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Wenn es sich langsam anschleicht...

Manchmal bedarf es nur eines Blickes (Kai X Ray) Das 7. und damit letzte Kapitel ist on ^____^
von

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Unfall +.+

Vorwort:
 

Hallo Leute ^^

freut mich, dass ihr euch meine kleine bescheidene Fanfic antut ^_______^

Ist aber meine erste, also seit nicht zu hart °_____°

Ich hab mir wirklich Mühe gegeben und die Story (Ja, es ist eine vorhanden, aber die wird erst in den nächsten Kapiteln richtig deutlich) ist in meinem Kopf schon fertig und zur Hälfte auch schon geschrieben <-- Das nur nebenbei ^^
 

So, hab die bösen Fragezeichen jetzt auch heändert, die fröhliche hier herum gehüpft sind und die Anführungszeichen verschlungen haben ^^

Wenn jemand mir sagen, kann wie man das vermeidet, der schrei einmla ganz laut oder werfe etwas nach mir °_____°
 

Will mich auch nicht zu lang aufhalten und euch zulabern, deshalb gehts jetzt los *.*
 

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Kapitel 1: Unfall
 

"Gehen wir heute Snowboard fahren?", fragte Max neugierig und biss in sein Marmeladenbrötchen.

Tyson war von dieser Idee sofort begeistert.

"Au ja, da hätte ich auch Lust zu.", jubelte er. "Was meinst du Ray? Kommst du auch mit?"

Ray blickte kurz auf und wurde vorfreudig und erwartungsvoll von Max und Tyson gemustert.

Der Schwarzhaarige lächelte gequält und starrte vor sich auf den Boden.

"Ne, lasst mal. Ich hab irgendwie keine Lust.", nuschelte er verlegen als Antwort.

Max runzelte die Stirn und auch Kai schaute kurz irritiert zu dem Chinesen auf. Als Mr. Dickenson ihnen einen Urlaub auf einer Skihütte angeboten hatte, hatte Ray sich doch am Meisten auf den Schnee gefreut und andauernd mit Max zusammen davon geschwärmt wie schön es doch sein würde in der weißen und glänzenden Pracht herum zu tollen und Tyson mit Schneebällen zu bewerfen. Und jetzt hatte er keine Lust?

Gut, Kai konnte es eigentlich egal sein, da er dieses ganze Getue um den Schnee sowieso nicht verstehen konnte. Er fand nichts besonderes daran, was aber größtenteils daran lag, dass er es als Russe gewöhnt war. Außerdem fand er Schneeballschlachten und Schlittenfahren einfach für überflüssig und kindisch.

Ok, gegen Snowboard fahren hatte er nicht wirklich etwas. Das konnte er immerhin noch als Sportart ansehen. Nur wusste Kai, dass seine Teamkameraden mit ?Snowboard fahren? nicht Snowboard fahren meinten. Für sie war das ?sich unatekuliert auf ein Brett stellen und hoffen sich nur ein, statt beide Beine zu brechen? und danach eine dieser peinlichen Schneeballschlachten machen.

Dass Ray dazu plötzlich keine Lust mehr hatte, störte Kai also nicht, aber es verwirrte ihn dann doch.

Genauso wie Tyson, der unintelligenter Weise einfach nur fragte: ?Hä??

Ray schaute nur kurz zu seinen Teamkameraden auf, lächelte halbherzig, nahm sein Brettchen und sein Besteck, stand auf und stellte es auf die Spüle.

"Warum hast du keine Lust?", fragte Max neugierig. "Macht doch Spaß und du hast dich doch so darauf gefreut."

Nein, dachte Ray, nicht darauf. Er stützte sich auf der Ablage ab und wendete somit seinen Freunden noch immer den Rücken zu. Dann seufzte er, drehte sich um und öffnete den Mund. Doch er schloss ihn wieder, als sein Blick auf Kai fiel, der ihn ohne Emotion mit seinen rubinroten Augen anstarrte.

Ray schüttelte kurz den Kopf und verschwand aus der Küche.

"Was war denn das?", fragte Tyson verwirrt und blickte hilfesuchend zu Max, doch dieser zuckte auch nur unwissend mit den Schultern.

Kai schaute nur stirnrunzelnd auf die Tür, durch die Ray noch vor wenigen Sekunden verschwunden war. Er war wohl der Einzige, der den verlegenen, aber gleichzeitig auch wütenden Blick von ihm mitbekommen hatte.

Doch Kai lies sich nichts anmerken und frühstückte in aller Ruhe zu Ende.
 

Ray indessen war ins Wohnzimmer gestürzt. Wütend auf sich selbst, weil er sich kleines peinliches Kind benommen und ihnen nicht einfach die Wahrheit gesagt hatte.

Es wäre eigentlich gar nicht schwer gewesen, wenn da nicht Kai gewesen wäre, denn vor ihm war ihm sein kleines Problem einfach nur peinlich und er schämte sich.

Vor Max wäre es ihm egal gewesen und vor Tyson erst recht, aber nicht vor Kai. Er war zu perfekt in Allem, was er tat und es war einfach schwer vor jemandem Fehler zuzugeben, der nach Außen hin, keine besaß.

Ray seufzte, denn zudem wusste er wie Kai auf manche Dinge reagierte, wie er abfällig und gemein werden konnte. Davor hatte Ray... nicht direkt Angst, aber er fand es nicht unbedingt als angenehm erniedrigt zu werden.

Verdammt, warum konnte er aber auch kein Snowboard fahren. Und warum musste es ihm so peinlich sein. Es konnte halt nicht jeder.... aber Kai konnte es bestimmt. Ray seufzte noch einmal, dann drehte er sich um und ging zurück in die Küche.

Seine drei Freunde deckten gerade den Tisch ab und Ray hörte Max Kai fragen: "Sag mal, Kai, aber du kommst doch mit, oder?"

"Mal sehen.", brummte Kai und drehte sich um. Er entdeckte Ray in der Tür und schaute ihn etwas zu lange an, dann drängelte er sich langsam an ihm vorbei.

"Ich komm doch mit.", sagte Ray plötzlich.

"Oha, woher der Stimmungswandel?", fragte Max und schaute ihn erwartungsvoll mit seinen blauen Augen an.

Ray zuckte nur kurz mit den Schultern und murmelte: "Weiß nicht." Und das war die volle Wahrheit.

Dann drehte er sich um und erschrak, weil er fast gegen Kai gelaufen war. Dieser schaute ihn durchdringend und zweifelnd mit seinen rubinroten Augen an und schien gleichzeitig in Rays Bernsteinfarbenen nach etwas zu suchen. Ray schluckte und wurde rot.

Mit angespannter Miene drängelte er sich an Kai vorbei und verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass er errötet war. Was sollte DAS denn bitteschön? Er schüttelte den Kopf und ging hoch in sein Zimmer, um schon einmal die Sachen bereit zu legen, die er für - bei dem Gedanken daran, musste er schon schlucken - das Snowboard fahren benötigte.

Während er warme Kleidung, Handschuhe, Mütze und Schal auf dem Bett ausbreitete, fragte er sich innerlich fluchend, warum er denn überhaupt zugesagt hatte. Wollte er sich unbedingt alle Knochen brechen? War er etwa scharf darauf seinen einzigen Urlaub, den er seit langem hatte und bei dem Kai sie nicht zum Trainieren zwingen würde (wenn auch erst nach langen Überredungskünsten von Mr. Dickenson und dem Versprechen des Teams danach um so härter zu trainieren), wollte er diese paar entspannenden Tage unbedingt im Krankenhaus verbringen? Anscheinend ja, und dass nur, weil er zu feige war vor Kai zuzugeben, dass er gar kein Snowboard fahren konnte, ja, dass er überhaupt noch nie ein Snowboard in der Hand gehalten hatte.

Diese ganze Aktion war doch schon deshalb dumm, weil Kai es spätestens, wenn Ray auf einem dieser Mordinstrumenten stand, mit eigenen Augen sehen konnte. Ray schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er war aber auch zu dämlich.

Unschlüssig schaute er zur Tür. Jetzt hatte er noch Zeit dir Wahrheit zu sagen und ohne Blamage und Knochenbrüche aus der Sache heraus zu kommen. Aber auf der anderen Seite konnte er möglicherweise das Glück haben, dass Kai nicht mit kommen wollte. Vor Max und Tyson war es kein Problem mit seiner kleinen Angelegenheit heraus zu rücken, vor ihnen war ihm fast nichts peinlich.

Ray seufzte resignierend und ging hinaus in den Flur. Er konnte ja zumindest heraus finden, ob Kai mitkommen wollte.

Stirnrunzelnd blickte er nach rechts auf Kais Tür, die schräg gegenüber von seinem Zimmer lag. Einfach rein zu platzen, kam ihm unpassend vor, weshalb er sich nach links drehte und die Treppe hinunter gehen wollte.

"Du kommst also doch mit?"

Ray drehte sich um. Hinter ihn kam Kai gerade aus seinem Zimmer. Seine Augen funkelten ihn amüsiert an und ein selbstgefälliges Grinsen zierte seine Lippen.

Ray schluckte, ahnte Kai etwa etwas?

"Ja.", war die knappe Antwort seinerseits. "Du auch?"

"Mal sehen."

Kais Grinsen verschwand und er starrte Ray nur noch herausfordernd an. Das machte den schwarzhaarigen Chinesen, zu seiner Verwunderung, nervös.

"Ähm...Kannst du... Fährst du oft Snowboard?", fragte Ray um eine unangenehme Stille zu vermeiden.

"Nein.", war zu Rays Erleichterung Kais kühle Antwort. "Nur bei Gelegenheit."

"Und du?", fragte der Russe, erneut grinsend.

Ray zuckte zusammen und versuchte sich verzweifelt eine gute Antwort zu überlegen, als Max die Treppe hinauf kam. Als er Ray sah strahlte er und sagte: "Ray, ich finds toll, dass du jetzt doch mit kommst. Wir wollen in einer Stunde los, sei dann fertig, ja?"

"Äh, ja.", antwortete Ray hastig und verschwand so schnell er konnte in seinem Zimmer.

Drinnen lehnte er sich gegen die geschlossene Tür und atmete tief durch. Verdammt, er war echt zu dämlich und er konnte Max auch nicht mehr absagen, denn er wäre bestimmt enttäuscht und das wollte Ray nun auch wieder nicht.

Der Schwarzhaarige fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Vielleicht wurde es ja gar nicht so schlimm, vielleicht konnte er sich noch irgendwie herausreden.
 

"Verdammt!", war das Einzige was Ray noch dachte, als er in der Schlange vor den Sesselliften stand, mit dem Snowboard in der Hand und an der Seite von Kai.

"Verdammt, verdammt, verdammt!" Jetzt gab es auf keinen Fall mehr ein Zurück. Jetzt musste er dadurch. Es wäre ihm nämlich noch peinlicher, wenn er oben am Berg stände, mit dem Brett unter seinen Füßen und mal nebenbei erwähnen würde, dass er nicht fahren konnte.

Nein, dann lieber gehörig stürzen und behaupten, es wäre nicht sein Tag.

Ray seufzte, doch bemerkte nicht den belustigten und hämischen Blick, mit dem Kai ihn aus den Augenwinkeln betrachtete.

Die Schlange ging schnell vorwärts und ehe sich Ray versah, saß er zusammen mit Kai in diesen schaukeligen, viel zu hoch, nur an einem Seil hängenden Dingern, bei denen sogar seine Beine haltlos in der Luft baumelten. Ray war dankbar, dass er nicht auch noch Höhenangst hatte. Dass was ihn erwartete, war schließlich schrecklich genug.

Oben angekommen, lies Ray sich geschickt auf den Boden gleiten und schaute fragend zu Kai. Dieser erwiderte seinen Blick und ging dann an ihm vorbei, aber nicht ohne, noch einmal kurz zu dem Chinesen geschaut zu haben.

Ray trottete Kai mit angsterfüllter Miene hinterher und konnte ein paar Meter weiter, Tyson und Max sehen, die winkend und grölend auf die beiden warteten.

Als sie bei ihnen ankamen machte Max zu Rays Entsetzen, den Vorschlag ein Wettrennen zu machen.

"Lass mal Max. Manche von uns müssen sich erst einmal einfahren.", grinste Kai und stieß Ray mit den Ellbogen in die Rippen.

Ray errötete. Jetzt war er sich fast sicher, dass Kai es wusste. Peinlich.

"Gut.", rief Tyson daraufhin und streckte seinen rechten Zeigefinger in die Höhe. "Wenn ihr Schiss habt, dann fahren ich und Maxi das Rennen alleine."

"Los geht's!", jubelte Max und zog sich seine Skibrille über die Augen.

Tyson tat es ihm gleich und stellte sich mit seinem Freund auf gleiche Höhe.

"Fertig?", grinste Max in Tysons Richtung.

"Fertig!", grinste der Blauhaarige zurück.

"OK.", sagte Max. "Auf die Plätze. Fertig. Los!"

Auf Max' Startzeichen sausten die zwei Beyblader auch schon den steilen Abhang herunter. Tyson stellte sich, wie nicht anders zu erwarten, viel zu ungeschickt an, sodass er nach der Hälfte hingefallen und einige Meter durch den Schnee gerollt war. Doch Max hielt sich ziemlich gut und es sah recht gekonnt aus, wie er sich seinen Weg durch den glitzernden Schnee bahnte.

Ray bekam ein wenig Hoffnung, dass es entweder gar nicht so schwer war, denn immerhin hatte selbst Tyson sich die halbe Strecke auf dem Board gehalten, oder dass Kai ohne Ray los fahren würde. Doch diesen Gefallen tat der Russe ihm nicht. Ganz im Gegenteil.

"Du bist noch nie gefahren, hab ich Recht?", riss ihn Kais kühle dunkle Stimme aus den Gedanken und bescherte ihm einen dicken Klos im Hals.

Bei jedem anderen hätte sich dieser Satz belustigt angehört, aber bei Kai klang es nach einer einfachen Feststellung. Er sagte es nebenbei mit einem Tonfall mit dem er auch feststellen würde: Der Himmel ist blau.

Ray fühlte Panik in sich hinauf steigen. Was sollte er jetzt machen? Sollte er Kai anlügen? Das konnte er erstens nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, denn er log nicht gerne und zweitens sah Kai sowieso immer, wenn jemand log.

Deshalb beschränkte Ray sich darauf den Mund zu halten und betreten mit hochrotem Kopf vor sich auf den Schnee zu starren.

"Ich hab Recht.", sagte Kai daraufhin monoton und begab sich daran sein Snowboard festzuschnallen.

Ray blickte ihn darauf nur irritiert an und ein wenig Entsetzen spiegelte sich in seinen bernsteinfarbenen Augen wider. Er wollte ihn doch jetzt nicht, wo er sein Problem kannte, hier alleine lassen?

Kai schien seine Gedanken zu lesen und brummte: "Guck nicht so. Entweder ich zeig dir jetzt wie es geht oder du kannst selbst sehen wie du darunter kommst." Damit deutete er den steilen Abhang herunter. Ray folgte Kais Andeutung und schluckte. War der Abhang eben auch schon so steil gewesen?

Ray seufzte ergeben und blickte kurz zu Kai. "Ok, dann zeig es mir."

"Schnall dir erst mal dein Board an, oder weißt du auch nicht wie das geht?"

"Ich bin nicht blöd! Was kann ich dafür, wenn ich bis jetzt noch keine Gelegenheit dazu hatte, mich auf ein Brett zu stellen und einen Abhang hinunter zu fahren, um mir die Beine zu brechen?!", fauchte Ray zurück und stockte, als ihm die Bedeutung seiner Worte selbst bewusst wurden. Innerlich verfluchte er sich selbst. Das konnte doch nicht wahr sein. Er hätte es so einfach haben können, hätte er das schon früher gesagt. Es war immerhin nicht seine Schuld, dass er noch nie auf so einem beschissenen Ding gestanden hat. Es war ja nicht so gewesen, dass er Angst hatte Snowboard zu fahren, ihm hatte nur die Gelegenheit gefehlt.

Aber nein, er musste natürlich eine riesengroße Affäre daraus machen und warum? Ja, warum eigentlich?

Sein Blick fiel auf Kai, der ihn auffordernd ansah, sodass sich Ray schnell daran begab, in Gedanken versunken, sein Board an seinen Schuhen zu befestigen.

Ja, eigentlich hatte er nur wegen Kai so ein Theater daraus gemacht. Aber was ging es denn Kai an, ob er Snowboard fahren konnte oder nicht? Kai interessierte sich doch sowieso für niemanden und erst nicht auf das Können anderer, sofern es nicht um Beyblade ging.

Ray richtete sich schnell auf und wollte gerade etwas zu Kai sagen, als er merkte, dass er sich zu schnell aufgerichtete hatte. Mit panischem Gesichtsausdruck musste der kleine Chinese feststellen, wie er mit dem Board den Abhang herunter rutschte.

Schon nach wenigen Metern war er seiner Meinung nach viel zu schnell und mit angsterfülltem Blick schaute er zurück zu Kai, der schon immer kleiner wurde. Dieser war auch erst einmal verblüfft darüber, dass so etwas Ray passierte, der sein Gleichgewicht doch sonst immer unter Kontrolle hatte.

Ray nahm immer mehr an Tempo zu und wusste sich nicht zu helfen. Er war viel zu Entsetzt, als dass er auf die Idee kam mit der Hand zu bremsen oder indem er sich fallen lies. Er war auch viel zu sehr damit beschäftigt nicht arme Skifahrer oder Snowboarder umzufahren und irgendwie die Kontrolle zu behalten.

Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein anderer Snowboarder vor ihm auf. Ray wollte ausweichen, doch steuerte dabei mitten auf ein paar Bäume zu.

Voller Panik tat er das Einzige, was ihm noch einfiel.

"KAI!!!!"

Er schrie nach der einzigen Person, die ihm noch helfen konnte.

Kurz bevor Ray schmerzhafte Bekanntschaft mit einem Baum machen konnte, spürte er einen Luftzug neben sich und sah einen Schatten, der an ihm vorbei rauschte. Ray identifizierte den Schatten gerade als Person, als er am Arm gepackt und zur Erde gezogen wurde. Vor Schmerz und Schrecken aufstöhnend landete er auf etwas Weichen und hörte einen dumpfen Aufschlag. Dann fielen einige Massen Schnee auf ihn und durchnässten seine Haare. Seine Mütze war irgendwo wohl verloren gegangen.

Neben sich hörte Ray unterdrücktes Stöhnen, gefolgt von unheilvollem Knurren. Als Ray seinen Kopf in die Richtung der Geräusche drehte, funkelten ihn zwei rubinrote Augen wütend an.

"Kai.", piepste Ray und räusperte sich verlegen. Kais Brille war ihm vom Kopf gefallen und seine schwarze Mütze hing auch nur noch schief über seinen silbern-blauen Haaren. Sein Kopf, samt Oberkörper lehnten an einem Baumstamm und waren bedeckt mit weißen Schneekristallen. Erst da merkte Ray, dass Kai das Weiche war, auf das er gefallen war und sprang hastig nach hinten. Dabei zog sich ein stechender Schmerz durch seinen Fuß und er griff sich schmerzvoll aufstöhnend an den lädierten Knöcheln.

Kai sagte dazu nichts, sondern beobachtete Ray nur und wartete bis sein Fuß nicht mehr schmerzte. Als Ray ihn dann endlich ansah, starrte Kai erst einmal wütend zurück, doch seine rechte Augenbraue zuckte gefährlich.

"Du spinnst auch, oder?", zischte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Ich...äh...", stotterte Ray nervös und wurde rot. Das hier wollte er doch eigentlich vermeiden.

"Tut mir Leid.", sagte er dann ergeben und malte mit seinem Finger wahllos Zeichen in den Schnee.

"Was denkst du dir eigentlich?", schrie Kai plötzlich und Ray erschrak bei dem Klang seiner Stimme. Als er scheu zu ihm aufsah, zitterte Kais Körper vor Wut und seine Hände waren zu Fäusten geballt.

"I...i...ich..", begann Ray entschuldigend, doch wurde von Kai unterbrochen.

"Ja, du.", schrie er, machte mit einer schnellen Bewegung sein Board von sein Schuhen ab und baute sich bedrohlich vor Ray auf.

"Du verdammter Idiot!", wetterte der Russe wütend weiter. "Du hättest dabei drauf gehen können. Ich hätte dich sicherlich nicht von dem scheiß Baum abgekratzt!"

Ray zog den Kopf immer mehr ein. Er fühlte sich so schuldig. Er war aber auch echt zu blöd.

"Tut mir Leid.", murmelte er deshalb erneut kleinlaut und schaute Kai von unten entschuldigend an.

Kais Blick veränderte sich und Ray merkte wie Kais Wut sank.

"Du...Ich hätte mehr erwartet.", fuhr Kai etwas leiser, aber immer noch erbost fort. "Dass du den Hang runter rutschst, weil du dein Gleichgewicht verlierst, bestimmt nicht und dass du nicht auf die Idee kommst mit der Hand zu bremsen, oder dich hinfallen zu lassen oder was auch immer, auch nicht."

"Ich war zu geschockt in dem Moment. Das kann jedem mal passieren.", verteidigte Ray sich leise und ein wenig trotzig.

Kai schwieg daraufhin.

"Eins weiß ich.", sagte Ray plötzlich leise. "Mit den Dingern fahr ich nie wieder."

Verächtlich blickte er auf das Snowboard, welches noch immer an seinen Schuhen festgeschnallt war und schnallte es kurzerhand ab.

Aber Ray machte keine Anstallten aufzustehen. Er blieb im Schnee sitzen, obwohl sich seine Kälte schon bis auf die Kochen gefressen hatte.

Nein, Ray blieb sitzen und schaute auf zu Kai, der mit nachdenklicher Miene den Hang hinunter schaute.

"Danke.", sagte er dann plötzlich.

Kai blickte irritiert zu ihm.

"Danke.", wiederholte Ray und lächelte ihn ehrlich an. "Hättest du mich nicht gebremst, würde ich jetzt wirklich an dem Baum kleben."

"Hn.", war Kais einzige Antwort, doch sein Blick wurde sanfter. Er starrte Ray noch einmal mit undefinierbarer Miene an und drehte sich dann wieder von ihm weg.

Erst da machte sich Ray kurz Gedanken über das, was Kai gesagt hatte und zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass Kai sich anscheinend Sorgen gemacht hatte. Er hatte nur eine seltsame Art das Auszudrücken. Ray musste angesichts dieser Tatsache leicht schmunzeln. Der große Herr Hiwatari, der kühle Eisklotz ohne Gefühle hatte anscheinend doch welche und wusste nicht mit ihnen umzugehen. Irgendwie niedlich.

Ray entgleisten alle Gesichtszüge. Moment... Niedlich?

Er war zu hart aufgekommen bei seinem Sturz, das musste es sein.

"Willst du da unten Wurzeln schlagen?", riss ihn Kais dunkle brummige Stimme aus den Gedanken.

"Was?"

Aus Rays Gesicht wich alle Farbe. Er fühlte sich irgendwie ertappt.

Kai bemerkte die ungesunde Blässe des Chinesen.

"Alles in Ordnung?", brummte er deshalb, wobei er sich große Mühe geben musste gleichgültig zu klingen.

Ray winkte schnell ab und sagte: "Ja, ja, ja, alles Ok." Er stützte sich mit den Händen ab und wollte aufstehen, aber erneut fuhr ein stechender Schmerz durch seinen Knöchel, sodass der Schwarzhaarige mit schmerzverzerrtem Gesicht und unterdrücktem Stöhnen wieder zusammensackte und sich den Fuß hielt.

"Mist.", fluchte der Chinese und riss erschrocken die Augen auf, als ihn zwei Arme unter den Achseln packten und mit Leichtigkeit anhoben.

"Du bist zu leicht.", stellte Kai hinter ihm fest. "Du musst mehr essen."

Ray überging Kais Kommentar und fragte kleinlaut: "Was machen wir jetzt? Wie sollen wir jetzt Heim kommen?"

Kai lies Ray einfach stehen und sammelte die beiden Boards ein, dann drehte er sich zu Ray und grinste gemein.

"Es gibt zwei Möglichkeiten.", sagte er kühl. "Ich fahre und lasse dich hier stehen, dann hätte ich ein Problem weniger." Er seufzte. "Oder wir laufen. Was wir wohl machen müssen. Also komm."

Ray starrte Kai kurz an und versuchte die wenigen Schritte zu ihm zu gehen, aber sein Fuß schmerzte so höllisch, dass er, bei Kai angekommen, sich erst einmal ausruhen musste. Mit zusammengekniffenen Augen wartete er bis der Schmerz nach lies.

"So schlimm, hm?", fragte Kai und selbst er konnte dieses mal seine Sorge nicht völlig verstecken.

"Ach, geht schon.", log Ray, weil er vor Kai nicht noch einmal so schwächeln wollte.

Doch Kai zog nur seine Augenbrauen in die Höhe, schaute Ray einmal kurz skeptisch an, was diesen zum einem nicht sehr überzeugenden Lächeln veranlasste, schnappte sich aber dann Rays rechten Arm und legte ihn sich um die Schulter. Er klemmte sich die Snowboards rechts unter den Arm und murmelte: "Komm, gehen wir."

Ray schaute Kai von der Seite verwirrt an, lächelte aber dann und sagte: "Danke!"

"Hn.", war Kais einzige Antwort.

Ray rückte noch schnell Kais Mütze zurecht und erntete dafür einen verwirrten Blick aus seinen rubinroten Augen.

Dann gingen beziehungsweise, humpelten sie los.
 

tbc
 

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Das wars fürs erste ^^

hoffe, es hat euch gefallen O.O

hinterlasst mir bitte ein Kommi und sagt mir, was ich besser machen kann

^______^
 

bye bye
 

Astin =:O)

Streit und Verarztung

So dala,

das zweite kappi ^^

hoffe es gefällt

viel spaß ^^
 

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Kapitel 2: Streit und Verarztung
 

Die ersten Meter waren die Schmerzen für Ray noch erträglich, aber schon bald musste er Kai um eine Pause bitten.

Mit schmerzerfüllter Miene lies er sich nach einer viertel Stunde in den Schnee fallen und hatte plötzlich irgendwie das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen.

"Ich weiß auch nicht, Kai.", murmelte Ray. "Es ist irgendwie anstrengend nur mit einem Bein zu laufen. Ich kann ja mittlerweile noch nicht einmal mehr auftreten."

Kai antwortete daraufhin nichts, sondern starrte nur wieder den Abhang runter. Er schien nachzudenken und schaute immer wieder mal auf die Snowboards in seinem Arm. Er stieß einmal heftig die Luft aus, drehte sich zu Ray und fragte monoton: "Genug ausgeruht? Können wir weiter?"

Ray lächelte gequält. "Müssen wir ja wohl."

Kai streckte ihm seine Hand hin und Ray lies sich nur zu gerne aufhelfen. Er legte seinen Arm wieder um Kais Schulter und sie führten ihren Weg fort.

Nach einer Weile aber musste Ray um die nächste Pause bitten. Doch dieses Mal blieb er einfach nur stehen, hielt sich an Kais Jacke fest und versuchte zu Atem zu kommen.

Mit einem verletzten Fuß vorwärts zu kommen war schwieriger, als er jemals vermutet hätte. Dazu kam der Schnee und die Tatsache, dass sie einen Berg hinunter mussten, weshalb sie zusätzlich aufpassen mussten nicht auszurutschen.

Ray stand der Schweiß schon auf der Stirn und sein Atem ging unregelmäßig und schwerfällig. Das fiel auch Kai auf, aber mehr als stützen konnte er Ray auch nicht. Immerhin hatte er in der anderen Hand auch noch die Snowboards zu schleppen. Für ihn war das alles auch nicht so einfach. Seit einigen Minuten hatte sich ein stechender Schmerz in seinem Rücken eingefressen und wollte seitdem nicht mehr von Kais Seite weichen.

Kai wusste natürlich woher es kam, immerhin war er mit dem Rücken mit voller Wucht gegen den Baum geprallt, als er Ray gebremst hatte und die Tatsache, dass sein geprellter Rücken jetzt Rays Gewicht halten musste beanspruchte seine Muskeln doch mehr, als sich Kai jemals eingestehen würde. Auch gegenüber Ray lies er sich nichts anmerken. Er biss die Zähne zusammen und achtete nur darauf, dass Ray sich so gut wie möglich bei ihm abstützen konnte.

"Hey.", ertönte plötzlich Max' Stimme hinter ihnen.

Sie blieben stehen. Kai drehte sich um und sah Max und Tyson auf sie zufahren. Max hielt geschickt vor den Beiden an und nahm seine riesige orangefarbene Skibrille vom Kopf. Sein Gesicht war rot vor Kälte und Anstrengung.

Tyson wollte genauso elegant wie Max vor ihnen anhalten, doch er landete dabei mit dem Gesicht im Schnee. Peinlich berührt richtete er sich auf und klopfte sich den Schnee von seiner Hose. Seine Haare waren nass. Kai vermutete, dass er wohl mehr als einmal seinen Kopf in den Schnee gesteckt hatte.

"Wo wart ihr denn die ganze Zeit?", fragte Max und schaute besorgt zu Ray. "Wir haben unten auf euch gewartet, aber ihr kamt als nicht. Wir haben nach euch gesucht, aber ihr wart spurlos verschwunden. Ist denn alles in Ordnung?"

"Natürlich ist nicht alles in Ordnung!", zischte Kai wütend.

"Ich...", fing Ray an und schaute verlegen zu Kai. "Wir hatten einen kleinen Unfall."

"Was ist denn passiert?". Fragte Tyson und kniete sich vor Ray, um an seinem Fuß herum zu drücken, den Ray bis jetzt die ganze Zeit angehoben hatte.

"Au!", schrie Ray auf. "Tyson, hör auf! Das tut weh."

Er versuchte seinen Fuß aus Tysons Griff zu ziehen, doch das gelang ihm erst, nachdem Kai Tyson einmal zwischen die Rippen getreten und ihn angeschrieen hatte.

"Können wir irgendwie helfen?", meldete sich Max wieder besorgt zu Wort.

Kai seufzte erschöpft, aber auch ein wenig erleichtert. "Ja!", sagte er dann bestimmend. "Ihr könnt die Boards mit ins Tal nehmen und schon einmal abgeben. Die stören nur!"

"OK."

Max nahm Kai die Boards ab und reichte eines davon Tyson.

"Wir warten dann unten auf euch.", sagte der blonde Junge und wollte los fahren, aber Ray hielt ihn zurück.

"Nein.", sagte er fest. "Das dauert zu lange. Bis dahin seit ihr da unten erfroren. Ihr könnt dann schon einmal zurück gehen. Wir kommen zurecht."

Ray blickte kurz zu Kai, aber dieser schaute zu Max und nickte einmal kurz. In dem Moment erst wurde Ray richtig bewusst, dass er die ganze Zeit seinen Arm um Kai gelegt hatte und plötzlich war ihm das verdammt peinlich. Von einem Moment auf den anderen spürte er bewusst Kais Körper dicht an seinem und seinen Arm, der um seine Taille gelegt war, um ihn zu stützen. Ohne es zu wollen, schoss Ray erneut das Blut in den Kopf und er schaute schnell auf den Boden, damit es niemand mitbekam, aber Kai hatte es dennoch gesehen und betrachtete Ray mit besorgtem und skeptischem Blick.

"Wir fahren dann mal. Bis später und kommt gut heim!", rief Max und fuhr zusammen mit Tyson, der mit dem Brett in seinem Arm etwas überfordert schien, hinab in das Tal.

"Wollen wir weiter?", fragte Kai gleichgültig.

Ray nickte nur kurz und mehr als ein "Hm-mh.", brachte er auch nicht heraus.

Er war jetzt irgendwie mit der Situation überfordert.

Kai brummte kurz zustimmend und sie setzten langsam ihren Weg fort.
 

Die zwei Jungs waren noch nicht weit gegangen, als sich Kais Rücken schmerzhaft bemerkbar machte. Kai musste die Zähne heftigst zusammenbeißen und schloss kurz vor Schmerz die Augen. Plötzlich hörte er dann nur noch einen erstickten Schrei und wurde nach neben gezogen. Er landete unsanft auf etwas, das sicherlich kein Schnee war.

Als er die Augen öffnete, blickte er in das überraschte Gesicht von Ray. Er lag direkt unter ihm und starrte ihn mit großen Augen an. Sein Atem ging schnell und weiße Wölkchen bildeten sich ununterbrochen vor seinem Gesicht. Seine Haut war gerötet, seine Gesicht und seine Haare feucht vom Schnee.

Kai machte keine Anstalten aufzustehen. Er blieb einfach auf Ray liegen und starrte ihn an. Ray wurde langsam nervös und er entschuldigte sich an diesem Tag schon zum dritten Mal.

"Tut mir Leid.", sagte er und lächelte versöhnlich. "Ich hab das Loch nicht gesehen und hab das Gleichgewicht verloren. Ist bei dir alles in Ordnung?"

Kai schien sich bei Rays Stimme wieder zu fangen. Seine Miene wurde ernst und er brummte kurz, als er aufstand. Er hielt Ray seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen, aber Ray blieb einfach im Schnee liegen und legte seine rechte Hand auf sein Gesicht.

"Ich kann nicht mehr, Kai.", nuschelte er unter seinem Handschuh.

Kai lies sich daraufhin wieder murrend neben ihn in den Schnee fallen und brummte: "Dann müssen wir wohl mehr trainieren, wenn deine Kondition so schlecht ist."

Dass es selbst für ihn nicht ganz so leicht war, wollte er natürlich nicht zugeben. Sein Rücken machte sich auch schon wieder bemerkbar. Aber sie mussten schließlich weiter. Sie hatten noch Zeit bis es dunkel wurde, aber den ganzen Tag in der Kälte zu verbringen, war für Ray bestimmt nicht gesund. Hinterher erkältete er sich noch.

