Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Kapitel 16: 16. Zwischen den Fronten ------------------------------------ 16. Zwischen den Fronten "Meine Güte, Dumbledore! Haben Sie den armen Jungen schon wieder gegen Drachen kämpfen lassen?! Wenn ich mir das so anschaue, sind mindestens zwanzig Prozent seiner Haut verbrannt ... Ein Wunder, dass Miss Riddle nur leicht verletzt wurde." Mariah blinzelte leicht, als sie Madam Pomfreys aufgeregte Stimme vernahm. "In Hogsmeade sind Seelenpeiniger aufgetaucht, Poppy ..." "Was?! Noch schlimmer als Drachen!" "Schlimmer?", ertönte Rons Stimme im Unglauben. "Oh ja, viel, viel schlimmer", bestätigte Madam Pomfrey. "Lassen Sie mich mal bitte hier ran, Miss Granger -" "Ja, Verzeihung - Aber warum sind Seelenpeiniger denn so viel gefährlicher als Drachen?" "Ich wunder mich doch sehr, Hermione, dass du noch nichts über sie gelesen hast." "Ich habe es versucht, Professor, aber die einzigen Bücher über sie gibt es nur in der Verbotenen Abteilung. Und soweit ich weiß, kommen sie am Ende der sechsten oder gar in der siebenten Klasse erst im Unter - Oh, Mariah!" Erst in diesem Moment öffnete Mariah ihre Augen, was durch Hermiones erfreuten Aufschrei auch sofort jeder wahrnahm. Wie allein schon Madam Pomfreys Anwesenheit es erklärte, lag sie im Krankenflügel und direkt an ihrem Bett standen Laura, Draco und Jason, welche zutiefst besorgt aussahen. Remus, Sirius, Hermione, Ron sowie auch die Krankenhexe samt Dumbledore waren bei Harry, der im Bett neben ihr lag. Sie erschrak zutiefst, als sie seinen verkohlten Umhang sah und die freigelegte Haut, welche rot und fleischig glänzte. Er war nicht bei Bewusstsein. "Wie geht es dir?", fragte Laura. Doch Mariah überhörte sie und versuchte aufzustehen, was Jason verhinderte, indem er sie mit sanfter Gewalt festhielt und wieder aufs Bett zog. "Was ist mit ihm passiert?", fragte sie fassungslos. "Weißt du gar nicht mehr, was passiert ist?" Mariah schüttelte leicht den Kopf. "Ich weiß nur noch ... dass die Seelenpeiniger uns angriffen ... und dann ..." Wie eine mächtige Welle schlugen wieder all die Worte, die Harry zu ihr gesagt hatte, in ihrer Erinnerung auf sie ein. Dementsprechend wurde sie leichenblass und begann auch, leicht zu zittern. Er hatte sie einfach nicht loslassen wollen und ihr auch noch solche widerlichen Dinge ins Ohr geflüstert. Es war genau wie ... Warum nur hatte er das getan und auch noch, als sie in solch einer Gefahr geschwebt hatten? "Mariah", sagte Remus leise und ging auf sie zu. Behutsam nahm er ihre Hand und sah sie eindringlich an. "Was auch immer du gehört haben magst, es ist nicht wahr." Vollkommen verwirrt sah sie den Mann an. Woher wusste er davon und wie meinte er es, sie solle Harrys Worte nicht ernst nehmen? "Das, was du da angeblich gehört hast, war bloß deine pure Angst. Durch das Kreischen der Seelenpeiniger hast du wie in einer Illusion nur das gehört, wovor du dich am meisten fürchtest." Zuerst konnte Mariah gar nicht so recht begreifen, was Remus ihr da soeben erklärt hatte. Doch wenn sie sich an all diese Dinge in letzter Zeit zurückerinnerte, erkannte sie, dass sie an diesem Vormittag tatsächlich ihre größte Angst gehört und gesehen hatte. Diese Erkenntnis nahm eine schwere Last von ihr, weswegen sie erschöpft seufzte. "Wie meinen Sie das?", wollte Laura wissen und sie war nicht die Einzige, die nicht so recht verstand, wie die Seelenpeiniger so etwas in einen auslösen konnten. "Das klingt doch eher nach Dementoren", erkannte Draco. "Und nach Irrwichten", ergänzte Hermione. "Ja, das hat auch einen gewissen Grund", seufzte Dumbledore leicht. "Vor unzähligen Jahren, als das Ministerium noch nicht eine solche Kontrolle über jedes Geschöpf unserer Welt hatte, haben Schwarzmagier rätselhafte Rituale mit schmarzmagischen Wesen durchgeführt. Einer von ihnen setzte sich das Ziel, ein neues Monster aus Irrwichten und Dementoren zu erschaffen ..." "Was ihm ja mit Bravur gelungen ist", murmelte Ron. Dumbledore nickte. Hermione verarbeitete schnell diese neuen Informationen und begriff so sehr schnell, welch einer Gefahr sie wirklich ausgesetzt gewesen waren. "Ich verstehe ... Seelenpeiniger rufen in einem die größten Ängste hervor ... so wie ein Irrwicht sie erkennt. Und das Kreischen der Seelenpeiniger lässt uns diese hören wie ein Dementor uns unsere schrecklichsten Erinnerungen wieder hören lässt ... Das ist einfach nur schrecklich ... Die Seele wird nicht 'nur' ausgesaugt ... Sie wird gequält und stirbt qualvoll", wisperte sie. Erschlagen von dieser Erkenntnis folgte eine angespannte Stille. Doch es gab noch einige ungelöste Rätsel. "Aber was war denn mit Hannah und Susan? Hannah hörte ja angeblich, wie sie von ihr beleidigt wurde, aber ob das ihre größte Angst war ...", bezweifelte Hermione. "Und dann auch noch Seamus und Collin - die beiden haben kaum etwas miteinander zu tun." "Es kommt darauf an, in welchem Umfeld man sich bei einem Angriff der Seelenpeiniger befindet und auch in welch einem seelischen Zustand. Dann hören Menschen fürchterliche Beschimpfungen von jemanden, den man kaum kennt. Und das Gekreische lässt den Hass rapide ansteigen. Dies wurde sogar schon bei Tieren beobachtet, die sonst ganz friedlich miteinander umgingen, sich dann aber in der Nähe von Seelenpeinigern geradezu zerfleischten", erklärte Remus. Hermione und Mariah wurden blass nach dieser Schilderung. "Was tun sie hier überhaupt? Sagten Sie uns nicht, dass sie vom Ministerium im Norden kontrolliert werden?" "Ja, Mr. Weasley, das ist seine Aufgabe", bestätigte Dumbledore ruhig. "Und entweder hat Fudge es geheim gehalten, dass die Überwachung an einigen Wachposten versagt hat oder er wusste es tatsächlich nicht. Immerhin sind sie bereits seit einem Monat frei von der Kontrolle." "Wo sind sie überhaupt hin?", wollte Mariah erfahren, da sie ja von ihrer Ohnmacht an nicht wusste, was geschehen war. "Sie sind verschwunden", erklang Sirius' Stimme nun. Er hatte fast die ganze Zeit über seinen Blick nicht von seinem Patensohn genommen, der schweratmend auf dem Bett lag. Madam Pomfrey hatte inzwischen seine ebenso verletzten Arme verbunden und trug nun mit aller Sorgfalt eine Salbe auf seine restlichen Brandwunden auf. Sie war eisblau und bei jedem Kontakt mit dieser seufzte Harry leise auf. "Einer hat Harrys Angriff auch nicht überlebt ..." Mariahs Augen weiteten sich. "Harrys ... Angriff?" "Ja", sagte Laura, "was denkst du, woher deine Verletzungen stammen?" Abgesehen von ihrer großen Erschöpfung registrierte Mariah erst in diesem Augenblick, dass auch sie verletzt war und einige Verbände um ihre Hände trug. Auch spannte stark ihre Haut am Oberkörper, am Hals und auch leicht am Gesicht. Sie blickte sich um zu einem Spiegel auf dem kleinen Tisch neben dem Krankenbett und entdeckte dort ihr mit geringen Brandmalen gezeichnetes Gesicht. Auch besaß es noch einen Hauch von Lila. Die Wirkung des Bonbons klang nun erst vollkommen ab. "Nach meiner Behandlung wird nichts mehr zu sehen sein, Miss Riddle", beruhigte Madam Pomfrey das Mädchen. Sie blickte wieder erwartungsvoll zu Dumbledore auf. "Was ist da mit uns passiert? Waren das die -" "Nein, Mariah. Seelenpeiniger beherrschen nicht die vier Elemente. Nur wenige besitzen die Macht und die Gabe dazu. Zu diesen gehörte einst auch Godric Gryffindor." Langsam glitt Mariahs ernster Blick wieder zu Harry. Sie konnte es kaum glauben, dass er wirklich solch eine Kraft ausgelöst und sie beide so sehr verletzt hatte. "Aber ... warum?", flüsterte sie. Remus, welcher noch immer