Little By Little II von Chingya (FINISHED !!! YEAH!!!^^ chap.17 &18 up!!) ================================================================================ Kapitel 1: Richtung Heimat -------------------------- TADAAAAAAAA!!! ich hoffe, das warten hat sich gelohnt. hier ist der zweite teil von 'little by little'. ich bete mal darum, dass der zweite teil anklang findet, da bekanntlich die nachfolgenden teile immer etwas schlechter sind, als der erste. ich lass mich überraschen. zudem bedanke ich mich für meine betaleserin capricious und ama-gimi, die mir mit rat und tat zur seite standen. ich bin immer noch etwas am feilen, was die story angeht, aber wird schon... feedback? man liest sich sayonara stoffel Vier Jahre sind vergangen. Vier lange Jahre in denen sich viel geändert und ebenso vieles die Zeit überstanden hat. Vier Jahre hatte ich gebraucht, bis ich endlich die Entscheidung traf, die ich hätte schon damals treffen sollen. " Du bist sicher, dass du den Weg gehen willst?", Chris, mein Chef, saß hinter einen großen Eichentisch und schaute mich skeptisch an, während ich meine Kündigung in der Hand hielt und nervös von einem Bein auf das andere trat. Ich nickte: " Ich kann einfach nicht mehr. Das Angebot von Sony kommt mir ganz Recht. Es tut mir wirklich leid, Chris, aber ich hätte den Schritt schon längst gehen sollen.", legte ich das alles entscheidende Papier in meinen Händen auf seinen Tisch. " Ich verliere hiermit meinen besten Mitarbeiter und gleichzeitig einen wunderbaren Menschen, ich hoffe dir ist das klar.", lächelte er plötzlich. Mein Herz, das sich so schwer anfühlte, da ich mich elend fühlte Chris dies anzutun, schien auf einmal um Tonnen leichter. " Ich werde mich melden, wenn ich in Tokyo bin.", setzte ich mich nun auf den Stuhl vor dem Eichentisch. " Was ist mit deinem Mann?", legte Chris meine Kündigung zur Seite und lehnte sich leicht zu mir vor. " Die Scheidung ist am Laufen, ich werde das alles von Japan aus regeln. Meine Kraft hat mich in den letzten Monaten einfach verlassen. Ich kann nicht mehr hier bleiben, bei ihm. Jeden Tag habe ich Angst, dass er wieder vor meiner Tür steht und mich zurück fordert." Bei meinen Worten fuhr ich unbewusst mit meiner Zunge über meine aufgeplatzte Unterlippe. " Ich frage mich noch immer wie du diesen Mann hattest heiraten können.", schüttelte Chris den Kopf. " Ich weiß es nicht. Es war das Schlimmste, was ich je tun konnte.", spielte ich etwas nervös mit meinen Pulloverärmel. " Ich hatte wirklich geglaubt, dass er sich wieder ändern würde, doch seit er von dem Kind weiß, rastet er regelmäßig aus." Chris schaute mich über den Tisch hinweg an. " Du kannst den Abstand sicher gebrauchen und Japan hat dir damals schon sehr gut getan." Ja, damals, als ich mit meiner besten Freundin Kira im Urlaub nach Japan geflogen war. Hinterher hatte sich herausgestellt, dass Kira ein Jobangebot bei der Plattenfirma JVC Victor bekommen hatte und somit vor hatte in Japan zu bleiben. Der Urlaub war das Verrückteste, was ich in meinem Leben je erlebt hatte. Ich hatte meine große Liebe getroffen. Shinya war Drummer der Band Dir en grey und der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen zu der Zeit und ich muss mir eingestehen, dass sich meine Gefühle für ihn über die Jahre nie geändert haben. Ein Jahr nach meiner Rückkehr nach Deutschland hatten wir noch regelmäßig Kontakt gehabt. Ich hatte immer vor gehabt zurück zu kehren, doch der Job und meine Beförderung haben mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Shinya und ich hatten uns somit aus den Augen verloren. Jeder hatte seinen Job gehabt, der ihn bis aufs Letzte ausreizte. Vor zwei Jahren hatte ich dann meinen jetzigen Mann, Kai, kennen gelernt. Wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander, doch seit er von meiner Schwangerschaft wusste, begann er mich regelmäßig zu schlagen und glaubte mir nicht, dass das Kind von ihm sei. Jetzt entschied ich mich endlich wieder nach Japan zu gehen. Ich wollte das alles vergessen und ein neues Leben anfangen. " Wann fliegst du?", riss mein Chef mich aus meinen Gedanken. " Morgen Früh." " Schon?" " Ja, ich habe alle meine wichtigen Sachen schon vorgeschickt und eine Wohnung hab ich auch gemietet." Seit 2 Monaten hatte ich das alles schon geplant. " Dann möchte ich dich nicht weiter aufhalten. Du hast sicher noch einiges zu erledigen." Ich nickte und stand dann auf. Chris tat es mir gleich und kam um den Tisch herum, um mich zum Abschied in den Arm zu nehmen. 8 Jahre hatte ich bei ihm gearbeitet, als Choreographin. " Pass auf dich auf und grüße Kira von mir." " Sie wird sich umgucken, sie weiß gar nicht, dass ich komme.", presste ich mich an Chris. Abschied nehmen war noch nie meine Stärke. Chris war nicht nur mein Chef sondern auf eine bestimmte Art und Weise auch ein Vater für mich. Nach dem Unfall und Tod meines Bruders, Alex, bei dem ich das Auto gefahren hatte, hatte er mich damals aufgefangen und mir gezeigt, dass das Leben weiter ging. " Und sag mir Bescheid, wenn das Kind da ist.", ließ er mich los. " Da musst du wohl noch 5 Monate warten.", lächelte ich und merkte wie mir dennoch einzelne Tränen die Wangen hinunter liefen. " Nun geh schon. Und wehe du meldest dich nicht.", winkte Chris mich zur Tür raus. Er meinte es nicht böse, er wollte nur nicht zeigen wie sehr ihn das Alles berührte. " Ich versuche dich mal besuchen zu kommen, bin ja schließlich nicht aus der Welt.", nahm ich meinen Mantel und wandte mich dann der Tür zu, um aus dieser das Büro meines Chefs zu verlassen. Als ich das Gebäude meiner alten Firma verließ, schaute ich in den Wolken behangenden Himmel. Es schneite. Seit gestern hatten wir November und in weniger als einer Woche würde ich meine neue Stelle bei Sony antreten. Vor zwei Monaten hatte ich ein Angebot von ihnen bekommen und ich fand es eine gute Chance endlich das Kapitel mit Kai abzuschließen und in Japan ein neues anzufangen. Ich freute mich schon alle wieder zu sehen. Dir en grey, GacktJob und Laruku. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, wenn ich daran dachte, was Kira und ich alles mit ihnen erlebt hatten. Ob Kira noch mit Toshiya zusammen war? Und, ob Masa und Gackt noch eine Beziehung führten? Gackt hatte mich damals noch am Flughafen, bei meinem Abflug, darum gebeten, dass ich eine Choreographie für sein Video machen sollte. Ich hatte zugestimmt und so kam es, dass ich ihn nicht viel später in Deutschland angetroffen hatte. Wir haben den ganzen Tag und Abend zusammen verbracht, geredet und Informationen ausgetauscht. Am nächsten Morgen war er wieder zurück nach Japan geflogen, das Video zu drehen hatte immerhin nur einen Tag gedauert. Doch ich hatte auch keine weitere Zeit für ihn gehabt, da ich am nächsten Tag nach Norwegen fliegen musste. Das Video von Nightmare, wovon ich eine Choreographie, bei meinem Aufenthalt in Japan, erstellt hatte, war ein voller Erfolg geworden. Das war einer der Gründe, warum Sony sich bei mir gemeldet hatte. Ja, nur einer. Einer von vielen. Ich hatte durch meine Gedanken gar nicht richtig mitbekommen, wie ich den Weg nach Hause angetreten hatte. Nun stand ich vor meiner Haustür eines alten Wohnblocks. Mit zitternden Händen schloss ich die Tür auf, da es schweinekalt war und begab mich dann in meine Wohnung, die im 4. Stock lag. In meiner Wohnung umfing mich gleich eine angenehme Wärme. Ich stellte meine Tasche ab und machte dann erst einmal Licht an. Bei meinem Weg ins Wohnzimmer sah ich, dass die Lampe vom Anrufbeantworter blinkte. Ob es Hyde war? Ich hatte die ganzen Tage versucht ihn zu erreichen, da ich jemand suchte, der mich mit dem Auto vom Tokioter Flughafen abholen würde. Hyde war mir als Zweiter eingefallen. Gackt konnte ich nicht erreichen, also hab ich bei Hyde angerufen und ihm letztendlich auf den AB gesprochen. Gemächlichen Schrittes ging ich hinüber zum Anrufbeantworter und drückte die Playtaste, während ich mich entschied mir in der Küche einen Tee zu machen. " Hey, Lily. Ich hab deine Nachricht gerade gehört." Es war also doch Hyde. Mein Herz schlug auf einmal eine Spur schneller. Es tat so gut seine Stimme zu hören. " Ich muss dir leider mitteilen, dass ich dich nicht vom Flughafen abholen kann, da ich ein Pressetermin habe. Aber ich habe jemand anderes gefunden, der dich abholen kommt. Lass dich überraschen. Ich hoffe du lässt dich bei mir blicken, wenn du in Tokyo bist. Bis dann." Ein Piepen machte deutlich, dass die Nachricht zu Ende war. Wie erstarrt stand ich in der Küche und ließ Hydes Nachricht noch mal durch mein Gehirn rattern. Wen würde er wohl schicken? Es war gegen 22 Uhr, als ich fertig damit war auch meine letzten Sachen zu packen. Alles schien bereit zum Abreisen, dennoch wusste ich, dass ich noch nicht ganz bereit war. Ich musste mich noch von jemand verabschieden. Somit schnappte ich mir meinen Mantel und zog mir meine Stiefel an. Meinen Schlüssel greifend, verließ ich letztendlich meine warme Wohnung. Draußen angekommen, ging ich zielgenau auf den Weg zum Friedhof. Die Eisentüren zum Friedhof quietschten leise, als ich sie öffnete. Es war stockduster, also zündete ich die Kerze an, die ich bei mir trug, um mir etwas Licht zu machen. Nach einigen Abbiegungen kam ich vor einem weißen Grabstein zum Stehen. Ich stellte die Kerze ab und hockte mich vor das Grab. " Hey.", wischte ich den Schnee von der Innenschrift auf dem Grabstein. Deutlich konnte man den Namen Alexander Ryan erkennen, sowie das Sterbedatum, welches nun schon 10 Jahre zurück lag. " Ich werde morgen nach Japan fliegen... Manchmal verfluche ich mich, dass ich das damals nicht schon getan hatte. Du hättest mich wahrscheinlich schon längst dahin verfrachtet... Du fehlst mir.", kamen mir die Tränen. " Ich hab Mutter beauftragt auf das Grab aufzupassen... Ich werde ja leider zu weit weg sein. Ich habe Angst, wenn ich an Morgen denke. Ob Shinya mich noch liebt oder ob er ebenfalls einen neuen Lebensweg eingeschlagen hat? Ich würde jetzt gerne in deinen Armen liegen, damit ich meine Zweifel verliere. Doch das wird nun nie wieder möglich sein. Ich war letzte Woche bei Vater. Er ist immer noch der Meinung, dass ich an dem Unglück schuld bin. Wer weiß, manchmal glaube ich das auch..." Ich wischte mir einige Tränen aus dem Gesicht, doch umsonst. " Ich werde versuchen dich so oft zu besuchen, wie ich kann. Okay?" Ich erhob mich und strich noch einmal über den Grabstein: "Ich liebe dich." Als ich mich umdrehte, entdeckte ich nicht unweit von mir jemanden unter einem Ahornbaum stehen. Ich ging einige Schritte auf diese