Zum Inhalt der Seite

Wenn es sich langsam anschleicht...

Manchmal bedarf es nur eines Blickes (Kai X Ray) Das 7. und damit letzte Kapitel ist on ^____^
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Streit und Verarztung

So dala,

das zweite kappi ^^

hoffe es gefällt

viel spaß ^^
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Kapitel 2: Streit und Verarztung
 

Die ersten Meter waren die Schmerzen für Ray noch erträglich, aber schon bald musste er Kai um eine Pause bitten.

Mit schmerzerfüllter Miene lies er sich nach einer viertel Stunde in den Schnee fallen und hatte plötzlich irgendwie das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen.

"Ich weiß auch nicht, Kai.", murmelte Ray. "Es ist irgendwie anstrengend nur mit einem Bein zu laufen. Ich kann ja mittlerweile noch nicht einmal mehr auftreten."

Kai antwortete daraufhin nichts, sondern starrte nur wieder den Abhang runter. Er schien nachzudenken und schaute immer wieder mal auf die Snowboards in seinem Arm. Er stieß einmal heftig die Luft aus, drehte sich zu Ray und fragte monoton: "Genug ausgeruht? Können wir weiter?"

Ray lächelte gequält. "Müssen wir ja wohl."

Kai streckte ihm seine Hand hin und Ray lies sich nur zu gerne aufhelfen. Er legte seinen Arm wieder um Kais Schulter und sie führten ihren Weg fort.

Nach einer Weile aber musste Ray um die nächste Pause bitten. Doch dieses Mal blieb er einfach nur stehen, hielt sich an Kais Jacke fest und versuchte zu Atem zu kommen.

Mit einem verletzten Fuß vorwärts zu kommen war schwieriger, als er jemals vermutet hätte. Dazu kam der Schnee und die Tatsache, dass sie einen Berg hinunter mussten, weshalb sie zusätzlich aufpassen mussten nicht auszurutschen.

Ray stand der Schweiß schon auf der Stirn und sein Atem ging unregelmäßig und schwerfällig. Das fiel auch Kai auf, aber mehr als stützen konnte er Ray auch nicht. Immerhin hatte er in der anderen Hand auch noch die Snowboards zu schleppen. Für ihn war das alles auch nicht so einfach. Seit einigen Minuten hatte sich ein stechender Schmerz in seinem Rücken eingefressen und wollte seitdem nicht mehr von Kais Seite weichen.

Kai wusste natürlich woher es kam, immerhin war er mit dem Rücken mit voller Wucht gegen den Baum geprallt, als er Ray gebremst hatte und die Tatsache, dass sein geprellter Rücken jetzt Rays Gewicht halten musste beanspruchte seine Muskeln doch mehr, als sich Kai jemals eingestehen würde. Auch gegenüber Ray lies er sich nichts anmerken. Er biss die Zähne zusammen und achtete nur darauf, dass Ray sich so gut wie möglich bei ihm abstützen konnte.

"Hey.", ertönte plötzlich Max' Stimme hinter ihnen.

Sie blieben stehen. Kai drehte sich um und sah Max und Tyson auf sie zufahren. Max hielt geschickt vor den Beiden an und nahm seine riesige orangefarbene Skibrille vom Kopf. Sein Gesicht war rot vor Kälte und Anstrengung.

Tyson wollte genauso elegant wie Max vor ihnen anhalten, doch er landete dabei mit dem Gesicht im Schnee. Peinlich berührt richtete er sich auf und klopfte sich den Schnee von seiner Hose. Seine Haare waren nass. Kai vermutete, dass er wohl mehr als einmal seinen Kopf in den Schnee gesteckt hatte.

"Wo wart ihr denn die ganze Zeit?", fragte Max und schaute besorgt zu Ray. "Wir haben unten auf euch gewartet, aber ihr kamt als nicht. Wir haben nach euch gesucht, aber ihr wart spurlos verschwunden. Ist denn alles in Ordnung?"

"Natürlich ist nicht alles in Ordnung!", zischte Kai wütend.

"Ich...", fing Ray an und schaute verlegen zu Kai. "Wir hatten einen kleinen Unfall."

"Was ist denn passiert?". Fragte Tyson und kniete sich vor Ray, um an seinem Fuß herum zu drücken, den Ray bis jetzt die ganze Zeit angehoben hatte.

"Au!", schrie Ray auf. "Tyson, hör auf! Das tut weh."

Er versuchte seinen Fuß aus Tysons Griff zu ziehen, doch das gelang ihm erst, nachdem Kai Tyson einmal zwischen die Rippen getreten und ihn angeschrieen hatte.

"Können wir irgendwie helfen?", meldete sich Max wieder besorgt zu Wort.

Kai seufzte erschöpft, aber auch ein wenig erleichtert. "Ja!", sagte er dann bestimmend. "Ihr könnt die Boards mit ins Tal nehmen und schon einmal abgeben. Die stören nur!"

"OK."

Max nahm Kai die Boards ab und reichte eines davon Tyson.

"Wir warten dann unten auf euch.", sagte der blonde Junge und wollte los fahren, aber Ray hielt ihn zurück.

"Nein.", sagte er fest. "Das dauert zu lange. Bis dahin seit ihr da unten erfroren. Ihr könnt dann schon einmal zurück gehen. Wir kommen zurecht."

Ray blickte kurz zu Kai, aber dieser schaute zu Max und nickte einmal kurz. In dem Moment erst wurde Ray richtig bewusst, dass er die ganze Zeit seinen Arm um Kai gelegt hatte und plötzlich war ihm das verdammt peinlich. Von einem Moment auf den anderen spürte er bewusst Kais Körper dicht an seinem und seinen Arm, der um seine Taille gelegt war, um ihn zu stützen. Ohne es zu wollen, schoss Ray erneut das Blut in den Kopf und er schaute schnell auf den Boden, damit es niemand mitbekam, aber Kai hatte es dennoch gesehen und betrachtete Ray mit besorgtem und skeptischem Blick.

"Wir fahren dann mal. Bis später und kommt gut heim!", rief Max und fuhr zusammen mit Tyson, der mit dem Brett in seinem Arm etwas überfordert schien, hinab in das Tal.

"Wollen wir weiter?", fragte Kai gleichgültig.

Ray nickte nur kurz und mehr als ein "Hm-mh.", brachte er auch nicht heraus.

Er war jetzt irgendwie mit der Situation überfordert.

Kai brummte kurz zustimmend und sie setzten langsam ihren Weg fort.
 

Die zwei Jungs waren noch nicht weit gegangen, als sich Kais Rücken schmerzhaft bemerkbar machte. Kai musste die Zähne heftigst zusammenbeißen und schloss kurz vor Schmerz die Augen. Plötzlich hörte er dann nur noch einen erstickten Schrei und wurde nach neben gezogen. Er landete unsanft auf etwas, das sicherlich kein Schnee war.