ihre Hand hielt, beantwortete ihr auch diese Frage. "Nun, es gibt nur wenige Möglichkeiten, Seelenpeiniger zu vertreiben. Zum einen natürlich mit überaus mächtiger Magie, wie Harry sie durch Godric Gryffindor tief in sich verbirgt. Oder aber auch, wenn man die Illusionen als eine Lüge erkennt und auf sein eigenes Gefühl vertrauen kann. Harry konnte dies offenbar und somit entlud sich seine gesamte Energie auf einmal und völlig unkontrolliert. Er muss vollkommen überzeugt gewesen sein, dass das, was er gehört hat, nicht wahr ist." "Jetzt versteh ich auch, warum er währenddessen so laut 'Lüge' geschrien hat", murmelte Hermione nachdenklich und sah zu Mariah. "Und auch, warum du so hysterisch warst. Erst dachte ich, es wäre wegen des Seelenpeinigers über euch gewesen, aber nun ..." Der nachdenkliche Blick ihrer Freundin löste in Mariah ein unbehagliches Gefühl aus. "So, da Sie sie nun über die Situation aufgeklärt haben, sollte sie sich endlich ausruhen", bat Madam Pomfrey alle Beteiligten. Dumbledore, sowie die anderen nickten. "Wie lange müssen wir denn hier bleiben?", fragte Mariah. "Sie können morgen bereits wieder raus, aber Mr. Potter behalte ich lieber noch drei Tage hier", antwortete sie und schaute besorgt zu dem ohnmächtigen Harry. "Gewöhnliche Brandwunden kann ich eigentlich in wenigen Sekunden heilen, aber bei magischen Feuern ist dies anders." "Wir kommen heute Abend nochmal vorbei", versprach Remus Mariah, als er sich vom Bett erhob und mit den anderen den Krankenflügel verließ. Dass sie im nächsten Moment mitsamt der Krankenhexe und Harry allein war, drang nicht so recht zu ihr durch. Sie legte sich bald hin und verkrümelte sich mit einem Kloß im Hals unter der Bettdecke. Mit Scham graute ihr der Moment, an dem Harry davon erfahren würde, dass sie im Gegensatz zu ihm den Illusionen der Seelenpeiniger Glauben geschenkt hatte. *** "Gehen wir in unseren Raum, Süße?", fragte Draco zugleich, nachdem er mit allen den Krankenflügel verlassen hatte. Laura hörte jedoch nicht auf ihn, sondern wandte sich Remus zu. "Wissen Sie vielleicht, wo mein Vater und meine Großmutter sind?", fragte sie ihn. "Severus ist in eurem Haus, um einige Proben des getöteten Seelenpeinigers zu untersuchen", erinnerte sich Remus. "Und Arabella müsste in ihrem Büro sein." Laura bedankte sich und sah Draco daraufhin entschlossen an. "Ich gehe jetzt zu ihr, um die Sache mit dem Sorgerecht zu klären." Draco war etwas überrascht. Er sah ganz genau, wie erschöpft seine Freundin von dem Angriff der Seelenpeiniger und der Sorge um Harry und Mariah war. Und doch wollte sie sich erneut mit einem weiteren Problem befassen. "Willst du dich nicht erst ein wenig ausruhen? Oder lieber warten, bis dein Vater wieder hier ist, damit du es gleich mit den beiden klären kannst?" Laura schüttelte den Kopf. "Falls er es noch nicht weiß und es auf diese Art erfährt, dann wird ein Donnerwetter folgen ... Und vielleicht kann ich das auch schnell mit ihr klären, bevor alles ausartet." "Soll ich lieber mitkommen?" Draco wusste sehr gut, dass Laura ihre Probleme lieber allein löste, doch wollte er ihr, so gut wie er konnte, beistehen. "Darum wollte ich dich eh bitten", gestand sie ihm zu seiner Überraschung und offenbahrte ihm somit, wie sehr sie sich vor diesem ersten Gespräch seit langem mit ihrer Großmutter fürchtete. Draco nahm sanft ihre leicht zitternde Hand. "Dann gehen wir." Während sie sich einige Stockwerke nach unten zu Arabellas Büro begaben, überlegte Laura eifrig, wie sie dieses Gespräch überhaupt beginnen sollte. Vielleicht gleich mit der Tür ins Haus fallen oder es lieber langsam angehen? Immerhin wollte sie das Annäherungsgespräch nach solch einer langen Schweigezeit nicht zu einem Streit werden lassen. "Schatz, wir sind da", ertönte schließlich Dracos Stimme und sie standen tatsächlich bereits vor der Bürotür. Da Laura sich vor Nervosität nicht rührte, klopfte Draco an. "Herein." Die Stimme der alten Frau klang erschöpft und genervt, weswegen Laura zögerte, die Tür zu öffnen. Auch dies übernahm nun Draco für sie, so dass sie endlich eintraten. Arabella saß an ihrem Schreibtisch und blickte nicht zu ihren beiden Besuchern auf, sondern durchblätterte seelenruhig ein dickes Buch vor sich. Laura sah noch einmal unsicher Draco an, welcher zustimmend nickte. "A-Arabella?" Nun schaute die ältere Hexe auf zu ihrer Enkelin und wirkte dementsprechend leicht überrascht. Insbesondere auch über ihre Begleitung. Sofort schlug sie ihr Buch zu und erhob sich. "Kind", flüsterte sie und ging auf Laura zu. "Ich weiß, dass auch du heute in Hogsmeade warst; geht es dir gut?" Dafür, dass ihre Großmutter sie in den letzten Wochen fast vollkommen ignoriert hatte, war diese plötzliche Besorgnis doch sehr ungewöhnlich für die junge Slytherin. "Ja ... mir ist nichts passiert, aber dafür wurden Harry und Mariah angegriffen." Schon wandte sich Arabella wieder von ihr ab und stellte das Buch, dessen Cover mit Runen beschriftet war, zurück in das dazugehörige Regal. "Ja, die beiden hatten großes Glück. Dieses tote Vieh habe ich auch schon bewundern dürfen." Sie huschte zu einem kleineren Regel und zog aus einer vollen Akte flink die Skizze eines Seelenpeinigers hervor. "Ihr hattet wirklich Recht", murmelte sie. "Kaum zu glauben, dass Fudge solch eine Gefahr entgangen ist. Und es ist seltsam, dass sie ausgerechnet immer eure kleine Gruppe aufsuchen -" "Es ist auch seltsam, wem wir heute bei Professor Snape daheim begegnet sind", unterbrach Draco sie auf einmal. Zum zweiten Mal nahm Arabella ihren Blick von ihrer Arbeit und richtete ihn auf den Slytherin. Laura hingegen sah ihn ermahnend und ungläubig zugleich an. "Ach, wen denn?" "Oclo Quaplec ... Ich denke, der Name sagt Ihnen was." Dracos Stimme klang ruhig, doch seine Augen wirkten kalt und feindselig. Arabella legte die gerade noch so wichtige Skizze zur Seite und schürzte die Lippen. "Er ist der Leiter der Sorgerechtsabteilung im Ministerium", antwortete sie schlicht. Nun trat Laura vor. "Warum beanspruchst du auf einmal das Sorgerecht für mich?", fragte sie. Schweigend sah Arabella das Mädchen an. Ihre Augen wirkten auf den ersten Blick ausdruckslos, doch als sie schließlich antwortete, erkannte man in ihnen die selbe Bitternis wie in ihrer Stimme. "Auf einmal? Ich habe mich von Anfang an um dich bemüht ... Doch du hast mir ja deutlich gezeigt, dass du mich ablehnst und dich für deinen Vater entschieden ... " Arabella schnaubte abfällig wie ein alter Drache. "Und ich habe euch beiden versichert, dass das letzte Wort damit nicht gesprochen sei." Laura schauderte erneut durch den kalten Ton in ihrer Stimme, den sie insbesondere in ihrem hetzerischen Unterricht ausgeliefert gewesen war. "Was bezwecken Sie eigentlich damit? In weniger als einem Jahr wird Laura volljährig sein und bei ihrem Vater hat sie es bis dahin und darüber hinaus gut. Wollen Sie jetzt etwa, bloß, weil sie offenbar Ihren Stolz angekratzt hat, einen Kleinkrieg mit den beiden beginnen?", schnarrte Draco seine Lehrerin an. Entgeistert starrte Laura ihn an. Sie hatte ihn als Beistand gebraucht, nicht als jemanden, der die ohnehin schon angespannte Situation noch mehr anheizte. Sie hätte nach eineinhalb Jahren Beziehung wissen müssen, dass Draco sein Mundwerk nichtzügeln konnte. Arabella hingegen vollbrachte nun das Phänomen, einen strengeren Blick als Professor McGonagall und Snape zugleich aufzusetzen. Draco hielt diesem jedoch eisern stand. "Ich glaube ja kaum, dass diese Angelegenheit Sie irgendetwas angeht, Mr. Malfoy", entgegnete die Hexe