Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Kapitel 9: 9. Endstation ------------------------ 9. Endstation Endlich konnte sich Harry von Hermione losreißen und rannte sogleich so schnell er konnte die Treppen nach unten. Ihm folgte Remus und auch alle restlichen Zuschauer hatten sich inzwischen erhoben, um das Schauspiel da unten genauestens mitzuverfolgen. Die angeklagten Todesser gröllten drauf los und die Auroren zückten allesamt ihre Zauberstäbe, um die Aufsäßigen in Schach zu halten. Unten angekommen, beugte sich Harry zu Mariah runter und hob ihren Oberkörper an. "Mariah!", rief er und schüttelte sie sachte. "Herr Minister", sagte Remus, der neben den beiden zum Stehen gekommen war und sah den Zaubereimnister flehentlich an, "bitte beenden Sie das Verhör und lassen Sie uns Mariah nach Hause bringen. Sie ist am Ende ihrer Kräfte." Überflüssigerweise vereinbahrte Fudge diese Angelegenheit noch einmal mit den Ratmitgliedern, indem er sie fragend ansah. Doch zur Erleichterung für Remus willigten sie alle mit einem Nicken ein. Daraufhin beugte er sich nun auch zu Mariah herunter. "Ich nehme sie mit, Harry", sagte er und nahm das ohnmächtige Mädchen behutsam auf seine Arme, "und du bleibst mit den anderen so lange hier, bis die Verhandlung für beendet erklärt wird." "Aber -" "Bitte, Harry, Mariah braucht zu Hause Ruhe und die wirst du ihr vor lauter Sorge und Aufregung nicht gönnen können." Harry empfand diesen Satz als ungerecht, doch nickte er schließlich und machte Remus den Weg frei, der dann langsam wieder die Treppen hochging und unter den neugierigen Blicken aller Beteiligten auf das Mädchen in seinen Armen den Gerichtssaal verließ. Kaum war die Saaltür hinter ihm ins Schloss gefallen, begannen sogleich wieder alle miteinander zu reden, doch der Kobold sorgte mit seinem lautesten 'Ruhe' des Tages wieder für Stille. "Begeben Sie sich wieder auf Ihren Platz, Mr. Potter!", ordnete Fudge an, da Harry noch immer vor ihm und dem Rat stand. Der junge Gryffindor sah ihm und auch Redstone, der sich bei der ganzen Aufregung kein bisschen geregt hatte, ins Gesicht. Dort fand er eiskalte Augen und ein schadenfrohes Grinsen, was Harry rasend machte. War sich dieses Ekel überhaupt im Klaren, was er da eben gerade mit Mariah gemacht hatte? Er hatte sie den wirren Beschimpfungen ihrer Peiniger ausgesetzt und so war sie sogar vor lauter Qualen ohnmächtig geworden. Doch was war da wirklich geschehen? Und was hatten die Todesser damit gemeint, Mariah hätte diesen Archibald Allmewa getötet? Nun drehte sich Harry, nachdem er Redstone noch einen zornigen Blick geschenkt hatte, um und begab sich zurück zu seinem Platz. Er wollte so schnell wie möglich zu Mariah und erfahren, was da soeben passiert war. Als er wieder inmitten seiner Bekannten saß, sah er nach unten zur Sanduhr und stellte fest, dass die Verhandlung in wenigen Minuten vorbei sein würde. Fudge und der Rat erhoben sich. "Der Zaubereiminister und der Rat der höchststehenden magischen Justiz werden sich nun für fünfzehn Minuten zurückziehen und sich beraten! Daraufhin werden die Urteile bekannt gegeben!", verkündete der Kobold laut und deutlich und so disapparierten Fudge und die vier Ratmitglieder. Egal, wie oft der Kobold nun wieder drauf losbrüllte, jeder im Saal, ausgenommen von den Angeklagten, welche nach ihrem Hochmut nun sehr nervös wirkten, musste natürlich diese fünfzehn Minuten nutzen und sich sofort mit dem Nachbarn über die letzten Minuten austauschen. Dazu gehörten natürlich auch Harry und die anderen. "Was ... was hat das alles nur zu bedeuten?", wisperte Hermione mit Tränen in den Augen. "Warum haben sie ihr vorgeworfen, getötet zu haben?" "W-was ist, wenn sie Recht haben?", stotterte Ron vorsichtig. Harry, Hermione, sein Vater und Sirius sahen ihn bestürzt an. "Das kann nicht sein, Ron", war Hermione sich sicher, wandte sich jedoch sofort mit einem unsicheren Blick Harry zu. "Oder, Harry?" Hermione hatte, wie auch Ron, während der Handlung begriffen, dass Harry noch über so vieles bezüglich Mariah im Bilde war als er es ihnen vor einigen Monaten gestanden hatte. Doch war auch er völlig ratlos. Wie aus heiterem Himmel fiel ihm jedoch auf, dass sich Laura soeben gar nicht zu dieser Sache geäußert hatte. Daher sah er nun zu ihr. Laura jedoch hatte die Hände krampfhaft ineinader verflochten wie zu einem verzweifelten Gebet und ihre Augen waren starr auf den Boden gerichtet. Draco und Snape, beide saßen rechts und links von ihr, tauschten sich einen bitteren Blick aus. "Wenn sie nicht die Wahrheit gesagt haben", sprach Ron, "dann hätten sie es nie gewagt, so einen Aufstand zu riskieren. Sie haben das die ganze Zeit nicht gemacht, als Mariah von dem ... Missbrauch geredet hat und nun auf einmal haben sie alle Vorsicht über Bord geworfen ..." "Es ist so schrecklich", schluchzte Hermione. Zur Überraschung aller waren die fünfzehn Minuten inzwischen wohl um, denn nun apparierten wieder Fudge und der Rat zurück auf ihre Plätze. Der Zaubereiminster erhob sich sogleich und sah auf die lange Pergamentrolle in seinen Händen. "Ich verlese nun die zu verhängenden Urteile: Da neue Zeugenaussagen bezüglich des Angeklagten Lucius Malfoy zusammen gekommen sind, wird das endgültige Urteil über ihn erst infolge der nächsten Wochen entschieden und schließlich im 'Tagespropheten' bekannt gegeben. Dies gilt auch für die Angeklagten Andrew Avery, Aron Nott, Geoffrey Goyle, Raven und Regina Reason und Alain Flint. Peter Pettigrew hingegen wird zu einer dreißigtägigen Haft in Azkaban mit dem anschließendem Kuss der Dementoren verurteilt -" Nach diesen Worten schluchzte Wurmschwanz nach einem Schreck drauflos und wurde daher, da er sich auch nicht mehr beruhigen wollte, nach draußen gezerrt - direkt nach Azkaban. Harry und die anderen, insbesonders Sirius, seufzten erleichtert. "Derweil werden sämtliche Hogwartsschüler aus Slytherin, die die Volljährigkeit besitzen, zu einer einjährigen Haft in Azkaban verurteilt und die jüngeren Slytherins werden unter besondere Beobachtung des Hogwartspersonals gestellt." Sämtliche Siebzehnjährige aus Slytherin erblassten, wenige wie Marcus Flint setzten eine düstere Miene auf. Folgend las Fudge die weiteren Urteile vor. Die höchste Strafe nach Wurmschwanz' war die lebenslange Azkabanhaft, die für all diejenigen verhängt wurde, die nach klaren Beweisen die Unverzeihlichen Flüche angewandt hatten. Freigesprochen wurde keiner, was die Zuschauer sehr zufrieden stimmte. Als das letzte Sandkorn herunter rieselte, hatte Fudge soeben das letzte Urteil verkündet und hob seinen Blick. "Hiermit ist die Verhandlung beendet! Den Zeugen wird für ihre Antworten gedankt und die Angeklagten werden unverzüglich nach Azkaban geführt! Die Familienanwälte geleiten die Kinder der Verurteilten bitte nach Hause! Die Kosten für die Verhandlung tragen die Angeklagten, deren Verliese in Gringotts dafür umgehend geöffnet werden! Vielen Dank für Ihre Anteilnahme!", rief er, rollte das Pergament zusammen und verließ mit dem Rat auf normalem Wege den Saal durch die große Tür. Somit erhoben sich auch alle Zuschauer und Harry und die anderen gingen nach draußen in die Eingangshalle. Zu ihrem Glück liefen Rita Kimmkorn und die restlichen Journalisten und Fotografen eiligst los, um so schnell wie möglich ihre ganzen Aufzeichnungen zu sämtlichen Redaktionen zu bringen. Harry sah nun auf seine Uhr, die die Zeit zwölf Uhr angab. Der Sanduhrenzauber hatte ihn jedoch sicher über vier Stunden empfinden lassen. "Platz machen!", fuhr ihn auf einmal jemand scharf an und er drehte sich verwundert um. Vor ihm stand einer der Auroren und hinter ihm noch weitere, die die Gefangenen aus dem Saal führten. Sofort machte Harry der Gruppe den Weg frei und sah jedem der Diener seines ehemaligen Erzfeindes noch einmal in die blutunterlaufenden Augen, als sie an ihm vorbeigingen. Ron, Hermione, Laura und Dracotaten es ihm gleich, als sich die Auroren und Todesser auch ihnen näherten Doch plötzlich wurde einer der Auroren heftig zu Boden geschubst und Lucius Malfoy ging auf seinen Sohn zu, den er am Kragen packte. Sämtliche Zeugen dieses Vorhabens schrien vor Schreck auf. Lucius zog Draco zu sich ran und flüsterte leise und kühl in sein Ohr: "Ich werde wiederkommen und sie mir holen ... Und dann bist du wieder ganz allein ..." "Lassen Sie ihn los, Malfoy!", schrie der Auror, der soeben geschubst worden war und riss Lucius von Draco los, welcher seinen Vater einfach nur entgeistert ansah. Dieser grinste dämonisch und wurde wie alle anderen Verurteilten aus der Eingangshalle geführt. Sie ließen eine ratlose Menge von Hexen und Zauberern zurück. "Draco", sagte Laura mit zitternder Stimme, als sie an ihren Freund herantrat, "alles in Ordnung?" Draco jedoch starrte nur mit stockendem Atem den abgeführten Todessern hinterher. "Draco!" "Äh-was?", fragte Draco völlig verwirrt. "Hat er dir was getan?" Laura schmiegte sich an ihn. "N-nein", nuschelte er und legte seinen Arm um sie. Nun traten auch die anderen zu ihnen heran. "Unglaublich, dass so etwas überhaupt passieren konnte", murmelte Sirius kopfschüttelnd. "Und die wollten ab jetzt sorgfälltiger arbeiten? Nun ja, wir sollten am besten nun nach Hause gehen und sehen, wie es Mariah geht." "Genau", sagte Harry und wandte sich Ron und Hermione zu. "Vielen Dank für eure Unterstützung. Aber du, Hermione ... nun wirst du Ärger bekommen wegen dem Zeitumkehrer ..." Hermione nickte wehmütig. "Das ist meine Schuld, ihr beiden", sagte Sirius. "Keine Sorge, Hermione, ich werde mich darum kümmern. Im schlimmsten Fall musst du nur eine hohe Geldstrafe bezahlen -" "Nein, Sirius", erklang eine sanfte Stimme hinter ihnen, die sie alle herumfahren ließ. Albus Dumbledore schritt langsam auf Hermione zu und legte seine alte Hand auf ihre Schulter. "Du, Hermione, hast für mich den Kopf hingehalten, obwohl ich dir den Vorschlag machte, den Zeitumkehrer zu verwenden. Ich danke dir für dieses Opfer und werde daher die Verantwortung tragen", sagte er lächelnd. "Vie-vielen