wie gut es ihr doch erging und wie dreckig ihm im Vergleich.

Diese große Abscheu ihr Gegenüber hatte sich wirklich nur aus Neid und Eifersucht aufgebaut, was seinen Zorn auf die junge Frau ungemein stark machte.

Wenn er so die anderen Kinder in seiner Klasse betrachtete wurde ihm schon auch klar dass das für einen Jungen in seinem Alter, oder noch älteren Gefühle waren die man einfach nicht hatte, geschweige den haben durfte.

Er erinnerte sich noch genau an eine kurze Unterhaltung von einem Mädchen dessen Eltern nicht viel hermachten. "Mami, ich will das auch haben!" Ihre Mutter hatte sie nur tadelnd gemustert und gemeint "Du weißt dass man die Sachen anderer nicht beneidet."

Aber auch das war ihm egal, er hatte mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört das es Menschen gab die glücklich waren. Und er wollte auch glücklich sein, wenigstens für eine Sekunde in seinem Dasein. Nur eine Sekunde, war das denn so viel verlangt?

Mit einem tiefen seufzten schleppte sich Hao die Treppe von seinem Zimmer nach unten um seinen Vater zu begrüßen, vielleicht würde ihn das ja endlich wieder auf andere Gedanken bringen.

Auf der vorletzten Stufe blieb er abrupt stehen.

"Ach da bist du ja! Ich hab heute wieder Suési mitgebracht." Strahlte er zu seinem Sohn und wandte sich an seine Begleitung. "Ich sehe mal nach ob ich etwas Essbares finden kann." Gleich darauf verschwand er in der Küche.

Sie schenkte Hao ein sanftes Lächeln "Na Kleiner, was i..."

"Nenn mich nicht Kleiner." Gab er scharf zurück und wandte sich auf der Treppe um.

"Oh, tut mir Leid. Ich wusste nicht das die dieser Spitzname nicht gefällt." Gab sie leicht betrübt von sich.

"Er gefällt mir nur nicht wenn du ihn sagst!" Erwiderte er giftig und traktierte sie mit giftigen Blicken.

Suési lies ein schwaches seufzten vernehmen, bevor sie versuchte Haos Blick ab zu fangen. "Du benimmst die ziemlich seltsam für einen Neun-Jährigen." Gab sie fast tonlos von sich, schüttelte kurz den Kopf und lenkte auf ein anderes Thema ab. "Ist irgendetwas in der letzten Woche passiert? Hattest du vielleicht streit mit jemandem, oder warum bist du so depressiv?"

Depressiv. Hao hätte gelacht wenn ihm nicht in diesem Moment klar geworden wäre das sie eigentlich vollkommen Rechte hatte.

Er wandte sich ab und stapfte die Stufen nach oben und meinte nur leise und verbittert "Kriecher ist gestorben."

Schritte waren unten zu vernehmen, aber er wandte sich nicht noch einmal um. Sein Vater sollte ruhig mitbekommen was er seinem Sohn antat wenn er ihm mit dieser Person allein lies.

"Es ist eine Schande das er schon so früh so enorm leidet, er kommt mir teilweise wie ein Erwachsener vor, aber auch wie ein Kind das Liebe braucht." hörte Hao noch schwach Suésis Worte hallen, registrierte aber selbst nicht einmal die Hälfte davon richtig. Kurz schoss ihm durch den Kopf das sie einmal damit angegeben hatte dass sie eine Psychologin zur besten Freundin hatte, also würde er den Schwachsinn den sie von sich gab sowieso nicht verstehen.

Wieder in seinem Zimmer legte er sich auf sein Bett und öffnete die Schublade seines Nachtschränkchens. Heraus zog er ein Bündel schwarzer, flaumiger Haare, die er aus Kriechers Katzenbürste entfernt hatte. Fein säuberlich hatte er sie nicht nur von der Bürste zusammengetragen und mit einem Gummiband zusammengeschnürt.

Kurz strich er sich mit den flauschigen Haaren durch das Gesicht, bevor er es fest in einer seiner kleinen Hände umklammerte und die Beine dicht an seinen Körper zog.

Als hätte das ganze innerliche Chaos nur darauf gewartet das er etwas dergleichen tat, begann er zu weinen und zu schluchzen. In diesem Moment war es ihm vollkommen egal ob ihn jemand hören würde. Ihm war alles so verdammt scheiß egal.
 

Plötzlich fühlte Hao eine zarte Berührung an seiner Schulter. Unwillkürlich musste er an Kriechers Pfote denken, und dreht schnell seinen Kopf nach hinten.

Die Gegenwart hatte ihn wieder.

Hinter ihm stand Jeanne, die gerade ihre dünnen Finger gegen die ganze Handfläche tauschte.

Mit ihrem neutralen Gesichtsausdruck erwiderte sie kurz sein leicht verstörten Blick und wechselte dann in ein schwaches, aber dennoch aufmunterndes Lächeln.

"Hier und jetzt, nicht damals." Flüsterte sie ihm zu.

Entsetz weiteten sich seine Augen und er starrte das Mädchen fassungslos an. Wie konnte sie das wissen? Er hatte doch nie etwas erzählt!

Wusste sie es überhaupt? Oder hatte sie nur geraten?

"Du hast Freunde." Der Blick des jungen Mädchens wandte sich zu Yoh, Lyserg und Ren, die ihn genauso verwirrt ansahen wie er Jeanne.

Ihre Worte hallten in seinem Kopf wieder, klangen erst wie ein kleiner Hoffnungsschimmer, doch dann drehte er sich von ihr zu den anderen und blickte in die Gesichter seiner Freunde.

Er lächelte dabei dankbar.
 


 

Ja ja, ich weiß ich hab mir ziemlich Zeit gelassen, aber jetzt ist es ja endlich fertig!! *stein vom Herzen fällt* aber dafür is es länger als die letzten zwei Kapis XD

Ich hoffe ich hab niemanden zum heulen gebracht!! *es selbst ziemlich traurig findet* Autoren-chan hatte halt mal wieder ne Idee (vor etwas mehr als einer Woche)
 

Jahna

(Happy) Birthday

Mit einem tiefen Seufzen lies sich Lyserg auf sein Bett nieder, oder besser fallen. Er hätte es sich nicht erträumen lassen das Einkaufen mit seinen Freunden so lang dauern konnte und dazu noch so anstrengend war.

Eines stand für den jungen Engländer fest: Er würde zwar nicht ganz auf solche Shoppingtouren verzichten, Spaß hatte es schon gemacht, aber nur wenn Ginny nicht mitkam und Ren, Horo und Hao sich wieder vertragen hatten.

Jeanne hatte es zwar nach dem zehnten Versuch geschafft Hao wieder in die Realität zu holen, aber er war den ganzen Tag doch sehr zurückhaltend und schien immer wieder in seine Gedanken abzudriften. Einmal hatte der langhaarige sogar gemeint er würde Jeanne als Geschenk zu ihrer gemeinsamen Hochzeit eine schwarze Katze mit langen Haaren schenken.

Ren hingegen hatte sich von der kleinen Gruppe distanziert. Verständlich, denn er bekam immer wieder von Horo giftige Blicke geschenkt, die er ohne umschweife an Hao weitergab. Ob Ren Hao den nicht gerade leichten Schlag ins Gesicht bereits verziehen hatte wusste er nicht. Die drei Jungen waren für ihn sowieso immer ein großes Mysterium gewesen. Und Geschichten die er von Yoh und Jeanne zu hören bekam machten diese Annahme ihnen gegenüber auch nicht gerade besser. Ren hatte doch eindeutig Streit mit seinen Zimmergenossen gehabt, also wo war er heute nach der Rücker vom Einkaufszentrum mit ihnen hingegangen?

Ein weiters Seufzen entfloh Lysergs Kehle als er auf die kleine Uhr auf seinem Nachtkästchen schielte.

Bereits elf... Wie konnte das nur wieder passieren? Den Hinweg hatten sie in einer halben Stunde hinter sich gehabt, warum hatte der Rückweg dann dreimal so lang gedauert? Stimmt ja, Ginny wollte einen Kaffee trinken gehen, als sie aber zurück kam und die sechs Freunde endlich gefunden hatte, roch sie nach einem Suchtmittel, aber leider war dieser nicht Koffein. Sie konnten von Glück reden das keine Polizei auf Streife war, die Promillezahl mit der die junge Frau gefahren war hätte sie sicher den Führerschein gekostet. Zum Glück hat sie keinen Unfall gebaut, was jedoch hauptsächlich daran lag das sie Ren immer wieder darauf aufmerksam gemacht hat das sie auf einen Graben zusteuert oder viel zu schnell fuhr.

Mit einem leisen Grummeln kuschelte sich Lyserg an sein weiches Kissen. Er konnte Morpheus bereits rufen hören als ihm eine andere, nicht ganz so verlockende Stimme aus seinem Halbschlaf riss.

"Was ist denn?" Murmelte er verschlafen. Widerwillig öffnete er ein Auge, nur um diese Tat gleich wieder zu bereuen.

