Zum Inhalt der Seite

Mondlicht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2

Disclaimer: Keine Rechte und kein Geld für mich, was die Figuren dieser Fic betrifft- alles Eigentum von J. K. Rowling- der Plot gehört jedoch mir und wenn sich den jemand ausleihen will, dann bitte ich um vorherige Nachfrage
 

Pairing: Draco Malfoy / Harry Potter, ein bisschen Hermine Granger / Ron Weasley
 

Widmung: der SKP *Wollknäuel-Flausch*
 

*...* = Dinge, die im Originaltext kursiv geschrieben waren
 

Kapitel 2
 

Das Schuljahr hatte also angefangen und die meisten Lehrer schienen der Auffassung zu sein, dass sie uns jetzt erst einmal richtig hart an die Kandare nehmen mussten, wo wir doch jetzt völlig entspannt und undiszipliniert aus den Ferien kamen. Ich war wohl der Einzige, der sich nicht zurück dahin wünschte.
 

Wider Erwarten hatte ich die ersten beiden Wochen lebend überstanden und meine Hausaufgaben waren anscheinend auch nicht so schlecht gewesen, denn ich bekam auf alle recht gute Noten. Sogar in meinem Aufsatz für Zaubertränke, was mich doch sehr verwunderte. Vielleicht hatte Snape sich aber über die Ferien entschlossen, mich endlich fair zu behandeln, obwohl ich nicht recht daran glaubte. Im Unterricht piesackte er mich nämlich wie eh und je.
 

Was gab es zu erzählen? Eigentlich war alles beim Alten. Gryffindor und Slytherin hassten sich mit derselben Inbrunst wie vor den Ferien und Malfoy machte Hermine, Ron und vor allem mir das Leben schwer. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er schon wieder an einem Plan arbeitete, wie er mich von der Schule bekommen konnte.
 

Neville hatte immer noch solche Angst vor Snape, dass er beim bloßen Gedanken an eine Doppelstunde Zaubertränke bleich wie eine Kalkwand wurde und es mit seinen furchtsam zitternden Händen nicht schaffte, die Zutaten richtig zu dosieren und des öfteren in seiner Nervosität das ein oder andere umwarf. Allein in den letzten zwei Wochen, wäre es dreimal beinahe um unseren Kurs geschehen gewesen. Gott sei Dank war Snape wirklich ein Meister seines Faches.
 

Irgendwie tat mir Neville ja leid. Ein Blick von Snape genügte, um ihn zu einem ängstlich zitternden Wrack werden zu lassen und Malfoys Spott machte das ganze auch nicht besser. Manchmal glaubte ich, er machte sich nur über andere lustig, um mich zu provozieren und er hatte verdammt noch mal Erfolg damit. Wir waren erst seit vierzehn Tagen in ein und demselben Gebäude und hatten einmal schon knapp davor gestanden uns zu duellieren- in "Verteidigung gegen die Schwarzen Künste", das wir neuerdings mit Slytherin gemeinsam hatten- doch Professor Lupin hatte rechtzeitig mäßigend eingegriffen und Gryffindor und Slytherin zur Strafe jeweils fünf Punkte abgezogen.
 

Wirklich- manchmal trieb mich dieser Kerl so zur Weißglut, dass ich ihm am liebsten den Kopf abreißen würde. Normalerweise hatte ich ja nicht so ein hitziges Temperament, aber schon alleine wenn ich Malfoy auf seine arrogante und herablassende Art grinsen sah, brannten bei mir ein paar Sicherungen durch. Ich würde meinen Tarnumhang darauf verwetten, dass Malfoy das genau wusste und es absichtlich tat. Wenn er so weiter machte würde mir tatsächlich noch irgendwann die Faust ausrutschen. Aber das wollte er wahrscheinlich. Dann konnte sich sein Papi bei Dumbledore beschweren und verlangen, dass ich der Schule verwiesen wurde. Obwohl- wenn ich es recht bedachte, hatte Malfoy schon seit mindestens zwei Jahren nicht mehr um Beistand von seinem Vater gebeten.
 

Hatte ich mich tatsächlich dazu hinreißen lassen, in den Ferien zu denken, er wäre gar nicht so übel? Wahrscheinlich hatte ich zu viel in der Sonne gearbeitet und diese Gedanken waren das Resultat eines üblen Sonnenstichs.
 

"Wenn Mr. Potter wohl auch die Güte hätte, sich auf den Unterricht zu konzentrieren", unterbrach Snapes schneidende Stimme meine Gedanken und ich bemerkte, dass ich die letzten zehn Minuten damit zugebracht hatte, die Kerkerwand anzustarren und meinen Gedanken nachzuhängen. "Allein Ihr Name macht aus Ihnen keinen Zaubertränkemeister, Mr. Potter."
 

Konnte ein Name eigentlich mit noch mehr Abneigung ausgesprochen werden? Ich sparte mir eine Erwiderung, da diese Gryffindor nur unnötig viele Punkte gekostet hätte- die Snape bisher seltsamerweise noch nicht abgezogen hatte- und begann eilig die Stichpunkte an der Tafel auf mein Pergament zu kritzeln. Eigentlich hatte er ja auch recht- ich saß hier schließlich um etwas zu lernen und nicht um Löcher in die Luft zu starren.
 

"Ach ja, bevor ich es vergesse: Zehn Punkte Abzug für Gryffindor."
 

Ich musste sein zufriedenes Grinsen nicht sehen, um zu wissen, dass es da war und seufzte lautlos. Den Tag, an dem Snape Gryffindor keine Punkte abzog, würde ich wohl nicht mehr erleben. Es war wohl an der Zeit, sich mit den Tatsachen abzufinden.
 