Kai schnaubte einmal und runzelte die Stirn. Selbst wenn, konnte ihm doch egal sein. Sein Blick fiel auf den erschöpften Chinesen und er musste feststellen, dass es ihm nicht egal war. Auf keinen Fall. Nur warum?

Kai schüttelte den Kopf und erhob sich schwerfällig. Darüber konnte er sich später Gedanken machen. Jetzt war keine Zeit dafür.

"Steh auf, Ray.", befahl er ernst. "Wir müssen weiter. Es ist kalt und du bist nass."

Ray blinzelte zwischen zwei Fingern hervor und seufzte. Diese Mal nahm er Kais angebotene Hand an und lies sich hoch ziehen. Doch zu seiner Verwunderung kniete sich Kai mit dem Rücken vor ihn und brummte nach hinten über seine Schulter hinweg: "Guck nicht so. Steig auf. Ab jetzt trag ich dich Huckepack. Das geht schneller."

"Aber..."

"Kein 'aber'! Aufsteigen!", befahl Kai und schaute Ray mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete.

Ray lächelte kurz nervös und stieg dann bei Kai auf den Rücken. Seine Arme schlang er um Kais Hals und seinen Kopf bettete er auf seiner Schulter. Gott, war ihm das peinlich. Er lief rot an und war froh darüber, dass Kai ihn nicht sehen konnte. Was würde der wohl denken.

"Fertig?", fragte der Russe.

"Ja."

Kai erhob sich, verzog aber schmerzvoll das Gesicht, als sein Rücken protestierte.

Sie kamen so schneller vorwärts, aber Kai musste sich höllisch konzentrieren, denn würde er jetzt fallen, konnte das ein wenig schmerzlicher enden, als das letzte Mal.

Nach einer halben Stunde waren sie endlich im Tal angekommen. Kai stand der Schweiß auf der Stirn und er befürchtete schon, dass er wegen der Schmerzen in seinem Rücken noch ohnmächtig werden würde. Aber das blieb ihm erspart.

Er lies Ray vorsichtig runter und versuchte behutsam sich gerade aufzurichten, aber das war ihm schier unmöglich. Er gab auf und blieb etwas steif und ungemütlich stehen.

Ray war das nicht entgangen und er fragte besorgt: "Alles in Ordnung?"

"Ja, was sollte nicht in Ordnung sein?", kam die bissige Antwort von Kai.

Ray achtete nicht auf Kais Ton. Immerhin war er diesen langsam gewöhnt. Stattdessen sprach er weiter: "Es hat so ausgesehen, als ob du Schmerzen hast. Hast du Schmerzen?"

Ray kam eine schmerzhaften Schritt näher und schaute Kai eindringlich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an.

In diesem Blick lag soviel Sorge, dass Kai vollkommen überwältigt war. Er war es nicht gewohnt, dass sich Menschen um ihn sorgten, vor Allem nicht in diesem Ausmaß.

Er wendete seinen Blick schnell ab und brummte: "Nein, mir geht's gut. Aber selbst du wirst schwer nach einiger Zeit."

"Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten eine Pause machen können.", protestierte Ray lauter als beabsichtigt.

"Weil ich Pausen mache, wenn es mir gefällt.", keifte Kai und war sich gleichzeitig aber auch bewusst, dass er sich selbst widersprach. Immerhin hatte Ray vorhin bestimmt, wann sie Pause gemacht hatten.

"Verdammt.", rief Ray nun auch lauter. "Sei doch nicht immer so stur!"

"Du hast mir gar nichts zu sagen!", schrie Kai zurück.

"Wenn du Schmerzen hast schon.", schmollte Ray, aber seine Stimme war noch immer laut.

"Ich hab gar keine Schmerzen!!", rief Kai.

Ray ballte die Hände zu Fäusten.

"Warum?", schrie er dann. "Warum lässt du dir nie helfen?"

"Darum!", keifte Kai und drehte sich um, um einige wütende Schritte von Ray fort zu stapfen.

"Kai!", rief Ray, doch Kai reagierte nicht.

"Kai!", versuchte es Ray erneut und ging zwei Schritte nach vorne, ehe er vor Schmerz zusammenbrach. Kai reagierte noch immer nicht, sondern entfernte sich weiter von Ray.

"Kai!", schrie Ray wieder, doch seine Stimme klang nun verzweifelt. "Du kannst mich doch nicht alleine lassen! Ich kann doch nicht laufen!"

Kai blieb daraufhin stehen und Ray atmete erleichtert aus.

"Mist!", fluchte Kai leise. Das hatte er ganz vergessen. Normalerweise verschwand er immer, wenn er merkte, dass er richtig wütend wurde, vor Allem jetzt war der Drang danach sehr groß, weil er unter allen, ihm noch schleierhaften Umständen vermeiden wollte, Ray anzuschreien. Aber einfach abhauen ging im Moment nicht. Ray verlies sich auf ihn. Er war auf ihn angewiesen.

Also drehte sich der Russe um und stapfte zurück zu dem Chinesen, der verlassen wirkend im Schnee saß. Ray lächelte erleichtert, als er sah, dass Kai zurück kam.

Grob zog ihn der Russe auf die Beine und zischte: "Du solltest nicht so neugierig sein und so viele nervige Fragen stellen. Oder willst du mich mit Absicht reizen?"

Ray schüttelte traurig den Kopf.

"Ich mach mir nur Sorgen, weiter nichts.", murmelte er.

Innerlich fluchte Kai. Das war ja nicht zum Aushalten wie der jetzt so verlegen auf den Boden schaute. Er sah irgendwie aus wie ein geprügelter Hund.

Kai merkte wie seine Wut allmählich sank. "Ich weiß.", sagte er untypisch leise. "Ich bin es nicht gewöhnt."

"Und deshalb wirst du wütend?"

"Reden wir nicht drüber, ok?", sagte Kai, nun wieder vollkommen ernst.

"Spring auf.", befahl er dann grob und hockte sich vor Ray. Dieser stieg zögernd auf und gemeinsam setzten sie ihren Weg in Richtung Hütte fort.
 

Eine Viertel Stunde waren sie schweigend gelaufen. Es war nicht mehr ganz so anstrengend, denn jetzt war die Strecke erst einmal relativ eben. Erst auf dem letzten Stück ging es wieder bergauf. Doch Kai versuchte nicht daran zu denken, immerhin war er mit der jetzigen Situation schon beschäftigt genug.

Seine Rücken schmerzte zum Glück so sehr, dass er schon wieder taub war und solange er keine bestimmten Bewegungen machte, verspürte er kaum Schmerzen.

Womit er wirklich beschäftigt war, war mit dem kurzen Streit von vorhin. Warum zum Henker, hatte er Ray so angefahren? Er hatte sich nur Sorgen gemacht und nach seinem Wohlergehen erkundigt. Wahrscheinlich hatte er nur so reagiert, weil er nicht wie ein Schwächling da stehen wollte. Von der Abtei hatte er immerhin eingebläut bekommen, dass Schmerzen nur von den Schwachen beachtet wurden. Nur wer körperliche und geistige Stärke besaß, konnte Schmerzen ignorieren. Diese ganzen Dinge aus der Abtei hatten sich Kai so in das Gedächtnis bebrannt, dass er sie noch immer unbewusst in seinem Verhalten zum Ausdruck brachte.

Außerdem hatte sein Stolz nicht zugelassen, dass er Ray gegenüber eingestand, dass er Schmerzen hatte oder noch schlimmer, dass er Hilfe bräuchte.

Nur deshalb hatte er Ray mal wieder grundlos angefahren und jetzt war er auch wieder zu stolz, um sich zu entschuldigen.

"Kai?", schreckte ihn plötzlich Rays leise Stimme aus den Gedanken.

"Hn.", presste Kai zwischen den Zähnen hervor.

"Du hattest... Ich mein hattest du wirklich vor...", stammelte Ray betreten. "Hattest du wirklich vorgehabt mich da sitzen zu lassen?"

Kai schloss einmal qualvoll die Augen und schüttelte leicht den Kopf.

"Nein.", antwortete er leise. "Ich...weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist."

"Hm.", war Rays einzige, nachdenkliche, aber dennoch zufrieden klingende Antwort.

Sie schwiegen wieder.

Erst als sie an dem Hügel ankamen, den sie hoch mussten, um ihre Hütte zu erreichen, sagte Ray hastig: "Ich will eine Pause!"

"Was?", knurrte Kai bedrohlich.

Ray lachte nur verlegen.

"Du hast doch gar nichts gemacht!", empörte sich Kai zwischen vor Anstrengung zusammen gepressten Zähnen.

"Ich will aber eine Pause.", motzte Ray und begann sich aus Kais Griff zu winden.

Der Russe stöhnte einmal genervt auf und rollte mit den Augen, als er Ray herunter lies. Dieses Mal achtete er darauf, sich einfach gar nicht zu bewegen, damit Ray nicht schon wieder vermutete, dass er Schmerzen hatte.

Der Chinese lies sich in den Schnee fallen und schaute Kai auffordernd an, doch Kai schüttelte leicht den Kopf und schaute den Hügel herauf. Er konnte nicht verhindern, dass ein gequälter Ausdruck sich über sein Gesicht legte.

"Du kannst auch vorgehen und Max holen. Der kann mich die restlichen Meter dann tragen.", schlug Ray vor.

Kai lachte einmal kurz bitter auf.

"Und dich hier alleine sitzen lassen?" Er schüttelte verneinend den Kopf. "Auf keinen Fall."

Ray lächelte angesichts dieses Kommentars und wurde wieder rot.

Kai schaute irritiert zu dem Chinesen, lächelte aber nach leichtem Zögern kurz, aber ehrlich zurück. Das war so etwas wie seine Form von Entschuldigung.

"Setz dich doch auch hin.", forderte Ray ihn dann auf. "Du müsstest dich eigentlich ausruhen."

Kai lächelte erneut ehrlich und blickte den Hügel herauf. "Ne, lass mal.", antwortete er ruhig. Hatte er sich doch gedacht, dass Ray nur eine Pause machen wollte, damit Kai sich ausruhen konnte.

Warum, zum Teufel, machte Ray sich solche Sorgen um ihn und warum war er so nett zu ihm und achtete immer darauf, dass es ihm gut ging? Gut, er war eigentlich zu jedem nett und immer hilfsbereit, aber meistens beruhte das auf Gegenseitigkeit. Kai allerdings war so gut wie nie nett oder freundlich. Er war doch immer gereizt und fuhr seine Teamkameraden immer wieder an, oft ohne Grund. Bei Ray tat ihm das immer besonders Leid, denn es schien als wäre Ray immer am traurigsten darüber. Er gab sich nämlich doch ziemlich Mühe mit Kai und versuchte ihn immer wieder mehr in die Gruppe zu integrieren und ihn auf bessere Gedanken zu bringen. Dabei schien er ja nach außen hin kläglich zu scheitern.

Doch Kai hatte zumindest nach innen einige Ansichten geändert, ins positive geändert und vieles davon war allein Rays Verdienst.

Aber das beantwortete noch lange nicht seine Frage, warum Ray so nett zu ihm war.

Kai brummte einmal, enttäuscht keine Antwort zu haben.

"Was ist?", fragte Ray neugierig.

Kai blickte kurz unschlüssig zu dem Chinesen, aber erkannte seine Chance. Er blickte wieder den Hügel hinauf und fragte schließlich, fast nebenbei: "Warum bist du so nett zu mir?"

"Weil ich dich mag.", war die einfache Antwort Rays und in seiner Stimme lag etwas von 'Warum fragst du eigentlich, ist doch klar'.

Kai riss kurz erstaunt die Augen auf und blickte dann mit gerunzelter Stirn und traurigen Augen fragend zu Ray.

Ray war irritiert über den erstaunten Blick von Kai. Anscheinend war er sich dessen doch nicht bewusst gewesen.

Plötzlich lächelte Kai und murmelte: "Danke."

Ray musste leise lachen.

"Du bedankst dich, dass ich dich mag?", grinste er und Kai drehte sich daraufhin beschämt zur Seite.

Ray fing sich schnell wieder und sagte ernst: "Das ist selbstverständlich."

"Nicht für mich!", seufzte Kai.

"Warum, du bist nicht verkehrt!"

"Findest du?", fragte Kai und lachte einmal spöttisch auf.

"Du etwa nicht?" Ray schaute Kai ernst an.

Kai schwieg.

Ray kroch auf allen vieren zu dem Russen. Dieser packte ihn seufzend am Arm und zog ihn hoch. Ray hielt sich an Kais Jacke fest und sagte: "Weißt du, allein schon das, was du heute Nachmittag für mich getan hast. Das hätte nicht jeder gemacht und zeigt, dass du eigentlich kein so übler Kerl bist."

"Was meinst du? Das ich dich grundlos angeschrieen habe?!", zischte Kai bitter.

"Du Trottel!", brummte Ray und spielte geistesabwesend an Kais Reißverschluss. Dann fuhr er lächelnd fort: "Natürlich nicht. Du hast mich immerhin die ganze Strecke getragen, obwohl du selbst Schmerzen hattest." Kai wollte widersprechen, aber Ray hielt ihn mit einer Handbewegung davon ab und redete weiter.

"Du kannst mir erzählen, was du willst, aber du hattest Schmerzen! Deshalb weiß ich das nur noch mehr zu schätzen, was du für mich getan hast."

Ray schaute Kai schüchtern von der Seite an. Kai schien in Gedanken versunken und blickte irritiert vor sich auf den glitzernden Schnee.

Nach einigen Sekunden murmelte er: "Komm, lass uns weiter."

Er hockte sich vor Ray, doch dieser machte keine Anstalten, bei ihm auf den Rücken zu steigen.

"Was ist?", fragte Kai ungeduldig nach hinten und schien wieder ganz der Alte.

"Ich will nicht mehr Huckepack!"

Kai verdrehte sie Augen.

"Und warum bitteschön?"

"Nun ja...", begann Ray und zupfte verlegen an einem zugefrorenem Ast. "Vorhin konnte ich mir ja noch einreden, dass ich mich vertan habe und du überhaupt keine Schmerzen hattest, sondern nur erschöpft warst, aber eben hast du mir noch nicht einmal richtig widersprochen und jetzt..." Ray stoppte.

Kai seufzte genervt.

"Ich habs gewusst. Ich hätte dich nicht runter lassen sollen!", brummte er und lies sich achtlos in den Schnee fallen. Sein Rücken protestierte daraufhin so heftig, dass Kai sich alle Mühe geben musste, dass Gesicht nicht zu verziehen oder schmerzlich aufzustöhnen.

"Was hat der Herr dann vor?", keifte Kai mit geschlossenen Augen und rief sich innerlich zur Ruhe.

Ray schaute ihn etwas ratlos an und murmelte etwas davon, sich einen Stock zum Stützen zu holen.

"Mach doch nicht so ein Theater, Ray.", presste Kai unter großer Selbstbeherrschung einigermaßen ruhig hervor. "Ich trag dich schnell da hoch und dann haben wir es hinter uns!"

"Aber ich kann mich nicht auf deinen Rücken setzen, wenn du dabei Schmerzen hast.", protestierte Ray und seine Stimme ging für seinen Geschmack einige Nuancen zu hoch, sodass er sich verlegen räusperte.

"Ich bin nicht aus Zucker, Ray!", widersprach Kai. "Ich krieg das hin."

Er stand auf und hockte sich erneut vor Ray.

"Aufsteigen! Sofort!", befahl er streng.

Ray öffnete den Mund und wollte widersprechen, aber ein Blick seitens Kai lies ihn verstummen und mit gequältem Gesichtsaudruck stieg er auf Kais Rücken. Dieser biss beim Aufstehen heftigst die Zähne aufeinander und konnte ein gepeinigtes Aufstöhnen gerade noch so verhindern. Er atmete einmal laut aus und machte sich auf den Weg.

Nach wenigen Schritten, hörte er die quengelige Stimme Rays an seinem Ohr: "Ich mache das hier nur unter Protest."

"Hn.", war Kais einzige angestrengte Antwort.

Ray rollte mit den Augen. Na schön, wenn er es so wollte. Ray ging es gut bei Kai auf dem Rücken, wenn der also Schmerzen hatte, konnte ihm das doch egal sein. Vielleicht stand der Herr ja drauf.

Ray biss sich nervös auf die Unterlippe. Nein, nein, nein, er konnte so einfach nicht denken. Er wollte nicht, dass Kai Schmerzen erlitt, vor Allem nicht, wenn es auch noch Rays Schuld war.

Nach der Hälfte des Weges wurde Kai langsamer und fing an zu schnaufen. Ray wollte das nicht hören, weil er nicht wusste, ob er vor Schmerzen oder vor Anstrengung, oder sogar wegen beidem so schnaufte.

Ray tat das einzige was ihm in diesem Moment einfiel. Er schlang seine Arme ein bisschen fester um Kais Hals, achtete aber darauf, Kai nicht die Luft abzudrücken und drückte sich ein wenig fester an seinen Rücken. Ray wollte Kai damit irgendwie Unterstützung geben, wollte ihm zeigen, dass er es zu schätzen wusste.

Er merkte wie der Russe kurz stockte, dann aber so tat, als hätte er nichts gemerkt und unbeirrt weiter ging.

Plötzlich fing es an zu schneien. Dicke glänzende Flocken fielen auf die ebenso weiße glitzernde Erde, landeten auf Rays dichten schwarzen Haaren und auf Kais dunkler Strickmütze. Ray freute sich, doch seine Freude wehrte nicht lange, denn nach wenigen Metern merkte er, dass sich der Wind zusehends verstärkte.

"Mist.", fluchte jetzt auch Kai, der immer schlechter vorwärts kam.

"Vielleicht solltest du doch Max holen.", versuchte Ray erneut den Russen umzustimmen.

"Nein.", war Kais knappe, aber feste Antwort.

Ray blickte nach vorne. Zum Glück war die Hütte nicht mehr weit, aber er merkte wie Kai langsam anfing zu straucheln. Seine Beine zitternden und der Chinese hatte Angst, dass sie ihm den Dienst verweigern würden, aber Kai bis die Zähne zusammen und schaffte schließlich auch die letzten Meter. Erschöpft und mit wackeligen Beinen betrat er die kleine Terrasse und trat mehrmals gegen die Tür.

Kai keuchte vor Anstrengung, seine Beine waren taub und jede Kraft schien aus ihnen verschwunden zu sein, durch seinen Rücken zog sich noch immer der stechende Schmerz, er hatte Hunger und selbst ihm war jetzt auch langsam kalt.
 

Die Sekunden die Max brauchte, um die Tür zu öffnen, kamen ihm wie Stunden vor.

"Da seit ihr ja endlich.", rief Max besorgt, aber erleichtert aus und trat zur Seite, um die beiden herein zu lassen.

Kai wankte mit letzter Kraft ins Wohnzimmer und Ray stieg sofort vorsichtig von seinem Rücken. Erschöpft lies Kai sich auf die Couch fallen. Er spürte jeden Muskeln. Jede Faser seines Körpers schmerzte und egal wie er sich hinsetzte, sein Rücken schrie immer wieder schmerzvoll auf.

Ray und Max wechselten besorgte Blicke, bevor Max Ray half zur Couch zu kommen. Vor ihr prasselte das Feuer im Kamin. Ray lies sich neben Kai fallen und musterte ihn besorgt. Er streifte sich seine Handschuhe ab, zog seine Jacke aus und schmiss sie neben sich auf einen Sessel.

Kai vergrub sein Gesicht in seinen Händen, immer darauf bedacht, sich nicht zu viel zu bewegen.

Max ging in die Küche, die direkt links neben dem Kamin lag und rief Tyson, der oben im Haus war, dass er Decken herunter bringen sollte und dass er den beiden etwas Warmes machen würde.

Ray hob zögernd seinen Arm, zog Kai schließlich langsam seine Mütze vom Kopf und warf sie achtlos neben sich auf den Sessel.

Auf Kais fragenden müden Blick hin, antwortete er nur: "Du musst die Sachen ausziehen. Sie sind kalt und nass."

Während er sprach, nahm er Kais rechte Hand und streifte langsam den Handschuh ab. Kai lies ihn gewähren und lehnte sich nach hinten, aber lies Ray nicht aus den Augen. Jede seiner Bewegungen studierte er genau.

Der Schwarzhaarige nahm indessen Kais linke Hand und entfernte auch von ihr sanft den Handschuh. Er legte Kai leicht schmunzelnd seine Hand auf den Bauch und blickte kurz zu ihm hoch. Kai hatten den Kopf in den Nacken und somit auf die Lehne der Couch gelegt und schaute ihn müde, aber mit einem gewissen Glanz in den Augen an.

Das Licht des Kaminfeuers tanzte auf seinem Gesicht, Schatten und Farben spielten miteinander in dem Rot seiner halbgeschlossenen Augen. Ray blickte Kai nur stumm und mit leicht geöffnetem Mund an und war sich über seinen Ausdruck im Gesicht nicht bewusst.

Doch der Russe blickte genauso benommen in Rays bernsteinfarbenen Augen, die immer wieder im Licht des Feuers aufblitzten; auf sein Gesicht, mit den immer noch von der Kälte geröteten Wangen und den feinen leicht geöffneten Lippen, das durch pechschwarze Haare eingerahmt wurde, auf dem geschmolzene Schneetropfen in Rot- und Orangetönen glitzerten.

Als Ray merkte, dass sie sich die ganze Zeit über angestarrt hatten, errötete er richtig und schaute verlegen nach unten. Sein Blick fiel auf Kais Jacke.

"Du musst die Jacke noch ausziehen.", murmelte er leise und biss sich sofort auf die Zunge, als ihm die Worte bewusst wurden.

Warum?, fragte er sich schließlich selbst. Warum war es ihm denn so peinlich? Was war denn schon dabei? Immerhin musste er aus der nassen Jacke heraus.

"Hm.", antwortete Kai neutral und legte sich wieder eine Hand über die Augen.

Ray verdrehte die Augen.

"Mal wieder ganz gesprächig.", seufzte er. "Ja? Nein? Was heißt dein ?hm??"

"Hm."

Oh man, der Kerl konnte einen schaffen.

Ray beschloss einfach nicht drüber nachzudenken und begann an Kais Jacke den Reißverschluss zu öffnen. Kai schob daraufhin seine Hand ein Stück nach oben, um Ray mit einem Auge anzusehen.

Ray hatte das bemerkt und sagte gereizt: "Was? Wenn du sie nicht ausziehst, muss ich es eben tun. Sie ist kalt. Und nass, glaub ich auch."

"Die ist gar nicht kalt.", protestierte Kai müde.

"Ja!", schnaubte Ray. "Aber nur weil du selbst ganz kalt bist."

Mit diesen Worten hob er Kais rechte Hand und legte sie ihm auf die Brust.

"Fühlst du das? Du bist eiskalt! Du brauchst eine Decke!"

"Wenn du meinst.", murmelte Kai ergeben.

Ray hatte die Jacke mittlerweile geöffnet, aber hatte keine Ahnung wie er sie Kai nun ausziehen sollte.

"Kai?", sagte er bestimmt. "Könntest du mir mal bitte dabei helfen dir die Jacke auszuziehen?"

"Du hast es ja schwer eilig.", grinste Kai und brachte den Chinesen erneut zum Erröten.

Ehe Ray etwas erwidern konnte, lehnte Kai sich aber ergeben nach vorne und half Ray letztendlich dabei ihn von der Jacke zu befreien.

Ray schmiss sie genauso achtlos neben sich wie die anderen Kleidungsstücke davor auch schon.

"Viel wärmer ist mir jetzt aber auch nicht.", stellte Kai fest und lehnte sich wieder nach hinten, um seinen Kopf auf der Lehne abzulegen.

Ray konnte Kai eigentlich nur zustimmen, denn die Wärme des Feuers schien gar nicht bei ihnen anzukommen. Die Kälte hatte sich bei ihnen so sehr in die Körper gefressen, dass sie selbst nur noch Kälte ausstrahlten und anstatt, dass die warme Kaminluft sie wärmte, schienen sie die Temperatur in ihrer unmittelbaren Umgebung mit ihrer eigenen ?Körperwärme? sinken zu lassen.

Die beiden Jungen schwiegen einige Sekunden und für kurze Zeit hörten sie nur Max in der Küche, doch dann brach Ray mit leiser Stimme die Stille.

"Sag mal, Kai.", begann er. "Hast du eigentlich große Schmerzen?"

Er blickte kurz nach neben und sah aus den Augenwinkeln wie Kai das Gesicht anspannte.

"Ist doch egal, Ray.", brummte er.

"Nein, find ich nicht.", widersprach Ray leise. "Wo genau am Rücken tut es eigentlich weh?"

Besorgt blickte er zu dem Russen, der ihn nur grummelnd musterte und etwas davon murmelte, dass Ray doch gar nicht wusste, wo er denn bitteschön Schmerzen hatte.

"Ich bin nicht blöd, Kai.", erwiderte Ray trotzig. "Ich hab den Aufprall gehört und ich hab gesehen wie du an dem Baum gelegen hast. Außerdem geht es auf den Rücken, wenn man jemanden... so lange trägt."

Zum Ende war immer leiser geworden und hatte schuldbewusst auf seine Hände gestarrt.

"Im oberen Bereich.", knurrte Kai widerwillig.

"Lass mich mal schauen!"

"Warum denn das schon wieder?", murrte Kai genervt.

"Ich will mich nur versichern, dass es nicht zu schlimm ist.", erklärte Ray noch immer besorgt.

"Reicht es nicht, wenn ich es dir versichere?", wendete Kai ein.

Ray machte auf diese Aussage nur einen abfälligen Laut und dachte daran zurück, dass Kai ihm auch fest versichert hatte, erst gar keine Schmerzen zu haben.

Kai musterte Ray aus den Augenwinkeln und drehte sich dann murrend um.

"Aber nur unter Protest.", grinste er leicht.

Vorsichtig schob Ray Kais Shirt nach oben und entblößte seinen nackten Rücken. Das Shirt hielt er mit beiden Händen fest, damit es nicht wieder herunter rutschte.

"Er ist ein wenig blau.", stellte Ray betroffen fest und fuhr vorsichtig und fast andächtig über die geschwollenen und schon bläulich bis violett angelaufenen Stellen. Plötzlich bildete sich auf Kais Rücken eine zarte Gänsehaut. Ray stockte kurz.

Kai bemerkte dies natürlich und murmelte schnell: "Du hast kalte Hände." Doch Kai ahnte, dass das nicht die ganze Wahrheit war.

"Ah. Tut mir Leid.", murmelte Ray nur kurz und besah sich weiter Kais Rücken.

Dieser brummte nur kurz als Zustimmung.

"Tut es sehr weh?", fragte Ray während er erneut bedacht über die verletzten Stellen fuhr.

"Nein.", murmelte Kai nur leise. "Nicht da."

"Wo denn dann?"

Kai zögerte einen Augenblick, brummte aber dann untypisch verlegen: "Im Nacken und an den Schultern."

Ray drückte behutsam auf besagte Stellen an Kais Rücken und merkte wie sich die Muskeln unter seinen Händen sofort verspannten. Kai entwich ein schmerzhaftes Aufstöhnen.

"Tut mir Leid.", nuschelte Ray.

"Ja, ja, schon gut. Du brauchst dich nicht immer zu entschuldigen.", sagte Kai kühl.

"Du bist auch ganz verspannt.", stellte Ray nüchtern fest.

Er lies Kais Shirt los, sodass es seinen Rücken wieder bedeckte. Kai drehte sich wieder um und schaute Ray lange an, doch dieser starrte nur auf seine Hände und schien zu überlegen.

"Wenn du willst,", begann er nachdenklich, "kann ich dich massieren. Ich hab die Technik gelernt und ich bin sicher, dass es deinem Rücken morgen dann besser geht."

Kai schien nicht sehr überzeugt.

"Ich weiß nicht. Mal sehen.", grummelte er. Er hatte sich dem Chinesen gegenüber heute schon seltsam genug benommen. Er brauchte Abstand.

"Komm schon.", bettelte Ray schon fast. "Irgendwie muss ich mich doch bei revengieren, oder?"

Kai schaute Ray kurz aus den Augenwinkeln an und brummte ein "Vielleicht."

Ray seufzte, als Max gerade zurück ins Wohnzimmer kam. In seinen Händen hielt er zwei dampfende Teller Nudeln.

"Hier, ihr zwei. Ihr müsst verdammten Hunger haben.", lächelte er und reichte jedem einen Teller.

Dankend nahm Ray den Teller und Besteck entgegen und fing auch sofort an das Essen gierig herunter zu schlingen. Kai saß nur neben ihm und starrte ihn mit offenem Mund an. Seinen Teller hatte er auf seinem Schoß stehen, doch rührte ihn nicht an. Auch Max verharrte in seiner Bewegung, musste die ganze Zeit über aber grinsen.

Als Ray merkte, das Kai noch nicht angefangen hatte zu essen, schielte er kurz zu ihm rüber.

"Was?", fragte er irritiert als er den seltsamen Blick des Russen sah.

Max lachte daraufhin und meinte nur: "Ich glaub er denkt das Selbe wie ich."

"Hä? Was denn?"

Kai wischte Ray mit seinem Finger einen Klecks Soße von der Backe und grinste.

"Du benimmst dich wie Tyson."

Max lachte daraufhin nur wieder und verschwand mit den Worten "Aber schön, dass es dir schmeckt.", wieder in der Küche.

"Was?", fragte Ray nur wieder und schaute irritiert zu Kai, doch dieser lächelte nur und begann endlich zu essen.

Der Chinese drehte seinen Kopf ganz langsam wieder zurück und aß weiter, aber langsamer.

Max kam erneut aus der Küche und stellte zwei dampfende Tassen auf ein kleines Tischen, welches auf Kais Seite neben der Couch stand. Dann blickte er kurz in Richtung Treppe und murmelte: "Ich schau mal, wo Tyson bleibt."

Damit verschwand er die Treppen hoch. Wenige Minuten später kam er auch schon mit einer handvoll Decken zurück. Tyson trottete schmollend hinter ihm her.

"Er hat im falschen Zimmer gesucht.", entschuldigte sich Max und legte die Decken erst einmal bei Seite. Er würde sie ihnen reichen, wenn sie mit dem Essen fertig waren.

Zusammen mit Tyson setzte er sich vor Ray und Kai auf den Boden und fragte besorgt: "Was genau ist denn jetzt eigentlich passiert? Und bist du schwer verletzt, Ray?"

"Genau, das will ich aber auch wissen!", quengelte Tyson.

Da Kai keine Anstalten machte seinen Mund für etwas anderes zu öffnen, als dafür eine Gabel Nudeln herein zu schieben, begann Ray ihnen in Kurzform zu erzählen, was passiert war.

Dass Kai auch leicht verletzt war ließ er aus.

Sie aßen schnell fertig und Max nahm ihre Teller und brachte sie in die Küche. Tyson reichte den beiden Jungen derweilen ein paar Decken, in die sich auch beide sofort einwickelten. Selbst Kai.

"Und Kai hat dich wirklich den ganzen Weg getragen?", fragte Tyson ungläubig.

"JA.", bestätigte Ray und schaute dankbar lächelnd zu Kai.

Dieser brummte nur kurz und schien auffallend müde.

"Wie geht es deinem Fuß?", erkundigte Max sich und beäugte skeptisch Rays Fuß, der noch immer in dem dicken Schneeschuh steckte.

"Wenn ich ihn nicht bewege oder belaste, hab ich fast keine Schmerzen.", sagte Ray ehrlich und lächelte aufmunternd. Immerhin sollten sich die anderen nicht so viel Gedanken um ihn machen.

"Wir sollten ihn trotzdem behandeln.", stellte Max fürsorglich fest und schickte den protestierenden Tyson nach oben, dass er den Verbandskasten holte.

Während der Blauhaarige sich fluchend auf den Weg machte, begann Max damit, Ray den Schuh auszuziehen.

Er öffnete die Schnallen und zog die Lasche soweit nach vorne wie es ihm möglich war. Dann blickte er zu Ray und lächelte missmutig.

"Könnt ein bisschen weh tun. Aber ich geb mir Mühe.", sagt er und begann, nachdem er einen tapferen Blick Rays, unterstrichen von einem verständnisvollem Nicken erhalten hatte damit, den Schuh langsam von seinem Fuß zu streifen, doch an einer Stelle hakte der Schuh und es schien, als ob Max ihn nicht drüber ziehen konnte.

"Ray.", sagte er betrübt. "Tut mir Leid, aber der Schuh muss ab und mir bleibt wohl nichts anderes übrig." Er seufzte einmal ergeben. "Ich muss ihn wohl mit einem Ruck abziehen."

"Spinnst du?!", kreischte Ray ängstlich. "Es tut so schon sauweh."

"Es geht aber nicht anders."

"Ok.", ergab sich Ray verzweifelt.

Während Max mit seinen Händen wieder den Schuh umfasste, sagte er mitleidig: "Dann beiß mal die Zähne zusammen."

Ehe Ray noch etwas realisieren konnten, hatte Max schon kräftig gezogen und ein höllischer Schmerz durchzog seinen Fuß und kroch sogar die Wade herauf bis zum Knie.

Ray schrie auf und krallte sich mit den Händen in die Couch. Er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Von weit entfernt hörte er Max mitfühlend auf ihn einreden, doch er hörte ihm nicht zu. Der Schmerz stellte sich zu sehr in den Vordergrund und Ray war viel zu sehr damit beschäftigt darauf zu hoffen, dass er bald nachließ.

Nach schier endlosen Sekunden, Minuten, Stunden...(Ray wusste es nicht), ließ der Schmerz endlich nach und ein Pochen trat an dessen Stelle.

Erleichtert öffnete Ray wieder die Augen. Tyson saß mittlerweile wieder vor ihm. Er hatte einen weißen Koffer in der Hand und starrte ihn aus großen Augen an.

