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Mondlicht

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Kapitel 13

*in den Raum kullert* Hallo allerseits ^^ *das neue Kapitel hinlegt* So, ich bin momentan im Vollstress und habe keine Zeit für lange Vorreden, die euch sowieso nicht interessieren. Also: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel ;-)
 

Mondlicht
 

Kapitel 13
 

„WAS?!“
 

„Aua!“
 

„Harry! Lass sie los! Du tust ihr weh!“ Und erst jetzt, als Ron mich von Hermine fortzerrte, registrierte ich wirklich, dass ich sie hart an den Schultern gepackt hatte. Wie um sie durchzuschütteln, damit sie keine Lügen mehr erzählte. Aber warum sollte sie mich anlügen? Was Hermine gesagt hatte, musste der Wahrheit entsprechen.
 

„Beruhige dich Harry. Es sind doch nur Gerüchte.“ Ihre braunen Augen musterten mich sorgenvoll und mir wurde plötzlich bewusst, wie heftig ich reagiert hatte. Völlig überzogen, wenn man bedachte, dass es um Draco ging und wir offiziell immer noch Rivalen waren.
 

Verlegen senkte ich den Blick. „Entschuldige Hermine. Es ist nur.... ich kann einfach nicht glauben, dass irgendjemand einfach so in einen Gemeinschaftsraum spazieren kann, um einen Schüler zu töten.“
 

„Wieso? Wer spricht denn davon, dass jemand Malfoy töten will? Und wenn, wäre es auch nicht schade um ihn.“ Ron zuckte gleichgültig mit den Schultern.
 

„Wenn die Gerüchte stimmen...“, fuhr ich fort, ohne auf seinen Kommentar zu achten, „dann ist das schon der dritte lebensgefährliche Vorfall, in den Malfoy verwickelt ist. Etwas auffällig, um noch zufällig zu sein, oder? Ich.... ähm... ich meine nicht, dass ich ihn besonders mag, oder so.....“, fügte ich schnell hinzu, als Hermine plötzlich einen ziemlich seltsamen Blick bekam. „Aber wenn jemand ihn immer und immer wieder angreifen kann und nicht gefasst wird, woher sollen wir dann wissen, dass wir nicht die nächsten sind?“
 

Mit einem Seufzen ließ sich Ron in einen Sessel plumpsen. „Okay, angenommen, du hast Recht, Harry, und die Sache mit der Statue, der explodierte Zaubertrank und die Verwüstung des Slytherin-Gemeinschaftsraumes hängen zusammen und sind tatsächlich Anschläge auf Malfoys Leben..... dann müsste der Täter doch ein Schüler sein, oder? Ein Slytherin, um genau zu sein. Wer sonst kommt in ihren Gemeinschaftsraum?“
 

Hermine wiegte den Kopf. „Ich weiß nicht. Mit einem Tarnumhang könnte man sicher leicht hinterher schlüpfen, wenn einer der Slytherins den Gemeinschaftsraum betritt oder verlässt. Und dann müsste der Täter nur noch abwarten, bis er mit seinem Opfer alleine ist. Außerdem ist diese Sache mit dem Zaubertrank immer noch höchst mysteriös. War noch jemand außer dir und Malfoy in der Nähe, Harry?“
 

Ich schüttelte den Kopf. „Niemand. Und Malfoy hat es sicher auch nicht selbst getan.“
 

„Meint ihr, sie schließen Hogwarts? Nachdem es jetzt wieder Angriffe auf Schüler gibt?“, fragte Ron bedrückt. Unversehens sank mir das Herz. Daran wollte ich gar nicht denken. Ich müsste dann zurück zu den Dursleys und eine kümmerliche Existenz in ihrem Haus fristen, aber für Draco wäre es noch schlimmer. Wenn Dumbledore sich nicht irgendetwas einfallen ließ, um ihn zu schützen, dann müsste auch er wieder nach Hause. Zurück nach Malfoy Manor, wo sein Vater, einer der gefährlichsten Todesser, auf ihn wartete. Das wäre sein sicheres Ende.
 

Doch Hermine machte mir wieder ein wenig Mut. „Das glaube ich nicht. Damals, als die Kammer des Schreckens geöffnet worden war, waren alle Muggelgeborenen in Gefahr. Und das war mehr als die Hälfte der Schüler. Jetzt ist nur ein einziger betroffen. Ich denke, es wäre überzogen, die ganze Schule zu schließen.“
 

„Hoffentlich“, murrte Ron. „So viel ist mir Malfoys Leben nämlich nicht wert.“
 

„Ich frage mich aber, warum jemand ihm nach dem Leben trachtet. Sicher, er ist ein arrogantes Ekel, aber doch nicht viel lästiger als eine Schmeißfliege, oder? Wenn diese Anschläge nun Harry gelten würden - nicht, dass ich dir das wünsche, Harry - dann würde ich es verstehen. Er ist schließlich der größte Feind von Du-weißt-schon-wem. Aber so.....“
 

Ich hingegen konnte mir durchaus einen Grund denken. Ich hatte die Möglichkeit jetzt schon mehrere Male in Gedanken durchgespielt, doch ich war immer wieder zu demselben Ergebnis gekommen. Es konnte nicht sein. Keinem Todesser würde es gelingen, sich unter Dumbledores Nase in die Schule zu schleichen. Es konnten nicht unsere Verfolger sein und damit war das Motiv, dass Draco ein Verräter war, der eliminiert werden musste, im Grunde schon wieder hinfällig.
 