Einige Slytherins kicherten schadenfroh und ich spürte, wie sich Malfoys Blick in meinen Rücken bohrten. Ja, ich musste in diesem Schuljahr in Zaubertränke vor ihm sitzen, was mir ganz und gar nicht Recht war, denn wer hatte seinen Feind schon gerne im Rücken? Hermine und Ron hatten zwar versucht mir einen Platz freizuhalten, doch irgendwie war es ihnen nicht geglückt.
 

Als ich fünf Minuten zu spät kam- was Gryffindor natürlich gleich fünf Punkte kostete und Snape ob dieser Ungerechtigkeit eine Menge böser Blicke seitens der Gryffindor-Schüler einbrachte- war nur noch dieser eine Platz- der aus verständlichen Gründen nicht sehr begehrt zu sein schien- frei gewesen und ich hatte mich wohl oder übel in mein Schicksal fügen müssen. Seitdem verging keine Zaubertrankstunde, in der ich nicht ein seltsames Prickeln zwischen den Schulterblättern spürte, wann immer ich seinen seltsam intensiven Blick auf mir fühlte. Sicher, Malfoy würde mir nicht vor all den Zeugen ein Messer in den Rücken rammen, aber was war denn mit gemeinen, leise gemurmelten Flüchen? So einen hinterhältigen Anschlag auf meine Person traute ich ihm durchaus zu.
 

Natürlich würde ich eher meinen Besen in einem Stück verschlucken, als mich umzudrehen und nachzuschauen, was Malfoy da hinter meinem Rücken trieb. Schon schlimm genug, dass alleine das Gefühl seiner Blicke manchmal eine Gänsehaut auf meinen Armen verursachte. Ich hatte überlegt, ob ich vielleicht mal bei Madam Pomfrey, denn diese Gänsehaut und das Herzklopfen hätten ja genauso gut Symptome einer Krankheit sein können. Allerdings hatte ich eine vage Ahnung, womit ich es hier zu tun hatte und es gefiel mir nicht.
 

Natürlich konnte ich nicht leugnen, dass Malfoy gut aussah. Seit er aufgehört hatte, seine Haare nach hinten zu gelen und sie ihm kinnlang ins Gesicht fielen, sah er definitiv noch besser aus als vorher. Das ließ sich nicht abstreiten, so sehr ich seinen Charakter auch verabscheute. Auf den ersten Blick konnte man ihn zwar fast mit einem Engel verwechseln, doch dieses Bild hielt einer näheren Betrachtung nicht stand. Zu kalt war der Ausdruck in seinen Augen, zu arrogant war seine Art. Malfoy hatten eigentlich eher etwas von einem Dämon.
 

Aber die dunkle Seite hatte mich aus irgendeinem Grund schon immer magisch angezogen, nicht wahr? Ich war schließlich in jede Sache gestolpert, die auch nur im Entferntesten mit Voldemort, dem Inbegriff der Bosheit, zu tun hatte und ich hatte auch gar nicht wirklich versucht, mich irgendwie aus der Affäre zu ziehen, sondern hatte mich im Gegenteil immer Hals über Kopf ins Abenteuer gestürzt. Hätte ich nicht so gute Freunde und so unerhört viel Glück gehabt, so hätte mich dieser Leichtsinn wahrscheinlich bereits das Leben gekostet.
 

Manchmal fragte ich mich, wie man solch einem.... Wesen wie Voldemort freiwillig die Treue schwören konnte. Natürlich verstand ich, dass Macht immer anziehend war und sich viele Todesser wahrscheinlich erhofften, dass etwas von der Macht ihres Meisters auf sie selbst überging oder dass sie ganz einfach Angst hatten und sich auf die aus ihrer Sicht richtigen Seite stellen wollten und ich musste ganz ehrlich auch zugeben, dass Voldemort wirklich schwer beizukommen war und dass ich durchaus nachvollziehen konnte, dass einige die Hoffnung auf einen Sieg über ihn aufgaben und sich ihm anschlossen, aber es war doch allgemein bekannt, dass der Dunkle Lord seine Anhänger nicht wesentlich besser behandelte, als seine Feinde. War es dann nicht vielleicht doch besser, im Kampf gegen ihn zu sterben, als vor ihm im Staub zu kriechen und in ständiger Angst vor einer grausamen Strafe leben zu müssen?
 

Ich persönlich würde es vorziehen, auf meinen Füßen stehend zu sterben, als mein Leben auf Knien kriechend zu verbringen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mich wunderte, dass Malfoy nicht dagegen aufbegehrte, in naher Zukunft ein Todesser zu werden. Ich wusste zwar nicht, wann Voldemort beschließen würde, den jüngsten Spross der Familie Malfoy in seinen Dienst zu rufen, aber allzu lange konnte das ja nicht mehr dauern.
 

Eigentlich konnte ich mir Malfoy gar nicht als Diener des Dunklen Lords vorstellen. War er nicht eigentlich zu stolz und zu würdevoll, um vor jemandem- egal wem- zu knien und ihm den staubigen Saum seines Umhangs zu küssen? Malfoy war nicht der Typ, der vor Mächtigeren kuschte. Jedenfalls würde ich ihn nicht so einschätzen. Stattdessen sah er doch darin meistens eine Herausforderung, die es zu meistern galt. Und er machte außerdem nicht so einen machtbesessenen Eindruck, dass er sich dem Herrn seines Vaters freiwillig anschließen würde. Vielleicht irrte ich mich ja auch, aber so grotesk es klingen mochte, Draco Malfoy könnte einer der Slytherins sein, die sich dem Druck von Voldemorts Macht nicht ergaben und die Waffen streckten, sondern die auf ihrer Unabhängigkeit und persönlichen Freiheit beharrten. Sicher, er hatte mir gegenüber immer Macht demonstrieren müssen und schien damit auch nicht aufhören zu wollen, doch rein intuitiv spürte ich, dass da mehr war als das Bedürfnis, stärker als andere zu erscheinen.
 