Max saß direkt neben ihm und schaute ihn betroffen und irgendwie schuldig an und Kai...

Ray blickte nach neben und bemerkte, dass Kai ein wenig rot war. Er runzelte die Stirn. Warum war Kai denn rot?

Sein verwirrter Blick wurde von einem peinlich berührtem abgelöst, als er das Warme an seiner Hand bemerkte und nachdem er hingesehen, es als Kais Hand identifiziert hatte.

Anscheinend hatte er sich doch nicht an der Couch festgekrallt. Schnell ließ er Kais Hand wieder frei und lächelte ihn zerknirscht an.

Kai zog kurz einen Mundwinkel nach oben, verfinsterte dann seinen Blick und wendete sich an Max.

"Du musst schauen, ob er etwas an den Bändern hat!", befahl er ihm.

Max lächelte nervös. "Hähä, ich weiß eigentlich gar nicht, wo sich die Bänder befinden.", gab er dann kleinlaut zu.

"Ihr seit auch zu nichts zu gebrauchen!", schimpfte Kai vor sich hin.

Er seufzte einmal genervt und gab Ray mit der Hand Zeichen, während er brummte: "Los, Fuß hoch. Dann schau ich eben."

Ray gehorchte lieber, drehte sich zu Kai und legte seinen Fuß auf seinen Schoß. Kai begutachtete den schon sehr dick angeschwollenen Knöcheln und tastete ihn professionell ab.

"Man müsste meinen, dass er nicht so anschwillt, wenn man ihn die ganze Zeit im kalten Schnee hat.", stellte Max fest.

Ray drehte sich zu dem Blondhaarigen und lächelte schief.

"Das ist es ja eben. Ich hatte ihn gar nicht im Schnee. Am Anfang hab ich ihn ja die ganze Zeit hoch gehalten und zum Schluss hat Kai mich ja..." Er schluckte kurz und ein leichter Rotschimmer legte sich über sein Gesicht. "...getragen. D...d...da...ähm... Ich hab ihn ja dann kaum bewegt und das fördert es, dass er anschwillt."

Scheiße, dachte sich Ray. Warum wurde er rot und warum stotterte er jetzt auch noch. Er schielte schnell zu Kai, doch dieser besah sich noch immer Rays Fuß und hatte es nicht mit bekommen; oder er tat, als ob er es nicht mitbekommen hatte. Ray hoffte auf das Erste.

"Moment,", riss ihn Max aus seinen verwirrenden Gedanken. "Soll man ein verletzten Fuß aber nicht ruhig halten?"

"Ja schon, aber bis jetzt ist eine Körperstelle bei mir dann besonders stark angeschwollen. Und vor Allem stärker, als wenn ich das Bein, den Fuß oder den Arm, oder was auch immer ich verletzt hatte ein wenig bewegt habe. Also nicht belastet, nur ein wenig...wie soll ich sagen...gefordert hab."

"Aha.", machte Max, aber runzelte noch immer die Stirn.

Ray wendete sich trotzdem wieder Kai zu und fragte gespielt ängstlich: "Und was sagt der Doktor? Muss es amputiert werden?"

Kai schaute auf, doch verzog keine Miene. Dann drückte er auf eine Stelle und fragte: "Tuts weh?"

"Nein."

Er drückte woanders.

"Da?"

"Nein." Ray schüttelte den Kopf.

"Gut.", sagte Kai dann kühl. "Die Bänder sind in Ordnung, soweit."

Er fuhr mit seiner Hand an eine vollkommen andere Stelle des Fußes und drückte da.

Ray schrie auf und wollte seinen Fuß aus Reflex zurück ziehen, doch Kai hielt ihn eisern fest.

"Tuts da weh?", fragte er hämisch grinsend, doch Ray fand das gar nicht komisch.

"Ja, natürlich tuts da weh!", keifte er. "Du..." Doch der Chinese biss die Zähne zusammen und verkniff sich das Schimpfwort.

Kai zeigte keine Reaktion, sondern hielt Max die Hand hin.

"Salbe und Verband.", forderte er.

"Eiei, Doktor.", antwortete Max gespielt ernst und salutierte vor Kai. Dann riss er Tyson den Koffer aus der Hand und suchte nach der Tube und einem eingepackten Päckchen mit Verband. Als er es fand, reichte er es Kai.

"Aber sagen sie, Herr Doktor.", fing Tyson mit verstellt hoher Stimme an und fasste sich theatralisch mit beiden Händen an die Backen. "Wird er durchkommen?"

"Klappe, Schwester.", zischte Kai, konnte sich aber ein leichtes Schmunzeln selbst nicht verkneifen.

Auch Ray lachte kurz, behielt aber Kais Hände im Auge und war bereit seinen Fuß wegzuziehen, wenn er ihm wieder weh tun würde.

Doch Kai schraubte die Tube auf und verteilte die weiße Salbe vorsichtig und großflächig auf Rays Fuß. Dann fing er an den Verband feste; aber nicht so fest, dass es sehr weh tat, um Rays Knöchel zu wickeln. Als er fertig war, meinte er monoton: "So, jetzt müsstest du auch wieder laufen können."

"Haha.", antwortete Ray sarkastisch. "Oh, großer Wunderheiler, dann legen sie mir doch auch noch bitte die Hände an meinem Arm auf, da hab ich nen Kratzer."

Kai beachtete Rays provozierenden Ton nicht und meinte trocken: "Probiers doch einfach."

Ray schaute Kai skeptisch an, doch dieser hielt seinem Blick stand und zog auffordernd eine Augenbraue in die Höhe.

Ray zog zögernd seinen Fuß von seinem Schoß und stellte ihn auf dem kaltem Holzboden ab. Unsicher blickte er noch einmal zu dem Russen und stand schließlich auf. Sein Fuß protestierte, aber der Schmerz war auszuhalten. Vorsichtig ging er einige Schritte nach vorne. Er humpelte, aber immerhin konnte er auftreten.

Strahlend drehte er sich zu Kai um.

"Ich kann wieder laufen.", stellte er freudig fest. Endlich brauchte ihn niemand mehr zu stützen. Das war einfach nur lästig gewesen, jemandem so auf der Tasche zu liegen und so abhängig zu sein, auch wenn es nur für ein paar Stunden gewesen war. Obwohl, wenn er daran zurück dachte, dass er Kai die ganze Zeit so Nahe gewesen war... Nein, schallt sich Ray in Gedanken selbst, nicht weiter denken. Hinterher würde er wieder rot.

"Stützverband.", war Kais einzige Antwort und seine Stimme riss Ray aus den Gedanken, wofür er sehr dankbar war.

Ray lies sich wieder neben ihn fallen und sein Blick fiel auf die Tassen, die Max vorhin auf den kleinen Tisch gestellt hatte und die mittlerweile nur noch sehr wenig dampften.

Kurzentschlossen beugte er sich über Kai und wollte nach einer dieser Tassen greifen. Irgendetwas ihn ihm aber veranlasste ihn dazu zu Kai aufzusehen und er erschrak, wie nah sich ihre Gesichter waren. Seine Herz fing wie wild an zu pochen und ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Ihre Oberkörper berührten sich sehr leicht. Ray lief ein Schauer über den Rücken.

Kais rubinrote Augen beobachteten ihn aufmerksam und schon wieder mit diesem speziellen undefinierbaren Blick, den Ray so verwirrte und erneut rot anlaufen ließ. Hastig griff er nach einer Tasse und setzte sich wieder normal hin. Ohne jemanden in diesem Raum anzusehen, nippte er abwesend an dem Getränk. Er hoffte so sehr, dass Max und Tyson das nicht mitbekommen hatten.

Was war denn plötzlich mit ihm los? Er war schon seit mehreren Tagen so komisch Kai gegenüber und heute hatte es anscheinend seinen bisherigen Höhepunkt erreicht.

Aber seltsamerweise war Kai genauso komisch. Warum schaute er ihn immer mit diesem Blick an? Außerdem lächelte er plötzlich immer mal wieder. Gut, das tat er schon seit längerem, doch jetzt lag plötzlich viel mehr Ehrlichkeit und viel mehr Wärme in diesen, zwar immer noch seltenen, aber dafür umso kostbareren Lächeln und kleinen Gesten der Zuneigung.

Kai war mittlerweile dem ganzen Team gegenüber ein wenig offener und war nicht nur zu Ray so untypisch, aber bei ihm war es öfter und irgendwie intensiver.

Sie saßen jetzt seit mehreren Minuten einfach da und hatten geschwiegen. Kai hatte sich währenddessen auch seine Tasse gegriffen und den warmen Tee in zwei Zügen geleert.

Irgendwann stand er auf und brummte: "Ich geh schlafen."

Max schaute verwirrt auf die Uhr und wollte etwas sagen, aber Ray hielt ihn mit einem Blick davon ab.

Als Kai am Ansatz der Treppe angekommen war, flüsterte Max leise: "Wird Kai etwa krank. Wir haben gerade mal sechs Uhr!"

Ray zuckte mit den Schultern. "Er sah eben schon so müde aus. Vielleicht sollten wir ihn schlafen lassen. Obwohl..." Ein nachdenklicher Blick schlich sich auf Rays Gesicht. "Schon komisch. Sonst trainiert wie blöd bis spät in die Nacht und ist nie so müde. Und jetzt ist er so erschöpft davon, mich zu tragen."

Immer noch nachdenklich stand Ray auf und humpelte Richtung Treppe.

"Wo willst du hin?", fragte Max hastig.

"Was wohl?", sagte Ray. "Ich geh zu Kai. Ich find schon noch raus, ob er was ausbrütet."

"Sollen wir dir helfen die Treppe rauf zukommen?"

Ray drehte sich lächelnd um. "Ne, lasst mal. Ich mag das nicht, so abhängig zu sein. Ich schaff das schon."

Er humpelte langsam die Treppe hoch und kam schließlich vor Kais Tür an. Zaghaft klopfte er an.
 

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hoffe euch hats gefallen, Kai war in der Mitte so komisch, glaub ich, aber ich versuche das noch aufzuklären, obwohl es klar ist, oda? ~__^

hinterlasst büdde en kommi ^____^

im nächsten kapitel geht dann die story richtig los, ich musste Ray vorher nur ein bisschen schwächen... muahahaha
 

bye Astin

=:O)

Voreilige Entscheidungen und Massage

Erst einmal vielen, vielen Dank für die leiben Kommies

*euch alle mal druchknuddel*

hab mich wie blöd darüber gefreut ^____^

Hier ist dann auch (schon) das dritte Kapitel, voraussichtlich sind noch zwei bis drei geplant, aber das kann sich schnell ändern...

die ursprüngliche Story hab ich jetzt auch über den Haufen geworfen und sie noch einmal neu entworfen ^-^
 

ich hoffe euch gefällt es

viel spaß
 

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Er humpelte langsam die Treppe hoch und kam schließlich vor Kais Tür an. Zaghaft klopfte er an.
 

Kapitel 3: Voreilige Entscheidungen und Massage
 

"Kai?", fragte er leise.

Ein Brummen war die einzige Antwort.

Ray nahm das als Einladung und trat ein. Doch Kai lag nicht wie erwartet in seinem Bett, sondern saß auf dem Fensterbrett und starrte hinaus. Es war schon dunkel und dicke weiße Flocken segelten langsam an der Scheibe vorbei in Richtung Erde.

Ray schloss die Tür hinter sich und ging auf Kai zu.

"Ich dachte du willst schlafen.", stellte er überrascht fest.

"Ja und?", brummte Kai, aber es hörte sich noch lange nicht so genervt an wie sonst. Stattdessen klang es ein wenig trotzig.

"Warum denn dann nicht?", fragte Ray neugierig. "Du warst doch eben noch so müde."

"Geht dich nichts an.", grummelte Kai. "Was willst du?"

Der Russe hörte sich beleidigt an. Ray runzelte die Stirn.

"Nur nach dir schauen.", antwortete er leise.

"Ich brauch kein Babysitter.", stellte Kai sarkastisch fest.

"So war das auch nicht gemeint."

Rays Stimme klang traurig, ohne, dass er es beabsichtigt hatte. Doch Kai schien noch nicht einmal diesen Unterton zu bemerken, denn er starrte weiter aus dem Fenster und würdigte den kleinen Chinesen weder eines Blickes, noch einer Antwort.

"I...i...", fing Ray an zu stottern und räusperte sich daraufhin verlegen. Betreten schaute er auf den Boden und zwang sich zur Ruhe.

"Ich hab eigentlich gedacht,", versuchte es Ray erneut, dieses mal gefasster. "Dass ich dich massieren könnte."

Er konnte nicht verhindern, dass sich wieder diese Röte in sein Gesicht stahl und ihm unglaublich heiß wurde.

Kai schwieg.

"Nur wenn du magst.", fügte Ray leise und zweifelnd hinzu und wartete nervös auf eine Antwort seitens Kai.

Dieser schien seinen Kopf in Zeitlupe zu ihm umzudrehen. Seine rubinroten Augen musterten ihn, doch in ihnen war die Wärme, die an diesem Tag in ihnen gelegen hatte, komplett verschwunden. Sie starrten ihn nur kühl und emotionslos an. Ohne zu wissen warum, schmerzte es Ray und zwar mehr, als er jemals vermutet hätte.

"Nein.", war Kais knappe, aber deutliche Antwort. "Verzichte."

"Aber...", wollte Ray protestieren, doch Kai unterbrach ihn forsch.

"Kein 'aber'!", zischte er bestimmt. "Nein, heißt nein und jetzt will ich meine Ruhe."

Damit machte er eine Handbewegung in Richtung Tür und bedeutete Ray somit sein Zimmer zu verlassen. Ray schaute Kai noch einmal irritiert, aber vor Allem traurig, an und folgte seiner Auforderung.

Er legte seine Hand auf die Klinke und stoppte noch einmal kurz.

"Gute Nacht, Kai.", sagte er leise, doch bekam keine Antwort.

Langsam humpelte er in sein Zimmer.
 

Kai blickte dem Chinesen lange nach. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass es ihm ungewöhnlicherweise Leid tat, Ray so grob behandelt zu haben. Aber Kai hatte seine Gründe gehabt.

Er wollte auf Abstand gehen, schließlich war Ray daran Schuld, dass er sich völlig untypisch verhielt und sein Handeln manchmal nicht mehr verstand. Außerdem lag etwas in der Luft zwischen ihnen beiden; und Kai wollte dieses 'es' erst einmal ergründen, bevor er blindlings in den nächsten Tag mit Ray stolperte.

Schon die letzten Nächte hatte er wach gelegen und sich über die letzten Wochen und Tage den Kopf zerbrochen, was heute merklich an seinen Kräften gezerrt hatte.

In den letzten Tagen hatte der Russen nämlich bemerkt wie er sich plötzlich um Ray sorgte, dass er gerne in seiner Nähe war und dass er ihn ebenso gerne beobachtete. Alles, ohne dass er es beabsichtigte und das war sicherlich etwas, was Kai ganz und gar nicht leiden konnte. Es gab nichts schlimmeres für ihn, als dass er die Kontrolle über sich selbst verlor.

Er fragte sich natürlich nächtelang, woran das liegen konnte, aber er kam zu Ergebnis. Vorhin hatte er dann vorerst beschlossen bei Ray auf Abstand zu gehen, denn dieser war mehr als sichtbar Schuld an Kais Verlust an Selbstkontrolle. Auch wenn dieser (der Verlust) nur klein war und Ray es unbewusst tat, minderte es seine Schuld in Kais Sicht nicht. Vielleicht würde er aber, nachdem er sich ein wenig zurück zog, wieder zu seinem alten Ich finden, wo er seinen Körper und seine Gefühle noch unter Kontrolle hatte.

Leider fiel es Kai, nach dem traurigen Blick von Ray doch schwerer, als er gedacht hatte. Aber es hinderte ich nicht, von seinem Vorhaben überzeugt zu sein und es auch die nächsten Tage durchziehen zu wollen. Musste er wohl in Kauf nehmen, dass Ray ein wenig unglücklich war, früher hatte ihn das immerhin noch nie bei jemanden gestört.

Nach einer Stunde, ging Kai völlig erschöpft und mit steifen, schmerzendem Rücken in sein Bett und schlief, nachdem er nach einer bequemen Position gesucht hatte, dann auch eine viertel Stunde später endlich ein.
 

Doch nicht nur Kai hatte sich Gedanken gemacht. Ein Zimmer weiter saß Ray auf seinem Bett und fragte sich warum der Russe sich von einer Minute auf die andere so verändern konnte.

Klar, Kai war nicht immer der Netteste und Stimmungsschwankungen waren bei ihm alltäglich. Aber das war keine Stimmungsschwankung gewesen, denn für Ray hatte es den Anschein, als ob Kai ihn von einen auf den anderen Moment einfach nicht mehr leiden konnte. Er hatte ihn plötzlich wieder behandelt wie er es ganz zu Anfang immer getan hatte und es hatte Ray weh getan. Wenn er an diesen kalten Blick dachte, zog sich bei ihm alles schmerzlich zusammen. Er mochte Kai und hatte es ihm heute sogar gesagt und er wies ihn jetzt so emotionslos zurück, als ob er ein Fremder wäre.

Ray hoffte nur sehr stark, dass Kai ihn den nächsten Tagen nicht genauso behandeln würde, denn das wäre enttäuschend, aber noch viel mehr ein Rückschritt, wo Kai sich dem Team und vor Allem Ray gegenüber ein wenig geöffnete hatte. Nicht viel, aber im Vergleich zu Anfang, war es doch merklich.

Mit wirren Gedanken legte sich Ray schließlich auch in sein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen wachte er schon früh auf und blinzelte erst einmal verwirrt. Er fühlte sich mies und wusste im ersten Moment nicht warum, bis es ihm siedendheiß einfiel. Murrend schwang er sich aus dem Bett, wobei sein Fuß kurz protestierte. Der Verband schien plötzlich auch viel enger. Anscheinend war der Knöchel über Nacht noch einmal angeschwollen. Na, vielen Dank, mit schlechten Erinnerungen und Schmerzen begann der Tag ja schön.

Nachdem Ray sich angezogen und fertig gemacht hatte, ging er nach unten in die Küche und begann Frühstück zu machen. Es war still, denn die anderen schliefen noch.

Ray hatte keine Lust auf den Tag, seine Laune war schlecht und er machte gerade Frühstück, obwohl er selbst gar keinen Hunger hatte, nur damit Tyson nicht nach dem Aufstehen das ganze Haus zusammenschreien würde.

Andererseits war er auch voller Hoffnung, dass Kai sich heute wieder umgänglicher benahm und ihn nicht wieder so kalt behandelte.

Doch diese Hoffnungen wurde jäh zerstört, als Kai die Küche betrat und Ray noch nicht einmal eine Blickes würdigte, sondern sich einen Kaffee eingoss und sich schweigend an den Tisch setzte. Ray starrte ihn traurig an und rang sich schließlich zu einem leisen "Guten Morgen, Kai.", durch.

Doch Kai ignorierte ihn noch immer, sodass sich Ray wieder umdrehte und versuchte das Ziehen in seiner Brust nicht zu beachten. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen und die Stille und Anspannung, die in diesem Raum lag, war schier unerträglich.

"Kai??", versuchte Ray es daraufhin noch einmal leise den Russen anzusprechen. "Hab ich irgendwas getan, dass du mich nicht mehr beachtest?"

Ray schaute Kai nicht an. Er wollte nicht wieder in die kalten roten Augen blicken, die ihm nichts mehr entgegenzubringen schienen.

Kai indessen hätte nicht gedacht, dass es plötzlich so hart sein würde, jemanden zu ignorieren. Er tat es fast täglich mit allen möglichen Menschen, vor Allem mit Tyson und bei Ray fiel ihm das natürlich wieder, aus welchen Umständen auch immer, so untypisch schwer.

Diese traurige Stimme war nicht auszuhalten und aus heiterem Himmel fiel Kai ein Satz ein, den Ray gestern völlig selbstverständlich zu ihm gesagt hatte, vollen Ernstes und ohne zu zögern.

<<Weil ich dich mag...>>

War es denn überhaupt fair, Ray so auf Abstand zu halten und ihn, wie es nun schien zu verletzen?

Der Gedanke war Kai gestern gar nicht gekommen, als er sich entschieden hatte. Vielleicht sollte er diese Entscheidung noch einmal überdenken, denn, gefiel ihm nicht auch dieses, noch unbekannte 'es', was zwischen ihnen im Raum zu schweben schien. Kai musste nicht lange darüber nachdenken, um es mit ja zu beantworten.

Warum hatte er denn diese Punkte gestern Abend übersehen? Was war nur mit ihm geschehen, dass er Entscheidungen traf, ohne jeden Aspekt zu beachten?

Sein Blick fiel auf Ray, der mit dem Rücken zu ihm stand und mit gesenktem Kopf anscheinend noch immer auf eine Antwort wartete und langsam mit dem Messer etwas klein schnitt. Plötzlich hatte er eine Antwort, keine richtige, aber es war eine: Ray war geschehen.

Seltsam, aber vielleicht sollte er einfach nicht soviel nachdenken und die Dinge laufen lassen. Auch wenn Kai es hasste die Kontrolle abzugeben, noch viel mehr hasste er es, dass Ray so traurig war und das wegen ihm. Kai musste schmunzeln, ohne, dass er es wollte. Irgendetwas geschah in ihm und mit ihm und alles wegen Ray. Er konnte sich praktisch gar nicht mehr dagegen wehren, jetzt, wo er fest beschlossen hatte ohne sich einzumischen, einfach abzuwarten, was geschehen würde.

Kai trank einen Schluck des dunkelbraunen Getränks und überlegte, was er Ray auf seine schon vor wenigen Minuten gestellte Frage antworten könnte, doch ihm fiel nichts passendes ein, sodass er einfach ein ganz anderes Thema anschnitt.

"Wie geht?s deinem Fuß?", brummte er also so gleichgültig wie möglich.

Ray lies vor Schreck das Messer fallen und es landete klirrend auf dem Holzboden der Küche.

Ganz langsam, drehte der schwarzhaarige Junge sich um und starrte Kai entgeistert an.

"Was?", fragte er nur fassungslos.

Kai deutete nach unten.

"Dein Fuß.", wiederholte er ruhig. "Wie geht's dem?"

Doch dieses mal war Ray es, der schwieg. Kai konnte förmlich sehen wie seine Gedanken rotierten.

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn und blickte Kai nur skeptisch an. Dieser blickte ernst, und geduldig auf eine Antwort wartend zurück. Die Kälte aus seinen Augen war wieder weniger geworden und Ray zweifelte nun daran, ob Kai sich gestern überhaupt so benommen hatte, wie er es wahr genommen hatte. Was sollte er denn jetzt tun?

Er wollte nicht riskieren, dass Kai wieder so anders zu ihm wurde, (wenn er es je in den letzten Stunden gewesen war) weshalb er versuchte sich zu beruhigen und Kais seltsames, wenn auch verletzendes Verhalten nicht zu beachten.

"Gut.", antwortete Ray mit verwirrtem Lächeln. "Gut, nur der Verband drückt."

"Dann setz dich.", befahl Kai. "Ich mach dir einen Neuen."

Ray blickte Kai immer noch zweifelnd an, hob langsam das Messer wieder auf und lächelte verunsichert.

"O...ok.", sagte er dann.

Kai trank den letzten Schluck seines Kaffees aus, stand auf und ging zur Tür.

?Komm.?, brummte er. "Im Wohnzimmer geht das besser."

Ray legte das Messer auf die Ablage und folgte Kai zögernd ins Wohnzimmer. Der Russe saß schon auf dem Sofa und blickte auf den Verbandskoffer, der noch immer zwischen Kamin und seinem Sitzplatz lag, weil Max und Tyson zu faul gewesen waren ihn wieder zurück in das Badezimmer zu bringen.

Doch Kai machte keine Anstalten diesen aufzuheben. Ray wusste warum. Kai hatte Rückenschmerzen, ganz offensichtlich. Der Chinese wusste nicht, ob er Mitleid oder Genugtuung empfinden sollte. Er entschied sich für das Letztere. Wer sich nicht helfen lies, sollte die Konsequenzen tragen. Eigene Schuld, wenn man jetzt die Gelenkigkeit einer Schildkröte an den Tag legte.

Seufzend hob Ray den Koffer selber auf, reichte ihn Kai, setzte sich neben ihn und legte brav seinen Fuß bei ihm auf den Schoß. Er konnte auch gar nichts daran ändern, dass er lächeln musste und eine warmes Gefühl seinen Körper durchströmte. Er beobachtete Kai, wie er den Koffer öffnete und eine frische Mullbinde und die altbekannte Salbe heraus holte.

So fand er es schön. Sie redeten nicht, aber es lag nicht diese unangenehme Stimmung, wie zuvor in der Küche, in der Luft, sondern eine Kribbelnde, Warme, Vertraute.

Ray konnte ewig so sitzen bleiben, seinen Fuß auf Kais Schoß und den Russen einfach nur beobachten. Dieser begann nun den Verband vorsichtig von Rays Fuß zu entfernen. Als er ihn fertig abgewickelt hatte, lies er ihn achtlos neben sich fallen.

"Warum nimmst du denn eine neue Mullbinde? Die Alte kann man doch wiederverwenden.", fragte Ray verständnislos über diesen Materialverbrauch.

"Der wird von der Salbe immer so schmierig.", brummte Kai als Antwort, doch sein Ton war noch lange nicht so scharf wie den vorigen Abend. "Außerdem hat diese Salbe die Angewohnheit unangenehm zu riechen."

"Ach so.", murmelte Ray und fragte sich warum er sich über solche Unwichtigkeiten überhaupt Gedanken machte und Kai damit auch noch nervte.

Hatter er sich früher auch so viele Gedanken gemacht? Er glaubte nicht und seufzte.

Kai ignorierte diesen Laut und schmierte Rays Knöchel erneut mit Salbe ein, um ihn danach mit einer sauberen Mullbinde wieder zu verbinden.

"Danke.", sagte Ray lächelnd, als er fertig war.

Kai schaute ihn daraufhin erst einmal lange an und brummte schließlich. Dann stand er auf und ging zurück in die Küche, wobei er ziemlich steif wirkte und Ray bemerkte, dass er darauf bedacht war, bestimmte Bewegungen zu vermeiden.

Ray konnte nicht anders, als über das ganze Gesicht zu strahlen, was aber nichts mit Kais Schmerzen zu tun hatte, sondern viel mehr damit, dass Kai wieder der Alte war; nicht der ganz Alte, der er ganz zu Anfang war, sondern der, zu dem er sich entwickelt hatte.

Der Tag war gerettet, vorerst; und Ray stand auf, um Kai humpelnd in die Küche zu folgen.

Sie schwiegen bis Max und Tyson auch zu ihnen stießen, doch es war keine angespanntes Schweigen gewesen.
 

Ray deckte den Tisch und setzte sich selbst dann auf den freien Platz, neben Kai und gegenüber von Max.

Sie begannen zu frühstücken und schon bald fragte Max, an ihn und Kai gewandt: "Kommt ihr heute auch mit, Kenny abholen?"

Kenny wollte diesen Tag nachkommen. Er war vorerst in Japan geblieben, da Dizzy sich einen Virus eingefangen hatte und Kenny sie erst kurieren wollte, bevor er nachreiste.

Doch Ray erinnerte sich nun an gestern, wo alles auch mit so einer harmlosen Frage seitens Max angefangen hatte und lehnte ab, doch dieses Mal hatte er einen Grund.

"Mein Fuß tut noch weh und ich weiß nicht, ob ich Lust habe so lange zu laufen, wenn jeder zweite Schritt schmerzt.", entschuldigte er sich.

"Kai kann dich doch wieder tragen.", grinste Tyson. Ray wurde augenblicklich rot und trank hastig einen Schluck seines Tees, um die Röte mit der Tasse zu verbergen.

"Klappe, Tyson.", zischte Kai bedrohlich. "Und sei nicht so frech, immerhin bestimme ich wie viel Runden du beim nächsten Training laufen wirst."

Kais Augen funkelten diabolisch bei dem Gedanken Tyson durch die Halle zu hetzen.

Der Angesprochene blies seine Backen beleidigt auf.

"Ich hab doch mit Ray geredet.", nuschelte er trotzig und biss in sein Brötchen.

Max lachte kurz auf und wendete sich an Kai.

"Kommst du dann mit?", fragte er strahlend.

"Und einen ganzen Tag mit Tyson verbringen?", entgegnete Kai sarkastisch. "Verzichte."

Ray musste schmunzeln, denn er wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Kai wollte nur nicht zugeben, dass er steif wie ein Brett war, weil er Rückenschmerzen hatte.

"Dann eben nicht.", meinte Max fröhlich und schien kein bisschen sauer zu sein, dass er und Tyson alleine Kenny abholen und mit ihm den Tag verbringen würden, denn in die Stadt wollten sie sowieso noch.

Nachdem sie fertig gefrühstückt und abgedeckt hatten, machte Ray, nach großen Betteln von Tyson noch ein wenig Essen für ihn zurecht. Danach machten der Blauhaarige Junge und seiner blonder Freund sich auch schon auf den Weg hinunter ins Tal.

Kai war oben in seinem Zimmer verschwunden und Ray fragte sich, ob er es wagen sollte ihm noch einmal eine Massage anzubieten.

Nach mehrerem Hin und Her entschied er es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Er konnte es einfach nicht mit ansehen wie Kai sich quälte.
 

Vorsichtig klopfte er an Kais Tür an und trat nach einem zustimmenden Brummen, aus dem Innern des Zimmers, ein.

Kai saß erneut auf der Fensterbank und starrte hinaus. Ray musste schlucken. Diese Szene kam ihm bekannt vor.

Doch heute drehte sich Kai zu Ray um, nachdem dieser die Tür geschlossen hatte und schaute ihn fragend an.

Ray setzte sich auf Kais Bett und fragte gerade heraus, was er wissen wollte.

"Wie geht?s deinem Rücken?" Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme leicht provozierend und ein wenig schadenfroh klang.

Kais Blick verfinsterte sich etwas und er brummte nur verstimmt ein Mal auf.

"Also schlecht.", folgerte Ray und seufzte einmal.

"Willst du jetzt die Massage?", fragte er dann auffordernd und wunderte sich, dass er nicht, wie gestern, stottern musste.

Kai schien zu überlegen. Er runzelte die Stirn und blickte wieder aus dem Fenster. Ray ahnte, dass er sobald keine Antwort bekommen würde.

Kurzerhand stand er auf und stellte sich hinter den Russen. Er zögerte kurz und legte dann seine Hände zwischen Kais Schultern und Nacken. Er merkte wie Kai zusammen zuckte und sah wie er seine Hände anhob, um Rays von sich zu lösen, aber der Chinese drückte Kais Hände zurück nach unten. Dann legte er seine wieder an besagte Stellen seines Rückens und begann sanft immer wieder bestimmte Punkte systematisch zu drücken.

"Du verspannst dich.", stellte er aber schon kurz darauf fest. "Bleib locker."

Er massierte ein paar Minuten weiter und merkte wie Kai sich sichtlich immer mehr entspannte.

Dann nahm er seine Hände abrupt weg.

"Wieso hörst du auf?", brummte Kai missbilligend.

Ray lächelte.

"Ach, hat es dir doch gefallen?", fragte er amüsiert.

"Hn.", machte Kai nur wieder und Ray sah es als Zustimmung an.

Er humpelte aus Kais Zimmer und lies einen verwirrten Russen zurück.

Doch wenige Sekunden später kam er wieder und wedelte mit einer kleinen Flasche vor seinem Gesicht herum.

Auf Kais skeptischen Blick, antwortete er: "Massageöl."

"Und das trägst du immer mit dir rum.", entgegnete Kai sarkastisch.

"Ja.", sagte Ray wie selbstverständlich. "Es hat auch heilende Wirkung und ist gut für Prellungen."

Kai schwieg, doch Ray schaute ihn auffordernd an.

"Was?", brummte der Russe verständnislos.

Ray verdrehte die Augen. Kai hatte wohl keine Ahnung, wie eine Massage aussah.

"Du musst deinen Pullover ausziehen.", erklärte er, stockte kurz und deutete schließlich auf Kais Bett. "Und dich da hin legen."

Kai reagierte zum Glück schon nach kurzem Zögern und ging zu seinem Bett, sodass er nicht sehen konnte, was Ray nicht hatte vermeiden können. Er wurde rot.

Plötzlich wurde ihm wieder so schrecklich heiß und als Kai sein Shirt auszog, konnte Ray auch nicht verhindern, dass ihm ein Schauer durch den Körper jagte. Er schluckte hart.

Kai legte sich schwerfällig mit dem Bauch auf sein Bett, wobei Ray jeden Muskel sehen konnte, der sich unter der ebenmäßigen Haut anspannte.

Vorsichtig humpelte er zu ihm und setzte sich neben ihn auf das Bett. Er schüttete ein wenig Massageöl auf seinen Rücken und versuchte dabei so professionell wie möglich zu schauen und nicht rot anzulaufen. Zum Glück hatte Kai seinen Kopf in die andere Richtung gedreht, sodass er es nicht sehen konnte, falls es wieder passierte.

Zögernd legte Ray seine Hände auf Kais nackte Haut und verteilte erst einmal mit sanften kreisenden Bewegungen das Öl.

Dann begann er langsam zu massieren. Andächtig drückte er gezielt bestimmte Muskeln, strich manchmal auch nur sanft und hauchzart über den kompletten Rücken, nur um zu sehen, wie eine Gänsehaut über die nackte Haut tanzte und Kai entspannt seufzen zu hören, nur um ihn kurz danach unbehaglich mit dem Bauch über die Decke zu rutschen zu sehen.