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Nein, wir mussten erst einmal mehr herausfinden. Zum Beispiel, ob das Gerücht überhaupt wahr war. Vielleicht erfreute sich Draco ja auch bester Gesundheit. Doch weitere Details erfuhren wir am ehesten, indem wir hinausgingen und nicht, indem wir hier herumhockten und diskutierten. „Also....“, begann ich zögernd. „Ich denke nicht, dass Malfoy wichtiger ist als unsere Schularbeiten, oder? Findet ihr nicht, wir sollten in die Bibliothek gehen?“
 

Hermine schien ziemlich überrascht, solche Worte aus meinem Mund zu hören und musterte mich eingehend und Ron blickte etwas unglücklich drein, fügte sich dann aber in sein Schicksal. Zusammen machten wir uns auf den Weg zur Bibliothek und ich spitzte die Ohren, um im Vorübergehen vielleicht ein paar aufschlussreiche Gesprächsfetzen anderer Schüler aufzufangen.
 

ooOoOoo
 

Ruhig stand ich in Dumbledores Büro. Ich war mehrere Tage bewusstlos gewesen, aber Madam Pomfrey hatte mich erfolgreich wieder zusammengeflickt. Wenn man unserer Krankenschwester Glauben schenkte, dann war ich nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Andererseits neigte sie auch zu Übertreibungen....
 

Ich sollte mich fürchten, denn mein Gegner war mächtig, trachtete mir nach dem Leben und war anscheinend nicht zu fassen. Ich hatte nicht viel Besuch bekommen, aber einmal hatte Professor Snape nach mir gesehen. Er wirkte zwar gelassen wie immer, aber ich spürte, dass er aufgebracht war. Und er erzählte mir auch, dass man buchstäblich jeden Stein umgedreht hatte, doch wer immer versucht hatte, mich umzubringen, war wie vom Erdboden verschluckt. Und auch die Untersuchung der Überreste meines Kessels hatten nichts gebracht. Es war keine Substanz gefunden worden, die diese Explosion hätte verursachen können.

Und irgendwo in mir wisperte tatsächlich die leise Stimme der Panik, aber sie war so schwach, dass ich sie leicht überhören konnte. Wenn ich in mich hineinhorchte, so war da bloß Ruhe. Emotionsloses Abwarten, was kommen würde. Vermutlich wirkten Madam Pomfreys Beruhigungstränke noch.
 

Professor Dumbledore saß vor mir, die Ellenbogen auf der Tischplatte aufgestützt, die Finger verschränkt und sein Kinn darauf gestützt. Seine blauen Augen blickten besorgt und nachdenklich. „Setz dich doch, Draco.“
 

Ich wollte erwidern, dass ich hier eigentlich sehr gut stand, doch das wäre kindisch gewesen. Ich mochte den alten Mann nicht, aber ich respektierte seine Macht und seine Klugheit. Und vielleicht war er in der Lage, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und diese mysteriösen Vorfälle aufzuklären. Dass mir jemand nach dem Leben trachtete, dürfte inzwischen jeder Idiot begriffen haben. Nur warum, verstand niemand, nicht einmal ich. Denn diejenigen, die einen Grund hätten, wären nicht in der Lage, das Schulgelände zu betreten. Ich war in Gedanken alle Schüler durchgegangen, aber mir war niemand eingefallen, der ein Motiv und außerdem genügend Kaltblütigkeit für einen solchen Mordplan besäße. Es blieb also rätselhaft.
 

„Zitronenbonbon?“ Er hielt mir eine kleine Schale hin, aber ich lehnte dankend ab. Auch wenn ich im Moment sehr ruhig war, war mir dennoch nicht danach, etwas zu essen. Dumbledore lehnte sich zurück. Noch immer ruhte sein besorgter Blick auf mir. „Wie geht es dir, Draco?“
 

„Gut“, war meine knappe Antwort und es stimmte auch. Die Schmerzen waren verschwunden und die Wunden geheilt. Körperlich ging es mir hervorragend.
 

„Kannst du dich an diesen Abend erinnern? An deinen Angreifer?“
 

Ich schüttelte den Kopf. „Kaum.“
 


 

Es war ein langer Abend gewesen. Ich hatte meinen Hausarbeitenberg abgearbeitet und um mich herum war es nach und nach immer leerer geworden. Als sich schließlich leise Kopfschmerzen gemeldet hatten, hatte ich meine Bücher zugeklappt und alles nach oben in den Schlafraum gebracht, bevor ich mit einem anderen Buch in der Hand in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte. Es war ein Buch über Zaubertränke, die wir hier in der Schule vermutlich niemals brauen würden, weil sie viel zu schwierig waren. Und außerdem befanden sich die meisten ziemlich dicht an der Grenze zur Illegalität.
 

Ich hatte es beinahe ausgelesen und hatte mir vorgenommen, den Rest an diesem Abend zu bewältigen. Ich machte es mir also auf einem der Ledersofas in der Nähe des Kamins bequem und begann zu lesen. Es war schon spät und deshalb dauerte es auch nicht lange, bis sich der Gemeinschaftsraum vollständig geleert hatte und alle außer mir in ihren Betten verschwunden waren.
 

Das war mir die liebste Zeit des Tages. Spät am Abend oder früh am Morgen, wenn ich alleine und alles himmlisch ruhig war. In der Stille fiel es mir leichter mich zu konzentrieren und meine Gedanken zu ordnen. Und das musste ich dringend. In zweifacher Hinsicht. Ich musste herausfinden, wer es auf mich abgesehen hatte, sonst würde er am Ende Erfolg mit seinen hinterlistigen Anschlägen haben. Harry Potter war nicht immer da, um mich mit seiner Geistesgegenwart zu beschützen.
 

Und damit wären wir schon beim zweiten Problem. Harry Potter. Der Junge, der sich immer noch weigerte, meine Gedankenwelt zu verlassen und meinem Geist endlich ein wenig Ruhe zu gönnen. Meinem Geist und meinem Herzen.
 

...... So weit war es inzwischen also mit mir gekommen. Mein Herz war in diese Sache in irgendeiner Art und Weise involviert und ich gestand es mir auch noch ein. Draco Malfoy, der Inbegriff des lebenden Eisblocks taute ganz allmählich auf und – noch schlimmer- wusste nicht, was er gegen die Gefühle unternehmen sollte, die er seinem ehemaligen Rivalen entgegenbrachte.
 