und betonte dabei seinen Namen ganz genau. Eben dies ließ ihn nicht ruhig bleiben. "Sollte etwas Lauras Wohl betreffen, geht es mich auf jeden Fall etwas an!" "Ich weiß, wie es um ihr Wohl steht und dass sie es bei ihrem Vater sicher nicht gut hat!", fauchte sie Arabella zurück. Erst hatte sie Draco gerade davon abhalten wollen, ihre Großmutter weiter zu provozieren, da platze nun auch Laura der Kragen. "Wie kannst du wissen, was für mich gut ist, wenn du mich fast drei Monate lang wie Luft behandelt hast?!", schrie sie nun ihren Schmerz und ihre Wut aus, welches sich über diese Zeit in ihr angestaut hatte. Die beiden Streitenden wandten sich zu ihr um. Draco wirkte zufrieden über ihre Direktheit, Arabella hingegen etwas unsicher. So wusste sie auch keine wirkliche Antwort auf die Frage ihrer Enkelin. Auch Draco wartete auf eine Antwort und war bereit für einen erneuten verbalen Gegenschlag, sollte diese nicht einmal annähernd zu seiner Zufriedenheit ausfallen. "Ich ... war wirklich sehr enttäuscht darüber, dass du dich gegen mich entschieden hast ..." "Das habe ich doch gar nicht", widersprach Laura. "Hätte ich mich gegen dich entschieden, hätte ich dir keine Briefe geschrieben oder deine Nähe gesucht." Diese Worte zauberten ein sanftes aber auch trauriges Lächeln auf das Gesicht der älteren Hexe. Erneut näherte sie sich Laura um einige Schritte und nahm ihre Hände. "Ich denke, wir sollten uns darüber in Ruhe und (Sie sah noch einmal flüchtig und scharf zu Draco) allein darüber reden. Wie wäre es mit morgen Abend bei einer Tasse Tee?", bot sie ihr an. Draco konnte nicht glauben, dass diese Frau auf einmal solch ein unverschämtes Ablenkungsmanöver startete. Ebenso auch nicht Lauras Antwort. "Okay", sagte sie nun wieder gefasst. "Aber dann erklärst du mir alles." "Versprochen", erwiderte Arabella mit einem zufriedenen Lächeln. "Ich muss mich nun leider weiter mit den Studien über die Seelenpeiniger beschäftigen." Laura verstand und nickte. Sie nahm Draco an der Hand und musste ihn mit einem kleinen Kraftaufwand aus dem Raum mit sich ziehen, da für ihn dieses Gespräch noch nicht vorbei war. Bevor er ihrer Großmutter aber noch weitere harte Worte an den Kopf werfen konnte, drückte sie ihre Nägel kräftig in seinen Arm. So konnte sie ihn zum Schweigen bringen, bis sie das Büro verlassen hatten und einige Schritte gegangen waren. Schließlich ließ sie ihn los. "Was sollte das denn?", fuhr er sie prompt an. "Das könnte ich dich fragen!", keifte sie zurück. "Was fällt dir eigentlich ein, vor ihr solch ein Theater zu veranstalten?!" Beleidigt verschränkte Draco seine Arme vor der Brust. "Du hast mich doch darum gebeten, dir beizustehen -" "Erstens, ich habe dich nicht darum gebeten, du hast es mir angeboten", verbesserte sie ihn. "Zweitens, solltest du mir mental beistehen und nicht meine Großmutter beleidigen!" "Beleidigen?! Ich habe doch nur das ausgesprochen, was du selbst die ganze Zeit sagen wolltest! Ohne mich hättest du dich doch vollkommen von ihr einschüchtern lassen." Dass Draco Recht hatte, wollte sie ihn nicht wissen lassen. Denn ihre Großmutter machte sie jedes Mal extrem nervös und unsicher. Ihr kalter Ton konnte sie zum Schweigen bringen, ihr Blick konnte in ihr Innerstes eindringen und ihre direkten und gut gewählten Worte konnten sie schnell von etwas überzeugen. Noch nie, egal wie autoritär jemand auch war, hatte dies bisher geschafft. Manchmal hatte sie in deren Nähe sogar das Gefühl, an körperlicher Kraft zu verlieren. Es war geradezu unheimlich. "Sie will dich deinem Vater wegnehmen", sagte Draco auf einmal ernst. "Wann willst du ihm diese Tatsache mitteilen?" Lauras Gesicht verzog sich leicht. "Morgen gehe ich zu ihr und kläre das. Ich bringe sie dazu, den Antrag zurückzunehmen und somit muss Dad nichts erfahren. Ich löse das Problem also, bevor es zu einem unnötigen Streit kommt." Draco legte sanft seine Arme um ihren angespannten Körper. "Mein Schatz, ich weiß sehr wohl, dass dir vieles gelingt, aber diese Frau umzustimmen, gehört sicher nicht dazu." Perplex sah sie in seine Augen, in denen ein gewisses Amüsement funkelte. "Und außerdem ... hast du vergessen, dass Quaplec auch deinen Vater sprechen möchte? Was ist, wenn er bereits morgen früh hier auftaucht? Deine Großmutter hat erst gestern ihren Antrag eingereicht und schon heute hat er eurer Haus gefilzt. Er scheint recht flink zu sein." Missmutig senkte Laura ihren Blick. Es gefiel ihr überhaupt nicht, diese Situation nicht unter Kontrolle bekommen zu können. Draco stupste ihre Schläfe leicht mit seiner Nase an. "Weihe ihn am besten so schnell wie möglich ein", riet er ihr. "Sollte er nämlich erfahren, dass du so etwas Wichtiges vor ihm verheimlicht hast, dann wird er auf euch beide wütend sein. Außerdem soll er doch die Chance haben, für sein Recht einzutreten, dein Vormund zu sein." Es gab etwas, was sie mehr hasste, als selbst nicht die Zügel in den Händen zu halten. Nämlich, dass andere im Gegensatz zu ihr Recht hatten. Egal, ob es Draco war oder jemand anderes. Sie war wirklich zu stur für diese Welt. Mit einem Nicken und Seufzen gab sie schließlich nach. "Ich gehe gleich los nach Hogsmeade zu ihm", sagte sie. "Sie gehen jetzt nirgendwo hin, Miss Laison", erklang die strenge Stimme von Professor MGonagall, welche gerade auf ihre beiden Schüler zuging. "Trotzdessen, was heute geschehen ist, müssen Sie Ihren Pflichten als Vertrauensschüler nachgehen. Sie haben die Angehörigen Ihres Hauses heute nicht nach dem Angriff nach Hogwarts geleitet." "Aber Harry und Mariah wa -" "Beide wurden schnell ohne Ihr Einwirken versorgt, demnach standen Ihre Pflichten damit an erster Stelle. Die Slytherins hätten vom Schulgelände weglaufen können, was ihnen zum Glück aus Angst vor den Seelenpeinigern nicht einmal einfiel. So dürfte ich sie dann sicher hierher bringen. Dafür muss ich Ihrem Haus fünfzehn Punkte abziehen." Draco und Laura schwiegen verbissen. "Und nun suchen Sie all Ihre Hausgenossen zusammen und bringen sie in den Gemeinschaftsraum", ordnete die Lehrerin nachträglich an. "Aber Professor, ich muss dringend mit meinem Vater sprechen!", beharrte Laura. "Ich werde höchstens für eine Stunde bei ihm in Hogsmeade sein und dann -" "Nein, werden Sie nicht", erwiderte McGonagall. "So lange niemand weiß, wohin die Seelenpeiniger verschwunden sind und wann sie wohlmöglich erneut angreifen, ist es allen Schülern verboten, dass Schulgelände zu verlassen. Somit sind auch die nächsten Hogsmeadewochnenenden gestrichen." "Könnte ich denn nicht mit dem Kamin -" "Nein!", donnerte die Hexe nun. "Sie und Mr. Malfoy werden sich jetzt um Ihre Mitschüler kümmern!" Ergeben nickten die beiden Vertrauensschüler von Slytherin, so dass die Verwandlungslehrerin sie nun endlich wieder allein ließ. "Schau heute Abend am besten in seinem Büro vorbei", schlug Draco vor, als sie sich auf die Suche nach ihren Hausgenossen begaben, die sicher ewig dauern würde. "Heute Abend taucht Quaplec sicher noch nicht auf. So schnell ist kein Beamter des Ministeriums." "Doch, wenn es darum geht, 'uns' das Leben zu erschweren", sagte Laura trocken. *** Harry biss die Zähne zusammen, als er nun endlich aus seinem tiefen Schlaf erwachte und sogleich das schreckliche Brennen auf fast seinem gesamten Körper wahrnahm. Auch war er kaum in der Lage, sich zubewegen, da feste Verbände ihn daran hinderten. Dennoch schaffte er es mit Mühe, sich ein wenig aufzusetzen und erblickte somit Mariah, deren Kopf mit verschränkten Armen auf seiner Bettkante lag. Als er bei ihr keine Verletzung