Da heute in Zaubertränke nur Theorie angesagt war, weil wir uns auf den Zaubertrank der nächsten Stunde vorbereiteten, hatte ich viel Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen, obwohl ich mich bemühte äußerlich einen aufmerksamen und interessierten Eindruck zu machen. Schließlich musste Gryffindor wegen mir ja nicht noch mehr Punkte verlieren.
 

Vielleicht war es gerade diese stolze Unbeugsamkeit, die Malfoy ausstrahlte, die ihn zum ungekrönten Prinzen der Slytherins machte. Vielleicht brachte man ihm aber auch so viel Respekt entgegen, weil man so wenig über ihn wusste und ihn deshalb nur schwer einschätzen konnte. Malfoy war zwar ständig in Begleitung seiner beiden Gorillas und Pansy, doch er schüttete ihnen sicher nicht sein Herz aus.
 

Malfoy war wohl eher der Typ, der Probleme in sich hineinfraß und versuchte sie für sich ganz persönlich zu lösen und sich wahrscheinlich eher die Zunge abbiss, als mit anderen darüber zu reden. Wobei- ich konnte es verstehen. Ich würde den Slytherins auch nicht mein Seelenleben offen legen. Wenn ich jetzt so darüber nachdachte... vielleicht war das auch der Grund für die Kälte, die ich oft in seinen Augen lesen konnte.
 

Er hatte wahrscheinlich nie jemanden gehabt, der ihn mit freundschaftlichem Trost wärmte und ihm half die Last, die auf seinen Schultern lastete, zu tragen. Ein Malfoy musste immerhin stark sein und war von niemanden abhängig. Ich persönlich war mir jedoch ziemlich sicher, dass selbst ein Draco Malfoy nicht alleine überleben konnte, so sehr er sich auch bemühte wie ein Eisblock zu erscheinen, und dass selbst er sich danach sehnte sich wenigstens für einen kurzen Moment anlehnen zu dürfen.
 

Was war nur los mit mir? Was ging mich sein Seelenheil an? Und warum reichte schon der bloße Gedanke an ihn, um mich zu verwirren? Und ohne dass ich es wollte, drehte ich auf diesen Gedanken hin, den Kopf um eine Winzigkeit nach hinten und ich beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Malfoy mit üblicher Konzentration Snapes Ausführungen lauschte und sich einige Notizen machte. Seine weißblonden Haare fielen ihm dabei ins Gesicht und er strich sich ab und zu eine Strähne hinter die Ohren, die dort aber nicht lange bleiben wollte.

Ja, es ließ sich nicht leugnen. Er war schön. Aber er war immer noch Malfoy und deshalb würde mein Herz es nicht wagen, sich an ihn zu hängen.... oder? Ich seufzte lautlos, als mir bewusst wurde, in welche Richtung meine Gedanken schon wieder abgedriftet waren und blickte wieder nach vorne, um wenigstens den Anschein von Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten.
 

ooOoOoo
 

Träge öffnete ich die Augen um nachzusehen, wie spät es war und das schwache Licht, das durch einen kleinen Spalt in den Vorhängen meines Bettes fiel sagte mir, dass es noch ziemlich früh am Morgen war. Und auch wenn heute Samstag war und ich eigentlich hätte ausschlafen können, entschied ich mich, schon aufzustehen und noch ein paar Schularbeiten im Gemeinschaftsraum der Slytherins zu erledigen, bevor die ganze Bande aufwachte und die morgendliche Stille rücksichtslos vertrieb.
 

Ich zog die Vorhänge ein Stück beiseite, schlüpfte hindurch und suchte dann leise meine Sachen zusammen, um meine beiden Zimmergenossen Crabbe und Goyle nicht zu wecken und begab mich dann in den Waschraum. Den Blick in den Spiegel schenkte ich mir, denn in der vergangenen Nacht hatte ich wieder ziemlich unruhig geschlafen und mich von einer Seite auf die andere gewälzt und dementsprechend würde mein Spiegelbild auch aussehen.
 

Also begab ich mich direkt unter die Dusche und genoss es, in aller Ruhe das warme Wasser über meinen Körper laufen zu lassen. Die Ferien waren nun seit beinahe vier Wochen zu Ende und in der letzten Woche war unvermittelt das Chaos in mein Leben hereingebrochen. Zweimal hatte ich wichtige Unterrichtsmaterialien einfach im Slytherin-Kerker liegen lassen und hatte zurückhetzen müssen um sie noch schnell zu holen, bevor der Unterricht begann. Für andere wäre das noch kein Drama, aber für einen Malfoy war diese Vergesslichkeit unverzeihlich.
 

Natürlich hatte ich niemandem erzählt, warum ich es so eilig hatte; es hätten ja doch alle nur dämlich geglotzt und darauf konnte ich gut verzichten. Helfen konnte mir sowieso keiner, denn nicht einmal ich wusste, wo diese plötzliche Gedankenlosigkeit herkam.
 

Erschwerend kam hinzu, dass ich am Donnerstag einen Brief von meinem Vater erhalten hatte, in dem er mir verschlüsselt mitteilte, dass Voldemort beschlossen hatte, mich und sechs andere Slytherins- deren Namen mein alte Herr beigefügt hatte- in seine Armee aufzunehmen. Den genauen Zeitpunkt würde ich später noch erfahren.
 