Dank, Professor", stotterte Hermione überwältigt vor Freude. Dumbledore nickte und verabschiedete sich von seinen Schützlingen, bevor auch er sich entfernte und ging. "Wir sollten nun auch gehen", sagte Mr. Weasley zu seinem Sohn. "Auf Wiedersehen, Harry", sagte Hermione und umarmte ihren besten Freund. "Ja, wir sehen uns morgen im Zug." Damit verabschiedeten sich er, Sirius und Laura von Ron, Mr. Weasley und Hermione und nahmen den Weg zu den Aufzügen nach oben. Auch fuhr Snape mit ihnen noch nach oben, bevor er sich von seiner Tochter und dem außerordentlich stillen Draco knapp verabschiedete. Schon auf dem Weg von unten nach oben zum mahagonihölzernen Saal hatten ihnen sämtliche Zuschauer der Verhandlung misstrauisch hinterher gestarrt, doch die Sorge um Mariah ließ sie all dies gekonnt ignorieren. Somit nahmen die vier einen freien Kamin und reisten mit diesem und ein wenig Flohpulver zurück zu Remus' Haus. Dort im Wohnzimmer fanden sie Remus vor, der soeben auf dem Sofa Platz genommen hatte. "Wo ist Mariah?", war das Erste, was Harry fragte. "Im Bett, aber lass sie bitte - Harry!" Doch Harry rannte bereits die Treppe nach oben. Er musste sie unbedingt sehen, er musste endlich Klarheit haben. Er riss ruckartig seine Zimmertür auf und im selben Moment sah er aus den Augenwinkeln, wie die Tür ihres eigenen Badezimmers zugeknallt wurde. Sofort rannte er zu dieser und drückte die Klinke runter, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. "Mariah", sagte Harry, "bitte mach die Tür auf." Er spitzte die Ohren, als er von innen her ein Schluchzen vernahm. "Bitte, Mariah ... egal, was du getan hast, wir können darüber reden ..." Doch das Schluchzen wurde augenblicklich lauter und die Tür blieb verschlossen. Harry seufzte, zuckte im nächsten Moment jedoch leicht zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um und sah in Lauras Gesicht. "Lass sie bitte, Harry", sagte sie leise. Harry trat nun einen Schritt näher an sie heran und sah ihr genau in die dunkelgrünen Augen. "Du weißt es, oder? Du weißt, was da mit Mariah passiert ist ..." Laura nickte nach dieser Feststellung und zog Harry mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer, dessen Tür sie hinter sich schloss. "Ja, ich weiß es", sagte sie draußen auf dem Flur und ging mit Harry die Treppe nach unten, "und ich werde es dir und den anderen in Ruhe erklären, aber Mariah lässt du erstmal für ein paar Stunden in Ruhe." Damit betraten sie das Wohnzimmer, wo Remus und Sirius Harry mit einem strengen Blick empfingen. "Harry, ich habe dir doch gesagt, dass Mariah Ruhe braucht", wiederholte Remus ernst. Harry nickte einsichtig und teilte ihnen betrübt mit, dass Mariah sich wegen ihm im Bad eingeschlossen hatte. "Was ist", flüsterte er, "wenn sie sich etwas antut?" "Ihr habt doch keine spitzen oder scharfen Gegenstände im Bad, oder?", fragte Sirius, der wohl drauf und dran war, im schlimmsten Falle selbst nach oben zu gehen. "Nicht, dass ich wüsste." "Sie wird sich nichts antun", meinte Laura. Harry wandte sich ihr wieder zu. "Du wirst uns also alles erklären?" "Ja, aber im Sitzen, wenn es möglich ist." Und so saßen im nächsten Moment die vier am Esstisch in der Küche. Doch einer schien zu fehlen. "Wo ist Draco?", wollte Laura wissen. "Er ist nach oben ins Gästezimmer gegangen. Er meinte, es ginge ihm nicht gut", erklärte Sirius. "Oh ... na gut, was soll's. Also, Mariah ... ja ..." "Fang am besten damit an, uns zu sagen, ob das stimmt, was Avery und die anderen sagten", bat Remus sie. Laura schloss kurz die Augen und als sie sie wieder öffnete, waren sie noch düsterer als sonst. "Bevor ich das beantworte ... was wisst ihr über Archibald Allmewa?" "Er war ein Todesser", antwortete Remus und es klang so, als hätte er sich schon die ganze Zeit vorher Gedanken darüber gemacht. "Und zwar einer der brutalsten." Laura nickte. "Was wisst ihr über seinen Tod?", fragte sie. "Nun ja ... So im Jahr 1990 oder 1991 wurde er tot in seinem Haus gefunden. Er war kaum noch widerzuerkennen; alles voller Blut, als hätte man ihn niedergemetzelt ..." "Die Herrschaften in Azkaban haben sich richtig darüber geärgert, dass sie ihn vor seinem Tod nicht einbuchten konnten", erinnerte Sirius sich. "Laura", sagte Harry eindringlich, "sag endlich, hat Mariah diesen Todesser ... umgebracht oder nicht?" Ein zaghaftes Nicken ließ Harry erbleichen und wie auch Remus und Sirius erschrocken nach Luft schnappen. "Da-das kann nicht sein", hauchte Remus voller Fassungslosigkeit. "Er war vollkommen entstellt, das kann sie unmöglich gewesen sein - Zudem wurde nie rausgefunden, was ihn so zugerichtet hat -" "Wie konnte das passieren, Laura?", fragte Sirius, der ziemlich blass war. "Er wurde 1990 oder 1991 ermordet, also kann Voldemort sie nicht dazu gezwungen haben." "Hat er auch nicht." "Aber was hatte sie dann mit ihm zu tun?", wollte Harry nun endlich wissen, weswegen er einen sehr ungeduldigen Ton aufsetzte, der Laura erneut aufseufzen ließ. "Er ... war einer von denen, an die Raven Reason sie verkaufte." Nun noch einen Namen von Mariahs Peinigern zu hören, ließ Harrys Blut für einen Augenblick wieder in seinen Kopf zurückkehren und kochen. "Moment", sagte Sirius auf einmal, "dann war das -" "- Notwehr, ja", bestätigte Laura. "Was hat er mit ihr gemacht, dass sie ihn ... umgebracht hat?" "Ganz ehrlich, Harry, ich weiß es nicht ..." Harry wusste nicht, was er davon halten sollte. "Aber warum konnte sich Mariah nicht an seinen Namen erinnern?", fragte Remus. "Und was war mit ihr, dass sie in Ohnmacht gefallen ist?", wollte Sirius erklärt bekommen. "Nun ja ..." Laura tippte mit den Fingern kurz auf dem Tisch rum. "Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, weil meine Mutter ihr damals die Erinnerung genommen hat." Ihre Finger blieben nun ruhig und eine kurze Stille folgte, bis Sirius zuerst wieder sprach. "Moment mal ... Lara hat einen Vergessenszauber auf Mariah gelegt?" Laura nickte. "Ja, Mariah wurde ..." Sie sah nun kurz zu Harry, bevor sie fortfuhr. "Ähm, wir haben Mariah, nachdem wir von Allmewas Ermordung gehört hatten, draußen auf einem Feld in der Nähe seines Hauses gefunden. Wir nahmen sie mit nach Hause und sie war völlig traumatisiert. Ihre Augen hatten keinen Glanz, waren ausdruckslos, kalt und leer ..." Erneut wanderte ihr Blick zu Harry, da sich seine grünen Augen auf einmal weiteten und er nachdenklich auf den Tisch blickte. "Ah", sagte sie trocken", du hast also schon Bekanntschaft mit dieser Eigenschaft gemacht, was, Harry?" Ertappt, schluckte Harry und sah sie seltsam an. "Was für eine Eigenschaft?" Remus wollte wie Sirius nun auch eingeweiht werden. "Wegen all den schrecklichen Missbräuchen hat Mariah die Fähigkeit entwickelt, sich in einen Zustand zu versetzen, in dem sie seelisch und körperlich kaum etwas spürt, falls etwas Schreckliches mit ihr passiert. Das heißt, sie nimmt dann kaum noch wahr, was wirklich um sie geschieht und lässt daher alles mit sich machen -" "Und sie kann alles machen, wozu sie sonst nicht in der Lage wäre?", fragte Harry vorsichtig. "Wobei hast du diesen Zustand bei ihr miterlebt?", kam jedoch nur die Gegenfrage. Harry biss sich auf die Unterlippe und errötete leicht. "Als ... als sie mir von den Vergewaltigungen erzählte ..." Er spürte Sirius' Hand auf seiner Schulter. "Sie ... war gar nicht mehr sie selbst und redete davon, als wäre es das Normalste auf der Welt ... Doch dann kam sie plötzlich wieder zu sich ..." Nach dieser Erzählung senkte Laura den Blick. "Und am nächsten Tag erinnerte sie sich wieder daran, oder? Tja, diesen Zustand hat sie selbst für sich erschaffen, um allein den Augenblick eines Missbrauchs ohne Schmerzen und Angst überstehen zu können. Doch erinnern an das Erlebnis und an das, was sie selbst getan hat, kann sie. Ich dachte eigentlich, dass dieser Zustand heute während der Verhandlung eintreffen würde, doch wie es ausschaut, hat sie sich selbst mit aller Kraft dagegen gewehrt ... Jedenfalls war dieser Zustand an diesem einen Tag so heftig wie noch nie. Sie sagte gar nichts mehr, war überhaupt nicht ansprechbar. Daher sah meine Mutter es als einzige Möglichkeit, ihr die Erinnerung zu nehmen." "Nur diese Erinnerung? Warum nicht auch die Erinnerungen an die anderen Male?", wunderte sich Harry. "Nun ja, erstens, es ist sehr riskant, an dem Gedächtnis von jemanden herumzubasteln und meine Mutter war auch nicht gerade eine Expertin dieses Zaubers. Zweitens erzählte sie mir, es wäre zu gefährlich, Mariah zu viele Erinnerungen zu nehmen und außerdem meinte sie, bräuchte sie zumindest diese Erinnerungen, um die Warnung vor solchen Übergriffen immer im Kopf zu behalten. Ich habe ihr letztes Argument nie wirklich verstanden ...", gab Laura zu. Schon wieder folgte eine Stille, in der jeder erstmal seine Gedanken ordnen musste. "Und ...", sagte Harry, "... warum ist sie nun bewusstlos geworden?" "Weil die Erinnerung wohl wieder zurückgekehrt ist ...", antwortete Laura mit leiser Stimme. "Wie zurückgekehrt? Ich dachte, Lara hätte ihre Erinnerung gelöscht -" "Sirius, Laura erzählte ja gerade, Lara hätte den Vergessenszauber nicht gut beherrscht. Außerdem geht eine Erinnerung nie wirklich vollkommen verloren, sie wird nur in die hinterste Ecke des Gedächtnisses gerückt. Wenn aber irgendwelche Dinge, die mit dieser Erinnerung zusammen hängen, passieren, dann könnte jemand sich wieder erinnern", erklärte Remus. "Genau", meinte auch Laura, die inzwischen aufgestanden war und sich nun ein Glas Wasser genehmigte. "Remus, können sich Menschen auch nur im Unterbewusstsein daran erinnern? In Träumen ... zum Beispiel?" Remus war verwundert über Harrys Frage. "Warum fragst du das, Harry?" "Erst letzte Nacht hatte sie einen Alptraum, weswegen sie sich dann auch übergeben musste -" "Und das sagst du uns erst jetzt?" Sirius war sehr verstimmt deswegen. "Was hat sie denn genau geträumt, Harry?", fragte Laura und setzte sich mit dem Glas Wasser in den Händen wieder hin. "Sie ... sie erzählte mir, sie hätte geträumt, dass sie