Sie brachten mich durcheinander, sie wühlten mich auf. Vielleicht, weil ich das erste Mal auf diese Art empfand. Ich brachte einigen Zauberern und Hexen Respekt entgegen, aber noch nie hatte ich für jemanden aufrichtige Sympathie empfunden. Und wenn ich heute Abend schon ehrlich zu mir war, dann musste ich mir auch eingestehen, dass meine Gefühle für Harry Potter möglicherweise über bloßes Mögen hinaus gingen.
 

Als wir in dieser Nische gestanden hatten, nachdem unser Zaubertrank explodiert war, und ich ihn einen Moment lang genauer angesehen hatte...... er war so blass gewesen und seine großen, grünen Augen hatten immer noch ein wenig erschrocken (erschrocken, nicht furchtsam) und vor allem sehr verwirrt geschaut... in diesem Moment hatte ich das unwiderstehliche Verlangen verspürt, ihn in den Arm zu nehmen, ihn an mich zu ziehen und ihn zu küssen. Bevor ich etwas dagegen tun konnte, hatte sich dieses Ding in mir wieder gerührt und ich war vorgetreten und hatte mich zu ihm hinunter gebeugt.
 

Dieses Etwas in mir frohlockte, als Harry nicht zurückwich und seine Augen zufielen. Ich erkannte mit Schrecken, dass ich ihn küssen würde, und zwar nicht, weil ich es wollte (oh, sicher, ich hatte eben noch daran gedacht, aber an etwas zu denken und etwas tatsächlich zu tun, waren zwei völlig unterschiedliche Sachen), sondern weil „es“ mich förmlich dazu zwang. Ich war wachsam geworden, jetzt, wo ich wusste, was mir in Harrys Nähe widerfahren konnte. Ich erkannte die Anzeichen- ich war wieder dabei, die Kontrolle zu verlieren. Das durfte nicht sein! Ein Malfoy verlor niemals die Kontrolle.
 

Erst im letzten Moment und unter Aufbietung all meiner Willensstärke, gelang es mir, das Biest in meinem Inneren zurück zu drängen. Wenigstens soweit, dass ich die Flucht ergreifen konnte. Mit einem letzten, unzufriedenen Grollen ließ es sich wieder auf seinem Ruheplatz nieder, nachdem ich etliche Korridore zwischen mich und Harry Potter gebracht und gegen den Drang angekämpft hatte, umzukehren und zu Ende zu führen, was ich begonnen hatte.
 

Diese Schlacht war gewonnen, doch es bestand kein Zweifel daran, dass weitere folgen würden. Ich wollte die abendliche Stille nutzen, um mich zu entspannen und nachzudenken, doch ich hatte das Gefühl, dass sich meine Gedanken im Kreis drehten. Immer um denselben Punkt, immer kam ich an derselben Stelle an. Bei Harry Potter. Es gab keinen Weg an ihm vorbei und keine Möglichkeit des Rückzuges. Es schien so aussichtslos. Immer schneller wirbelten meine Gedanken und ich hatte das Gefühl, dass ich in dem Irrsinn langsam die Orientierung verlor.
 

Und meine Kopfschmerzen gaben auch keine Ruhe. Obwohl mich Lesen normalerweise entspannte, war das an diesem Tag nicht der Fall. Stattdessen wurden sie so schlimm, dass ich mich letztendlich kaum noch auf den Text im Buch konzentrieren konnte. Ich las die Worte- einmal, zweimal, dreimal- aber sie blieben nicht im Gedächtnis haften.
 

Seufzend und mit verärgert gerunzelter Stirn gab ich nach kurzer Zeit auf und erhob ich mich- keine Sekunde zu früh. Im nächsten Moment explodierte das Sofa förmlich. Es wurde einfach auseinandergerissen und überall flogen Lederfetzen, Teile der Füllung und Holzstücke herum. Im ersten Moment war ich so verblüfft (ja, verblüfft, nicht erschrocken), dass ich mich nicht einmal duckte. Dann, als ich ein Teil der Lehne genau auf mich zufliegen sah, besaß ich endlich die Geistesgegenwart mich zu ducken und es zischte über meinen Kopf hinweg, statt gegen meine Stirn zu prallen und mich außer Gefecht zu setzen.. Mit einem Hechtsprung suchte ich hinter einem Sessel Deckung und an der Stelle, an der ich eben noch gestanden hatte, fuhr ein grellgrüner Lichtblitz nieder.
 

Blinzelnd starrte ich auf den verkohlten Teppich. Ich kannte diese Farbe... nur der Todesfluch Avada Kedavra hatte dieses beißende Grün.... war es also endlich soweit? Stand ich nun demjenigen gegenüber, der diese beiden Anschläge auf mich verübt hatte? War der Feigling endlich aus dem Loch hervorgekrochen, in dem er sich versteckt gehalten hatte?
 

In diesem Moment war es mir gleichgültig, wie er es geschafft hatte, in den Slytherin-Gemeinschaftsraum zu kommen. Es war im Moment auch nicht von Bedeutung. Ich würde ihm zeigen, was es bedeutete, sich mit einem Malfoy anzulegen! Ich mochte zwar noch in der Ausbildung sein, aber ich kannte mehr Flüche, als die Hälfte der anderen Schüler in Hogwarts in ihrem ganzen Leben lernen würden. Ich würde gewiss nicht kampflos untergehen- wenn überhaupt!
 

Und dann begannen die Ereignisse zu verschwimmen. Es ging alles so furchtbar schnell. Es hatte auch schnell gehen müssen, wenn ich nicht riskieren wollte, dass mich ein Fluch mit tödlicher Präzision traf.. Der Sessel, der mir Schutz geboten hatte, wurde durch einen Fluch auseinander gefetzt und ohne auf die umherfliegenden Sesselteile zu achten, sprang ich auf die Füße und schoss blind einen Fluch in die Richtung meines Angreifers ab, bevor ich zusah, dass ich mir erneut Deckung suchte. Im nächsten Moment war unser Gemeinschaftsraum ein Durcheinander aus vielfarbigen Blitzen und umherfliegenden Trümmern. Teile des Kamins trafen mich am Kopf und ich spürte warmes Blut an meiner Schläfe herunter rinnen, das mein Sichtfeld für einen Moment trübte.
 

