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Nachhilfe - in Sachen Liebe

Fortsetzung zu "Nachhilfe", die Geschichte ist jedoch eine eigenständige
von

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Teil 6

Titel: Nachhilfe - in Sachen Liebe

Autor: Risa

e-Mail: risa_estrella@arcor.de

Homepage: www.little-goddesses.de.vu

Genre: Realität

Warnung: Yaoi, Lemon, Sap

Inhalt: Philippe studiert mittlerweile an einer Universität in Spanien und wohnt mit seinem lebenslustigen Cousin Miguel zusammen.

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Frohe Ostern euch allen!
 

Liebe Grüße,

Risa
 

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Nachhilfe - in Sachen Liebe
 

Teil 6
 

Am nächsten Morgen stand Philippe mit gepacktem Koffer im Flur der gemütlichen Wohnung und eine leise schniefende Melly schlang die Arme um seinen Hals. Er hatte lediglich vier Stunden geschlafen, denn die gestrige Begegnung mit Leons Vater, die ja eigentlich gar keine gewesen war, hatte an seinen Nerven gezerrt und ihn die Vergangenheit noch einmal erleben lassen, trotz seiner Versuche, dagegen anzukämpfen.
 

"Ich werde dich vermissen", schniefte Melly und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

"Ich euch auch", flüsterte Philippe und streichelte ihr übers Haar. "Aber wir sehen uns ja bald schon wieder." Mit einem Lächeln versuchte er den Kloß in seiner Kehle zu vertreiben. Die Zwillinge würden ihm wirklich fehlen.

Tapfer nickend ließ Melly ihn schließlich los, so dass auch ihre Schwester ihn zum Abschied noch einmal umarmen konnte.

"Ich hoffe, dein Ausflug gestern hat dir genützt", sagte sie leise und lächelte ihn aufmunternd an. Er hatte weder mit ihr noch mit ihrer Schwester über seinen Besuch bei Leons alter Wohnung gesprochen, als er wiedergekommen war. Er war selbst noch zu durcheinander gewesen.
 

"Ich hoffe es auch", murmelte er, wechselte jedoch schnell das Thema, als er ihren verwirrten Blick bemerkte. "Also, nächsten Sommer geht klar, ja?"

Die beiden nickten. "Klar, nächsten Sommer kommen wir nach Spanien und du darfst uns nach Herzenslust verwöhnen!", lächelte Melly, wenn auch noch immer mit Tränen in den Augen.

"Ja, und jetzt hau endlich ab, bevor du noch deinen Flug verpasst", sagte Sally, doch ihre Stimme war sanft, ebenso wie der Kuss, den sie Philippe auf die Wange hauchte. "Mach's gut. Es tut uns wirklich Leid, dass wir dich nicht bringen können, aber wir müssen jetzt auch los."
 

Philippe nickte nur und trat durch die Tür.

"Ja, Macht's gut und benehmt euch", mahnte er lächelnd und winkte ihnen noch einmal zu, bevor er die Treppen hinunter stieg und draußen in das Taxi einstieg, das die Mädchen extra für ihn bestellt hatten.

Jetzt war sein Urlaub hier wirklich zu ende, dachte er ein wenig wehmütig und blickte noch einmal zurück, um den beiden Schwestern zuzuwinken, die am Fenster standen.
 

Es war wirklich schön gewesen und hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Und obwohl durch diese Reise all die Erinnerungen an Leon noch einmal aufgefrischt worden waren, konnte er nicht sagen, es zu bereuen hergekommen zu sein. Und vielleicht war es auch nicht schlecht gewesen, Leons alte Wohnung noch einmal zu besuchen, schließlich war ihm schon vorher klar gewesen, dass er den Schwarzhaarigen dort nicht vorfinden würde. Aber diese Wohnung gehörte wie auch die Sehenswürdigkeiten oder das alte Kino zu seinen Erinnerungen, die er schließlich hier hatte auffrischen wollen. Und vielleicht würde ihm ja gerade dieser Besuch helfen, sich endlich von dem Phantom Leon zu befreien, das in seinem Gehirn spukte. Die letzte Erkenntnis, dass der andere für ihn abgeschlossene Vergangenheit war.
 

Philippe seufzte. Hatte er nicht beschlossen, nicht mehr nachzudenken?

Es brachte doch schließlich nichts. Er würde einfach nach Hause fliegen und dort weitermachen wie bisher. Er war schließlich glücklich gewesen, und dieses Leben wollte er wieder aufnehmen.