Vorsichtig strich der Chinesen über die blauen geschwollenen Stellen und massierte die Punkte, die direkt daneben lagen, strich die Wirbelsäule entlang und verharrte an den Schultern, wo die Verspannung tief in den angestrengten Muskeln saßen.
 

Doch irgendwann hatte Ray die Verspannungen fast komplett gelöst und hätte eigentlich aufhören müssen. Seine Arme brauchten zweifellos auch eine kurze Pause, aber irgend etwas in dem Chinesen hielt ihn davon ab, aufzuhören, denn er genoss es über die feine Haut von Kais Rücken zu streichen und die Muskeln zu spüren, sie sanft zu drücken und zu sehen wie Kai sich entspannte. Er spürte dieses Verlangen tief in sich drinnen, welches nicht zu ließ, dass er seine Hände von Kais Körper nahm.

Doch dann stellte sich sein eigener Körper gegen ihn und sein Magen knurrte einmal laut. Kai drehte daraufhin seinen Kopf in Rays Richtung und fragte, während er von unten zu ihm hinauf blickte: "Wie spät haben wir es?"

Ray schaute kurz auf den Wecker, der neben Kais Bett stand und erschrak.

"Gleich halb zwei.", lächelte er verlegen.

"Dann sollten wir etwas essen.", stellte Kai gleichgültig fest und setzte sich langsam auf.

"Ja.", murmelte Ray nachdenklich.

Kai fuhr sich prüfend mit der Hand an den Halsansatz.

"Geht es denn besser?", fragte der Schwarzhaarige und hoffte Kai geholfen zu haben.

"Ja.", murmelte der Russe verblüfft. "Fast alles weg."

"Das freut mich.", lächelte Ray und bemerkte wie Kai ihn wieder mit diesem Blick bedachte und ihn nachdenklich musterte.

Ray konnte nicht anders, als schüchtern lächelnd zurück zu schauen und sich gleichzeitig zu fragen, was hier eigentlich ablief.

Woher kam dieses Verlangen tief in ihm drinnen, welches ihn dazu brachte eine Sehnsucht danach zu verspüren Kais Körper noch weiter berühren zu wollen? Warum wurde er in letzter Zeit so oft rot in Kais Gegenwart? Und was lag zwischen ihnen in der Luft, dass wenn Kai ihn auch nur anblickte, sein ganzer Körper prickelte, als hätte er in Champagner gebadet?

Kai.

Was machte er mit ihm? Was war das alles?

Sein Magen riss ihn laut grummelnd aus seinen Gedanken. Ray wurde rot; aus Verlegenheit. Einmal wie sein Magen geknurrt hatte und einmal, weil er Kai erneut so lange angestarrt hatte.

Schnell sprang er auf, wendete dem Russen seinen Rücken zu und murmelte: "Wo hast du denn ein Handtuch? Dein Rücken ist noch voller Öl."

"Im Schrank.", antwortete Kai. Sein Stimme war dunkel und rauer als sonst.

Mit zittrigen Fingern öffnete Ray die Schranktüre und zwang sich, sich zu beruhigen. Es war nur Kai, er hatte also keine Grund nervös zu werden. Das war er doch früher auch nie.

Ray fand, wonach er gesucht hatte und humpelte, mit dem Stück Stoff in der Hand, zurück zu Kai. Dieser war währenddessen aufgestanden und hatte sich mit dem Rücken zu ihm gedreht.

Ray schluckte hart und seine Kehle war plötzlich trocken, als er auf seine breiten Schultern blickte; die Muskeln sich unter der, vom Öl glänzenden Haut abzeichnen sah.

Er blinzelte schnell und begann mit dem Handtuch sanft das Öl zu entfernen. Als er die schmierige Flüssigkeit so gut es ging abgewischt hatte, konnte er nicht wiederstehen und fuhr mit den Fingerspitzen noch einmal sanft über die weiche Haut. Kai zuckte kurz zusammen, doch unternahm nichts gegen die feinen Berührungen.

Als der Russe erneut eine zarte Gänsehaut bekam, musste Ray lächelnd fest stellen, dass sich auch auf seinem Körper alle Härchen kurz aufstellten und seine Haut kribbelte.

Als der Chinese sich bewusst wurde, was er tat, drehte er sich mit hochrotem Kopf um und humpelte so schnell es ging, die Treppe hinunter, um sich in die Küche zu flüchten.

Dort angekommen, stützte er sich erst einmal auf die Spüle und atmete tief durch. Sein Herz pochte plötzlich wie wild und er konnte ein Rauschen in seinen Ohren hören.

Was war bloß mit ihm los?

Was? Was? Was?
 

Kai stand in seinem Zimmer und blickte auf die offene Tür, durch die Ray gerade hinaus gestürmt war. Noch immer spürte er Rays hauchzarte Berührungen auf seinem Rücken, sein Haut kribbelte und von dort, wo Rays Finger auf seiner Haut verweilt hatten, ging eine unglaubliche Wärme aus.

Aber schon wieder hatte Kai die Kontrolle über sich selbst verloren, denn bei jedem anderen hätte er sich umgedreht und ihn angeschrieen, er wolle nicht angetatscht werden, aber dieses mal hatte er nicht einmal auch nur einen Gedanken daran verschwendet, die feinen Berührungen zu unterbrechen.

Und normalerweise hätte er sich auch nie von jemand anderes, als einer professionellen Masseuse oder einem professionellem Masseur massieren lassen, aber seit wenigen Tagen war ja nichts mehr normal.

Es war seltsam für Kai, was Ray plötzlich in ihm bewirkte, denn als er ihn das erste Mal gesehen hatte, hätte er nicht im Entferntesten daran gedacht. Damals war Ray für ihn einfach nur irgend jemand gewesen und bis vor wenigen Wochen nur sein Teammitglied und jetzt...

Kai musste überlegen. Ja. Was war Ray denn jetzt für ihn?

Ein Freund?

Nein, irgendwie war es anders, aber Kai kam nicht auf die naheliegendste Antwort.

Oder wollte nicht darauf kommen.

Fakt war, dass sein Körper ihn plötzlich von tief Innen heraus drängte, sich anzuziehen und Ray in der Küche Gesellschaft zu leisten.

Wenn er aber gewusst hätte, dass die Dinge in die völlig falsche Richtung verlaufen würden, hätte er dem Verlangen, Ray zu folgen, widerstanden.
 

TBC
 

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so, jetzt wisst ihr auch, wo kenny geblieben ist ^^

hab ich nicht ganz verbannt, denn ich brauch ihn im nächsten Kapitel in einer kleinen Rolle *g*
 

mir persönlich hat dieses kapitel nicht so gefallen, aber ich hatte das GEfühl, dass Kai einfach mal über die Situation nachdenken musste, immerhin will ich ihn nicht komplett versauen -_-°
 

vielleicht überarbeite ich das KApitel noch einmal, wenn ich Abstand zu ihm gewonnen hab und es ein wenig objektiver beurteilen kann... oder ihr helft mir und sagt, ob es wirklich so schlecht ist wie es mir vorkommt T.T
 

mit dem nächsten KApitel aber muss ich leider auf mich warten lassen, denn mein Tutor ist gnadenlos und hat uns schon heute am ersten Schultag sauviele Hausaufgaben aufgedrückt T.T

aber ich werde versuchen mich zu beeilen, denn ich brenne selbst darauf, das nächste Kapitel zu schreiben, denn das ist bis jetzt in meinem Kopf mein Lieblingchapter ^^

aber lasst euch überraschen
 

bis dann (hoffe ich :D)
 

Astin

Schneesturm und seine Folgen

noch mal danke, für die leiben Kommis ^____^

Danke, danke, danke T.T

kanns kaum glauben, dass ihr es wirklich lest und auch noch gut findet ;-;
 

hab mich auch beeilt und hier ist dann auch das vierte Kapitel
 

hoffe euch gefällts, viel spaß ^^
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Kapitel 4: Schneesturm und seine Folgen
 

Ray hatte schnell damit begonnen sich abzulenken und Essen zu machen. Währenddessen betrat Kai die Küche und setzte sich an den Tisch.

Ray hatte ihn nicht angesehen, aber gehört, dass er gekommen war und sein Körper spielte verrückt. Er war wie in einem Rausch, sein Herz klopfte und seine Hände zitterten. Erst nach einigen Minuten und nachdem er sich in Gedanken dazu gezwungen hatte, beruhigte er sich wieder, was wahrscheinlich auch daran lag, dass Kai nur am Tisch saß und schwieg.

Doch was Ray nicht wusste, war, dass Kai ihn die ganze Zeit stumm beobachtete. Jede Bewegung, jede Äußerlichkeit wurde von ihm genau studiert. Er wusste nicht warum er dies tat, aber das wusste er ja von so vielen Dingen nicht mehr.

In diesem Moment zählte für ihn nur die Tatsache, dass es ihn tief im Inneren entspannte.
 

Sie schwiegen auch noch die restlichen Minuten, wo Ray das Essen zubereitete, genauso wie während des Essens, wo sie sich einzig mal wieder verstohlene Blicke zuwarfen und Ray, zu seinem Leidwesen, immer wieder mal errötete.

Nachdem sie gegessen und Ray abgewaschen hatte, ging er ins Wohnzimmer, wo Kai gedankenverloren auf dem Sofa saß und in den erloschenen Kamin schaute. Ray blickte kurz zu ihm und stellte sich schließlich ans Fenster. Es dämmerte schon und weiße Schneeflocken segelten langsam an der Scheibe vorbei, um in der weißen Schneedecke zu verschwinden.

Ray seufzte und lehnte seine Stirn gegen das kalte Glas.

Er war den ganzen Tag über drinnen gewesen. Das war nichts für ihn. Er verspürte Sehnsucht nach seiner Umgebung, nach frischer Luft, nach Schnee.

Kurzentschlossen humpelte er, von Kai unauffällig und misstrauisch beobachtet, hoch in sein Zimmer, um in einer dicken Jacke eingepackt und mit einer roten Mütze und schwarzen Handschuhen bewaffnet wieder herunter zu kommen.

"Wo willst du hin?", fragte Kai skeptisch.

"Raus.", antwortete Ray wie selbstverständlich. "Es schneit gerade.", fuhr er mit glänzenden Augen fort. "Außerdem war ich den ganzen Tag drinnen. Ich.."

"Nein.", unterbrach ihn Kai bestimmt und stand auf. "Du bleibst hier."

"Was?", rief Ray ungläubig aus.

"Du bleibst hier.", knurrte Kai. "Oder anders gesagt: Du setzt heute keinen Fuß mehr da raus!"

Mit diesen Worten baute er sich vor Ray auf und versperrte ihm den Weg zur Tür.

"Geh weg da, Kai.", befahl Ray ungewöhnlicherweise, aber dafür umso ernster. "Ich habe Urlaub und da hast du mir nichts zu sagen."

"Ich bin immer noch dein Teamcaptain!", widersprach Kai laut.

"Heute nicht!", keifte Ray wütend. Er wollte nur raus und Kai musste sich hier so aufspielen.

"Lass mich raus.", motzte er weiter und drängelte sich an Kai vorbei, doch als er die Tür öffnen wollte, schien sie zu klemmen. Doch Ray stellte schon schnell fest, dass Kai sie mit seiner Hand fest hielt und ihn mit seinen roten Augen wütend anfunkelte.

"Ich hab 'nein' gesagt!", zischte er aufgebracht.

"Warum?", rief Ray laut und hob seine Hände auffordernd in die Höhe. "Warum bitte willst du mir auch noch den letzten Spaß verderben?"

"Was?", bellte Kai mit erhobener Stimme. "Wer hat denn bitte wem den Spaß verdorben, hä? Wer bitte konnte nicht einmal mit so einem verdammten Snowboard so einen verdammten Berg auch nur einmal runterfahren, weil er jemand anderes tragen musste?"

Wütend schlug Kai einmal mit der Faust gegen das dicke Holz der Tür.

"Ich will nur verhindern, dass du da draußen mit deinem Fuß stecken bleibst.", brüllte er. "Noch einmal spiel ich nicht Babysitter. Das ist lästig!"

"Schön!", brüllte Ray zurück. "Wenn ich so lästig bin, kann ich ja auch gehen! Außerdem hab ich dir gesagt, dass du Max holen sollst. Der hätte mir gerne geholfen!"

Kai lies von der Tür ab, griff stattdessen zum Griff und öffnete sie.

"Wenn du Max so toll findest.", fauchte er und kam mit seinem Gesicht bedrohlich Nahe an Rays heran, doch dieser hielt Kais kaltem Blick mühelos stand. "Dann kannst du gerne zu ihm gehen! Aber dann brauchst auch nicht mehr zurückzukommen!"

Mit diesen Worten drehte er sich von der offenen Tür fort und setzte sich, mit dem Rücken zu Ray auf das Sofa.

Ray blickte ihm aufgebracht hinterher und stapfte, so laut wie ihm möglich war aus dem Haus und schlug die Tür so geräuschvoll wie seine Kraft es zuließ, zu.
 

Anstatt eines gemütlichen Spaziergangs war es nun mehr eine trotzige unkoordinierte Flucht vor Kai. Gefangen in seinen Gedanken und seiner Wut, stapfte Ray willkürlich durch den dichten Schnee. Er war wütend. Er war verwirrt. Tausende Fragen schwirrten durch seinen Kopf.

Doch die wichtigste für Ray war wohl: Warum hatte Kai ihn wieder so kalt behandelt?

Es tat weh und schon bald war er nicht mehr wütend, sondern traurig. Mit auf den Boden gerichteten Blick setzte er seinen Weg fort und fragte sich immer wieder was Kai hatte, dass er manchmal so... lieb sein konnte und ein anderes Mal war er wieder so kalt und herrisch.

Ray hatte doch nur einen kleinen Spaziergang machen wollen und noch nicht einmal das wollte er ihm gönnen, nein, stattdessen hatte er ihn angeschrieen und ihm gesagt, dass er 'lästig' ist.

Lästig...

Für Ray klang das wie etwas, was man sagt, wenn man eine Krankheit hat.

'Ja, der Schnupfen ist schon lästig.' Oder 'Die Kopfschmerzen sind erträglich, aber die Übelkeit ist lästig.'

War er selbst also, so etwas wie eine Krankheit, ein Parasit, nur dazu da, um Kai zu nerven?

Doch plötzlich musste Ray an etwas viel schlimmeres denken, als das 'lästig'.

Sein Augen füllten sich unweigerlich mit Tränen.

Kai hatte gesagt, er solle nicht mehr zurück kommen. Hatte er das ernst gemeint? Aber wo sollte er hin?

Ray schluckte und versuchte seinen Tränen nicht freien Lauf zu lassen. Suchend schaute er sich um.

Um ihn herum waren nur kahle Bäume, Büsche und ab und zu eine grüne, aber von Schnee bedeckte Tanne. Sonst war es um ihn herum einfach nur weiß und von dem schon dunklen Himmel, fielen noch immer dicke Schneeflocken. Eigentlich war dies das Bild, was er genießen wollte, aber nicht konnte, weil ihn nun andere Probleme plagten. Wo sollte er denn bitte hier hin?

Ein schrecklicher Gedanke schlich sich in Rays Kopf und er blieb ungläubig stehen.

Er schaute sich erneut um und schluckte. Prüfend drehte er sich in jede Richtung, doch überall nur weiß und das dunkle Braun der kahlen Bäume. Kein Weg.

"Nein.", flüsterte Ray und riss geschockt seine Augen auf.

Er hatte nicht darauf geachtet, wo er hin gelaufen war und war vom Weg abgekommen. Schnell suchte er den Boden nach seinen Spuren ab.

Erleichtert atmete er aus, als er deutliche Abdrücke im Schnee entdecken konnte. Hastig folgte er ihnen, doch mit jedem Schritt, den er tat, schmerzte sein Fuß immer mehr und ein eisiger Wind peitschte Ray die eiskalten Schneeflocken ins Gesicht.

Seine Haut brannte wegen der kalten Luft und Ray bemerkte, wie sich die Kälte unter seine Jacke schlich und sich in ihn hinein fraß.

Der Chinese zog sich seinen Schal weiter ins Gesicht und versuchte sich mit der Hand vor dem Wind zu schützen, doch er wurde immer stärker. Ray musste immer mehr Kraft aufwenden, um voran zu kommen. Sein Fuß protestierte jedes Mal heftig und schrie bei jeder Belastung schmerzhaft auf.

Ray biss die Zähne zusammen und blickte vor sich auf den Boden, doch seine Spuren waren verschwunden. Der Wind hatte den zarten Pulverschnee innerhalb von Sekunden aufgewirbelt. Geschockt riss er die Augen auf und blickte sich panisch um, doch egal in welche Richtung er sich drehte, er fand nur umherwirbelnde Schneeflocken und aufgewühlte Schneedecken.

Kalte Angst packte ihn und Panik kroch seinen Rücken empor.

Jetzt hatte er sich definitiv verlaufen. Jetzt hatte er keine Spuren mehr und hatte die Richtung vergessen, in der er seinen ehemaligen Fußabdrücken gefolgt war.

Dann auch noch dieser eisige Wind und der unablässige Schnee, der ihm immer wieder in das nackte Gesicht sauste und die Tatsache, dass es dunkel war brachten Ray nach dem vorigen Gefühlchaos wegen Kai nun völlig zum Verzweifeln. Kraftlos ließ er sich auf den kalten, nassen Schnee fallen. Jetzt half nichts mehr, jetzt konnte er die Tränen nicht mehr verhindern.

Unablässig liefen sie über sein Wange, welche schmerzhaft brannte, wenn der eisige Wind über die feuchte Haut fegte.

Schluchzend vergrub Ray sein Gesicht in seinen Händen. Es war alles so unfair. Kai hasste ihn und wollte ihn nicht mehr sehen, es war kalt und offensichtlich befand er sich in einem Schneesturm, aber vor allem: Er wusste nicht wo er war, wie weit die Hütte oder das nächste Dorf entfernt waren, ja, er wusste noch nicht einmal die Uhrzeit. Wie lange war er schon unterwegs? Eine halbe Stunde? Drei Stunden?

Ray wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr, sein Kopf war leer und doch voller Gedanken. Sein Körper schüttelte sich immer wieder heftig vor Kälte und den Schluchzern, die sich Rays Körper bemächtigt hatten. Ein Weinkrampf hielt den Jungen gefangen und tiefe Angst, gemischt mit Verzweiflung und Wut ließen Ray völlig in Trance immer weiter weinen und schluchzen, immer weiter im Schnee sitzen und von einer kleinen Schneedecke bedecken lassen.

Er wollte ins Warme. Er wollte in die Hütte. Er wollte zu Kai...
 

Seitdem Ray wutentbrannt die Tür zugeschlagen hatte saß Kai noch immer auf der Couch und starrte seit etlichen Minuten, innerlich tobend in den dunklen Kamin. Es war kalt in der Hütte, aber er machte keine Anstalten Feuer anzuzünden, zu sehr war er in seine Gedanken vertieft. Außerdem wusste er, dass die Kälte davon kam, dass Ray nicht mehr da war, dass er allein war.

So hatte das eigentlich nicht laufen sollen, dachte Kai missmutig. Er wollte doch nur nicht, dass Ray raus ging. Erstens, damit er sich nicht verletzte und zweitens, weil Kai ihn bei sich haben wollte, aber er hatte überreagiert.

Fluchend knirschte Kai mit den Zähnen. Warum hatte Ray auch nicht verstanden, was er von ihm gewollt hatte? Warum musste Ray ihn auch noch provozieren und mit Max...

Kai stockte.

Gerade, als Ray Max erwähnt hatte, war er so richtig rasend geworden. Es hatte ihm einen Stich in der Brust versetzt und tat es noch immer, aber Kai hatte Ray nicht gezeigt, dass er ihn verletzt hatte, sondern ihm genau das Gegenteil von dem gesagt, was er gemeint hatte.

Es war doch das allerletzte was er wollte. Dass Ray zu Max ging.

Ob er ihn schon gefunden hatte? Auf dem Rückweg waren sie ihm sicher entgegen gekommen und jetzt erzählte er ihnen wohl wieder, wie gemein der böse Kai doch war.

Kai ballte die Hände zu Fäusten, sein Körper verspannte sich, wenn er nur daran dachte, dass Ray mit Max unterwegs war.

Oh ja, Kai war eifersüchtig und die Feststellung an sich störte ihn weniger, als die Tatsache, dass er es war. Max hatte doch nichts zu bieten. Er hätte Ray nicht so lange getragen, er hätte nicht die Schmerzen auf sich genommen, er war nicht in der Lage gewesen Rays Verletzung zu versorgen, er hätte Ray einfach heute alleine gelassen mit seinem lädierten Fuß, er hätte...

Kai stockte und schaute schuldbewusst zur Seite.

Max hätte Ray nicht angeschrieen.

Doch ehe Kai noch weiter seinen Gedanken nachhängen konnte, wurde er durch ein schrilles Klingeln aufgeschreckt.

Überrascht blickte er sich um, bis sein Blick auf das Telefon fiel, welches am Ansatz der Treppe auf einem kleinen Tisch stand. Nachdenklich stand er auf.

Wer kannte denn von dieser Hütte die Nummer? Dennoch nahm er ab und war bereit seine Wut an demjenigen auszulassen, der ihn anrief, sobald dieser auch nur ein klein bisschen etwas falsches sagte.

"Ja?", brummte er in den Hörer.

"Kai? Hier ist Kenny.", sagte eine leise Stimme.

Kai horchte auf. Sollten sie nicht schon längst auf dem Weg sein? Aber vielleicht hatten sie Ray getroffen und waren zurück in die Stadt gegangen, um ihm jetzt zu sagen, dass er alleine auf der Hütte bleiben sollte.

Kai schwieg einfach und wartete ab.

"Also, ich ruf nur an, weil ich dir sagen wollte, dass wir uns ein Zimmer genommen haben und diese Nacht in der Stadt bleiben." Kennys Stimme verriet nichts, aber seine Aussage war für Kai klar. Sie hatten Ray also getroffen.

"Der Urlaub wird zwar von der BBA gesponsert.", brummte Kai aber mürrisch. "Aber das ist noch lange keine Grund, das Geld aus dem Fenster zu werfen."

Vielleicht bestand ja die Möglichkeit sie noch umzustimmen und mit Ray hier hoch zu kommen, aber Kai wollte dabei auf keinen Fall sein Gefühlschaos zeigen, weshalb er mit dem einzige Argument kam, welches ihm einfiel: Geld.

"Aber Kai, wir können heute nicht zurück.", protestierte Kenny. Seine Stimme hörte sich ängstlich an.

"Warum?", knurrte Kai lauernd.

"Eine Frau aus einem Restaurant hat uns erzählt, dass sie heute einen Schneesturm voraus gesagt haben.", erklärte Kenny sachlich. "Da sollte man besser nicht raus gehen. Kann unter Umständen gefährlich sein."

Kai brummte einmal zustimmend, aber war mit seinen Gedanken bei Ray. Dann würde er wohl heute doch nicht wieder kommen. Genauso wie er es ihm gesagt hatte. Kai schloss einmal gequält die Augen und atmete laut aus. War seine eigene Schuld, dass er jetzt allein war.

Aber wenigstens war Ray bei ihnen. Kai stockte und blickte starr auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand. Eigentlich hatten sie das ja gar nicht gesagt.

"Kai?", riss ihn Kennys Stimme aus den Gedanken. "Sag Ray dann auch, dass er drinnen bleiben soll und bestell ihm einen schönen Gruß."

Kais Gesicht war immer blasser geworden. Er schaute den Hörer prüfend an, um sich zu vergewissern, dass ihm Kenny gerade wirklich per Telefon indirekt gesagt hatte, dass Ray draußen im Dunkeln mit einem verletzten Fuß umherlief und ein Schneesturm jeden Moment über ihn herfallen konnte.

Als Kai sich der Situation richtig bewusst wurde, legte er hastig, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, auf und stand unentschlossen, aber mit panischem Blick mitten im Raum.

Sein Blick fiel zum Fenster. Schneeflocken wurden vom Wind schnell gegen die Scheibe getrieben.

"Verflucht!", schrie Kai und hetzte in sein Zimmer.

Er zog sich warme Kleidung an, schnappte sich eine Taschenlampe und lief hinaus in die Dunkelheit.

Schon bald peitschte der Wind um ihn herum und Schneeflocken versperrten ihn zeitweise völlig die Sicht.

Er leuchtete mit der Taschenlampe, während er durch den Wald lief, doch das Licht kam nicht durch die dicke Wand aus Schneekristallen, die um ihn tobten, hindurch.

"Ray?", rief er aus vollem Halse, so laut er konnte. Dann blieb er stehen und lauschte, doch er hörte nichts, außer das laute Rauschen des Windes.

Mit panischem Blick blickte er sich um und wahllos in eine andere Richtung los zu laufen.

Während er immer wieder vergeblich nach Ray rief, wuchs die Angst, dass ihm etwas passiert sein könnte und sein Gewissen schaltete sich seit langem wieder ein, um ihm immer wieder zuzuflüstern, dass es nur seine Schuld war. Hätte er Ray ruhig erklärt, warum er nicht wollte, dass er raus ging, wäre Ray womöglich bei ihm geblieben oder hätte ihn überredet mit ihm zu gehen.

Beides wäre Kai tausend mal lieber gewesen, als jetzt durch einen Schneesturm zu laufen und sich Sorgen um den Chinesen zu machen.

Kai lief solange bis seine Lungen brannten, bis sein Hals wegen der eiskalten Luft so sehr schmerzte, dass es nicht auszuhalten war, bis seine Beine immer wieder den Halt in der tiefen Schneedecke verloren und er immer wieder stolperte. Erst dann, als sein Körper streikte, machte er ein Pause und ließ sich auf einen umgefallenen Baumstamm fallen.

Schwer atmend ruhte er sich kurz notgedrungen aus.

Dann schrie er einmal wütend auf und warf die Taschenlampe gegen einen naheliegenden Baum. Sie zerbarst mit splitternden Geräuschen und fiel erloschen und in mehreren Stücken in den Schnee.

Jetzt war es um Kai fast völlig dunkel, aber das störte ihn nicht. Seine Sorge machte ihm zu schaffen, denn sie schob Kai immer wieder Bilder in den Kopf, die er sich eigentlich nicht vorstellen wollte.

"RAY!!!!", schrie er so laut wie er konnte, bis sein Hals noch mehr schmerzte und seine Stimme sich überschlug.

Doch erneut erhielt er keine Antwort. Verzweiflung machte sich in dem Russen breit. Wenn Ray etwas passiert war, würde er es sich nicht verzeihen.
 

Ray war mittlerweile aufgestanden, und ein paar Mal im Kreis gegangen, um sich aufzuwärmen. Er fror erbärmlich.

Doch noch immer war er Nahe dem Platz, wo er gesessen hatte, denn noch immer traute er sich nicht, sich für eine Richtung zu entscheiden. Wenn er in die völlig falsche Richtung lief, würde er womöglich noch die ganze Nacht draußen verbringen müssen.

Ray schniefte. Er hatte sich von seinem Heulkrampf erholt, aber es war so kalt, dass seine Nase noch immer lief und seine Augen brannten.

Der Schwarzhaarige wusste, dass er nicht ewig hier bleiben konnte. Fest entschlossen blieb er stehen, drehte sich wahllos in eine Richtung und humpelte drauf los.

Nach wenigen Metern verstärkte sich der Wind und blies ihm so stark entgegen, dass Ray zeitweise gar nicht voran kam.

Doch dann drehte sich der Wind und trieb ihn von hinten an. Ray stapfte dieses Mal mit dem Wind im Rücken weiter, bis er ein Geräusch hörte.

Irritiert blieb er stehen und lauschte, doch der Wind blies ihm so stark um die Ohren, dass er erst einmal gar nichts hörte. Plötzlich aber meinte er, eine Stimme gehört zu haben.

Ray blickte unsicher vor sich auf den Boden. Er zögerte noch damit, zu glauben, dass das ein Mensch war, dass es vielleicht sogar Kai war.

Ein warmes Gefühl breitete sich in Ray aus, wenn er nur daran dachte, dass Kai ihn möglicherweise suchte, dass er gar nicht wollte, dass Ray nicht mehr wieder kam, dass er sich vielleicht sogar Sorgen machte.

Traurig schüttelte Ray den Kopf. Daran glaubte er nicht. Er hoffte es, aber er glaubte er nicht.

Also humpelte er weiter. Der Wind hatte sich wieder gegen ihn gestellt und es war mühsam voran zu kommen, doch Ray lief einfach weiter.

Doch je länger er lief, desto schwieriger wurde das Vorrankommen und desto sicherer wurde Ray sich, dass er diese Gegend noch nie gesehen hatte.

Willkürlich drehte er sich fast wieder ganz um und humpelte zurück. Mit Rückenwind war das Laufen nicht so schwer, aber das war selten, denn der Wind hatte sich sowieso gegen ihn gestellt, genau wie der Rest der Welt. Zumindest war Ray davon überzeugt.

Müde ließ Ray sich auf einem Baumstumpf nieder und versuchte seinen Schal und seine Mütze möglichst so zu richten, dass sie ihn vor der eisigen Kälte schützten, aber es war schier unmöglich.

Seufzend schaute er vor sich auf den Boden, auf dem unablässig Schneeflocken grob umhergeschubst wurden. Er war verzweifelt und hatte Angst zu erfrieren. Wenn er nun müde wurde und einschlief...

Ray schüttelte den Kopf und versuchte sich abzulenken. Seine Gedanken wanderten zu Kai. Warum bloß hatten sie sich gestritten? Warum hatte er nicht einfach kurz spazieren gehen können, um jetzt schon längst wieder mit Kai und den anderen in der Hütte vor dem Kamin zu sitzen und etwas zu Essen.

Ray fühlte sich so unendlich allein. Er wollte Kai.

Er schluckte und ihm stieg die Hitze in den Kopf. Er wollte zu Kai. Zu Kai. Mehr nicht. Damit er nicht alleine war. Mehr nicht.

Ray nickte entschieden, doch schüttelte daraufhin auch schon wieder den Kopf. Es war nicht die ganze Wahrheit, da steckte mehr dahinter, aber er hatte keine Zeit mehr sich weiter Gedanken zu machen, denn plötzlich erhaschten seine Ohren eine kleines Geräusch, dass aber eindeutig den forschen Ton des Windes übertönte.

Er hörte seinen Namen.

Ray sprang auf und blickte sich suchend und freudig überrascht um. Das Geräusch war weg, aber er hatte eindeutig seinen Namen gehört. Er hoffte, dass es Kai war, der ihn suchte.

"Kai!", schrie Ray so laut er konnte. "Ich bin hier!"

Er lauschte, aber er bekam keine Antwort.

"Kai!", schrie er abermals. Seine Stimme war verzweifelt und Tränen rannen seine Wangen herunter. Er hatte jemanden gehört, aber er wusste noch nicht einmal aus welcher Richtung. Und jetzt bekam er keine Antwort.

"Kai.", schluchzte er leise.

Bei seinem Glück würde Kai in die falsche Richtung gehen, um weiter nach ihm zu suchen, wenn es überhaupt Kai war; wenn es überhaupt jemand gab, der ihn suchte und er es sich nicht nur aus Verzweiflung eingebildet hatte.

Ray hatte plötzlich den Drang sich einfach in den Schnee zu legen und einzuschlafen. Vielleicht würde er aufwachen und feststellen, dass alles nur ein schlechter Traum war.

Doch dann hörte er abermals jemanden rufen. Diesmal ganz deutlich. Ray. Er hatte seinen Namen gehört.

Erleichtert rief er so laut er konnte.

"KAI!!"

"Ray!", rief jemand zurück, sehr deutlich und viel lauter.

Ray wagte es nicht sich zu bewegen, da er die Stimme noch immer nicht orten konnte, also blieb er starr stehen und rief unter Tränen zurück.

Die Stimme kam immer näher und Ray identifizierte sie schließlich zweifellos als die von Kai. Tränen rannen über seine Wangen vor Erleichterung und Freude darüber, dass Kai wirklich nach ihm gesucht hatte, was bedeutete, dass es die geringe Chance gab, dass er ihm doch etwas bedeutete und was bedeutete, dass Ray wieder ins Warme kommen würde und wieder zu Kai.

Endlich nach etlichen qualvollen Minuten, sah er Kai zwischen aufgewühltem Schnee hindurch laufen.

Erleichtert lief er auf ihn zu und klammerte sich weinend an den Russen.

"Kai, ich...", fing er an, doch wurde dadurch unterbrochen, dass Kai ihn grob von sich stieß.

Unsanft landete Ray im Schnee und blickte ihn aus tränenverhangenen Augen verwirrt und ängstlich an.

Kai blickte verächtlich zu ihm herab und zischte nur abfällig: "Du bist dumm, Ray."

"Was?", piepste Ray. Weitere Tränen quollen aus seinen Augen. Es tat so weh, wie Kai ihn wieder behandelte.

Doch Kai schwieg und packte Ray unwirsch am Handgelenk, zog ihn hoch und begann ihn hinter sich her zu ziehen. Zielsicher bahnte er sich seinen Weg durch die Bäume, die in dem Sturm eingeschlossen waren. Ray stolperte, tief verletzt und mit wirren Gedanken hinter ihm her.

Plötzlich blieb er hängen und stürzte. Sein Handgelenk glitt aus Kais Griff und er fiel in den Schnee.

Doch der Russe drehte sich nicht um, sondern setzte seinen Weg unbeirrt fort.

"Kai.", jammerte Ray verzweifelt und rappelte sich aber sofort auf, um Kai mit einigen Schritten Abstand zu folgen.

Doch eine Frage quälte ihn. Plötzlich brach sie aus ihm heraus brach.

"Warum bin ich dumm?"

Er hörte wie der Russen einen verächtlichen Laut von sich gab und dann zischte:

"Ganz einfach. Du bist dumm, weil du raus gehst, obwohl ich es dir verboten habe und du bist noch viel dümmer, weil du dich verlaufen hast."