uns umgebracht hätte ..." Ein beunruhigtes Schweigen brach erneut aus. "Wenn eine Erinnerung zurückkehrt ...", murmelte Laura und nippte an dem Glas, "dann bekommt derjenige unvorstellbare Schmerzen. Diese und dazu noch die Erinnerungen waren so stark, dass sie deswegen wohl ohnmächtig wurde." "Und nun glaubt sie, sie könnte uns nicht mehr unter die Augen treten ..." Harry legte sein Gesicht in seine Hände und seufzte verzweifelt. Er erinnerte sich daran, wie er Mariah versichert hatte, dass sie keine Mörderin war und nichts Böses getan hatte. Obwohl dies in seinen Augen auch so war, fühlte er sich, als hätte er sie angelogen. "Was schlägst du uns vor, Laura, sollen wir nun tun?", wurde die junge Slytherin von Sirius gefragt. Laura lehnte sich leicht zurück und kaute kurz auf der Unterlippe herum. "Das Beste wäre wohl", sagte sie, "ihr zu zeigen, dass wir ihr nichts vorwerfen, sondern ihre Handlung verstehen und dass sie sich selbst auch nichts vorzuwerfen hat. Aber wir sollten sie sich selber erstmal mit der Erinnerung auseinander setzen und sie auf uns zukommen lassen." "Da gibt es aber eine klitzekleine Sache, Laura", erinnerte sich Harry. "Morgen beginnt unser sechstes Schuljahr in Hogwarts und um elf Uhr vormittags müssen wir im Zug sein. Wenn sie bis dahin im Bad bleibt, haben wir ein Problem." Remus und Sirius stimmten ihm mit bedauernden Blicken zu. Laura nickte einsichtig. "Dann müssen wir wohl hoffen, dass sie morgen oder besser noch heute rechtzeitig rauskommt. Da sie sich ausgerechnet im Bad eingesperrt hat, könnte sie höchstens eine Woche ohne Essen dort drin bleiben ... Zur Sicherheit sollten wir schon mal ihre Sachen für Hogwarts packen, falls es knapp wird." "Das mache ich", meldete Remus sich dafür. "Doch ... gibt es denn keine Möglichkeit, sie dazu zu überreden, rauszukommen?" "Sie können es versuchen, aber ich bin sicher, das wird nicht klappen. Sie muss sich einfach erstmal selbst mit all dem auseinandersetzen." "Und du bist dir ganz sicher, dass sie sich nichts antun wird?", wollte Harry auch ganz sicher wissen. "Sie sieht in dem Tod keine Erlösung. Aus Angst, Mariah würde sich ihnen irgendwann mit Selbstmord entziehen, hat Raven Reason ihr immer gruselige Geschichten über die so genannte Hölle erzählt, so dass sie sich vor dem Tod schrecklich fürchtete. Heute glaubt sie zwar nicht mehr an solche Sachen, doch hat dies eine Spur in ihr hinterlassen ..." "Was ist eigentlich mit ihr nach dem Vergessenszauber passiert?", fragte Remus. Nun sah Laura auf einmal aus, als wäre sie über irgendetwas sehr wütend. "Meine Mutter bestand darauf, dass wir sie zu den Reasons zurückbringen ... ansonsten hätten sie uns allen aufgelauert ... Ich verstehe bis heute nicht, wie sie es übers Herz bringen konnte, das jedes Mal zu tun ..." "Wussten die Reasons, dass Mariah diesen Mann getötet hat?" "Sie wurde an ihn verliehen, also war dies das Naheliegenste. Dies hatte dann übrigens zur Folge, dass keiner mehr Mariah sich für spezielle Dienste kaufen wollte. Sie hatten ja alle Angst, dasselbe Schicksal zu erleiden wie Allmewa." "Hat Raven auch von ihr abgelassen?" "Eine Weile, aber da sie sich ja nicht erinnern konnte, ließ er diese Vorsicht bald wieder fallen ..." Lauras Hand umfasste nun mit aller Kraft das mittlerweile leere Glas und schien kurz davor zu sein, es an die Wand zu schmeißen. Doch Remus nahm es ihr noch rechtzeitig aus der Hand und stellte es in das Spüllbecken. Verlegen, blickte Laura auf den Tisch. "Wollt ihr noch etwas wissen?", fragte sie. Remus, Sirius und Harry wechselten sich flüchtige Blicke. "War ... ist das auch wirklich die einzige Erinnerung, welche Mariah von deiner Mutter genommen wurde?", wollte Harry noch einmal ausdrücklich wissen. Laura sah ihn eindringlich an, bevor sie antwortete: "Ja, nur diese ... obwohl ich mir gewünscht hätte, wir hätten ihr auch andere Erinnerungen genommen." Nach diesen Worten seufzte sie noch einmal und erhob sich. "Falls es euch genehm ist, würde ich jetzt gerne nach oben gehen und mich ausruhen. Die Verhandlung war wirklich sehr anstrengend." "Natürlich", sagte Remus und setzte sein bekanntes sanftes Lächeln auf, welches nach diesem langen Gespräch jedoch eher bitter wirkte. "Soll ich dir und Draco etwas Tee machen und ihn dann nach oben bringen?" "Das wäre sehr nett, vielen Dank." Sie näherte sich noch einmal Harry und legte ihre zarte Hand auf seinen Arm. "Sie wird schon bald rauskommen, Harry. Der Zustand hat nie länger gedauert als sechs Stunden. Und ... sei dir im Klaren, dass Mariah dies wohl nie wieder ablegen kann ... und du damit leben musst", erklärte sie ihm. Sie sah noch sein völlig verwundertes Gesicht, bevor sie die Küche verließ und schließlich nach oben ging. Dort, wo sie nun direkt vor dem Zimmer von Harry und Mariah stehen blieb, dachte sie kurz darüber nach, ob sie nicht doch reingehen und Mariah überreden sollte, aus dem Bad zu kommen. Doch wusste sie aus Erfahrung, dass dies sicher kaum etwas bringen würde. Mariah noch mehr unter Druck zu setzen, war einfach nicht der richtige Weg. Jedoch hoffte Laura, sie würde sich rechtzeitig wieder beruhigen, bevor es nach Hogwarts ging. Wie schon so oft an diesem Tag seufzte sie und begab sich ins Gästezimmer. Ihr suchendes Auge erblickte Draco, welcher auf einem der schmalbeinigen Stühle saß und durch das geöffnete Fenster hinaussah. Draußen hatte es inzwischen angefangen zu regnen. Draco schien ihr Eintreten nicht bemerkt zu haben, denn auch als sie sich ihm näherte, starrte er geistesabwesend auf zu den dunklen Wolken und selbst als sie ihre Arme um ihn legte und ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen ließ, rührte er sich nicht. "Remus meinte, es geht dir nicht gut", murmelte sie. "Hm", ertönte es nur. Lauras Hände strichen sanft über seine Brust und sie küsste seine blasse Wange. "Ich bin stolz auf dich", gestand sie, "Du konntest allen zeigen, was für ein Schwein Lucius ist. Auch wenn Redstone ein Arsch ist, er wird bestimmt die richtige Strafe über ihn verhängen." Draco umfasste nun mit festem Griff eine ihrer Hände. "Du ... hast dich auch gut geschlagen", sagte er leise. Laura lächelte. "Danke ... Es war wirklich ein harter Tag. Ich möchte mich ein wenig hinlegen. Leistet mir mein Schmusekater ein wenig Gesellschaft - Wah!" Sie lachte laut auf, als Draco sie in seine Arme zog, über die Schulter warf und mit ihr zum Bett ging. Dort ließ er sich mit ihr fallen und begann sogleich sie innig zu küssen. Zwar war sie eigentlich sehr müde und konnte kaum noch ihre Augen offen halten, die doch so lange dem kalten und eindringlichen Blick Redstones standhalten mussten. Aber gegen so eine liebevolle Behandlung nach solch einem Tag, der gerade mal fast dreizehn Stunden alt war, hatte sie rein gar nichts einzuwenden. Sie schlang ihre Arme um Dracos Hals und erlag seiner Leidenschaft, die er in den Kuss legte. Fast schon etwas zu eilig öffnete er ihr weißes Sweat-Shirt und befreite sie davon. Dabei verhinderte er jedoch gekonnt, dass sich ihre Lippen um auch nur einen Zentimeter trennten. Auch als Laura sich wenigstens für etwas Sauerstoff zurückziehen wollte, nahm er ihren Mund wieder in Gefangenschaft und küsste sie immer inniger, fast schon aufdringlich. Er biss zart in ihre Lippen, auch in ihre Zunge und ließ sie kaum zu Atem kommen. Dies wurde Laura bald schon etwas zu viel und so drückte sie ihn nun etwas energischer von sich weg. "Bei Merlin, welche Feuerkrabbe hat dich denn ange -" Doch schon lagen Dracos brennende Lippen wieder auf ihren und schienen diese nie wieder freigeben zu wollen. Auch seine Hände blieben weiterhin aktiv und machten sich an den Trägern ihres ebenso weißen Tops zu schaffen. Laura bekam kaum noch Luft und empfand so absolut keinen Genuss mehr für das, was hier passierte. Sie umklammerte mit ihren zitternden Händen seine Schultern und versuchte erneut, ihn so zu stoppen, doch diesmal verhalf ihr Widerstand zu nichts. Draco zerrte immer mehr mit einer großen Ungeduld an ihrem einen Träger herum und mit einem heftigen Ruck zerriss er ihn schließlich. Dies war der Auslöser für Lauras sofort aufkeimender Panik und ihren Händen gelang es endlich, ihn wegzuschubsen und ihm außerdem noch eine gehörige Ohrfeige zu verpassen. Ihren damit errungenen Freiraum nutzte sie sofort dafür, sich aufzusetzen und von ihm wegzurutschen. Mit entsetzten Augen, mit der einen Hand ihren zerrissenen Träger haltend und mit stockendem Atem starrte sie Draco an. Er hockte mit gesenktem Kopf und ebenfalls aufgerissenen Augen da. Diese wanderten langsam zu ihr und es jagte ihr einen weiteren Schreck ein, als sie dort Tränen entdeckte. Mit der einen Hand verdeckte er seine blaugrauen Augen und sank nun in sich zusammen. "Bitte ...", wisperte er leise, " ... bitte bleib bei mir ... bitte ... lass mich nicht allein ..." Lauras Angst vor ihm wich augenblicklich dahin und wurde ersetzt von unendlicher Sorge. "Draco ...", flüsterte sie und näherte sich ihm mit Vorsicht. Noch immer weinte er, was sich auch nicht änderte, als Laura ihn sanft umarmte. "Draco ... wer sagt denn bitte, ich würde dich alleine lassen?" Draco Schluchzen ließ nach und er schmiegte sich an sie. "Mein Vater ..." Laura keuchte auf und sofort ließ sie ihn los, um in sein Gesicht zu sehen. "Wie bitte? Lucius hat - Warte ... Hat er dir das gesagt, als er dich in der Halle gepackt hat?" Draco nickte und prompt wurde er erneut von seiner Freundin in den Arm genommen. "Oh, Draco, was legst du seine Worte auf die Goldwaage? Ich würde dich doch niemals verlassen." "Er sagte, er würde wiederkommen und dich holen ..." Laura zuckte zusammen. Zum ersten Mal beschlich sie dieselbe Angst, die Draco inzwischen vollkommen eingenommen hatte. Die Angst, dass Lucius irgendwie aus Azkaban entkommen und sich rächen würde... "Das ist unmöglich", erwiderte sie, doch ihre Stimme klang so unsicher, "er wird uns nichts mehr tun können ..." Draco löste sich vorsichtig von ihr und fuhr mit seinen eiskalten Fingern ihrer entblößten Schulter entlang. "Es