Mein stilles Refugium
Titel: Mein stilles Refugium
Teil: komplett
Autor: Nangilima
Email: BaronessofBre@gmx.de
Fanfiction: Weiß Kreuz
Rating : PG-14
Warning : Romantisch
Pairing: Schuldig und Ran
Disclaimer : Die Jungs gehören nicht mir, ich möchte damit kein Geld verdienen!
Man könnte es auch "Picture- Fic" nennen, denn dieses Refugium hier ist an Hans- Werner Sahm's Bild angelehnt, welches ich sehr mag.
Kommentar : Nach einem eigensten Örtchen sehnt sich bestimmt so mancher mal.
Für Schuldig überhaupt kein Problem, sich diesen Ort zu erschaffen und auch noch jemanden mit zunehmen.
Mein stilles Refugium
"Wo bin ich hier?"
"Allein mit mir."
"Witzbold. Das sehe ich. Wo bist du überhaupt?"
"Ich stehe bestimmt drei Kilometer von dir weg, auf dieser
kleinen Brücke im Park. Ich sehe mir einfach die Sterne an. Und
plötzlich hatte ich Sehnsucht nach dir. Schlimm, dass ich dich im
Schlaf besucht habe?"
"Ja. Nein. Nein. Natürlich nicht. Es ist nur so laut hier. Du würdest
auch dumm gucken, wenn du aus einem Traum erwachst, weil dir
jemand sanft ins Ohr geflüstert hat und dich dann noch plötzlich
ganz woanders befindest!"
"Stimmt, das würde ich. Gefällt es dir denn?"
"Wo bin ich denn hier? Ist das eine Höhle? Hinter mir scheint helles,
sonniges Licht durch eine schmale Öffnung. Das blendet richtig, da es
hier sonst recht duster ist. Und ist das da Wasser unter mir? Ich meine:
Ich stehe grade auf einem Balkon, und es sieht wie ein riesiger Wasserfall
aus, der sich neben mir in die Tiefe ergießt?"
"Du siehst schon richtig. Du bist in meinem ganz gemütlichen kleinen
Refugium, mitten auf einem Felsvorsprung und unter dir stürzt
das Gewässer ins Unendliche."
"Ins Unendliche? Kein Witz?"
"Kein Witz. Du würdest fallen und fallen, solange, bis du an irgendetwas
von selbst stirbst. Vermutlich würdest du verhungern, wenn kein Eingriff
eines dritten erfolgt und dein realer Körper mit Nahrung und Flüssigkeit versorgt
wird. Ich weiß es aber nicht, solange brauche ich sonst nicht zum töten. Und das
es so tief ist und nie endet kommt halt daher, dass ich diesen Wasserfall nicht
weiter in meinen Gedanken definiert und geformt habe. Nur all dies, was
du sehen kannst, ist hier in meinem Kopf so real, wie dein 1970er Porsche
in der Garage. Und ich habe mal jemanden fallen gelassen. Nur fast zehn Minuten
lang. Erstaunlich war, dass ihm kein Mucks über die Lippen kam. Na ja, ich habe
mich dann erbarmt, sein rasendes Herz wieder dem üblichen Takt zu überlassen."
"Du hast jemandem "nur" fast zehn Minuten solche Angst eingejagt?
Es ist erstaunlich, dass sein Herz nicht vor Schreck und Panik einfach
aufgehört hat zu schlagen! Er wird sich sein Leben lang daran erinnern,
meinst du nicht?"
"Nein, ich habe seine Erinnerung an dies Erlebnis aus seinem Gedächtnis gelöscht.
Du weißt wirklich nichts mehr davon?"
"Was?!"
"Das war nur ein Scherz."
"WAS sollte das sein?!
Und lass dieses beschissene Grinsen!"
"Und? Wie gefällt es dir denn nun dort?"
"Es ist wunderschön hier. Das Licht glitzert bunt auf der Wasseroberfläche,
so dass es tatsächlich aussieht, als würden winzige bunte Blüten obenauf
schwimmen. Alles hier wird vom einfallenden Licht so sanft beleuchtet und
angestrahlt, nirgends ist ein harter Schatten zu erkennen. Es riecht hier auch
überall sehr angenehm nach frischem Laub, Kiefernnadeln und süßem Apfel.