Yoh stand mit den Händen hinter seinem Rücken und einem Dackelblick, der jeden Dackel hätte neidisch werden lassen, vor seinem Bett und sagt nur ein Wort. "Englischtest"

"Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Ich hab letzte Nacht schon verdammt schlecht geschlafen." Jammerte der junge Engländer. Aber nach einem weitern Blick in das bettelnde Gesicht gab er schließlich auf.

"Ok, hol deine Sachen."

Sofort erschlich sich ein Grinsen auf Yohs Gesicht. Schnell zog er sein Englischheft hinter seinem Rücken hervor und lies sich neben Lyserg auf das Bett sinken.

Schnell wurde dem jungen Engländer bewusst dass er einen noch größeren Fehler begangen hatte als er zunächst dachte.

'Der braunhaarige war ein hoffnungsloser Fall. Selbst nach den Nachhilfestunden die Lyserg für seinen Freund vorbereitet und gehalten hatte konnte sich dieser immer noch nicht richtig die Regeln der Grammatik merken und selbst in den einfachsten Vokabeln schaffte Yoh es seine Fehler zu machen.

Diese würde wohl eine lange lange Nacht werden...
 

Am nächsten morgen im Klassenzimmer war die Anspannung vor dem Test gar nicht so hoch wie anfangs von dem jungen Lehrer befürchtet.

Zugegeben, seine Klasse hatte sich nie viel aus der Schule gemacht, aber sonst konnte er die Prüfungsangst immer in ihren Gesichtern sehen. Dennoch schienen heute nur drei seiner neun Schüler aufgeregt zu sein.

Jeanne saß locker und zurückgezogen wie immer auf ihrem Platz und wartete seelenruhig dass ihr Englischlehrer die Fragen austeilte.

Die drei weitern Mädchen sahen, wie normale Schüler vor einem Test, ziemlich aufgewühlt aus.

Bei dem Anblick seiner drei "Lieblingsschüler" Ren, Hao und Horo verging ihm das angenehme Gefühl das sich vor ein paar Minuten in ihm breit gemacht hatte schlagartig wieder.

Diese konnten nämlich kaum ein Grinsen verkneifen. Und aus Erfahrung wusste er zumal es nie etwas Gutes zu bedeuten hatte wenn seine Problemkinder ihre Emotionen nach außen nicht unter Kontrolle hatten.

Eigentlich hätte er ja wissen müssen das wieder etwas passieren würde, aber er war einfach zu Gutmütig und glaubte immer wieder daran das sich seine Schule ausnahmsweise einmal richtig vorbereitet hatten, anstatt irgendetwas zu planen. Jetzt konnte er nur noch hoffen das dieses Grinsen nicht eine zu große Überraschung bedeuten würde.

Die beiden letzten Schüler machten ihnen - trotz ihres ruhigen Verhaltens - dennoch am meisten Sorgen. Augenringe waren in ihren Gesichtern zu sehen, und Yohs Kopf nickt immer wieder verdächtig auf seine Brust runter. Lyserg starrte nur leer an die Tafel, als würde dort etwas Interessantes stehen.

Oh je, dachte sich der blonde Mann, das kann ja was werden.

Innerlich bereits die schlechten Noten seiner Schüler ausmalend teilte er resignierend die Blätter aus, setzte sich an sein Pult und meinte nur knapp "50 Minuten Zeit..."

"Aber wir haben eine Doppelstunde!" protestierten die Schüler, ausgeschlossen Yoh und Lyserg.

"...keine Sekunde länger." Fügte er mit einem misstrauischen Blick auf die halb schlafenden Jungen hinzu.

Völlig übermüdet stupste Lyserg mit seinem Kulli Yoh an, denn dieser saß schon wieder bedenklich schräg auf seinem Klappstuhl. Der braunhaarige zuckte kurz zusammen, registrierte dass der Test bereits begonnen hatte, griff nach seinem Stift und versuchte eine halbwegs sinnvolle Antwort auf die erste Frage zu finden.

Trotz der Müdigkeit des grünhaarigen war der Test nicht schwieriger als ein Kinderspiel für ihn. Schließlich bestanden die meisten Aufgaben darin die richtigen Wörter in der richtigen Form einzufügen - für den jungen Engländer also nicht mehr als ein simpler Lückentext.

Nach einer halben Stunde war er bereits fertig. Müde drehte er sein Blatt um, stützte sein Gesicht auf die Hände und beobachtete Yohs Verhalten.

Diesem war die Anspannung selbst von hinten anzusehen, und wäre Lyserg ein Hund gewesen hätte er mit Sicherheit einen leisen Anflug von Panik gerochen. Yohs rechter Arm stellte einen neuen Weltrekord in zucken auf, denn immer wieder wurde eine Lücke gefühlt nur um sofort wieder mit einem hektischen Kritzeln ausgebessert zu werden.

Als sich diese Verhalten nach einigen Minuten nicht änderte seufzte er leise in seine Hand und lies den Blick durchs Klassenzimmer schweifen.

Erst beobachtete er eine Weile Jeanne, die zwar nicht so schnell wie er selbst die Aufgaben bewältigte, aber dennoch recht sicher zu sein schien. Nachdem er sich etwas darüber gewundert hatte viel ihm ein das ihre Eltern Politiker waren und, wenn man Haos Worten Glauben schenken darf, ziemlich hohe noch dazu. Also war auch diese Frage gelöst, sie hatte einfach mitgelernt wenn ihre Eltern im Ausland verhandeln mussten und ihr Englisch auffrischten.

Kurz rieb Lyserg sich seine schweren Augenlieder bevor er seine Beobachtungen fortsetzte. Ihr Lehrer schien ebenfalls sehr angespannt zu sein.

Er versuchte konzentriert einen Test aus einer anderen Klasse zu korrigieren, aber man merkte schnell das die Augen des blonden immer wieder nervös zu der Reihe neben ihm wanderte.

Möglichst unauffällig tat er es ihm gleich - und rieb sich gleich noch mal die Augen.

Hatte er da gerade ernsthaft ein Grinsen auf Rens Gesicht gesehen?

Mal sehen, vielleicht waren die anderen ja auch so unglaublich gut drauf, obwohl sie, wie Lyserg nach einem kurzen Blick auf ihre Test feststellen konnte, nicht sonderlich viel zu wissen schienen. Also beugte sich Lyserg etwas nach vorne, steht's darauf bedacht auf den Lehrer zu achten, und schielte kurz in Horos Gesicht.

Tatsächlich, auch dieser schien sich auf etwas zu freuen. Zwar war er nicht so ausgelassen wie Ren, was der junge Engländer als sehr seltsam abtat, aber Horo und Ren schienen doch etwas zu wissen was er selbst nicht weiß.

Hinter sich konnte er nur leise eine vertraute Stimme flüstern hören. Er wandte den Kopf zu Hao der etwas vor sich hin murmelte. Rens Grinsen wurde ein wenig breiter und der junge Engländer lauschte den leisen Worten des langhaarigen. "Fünf, vier, drei, zwei, und..."

Plötzlich ertönte ein lautes "Dong" und die barsche Stimme des Dirktors hallte per Lautsprecher durch das Schulgebäude.

"Marco, kommen sie auf der Stelle in mein Büro! Ich dulde keine Verspätungen, es ist äußerst wichtig!" Ein kurzes Rauschen war noch zu hören bevor es wieder still in dem Klassenzimmer wurde.

Ruckartig schnellte der Kopf des Lehrers in die letzte Reihe an der Tür. Doch die drei Jungen die sich dort noch vor wenigen Augenblicken sehr verdächtig aufgeführt hatten, schienen konzentriert ihre Englischtests zu bearbeiten.

Die Schlüssel, die der blonde Mann aus seiner Tasche zog, klirrten kurz, als er das oberste Fach in seinem Pult aufschloss. "Ich sammle eure Tests ein, ihr könnt weitermachen wenn ich wieder zurück bin."

Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm das es gerade einmal zwei Minuten nach zehn war. Nachdem er den Test eingesammelt und in der Schublade verstaut hatte schloss er es wieder zu und begab sich sofort raus auf den Flur. "Die Tür bleibt offen, und Gnade denjenigen die sich beraten während ich weg bin."

Doch kaum hatten die immer leiser werdenden Schritte gänzlich aufgehört schnellte Horo von seinem Platz und spitzelte vorsichtig auf den Flur hinaus. Ein kurzes Winken gab seinen Freunden bescheid das die Luft rein war.

Ohne weiter zu zögern sprangen nun auch Hao und Ren von ihren Sitzen auf und begaben sich ohne Umwege zum Lehrerpult.

Etwas verdattert, aber überwiegend desinteressiert beobachtete Lyserg auch dieses Szenario, gab aber nach ein paar Augenblicken auf, verschränkte seine Arme auf dem Tisch und bettete seinen Kopf darauf. Wenn er diese Gelegenheit nicht nützen würde um wenigstens etwas Schlaf nachzuholen konnte er den Nachmittag wohl nicht mehr durchstehen, denn im Gegensatz zu seinem Zimmergenossen hatte er nicht vergessen was heute, neben dem Test, noch für ein Tag war.

"Ich glaub das nicht, du kannst sie doch nicht vergessen haben!" zischte Ren leise, immer wieder den Blick zwischen Tür und Hao hin und her wechselnd.

"Ich hab sie aber vergessen! Du kriegst doch sonst alles auf, nimm halt was anderes." Verteidigte sich der langhaarige und kramte ein weiteres Mal in seine Hosentasche rum.