tut mir Leid, dass ich so grob war", sagte er liebevoll und küsste die weiche Haut. Laura nahm sein Gesicht in die Hände, wischte die Tränen weg und küsste ihn zärtlich. "Ich bleibe für immer bei dir", sagte sie nur und lächelte. Daraufhin lächelte er ebenfalls. In diesem Moment klopfte es an der Tür. "Ich hoffe, du hast Lust auf Tee", murmelte Laura. *** Als Harry das Zimmer betrat, stierte er sofort wie auch die letzten Male zur Badezimmertür, welche jedoch noch immer verschlossen war. Auch seufzte er wieder und schloss die Tür hinter sich. Er ging zum Kleiderschrank und holte die Kleidung heraus, die er am morgigen Tag tragen würde. Die Sachen für das sechste Schuljahr waren inzwischen eingepackt und standen mit Mariahs Koffer reisebereit neben der Tür. Nun waren alle Vorbereitungen für die Fahrt nach Hogwarts erledigt und Harry löschte das Licht und legte sich allein ins Bett. Er sah sofort wieder zur Badezimmertür. Es war nun neun Uhr abends und Mariah hatte das Bad kein einziges Mal verlassen oder überhaupt geöffnet. Auch hatte er wie auch die anderen in der Zwischenzeit nicht versucht, sie zum Verlassen ihres Zufluchtortes zu bewegen, obwohl er dies nur allzu gern getan hätte. Zum Glück aller, gab es in diesem Haus ein zweites Bad und so hatte keiner befürchten müssen, mit voller Blase hinaus in die Wildnis rennen zu müssen. Ein feiner Lichtstrahl hatte sich durch die Ritze der Badezimmertür in die Dunkelheit des Schlafzimmers begeben. Somit konnte Harry auch den Schatten Mariahs ausmachen, die, so wie sich der Schatten bewegte, wohl nachdenklich hin und her schlenderte. Es war kein Schluchzen mehr von ihr zu vernehmen, schon lange nicht mehr. Und genau das machte Harry Sorgen. Hieß dies denn nicht, das sie sich inzwischen wieder beruhigt hatte? Wenn ja, warum kam sie denn dann nicht raus? Und was sollten sie bloß machen, wenn Mariah nicht rechtzeitig wieder rauskommen würde? Eine Ewigkeit folgten Harrys müde Augen dem Schatten, doch irgendwann fielen ihm diese einfach zu und er schlief ein. *** Als hätte sie nur darauf gewartet und eine innere Eingebung erhalten, löschte Mariah im selben Moment, als Harry eingeschlafen war, das Licht und entriegelte die Badezimmertür, welche sie auch ganz langsam öffnete. Trotz der Dunkelheit konnte sie Harrys entspanntes Gesicht erkennen und sein regelmäßiger Atem drang zu ihr durch. Auf Zehenspitzen und mit zutiefst angespanntem Körper näherte sie sich dem Kleiderschrank. Doch bevor sie die erste Schublade öffnen konnte, entdeckte sie ihren Koffer, der wie auch Harrys neben der Zimmertür stand. Ihr war sofort klar, dass jemand ihn extra für sie gepackt hatte, so dass sie ohne morgendliche Umstände nach Hogwarts fahren könnte. Doch dazu würde es nicht kommen. Sie würde nicht nach Hogwarts zurückkehren. Sie wollte nirgendwohin, wo die Menschen sie ab dem heutigen Tag nie wieder aus den Augen lassen würden. Und zwar aus Angst, Mitleid und Abscheu. Sie würde von hier verschwinden. Denn was sollte sie noch hier? Welcher vernünftige oder gar naive Mensch würde sie bitteschön im selben Haus haben wollen, nachdem ihr größtes Geheimnis, von dem sie bis vor ungefähr neun Stunden noch nichts oder eher nichts mehr gewusst hatte, enthüllt worden war? Sie war eine Mörderin. Sie hatte nicht nur ihren Vater, sondern auch jemand weiteres getötet. Letzteres konnten doch selbst Remus, Sirius, die anderen, aber vor allem Harry doch nicht mehr annehmen. Schon damals am letzten Schultag hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, endgültig zu verschwinden. Wohin, wusste sie damals nicht und heute erst recht nicht. Jedoch schien ihr das im Moment kaum wichtig zu sein. Einfach nur weg von allem und jedem, das war alles, was sie wollte. Sie griff nach dem Koffer und mit der anderen freien Hand umfasste sie die Türklinke. 'Aber ...', dachte sie und hielt inne, 'was wäre denn, wenn Harry und auch die anderen mir diese schreckliche Tat verzeihen?' Diesen Gedanken warf sie jedoch sofort wieder über Bord. Obwohl sie mit dem Rücken zu ihnen gesessen hatte ... sie hatte die zu Tode entsetzten Blicke ihrer Freunde gespürt, nachdem Avery und viele anderen Todesser ihr Geheimnis preisgegeben hatten. Auch als Remus sie die Saaltreppe hinauf getragen hatte, war wie von weit her Hermiones Weinen in ihre Ohren gedrungen. Und als Harry vor vielen Stunden an die Badezimmertür geklopft hatte, hatte sie nicht nur die Verzweiflung, sondern auch eine gewisse Angst vor der Wahrheit herausgehört... "Geh nicht ..." Erst jetzt bemerkte sie die Arme um ihre Taille und den warmen Atem an ihrem rechten Ohr, wo Harry diese Worte hineingehaucht hatte. Diese Erkenntnis über diese plötzliche Nähe und überhaupt Harrys Anwesenheit erschreckte sie so sehr, so dass sie den Koffer fallen ließ und dieser so auf dem Boden aufsprang. Mariah zitterte am ganzen Leib und ihre eine Hand hielt noch immer die Türklinke fest. Doch Harry ergriff diese sanft und schaffte es so, dass Mariah die Klinke losließ. Seine Arme umschlangen sie nun noch mehr und er schmiegte sich an sie. "Geh nicht ...", wiederholte er leise, aber bestimmt. Mit zitternden Händen umfasste sie seine Unterarme, doch fehlte ihr einfach die Kraft, sich aus dieser Umarmung zu befreien. "B-bitte, Harry ...", stammelte sie und begann zu weinen, "lass mich los ... ich kann nicht -" "Ich lasse dich nicht gehen", raunte er in ihr Ohr und drehte sie nun zu sich. Obwohl es so finster in diesem Raum war, konnte er ihre geschwollenen und sicher auch geröteten Augen sehen. Ihre Wangen glänzten vor Tränennässe und sie zitterte noch immer. Sie sah ihn mit vollkommener Hilflosigkeit an. "Ich kann hier nicht bleiben, Harry", flüsterte sie. Sie war nun einem eindringlichen Blick in Harrys smaragdgrünen Augen ausgesetzt, der lange an ihr haftete. "Nenn mir nur einen Grund, dass du hier nicht bleiben sollst -" Mariah setzte sofort zu einem ihrer zahlreichen Argumente an, doch sprach Harry weiter: "- und selbst dann lasse ich dich nicht gehen." Nun war Mariah endgültig verzweifelt. Ihre Finger krallten sich in Harrys T-Shirt, das er sich zum Schlafen übergezogen hatte. "Du hast dich getäuscht, Harry", sagte sie, "ihr alle habt euch getäuscht ... Ich bin eine Mörderin ... Ich habe zwei Menschen getötet ... Ich kann mit dieser Last nicht dieses Leben leben ... egal, wie sehr ich das will ..." "Ich habe auch gemordet, Mariah", erwiderte Harry schlicht, weshalb sie ihn beklommen ansah. "Wir haben denselben Menschen - nein, dasselbe Monster getötet." "Jedoch keinen deiner Verwandten", meinte Mariah allein dazu. "Er war nur dein Erzeuger." Mariah zuckte bei Harrys kalten Ton zusammen. Dann senkte sie wieder den Blick. "Ich sehe immer noch sein Lächeln und höre seine Worte, bevor er ..." Keuchend trat sie an Harry heran und presste ihr Gesicht gegen seine Schulter. Sanft umarmte er sie. "Lass uns bitte schlafen gehen", murmelte er und strich über ihren Rücken. Er spürte, wie sie sich verkrampfte, doch bevor sie Widerspruch einlegen konnte, drückte er sie wieder etwas von sich weg und sah sie an. "Wir gehen morgen gemeinsam nach Hogwarts. Und egal, was passiert, ich bleibe bei dir und werde dich beschützen. Oder ... willst du wirklich gehen und mich alleine lassen?" Bestürzt, blickte Mariah ihn an. "Ich will nicht, dass dich alle wegen mir hassen", antwortete sie leise. Harry seufzte. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie egal mir das mittlerweile ist. Und wenn irgendjemand etwas gegen uns hat, dann schicke ich ihm per Eule eine Portion Stinkbomben, die sie ganz zufällig über ihn fallen lassen wird." Mariah entfiel ein Husten, welches sehr verdächtig nach einem unterdrückten Lachen geklungen hatte. Harry streichelte ihre feuchte Wange und küsste sanft seine Freundin. "Lass uns ins Bett gehen", wiederholte er. Mariah schluckte, nickte dann aber doch schließlich. Harry ließ sie los und sie beugte sich zu ihrer Kleidung runter, welche nun auf dem Boden verteilt lag. Dabei griff sie nach einem Nachthemd, sah Harry noch einmal etwas unsicher an und verschwand im Bad. Für einen kurzen Moment befiel Harry die Sorge, sie würde sich erneut einschließen, doch der Schlüssel drehte sich nicht im Schloss. Dies beruhigte Harry, der sich wieder ins Bett legte. Er ließ die Badezimmertür nicht aus den Augen, bis Mariah diese wieder öffnete und schüchtern zu ihm sah. Harry lächelte warm und hob die Bettdecke für sie hoch, unter welche sie nach einigen Augenblicken des Zögerns schlüpfte. Jedoch behielt ihr Körper eine verkrampfte Haltung bei, denn sie lag, für sie untypisch, auf dem Rücken, starrte hoch zur Zimmerdecke und zog ihren Teil der Bettdecke bis zum Hals. Harry rückte näher an sie heran und legte den rechten Arm um sie. Er wollte ihr einen Kuss geben und beugte sich dazu langsam über sie, doch kurz bevor sich ihre Lippen berührten, verhinderte Mariahs stumpfe Stimme dies. "Ich wollte ihn nicht töten ..." Harrys Gesicht entfernte sich ein wenig von ihrem und er sah in ihre Augen, die von der Decke langsam zu ihm wanderten. Ihrem unsicheren Blick nach, war sie wohl darauf gefasst, auf Widersprüche und Unglaube zu stoßen. "Ja, ich weiß", sagte Harry und Mariahs Augen weiteten sich. "Wie ... woher -" "Laura hat uns alles erzählt", beantwortete er ihre unvollkommene Frage. Erneut schien sie eine Frage auf dem Herzen zu haben, da ihr Mund sich dafür öffnete, jedoch sprach sie diese nicht aus. Stattdessen drehte sie ihr Gesicht kurz von Harry weg und atmete tief ein. "Sie erzählte uns", setzte Harry bedacht fort und strich sanft über ihren Arm, "dass dieser Archibald Allmewa" (Mariah zuckte leicht zusammen) "einer von denen war, die dich ... gequält haben, und du dich aus großer Angst gegen ihn gewehrt hast ... und dass ihre Mutter dir diese Erinnerung genommen hat." Sofort waren Mariahs graue erstaunte Augen wieder ihm zugewandt. "Ach ... so erklärt sich das also ...", murmelte sie dann und hielt sich die Stirn. "Hast du noch immer Schmerzen?" "Ja ... ich habe all unsere