Großartig. Das war genau das, was ich jetzt noch brauchte- einem grässlichem Monster zu Kreuze kriechen zu müssen. Ich war wirklich nicht darauf erpicht, das Erbe meines Vaters anzutreten, denn ich hatte geplant mein Leben in Freiheit zu verbringen und nicht wie ein Hündchen auf Pfiff zu Voldemort zu rennen und ihm die Füße zu küssen. Aber vielleicht hatte die Aufnahme in die Reihe der Todesser ja noch ein wenig Zeit. Voldemort würde es nicht wagen, Schüler vor den Augen Dumbledores in seinen Dienst zu rufen, oder? Und bis zum Ende meiner Schulzeit war er vielleicht schon besiegt.
 

Eine vage Hoffnung, doch die einzige, an die ich mich klammern konnte. Sicher, Lord Voldemort war ein mächtiger schwarzer Magier, doch es musste doch irgendwo auf dieser großen weiten Welt jemanden geben, der ihm die Stirn bieten konnte, oder? Wenn es selbst ein unausgebildeter Zauberer wie Harry Potter es schaffen konnte, seinen Klauen immer wieder zu entkommen, dann würde sich ja wohl auch jemand finden, der genügend Macht und entsprechendes Glück hatte, um ihn zu vernichten.
 

Und wozu war Dumbledore eigentlich da? Er war doch ach so mächtig. Warum hatte er nicht längst etwas gegen Voldemort unternommen? Vielleicht, weil er sich selbst nicht sicher war, wie viel Macht sein ehemaliger Schüler wirklich hatte. Wenn Dumbledore fiel, dann hatte die gute Seite ihre wichtigste Gallionsfigur und gleichzeitig das einzige Abschreckungsmittel gegen den Dunklen Lord verloren. Ich seufzte leise. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sich unser Schulleiter erst einmal im Hintergrund hielt und von dort die Fäden zog.
 

Und schlussendlich- um das Chaos, auf das mein Leben schon seit Jahren zusteuerte und in das es nun endgültig zu stürzen schien, zu vervollkommnen- hatte ich plötzlich merkwürdige Träume, die mir in vielen Nächten den Schlaf raubten und natürlich spielte Harry Potter darin die Hauptrolle. Wie hätte es auch anders sein können, nachdem sich meine Gedanken so oft um ihn drehten? Sie trugen die Züge von düsteren Vorahnungen und auch wenn ich auf Wahrsagerei nicht besonders viel gab, ahnte ich, dass da etwas auf uns zukam, dem diese Schule und vor allem ihre Schüler möglicherweise nicht gewachsen waren.
 

Und infolgedessen hatte ich mich einige Male dabei ertappt, dass ich mich fragte, auf wen ich im Ernstfall zählen könnte, wer ohne Fragen zu stellen hinter mir stehen würde und erschreckenderweise hatte ich nicht einen gefunden, auf den das zutraf. Sicher würden viele meine Befehle ohne großes Zögern ausführen, doch wenn es wirklich ernst werden würde, würden sie alle lieber ihr eigenes Leben retten, so erbärmlich es auch sein mochte, als mir zu helfen. So waren sie, die Slytherins, und sie würden sich auch nie ändern. Wenn ich ehrlich war, würde ich wahrscheinlich auch nicht anders handeln. Und dass ein Malfoy von den anderen Häusern keine Hilfe zu erwarten hatte, das war ja wohl klar.
 

Fein, dann würde ich mich eben alleine durchbeißen, sollte wirklich das Schlimmste eintreffen, was ich nicht hoffte. Ich war es gewohnt auf eigene Faust zu handeln und mich auch ohne fremde Hilfe aus brenzligen Situationen zu befreien. Zwischen meinem Vater und mir mochte nicht unbedingt eine liebevolle und herzliche Vater-Sohn-Beziehung bestehen, doch er hatte mir schon früh beigebracht, wie ich überleben konnte.
 

Und die erste Regel war: Verlasse dich niemals auf andere und gehe schon gar keine emotionalen Bindungen ein. Deshalb hatte meine Vater wohl auch immer eine gewisse Distanz bewahrt, wenn es um unsere emotionale Beziehung ging. Dennoch glaubte ich, dass er mich auf seine spezielle, zurückhaltende Art liebte und stolz auf mich war. Umgekehrt ging es mir nicht viel anders, auch wenn ich gelernt hatte meine Gefühle zu beherrschen. Doch auf eine Tatsache in seinem Leben war ich nun wirklich nicht stolz. Nämlich, dass er sich Lord Voldemort unterworfen hatte.
 

Er hatte sicher nur dass Beste für unsere Familie im Sinn gehabt und ich würde auch nicht begeistert sein, würde er zu den fanatischen Potter- und Dumbledore-Anhänger gehören, doch ich mochte es nicht, wenn er seinen Stolz und seine Würde vergaß und diesem.... Geschöpf, das sich gerne als hellster Stern des Zaubererhimmels sah, den Saum des Umhangs küsste. Nun, *hellster Stern* traf die Sache nicht ganz... *Schwarzes Loch* wäre wohl die korrekte Bezeichnung, doch wen kümmerte diese Exaktheit schon, wenn die Welt langsam ihrem Ende entgegenschritt? Denn so war es ohne Zweifel. Voldemort würde die Welt in den Abgrund führen, wenn er die Gelegenheit dazu bekam und ihn niemand stoppte.
 

Doch ich wusste, auch ich würde seinem Ruf folgen, wenn er mich erreichte. Nicht freiwillig, doch was hatte ich für eine Wahl? Ein Ignorieren würde meine Familie in ernste Schwierigkeiten bringen und wenn es etwas gab, das ich um jeden Preis beschützen wollte, dann waren es mein Vater und meine Mutter.
 