"Ihr könnt eine von mir haben." Wurde Ren unterbrochen bevor er überhaupt weiterschimpfen konnte.

Die Besitzerin der Stimme stand auf und zupfte an einem ihrer zwei Zopfe herum. Als sich die widerspenstige Nadel nicht lösen wollte riss sie schließlich mit etwas Gewalt daran, nicht ohne die Folge dass sie kurz die Augen zusammenkniff. Während sie nach vorne zu den beiden Jungen trat zog sie ein paar der orangefarbigen Haare, die sich darin verfangen hatten, heraus.

"Äh, danke." Meinte Ren verdutzt, nahm aber sofort die Nadel aus ihren schlanken Fingern und machte sich an dem Schloss zu schaffen.

"Wir haben uns gleich gedacht dass ihr wieder etwas ausgeheckt habt." Meinte sie mit einem Lächeln und beugte sich halb über das Pult. "Aber was denn eigentlich?"

Horo, der bis eben angestrengt den Flur überwacht hatte, konnte seinen Ohren kaum trauen. Die sonst so giftige Matilda schien sich für etwas das ihre selbst ernannten Todfeinde angestellt hatten zu interessieren? Was war denn jetzt kaputt?

Kurz wendete er sich von seinem Posten ab und schielte zu dem jungen Mädchen rüber. Diese hatte sich über das Pult gebeugt um Ren ins Gesicht sehen zu können, und dann lächelt sie auch noch so komisch!

Die wird sich doch nicht an meinen Ren ranmachen? Dachte sich Horo. Ja mein Ren, wenn es doch nur so wäre...

Mit trübem Blick wandte er sich wieder dem Gang zu.

Gestern hatte er es gemerkt. Gestern als Ren einfach weg war. Er war so betrübt, wütend, hatte sich so verlassen und einsam gefühlt, und seitdem nur noch an den jungen Chinesen gedacht. Ja, seit gestern Nachmittag war ihm klar dass er mehr wollte als bloße Freundschaft mit Ren.

"Weißt du," übernahm Hao das Wort, da der schwarzhaarige scheinbar nicht zuhörte, "der Hauptrechner dieser netten Schule hier fühlt sich nicht sonderlich gut." ein zufriedenes Grinsen huschte auf die Gesichter der drei Verantwortlichen.

"Eigentlich gar nicht gut." Fügte Ren noch hinzu, bevor ein leises "Klack" zu hören war und er die Schublade aufzog.

"Das glaub ich nicht." sagte Matilda etwas misstrauisch, aber trotzdem mit einem zuckersüßen Lächeln. "Ihr habt dem Computer ein Virus aufgehalst? Aber wie hättet ihr sicher gehen können das er sich zur rechten Zeit bemerkbar macht?"

Räuspernd schritt Horo von der Tür weg hin zum Pult, kramte nach seinem Test und meinte ganz beiläufig "Wir haben den Virus in eine Datei gepflanzt die er immer um diese Uhrzeit öffnet, und zwar seine Mailbox. Seine Frau schreibt ihm immer um Punkt zehn Uhr eine Mail, kein Wunder warum er ein paar Minuten danach den einzigen Lehrer in sein Büro zitiert der auch nur ansatzweise etwas von Computern versteht - unser Englischlehrer."

Was denkt diese kleine Göre sich eigentlich dabei mit Ren zu flirten? Das konnte er unmöglich zulassen, geschweige denn mit ansehen!

"Verstehe." Erwiderte das Mädchen enttäuscht und giftig, schließlich hatte sie die Frage an Ren gerichtet, und nicht an dieser Hohlschädel mit dem albernen Stirnband.

Innerlich zuckte sie mit den Schultern. "Ren, wurdest du mir meinen Test geben?" Wieder warf sie dem jungen Chinesen ein Lächeln zu, welches aber sofort verschwand als ihr Test zusammen mit einer Faust kurz vor ihren Händen auf das Pult donnerte.

"Hier hast du ihn, und jetzt nerv nicht weiter, wir müssen abschreiben." Ziemlich beleidigt nahm sie ihren Test und die ihrer beiden Freundinnen, warf Horo einen verächtlichen Blick zu und setzte sich wieder an ihren Platz.

"Da ist aber einer angefressen." Meinte Hao mit einen grinsen zu Ren. "Und das obwohl heute sein großer Tag ist. Hey Lyserg!"

Erschrocken darüber das er so plötzlich gerufen wurde zuckte der junge Engländer zusammen und schielte zu dem Übeltäter der ihm seinen Schlaf nicht gönnte. "Was denn?" Murmelte er verschlafen und erhob sich widerwillig aus der nicht ganz so bequemen Haltung.

"Kannst du Wache schieben?" Fragte der langhaarige mit einer Unschuldsmine die ihm nicht einmal ein Naivling abgenommen hätte "Wir müssen doch von dir abschreiben."

Eigentlich hätte er sich doch denken können das seine Freunde nicht selbst lernen, schließlich kannte er sie jetzt schon fast vier Monate, warum wunderte er sich überhaupt noch über die drei schrägen Jungen?

Seufzend erhob er sich von seinem Platz und lehnte sich in den Türrahmen. Doch kaum hatte er zwei Sekunden den Flur inspiziert wurden seine Augenlieder wieder so verdammt schwer...

Yoh, im Gegensatz zu ihm, schien seine Müdigkeit hinter sich gelassen zu haben, denn mit einem Satz stand er neben den anderen Jungen uber die Arbeit seines Zimmergenossen gebeugt, kontrollierte, fügte ein, und verbesserte gegebenenfalls seine Antworten.

Jeanne schüttelte nur den Kopf, sie hielt nicht viel von Spicken und Abschreiben. Warum sollte sie auch? Ein gewisses Photographisches Gedächtnis hatte sie schließlich schon seit ihren Geburt und dieses war nicht nur beim lernen äußerst praktisch.

Nach einer Weile, und nicht weit entfernt wurden leise Geräusch immer lauter, und wiederum zuckte Lyserg zusammen als er diese Geräusche als Schritte identifizieren konnte.

"Er kommt!" Zischte er schnell der kleinen Versammlung um den Lehrertisch zu und verzog sich, nicht mehr ganz so müde, zurück auf seinen Platz.

Flink war Hao in den hinteren Reihen und nahm dem Mädchen hektisch ihre Tests wieder ab. Obenauf legte er den Test der vorhin schon oben lag und legte sie zurück in die Schublade. Kaum hatte er dies getan lief auch er zu seinem Platz, ebenso wie Yoh, und warf immer wieder misstrauische Blicke von der Tür, an der Horo wieder Stellung bezogen hatte, und dem Pult, an dem Ren Probleme zu haben schien.

Hecktisch zuckten die Finger des schwarzhaarigen erst in eine, dann in die andere Richtung, aber die dünne Haarnadel wollte einfach nicht den Riegel im inneren finden.

"Ren beeil dich, ich kann seinen Schatten schon sehen!" Das leise Flüstern das von der Tür zum Pult zog half ihm auch nicht wirklich dabei.

Ein seltsam klingendes metallenes Geräusch lies einen unschönen Verdacht in ihm hochkommen.

Nein, das konnte doch nicht wahr sein, oder? Mit halb geschlossenen Augen zog Ren die Haarnadel aus dem Schloss, und seine Vermutung wurde war - die Nadel war abgebrochen. Fassungslos starrte er das kaputte Stück Metall in seiner Hand an, als ihn ein leicht panisches "Ren!" wieder in die Wirklichkeit zurückholte.

Nun hechtete auch Horo wieder an seinen Platz, und der junge Chinese tat es ihm so leise wie möglich nach. Gerade als er auf seinem Klappstuhl saß und seinen Blick senkte merkte er dass irgendetwas fehlte. Aber was? Kurz schaute er sich auf seinem Platz, während er die kaputte Haarnadel in seiner Tasche verschwinden lies, und wollte nach seinem Stift greifen, der jedoch war nicht da.

Panisch warf er einen Blick zum Pult, und tatsächlich, er hatte seinen Kulli dort vergessen. Schnell senkte er wieder den Kopf gen Tisch als er die Stimme ihres Lehrers vernahm. "Bringen wir es schnell hinter uns"

Gestresster und frustrierter als vorher schritt der blonde Mann durch das Klassenzimmer, während er sein Schlüsselbund aus seiner Hosentasche zog. Mit einem leichten Seufzen lies er sich vor der Schublade leicht in die Knie sinken und steckte den Schlüssel ins Schloss. Dann versuchte er zu drehen, aber irgendetwas klemmte.

Hoffend kniff Ren leicht die Augen zu. Fall doch ganz runter in den Schlossboden, bitte! Flehte er innerlich, wagte aber keinen Blick. Natürlich hatten sie schon viel Mist angestellt, aber irgendwann war auf für die gezwungen freundlichen Lehrer das Maß voll. Und bei ihrem Englischlehrer schien nicht mehr viel zu fehlen.

Ungeduldig drehte ihr Lehrer den Schlüssel ärgerlich hin und her, bist sich schließlich tatsächlich die Schublade öffnete.