"Ich hab mich gar nicht verlaufen!", log Ray trotzig. Er hatte sich so gefreut Kai zu sehen und jetzt...

"Wenn du dir das einreden möchtest, bitte!" knurrte Kai trocken. "Mir jedenfalls kannst du nichts vormachen!"

"Ich...", begann Ray, doch wurde abermals von Kai unterbrochen.

"Sei still.", befahl er laut gegen den Wind.

Ray schwieg also und humpelte, gegen den Wind ankämpfend und mit stummen Tränen, hinter dem Russen her.
 

Nach schier endlosen Bäumen, Büschen und Schnee, kamen sie an der Hütte an.

Sie traten ein und Kai drehte sich sofort zu Ray um und funkelte ihn noch immer erbost an.

"Du.", begann er gebieterisch, ohne Rays Tränen zu beachten. "Gehst jetzt sofort in dein Zimmer und schläfst. Du bist total unterkühlt, also nimm ein paar extra Decken!"

Dann drehte er sich um und ging in die Küche.

Ray entschied sich nicht zu widersprechen und trottete, wie ihm befohlen in sein Zimmer. Er zog seine Jacke aus, hängte sie auf und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers die Tränen von den Wangen, aber es nützte nichts, denn es folgten immer mehr.

Dieses mal war Kai richtig sauer. Er hatte sich kein bisschen gefreut, ihn zu sehen und er war auch kein bisschen erleichtert gewesen, dass es ihm gut ging. Es hatte mehr so gewirkt, als ob er gezwungen wurde, ihn zu suchen.

Ob die anderen...?

Erst da fiel Ray ein, dass die Max, Tyson und Kenny gar nicht in der Hütte waren. Wenn Kai sich schon nicht freute, dass er wieder da war, sie wären bestimmt auf ihn zu gestürmt und hätten ihn begrüßt.

Langsam schlich sich Ray zur Tür und lugte in den Flur hinaus. Als er Kai nicht entdecken konnte, tapste er humpelnd zu der Tür, die rechts von seiner lag und klopfte leise an. Es war Max' Zimmer.

Doch er bekam keine Antwort.

Er klopfte noch einmal. Erneut Stille.

Langsam drückte er die Klinke herunter und spähte in das Zimmer, doch es war leer. Das Bett war ordentlich gemacht und das Licht ausgeschaltet.

Ray wunderte sich.

"Die sind noch in der Stadt.", ertönte Kais dunkle Stimme hinter ihm.

Erschrocken fuhr Ray herum und lächelte verlegen, aber Kai funkelte ihn zornig an.

"Die waren so schlau und haben sich wegen dem Schneesturm ein Zimmer gemietet und kommen erst morgen.", fuhr er vorwurfsvoll fort.

"Ach so.", antwortete Ray geknickt, schloss die Tür und ging zurück in sein Zimmer.

Er wollte sich nicht schon wieder mit Kai streiten.

Dort zog er sich etwas Warmes an, indem er aber auch schlafen konnte und legte sich ins Bett. Doch schon schnell merkte er, dass er nicht einschlafen konnte, denn ihm war kalt. Er zitterte am ganzen Körper.

Um sich abzulenken ging er in Gedanken noch einmal den ganzen Tag durch. Er hatte schon schlecht begonnen und noch schlimmer würde er wohl enden.

Doch Ray weinte nicht, obwohl ihm schon wieder sehr danach war, denn wie Kai ihn behandelte war mehr als verletzend und dass er ihn von sich gestoßen hatte, war mehr als nur kränkend gewesen, es war demütigend und Ray hatte sich danach so erbärmlich gefühlt und fühlte es sich auch noch jetzt, wenn er an den Moment zurück dachte. In ihm zog sich alles schmerzlich zusammen und er schüttelte die schlechten Gedanken schnell ab und versuchte einzuschlafen, aber es ging nicht.

Irgendwann hörte er Kais Tür auf und zu gehen. Automatisch rollte er sich zusammen und kuschelte sich Schutz suchend in seine Bettdecke.
 

Kai hatte sich in seinem Zimmer auch in sein Bett gelegt, doch er war unruhig.

Als er im Wald nach Ray gesucht hatte, hatte er so große Angst gehabt wie noch nie und er war so erleichtert, als er ihn endlich gefunden hatte. Zwar verstört, aber unverletzt.

Dass er so wütend reagiert hatte, tat ihm nun Leid, wenn er an Rays tränenüberströmtes hilfesuchendes Gesicht dachte, aber egal wie erleichtert er gewesen war, er war noch viel aufgebrachter gewesen, denn schließlich war das eingetreten, was er von Anfang befürchtet hatte: Ray hatte ihm mal wieder Sorgen bereitet, aber so große, dass es richtig geschmerzt hatte, dass es ihm die Luft abgeschnürt hatte.

Er konnte nicht anders, als Ray spüren zu lassen, dass er enttäuscht war. Er sah keinen Grund darin, seine Gefühle in der Hinsicht zu verstecken.

Aber jetzt wollte er am Liebsten zu Ray gehen und die Umarmung nachholen, ihm zeigen, dass er froh war, dass ihm nichts passiert ist, aber er konnte nicht.

Deshalb wälzte er sich weiter in seinem Bett herum, aber konnte nicht einschlafen.

Irgendwann in der Nacht, hörte er wie Rays Tür aufging und leise, aber humpelnde Schritte die Treppe hinunter tapsten.

Er zögerte ein paar Minuten, folgte ihm aber dann.
 

Ray stand in der Küche und wühlte im Schrank nach etwas zu Essen, dass er sich schnell machen konnte. Er hatte großen Hunger.

Er fand einen Müsliriegel, betrachtete ihn skeptisch, zuckte dann mit den Schultern und schloss die Schranktür. Dann nahm er sich noch ein Glas und goss sich etwas Orangensaft ein.

Mit diesem kleinen nächtlichen Snack setzte er sich an den Küchentisch und blickte aus dem Fenster. Der Wind war abgeklungen und es hatte auch aufgehört zu schneien.

Ray trank einen Schluck seines Saftes.

"Mach das nie wieder.", sagte Kai hinter ihm.

Der Schwarzhaarige verschluckte sich vor Schreck und hustete ein paar mal, während er sich auf die Brust klopfte. Als er wieder atmen konnte, klopfte sein Herz schneller, aber sein Magen zog sich unangenehm zusammen.

Langsam drehte er sich um und sah Kai im Türrahmen angelehnt stehen. Seine Arme hatte er verschränkt, aber er blickte ihn nicht mehr wütend an, sondern einfach nur ernst und auch, zu Rays Verwunderung, eine wenig besorgt.

"Was?", fragte Ray mit rauer Stimme vorsichtshalber noch einmal nach.

"Das weißt du ganz genau.", erwiderte Kai, aber er schaffte es nicht mehr böse zu klingen, noch nicht einmal mehr, es zu sein.

"Tut mir Leid. Ich...", wollte sich Ray leise entschuldigen, aber Kai unterbrach ihn.

"Schon gut."

Ray blickte traurig in Kais rote Augen. Dieser drehte sich aber daraufhin um.

Während er ins Wohnzimmer ging, murmelte er etwas brummig vor sich hin, aber Ray hatte es verstanden.

"Ich hatte verdammten Schiss um dich.", hatte er gesagt.

Ray wusste nicht, ob er sich freuen oder schuldig fühlen sollte. Es lief auf eine Mischung aus beidem heraus.

Ray schlang seinen Riegel herunter und trank den Rest des Saftes in einem Zug, nur um danach schnell aufzuspringen und Kai hinterher zulaufen. Er wusste nicht, warum er es tat, aber womöglich, weil Kai wieder einigermaßen gute Laune hatte und Ray diese einfach nutzen wollte.

Als er am Treppenansatz ankam, stand Kai vor seinem Zimmer, mit verschränkten Armen, an der Wand gelehnt und starrte Ray einfach nur an, mit diesem Blick, der ihm wieder ein Schauer durch den Körper jagte.

Ray errötete und wich Kais Blick aus.

"Danke.", murmelte er dann betreten. "Danke, mal wieder dafür, dass du mir geholfen hast."

Dann knirschte er mit den Zähnen und fügte traurig hinzu: "Auch wenn es lästig war."

"Ray.", sagte Kai ruhig und vollen ernstes. "Red nicht so einen Mist. Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe."

"Woher, bitte?", fragte Ray mit brüchiger Stimme und biss sich auf die Unterlippe, als erneut Tränen in seine Augen schossen.

Als Kai diesen Blick sah, erkannte er zum ersten Mal, dass er Ray damit verletzte, wirklich verletzte. Er zwang sich seinen verdammten Stolz herunter zu schlucken.

"Ich war wütend.", begann er zähneknirschend. "Da sagt man Dinge, die man nicht so meint. Ich hab mir halt Sorgen gemacht."

Kai wendete seinen Blick ab, ihm war das unangenehm. Diese Gefühlsduseleien und Entschuldigungen waren ihm fremd und eigentlich auch sehr zuwider.

Ray hatte Kai nur ungläubig angesehen und von ganz tief unten kroch ein Drang ich ihm hoch. Langsam und mit klopfendem Herzen ging Ray immer weiter auf Kai zu.

Dieser betrachtete Ray mit gerunzelter Stirn und wartete einfach ab, was dieser vorhatte.

Bei ihm angekommen, schob Ray seine Hände zwischen Kais Arme und seiner Brust und zog Kai in eine dankbare Umarmung.

Kai stockte erst, merkte aber wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Ihm wurde heiß, als er Rays Körper so dicht an seinem spürte, wie er merkte, dass er sich immer wieder auffordernd gegen ihn lehnte und seine Arme fester um ihn schlang.

Zögerlich hob Kai daraufhin seine Hände und drückte Ray dann auch an sich. Er spürte wie er seinen Kopf in seiner Halsbeuge platzierte, konnte seinen Atem über seine Haut streichen fühlen. Ein angenehm schmerzhaftes Kribbeln breitete sich aufgeregt von dieser Stelle in seinem ganzen Körper aus.

Ray drückte sich, nachdem er gemerkt hatte, dass Kai seine Umarmung erwiderte, noch mehr an den Russen. Er war so froh, dass Kai ihn nicht wieder zurück gewiesen hatte.

Sein Herz schlug so schnell, dass er Angst hatte, Kai würde es bemerken, aber diese Ängste verdrängte er und genoss einfach nur die Umarmung, die Wärme und der Duft, die von Kai ausgingen.

Plötzlich spürte er, wie Kais Hände seinen Rücken auf und ab wanderten und ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in seinem Magen breit.

Sanft aber bestimmt, wurde er gedreht und gegen die Wand hinter sich geschoben. Kais Körper presste sich an seinen und er nahm seine Hände von Rays Rücken, um sie bei ihm auf die Hüften zu legen.

Rays Herz hämmerte noch schneller, ihm wurde heiß und als er zu Kai aufblickte, wurde er fast wahnsinnig, als dieser ihn mit halb geschlossene Augen und diesem Blick anschaute.

Langsam kam er Rays Gesicht immer näher.

Dieser wurde nervös.

"Kai, ich...", flüsterte er, aber Kai legte ihm einen Finger auf den Mund.

"Shh.", hauchte er. "Nicht reden."

Ehe sich Ray versah, spürte er Kais warme Lippen auf seinen. Seine Augenlider flackerten vor Aufregung und genüsslich schloss er die Augen um den Kuss zaghaft zu erwidern.

Er lehnte sich weiter gegen Kai und merkte wie dieser ihn noch weiter an die kalte, harte Wand hinter sich drückte.

Vorsichtig tastete Kais Zunge sich zu seiner vor. Doch schon bald konnten beide ihrem Verlangen nicht mehr widerstehen. Sie wollten mehr von dem anderen.

Kai drängte sich noch mehr an Ray, der seine Hände in den Pullover des Russen gekrallt hatte und leise in den Kuss hinein stöhnte.

Kais warmer Körper, der Kuss und die Wand, die ihm jede Flucht unmöglich machte, brachten Ray fast um den Verstand. Seine Blut rauschte kochendheiß durch seinen Körper, er war wie in Trance, sein Beine zitterten.

Kais Kuss wurde fordernder, wilder und seine Hände begannen unter Rays Shirt zu fahren. Als dieser die rauen, warmen Hände auf seiner Haut spürte, war es zuviel. Seine Beine gaben nach und er sackte zusammen.

Kai packte ihn im letzten Moment und half ihm sich hinzusetzen. Doch dann richtetet der Russe sich auf und schaute auf den erröteten und schneller atmenden Chinesen herab.

"Du solltest schlafen gehen.", stellte er emotionslos, aber mit heiserer Stimme fest. "Du bist erschöpft."

Mit diesen Worten verschwand er in seinem Zimmer und ließ einen sehr verwirrten Ray zurück.
 

tbc
 

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so, das wars mal wieder

schreibt mir, obs euch gefallen hat^^
 

wenn ihr irgendwelche wünsche oder kritik habt, dann nur her damit ^__^
 

naja, Ray ist en bissl heulsuserisch (o.O) geworden, aber wer würde in der Situation nicht weinen?!
 

Im nächsten Kapitel gibt es dann meine Lieblingsszene *ggg*

ach so, es sind jetzt noch definitiv zwei Kapitel geplant und ich versuch sie wieder so lang wie das zweite zu machen, aber keine Sorge, werd mich beeilen ^___~
 


 

bye

Astin

=:O)

Eifersucht

Hi Leute,

erst einmal vielen dank für die kommis!

ich bin, ungelogen, fast am heulen, wenn ich sehe, dass jemand meine geschichte mag T.T Danke...

deshalb tut es mir noch viel mehr leid, dass es doch ein wenig länger gedauert hat

eigentlich sollte das Kapitel auch viel länger sein, aber weil ich weiß, dass ich die nächsten Tage (auch wenn Wochenende ist) nicht zum Schreiben kommen werde, wollte ich euch wenigstens ein neues Kapitel geben, auch wenn es nicht so lang ist, wie geplant.

Vielleicht ist es sowieso besser, wenn ich das Ende dieses Teils in ein extra Kapitel schreibe...
 

Naja, ich wünsche euch trotzdem viel Spaß mit dem Pitelchen, auch, wenn das Ende anders aussieht, als vorgesehen ^^

meine Lieblingszene ist übrigens ziemlich am Anfang, aber lest selbst *eg*
 

Ich werde versuchen, nächste Woche ein wenig schneller mit den Kapiteln zu sein, hängt von der Schule ab -_-°
 

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Kapitel 5: Eifersucht
 

In seinem Zimmer angekommen, lies Kai sich rücklings auf sein Bett fallen. Seufzend fuhr er sich mit zittrigen Hand über sein Gesicht.

Sein Herz schlug noch immer wie wild und ihm war schrecklich heiß. Ein taubes Kribbeln ging stetig durch seinen Körper und seine Lippen pochten fast unmerklich.

Doch Kai registrierte dies alles nicht. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, das eben passierte zu verarbeiten.

Er hatte Ray geküsst und er wusste noch nicht einmal genau wieso. Er erinnerte sich nur noch an Rays warmen Körper, der sich an ihn geschmiegt hatte, an dieses wohlige Gefühl, dass sich in ihm ausgebreitet hatte und an dieses Verlangen nach ihm.

Als nächstes wusste er nur noch, dass er Ray geküsst, dass er es erwidert und dass es sich so gut wie noch nichts, was Kai jemals zuvor empfunden hat angefühlt hatte.

Aber woher kam dieses Verlangen in ihm, dass ihn für kurze Zeit alles hatte vergessen, sich nur noch auf Ray hatte konzentrieren lassen und dass jetzt noch immer in ihm brodelte.

Kai musste sich stark zurück halten, um nicht einfach aufzuspringen und seine Begierde zu stillen. Der Gedanke, dass Ray nur einige Schritte von ihm entfernt war, machte ihn fast wahnsinnig. Jetzt, nachdem er ihn ?gekostet? hatte, wollte er mehr. Es war, als ob er süchtig war und er wollte seiner Sucht unbedingt nachgehen, aber er konnte nicht.

Vorher wollte er endlich die Gründe wissen.

Diese Blicke, dieses Knistern zwischen ihnen in der Luft, sein Verlust an Selbstkontrolle und nun dieser Kuss.

Kai konnte sich das alles nicht erklären, war es doch etwas , was er vorher noch nicht einmal ansatzweise erlebt hatte. Eine völlig neue Situation, die aber unbedingt eine Erklärung bedurfte.

Der Russe war sich sicher, dass die Lösung simpel und greifbar war, doch er war noch immer zu aufgewühlt, als dass seine Gedanken eine logische Begründung fanden.

Plötzlich kam Kai, merkwürdigerweise recht spät, eine ganz anderer Einfall: Er hatte einen Jungen geküsst.

Er brummte nachdenklich und musste überrascht feststellen, dass ihm diese Tatsache rein gar nicht ausmachte. Er hatte auch schon einige Mädchen geküsst, aber nie hatte es sich so intensiv, so richtig angefühlt wie bei Ray. Da sollte es ihn nicht stören, wenn Ray ein Junge war. Etwas, was solche überwältigend Empfindungen in ihm hervor brachte, konnte nicht falsch sein und er wollte sich deshalb damit nicht länger beschäftigen.

Blitzartig setzte sich Kai auf und starrte vor sich auf die kahle hellbeige Wand. Er runzelte die Stirn, denn er hatte das Gefühl, dass er eben eine Feststellung gewonnen hatte, die ihn zu der Lösung bringen konnte. Nur hatte er sie übergangen und nicht erkannt.

Doch dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Ganz langsam drehte er seinen Kopf in Richtung Tür, schien durch die Wand auf Rays Zimmer zu starren.

Ja, es konnte nichts anderes sein. Jetzt wusste Kai, warum er Ray immerzu beobachtet hatte, warum er sich um ihn gesorgt hatte, warum er dieses Verlangen gespürt hatte, aber vor Allem, warum sich der Kuss um soviel besser, prickelnder und durchdringender angefühlt hatte.

Die Lösung war ganz einfach: Er war verliebt.

Kai konnte es selbst kaum fassen, dass er es war. Er hätte nicht gedacht, dass er jemals überhaupt in der Lage dazu sein würde, etwas so großes und gefühlintensives wie Liebe zu empfinden.

Aber Ray hatte ihn dazu gebracht. Er hatte ihm gezeigt, dass er durchaus dazu fähig war zu lieben. Doch sollte er jetzt noch immer einfach abwarten und sehen was passierte oder lieber alles selbst in die Hand nehmen? Und wie stand es überhaupt um Rays Gefühle?

Er hatte den Kuss erwidert...

Doch Kai überzeugte dies nicht. Seufzend vergrub er sein Gesicht in seinen Händen.

Er würde es wohl rausfinden müssen. Auf keinen Fall wollte er, nachdem er das erste mal verliebt war, sich selbst lange im Dunkeln stehen lassen. Es war immerhin auch das erste Mal, dass solche überwältigenden Gefühle verspürte und vor Allem, gegen die er keine Abneigung hatte.

Kai nahm sich fest vor herauszufinden, ob Ray das selbe für ihn empfand, denn wie großartig würde er sich erst fühlen, wenn er sicher sein konnte, Ray nur für sich zu haben.

Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er wollte sich erst ein wenig ausruhen. Unruhig legte er sich ins Bett und versuchte einzuschlafen. Es dauerte lange bis er endlich in den Schlaf glitt.

Er träumte von dem Kuss.
 

Ray seinerseits hatte lange im Flur gesessen. Sein Körper war müde und Kai hatte Recht gehabt, dass er erschöpft war, aber das war nicht der Grund, warum er nicht aufgestanden war. Sein Körper fühlte sich irgendwie taub an und ein Kribbeln, als ob alle seine Gliedmaßen eingeschlafen waren, breitete sich immer wieder in Schüben in ihm aus.

Benommen fasste er sich an die Lippen.

Kai hatte ihn geküsst.

Und er hatte es erwidert, ganz unbewusst, ganz ohne zu überlegen.

Er fing an zu zittern, doch er wusste nicht, ob der Kälte oder der Aufregung wegen. Doch was er wusste, war, dass Kai ihm jetzt schon fehlte, dass er sich nach ihm sehnte.

Nach seinem Körper. Nach seiner Wärme. Nach seinem Geruch.

Einfach nach ihm.

Langsam rappelte Ray sich auf, blickte noch einmal unentschlossen auf Kais Tür, verschwand aber dann in seiner.

Er legte sich in sein Bett und wünschte sich fast sofort, dass Kai neben ihm liegen würde.

Ray schoss plötzlich die Röte ins Gesicht. Wie sollte er sich bloß ihm gegenüber verhalten, wenn er ihn das nächste Mal sah. Von sich aus, würde er die Zärtlichkeiten in der Form eines Kusses nicht einfordern, obwohl er am liebsten hätte, dass Kai ihn noch einmal küsste, ihn noch einmal so berührte.

Doch unerwartet plagten ihn Zweifel.

Was, wenn Kai vorhin einfach nur lüstern gewesen ist, er gerade nur kein Mädchen gehabt und Ray somit nur als Ersatz gedient hatte. Dieser Gedanke war einfach nur furchtbar für den Chinesen.

Doch nicht nur Kais Motiv für den Kuss ließen ihn zweifeln, sondern auch, dass er soeben einen Jungen geküsst hatte. Seltsamerweise aber, musste Ray sich eingestehen, dass er es nicht im entferntesten als eklig oder falsch empfunden hatte. Ganz im Gegenteil. Er hatte es sogar genossen.

Ray schüttelte resigniert den Kopf, denn nichtsdestotrotz war Kai doch ein Junge und er auch. Es war so unnormal und doch wollte Ray mehr.

Dies stürzte den Schwarzhaarigen in eine mehr oder weniger große Krise. Geplagt durch Zweifel und hin und her gerissen zwischen Verlangen und Moral, wälzte er sich noch lange in seinem Bett, ehe er in einen friedlosen Schlaf fiel, aus dem er schon früh morgens wieder erwachte.

Er versuchte wieder einzuschlafen, aber er zitterte am ganzen Körper. Egal wie sehr er sich zusammenrollte und egal wie eng er die Decke um sich schlang, die Kälte drang immer wieder zu ihm vor.

Mürrisch erhob er sich und humpelte bibbernd und die Arme um sich schlingend, hinunter ins Wohnzimmer. Skeptisch schaute er sich den dunklen Kamin an. Er hatte doch noch nie so ein Ding anmachen müssen, folglich hatte er auch keinen blassen Schimmer, wie das ging.

Seufzend setzte er sich auf den, nicht minder kalten Holzfußboden, lehnte sich an die Couch in seinem Rücken und wollte logisch an die Sache heran gehen, aber seine Gedanken schweiften ab. Zu Kai.

Zu dem Kuss.

Ray erschauderte.

Er zwang sich Kai vorerst aus seinen Gedanken zu verbannen und versuchte über das Feuermachen nachzudenken.

Ok, dachte er, ganz logisch. Dass es nicht so einfach sein würde und er einfach nur ein Streichholz hinein werfen musste, war ihm klar. Aber wie ging es dann?

In Gedanken starrte er in die schwarze Öffnung, doch plötzlich wurde er durch ein Geräusch aufgeschreckt. Ein Schauer lief durch seinen Körper und er fing unweigerlich an zu zittern. Doch zweifellos dieses Mal nicht wegen der Kälte, sondern wegen den Schritten, die er auf der Treppe gehört hatte, die sich ihm stetig näherten und die unmissverständlich von Kai stammten.

Ray schluckte hart und seine Kehle war plötzlich furchtbar trocken. Sofort fiel ihm der Kuss ein und er wurde erneut puderrot.

In Gedanken betete er, dass Kai sich nur in der Küche etwas zu essen holte, denn er wusste im Moment noch nicht, wie er mit ihm umgehen sollte.

Doch der Russe tat ihm diesen Gefallen nicht, sondern stellte sich neben Ray.

"Was machst du da?", hörte dieser ihn mit dunkler, brummiger Stimme fragen.

"Ich will Feuer machen.", krächzte Ray nervös und vermied Kai anzusehen.

Dieser ließ sich neben ihm nieder. Ray merkte wie er ihn von der Seite anschaute und zitterte immer mehr. Nervös, versuchte er seine Hände ruhig zu halten.

"Da machst du aber etwas falsch.", brummte Kai. "Vom Anstarren entfachst du kein Feuer."

Er machte eine kurze Pause und ergänzte, betont gleichgültig: "Nicht da drin."

Ray errötete angesichts dieses doppeldeutigen Kommentars nur noch mehr, doch zwang sich zu einer Antwort.

"Ich weiß nicht wie man so einen Kamin anmacht.", erklärte er wahrheitsgemäß, aber mit zittriger Stimme.

"Soll ich dir es erklären?", fragte Kai daraufhin mit einem seltsamen Unterton in seiner Stimme.

Ray blickte ihn skeptisch an, doch als er seinen anrüchigen Blick sah, wendete er sich nervös wieder ab.

Doch der Russe quittierte dies nur mit einem Grinsen und rückte etwas näher an Ray heran.

Dieser erschrak zutiefst, als er eine warme Zunge an seinem Ohr spüren konnte. Ihm wurde heiß und sein Ohr fing nervös an zu prickeln.

"Kai, was...?", flüsterte er, doch unterbrach sich selbst, als ihm ein genüsslicher Seufzer entwich.

"Ich erkläre dir nun, wie man Feuer macht.", hauchte Kai. Sein heißer Atem strich hauzart über Rays Haut. Er schloss die Augen und atmete einmal tief durch, sein Herz pochte so heftig, dass er dachte, es müsse zerspringen.

Kai fing leise an zu reden.

"Zuerst.", flüsterte er in Rays Ohr. "Musst du ein wenig Zeitungspapier anzünden."

Der Chinese spürte wie Kai noch ein wenig näher zu ihm rückte und begann, langsam seinen Hals herunter zu küssen. Rays Augen flackerten vor Aufregung, als Kai an seiner Halsbeuge stoppte und kurz über seine Haut blies.

Gänsehaut huschte über seine Körper.

"Das brennende Papier.", hauchte Kai, "Musst du auf eine geeignete Stelle auf die Holzscheite legen." Mit diesen Worten begann er an einem Punkt an Rays Hals zu saugen.

Ray merkte wie seine untere Körperhälfte zu kribbeln begann und ihm die Hitze dorthin stieg.

Während Kai sich weiter mit seinem Hals beschäftigte, saugte und immer wieder mal zart zubiss, lehnte er sich über Ray und stützte sich mit seiner rechten Hand neben ihm ab.

Dann hob er seinen Kopf und blickte Ray intensiv mit seinem rubinroten Augen an. Sie waren voller Glanz und Begierde.

Der Chinese blickte einfach nur zurück, doch er zitterte vor Aufregung. Kai grinste daraufhin leicht.

"Dann nimmt man noch mehr Papier.", erklärte er mit sinnlicher Stimme und begann nun sich an der anderen Seite von Rays Hals hinab zu küssen. Zwischen einzelnen Küssen murmelte er langsam: "Und das.... Legt man dann.... Auch auf die.... Holzscheite."

Auch auf dieser Seite saugte er sich an einer Stelle fest und Ray lehnte seinen Kopf unbewusst ein wenig zur Seite, um es Kai leichter zu machen. Seine Sinne waren völlig vernebelt und dennoch spürte er die Berührungen so intensiv, dass die Stellen fast schmerzhaft kribbelten.

Sein Herz hämmerte noch immer schnell und laut und ihm wurde schrecklich heiß.

Kai hörte auf zu saugen und strich noch einmal kurz mit seiner Zunge über die auserwählte Stelle.

Langsam küsste er sich wieder zu Rays Gesicht hoch. Gab ihm zwei hauchfeine Küsse auf die Wange und schließlich einen in den Mundwinkel.

"Wenn die Holzscheite noch immer nicht brennen.", raunte er mit heiserer Stimme und blickte wieder zu Ray auf. "Dann muss man die Scheite anders anordnen."

Er kam mit seinem Gesicht ganz nah an das des Chinesen. Ray konnte seinen Atem, der schneller als gewöhnlich ging, über seine Haut streichen fühlen. Er wollte, dass Kai ihn küsste. Sofort.

Doch Kai verharrte mit seinem Gesicht und lächelte verführerisch. Dann schob er langsam seine linke Hand unter Rays Shirt. Dieser schloss genüsslich die Augen und seufzte leise auf.

Kais Hand suchte sich ihren Weg zu Rays Oberkörper. Strich immer an ihm auf und ab und beobachtete Rays Reaktion.

Plötzlich aber schlug Ray die Augen auf und blickte Kai zögerlich an. Der Russe stockte und seine Hand verharrte auf Rays Taille.

Unerwartet schnellte Rays Kopf nach vorne und er fing an Kai gierig zu küssen. Er konnte nicht mehr anders, er wollte nicht weiter warten und er hatte sich nicht gegen seine Gier wehren können.

Kai war erst zu überrumpelt, um zu reagieren, doch schon bald erwiderte er den feurigen Kuss. Mit sanfter Gewalt, drückte er Ray auf den Boden und legte sich über ihn. Seine Hände glitten stürmisch unter sein Shirt und schoben es nach oben.

Ray stöhnte in den Kuss hinein, als Kais Oberschenkel sich gegen seinen Schritt drückte.

Seine Hände schoben sich begierig nun ebenfalls unter das Shirt des Russen, über seinen Oberkörper, seinen Rücken.

Hastig zerrte er Kais Oberteil nach oben, stöhnte erneut in den berauschenden Kuss hinein, als er Kais nackte Haut, an seiner spürte. Sein Verlangen wuchs und er schlang seine Arme um den Rücken des Russen, drückte seinen erhitzten Körper noch fester an seinen.

Kai löste sich von Ray und blickte ihn lange an. Sein Atem ging stoßweise, seine Augen flackernden und blickten gierig aus seinem gerötetem Gesicht hervor. Ray wurde bei diesem Anblick fast wahnsinnig, doch das innere Brennen bezeugte ihm, dass er mehr wollte. Und er erhitzte sich innerlich wie äußerlich noch mehr, als der Russe sich wieder voll innerer Besessenheit auf ihn stürzte, ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte und mit seinen Händen an Rays Seiten auf und ab huschte, während er seine Hüfte stöhnend gegen die des Chinesen presste.

Dieser krallte sich in Kais Schultern und drängte sich ihm entgegen.

Dann ging die Tür schwung- und geräuschvoll auf.

"Wir sind wieder da.", ertönte Tysons Stimme.

Hastig fuhren Ray und Kai auseinander und starrten sich entgeistert an.

Ray rückte eilig von Kai weg, strich sich seine Haare aus Reflex ein wenig glatt und zog sein Shirt wieder runter.

"Kai? Ray?", rief Tyson. "Wo seit ihr?"

Ray blickte noch einmal schüchtern zu Kai, der mit zornig funkelnden Augen auf den Boden starrte, wütend sein Shirt über seinen Bauch schob und mehrmals tief durchatmete. Offensichtlich, um sich zu beruhigen.

Ray musste lächeln und fragte sich, ob Kai sich eigentlich darüber bewusst war, wie attraktiv er war, vor Allem jetzt, wo seine Wangen gerötet waren und seine Haare wirr von seinem Kopf abstanden.

Ray riss sich schnell selbst aus den Gedanken, zog den Kragen seines Shirts noch ein wenig nach oben, weil er nicht wusste, ob Kai ihm zwei Knutschflecke verpasst hatte, kniete sich hin und streckte seinen Kopf über die Lehne der Couch hinweg.

"Wir sind hier.", krächzte er mit rauer Stimme und räusperte sich verlegen.

Drei Augenpaaren musterten den Chinesen verwirrt.

Max meldete sich als erster zu Wort.

"Ähähä.", lachte er verlegen. "Und was macht ihr da?"

"Macht doch mal die Tür zu.", keifte Kai und überging Max' Frage. "Hier drinnen wird es kalt!"

"Schon gut.", murmelte Tyson genervt und schloss die Tür.

"Wir wollten den Kamin anmachen.", erklärte Ray hastig an Max gewandt, schielte aber noch einmal kurz zu Kai. Dieser grummelte leise vor sich hin und seine Augen verengten sich immer wieder zuckend zu Schlitzen. Ihm missfiel es sichtlich, dass sie gestört wurden.

Ray setzte sich wieder neben Kai, während er im Hintergrund hören konnte, wie die anderen sich auszogen und sich laut über den vorangegangenen Tag unterhielten.

"Kannst du den Kamin bitte anmachen?", fragte er leise und die Röte schoss ihm erneut ins Gesicht. Das hatte er gesagt, damit seine Ausrede von vorhin auch überzeugend war, nicht weil er wirklich noch fror. Ganz im Gegenteil. Ihm war noch verdammt heiß.

Kai schreckte kurz auf und schien sich ein klein wenig zu beruhigen. Er setzte einen gleichgültigen Blick auf und zog die Augenbrauen nach oben.

"Dann hast du mir wohl wieder nicht zugehört, Kon.", sagte er betont ernst, fuhr aber leiser und anrüchiger fort.

"Soll ich es dir noch einmal erklären.", flüsterte er fast und leckte sich einmal genüsslich über die Lippen.

Ray senkte nervös seinen Blick, aber schwieg.

Kai grummelte daraufhin nur missbilligend und machte sich daran, den Kamin wirklich anzuzünden.

"Ray?", rief Tyson plötzlich und Angesprochener schreckte hoch.

"Ja?", antwortete er und drehte seine Richtung in Richtung Tyson, der nun um die Couch herum gelaufen kam.

"Machst du uns Frühstück?", bettelte er und versuchte besonders flehend zu schauen. "In dem Hotel, wo wir waren, gab es keins."

"Ok.", seufzte Ray und stand etwas schwerfällig auf. Humpelnd folgte er Tyson in Richtung Küche, doch im Türrahmen blieb er noch einmal kurz stehen und schickte Kai einen sehnsüchtigen Blick.