Fluchend zog ich mich an. Warum musste alles im Leben auch so verdammt kompliziert sein? Als ich mir mit meinem Stapel Hausarbeiten in einer Ecke im Slytherin Gemeinschaftsraum bequem gemacht hatte, fiel mir auf, dass das meiste doch eingehendere Recherchen in der Bibliothek benötigten und ich fluchte erneut leise. Nein, um diese Zeit würde ich mich da noch nicht blicken lassen. Wäre ja noch schöner- mit leerem Bauch verstaubte Bücher wälzen. Das konnte ich ebenso gut auch nach dem Frühstück erledigen.
 

Und so kümmerte ich mich um den Teil der Schulaufgaben, die ich auch hier erledigen konnte und schlich dann noch einmal nach oben ins Schlafzimmer und holte eine schwarze Ledermappe aus meinem Nachttisch, bevor ich mich wieder nach unten begab.
 

Ich tippte mit dem Zauberstab vorsichtig gegen das Leder, murmelte einen Zauberspruch, der den Fluch aufheben würde, den ich darüber gesprochen hatte, um den Inhalt vor neugierigen Blicken zu schützen und dann zog ich bedächtig an dem silbernen Seidenband, das die ganze Mappe zusammenhielt und zum Vorschein kamen einige colorierte Zeichnungen, viele Bilder, die ausschließlich mit Bleistift gemalt worden waren und einige Skizzen.
 

Es hatte sich ergeben, dass ich mit sieben Jahren meine Begabung für Kunst entdeckte und seitdem malte ich ab und zu einige Bilder, um mich von meinen irritierenden Gedanken abzulenken. Denn das Zeichnen an sich war eine recht exakte Kunst. Wenn man einige Striche falsch setzte, dann konnte ein Gesicht schon grotesk verzerrt erscheinen und deshalb hatte ich bisher immer meine Gedanken ordnen können, wenn meine Hand den Stift über das weiße Papier führte, denn so waren sie gezwungen wieder geordnete Bahnen zu laufen und konnten nicht wie herrenlose Hunde in meinem Kopf umherstreunen und mich wahnsinnig machen.
 

Was mich jedoch störte war, dass in letzter Zeit auffällig viele Bilder entstanden waren, was bedeutete, dass ich entgegen meiner Erziehung und meinem Naturell ziemlich aufgewühlt und unruhig war, und beinahe alle Zeichnungen zeigten auf die ein oder andere Weise den Goldjungen von Gryffindor. Manchmal war er nur ein undeutlicher Schatten zwischen Bäumen oder ein kleiner Punkt auf einer endlosen Landschaft, doch ich wusste, dass er es war.
 

Und auch heute war mir nach wenigen Strichen klar, dass ich erneut ihn auf dem Papier verewigen würde. Ein Bild spukte mir schon seit vier Wochen im Kopf herum.... eine einsame Gestalt, zusammengerollt im einem der Sitze des Hogwarts-Express, den Kopf an das Zugfenster gelehnt, selig träumend, obwohl ihr Erzfeind nur eine Armlänge entfernt von ihr saß. Nie würde ich dieses Bild wieder vergessen können. Diese Erinnerung hatte sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt und ich fragte mich jedes Mal, ob dieses warme Gefühl in meinem Bauch, das ich jedes Mal verspürte, wenn ich daran dachte, wohl jemals wieder loswerden würde.
 

Ich war wütend auf ihn, weil er meine Gedankenwelt so in Anspruch nahm und ich rächte mich dafür an ihm und seinen Freunden, wann immer ich die Gelegenheit dazu bekam, doch im Prinzip brachte es nichts außer kurzzeitiger Genugtuung. Nicht einmal Seelenfrieden schien mir in dieser chaotischer Zeit vergönnt zu sein.
 

Als der erste Slytherin müde durch den Raum schlurfte, schloss ich seufzend meine Zeichenmappe, die nun das perfekte Abbild dessen enthielt, das ich damals im Zug gesehen hatte, als ich in Potters Abteil getreten war. Ein Blick auf die große Wanduhr neben dem Kamin verriet mir, dass etwas mehr als eine Stunde vergangen war und dass das Frühstück in wenigen Minuten beginnen würde.
 

Ich gestattete mir ein sarkastisches Lächeln, als sich noch einige weitere mehr oder weniger wache Gestalten zur ersten dazugesellten. Die Menschen schienen doch wirklich erst dann munter zu werden, wenn es etwas zu essen gab. Schwache, triebgesteuerte Kreaturen waren die meisten unserer Rasse und ich konnte eigentlich nicht behaupten, dass ich das schätzte.
 

Schließlich erhob ich mich und verließ als Erster den Gemeinschaftsraum um mich zum großen Saal zu begeben. Pansy schlief gerne etwas länger, wenn sie konnte und so konnte ich wenigstens am Wochenende beim Frühstück ihren Flirtversuchen entgehen. Das Mädchen ging doch tatsächlich so weit, dass sie versuchte, mich zu füttern. Also ehrlich, ich war doch nicht geisteskrank oder behindert! Was dachte sie sich dabei nur?
 

Außerdem wusste ich auch von Potter und seinen Freunden, dass sie Langschläfer waren und so konnte ich es vermeiden, ihnen gleich am frühen Morgen auf nüchternem Magen in die Gesichter blicken zu müssen. Es hatte durchaus seine Vorteile, wenn man auch mit wenig Schlaf auskam.
 