erkennen konnte, lächelte er glücklich. Ihr war zum Glück nichts bei dem Angriff geschehen. Es war Tag und draußen herrschte ein wunderbares, wolkenloses Wetter. Madam Pomfrey war nirgends zu sehen. Geistesabwesend strich seine Hand liebevoll durch Mariahs Haare, wodurch sie schließlich aufwachte und leicht benommen zu ihm aufblickte. "Harry!", rief sie hoch erfreut und umarmte ihn zugleich, was ihn dazu brachte, vor Schmerzen aufzustöhnen. Erschrocken ließ sie sofort wieder von ihm ab. "Oh, verzeih mir!" "Schon gut", keuchte er. "Wie lange liege ich schon hier?" "Erst seit gestern und wohl noch bis übermorgen", teilte sie ihm bedauernd mit. "Habe ich mich so sehr verletzt?" Harry konnte es kaum fassen und schüttelte leicht den Kopf. "Nun ja, wenigstens geht es dir gut." Mariah biss sich auf die Unterlippe und entschloss sich, ihm nicht zu erzählen, dass sie am frühen Morgen noch neben ihm gelegen hatte. Es war nicht wichtig und zudem ein Versehen gewesen, dass er sie verletzt hatte. Mit Madam Pomfreys Erlaubnis war sie nach ihrer Entlassung bei Harry geblieben. Da sie in der vergangenen Nacht kaum geschlafen hatte, war sie an seinem Bett schließlich eingenickt. "Sind noch andere verletzt worden?" "Nein, höchstens ein paar Prellungen und Kratzwunden. Die meisten haben sich das alles bei ihren Streitereien selbst zugefügt." Harry erinnerte sich nun wieder an das seltsame Verhalten seiner Mitschüler in Hogsmeade direkt vor dem Angriff der Seelenpeiniger. "Was war eigentlich mit ihnen los?", wollte er wissen. Zuerst zögerte Mariah, doch dann erzählte sie ihm all das, was sie am vorigen Tag über die Seelenpeiniger erfahren hatte. Während sie dies tat, erkannte sie die Erkenntnis, die sich auf sein Gesicht schlich. Als sie ihre Schilderung beendet hatte, blickte Harry nachdenklich auf seine weiße Decke. "Es waren also wirklich nur Lügen ... Illusionen ..." "Ja ... zum Glück", murmelte Mariah und konnte es nun nicht mehr ertragen, in Harrys aufrichtige Augen zu sehen. Er bemerkte natürlich sofort ihr seltsames Verhalten. "Was ist denn los?", fragte er sie behutsam und nahm ihre Hand. Sie schluckte schwer und spürte Tränen in ihren Augen. "Ich schäme mich so ...", brachte sie schließlich kaum hörbar hervor. Harry war vollkommen verwirrt. "Für was denn?" "... Dafür ... dass ich diesen Illusionen geglaubt habe ..." Nun schluchzte sie. "Dabei hätte ich wissen müssen, dass du niemals ... solche Dinge sagen würdest ..." Eine unbändige Neugier entbrannte in dem Gryffindor. Was hatte sie für Illusionen erlebt? Was hatte er in diesen zu ihr gesagt? Was für Ängste hatte sie in Bezug auf ihn? Doch er riss sich zusammen. Er selbst wollte nicht aussprechen, was er alles gehört und gesehen hatte, um so wohlmöglich seine tiefsten Ängste zu offenbaren. Auch von ihr konnte er das einfach nicht verlangen. "Mariah", flüsterte er sanft, weswegen sie ihn wieder ansah. "Ich selbst hätte den Dingen, die ich von dir gehört habe, auch fast geglaubt. Es hat mich, wie du siehst, selbst meine seltsamen Kräfte gekostet, um den Willen aufzubringen, daran zu glauben, was mein Herz mir sagte. Ich könnte von wirklich niemanden erwarten, dass er dem Zauber der Seelenpeiniger entgehen kann. Dafür, dass auch du es nicht konntest, brauchst du dich nicht zu schämen." Seine Hand glitt ihrem Arm hinauf und streichelte schließlich liebevoll ihre Wange. "Vergessen wir das und seien wir lieber froh darüber, dass nichts Schlimmeres passiert ist", bat er sie. Mariah umfasste seine Hand, die noch immer auf ihrer Wange ruhte und lächelte erleichtert. Sie war froh darüber, dass er sie nicht über ihre Illusionen ausfragte. Doch war auch sie erpicht darauf, zu erfahren, was er gehört und gesehen hatte. Würde sie ihn dies jedoch fragen, würde er sicher von ihr erwarten, dass sie es ihm gleichtun würde. Und das wollte sie nicht. Sie wollte es wirklich nur schnell wieder vergessen. "Hermione, Ginny, er ist wach!" Verwundert wanderten ihre Blicke zur Tür, durch welche Ron, Hermione und Ginny mit erfreuten Gesichtern eintraten. "Endlich bist du wach, Alter", sagte Ron lächelnd. "Wie geht es dir?", fragte Hermione. "Einigermaßen. Es ist nur ärgerlich, dass ich bis übermorgen hier bleiben muss. Dabei ist morgen unser nächstes Quidditchtraining." "Das lassen wir aber nicht ausfallen, oder?", warf Ginny ein. "Wir können es sicher auch ohne dich durchführen." Harry nickte, war aber enttäuscht darüber, am nächsten Tag nicht mit seinem Team trainieren zu können. "Aber gibt mir dann danach Bericht, wie es war und ob es Fortschritte gab." Ron, Ginny und Mariah nickten. "Hat Mariah dich schon über die Seelenpeiniger aufgeklärt?", fragte Hermione ihren besten Freund. Harry nickte. "Warum habt ihr eigentlich nichts Schlimmes gehört?", wollte Ginny von Hermione und Ron wissen. Sie erinnerte sich, dass diese beiden während des Angriffes klar bei Verstand gewesen waren. Ebenso auch Laura, Draco und Jason. "Das liegt daran, dass wir in diesem Moment nichts anderes im Kopf hatten, als Harry und Mariah von dem Seelenpeiniger zu befreien", erklärte Hermione. "Remus erzählte mir gestern noch, dass Menschen nur anfällig für diese Illusionen sind, wenn ihre Ängste gerade sehr stark sind und einen Großteil ihrer Gedanken einnehmen. Umso erstaunlicher finde ich es, wie gut du diesen Angriff abwehren konntest, Harry. Andere Menschen wurden von Seelenpeinigern in den Wahnsinn getrieben." "Nur hast du es ganz schön übertrieben", murmelte Ron und betrachtete Harrys Verbände um fast den gesamten Körper. "Und dann hast du auch noch dieses Vieh verbrannt." "Ich wusste ja auch nicht, was ich tat", rechtfertigte Harry sich. "Und ehrlich gesagt, habe ich kein gutes Gefühl dabei, dass ich diese Kräfte nicht kontrollieren, sie nicht einmal einschätzen kann." "Sicher wird Dumbledore dafür sorgen, dass sich das bald ändert", meinte Hermione. "Wie denn?", fragten Harry und Ron zugleich. "Ich vermute, durch Konzentrationsübungen und dergleichen. Er wird nicht zulassen wollen, dass so etwas wie gestern erneut geschieht. Wenn nämlich das Ministerium von dieser Sache erfährt, werden sie ihr waches Auge wieder vor allem auf dich richten, Harry." "Diese Dummköpfe haben auch nichts Wichtigeres zu tun", murmelte Harry verärgert. Im nächsten Moment ertönte ein kräftiges Klopfen gegen einer Fensterscheibe. "Oh, da draußen ist Hedwig!", bemerkte Ginny und tatsächlich flatterte vor dem geschlossenen Fenster Harrys wunderschöne Schneeeule und trug eine Zeitschrift bei sich. Ginny ließ sie herein und im selben Moment tauchte Madam Pomfrey im Zimmer auf. "Keine Eulen oder andere Tiere im Krankenflügel!", schrie sie sogleich erbost. Hedwig landete auf einem der Bettpfosten und streckte Harry ihren Fuß mit dem 'Tagespropheten' entgegen. "Verzeihung, Madam Pomfrey", entschuldigte Harry sich und nahm seiner Eule mit leichten Schmerzen die Zeitung ab. "Aber Hedwig hat mich wohl gesucht, da ich ja nicht in der Großen Halle war." Er entfaltete die Zeitung und betrachtete die Titelseite. Sofort weiteten sich seine smaragdgrünen Augen. *** In der Großen Halle herrschte wie immer ein großes Getümmel. Berichte wie auch Gerüchte wurden noch am Tag nach dem Angriff ausgetauscht und dabei mit abenteuerlichen Übertreibungen ausgeschmückt. Die Einzigen, die wohl nicht über dieses Thema sprachen, waren Laura und Draco, welche in Ruhe ihr Frühstück genossen. Fast bis in die Nacht hatten sie sich noch mit ihren störrischen Mitschülern auseinandersetzen müssen, so dass der folgende Schlaf wie eine Erfüllung für sie gewesen war. So