Ich sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um etwas unglaublich Heißes an meinem Arm vorbei zischen zu fühlen. Doch ich war vermutlich nicht der Einzige, der etwas abbekam. Bei dem Chaos war es einfach unmöglich, dass mein Gegner unbeschadet blieb. Einige meiner Flüche trafen ihr Ziel mit Sicherheit. Was seinen Zaubersprüchen jedoch nichts an Zielgenauigkeit und Kraft nahm. Ich verstand nicht, was er sagte, ja, ich hörte kaum, dass er etwas sagte, aber die Lichtblitze, die in meine Richtung zuckten waren Beweis genug, dass er keinem von uns eine Pause gönnte.
 

Immer wieder war der Gemeinschaftsraum- oder was von ihm übrig war- vom Krachen und Bersten verschiedenen Gegenstände erfüllt und ich wunderte mich, dass es noch niemand gehört hatte und darauf reagierte. Später wurde mir klar, dass unser Kampf nur wenige Minuten gedauert hatte, auch wenn er mir endlos vorkam.
 

Irgendetwas traf meine Hand und das Handgelenk brach mit einem trockenen Knacken, doch es war glücklicherweise nicht meine Zauberstabhand und ich nahm den Schmerz in diesem Moment auch kaum wahr. Ich war zu sehr damit beschäftigt, zu überleben und mich meiner Haut zu wehren. Vor allem, als der Raum plötzlich von weißem Nebel erfüllt war, der so dick und undurchdringlich war, dass man ihn mit dem Messer hätte schneiden können.
 

Ich wusste nicht, ob mein Gegner mehr sah als ich, aber ich bezweifelte es. Ich hob meinen Zauberstab und vielleicht war es Instinkt, vielleicht aber auch nur purer Zufall, aber ich hatte den Protego-Zauber gesprochen, bevor ich den leuchtend violetten Lichtblitz sah- und das rettete mir vermutlich das Leben. Der Zauber war stark, doch mein Schutzschild hielt das Gröbste ab und schleuderte es auf meinen Angreifer zurück. Trotzdem spürte ich, wie etwas Skalpellscharfes über mich hinwegglitt, Fetzen aus meiner Kleidung riss und tiefe, blutige Schnitte auf meiner Haut hinterließ. Hätte dieser Fluch mich mit voller Härte getroffen, wäre ich vermutlich in saubere, kleine Scheibchen geschnitten worden.
 

Aus der dichten Nebelsuppe ertönte ein „ARGH!“, als der Fluch wie ein Bumerang zu demjenigen zurückkehrte, der ihn gesprochen hatte, doch in diesem Aufschrei lag weniger Schmerz, sondern vielmehr Wut. Und dann folgte erneut ein regelrechtes Stakkato an Lichtblitzen. Sie kamen von überall und das hieß mein Gegner musste sich unglaublich schnell bewegen- und das, wo er doch praktisch nichts sah!
 

Allerdings konnte er auch nicht mehr als eine Vermutung haben, wo ich mich befand und das war meine- vielleicht einzige- Chance. Rasch ließ ich mich auf die Knie sinken, um eine möglichst geringe Trefferfläche zu bieten und wollte dann davon krabbeln. Doch als ich die Hände auf den Boden stützte, erinnerte mich ein scharfer Schmerz an mein gebrochenes Handgelenk.
 

Ich musste mir hart auf die Unterlippe beißen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien, doch ein leises Wimmern entkam mir dennoch. Sofort rollte ich mich zur Seite weg, falls mein Gegner den Laut gehört hatte und schleppte mich dann, die verletzte Hand dicht am Körper haltend in eine Ecke neben dem Kamin.

Doch es passierte nichts. Es folgten keine weiteren Flüche. Es war still im Gemeinschaftsraum geworden. Angespannt drückte ich mich gegen den kalten Stein des Kamins und lauschte. Ebenso wie mein Gegner, der im Moment entweder lautlos lauerte oder sich nahezu geräuschlos bewegte.
 

Und obwohl die Gefahr noch nicht vorüber war, nutzte mein Körper genau diesen Augenblick, um festzustellen, dass er verletzt war. Plötzlich loderte in allen Körperpartien heißer Schmerz auf und ich biss mir noch härter auf die Lippe, während ich mich mit zusammen gepressten Augen enger zusammenrollte. Ich konnte nicht einmal genau definieren, was weh tat- der Schmerz schien aus allen Gliedmaßen, von innen, von außen, von überall zu kommen.
 

Und statt körpereigene Schmerzblocker auszuschütten, gab mein Gehirn einen anderen Befehl, um diesen grässlichen Schmerz loszuwerden: Bewusstlosigkeit. Die Welt begann sich um mich herum zu drehen und ich fühlte mich plötzlich, als hätte mich jemand dick in Watte eingepackt und von der Außenwelt isoliert. Mein Gesichtsfeld wurde unfokussiert, dann wieder scharf und verschwamm anschließend wieder, um immer dunkler zu werden.
 

– Nicht jetzt. Nicht ausgerechnet jetzt... ich bin noch nicht.... noch nicht... in... in Sicher...heit......... – Meine Gedanken begannen sich zu verlieren und ich registrierte kaum noch, dass plötzlich hastige Schritte vieler Füße auf der Treppe zu den Schlafsälen und aufgeschreckte Stimmen zu hören waren. Und auch nicht, dass ganz in meiner Nähe ein Umhang raschelte, als mein Angreifer floh. Dann wurde alles nachtschwarz.
 


 

Wenn ich jetzt genau darüber nachdachte, meinte ich mich zu erinnern, dass ich Sekundenbruchteile vor dem Angriff den Schatten einer Gestalt neben der großen Standuhr gesehen hatte. Halb verborgen, doch eine Bewegung- vermutlich das Ziehen des Zauberstabes- hatte ihn verraten. Doch so sehr ich mich auch bemühte- ich konnte keine Aussagen zum Aussehen meines Feindes machen. Nicht über Größe, Haarfarbe, Augenfarbe, Gesichtsform, Statur- nichts. Nicht einmal, ob er männlich oder weiblich gewesen war. Auch seine Stimme war zu leise gewesen, um irgendwelche Rückschlüsse auf das Geschlecht zuzulassen.
 