Philippe freute sich schon darauf, Miguel wieder zu sehen. Ob sein Cousin wohl sehr enttäuscht sein würde, wenn er ihm erzählte, dass er den Tanga und die Kondome nicht gebraucht hatte?
 

Grinsend dachte Philippe an das winzige Stück Stoff, in das er wahrscheinlich eh niemals in seinem Leben hineinpassen würde. Sein Cousin war wirklich unverbesserlich.
 

"Entschuldigen Sie, aber wir sind da", riss ihn die dunkle Stimme des Taxifahrers aus seinen Gedanken und Philippe schreckte auf. Entschuldigend warf er dem Mann ein freundliches Lächeln zu, bezahlte ihn und hievte seinen Koffer selbst aus dem Kofferraum.
 

So, jetzt zum Schalter drei, erinnerte er sich und zog den Koffer, der Gott sei Dank Rollen besaß, hinter sich her. Ja genau, Flug vierzehn zurück nach Spanien, las er auf der digitalen Anzeigetafel. Das war sein Flug.
 

Er hatte Glück, denn es war noch nicht allzu viel los, und er konnte schnell seinen Koffer bei der netten Dame in Blau abgeben.

Anschließend ließ er sich kurz abtasten und die üblichen Sicherheitsvorkehrungen über sich ergehen und entschloss, sich für den Flug noch etwas zum Lesen zu besorgen.
 

Mit der heutigen Tageszeitung in der Hand setzte er sich schließlich auf einen der roten Plastikstühle und wartete, bis sein Flug aufgerufen wurde. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch ungefähr eine halbe Stunde Zeit hatte, und er seufzte leise. Das hasste er so am Fliegen.
 

Das geschäftige Treiben um ihn herum beruhigte ihn und nach einer Weile legte er die Zeitung beiseite, um die Menschen um ihn herum zu betrachten. Es lenkte ihn von der überraschenden Welle Heimweh ab, die ihn plötzlich überfiel, als er daran dachte, dass er sein Heimatland nun wieder verlassen würde. Doch er wusste ja, dass er jederzeit wieder hierhin zurückfliegen konnte, wenn er Zeit und Lust dazu hatte.
 

Ein junges Ehepaar mit einem vielleicht dreijährigen Kind stand einige Meter vor ihm, und Philippe betrachtete neugierig die kleine Familie. Sofort wurde ihm warm ums Herz, als der Vater seinen kleinen Sohn auf den Arm nahm und er ihn als Dank herzerweichend anstrahlte. Eine richtige Familienidylle, dachte er und freute sich, dass es so etwas heutzutage doch noch gab.
 

Doch die Familie weilte nicht lange, sondern machte sich nach kurzer Zeit auch schon wieder auf, so dass Philippe sein Augenmerk auf etwas anderes richten musste.

Neugierig ließ er den Blick durch die Halle schweifen und hielt plötzlich irritiert inne, als er einen schwarzen Haarschopf aus der Menge stechen sah.
 

Für einen kurzen Moment lang glaubte Philippe, sein Herz würde aussetzen, nur um dann anfangen zu rasen, als das pechschwarze Haar erneut aus der Menge heraus stach, nur um dann wieder zu verschwinden und in der Menschenmasse unterzugehen.

Mit klopfendem Herzen sprang Philippe auf. Die Zeitung rutschte von seinem Schoß und landete auf dem Boden. Doch darauf achtete er gar nicht.
 

Diese Haare... Sie sahen aus wie Leons!

Ohne nachzudenken setzte er sich in Bewegung und hastete durch die Menschenmenge in die Richtung, in der er die Haare ausgemacht zu haben glaubte. Eilig schob er sich durch die Masse, doch als er an der Stelle ankam, war dort natürlich nichts mehr.

Philippes Herz pochte aufgeregt in seiner Brust und er wollte schon weiterlaufen, als er plötzlich inne hielt.
 

Was zum Teufel tust du hier eigentlich?!, fragte er sich selbst und erstarrte. War er gerade wie ein Besessener aufgesprungen und war einer Haarfarbe hinterher gerannt?

Innerlich stöhnte er auf. War er denn jetzt völlig bescheuert?!
 

Es musste wohl so sein, sagte er sich selber sarkastisch. Wie kam er bloß dazu, aufzuspringen und wie wild durch den Flughafen zu rennen? Vielleicht war er ja doch inzwischen wahnsinnig geworden, ohne es gemerkt zu haben...
 