Kopfschmerzpillen geschluckt ... Es geht aber mittlerweile." Harry zog sie behutsam zu sich heran. "Mariah", flüsterte er, "egal, was andere behaupten ... du bist keine Mörderin ... Ich weiß nicht, was dieser Archibald mit dir gemacht hat ..." Harry stoppte kurz, um eventuell von Mariah eine Antwort darauf zu erhalten, doch sie schwieg nur. So fuhr er fort: "Aber wenn er wirklich einer von diesen Schweinen war, dann hat er es verdient ... Und ... glaubst du etwa, es wäre besser gewesen, sich von Tom töten und unsere Freunde im Stich zu lassen?" Mariah sagte nichts, sondern kuschelte sich nur schluchzend an Harrys Körper. Der schloss mit einem letzten Seufzer seine Augen und schlief erneut ein. Während seines unruhigen Schlafes umklammerten seine Arme Mariahs Körper immer fester. Nichts in ihm wollte es riskieren, dass sie doch noch verschwinden würde. *** Für Harry war es, als wäre er erst vor wenigen Minuten in den Schlaf gesunken, als er seine Augen öffnete und feststellen musste, dass das Zimmer vom sommerlichen Sonnenlicht in aller Pracht erfüllt war. Er fragte sich fieberhaft, wie spät es wohl war und rollte seinen Rumpf leicht zur Seite, um nach seiner Armbanuhr auf dem Nachttisch zu greifen. Dabei fiel ihm jedoch sofort auf, dass Mariah nicht mehr neben ihm lag. Wie von einem Doxy gebissen, sprang er vom Bett auf und rannte ins Bad, wo er seine Freundin jedoch nicht vorfand. Eine heftige Panik nahm ihn ein und im nächsten Moment griff er nach der Klinke der Zimmertür und öffnete diese. Er schreckte zurück, da die Person, die nun vor ihm stand, sich als Mariah herausstellte. Ihrem Schreck über Harrys ruckartiges Aufreißen der Tür folgte ein Lächeln. "Guten Morgen, Harry, ich wollte dich gerade wecken", sagte sie gutgelaunt. Harrys Augenbrauen sanken vor Verwunderung. "Wie ... was ... wo -" "In zehn Minuten gibt es Frühstück", teilte Mariah ihm amüsiert mit und schob in zurück ins Zimmer, "also mach dich bitte fertig, ja?" Sie schob ihn bis zur Badezimmertür, wandte sich dann wieder von ihm ab und öffnete ihren Koffer, der schon längst wieder gepackt war. "Ich habe im Schrank noch diesen tollen Weasleypullover gefunden. Hat er nicht mehr in deinen Koffer gepasst?", fragte sie. Harry, der sich wie im falschen Film fühlte und sich flüchtig zur Sicherheit in den Oberarm kniff, bejahte. "Soll ich ihn dann einpacken? In meinem Koffer ist noch etwas Platz." "... Ich bekomme doch dieses Jahr eh wieder einen neuen ... Außerdem passt er mir kaum noch." "Darf ich ihn dann so lange haben?", fragte sie ihn. "Äh, meinetwegen." Mariah bedankte sich und holte den besagten roten Pullover aus dem Schrank. Als sie ihn gerade zu ihren restlichen Sachen packen wollte, bemerkte sie, dass Harry sie noch immer mit einem ungläubigen Blick beobachtete. "Jetzt hast du nur noch acht Minuten Zeit", bemerkte sie grinsend und so ging Harry schließlich mit langsamen Schritten ins Bad. Während er dort duschte und Zähne putzte, versuchte er sich die ganze Zeit lang einen Reim daraus zu machen, warum Mariah auf einmal mit der größten Glückseligkeit auf dem Gesicht herumlief, obwohl sie letzte Nacht noch vorgehabt hatte, wegzulaufen. Er kannte sie ja gut genug, um schnell zu begreifen, dass sie schon wieder all ihren Kummer mit einem Lächeln erstickte, was fast bis zu den Ohren reichte. Er war zwar unendlich froh darüber, dass er sie letzte Nacht davon hatte abhalten können, wegzulaufen, doch fühlte er sich durch ihre aufgesetzte Fröhlichkeit sehr unwohl. Obwohl er jede Sekunde an sie gedacht hatte, war er nach sechs Minuten sauber und stand schließlich fertig angezogen wieder vor Mariah, die nun einen kleinen Beutel aus ihrem Koffer fischte und an Harry vorbei ins Bad ging. "Ich packe noch unsere Zahnbürsten und andere Sachen ein", erklärte sie. Harry nickte knapp und ging nun zum Tisch, um sich an diesen kurz zu setzen, denn er hatte sehr miserabel geschlafen. In seinen Träumen hatte er gefesselt auf dem Verhörsstuhl gesessen und anstatt Redstone, hatte Tom Riddle ihn mit seinen roten Augen traktiert, während die Todesser ihn mit erhobenen Zauberstäben umkreist hatten. Tom hatte ihm die Frage gestellt, ob Harry Mariah wirklich diesen 'Mord' an Archibald Allmewa verzeihen könnte. Harry hatte trotzig geantwortet, er hätte Mariah nichts vorzuwerfen und so hatte Tom ihm Veritaserum eingeflößt. Und zu seinem Schreck hatte er, nachdem Tom seine Frage wiederholt hatte, mit 'Nein' geantwortet... In einem weiteren Traum hatte Hermione während ihrer Befragung auf einmal das riesige Stundenglas wie einen Zeitumkehrer gedreht und im nächsten Moment waren alle zu Kleinkindern gealtert. Während er so über diese seltsamen Träume nachdachte, fiel sein Blick auf den 'Tagespropheten', welcher vor ihm auf dem Tisch lag. Hastig griff er nach ihm, als er die große Schlagzeile las: DIE GRÖSSTE VERHANDLUNG IM MINISTERIUM Gestern, am 31. August 1996, fand die bedeutendste Verhandlung über die Anhänger von Du-weißt-schon-wem im Hauptgerichtssaal des Ministeriums statt. Die Ratmitglieder der höchststehenden magischen Justiz Laurence Redstone, Cordelia Womplish, Mary Clutterbuck und Mundungus Fletcher befragten gemeinsam mit dem Zaubereiminister Cornelius Fudge die angeklagten Todesser sowie ihre Kinder (Namensliste auf Seite 7), welche allesamt Slytherinschüler der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei sind. Auch wurden die Zeugen Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts; Severus Snape, Zaubertranklehrer in Hogwarts; seine seit Jahren unter den Todessern lebende Tochter Laura Laison (Genaueres auf Seite 4); Hermione Granger und Ron Weasley, Gryffindorschüler von Hogwarts; Draco Malfoy, Slytherinschüler und Sohn des Angeklagten Lucius Malfoy; Harry Potter, welcher Du-weißt-schon-wem bezwingte und natürlich Mariah Riddle, die Tochter des schrecklichsten Schwarzmagiers (Dazu mehr auf Seite 2 bis 3) ... Sofort schlug Harry diese beiden Seiten auf und blickte zuerst einmal auf ein bewegliches Foto von Mariah, welche darauf versuchte, aus dem Bild zu rennen, jedoch von Blitzlichtern geblendet und daran gehindert wurde. Eilig und mit hastigem Atem überflog Harry den Text. '... Mariah Riddle vollbrachte vor den Augen der Ratmitglieder und des Zaubereiministers eine Mischung aus überzeugender, theatralischen Verzweiflung und Mitleid erregender Überwindung, was in einem besonders ergreifenden Zusammenbruch endete ... Mit der Behauptung, von Todessern verkauft und vergewaltigt worden zu sein, löste sie bei den Zeugen der Verhandlung Entsetzen und Mitleid aus, konnte diese so gut für sich gewinnen ... Sie begegnete ihrem leiblichen Vater nach vierzehn Jahren der für sie schweren Trennung wieder und konnte durch seine Hilfe, die Untergebenen bestrafen, die ihr ein Dorn im Auge waren ... Auch hatte sie sich seine Rückkehr mehr als alles andere gewünscht ... Über ihre fragliche 'Beziehung' zu Harry Potter äußerte sie, sie hätte ihn nicht in Gefahr gebracht ... Sie floh so mit ihrer engen Freundin Laura Laison nach Hogwarts, um Harry Potter dazu zu benutzen, ihren Vater zu besiegen, um sich ihre eigene Macht und Freiheit zu sichern ... Am Ende ihres Verhörs, bevor sie sich endgültig in Sicherheit wiegen konnte, brachten die Ausbrüche sämtlicher Todesser eine weitere Enthüllung an's Licht ... Angeblich soll sie den vor Jahren niedergemtzelten Todesser Archibald Allmewa ermordet haben ...' Harry knurrte laut auf und zeriss mit einem lauten 'Ratsch' die gesamte Zeitung in zwei Hälften. Diese warf er wütend auf den Tisch. "Harry?" Auf irgendeine Art ertappt, fühlte Harry sich, als er sich erschrocken umdrehte und nun in Mariahs verwundertes Gesicht sah. "Warum zerreißt du unsere Zeitung?", fragte sie. "Äh, weil, ähm -", stotterte er und nahm schnell die beiden Hälften vom Tisch, damit Mariah nicht auch nur ein Wort zu Gesicht bekommen würde. Nicht auszudenken, was dann sein würde. Doch auf einmal lächelte Mariah bitter. "Ich hab es schon gelesen, Harry", gestand sie. Sein angespannter Gesichtsausdruck erschlafte augenblicklich. "A-alles?", fragte er vorsichtshalber. "Ja." Harry nahm die zwei Zeitungshäflten hinter seinem Rücken hervor und ging langsam auf Mariah zu. Ihr übergab er die eine Hälfte, die sie verwirrt von ihm entgegennahm. "Wir wissen doch die Wahrheit, oder nicht?", fragte er sie und zeriss seine Hälfte in immer mehr Fetzen. "Und allein das ist wichtig." Die letzten Stücke in seiner Hand, waren nun zu klein, um sie noch mehr zu teilen und er ließ sie, wie die anderen, zu Boden fallen. Mariah sah ruhig auf diese hinab und dann wieder in Harrys smaragdgrüne Augen. "Ja ...", hauchte sie und zerriss nun auch das Papier in ihrer Hand in tausend Stücke. Harry lächelte und umarmte sie. "Gehen wir frühstücken?", fragte er. Mariah nickte, doch hielt sie Harry am T-Shirt fest, als er sich von ihr lösen wollte. "Harry", flüsterte sie mit zitternder Stimme, "bitte sage den anderen nichts von letzter Nacht ... auch Laura nicht ..." Harry sah sie an und küsste ihre Stirn. "Das bleibt unter uns", versicherte er ihr und gemeinsam nahmen sie ihre nun endlich fertig gepackten Koffer und gingen nach unten in die Küche. Dort saßen bereits Remus, Sirius, Draco und Laura. Alle sahen sofort von ihren Tätigkeiten wie Brotschmieren oder Kaffee eingießen auf zu Mariah. Diese sah verlegen zu Boden, da ihr sehr genau bewusst war, dass sie alle sich große Sorgen um sie gemacht hatten. Sie hatte es ja geschafft, ihnen den ganzen Morgen lang gekonnt aus dem Weg zu gehen und somit war das die erste große Konfrontation seit der Verhandlung. "Guten Morgen", sagte sie lächelnd. Ihre vier Freunde ließen ein paar Sekunden verstreichen, bis diese ebenfalls lächelten und auch ihr synchron einen guten Morgen wünschten. Im nächsten Moment saßen sie alle ausgiebig plaudernd, als wäre nichts Schreckliches vorgefallen, am Tisch und verdrückten von Remus selbstgemachte Pfannkuchen. Harry und vor allem Mariah waren sehr glücklich darüber, dass kein Wort über die Verhandlung fiel. Denn allen