Der Russe schien ihn zu bemerken und drehte seinen Kopf in seine Richtung. Doch sein Blick war finster und Ray dachte, sogar ein wenig Trotz darin zu erkennen.

Zum Glück wusste er, dass Kai nicht auf ihn, sondern auf die anderen und wahrscheinlich speziell auf Tyson, weil seine Stimme sie gestört hatte, wütend war, sodass er ohne schlechtes Gewissen, aber mit einer brennenden Sehnsucht nach dem Russen in die Küche eintrat und mit Frühstück machen begann. Währendessen wartete Tyson schon ungeduldig am Tisch und Max und Kenny gesellten sich kurze Zeit später zu ihnen, um von dem gestrigen Tag zu erzählen.

Doch plötzlich meldete sich Kenny mit einer unerwarteten Frage zu Wort.

"Sag mal, Ray.", begann er zögerlich. "Was hast du da am Hals?"

Ray wäre vor Schreck fast der Kochlöffel aus der Hand gefallen. Ihm wurde schrecklich heiß und Panik kroch langsam seinen Rücken hoch.

Der Chinese wirbelte herum und setzte ein Lächeln auf, dass ihm besser gelang, als er vermutete.

"Ach, ich hab mich gestoßen.", antwortete er wie selbstverständlich und war selbst erstaunt darüber, wie gut er Lügen konnte.

"Auf beiden Seiten?", fragte Max nun auch ungläubig.

Jetzt war Ray wirklich panisch.

"Nein.", sagte er erneut neutral und überlegte sich aber krampfhaft eine Ausrede. "Auf der anderen Seite...das war ein Stück Holz. Kai hat es mir zugeworfen, beim Holzhacken und ich hatte nicht aufgepasst."

Er lächelte erneut und hoffte, dass er überzeugend gewesen war.

Max nickte nur und schien mit der Antwort zufrieden und Tyson interessierten Rays ?Wunden? sowieso nicht.

Nur Kenny schien nicht sehr überzeugt.

"Aber auf beiden Seiten?", gab er zweifelnd zu bedenken, doch dann lächelte er verlegen.

"Also, wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, dass das Knutschflecken sind."

Ray musste sich zusammenreißen, um nicht schreiend aus dem Raum zu laufen. In was hatte Kai ihn da nur rein geritten.

Der Chinese lächelte wieder und versuchte skeptisch auszusehen.

"Von wem denn?", fragte er und gab sich große Mühe spöttisch zu klingen. "Hier oben ist doch niemand. Oder denkst du etwa, Kai..."

Er ließ den Satz im Raum hängen und schüttelte zweifelnd lachend den Kopf.

Kenny schaute kurz zur Tür und schien sich wirklich Gedanken darüber machen zu müssen.

"Stimmt.", lachte er aber dann. "Das wäre absurd."

"Sag ich doch.", lachte Ray mit, aber ihm war zum Heulen zumute.
 

Kai währenddessen saß noch immer vor dem Kamin. Er hatte ihn schon längst angezündet, aber er wollte nicht zu den anderen gehen.

Nicht, nachdem er gehört hatte, dass Ray ihn, ohne mit der Wimper zu zucken verleugnet hatte. Kai war sich darüber bewusst, dass es für den Chinesen ein prekäre Situation gewesen ist, aber es tat dennoch weh.

Gut, dachte er sich, was hatte er erwartet? Dass Ray sagte: "Ja, natürlich sind das Knutschflecken. Und natürlich sind die von Kai. Gerade eben lagen wir noch auf dem Boden und haben rumgemacht."

Natürlich hätte Ray dies nicht sagen können. Die Hohlköpfe musste man auf so etwas erst vorbereiten, sonst wären sie womöglich in Ohnmacht gefallen, aber nichtsdestotrotz quälte es Kai sehr. In ihm zog sich alles schmerzlich zusammen, aber der Schmerz verwandelte sich schnell in Enttäuschung und Enttäuschung in Wut.

Schon nach wenigen Minuten war er sauer auf Ray und saß, aufgebracht und verächtlich schnaubend vor dem Kamin.

Sie konnten ihn doch alle mal kreuzweise. Als er lautes Lachen, dass eindeutig von Ray stammte aus der Küche hörte, hatte aber selbst ihn die Neugier gepackt und er stand auf, um sich anzusehen, was so lustig war.

Doch was er sah, brachte ihn innerlich zum kochen.

Max erklärte Ray wohl irgendeine Geschichte, die er zusammen mit Tyson und Kenny in der Stadt erlebt hatten. Doch dabei fiel er dem Chinesen wie wild um den Hals und gab ihm ein Küsschen auf die Wange.

Ray war herzlich am Lachen und schien sich nicht daran zu stören, dass Max ihm gerade vor allen anderen einen Kuss gegeben hatte.

Max...

Kais Augen verengten sich zu Schlitzen. Er verspannte sich.

Plötzlich entdeckte Ray ihn. Er lächelte.

"Da bist du ja, Kai.", sagte er fröhlich. "Willst du was mit essen?"

Doch der Russen schnaubte nur einmal abfällig.

"Nein.", zischte er erbost. "Ich hab keinen Appetit mehr."

Damit drehte er sich um und stapfte aufgebracht in Richtung Treppe. Ihn verleugnen, sich aber von Max küssen lassen. Gut, es war nur ein Kuss auf die Wange, aber dennoch machte es Kai rasend.
 

In der Küche starrten sich die anderen vollkommen perplex an.

"Was war das denn?", fragte Max irritiert.

"Der hat nur wieder schlechte Laune.", erklärte Dizzy sachlich.

Doch Ray stürmte plötzlich aus der Küche und lief Kai hinterher.

"Kai.", rief er, doch der Russe reagierte nicht.

Ray zwang sich schneller zu humpeln und holte ihn am Treppenansatz ein.

"Kai.", sagte er wieder, doch mit besorgter Stimme und hatte kai schließlich eingeholt.

"Was...?", begann Ray und legte seine Hand auf Kais Schulter, um ihn zu zwingen ihn anzusehen, doch Kai wirbelte herum und stieß Ray grob von sich.

Unsanft landetet dieser mit seiner rechten Schulter auf dem harten Fußboden und schaute Kai ängstlich und verletzt an.

"Fass mich nicht an!", fauchte dieser blindwütig und blickte Ray verächtlich an. Dann drehte sich um und stürmte die Treppe hinauf, huschte in sein Zimmer und schlug laut knallend die Tür zu.

Ray war zuerst vollkommen verwirrt, doch dann wurden seine Augen glasig.

Seine Schulter schmerzte, aber dieser Schmerz war nicht so schrecklich, als wie der, den Kai ihm in seinem Inneren zugefügt hatte.

Warum tat er ihm immer so weh?

"Ray?", fragte Max besorgt und betrat das Wohnzimmer. "Hier war so ein Krach. Was war denn los?"

Doch Ray antwortete nicht, sondern starrte nur auf den Punkt, wo Kai sich vor wenigen Sekunden noch befunden hatte. Er kämpfte mit den Tränen.

"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Max und kam auf Ray zu, doch dieser sprang hastig auf und wischte sich mit den Händen fahrig über die Augen.

"Ja ja,", murmelte er mit brüchiger Stimme, drehte sich um und stürmte mit den Worten "Ich muss schnell was holen.", in sein Zimmer.

Dort ließ er sich an der geschlossenen Tür hinab gleiten und zog seine Knie an. Mit, in seine Arme vergrabenen Gesicht, fing er haltlos an zu Schluchzen.

Heiße Tränen flossen unaufhaltsam aus seinen bernsteinfarneben Augen, die gedemütigt und erniedrigt völlig fassungslos vor sich hin starrten

Kai konnte das doch nicht immer mit ihm machen. Er hatte ihm doch dieses mal wirklich nichts getan, er hatte doch nichts falsch gemacht. Was hatte Kai also für einen Grund?

Die Ungewissheit zerfraß Ray regelrecht. Es war einfach nur furchtbar für ihn, dass Kai ihn behandelte wie einen Aussätzigen, ohne Grund.

Wenn Ray wenigstens wüsste, was er falsch gemacht hat, wenn er wüsste, dass er Kai einen Anlass gegeben hatte, wäre es nicht so schlimm wie jetzt. Er hätte gewusst, dass es ein Fehler seinerseits gewesen wäre, er hätte sich dafür entschuldigen können, er hätte es verstehen können.

Doch ohne Grund, ohne Anlass, ohne Erklärung fühlte der Chinese sich angesichts der groben Zurückweisung, vor Allem, nachdem sie sich geküsst hatten, einfach nur gehasst.
 

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so, das wars mal wieder

jaja, Kai ist schnell gereizt, aber so isser numal

tut mir leid, dass ich ihn immer so auf Ray losgehen lasse °___°

der arme weiß auch noch immer nicht, was mit ihm los ist... aber ihr bestimmt ^^
 

naja, so schnell wird er es noch immer nicht wissen, so einfach mach ich es den beiden nicht *eg*

aber ich will ja nicht zuviel verraten -.-
 

ich glaub dieses kapitel könnte ein paar fragen aufwerfen, aber dann fragt einfach ^^

normalerweise wäre da noch ein ganzes stück gekommen, die das verhalten, von zum beispiel max in der küche noch einmal genauer erklären, aber das kommt ja jetzt im nächsten kapitel ~.~

trotzdem, fragen, anregungen, kritik, was auch immer --> her damit ~___^
 

danke, fürs lesen

Astin

=:O)

Liebe... oder nicht?

Hallo^^
 

vielen, vielen, vieln Dank für die lieben Kommentare T___T

ihr seid so lieb zu mir *euchganzdollknuddel*
 

hab mich deshalb auch mit dem nächsten Kapitel beeilt, bei so viel Ansporn und Anfeuerung geht das auch grad viel besser ^^
 

mir fällt auch gerade ein, dass ich im vierten Kapitel mal erwähnt hatte, dass es noch zwei Chapter gibt -__-°

habt ihr Glück (oder Pech??) , dass ich mich noch nie gut so kurz fassen konnte, wie ich es geplant habe ^___~
 

will auch gar nicht lange rumschwafeln

hier ist das neue Kapitel ^^

wünsch euch viel Spaß damit X3
 

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Kapitel 6: Liebe...oder nicht?
 

Während sich Ray ironischerweise von der Person gehasst fühlte, die in liebte, stand diese Wut schnaubend in ihrem Zimmer.

Kais Zorn war unermesslich. Er war wütend auf Max, weil er sich Ray an den Hals geworfen hat. Er war wütend auf Ray, weil dieser ihn verleugnet, aber sich von Max küssen gelassen hatte. Aber am allermeisten war er war wütend auf sich.

Er hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt, er war eifersüchtig gewesen, er hatte Ray hart von sich gestoßen. Kai hatte durchaus gesehen, dass er ihm damit weh getan hatte. Nicht nur körperlich. Aber auch wenn er verliebt war, er war zu aufgebracht gewesen, um sich bei Ray sofort zu entschuldigen. Und er war auch noch immer zu stolz dazu. Immerhin hatte Ray ihn enttäuscht und es war auch seine eigene Schuld gewesen, denn er hatte ihn schließlich mit Max eifersüchtig gemacht. Er hatte es sich also selbst zuzuschreiben.

Oder...?

Kai versuchte sich weiter einzureden, dass er berechtigt gehandelt hatte, aber je länger er dies versuchte, desto mehr erkannte er, dass er falsch gehandelt hatte. Seit sehr langem hatte er sich dies nicht mehr eingestehen müssen.

Über sich selbst wütend, fegte er mit einem lauten Aufschrei ein paar Bücher von einem schäbigen Regal, die klappernd auf dem Boden landeten.

Kai hasste es sich eingestehen zu müssen, etwas falsch gemacht zu haben. Aber das Schlimmste daran war, dass sein falsches Handeln an dem Menschen angegriffen hatte, den er liebte, und bei dem er sich jetzt wohl alle Chancen verspielt hatte.

Außer...

Kais Blick wanderte zur Tür, schien erneut hindurch, direkt auf die von Ray zu blicken. Er biss sich unentschlossen auf die Unterlippe und kniff qualvoll seine Augen zusammen. Dann atmete er einmal tief durch und stapfte zähneknirschend aus seinem Zimmer.

Vor Rays Tür blieb er stehen. Hinter ihr konnte er deutliche Schluchzer hören. Er wusste sofort, dass er wegen ihm weinte. Es schnitt ihm ins Herz und er musste wenig überrascht feststellen, dass er sich jetzt nicht nur Sorgen machte, sondern auch noch Mitleid empfand und sogar ein schlechtes Gewissen hatte.

"Ray?", fragte er leise und versagte kläglich damit, seine Stimme fest klingen zu lassen.

Er konnte hören wie die Schluchzer verstummten, doch er bekam keine Antwort.

"Ray?", fragte er erneut. Er klang verzweifelt, das konnte er auch nicht verhindern.

Doch erneut blieb es still hinter der Tür.

Kurzentschlossen drückte Kai die Klinke herunter, doch die Tür ließ sich nicht öffnen.

"Verschwinde.", ertönte Rays brüchige Stimme plötzlich.

"Aber, Ray, ich...", fing Kai ernst an, doch wurde unterbrochen.

"Nein.", rief der Chinese schluchzend. "Ich will dich nicht mehr sehen! Hau ab!"

Die Worte schmerzten Kai, aber er hatte sie verdient. Das wusste er und er hatte es auch schon fast erwartet. Ray hatte allen Grund sauer zu sein, im Gegensatz zu ihm vor wenigen Minuten. Er ballte die Hände zu Fäusten und schloss die Augen. Mit zusammengebissenen Zähnen und unter großer Überwindung sagte er das, wovon er dachte, dass es die einzige Chance war, Ray wieder für sich zu gewinnen:

"Es tut mir Leid."

Doch Ray antwortete schon wieder nicht. Kai ließ seinen Kopf gegen die Tür sinken und knurrte einmal missmutig. Dann atmete er tief durch.

"Es tut mir Leid.", sagte er noch einmal ernst und mit lauter, fester Stimme. "Hörst du, Ray? Es tut mir Leid."

Einmal ausgesprochen erkannte der Russe, dass es nicht so schlimm war, wie er vermutet hatte. Dies lag aber möglicherweise daran, dass er damit wirklich die Wahrheit sagte. Es tat ihm wirklich Leid und er konnte nichts daran ändern. Das Einzige, was er tun konnte, war ehrlich sein und abwarten, ob Ray ihm glaubte.
 

Nach schier endlosen Augenblicken hatte der Russe noch immer kein Zeichen von Ray erhalten, doch er blieb einfach stehen und wartete. Er wollte Ray nicht aufgeben und vor Allem wollte er nicht, dass er, nachdem er sich selbst einen Fehler eingestanden und ihn indirekt, anhand einer Entschuldigung, die schon Überwindung genug dargestellt hatte, auch zugegeben hatte, danach wollte er nicht einfach gehen und somit Rays Reaktion verpassen. Er würde warten, schließlich konnte Ray nicht ewig in seinem Zimmer bleiben. Außerdem hatte er jetzt, seiner Meinung nach, ein Recht darauf, Ray zu sehen, denn er hatte sich entschuldigt, seinen Teil also erfüllt und jetzt war der Chinese dran. Er konnte, durfte nicht ewig schweigen, immerhin musste er Kai sagen, ob er die Entschuldigung annahm oder ablehnte.

Doch plötzlich hörte er leise Geräusche hinter der Tür und wenige Sekunden später wurde sie einen Spalt geöffnet.

Bernsteinfarbene, traurige Augen, die vom Weinen rot und geschwollen waren, blickten ihn stumm aus einem Gesicht an, welches von Tränen benetzt war und über welches sich noch immer stumm jene Zeugnisse der tiefen inneren Verletzung bahnten.

Kais Herz schien auszusetzen, als ihm der Gedanke kam, dass er Schuld an diesem Anblick war.

"Kann ich rein kommen?", fragte er ernst, aber sanft. Immerhin musste er jetzt vorsichtig mit seinem Temperament sein.

Ray antwortete nicht, sondern drehte sich um und stapfte Richtung Fenster. Kai nahm dies als Zustimmung und trat ein. Leise schloss er die Tür hinter sich und blieb davor stehen, sein ernster Blick war auf Ray gerichtet, der ihm den Rücken zugekehrt hatte. Beide schwiegen für wenige Augenblicke, doch Kai war nicht gekommen, um sich mit Ray anzuschweigen. Er war gekommen, um mit ihm endlich mal richtig zu reden.

Nicht nur, dass es so mit den beiden nicht weiter gehen konnte und Kai endlich Rays Gefühle erfahren wollte, sondern auch weil Kai ihm erklären wollte, warum er sich so verhielt, wie er es vor wenigen Minuten getan hatte.

Er öffnete den Mund, aber Ray kam ihm doch zuvor.

"Warum machst du das?", fragte er mit leiser, brüchiger Stimme, doch schaute ihn noch immer nicht an.

"Ich...", begann Kai ernst.

"Warum?", unterbrach ihn Ray erneut. Seine Stimme war lauter, schriller und er wirbelte herum. Verächtlich musterte er den Russen, doch stumme Tränen flossen noch immer über sein gerötetes Gesicht.

"Warum tust du das?", schrie er dem überraschten Kai entgegen und krallte sich mit beiden Händen in seine Haare. Wendete sein Gesicht dem Boden zu.

"Du verwirrst mich so.", schluchzte er verzweifelt.

Kais Miene zeigte keine Emotion, doch in ihm tobte ein Chaos. Er fühlte sich so schuldig, wie er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt hatte und er hatte das Bedürfnis Ray jetzt in den Arm zu nehmen, ihn zu trösten, ihm noch einmal ins Gesicht zu sagen, dass es ihm Leid tat. Aber er konnte nicht. Es wäre ihm irgendwie unangenehm, fast peinlich gewesen.

Also blieb er stehen, starrte Ray erst einmal ein Weile an und sortierte seine Gedanken.

"Ich war eifersüchtig.", brummte er schließlich.

Ray stockte, wischte sich schnell über das Gesicht und blickte Kai irritiert an.

"Warum das denn?", fragte er mit fast verzweifelter Stimme. "Auf wen denn und überhaupt..." Doch er beendete den Satz nicht, sondern schaute den Russen einfach nur vollkommen zerstreut an.

"Auf Max.", entgegnete Kai knurrend und ballte die Hände zu Fäusten. Ob es vor Wut auf Max oder deswegen, weil es ihm einfach Überwindung kostete dies zuzugeben, konnte er selbst nicht sagen.

"Aber...", begann Ray erneut, doch beendete auch diesen Satzanfang nicht. Immer noch irritiert, huschten seine Blicke über Kais Gesicht.

"Er hat dich geküsst.", stellte der Russe zähneknirschend fest.

"Hat er nicht.", widersprach der Chinese sofort. "Seine Lippen haben meine Wange gar nicht berührt."

Jetzt schlich sich auf Kais Gesicht ein verwirrter Ausdruck. Er war sich sicher gewesen, dass Max Ray geküsst hatte, aber eigentlich, wie ihm jetzt auch wieder einfiel, hatte er dies nicht gesehen .

"Max wollte mir doch nur erzählen, was ihnen heute in der Stadt passiert ist.", erklärte Ray weiter. Seine Stimme, sowie sein Blick waren misstrauisch, lauernd.

Kai fing sich wieder und setzte eine gleichgültige Miene auf, auch wenn er sich jetzt erst recht darüber bewusst wurde, dass sein Ausbruch von vorhin unberechtigt und übertrieben gewesen ist. Eine Antwort sparte er sich aber deshalb.

"Außerdem, was geht es dich denn an?", zischte Ray, mit plötzlich wütendem Unterton.

Kai schwieg.

Ray stapfte einmal aufgebracht auf und verspannte sich merklich.

"Gerade du, hast nicht das Recht dich über so etwas aufzuregen!", fügte er keifend hinzu.

"Was soll das denn heißen?", fragte Kai bedrohlich und musterte Ray durchdringend.

"Was das heißen soll?", brüllte Ray nun fast und blickte fassungslos und sich selbst zur Ruhe zwingend zur Wand. Dann richtete er seine Augen wiEder auf Kai, funkelte ihn entgeistert an.

" Du treibst doch deine schmutzigen Spielchen mit mir!", ergänzte er fauchend.

"Ich weiß nicht, was du meinst.", erwiderte Kai ruhig, doch sein Innerstes schrie vor Schmerz. Es tat ihm mehr weh, als er je vermutete hätte, dass etwas es könnte, dass Ray ihn anschrie. Dass er sauer auf ihn war, aber vor Allem, dass es er es berechtigterweise war.

"Argh.", schrie Ray auf und fluchte leise auf chinesisch vor ich hin. Sein Gesicht war immer noch rot, aber mittlerweile war es dies aus Zorn. Er blickte Kai fest in die Augen.

"Du kannst mich nicht anschreien.", begann er aufgebracht. "Und dann küssen und dann wieder anschreien und immer so tun, als ob nichts geschehen wäre."

"Ich hab mich entschuldigt.", stellte Kai trocken fest.

"Das erklärt aber nicht, warum du das tust!", schrie Ray. Je ruhiger Kai blieb, desto wütender machte es ihn. Der Russen trieb ihn wirklich noch einmal in den Wahnsinn, er schien darin viele Möglichkeiten zu kennen.

"Willst du wirklich wissen, warum ich das alles tue?", fragte Kai nach längerem überlegen todernst.

Ray starrte ihn zuerst mit großen Augen an und nickte schließlich.

"Ja.", antwortete er fest, doch musste erneut plötzlich wieder mit den Tränen kämpfen. Aus Wut, aber auch noch immer aus Schmerz. Er drehte sich ein wenig von Kai fort und wischte sich fahrig über die Augen, doch es war vergebens. Sie liefen erneut ununterbrochen. Kai hatte ihm zu weh getan und die Tatsache, dass er, jetzt wo er Zimmer war, wieder so eiskalt war, linderte den Schmerz nicht. Ganz im Gegenteil.

Doch in den Körper des Russen kam plötzlich Bewegung und er ging auf Ray zu. Kurz vor ihm stoppte er und schaute den Chinesen einfach nur an. Schaute in die bernsteinfarbenen, glänzenden Opale, die verletzt, aber auch überrascht zu ihm aufblickten. Kais Blick wurde sanfter, ohne dass er es bemerkte. Langsam beugte er sich zu Ray vor.

Hauchzart strichen seine Lippen über die des Chinesen. Sofort beschleunigte sich der Herzschlag beider und Kai spürte das wohlbekannte Verlangen nach mehr. Doch er widerstand und zog sich wieder zurück.

Fast im selben Augenblick stieß Ray ihn von sich.

"Was sollte das schon wieder?", schrie er Kai an und wich einige Schritte zurück.

Doch Kai blieb ruhig und starrte Ray einfach nur an. Emotionslos, aber nicht kalt.

"Ich habe nur gedacht.", begann er gelassen. "Dass, jetzt nachdem ich dich ja angeschrieen habe, wieder ein Kuss fällig wäre."

Ray schaute ihn nur entsetzt an, sein Mund öffnete sich immer wieder, doch kein Ton kam über seine Lippen. Erschöpft ließ er sich auf die Fensterbank fallen und fuhr sich einmal mit der Hand über das Gesicht.

"Alles klar?", ertönte plötzlich wieder Kais dunkle Stimme, die aber immer noch sehr neutral klang.

"Nein.", zischte Ray und funkelte ihn wütend an. "Das hat meine Frage nicht beantwortet! Warum tust du das?"

Kai brummte einmal und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Dann atmete er tief durch und ging wieder auf Ray zu, der sich deshalb merklich verspannte.

Kai zögerte kurz, doch kniete sich dann vor den Chinesen und wischte ihm die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Rays Blick wurde bei den sanften Berührungen schmerzlich und er wagte es nicht, den Russen anzusehen.

"Weißt du, Ray.", begann Kai ernsthaft. Er sprach langsam, als ob er sich jedes Wort genauestens überlegte. "In mir ist so ein Verlangen... Eine Gier... Lust... Brennen, nenn es wie du willst, aber alles in mir drängt nur nach dir. Weißt du was das bedeutet?"

Rays Blick hob sich, er schaute den Russen direkt an und schüttelte den Kopf.

"Ich hab mich in dich verliebt, Ray.", sagte Kai mit sanfter Stimme. Sein Ton lies an dieser Aussage keine Zweifel aufkommen, genauso wenige wie sein Blick, der erwartungsvoll und ernst auf Ray ruhte. Doch der Chinese riss nur erschrocken die Augen auf und wendete seinen Blick beschämt und entsetzt ab. Er schwieg.

Doch für Kai waren diese folgenden, stillen Sekunden unerträglich.

"Willst du nichts darauf antworten?", fragte er deshalb und konnte den verzweifelten Ton zu seinem Leidwesen nicht verbergen.

Ray wagte es nicht den Russen anzusehen, stattdessen blickte er nur vor sich auf den Boden. Mit einer Hand fuhr er sich über das Gesicht und schüttelte dann den Kopf.

"Du überforderst mich, Kai.", gab er zögernd und leise zu. "Ich weiß nicht, was ich antworten soll."

Kais Blick verfinsterte sich sofort.

"Verstehe.", murmelte er bitter und stand auf. Er warf Ray einen letzten boshaften Blick zu und drehte sich dann um.

"Halt.", hörte er Rays Stimme hinter sich. "Wo willst du denn hin?"

Kai konnte durchaus den flehenden Ton wahrnehmen und eigentlich wäre er am Liebsten noch geblieben, aber er spürte wie die Wut erneut in ihm empor kroch. Er wollte sie nicht schon wieder an Ray auslassen, weshalb er einfach schweigend das Zimmer verließ. Es war das erste Mal, dass er solche Gefühle empfand und folglich auch das erste Mal, dass er sie jemandem gestand. Dass er jetzt so eine Niederlage erleben musste, machte ihn rasend, schließlich hatte er gedacht, dass Ray das selbe für ihn empfand. Er hatte gedacht, die vielen kleinen Anzeichen, wie das Erröten, das Erwidern des Kusses und Rays Sensibilität gegenüber seinen Ausbrüchen richtig gedeutet zu haben, aber anscheinend hatte er sich getäuscht.

In letzter Zeit ging alles schief. Er verliebte sich in einen Jungen, was ihn an sich nicht sehr störte, welcher aber seine Gefühle nicht erwiderte. Er verlor die Kontrolle über sein Handeln und seine Gefühle, verletzte damit Ray und auch sich selbst. Aber das, was ihn am Allermeisten beschäftigte und was ihn so rasend machte, war die Tatsache, dass er das erste mal zu seinen Gefühlen stand, sie zum Ausdruck brachte und abgewiesen wurde. Es tat weh, aber bei Kai verwandelte sich der Schmerz sofort in Zorn, auf sich, auf die Welt, das Schicksal, sogar auf Ray, weil es einfach so ungerecht war.

Kai steuerte sogleich sein Zimmer an, lies sein Blick kurz über die verstreuten Bücher huschen, zog sich mit wütenden Bewegungen um und stapfte die Treppe hinunter. Die Tür schlug er knallend hinter sich zu.

Suchend blickte er sich um und stapfte schließlich leise fluchend um die Hütte herum. Sein Blick fiel auf einen Baumstupf, in dem eine Axt steckte. Ohne groß zu überlegen, schnappte er sich die Axt und suchte nach Holzstücken, die er bearbeiten konnte.

Als er welche, unter einer Plane verdeckt fand, fing er sofort an sie wütend klein zu hacken.
 

Ray saß noch lange auf der Fensterbank. Sein Blick war leer und er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. Kais Worte hallten immer wieder in seinem Kopf wieder.

<<Ich hab mich in dich verliebt, Ray.>>

Immer wieder.

<<Ich hab mich in dich verliebt, Ray.>>

Es war alles so unwirklich, Ray kam sich vor wie in einem Film, oder in einem Traum. Seine Sinne waren vernebelt, seine Gedanken rotierten, doch er konnte keinen von ihnen fassen. Sein Kopf war leer, er fühlte sich schwach. Weiter als über die Tatsache, dass Kai ihn liebte, kam er nicht. Es war, als ob sich etwas in ihm dagegen sträubte, eine Antwort auf Kais Aussage zu finden.

Plötzlich erwachte er aus seinem Tranceähnlichen Zustand, als die Tür von Max' Zimmer auf und wieder zu ging. Benommen fasste Ray sich an den Kopf und blickte sich verwirrt und traurig um. Er bekam Kopfschmerzen und ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus, wenn er an Kai dachte, doch er vermochte nicht, es zu deuten.

Es war alles zu viel für den Chinesen. Er kam mit der Situation nicht klar und seine Gedanken kamen zu keinem Ergebnis.

Seufzend stand Ray schwerfällig auf, schnappte sich, fast automatisch seine Sachen, die er zum Duschen brauchte und humpelte ins Bad.

Mit pochendem, aber leerem Kopf, setzte er sich auf den Rand der Badewanne und befreite seinen Fuß von dem Verband. Er ließ ihn achtlos neben sich fallen und begutachtete sich seinen Knöchel. Er war noch geschwollen, aber die Schwellung war doch schon beträchtlich zurück gegangen und blau war er zum Glück auch nicht.

Doch als Ray aufstand, keuchte er einmal erschrocken und vor Schmerz auf. Sein Fuß protestierte wieder heftigst, denn schließlich hatte er jetzt keinen Stützverband mehr an. Es war also normal. Ein paar Tage, musste er die Schmerzen wohl noch ertragen.

Mechanisch begann er sich auszuziehen und stieg schließlich vorsichtig in die Duschkabine. Als er das warme Wasser über seinen Körper fließen spürte, vergaß er für einen Moment, seine schmerzenden Schläfen und die Probleme, die er in letzter Zeit gehabt hatte und noch haben würde. Sein sowieso schon leerer Kopf, schien durch das Wasser noch einmal gereinigt zu werden. Langsam begann er seine Haare und seinen Körper einzuseifen.
 

Ray wusste nicht wie lange er unter der Dusche gestanden hatte, aber als er bemerkte, dass seine Haut an den Händen anfing schrumpelig zu werden, stellte er das Wasser ab, band sich ein Handtuch um die Hüfte und eines um seine Haare, schnappte sich einen neuen Verband aus dem Schrank und verschwand in seinem Zimmer.

Ehe er damit begann, sich abzutrocknen, setzte er sich auf die Fensterbank und verband provisorisch seinen Knöchel. So gut wie Kai es gemacht hatte, bekam er es nicht hin, aber immerhin linderte seine feste Bandage auch die Schmerzen beim Auftreten.

Nachdem er sich vollständig abgetrocknet und angezogen hatte, machte er sich auf den Weg in die Küche. Dort fand er einen brummelnden Tyson vor, der, mit auf die Hand gestütztem Gesicht und mürrischer Miene immer wieder genervt auf dem Tisch herum trommelte. Kenny, der neben ihm saß, ignorierte ihn erfolgreich.

Doch als Tyson den Chinesen entdeckte, sprang er auf und strahlte.

"Ray. Ich hab so einen Hunger.", rief er dann trotzig aus. "Es ist schon fast ein Uhr!"

Empört stemmte er die Hände die Hüfte und funkelte Ray an, doch dieser lächelte nur beschwichtigend.

"Ich mach ja sofort was.", antwortete er ruhig und schaute aus Reflex noch einmal auf die Uhr. Es war wirklich schon kurz vor eins. Wie lange hatte er denn geduscht?!

"Aber etwas, was schnell geht!", forderte Tyson mit quengeligem Ton.

"Schon gut.", seufzte Ray und begann Mittagessen zu machen.
 

Als er fertig war, schickte er Tyson hoch, um Max zu holen und beauftragte Kenny damit, den Tisch zu decken. Doch in dem Moment, wo Max und Tyson zur Tür hinein kamen, fiel ihm etwas ein.

"Wo ist denn Kai?", fragte er und hoffte, dass die anderen den traurigen Ton nicht bemerkt hatten.

Er hatte Glück, denn Max deutete nur auf das Fenster und lächelte: "Der hackt Holz."

"Der begeht einen Mord, trifft es eher.", korrigierte Dizzi ihn trocken, woraufhin Ray nur verwirrt das Gesicht verzog.

"Überzeug dich selbst.", seufzte Max schulterzuckend und setzte sich an den Tisch.

Ray blickte noch einmal kurz zu dem Blonden und ging dann zögernd zu dem großen Fenster. Jetzt, wo er darauf achtete, konnte er auch deutlich Geräusche hören, die sich nach zersplitterndem Holz und dumpfen Schlägen anhörten. Als er sich gegen das kühle Glas lehnte und nach links schaute, konnte er tatsächlich Kai entdecken wie er immer mit mürrischem Gesichtsausdruck auf kleine Holzstücke einhackte. Doch dies tat er keinesfalls ruhig und in der Manier, wie man normalerweise Holz hackte. Nein, Kai schlug wie besessen und ohne Pause auf das Holz ein, achtete nicht darauf, ob er richtig getroffen hatte.

Neben ihm lag ein beachtlicher Stapel kleiner Holzscheite über den Boden hinweg verstreut.

"Der hat heute wieder eine Laune.", seufzte Max und schüttelte den Kopf, doch Ray konnte dies nicht sehen. Sein Blick hing an Kai und wurde von Sekunde zu Sekunde betrübter. Er wusste, dass Kais Laune mit ihm zu tun hatte. Doch selbst er verstand seine wütende Reaktion nicht völlig, denn er dachte immer, dass man bei unerwiderter Liebe in ein tiefes Loch fallen würde und nächtelang weinen würde. Aber als Ray einfiel, dass es für Reaktionen sowieso kein Patent gab und dass Kai zusätzlich von jeder Norm abwich, verwarf er den Gedanken wieder. Anscheinend war dies, was der Russe draußen machte, seine Art mit der Enttäuschung umzugehen.