Doch bevor er es verhindern konnte, hatte er sich doch noch einmal in der Halle umgesehen, ob er nicht doch richtig gelegen hatte, obwohl er wusste, dass er nur phantasierte. Und dennoch... ein seltsames Gefühl in der Magengegend blieb.
 

Wahrscheinlich war es einfach eine Wunschvorstellung von ihm, dass er glaubte, Leon ihn verfolgen zu sehen. Dass es nun einmal so war, dass der Schwarzhaarige ihn verfolgte und nicht anders herum. Dass er etwas von ihm wollte und nicht mehr Philippe derjenige war, der wie ein verstoßenes Kind immer wieder zurückgekommen war und um eine Aussprache gefleht hatte.
 

Philippe seufzte und trottete langsam zu seinem Platz zurück, an dem die Zeitung auf dem grauen Teppichboden lag. Schwerfällig hob er sie auf und ließ sich auf den Plastikstuhl fallen. Wenn das so weiterging, brauchte er Zuhause erst einmal Urlaub von seinem Urlaub, und das konnte es ja auch nicht sein. Vielleicht war es ja auch ganz gut, dass er heute zurück nach Hause flog. Es war wahrscheinlich einfach so, dass dieser Besuch die Erinnerungen an Leon wieder hatte aufleben lassen. Wenn er erst einmal wieder zu Hause war, würde sich auch das wieder legen.
 

Zehn Minuten später wurde sein Flug ausgerufen und er erhob sich steif. Jetzt noch ein paar Stunden Flug und alles wäre wieder beim Alten.

Nun plötzlich müde nahm er seine Zeitung, reihte sich in die Schlange ein und wartete, bis er an der Flügeltür des Flugzeugs auf seinen Platz am Fenster gewiesen wurde. Und fast sofort, als er in seinem Sitz saß und sich angeschnallt hatte, fiel er in einen tiefen Schlaf, aus dem ihn nicht einmal die Luftlöcher zu reißen vermochten. Die letzte Nacht, in der er so wenig geschlafen hatte, forderte nun doch ihren Tribut.
 

Er wachte erst wieder auf, als es einen Ruck gab. Die Maschine hatte auf der Landebahn aufgesetzt und Philippe war überrascht, dass er wirklich den ganzen Flug verschlafen hatte. Ihm war zwar bewusst gewesen, dass er müde gewesen war, aber so dermaßen todmüde?

Nun ja, zumindest hatte er jetzt die verlorenen Stunden Schlaf von letzter Nacht nachgeholt.
 

Unruhig wartete er, bis die Maschine endgültig angehalten hatte und die Crew ihnen eine gute Heimreise wünschte. Jetzt, da er endlich wieder im sonnigen Spanien war, konnte er es kaum erwarten, Miguel wieder zu sehen. Sein Cousin hatte versprochen, ihn abholen zu kommen und Philippe freute sich darauf, ihm alles erzählen zu können, was er erlebt hatte.
 

Eilig ging er den Weg zum Rollband entlang und wartete, ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippend, bis sein Koffer endlich erschien. Flugs hatte er ihn vom Band gezerrt und zog ihn hinter sich her zum Ausgang.
 

Kaum war er aus der Flügeltür getreten und hatte ein paar Schritte getan, da schwebte plötzlich ein riesiger Luftballon vor seiner Nase. Lächelnd schob Philippe ihn beiseite und erblickte seinen Cousin hinter dem Ungetüm.

"Willkommen zu Hause!", strahlte Miguel und umarmte Philippe stürmisch, so dass der lachend einen Schritt zurückstolperte.
 

"Hallo, Miguel!", begrüßte ihn Philippe ebenfalls und drückte seinen Cousin. "Ich bin froh wieder hier zu sein."

"War es nicht schön?"

"Doch natürlich", antwortete Philippe und lächelte. "Aber ich bin trotzdem froh, wieder hier zu sein. Ich habe dich vermisst."

"Na, das möchte ich aber auch hoffen! Mann, ich bin auch froh, dass du wieder da bist! Und du musst mir alles erzählen. Ich will alles wissen, bis ins kleinste Detail!"
 

Philippe lachte nur. "Ja doch, aber nicht hier im Flughafen. Lass uns nach Hause fahren", schlug er vor. Sofort nahm Miguel ihm seine Koffer ab und fasste ihn am Arm.