zu, als ich zu meiner Verwunderung meinen Vater erkannte. " Was führt dich denn hier her?", kam ich vor ihm zum Stehen. " Ich hab dich gesucht. Mir war klar, dass du hier bist, wenn nicht zu Hause." Ich nickte nur. Mir war nicht danach meinen Vater zu sehen. Es kam doch eh nichts Gutes dabei heraus. " Du willst also wirklich gehen?", seine Stimme klang kalt. " Ja, ich hätte das schon längst tun sollen.", schritt ich an ihn vorbei. Ich hatte wirklich nicht mal annähernd Lust auf einen Streit. Doch kaum war ich an ihm vorbei, zog er mich an meinem Handgelenk wieder zu sich. Zu meiner Verwunderung fand ich mich in seinen Armen wieder. " Hör zu, du weißt, dass ich so was so gut wie nie sage. Ich bin stolz auf dich, trotz deiner Fehler. Pass auf dich auf da draußen, ja?" Ich war so sprachlos, dass ich nichts antworten konnte. Vorsichtig löste ich mich aus der Umarmung meines Vaters. Sein Blick stierte geradeaus an mir vorbei. Jetzt war er wieder der Unnahbare. Dennoch sah ich die Träne, die sich aus seinem Auge stahl, als ich ihm die nächsten Worte sagte. " Ich hab dich lieb. Vergiss mich nicht, nur weil ich so viele Kilometer weg bin." Mein Vater nickte. Darauf verließ ich den Friedhof, ließ ihn stehen. Zu Hause fiel ich sofort auf mein Bett. Ich war müde und verwirrt. Was war mit meinem Vater geschehen? So kannte ich ihn gar nicht. Normalerweise war er eiskalt zu jedem. Nur zu Alex, meinem Bruder, war er es nie gewesen. Ich versuchte mir nicht weiter Gedanken darüber zu machen und ließ mich vom Schlaf übermannen, denn viel Schlaf würde ich diese Nacht nicht mehr bekommen. Es war 4 Uhr, als mein Wecker sich meldete. Murrend drehte ich mich auf die andere Seite, versuchte noch etwas liegen zu bleiben, doch der Wecker ließ mich nicht. Mistding! Schlecht gelaunt, brachte ich den Wecker zum Schweigen ehe ich mich mühsam aufrappelte und den Weg ins Bad einschlug. Dort stellte ich mich unter die warme Dusche, um einiger Maßen wach zu werden. Na ja, es klappte irgendwie nicht. Somit fand ich mich später, immer noch todmüde, in der Küche ein. Essen konnte ich jetzt nichts. Ich war tierisch nervös. Diese Nervosität legte sich auch irgendwie nicht, als ich 2 Stunden später im Flugzeug Richtung Japan saß. Ich konnte es noch immer nicht so richtig glauben, was ich hier tat. Ich war irregeworden! Dennoch, ich musste mein altes Leben endlich hinter mir lassen. Neues Leben, ich komme!!! 13 Stunden später und mit einem Zwischenstopp in Amsterdam, um den Flieger zu wechseln, kam ich gegen 17 Uhr in Tokyo an. Auf dem Airport versuchte ich mich erst einmal zu orientieren. Ich hatte ein regelrechtes Déjà-vu. Ich fühlte mich kurzzeitig 4 Jahre zurückversetzt. Zurückversetzt an den Tag, als Kira und ich hier angekommen waren. Doch eine Sache hatte sich diesmal geändert. Ich konnte jetzt die japanische Schrift lesen. Ja, ich hatte wirklich nach meiner Rückkehr nach Deutschland angefangen Japanisch zu lernen. Nun konnte ich es schon reichlich gut. Ich trat mit der Masse an Menschen zu den Bändern mit den Koffern. Nachdem ich scheinbar Stunden später meine beiden Koffer hatte, machte ich mich auf den Weg durch die Absperrung nach draußen. Doch kaum hatte ich die Absperrung passiert, sah ich ein grinsendes Etwas auf mich zukommen. " Lily!", streckte er seine Arme aus. Ich ließ meine Koffer fallen und rannte förmlich in Toshiyas Arme. " Schön dich zu sehen.", umarmte er mich glücklich. Mir kamen vor Freude die Tränen. " Ich bin so froh wieder hier zu sein.", standen wir uns gegenüber. " Wir haben uns viel zu erzählen. Aber das später, denn ich muss noch zum Tokyo Dome, da wir heute ein Konzert geben." Toshiya nahm wie selbstverständlich meine Koffer und führte mich draußen zu seinem Auto. Dort verstaute er meine Sachen in den Kofferraum, um sich dann ins Auto zu setzen, wo ich schon auf dem Beifahrersitz wartete. " Wo willst du jetzt hin? Kann ich dich irgendwo absetzen?", schaute mich Toshiya kurz an. " Ich habe keine Ahnung. Zurzeit bin ich völlig durch den Wind." Er grinste. " Ich glaube es werden noch einige etwas mehr durch den Wind sein, wenn sie dich sehen." " Wer weiß eigentlich, dass ich heute ankomme?", wollte ich wissen, denn eigentlich wollte ich ja so einige Leute überraschen. " Nur Hyde und ich. Es sei denn jemand hat geplaudert." Ich nickte und ließ mich etwas müde vom Flug in den Sitz sinken. " Ich setze dich erst einmal bei Hyde ab. Wenn du heute nichts vorhast, wie wäre es mit einem Konzertbesuch?" Ich schaute Toshiya fragend an und fühlte mich leicht verarscht. " Nun guck nicht so. Das ist mein voller Ernst. Im Handschuhfach ist ein Ticket." Ich öffnete das Fach und nahm das Ticket heraus. Tatsächlich standen darauf die Halle und das heutige Datum. " Und? Kommst du? Ich lotse dich gerne in die erste Reihe." " Gerne komme ich. Weißt du was, Toshiya?" " Mmh?", wendete er sich mir zu, als wir an einer Ampel zum Stehen kamen. " Du bist einfach klasse.", umarmte ich ihn. Eine Weile später kamen wir auf einem Parkplatz vor einem Hochhaus zum Stehen. Na das hatte ich ja vermisst, die Wolkenkratzer. Toshiya führte mich noch in den 23. Stock, wo Hyde seine Wohnung hatte. Ich drückte auf die Klingel, auf welcher der Name Takarai prangte. Nicht viel später öffnete eine zierliche Frau die Tür. Die lächelte, als sie mich und Toshiya sah. " Ihr seid schon da?", öffnete sie die Tür weiter. " Hi, Megumi. Ist Hyde schon da?" " Nein, noch nicht, aber er müsste auch bald auftauchen." Toshiya und ich betraten die Wohnung, worauf Megumi hinter uns die Tür schloss. " Und du bist also Lily?" " Ja.", reichte ich ihr aus Gewohnheit die Hand. Sie nahm sie aber ohne zu zögern an. Toshiya stellte derweil die Koffer im Flur ab. " Du hast einen ganz schönen Tumult hinterlassen, als du damals wieder nach Deutschland geflogen bist.", meinte sie lächelnd. Ich hatte anscheinend einiges nicht mitbekommen. " Oh ja!", kam es von Toshiya. " Und du hast eine Menge verpasst. Es hat sich sehr viel verändert." " Nicht nur hier, glaubt mir.", wechselte ich nun endlich vom Englischen ins Japanische, worauf Toshiya überrascht eine Augenbraue hob. " Nichts desto trotz muss ich jetzt zu den anderen, sonst werden sie noch misstrauisch.", wendete er sich wieder der Tür zu. " Ich hole dich dann in etwa 2 Stunden wieder ab." " Geht klar.", bestätigte ich. Kurz bevor Toshiya die Wohnung verlassen konnte, hielt ich ihn noch einmal zurück. " Sag bitte keinem was." Toshiya nickte und ging dann endgültig. Kapitel 2: Ein Wiedersehen -------------------------- es geht in die zweite runde!!! hier vielen lieben dank für die kommis. freut mich, dass der zweite teil so gut ankommt. mal sehen, wie sich das weiterhin entwickelt. was einen zweiten teil von toshua angeht...ich denke nicht, dass es einen geben wird. zumindest nicht in absehbarer zeit. vielen lieben dank auch capricious für's betalesen. jut, nun aber viel spaß beim weiterlesen. feedback? man liest sich sayonara stoffel " Komm.", fühlte ich Megumis Hand auf meiner Schulter. Ich folgte ihr darauf ins Wohnzimmer. Irgendwie konnte ich noch immer nicht wirklich einordnen, dass ich wieder in Japan war. Im Wohnzimmer setzten wir uns auf die Couch, nachdem Megumi mir etwas zum Trinken angeboten hatte, ich aber freundlich ablehnte. " Hyde dürfte bald da sein und unserer Sohn auch." Sohn? Stimmt, er musste mittlerweile schon zur Schule gehen. Umgehend musste ich an das Kind in meinem Bauch denken, welches ich nach all den letzten Monaten gar nicht mehr haben wollte. " Wie geht es Hyde? Ich meine, es sind viele Jahre vergangen.", lehnte ich mich an die Couch und schaute zu seiner Frau. " Ihm geht es ganz gut. Seine Band ist immer noch so erfolgreich wie vor deiner Abreise. Ich bin immer noch der Meinung, dass er zu viel arbeitet, aber man kennt das ja, wenn man für etwas lebt, dann fällt es einem auch schwer kürzer zu treten." " Stimmt.", ich kannte das nur zu gut. Die letzten vier Jahre hatten viel zurückstecken müssen, um jetzt hier zu sein und glücklich zu werden. " Hyde war überrascht gewesen, als er deinen Anruf bekam." " Kann ich mir denken, schließlich habe ich ihn reichlich überrumpelt. Dennoch bin ich ihm dankbar, dass er nach all den Jahren, in denen ich keinen Kontakt zu ihm hatte, immer noch für mich da ist." Krampfhaft versuchte ich aufsteigende Tränen zu unterdrücken. " Er hat schon immer seine Freundschaften gepflegt und nur, weil ein paar Jahre schweigen dazwischen stehen, wird er dich noch lange nicht auf der Straße stehen lassen." Ich nickte und lächelte sie an. Megumi war eine wirkliche liebenswürdige Person. Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als wir die Haustür zufallen hörten. Einige Sekunden später stand Hyde im Wohnzimmer. " Hey.", meinte er leise, worauf ich aufstand und auf ihn zuging. " Hey.", antwortete ich und konnte nun einige Freudetränen nicht verhindern, die meine Wangen hinunter liefen. " Komm her und lass dich drücken.", nahm Hyde mich in den Arm. " Ich kann es noch gar nicht wirklich glauben, dass du hier bist." " Es tut so gut deine Stimme zu hören.", erwiderte ich seine Umarmung. " Mir geht es genauso." Wir lösten unsere Umarmung und standen uns mit einem Lächeln gegenüber. " Ich war wirklich überrascht, als ich deinen Anruf gehört hatte. Darf man fragen, was dich hier her führt?", setzten wir uns zu Megumi auf die Couch, nachdem Hyde seine Frau begrüßt hatte. " Ich habe ein Angebot von Sony bekommen und hab es ohne zu zögern angenommen." " Dann bleibst du?" " Sieht so aus. Ihr werdet mich wohl etwas länger als letztes Mal ertragen müssen.", wischte ich mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. Darauf herrschte Ruhe im Raum. Hyde schaute mich nur an und schüttelte dann etwas ungläubig den Kopf, als würde er meine Anwesenheit immer noch nicht richtig glauben können. " Vier Jahre.", meinte er dann. " Ich weiß und es tut mir so unendlich leid." " Weiß Kira von deiner Ankunft?" Ich schüttelte meinen Kopf: " Nein, ich wollte sie überraschen. Wie geht es ihr? Wir haben uns seit Monaten nicht mehr gesprochen." " Sehr gut. Wir hatten uns vor einigen Wochen bei Gackt gesehen." Gackt. Allein der Gedanke an ihn ließ alle Erinnerungen meines letzten Aufenthaltes in Japan wieder wach rufen. " Wir haben dich alle unheimlich vermisst.", strich Hyde mir durch das nun kürzere schwarze Haar. " Kann ich mich irgendwo umziehen? Toshiya hat mich zum Konzert heute Abend eingeladen." " Sicher. Ich zeige dir das Bad.", stand Megumi auf. Ich folgte ihr dann mit einigen Sachen, die ich zuvor aus meinen Koffer gekramt