Ray seufzte resigniert. Er sah es nicht gerne, dass er Kai so verletzt hatte. Auch wenn man es ihm nicht auf den ersten Blick ansah, war sich Ray sicher, dass er ihm auf jeden Fall weh getan hatte, denn selbst Kai war nicht immun gegen Liebe, oder die damit womöglich, aber auf jeden Fall hier vorhandene, Enttäuschung.

"Ich frag mal, ob er was mit Essen will.", murmelte Ray betreten und ging Richtung Tür. Doch im Türrahmen wurde er durch Dizzys Stimme aufgehalten.

"Pass aber auf.", warnte sie ihn verschwörerisch. "Ich wäre vorsichtig, wenn Kai mit der Laune ein Beil in der Hand hat!"

Ray nickte nur stumm, schnappte sich schnell sein Jacke und verließ die Hütte. Er ging in die Richtung, woraus er die aggressiven Geräusche hören konnte, die eindeutig von Kai stammten. Als er um die Hausecke bog, stand der Russe auch schon wenige Meter vor ihm und schlug, auf russisch fluchend auf eine neues Stück Holz ein.

Ray beobachtete ihn lange und schlang bibbernd seine Arme um seinen Körper, als er anfing zu frieren. Schließlich räusperte er sich.

Kai fuhr mit erhobener Axt herum und blickte überrascht zu Ray, doch als er erkannte, wer vor ihm stand, verfinsterte sich sein Blick und er wendete sich wieder ab, um weiter seiner Tätigkeit nachzugehen.

Ray seufzte traurig.

"Essen ist fertig.", murmelte er und errötete. Ihm war es plötzlich schrecklich peinlich, als ihm einfiel, dass Kai ihn liebte. Peinlich und unangenehm und...

"Keinen Hunger.", knurrte Kai knapp, ohne sich herumzudrehen und riss Ray aus seinen Gedanken.

"Das kannst du mir nicht erzählen, Kai.", protestierte Ray ernst. "Du hast noch nicht einmal Frühstück gehabt!"

Kai schmiss die Axt wütend in den Schnee und fuhr herum.

"Dann hab ich eben keinen Appetit!", schrie er. Seine rubinroten Augen schienen Feuer zu sprühen, so finster schaute er Ray an.

Der Chinese erschrak angesichts des lauten Tonfalls und des hasserfüllt wirkenden Blickes und zuckte merklich zusammen.

"Aber...", begann er leise und ängstlich zu widersprechen.

"Kein 'aber'!", knurrte Kai leise und bitter, aber mit einem Ton, der keine Widersprüche mehr duldete.

"Dann ess ich auch nichts.", murmelte Ray leise, aber bestimmt und schlang seine Arme noch ein wenig fester um seinen zitternden Körper.

Kai schwieg und starrte Ray, ohne ein Miene zu verziehen an, doch sein Blick schien nach etwas zu suchen.

"Hast du mir noch etwas zu sagen?", fragte der Russe schließlich mit rauer Stimmer. Sein Blick war im Gegensatz zu seiner Tonlage und zur Verwunderung Rays ein wenig sanfter, vielleicht sogar hoffnungsvoll. Doch Ray verstand nicht was Kai von ihm hören wollte.

"Nein.", antwortete er deshalb betreten. "Meinst du was bestimmtes?"

Kai entgleisten daraufhin kurz die Gesichtszüge, doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und drehte sich mit, wie er dachte, wütendem Blick um. Doch sein Blick war nicht wütend. Ray hatte all die Traurigkeit, die Verbitterung und Enttäuschung, die in Wirklichkeit darin lagen, gesehen. Jetzt wusste er auch, was Kai natürlich gemeint hatte.

"Kai. Ich weiß wirklich noch nicht, was ich dir dazu sagen soll.", sagte Ray deshalb leise und entschuldigend.

"Sag mir, was ich hören will.", erwiderte Kai genervt und vollkommen ernst. "Oder sag mir, was ich nicht hören will, aber lass mich nicht so im Dunkeln stehen."

Doch Ray schwieg und blickte betreten in den Schnee. Er wusste wirklich nicht, was er Kai darauf entgegnen konnte. Sein Kopf war wieder leer.

Kai schnaubte daraufhin nur verächtlich, drehte sich und stapfte an dem verzweifelnden Chinesen vorbei.
 

Ray blieb noch lange stehen. Er fühlte sich mies, mehr als mies. So schuldig, dass Worte es nicht beschreiben mochten. Er schaffte es doch tatsächlich den stolzen Kai zu brechen. Ihn bitter und enttäuscht werden zu lassen und das nur, weil er ihn nicht liebte. Er wusste natürlich, dass 'nur' im Zusammenhang mit dem Wort 'Liebe' keinen Sinn ergab, aber dennoch stimmte es und passte zusammen. 'Nur' weil er nicht liebte, 'nur' wegen dieser einzelnen, kleinen Sache, der Liebe, begann Kai sich zu verändern.

Doch Ray wusste noch nicht einmal, ob er den Russen nicht liebte, geschweige denn, ob er es womöglich tat. Das Einzige, was er im Moment wusste, war, dass er sich nicht sicher war mit seinen Gefühlen gegenüber dem Russen.
 

Als Ray die Hütte wieder betrat, hatten die anderen schon angefangen zu Essen. Er setzte sich zu ihnen und stocherte lustlos auf seinem Teller herum, würgte ab und zu mal einen Bissen herunter und schwieg.

"Was ist los, Ray?", fragte Max plötzlich.

Ray schaute verdutzt hoch und blickte in sorgenvolle blaue Augen. Er zwang sich zu einem Lächeln.

"Nichts.", log er, obwohl er dies nicht gerne tat. Aber er wollte seine Freunde auch nicht mit seinen Problemen belasten. ?Hab nur keinen Appetit.?

"Das kauf ich dir nicht ab.", sagte Max streng und schaute Ray durchdringend an.

Ray lächelte daraufhin noch einmal, stand auf und nahm sich einen neuen Teller, worauf er noch eine Portion schöpfte.

"Ich hab so viel zum Frühstück gehabt.", versuchte er sich währenddessen weiter heraus zu reden und verschwand schließlich mit dem Teller und den Worten: "Ich bring Kai was hoch.", aus der Küche.
 

Doch vor Kais Zimmer angekommen, zögerte er lange. Als er sich endlich dazu entschloss, die Klinke herunter zu drücken, hörte er neben sich eine andere Tür auf gehen. Als Ray sich herum drehte, wäre ihm fast der Teller aus der Hand gefallen. Augenblicklich lief er rot an, denn vor ihm stand Kai, nur mit einem Handtuch gekleidet, die Haare noch feucht und mit freier Sicht auf seinen nackten, durchtrainierten Oberkörper. Vereinzelt bahnten sich einige Tropfen über die Muskeln seiner Brust und des Bauches, über die starken Arme, durch das Gesicht, aus dem rubinrote Augen Ray seltsam und mit undefinierbaren Blick musterten.

Dem Chinesen wurde heiß und er zwang sich, Kai ins Gesicht zu sehen, doch aus den Augenwinkeln sog er jede Beobachtung auf.

Kais Blick veränderte sich. Er schloss die Augen und drängte sich an Ray vorbei in sein Zimmer, schlug dem Chinesen die Tür vor der Nase zu.

Ray schluckte hart. Seine Kehle war plötzlich wieder vollkommen trocken und sein Körper kribbelte aufgeregt. Zitternd drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür einen Spalt.

"Kann ich rein kommen?", fragte er zögernd.

"Hast du mir was zu sagen?", kam sofort Kais brummige Gegenfrage.

"Ich hab dir was zu Essen mitgebracht?", lächelte Ray beschämt und entschuldigend, versuchte, Kais Frage zu umgehen.

"Du weißt, das ich das nicht meine!", knurrte Kai. Die unterdrückte Wut war deutlich heraus zu hören.

Ray seufzte. Natürlich wusste er, dass Kai etwas anderes hören wollte. Aber wo keine Antwort war, konnte er auch keine geben.

"Kann ich trotzdem rein kommen?", fragte Ray leise.

"Hn.", war die einzige Antwort.

In letzter Zeit hatte es immer 'Ja' geheißen. Ray hoffte, dass es dies noch immer tat und trat ein. Kai hatte sich inzwischen eine Hose angezogen, aber sein Oberkörper war noch immer unbekleidet, weshalb Ray erneut rot anlief. Hastig stellte er den Teller auf den nächstbesten Tisch und wendete verlegen den Blick zu Boden.

Kai währenddessen setzte sich grummelnd auf sein Bett und dachte scheinbar gar nicht daran, sich etwas überzuziehen.

"Du bist unfair, Ray.", knurrte er vorwurfsvoll.

"Ich weiß.", gab Angesprochener kleinlaut zu, doch schaute den Russen noch immer nicht an.

"Dann gib mir endlich eine Antwort!", forderte Kai nun laut.

Ray seufzte und antwortete mit zittriger Stimme: "Ich kann nicht."

Nervös begann er sich auf die Unterlippe zu beißen und riskierte einen Blick auf Kai. Dieser saß auf seinem Bett und starrte vor sich auf den Boden, die Ellebogen auf die Knie gestützt, die Hände ineinander verkrampft, sein Blick weit weg.

Ray schluckte erneut.

"Woher wusstest du es?", fragte er schließlich und lief erneut rot an. Dieses Gespräch war so peinlich. "Dass du mich..." Er musste schlucken. "...Liebst."

Kai blickte auf und musterte Ray blinzelnd.

"Ich wusste es einfach.", antwortete er.

"Seit wann?", fragte der Chinese nervös weiter.

Kai wendete seinen Blick ab und sein Gesicht verspannte sich.

"Seit unserem ersten Kuss.", sagte er fest.

Ray wurde heiß, als er daran zurück dachte und er konnte spüren, dass er das Bedürfnis hatte, es noch einmal zu wiederholen. Aber war das schon Liebe?
 

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so das wars,

hoffe es hat euch gefallen ^^

und wenn ihr jetzt wieder Rumgefummel erwartet hatte, hab ich euch leider enttäuscht, aber mal sehen, wenn ihr lieb seid, dann vielleicht im nächsten Kapitel *eg*

da wird dann auch deutlicher , warum ray sich so seltsam verhält und einfach nicht zu einer antwort kommen will...
 

Hoffe nur, dass Kai nicht zu OOC geworden ist und dass sie allgemein auch nicht zu seltsam gehandelt haben -__-

wenn etwas nicht klar ist, dass sagt bescheid, ich erklärs gerne (sofern ich es selber verstehe XD )
 

büdde, schreibt mir Kommis und sagt, ob es euch gefallen hat oder Mist war
 

bye

Astin

=:)
 

P.S:

Am Anfang des nächsten Kapitels werde ich Kais Verhalten noch einmal erklären, ist leider wohl nicht so gaz durchsichtig gewesen...

Ich will Erklärungen!

Hallo erst einmal

vielen dank für die vielen, vielen, liebne Kommis ^__________^ *sich freut wie ein schnitzel*

deshalb tut es mir aber umso mehr leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte derben liebeskummer (T.T) und somit ne schreibblockade, außerdem hätte es wahrscheinlich ein sehr böses ende gegeben, wenn ich in dem zustand geschriebn hätte -_-
 

So, aber jetzt erst einmal zu den berechtigten ?Beschwerden? (^__~) wegen Kais Verhalten...

Ist anscheinend doch ein wenig verwirrend gewesen, aber ich versuche euch noch einmal zu erklären, warum ich Kai so habe handeln lassen, wie er es getan hat ^^
 

1. Ich denke einfach, dass Kai sich diese Chance einfach nicht durch die Finger gehen lassen wollte endlich vielleicht sein Glück zu finden. Außerdem glaube ich, dass er nicht jemand großer Worte und langem Zögerns ist. Er ist spontan, direkt und steht zu dem, was er tut. Na gut, bei seinen Gefühlen nicht unbedingt, aber Liebe ist da schon wieder etwas ganz anderes wie ganz, ich sag mal ?normale, gewöhnliche? Gefühle. Ihr versteht? ^__~

2. Kai war sich sicher, dass Ray ihn auch liebte. Er dachte, dass er fast keine Risiko eingehen könnte und war natürlich dann umso enttäuschter.

3. Ich habe letztens einen Satz gelesen, der mir während des Schreibens im Hinterkopf herum spukte, der da lautete:

?In der Liebe haben Gefühle manchmal keinen Platz, da hilft nur eiskaltes Kalkül.?

So in etwa...

Passt nicht völlig auf die Szene, aber ihr werdet sicher die Verbindung ziehen können, denn man kann lieben und gleichzeitig seine Gefühle unter Kontrolle haben, ohne richtig nervös zu werden und peinliche Dinge zu tun XD

Ich spreche aus Erfahrung, denn meine Freundin war mal verliebt (sie wirkt nach außen auch immer ein wenig kühl, wie Kai) und sie war ganz ruhig in seiner Gegenwart und hat sich gar nichts anmerken lassen. Ich habs auch erst später heraus gefunden und sie hat mir erzählt, das sie ihre Gefühle einfach unter Kontrolle hatte ^^

(nicht so wie ich, ich bin mehr wie Ray O.O)

4. Ich hab letztens ?Hautnah? im Kino gesehen, da ging auch alles sehr schnell, hat mich auch irgendwie beeinflusst. O.o

Hoffe mal, Kais Verhalten ist jetzt ein wenig klarer ^^
 

Und zu Ray:

Das werdet ihr hoffentlich in der Szene erkennen ^^

Aber soviel ist gesagt:

Auch wenn man verliebt ist, heißt es noch lange nicht, dass man es sofort merkt, da spreche ich wieder aus Erfahrung, dieses mal aus meiner wirklichen, eigenen...

Außerdem versucht man manchmal (möglicherweise) unangenehme Dinge vor sich her zu schieben, denn das ist meist einfacher, als dazu zu stehen oder, wie in dem Fall eine Antwort zu finden...

Außerdem, wollte ich eine ?Ich liebe dich.?-?Ich dich auch.?-Szene vermeiden. Die sind meistens zu kitschig. Es ist nicht so einfach, auch wenn man jemanden liebt, sagt man ihm das nicht immer sofort (außer man heißt Kai und tritt in meiner Fanfic auf XD)

Dazu kommt ja auch noch, dass Menschen sowieso fast nie rational, dafür aber meist widersprüchlich handeln.

Aber lest einfach, dann wird es klarer, hoffe ich... -__-?

Das blöde ist nur, dass ich mir mit dem Rumgezöger selbst ins Knie geschossen habe und einen guten Grund brauchte. Problem dabei ist, dass mein ursprünglicher Grund wirklich saublöd war.
 

Aber was schwätz ich euch ein Ohr ab, lest einfach und genießt ^^
 

+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***
 

?Seit unserem ersten Kuss.?, sagte er fest.

Ray wurde heiß, als er daran zurück dachte und er konnte spüren, dass er das Bedürfnis hatte, es noch einmal zu wiederholen. Aber war das schon Liebe?
 

Kapitel 7: Ich will Entscheidungen!
 

Als ob Kai seine Gedanken lesen konnte, blickte er ihn plötzlich fest an, runzelte kurz und fast unmerklich die Stirn und öffnete seinen Mund.

"Ray?", fragte er. "Bekomm ich einen letzten Kuss?"

Ray wurde heiß und die Röte schoss ihm ins Gesicht. Er fühlte sich ertappt.

"Äh...ich...äh...", fing er an zu stottern und wurde zusehend nervöser, als er auf Kais wartenden, ernsten, aber auch verführerischen Blick aus halbgeöffneten Augen traf.

Die Gedanken des Chinesen rotierten erneut in seinem Kopf, aber ließen ihn keinen von ihnen fassen. Plötzlich war nur noch der Instinkt vorhanden und dieser drängte Ray, so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen, was er schließlich auch tat, indem er zur Tür griff und sie öffnete.

"I...ich muss noch einmal...", stammelte er nervös während er rückwärts auf den Flur hinaus trat. "Weißt du... Tyson hat bestimmt Hunger und...e..e..er.. du weißt ja, wie er ?"

"Du triffst wohl nicht gerne Entscheidungen!", unterbrach Kai ihn trocken und vorwurfsvoll. Sein Blick aus den rubinroten Augen war stechend, fordernd.

Ray wich Kais Blick aus, doch kam langsam zurück ins Zimmer. Ebenso langsam schloss er die Tür, doch er schwieg. Kai hatte ja Recht, aber was sollte er darauf denn schon antworten?!

Der Chinese konnte die Matratze knarren hören, feste zielsichere Schritte folgten. Er wagte nicht aufzusehen. Er wusste, dass er nur nervös werden würde. Er wusste, dass dann nur wieder die seltsamen Gefühle in ihm hoch steigen würden, von denen er sich weigerte, die Bedeutung herauszufinden. Doch darüber nachzudenken, warum er sich weigerte, blieb keine Zeit, denn Kai stoppte in dem Augenblick wenige Zentimeter vor ihm.

"Wovor hast du Angst, Ray?", fragte er sachlich, doch bekam keine Antwort, sondern wurde nur nervös aus bernsteinfarbenen Augen gemustert. Ray biss sich auf die Unterlippe. Wenn Kai ihn so anstarrte, konnte er nicht klar denken, er konnte mal wieder zu keiner Antwort kommen, obwohl die Frage berechtigt und wichtig war:

Wovor hatte er Angst?!

"Wenn du es nicht willst.", begann Kai erneut mit dunkler Stimme, in die sich aber mittlerweile ein sanfterer, persönlicherer Ton geschlichen hatte. "Dann sag einfach 'Nein'. Da ist nichts dabei." Er machte eine kurze Pause und intensivierte seinen Blick.

"Aber wenn du es willst.", hauchte er und kam Ray ein Stück näher. "Dann kannst du es ebenso sagen. Da ist auch nichts dabei."

Doch in Rays Kopf schoss nur Hitze und er presste sich nervös mit dem Rücken gegen die Tür, wusste nicht, was er sagen sollte, wusste nicht, was er tun sollte.

Kai verringerte den Abstand zwischen ihnen erneut um wenige Zentimeter und schloss einmal kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete schien sein Blick in Rays Innerstes schauen zu wollen.

"Ich dachte immer,", redete er bedacht, langsam und mit betont tiefer Stimme weiter, "dass du derjenige bist, der auf seine Gefühle hört und ihnen folgt. Also, was sagen sie dir? Ja oder nein? Entscheide dich!"

Ray konnte Kais Blick nicht standhalten. Er wich ihm aus und verkrampfte seine Hände in seinem Shirt. Die Nähe des Russen war schier unerträglich. Er konnte seine Wärme spüren und der frische Duft von Kais Duschgel stieg ihm in die Nase.

"Kai.", begann er leise und zögerlich, "Ich... weiß nicht."

"Nein!", widersprach der Russe ihm scharf. "Du willst es nicht wissen !"

Doch plötzlich schlich sich ein Grinsen auf Kais Gesicht. Er legte den Kopf schief.

"Dann muss ich dir die Entscheidung wohl abnehmen!", raunte er, fasste Rays Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen. "Mich braucht man nicht zweimal fragen.", flüsterte er, während er dem erstarrten Gesicht des Chinesen immer näher kam.

Seine Augen musterten Ray sorgfältig, achteten auf jede kleine Veränderung in seinem Blick, auf jeden Zweifel, jedes bisschen Angst, aber auch Ekel, welche womöglich auftauchen konnten, aber es nicht taten.

Wie in Zeitlupe näherte er sich Rays Lippen, schloss sein Augen Millimeter für Millimeter. In ihm explodierten die Gefühle, als er den warmen Mund des Schwarzhaarigen spüren konnte. Sanft verübte er immer wieder Druck, hoffte auf Erwiderung Rays. Doch diese blieb aus.

Seufzend löste er sich von ihm und starrte ihn fragend, aber mit pochendem Herzen an.

Die Enttäuschung war groß, war Kai sich eigentlich sicher gewesen, dass Ray ihn wie die letzten Male auch küssen würde.

Dieser wendete nun seinen Kopf ab. Kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, seine Wangen waren gerötet, doch keine Laut drang über die ebenfalls geröteten Lippen.

"Willst du dich tot schweigen?", knurrte Kai enttäuscht, doch wich keinen Zentimeter von dem Chinesen, sondern legte seine Hände bei ihm auf die Hüfte, wobei dieser zusammenzuckte

"Nein,", presste Ray, kaum hörbar hervor. "Es ist mir alles zu viel. Das ist alles."

"Schon mal mich gefragt?!", entgegnete Kai zischend. Sein vorwurfsvoller Blick traf Ray hart, als dieser scheu zu ihm aufsah.

"Jetzt bin ich mal mit fragen dran!", forderte Kai streng. "Also, warum küsst DU mich erst und blockst plötzlich ab? Ist es, weil ich dir gesagt habe, dass ich liebe?! Ist es, weil du jetzt nicht mehr einfach deinen Trieben nachgehen kannst ohne Hoffnungen zu machen und Menschen zu verletzen?!? Seine Augen waren voll von Enttäuschung und Verletztheit. Es brach Ray das Herz, aber kein Ton kam über seine Lippen.

"Antworte mir, verdammt!", befahl Kai schließlich mit lauter, erhobener Stimme und schüttelte Ray an den Schultern.

"So ist es nicht, Kai.", erwiderte Ray verzweifelt und mit zittriger Stimme.

Kais Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Was dann?", fragte er fordernd, doch sein Gesicht nahm plötzlich einen erkennenden, aber ebenso geschockten Ausdruck an.

"Verflucht!", zischte er und wandte sich, einige Schritte rückwärts taumelnd mit geballten Fäusten ab. Seine Muskeln, seines nackten Oberkörpers zuckten, spannten sich immer wieder an.

Ray drängte sich noch weiter gegen die Tür und wartete fast ängstlich auf Kais weitere Reaktionen. Dieser wirbelte heftig herum. Sein Blick war finster, sein Mund bitter verzogen.

"Es ist, weil ich ein Junge bin.", schrie er aufgebracht. "Stimmt doch, oder?! Deshalb gibst du mir keine Antwort, weil du dich um die anderen verfluchten Leute und ihre Meinung scherst!"

Ein fassungsloser Ausdruck erschien sofort auf Rays Gesicht. Dann flackerten seine Augen in Erkenntnis auf. Ihm wurde furchtbar heiß. Benommen fasste er sich an den Kopf und rutschte an der Tür herunter. Hatte Kai Recht? Wollte er deshalb nicht herausfinden, ob er womöglich das selbe für den Russen empfand? Kam daher die Blockade in seinem Kopf, sich über seine Gefühle Gedanken zu machen? Wies er Kai etwa deswegen neuerdings ab, obwohl er eigentlich das Gegenteil wollte? Weil es auf was Ernstes hinaus laufen konnte? Weil andere Menschen das nicht akzeptieren würden? Gab er wirklich so viel auf die Meinung anderer? Hatte er Angst vor ihren Reaktionen?

Aber sonst hatte er auch immer so gehandelt wie er es für richtig gehalten hatte. Er hatte sich doch noch nie zu sehr von Meinungen anderer beeinflussen lassen. Sollte aber gerade das ihn jetzt gehindert haben?

Doch wenn ja, war da sofort die Frage nach dem Warum! Denn noch nie hatte sich etwas so richtig, so vollkommen richtig angefühlt wie die Küsse zwischen ihnen beiden. Ray sehnte sich nach der Zeit zurück, ohne die vielen Gedanken, die ihn sowieso zu keinem Ergebnis brachten. Wo er einfach nur auf sein Innerstes, auf sein Herz, sein Verlangen gehört hatte.
 

Während Ray in sich hinein horchte, stand Kai einfach nur mitten im Raum und beobachtete ihn. Seine Wut war verschwunden und durch reine Hoffnung abgelöst worden, dass er vielleicht den Kern des Problems getroffen hatte, dass Ray nun endlich seine Entscheidung treffen konnte. Ob im positiven oder im negativen Sinne.

Plötzlich schaute der Chinese auf, starrte Kai lange an. Sein Verstand hatte sich verabschiedet, doch sein Herz pochte hart und schnell. Er wollte nur noch seiner inneren Stimme folgen, er wollte nicht mehr Nachdenken, er wollte Taten.

Kurzentschlossen stand er auf, humpelte vorsichtig auf Kai zu und zog ihn in eine Umarmung. Der überraschte Russe, versteifte sich zuerst, doch schlang dann seine Arme feste um Rays Rücken, vergrub sein Gesicht in seinen Haaren und zog deren Duft gierig in sich auf. Er spürte wie sich der Chinese gegen ihn lehnte und ihn fester umklammerte, er spürte ihn so intensiv auf seiner nackten Haut, dass es ihn fast um den Verstand brachte.

"Es tut mir alles so Leid, Kai.", flüsterte Ray und legte sein Gesicht in Kais Halsbeuge. "Ich..."

"Nicht reden..", unterbrach ihn der Russe.

Seltsamerweise wollte er gerade jetzt nicht mehr reden, auch wenn Ray ihm aller Wahrscheinlichkeit nach, gerade in diesem Moment seine Antwort geben wollte. Er hatte keine Angst vor der Entscheidung, viel mehr wollte er den Moment einfach genießen, wollte ihn nicht durch unnötiges Reden kaputt machen.

Langsam begann er Rays Rücken mit seinen Fingern nachzufahren und spürte wie dieser in seinen Armen erschauderte, sich noch weiter an ihn lehnte.

"Kai.", flüsterte er.

Sein heißer Atem tanzte über Kais Hals, bescherte ihm Gänsehaut. Kurzentschlossen schob er ihn ein Stück von sich, beugte sich ein wenig nach unten und begann Rays Hals mit feinen Küssen zu bedecken. Der Chinese seufzte wohlig auf und in Kai drängte sich plötzlich eine entscheidende Frage auf, die er auch schließlich zu stellen wagte, auch auf die Gefahr hin, den Moment zu zerstören und in dem Wissen selbst gegen seine Forderung nach Schweigen zu verstoßen, aber es quälte ihn zu sehr.

"Ray?", hauchte er mit kratziger Stimme und küsste ihn erneut, fuhr mit einem Finger an der anderen Seite des Halses kaum spürbar auf und ab. "Magst du die Berührungen?"

"Ja.", seufzte der Chinese mit zittriger Stimme und schloss seine Augen.

"Wegen der Berührung selbst?", fragte Kai raunend weiter und wanderte mit seiner Hand zu dem Saum von Rays Shirt. "Oder weil ich dich berühre?"

Ray öffnete verwirrt und blinzelnd seine Augen wieder. Dieses Mal überlegte er nicht lange.

"Weil du mich berührst.", flüsterte er lächelnd und vergrub seine heißes Gesicht wieder an Kais Hals. Erkenntnis flackerte in seinen Augen.

Der Russe stockte in seinen Bewegungen und starrte auf einen unsichtbaren Punkt auf der Tür. Ray musste schlucken und löste sich ein wenig von ihm. Zweifelnd, ob er etwas Falsches gesagt hatte, schaute er ihm prüfend ins Gesicht, suchte Blickkontakt. Als die rubinroten Augen seinen begegneten, setzte sein Herz für einen Moment aus. Kais Miene war wie erstarrt, aber seine Augen glänzten in einem Licht aus Unglaube und Hoffnung. Etwas, was nicht in das Gesicht des Russen zu passen schien, und dennoch keinen besseren Platz in diesem Moment hätte finden können.

Er schluckte erneut, doch schmiegte sich dann wieder an den großen Körper vor ihm, fing an, mit seinen Händen über die weiche nackte Haut auf seinem Rücken zu streichen. Doch was er tat, verwirrte ihn selbst und erneut begann sein Kopf wieder mit Gedanken nach ihm zu werfen. Er verharrte in der Bewegung und seufzte. Aber nicht aus Glück, sondern aus Resignation.

"Was ist?", fragte Kai, der wollte, dass Ray mit seinen Liebkosungen fortfuhr.

Ray löste sich völlig von dem verwirrten Russen, der ihn skeptisch aus misstrauischen Augen musterte.

"Ich...", begann der Chinese kleinlaut und ging in flüstern über. "Ich brauch etwas Zeit."

Mit diesen Worten verlies er das Zimmer, doch dieses Mal war Kai zu bestürzt und erneut zu aufgebracht, als dass er etwas erwidern konnte. Er blieb allein zurück.

Gänsehaut zog sich über seinen Körper. Ihm war kalt, was nicht nur daran lag, dass Rays warmer Körper verschwunden war, sondern viel mehr daran, dass Enttäuschung ihren eiskalten, ernüchternden Schleier über ihn legte. Die Ungerechtigkeit schrie in Kais Innersten und schwor die wohlbekannte und wohltuende Wut herauf.
 

Ray war in sein Zimmer geflüchtet und starrte benommen aus dem Fenster. Gequält schloss er die Augen, Tränen krochen in ihm hoch. Wütend schlug er kraftlos gegen die Wand. Warum war er so dumm gewesen? Warum hatte er alles kaputt gemacht?

Er hatte doch auf sein Innerstes hören wollen und das hatte ihn zu Kai gedrängt, aber da war etwas in ihm, dass dies plötzlich nicht mehr zu lies. Ray wusste nicht, was es war. Das Einzige, was er wusste, war, dass es nicht daran lag, was andere Leute darüber denken würden. Das war ihm soeben klar geworden.

Aber was war es? Warum konnte er nicht seinem Herz folgen?

Geschockt riss Ray seine Augen auf, als ihm die Frage in den Kopf schoss, WAS es eigentlich war, dass sein Herz wollte. Jetzt war es Ray klar. Er wollte Kai. Aber konnte es dann so sein, dass er die Liebe des Russen erwiderte? Sein Mund öffnete sich verwirrt.

Ja, dachte Ray, es musste so sein. Das war die Erklärung für alles, für seine Nervosität in Kais Nähe, für das Verlangen nach ihm und für Freude, die er allein nur daran hatte, Kai zu beobachten, mit ihm in einem Raum zu sein. Aber wenn der Chinese ehrlich zu sich war, hatte er es sich eben in Kais Zimmer schon fast eingestanden.

Er liebte ihn.

Aber Kai war ein Junge. Das war falsch und verwirrend. Aber wie konnte Liebe überhaupt falsch sein? War das überhaupt möglich?

Seufzend lies er sich gegen das kalte Glas des Fensters fallen, beobachtete traurig die Schneeflocken, die langsam an ihm vorbei segelten. Wenn Kai ihn doch liebte und er ihn, was gab es da noch für einen Grund für Ray abzublocken?! Doch der Chinese fand keine Antwort, obwohl er sich sicher war, dass er einen richtigen Grund dafür haben musste. Er wies sein Glück doch nicht grundlos von sich, das ging nicht.

Langsam begannen Tränen der Verzweiflung sich über Rays Gesicht zu bahnen. Er wollte wieder zu Kai, aber er wagte nicht zu ihm zurück zu gehen, denn er konnte sich fast sicher sein, dass er wieder abblocken und den Russen damit verletzen würde. Doch warum konnten sie sich vorher küssen? Bevor Kai ihm gesagt hatte, dass er ihm liebte und damit allen Anschein nach etwas Ernstes gefordert hatte. Hatte er denn Angst? Wenn nicht vor den Reaktionen anderer, fremder Menschen, dann vielleicht vor denen seiner Freunde?

Ray schluchzte einmal auf, aber schüttelte, sich selbst die Frage beantwortend entschieden den Kopf. Nein, seine Freunde würden zu ihm stehen. Das wusste er. Sie mochten ihn schließlich seiner Selbst wegen und nur, weil er Kai liebte, hieß das noch lange nicht, dass er ein anderer Mensch war.

Doch auf einmal war ihm, als ob man ihm einen ernüchternden Eimer mit kalten Wasser über den Kopf geschüttet, als ob man ihm die Fesseln und die Augenbinde abgenommen und ihn endlich wieder zum Sehen gezwungen hätte. Er wusste plötzlich die Antwort, doch sie war so dumm, so banal und doch so bedeutsam, dass sie Ray zu dem Verstoß seines eigenen Glückes geführt hatte. Er...

Mit einem lauten Knall sprang die Tür auf. Erschrocken fuhr Ray herum und schluchzte einmal laut auf, als er Kai in dem Türrahmen stehen sehen konnte. Sein Körper war angespannt, seine Augen funkelten ihn wütend an und sein Gesicht war gerötet.

Mit einer schnellen Bewegung trat er ins Zimmer und schlug die Tür krachend hinter sich zu. Ohne Ray aus den Augen zu lassen und ohne seine Miene zu verändern stapfte er in die Mitte des Zimmer. Seine geballten Fäuste zitterten.

"Das kannst du nicht machen, Ray.", knurrte Kai aufgebracht, vorwurfsvoll. "Warum machst du mir Hoffnungen und zerschlägst sie im nächsten Augenblick?!" Er kam ein paar drohende Schritte näher.

"Antworte mir!", brüllte er plötzlich, sodass Ray zusammenzuckte und ihm ein Schluchzer entwich.

"Es tut mir Leid.", flüsterte er und sein Blick war so reue- und so angsterfüllt, dass Kais Wut ein wenig zu sinken begann. Seufzend fuhr der Russe sich über das Gesicht.

"Ich war ehrlich zu dir, Ray.", sagte er bitter. "Es war schwer genug für mich, aber es ist nur gerecht, wenn du auch endlich mal ehrlich zu mir bist!"

"Ich weiß.", schluchzte der Chinese. "Aber... ich wusste doch auch nicht, warum ich mich so verhalten habe."

"Ray, ich hab langsam keine Lust mehr.", zischte Kai mit einem bitteren Unterton. "Es ist das erste Mal für mich, dass ich so etwas fühle und du machst es mir verdammt schwer. Wenn du mir einfach sagen würdest, dass du mich nicht liebst, wäre es vielleicht einfacher, als das ewige Hin und ?"