Ren konnte sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen, worauf im Lyserg, wieder ziemlich müde, einen fragenden Blick zuwarf. Doch dieser achtete nicht darauf, ein Problem war zwar beseitigt, aber sein Stift lag immer noch vorn.

Entnervt legte der blonde Mann die Tests blind vor jedem Schüler auf den Tisch. Dass dabei ein paar Tests den falschen Besitzer fanden merkte er nicht, schließlich ging er davon aus dass sie immer noch gleich angeordnet waren.

Hecktisch tauschten die Schüler ihre Arbeiten aus, als der Pädagoge wieder nach vorne trat. Dieser schenkte ihnen jedoch keine weitere Beachtung, er hatte etwas entdeckt das ihm merkwürdig vorkam.

Schließlich kam es nicht oft vor das sich ein Kugelschreiber auf sein Pult verirrte. Kurz warf er einen Blick in die Runde der Schüler, dann zuckte er nur leicht mit den Schultern und steckte den Stift in seine Hemdtasche.
 

Es hatte noch nicht einmal zur Pause geläutet, aber trotzdem beendete der sonst so pünktliche Lehrer die Stunde direkt nach Beendigung des Tests. Die Schüler hatte er einfach im Klassenraum zurückgelassen, sie aber dennoch gebeten leise zu sein.

Das hätte er sich auch sparen können, denn kaum waren seine Schritte verstummt brachen zwei wilde Diskussionen aus. Die Mädchen malten sich aus was der Virus alles mit den Daten der Schule anrichten könnte.

Hao, Horo und, auch ein wenig, Ren dagegen lobten sich selbst mit ihrer fantastischen Idee in den Himmel, und besprachen dabei wann sie alle in den Wohnraum kommen sollten, und wer was vorzubereiten hatte.

Lyserg und Yoh folgten dem Gespräch nicht einmal mit einem halben Ohr. Die Müdigkeit, welche ihnen durch den kurzen Schock etwas genommen wurde, meldete sich jetzt doppelt stark zurück. Nach einer Weile bekamen sie nicht einmal mehr Wortfetzen mit. Immer wieder kamen ihre Augenlider gefährlich nahe ihrem Gegenstücken, und gelegentlich schreckten sie durch ein lautes Wort aus ihrem unbeabsichtigten Schlaf wieder auf.

"Ich kann das nicht glauben, steckt der einfach meinen Kulli ein, ohne mich zu fragen!" beschwerte sich Ren aufs neue, während er seine Sachen zusammenpackte.

Die Stunde neigte sich gen Ende, und die Schüler würden es sich sicher nicht nehmen lassen überpünktlich zum Mittagessen zu kommen.

"Zum hundertsten Mal, wenn du ihn auch ausgerechnet auf dem Pult liegen lässt bist du selbst Schuld." Mit einem tiefen seufzen hängte sich Hao seine Tasche um eine Schulter und legte seinen Arm darauf ab. "Sei lieber froh das er nicht nachgeforscht hat wem der Stift gehört."

Der langhaarige war bereits aufgestanden und wollte zur Tür gehen, entschied sich aber dagegen.

Er konnte es sich doch nicht nehmen lassen jemanden zu erschrecken...

Der junge Engländer war erneut eingeschlafen, und lehnte gerade zu einladend mit dem Rücken an der hinteren Bank. Kurzum stellte sich Hao hinter Lyserg, beugte sich zu ihm vor, und hob seine freie Hand zu dessen Hinterkopf.

Mit einem Ruck drückte er den Kopf des grünhaarigen nach vorne. "Buh!"

Erschrocken klammerte sich Lyserg mit einer Hand an den Tisch. Er musste sich erst umsehen bevor er merkte wo er sich gerade befand. Mit einem finstern und müden Blick drehte er sich nach hinten. "Wie nett, danke." murmelte er sarkastisch und packte seine Sachen zusammen.

Horo hatte in der Zwischenzeit auch Yoh aufgeweckt. "Was habt ihr gestern noch getrieben das ihr so müde seid?"

Der braunhaarige setzte gerade zu einer Antwort an als ihm sein langhaariges Ebenbild das Wort abschnitt. "Falsche Frage. Richtig lautet sie: Was habt ihr gestern noch miteinander getrieben das ihr so müde seid?" [Bildet sich Autoren-chan das nur ein oder hat sie Hao generell ein bisschen pervers gestaltet? X3]

Prompt zierte Yohs Gesicht ein unnatürlicher Rotschimmer. Schnell packte er seine Sachen zusammen, immer darauf bedacht den Kopf gesengt zu lassen. Lyserg hatte nicht zugehört, er war viel zu sehr damit beschäftigt nicht wieder einzuschlafen.

"Schließ nicht immer von dir auf andere." Meinte Ren wie neben bei, stand dann auf und ging Richtung Tür.

"Bitte WAS?" empörte sich Hao wegen dieser Anschuldigung und sein Siegesgrinsen schlich sich auf Rens Gesicht.

Dieser winkte nur ab. "Du hast mich schon verstanden." Kurz räusperte er sich bevor er weiter sprach. "Ich schick keine Katzen in meinen Träumen weg nur um mit einem gewissen ,Hexchen' allein zu sein."

Jeanne, die schon seit einer Weile den Gesprächen der Jungs gelauscht hatte, stellte sich dieser Aussage gegenüber einfach taub und verlies, ohne jemanden auch nur eines Blickes zu würdigen, das Klassenzimmer. Draußen auf dem Flur angekommen legte sich eine sanfte Rotfärbung auf ihr sonst so bleiches Gesicht. Schnellen Schrittes begab sie sich zum Mittagessen.

Horo bedachte Ren mit einem anerkennenden Seitenblick, den der schwarzhaarige allerdings nicht wahrzunehmen schien. Enttäuscht wandte er sich wieder seinen Schulsachen zu.

"Ich habe so etwas nie geträumt!" Auch das Gesicht des langhaarigen hatte sich bereits gegen Rosa und für Rot entschieden.

"Wer muss denn bitte zuhören wenn du ich Schlaf redest, ich oder du?" Weiterhin still vor sich hin grinsen ging er aus dem Raum, dicht gefolgt von Hao der lautstark alles abstritt und Lyserg, der mit seiner Frage "Warum streitet ihr schon wieder?" komplett ignoriert wurde.

Nach einigen Augenblicken folgten ihnen auch die restlichen Mädchen und Yoh. Dieser wandte sich aber nochmals Horo zu und wollte auf ihn warten, als eine Schnalle von Horos Tasche aufging und sich der komplette Inhalt auf den Boden verteilte.

Angenervt seufzte der junge Ainu auf und kniete sich auf den Boden. "Geh schon mal vor, ich brauche hier wohl noch etwas."

Mit einem kurzen, verschlafenen Nicken überlies Yoh seinen Kumpel der Stille des verlassenen Klassenraumes.

Heute war wirklich nicht sein Tag. Erst hatte in Ren komplett ignoriert, dann musst er feststellen das seine oranghaarige Klassenkameradin in die Pubertät kam und ihm sein Zielobjekt [Ich hör wohl nicht recht!! >.< wer ist hier ein Objekt?] streitig machen will, und jetzt auch noch dieser Mist! Seine Augen hatten schon den ganzen Tag über so seltsam gebrannt, und diese simple kleine Schnalle die einfach nicht halten wollte, lies seine Sicht noch mehr verschwimmen.

Als er gerade dabei war die Schnalle einfach Schnalle sein zu lassen und die Bänder seiner Tasche so zu verknoten bahnten sich heiße Tränen ihren Weg über Horos leicht zitternde Wange.

"So ein Scheiß!" Frustriert schmiss er seine Tasche an die nächste Wand und zog sein Stirnband bis knapp unter die Augen, damit seine Tränen aufgefangen werden, er aber trotzdem noch sehen kann um seine Sachen zusammenzuräumen.

In diesem Moment kam er sich so erbärmlich vor. Kriecht auf dem Boden rum, hat ein Stirnband über der Nase gespannt, heult wegen einem Typen der ihn nicht beachtet und einer Schnalle die nicht halten will!

Das durfte doch alles nicht wahr sein!

"So ein verdammter Scheißdreck!" Das sein Stirnband immer wieder in seine Augen rutschte half ihm auch nicht wirklich dabei mit dem Weinen aufzuhören.

Er blieb noch einige Augenblicke auf den kalten Boden sitzen, machte sich aber dann an die Arbeit seine Sachen zusammenzutragen. Schließlich kannte er seine Freunde, und einer würde sicher früher oder später zurückkommen um ihm zu helfen.

Jetzt konnte Horo nur zwei Dinge hoffen: Das diese Person möglichst spät kommt, also erst wenn er sich wieder gefangen hat, und das diese Person NICHT Ren ist. Das würde er nicht überleben. Nicht wenn ausgerechnet er ihn mit Rot unterlaufenen Augen auf dem Boden kriechen sieht.

Heftig schüttelte er den Kopf als wenigstens seine Stifte wieder alle aufgesammelt hatte. Er sollte sich wirklich ein Mäppchen zulegen anstatt sie immer so in die Tasche zu schmeißen.

Jetzt sterben? Nein, dazu war er viel zu stur! Und schließlich wird man nur einmal im Leben 16!