Alles in allem war meine Erinnerung also alles andere als hilfreich. Doch mir schien, als hätte Dumbledore nichts anderes erwartet, oder besser: befürchtet. Als ich mit meiner knappen Schilderung der Ereignisse am Schluss angelangt war, nickte er nur langsam und seine Augen nahmen einen entschlossenen Ausdruck an. Anscheinend hatte er bereits einen Plan. Nun lehnte auch ich mich zurück. Na, da war ich ja mal gespannt!
 

„Ich glaube, ich muss dir nicht sagen, dass du in ernster Gefahr bist, vor der wir dich anscheinend nicht beschützen können.“
 

Ich nickte ungeduldig. Ja, das wusste ich bereits.
 

„Deshalb wird es das Beste sein, wenn du erst einmal eine Zeit lang.... nun, sozusagen untertauchst.“
 

Untertauchen? Wieso sollte ich untertauchen? In Hogwarts war ich nicht sicher. Das bedeutete, um „unterzutauchen“ würde ich die Schule verlassen müssen. Wahrscheinlich würde man mich in die menschenleere Wildnis bringen, damit mich niemand zu Gesicht bekam, der mich nicht zu Gesicht bekommen sollte. Und das auf unbestimmte Zeit. Ich wollte gar nicht daran denken, wie viel Schulstoff ich verpassen würde! Das würde ich nie im Leben wieder aufholen! Das bedeutete, dass ich dieses Jahr wiederholen müsste und das würde mein Stolz nicht verkraften! Da setzte ich mich lieber dieser Gefahr aus.
 

Große, grüne Augen kamen mir in den Sinn, auf die ich sehr lange Zeit verzichten müsste, würde ich die Schule verlassen. Und wenn ich das Jahr wiederholen müsste, dann würden wir – logischerweise- auch nicht mehr in einem Jahrgang sein. Ich würde Harry fast überhaupt nicht mehr sehen. Und bei diesem Gedanken regte sich in mir tief empfundener Widerwille. Ich versuchte, dieses Gefühl zu ignorieren und zu verdrängen, doch es gelang mir nicht.
 

Nein, untertauchen war keinesfalls eine Option für mich!
 

Ich wollte gerade zum Protestieren ansetzen, als ich bemerkte, dass der Ausdruck in Dumbledores Augen hart und unnachgiebig wurde. Verblüfft schloss sich mein Mund, denn einen solchen Blick hatte ich bei ihm noch nie gesehen. „Glaube nicht, dass du eine Wahl hast, Draco.“ Seine Stimme war nicht kalt, aber sie machte mir klar, dass es keinen Ausweg gab. „Es ist bereits beschlossen. Ich als Schulleiter muss Sorge für das Wohl meiner Schüler tragen. Und im Moment hat deine Sicherheit absolute Priorität. Ich habe bereits eine Entscheidung getroffen und deine Einwände werden sie nicht beeinflussen. Dein Hauslehrer ist bereits unterrichtet, dass du eine Weile nicht in Hogwarts sein wirst.“
 

Oh, wie ich es hasste, wenn man mir Vorschriften machte. Wie ich es hasste, in die Ecke gedrängt zu werden! Zornig verengten sich meine Augen und ich funkelte Dumbledore an, der sich nun erhob. Das war mein Leben! Wenn ich das Risiko eingehen wollte, war es allein meine Sache! Was bildete sich dieser Mann ein? Niemand, auch er nicht, würde mich jemals von-
 

Stopp! Nicht weiterdenken! Das war nicht ich, das war schon wieder dieses Etwas in mir. Mir ging es doch vorrangig um den Schulstoff, den ich verpassen würde, „ihm“ ging es darum, nicht von Harry getrennt zu werden. Jetzt, wo diese Gefahr so unmittelbar bestand, bäumte es sich wieder gegen seine Ketten auf, wurde ähnlich wie damals beim Sucher zur tobenden Bestie, und ich konnte es nicht kontrollieren. Sein Zorn wurde mein Zorn.
 

Dumbledore blickte mich an, seine Augen verrieten ein Wissen, das ihm gar nicht zustand, und dann hob er seinen Zauberstab. Instinktiv zuckten auch meine Finger zu meinem eigenen Zauberstab, doch bevor sie sich darum schließen konnten, hatte der Schulleiter seinen Zauber gesprochen.
 

Carmen protegens!
 

Er machte eine kompliziert anmutende Bewegung mit der Hand und etwas Unsichtbares traf mich mit der Wucht des Hogwartsexpresses in voller Fahrt. Einen Moment lang, konnte ich nicht atmen, der Stuhl wurde nach hinten geschleudert und mein Zauberstab fiel klappernd zu Boden. Doch ich berührte den Fußboden nie.
 

Stattdessen schien ich plötzlich in der Luft zu schweben, umgeben von leuchtendem, goldenem Licht. Ich hörte noch etwas, das wie „feles“ klang und dann setzte etwas ein, dass ich mit verwundertem Erstaunen verfolgte. Alle Knochen in meinem Körper schienen zu verschwinden und für einen Moment wusste ich sehr genau, wie sich Harry gefühlt haben musste, als Lockhardt im zweiten Jahr alle Knochen in seinem gebrochenen Arm aufgelöst hatte.
 

Und dann waren sie wieder da. Zuerst nur in kleinen Stückchen, dann setzten sie sich wieder zu einem zusammenhängendem Skelett zusammen. Nur, irgendetwas schien daran falsch zu sein. Ich hatte den Eindruck, als ob sich meine Knochen an den falschen Stellen in den falschen Winkel zusammen wuchsen- als ob sie ein völlig anderes Skelett bildeten. Vielleicht lag es daran, dass ich noch nie zuvor erfahren hatte, wie es sich anfühlte, wenn sich das eigene Knochengerüst neu bildete. Es tat nicht weh, aber es kribbelte auf sonderbare Art und als das goldenen Licht, das mich umgab, schließlich schwächer wurde, schienen alle Knochen ihren Platz gefunden zu haben und ich fühlte mich furchtbar müde.
 