Als er die Augen öffnete, blickte er in das überraschte Gesicht von Ray. Er lag direkt unter ihm und starrte ihn mit großen Augen an. Sein Atem ging schnell und weiße Wölkchen bildeten sich ununterbrochen vor seinem Gesicht. Seine Haut war gerötet, seine Gesicht und seine Haare feucht vom Schnee.

Kai machte keine Anstalten aufzustehen. Er blieb einfach auf Ray liegen und starrte ihn an. Ray wurde langsam nervös und er entschuldigte sich an diesem Tag schon zum dritten Mal.

"Tut mir Leid.", sagte er und lächelte versöhnlich. "Ich hab das Loch nicht gesehen und hab das Gleichgewicht verloren. Ist bei dir alles in Ordnung?"

Kai schien sich bei Rays Stimme wieder zu fangen. Seine Miene wurde ernst und er brummte kurz, als er aufstand. Er hielt Ray seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen, aber Ray blieb einfach im Schnee liegen und legte seine rechte Hand auf sein Gesicht.

"Ich kann nicht mehr, Kai.", nuschelte er unter seinem Handschuh.

Kai lies sich daraufhin wieder murrend neben ihn in den Schnee fallen und brummte: "Dann müssen wir wohl mehr trainieren, wenn deine Kondition so schlecht ist."

Dass es selbst für ihn nicht ganz so leicht war, wollte er natürlich nicht zugeben. Sein Rücken machte sich auch schon wieder bemerkbar. Aber sie mussten schließlich weiter. Sie hatten noch Zeit bis es dunkel wurde, aber den ganzen Tag in der Kälte zu verbringen, war für Ray bestimmt nicht gesund. Hinterher erkältete er sich noch.

Kai schnaubte einmal und runzelte die Stirn. Selbst wenn, konnte ihm doch egal sein. Sein Blick fiel auf den erschöpften Chinesen und er musste feststellen, dass es ihm nicht egal war. Auf keinen Fall. Nur warum?

Kai schüttelte den Kopf und erhob sich schwerfällig. Darüber konnte er sich später Gedanken machen. Jetzt war keine Zeit dafür.

"Steh auf, Ray.", befahl er ernst. "Wir müssen weiter. Es ist kalt und du bist nass."

Ray blinzelte zwischen zwei Fingern hervor und seufzte. Diese Mal nahm er Kais angebotene Hand an und lies sich hoch ziehen. Doch zu seiner Verwunderung kniete sich Kai mit dem Rücken vor ihn und brummte nach hinten über seine Schulter hinweg: "Guck nicht so. Steig auf. Ab jetzt trag ich dich Huckepack. Das geht schneller."

"Aber..."

"Kein 'aber'! Aufsteigen!", befahl Kai und schaute Ray mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete.

Ray lächelte kurz nervös und stieg dann bei Kai auf den Rücken. Seine Arme schlang er um Kais Hals und seinen Kopf bettete er auf seiner Schulter. Gott, war ihm das peinlich. Er lief rot an und war froh darüber, dass Kai ihn nicht sehen konnte. Was würde der wohl denken.

"Fertig?", fragte der Russe.

"Ja."

Kai erhob sich, verzog aber schmerzvoll das Gesicht, als sein Rücken protestierte.

Sie kamen so schneller vorwärts, aber Kai musste sich höllisch konzentrieren, denn würde er jetzt fallen, konnte das ein wenig schmerzlicher enden, als das letzte Mal.

Nach einer halben Stunde waren sie endlich im Tal angekommen. Kai stand der Schweiß auf der Stirn und er befürchtete schon, dass er wegen der Schmerzen in seinem Rücken noch ohnmächtig werden würde. Aber das blieb ihm erspart.

Er lies Ray vorsichtig runter und versuchte behutsam sich gerade aufzurichten, aber das war ihm schier unmöglich. Er gab auf und blieb etwas steif und ungemütlich stehen.

Ray war das nicht entgangen und er fragte besorgt: "Alles in Ordnung?"

"Ja, was sollte nicht in Ordnung sein?", kam die bissige Antwort von Kai.

Ray achtete nicht auf Kais Ton. Immerhin war er diesen langsam gewöhnt. Stattdessen sprach er weiter: "Es hat so ausgesehen, als ob du Schmerzen hast. Hast du Schmerzen?"

Ray kam eine schmerzhaften Schritt näher und schaute Kai eindringlich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an.

In diesem Blick lag soviel Sorge, dass Kai vollkommen überwältigt war. Er war es nicht gewohnt, dass sich Menschen um ihn sorgten, vor Allem nicht in diesem Ausmaß.

Er wendete seinen Blick schnell ab und brummte: "Nein, mir geht's gut. Aber selbst du wirst schwer nach einiger Zeit."

"Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten eine Pause machen können.", protestierte Ray lauter als beabsichtigt.

"Weil ich Pausen mache, wenn es mir gefällt.", keifte Kai und war sich gleichzeitig aber auch bewusst, dass er sich selbst widersprach. Immerhin hatte Ray vorhin bestimmt, wann sie Pause gemacht hatten.

"Verdammt.", rief Ray nun auch lauter. "Sei doch nicht immer so stur!"

"Du hast mir gar nichts zu sagen!", schrie Kai zurück.

"Wenn du Schmerzen hast schon.", schmollte Ray, aber seine Stimme war noch immer laut.

"Ich hab gar keine Schmerzen!!", rief Kai.

Ray ballte die Hände zu Fäusten.

"Warum?", schrie er dann. "Warum lässt du dir nie helfen?"

"Darum!", keifte Kai und drehte sich um, um einige wütende Schritte von Ray fort zu stapfen.

"Kai!", rief Ray, doch Kai reagierte nicht.

"Kai!", versuchte es Ray erneut und ging zwei Schritte nach vorne, ehe er vor Schmerz zusammenbrach. Kai reagierte noch immer nicht, sondern entfernte sich weiter von Ray.

"Kai!", schrie Ray wieder, doch seine Stimme klang nun verzweifelt. "Du kannst mich doch nicht alleine lassen! Ich kann doch nicht laufen!"

Kai blieb daraufhin stehen und Ray atmete erleichtert aus.

"Mist!", fluchte Kai leise. Das hatte er ganz vergessen. Normalerweise verschwand er immer, wenn er merkte, dass er richtig wütend wurde, vor Allem jetzt war der Drang danach sehr groß, weil er unter allen, ihm noch schleierhaften Umständen vermeiden wollte, Ray anzuschreien. Aber einfach abhauen ging im Moment nicht. Ray verlies sich auf ihn. Er war auf ihn angewiesen.

Also drehte sich der Russe um und stapfte zurück zu dem Chinesen, der verlassen wirkend im Schnee saß. Ray lächelte erleichtert, als er sah, dass Kai zurück kam.

Grob zog ihn der Russe auf die Beine und zischte: "Du solltest nicht so neugierig sein und so viele nervige Fragen stellen. Oder willst du mich mit Absicht reizen?"

Ray schüttelte traurig den Kopf.

"Ich mach mir nur Sorgen, weiter nichts.", murmelte er.