Auf das Kopfschütteln folgte ein siegessicheres Nicken, und er redete sich gute Dinge zu, wie zum Beispiel das er, wenn er in den USA leben würde bereits Auto fahren dürfte.

Während er seinen Gedanken nachging wurden auf dem Flur Schritte lauter, blieben aber von der Zimmertür abrupt stehen, als deren Besitzer das Szenario bemerkte. Kurz überlegte der schwarzhaarige Chinese ob er seinem Kumpel nicht helfen sollte, entschied sich aber schnell dagegen.

Seine etwas schlechten Augen hatten erst nicht erkannt warum Horo sein Stirnband so seltsam trug, bemerkte aber dann dass der junge Ainu weinte. So leise wie möglich versteckte er sich hinter der Mauer und linsten immer nur kurz in den Raum hinein. Er konnte sich denken wie peinlich es für Horo gewesen wäre wenn man ihn so sähe.

Mit den Stiften in einer Hand kroch der blauhaarige etwas ungeschickt zu seiner Tasche, die sich neckisch an eine Wand zu drücken schien. Bei ihr angekommen stopfte er die Stifte hinein, erhob sich leicht, nur um gleich wieder auf den Boden zu sinken. Zu lange hatte in unbequemer Haltung auf dem Boden gesessen, sonst würden seine Beine jetzt nicht so schmerzen. Er gab sich einen Ruck, und stand dann trotz der Schmerzen auf.

Er hatte genug Zeit auf dem Fußboden verbracht, schließlich hatte Ren ja auch nie gesagt das er nicht auch an ihm interessiert war. Das positive Einreden auf sich selbst hatte geholfen und seine freudige Weltanschauen kehrte langsam etwas zurück.

Nicht ganz, aber immerhin.

Schnell sammelte er seine Restlichen Bücher und Hefte ein und musste unwillkürlich schmunzeln als er den Hefteintrag der Vorstunde betrachtete. Er musste daran denken das Ren wohl heute Abend wieder sein Heft klauen, und das ganze abschreiben würde.

Heute hatte der junge Chinese seine Brille wieder nicht mitgebracht. Dabei hatte der junge Ainu ihn am Morgen extra noch daran erinnert das er sie ja nicht vergessen soll.

Es kann ja nicht ewig so weiter gehen, wie will der schwarzhaarige den etwas lernen können wenn er nur Einträge abschreibt, aber dem gesamten Unterricht nicht folgt?

Soll er denn so enden wie Yoh? Horo würde sicher nicht Lysergs Rolle übernehmen und ihm versuchen alles hinterher einzubläuen, er war ja selbst nicht sonderlich gut in der Schule.

Er stand mit dem Rücken zur Tür, weswegen Ren konnte nicht erkennen konnte was mit Horo war.

Erschrocken zuckte er leicht zusammen als er das leises Fluchen seines Kumpels vernahm.

"Verdammt Ren du Idiot!"

Nach dieser kurzen Beschwerde steckte Horo das Heft in seine Tasche, strich sich kurz über die müden Augen, und rückte sein Stirnband wieder an die Stirn.

Ren allerdings hatte dieses Fluchen komplett falsch verstanden und ein mehr als nur unangenehmes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Sein schlechtes Gewissen flüsterte ihm das er zu Horo gehen, und ihn trösten sollte, schließlich nahm es an das Ren für den Gefühlsausbruch des blauhaarigen verantwortlich war.

Aber wie sollte er das anstellen? Er hatte keine Ahnung davon wie man einen Menschen beruhigt, geschweige denn tröstet! Es grenzte schon an ein Wunder das er es geschafft hatte Horo in der Halloween-Nacht zu beruhigen, obwohl er dort genau genommen auch nichts Großartiges getan hatte.

Ein Tor zustoßen, toll. Dachte sich Ren. Hier ist diesmal aber kein Tor. Und auch sonst nichts.. Du bist wirklich ein Idiot...

Leise schlich er an der offenen Tür vorbei, und ging ohne auf Horo zu warten, zu den anderen um ihnen beim Essen zuzusehen, ihm war eindeutig der Appetit vergangen.
 

Der Schultag verging für die sechs Freunde zwar so langsam wie immer, aber nichts desto trotz saßen sie gemeinsam im Wohnzimmer auf dem Boden - und hatten nichts besseres zu tun als sich zu streiten.

"Das könnt ihr vergessen, ich mach da nicht mit!" schimpfte eine junge Französin und war kurz davor in ihrer Muttersprache zu fluchen.

Wie lange ging das jetzt schon so?

An die 962 Sekunden, wenn Lyserg sich nicht verzähl hatte. Vor lauter Müdigkeit hatte er sich gar nicht erst auf den Streit eingelassen, und Yoh ging es nicht anders. Aber im Gegensatz zu dem braunhaarigen konnte er sich nicht einfach so gegen die Couch lehnen und einschlafen. Es war schon ein Wunder das er es im Klassenzimmer kurzzeitlich geschafft hatte. Schäfchen zählen war auch nicht empfehlenswert, hinterher würde er wahrscheinlich eher eine Woll-Phobie haben, anstatt genügend Schlaf zu finden.

Also hatte er beschlossen die Sekunden zu zählen die seine Freunde dazu brauchten um sich einig zu werden wer jetzt nicht bei "Twister" mitspielen müsse. Schließlich war es eines der unbeliebtesten Spiele überhaupt und nur zu Viert spielbar.

1 004, 1 005, 1 006...

"Hey Lyserg!"

Erschrocken fuhr der Angesprochen hoch und murmelte etwas von "1 007... Entschuldigung, ist etwas?" fragte er und hielt sich die Hand vor den Mund. Verschlafen gähnte er hinein, wobei sich kleine Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten.

"Wer soll deiner Meinung nach mitmachen?" wurde er von Ren, Hao und ausnahmsweise auch einmal Jeanne gleichzeitig gefragt.

Der junge Engländer seufzte nur frustriert auf.

---

Weiter 1 116 Sekunden später verdrehte Lyserg bereits seinen rechten Fuß, nur um ein ihm einigermaßen nahe liegendes gelbes Feld zu berühren, und ihm nachhinein fragte er sich, warum er überhaupt mit solchen Chaoten befreundet war.

Jeder von ihnen hatte eine Macke, eine große, um genau zu sein. Aber trotzdem waren sie irgendwie liebenswürdig. Aber alles Schöne hatte auch einmal ein Ende!

In England hätte er nie auch nur daran gedacht so ein Spiel zu spielen!

Sämtliche Gelenke schmerzten schon, und bei dem nächsten Ausruf von Hao - der sich zusammen mit Jeanne drücken konnte - "Rechte Hand, rot" lief er Gefahr sich in einem Knoten aus Armen und Beinen zu verstricken.

Vor lauter Müdigkeit bemerkte er überhaupt nicht das er mit seiner Hand nur ein Feld weiter hätte gehen müssen. Stattdessen suchte er nach einem anderen, und das eigentlich so praktische für ihn wurde von Horo beschlagnahmt.

Lyserg merkte dass er der Letzte war, fand aber schließlich doch noch ein Feld. Aber um an dieses zu gelangen müsste er wohl oder übel Yoh unter sich begraben.

Seufzten streckte er seinen Arm aus, machte sich relativ wenig daraus das Yoh bedenklich seinen Rücken durchbiegen musste, und berührte schließlich das Feld mit seiner halben Hand.

Als der braunhaarige dies bemerkte schickte er einen missbilligenden Blick zu seinem Zimmergenossen, der diesen eben so trotzig zurückgab.

Schließlich war Yoh derjenige gewesen der ihn so lange wach gehalten hatte! Warum also sollte er Rücksicht auf ihn nehmen?

Außerdem war es so bequemer, was nicht nur daran lag das er seine Finger nicht verkrampfen musste. Nein, er war so Yoh viel näher als sonst und musste sich nicht einmal rechtfertigen...

Doch plötzlich riss ihn ein mittellautes Geräusch aus seinen Gedanken.

Nicht weiter schlimm, fand dieser, was er da eben gedacht hatte war ihm sowieso unheimlich.

Dieses Geräusch wollte aber nicht aufhören, wurde in seinen lahmen Ohren nur etwas aggressiver.

"Küche" Meinte Horo, schlängelte sich gekonnt aus dem Spiel und verlies ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Ok, das sollt Lyserg dann doch irgendjemand erklären.

"Du meinst wohl eher in einem unserer Zimmer." Korrigierte ihn das einzige Mädchen im Zimmer, der es egal schien dass Horo schon längst nichts mehr hören konnte. Auch sie erhob sich und war kurz darauf verschwunden.

"So blöd das klingt, ich sage es ist im Bad." Grinst Hao, deutete auf die drei weitern Jungen im Raum. "Schön artig bleiben und ja nicht aufgeben." Und damit war auch er verschwunden.

"Das Telefon war bis jetzt immer im Verbindungsgang zur Schule." Murrte ein leicht angefressener Ren, stand dann ebenfalls auf und ging zu seinem Zielort.

Lyserg blinzelte kurz, wandte sich dann so gut es ging zu Yoh. "Wir haben hier ein Telefon?" Fragte er total perplex.

Dieser nickte nur kurz. "Ich würde ja auch suchen gehen, aber es ist kein Raum mehr übrig."