Und dann ist niemand hier...
Es ist nur sehr laut, dieses Rauschen des Wassers. Aber dennoch strahlt
es eine dämmrige und entspannende Stille aus. Es wirkt friedlich und idyllisch.
Nie hätte ich gedacht, dass dir an solch einer Stimmung etwas liegt."
"Schön, dass du es bemerkt hast. Aber geh doch schon mal ins Haus und
schließ die Balkontür, ich bin auch gleich da. Dann ist es nicht so laut
und wir können quatschen."
"Du hast mich schon öfter in deine Gedankenwelt gelassen, aber hier eben noch nie.
- Ach, da bist du ja endlich."
"Ich weiß. Du bedeutest mir viel. Du solltest es sehen. Es ist wirklich
mein eigenster, heimlichster Ort. Und ich bin froh, dass es dir hier gefällt."
"So privat und abgeschieden. Was machst du hier so allein? Woran denkst du,
wenn du so vom Balkon in deine unendliche Tiefe starrst und warum hast du
dir so einen gigantischen Wasserfall erschaffen? Muss es bei dir denn
immer so ein Extrem sein?"
"Du bist so süß, weißt du das? Hast du den Unterschied zu früher und
jetzt bemerkt? Den Saldo zwischen dir und mir von damals und uns jetzt?"
"Ja, natürlich. Ohne diese Abweichung wäre ich jetzt nicht hier, dass weißt
du selbst am besten. Aber beantwortest du mal meine Fragen?"
"Ja. Mache ich.
Setzt du dich mit mir auf den Teppich?"
"Okay."
"Weißt du, hier bin sonst wirklich nur ich. Über was ich genau nachdenke, kann
ich dir nicht wiedergeben. Solche Impulse sind schnell unterwegs, aber sagen irgendwann mal wieder Hallo und verabschieden sich auch ebenso jäh erneut.
Ich denke viel über dich nach, zum Beispiel. Über dich und mich. Ran...."
"Dazu diese außergewöhnliche Umgebung.
Du versuchst der Realität zu entkommen."
"Ja. Ich versuche es nicht nur, ich tue es. Ich entkomme der Wahrheit und
verschanze mich in meiner wasserweichen Scheinwelt. Hier kann niemand nach
mir rufen, hier muss ich keine Aufträge erfüllen und mich vor einer Überbelastung
meines Hirns schützen. Hier kann ich abschalten und einfach mal ausruhen. Ich
fläze mich dann meist in die Liege auf dem Balkon oder ich klettere am Felsen
rum. Und das solange, bis es anklopft, wenn du verstehst. Denn dann geht es
zurück in die Wirklichkeit. Und meist lässt jemand dafür sein Leben."
"Eine Überflutung deines Kopfes? Es schmerzt, oder? Das hört sich an, als wenn
dir dann fast der Schädel zerplatzten würde....."
"Ich sagte ja, dass du unglaublich süß bist.
Auch wenn 'süß' es eigentlich nicht richtig trifft, aber wenn ich mir deine feine
- ganz leicht stupsige- Nase, deinen Schmollmund und deine langen dichten
Wimpern so betrachte- dann kommt meine Feststellung doch wieder hin."
"Ach, hör auf und grins mich nicht so fürchterlich breit an!
Und was sollte das denn bitte für eine Antwort auf meine Frage sein?"
"Keine. Das merkt man doch?
Die Antwort würde lauten, dass es manchmal verdammt weh tut und das
es diese Tage sind, an denen ich dich nicht sehen möchte, weil ich mich
dir nicht zumuten kann."
"Du Spinner. Das ist alles? Und du weißt es ja nicht mal, weil wir an diesen
Tagen ja noch nie zusammen waren!"
"Na ja."
"Was?"
"Na ja!"
"Was soll das, Schuldig? Na ja! Na ja! Bla, bla!"
"Soll ich dich jetzt den Wasserfall runter werfen?"
"Nicht schon wieder!"
"Ach? Du erinnerst dich doch an damals?"
"Schuldig!"
"War doch nur ein Witz. Komm her zu mir, lass uns kuscheln."
Ende
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