Todessern hatte man eine gerechte Strafe zugewiesen und nun konnte endlich das sechste Jahr in Hogwarts beginnen. Es war endlich Zeit, nach vorne und nicht mehr zurück zu blicken. Es war fast halb elf, als der Tisch abgeräumt wurde und sich alle bereit mit Koffern und Reisekleidung vor dem Kamin versammelten. "So", sagte schließlich Remus, der etwas gestresst in seinen zerflickten Umhang schlüpfte und einen Beutel Flohpulver aus diesem hervorholte, "wir reisen jetzt zum 'Tropfenden Kessel', gehen dann zum Bahnhof King's Cross und bringen euch noch zum Hogwarts-Express. Dann kommen Sirius und ich wieder her und reisen am frühen Nachmittag nach Hogwarts." "Ihr fährt nicht mit uns im Zug mit?", fragte Mariah etwas traurig. Remus lächelte sanft und strich ihr über den Kopf. "Nein, leider nicht. Lehrer reisen immer selbst nach Hogwarts." "Aber in meinem dritten Jahr warst du doch auch im Zug", erinnerte sich Harry. "Ja, aber nur, um dich im Ernstfall vor Sirius zu beschützen", erklärte Remus und ließ in jeder Hand etwas Flohpulver rieseln. "Dumbledore erteilte mir damals diesen Auftrag." Harry erinnerte sich noch sehr gut an diese Zugfahrt, denn während dieser war er zum ersten Mal einem Dementor begegnet und Remus hatte ihn damals vor diesem gerettet. Sirius trat zuerst mit seinem bisschen Flohpulver in den alten Kamin und rief laut: "Winkelgasse!" Als das giftgrüne Feuer ihn schließlich nach oben befördert hatte, traten auch die anderen nacheinander in den Kamin und reisten mit dem Wort 'Winkelgasse' in den 'Tropfenden Kessel'. Dort herrschte nur reger Betrieb, als sie dort ankamen und Remus die Umhänge der sechs Reisenden mit einem Zauber säuberte. Vereinzelt saßen an den Tischen ältere Hexen und Zauberer und rauchten dicke Zigarren, tranken stark riechenden Kaffee, lasen dabei den 'Tagesproheten' oder genehmigten sich Getränke in seltsamen Farben. Harry, Mariah und die anderen schleppten sich mit den schweren Koffern zur Tür und betraten die Londoner Straßen. Zum Glück war es in dem alten unscheinbaren Pub so dämmerich gewesen, so dass wohl keiner so richtig auf ihre Anwesenheit und vor allem Identität geachtet hatte. Es war wieder einer dieser kühlen und feuchten Sommertage, denn der Himmel war arg bewölkt und die Straßen und Hausfassaden nass vom Regen. In weniger als zehn Minuten erreichten sie den Bahnhof King's Cross, luden dort das Gepäck auf zwei Wagen und schoben diese schließlich durch die Wand zwischem dem neunten und zehnten Gleis zum Gleis neundreiviertel. Obwohl der rote Hogwarts-Express erst in einer Viertelstunde den Bahnhof verlassen und nach Hogwarts fahren würde, herrschte auf dem Gleis bereits große Aufregung. Kleine Kinder, die wohl erst in einigen Jahren ihre große Reise nach Hogwarts antreten würden, rannten aufgeregt umher und wurden von ihren Müttern immer wieder daran gehindert, heimlich in den Zug zu steigen. Viele Schüler, die Harry eher flüchtig in der Schule gesehen hatte, hockten vor ihren geöffneten Koffern und vergewisserten sich genau, ob sie auch nichts vergessen hatten. Auch gehörte Neville Longbottom zu diesen und wurde, während er seinen Koffer vollkommen durchwühlte, von seiner Großmutter ungeduldig beobachtet. Auch der Geier auf ihrem gewaltigen Hut, schien ein scharfes Auge auf den gestressten Gryffindor zu werfen. Aufgrund all der Aufregung wurden auch diesmal die vier Sechsklässler wie auch ihr Lehrer und Sirius nicht wirklich beachtet. Und selbst wenn, wurden die wenigen seltsamen Blicke ignoriert. "Hey, da seid ihr ja", ertönte es plötzlich hinter ihnen und schon sahen sie Ron und Hermione mit ihrem Gepäckwagen auf sie zukommen. Sofort schauten beide zu Mariah und warfen ihr aufmunternde, und doch sehr bittere Blicke zu. Mariah errötete ein wenig vor Verlegenheit. Ihr Blick war gerade auf Ron gerichtet und hinter ihm, so einige Meter, entdeckte sie Mrs. Weasley. Vor ihr stand ein Mädchen mit roten, langen Haaren. Doch glichen diese von der Farbe her nicht wie die der molligen Frau dem Fell eines Fuchses; nein, glänzendes Weinrot lag bis über den halbentblößten Schultern. Lange schwarze Kniestrümpfe kamen unter dem so neu aussehenden Umhang hervor. Diesen zog sie sich aus und gab so nun auch den kurzen, schwarzen Rock preis, der nur noch das Nötigste bedeckte. Augenblicklich fing Mrs. Weasley zu reden an und das Mädchen zetterte mit einem Gesichtsausdruck der Entrüstung drauf los. Doch waren sie zu weit weg und der Zug pfiff zum ersten Mal laut auf; sie konnten nichts verstehen. "Wer ist dieses Mädchen bei deiner Mutter, Ron?", fragte Mariah. Ihr rothaariger Freund seufzte erschöpft und sah noch nicht einmal hinter sich, um eine Antwort auf ihre Frage zu finden. "Ginny." Alle außer Hermione sahen ihn ungläubig an. Dann starrten sie wieder alle zu dem Mädchen, welches immer noch mit Mrs. Weasley diskutierte. "Das ist Ginny?!", zweifelte Harry doch sehr an und versuchte in dem verärgerten Gesicht des ihm doch eher fremden Mädchens irgendeine Ähnlichkeit mit der Schwester seines besten Freundes auszumachen. Doch außer den Sommersproßen und den gelbgrünen Augen fand er auf dem ersten Blick gar nichts. "Warum ist sie so ..." "Aufreizend?", vollendete Draco Harrys Satz. Ron warf dem grinsenden Slytherin einen bösen Blick zu und nur, weil Hermione ihn warnend am Arm gepackt hatte, blieb der Zauberstab in seiner Tasche. "Ron, du veralberst uns doch, oder?", sagte Harry und konnte seine Augen nicht von dem Mädchen nehmen. "Das ist doch niemals Ginny -" "Ich weiß es wohl besser, Harry", erwiderte Ron mit bitterer Stimme, während er Ginny und seiner Mutter beim Streiten zusah. "Ginny!", ertönte es auf einmal laut auf dem Bahnhof und sämtliche Anwesenden sahen zu einem blonden Jungen, der der Jüngsten der Weasleys glücklich zuwinkte. Auch Ginny brach mitten im Streit mit ihrer Mutter ab. "Dean!", rief sie überglücklich, rannte auf ihn zu, wobei ihr Rock gefährlich flatterte und küsste ihren Freund leidenschaftlich. Der schien ganz überrumpelt von dieser Begrüßung zu sein, denn er ließ doch viele Sekunden verstreichen, bis er Ginny umarmte und ihren stürmischen Kuss erwiderte. Harry bewunderte Dean außerordentlich dafür, dass er Ginny so schnell erkannt hatte. Sein Blick wanderte noch einmal zu Mrs. Weasley, die bei dem Anblick ihrer fünfzehnjährigen Tochter, knutschend mit einem Jungen, krebsrot vor Aufregung wurde. "Ginny!", polterte sie los. Ginny löste sich mit einem genervten Blick von Dean und sah ihre Mutter zornig an. Doch anstatt etwas zu erwidern, nahm sie den Jungen an die Hand, ging ohne ein weiteres Wort an ihrer Mutter vorbei, nahm ihren Koffer und zog ihren Freund mit in den Zug. Mrs. Weasley sah ihr erzürnt hinterher und ging auf Ron und die kleine Gruppe zu. Anstatt vorerst alle zu begrüßen, nahm sie sich ihren Sohn zur Brust. "Ron, pass gefälligst gut auf deine Schwester auf! Sollte es ihr gelingen, auch nur den kleinsten Unsinn anzustellen, wird ein Heuler wie das Piepsen einer Maus für dich sein!", warnte sie ihn, worauf er erbleichte und hastig nickte. "Wusstest du davon, dass sie einen Freund hat?", fragte sie und er schüttelte zu seiner eigenen Sicherheit den Kopf. Mrs. Weasley schien diese Antwort zu genügen, denn nun begrüßte sie die restlichen Anwesenden, auch sogar Draco, und Harry umarmte sie mütterlich. "Oh, Harry, Arthur, Ron und Hermione erzählten mir, wie tapfer du gestern warst. Du bist wirklich schon viel erwachsener, als wir dachten." Harry vernahm von Draco ein belustiges Prusten und wurde rot. Er war heilfroh, als die Frau ihn losließ und sich nun Mariah zuwandte. Diese erkannte in deren warmen Augen ein hohes Maß an Mitleid und als Mrs. Weasley ihrer Meinung nach den Anschein machte, auch sie in die Arme nehmen zu wollen, entfernte sich Mariah demonstrativ einen Schritt von ihr. Doch anstatt darüber verwundert oder enttäuscht zu sein, nickte Mrs. Weasley ihr aufmunternd zu und Mariah erwiderte dies ebenfalls mit einem zaghaften Nicken. "Es wird Zeit, Leute", sagte Remus und schaute auf die schön verzierte Bahnhofsuhr, "der Zug fährt in fünf Minuten ab." Sofort nahmen alle ihr Gepäck von den Karren und schleppten dieses in den Zug. Mariah umarmte Remus und sogar Sirius zum Abschied, was viele Schüler und ihre Eltern doch mit fast schon empörten Blicken beobachten. Gerade so, als würde sie etwas Unanständiges mitten in der Öffentlichkeit wagen. "Passt gut auf euch auf. Und du, Harry, mach bitte keinen Unsinn, ja?", rief Sirius ihnen zu. Harry wusste sofort, dass Sirius damit auf seine Mitschüler anspielte und hob nur seine Hand. "Ron", rief Mrs. Weasley nachträglich, "vergiss bloß nicht, was ich dir gesagt habe! Pass gut auf Gin -" "Ja, Mum!", erwiderte Ron mit verdrehten Augen und schloss die Zugtür hinter sich, als der letzte Warnpfiff ertönte. Sie alle stolperten leicht, als sich der Zug in Bewegung setzte und mit aller Kraft kämpften sie sich mit ihren schweren Koffern zu einem Abteil durch. Dort saß einzigst eine Person, welche in ihrem schwarzen Umhang eingehüllt war und hinaus aus dem Fenster blickte. Auf deren Schulter hockte eine schöne, schwarze Katze, deren Augen hellgrün leuchteten. "Ähm, Verzeihung", sagte Hermione und drängte sich ins Abteil, da es draußen auf dem Flur immer voller und enger wurde, "können wir uns hier reinsetzten?" Sein Gesicht war soweit enthüllt, so dass Hermione und auch die anderen, welche es nun ebenfalls ins Abteil geschafft hatten, seine braunen Augen und feinen Züge erkennen konnten. Er bedeckte seine Brust mit dem Saum seines langen Ärmels und erhob sich, wobei die Katze leise miaute. "Natürlich", sagte er mit samtweicher Stimme und ging an ihnen vorbei aus dem Abteil. "Äh - aber - du kannst ruhig bei uns sitzen blei -" Doch schon war der rätselhafte Junge zwischen den anderen jungen Hexen und Zauberern verschwunden. "Was geht der denn auf einmal? Als hätten wir ihn rausgejagt", meinte Ron. Die anderen zuckten mit den Schultern und hievten ihre Koffer hinauf auf die Gepäckablage. "Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?", fragte