hatte. Es war einfach schön wieder hier zu sein, weg von dem Leben, das ich vergessen wollte. Im Bad ging ich kurz duschen und zog mir dann eine schwarze Lederhose mit schwarzem Shirt an, das in meinen Augen passend für diesen Abend erschien. Ich war nervös bei dem Gedanken an das Konzert. Wie würden die anderen von Dir en grey reagieren, wenn sie mich wieder sahen? Was würde Shinya sagen? Schließlich lagen 3 Jahre dazwischen, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Ob er immer noch das für mich empfand, wie damals? Ich jedenfalls liebte ihn noch immer, wie am ersten Tag. Als ich aus dem Bad kam, hörte ich wie sich Megumi und Hyde unterhielten. " Was willst du Gackt sagen?", fragte Megumi ihren Mann. " Nichts. Ich werde ihm heute lieber nichts sagen. Es ist besser, wenn Lily ihm davon berichtet, dass sie wieder in Japan ist." " Masa wird ausflippen, wenn er sie sieht." Masa? War Gackt also immer noch mit ihm zusammen. Aber wieso sollte er ausflippen, wenn er mich sieht? Ich hätte gerne noch eine Weile zugehört, doch das Klingeln an der Haustür ließ mich aufschrecken. " Ich gehe schon.", rief ich und öffnete Toshiya dann die Tür. " Na, bereit?", gab er mir einen Kuss auf die Wange, während er die Wohnung betrat. " Es kann sofort losgehen.", schnappte ich mir meinen langen Mantel, schließlich hatten wir November. " Kommst du heute Abend noch zurück oder schläfst du bei jemand anderes?", stand Hyde hinter mir. Ich drehte mich zu ihm. " Ich denke, dass ich morgen erst wieder da bin und meine Sachen hole, um sie in meine Wohnung zu bringen." " Gut. Dann viel Spaß und pass ja auf sie auf Totchi." " Immer doch.", grinste Toshiya. Wie hatte ich dieses Lächeln vermisst. " Nun los.", knuffte ich ihm in die Seite, während ich die Wohnung verließ. Hyde schloss hinter uns die Tür und winkte noch einmal. " Ich bin nervös." Toshiya und ich standen mit dem Auto auf dem Parkplatz am Hintereingang. Die Fans vor der Halle hatten uns zum Glück nicht bemerkt. " Kann ich verstehen. Ich frage mich gerade wie ich dich da rein bringen soll ohne, dass jemand von den Anderen etwas bemerkt." Er saß neben mir auf dem Fahrersitz und hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. " Ich sollte am Besten so wie die anderen Fans reingehen." " Das ist keine so gute Idee. Wie willst du nach dem Konzert dann in den Backstagebereich kommen? Wenn du vorne stehst, dann können die Securityleute dich wenigstens über die Absperrung heben. Aber wenn du so wie die anderen rein gehst, dann ist die Chance gering, dass du vorne stehst." Toshiya hatte Recht. " Es ist jetzt kurz vor Einlass. Ich schlage vor, dass wir es einfach versuchen. Bleib hinter mir und mach dich auf Spontanitäten gefasst." Ich schluckte. Was das wohl für Spontanitäten sein sollten. Zusammen stiegen wir dann aus dem Auto und liefen zum Hintereingang. Toshiya wollte gerade die Tür öffnen, als uns jemand anderes zuvor kam. Ruckartig wurde ich von Toshiya hinter eine Tonne gezerrt. " Shit!", meinte er neben mir. " Was?", versuchte ich an ihm vorbei zu schauen, um zu sehen, wer da hinausgekommen war. " Die und Kyo. Das die aber auch immer dann erscheinen müssen, wenn man sie nicht braucht.", flüsterte er. Jetzt sah ich die beiden auch. Beide waren auf den Weg zu Dies Auto. " Wenn die jetzt dein Auto bemerken, dann hast du ein Problem.", meinte ich zu Toshiya, der wie ich, die beiden beobachtete. " Zu spät.", kam nur als Antwort. Kyo und Die standen vor Toshiyas Wagen und schauten etwas fragend. Schulter zuckend kehrten sie dann doch wieder in die Halle zurück. Als die Tür hinter den beiden zufiel, atmeten wir beide erleichtert aus. " Mit dir und Kira macht man immer wieder was mit.", stand Toshiya auf und ich folgte. Bei unserem zweiten Versuch die Halle zu betreten, hatten wir Glück. Keiner war auf dem langen Flur zu sehen. Leise schlichen wir uns Richtung Konzerthalle. Doch kaum hatten wir die Hälfte hinter uns gebracht, kamen wir dem Aufenthaltsraum von dem Rest der Dirus näher. " Ich schlage vor, dass du wartest und ich werde den anderen erst einmal sagen, dass ich wieder da bin. Das Auto, du weißt?!" Mit diesen Worten betrat Toshiya den Raum zu meiner Linken. Ich hätte mich stellen sollen. Einen auf: " Hey, Leute hier bin ich!", machen sollen und alles wäre nur halb so problematisch gewesen. Doch ich konnte das irgendwie nicht. Ich wollte noch etwas Zeit, um mich darauf ein zu stellen und das Konzert bot mir eine gute Möglichkeit. Also machte ich einen auf Ich-sehe-was-was-ihr-nicht-seht. Nachdem Toshiya den Raum betreten hatte, vernahm ich unter seiner Stimme auch die von Kaoru und Die. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Wie hatte ich diese Stimmen vermisst. Ich schallte mich solch eine Idiotin, dass ich vier Jahre meines Lebens verschwendet hatte bis zur Rückkehr an diesen Ort. " Los, wir haben noch 10 Minuten bis zum Einlass.", meinte Toshiya, als er wieder aus dem Raum getreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ich nickte nur und folgte ihm dann auf den Weg zur Konzerthalle. Unterwegs hielten wir bei einen der Räume an. Er zog mich mit sich in diesen und begab sich zu einem der Männer. Auf dessen Shirt stand ganz groß "Security". Während Toshiya sich mit diesem Mann unterhielt, zeigte er auf mich. Der Security nickte und lächelte dann in meine Richtung, was ich leicht erwiderte. Dann kam Toshiya wieder zu mir, um sich mit mir endgültig zur Halle zu begeben. " Gut, also Yuki, der Security von eben, holt dich nach dem Konzert ab.", wies mich Toshiya ein, als ich in der Halle, hinter der Absperrung, auf meinen Platz stand. " Die anderen werden jetzt nicht mehr vor dem Konzert hier rein kommen, schließlich ist gleich Einlass. Ein Grund, dass ich mich auch langsam verziehe." " Okay. Ich danke dir.", nahm ich ihn in den Arm. " Ich mache das gerne. Zudem freue ich mich total, dass du wieder da bist.", legte auch er seine Arme kurz um mich. " Nun, gut. Ich muss jetzt los. Es kann passieren, das Die dich während des Konzertes sieht, aber ich werde versuchen Acht zu geben, dass er dann nichts ausplaudert." Ich nickte noch mal zur Bestätigung, dass ich auch alles verstanden hatte und dann ging Toshiya mit einem Lächeln. Kaum fünf Minuten später kamen die ersten Fans in die Halle gelaufen. Ja, wirklich, sie kamen gelaufen. Es wunderte mich, denn, wenn ich an Deutschland dachte, dann sah das ziemlich anders aus. Als sich die Halle so langsam füllte, wurde auch ich etwas nervös. Ich hatte Dir en grey schließlich lange nicht gesehen und war gespannt, ob sie sich viel verändert hatten. Toshiya zumindest hatte jetzt längere Haare und wirkte etwas erwachsener, obwohl ich immer bezweifelt hatte, dass es bei ihm ging. Nebenbei fiel mir auf, dass Toshiya nicht ein großes Wort über Kira verloren hatte, sah man von dem, hinter der Tonne, vorhin ab. Memo an mich, ihn nachher mal fragen. Ich wurde aus meinen Gedanken geholt, als das Licht aus ging und die Musik für das Intro einsetzte. Obwohl ich rechts von der Bühne stand, hatte ich einen guten Ausblick auf die ganze Bühne und so sah ich auch recht schnell, dass Shinya die Bühne betrat und auf einen der Lautsprecher sprang, um so mit erhobenen Arm die Masse der Fans zu begrüßen. Ich war etwas sprachlos, als ich ihn sah. Er sah einfach noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Seine früheren blonden Haare waren wesentlich länger und hingen als schwarz-rote Rasta über seine Schultern. Ich musste einmal tief Schlucken. Der Mann machte es mir nicht gerade einfach. Kurz nach Shinya kam Die auf die Bühne. Ich spürte regelrecht, wie ich zurück wich, als er vor mir auf der Bühne hielt und sich von einer der Helfer seine Gitarre geben ließ. Irgendwie kribbelte es in meinen Fingern, wenn ich die Gitarre sah. Wie lange hatte ich nicht mehr gespielt? Es war schon verdammt lange her. Nach Die erschien recht schnell Toshiya auf der Bühne und warf flüchtig einen Blick zu mir. Kaoru kam gleich hinterher. Bei ihm musste ich dreimal hingucken, um ihn zu erkennen. Kaoru hatte sich völlig verändert. Ich hätte ihn niemals erkannt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass es Kaoru sein musste. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Als er auf einen der Lautsprecher sprang, begann die Masse an Fans besonders laut zu grölen, doch das war noch nichts gegen dem, was die Masse abgab, als Kyo als Letzter die Bühne betrat. Noch einmal wünschten sich Dir en grey Glück mit einem Handschlag und dann eröffnete Kyo mit einem lauten: " Hey!", das Konzert. Ich fühlte mich einfach berauscht, als Shinya anfing zu spielen und der Bass durch die Wände dröhnte. Wie hatte ich das vermisst. Es war die pure Harmonie in meinen Ohren. Ich ließ mich einfach fallen und rockte ausgiebig mit. Nach anderthalb Stunden verließ Dir en grey die Bühne, aber nur um für drei weitere Lieder wieder zu kommen. Die nahm seine Gitarre an sich und begann "Shokubeni" zu spielen. Immer wieder beobachtete ich Shinya beim Spielen. Er war völlig in seinem Element. Sein Anblick ließ mich lächeln, denn seine Bewegungen erinnerten mich an die Zeit, als Dir en grey Kira und mir Red...