"Na gut, dann fahren wir erst nach Hause. Aber dann will ich alles wissen!"

"Ich werde kein Detail auslassen", versprach Philippe und grinste.

"Das wollte ich hören!"
 

Zuhause angekommen, wartete Miguel gar nicht erst darauf, dass Philippe seinen Koffer ausgeräumt hatte, sondern zog ihn sofort in die Küche und verfrachtete ihn auf einen Küchenstuhl. Schnell schenkte er ihm ein Glas Orangensaft ein und setzte sich ihm dann gespannt gegenüber.

"Und jetzt erzähl schon!", forderte er ihn auf. Ungeduldig trommelte er mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte und Philippe musste lächeln.
 

Brav erzählte er seinem Cousin, was er alles erlebt hatte, wie die Zwillinge so lebten, wie sie sehr sie sich gefreut hatten, ihn zu sehen, und wie sie ihn zu allen möglichen Sehenswürdigkeiten geschleppt hatten - vorzugsweise auf die Einkaufsmeile.
 

"Sie haben sich wohl nicht geändert, was?", grinste Miguel, der Melly und Sally von ihren Urlauben in Spanien kannte.

Philippe schüttelte den Kopf. "Nein, und das werden sie wohl auch nicht mehr. Aber ich mag sie so, wie sie sind."

"Ja, da hast du Recht. Aber... hast du Leon wieder gesehen?", platzte es dann aus Miguel heraus. Er hatte sich zwingen müssen, mit dieser Frage zu warten, bis Philippe wieder zu Hause war und saß, bis er diese Frage stellte, aber nun hielt er es nicht mehr aus. Doch als er Philippes Kopfschütteln sah, verzog er den Mund enttäuscht zu einer Schnute.
 

"Du hast ihn wirklich nicht wieder getroffen?", fragte er.

"Nein, habe ich nicht." Und noch immer wusste Philippe nicht, ob er darüber enttäuscht oder froh sein sollte. "Ich bin zwar einmal zu seiner alten Wohnung gegangen, aber-"

"Du bist zu seiner alten Wohnung gegangen?", quietschte Miguel aufgeregt dazwischen und beugte sich interessiert vor. "Das hast du ja gar nicht erzählt!"

"Ich bin doch auch gerade erst dabei, dir alles zu erzählen", lachte Philippe über die Ungeduld seines Cousins. "Und ja, ich war in dem Hochhaus, in dem er früher gewohnt hat. Aber ich wusste ja, dass er dort nicht mehr wohnt, und so habe ich nur seinen Vater gesehen..."
 

"Oh Mann, und was hat er gesagt?"

"Gar nichts", antwortete Philippe und schüttelte den Kopf. "Glaubst du, nachdem, was damals passiert ist, wechsele ich noch einmal ein Wort mit ihm? Ich bin sofort wieder gegangen, als ich ihn die Treppen hinausschlürfen gehört habe. Auf eine erneute Begegnung habe ich keinen sonderlichen Wert gelegt."

"Kann ich verstehen", murmelte Miguel und stand auf, um Philippe erneut nachzuschenken. Langsam verschloss er die Saftverpackung wieder und stellte sie wieder zurück in den Kühlschrank.
 

"Und sonst hast du ihn nicht zufällig irgendwo getroffen?", fragte er.

"Nein", antwortete Philippe und überlegte, ob er seinem Cousin von seinem seltsamen Gefühl, beobachtet worden zu sein, erzählen sollte. Er entschied sich dafür.

"Als ich alleine in der Disko war", begann er vorsichtig und wartete, bis Miguel sich wieder ihm gegenüber gesetzt hatte, die Arme lässig auf der Tischplatte verschränkt.
 

"Ja, was war da?", fragte Miguel und zog auffordernd einen Braue in die Höhe.

"Da hat sich von hinten ein Typ an mich herangemacht, als ich getanzt habe", erzählte Philippe zögerlich weiter. Seufzend griff er nach einem Apfel aus dem Obstkorb und drehte ihn in der Hand, starrte auf die rote Färbung.

"Er kam von hinten und hat mir einfach die Arme um die Taille geschlungen. Und es war... Es war nicht..."

"Unangenehm?", half Miguel aus und lächelte, als er seinen Cousin zaghaft nicken sah.
 

"Ja, es war irgendwie... Es hat mir gefallen", versuchte Philippe zu erklären. "Ich weiß auch nicht, es fühlte sich so seltsam vertraut an, wie er mit mir getanzt hat."

