Ich Bin Zurück, Ich Bin Frei
Eines Morgens ist mir klar geworden, dass ich nicht gut schreiben kann und dass es nicht von Interesse sein kann, wenn ich meine Probleme unbeholfen in meinen Rechner tippe. Es gibt wichtigere Dinge als das, es ist weder meine Berufung, noch mein Talent noch meine Leidenschaft.
Jetzt höre ich Musik. Eine vertonte Geschichte, persönlicher Ballast, auf Papier gebannt und durch Melodien zugänglich gemacht. Ein Schauer jagt durch meinen Körper, ich lese die Texte, höre die Musik und ich verstehe, dass es egal ist, dass meine Texte nicht von Bedeutung sind. Meine Finger beginnen zu jucken und ich weiß jetzt, wie dumm und verunsichert ich war.
Ich will doch schreiben, also schriebe ich, so einfach ist das.
Ich muss keine Weisheit produzieren, keine perfekten ästhetischen Werke, durch kunstvolle Entfremdungen unpersönlich gemacht. Es sind meine Worte, also dürfen, müssen sie das auch sein.
Scheiß auf die Länge, scheiß auf den Tonfall, auf Symbole, Metaphern, Bilder, Stilmittel, Form, Stimmung. Es sind meine Worte und vielleicht werde ich sie hassen, wenn ich sie irgendwann mal wieder lese, oder korrigiere, oder ich werde sie lieben.
Solange ich die Stimme in mir höre, Worte, Sätze, Fragmente, die sich in meinem Kopf formen, werde ich schreiben. Für mich.
Euch kotzt es an, von seelischem Ballast anderer überschwemmt zu werden? Verdammt, dann hasst meine Texte, hasst sie einfach. Darum schreibe ich jetzt und endlich, endlich, endlich, endlich, endlich fühle ich mich wieder echt.
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So I wait for the day when I'll hear the key as it turns in the lock and the guard will say to me, "Oh my patient prisoner you have waited for this day and finally ... you are free! You are free!
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(Bright Eyes, "From a Balance Beam" ( vom Album "Lifted or the Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground")
Danke fürs Zuhören,
Susi