Was ich jedoch nicht vermeiden konnte, war, dass ich kaum zehn Minuten später in Gedanken versunken auf einem Brötchen herumkaute und erst beim letzten Bissen mitbekam, dass meine Gedanken schon wieder nicht auf ihren normalen Bahnen dahinglitten. Ärgerlich verschwand ich aus der großen Halle, um zu verhindern, dass ich Potter am Ende doch noch begegnete und ging in den Kerker um meine Schularbeiten zu holen und mich dann in der Bibliothek zu verbarrikadieren, in der Hoffnung mich ablenken zu können.
 

ooOoOoo
 

Ron weckte mich auf seine übliche mitfühlende Art, in dem er mir einen nassen Lappen ins Gesicht klatschte und ich hochfuhr, meinen Zauberstab in der Hand, in der Annahme ich müsse mich gegen einen Angriff verteidigen. Ich hatte mir im Laufe der Jahre angewöhnt, meinen Zauberstab mit ins Bett zu nehmen, so blöd es sich auch anhörte, weil ich mich dann einfach sicherer fühlte.
 

Spätestens seit Voldemorts Auferstehung war nichts mehr, wie es war und ich wollte besser auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, als im Ernstfall mit meinem Leben für meinen Leichtsinn bezahlen zu müssen. Ron belächelte mich deshalb oft, aber er hatte nicht erlebt, was ich erlebt hatte.... er sah in seinen Träumen nicht, was ich sah. Sollte er sich ruhig in Sicherheit wiegen, ich wollte der Letzte sein, der ihn aus dieser schönen Illusion in die schmerzhafte Wirklichkeit riss, doch für mich war schon längst klar, dass es viel zu still um Voldemort und seine Anhänger war. Da war etwas im Gange. Etwas wirklich großes.
 

Vielleicht war es nur meine Paranoia, die mir das vorgaukelte, und ich hoffte es, aber sicher konnte ich mir eben nicht sein. Vor allem weil einige Dutzend Todesser in spe ganz offiziell durch diese Schule schlichen. Natürlich konnte man nicht das gesamte Slytherin-Haus von der Schule werfen und es waren sicherlich nicht alle Familien von Slytherin-Schülern Anhänger des Dunklen Lords, doch ich befürchtete, dass es doch auf einen recht großen Teil zutraf.
 

Nachdem ich auf so unsanfte Weise dem Schlaf entrissen worden war, sah ich jedoch schnell, dass mir kein Todesser oder gar Voldemort persönlich gegenüberstand, sondern nur ein feixender Ron.

"Guten Morgen Harry! Gut geschlafen? Ich habe dich ja so lange wie möglich schlafen lassen, aber jetzt sollten wir uns sputen, wenn wir noch einen Happen essen wollen." Und plötzlich stand auch Hermine im Zimmer: "Ist er immer noch nicht wach? Oh, guten Morgen Harry! ...... Du siehst aus, als hättest du mal wieder besonders unruhig geschlafen."
 

In einer unbewussten Bewegung versuchte ich mein zerzaustes Haar zu glätten und verzog das Gesicht. "Danke, Hermine. Ein nettes Kompliment am Morgen versüßt doch jeden Tag." Ich schwang also die Beine endlich aus dem Bett, suchte meine Sachen, die auf dem Boden verstreut waren, zusammen und verschwand in den Waschraum, um mich in Windeseile herzurichten. Bei meinen Haaren hatte ich es schon beinahe aufgegeben, denn sie schienen einfach nicht gehorchen zu wollen, egal wie alt ich wurde. Und so kämmte ich nur einmal flüchtig durch dieses Wirrwarr auf meinem Kopf und flitzte dann in den Gemeinschaftsraum, um mit meinen beiden besten Freunden hinunter zum Frühstück zu gehen.
 

Ein schneller Blick in die Runde zeigte mir, dass Malfoy nicht da war. Ich sah ihn am Wochenende selten beim Frühstück, was entweder daran lag, dass er noch länger schlief als ich und morgens deshalb überhaupt nichts aß oder dass er im Gegenteil zu den Frühaufstehern gehörte. Wobei ich auf Letzteres tippen würde. Einen Draco Malfoy, der beim ersten Morgengrauen aus den Federn kroch, konnte ich mir immer noch besser vorstellen als einen, der erst wach wurde, wenn ihn die Strahlen der hochstehenden Sonne aus den Träumen kitzelten. Nicht, dass es mich stören würde. So gingen wir beide wenigstens dem Ärger am frühen Morgen aus dem Weg.
 

Und noch bevor das erste Brötchen vollständig in meinem Magen gelandet war, wies uns Hermine noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass wir nach dem Frühstück in die Bibliothek wollten, um unsere Hausaufgaben zu machen. Sie wusste, dass sie bei mir und Ron immer etwas Druck brauchte um uns an die Schularbeiten zu kriegen, denn es gab wohl nichts, vor dem wir uns lieber drücken würden.
 

Ron verzog unglücklich das Gesicht, nickte aber ergeben und ich tat es ihm unter Hermines strengen Blicken nach. Eigentlich war es ja gut, dass wir sie hatten, denn sonst würden wir beide wohl recht oft ohne Hausaufgaben dastehen oder die Nächte durcharbeiten, weil wir sie erst in allerletzter Sekunde erledigten.
 

Und wie wir es abgemacht hatten gingen nach dem Frühstück noch einmal kurz hoch in den Gryffindorturm, um unsere Sachen zu holen und belagerten danach sofort die Bibliothek, die noch ziemlich leer war. Bekanntermaßen begann der Ansturm auf die Bücherregale zwecks Erledigung der Schularbeiten erst immer Sonntags.
 

"Auch das noch", zischte Ron nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander her gearbeitet hatten. Ich blickte ihn fragend an und er sah demonstrativ an meinem Kopf vorbei und flüsterte noch erklärend: "Malfoy!"
 