hatte Laura auch nicht mehr die Zeit dazu gefunden, ihren Vater im Büro aufzusuchen. Dies würde sie nach dem Essen nachholen. "Und dann gehe ich in den Krankenflügel. Mariah ist ja bei Harry geblieben und vielleicht ist er ja schon aufgewacht", kündigte sie Draco an, der nur desinteressiert nickte und sein Omelett weiter aß. Bald aber erklang das hohe Heulen und Kreischen der Eulen, welche unter der mit einem klaren, blauen Himmel strahlenden Decke hinab zu den Schülern flogen und ihnen ihre Post überbrachten. Unter anderem auch Dracos abonnierte aktuelle Ausgabe des 'Tagespropheten'. In diesem Fall legte er sie jedoch zur Seite, um sein wohlverdientes Frühstück ungestört fortzuführen. Von diesem sah er jedoch langsam auf, als in der gesamten Halle mit der Zeit alle Gespräche verstummten. Es folgte ein geducktes Murmeln und unsichere Blicke wanderten zu dem Slytherin. Dieser sah flüchtig zu Laura, bevor er hastig nach der eben noch ignorierten Zeitung griff. Laura rückte so nah wie möglich zu ihm heran und gemeinsamen betrachteten sie die Titelseite. Auf eben dieser befand sich ein großes, bewegliches Foto von Peter Pettigrew. Auf seinem Schädel waren nur noch wenig Haare und seine Wangen waren leicht eingefallen. Er jammerte wie ein armes Tier, welches bald zur Schlachtbank geführt werden sollte und wirkte so hilflos und erbärmlich, so dass die kräftigen Ketten um seinen rundlichen Körper unnötig erschienen. Nach dieser eindringlichen Betrachtung, widmeten sich Lara und Draco nun dem dazugehörigen Artikel. WAS LANGE WÄRT; WIRD ENDLICH RECHT! Vor mittlerweile rund drei Wochen wurden die ehemaligen Anhänger des Unnennbaren vom Rat der höchststehenden magischen Justiz mit den Gesetzten der Zaubereigemeinschaft konfrontiert. Dazu gehörte auch Peter Pettigrew, welcher dem gefürchtesten schwarzen Magier nach Grindelwald zu neuer Macht verhalf und zudem Sirius Black den Verrat von James und Lily Potter, wie auch den Mord an zwölf Muggeln und an sich selbst anhing. Für diese und weitere schwere Verbrechen verhängte der Rat über ihn die Höchststrafe: den Kuss der Dementoren. Dieser wird am folgenden Samstag, dem 28. September, um 11 Uhr erfolgen. Für einige Angeklagte stand dennoch bis zum gestrigen Tage aufgrund neuer Aussagen während der Verhandlung eine endgültige Verurteilung offen. Für jeden wurde diese nun festgelegt. Lucius Malfoy wurde nun offiziell als einziger neben Pettigrew zu einer weiteren einmonatigen Haft in Azkaban mit den anschließenden Kuss der Dementoren verurteilt. In beiden Epochen der Terrorherrschaft des Unnennbaren, war er dessen rechte Hand gewesen und hat unter anderem ... Weiterlesen konnte Laura den Artikel nicht, da Draco sich, mit dem 'Tagespropheten' in den Händen, nun ruckartig von seinem Platz erhob und hinaus aus der Halle das Weite suchte. Seine Mitschüler sahen ihm teils mitfühlend, teils mit einer gewissen Genugtuung nach. Laura zögerte nicht lange dabei, ihrem Freund mit dem sicheren Wissen, wo er hin wollte, zu folgen. Sie hatte ihn schnell verloren, rannte aber dennoch hoch zu dem Wandteppich. "Schlangenring!", rief sie das neue Passwort, welches Draco und sie mit Dumbledore vereinbart hatte und betrat hinter dem gewebten Stoff durch eine nun geöffnete Tür den Raum. Das durch das riesige Fenster eindringende Sonnenlicht blendete sie für einen kurzen Moment, doch erkannte sie die Umrisse ihres Liebsten. Er starrte hinaus in den so wunderschönen Tag und zeigte keine Reaktion auf ihr Erscheinen. So näherte sie sich ihm mit bedachten Schritten und setzte sich ihm gegenüber auf die steinernde Fensterbank. Seine schönen Augen waren kalt; eine Mauer, die seine Emotionen vor der Außenwelt versteckte und am Ausbrechen hinderte. Doch all diese erkannte sie an seinen Händen , die krampfhaft den 'Tagespropheten' umfassten. Auch zitterten sie leicht; gierten danach, zu zerstören, die ganze Wut auszutoben. Laura sagte nichts zu ihm, denn sie wusste, wenn er reden wollte, würde er von selbst damit beginnen. Bis dahin verlief auch nicht viel Zeit. "Ich bin froh", flüsterte er und atmete dabei schwer, "... ehrlich froh ... Nach diesem Tag ... werde ich endlich wieder ruhig schlafen können ..." Er hielt inne und schien mit sich um seine Worte zu ringen. "Doch ... Ach scheiße!" Seufzend ließ er die Zeitung fallen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Laura rückte etwas näher zu ihm heran. "Draco", wisperte sie. Sein Gesicht offenbarte sich ihr wieder. Auf diesem zeichnete sich ein Kampf der Gefühle ab. "Ich hasse ihn!", zischte er; wollte keinen Zweifel daran bestehen lassen. "Nie habe ich jemanden so sehr gehasst wie ihn - werde ich auch nie wieder tun ..." Erneut hielt er inne und atmete tief ein. "Aber ich ... Warum empfinde ich ..." "Trauer?" Draco mied ihren Blick. "Er ist dein Vater, Draco ..." "Nein!" Wie ein aufgeschrecktes Tier sprang er auf und lief in einem unruhigen Gang im Zimmer herum. "Dieses Scheusal war nie mein Vater! So oft habe ich versucht, es mir einzureden - Mutter hat mich ständig angefleht, auf ihn zu hören und ihn zu respektieren - er selbst prügelte es mir ein - Nie war er mein Vater!!" Laura griff in seinen Wutausbruch ein, indem sie aufstand, auf ihn zulief und ihn festhielt. Ihre zarten Hände legten sich auf seine Oberarme und sie spürte sein Zittern nun ganz genau. Noch immer brachte er es nicht über sich, sie anzusehen. "Verzeih mir, Laura ..." Verwundert trat sie nach diesen Worten noch näher zu ihm heran und erschrak leicht bei dem Anblick seiner Tränen. Zum zweiten Mal sah sie ihn nun so. Ausgelöst durch ein und den selben grausamen Menschen. Er sprach weiter, dazu leise und gemischt mit Schluchzern. "Verzeih mir, dass ich um dieses Schwein trauere ... Ich will das nicht, aber dieser ... Schmerz verschwindet einfach nicht ..." Laura umarmte ihn und zog ihn dabei sanft aufs Bett, wo sie sich aneinander kuschelten. Laura wusste nichts zu seinen Worten zu sagen. Trotz ihres Hasses auf Lucius Malfoy verstand sie Draco. Sie erkannte in seiner Fähigkeit, um diesen Mann zu trauern, die Hoffnung eines kleinen Jungen wieder, der sich sein ganzes Leben lang eine liebevolle Familie gewünscht hatte. Sein Vater würde seine Seele innerhalb eines Monats verlieren und bald darauf sein Leben lassen. Er hatte Draco den Wunsch nach Liebe nicht erfüllt und würde es nun auch nie mehr tun können. *** Sirius besah das Foto seines ehemaligen Freundes mit Bitternis und Verachtung. "Ihr werdet es nicht glauben", sagte er und faltete Harrys Ausgabe des 'Tagespropheten' wieder zusammen, "aber das Ministerium hat mir heute eine Nachricht zukommen lassen. Sie bieten mir tatsächlich an, bei der Vollstreckung dabei zu sein. Offenbar denken sie, es wäre eine passende Wiedergutmachung, wenn ich zusehe, wie dieser Feigling seine Seele verliert." Ungläubig sahen ihn Harry, Ron, Hermione und Mariah an. Es war inzwischen Mittag und Remus und Sirius waren vorbeigekommen, um nach Harry zu sehen. Ginny hatte den Krankenflügel bald wieder verlassen, um sich mit Dean zu treffen. "Wie kommen sie bitte darauf, dass du so etwas gerne siehst?", äußerte sich Hermione fassungslos. Sirius zuckte mit den Schultern. "Sie mögen es vielleicht, bei sowas zuzusehen, doch ich gebe ihnen sicher nicht solch ein Bild von mir. Außerdem habe ich dieses Schauspiel in meinen Jahren in Azkaban oft genug hören und sehen müssen. Nein, das will ich nicht noch einmal erleben." "Er erhält seine gerechte Strafe und das ist alles, was zählt", meinte Remus dazu. "So auch nun die anderen", murmelte Mariah. Sie