Mariah an Laura und Draco gewandt, die mit düsteren und angespannten Blicken den Flur entlang starrten. "Ich persönlich würde euch nicht raten, zu den Slytherins zu gehen", sagte Hermione und kramte aus ihrer Tasche ihr Vertrauensabzeichen heraus. "Was willst du denn nun damit?", fragte Ron. "Ich als Vertrauensschülerin muss bei den anderen Schülern vorbeischauen, ob sie sich auch benehmen. Ich muss auch Dean suchen, denn immerhin ist das auch seine Aufgabe." Mit diesen Worten steckte sie sich das goldrote Abzeichen an ihren Pullover und verließ das Abteil. Wie Ron, Harry und Mariah ließen sich nun auch Draco und Laura auf die Plätze nieder. "Und du willst deiner Aufgabe nicht nachgehen, Malfoy?", fragte Ron gehässig. "Das kann ich sehr gerne tun, Weasley", sagte dieser gelassen, "denn wenn du noch einmal frech wirst, ziehe ich dir Punkte ab." Ron knurrte leise wie ein wütender kleiner Gartengnom. "Das Schuljahr hat aber noch nicht angefangen und daher kannst du noch keine Punkte abziehen!" "Dann hole ich das halt in Hogwarts nach", erwiderte Draco. "Das kannst du dir sparen", sagte Harry müde, "Hermione wird uns diese Punkte im Unterricht sowieso wieder zurückholen." Draco schnaubte nur und drückte Laura, die sehr geistesabwesend wirkte, sanft an seine Schulter. Harry grinste leicht, da er genau wusste, wie anfällig Malfoy dafür war, dass ein Schlammblut so um Längen besser war als ein Reinblüter wie er. Mariah murrte leise und Harry legte behutsam seinen Arm um sie. "Alles klar bei dir?" "Hm ... hab nur leichte Kopfschmerzen", nuschelte sie. Harry küsste liebevoll ihre Schläfe und als er aufsah, bemerkte er Lauras nachdenklichen Blick, der an Mariah haftete. "Toll", murmelte Ron, "jetzt hat mich meine Mutter schon wieder als Babysitter beauftragt." "Wieder?", fragte Mariah. "Ja, jedes Jahr, seit Ginny nach Hogwarts geht, trägt sie mir auf, gut auf sie zu achten. Nur diesmal hat sie mir ja regelrecht gedroht." Ron schüttelte sich bei dem Gedanken, was seine Mutter alles mit ihm anstellen würde, wenn Ginny etwas widerfahren oder sie gar selbst etwas anstellen würde. "Aber dieses Mal kann ich es ja verstehen ..." "Warum ... hat sie sich denn so verändert?", wollte Harry nun endlich wissen. Er wollte begreifen, warum aus der süßen, schüchternen Ginny so ein trotziges und wie Malfoy es ausdrückte, wirklich 'aufreizendes' Mädchen geworden war. "Wegen der Therapie im St.-Mungo-Hospital", antwortete Ron trocken. "Inwiefern?" "Nun ja, der Sinn der Therapie war es einerseits ihre Erinnerungen an diesen Tom Riddle zu verarbeiten und andererseits ... ihr Selbstbewusstsein aufzubessern. Ihr versteht schon, damit keiner mehr in der Lage ist, von ihr Besitz zu ergreifen. Jedenfalls war sie vollkommen verändert, als sie wieder nach Hause kam. Sie widersprach Mum in fast allem, hat viele ihrer Klamotten verändert und sich von Fred und George sogar die Haare färben lassen. Mum hat fast einen Herzinfarkt bekommen. Sie ist sogar zweimal nach St. Mungo gegangen und hat sich dort beschwert. So von wegen, sie hätten ihre kleine Tochter verdorben. Das zweite Mal wurde sie dann sogar wegen ihren Aufständen rausgeschmissen." "Stand das nicht sogar im 'Tagespropheten' bei den Kurznachrichten?", erinnerte sich Laura. Ron nickte seufzend. "Glaubst du wirklich, dass das alles nur wegen ihrer Therapie ist?", fragte Mariah ihn. Sie erinnerte sich noch sehr gut an jenes Gespräch, das sie damals am Weihnachtsball mit Ron geführt hatte. "Nein", sagte dieser, "ich denke eher, das war ein Anstoß für sie, endlich all das zu machen, was sie schon immer wollte. Nicht mehr von unserer Mutter in Watte gepackt zu werden und halt freier zu sein." "Dean war ja auch sehr überrascht über ihr neues Benehmen", sagte Harry. "Ja", nuschelte Ron und fuhr sich durch das rote Haar, "er hat ihr haufenweise Briefe nach St. Mungo geschickt, doch da sie nie geantwortet hat, hat er mir dann geschrieben. Ich hielt ihn über ihren uns bekannten Zustand auf den Laufenden und als Ginny dann nach Hause kam, fing sie an, ihm zu schreiben. Bestimmt hat sie ihm auch ein Foto geschickt, sonst hätte er sie sicher niemals sofort erkannt." Es verging fast eine Stunde, bis Hermione wieder bei ihnen saß und ihnen von den Slytherins berichtigte. "Sie sitzen alle zusammen gepfercht in den ersten drei Abteilen und werden von den Schulsprechern bewacht. Bis jetzt haben sie sich zumindest schon mal ganz ruhig verhalten. Ich frage mich wirklich, was Dumbledore sich für Sicherheitsvorkehrungen für sie einfallen lässt", erzählte sie und holte Krummbein aus seinem Reisekorb heraus. Sofort sprang er auf ihren Schoß und ließ sich von ihr kraulen. "Hast du zufällig auch den Jungen wiedergesehen, der vorhin hier war?", wollte Laura wissen. "Nein, beim ersten Blick in die Abteile nicht. Aber vielleicht ist er ja auch auf der Toilette oder beim Zugführer - Ah!" Auf einmal fühlten sie einen solch gewaltigen Ruck, so dass jeder von seinem Sitz und schmerzhaft auf den Boden oder einem Freund fiel. Ein Ächzen und Stöhnen und lautes Fauchen Krummbeins ertönte und als auch noch die Koffer von der Ablage runterrutschten, entfuhren ihnen weitere Schmerzensschreie. "Au verdammt! Was sollte denn das?!", fauchte Ron laut auf und schob zwei Koffer von sich runter. Hermione rappelte sich eilig auf und kletterte über die anderen zum Fenster. Abrupt weiteten sich ihre Augen. "Wir fahren rückwärts!", rief sie panisch. "WAS?!", schrien alle durcheinander und versuchten sich ebenfalls aufzurichten, doch der Zug beschleunigte so plötzlich, so dass sie sofort wieder hinfielen. "Schnell! Einer muss zum Zugführer gehen!", ordnete Hermione an und Draco folgte dem Befehl und rannte aus dem Abteil. "Was ist nur passiert?", sagte Mariah ängstlich und griff nach Harrys Hand. "Keine Ahnung", konnte dieser nur erwidern und zog sich mit ihr nach oben auf die Plätze zurück. Mit der hohen Geschwindigkeit des Zuges wurden ihre Rücken stark gegen die Sitzlehnen gedrückt. Sie zitterten und atmeten heftig vor Angst. "Komm her, Krummbein!", befahl Hermione ihrem Kater, der ängstlich in seinen Reisekorb krabbelte. Plötzlich wurde es pechschwarz im Abteil und ein erneuter Tumult brach aus. "Beruhigt euch!", rief Hermione. "Wir sind nur im selben Tunnel, in dem wir vorhin durchgefahren sind! Die Lichter müssten gleich angehen!" Doch die Lichter, die tatsächlich jedes Mal sofort angingen, wenn sie durch einen Tunnel fuhren, oder die Dunkelheit des Himmels über sie hineinbrach, blieben aus. "Warum gehen sie nicht an?!", äußerte sich Ron nervös. "Draco!", rief Laura und öffnete die Abteiltür, als sie den Riegel fand. "Bleibt sitzen!", befahl Hermione. "Sonst verletzt sich noch jemand!" Den Worten folgte die Handlung, denn ein leises Poltern und ein Aufschrei Lauras ertönten, da sie über Rons Beine gestolpert war. "Alles in Ordnung?", fragte dieser und tastete in der vollkommenen Dunkelheit nach ihrer Hand. "Ja", sagte Laura, nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf den Platz neben ihm hochziehen. Im nächsten Augenblick, noch bevor jemand endlich den Lumos-Zauber anwenden konnte, verließen sie den Tunnel und alle kniffen durch das grelle Tageslicht ihre Augen zu. Doch als die Abteiltür mit einem lauten Knall vollkommen aufgerissen wurde, öffneten sie diese wieder. "Jemand hat unseren Waggon abgekoppelt!", sagte Draco, dessen Wangen vor Aufregung gerötet und seine blonden Haare sehr durcheinander waren. "Nur wir fahren rückwärts!" "WAS?!" Aus Reflex erhoben sich zugleich alle wieder und wollten aus dem engen Abteil raus. Das laute Rattern des Waggons auf den Schienen und der Druck der Geschwindigkeit löste Panik unter ihnen aus. "Oh mein Gott!", entfiel es Hermione auf einmal, als sie erneut aus dem Fenster sah. "Was ist?", fragten die anderen panisch. "Da kommt eine scharfe Kurve! Wenn wir mit der Geschwindigkeit da langrasen, entgleist der Waggon!" Alle schnappten erschrocken nach Luft. "Wir müssen hier raus!", beschloss Hermione sofort und holte ihren Zauberstab hervor. Mit diesem zeigte sie auf die vielen Koffer. "Reducio!", rief sie laut und sofort schrumpften die Koffer auf die Größe von Streichholzschachteln. "Steckt sie ein und dann nichts wie raus hier!" Alle befolgten ohne Wiederrede Hermiones Anordnung und sammelten die winzigen Koffer eilig ein. Ob jeder seinen eigenen dabei nahm, war egal; hauptsache, alle waren eingesteckt. "Willst du etwa, dass wir aus dem Zug springen?", fragte Ron Hermione mit einer bösen Vorahnung. "Was sollen wir sonst tun, Ron? Wir haben keine Zeit!" Mit diesen Worten öffnete sie das große Fenster uns sah hinaus, wobei ihre braunen, lockigen Haare wild um ihr Gesicht herumflatterten. "Da kommen viele Büsche! Da werden wir wenigstens weich landen!", sagte sie und schwang ihre Beine über den Fensterrand. "Trödelt bloß nicht!", ermahnte sie ihre erschrockenen Freunde. Hermione schluckte noch einmal und sprang. "Hermione!", schrie Ron entsetzt und rannte zum Fenster. Er schaute nach rechts und sah zu seiner Erleichterung, dass Hermione in einem breiten Busch gelandet war und sich inzwischen aus diesem herauskämpfte. Ron drehte seinen Kopf nach rechts, wobei ihm der Wind ins Gesicht peitschte und bemerkte sofort mit Schrecken, dass sie tatsächlich keine Zeit mehr hatten. "Schnell!", rief er, kletterte über den Fensterrand und sprang. Ihm folgten mit großem Zögern Draco, Laura und schließlich auch Harry. "Beeil dich!", rief er Mariah noch zu, bevor er sprang. Diese fackelte auch nicht lange und ging auf das Fenster zu. Doch plötzlich zog etwas so stark an ihrem Reiseumhang, so dass sie böse stürzte. "Au, was -" Sie bermerkte, dass sich der Saum ihres Umhanges in der splittrigen Holzfassade unter den Sitzen bei dem ganzen Tumult im Tunnel verfangen hatte. "Oh nein!", ächzte sie und zog verzweifelt an ihrem Umhang herum, der jedoch einfach nicht unter ihrem panischen Zerren nachgeben wollte. Sie spürte, wie der Waggon immer schneller wurde und die Gefahr immer