Etwas überrascht über sich selbst grinste Yoh. Er wusste gar nicht das er lügen konnte, schließlich hatte er das immer so gut es ging vermieden. Aber alles in ihm war sich einig das es alles andere als praktisch wäre frei heraus zu sagen das er, trotz der unbequemen Haltung, doch zufrieden war und sicher nicht vor hatte sich von Lyserg wegzubegeben.

Wenn dieser schon mal nichts gegen seine nähe tun konnte musste man das ja nicht gleich wieder kaputt machen...
 

"Psychiatrie ,Warum bin ich eigentlich hier?', irgendwo nur nicht in nähe einer Zivilisationsgruppe, am Apparat. Wen wollen sie einliefern lassen?" Ren konnte es sich einfach nicht verkneifen, es war schon ein Wunder das überhaupt mal ein Anruf kam. Es passierte nur selten, was bewiesen wir durch die Tatsache das niemand so recht weiß wo das Gerät überhaupt steht, also musste man diese Gelegenheit einfach ausnutzen.

Er wusste selbst dass das äußerst kindisch war, aber wer sollte es denn schon erfahren?

"Onii-chan?" fragte eine leicht verwirrte Mädchenstimme am anderen Ende der Leitung.

Onii-chan? Großer Bruder? Wer konnte damit bitte gemeint sein?

Lyserg und Jeanne vielen von vornherein Weg. Schließlich werden Ausländer nicht japanisch angesprochen. Hao und Yoh waren soweit er weiß Einzelkinder, also blieb nur noch einer übrig.

"Pirika-chan?" Oh ja, Ren erinnerte sich an das quirlige Mädchen mit den gleichen blauen Haaren wie ihr Bruder. Er hatte sie einmal nach den Ferien getroffen, seitdem ging er jedem Verwandten seiner Freunde strickt aus dem Weg.

Er konnte diese Mädchen einfach nicht leiden. Und wer gab ihm bitte die Sicherheit das die anderen Familienmitglieder seiner Freunde nicht genauso schlimm waren?

Eine kurze Pause seitens des jungen Mädchens, dann erklang ihre Stimme wieder, die verständlichweiße einen grimmigen Unterton angenommen hatte.

Auch sie hatte jetzt die Stimme am anderen Ende erkannt und war alles andere als zufrieden. Sie konnte Ren genauso wenig leiden wie er sie.

"Gib mir Onii-chan, sofort." Befiel sie ihm, und Ren stellte sich die jüngere in einer vermeintlich angsteinflößenden Pose vor. Das ihm dieses Bild nur ein Grinsen auf das Gesicht schickte konnte sie zum Glück nicht sehen.

"Tut mir leid," meinte er ruhig, lies es so klingen als wäre sie begriffsstutzig, "wie soll ich sagen, er kann gerade nicht."

Ein weiteres Grinsen stahl sich auf sein Lippen als ihm jäh eine Idee kam...

"Und warum nicht?" Motze die kleine blauhaarige nur.

"Er ist leider viel zu erschöpft, ich hätte ihn wohl doch nicht so strapazieren sollen." Er lies seine Stimme so klingen, das es offensichtlich war das etwas an seiner Aussage nicht stimmte. Der junge Chinese versteckte sein Grinsen nicht mehr, es war besser dass sie hörte wie er sich amüsierte. Schließlich sollte sie es ja missverstehen.

Geschockt, verwirrt und auch leicht panisch frage sie sofort nach "Was hast du mit Onii-chan angestellt? Falls ihm irgendetwas passiert sein sollte dann warne ich dich nur einmal!" Knurrte sie schon fast in den Hörer.

Typisch verwöhnte Göre, schoss es ihm durch den Kopf.

"Ich bitte dich, ihm hat sein Geschenk doch bestens gefallen!" empörte sich nun Ren, stockte danach kurz. Das war jetzt eine andere Situation als vorhin, sollte er seinen Plan durchziehen würde Pirika den blauhaarigen irgendwann darauf ansprechen.

Der schwarzhaarige überlegte kurz, stellte dann Vergnügen über Vernunft und bemühte sich um eine lasziv klingende Stimme, was ihm seltsamerweise nicht schwer viel.

"Sonst hätte er doch Einwände gebracht wie ,Was materiales würde mir besser gefallen' oder ,Ich bin nicht schwul'."

Für einen Augenblick war alles still, dann konnte er einen dumpfes Geräusch hören was ihm zeigte das sie den Hörer fallen gelassen hatte.

Unverholen grinste er ins Telefon als sie das Gerät wieder aufhob.

"Stimmt etwas nicht?" Ren versuchte gar nicht erst unschuldig zu klingen.

"D..du lügst doch" erhielt er eine nicht gerade überzeugende Verteidigung. Ihrer Stimme zitterte und klang mehr als nur fassungslos. Vielleicht würde ihn Horo dafür hassen, aber dem jungen Chinesen war das im Moment egal. Und ferner würde der blauhaarige dann auch nicht mehr wegen ihm weinen müssen, denn das wollte er nicht noch mal miterleben.

Er hatte sich nur widerwillig eingestanden dass es ihm Leid tat, und zwar alles. Alle Momente in denen er gemein, unfreundlich und abweißend zu seinem Freund war.

"Du hast nicht mit Onii-chan ge..." sie stockte, wollte nicht aussprechen was sie nicht glauben wollte, "Das kannst du nicht getan haben!" Fügte sie ziemlich hysterisch hinzu.

"Mir fällt gerade ein das ich Hao noch was sagen muss." Grinste Ren ohne weitere Rücksicht. "Er braucht sich überhaupt keine Katze zulegen, Horo schnurrt viel lauter als so ein Fellball." [Sorry Horo-kun *mexxlerin meint* *winkz* Ich konnte es einfach nicht lassen *drop*]

Nachdem er kurz der jetzt eindeutig entsetzten Stille gelauscht hatte legte er wieder auf. Frei nach dem Sprichwort ,Man(n) soll aufhören wenn es am schönsten ist'.

Ein paar Sekunden später ging die Tür auf und ein Kopf mit blauen Haaren funkelte ihm neugierig entgegen. "Wer war dran?"

Ren konnte einfach nicht anders. Er lächelte seinem Kumpel - oder war er doch mehr geworden ohne das er es bemerkt hatte? - entgegen.

"Hat sich verwählt." Meinte er knapp, schnappte sich den Kragen des Älteren und zog ihn zurück ins Wohnzimmer.

An der anderen Eingangstür zum besagten Zimmer standen Hao und Jeanne und wussten nicht recht was sie von der Szene die sich ihnen darbot halten sollten.

Aber ein Grinsen auf Haos, und ein gleichgültiger Blick bei Jeanne, die sich kurz danach auch ihren Gesichtern abzeichneten sprachen für sich.

Ren folgte ihren Blicken und schmunzelte.

Vor ihm auf dem Twisterfeld lag Lyserg quer über Yoh. Beide hatten ihre Gliedmaßen vom Spiel noch merkwürdig angewinkelt, waren aber trotzdem still und friedlich eingeschlafen.
 


 

Maaahhhaaannn ist schon wieder so lang geworden ><'''''' Ich bitte vielmals um Entschuldigung das schon wieder jemand geheult hat *drop*

Stand der Dinge: Wir haben in der Geschichte Ende November, drei Leute (Hao, Yoh und Horo) sind sich darüber im Klaren das sie verliebt sind. Zwei ziemlich verwirrte (Ren und Lyserg). Und jemanden über den ich mich nicht äußern möchte (Jeanne).

Noch was: 100 KOMMIS!!! Ich glaub mir fallen gleich die Augen aus O_O !!!!!!!!!!!

VIELEN VIELEN DANK AN ALLE!!!!!!! Ich seid die Größten!!!
 

Jahna

Seltsames Gefühl

Ein kleiner Junge stand wie jeden Freitagnachmittag in der Küche.

Dieser Freitag war der letzte Schultag gewesen. Bevor der Junge das Haus verlies und in die mittlerweile siebte Schule in drei Jahren ging, hatte er einen Zettel auf dem Tisch gefunden: Sei so nett und koch heute für drei!

Unter dieser Bitte war ein kleiner Smiley mit langen Haaren gezeichnet.

Der braunhaarige Junge seufzte während er ein Haarband nahm und seine eigenen langen Haare zusammen band.

Er konnte es sich denken warum sein Vater diese Nachricht jeden Freitag aufs Neue schrieb.

Wenn er das nämlich nicht tat beachtete Hao die Tatsache das seine ‚Stiefmutter’ am Wochenende immer mit seinem Vater zusammen nach Hause kam nicht. Sonst kam Suési immer einige Zeit später, meistens sogar erst tief in der Nacht wieder und hatte dann bereist etwas in der Stadt gegessen.

Oh er hasste diese Frau!

Sie maßte es sich jedes Mal, wenn er sie sah, an seine Mutter zu spielen.

Warum konnte sie denn nicht akzeptieren dass er keine Mutter wollte?

Weder seine leibliche, noch irgendeine andere dahergelaufene! [Wer jetzt überhaupt keinen Peil hat sollte den Schluss von ‚Personal Adonis’ nochmals lesen]

Für seine zwölf Jahre war er doch ein recht guter Koch, also bereitet er eine Nudelsuppe vor. Mit extra viel Zwiebeln versteht sich, die konnte Suési nämlich überhaupt nicht leiden.