war froh, dass sie endlich die Gewissheit hatte, dass ihre Peiniger nie wieder freikommen würden. Doch etwas bereitete ihr Sorgen. "Doch das mit Lucius Malfoy ... wie wird Draco nun damit umgehen?" "Als er heute morgen den Propheten erhalten hat, ist er aus der Halle gerannt. McGonagall berichtete mir auch, dass Laura und er wieder ihren Vertrauensschülerdienst geschwänzt haben", erzählte Remus. "Vermutlich haben sie sich zurückgezogen, um das ganze zu verarbeiten. Egal was war, Malfoy lässt es sicher nicht vollkommen kalt, dass sein Vater nun ebenso von den Dementoren geküsst werden soll ..." Nach Hermiones Worten nickten alle zustimmend. Es war wieder einmal Madam Pomfrey, welche mitten in ein Gespräch reinplatzte. "So, Mr. Potter, es wird Zeit für Sie, ein wenig zu schlafen", ordnete sie an und rückte extra sein Kissen zurecht. "Aber ich habe einen ganzen Tag geschlafen und -" "Sie brauchen die nötige Ruhe, damit Sie auch wirklich übermorgen wieder den Unterricht besuchen können. Oder wollen Sie noch länger hier liegen?" Harry schüttelte ergeben den Kopf. Ron und Hermione erhoben sich von ihren Stühlen, doch Mariah blieb bei ihm sitzen. "Auch Sie, Miss Riddle, müssen nun gehen", ordnete die Krankenhexe an. Mariah wollte protestieren, doch Harrys Hand auf ihrer hinderte sie daran. Sie sah in sein lächelndes Gesicht. "Geh ruhig", bat er sie. "Wenn du mir nur beim Schlafen zusiehst, zieht doch der ganze Tag an dir vorbei. Und dabei ist Sonntag." "Du irrst dich", sagte sie grinsend, "ich habe viel davon, wenn ich dir beim Schlafen zusehe." Harry errötete, was Sirius und Ron zu einem leisen Lachen brachte. Mariah beugte sich zu ihm runter und gab ihm noch einen liebevollen Kuss. "Wir kommen heute Abend nochmal vorbei", versprach sie und somit ließen sie ihn allein. Hermione, Ron und Mariah begaben sich sofort zum Gemeinschaftsraum. Mariah wäre lieber ein wenig um den See herum spazieren gegangen oder hätte einen kleinen Flug auf dem Quidditchfeld gemacht, doch durch die nun erhöhte Sicherheit aufgrund des Angriffes würde dies nicht möglich sein. Und wenn morgen das Quidditchtraining sein würde, müsste ein Lehrer sie zum Spielplatz begleiten. Allein auf den riesigen Innenhöfen des Schlosses dürften sie sich vorerst aufhalten. Und dies war nicht genug, um das schöne Wetter an diesem Tag auszukosten. Im Gemeinschaftsraum angekommen, holte Hermione schnell einige Aufzeichnungen aus dem Mädchenschlafsaal. "Ich gehe noch in die Bibliothek", erklärte Hermione auf Rons und Mariahs fragende Blicke hin. "Ich möchte gerne noch etwas über die Seelenpeiniger herausfinden. Remus hat mir extra eine Erlaubnis für das Betreten der Verbotenen Abteilung gegeben." "Ich komme mit", bot Ron ihr an, was sie und auch Mariah ein wenig überraschte. Dennoch lächelte Hermione auch sehr erfreut, nahm seine Hand und kletterte mit ihm wieder durch das Portraitloch. Verloren stand Mariah nun im Gemeinschaftsraum. Sie wäre eigentlich auch gerne mit in die Bibliothek gegangen, doch war ihr klar, dass die beiden sicher etwas alleine sein wollten. Dies war sicher auch der Grund gewesen, warum Ron freiwillig mit in die Bibliothek ging. Obwohl sie gerade erst bei ihm gewesen war, vermisste sie Harry. Wie gerne hätte sie es sich in diesem Moment mit ihm auf dem großen, roten Sofa bequem gemacht und mit ihm gekuschelt und geredet. "Hey, endlich zurück?" Sie wirbelte herum und blickte in Jasons freundlich lächelndes Gesicht. Doch wirkte er auch ein wenig angeschlagen. Unter seinen Augen erkannte sie dunkle Ringe und er war etwas blass. Ihr fiel zudem ein, dass sie ihn seit gestern nicht mehr gesehen hatte, als er an ihrem Krankenbett gesessen und wie die anderen darauf gewartet hatte, dass sie aufwachte. "Ist Harry inzwischen aufgewacht?", fragte er. "Ja, heute früh schon. Das Training morgen müssen wir leider ohne ihn machen." "Wer wird das Training dann koordinieren?" "Katie, vermute ich, denn immerhin hat sie die beste Erfahrung." Um ihr Gespräch gemächlich fortzuführen, ließen sie sich auf dem roten Sofa nieder. Außer ihnen war niemand im Gemeinschaftsraum. Und dies war auch angenehm für Mariah, da somit keine neugierigen oder misstrauischen Blicke an ihr hafteten und sie sich nach mehreren Tagen mal wieder ungestört mit Jason unterhalten konnte. "Für mich und die anderen war es schrecklich, Harry und dir nicht helfen zu können", gestand er ihr, als sie wieder auf den Angriff der Seelenpeiniger zu sprechen kamen. "Was hättet ihr auch machen können?", erwiderte sie und strich sich durchs offene Haar. "Gewöhnliche Zauber und Flüche können nichts gegen sie ausrichten." "Daran denkt niemand, wenn man einen Freund um jeden Preis retten will." Seine Worte berühten sie sehr, so dass ihre Wangen ein wenig rot wurden. "Da hast du Recht. Man würde alles versuchen, egal, wie hoffnungslos es wäre." Jason nickte und sah sie nun wieder so eindringlich an, dass es Mariah wieder ganz nervös machte. "Was ist?" "Die Illusionen des Seelenpeinigers scheinen sehr schlimm gewesen zu sein ..." Schon war es ihm wieder gelungen, die ruhige und angenehme Atmosphäre mit einem einzigen Satz zu zerstören. Erneut versuchte er, in ihr Inneres vorzudringen und traf dabei immer einen wunden Punkt. "Ja, waren sie ...", antwortete sie leise. "Willst du darüber reden?" Mit einem Kopfschütteln verneinte sie. Sie wollte das alles einfach nur so schnell wie möglich vergessen. "Wenn deine Feinde deine größten Ängste mithilfe solcher Wesen gegen dich verwenden können, dann solltest du sie beseitigen oder wenigstens mindern. Und das geht nur, indem du darüber redest." Mariah starrte schweigend ins Feuer. Egal, ob er Recht hatte, und so war es leider; sie wollte nicht mit Harry darüber sprechen. Wie würde er denn sonst von ihr denken? Und vor allem hatte sie doch sogar geglaubt, was sie gehört hatte. "Vor allem tauchen Ängste ja nicht einfach so auf", fuhr Jason vorsichtig fort. "Man hat sie nie ohne Grund." Diese Worte verunsicherten Mariah irgendwie. Harry würde sie nie zu etwas zwingen, was sie nicht wollte; das hatte er ihr nach dem Vorfall am See selbst versprochen. Doch immer, wenn er sie küsste und sie im Arm hielt, kam es ihr wirklich so vor, als müsste er selbst an sich halten, nicht weiterzugehen. Wenn sich ihre Lippen berührten, fühlte sie ihn leicht zittern. Und immer, wenn sich ihnen die Gelegenheit bot, ganz allein zu sein, wollte er ihr immer ganz nahe sein. "Hey ..." Sie erschrak etwas, als Jasons Hand sanft über ihre Wange strich und sie so aus ihren Gedanken herausholte. "Tut mir Leid, dass ich damit angefangen habe", entschuldigte er sich. "Wenn du nicht darüber reden willst, musst du es natürlich nicht." Nun strich seine Hand ebenso durch ihr Haar. "Solltest du aber doch mal mit mir über was reden wollen ... ich höre dir immer zu." Und wieder gelang es ihm auch, sie trotz dem eben so ernstem Gespräch wieder zum Lächeln zu bringen. Denn dieses Angebot schätze sie wirklich sehr. "Ich bin aber auch ganz Ohr, solltest du über deine Probleme reden wollen", sagte sie. Jason zog seine Hand wieder zurück. "Ich danke dir. Aber nun zu einem angenehmeren Thema: Was wünschst du dir denn zu deinem Geburtstag?" Mariah war verwirrt. "Mein Geburtstag?" "Ja, du hast doch in fast einem Monat, am einunddreißigsten Oktober Geburtstag." "Das weißt du noch?", wunderte sich die Gryffindor grinsend. Dieses steckte Jason dazu an, ebenso zu grinsen. "Klar. Lara hat dir doch damals eingeredet, Halloween wäre nur dazu da, dich vor den bösen Geistern in der Welt zu beschützen. Nur