Innerlich fluchte Kai. Das war ja nicht zum Aushalten wie der jetzt so verlegen auf den Boden schaute. Er sah irgendwie aus wie ein geprügelter Hund.

Kai merkte wie seine Wut allmählich sank. "Ich weiß.", sagte er untypisch leise. "Ich bin es nicht gewöhnt."

"Und deshalb wirst du wütend?"

"Reden wir nicht drüber, ok?", sagte Kai, nun wieder vollkommen ernst.

"Spring auf.", befahl er dann grob und hockte sich vor Ray. Dieser stieg zögernd auf und gemeinsam setzten sie ihren Weg in Richtung Hütte fort.
 

Eine Viertel Stunde waren sie schweigend gelaufen. Es war nicht mehr ganz so anstrengend, denn jetzt war die Strecke erst einmal relativ eben. Erst auf dem letzten Stück ging es wieder bergauf. Doch Kai versuchte nicht daran zu denken, immerhin war er mit der jetzigen Situation schon beschäftigt genug.

Seine Rücken schmerzte zum Glück so sehr, dass er schon wieder taub war und solange er keine bestimmten Bewegungen machte, verspürte er kaum Schmerzen.

Womit er wirklich beschäftigt war, war mit dem kurzen Streit von vorhin. Warum zum Henker, hatte er Ray so angefahren? Er hatte sich nur Sorgen gemacht und nach seinem Wohlergehen erkundigt. Wahrscheinlich hatte er nur so reagiert, weil er nicht wie ein Schwächling da stehen wollte. Von der Abtei hatte er immerhin eingebläut bekommen, dass Schmerzen nur von den Schwachen beachtet wurden. Nur wer körperliche und geistige Stärke besaß, konnte Schmerzen ignorieren. Diese ganzen Dinge aus der Abtei hatten sich Kai so in das Gedächtnis bebrannt, dass er sie noch immer unbewusst in seinem Verhalten zum Ausdruck brachte.

Außerdem hatte sein Stolz nicht zugelassen, dass er Ray gegenüber eingestand, dass er Schmerzen hatte oder noch schlimmer, dass er Hilfe bräuchte.

Nur deshalb hatte er Ray mal wieder grundlos angefahren und jetzt war er auch wieder zu stolz, um sich zu entschuldigen.

"Kai?", schreckte ihn plötzlich Rays leise Stimme aus den Gedanken.

"Hn.", presste Kai zwischen den Zähnen hervor.

"Du hattest... Ich mein hattest du wirklich vor...", stammelte Ray betreten. "Hattest du wirklich vorgehabt mich da sitzen zu lassen?"

Kai schloss einmal qualvoll die Augen und schüttelte leicht den Kopf.

"Nein.", antwortete er leise. "Ich...weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist."

"Hm.", war Rays einzige, nachdenkliche, aber dennoch zufrieden klingende Antwort.

Sie schwiegen wieder.

Erst als sie an dem Hügel ankamen, den sie hoch mussten, um ihre Hütte zu erreichen, sagte Ray hastig: "Ich will eine Pause!"

"Was?", knurrte Kai bedrohlich.

Ray lachte nur verlegen.

"Du hast doch gar nichts gemacht!", empörte sich Kai zwischen vor Anstrengung zusammen gepressten Zähnen.

"Ich will aber eine Pause.", motzte Ray und begann sich aus Kais Griff zu winden.

Der Russe stöhnte einmal genervt auf und rollte mit den Augen, als er Ray herunter lies. Dieses Mal achtete er darauf, sich einfach gar nicht zu bewegen, damit Ray nicht schon wieder vermutete, dass er Schmerzen hatte.

Der Chinese lies sich in den Schnee fallen und schaute Kai auffordernd an, doch Kai schüttelte leicht den Kopf und schaute den Hügel herauf. Er konnte nicht verhindern, dass ein gequälter Ausdruck sich über sein Gesicht legte.

"Du kannst auch vorgehen und Max holen. Der kann mich die restlichen Meter dann tragen.", schlug Ray vor.

Kai lachte einmal kurz bitter auf.

"Und dich hier alleine sitzen lassen?" Er schüttelte verneinend den Kopf. "Auf keinen Fall."

Ray lächelte angesichts dieses Kommentars und wurde wieder rot.

Kai schaute irritiert zu dem Chinesen, lächelte aber nach leichtem Zögern kurz, aber ehrlich zurück. Das war so etwas wie seine Form von Entschuldigung.

"Setz dich doch auch hin.", forderte Ray ihn dann auf. "Du müsstest dich eigentlich ausruhen."

Kai lächelte erneut ehrlich und blickte den Hügel herauf. "Ne, lass mal.", antwortete er ruhig. Hatte er sich doch gedacht, dass Ray nur eine Pause machen wollte, damit Kai sich ausruhen konnte.

Warum, zum Teufel, machte Ray sich solche Sorgen um ihn und warum war er so nett zu ihm und achtete immer darauf, dass es ihm gut ging? Gut, er war eigentlich zu jedem nett und immer hilfsbereit, aber meistens beruhte das auf Gegenseitigkeit. Kai allerdings war so gut wie nie nett oder freundlich. Er war doch immer gereizt und fuhr seine Teamkameraden immer wieder an, oft ohne Grund. Bei Ray tat ihm das immer besonders Leid, denn es schien als wäre Ray immer am traurigsten darüber. Er gab sich nämlich doch ziemlich Mühe mit Kai und versuchte ihn immer wieder mehr in die Gruppe zu integrieren und ihn auf bessere Gedanken zu bringen. Dabei schien er ja nach außen hin kläglich zu scheitern.

Doch Kai hatte zumindest nach innen einige Ansichten geändert, ins positive geändert und vieles davon war allein Rays Verdienst.

Aber das beantwortete noch lange nicht seine Frage, warum Ray so nett zu ihm war.

Kai brummte einmal, enttäuscht keine Antwort zu haben.

"Was ist?", fragte Ray neugierig.

Kai blickte kurz unschlüssig zu dem Chinesen, aber erkannte seine Chance. Er blickte wieder den Hügel hinauf und fragte schließlich, fast nebenbei: "Warum bist du so nett zu mir?"

"Weil ich dich mag.", war die einfache Antwort Rays und in seiner Stimme lag etwas von 'Warum fragst du eigentlich, ist doch klar'.

Kai riss kurz erstaunt die Augen auf und blickte dann mit gerunzelter Stirn und traurigen Augen fragend zu Ray.

Ray war irritiert über den erstaunten Blick von Kai. Anscheinend war er sich dessen doch nicht bewusst gewesen.

Plötzlich lächelte Kai und murmelte: "Danke."

Ray musste leise lachen.

"Du bedankst dich, dass ich dich mag?", grinste er und Kai drehte sich daraufhin beschämt zur Seite.

Ray fing sich schnell wieder und sagte ernst: "Das ist selbstverständlich."

"Nicht für mich!", seufzte Kai.

"Warum, du bist nicht verkehrt!"