[em] beigebracht hatten. Ich wurde von Shinya abgelenkt, als "R to the Core" angestimmt wurde und kaum zehn Sekunden später Die direkt vor mir stand. Ich betete innerlich, dass er mich nicht erkennen würde, doch da spürte ich schon einen fragenden Blick auf mir ruhen. Ich lächelte leicht und nickte ihm zu. Doch er schien sich innerlich zu fragen, ob er sich verguckt hatte, denn er lief Kopfschüttelnd zur anderen Seite der Bühne. Auf halben Weg begegnete er Toshiya. Beide stellten sich gegenüber und spielten ihren Part. Dabei musste ich auflachen, denn es sah einfach zu niedlich aus. Da sah ich, dass Die etwas zu Toshiya sagte und dieser dann mit einem breiten Lächeln antwortete. Ob es wegen mir gewesen war? Ja, war es. Denn beim letzten Lied "JESSICA" kniete sich Die zu den Fans auf unserer Seite. Ich streckte ebenfalls meine Hand nach ihm aus, als er mir seine entgegenstreckte. Er ergriff ruckartig jene und zog mich so gut es ging an sich, um mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu hauchen. Dann stand er wieder auf und grinste breit. Ich dagegen versuchte die Blicke der anderen Fans zu ignorieren, denn ich wurde nur so mit tötenden Blicken gelöchert. Zum Glück war das Konzert nach diesem Lied zu Ende. Die Masse drängte gerade nach draußen und war im Begriff mich mit zu ziehen, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühlte. " Kommen Sie!", meinte Yuki, der Security von vorhin, und half mir über die Absperrung. Ich folgte Yuki aus der Halle und ging mit ihm die Richtung zurück, aus der ich vor dem Konzert mit Toshiya gekommen war. Wir bogen gerade um die Ecke, als ich Toshiya, Die und Kyo sah, die vor mir liefen und sich über etwas amüsierten. Ich empfand es als eine gute Idee die Drei zu überraschen und gleichzeitig Die eins aus zu wischen wegen der Aktion eben. " Die, du Idiot.", brüllte ich, als ich auf ihn zu lief und ihn dann von hinten ansprang. Aus Reflex griff Die nach meinen Beinen und nahm mich Huckepack. " Wen haben wir denn da?", lachte er. " Du kannst mir doch nicht vor den Fans einen Kuss auf die Wange drücken.", legte ich meine Arme um ihn und kniff ihm spielerisch in den Bauch. Die zuckte dabei kichernd zusammen und ließ mich herunter. Jetzt standen wir uns gegenüber. Vier Jahre später. " Was machst du hier?", fragte Die, als es drohte zwischen uns ruhig zu werden. " Ich bin wieder hier.", meinte ich nur, denn das mit dem Job wollte ich erst später erwähnen. Noch bevor irgendeiner etwas sagen konnte, warf ich mich erst einmal Kyo um den Hals. " Schön euch zu sehen.", löste ich mich wieder. " Ich bin sprachlos.", sagte Kyo nur und schaute mich an. " Sag nicht, dass du davon wusstest.", zeigte Die nun auf Toshiya. " Hey, ich weiß das auch erst seit ein paar Tagen. Ich musste sie schließlich vom Flughafen heute abholen.", hob er beschwichtigend seine Hände. " Da warst du also. Du miese Ratte, uns einfach anzulügen.", ging Die auf Toshiya zu und nahm ihn in die Mangel. Kyo und ich konnten nur lachen, als Toshiya sich versuchte aus Dies Griff zu befreien. " Hilfe!", brüllte Toshiya, worauf wir nur noch mehr lachten. " Lily?", vernahm ich plötzlich hinter mir und gleich darauf war Ruhe auf dem Flur. Langsam drehte ich mich um. Shinya! Er sah mich fragend sowie zutiefst traurig an. Kapitel 3: Erinnerungen ----------------------- und es geht weiter!!! vielen dank an alle kommischreiber und an capricious sowie ama-gimi. sorry, dass das letzte kapi so geendet hatte, aber man will ja die spannung halten, oder? gut, nun aber viel spaß beim lesen. bekomm ich feedback??? man liest sich. sayonara stoffel Lange standen wir alle regungslos im Flur. Man konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren. " Schatz, was ist los?", durchbrach eine weiche Frauenstimme plötzlich die Stille. Mein Blick fiel auf eine Japanerin, die gerade auf Shinya zuging und ihn fragend anschaute. Schatz? Hatte sie zu ihm gerade Schatz gesagt? Eine Welt brach gerade in mir zusammen. Ich hoffte inständig, dass es nicht das bedeutete, was ich dachte. " Wer ist das?", fragte die Frau weiter und griff nach Shinyas Hand. Ich trat unbewusst einen Schritt zurück, als ich das sah. Mein Herz verkrampfte sich und ich hatte das Gefühl, dass der Schmerz mein Herz in den Stillstand versetzen konnte. Ich rang um Fassung und schaute Shinya traurig an. Er erwiderte den Blick mit schmerzhaftem Ausdruck. " Das ist Lily.", begann er endlich zu antworten und mich somit der anderen Frau vor zu stellen. " Sie kommt aus Deutschland und ich habe sie seit 4 Jahren nicht gesehen." In den letzten Worten lag regelrecht so etwas wie ein Vorwurf. " Eine Freundin?", lächelte die Japanerin. Freundin? Schoss es mir durch den Kopf. Wie naiv war die Frau eigentlich? Wenn sie Shinya kennen würde, dann müsste sie in seinen Augen erkennen, dass da weitaus mehr war zwischen Shin und mir. Shinya nickte als Antwort ihrer Frage nur, worauf sie mir die Hand entgegen streckte. " Mein Name ist Machiko." Ich hatte nicht das geringste Bedürfnis ihre Begrüßung zu erwidern. So wendete ich mich an Toshiya. " Toshiya, ich würde jetzt gerne nach Hause fahren.", waren meine Worte und dann machte ich mich auf den Weg zum Ausgang. Gerade, als ich dabei an Shinya vorbei zog, fasste er nach meinem Handgelenk. " Lily, bitte, lass uns darüber reden." " Fass mich nicht an!", zischte ich und entriss ihm meine Hand. Dann setzte ich meinen Weg nach draußen fort. Draußen angekommen zog ich meine Zigaretten aus der Manteltasche. Ich musste erst einmal auf den Schrecken Eine rauchen. Ich hatte gerade die Zigarette aufgeraucht, als Toshiya zu mir kam. " Können wir?", fragte er vorsichtig, worauf ich nickte. " Ich beiß dich schon nicht.", machte ich mich auf den Weg zur Beifahrerseite des Autos. Als wir beide im Auto saßen, fuhr er von dem Gelände. " Wo musst du hin?" Ich kramte wieder mal in meiner Manteltasche, um den Zettel mit meiner nun neuen Adresse heraus zu fischen. " Hier!", reichte ich ihn Toshiya. " Nette Gegend.", schaute er auf die Adresse. " Das ist in der Nähe von Kira." Mit den Worten legte er den Zettel auf die Ablage. Die Fahrt lief regelrecht schweigsam. Während Toshiya sich auf den Verkehr konzentrierte, hing ich meinen Gedanken nach. " Ich bin so bescheuert, oder?", standen wir auf dem Parkplatz meines neuen Wohnblocks. " Ich kann deine Reaktion verstehen, auch, wenn sie ganz schön heftig war. Du musst zugeben, dass Machiko wenig für Shinyas und deine Vergangenheit kann.", lehnte Toshiya sich in seinem Sitz zurück. " Sicher, doch das war auch ein ganz schöner Schock für mich.", schaute ich durch die Frontscheibe auf den nur leicht erhellten Parkplatz. " Hätte ich es dir sagen sollen?" Ich schüttelte den Kopf. " Nein, ich denke, dass es so besser war. Vielleicht wäre ich sonst gar nicht erst zum Konzert gekommen. Ich bin so naiv davon auszugehen, dass ich hier her kommen könnte und Shinya mich mit offenen Armen empfängt. Dabei habe ich ihm doch mehr als einmal das Herz gebrochen.", blickte ich leicht zu Toshiya, der mich ebenfalls anschaute. " Du solltest dir nicht so viele Vorwürfe machen. Du hattest sicher deine Gründe warum du erst jetzt wieder in Japan bist." Ich lächelte gequält. Und was das für Gründe waren. " Oh ja! Das hier ist einer dieser beschissenen Gründe.", hob ich meine Hand und zeigte ihm somit meinen Ehering. Dabei konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen, die ich versucht hatte den ganzen Weg hier her zu verdrängen, nun über mein Gesicht liefen. " Das ist jetzt nicht wahr, oder?", war Toshiya völlig überrumpelt. " Ich habe ihn während Dreharbeiten in London kennen gelernt. Er ist auch Japaner, lebt aber in Deutschland. Ich dachte, dass ich ihn lieben würde, dass ein Leben mit ihm eine weit sinnvollere Option wäre, als ein Leben mit Shinya. Schließlich sah es zu dem Zeitpunkt nicht so aus, als würde ich jemals nach Japan zurückkehren können." Ich versuchte meine Tränen weg zu wischen, doch es kamen immer wieder neue. " Was ist passiert?" " Das ist passiert.", strich ich meine Haare auf der Stirn zur Seite und zeigte ihm eine große Platzwunde. Toshiya riss nur geschockt die Augen auf. " Er hat mich nicht nur einmal geschlagen. In den letzten 4 Monaten hatte er es regelmäßig getan. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten und als ich dann vor 2 Monaten das Angebot von Sony bekam, da hab ich das als Chance gesehen.", versuchte ich mich für mein Handeln zu rechtfertigen. "Ich hab ihn seit dem Angebot von Sony nicht mehr gesehen, da ich ausgezogen war. Kurz danach habe ich auch die Scheidung eingereicht. Leider bin ich noch nicht geschieden, wegen der ganzen Sache mit Übersee." " Wieso hast du diesen Mann geheiratet?" " Ich weiß es nicht. Es war der größte Fehler, den ich machen konnte. Doch ich werde niemals von ihm loskommen.", schüttelte mich ein Weinkrampf. " Hey.", zog Toshiya mich tröstend in seine Arme. " Wenn die Scheidung durch ist, dann kannst du hier ein komplett neues Leben beginnen, ohne ihn." " Das ist nicht so einfach." " Du schaffst das. Ich werde dir mit allen Mitteln helfen und du hast ja auch noch Kira.", strich er mir liebevoll über den Kopf. " Und wie soll ich das hier überstehen?", nahm ich Toshiyas Hand und führte sie zu meinem Bauch, der schon leicht rund war. Durch die weiten Pullover, die ich immer trug, konnte man es nicht sehen, aber man konnte es durchaus fühlen. " Du bekommst ein Kind?", schaute er mich ungläubig an. Ich konnte nur nicken. " Welcher...welcher Monat." Toshiyas Stimme zitterte vor Unglauben. " Vierter Monat." Toshiya legte seine Hand an meine Wange. " Das ist auch der Grund, warum Kai, mein Mann, ausgerastet ist. Er meinte, dass es nicht von ihm sei und, dass ich ihn betrogen hätte." Darauf konnte Toshiya nichts sagen, sondern zog mich einfach in eine Umarmung. Lange saßen wir da und ich ließ mich trösten, auch wenn es nur vorübergehend Trost spendete, von Toshiya im Arm gehalten zu werden, so war es dennoch unheimlich wohltuend zu wissen, dass man nicht allein war. Es war schon 3 Uhr, als ich meine Wohnung betrat. Es war das erste Mal, dass ich hier war. Sie war recht klein, doch sie würde für mich alleine alle Male reichen. Sie bestand aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad und einem kleinen Flur. Möbel waren schon drinnen gewesen und meine Sachen hatte ich vorgeschickt. Sony hatte sich dann darum gekümmert, dass sie vom Flughafen hier her gebracht wurden. Müde legte ich meinen Mantel auf einen der herumstehenden Kartons ab, die das Logo der Japan Airways trugen und entledigte mich meiner Schuhe ehe ich mich auf das Bett im Schlafzimmer fallen ließ. Ich schlief umgehend ein, denn der Tag hatte mich ganz schön geschlaucht. Ich wusste nicht wie spät es war, als ich wieder erwachte. Der Himmel draußen war mit Wolken behangen. Schlicht und einfach sah es draußen genauso aus wie in mir drinnen. Gähnend rieb ich mir über die Augen ehe ich einen Blick auf meine Armbanduhr warf. " 12 Uhr.", murmelte ich vor mich hin und stand dann auf. Lust hatte ich auf diesen Tag nicht im Geringsten, aber ich musste aufstehen, denn es gab noch viel zu erledigen. Eine Sache davon war Kira. Meiner Freundin widmete ich mich, als ich ausgiebig geduscht und gefrühstückt hatte. Das Handy aus meiner Tasche kramend, zündete ich mir eine Zigarette an und begab mich mit ihr und dem Handy dann auf meinen kleinen Balkon, den ich am Abend gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Draußen empfing mich gleich ein kühler Wind und somit murmelte ich mich noch etwas fester in den Strickmantel ein, den ich trug. Ich suchte Kiras Nummer aus dem Adressbuch heraus und fragte mich dabei, was ich ihr sagen könnte. Ob sie sauer auf mich war, weil ich mich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte? Es lagen immerhin schon Monate dazwischen und ich hatte das arge Gefühl, dass nicht nur auf meiner Seite einiges geschehen war. Einmal zog ich noch an meiner Zigarette ehe ich Kira anrief. Mein Herz pochte aufgeregt, während ich das monotone Piepen vernahm. Nach zehn Mal klingeln gab ich es auf. Sie schien nicht da zu sein. Heute war Sonntag. Wo sie wohl war. Ich warf die aufgerauchte Zigarette über das Geländer. Egal, würde ich es halt später noch einmal versuchen. Mit diesem Gedanken betrat ich wieder die Wohnung und schaute auf all die Kartons, die herum standen. " Ich sollte wohl mal auspacken.", stellte ich fest und begann auch sofort damit, denn, wenn ich erst einmal anfangen würde wieder zu arbeiten, dann hätte ich keine Zeit meine Wohnung ein zu räumen. Ich vergaß völlig die Zeit. Erst, als es anfing draußen zu dämmern, wagte ich einen Blick auf meine Uhr. Es war schon 17 Uhr. Meine Wohnung war um über die Hälfte der Kartons ärmer. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich mein neues Zuhause betrachtete. Hier würde ich mich wohl fühlen. Das war das, was ich die ganzen Jahre gewollt hatte. Ein Zuhause im Herzen Japans, in Tokyo. Anstatt Kira noch einmal anzurufen, beschloss ich bei ihr vorbei zu gehen. Sie wohnte nur drei Straßen weiter, so wie mir der Stadtplan es zeigte. Ich schnappte mir meinen Mantel und meine Tasche, um einen kleinen Spaziergang zu ihr zu machen. Als ich so die Straßen entlang ging, musste ich an vergangene Zeiten denken. Daran, wie Kira und ich damals hier angekommen waren und an unseren Urlaub, an Gackts Konzert und das Treffen sowie an jedem einzelnen Tag mit Dir en grey. Diese Erinnerungen bedeuteten mir so unheimlich viel. Nie, wirklich nie würde ich sie vergessen und damit auch nicht die Gefühle, die ich mit diesem Land verband. Wie hatte ich nur vier Jahren vergehen lassen können? Wie konnte ich nur? Mit dieser Frage bog ich in die Straße ein, in der Kira wohnte. Ich schaute noch einmal auf den Zettel mit ihrer Adresse, um mich zu vergewissern, dass ich auch richtig war. Vor ihrer Haustür angekommen, atmete ich ein letztes Mal tief durch und suchte bei den Klingeln nach Galiano. Gerade wollte ich den Klingelknopf betätigen, als jemand aus der Tür trat. Das nutzte ich, um in das Haus zu kommen. Die Treppen hoch laufend, suchte ich nach meinem Handy. Ich hatte meinen Plan etwas geändert. Vor Kiras Tür angekommen, im fünften Stock, ließ ich mich auf eine der Stufen nieder und klingelte Kira an. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich drinnen Kiras Telefon klingelnd vernahm und dann ihre Stimme hörte. " Moshi moshi..." " Hey du.", unterbrach ich sie, ehe sie hätte weiter reden können. " Lily?" " Hundert Punkte für den Kandidaten." " Mit dir hab ich heute gar nicht gerechnet.", klang ihre Stimme erstaunt, aber dennoch glücklich. " Wir haben uns lange nicht gesprochen." " Ja, tut mir leid." " Muss es dir nicht, ich hätte mich ebenso mal melden können. Wie geht es dir? Was gibt es neues auf der anderen Seite der Erde?" Ich musste mich dermaßen zusammen reißen, um nicht laut los zu lachen. Wenn Kira in dem Moment gewusst hätte. " Es ist kalt in Deutschland.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Immerhin war es kalt in Deutschland. " Was macht dein Job. Hast du den noch?" " Nicht wirklich. Ich hab ein Angebot von Sony bekommen." Darauf vernahm ich erst einmal einen lauten Freudenschrei, der sogar noch ein paar Etagen tiefer zu hören waren. " Genial!!! Und, du hast doch angenommen, oder?" " Kira, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du deine Stimme etwas zügeln würdest und du nicht das ganze Haus zusammen schreist.", konnte ich es mir nicht verkneifen, als plötzlich bei ihren Nachbarn die Tür aufging und ein älterer Mann missmutig in den Flur hinaus schaute. Versöhnlich hob ich die Hand, worauf er wieder verschwand. " Ach, so laut war das nicht. Außerdem beschwert sich hier sicher keiner. Japaner sind von Natur aus friedliebende Menschen, wie du weißt." " Also dein Nachbar sah das gerade anders.", versuchte ich den Satz so sachlich und ruhig wie möglich herüber zu bringen. Auf der anderen Seite der Telefonleitung war es plötzlich vollkommen still. Es war schon so still, dass ich mir Sorgen machte, ob Kira nicht umgekippt war. " Lily?!", vernahm ich ihre Stimme mit einem leichten Zittern und recht leise. " Kira." " Sa...sagst du das noch mal? Bitte..." Ob dieser Worte musste ich lächeln und erhob mich von der Treppe, um an der Tür an zu klopfen. " Willst du mich nicht rein lassen?", fragte ich sie durch das Handy, worauf ich hören konnte, dass Kira auflegte. Keine Sekunde später öffnete diese die Haustür langsam und schaute total ungläubig auf mich. ~*~ Ich konnte es nicht fassen. Das war nicht real, oder? Lily stand vor meiner Tür. Nach vier Jahren, stand sie wieder vor mir. Ohne weitere Worte, warf ich mich ihr um den Hals. Vor Freude rannen mir die Tränen über das Gesicht, presste mich näher an sie, damit ich mich vergewissern konnte, dass Lily wirklich hier war. " Erdrück mich nicht.", hörte ich Lilys Worte an mein Ohr dringen. Darauf ließ ich sie los und bat sie in die Wohnung. " Ich kann es nicht glauben.", musste ich sie einfach noch einmal umarmen. " Wie kommst du nach Japan?" " Ich hab doch gesagt, dass ich ein Angebot von Sony bekommen habe. Und, um deine Frage von vorhin zu beantworten: Ja, ich habe angenommen. Wie konnte ich denn nicht?" Wir schauten uns beide an. " Dann bleibst du jetzt?" " Ich werde nicht mehr gehen. Vier Jahre hab ich auf das hier gewartet.", streckte sie bei meinen letzten Worten die Arme symbolisch aus. " Komm.", führte ich sie ins Wohnzimmer und setzte mich mit ihr auf die Couch. " Wieso hast du nichts gesagt?", fragte ich sie, nachdem wir beide später mit Tee versorgt waren. " Ich wollte dich überraschen." " Das ist dir aber wirklich gelungen.", lächelte ich. Mein Herz zersprang fast vor Glück, dennoch musste ich feststellen, wenn ich Lily so ansah, dass sie etwas bedrückte. " Was ist mit deinem Mann? Ist er auch da?" Lily schüttelte den Kopf. " Nein. Ich lass mich gerade von ihm scheiden." " Wie? Was ist geschehen?", riss ich verwundert meine Augen auf. Doch anstatt, dass Lily antwortete, strich sie nur ihr Haar an der Stirn zur Seite und bot mir den Blick auf eine große Platzwunde. " Er hat mich nicht nur einmal geschlagen.", sagte sie leise. " Wieso hast du nie etwas gesagt?" " Ich wollte dich nicht auch noch belasten und außerdem hatte ich gedacht, dass es sich wieder legen würde, dass er wieder der werden würde, den ich damals in England kennen gelernt hatte." " Was machst du nur.", nahm ich Lily in den Arm. " Weißt du warum er das getan hat?" Lily löste sich aus meiner Umarmung und schaute mich einen Moment an ehe sie begann zu erzählen. Sie erzählte mir von den letzten Jahren, von der Schwangerschaft und auch von dem Treffen mit Dir en grey am gestrigen Tag. " Ich war wie gelähmt, als ich diese Frau an seiner Seite gesehen habe.", wischte sie sich eine der unzähligen Tränen aus dem Gesicht, die ihr seit Stunden immer wieder mal über das Gesicht liefen. " Er ist seit drei Monaten mit ihr zusammen. Ihr Name ist Machiko und neben Sawako Sato für das Styling von Dir en grey verantwortlich.", fand ich es Lilys Recht, dass sie davon Genaueres erfuhr. " Drei Monate. Wieso? Wieso hab ich wieder alles verspielt?" " Du sollest dir keine Vorwürfe machen. Es liegen immerhin vier Jahre dazwischen. Ihr habt begonnen euer eigenes Leben zu leben.", versuchte ich sie davor zu bewahren sich für alles die Schuld zu geben. ~*~ Kira hatte Recht. Ich hätte niemals von Shinya erwarten können, dass er all die ganzen Jahre auf mich wartet. Und doch hab ich genau das getan...genau das. Kapitel 4: Sony vs. JVC Victor ------------------------------ hello!! es geht wieder weiter. hat diesmal etwas länger gedauert, aber das kapi ist ja trotzdem da. vielen dank für eure lieben kommis und danke auch all den lesern, die keine kommis hinterlassen. einen dank ebenfalls an capricious und ama-gimi. würde mich weiterhin auf feedback freuen!!! man liest sich sayonara stoffel ~*~ Es war mittlerweile schon 23 Uhr durch, als ich das nächste Mal auf die Uhr sah. Lily hatte sich in eine Decke eingelümmelt, während ich gegenüber von ihr auf dem Sessel saß und ihr in ihre blauen Augen schaute. " Du hast dich verändert.", durchbrach ich die Stille, die eine Weile im Raum gelegen hatte, nachdem wir von unserem Leben über die letzten vier Jahren berichtet hatten. " Wieso verschweigst du mir was?", umging Lily meinen Einwurf. " Was meinst du?", schaute ich sie fragend an. " Du hast seit ich hier bin nicht einmal Toshiya erwähnt. Was ist los? Was ist passiert? Ihr seid doch noch zusammen, oder?" So viele Fragen auf einmal. Wo sollte ich nur anfangen? Unschlüssig über eine Antwort schüttelte ich nur den Kopf und senkte meinen Blick gen Boden. " Kira?", kam es fast schüchtern von Lily. " Was ist los?", waren diese Worte wesentlich bestimmter. Ich sprang von meinem Sessel auf und lief zum Fenster hinüber. " Wir sind seit fast 8 Monaten auseinander.", begann ich und hatte Mühe nicht zu weinen. Jeder Gedanke an Totchi, egal was, ließ mein Herz schmerzhaft verkrampfen, so sehr vermisste ich ihn. " Acht Monate?" Lily sprach diese Worte vor sich hin und schien völlig perplex. " Aber wieso?" Der Grund unserer Trennung war ein Grund, den ich am liebsten jeden Tag seit unserer Trennung verbannen wollte. Ohne zu antworten, ging ich zur Kommode hinüber, die an der gegenüberliegenden Wand stand und holte einen Stapel Zeitschriften heraus. Die obere der Zeitschriften ließ ich auf den Tisch fallen. Lily schaute mich erst an, dann warf sie einen Blick auf die Zeitschrift vor ihr. ~*~ " Wer ist die neue Frau an Toshiyas Seite?!", las ich laut vor, was in großen Zeichen auf dem Cover prangte. " Was bedeutet das?", schaute ich Kira wieder an. In ihren Augen konnte ich sehen, dass sich Tränen begannen zu sammeln. Doch Kira antwortete nicht auf meine Frage, sondern warf die nächste Zeitschrift vor meine Nase. " Dir en grey auf Abwegen. Wechseln sie die Plattenfirma?", war die Band diesmal auf den Cover abgebildet. Ich wusste noch immer nicht was Kira mir damit sagen wollte. Doch die nächste Zeitschrift, die auf den Tisch fiel, brachte Licht in die Sache. , Dir en grey von Mitarbeiterin der JVC Victor beeinflusst', stand ganz groß in Englisch auf dieser. Ein weiteres Mal schaute ich Kira fragend an. Hieß das, dass die Medien für Kiras und Toshiyas Trennung verantwortlich waren? Kira schluckte einmal und ließ dann den restlichen Stapel, von etwa 20 Zeitschriften, auf den Tisch nieder sausen. " Sie haben nur Gerüchte erzählt. Alles haben sie geschrieben, nur nicht die