deswegen würden alle Menschen Kürbisse auf ihre Veranda stellen und all das." "Ja, stimmt", erinnerte sich Mariah und war auf einmal sehr aufgeregt, als sie so viele kleine, aber auch angenehme Erinnerungen über sie kamen. "Und du hast doch auch daran geglaubt und ihr dabei geholfen, fast hundert Kürbisse auszuschnitzen. Danach hatten wir wochenlang genug Kürbissaft und Kürbiskuchen." "Und was willst du nun zum Geburtstag haben?" "Ich will gar nichts haben. Außerdem hast du doch kein Geld für Geschenke." "Doch, sobald das Verlies meines Vaters für mich geöffnet wird." "Aber wie ich schon sagte, du musst mir nichts schenken." "Ich möchte aber", erwiderte er ihr und zwinkerte. "Und somit werde ich es auch tun." Mariah schüttelte seufzend den Kopf. Ihr wurde nun auch klar, dass Jason immer seinen eigenen Kopf gehabt hatte. Noch lange schwelgten sie in ihren gemeinsamen Kindheitserinnerungen und ließen sich dabei auch nicht, von ihren Mitschülern stören, die im Laufe des Nachmittags den Gemeinschaftsraum betraten und die beiden neugierig beobachten. *** Im Zimmer war es bereits vollkommen finster. Laura und Draco hatten sich nicht den schlichten Umstand gemacht, die Kerzen anzuzünden. Den ganzen Tag über waren sie in ihrem Raum geblieben und hatten kuschelnd auf dem Bett gelegen. Nur kurz war Laura nach unten in die Küche gegangen, um für sie beide eine Kleinigkeit zu essen zu holen. Doch nun war bereits Abend und am nächsten Morgen würden sie raus in den Unterricht gehen müssen. Laura strich verloren in ihren Gedanken durch Dracos blondes Haar, bis dieser nach einer Ewigkeit des Schweigens zu ihr flüsterte: "Du solltest bald mal losgehen, oder nicht?" "Hm?" Laura hielt in ihrer Tätigkeit inne. "Du wolltest dich doch heute mit deiner Großmutter zum Tee treffen." Die Slytherin seufzte. "Das habe ich ganz vergessen", gestand sie. Draco setzte sich auf und sah ihn ihr so weißes Gesicht, welches in der Dunkelheit förmlich erstrahlte. "Tut mir Leid, dass ich dir den Tag gestohlen habe ..." Seine Entschuldigung ließ ihre Stirn runzeln. "Red keinen Unsinn. Für dich würde ich alles beiseite legen." Draco gab ihr für diese lieben Worte einen Kuss. "Sie wird aber sicher sauer sein, wenn du nicht zu ihr gehst, wie du es ja eigentlich mit ihr ausgemacht hast." Erneut seufzte Laura, als sie sich erhob und leicht den Rücken durchbog. "Ich habe Dad noch immer nicht eingeweiht ..." Draco zog sie noch einmal sanft zu sich auf das Bett und umarmte sie innig. "Dann versuche jetzt, dieses Problem wenigstens mit einer der beiden Fronten zu klären." "Du redest, als wäre das ein Krieg", scherzte sie. "Vielleicht ist es auch einer", erwiderte er beiläufig. Laura schüttelte den Kopf und zog sich ihren Umhang über. "Kann ich dich denn jetzt allein lassen?", fragte sie ihn besorgt. Sein Gesicht wurde nun sehr ernst. "Wenn du wiederkommst, dann ja." Laura lachte und verließ den Raum. Draco sah ihr betrübt nach und dachte mit Grauen trotz des Urteils an die Drohung seines Vaters zurück. *** Mit dem beruhigenden Wissen, dass Harry es im Krankenflügel noch immer gut erging und seine Wunden schnell verheilten, hatte sich Remus nach unten in den Kerker begeben und klopfte nun an die Tür von Snapes Büro an. Dessen tiefe, düstere Stimme erlaubte ihn, einzutreten. "Guten Abend, Severus", begrüßte er freundlich seinen Kollegen und ehemaligen Mitschüler. Jener stand vor einem riesigen, pechschwarzen Kessel, in welchem ein moorgrünes Gebräu kräftig brodelte. "Lupin", murmelte Snape, "Ihr Trank ist fertig." Remus trat zu ihm heran und bewunderte die Meisterleistung, welche der Zaubertranklehrer in so wenigen Tagen vollbracht hatte. "Ich danke dir. Immerhin hattest du ja mit den Proben des Seelenpeinigers zu tun. Ein Glück für die Zaubertrankkunde, nun welche erlangt zu haben. Es ist wirklich kaum zu glauben, dass Teile ihrer Körper so heilsame Kräfte haben." Snapes Zauberstab, welcher soeben noch den Wolfsbanntrank umgerührt hatte, flog nun wieder in dessen Hand. "Ja, die Erforschung ist um Längen wichtiger als Ihr kleines Problem." Er sah Remus spöttisch an, doch dieser verzog keine Miene. Er kannte dieses Verhalten des Hauslehrers von Slytherin nicht anders. "Dennoch muss die Sicherheit der Schüler gewährleistet werden." "Eben darum bemühe ich mich auch", beharrte Remus ruhig. Der Spott, sichtbar in Snapes harten Gesichtszügen nahm zu und ein flüchtiges, kaltes Lachen entwich ihm. "Umso gedankenloser, geradezu dumm von Ihnen, geglaubt zu haben, sich nie wieder verwandeln zu müssen." Beschämt senkte Remus seinen Blick. Mit einer weiteren Bewegung seines Zauberstabes minderte Snape das Feuer unter dem Kessel etwas, so dass das Gebräu weiterhin leicht brodelte. "Laras Magie hat Sie damals für lange Zeit von dem Fluch befreit und doch waren Sie vorsichtig und versteckten sich weiterhin bei Vollmond", sprach Snape weiter und begab sich zu seinem Schreibtisch, wo er dem Foto von ihm und Lara einen kurzen Blick widmete. "Doch Laura ist nur eine Vierteldruidin; somit hätte es Ihnen klar sein müssen, dass Sie sich was vormachen." "Ja", flüsterte sein Gegenüber einsichtig, "das hätte ich tun sollen ..." Snape stütze sich nun auf seinem Schreibtisch ab und sah stechend in Remus braune Augen. "Und ich warne Sie ... sollten Sie auch nur daran denken, meine Tochter um eine magische Heilung zu bitten, dann -" "Das würde ich nie tun, Severus", erwiderte Remus gelassen. "Ich weiß sehr wohl, dass Lauras Magie sich allein durch Angst und Wut zeigt. Nichts davon wage ich, heraufzubeschwören." Der soeben noch Drohende setzte sich nun auf seinen Stuhl und seine schwarzen Augen sprühten erneut nur so voller Spott. "Ihr Glück. Sie irren sich dennoch, denn Laura könnte, würde man sie einer vernünftigen Ausbildung unterziehen, lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Doch das Ministerium würde eine Förderung von Druidenmagie nie durchgehen lassen." Remus hätte das Gegenteil auch sehr gewundert. "Höchstens, wenn sie lernen würde, ihre Magie auch in Extremsituationen zurückzuhalten", ergänzte er. "Aber nicht einmal das sollte geschehen, denn es ist ihr bester Schutz." "Ich beschütze sie", schnarrte Snape. Remus lächelte leicht. "... Das weiß ich ... Und ich weiß auch, dass du dies ebenso tun würdest, wenn Arabella das Sorgerecht erhalten würde." Noch nie hatte er Snape so schockiert gesehen. Wohlmöglich doch einst, als er als Werwolf den Slytherin einst angegriffen hatte, aber daran konnte sich Remus so gut wie gar nicht mehr erinnern. Auf jeden Fall hatte er wohl etwas gesagt, was ihm niemals hätte rausrutschen sollen. "... Wovon reden Sie da, Lupin?", flüsterte der Mann im schwarzen Umhang. Remus wich aus einem inneren Instinkt heraus einen Schritt zurück. "Ähm ..." Etwas Klügeres bekam er nicht heraus. Er zuckte leicht zusammen, als Snape seine Hände auf den Tisch schlug und sich erhob. "Sagen Sie mir sofort, was dieses Weibsbild nun schon wieder im Schilde führt!", zischte er gefährlich wie eine Schlange. Remus schluckte und flüserte schließlich: "Sie hat vor zwei Tagen das alleinige Sorgerecht für Laura beantragt." Zum zweiten Mal und das wohl nur innerhalb von drei Minuten sah er in das Gesicht eines geschockten Severus Snape. Der sonst immer so blasse Mann war nun völlig ohne Farbe im Gesicht und seine schwarzen Augen besaßen ein seltsames Flackern. War dies Wut? Verzweiflung? Oder auch beides? "Ich habe es von Oclo Quaplec erfahren, als er mich im Ministerium beraten hat ...", erklärte Remus sein Wissen vorsichtig. "Ich vermute, er sucht Gründe