"Findest du?", fragte Kai und lachte einmal spöttisch auf.

"Du etwa nicht?" Ray schaute Kai ernst an.

Kai schwieg.

Ray kroch auf allen vieren zu dem Russen. Dieser packte ihn seufzend am Arm und zog ihn hoch. Ray hielt sich an Kais Jacke fest und sagte: "Weißt du, allein schon das, was du heute Nachmittag für mich getan hast. Das hätte nicht jeder gemacht und zeigt, dass du eigentlich kein so übler Kerl bist."

"Was meinst du? Das ich dich grundlos angeschrieen habe?!", zischte Kai bitter.

"Du Trottel!", brummte Ray und spielte geistesabwesend an Kais Reißverschluss. Dann fuhr er lächelnd fort: "Natürlich nicht. Du hast mich immerhin die ganze Strecke getragen, obwohl du selbst Schmerzen hattest." Kai wollte widersprechen, aber Ray hielt ihn mit einer Handbewegung davon ab und redete weiter.

"Du kannst mir erzählen, was du willst, aber du hattest Schmerzen! Deshalb weiß ich das nur noch mehr zu schätzen, was du für mich getan hast."

Ray schaute Kai schüchtern von der Seite an. Kai schien in Gedanken versunken und blickte irritiert vor sich auf den glitzernden Schnee.

Nach einigen Sekunden murmelte er: "Komm, lass uns weiter."

Er hockte sich vor Ray, doch dieser machte keine Anstalten, bei ihm auf den Rücken zu steigen.

"Was ist?", fragte Kai ungeduldig nach hinten und schien wieder ganz der Alte.

"Ich will nicht mehr Huckepack!"

Kai verdrehte sie Augen.

"Und warum bitteschön?"

"Nun ja...", begann Ray und zupfte verlegen an einem zugefrorenem Ast. "Vorhin konnte ich mir ja noch einreden, dass ich mich vertan habe und du überhaupt keine Schmerzen hattest, sondern nur erschöpft warst, aber eben hast du mir noch nicht einmal richtig widersprochen und jetzt..." Ray stoppte.

Kai seufzte genervt.

"Ich habs gewusst. Ich hätte dich nicht runter lassen sollen!", brummte er und lies sich achtlos in den Schnee fallen. Sein Rücken protestierte daraufhin so heftig, dass Kai sich alle Mühe geben musste, dass Gesicht nicht zu verziehen oder schmerzlich aufzustöhnen.

"Was hat der Herr dann vor?", keifte Kai mit geschlossenen Augen und rief sich innerlich zur Ruhe.

Ray schaute ihn etwas ratlos an und murmelte etwas davon, sich einen Stock zum Stützen zu holen.

"Mach doch nicht so ein Theater, Ray.", presste Kai unter großer Selbstbeherrschung einigermaßen ruhig hervor. "Ich trag dich schnell da hoch und dann haben wir es hinter uns!"

"Aber ich kann mich nicht auf deinen Rücken setzen, wenn du dabei Schmerzen hast.", protestierte Ray und seine Stimme ging für seinen Geschmack einige Nuancen zu hoch, sodass er sich verlegen räusperte.

"Ich bin nicht aus Zucker, Ray!", widersprach Kai. "Ich krieg das hin."

Er stand auf und hockte sich erneut vor Ray.

"Aufsteigen! Sofort!", befahl er streng.

Ray öffnete den Mund und wollte widersprechen, aber ein Blick seitens Kai lies ihn verstummen und mit gequältem Gesichtsaudruck stieg er auf Kais Rücken. Dieser biss beim Aufstehen heftigst die Zähne aufeinander und konnte ein gepeinigtes Aufstöhnen gerade noch so verhindern. Er atmete einmal laut aus und machte sich auf den Weg.

Nach wenigen Schritten, hörte er die quengelige Stimme Rays an seinem Ohr: "Ich mache das hier nur unter Protest."

"Hn.", war Kais einzige angestrengte Antwort.

Ray rollte mit den Augen. Na schön, wenn er es so wollte. Ray ging es gut bei Kai auf dem Rücken, wenn der also Schmerzen hatte, konnte ihm das doch egal sein. Vielleicht stand der Herr ja drauf.

Ray biss sich nervös auf die Unterlippe. Nein, nein, nein, er konnte so einfach nicht denken. Er wollte nicht, dass Kai Schmerzen erlitt, vor Allem nicht, wenn es auch noch Rays Schuld war.

Nach der Hälfte des Weges wurde Kai langsamer und fing an zu schnaufen. Ray wollte das nicht hören, weil er nicht wusste, ob er vor Schmerzen oder vor Anstrengung, oder sogar wegen beidem so schnaufte.

Ray tat das einzige was ihm in diesem Moment einfiel. Er schlang seine Arme ein bisschen fester um Kais Hals, achtete aber darauf, Kai nicht die Luft abzudrücken und drückte sich ein wenig fester an seinen Rücken. Ray wollte Kai damit irgendwie Unterstützung geben, wollte ihm zeigen, dass er es zu schätzen wusste.

Er merkte wie der Russe kurz stockte, dann aber so tat, als hätte er nichts gemerkt und unbeirrt weiter ging.

Plötzlich fing es an zu schneien. Dicke glänzende Flocken fielen auf die ebenso weiße glitzernde Erde, landeten auf Rays dichten schwarzen Haaren und auf Kais dunkler Strickmütze. Ray freute sich, doch seine Freude wehrte nicht lange, denn nach wenigen Metern merkte er, dass sich der Wind zusehends verstärkte.

"Mist.", fluchte jetzt auch Kai, der immer schlechter vorwärts kam.

"Vielleicht solltest du doch Max holen.", versuchte Ray erneut den Russen umzustimmen.

"Nein.", war Kais knappe, aber feste Antwort.

Ray blickte nach vorne. Zum Glück war die Hütte nicht mehr weit, aber er merkte wie Kai langsam anfing zu straucheln. Seine Beine zitternden und der Chinese hatte Angst, dass sie ihm den Dienst verweigern würden, aber Kai bis die Zähne zusammen und schaffte schließlich auch die letzten Meter. Erschöpft und mit wackeligen Beinen betrat er die kleine Terrasse und trat mehrmals gegen die Tür.

Kai keuchte vor Anstrengung, seine Beine waren taub und jede Kraft schien aus ihnen verschwunden zu sein, durch seinen Rücken zog sich noch immer der stechende Schmerz, er hatte Hunger und selbst ihm war jetzt auch langsam kalt.
 

Die Sekunden die Max brauchte, um die Tür zu öffnen, kamen ihm wie Stunden vor.

"Da seit ihr ja endlich.", rief Max besorgt, aber erleichtert aus und trat zur Seite, um die beiden herein zu lassen.

Kai wankte mit letzter Kraft ins Wohnzimmer und Ray stieg sofort vorsichtig von seinem Rücken. Erschöpft lies Kai sich auf die Couch fallen. Er spürte jeden Muskeln. Jede Faser seines Körpers schmerzte und egal wie er sich hinsetzte, sein Rücken schrie immer wieder schmerzvoll auf.