Wahrheit.", wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, welche die Wangen hinunter liefen. Ich stand nur auf und nahm sie tröstend in meine Arme. " Totchi und ich hatten gedacht, dass wir das meistern und uns nicht unterkriegen lassen würden, doch es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Erst war es eine einzige Zeitschrift, dann wurden es immer mehr. Weder Sony, noch ihr Manager konnte etwas dagegen tun.", erzählte Kira unter Schluchzen. Ich strich ihr beruhigend über den Rücken, ließ sie weiter berichten. " Wir haben uns immer öfter gestritten. Es waren später nur noch kleine Dinge, die uns dazu brachten uns an die Kehle zu gehen. Wir hatten uns trotz allem verlobt." Ich wusste von der Verlobung. Kira hatte mir davon erzählt, als ich sie damals vor einem Jahr aus Zypern angerufen hatte. " Unsere Trennung war völlig unerwartet. An diesem Tag hatte ich länger arbeiten müssen, also kam ich etwas später bei uns zu Hause an. Kaoru war da gewesen. Allein seine Anwesenheit machte mir unmissverständlich klar, dass etwas geschehen war, das die Band betraf. Ein Blick auf den Tisch hatte mir auch schon verraten um was es ging. Es war wieder eine dieser verdammten Zeitschriften. Kaoru meinte, dass es langsam ihre Band gefährden würde. Lange haben wir miteinander diskutiert. Letztendlich haben Totchi und ich uns nur noch angeschrieen, uns gegenseitig gedroht die Beziehung zu beenden. Das haben wir schließlich auch getan. Wir haben uns mehr oder weniger friedlich getrennt.", unterbrach Kira und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. " Wieso habt ihr das getan? Ihr liebt euch doch noch.", konnte ich die Entscheidung nicht vollständig nachvollziehen. " Ich liebe ihn mehr als alles andere auf der Welt, aber der Druck von der Presse war einfach zu groß. Ich konnte mir nicht anschauen, wie unser Beziehung langsam den Bach hinunter ging, all die drei Jahre, die wir uns eine gemeinsame Zukunft aufgebaut hatten." " Wieso hast du nicht zu Sony gewechselt?" " Das habe ich etliche Male versucht.", schaute sie mich kurz mit ihren verheulten Augen an ehe sie sich auf dem Sessel nieder ließ. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Kira tat mir so unheimlich leid. Ich musste etwas unternehmen. Kira und Toshiya gehörten einfach zusammen, das war klar. Also musste ich mich darum kümmern, dass Kira einen Platz bei Sony bekam. Denn das Problem, so wie ich es verstanden hatte, lag daran, dass Kira bei JVC Victor arbeitete, also bei einer fremden Plattenfirma. Mit dieser mir selbst gestellten Aufgabe, verabschiedete ich mich am nächsten Morgen von Kira und versprach ihr mich bald wieder zu melden. Danach machte ich mich auf den Weg in mein neues Heim, um mich darauf zum Sonygebäude, im Herzen Shibuyas, zu begeben. Das weiße, fünfstöckige Gebäude sprang mir sofort von der Straße aus ins Auge. Groß prangte das Wort ,Sony' in der oberen Ecke der Seitenwand. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich das Gebäude nach einer Ausweiskontrolle betrat. Sony wusste gar nicht wie dankbar ich ihnen dafür war, dass ich die Chance bekam hier in Japan zu arbeiten. Drinnen lief ich den langen Gang zum Fahrstuhl entlang, um mit diesem in den vierten Stock zu fahren, die Chefetage. Dort konnte ich gleich das Büro von Ihara Yoshitaka betreten. Dieser schien mich schon zu erwarten, denn nachdem ich mich vorgestellt hatte, stand Ihara auf und kam um den Tisch herum. " Miss Ryan. Ich freue mich, dass sie so schnell kommen konnten.", reichte er mir die Hand. " Ich konnte es recht schnell einrichten nach Japan zu ziehen.", erwiderte ich seinen Händedruck. " Sie glauben gar nicht was für ein Glück es für uns ist, Sie hier in unserem Hause willkommen zu heißen. Wir haben sehr viel von Ihnen gehört und sind überaus begeistert von Ihrer Arbeit." " Für mich ist es eine weitaus größere Ehre in der zweitgrößten Plattenfirma der Welt arbeiten zu können. Zudem ist Sony das Beste, was mir passieren konnte.", lächelte ich, was Herr Ihara nur erwiderte. " Nun gut, Miss Ryan. Kommen wir zum Geschäftlichem.", setzte Ihara sich wieder hinter seinem Schreibtisch, worauf ich ebenfalls in den Sessel vor seinem Schreibtisch Platz nahm. " Wann gedenken sie anzufangen?", wurde er gleich direkt. " Von mir aus sofort." Ihara nickte und blätterte in einer Akte rum, die sich bei genauerem Hinsehen als meine Personalakte entpuppte. " Von mir aus könnten sie auch heute anfangen.", lächelte er über ein Blatt hinweg, welches er sich durchlas. " Hier steht, dass sie ein Kind erwarten." " Gewiss. Dennoch ist es kein Hindernis für mich meine Arbeit auszuführen." Nur ein Nicken seinerseits ehe kurz Ruhe einkehrte. " Ich werde sie ihrem Posten als Choreographin keineswegs entziehen. Doch sie werden noch eine Aufgabe mehr bekommen. Die Arbeit mit Managern und der Marketingabteilung ist ihnen ja sicher vertraut." Diesmal nickte ich. " Gut. Wenn dem alles nichts mehr im Wege steht, dann können sie morgen schon anfangen zu arbeiten. Ihr Gehalt wird sich im Gegensatz zu ihrer vorherigen Firma wie vereinbart verdoppeln." Noch ein guter Grund, wieso es sich lohnte bei Sony zu arbeiten. " Dann bräuchte ich nur noch ihre Unterschrift, um den Vertrag zu signieren." Herr Ihara reichte mir den Vertrag über den Tisch. Kurz las ich ihn mir durch ehe ich einen Stift nahm und zwei Unterschriften setzte. " Sehr gut.", nahm er die Dokumente wieder an sich. " Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit." Beide standen wir auf diese Worte auf und Ihara kam wieder um seinen Tisch herum. " Dann werde ich morgen hier erscheinen.", reichte ich ihm die Hand, die er sofort entgegen nahm. " Um 9 Uhr fängt ihr Dienst an. Dann werde ich sie in ihre Arbeit noch kurz einführen soweit es nötig ist.", waren Herrn Iharas letzten Worte. Mit einem zufriedenen Gefühl verließ ich das Sonygebäude. Jetzt konnte das neue Leben endlich beginnen. ~*~ Nachdem Lily heute Morgen gegangen war, hatte ich mich für die Arbeit fertig gemacht. Seit der Trennung von Totchi war mir nicht ein Tag nach Arbeit. Ich wusste schon kaum noch wie er aussah. Kaoru und Kyo hatte ich hin und wieder mal getroffen und mich mit ihnen unterhalten. Dabei konnte ich auch erfahren wie es mit Dir en grey lief und was Toshiya so machte. Viel wollte ich über ihn jedoch nie erfahren, da es viel zu sehr schmerzte nur von ihm hören zu können und nie bei ihm zu sein. Heute war wieder einer dieser eintönigen Tage. Lilys Anwesenheit in Tokyo gab mir jedoch etwas Hoffnung. Vielleicht bedeutete ihr Aufenthalt hier, dass sich endlich etwas ändern würde. Ich beschäftigte mich gerade mit den Verkaufszahlen der Konkurrenz, als das Telefon klingelte. Ich bat meine Assistentin Satomi anzunehmen, da ich gerade nicht konnte. Kaum eine Minute später hing ich dann doch am Hörer. " Stör ich?", vernahm ich Lilys Stimme. " Nein. Ich gehe nur gerade die Verkaufszahlen der anderen Firmen durch.", setzte ich mich, da ich die ganze Zeit gestanden hatte, um einen besseren Überblick über die großen Pläne zu haben. " Ich war gerade bei Sony und hab den Vertrag unterschrieben. Was hältst du davon, wenn wir das am Abend feiern?" Lily schien auf der Straße zu sein, schoss es mir durch den Kopf, als ich die Autos im Hintergrund hörte. " Ich hab gegen 17 Uhr ein Treffen mit "UA", aber danach hätte ich Zeit. Wie wäre es mit 20 Uhr bei mir? Oder soll ich zu dir kommen?" " Ich komme zu dir.", meinte Lily knapp. " In Ordnung. Wir sehen uns dann.", legten wir beide auf. Nach dem Gespräch arbeitete ich an den Plänen weiter und traf mich dann wie vereinbart um 17 Uhr mit "UA" zu treffen. Zum Glück dauerte mein Treffen mit dem Künstler nicht all zu lange und somit konnte ich schon gegen 19 Uhr in mein Auto steigen und nach Hause fahren. Dort legte ich meinen Mantel ab und zog mir die Stiefel aus ehe ich routinemäßig zum Anrufbeantworter hinüber ging und die fünf Nachrichten abrief, die drauf waren. Der erste Anruf war von Hyde, der mich fragen wollte, ob ich morgen Abend mit ihm etwas Essen ginge. Die nächsten beiden Anrufe waren von Kaoru, der irgendetwas Dringendes mit mir zu bereden hatte. Ich stutzte, als ich seine Nachricht hörte. Das letzte Mal, als er angeblich etwas Wichtiges mit mir zu besprechen hatte, war, als es um Totchi und mich ging. Der vierte Anrufer war Masa. Mittlerweile fragte ich mich, ob alle nichts zu tun hatten, denn er fragte mich ebenfalls um ein Treffen morgen. Bei der letzten Nachricht hatte jemand einfach aufgelegt anstatt auf das Band zu sprechen. Na so etwas liebte ich ja. Während ich die Nachrichten abgehört hatte, hatte ich mich umgezogen. Auf Lily wartend, nahm ich den Telefonhörer zur Hand und rief erst einmal Kaoru an. Mir war leicht mulmig, als ich seine Nummer aus dem Telefonbuch fischte und dann darauf wartete, dass er an sein Handy ging. Kaoru zu Hause zu erreichen war nämlich so gut wie unmöglich. Höchstens seine Verlobte war immer da, aber sie konnte mir meist auch nicht sagen, wenn er wieder da war. Kaoru war seit fast drei Jahren mit Midori zusammen und beide hatten sogar eine einjährige Tochter. Wir waren damals alle mehr als überrumpelt worden, als Kao uns von Midoris Schwangerschaft erzählt hatte. Heute kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass alles mal ganz anders war. Midori war einfach die liebenswürdigste Frau, die ich je getroffen hatte. " Niikura.", meldete sich Kaoru plötzlich am anderen Ende der Leitung und holte mich somit ruckartig aus meinen Gedanken. " Ich bin es, Kira. Was gibt es so Wichtiges?" Kaoru atmete am anderen Ende einmal tief durch. Er schien ziemlich gestresst zu wirken. Im Hintergrund hörte ich die Stimmen der anderen, besonders Totchis. " Hör zu, ich möchte das hier nicht am Telefon besprechen. Was hältst du davon, wenn ich nachher kurz bei dir vorbei komme?" Auch das noch. Es schien wirklich wichtig zu sein und eigentlich wollte ich mir mit Lily einen schönen Abend machen. " In Ordnung. Wann wird das etwa sein?" " In ein bis zwei Stunden." " Okay.", meinte ich nur und legte auf. Noch eine Minute länger Totchis Stimme im Hintergrund und ich wäre gestorben. Nach dem Telefonat mit Kao rief ich noch Hyde und Masa an und sagte ihnen zu. Gerade hatte ich das Gespräch mit Masa beendet, als Lily klingelte. Na, das nannte ich doch Timing. " Hey. Bin etwas früh dran, aber ich konnte einfach nicht weiter meine Sachen auspacken.", betrat sie die Wohnung, nachdem ich ihr die Tür geöffnet hatte. " Kein Problem. Ich freu mich, dass du jetzt bei Sony arbeitest.", nahm ich sie in den Arm, als sie sich ihrem