Still grinst der Junge vor sich hin, es würde noch etwas dauern bis sein Vater von der Arbeit kam. Es blieb also genug Zeit um sein Lieblingsspiel zu spielen.

Dieses Spiel war sehr simpel, und vor allem sehr wirkungsvoll: Suési’s liebste Sachen verstecken.

Seit diese unausstehliche Frau ihm seinen Vater weggenommen hatte spielte er nun dieses Spiel.

Suési mag zwar wirklich nicht die Ordentlichste sein, aber als es zu Gewohnheit wurde das sie am Wochenende nie etwas finden konnte machte Hao’s Vater dann doch stutzig. Anfangs hatte er ihn noch bestraft, später dann ermahnt, aber seit gut einem halben Jahr hatte er sogar aufgehört Hao darum zu bitten mit diesem Spielchen aufzuhören.

Nachdem er mit der Suppe fertig war, stellte er die Herdplatte ab und verteilte den Grossteil des Inhalts auf zwei Schalen.

Sollte diese Person doch aus dem Topf essen, das Geschirr war viel zu Schade für sie.

Sein Vater hatte sich in dieser Stadt eine Wohnung mit nur einem Geschoss ausgesucht, was gegen seinen eigenen Geschmack verstieß. Aber seine liebste, wunderbare und zuckersüße Suési hatte langsam genug vom ewigen Treppen steigen, darum eine Wohnung auf nur einen Ebene.

Schon wieder ein Punkt den sein Vater dieser Frau nachgab. Warum merkte er denn nicht dass dieses Weib ihn verdirbt? Er war doch der Erwachsene von beiden, also warum merkte er das nicht?

Zielstrebig steuerte er auf das gemeinsame Zimmer der beiden an.

Hao widmete sich in letzter Zeit häufiger solchen Gedanken. Er hatte sogar schon überlegt eine Liste zu erstellen was für dämliche Sachen sein Vater tat nur damit es dem Prinzesschen auch ja an nichts mangelte. So übel fand er die Idee nicht, vor allem weil er diese Liste dann rein zufällig auf einem Tisch vergessen könnte...

Dagegen entschieden hatte er sich eigentlich nur aus einem Grund: Er wollte nicht ausprobieren ob man vor Wut platzen kann.

Ohne zu zögern machte Hao die Tür zu dem Schlafzimmer auf und erblickte sein wütendes Ebenbild, das durch einen großen, mit Delphinen verzierten Spiegel zu ihm zurück reflektiert wurde.

Schnell wand er sich ab.

Weder er noch sein Vater konnten Delphine leiden!

Eine neue Welle von Zorn stieg in ihm auf als sein Blick auf lauter kleine Delphin-Figuren aus blau gefärbtem Glas viel.

Das musste seinen Vater doch krank machen! Warum merkte er nicht endlich dass diese Frau ihn nur ausnutze? Warum merkte er nicht dass diese Frau ihn nicht einmal mehr liebte?

Natürlich, anfangs was sie schwer ihn seinen Vater verknallt gewesen, aber Hao hatte gemerkt das sich das nach gut einem, höchstens zwei Jahren wieder gelegt hatte.

Nachdem seine Mutter abgehauen war hatte sich der langhaarige darin geübt andere Menschen zu durch schauen.

Damit ihm so eine große Enttäuschung nicht noch einmal passierte.

Suési war wirklich nicht schwer zu durchschauen gewesen: Kleines verwöhntes Balg, das nicht mehr lang von Paps großem Bankkonto zehren darf. Also wird schon mal vorgesorgt und Japans beliebtestes und erfolgreichstes Männer-Model abgeschleppt. Dazu noch ein paar besserwisserische Sprüche über den verbitterten Sohn und angedeutetes Mitleid um zu beweisen dass es ihr ja sooo ernst mit ihm war.

Hao hätte seinen Vater wahrscheinlich darauf angesprochen, wenn er es nur früher bemerkt hätte. Diese Frau hatte wirklich gute schauspielerische Talente, aber nach zwei Jahren Geschmalzte das sich Hao anhören durfte hatte er es dann doch endlich bemerkt.

Wie sein Vater diese Frau sah wusste Hao nicht, er war bis jetzt der einzige Mensch den er nicht durchschauen konnte.

Vielleicht hin er ja genau aus diesem Grund so an seinem Vater? Er war eben immer noch ein Kind, das von einem Geheimnis, welches sich um sich herum abspielte fasziniert war und nicht davon wegkommt.

Ja, Menschen die man liebt kann man nicht durchschauen.

Nun musste er mit Suési auskommen, denn er traute sich schlicht und einfach nicht sein Vater seine Gedanken zu sagen.

Ihn quälte die Angst dass er dann auch noch abhauen wurde, so wie es schon seine Mutter getan hatte.

Nun stand er mitten in dem Raum, überlichte sich was die Furie am meisten aufregen würde wenn es plötzlich fehlte.

Schnell viel ihm auf, dass das für seinen Vater und Suési’s Verhältnisse, das Bett viel zu ordentlich war. Beide hielten nichts von aufräumen und Ordnung halten, aber heute war es perfekt gemacht.

Ohne zu überlegen trat er näher an das Bett und entdeckte ein kleines schwarzes Kästchen auf der Seite mit dem vielen Make-up Zeugs.

Im Unglauben darüber das sein Vater wirklich so ein Idiot sein konnte streckte er eine leicht zittrige Hand nach diesem Kästchen aus.

Hao hoffte inständig das er zu viele Schnulz-Kuschel-Knutsch-Filme gesehen hätte und sich das alles nur einbildete, aber kurz nachdem er es geöffnet hatte und ihm ein Rubinring entgegen blinkte, sank er auf seine Knie.

Er wollte sich aufregen.

Er wollte schreien.

Er wollte seinen Vater auf dem Idioten-Jahrmarkt verkaufen und dieses Weib dem Teufel schenken, aber sämtliche Reaktionen blieben aus.

Fast schon hektisch drehte er die kleine Schatulle in seiner Hand. Immer wieder reflektierten die drei kleinen Steinchen das Tageslicht in seine trüben Augen.

Es gab ein leises ‚Klack’ Geräusch als das Kästchen wieder zusammenklappte.

Erst halbherzig, dann aber kräftig drückte er den Ring samt Ummantelung an seine Brust. Langsam sog er so viel Luft wie möglich in seine Lungen und blies sie nach einigen Augenblicken wieder aus.

Es ist eine Schande das er schon so früh so enorm leidet, er kommt mir teilweise wie ein Erwachsener vor, aber auch wie ein Kind das Liebe braucht.

Entsetzt sprang Hao auf als er Suési’s Stimme in seinem Kopf widerhallen hörte. [Ich kann nur noch mal Autoren-chan’s ersten Kommentar empfehlen]

Als sie diesen Satz zu seinem Vater sagte hatte er nicht verstanden was sie damit meinte, aber jetzt...

Er wunderte sich selbst warum er gerade in diesem Moment so ruhig war, aber er verschwendete nur einen sehr kurzen Moment an diese Verwunderung.

Das Kästchen schob er in seine Hosentasche und griff nach der Kosmetik auf den Nachtkästchen. Er öffnete den blutroten Lippenstift, schrieb mit großen Buchstaben ‚Einer geht, ...’ auf ihre schneeweiße Decke und breitete diese auf dem Boden aus.

Mittlerweile doch etwas aufgekratzt lief er zu den kleinen Delphin-Figuren, nahm eine besonders kitschige und schmiss sie mit voller Wucht gegen den geschmacklosen Spiegel. Dieser Figur folgten noch mehr als die Hälfte die diese abartige Person besaß.

Mit wirschen und willkürlichen Bewegungen trat er die Scherben sodass sie einigermaßen über die Decke verstreut liegen blieben.

Natürlich achtete er darauf keine Habseligkeit seines Vater zu beschädigen, schließlich änderte diese Entdeckung nichts an seinem Verhältnis zu ihm, er wollte nur demonstrieren dass er diese Frau nicht ausstehen konnte. Durch kleine Andeutungen schien sein Vater dies ja nicht begreifen zu wollen.

Er atmete nochmals tief ein uns aus, hielt dann Ausschau nach einer Uhr. Sein Vater würde erst in einer viertel Stunde hier ankommen, also blieb noch etwas Zeit.

Schnell lief er in sein Zimmer, zog sich dort ein weiters Shirt und einen Pullover über. In seinen Rucksack packte er hinterher alles Essbare was er finden konnte. Er kritzelte auf einen Zettel ‚... und scheinbar muss ich es sein’, faltete ihn klein und steckte ihn neben den Ring in das Kästchen.

Als er an die Haustür kam konnte sein Timing nicht besser sein. Sein Vater war gerade dabei die Tür aufzuschließen. Kaum hatte er diese geöffnet stürmte Hao an ihm vorbei, lies währenddessen das Schmuckkästchen fallen.

Wahrscheinlich hatte sein Vater ihm etwas nachgerufen, aber er verdrängte die verwirrten Worte. Er rannte hinaus auf die Straße, noch war kein Schrei oder etwas Ähnliches zu hören. Stur lief er gerade aus, bis er sich auf einer Bank in einem abseits liegenden Park niederließ.