Ray und Max wechselten besorgte Blicke, bevor Max Ray half zur Couch zu kommen. Vor ihr prasselte das Feuer im Kamin. Ray lies sich neben Kai fallen und musterte ihn besorgt. Er streifte sich seine Handschuhe ab, zog seine Jacke aus und schmiss sie neben sich auf einen Sessel.

Kai vergrub sein Gesicht in seinen Händen, immer darauf bedacht, sich nicht zu viel zu bewegen.

Max ging in die Küche, die direkt links neben dem Kamin lag und rief Tyson, der oben im Haus war, dass er Decken herunter bringen sollte und dass er den beiden etwas Warmes machen würde.

Ray hob zögernd seinen Arm, zog Kai schließlich langsam seine Mütze vom Kopf und warf sie achtlos neben sich auf den Sessel.

Auf Kais fragenden müden Blick hin, antwortete er nur: "Du musst die Sachen ausziehen. Sie sind kalt und nass."

Während er sprach, nahm er Kais rechte Hand und streifte langsam den Handschuh ab. Kai lies ihn gewähren und lehnte sich nach hinten, aber lies Ray nicht aus den Augen. Jede seiner Bewegungen studierte er genau.

Der Schwarzhaarige nahm indessen Kais linke Hand und entfernte auch von ihr sanft den Handschuh. Er legte Kai leicht schmunzelnd seine Hand auf den Bauch und blickte kurz zu ihm hoch. Kai hatten den Kopf in den Nacken und somit auf die Lehne der Couch gelegt und schaute ihn müde, aber mit einem gewissen Glanz in den Augen an.

Das Licht des Kaminfeuers tanzte auf seinem Gesicht, Schatten und Farben spielten miteinander in dem Rot seiner halbgeschlossenen Augen. Ray blickte Kai nur stumm und mit leicht geöffnetem Mund an und war sich über seinen Ausdruck im Gesicht nicht bewusst.

Doch der Russe blickte genauso benommen in Rays bernsteinfarbenen Augen, die immer wieder im Licht des Feuers aufblitzten; auf sein Gesicht, mit den immer noch von der Kälte geröteten Wangen und den feinen leicht geöffneten Lippen, das durch pechschwarze Haare eingerahmt wurde, auf dem geschmolzene Schneetropfen in Rot- und Orangetönen glitzerten.

Als Ray merkte, dass sie sich die ganze Zeit über angestarrt hatten, errötete er richtig und schaute verlegen nach unten. Sein Blick fiel auf Kais Jacke.

"Du musst die Jacke noch ausziehen.", murmelte er leise und biss sich sofort auf die Zunge, als ihm die Worte bewusst wurden.

Warum?, fragte er sich schließlich selbst. Warum war es ihm denn so peinlich? Was war denn schon dabei? Immerhin musste er aus der nassen Jacke heraus.

"Hm.", antwortete Kai neutral und legte sich wieder eine Hand über die Augen.

Ray verdrehte die Augen.

"Mal wieder ganz gesprächig.", seufzte er. "Ja? Nein? Was heißt dein ?hm??"

"Hm."

Oh man, der Kerl konnte einen schaffen.

Ray beschloss einfach nicht drüber nachzudenken und begann an Kais Jacke den Reißverschluss zu öffnen. Kai schob daraufhin seine Hand ein Stück nach oben, um Ray mit einem Auge anzusehen.

Ray hatte das bemerkt und sagte gereizt: "Was? Wenn du sie nicht ausziehst, muss ich es eben tun. Sie ist kalt. Und nass, glaub ich auch."

"Die ist gar nicht kalt.", protestierte Kai müde.

"Ja!", schnaubte Ray. "Aber nur weil du selbst ganz kalt bist."

Mit diesen Worten hob er Kais rechte Hand und legte sie ihm auf die Brust.

"Fühlst du das? Du bist eiskalt! Du brauchst eine Decke!"

"Wenn du meinst.", murmelte Kai ergeben.

Ray hatte die Jacke mittlerweile geöffnet, aber hatte keine Ahnung wie er sie Kai nun ausziehen sollte.

"Kai?", sagte er bestimmt. "Könntest du mir mal bitte dabei helfen dir die Jacke auszuziehen?"

"Du hast es ja schwer eilig.", grinste Kai und brachte den Chinesen erneut zum Erröten.

Ehe Ray etwas erwidern konnte, lehnte Kai sich aber ergeben nach vorne und half Ray letztendlich dabei ihn von der Jacke zu befreien.

Ray schmiss sie genauso achtlos neben sich wie die anderen Kleidungsstücke davor auch schon.

"Viel wärmer ist mir jetzt aber auch nicht.", stellte Kai fest und lehnte sich wieder nach hinten, um seinen Kopf auf der Lehne abzulegen.

Ray konnte Kai eigentlich nur zustimmen, denn die Wärme des Feuers schien gar nicht bei ihnen anzukommen. Die Kälte hatte sich bei ihnen so sehr in die Körper gefressen, dass sie selbst nur noch Kälte ausstrahlten und anstatt, dass die warme Kaminluft sie wärmte, schienen sie die Temperatur in ihrer unmittelbaren Umgebung mit ihrer eigenen ?Körperwärme? sinken zu lassen.

Die beiden Jungen schwiegen einige Sekunden und für kurze Zeit hörten sie nur Max in der Küche, doch dann brach Ray mit leiser Stimme die Stille.

"Sag mal, Kai.", begann er. "Hast du eigentlich große Schmerzen?"

Er blickte kurz nach neben und sah aus den Augenwinkeln wie Kai das Gesicht anspannte.

"Ist doch egal, Ray.", brummte er.

"Nein, find ich nicht.", widersprach Ray leise. "Wo genau am Rücken tut es eigentlich weh?"

Besorgt blickte er zu dem Russen, der ihn nur grummelnd musterte und etwas davon murmelte, dass Ray doch gar nicht wusste, wo er denn bitteschön Schmerzen hatte.

"Ich bin nicht blöd, Kai.", erwiderte Ray trotzig. "Ich hab den Aufprall gehört und ich hab gesehen wie du an dem Baum gelegen hast. Außerdem geht es auf den Rücken, wenn man jemanden... so lange trägt."

Zum Ende war immer leiser geworden und hatte schuldbewusst auf seine Hände gestarrt.

"Im oberen Bereich.", knurrte Kai widerwillig.

"Lass mich mal schauen!"

"Warum denn das schon wieder?", murrte Kai genervt.

"Ich will mich nur versichern, dass es nicht zu schlimm ist.", erklärte Ray noch immer besorgt.

"Reicht es nicht, wenn ich es dir versichere?", wendete Kai ein.

Ray machte auf diese Aussage nur einen abfälligen Laut und dachte daran zurück, dass Kai ihm auch fest versichert hatte, erst gar keine Schmerzen zu haben.