Ich drehte mich um und sah erst einmal nur einen Stapel Bücher auf einem der Tische hinter uns, doch dann änderte ich meine Sitzposition etwas, um daran vorbeiblicken zu können und erkannte Malfoys Gesicht. Er hatte sich über ein Stück Pergament gebeugt, ein aufgeschlagenes Buch zu seiner Rechten- warum war mir eigentlich vorher nie aufgefallen, dass er Linkshänder war?- und schrieb fleißig irgendetwas nieder. Die Stirn hatte er dabei leicht gerunzelt, was ihm einen Ausdruck höchster Konzentration verlieh und ein paar Strähnen seiner silberblonden Haare fielen ihm äußerst vorteilhaft ins Gesicht. Ich wurde mir erst bewusst, wie intensiv ich ihn anstarrte, als Hermine Ron zuraunte: "Lass ihn doch. Selbst er hat das Recht in Büchern nachzuschlagen." und mich so aus meiner Starre riss.
 

Errötend wandte mich ab- was war nur in mich gefahren? So seltsam verhielt ich mich doch sonst nicht...- und konzentrierte mich lieber auf Rons Erwiderung.

"Ich dachte, er ist allwissend", meinte der Rotschopf spöttisch. "Jedenfalls tut er immer so."
 

Hermine warf ihm einen tadelnden Blick zu und ich nutzte die Gelegenheit um mich erneut zu ihm umzudrehen. Dieses Mal hob er jedoch nach wenigen Sekunden den Kopf um mich ärgerlich anzufunkeln. Dann rückte er ein paar Bücher so, dass ich ihn nicht mehr sehen konnte und ich begriff, dass er die Wälzer da nicht zufällig aufgestapelt hatte, sondern um sich vor neugierigen Blicken zu schützen.
 

Aber auch Ron hatte sein Verhalten mitbekommen. "Was ist los, Malfoy? Spielst du Verstecken?", spöttelte er und ein genervten Knurren ertönte hinter dem Bücherstapel.
 

"Weasley! Wenn du wohl die Güte hättest, deine vorlaute Klappe zu halten?! Neben euch Stümpern gibt es nämlich noch Leute, die wirklich etwas tun wollen und nicht gerne so dumm sterben wollen, wie du."
 

"Na, wenn das so ist.... eigentlich können wir ja froh über die ganzen Bücher auf seinem Tisch sein- wer will schon seine Fratze sehen?", bemerkte Ron laut und zu meiner Verwunderung kam keine Erwiderung. Ron grinste triumphierend, doch ich war mir sicher, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen war und sich Malfoy später noch auf die ein oder andere Weise rächen würde.
 

Hermine hatte das stirnrunzelnd verfolgt und Ron- wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deutete- unter dem Tisch gegen das Schienenbein getreten. Zur Strafe, weil wir die heilige Ruhe der Bibliothek gestört hatten, schickte sie Ron und mich auf die Suchen nach dem zweiten Band von "Fehler bei Verwandlungen und wie sie vermieden werden können" und seufzend erhoben wir uns, um unsere Freundin nicht noch mehr zu verärgern.
 

Ron übernahm die rechte Hälfte der Regale ich die Linke, doch da ich wenigstens eine ungefähre Ahnung hatte, wie das Buch aussah, war schnell klar, dass es hier nicht dabei war. Vielleicht hatte Ron ja mehr Glück. In der Gewissheit meine "Strafarbeit" erledigt zu haben, schlenderte ich ruhigen Gewissens zu Hermine zurück, doch ich konnte nicht verhindern, dass ich im Vorübergehen noch einen Blick auf Mafloy warf- und mitten im Schritt verharrte.
 

Neben ihm lag das gesuchte Buch und die säuberlich aufgerollte Rolle Pergament verriet mir, dass er damit schon fertig war. Ich überlegte kurz, ob ich es Ron überlassen sollte, das Buch zu holen, doch gleichzeitig war mir klar, wie albern das wäre. Es war nicht so, dass ich mich vor Malfoy fürchten würde.
 

Er schien mich demonstrativ zu ignorieren, als ich zu seinem Tisch ging, doch kaum hatte ich meine Hand ausgestreckt, um mir das Buch zu nehmen, klatschte seine Hand wütend auf meine und verhinderte so, dass ich das betreffende Objekt an mich nehmen konnte. Beinahe wäre mir ein leiser Schmerzenslaut entwischt, doch ich biss mir gerade noch rechtzeitig auf die Lippe.
 

"Was glaubst du, tust du da, Potter?", fragte er und funkelte mich an und anstatt seine Hand fortzunehmen, ließ er sie dort liegen wo sie war und so war meine Hand unangenehmerweise zwischen seiner und dem Buch gefangen.
 

"Ich nehme mir ein Buch, das wir für unsere Studien brauchen. Oder sollte die Bibliothek neuerdings in deinen Privatbesitz übergegangen sein?", fragte ich genauso bissig zurück.
 

"Ich brauche es aber noch", erklärte mir dieser blonde Teufel seelenruhig und nahm nun endlich seiner Hand von meiner und ich zog sie hastig zurück. Verdammt, warum kribbelte sie so seltsam?
 

"Tust du nicht", stellte ich fest und er schenkte mir ein spöttisches Grinsen. "Das ist doch nur deine kleinkarierte Rache für Rons- durchaus nicht unrealistische- Bemerkung über dein Gesicht."
 

Mit einem Schlag wurden seine Augen ausdruckslos und sein Gesicht nichtssagend und er wandte sich wieder seinem Pergament zu. "Wenn ich sage, ich brauche es noch, dann brauche ich es noch, Potter. Hast du ein Problem mit den Ohren?", bemerkte er ruhig, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. "Oder sollte die Bibliothek neuerdings in *deinen* Privatbesitz übergegangen sein?"
 