Mantel entledigt hatte. " Jetzt kann ich endlich neu beginnen.", erwiderte sie kurz die Umarmung. Danach gingen wir in die Küche und machten uns Yakitori und hatten sichtlich Spaß, als wir die Spieße machten. Seit langem fühlte ich mich mal wieder richtig befreit. Mit Lily zu lachen, hatte mir gefehlt. Nach knapp einer halben Stunde war das Essen dann fertig und zusammen begaben wir uns ins Wohnzimmer. Lily und ich hatten uns gerade auf den Boden nieder gelassen, als es an der Tür klingelte. " Erwartest du jemanden?", fragte Lily mich. Ich nickte und richtete mich auf. " Kaoru.", meinte ich noch, als ich auf den Weg ins den Flur war. " Ging ja schnell.", öffnete ich ihm die Tür. " Hai." Kaoru folgte mir unauffällig ins Wohnzimmer. " Der große Leader.", lächelte Lily, worauf sich Kao neben sie setzte und ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab. " Also, was hast du mir zu sagen? Du hattest lange nichts Wichtiges mehr mit mir zu besprechen.", wollte ich endlich wissen, um was es ging. " Es ist ausnahmsweise mal nichts bezüglich Toshiya. Ich denke, da hab ich schon genug gesagt.", begann er. " Es geht um meine Tochter. Midori und ich wollen nächstes Wochenende nach Beijing und da wollten wir sie nicht unbedingt mitnehmen. Es wird einfach viel zu stressig für sie. Na ja, und wir müssen unbedingt nach Beijing, da ihr Bruder heiratet." " Geht klar. Ich nehme die Kleine.", willigte ich sofort ein. Kaoru schaute nur recht perplex. " Das finde ich wirklich nett von dir, denn der Rest von Dir en grey hat leider keine Zeit und Megumi wollte ich nicht noch ein Kind anhängen." " Kein Problem. Aber sag mal, das konntest du mir nicht am Telefon sagen?" " Du weißt, dass Toshiya es nicht mag, wenn ich mit dir telefoniere und er nichts davon weiß." " Wieso sagst du es ihm nicht?", mischte nun auch Lily sich in das Gespräch ein. " Es ist alles schon schwer genug für alle. Er soll sich auf seine Musik konzentrieren.", antwortete ich nur. " Ihr habt sie doch nicht mehr alle.", stand Lily darauf auf und verließ das Zimmer. Kaoru schaute mich nur fragend an, worauf ich ratlos mit den Schultern zuckte. ~*~ Langsam ging mir das Theater tierisch auf den Geist. Toshiya und Kira gehörten zusammen. Wieso sah das einfach keiner ein? Stattdessen werden Telfongespräche verheimlicht. Tze, also manchmal... " Was ist los?", vernahm ich plötzlich Kaorus warme Stimme hinter mir. Er war mir in die Küche gefolgt und stand nun hinter mir, während ich aus dem Fenster schaute. " Ich verstehe euch alle nicht. Wieso seht ihr zu, wie Kira und Toshimasa sich quälen?" " Die Sache ist halt nicht ganz so einfach.", kam er näher. " Erklär es mir, denn ich schein das ja nicht zu verstehen.", drehte ich mich um schaute direkt in Kaorus dunkle Augen. Er blickte mich nur fragend an. Wieso, verdammt, wieso machten Menschen sich das alles so kompliziert? " Das Problem ist doch offensichtlich, oder? Kira ist bei JVC Victor und sie müsste eigentlich nur zu Sony, damit das Problem gelöst ist. Warum bekommt das keiner in Griff?", hatte ich Mühe meine Stimme ruhig zu halten. " Denkst du das haben wir nicht versucht?" " Ja! Genau das denke ich. Kira hat mir erzählt, dass nicht einmal Sony was tun konnte. Sie können sehr wohl etwas tun, hier macht nur keiner Druck." Kaoru fing auf einmal an zu lachen. " Was ist daran so witzig?", fauchte ich ihn nur an. Dieser nahm mich wortlos in den Arm. " Du hast uns allen wirklich gefehlt." " Kaoru, bitte, das ist mein Ernst." " Meiner auch.", ließ er mich wieder los, lächelte mich jedoch noch immer an. " Ich will das ändern. Hilf mir, dass Kira zu Sony kommt. Sie arbeitet in der Marketingabteilung, da werden immer Leute gesucht." Ich wäre am liebsten auf die Knie gegangen für ein einziges , Hai'. Lange schaute er mich nur an bis er nickte und meinte: " In Ordnung, aber stell dich darauf ein, dass es nicht einfach wird. Ihara zu überreden jemanden auf zu nehmen ist wirklich eine harte Nuss." " Du bist der Beste.", warf ich mich glücklich an Kaorus Hals. Er wusste gar nicht wie dankbar ich ihm war. Kapitel 5: Camui ---------------- hello!!! sorry, dass es diesmal etwas länger gedauert hat, bis ich das nächste kapi hochgeladen hatte, aber ich hab im moment einiges zu tun. hier wieder vielen lieben dank an die kommi schreiber, auch, wenn es diesmal nur einige waren. dank auch an alle anderen leser und an capricious sowie ama-gimi. würde mich weiterhin auf feedback freuen!!! viel spaß beim lesen. man liest sich. sayonara stoffel Mein erster Arbeitstag lief ganz gut. Nachdem Ihara mich in meine Arbeit eingewiesen hatte, begann ich meine Aufträge durch zu gehen. Und es waren viele. In meinem Büro, vor dem Laptop, sitzend, hörte ich mir Songs an und machte mir Notizen. Ich war so mit der Arbeit beschäftigt, dass ich vollkommen die Zeit vergaß. Es war kurz nach 13 Uhr, als ich mich entschied mich etwas in der Firma um zu schauen. Somit verließ ich mein Büro und machte einen Rundgang. Es kam mir kaum eine Menschenseele entgegen. Was waren das alle nur für Arbeitstiere? Ich war diese Ruhe gar nicht gewöhnt. Ich war gerade am Ende des letzten Ganges angekommen und schaute in den Raum auf der linken Seite. Ich wollte wissen, ob dieser Raum auch einer von den vielen Konferenzräumen war, die ich davor gesehen hatte. Doch das war diesmal nicht der Fall. Das was mich in diesem Raum erwartete, ließ mich kurz die Luft anhalten. Es war einfach der pure Wahnsinn. Der Raum war voll mit Regalen, die bis zu der Decke reichten und in den Regalen befanden sich, nach alphabetischer Reihenfolge der Künstler, eine Menge an Alben. Ich ging auf eines der Regale zu und schaute mir an, was für Künstler so bei Sony unter Vertrag standen. Ich musste nicht lange schauen, als mir die Alben von Dir en grey ins Auge sprangen. Von Missa über ein Remix- Album bis hin zu Withering to death und darüber hinaus, waren alle Alben vertreten. Mit einem Lächeln ging ich weiter die Regale entlang. Ich fand ebenfalls die Alben von Laruku und Hyde's Soloprojekten. Das würde hier ja noch richtig interessant werden. Irgendwie freute ich mich auf eine eventuelle Zusammenarbeit mit Hyde. Bei Dir en grey war ich mir vorerst nicht so sicher, da die Sache mit Shinya und Machiko mir doch einen ziemlichen Stich versetzt hatte. Gerade wollte ich weiter schauen, als ich merkte, wie jemand hinter mich trat. " Du siehst begeistert aus.", meinte der Mann hinter mir. " Hi, Hyde.", drehte ich mich um und lächelte ihn an. " Ich hab noch nie so viele Alben auf einmal gesehen.", war ich wirklich begeistert. " Es gibt noch einen Raum davon." " Was führt dich eigentlich hierher?", wunderte ich mich Hyde hier zu sehen. " Ich war gerade bei unserem Manager und hatte mir gedacht, dass ich dich ruhig besuchen gehen könnte." " Ah ja, so ist das." " Ich muss mich wohl daran gewöhnen dich jetzt hier zu sehen." " Wieso?", verstand ich nicht. " Es ist einfach ungewöhnlich dich wieder in Tokyo zu sehen und dann noch bei Sony." Ich nickte nur und schaute dann wieder auf das Regal, in denen die Alben von Dir en grey standen. " Sie bringen demnächst ein neues Album raus, du wirst wohl demnächst die Ehre mit ihnen haben.", verfolgte Hyde meinen Blick. " Ich hab Angst davor.", begutachtete ich den Boden zu meinen Füßen. " Das brauchst du nicht." " Mir fällt es so schwer das alles um mich herum zu verstehen. Es hat sich in den Jahren so viel verändert.", blickte ich ihn an. Hyde erwiderte meinen Blick mit einem aufmunternden Lächeln. " Du kannst nicht von dir verlangen, dass alles reibungslos verläuft. Deutschland ist nicht Japan und deine alte Arbeit ist auch nicht Sony." Wieder nickte ich nur, worauf eine mich fast erdrückende Stille in den Vordergrund rückte. " Kommst du heute auch zum Essen?", fragte mich Hyde dann. " Auch?" " Ich gehe heute Abend mit Kira etwas Essen, wenn du also Interesse hast." " Nein, schon gut. Ich muss noch einiges in meiner Wohnung auspacken und wollte etwas für mich sein.", lehnte ich ab. Nachdem Hyde wieder verschwunden war, ging ich zurück in mein Büro, wo ich mich über meine Arbeit her machte. Die Zeit verging rasend, für mich einfach zu schnell. Gegen 19 Uhr schaltete ich meinen Laptop aus und packte die Unterlagen zusammen, um alles dann an mich zu nehmen und nach Hause zu fahren. Unterwegs nahm ich mir etwas vom Chinesen mit, um es dann genüsslich auf der Couch zu verspeisen. Als ich mit dem Essen fertig war, begann ich weiter die Kartons aus zu packen. Nebenbei lief GARDEN von Dir en grey auf Repeat. Hin und wieder sang ich mit und erinnerte mich an die Zeit, als Kira und ich zum J-Rock Fest vor vier Jahren auf der Bühne gestanden hatten. Seit dem hatte ich auf keine Bühne mehr gestanden und durch Kai hatte ich auch aufgehört gehabt Bass zu spielen. Bei dem Gedanken an meine Bassgitarre suchte ich in dem Haufen an Kartons nach meinen Gitarrenkoffer. Den fand ich nach einer Weile auch. Ich hockte mich vor ihn auf den Boden und öffnete ihn. Zum Vorschein kam meine schwarze Bassgitarre. Ich musste mir vor einem Jahr eine neue kaufen, da Kai sie bei einem Streit gegen die Wand gedonnert hatte. Ich hatte seit dem nie wieder gespielt und somit war mein Bass noch vollkommen ungebraucht. Ich hatte einfach immer Angst gehabt, dass Kai auch diese kaputt machen würde. Er hielt nicht fiel von dem und meinte, dass es pure Zeitverschwendung sei. Meine Gitarre, mit der Unterschrift meines Bruders, konnte ich vor ihm bei meinen Eltern verstecken. Ich wüsste nicht was ich getan hätte, wäre sie zu Bruch gegangen. Abwesend strich ich über die Bassgitarre ehe ich sie an mich nahm und mich mit ihr auf die Couch setzte. Ein vertrautes Gefühl kam in mir auf, als ich mit meinen Fingern die Saiten berührte. Am Anfang zupfte ich etwas an ihnen rum bevor ich anfing " Cage" von Dir en grey zu spielen. Es war das einzige Lied, das ich mir in Deutschland angeeignet hatte. Zu mehr kam ich nicht. ~*~ Ich traf mich wie verabredet am Abend mit Hyde zum Essen. Wir gingen in unser Restaurant, in welchem wir öfters waren. Wir hatten uns gerade gesetzt, als ich Hyde gleich fragte was los sei. " Nichts.", meinte er lächelnd. " Wusstest du, dass Lily wieder in Tokyo ist?", fragte ich dann weiter. " Sicher. Sie hatte mich gebeten sie vom Flughafen ab zu holen. Da ich aber nicht konnte, hatte ich Toshiya geschickt." Bei dem Namen merkte ich, wie mein Herz schmerzte. Wieso tat es nur immer so unheimlich weh, wenn sein Name fiel oder ich einfach nur an ihn dachte. " Tut mir leid.", merkte Hyde, dass es mir bei Totchis Namen nicht so gut ging. " Schon