Kai musterte Ray aus den Augenwinkeln und drehte sich dann murrend um.

"Aber nur unter Protest.", grinste er leicht.

Vorsichtig schob Ray Kais Shirt nach oben und entblößte seinen nackten Rücken. Das Shirt hielt er mit beiden Händen fest, damit es nicht wieder herunter rutschte.

"Er ist ein wenig blau.", stellte Ray betroffen fest und fuhr vorsichtig und fast andächtig über die geschwollenen und schon bläulich bis violett angelaufenen Stellen. Plötzlich bildete sich auf Kais Rücken eine zarte Gänsehaut. Ray stockte kurz.

Kai bemerkte dies natürlich und murmelte schnell: "Du hast kalte Hände." Doch Kai ahnte, dass das nicht die ganze Wahrheit war.

"Ah. Tut mir Leid.", murmelte Ray nur kurz und besah sich weiter Kais Rücken.

Dieser brummte nur kurz als Zustimmung.

"Tut es sehr weh?", fragte Ray während er erneut bedacht über die verletzten Stellen fuhr.

"Nein.", murmelte Kai nur leise. "Nicht da."

"Wo denn dann?"

Kai zögerte einen Augenblick, brummte aber dann untypisch verlegen: "Im Nacken und an den Schultern."

Ray drückte behutsam auf besagte Stellen an Kais Rücken und merkte wie sich die Muskeln unter seinen Händen sofort verspannten. Kai entwich ein schmerzhaftes Aufstöhnen.

"Tut mir Leid.", nuschelte Ray.

"Ja, ja, schon gut. Du brauchst dich nicht immer zu entschuldigen.", sagte Kai kühl.

"Du bist auch ganz verspannt.", stellte Ray nüchtern fest.

Er lies Kais Shirt los, sodass es seinen Rücken wieder bedeckte. Kai drehte sich wieder um und schaute Ray lange an, doch dieser starrte nur auf seine Hände und schien zu überlegen.

"Wenn du willst,", begann er nachdenklich, "kann ich dich massieren. Ich hab die Technik gelernt und ich bin sicher, dass es deinem Rücken morgen dann besser geht."

Kai schien nicht sehr überzeugt.

"Ich weiß nicht. Mal sehen.", grummelte er. Er hatte sich dem Chinesen gegenüber heute schon seltsam genug benommen. Er brauchte Abstand.

"Komm schon.", bettelte Ray schon fast. "Irgendwie muss ich mich doch bei revengieren, oder?"

Kai schaute Ray kurz aus den Augenwinkeln an und brummte ein "Vielleicht."

Ray seufzte, als Max gerade zurück ins Wohnzimmer kam. In seinen Händen hielt er zwei dampfende Teller Nudeln.

"Hier, ihr zwei. Ihr müsst verdammten Hunger haben.", lächelte er und reichte jedem einen Teller.

Dankend nahm Ray den Teller und Besteck entgegen und fing auch sofort an das Essen gierig herunter zu schlingen. Kai saß nur neben ihm und starrte ihn mit offenem Mund an. Seinen Teller hatte er auf seinem Schoß stehen, doch rührte ihn nicht an. Auch Max verharrte in seiner Bewegung, musste die ganze Zeit über aber grinsen.

Als Ray merkte, das Kai noch nicht angefangen hatte zu essen, schielte er kurz zu ihm rüber.

"Was?", fragte er irritiert als er den seltsamen Blick des Russen sah.

Max lachte daraufhin und meinte nur: "Ich glaub er denkt das Selbe wie ich."

"Hä? Was denn?"

Kai wischte Ray mit seinem Finger einen Klecks Soße von der Backe und grinste.

"Du benimmst dich wie Tyson."

Max lachte daraufhin nur wieder und verschwand mit den Worten "Aber schön, dass es dir schmeckt.", wieder in der Küche.

"Was?", fragte Ray nur wieder und schaute irritiert zu Kai, doch dieser lächelte nur und begann endlich zu essen.

Der Chinese drehte seinen Kopf ganz langsam wieder zurück und aß weiter, aber langsamer.

Max kam erneut aus der Küche und stellte zwei dampfende Tassen auf ein kleines Tischen, welches auf Kais Seite neben der Couch stand. Dann blickte er kurz in Richtung Treppe und murmelte: "Ich schau mal, wo Tyson bleibt."

Damit verschwand er die Treppen hoch. Wenige Minuten später kam er auch schon mit einer handvoll Decken zurück. Tyson trottete schmollend hinter ihm her.

"Er hat im falschen Zimmer gesucht.", entschuldigte sich Max und legte die Decken erst einmal bei Seite. Er würde sie ihnen reichen, wenn sie mit dem Essen fertig waren.

Zusammen mit Tyson setzte er sich vor Ray und Kai auf den Boden und fragte besorgt: "Was genau ist denn jetzt eigentlich passiert? Und bist du schwer verletzt, Ray?"

"Genau, das will ich aber auch wissen!", quengelte Tyson.

Da Kai keine Anstalten machte seinen Mund für etwas anderes zu öffnen, als dafür eine Gabel Nudeln herein zu schieben, begann Ray ihnen in Kurzform zu erzählen, was passiert war.

Dass Kai auch leicht verletzt war ließ er aus.

Sie aßen schnell fertig und Max nahm ihre Teller und brachte sie in die Küche. Tyson reichte den beiden Jungen derweilen ein paar Decken, in die sich auch beide sofort einwickelten. Selbst Kai.

"Und Kai hat dich wirklich den ganzen Weg getragen?", fragte Tyson ungläubig.

"JA.", bestätigte Ray und schaute dankbar lächelnd zu Kai.

Dieser brummte nur kurz und schien auffallend müde.

"Wie geht es deinem Fuß?", erkundigte Max sich und beäugte skeptisch Rays Fuß, der noch immer in dem dicken Schneeschuh steckte.

"Wenn ich ihn nicht bewege oder belaste, hab ich fast keine Schmerzen.", sagte Ray ehrlich und lächelte aufmunternd. Immerhin sollten sich die anderen nicht so viel Gedanken um ihn machen.

"Wir sollten ihn trotzdem behandeln.", stellte Max fürsorglich fest und schickte den protestierenden Tyson nach oben, dass er den Verbandskasten holte.

Während der Blauhaarige sich fluchend auf den Weg machte, begann Max damit, Ray den Schuh auszuziehen.

Er öffnete die Schnallen und zog die Lasche soweit nach vorne wie es ihm möglich war. Dann blickte er zu Ray und lächelte missmutig.

"Könnt ein bisschen weh tun. Aber ich geb mir Mühe.", sagt er und begann, nachdem er einen tapferen Blick Rays, unterstrichen von einem verständnisvollem Nicken erhalten hatte damit, den Schuh langsam von seinem Fuß zu streifen, doch an einer Stelle hakte der Schuh und es schien, als ob Max ihn nicht drüber ziehen konnte.