"Ich liebe dich, Kai.", unterbrach ihn Ray mit zittriger Stimme, in der ein fast verzweifelter Ton mitschwang. Tränen rannen ununterbrochen über sein Gesicht.

Kai erstarrte und wie in Zeitlupe suchten seine Augen nach Rays.

"Das ist nicht lustig!", knurrte er vorwurfsvoll, doch er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte. Sein Herz hämmerte hart in seiner Brust und ihm wurde heiß, obwohl er nur eine Hose an hatte.

"Nein.", schluchzte Ray. "Das ist es nicht. Das ist es ganz und gar nicht."

Kai musste schlucken, seine Selbstbeherrschung war fort. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und hatte das Gefühl, dass seine Beine jeden Moment nachgeben würden. Unweigerlich fing er an zu zittern.

Plötzlich stürzte Ray, die Schmerzen in seinem Fuß ignorierend nach vorne und warf sich gegen Kais Körper, umschlang ihn so fest er konnte. Schluchzend presste er seinen bebenden, zitternden Körper an den des Russen.

"Es tut mir Leid, Kai.", flüsterte er zwischen einzelnen Schluchzern. "Ich war so dumm."

Vollkommen überrumpelt schlangen sich Kais Arme reflexartig um den kleineren Chinesen, doch sein Blick war leer. Er realisierte noch nicht völlig, was Ray zu ihm gesagt hatte. Die Bedeutung der Worte und die Berührungen nahm er nur am Rande wahr. Nun war er es, dem alles zu viel war, der überfordert war.

"Kai?", hörte der Russe plötzlich die brüchige Stimme Rays. Mit einem Schlag war er wieder in der Realität und seine Sinne klärten sich. Irritiert drückte er den Chinesen ein Stück von sich weg und blickte ihm fest in die Augen, aus denen noch immer stumm Tränen flossen.

"Bist du sauer?", fragte Ray plötzlich mit bebenden Lippen.

"Nicht, wenn du mir endlich Erklärungen gibst.", antwortete Kai, doch noch immer zierte Verwirrung sein Gesicht. Es war seltsam für Ray den starken, stolzen Kai so zerstreut zu sehen. Die Augen geweitet, den Mund verstört geöffnet und ein Blick, aus dem Verunsicherung nur so schrie. Das war der untypischste Ausdruck, den Ray sich in Kais Gesicht vorstellen konnte und doch war er da. Mit erschrecken musste er feststellen, dass Kai nur wegen ihm diese anderen Seiten zeigte, aber wenn Ray ehrlich zu sich war, störte ihn das nicht, denn so wie ihn Kai gerade anschaute, sprach soviel aus seinem Blick, dass es Ray fast schmerzend freute.

Seufzend lehnte der Chinese sich wieder an den starken Körper vor ihm. Seine Tränen versiegten langsam und die noch eben vorhandene innere Verzweiflung wurde durch ein so gutes Gefühle ersetzt, dass es kaum zu beschreiben war. In seinem Körper breitete sich eine angenehme Wärme aus, sein Innersten war plötzlich einfach vollkommen ausgeglichen, auch wenn sein Herz bei Realisierung von der Nähe von Kais nacktem Körper, mehr als doppelt so schnell wie normal schlug. Ein wohlbekannter Schauer lief durch seinen Körper und am Liebsten wäre er ewig so stehen geblieben, aber als Kai seinen Kopf gegen seinen lehnte und begann, auffordernd über seinen Rücken zu streichen, fiel Ray wieder ein, dass er Kai noch immer viele Antworten schuldig war. Auch wenn er ihn über seine Gefühle aufgeklärt hatte, war er ihm noch Gründe für sein Verhalten an diesem Tag schuldig.

"Es ist blöd.", seufzte Ray leise.

"Was?"

"Alles.", antwortete er und malte mit seinen Fingerspitzen kleine Zeichen auf Kais Rücken, woraufhin sich bei ihm, zu seinem Entzücken Gänsehaut bildete und der starke Körper erschauderte.

"Wie meinst du das?", kam aber die, mit dunkler rauer Stimme gestellte Frage.

"Warum ich mich so dämlich benommen habe.", erklärte Ray seufzend und errötete. "Das war blöd."

"Das stimmt.", brummte Kai zustimmend, schob Ray ein Stück von sich und schaute ihn fest an. Das Verlangen dem Chinesen einen Kuss zu stehlen, wuchs erneut in ihm, aber Kai versuchte es zurück zu stellen, weil er genau wusste, dass das nicht darauf hinaus laufen würde, dass er Erklärungen bekam, sollte ein Kuss einmal begonnen haben.

Ray seufzte und wich Kais Blick aus.

"Es ist nicht so, wie du vermutet hast.", begann er leise und beschämt. "Es ist nicht wegen den anderen Menschen und deren Meinungen über..." Er stockte kurz und suchte nach einem passendem Wort, aber fand keines.

"Über diese Sache.", beendete er deshalb den Satz allgemeiner. Kurz huschten seine Augen über die von Kai, versuchten flüchtig aus ihnen zu lesen, aber nichts in ihnen zeigte ihm, dass er etwas falsches gesagt hatte, also fuhr er mit gesenktem Blick fort.

"Es ist etwas anderes.", sagte er leise, flüsterte fast. "Es HAT damit zu tun, dass du ein Junge bist."

Kai zog scharf die Luft ein, sein Blick verfinsterte sich ein wenig, ohne, dass er es vermeiden konnte. Ray bemerkte die Reaktion natürlich, weshalb er knirschend aufsah und schief lächelte.

"Aber es ist vielmehr so.", erklärte beschwichtigend und quälend langsam weiter. "Dass es viel mehr mit mir, als mit dir zu tun hat. Es ist nicht so, dass mich Reaktionen Anderer gestört hätten, sondern es ging dabei um meine Reaktion mir selbst gegenüber, um mein Bild, welches ich von mir hatte. Nachdem du mir gesagt hattest, dass du mich liebst, habe ich die Antwort darauf vor mir hergeschoben. Vermutlich wusste ich sie da zwar sowieso schon, aber eingestehen wollte ich es mir dann doch nicht. Jedenfalls, hab ich das unbewusst getan, weil ich dann das Bild, was ich von mir selbst hätte völlig neu erstellen müssen. Deshalb hat mein Unterbewusstsein einfach keine Antwort zugelassen, weil das für mich unkomplizierter war. Dass es für dich das Gegenteil bedeutete, tut mir Leid.?

Kai hatte Ray stumm zugehört, doch er schien noch immer nicht zufrieden.

"Aber warum kannst du mich küssen, ohne dass du dein 'Bild' von dir neu überdenken musst?", fragte er deshalb nachdenklich brummend.

"Weil da für mich die Erklärung die war, dass ich es vielleicht aus dem Moment heraus getan habe.", seufzte Ray. "Küssen kann man auf das Körperliche beziehen. Es kann mal passieren, dass man sich zu einem Mann hingezogen fühlt. Aber Gefühle wie Liebe sind doch etwas Tieferes, etwas Entgültigeres. Und das hat mir Angst gemacht."

Kai war mit dieser Antwort zufrieden und sein Blick fixierte Ray plötzlich. Intensiv huschten Augen über Rays Gesicht. Seine bernsteinfarbenen Augen waren noch immer beschämt zur Seite gerichtet und seine Lippen zitterten leicht. Diese Lippen...

Die Umgebung schien plötzlich zu verschwimmen. Dieses Mal näherte sich Kai Rays Gesicht ohne Zögern und küsste ihn auf den Mundwinkel, gab dem Verlangen nach. Als Ray daraufhin zu ihm hoch sah, konnte und wollte er nicht mehr wiederstehen. Gierig suchten seine Lippen, die des Schwarzhaarigen und zogen ihn in einen unbeherrschten Kuss, der auch sofort und fast dankbar erwidert wurde.

In Kai explodierten die Gefühle förmlich. Hungrig schob er seine Hände unter Rays Shirt, ließ sie über seinen Körper huschen. Er spürte wie sich der Chinese gegen ihn lehnte, sich fest an ihn klammerte und mit seinen Händen in seinen Nacken wanderte. Seine Härchen stellten sich prompt auf und er seufzte, als Ray begann ihn dort zu kraulen.

Plötzlich ging die Tür auf.

"Ray. Ich...", begann Max während er das Zimmer betrat, doch verharrte in der Bewegung als sein Blick auf seine beiden Teamkameraden fiel.

Erschrocken hatten sich die zwei von einander gelöst, aber Kai hatte Ray dieses Mal so fest an sich gehalten, dass dieser keine Chance hatte von ihm zu weichen. Mit wütendem, vorwurfsvollen Blick fixierte Kai Max, der sie mit zitternden Lippen, über die aber kein Ton traten und aufgerissenen Augen vollkommen verwirrt anstarrte.

"Äh, Max, wir...", begann Ray verlegen, während er puderrot anlief, doch wurde von Kai unterbrochen.

"Verdammt!", zischte dieser mit lauter Stimme. "Kannst du nicht anklopfen?!"

"Aber, ich...", stammelte Max, der mittlerweile genauso rot wie Ray war und wich einen Schritt zurück in den Flur. "Ich wollte doch... ich...Ray... aber was?"

"Max.", versuchte Ray ihn zu beruhigen und wollte auf den Amerikaner zugehen, aber Kai schlang daraufhin seine Arme noch viel enger um ihn. Als Ray fragend zu ihm hoch schaute, blickte Kai unentwegt auf Max und schien ihn im Geiste zu erdolchen. Besitzergreifend drückte er den Chinesen noch ein wenig fester an sich, doch dieser begann sich vorsichtig von dem Russen zu lösen.

?Kai.?, flüsterte er. ?Lass mich los. Ich muss mit Max reden.?

In Bruchteilen einer Sekunden, hing Kais Blick wieder auf Ray, doch er war erneut voller Enttäuschung, aber auch Wut. Fast beleidigt, drückte der Russe ihn schließlich von sich und stapfte zu Rays Bett, worauf er sich achtlos fallen lies.

Ray seufzte nur kurz und blickte Kai noch einmal hinterher, bevor er zu Max in den Flur trat und die Tür hinter sich schloss.

Max hatte sich mittlerweile ein wenig von dem Schock erholt, aber noch immer war er vollkommen verwirrt und eine Frage schienen seine Augen stumm zu stellen: Ist da drinnen wirklich das passiert, wonach es ausgesehen hatte?

Ray lächelte den Blonden unsicher an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Max, also...", begann er kleinlaut, wusste aber dann doch nicht, was er sagen sollte und schwieg betreten.

"Ray.", ergriff Max plötzlich mit krächzender Stimme das Wort, wobei er ungläubig den Kopf schüttelte. "Sag mir, dass das da drinnen nicht das war, wonach es ausgesehen hat."

Seine blauen Augen blickten Ray erwartungsvoll an, was diesen zusehends nervöser machte.

"Also.", lächelte der Chinese betreten. "Wonach hat es denn ausgesehen?"

"Dass ihr euch...", begann Max, doch musste schlucken. "...geküsst habt." Die letzten Worte hatten ihn viel Überwindung gekostet und kamen nur stockend hervor.

Ray seufzte und wendete seinen Blick zu Boden. Seine Wangen waren erneut puderrot.

"Ich will dich nicht anlügen.", sagte er leise, doch ein verlegenes, aber glückliches Lächeln schlich sich auf ein Gesicht, während er weiter sprach. "Deshalb geb ich es jetzt zu." Sein Blick richtete sich wieder auf Max und er wollte mit fester Stimme weiter reden, aber versagte kläglich.

"Ja, wir haben uns geküsst.", fuhr deshalb zittrig fort. Sein Blick veränderte sich und seine Augen waren nun voller Angst. Angst davor, dass er sich in seinen Freunden getäuscht haben könnte, dass sie es doch nicht akzeptieren würden. Max musste ihn entweder bestätigen oder vom Gegenteil überzeugen.

"D...dann.", stotterte Max perplex. "D..dann sind die Flecken an deinem Hals doch von Kai?! Knutschflecken?!"

Ray nickte nur stumm und fasste sich benommen an den Hals.

"Ach, du meine Güte.", rief Max plötzlich aus, als ihm die Situation erst richtig bewusst wurde. Sein Gesicht wurde immer blasser und Ray hatte schon Sorgen, dass er jeden Moment umkippen könnte. Aber glücklicherweise blieb Max, wenn auch schwankend, stehen.

Verstört fasste er sich an die Stirn.

"Aber...", flüsterte er. "Das ist doch Kai. Er..."

"Ich weiß.", lächelte Ray. "Für mich war... und ist es auch noch immer seltsam."

Max blickte ihn wieder so fest an, wie es ihm zu dem Zeitpunkt möglich war und schüttelte nur wieder ungläubig den Kopf.

"Aber... was ist das denn zwischen euch?", fragte er mit zittriger Stimme.

Ray schoss die Röte ins Gesicht und ihm wurde wieder heiß. Sein Herzschlag verschnellerte sich und er begann verlegen mit seinem verletztem Fuß auf dem Boden zu scharen.

"Wir...", antwortete er zögerlich. "Ich...ich liebe ihn." Zusammenzuckend und auf eine Reaktion wartend kniff er die Augen zu, doch es blieb still. Außer dem schnellen Atem des Amerikaners konnte er nichts hören, keine Antwort.

Zögerlich hob Ray seine Lider wieder und richtete seinen Blick langsam auf Max. Dieser schien nachzudenken und blickte stirnrunzelnd zu Rays Zimmertür.

"Aber...", fing er leise an. "Du weißt doch gar nicht, ob Kai dich auch... Ich mein, es ist immer noch Kai. Bei dem weiß man ja nicht ,ob der überhaupt ?"

"Er hat es mir gesagt.", unterbrach ihn Ray lächelnd. "Sogar als Erster."

"Oh.", war Max einziger Kommentar.

Ein betretenes Schweigen legte sich über sie.

"Nun ja.", brach Max dieses schließlich, nachdem er alles ein wenig verarbeitet hatte. "Das erklärt natürlich euer seltsames Verhalten in den letzten Tagen."

"Kommst du damit denn klar?", stellte Ray die Frage, die ihn schon quälte seit Max in sein Zimmer geplatzt war.

Der Blondhaarige schaute ihn stirnrunzelnd an und seufzte.

"Ich weiß nicht, ich muss das erst einmal verdauen.", antwortete er. "Aber ich denke, schon." Er machte eine kurze Pause und blickte skeptisch zu Ray. "Kommst du denn damit klar?", fragte er schließlich.

Die Erleichterung die kurzweilig in Ray aufgekommen war, verschwand und wurde durch Verwirrung ersetzt. Auf diese Frage war er nun wirklich unvorbereitet gewesen.

"J...Ja.", stammelte er hastig, setzte aber etwas leiser "Mittlerweile schon.", hinten dran.

Max nickte nachdenklich.

"Ich geh dann mal runter und lass euch allein.", murmelte er noch verlegen und ging Richtung Treppe. Doch dann drehte er sich noch einmal rum und lächelte. Verlegen kratzte er sich an der Stirn.

"Kann ich es den anderen Beiden erzählen?", fragte er dann kleinlaut.

"Klar.", antwortet Ray reflexartig, aber irritiert. "Irgendwann erfahren sie es ja doch. Aber mach es schonend."

Ein gequältes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, doch Max erwiderte es ehrlich und erleichtert.

"Gut.", seufzte er. "Ich weiß nicht, ob ich so etwas für mich behalten könnte."

Ray lächelte nur und nickte leicht. Max nickte zurück und lächelte ihn aufmunternd an. Dann ging er die Treppe hinunter.

Ray stieß einmal laut die Luft aus und lehnte sich kurz gegen die Wand. Das war ein verwirrender, stressiger, aber auch aufklärender Tag gewesen. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht als er an Kai dachte. Endlich war er glücklich.

Zufrieden drehte er sich zu seiner Tür und öffnete sie langsam. Vorsichtig lugte er hinein. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er Kai am Fenster stehen sah. Er stand mit dem Rücken zu ihm, doch es reichte, um Ray wahnsinnig - wahnsinnig zufrieden zu machen.

Der Chinese betrat das Zimmer komplett und schloss die Tür. Kai hatte ihn sicherlich gehört, aber er dreht sich nicht um. Langsam humpelte Ray auf ihn zu und erkannte, dass er immer wieder in einen kleinen Müsliriegel biss, den er sich anscheinend aus Rays Nachttischschublade geklaut hatte, wo dieser immer ein paar aufbewahrte.

"Na, doch wieder Appetit?", neckte Ray ihn lächelnd.

"Ja.", knurrte Kai. "Aber du warst nicht da."

Dieser Kommentar lies Ray erneut erröten und verlegen auf den Boden starren.

"Du warst ja bei deinem Max.", fuhr Kai aber dann zischend fort. "Und hast mich dafür einfach stehen lassen!"

Kurz durchfuhr Ray ein kleiner Blitzschlag, angesichts des wieder kühlen Tons in seiner Stimme, doch dann humpelte er zu Kai und umarmte ihn von hinten.

"Er war doch so verschreckt.", murmelte er entschuldigend.

Doch der Russe antwortete nicht, sondern brummte nur einmal kurz. Ray musste lächeln.

"Bist du immer noch eifersüchtig auf Max?", fragte er dann und blies Kai über die Haut in seinem Nacken. Er merkte wie er in seinen Armen erschauderte, doch wieder nur vor sich hin grummelte.

"Du hast keinen Grund.", sagte Ray leise, aber bestimmt und begann mit seinen Händen über Kais muskulösen Bauch zu streichen. Er war so froh endlich das tun zu können, nach dem er sich sehnte, einfach seinem Gefühl, seinem Verlangen folgen zu können. Jetzt, wo er sein Problem und gleichzeitig seine Liebe erkannt hatte, konnte er dies endlich tun, ohne dass sich etwas in ihm dagegen wehrte. Es war zwar immer noch seltsam und ungewohnt, aber nicht unangenehm, ganz im Gegenteil.

Kai lehnte sich etwas gegen den Körper hinter ihm und drehte sich schließlich in Rays Armen zu ihm um. Den Rest des Müsliriegels ließ er auf die Fensterbank fallen. Noch immer schwieg er beharrlich und noch immer schien die Eifersucht an ihm zu nagen.

Ray bemerkte dies und seufzte leise.

"Was soll ich denn machen, dass du nicht mehr so eifersüchtig bist?", fragte er leise und schaute Kai abwartend an.

Am Liebsten hätte Kai ihm gesagt, dass er nicht mehr mit Max reden sollte, aber das fand er dann doch albern. Schließlich hatte Ray Max NICHT geküsst und ihm auch nicht gesagt, dass er ihn liebte. Da war Kai sich sicher und eigentlich wusste er selbst nicht, warum er so eifersüchtig war. Doch der Grund fiel ihm dann schließlich doch ein.

"Ich will dich nur für mich.", sagte er bestimmt, fast befehlend. "Lass mich nicht einfach für jemand anderen stehen!" Seine rubinroten Augen waren ernst, doch Ray konnte ganz versteckt, aber immer wieder mal aufflackernd die Angst erkennen, die hinter der Aussage lag. Die Angst, ihn schon wieder zu verlieren, nachdem er ihn in den letzten Stunden so oft verloren geglaubt hatte und nachdem er ihn erst seit wenigen Minuten für sich hatte. Die Angst vor der Einsamkeit, die schon so lange ständiger Begleiter des Russen gewesen war.

Ray erkannte in diesem Augenblick, wie viel er Kai doch bedeutete. Dankbar lächelnd drückte er sich an den Russen.

"Du hast mich doch nur für dich, Kai.", flüsterte er und gab Kai einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Dieser schaute ihn lange an.

"Du machst mich verrückt.", brummte er schließlich, aber lächelte dann leicht. Doch das Lächeln verwandelte sich schnell in ein heimtückisches Grinsen.

Auffordernd presste er seine Hüfte gegen die von Ray und kam seinem Gesicht quälend langsam entgegen.

"Dann will ich dass aber jetzt auch ausnutzen, dass du endlich mir gehörst!", raunte er.

"Ich hab aber nie gesagt, dass ich dir ge ?", wollte Ray protestieren, aber wurde durch Kais Lippen unterbrochen, die sich gierig auf seine pressten. Nur zu gerne gab Ray nach und erwiderte den Kuss. Dann gehörte er eben Kai, hatte auch was für sich.

Schon bald waren sie erneut in einem leidenschaftlichen Kuss gefangen. Rays Hände fuhren über Kais nackte Haut, über seinen Rücken, seine Brust, strichen über jede Stelle und ließen keinen Zentimeter unberührt. Seine Haut prickelte, obwohl er Kais warmen Körper nur durch das Shirt hindurch spüren konnte. Doch das reichte völlig, um sein Herz schneller schlagen und eine innere Hitze entflammen zu lassen.

Kai presste sich immer fordernder gegen Ray, seine Hände suchten sich ihren Weg unter sein Shirt, schoben es hastig nach oben. Kurz unterbrach er ihren Kuss, um das lästige Stück Stoff komplett von dem Chinesen zu entfernen. Achtlos ließ er es auf den Boden fallen und stürzte sich wieder voller Verlangen auf Ray, während seine Arme ihn begierig an sich pressten und er begann, ihn in Richtung Bett zu dirigieren. Doch nach wenigen Schritten, zuckte Ray zusammen. Irritiert unterbrach Kai den Kuss kurz und sah, dass der Chinese das Gesicht schmerzhaft verzogen hatte. Entschuldigend gab er ihm einen flüchtigen Kuss, packte Ray an den Oberschenkeln und forderte ihn stumm auf, sich von ihm tragen zu lassen.

Ray ging sofort darauf ein und schlang seine Arme um den Nacken des Russen. Während sie sich erneut begierig küssten, sprang er auf Kais Hüfte und klammerte seine Beine um seinen Rücken. Den Chinesen an sich drückend bewegte sich Kai stetig Richtung Bett, seine Küsse wurden wilder und Ray bemerkte, dass Kai immer ungeduldiger wurde. Als er es erreichte, lies er den Chinesen darauf hinab sinken und legte sich über ihn.

Stöhnend presste er seinen harten Schritt gegen den von Ray, entlockte diesem ebenfalls ein heißes stöhnen.

Erneut wurden sie durch die aufschwingende Tür unterbrochen. Ein Schrei folgte.

Als sie ihre Köpfe erschrocken umwandten, stand Tyson im Türrahmen und zeigte zitternd mit dem Finger auf sie.

Kenny stand hinter ihm, sein Gesicht war knallrot und sein Mund öffnete sich immer wieder, wenn er laut nach Luft schnappte. Keiner der beiden sagte etwas.

Bevor Max, der gerade das Zimmer betreten wollte, sich entschuldigen konnte, war Kai schon aufgesprungen.

"Raus!", brüllt er mit hochroten Kopf und angespannten Muskeln. Seine Stimme überschlug sich. "Verdammt, kann man nicht einmal sein Ruhe haben?!" Tobend raste er förmlich auf die anderen zu und schlug ihnen, ohne Erklärung, die Tür vor der Nase zu. Mit einer schnellen Bewegung drehte er den Schlüssel in der Tür um.

"Du hattest ja Recht, Maxie.", konnte er die zittrige Stimme Tysons gedämpft durch das Holz hindurch hören. Seine Fäuste zitterten. Das durfte alles nicht wahr sein. Immer, aber auch wirklich IMMER musste der Kindergarten auftauchen und die ganze Stimmung kaputt machen.

"Lass gut sein, Kai.", ertönte die beschwichtigende Stimme Rays hinter ihm. Der Russe wirbelte herum, um Ray klar zu machen, dass er garantiert NICHT gut sein lassen wollte, dass die Kleinkinder ihm die Stimmung ruiniert hatten, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Denn Ray räkelte sich absichtlich lasziv und auffordernd auf der Matratze. Seine Lippen waren ein wenig geschwollen, seine Wangen gerötet und sein Blick so erwartend, dass Kai nicht anders konnte, als den Ärger zu vergessen und sich voller Verlangen auf ihn zu stürzen.

Während er sich wieder auf ihn legte, sah er ihm tief in die Augen.

"Für die ist es seltsam, dich mit einem Kerl im Bett zu erleben.", hauchte er und stahl Ray einen leidenschaftlichen Kuss während seine Hände an seinen Seiten entlang huschten. Dann unterbrach er ihn kurz.

"Für dich auch noch immer?", fragte er raunend, während er begann an Rays Ohrläppchen zu knabbern. Der Chinese seufzte einmal wohlig auf. Sein Körper prickelte überall, doch alle Regungen in ihm sammelten sich heiß in seiner Lendengegend.

Ray nahm Kais Kopf in beide Hände und zwang ihn ihn anzusehen. Er lächelte und schüttelte leicht den Kopf.

"Nein.", flüsterte er ernst.

"Aber ich bin doch immer noch ein Kerl.", hauchte Kai spielerisch und verteilte heiße Küsse auf Rays Hals.

"Und was für einer!", wisperte der Chinese während er dem überraschend Russen zärtlich in den Schritt kniff. Da konnte selbst Kai nicht verhindern, dass ihm die Röte ins Gesicht schoss, auch wenn es mehr aus Verwirrung, als aus Scham war. Aber nach dem ersten Schock, fing er an sich gegen die Hand von Ray zu drücken, die noch immer auf seiner wachsenden Erregung lag, die nun fast schmerzlich gegen die Hose drückte.

Stöhnend presste er seine Lippen wieder auf die von Ray während seine Hände zu seinem Hosenbund wanderten und die Hose öffneten.
 

Während Kai und Ray endlich ihrem Verlangen nachgehen konnten, saßen die restlichen Mitglieder des Teams im Wohnzimmer. Schweigen umhüllte sie, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und musste verdauen, was sie soeben gesehen hatten.

Tyson hatte damit am Schwierigsten zu kämpfen, denn er konnte Kai nicht im Entferntesten mit solch einer gefühlsbetonten Sache wie Liebe verbinden. Für ihn ergab das keinen Sinn, vor Allem, weil Kai dann auch noch Ray liebte. Es war ja eigentlich schon Schock genug gewesen, dass Kai überhaupt zu lieben fähig war, aber dass er dann auch noch einen Jungen liebte, der zufälligerweise auch noch ein Freund von ihm war, war für Tyson doch zu viel auf einmal. Blass und mit leerem Blick versuchte er vergeblich seine Gedanken zu ordnen, aber er war noch immer zu geschockt, um dies zu schaffen.

Kenny ging es nicht viel anders. Ihm war die Situation von vorhin schlicht und einfach peinlich gewesen. Er hatte Tyson noch abhalten wollen, die Tür einfach so zu öffnen, ohne anzuklopfen. Schließlich hatte Max sie schon sachte vorgewarnt. Doch Tyson hatte Max nur Unglaube geschenkt und war zu schnell nach oben verschwunden, als dass sie ihn noch hätten aufhalten können.

Mit noch immer hochrotem Kopf und flauen Magen, wenn Kenny an das Bild dachte, was sich ihm eben geboten hatte, drückte er Dizzy schutzsuchend an sich.

Der Einzige, der nicht ganz so geschockt war, war Max. Er hatte die ganze Sache zwischen Ray und Kai zwar noch immer nicht viel mehr verdaut als die anderen beiden, aber immerhin war er wenigstens ein wenig auf die Szene in Rays Zimmer vorbereitet gewesen. Er war auch der Einzige, der grinsend nur ungläubig den Kopf schüttelte und sich vornahm, Ray bald mal richtig zur Rede zu stellen. Er hatte ihnen viel zu erklären und das kurze Gespräch, dass sie geführt hatten, reichte noch lange nicht aus, um alle Fragen von Max' zu beantworten.

Aber erst mussten sie ihre Gedanken sortieren und für sich selbst rausfinden wie sie die Situation beurteilten und wie sie damit umgehen wollten. Solange waren Kai und Ray für sich und konnten sich ganz ihrer ganz speziellen Sucht widmen.
 

***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++***+++
 

so, das wars, das war das letzte kapitel...

ich hoffe, es war nicht zu schnulzig, kitschig, klischeehaft, was auch immer. wenn doch, tut es mir leid -__-"
 

hoffentlich haben sich jetzt auch alle fragen geklärt^^

an einen richtigen lemonteil hab ich mich, wie ihr seht, noch nicht heran getraut, ist schließlich meine erste fanfic und ich fühl mich dazu noch nicht bereit -__-

ich glaub, ich könnte das auch gar nicht o.O
 

naja, ich bedanke mich noch mal bei allen, die sich meine bescheidene story (die leider zum ende hin an verwirrung zu und an stil abgenommen hat -__-") durchgelesen und mir immer so liebe kommis hinterlassen haben

vielen, vielen, vielen dank T.T

hättet ihr mir nicht soviel positives feedback, oder überhaupt feedback gegeben, hätte ich sie nie fertig gestellt...
 

naja, ich schwafel und schwafel...

jetzt ist schluss damit und ich verabschiede mich *wink*

macht es jut
 

bye

Astin

=:)
 

ps: ICH KOMME WIEDER *muahahahaha* @.@



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Von: abgemeldet
2009-02-17T18:17:18+00:00 17.02.2009 19:17
Godlike...
Eine sehr schöne FF! Schade, dass es keine Fortsetzung gibt^^
Von:  knoedelchen
2007-07-10T20:36:15+00:00 10.07.2007 22:36
ich bin mal wieder zu faul um jedes kapitel zu kommentieren und sage deshalb nur: einfach genial!!!

Von:  Pfefferminze
2007-06-21T14:36:43+00:00 21.06.2007 16:36
Huch, das bist ja du... ^____^
Die Fic hat mcih (mal wieder) aus den Socken gehauen und war nebenbei auch eine der ersten KaRes die ich gelesen habe (ich war damals nichtmal Mexxler >.>)
Ich fang an zu schwafeln, ist mir jetzt schon klar, aber ich finde es genial wie du Gefühle 'schreibend' vermitteln kannst... das hört sich setsam an O.ô
Nlja, See ya
Ming
Von: abgemeldet
2006-12-09T16:40:15+00:00 09.12.2006 17:40
Hi.
Ich hab deine FF gerade gelesen und find die richtig gut. Dein Stil gefällt mir und auch die Story war super. Vor allem die letzten Kapitel waren richtig gut geschrieben, die Länge war super ;) und nicht so wie die meisten anderen FFs hier bei MEXX:)
Wie gesagt: ich fands super klasse!
bye cada :)
Von:  Gessilein
2006-10-08T21:42:08+00:00 08.10.2006 23:42
die ff ist witzig, gut geschrieben, wie hast du das gemacht, ich fand sie ober mega geil, es war bis jetzt die beste geschriebene geschichte, die ich gelesen hab.. du brauchst nix zu verbessern..


mfg gessi^^

mach weiter so
Von: abgemeldet
2006-06-20T01:11:21+00:00 20.06.2006 03:11
also....ich liebe shonen-ai und diese hier war wirklich gut^^
ein großes lob von mir an dich^^
du kannst wirklich verdammt gut schreiben...und diese süßen annäherungsversuche und dann doch noch so ein gefühlschaos obwohl schon alles so eindeutig schien....das war cool^^
und ein weiteres lob noch XD....es ist selten dass ich in fanfics lese dass derjenige "einzige " schreibt...da sreht fast immer "einzigste"...XD
na dann...mach nur weiter so^^
Von:  Vergangenheit
2006-02-04T17:05:33+00:00 04.02.2006 18:05
Hab´ eine weitere Ff von dir entdeckt! ^_____^

Das war absolut gut. Verwirrend, spannend, emotional, tja auch dieses etwas "ältere Modell" braucht sich nicht hinter "Draußen im Schnee" zu verstecken.

Ich habe zwischendurch ziemlich geheult, dafür hat sich beim Lesen des letzten Kapitels ein Grinsen auf meinem Gesicht gebildet, dass da immer noch ist und das sieht ganz schön dämlich aus. Der gute Kai schien es ja ganz schön eilig zu haben, oder? Aber der Kindergarten war zum Brüllen, immer zur falschen Zeit am falschen Ort! XD

Hervoragend. *sich verbeugt* Es war mir eine Freude, diese Fanfiction zu lesen.

ByeBye
BlackSilverLady
Von:  Neko-chan720
2005-12-10T14:24:51+00:00 10.12.2005 15:24
des ist einfach traumhaft, die ganze ff...
und es traurig in den kaps wo kai leiden msste, nur weil ray unfähig war seine liebe zu kai sich einzugestehen. tztz
abba immerhin sind sie ja doch zusammen gekommen *g*
des toll...einfach...hach *seufz*...schön!
und du hast alles wahnsinnig toll beschrieben!
Von:  -bluewing-
2005-06-12T17:07:14+00:00 12.06.2005 19:07
Ich mag die Fanfic wirklich sehr gerne. Sie ist dir sehr gut gelungen. nur gestört hat der kleine "kindergarten" etwas... *grins*... Sonst jedenfalls lässt sich sagen, gutes Ende und auch sehr gelungener storyverlauf. man kommt von anfang bis Ende wirklich super mit. Du kannst wirklich gut schreiben. Darfst du stolz drauf sein. Die Fic steht schon bei meinen Favos.^-^

bye bye deine -bluewing-
Von: abgemeldet
2005-05-17T23:16:51+00:00 18.05.2005 01:16
+grins+ hattest Recht, es nicht zum Lemon zu machen. Hab deine gesamte FF in zwei Stücken gelesen - dazwischen wahr ich im Kino - und weißt du, was mir passiert ist? Ich hab den Film ignoriert und hab gegrübelt wie nochmal was, weil ich deine FF unbedingt zu Ende lese wollte. Das ist mir echt noch nie passiert, dafür solltest du einen Award oder sowas bekommen. +zwinker+
Ich warte sehnlichst auf was Neues, also bitte schmeiß dich vor die Tastatur und ich sag alle Kinobesuche für die nächsten Wochen ab!


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