Eine Verwünschung murmelnd kehrte ich zu Hermine zurück, meine Hand verfluchend, weil sie sich anscheinend immer noch nicht von dem Schock einer Berührung durch Malfoy erholen konnte. Ich erklärte meiner besten Freundin die Lage und an ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie der Meinung war, ich hätte Malfoy ja wenigstens höflich fragen können, doch sie sagte nichts und so machten wir uns erst einmal an den Teil der Hausaufgaben, für den wir das Buch nicht brauchten.
 

Um ehrlich zu sein, ich bewunderte Hermines Ausdauer, was diese schulischen Dinge anging. Ich langweilte mich schon nach zwei Stunden und wäre am liebsten gegangen, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Vielleicht war es Hermines Fleiß- ich hätte wohl einfach ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich jetzt einfach losgezogen wäre. Vielleicht blieb ich auch sitzen, weil ich ab und zu Malfoys Blicke in meinem Rücken spürte, die mir beunruhigend angenehme Schauer über den Rücken schickten.
 

Schon bald verfiel ich ins Grübeln, anstatt meinen Hausaufgaben meine volle Konzentration zu schenken, doch meinen Freunden schien es glücklicherweise nicht aufzufallen. Irgendetwas störte mich an der Art, wie Malfoy mich zuletzt angesehen hatte. Nie hatte ich seine silbergrauen Augen so ausdruckslos gesehen. Es hatte wenigstens immer ein Funken Wut oder Spott in ihnen geglitzert und es war mir ehrlich gesagt auch lieber so.
 

Worüber ich mich außerdem wundern musste war, dass er- obwohl er wahrscheinlich schon vor uns in der Bibliothek gewesen war- noch nicht einen dummen Kommentar zum Besten gegeben hatte, nur, als Ron ihn angesprochen hatte.
 

So ein friedlicher Malfoy war mir mehr als unheimlich und ich fragte mich, ob er nicht insgeheim irgendeine Teufelei ausbrütete und das nur die Ruhe vor dem Sturm war. Und doch- irgendetwas sagte mir, dass es wenigstens dieses eine Mal keine Gemeinheit war, über die er nachgrübelte. Denn dass er nicht ganz bei der Sache war, verriet schon alleine die Tatsache, dass er immer noch hier war, obwohl er eigentlich ziemlich fix war, wenn es um die Erledigung von Hausaufgaben ging und natürlich das zusammengeknüllte Stück Pergament an einer Ecke seines Tisches.
 

Beunruhigend, wenn man mich fragte. Wenn selbst schon der sonst so beherrschte Draco Malfoy so durch den Wind war- zumindest für seine Verhältnisse- was kam dann auf den Rest von uns in nächster Zeit zu?
 

Das Scharren eines Stuhls hinter mir riss mich aus meinen Überlegungen und in unbewusster Neugierde blickte ich mich zu meinem Erzrivalen um. Anscheinend war er bei seinen Hausaufgaben endlich zu einem Ende gekommen- oder er konnte unsere Nähe nicht mehr ertragen- jedenfalls schenkte er mir noch einen letzten giftigen Blick, bevor er in seiner üblichen aristokratisch-eleganten Art an uns vorbeischritt, uns mit einem abfälligen Lächeln bedachte, dass mir sehr deutlich sagte, dass er uns alle für Versager hielt und die Bibliothek mit seinem Pergamentrollen auf dem Arm verließ.
 

Und obwohl ich mich über seine kalte Arroganz ärgern sollte, ertappte ich mich dabei, ihm hinterher zu starren, als er mit wehendem Umhang aus dem Raum entschwand. Gott sei Dank drehte er sich nicht noch einmal um und erwischt mich wie damals auf dem Bahnnsteig dabei. Dann wäre der Tag wirklich gelaufen gewesen.
 

Als ich meinen Blick endlich von der geschlossenen Tür abwandte, begegnete ich den musternden Blicken meiner Freunde und schaffte es wider Erwarten, nicht rot anzulaufen. "Was denn?"
 

Hermine seufzte. "Du solltest dich nicht immer so über Malfoy ärgern. Das will er doch nur. Versuch doch besser ihn zu ignorieren. Dann wird er nämlich ganz schön dumm aus der Wäsche schauen."
 

Mein unsicheres Lächeln war Zeichen meiner Erleichterung, dass sogar unser Genie Hermine meine Blicke nicht als das erkannt hatte, was sie eigentlich waren. Wie sollte ich meinen Freunden auch erklären, welches Chaos meine Gefühle für Malfoy zur Zeit waren? Dass es Zeiten gab, in denen ich innerhalb von Minuten von Hass über Gleichgültigkeit bis hin zu zärtlicher Zuneigung taumelte?
 

Für die Zukunft sollte ich mir jedoch fürs Erste merken, dass ich mich besser nicht mehr erwischen ließ, wenn ich Draco Malfoy schon hinterher starren musste.
 

To be continued.....
 

Reviews? *Hundebabyblick* Ein Kommi tut nicht weh, macht mich aber sehr, sehr glücklich. ^^ Versprochen!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-01-11T21:34:53+00:00 11.01.2005 22:34
Tolle FF! Ein super Schreibstil und immer diese kleinen versteckten Andeutungen auf die allgemeinen Geschehnisse die die gewisse Spannung aufbauen. Außderdem finde ich, die unterschiedlichen Erzählperspetiven perfekt gelungen.

Also schnell weiter so.

CIAO
Von: abgemeldet
2005-01-11T18:57:47+00:00 11.01.2005 19:57
Hey des Kapi ist voll krass hoffe du schreibst schnell weiter
ciao LaCura
Von: abgemeldet
2005-01-11T15:54:41+00:00 11.01.2005 16:54
Echt super das Kapitel!!!
Schreibe schnell weiter!!
cu
Saphir


Zurück