"Ray.", sagte er betrübt. "Tut mir Leid, aber der Schuh muss ab und mir bleibt wohl nichts anderes übrig." Er seufzte einmal ergeben. "Ich muss ihn wohl mit einem Ruck abziehen."

"Spinnst du?!", kreischte Ray ängstlich. "Es tut so schon sauweh."

"Es geht aber nicht anders."

"Ok.", ergab sich Ray verzweifelt.

Während Max mit seinen Händen wieder den Schuh umfasste, sagte er mitleidig: "Dann beiß mal die Zähne zusammen."

Ehe Ray noch etwas realisieren konnten, hatte Max schon kräftig gezogen und ein höllischer Schmerz durchzog seinen Fuß und kroch sogar die Wade herauf bis zum Knie.

Ray schrie auf und krallte sich mit den Händen in die Couch. Er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Von weit entfernt hörte er Max mitfühlend auf ihn einreden, doch er hörte ihm nicht zu. Der Schmerz stellte sich zu sehr in den Vordergrund und Ray war viel zu sehr damit beschäftigt darauf zu hoffen, dass er bald nachließ.

Nach schier endlosen Sekunden, Minuten, Stunden...(Ray wusste es nicht), ließ der Schmerz endlich nach und ein Pochen trat an dessen Stelle.

Erleichtert öffnete Ray wieder die Augen. Tyson saß mittlerweile wieder vor ihm. Er hatte einen weißen Koffer in der Hand und starrte ihn aus großen Augen an.

Max saß direkt neben ihm und schaute ihn betroffen und irgendwie schuldig an und Kai...

Ray blickte nach neben und bemerkte, dass Kai ein wenig rot war. Er runzelte die Stirn. Warum war Kai denn rot?

Sein verwirrter Blick wurde von einem peinlich berührtem abgelöst, als er das Warme an seiner Hand bemerkte und nachdem er hingesehen, es als Kais Hand identifiziert hatte.

Anscheinend hatte er sich doch nicht an der Couch festgekrallt. Schnell ließ er Kais Hand wieder frei und lächelte ihn zerknirscht an.

Kai zog kurz einen Mundwinkel nach oben, verfinsterte dann seinen Blick und wendete sich an Max.

"Du musst schauen, ob er etwas an den Bändern hat!", befahl er ihm.

Max lächelte nervös. "Hähä, ich weiß eigentlich gar nicht, wo sich die Bänder befinden.", gab er dann kleinlaut zu.

"Ihr seit auch zu nichts zu gebrauchen!", schimpfte Kai vor sich hin.

Er seufzte einmal genervt und gab Ray mit der Hand Zeichen, während er brummte: "Los, Fuß hoch. Dann schau ich eben."

Ray gehorchte lieber, drehte sich zu Kai und legte seinen Fuß auf seinen Schoß. Kai begutachtete den schon sehr dick angeschwollenen Knöcheln und tastete ihn professionell ab.

"Man müsste meinen, dass er nicht so anschwillt, wenn man ihn die ganze Zeit im kalten Schnee hat.", stellte Max fest.

Ray drehte sich zu dem Blondhaarigen und lächelte schief.

"Das ist es ja eben. Ich hatte ihn gar nicht im Schnee. Am Anfang hab ich ihn ja die ganze Zeit hoch gehalten und zum Schluss hat Kai mich ja..." Er schluckte kurz und ein leichter Rotschimmer legte sich über sein Gesicht. "...getragen. D...d...da...ähm... Ich hab ihn ja dann kaum bewegt und das fördert es, dass er anschwillt."

Scheiße, dachte sich Ray. Warum wurde er rot und warum stotterte er jetzt auch noch. Er schielte schnell zu Kai, doch dieser besah sich noch immer Rays Fuß und hatte es nicht mit bekommen; oder er tat, als ob er es nicht mitbekommen hatte. Ray hoffte auf das Erste.

"Moment,", riss ihn Max aus seinen verwirrenden Gedanken. "Soll man ein verletzten Fuß aber nicht ruhig halten?"

"Ja schon, aber bis jetzt ist eine Körperstelle bei mir dann besonders stark angeschwollen. Und vor Allem stärker, als wenn ich das Bein, den Fuß oder den Arm, oder was auch immer ich verletzt hatte ein wenig bewegt habe. Also nicht belastet, nur ein wenig...wie soll ich sagen...gefordert hab."

"Aha.", machte Max, aber runzelte noch immer die Stirn.

Ray wendete sich trotzdem wieder Kai zu und fragte gespielt ängstlich: "Und was sagt der Doktor? Muss es amputiert werden?"

Kai schaute auf, doch verzog keine Miene. Dann drückte er auf eine Stelle und fragte: "Tuts weh?"

"Nein."

Er drückte woanders.

"Da?"

"Nein." Ray schüttelte den Kopf.

"Gut.", sagte Kai dann kühl. "Die Bänder sind in Ordnung, soweit."

Er fuhr mit seiner Hand an eine vollkommen andere Stelle des Fußes und drückte da.

Ray schrie auf und wollte seinen Fuß aus Reflex zurück ziehen, doch Kai hielt ihn eisern fest.

"Tuts da weh?", fragte er hämisch grinsend, doch Ray fand das gar nicht komisch.

"Ja, natürlich tuts da weh!", keifte er. "Du..." Doch der Chinese biss die Zähne zusammen und verkniff sich das Schimpfwort.

Kai zeigte keine Reaktion, sondern hielt Max die Hand hin.

"Salbe und Verband.", forderte er.

"Eiei, Doktor.", antwortete Max gespielt ernst und salutierte vor Kai. Dann riss er Tyson den Koffer aus der Hand und suchte nach der Tube und einem eingepackten Päckchen mit Verband. Als er es fand, reichte er es Kai.

"Aber sagen sie, Herr Doktor.", fing Tyson mit verstellt hoher Stimme an und fasste sich theatralisch mit beiden Händen an die Backen. "Wird er durchkommen?"

"Klappe, Schwester.", zischte Kai, konnte sich aber ein leichtes Schmunzeln selbst nicht verkneifen.

Auch Ray lachte kurz, behielt aber Kais Hände im Auge und war bereit seinen Fuß wegzuziehen, wenn er ihm wieder weh tun würde.

Doch Kai schraubte die Tube auf und verteilte die weiße Salbe vorsichtig und großflächig auf Rays Fuß. Dann fing er an den Verband feste; aber nicht so fest, dass es sehr weh tat, um Rays Knöchel zu wickeln. Als er fertig war, meinte er monoton: "So, jetzt müsstest du auch wieder laufen können."

"Haha.", antwortete Ray sarkastisch. "Oh, großer Wunderheiler, dann legen sie mir doch auch noch bitte die Hände an meinem Arm auf, da hab ich nen Kratzer."

Kai beachtete Rays provozierenden Ton nicht und meinte trocken: "Probiers doch einfach."

Ray schaute Kai skeptisch an, doch dieser hielt seinem Blick stand und zog auffordernd eine Augenbraue in die Höhe.