dafür, dass du kein guter Vater für Laura bist ..." Snape senkte bald seinen so offenen Blick. "Gehen Sie", wisperte er. Besorgt und mitfühlend, näherte Remus sich seinem Gegenüber. "Severus ..." Snape sah wieder zu ihm auf und das Flackern war verschwunden. Seine Fassung war dagegen zurück. "Ich sagte, gehen Sie", wiederholte er beherrscht. "Ihren Trank werde ich Ihnen in den nächsten Tagen vorbei bringen." Remus war nicht wohl bei der Sache, seinen Kollegen nun allein zu lassen, doch auf dessen Wunsch hin ging er, nachdem er sich bedankt hatte. Kaum war Severus allein, ließ er sich wieder auf seinen hohen Stuhl nieder. Sein Blick haftete an dem lächelnden Gesicht Laras, welches sein so junges liebevoll mit Küssen bedeckte. Aus dieser Liebe war einst ihre Tochter Laura entstanden. Sie war ihr Glück, ihre Hoffnung in der Zeit als die Knechte Lord Voldemorts gewesen. Und nachdem ihm Lara genommen wurde, passierte dies nun schon seit zwei Tagen unbemerkt aber direkt vor seinen Augen mit Laura. Arabella wollte sie ihm wegnehmen. Aus Rache dafür, dass er ihre Tochter ihren besitzergreifenden Klauen entzogen hatte. "Hinterlistiges Weib", presste er zwischen seinen zusammen gedrückten dünnen Lippen hervor und erhob sich zugleich. Wenn sie wirklich glaubte, er wäre nicht in der Lage, um seine Tochter zu kämpfen, dann täuschte sie sich. Er verlor keine Zeit und begab sich mit schnellen Schritten nach oben zu ihrem Büro. Dabei sammelte er alle möglichen Verwünschungen in seinen Gedanken zusammen und ohne anzuklopfen, griff er schon nach der Klinke, um die Tür zu öffnen. Doch auf einmal ertönte von innen her eine sanfte Stimme, die ihn von diesem Vorhaben abhielt. Er traute seinen Ohren nicht, denn dies war eindeutig Lauras Stimme. Was machte sie bei Arabella, die doch all die Monate den Kontakt zu ihrer Enkelin gemieden hatte? Gegen seine Prinzipien lehnte er sich leicht vor und schmiegte sein Ohr an die Tür, um so dem Gespräch der beiden zu lauschen. "Wirst du den Antrag für mein Sorgerecht nun zurücknehmen?" "Nein." "Warum nicht? Ich sagte dir doch, es geht mir gut bei Dad -" "Ich hätte wohl kaum einfach nur einen Antrag gestellt, um mich für irgendetwas zu rächen. Severus ist nicht dazu in der Lage, sich richtig um dich zu kümmern." "Wie kommst du darauf? Und selbst wenn, ich bin doch mittlerweile eh selbstständig genug." "Ja, das bist du, mein Kind. Aber verrate mir doch mal bitte, wie er mit dem Tod deiner Mutter umgeht." "... Er tut sich sehr schwer damit ... Als wir in den Ferien auch zu unserem Haus gereist sind, hat er bei ihrem Anblick geweint. Ich habe ihn vorher nie weinen sehen ... Ich habe auch das Gefühl, er redet im Schlaf mit ihr ..." "Kommst du damit zurecht?" " ... Nicht so wirklich ... Ich selbst habe einige Zeit gebraucht, um über ihren Tod hinweg zun kommen. Es ist unangenehm für mich, so immer wieder daran erinnert werden zu müssen ..." "Weiht er dich denn ab und zu in die schwarze Magie ein?" "Nein, aber er hat einige Bücher darüber daheim ... Das wird Quaplec sicher schlecht bewerten, oder?" "Sicher." "Das erfreut dich, was?" "Warum sollte es mich erfreuen, dass du darunter leidest?" "Das tut es nicht." "Sei ehrlich zu mir, Laura ... hast du nie in Betracht gezogen, bei mir leben zu wollen?" "... Doch, das habe ich. Nach diesem Eklat vor den Ferien sehr oft sogar." "Was hindert dich daran? Weil du ihm näher stehst?" "Das kann ich nicht so sagen, weil ich dich ja eigentlich kaum kenne. Daher ist er mir ja schon näher." "Es wäre also auch schön für dich, wenn wir uns näher kennen lernen?" "Ja, sonst wäre ich heute ja nicht zu dir gekommen." "Wenn wir uns besser kennen, glaubst du, es würde dich stören, bei mir zu leben?" "... Ich weiß nicht ..." "Zudem könntest du noch viel über deine Mutter lernen, immerhin war sie meine Tochter. In meiner Wohnung in London ist ihr ehemaliges Zimmer unverändert geblieben. Es würde dir sicher gefallen." "Wenn du das Sorgerecht bekommen würdest, was für Einschränkungen könnte ich da erwarten?" "Keine, du bist ein freier Mensch." "... Das klingt wirklich gut ..." Mehr konnte Severus nicht ertragen. So stieß er sich von der Tür ab und begab sich mit hastigen Schritten wieder nach unten zu seinem Büro. Seine Gefühle spielten verrückt, so dass ihm schwindelig wurde und ein eiskalter Schmerz entfachte in seinem Herzen. Seine Tochter dachte daran, bei dieser hinterhältigen Hexe zu leben, welche sie doch so grausam ignoriert hatte. Eben sie hatte er vor Laura noch vor ungefähr zwei Wochen verteidigt, da er wusste, welches Leid diese Frau einst durch die Druiden erleben musste. Und nun wollte diese seine Tochter für sich haben. Und diese ließ es auch noch zu. Sie fühlte sich unwohl bei ihm durch seine tiefe Trauer um seine Geliebte. Und sie wusste von Arabellas Antrag um das Sorgerecht und hatte es nicht einmal für nötig gehalten, ihn einzuweihen. Er war zutiefst verletzt. *** Unter den Gemäuern der Zauberschule lief mittlerweile eine heimliche und bösartige Besprechung zwischen allein zwei Personen ab. Beide verhüllt und umgeben von Hass und Gier standen sie sich gegenüber. Der Eine verbeugte sich wehmütig vor dem Anderen. "Ich habe versagt", murmelte sein Herr vor ihm mit gesengtem Haupt. "Ich habe diese Macht unterschätzt ... Es war, als wäre er selbst dagewesen ... Als wäre er selbst in diesem Moment wieder auferstanden." Sein Diener erhob sich wieder. "Ihr habt Eurer Bestes gegeben, Herr", versicherte er ihm. "Doch nun wissen wir, dass es wahrlich wirkungsvoller sein wird, ihn von innen her zu vernichten. So kommen wir an all unsere Ziele zugleich." "Ich gebe dir Recht ... Deine Arbeit verrichtest du sehr zufriedenstellend ... Obwohl es mir lieber wäre, du würdest endlich in die Offensive gehen ..." Die etwas kleinere Person verbeugte sich erneut. "Versteht doch, Herr, es muss mit Vorsicht angegangen werden, damit der Erfolg gesichert ist. Zudem wird es auch euch gefallen, die Macht eures Feindes langsam und quälend schwinden zu lassen." Sein Herr erhob sich, ging auf ihn zu und umfasste dessen Gesicht. "Es ist eine Schande, dass du mein Blut nicht in dir trägst. Doch solltest du deine Arbeit gutmachen, wird sich das schon bald ändern. Somit erhälst du deinen Lohn, den ich dir bei unserem ersten Treffen versprach." "Ich danke Euch, mein Herr." ************************************************** Oho, das Böse liegt in der Luft *g*. All meine Figuren reden aneinander vorbei, was zu vielen Problemen führt. Anders ist es in der Realität ja kaum. Ich musste Jason endlich mal wieder einbringen, denn er kam ein wenig zu kurz. Ich möchte ihn auch nicht ständig in den Vordergrund stellen wie einen Garry Stu O.o. Meine Lieblingsszene in diesem Kapitel ist Dracos Trauer um seinen Vater. Er hat sich immer gewünscht, von diesem Liebe zu erfahren und fühlte in seinem Inneren somit auch eine Zuneigung zu Lucius. Diese bricht nun aus, da er seine Seele verlieren wird. Laura steckt nun richtig in der Zwickmühle. Sie liebt ihren Vater, doch ist sie neugierig auf ein Leben bei ihrer Großmutter. Sie ahnt dennoch nicht, was für einen Hass ihre Mutter für diese Frau einst hegte. Dass sie es irgendwann erfahren wird, versichere ich euch. Ich kann euch diesmal nicht sagen, wie der Titel des nächsten Kapitels lautet, da ich noch mit mir ringe, wie ich die Zeit bis zum Weihnachtsball, ab welchem es dann so richtig losgehen wird, gestalten soll. Ihr werdet es ja dann lesen^^. Ich freu mich auf eure Kommentare! Kuss, eure Maru ^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)