Allmählich wurde seine Atmung wieder langsamer und er lehnte sich zurück.

Er warf einen Blick in den blauen Himmel indem er nur eine einzige kleine Wolke entdecken konnte.

So fühlte sich es sich also an wenn man weglief... Seltsames Gefühl.
 

“Seltsames Gefühl, so nach all der Zeit.“ Nuschelte ein braunhaariger Junge und strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht.

Er hatte seit vier Jahren keine Post von seinem Vater bekommen, und selbst damals waren die einzigen Umschläge mit nichts weiter als Geldscheinen bestückt.

Der Umschlag schob einige Beulen, sein Vater musste wohl kleinere Gegenstände mitverschickt haben.

Ohne weiter auf seine doch etwas verdutzen Freunde zu achten schloss er sich in seinem Zimmer ein.

Bedächtig legte er das Kuvert auf den Schreibtisch, setze sich zögernd auf den Stuhl davor.

Solle er den Brief zurück an den Absender schicken? Oder so tun als ob er auf dem Weg hierher verloren gegangen wäre?

Oder sollte er ihn wirklich öffnen?

Hao seufze laut auf. So unschlüssig war er seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen.

Bedächtig schlug er den Kragen seines grau-schwarzen Rollis weiter nach oben und zog die Ärmel über seine Handflächen. [Bishounen in engen Rollkragenpullis *__*]

Für Anfang Dezember war es doch etwas sehr kalt. Er schlang seinen linken Arm um seinen durchtrainierten Bauch.

Mit einem Mahl war ihm schlecht.

Er verstand das nicht, über vier Jahre hatte sein Vater es nicht nötig gehalten sich richtig bei ihm zu melden, es war zwar umgedreht nicht anders, aber warum jetzt plötzlich?

Geld war es sicher nicht, das bekam er mittlerweile über ein Bankkonto, und dafür war der Umschlag viel zu klein und dünn.

Bevor sich das unangenehme Bauchgefühl verschlechtern konnte beschloss er den Brief doch zu öffnen.

Tief holte er Luft, riss dann mit einem Ruck eine Seitenkante ab.

Heraus viel eine gefaltete Karte.

Er lies den Umschlag auf den Boden fallen und schlug die Karte auf. An die eine Seite war ein kleiner zerrupfter Zettel geklebt auf dem er unschwer seine eigene miese Handschrift erkennen konnte.

’... und scheinbar muss ich es sein’

Darunter, in einer ebenso miesen, aber doch etwas anderen Handschrift standen wenige Worte: Das hätte ich nicht zulassen dürfen.

Auf der anderen Seite hatte sich sein Vater genauso kurz gefasst: Ich hoffe du kannst besser entscheiden wem er steht.

Ungläubig schüttelte Hao den Kopf.

Was sollte das den wieder bedeuten?

Nach einigen Momenten des Grübelns wurde er von einem hämmern an der Tür gestört. „Hao! Das Zimmer gehört nicht dir alleine!“

Ein leichtes lächeln stahl sich auf die Gesichtszüge des Älteren als er sich Horos wütendes Gesicht vorstellte, verschwand aber schnell wieder als Hao seine Verwirrung mit Wut überspielte.

“Schnauze!“ fuhr er seinen Zimmergenossen an, sollte der doch später wiederkommen.

Die heftigen Proteste seitens des ausgesperrten blauhaarigen ignorierend, fischte er nach dem Umschlag. Kaum hatte er ihn aufgehoben viel eine dünne Goldkette aus dem Kuvert.

An dieser Kette hing ein Ring.

Ein Rubinring.

Hao war äußerst froh seinen Zimmerkameraden ausgesperrt zu haben, denn sein starrer Blick auf das Kettchen und der im Unglauben etwas geöffnete Mund mussten ein Bild für die Götter abgeben.
 


 

Ich melde mich zurück, ich hatte meinen Abschluss und hab dann noch Sommerschlaf gehalten XD

Ok ok, das is ne doofe Erklärung, aber ich hatte einfach nicht di Muse weiterzumache, bin auch viel zu sehr von anderen Sachen abgelenkt *drop* deswegen is des auch nur so wenig.

Eigentlich hatte ich ja vor nur den oberen Flashback in eine längers Kapi zu integrieren, aber hätte ich das gemacht hättet ihr erst im Februar 2011 wieder von mir gehört....

Vielen Dank das es euch noch gibt!! *verbeugt* Und wenn es euch nicht mehr gibt tut mir das schrecklich leid TT
 

Dat Autoren-Jahna-chan



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Von:  Meiri
2006-11-17T21:16:14+00:00 17.11.2006 22:16
GYAAAAHHHHH!!!!X_______________x
ENDLICH GEHTS WEITER!!!
*halb tot freu*
haaaaach,ich liebe diese ff so!=3
XDDDD
dioten-jahrmarkt und dem teufel schenken!*das so geil fand*
das kapi is voll genial^^
Meiris innere stimme(*sakura immitir XD)genug geschleimt jetzt uu'
Meiri:das war mein ernst!ó,o'''
ok^^
also ich hoffe es geht bald weiter
*voll gespannt desu*
bis denn
den fan meiri
Von:  gazerock5
2006-09-26T16:28:41+00:00 26.09.2006 18:28
ich hoffe du schreibst super schnell weiter =D
das is einfach spannend!!! mach weiter so!!!!! =)
Von:  Misato-6
2006-09-19T13:46:44+00:00 19.09.2006 15:46
Ich kann mich mal wieder nur anschließen. Das war ein echt gutes Kapitel und ich hoffe du schreibst schnell weiter.

Misato
Von:  Dark-Angel132
2006-09-16T15:31:32+00:00 16.09.2006 17:31
Super Kapitel
Schreib schnell weiter ja? Ich bin nämlich sehr gespannt wie es weiter geht!
HDGDL deine Seira-chan132
Von: abgemeldet
2006-09-04T18:08:58+00:00 04.09.2006 20:08
das Kap is eifach klasse, *bg*
aber eins möchte ich bestätigt haben du schreibst noch weiter oder. wen ja was macht Hao mit dem Ring???
Von: abgemeldet
2006-09-03T16:31:30+00:00 03.09.2006 18:31
hi ^^ geniales Kapi! wegen der Sommerpause: ich finde dass das ne sehr gute und verständliche Ausrede ist! (*schleim* XD neeeein) wer selber unproduktiv ist, sollte niemanden anderen anklagen!
Und es ist zwar schade, dass das Kapitel so kurz ist, aber dann kann mans wenigsten dreimal lesen XDDDDD
Freue mich schon auf Fortsetzung!
Mach weiter so tolle Kapis!
Von:  ponyboy
2006-09-02T22:15:15+00:00 03.09.2006 00:15
Tolles Kapi
Schreib bitte schnell weita !!!!
Von:  Jitzu
2006-09-01T14:44:32+00:00 01.09.2006 16:44
jaja, du hattest besseres zu tun als ff zu schreiben, wa? XD
zum beispiel mich mit FFVII zulawern und mit mir in meim zimmer ganz chillich GB zu schaun *rumkuller*
dafür, dass du nur gemeint hast, du knallst den leser-chans n 2000-wörterkappi hin - was ja mal *etwas* hart ausgedrückt war - isses doch gut geworden^^ du machst dich selbst immer so runter kaa-san (ups! ich hab nix gesagt^^""")
könntest ma bei der ygo-ff weiterschreiben.*ungeduldiges beta-chan desu*
lüb düsch! fühl dich geflauscht XD

~Jitzu~

P.S.: das kaa-san da oben hast du dir NUR EINGEBILDET!!!8>.<8
Von:  Sammelbegriff
2006-09-01T14:30:34+00:00 01.09.2006 16:30
Juhuuuuuu!
*trotz Orientierungslosigkeit das Kap gefunden hat*
Das war so ein schönes Kapitel!
Wo Hao diesen Zettel geschrieben hat, musste ich sogar anfangen zu heulen... TT Wo dann der Rubinring aus dem Kuvert fiel, erst recht... TT-TT
Aber mal im Ernst: Sommerpause ist echt 'ne bekloppte Ausrede, ich hab sie auch benutzt und keiner glaubte mir... _ _'' Wer hat denn die empfohlen??? Oo
Mach bloß weiter so, und widme dich fleißig Horo und Ren, okay??
Bitteeeeeeeeeeeee!
*Autoren-chan durchknuddelt*
Und wenn du das nicht machst, dann muss ich dich noch länger knuddeln...
*knuffz*
*wegwuselt*

Hyacia
Von: abgemeldet
2006-09-01T12:53:32+00:00 01.09.2006 14:53
boah ey geil das es endlich weitergeht^^
cooles kappi, aber halt kurz^^(nya, ich machs auch net besser^^)
nya, was ich sagen wollte.

'Heraus viel eine gefaltete Karte.
Er lies den Umschlag auf den Boden fallen und schlug die Karte auf.'
> wenn du fallen mit 'f' schreibst, solltest du vielleicht die vergangenheitsform auch mit 'f' schreiben^^


nya, voll cool das kappi. ^^
Awis


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