Gefühle
Gefühle
Jaken schrie wie an Spieß, naja, im Grunde genommen war er ja auch am Spieß. Sesshoumaru hatte ihr ja eigenhändig an einen angebunden, diesen hatte er dann später über dem Lagerfeuer positioniert. Nachdem er ihn gestern schon in das eisige Flusswasser getaucht hatte musste sich Jaken doch aufwärmen. Kagome und Rin zuckten jedes Mal zusammen wenn das glübschäugige Grillhähnchen vor Schmerzen schrie.
Dann sahen sie ihn immer mit saurer Miene an, doch er zuckte nur mit den Schultern. Er folterte Jaken schon seit dessen Ankunft. Dieser hatte den Auftrag gehabt InuYasha in Schach zu halten, allerdings hatte dieser nun so schwere Wunden, dass er sie nicht mehr verfolgen konnte. Nun blieb er erst mal eine Weile auf diesem Menschen sitzen.
Wegen diesem Fehltritt musste er leiden.
Deshalb und weil er, Sesshoumaru, wütend war. Wütend auf sich selbst, doch er würde doch nie sich selbst foltern, dann doch lieber Jaken. Was er Kagome, diesem armseligen Wesen preisgegeben hatte war ja schon schlimm genug gewesen, doch wie konnte er nur zulassen das sie sich zu ihm setzte? Wie das sie sich an seiner Schulter anlehnen durfte? Er schüttelte den Kopf um diese Gedanken los zu werden. Es widerte ihn jedoch nicht an, ihm wurde erstaunlich warm als er daran dachte. Hatte er etwa Gefühle für sie entwickelt? Er entwickelte nie solche Gefühle für irgendjemanden! Schon gar nicht für sie! Wurde er etwa schon wie sein verkommener Halbbruder InuYasha? So tief durfte er nicht sinken!
"Jaken", sprach er und das kleine schreiende Etwas sah ihn mit Tränen in den riesigen Tennisballaugen an. "Ihr zeigt Gnade für mich, ich danke euch!" Mit einem Schlag war Jaken befreit. Gnade, was für ein überflüssiges Wort für eine noch überflüssigere Sache. Ihn störte nur dieses erbärmliche Geschrei von Jaken, was doch sehr an seinen Nerven zehrte.
Das nächste Mal wenn er vorhatte Jaken zu quälen würde er sich eine leisere Foltermethode ausdenken.
Es wurde Nacht, Rin und Jaken schliefen schon längst und er saß wie so oft nur da und betrachtete den Mond. InuYasha sollte bald wieder hergestellt sein, er konnte die Anwesenheit dessen Freundin nicht länger ertragen. Er begann langsam aber sicher Gefühle für sie zu entwickeln. Gefühle wie Zuneigung und Vertrauen, Gefühle die er lange nicht mehr gespürt hatte. "Sesshoumaru, kann ich...zu dir kommen?", fragte ihn eine leise Stimme, es war Kagome. "Ja" Was hatte er da gerade gesagt? Er hatte sie eben dazu eingeladen zu ihm zu kommen, obwohl er sich eigentlich nur noch eines wünschte, dass sie endlich verschwand. Sie setzte sich neben ihn, zog ihre Beine an ihren Körper, legte ihre Arme auf sie und ihren Kopf auf die Arme. "Ich mag dich, weißt du?" "A-ach ja?", antwortete er möglichst desinteressiert.
"Obwohl ich dich entführt habe, umbringen wollte und doch hasse?"
Das "hasse" war vielleicht etwas hart, doch so konnte er seine Gefühle überspielen. Kagome schien es allerdings überhört zu haben und sprachweiter. "Willst du mich denn jetzt nicht mehr umbringen Sesshoumaru?"
Stille. Auf einmal verlor er seine Gefasstheit und wurde seinem Gefühl nach zu urteilen allmählich rot. Sofort senkte er den Kopf, Kagome hatte es jedoch bereits bemerkt, sagte jedoch nichts zu ihm. "Warum bist du eigentlich nicht immer so friedlich? Du kannst doch ein ganz netter Kerl sein!"
Darauf antwortete er nicht mehr. "Friedlich"? "Netter Kerl"? Soweit durfte sie nicht gehen, sie nicht! Sein Herz hämmerte in seiner Brust, halb vor Wut, halb vor etwas anderem, was er nicht zuordnen konnte.