"Das ist doch schön", sagte Miguel und nahm Philippe den Apfel aus der Hand, um selbst hineinzubeißen. "Wie hieß er denn? Und wie sah er aus?"
 

"Das ist es ja", antwortete Philippe und seufzte erneut. "Ich weiß es nicht."

"Wie, du weißt es nicht? Du hast doch mit ich getanzt, oder nicht?"

"Ja, das schon, aber jedes Mal, wenn ich mich zu ihm umdrehen und ihn ansehen wollte, ist er ausgewichen und hat es verhindert. Entweder hat er sich mit mir gedreht oder er hat mich festgehalten. Auf jeden Fall konnte ich sein Gesicht nicht erkennen."

"Nicht?", fragte Miguel überrascht. "Und du weißt seinen Namen bis jetzt nicht, oder was?"
 

Philippe zuckte verlegen die Schultern, als er den Unglauben, der in Miguels Stimme mitschwang, hörte.

"Na ja... Es war total komisch."

"Na, das will ich aber auch meinen!" Wild gestikulierend schwenkte Miguel den Apfel in seiner Hand. "Wie kann einem so was nur passieren? Ich verstehe dich nicht, warum du ihn nicht einfach gefragt hast."

"Das ist doch genau das Problem, Miguel! Er hat mich nicht gelassen. Egal, wie oft ich versucht habe, mich umzudrehen und ihn anzusehen, er hat sich jedes Mal herausgewunden und es verhindert. Und dazu war es auch noch recht dunkel dort, dass man sowieso wenig erkennen konnte."
 

Schnaubend biss Miguel von seinem Apfel ab.

"Das glaube ich nicht. Welcher Kerl ist schon so blöd, beim Flirten sein Gesicht nicht zu zeigen? Das ist doch bescheuert."

"Ach nein, wirklich", murmelte Philippe und zog ein Bein auf den Stuhl, um es mit den Armen zu umschlingen und das Kinn auf sein Knie zu legen. "Aber das ist noch nicht alles..."
 

"Nicht?", fragte Miguel überrascht und beugte sich neugierig vor. "Mann, Phil, nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Nun erzähl mir schon, was noch passiert ist. Hat er sich vielleicht kurz darauf in Luft aufgelöst und zurück blieb eine kleine weiße Taube?"
 

Dieser Spruch brachte ihm einen bösen Blick von Philippe ein.

"Wirklich sehr witzig, Miguel!", knurrte er, doch sein Cousin zuckte nur mit den Schultern.

"Selbst schuld, wenn du dir alles so aus der Nase ziehen lässt", verteidigte er sich. "Du könntest mir ja auch gleich alles erzählen. Aber nein, der Herr muss ja ein großes Geheimnis draus machen." Er stand auf und warf die Apfelkitsche in den Mülleimer, setzte sich dann wieder hin. "Und jetzt erzähl es mir schon, bevor ich vor Neugier sterbe!", forderte er grinsend und Philippe streckte ihm, nun wieder versöhnt, die Zunge raus.
 

"Du bist schrecklich", klagte er, doch es klang nicht bösartig.

"Ja, aber ich bin dein Lieblingscousin!", grinste Miguel und zwinkerte, so dass Philippe nur die Augen verdrehen konnte.

"Ja doch, wie könnte ich das vergessen..." Doch dann besann er sich auf Miguels Frage und begann, auf einmal nervös, mit den Fingerspitzen die Muster der Tischdecke nachzufahren. Immer eine Tischdecke auf den Tisch zu legen, war ein Tick von Miguel, den er von Zuhause mitgebracht hatte, weil in einem Restaurant natürlich immer eine Decke auf die Tische kam.
 

"Na ja", begann Philippe und verfolgte mit den Augen den Weg seiner Finger. "Es war nur so ein Gefühl, aber mir kam diese Umarmung so... seltsam vertraut vor." Er blickte kurz auf und beobachtete seinen Cousin, wie er auffordernd mit dem Kopf nickte.

"Die Berührung erinnerte mich... an etwas", fuhr er langsam fort.

"Oder an jemanden?", fragte Miguel vorsichtig nach und Philippe zuckte verlegen die Schultern und nickte schließlich.

"Ja, irgendwie hatte ich dieses Gefühl..."

"War es ein unangenehmes?"
 

Philippe schüttelte langsam den Kopf. "Nein, es war vielmehr... schön. Es ist schwer zu beschreiben. Und dann", fuhr er fort, "war da plötzlich seine Hand auf meinem Bauch."

