Broken Dreams von abgemeldet (Koproduktion mit De-chan) ================================================================================ Kapitel 3: Deine Wache ---------------------- Mehrere Tage vergingen, und die Wachen am Bett des nach wie vor bewusstlosen Sanji wurden für die Crew der Flying Lamb zu einer ebenso wichtigen Aufgabe wie die Wache im Krähennest. Vielleicht sogar zu einer wichtigeren. Fast alle beteiligten sich daran, jeder eine Schicht, dann der nächste. Auf andere Bedürfnisse nahmen sie nur in den seltensten Fällen Rücksicht. Dass Sanji wieder auf die Beine kam, hatte höchste Priorität. Die ganzen drei Tage hindurch hatte man Zorro nur Hanteln stemmend auf dem Hauptdeck sitzen sehen. Egal welches der wechselhaften Wetterphänomene über die Lamb hereingebrochen war, der Schwertkämpfer hatte Tag und Nacht verbissen durchgeackert. Er hatte sich nicht dazu durchringen können, nach unten zu gehen, ins Mädchenzimmer, wo Sanji lag, bewusstlos, wie er von den Anderen gehört hatte. In ihm sträubte sich alles dagegen, den Koch in diesem Zustand zu sehen. Ihm war bewusst, dass er sich damit nicht gerade den Respekt der restlichen Crew einhandelte, aber er konnte es einfach nicht. Es war am Abend des dritten Tages, als Ruffy schweigend auf ihn zutrat, den Hut, dessen Schatten seine Augen verdeckte, tief ins Gesicht gezogen. Er lächelte nicht. Als sein Schatten auf Zorro fiel, wand dieser nur leicht den Kopf, den Kapitän mit einem Blick streifend. Ohne Umschweife packte dieser den Grünhaarigen am Kragen und schleuderte ihn in einer fließenden Bewegung unter Deck. Eigentlich war es seltsam, dass Zorro sich gegen diese Behandlung nicht wehrte, doch er hatte einfach die Hanteln fallen lassen, als Ruffy ihn packte und zum Wurf ansetzte. Mit einem lauten Poltern krachte Zorro an der Wand des Laderaums, machte auch hier keine Anstalten, den Aufprall zu mindern. Einige Augenblicke blieb er so liegen, ehe er sich langsam in die Höhe stemmte, Arme und Beine streckte. Wider Erwarten hatte er auf seinem Weg nach unten nicht das Holz geschlossener Türen durchbrochen. Scheinbar gab Ruffy sich diesmal keinem unkontrollierten Wutausbruch hin, sondern machte nur einen Standpunkt klar, den er mit seinem fröhlichen, ausgelassenen Alltagswesen nicht hätte zum Ausdruck bringen können. Auch Ruffys Stimme war jene, die er sonst nur verwendete, wenn er gezwungen wurde, eine Situation selbst zu kalkulieren: "Deine Wache." Der Schwertkämpfer blickte seinen Kapitän nicht an, als er sich der Falltüre zum Mädchenzimmer zuwand, die in den letzten Tagen immer offen gestanden hatte. Er zögerte einen Moment, starrte die steile Treppe hinab. Ruffy hatte recht. Sanji war ein Kamerad, ein Freund. Er sollte bei ihm Wache halten. So wie sie alle es taten. Einen stummen Fluch ausstoßend machte er den ersten Schritt, stieg langsam hinab. Es war lächerlich. Hatte er etwa Angst davor, Sanji bewusstlos, regungslos zu sehen? Zorro und Angst... das waren immer schon nicht miteinander vereinbare Konzepte gewesen. Und doch... es jagte ihm eisige Schauer das Rückgrat hinab. Bis er ihm gegenüber stand: Sanji, in Namis Bett. Eine Situation, die ihm sicher gefallen würde, schoss es dem Schwertkämpfer in einem spontanen Anfall von Sarkasmus durch den Kopf. Wüsste er davon... Doch er wusste nichts davon. Er hatte es bisher nicht einmal mitbekommen. Die Stille, die den ganzen Tag über herrschte, war zu einem Zustand geworden, der den Bordalltag seit jenem Angriff geprägt hatte. Keiner sprach zuviel, selbst Ruffy fiel es ganz offensichtlich schwer, zu seinem fröhlichen Selbst zurückzufinden. Ihr Kapitän hatte in den letzten Tagen eine Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt, die sonst Kämpfen gegen Gegner vorbehalten war, die ihm weit überlegen waren - nicht solchen armseligen Idioten wie denen, die sie niedergemacht hatten. Hier unten war nun das Zentrum dieser Stille, und selbst Zorro konnte sich nicht dagegen wehren, das wahrzunehmen. Das Geräusch von Sanjis etwas zu tiefen Atemzügen nahm den ganzen Raum ein, statt Orangen roch man Gips und Peroxyd. Das linke Bein des Kochs war bis über das Knie an eine mühsam angepasste Schiene gebunden worden - Chopper wollte in jedem Fall vermeiden, dass Sanji gerade dort irgendeinen Schaden zurückbehielt, den er vermeiden konnte. Ansonsten sprach nur noch ein leichter Verband um den Kopf von den Ereignissen der letzten Zeit. Die Farbe war in seine Züge zurückgekehrt, jedoch nach wie vor keine Regung. Wo auch immer er sich in Gedanken befand: Er schien nicht willens zu sein, zu diesem Zeitpunkt in die Realität zurückzukehren. Trotz des penetranten Geruchs, verbrachte Zorro gleich drei Wachen hintereinander in dem kleinen Zimmer, als wolle er sein Verhalten der letzten Tage wieder gut machen. Ruffy hatte ihm - auf Befehl Namis hin, wie es klang - irgendwann seine Hanteln gebracht, ansonsten hätte der Schwertkämpfer wohl die ganze Zeit mit Grübeln verbracht. So konnte er wenigstens Grübeln und seine Muskeln trainieren. Ebenso sehr wie er den Anblick des daniederliegenden Kochs die ganze Zeit über gemieden hatte, so sehr zog ihn dieser Anblick nun an. Und mit diesem Anblick regte sich ein unwillkommenes Gefühl in ihm: Schuld. Hätte er den Typen nicht die Kanten hinunter befördert, sondern ihm gleich da oben den Gar ausgemacht. Aber nein, er hatte ja seinen Spaß mit dem Heini haben müssen. Und der war auch noch unverletzt geblieben. Ein grimmiges Lächeln erschien auf dem Gesicht des Schwertkämpfers, verweilte jedoch nicht lange. Na ja... jetzt wünschte der Typ sich sicher, er hätte sich bei jenem Sturz das Genick gebrochen. Außerdem: Sanji würde sicher bald aufwachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)