Ray zog zögernd seinen Fuß von seinem Schoß und stellte ihn auf dem kaltem Holzboden ab. Unsicher blickte er noch einmal zu dem Russen und stand schließlich auf. Sein Fuß protestierte, aber der Schmerz war auszuhalten. Vorsichtig ging er einige Schritte nach vorne. Er humpelte, aber immerhin konnte er auftreten.

Strahlend drehte er sich zu Kai um.

"Ich kann wieder laufen.", stellte er freudig fest. Endlich brauchte ihn niemand mehr zu stützen. Das war einfach nur lästig gewesen, jemandem so auf der Tasche zu liegen und so abhängig zu sein, auch wenn es nur für ein paar Stunden gewesen war. Obwohl, wenn er daran zurück dachte, dass er Kai die ganze Zeit so Nahe gewesen war... Nein, schallt sich Ray in Gedanken selbst, nicht weiter denken. Hinterher würde er wieder rot.

"Stützverband.", war Kais einzige Antwort und seine Stimme riss Ray aus den Gedanken, wofür er sehr dankbar war.

Ray lies sich wieder neben ihn fallen und sein Blick fiel auf die Tassen, die Max vorhin auf den kleinen Tisch gestellt hatte und die mittlerweile nur noch sehr wenig dampften.

Kurzentschlossen beugte er sich über Kai und wollte nach einer dieser Tassen greifen. Irgendetwas ihn ihm aber veranlasste ihn dazu zu Kai aufzusehen und er erschrak, wie nah sich ihre Gesichter waren. Seine Herz fing wie wild an zu pochen und ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Ihre Oberkörper berührten sich sehr leicht. Ray lief ein Schauer über den Rücken.

Kais rubinrote Augen beobachteten ihn aufmerksam und schon wieder mit diesem speziellen undefinierbaren Blick, den Ray so verwirrte und erneut rot anlaufen ließ. Hastig griff er nach einer Tasse und setzte sich wieder normal hin. Ohne jemanden in diesem Raum anzusehen, nippte er abwesend an dem Getränk. Er hoffte so sehr, dass Max und Tyson das nicht mitbekommen hatten.

Was war denn plötzlich mit ihm los? Er war schon seit mehreren Tagen so komisch Kai gegenüber und heute hatte es anscheinend seinen bisherigen Höhepunkt erreicht.

Aber seltsamerweise war Kai genauso komisch. Warum schaute er ihn immer mit diesem Blick an? Außerdem lächelte er plötzlich immer mal wieder. Gut, das tat er schon seit längerem, doch jetzt lag plötzlich viel mehr Ehrlichkeit und viel mehr Wärme in diesen, zwar immer noch seltenen, aber dafür umso kostbareren Lächeln und kleinen Gesten der Zuneigung.

Kai war mittlerweile dem ganzen Team gegenüber ein wenig offener und war nicht nur zu Ray so untypisch, aber bei ihm war es öfter und irgendwie intensiver.

Sie saßen jetzt seit mehreren Minuten einfach da und hatten geschwiegen. Kai hatte sich währenddessen auch seine Tasse gegriffen und den warmen Tee in zwei Zügen geleert.

Irgendwann stand er auf und brummte: "Ich geh schlafen."

Max schaute verwirrt auf die Uhr und wollte etwas sagen, aber Ray hielt ihn mit einem Blick davon ab.

Als Kai am Ansatz der Treppe angekommen war, flüsterte Max leise: "Wird Kai etwa krank. Wir haben gerade mal sechs Uhr!"

Ray zuckte mit den Schultern. "Er sah eben schon so müde aus. Vielleicht sollten wir ihn schlafen lassen. Obwohl..." Ein nachdenklicher Blick schlich sich auf Rays Gesicht. "Schon komisch. Sonst trainiert wie blöd bis spät in die Nacht und ist nie so müde. Und jetzt ist er so erschöpft davon, mich zu tragen."

Immer noch nachdenklich stand Ray auf und humpelte Richtung Treppe.

"Wo willst du hin?", fragte Max hastig.

"Was wohl?", sagte Ray. "Ich geh zu Kai. Ich find schon noch raus, ob er was ausbrütet."

"Sollen wir dir helfen die Treppe rauf zukommen?"

Ray drehte sich lächelnd um. "Ne, lasst mal. Ich mag das nicht, so abhängig zu sein. Ich schaff das schon."

Er humpelte langsam die Treppe hoch und kam schließlich vor Kais Tür an. Zaghaft klopfte er an.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

hoffe euch hats gefallen, Kai war in der Mitte so komisch, glaub ich, aber ich versuche das noch aufzuklären, obwohl es klar ist, oda? ~__^

hinterlasst büdde en kommi ^____^

im nächsten kapitel geht dann die story richtig los, ich musste Ray vorher nur ein bisschen schwächen... muahahaha
 

bye Astin

=:O)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-02-18T07:03:47+00:00 18.02.2005 08:03
Hallo!

Hier kommt meine Revanche!!! ^^
Wie du mir, so ich dir, also auch von mir ein kommi!! ^^
*knuff*
Das war ja ein langes Kapitel! O.O
Wow!! O.O
Wie schafft man es, so viel zu schreiben? *staun*
So viel zu lesen...*freu*
Gar nicht schlecht, vor allem, wenn man wie ich nicht viel über die Charas weiß. ^^
Du schreibst wirklich gut, beschreibst recht viel (immer gut) und auch die Sprache der Personen paßt zum rest der story und zu den Leuten selbst. Es macht wirklich Spaß zu lesen! *nick*
Bis dann!

Pitri
Von: abgemeldet
2005-02-04T10:11:43+00:00 04.02.2005 11:11
Die Geschichte ist echt süß ^^
Muss gleich weiter lesen ^^
Von:  Hayan
2005-01-09T11:47:25+00:00 09.01.2005 12:47
wai, ich hab die geschichte grad erst entdeckt, aber ich find sie cool ^^
schreib büdd eganz schnell wieter, ja? ^^
*umknuffz*
da Marakesch
Von:  Erdnuckel
2005-01-08T22:15:28+00:00 08.01.2005 23:15
endlich mal wieder schönes zu lesen ^-^
und auch noch so schön lange kapitel ^-^
gefällt mir echt gut
könntest du mir vielleich beischeid sagen wenn ein neues kapitel da ist ?
>Erd<i
Von: abgemeldet
2005-01-07T20:39:06+00:00 07.01.2005 21:39
wow das kappi war echt super süß^^ mach schnell weidda ja bis denne bye
Fallen-Angel
Von: abgemeldet
2005-01-07T20:20:52+00:00 07.01.2005 21:20
mir hat es echt gut gefallen bitte schreib schnell weiter ja *bettel*

MfG eika-chan
Von: abgemeldet
2005-01-07T17:08:30+00:00 07.01.2005 18:08
Hui so ein langes pitelchen *freu* und das in so kurzer zeit *nochmehr freu*, ich hoffe es geht schnell weiter, die story ist wirklich gut, ich freu mich schon ^^

Gruß Hagiel


Zurück