"Echt?", fragte Miguel neugierig und seine Augen begannen schelmisch zu leuchten.

"Ja, und es war nicht unangenehm, aber..." Philippe stockte kurz und senkte dann wieder den Blick. Seufzend zwang er sich, die Hand ruhig auf den Tisch zu legen und nicht mehr mit der Decke zu spielen.
 

"Aber?", bohrte Miguel nach. "Komm schon, Phil, ich will alles wissen!"

"Ja, doch..." Philippe seufzte kurz. "Ich glaube, ich kannte die Hand", sagte er dann schließlich und holte kurz tief Luft, um fortzufahren. "Sie kam mir so vertraut vor. Die langen Finger, der starke Handrücken... Ich hätte schwören können, dass ich sie schon einmal gesehen habe..."
 

"Wirklich?", fragte Miguel überrascht und stockte dann plötzlich.

"Leon?!", riet er dann und seine Stimme schraubte sich eine Etage höher. Und als Philippe nichts antwortete, sondern nur unentschlossen die Schultern zuckte, quietschte er leise auf und legte eine Hand auf die seines Cousins.

"Mein Gott, Phil! Wenn es doch Leons Hand war, warum hast du dich dann nicht losgerissen und dich umgedreht, um dich zu vergewissern?!"
 

"Ich weiß ja gar nicht, ob er es war...", antwortete Philippe zögernd. "Ich habe ja nur gesagt, dass mir die Hand bekannt vorkam. Das heißt noch lange nicht, dass der Kerl Leon war. Das ist lediglich eine Vermutung."

"Aber du hast doch auch sofort an ihn gedacht, oder nicht?"

"Na ja... ja", gab Philippe stockend zu.

"Oh Mann! Aber warum hast du nicht alles daran gesetzt, ihn anzusehen?"

"Ich wollte ja", verteidigte Philippe sich. "Aber gerade, als ich die Hand geglaubt habe zu erkennen, verschwand sie plötzlich und ich bekam einen heftigen Stoß in den Rücken, dass ich nach vorne gestolpert bin. Und als ich mich wieder gefangen und mich umgedreht hatte, war niemand mehr da." Bei der Erinnerung begann es in seinem Magen erneut zu flattern.
 

"Er war weg?", fragte Miguel und bekam große Augen. "Der Kerl war einfach weg?"

"Ja, er war nicht mehr da. Ich bin sogar nach draußen gerannt, um zu sehen, ob er dort war... aber da war niemand. Er war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt."
 

Miguels Augen wurden immer größer.

"Jesus, María y Josef!", stieß er auf Spanisch hervor. "Das war hundertprozentig Leon, mit dem du da getanzt hast!", legte er fest und seine Augen begannen zu leuchten. "Wahnsinn! Einfach Wahnsinn! Wer hätte das gedacht! Es muss einfach Leon gewesen sein."
 

Philippe öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch er wurde gar nicht erst zu Wort gelassen. Sein Cousin schien völlig in seinem Element, als er Philippe anstrahlte und seine Hand nahm.

"Oh Phil, da ist ja soo romantisch!", schwärmte er und Philippe seufzte nur lautlos.

Ja, wirklich total romantisch, dachte er sarkastisch. So romantisch, dass er jedes Mal bei dem Gedanken daran Bauchschmerzen bekam. Doch wirklich, etwas romantischeres konnte er sich kaum vorstellen...
 


 

Ende Teil 6



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-04-03T08:10:45+00:00 03.04.2005 10:10
Schön, dass Leon weiter im Spiel bleibt. Ich lese deine Geschichten so gerne, also auch wenn sie sich nicht treffen, *seufz*, werde ich dir weiter treu bleiben.
LG Ricarda
Von: abgemeldet
2005-03-27T13:10:52+00:00 27.03.2005 15:10
Ha,. ich bin die erste.. *lölz*
oh man.. ich liene Miguel.. *lach*
Hey, vielleicht ist leon ja mit nach spanien gefahren.....
ich hoffe doch mal *schief guck*
Wenn die sich im nächsten Kapitel nicht treffen streik ich, dann les ich nihctmehr witer...

*drop*
Ok, ich les trotzdem weiter
Aber:
WANN TREFFEN DIE SICH ENTLICH MAL??????

*heul*
Das ist gemaaaaain....
naja, ..
trotzdem schön *grins*
^^
Anukia


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