näher kam. Mariah schossen die Tränen in die Augen. Immer heftiger zog sie an ihrem Umhang, der einfach nicht reißen wollte. Sie spürte das laute Ratterns des Waggons, welches immer schneller in seinen Abständen erklang. Die Eisenräder quietschten auf den Schienen und peinigten Mariahs Ohren. "Komm schon!", schrie sie verzweifelt und in dem Moment, als ihr endlich klar wurde, dass sie sich den Umhang doch ausziehen konnte, überschlug sich ihr Herz, als auf einmal eine verhüllte Person das Abteil betrat. Als sie aufblickte, erkannte sie dort dasselbe Gesicht des Jungen, welcher vorhin noch allein in diesem Abteil gesessen hatte. Vor Schreck versuchte Mariah von ihm wegzurutschen, doch ihr hängengebliebener Umhang verhinderte auch dies. Ohne ein Wort zu sagen, kam der Junge auf sie zu und beugte sich zu ihr herunter. Mit einem Arm umschlang er ihre Taille und seine eine Hand half ihr, den Umhang vom Holz loszureißen. Sie sah in das halbverhüllte Gesicht des braunäugigen Jungen, dessen Anblick ihr eine kleine aber enorme Welle von dröhnenden Kopfschmerzen einbrachte. "Schnell!", rief er laut und zog sie auf die Beine, die heftig zitterten. Er schob sie zum Fenster, über dessen Rand sie sofort kletterte und ohne noch einmal zu überlegen sprang. Sie landete in einem dornigen Strauch und purzelte aus diesem heraus, da die Geschwindigkeit des Waggons noch immer auf ihrem rollenden Körper lag. Mit ihren Fingern ergriff sie das feuchte Gras und blieb so endlich still liegen. Erschöpft und immer noch mit pochendem Herzen, sah sie auf und bemerkte erschrocken, wie der Waggon sich der Kurve immer schneller näherte. Panisch, beobachtete sie das Fenster, aus welchem sie soeben noch gesprungen war und wartete darauf, dass der fremde Junge doch endlich auch aus diesem springen würde. Doch nichts dergleichen geschah und Mariah schrie laut auf, als der Waggons aus der Kurve sprang, auf den felsigen Grasboden krachte und mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte. Mariah rutschte erschrocken zurück und sah mit offenem Mund zu, wie ein riesiges Feuer inmitten der großen Trümmer entfachte und der ein oder andere Feuerwerkskörper, der als Ware eigentlich für Hogsmeade transportiert worden war, in die Luft flog und sich in einem Lichterregen entfachte. Dunkler Rauch qualmte zum Himmel empor, welcher das bunte fliegende Feuer verschluckte. Ein unsichtbares Gewicht und ein endloser Schreck ließen Mariah im nassen Gras verweilen, bis nach einigen Minuten, die sie gar nicht als solche wahrgenommen hatte, ihr Name laut gerufen wurde. "Mariah!" Sie war noch immer fast sogar erstaunt über den Anblick, der sich ihr darbot und drehte sich verwundert um. Harry, Ron, Hermione, Draco und Laura kamen schwer atmend auf sie zugerannt. Wie auch sie hatten alle anderen mehrere Kratzer im Gesicht und die Kleider waren leicht zerrissen. "Alles in Ordnung?", fragte Harry besorgt und beugte sich zu Mariah herunter. "Wir haben solche Angst gehabt, da du einfach nicht gesprungen bist", sagte Laura, die sich ihr ebenfalls näherte und zitternd ihre zerkratzte Hand nahm. Auf einmal stand Mariah auf, doch durch den Sprung waren ihre Beine so geschwächt, so dass sie wieder hinfiel. "Der Junge -", rief sie völlig durch den Wind, "- der Junge! Er - er - war noch drin -" "Wie?!", hauchte Hermione völlig entsetzt. "Dieser Junge aus dem Abteil war im Waggon?" "Ja", nuschelte Mariah und versuchte erneut aufzustehen, "mein Umhang hat sich verfangen und da hat er mir geholfen -" "Bleib sitzen!", befahl Harry, stand auf und holte rasch seinen Zauberstab hervor. "Schnell, wir löschen das Feuer und suchen nach ihm!" Sofort holten Draco und Ron ebenfalls ihre Zauberstäbe hervor und rannten zu dem brennenden Waggon. In der Form eines Dreiecks stellten sie sich um diesen und riefen laut: "Aquarius!" Riesige Wasserstrahlen schoßen aus den Spitzen ihrer Zauberstäbe und löschten nach und nach das Inferno. Als dies vollbracht war, näherten sie sich den Trümmern und durchforsteten jeden Winkel. Derweil verbreitete sich der starke Geruch von verbranntem Holz und Knallkörpern. Hermione und Laura, die bei Mariah geblieben waren, beruhigten sie. "Bist du dir sicher, dass er es nicht mehr geschafft hat?" "Das hätte ich gesehen", meinte Mariah und war kurz davor zu weinen. "Wie konnte sich der Waggon überhaupt vom Zug lösen?", fragte Laura, die noch immer leicht zitterte. "Das ist eigentlich unmöglich. Der Zug ist vollkommen sicher", antwortete Hermione. "Jemand muss den Waggon abgekoppelt haben, anders kann es nicht sein." "Aber ... wer könnte so was Schreckliches tun?" Bevor sie jedoch auf Mariahs Frage antworten konnten, kamen Harry, Ron und Draco auf sie zu. "Da war niemand", sagte Harry. "Auch keine Leiche", bestätigte Draco. Mariah sah die beiden ungläubig an. "Was? Aber - er war da! Er hat mir geholfen! Und er ist nicht aus dem Zug heraus gesprungen!", versicherte sie. "Vielleicht nicht aus demselben Fenster wie wir ...", überlegte Hermione. "Das hätte doch keinen Sinn gemacht, sich extra ein anderes Fenster auszusuchen", war Harrys Meinung dazu. "Vielleicht ist er ja auch appariert", schlug Ron vor. "Nein, das ist nicht möglich im Hogwarts-Express. Das steht auch -" "- in 'Eine Geschichte von Hogwarts', wir wissen das, Hermione", sagte Ron genervt. "Du hast es also endlich mal gelesen?" "Nein, aber durch deine Vorträge kennt man dieses Buch auch mittlerweile so auswendig." Hermione errötete leicht, wurde durch Laura jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht, als diese sagte: "Könnte es nicht sein, dass dieser Junge unseren Waggon abgekoppelt hat?" Sie hatte diesen Satz eher leise ausgesprochen, doch jeder hatte ihn klar und deutlich verstanden. "Aber - er hat mich doch gerettet", sagte Mariah verwirrt. "Warum sollte er das dann getan haben?" Laura zuckte nur mit den Schultern, schien jedoch noch immer zu überlegen. "Wie auch immer", murmelte Hermione und erhob sich, wobei sie das Gras und die Buschblätter von ihrer Kleidung abklopfte. "Wir sollten uns lieber überlegen, was wir jetzt machen ..." "Wir könnten doch eine Eule nach Hogwarts schicken", sagte Mariah und schaffte es nun endlich auch, wieder aufzustehen. "Ich habe Hedwig heute morgen schon nach Hogwarts geschickt", fiel es Harry ein. "Und Pig ist bei Ginny", bedauerte Ron. "Was ist mit deiner Eule, Malfoy?" "Zu Hause", antwortete dieser, "meine Mutter schickt sie immer zum ersten Frühstück in Hogwarts zu mir." "Na toll", maulte Ron. "Hoffentlich werden die anderen unser Fehlen bemerken und dann eine Eule losschicken." "Spätestens dann, wenn meine verehrten Hausgenossen zu uns wollen, um uns das alles von gestern heimzuzahlen." "Die werden von den Schulsprechern bewacht, Malfoy. Und selbst wenn sie nach uns suchen, sie würden sicher nicht Bescheid sagen", war Hermione sich sicher. "Mit anderen Worten, in Hogwarts wird man spätestens heute Abend wissen, dass mit uns was passiert ist", befürchtete Harry. Dieser Feststellung folgte eine ratlose und bedrückte Stille. Jeder wartete auf einen Vorschlag von den anderen, doch wer konnte bitteschön erwarten, dass ein Waggon sich vom Hogwarts-Express lösen und dann auch noch explodieren würde? Und wer hatte in diesem Fall auch noch einen passenden Rat auf Lager? "Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als entweder zu warten oder den Schienen nach Hogwarts zu folgen." Alle sahen Hermione erstaunt an. "Du willst den ganzen Weg nach Hogwarts laufen, Granger?", fragte Draco erstaunt und amüsiert zugleich. "Besser als hier noch länger auf Hilfe zu warten, die nicht kommt. Und wenn unsere Retter, wer auch immer das sein wird, uns finden werden, kommen wir so schneller nach Hogwarts. Und glaubt mir, ich möchte keinen Schultag mehr als nötig verpassen." ***************************************************** Kann man sich das vorstellen? Ich bin innerhalb von drei Wochen fertig geworden!!!! Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen^^! Endlich ist die Verhandlung vorbei und unsere Freunde fahren nach Hogwarts ... Mehr oder weniger^^'. Mich beschäftigen bei diesem Kapitel zwei Probleme. Und zwar, dass ich es persönich zu kurz finde und, ob es mir gelungen ist, Harrys und Mariahs Gefühle vernünftig zu beschreiben. Zur Länge: Das nächste Kapitel würde zu kurz werden, wenn ich noch mehr hier reinsetzen würde und deswegen muss es wohl so bleiben. Doch was Harrys und Mariahs Gefühle angeht, da werde ich wohl irgendwann noch einmal ein wenig nachbessern. Mariahs seltsame Eigenschaft: Betrachtet diesen Zustand, den sie ab und zu annehmen wird, als Tick; als eine Schwäche, die sie unterdrücken, aber nie wieder ablegen kann. Ich hoffe auch, Draco ist nicht allzu OOC aufgetreten, als er bei Laura so ausfallend wurde. Denn er könnte es wirklich niemals ertragen, wenn Laura etwas passieren könnte. Glaubt jetzt bitte auch nicht, dass Ginny OOC wird (Schaut doch mal bei den Charabildern vorbei^^!), ich habe sie bewusst diese Verwandlung durchmachen lassen, um ein wenig mit ihrem Charakter rumzuspielen und diesen zugleich verinnerlichen zu können. Da ich sie nämlich nur wirklich durch meine FF mag, ist mir das enorm wichtig. Und falls ihr euch wundert, in dem Waggon, der explodiert ist, war nur das eine Abteil und ein großer Raum für Waren, die nach Hogsmeade sollten. Somit war also niemand anderes im Waggon, als der Unfall geschah. Ich hoffe, ich werde das nächste Kapitel "Ein Schlag ins Wasser" genau so schnell fertig bekommen und ich freue mich auf eure Kommentare^^. Wer dies noch nicht getan hat, den bitte ich doch darum seine Lieblingsfigur (Auch Canoncharas) zu erwähnen, da ich eine Umfrage dazu gestartet habe. Auf dieser Seite könnt ihr übrigens Bilder zu den Charas finden (bitte scrollen): http://animexx.onlinewelten.com/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=71341 Und falls ihr Fragen habt, schreibt sie mir doch bitte per Nachricht. Ich bedanke mich bei euch! Kuss, eure Maru ^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)