Ich sank sanft zu Boden und hatte nur noch ein Bedürfnis: mich einzurollen und zu schlafen. Doch etwas in mir begehrte dagegen auf. Wahrscheinlich hatte mich der alte Mann schläfrig gemacht, damit er mich problemlos fortschaffen konnte, doch diese Befriedigung würde ich ihm nicht gönnen! Ich würde mich bis zum letzten Atemzug wehren! Wütend zuckte meine Schwanzspitze, um meine Worte zu bekräftigen.
 

Moment! Schwanz?! Ich warf einen Blick über die Schulter, sah weißes Fell auf meinem Rücken und ganz am Ende meines Körpers ein ebenso weißes, pelziges Anhängsel. Ich blickte nach unten und sah dort vier weiße, weiche Pfoten. Was zum-?! „Meow?!“
 

Oh, na wunderbar! Damit wäre meine Frage wohl beantwortet. Ich war eine Katze. Dieser senile, alte Greis hatte mich in eine Katze verwandelt! Was zum Teufel bezweckte er damit? Aus Gewohnheit wollte ich ihm eine zornige Frage dazu stellen, doch alles, was aus meinem Mund kam, war ein wütendes Fauchen.
 

Dumbledore lächelte nur zu mir herunter und seine blauen Augen funkelten wieder. Dann bückte er sich, um mich vom Boden aufzulesen, doch ich machte einen Satz zurück und schlug mit einer Pfote nach seiner Hand. Bei dieser Gelegenheit fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, wie man die Krallen ausfuhr. Na herrlich!
 

Es wurde nur eine kurze Jagd, denn erstens haperte es noch mit der Koordination meiner vier Beine und zweitens war Dumbledore nicht dumm. Er nahm einfach seinen Zauberstab und zwei Sekunden später saß ich fauchend auf seinem Arm. Wie demütigend! Das würde ich ihm nie vergessen! Niemals! Wenn meine Zeit gekommen war, dann-
 

Plötzlich viel mir auf, wie groß alles wirkte. Der Schreibtisch, die Bücherregale, die ganzen Gerätschaften, ja, sogar Dumbledores Hände. Oh Merlin, steh mir bei! Das durfte nicht wahr sein! – Ich korrigiere: Ich bin keine Katze, ich bin ein Kätzchen! – Was war nur in den Schulleiter gefahren? Wie sollte ich mich denn in dieser Gestalt verteidigen??
 

Er lächelte milde zu mir herab und hätte ich gewusst, wie man mit diesen Krallen umging, hätte ich ihm dafür die Augen ausgekratzt. „Nun, ich habe Professor Snape zwar gesagt, dass du eine Zeit lang nicht in Hogwarts sein würdest, aber das bezog sich ja nur auf deine menschliche Gestalt, nicht wahr?“

Meine Öhrchen stellten sich auf. Was? Hieß das, ich konnte hier bleiben? Aber was nützte es mir? Ich konnte dem Unterricht trotzdem nicht beiwohnen. Kaum ein Lehrer würde ein Kätzchen in seinen Räumen dulden. Und mitschreiben konnte ich auch nicht. Hausaufgaben machen war auch passé. Sicher, Hausaufgaben waren lästig und zeitaufwändig, trotzdem stellten sie ein wichtiges Mittel der Wiederholung und des Selbststudiums da. Im Prinzip waren wir jetzt so weit wie vorher.
 

Und dann verließ Dumbledore mit mir auf dem Arm das Büro. „Das war Phase eins. Und nun kümmern wir uns um die zweite Phase deines Schutzprogramms.“

Oh nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Ich legte eine Pfote über meine Augen. Was hatte der alte Mann denn jetzt noch vor?
 

ooOoOoo
 

Es war Samstag morgen und ich lag hellwach in meinem Bett. Normalerweise schlief ich am Wochenende bis zum Mittag, doch die Ruhe hatte ich heute nicht. Es war der zweite Samstag nach den Überfall auf den Slytherin-Gemeinschaftsraum.
 

Als ich damals mit Hermine und Ron zur Bibliothek gegangen war, hatte ich meine Ohren gespitzt und tatsächlich wurde überall geflüstert und gemurmelt. Überall erzählte man sich dasselbe und stellte abenteuerliche Vermutungen über den Grund an. Und auch die Schilderungen des Geschehens wurden immer dramatischer. Am Ende war die Hälfte der Slytherins angeblich tot und der Rest schwer verletzt. Ab diesem Punkt hatte ich es aufgegeben zu lauschen. Es kam ja doch nichts Brauchbares dabei heraus. Und ganz davon abgesehen, schürte es meine Angst um Draco noch. Was, wenn er tatsächlich in diesen Kampf verwickelt und dabei gestorben war? Das mochte ich mir gar nicht ausmalen!
 

Aber da so viele Leute darüber tuschelten, schien tatsächlich etwas dran zu sein. Zumindest an dem Übergriff. Gut, ich gab gerne zu, dass nicht immer alles wahr war, was Leute so redeten. Damals im zweiten Jahr hatte man auch von überall gemunkelt, dass ich der Erbe von Slytherin sei und Muggelstämmige töten will. Doch spätestens Dumbledores ernste Miene beim Mittag, als alle Schüler versammelt waren, bestätigte, dass etwas Schlimmes vorgefallen war.

Er hatte sich erhoben und keine Zeit mit langen Vorreden verschwendet. „Inzwischen dürftet ihr es alle gehört haben. Ein Unbekannter ist heute Nacht in den Slytherin-Gemeinschaftsraum eingedrungen und es kam zu einem Kampf. Entgegen einiger Annahmen gab es jedoch nicht Dutzende Tote und Verletzte. Aber einer eurer Mitschüler wurde schwer verletzt und das ist ernst genug.“
 

Er nannte keinen Namen, aber er bestätigte Hermines Version. Mir sank das Herz. Und als der Schulleiter weitersprach, hörte ich ihm schon gar nicht mehr zu. Das war vor zwei Wochen gewesen.
 

Die Slytherin waren seitdem bedrückt und ungewöhnlich ruhig. Sie trieben sich immer in kleinen Gruppen herum und warfen misstrauische Blicke um sich, als könnte einer von uns plötzlich auf sie losgehen. Wäre das in Gryffindor passiert, hätten wir uns vermutlich nicht viel anders verhalten. Erstaunlich, wie sehr wir uns trotz aller Unterschiede doch ähnelten.
 

Und es waren Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden. Nicht so strenge, wie damals nachdem das Dunkle Mal über dem Gelände von Hogwarts aufgestiegen war oder als der Basilisk sein Unwesen getrieben hatte, aber wenn man seine Umgebung aufmerksam beobachtete, dann sah man ungewöhnlich viele Lehrer in den Gängen. Manchmal standen sie alleine an der Ecke eines Ganges und musterten die Vorbeikommenden sorgsam, manchmal standen sie in kleinen Zweier- oder Dreier-Gruppen und schienen ganz in ihr Gespräch vertieft zu sein, behielten aber alles aus den Augenwinkeln im Blick.
 

Die meisten Schüler der Häuser Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor zeigten kaum eine Veränderung in ihrem Verhalten. Sie waren genau wie sonst auch, als wäre gar nichts passiert. Vielleicht dachten sie sich, es ginge sie nichts an. Schließlich war es ja „nur“ Malfoy und den konnte sowieso niemand leiden. Insgeheim hatten ihm viele vielleicht sogar gewünscht, dass ihm mal jemand eine Lektion erteilte.
 

Der Gedanke machte mich wütend. Ich konnte sie verstehen- irgendwie- aber es änderte nichts an meinem Zorn. Sie hatten doch keine Ahnung. Sicher Draco war oft unausstehlich, aber er konnte doch auch anders sein. So anders, dass man .... dass man sich stehenden Fußes in ihn verlieben konnte. Hals über Kopf. Ohne Netz und irgendeine Sicherung.
 

Und völlig ungebeten, aber doch auf eine Art und Weise willkommen tauchte die Erinnerung von Dracos weichen Lippen in meinem Kopf auf. Von unserem Kuss.

Leise seufzend stand ich auf. Mit dem Schlafen würde es jetzt sowieso nichts mehr werden. Meine Gedanken waren viel zu aufgewühlt. Da konnte ich genauso gut versuchen, etwas Sinnvolles zu tun- wie zum Beispiel Schularbeiten. Die Berge schienen trotz all der Arbeit daran, nie weniger zu werden. Im Gegenteil. Ich fragte mich, wo Hermine die Zeit hernahm, immer schon vor allen anderen die Hausaufgaben erledigt zu haben und sogar noch zusätzliche Bücher zu lesen. Schlief dieses Mädchen eigentlich nie?
 

Nach einer kurzen Katzenwäsche schlich ich zurück in den Jungenschlafsaal, zog mich leise an und nahm meine Schulsachen, die ich in der Bibliothek brauchen würde. Als ich die Treppe hinunter ging, sah ich, dass Hermine sich gerade in Richtung des Ausgangs des Gemeinschaftsraumes bewegte.
 

Sie wandte kurz den Kopf, als sie Schritte auf der Treppe hörte und blieb wie angewurzelt stehen, als sie mich erkannte. „Harry, du?“, fragte sie und blickte mich an, als hätte sie einen Geist gesehen.
 

„Ja, ich konnte nicht mehr schlafen“, erklärte ich ihr und fühlte mich ein wenig verlegen unter ihrem Blick. „Gehst du in die Bibliothek?“
 

Sie nickte nur verblüfft und musterte die Bücher und das Schreibzeug auf meinem Arm.
 

„Dann komme ich mit. Du hast doch nichts dagegen, oder?“
 

Sie schüttelte den Kopf und fand endlich ihre Sprache wieder. „Ich glaube, du bist auf dem richtigen Weg, du notorischer Faulpelz“, sagte sie lächelnd und ging vor.
 

„Ja, vielleicht“, erwiderte ich schmunzelnd und folgte ihr durch die stillen und menschenleeren Gänge. „Stehst du immer so früh auf?“
 

„Na ja, nicht immer. Ich schlafe auch gerne mal aus, aber mir gefällt es, wenn alle anderen noch in den Betten liegen und man in Ruhe und ungestört arbeiten kann.“ Irgendwie musste ich ihr zustimmen. Hogwarts hatte am frühen Morgen durchaus etwas, das faszinierend war- wenn auch nicht so faszinierend, wie Hogwarts bei Nacht.
 

„Oh, guten Morgen. Ihr beide seid ja schon früh auf.“
 

Dumbledores Stimme ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. „Äh...“, machte ich geistreich, weil ich total überrumpelt war, doch Hermine war weniger perplex. „Guten Morgen, Professor“, erwiderte sie, wie es sich gehörte.

Mein Blick fiel auf das weiße Kätzchen auf Dumbledores Arm. „Ist das Ihres?“, fragte ich erstaunt, weil mir bis dato nicht bekannt gewesen war, dass Dumbledore neben Fawkes noch eine Katze besaß.
 

„Nein“, lächelte der Schulleiter. „Ein Bekannter hat es mir auf unbestimmte Zeit zur Pflege übergeben. Unglücklicherweise habe ich keine Zeit, um mich gebührend um den Kleinen zu kümmern.“ Er seufzte.
 

Und im selben Moment wusste ich, was von mir erwartet wurde. Beinahe gegen meinen Willen hörte ich mich sagen: „Ich könnte mich an Ihrer Stelle darum kümmern.“ Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es absurd war, hätte ich gesagt, das Kätzchen wäre geradezu entsetzt über meinen Vorschlag.
 

Dumbledores Gesicht hellte sich auf. „Wirklich Harry? Das wäre eine große Erleichterung für mich.“
 

„Kein Problem“ erwiderte ich und drückte Hermine meine Schulsachen in die Hand, als Dumbledore mir das kleine, weiße Fellknäuel reichte.
 

„Wenn es zu viel Arbeit ist, kannst du es natürlich jederzeit zurückbringen.“
 

„Ach was... das... halt still!... geht schon“, erwiderte ich, während ich mit dem Kätzchen kämpfte. Es schien partout nicht zu mir zu wollen. Wand sich in meinen Händen und schlug fauchend mit den kleinen Tatzen nach mir. Na schön, dann eben anders.
 

„Nun gib schon Ruhe. Ich fresse dich nicht“, murrte ich und schob es kurzerhand unter meinen Pullover. Ich hatte mal gehört, dass Dunkelheit und Wärme Tiere beruhigte. Und tatsächlich- es hielt augenblicklich still.
 

ooOoOoo
 

Das konnte doch nicht wahr sein! Der alte Mann konnte nicht wahrhaftig vorhaben, mich Harry Potter anzuvertrauen?! Wir waren nicht dafür geschaffen, auf engem Raum zusammen zu leben! Er war ein Gryffindor, ich ein Slytherin. Schon unsere Gemeinschaftsräume lagen so weit auseinander wie es eben ging- und das nicht ohne Grund. Und jetzt sollte dieser Junge auf mich „aufpassen“?

Was war ich? Ein Kleinkind? Das war doch wohl die Höhe!
 

Doch schon reichte er mich weiter und ich spürte Harrys Hände auf meinem Fell. Das konnte doch nicht... das... oh... seine Finger fühlten sich angenehm warm an...
 

Erschrocken über meine eigenen Empfindungen wehrte ich mich gegen seinen Griff. Ich wollte nicht bei ihm bleiben! War das etwa der zweite Teil meines Schutzprogramms? Ein ziemlich dämlicher Plan, wenn ich das so unverblümt ausdrücken darf. Dumbledore sollte doch wissen, dass ich das nicht akzeptieren würde.
 

Doch mein Gedankenstrom wurde abrupt unterbrochen, als es plötzlich dunkel um mich wurde und ich begriff, dass ich mich jetzt unter Harrys Pullover befand. Seine Hand drückte mich mit Nachdruck, aber trotzdem sanft gegen seinen Bauch und ich spürte seine warme Haut an meinem Fell. Wäre ich keine Katze gewesen, wäre ich in diesem Moment sicher rot angelaufen. Hatte dieser Kerl denn überhaupt keine Schamgrenze? Obwohl... für ihn war ich ja nur eine Katze....
 

Und plötzlich spürte ich, wie mich die Müdigkeit, die ich schon in Dumbledores Büro verspürt hatte, mit aller Macht überwältigte. Irgendwie... irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment sicher. Es war warm... und alles roch nach Harry, ein beruhigender Geruch... und noch bevor mir klar werden konnte, was ich da eben gedacht hatte, war ich in das Land der Träume hinüber geglitten und in einen tiefen, erholsamen Schlaf gefallen.
 

To be continued...
 

Eine Hand wäscht die andere, ne? ^.~ Wäre schön, wenn ich etwas von euch und eurer Meinung hören würde *winkz*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2006-09-11T14:17:52+00:00 11.09.2006 16:17
Super endlich geht es weiter. Ich hoffe Harry und Draco-Katze haben noch viel Spaß miteinander.
Von: abgemeldet
2006-09-03T18:37:24+00:00 03.09.2006 20:37
Woah! Ich bin echt voll beeindruckt! Ich hab mir auch grad die ganze FF (nja...ehrlich gesagt über Tage hinweg aufgeteilt *g*) durchgelesen und bin wirklich total froh darüber, dass ich die FF angeklicht hab!
Ich find die FF einfach nur klasse! Irgendwie passt einfach alles, da gibts überhaupt nichts dran zu meckern!
Du (ich dutz dich einfach mal ^^) schreibst echt genial und man hat (wie bei nem richtigen Buch) das Gefühl, dass der Autor (obwohl du ja nicht als Beobachter schreibst) viel mehr weiß als die Leser! Es macht Spaß so etwas zu lesen. Zudem find ich es einfach klasse, dass es nich wie bei fast jeder HPxDM Story sofort zusammenkommen! Denn ich glaube nicht, dass die zwei wie so oft (also in andern FFs) so schnell über ihre Schatten springen könnten. Bei dir is das alles supa, man hat des Gefühl, dass du dich mit deiner Handlung auseinandersetzt und da liest man dann natürlich besonders gerne ....also ich zumindestens ^^
Ich bin natürlich auch riesig gespannt was du dir noch so alles einfallen lässt und ich hoffe natürlich, dass du schön weiterschreibst *g* Ich werd aufjedenfall weiterhin die FF lesen und ich hoffe für dich dass sich noch mehr Leser finden, denn die FF hat eindeutig mehr verdient!
Bis demnächst!
Maio ^^
Von:  LaLa
2006-08-31T12:41:31+00:00 31.08.2006 14:41
Ich habe mir die FF durchgelesen und finde sie schlichtweg einfach genial!! *lach* Und das letzte Kapitel war ja mal am geilsten. Draco als Katze? Und dann auch noch bei Harry? Nam dass kann ja heiter werden ^^
Mich interessiert wirklich wer diese Anschläge verübt hat und warum. Mh...wirklich weil Draco Harry geholfen hat? Ich weiß nicht, wäre zwar eine plausible Erklärung, aber irgendwie...du deutest ja auch schon an, dass es deswegen nicht war.
Ich bin wirklich gespannt, was noch alles so passiert. Es wird bestimmt ganz schön lustig, wenn Draco bei Harry ist. Ich frage mich, was wohl passieren wird, wenn Harry herausfindet, wer die Katze wirklich ist. Und welchen Namen wird er wohl der Katze geben? Bestimmt wird Draco als Katze auch was über Harry erfahren, was er vorher noch gar nicht wusste.
Also, mach schnell weiter.
Bis dann
Caro =)


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