in Ordnung. Ich komm nur einfach nicht darüber hinweg und jetzt, wo Lily wieder da ist, da muss ich wieder verstärkt an ihn denken." " Ich hab Lily heute bei Sony getroffen." " Ah so.", antwortete ich kurz. Ja, sie arbeitete dort, wo ich auch gerne hin wollte, um meinen und Toshiyas Willen. " Was ist los?", fragte mich Hyde, nachdem wir unser Essen bekommen hatten. " Ich weiß nicht, aber seit Lily da ist, mache ich mir wieder Hoffnung bezüglich Totchis und meiner Beziehung." " Wieso?", schien Hyde nicht ganz zu verstehen. Meine Güte, ich verstand es ja selber nicht. " Ich weiß nicht. Es ist so ein Gefühl, dass sich etwas ändern wird." " Weiß Gackt eigentlich schon von ihrem Aufenthalt?", nahm ich einen Schluck von dem Rotwein. " Ich habe ihn noch nicht getroffen, aber ich denke nicht.", schauten wir uns kurz an. " Masa wird nicht gerade begeistert sein." Ich dachte an den Tag, als Gackt damals von seinem Treffen mit Lily, in Deutschland, erzählt hatte. Lilys Version hatte ich noch nicht gehört, aber im Großen und Ganzen hatte es hier in Japan ein riesiges Theater gegeben und Masa sowie Gackt hatten einen Streit, der bis zu mir durchgedrungen war. Es hatte Monate gedauert ehe Gackt Masa wieder soweit hatte, dass er mit ihm sprach. Als ich Masa einige Tage später traf, hatte er mir nur zu deutlich klar gemacht, dass er nichts von Lily wissen wolle. Ich frage mich noch heute was eigentlich los gewesen war. " Masa wird wohl akzeptieren müssen, dass sie da ist." " Ihm bleibt nichts anderes übrig." " Wie geht es eigentlich dem Rest von Dir en grey?", wechselte Hyde leicht das Thema. " Ganz gut. Kaoru war gestern bei mir gewesen. Midoris Bruder heiratet demnächst." " Schon? Ging aber rasch." Ja, ging es. Es war vor einem Jahr gewesen, als ich ihren Bruder das erste Mal gesehen hatte. Es war nach Geburt von Kaorus Tochter gewesen. Damals hatte er seine Freundin erst kennen gelernt. " Sie bringen bald ein neues Album raus.", meinte Hyde unerwartet. " Wie?" " Dir en grey. Sie wollen in den nächsten Tagen ins Tonstudio gehen." " Woher weißt du das denn schon wieder?" Hyde hielt mich immer auf den Laufenden was Dir en grey anging. Hin und wieder hörte ich auch mal was über andere Personen, aber Hyde war mein Kontaktmann. " Toshiya.", antwortete er knapp. Ich nickte nur, als ich den Namen vernahm. Da war er wieder. " Lassen Lily und du sich mal bei unseren Proben sehen?", versuchte er das Thema zu wechseln. Toshiya würde nur den Abend zerstören. " Nächste Woche hätte ich Zeit." " Montag?" " Gerne. Ich werde Lily bescheid geben." " Tu das.", lächelte er. Den restlichen Abend sprachen wir noch ein wenig über Laruku und deren anstehende Tour. Seit den vier Jahren, in denen ich hier bin, hatte ich mich schon an diesen Rhythmus gewöhnt, die die Bands jährlich hinlegten. Jedes Jahr oder jedes Zweite ein neues Album und wirklich jedes Jahr eine Tour. Die nächste Woche verging rasend schnell. Ich hatte so viel mit Arbeit zu tun, dass ich Lily kaum gesehen hatte. Ein neues Projekt stand an und da spielte ich als Mitarbeiterin im Marketingbereich eine nicht gerade unwichtige Rolle. Ich freute mich auf Montag. Endlich mal abspannen und an etwas anderes denken. Das würde ich brauchen und Lily schien das auch. Als ich sie am besagten Tag von zu Hause mit dem Auto abholte, schien sie müde und erschöpft, trotz dem Lächeln auf ihren Lippen. " Abend.", stieg sie ins Auto. " Bereit?", fragte ich sie und sie nickte. " Wir sind etwas später dran, aber ich hab es nicht früher geschafft. Meine liebe Assistentin hat mal wieder Mist gebaut, den ich wieder ausbaden durfte." Allein der Gedanke daran machte mich rasend. " Nicht nur bei dir geht es drunter und drüber. Seit Sony BMG übernommen hat, scheint alles irgendwie unkoordiniert in diesem Laden." " Hätte ich die Übernahme damals früher gewusst, dann hätte ich nicht nach JVC Victor gewechselt.", murrte ich, während ich das Auto durch den tokioter Verkehr lotste. Irgendwann schafften wir es zum Proberaum. Unterwegs hatte ich das Gefühl gehabt, dass wir gar nicht vorankamen, doch ich hatte ja jetzt den Beweis, dass wir es taten. Beide standen wir vor der Tür zum Proberaum. Laruku hatten damals, genauso wie Dir en grey, den anderen Proberaum, am Rande der Stadt, wechseln müssen, für die Nachwuchsbands. Jetzt waren sie in einem dieser unzähligen Gebäude von Sony, mitten in Shibuya. Der einzige Vorteil war, dass man es nicht mehr so weit bis dorthin hatte, aber es war auch eine ungünstige Lage für berühmte Musiker. Ruhe, vor der Presse, hatte man so gut wie nie. Heute schien Ebbe, was Reporter anging und somit konnten Lily und ich leicht passieren. Nun standen wir hier und schauten uns an. Lily klopfte dann an die Tür und öffnete sie, nachdem die Musik in dem Raum verstummt war. " Da sind wir!", meinte sie, als wir den Raum betraten. Ich schloss die Tür hinter uns und zog meinen Mantel aus. Lily lief gleich auf Hyde zu und begrüßte danach die anderen. Ich tat es ihr gleich und setzte mich danach, wie Lily, auf einen der Stühle, die im Raum herumstanden. Laruku spielten eine Weile und wir schauten zu. " Jetzt seid ihr dran.", stand Hyde plötzlich vor uns. " Wie bitte?", fragte Lily nur. " Mit spielen. Nun tut nicht so. Ihr seid doch nicht nur zum Zugucken da. Wir wollen was sehen und wir haben euch zusammen lange nicht mehr spielen sehen.", drückte Tetsu Lily sein Bass in die Hand. Diese zögerte erst, nahm es dann aber an. Ich stand darauf nur auf und ging auf Ken zu, welcher gleich verstand und mir seine Gitarre gab. Nachdem Lily damals gegangen war, hatte ich verstärkt bei Kaoru Unterricht genommen und mir einiges mit der Leadgitarre beibringen lassen. Mit der Gitarre in der Hand setzte ich mich gegenüber von Lily auf die Couch. " Welches Lied?", fragte ich Lily dann. " Loverboy.", meinte sie nur und begann kurz den Anfang anzustimmen. Ich setzte darauf ein und dann Yukihiro. Hyde sang einfach los. Es machte unheimlich Spaß, als ich plötzlich Lily das Zeichen gab eine Stelle zu wiederholen, schauten Yukihiro und Hyde nicht schlecht, bekamen aber rechtzeitig die Kurve. Ken und Tetsu lachten nur. Kurz vor Lilys Solo betrat unerwartet Ren den Raum. Im Schlepptau, Hydes Sohn. Lily ließ sich nicht stören, spielte das Solo fehlerfrei und überließ mir dann mein Solo. Am Ende spielten wir wieder zusammen und ließen letztendlich das Lied gefühlvoll ausklingen. Tetsu, Ken und Ren klatschten. " Das nennt sich also Proben bei Laruku.", meinte Ren und ging auf Hyde zu. " Immer wieder abwechslungsreich.", grinste dieser und gab Ren die Hand. " Was führt dich hier her?" " Ich hab deinen Sohn unten getroffen und eigentlich wollte ich nur kurz zu einen der Tonstudios hier im Haus.", antwortet Ren und winkte mir dabei zu. " Wir wollten gerade mal auskosten, dass es Kira mal wieder nur im Doppelpack gibt." Ren verstand erst nicht, schaute dann zu Lily und begriff. " Lily?", fragte er sie und ging auf sie zu. ~*~ Ich nickte nur auf seine Frage und stand auf, stellte das Bass an die Seite. " Wie geht es dir?", nahm Ren mich in den Arm. " Ganz gut. Und dir?" " Wie immer. Stress ohne Ende. Aber sag mir mal lieber was dich nach den ganzen Jahren hier nach Tokyo führt. Besuchst du Kira?" Oh, man. Ren war total aus dem Häuschen. Was würde das erst mit Gackt werden? " Ich wohne jetzt hier.", antwortete ich knapp. " Echt?" Wieder nickte ich nur. " Wahnsinn.", umarmte er mich wieder. " Camui wird sich sicher freuen dich zu sehen." Das glaubte ich auch. Ungesehen. " Ich weiß noch nicht, wann ich ihn treffe.", meinte ich nur. " Wieso? Seit wann bis du denn schon hier?" " Über eine Woche." " Schon? Du kannst doch morgen ins Tonstudio kommen. Wir wollen hier im Gebäude einige neue Songs aufnehmen." " Könnte ich machen." Wohl war mir bei der Sache irgendwie nicht. " Nun mach schon. Ihr werdet euch eh irgendwann sehen. Die Welt ist klein." Klein? Sie war winzig. " Okay.", sagte ich zu. Ich wollte Gackt ja auch sehen. Nach unserem Treffen in Deutschland war unser Aufbruch irgendwie abrupt gewesen. Wir hatten keine richtige Zeit gehabt uns zu verabschieden, da wir beide weiter gemusst hatten. Somit traf ich mich am nächsten Tag mit Ren vor dem Gebäude. Ich war heute extra spät aufgestanden, da ich einen freien Tag gehabt hatte. Den wollte ich natürlich auskosten. Nachdem ich aufgestanden und ausgiebig gefrühstückt hatte, hatte ich die letzten Kartons ausgepackt und war dann noch etwas durch Tokyo spaziert, um mich etwas zu orientieren. Schließlich musste ich ab jetzt hier leben, das hieß, ich musste wissen, wo ich was zum Essen herbekam und wo ich sonst alles Notwendige fand. Gegen 15 Uhr hatte ich mich dann zu meinem Treffen mit Ren auf gemacht. Dieser wartete schon auf mich und begrüßte mich fröhlich, als er mich auf sich zukommen sah. " Schön, dass du deine Meinung nicht geändert hast.", reichte er mir seine Hand. Ich nahm sie an. " Ich bin nicht der Typ Mensch, der nach einer Zusage absagt." " Na dann, lass uns nach oben gehen. Camui ist mit unserem Tontechniker allein. You und der Rest haben heute frei." " Das können sie sicher gebrauchen. Ist Camui immer noch solch ein Sklaventreiber?", betraten wir den Fahrstuhl. Ren drückte auf einen der Schalter, um uns in den fünften Stock zu führen. " Hin und wieder. Aber seit er mit Masa zusammen ist, ist er etwas ruhiger geworden. Seine musikalische Qualität hat aber nicht darunter gelitten. Manch einer glaubt, dass er unverwüstlich ist. Seine Musik bleibt einfach beliebt.", ratterte Ren runter. Ich musste leicht schmunzeln. " Er ist also noch mit Masa zusammen. Das freut mich." " Mmh. Nach Gackts Rückkehr damals, aus Deutschland, hatte es ziemlich zwischen den beiden gekracht. Erst Monate später hatten sich beide wieder vertragen." Oh je, ich konnte mir schon denken was der Auslöser war und nun konnte ich auch verstehen, warum Hyde meinte, dass Masa nicht erfreut sein würde, wenn er von meiner Anwesenheit weiß. Shit. Nun hatte ich doch das dringende Gefühl wieder um zu drehen und Camui nicht zu treffen. " Wir sind da.", holte Ren mich aus meinen Gedanken, als er der Fahrstuhl im fünften Stock hielt. Ich folgte ihm dann bis zum Tonraum, wovor wir stehen blieben. " Ich schlage vor, dass wir sie nicht stören. Mich würde interessieren, wie er reagiert, wenn er dich von alleine sieht.", lächelte Ren. " Was wenn er mich schon beim Reingehen sieht?" " Er wird sich nicht umdrehen. Er ist immer viel zu viel in seine Arbeit vertieft. Außerdem hab ich ihm gesagt, dass ich gleich wieder komme." Mit diesen Worten drückte er die Türklinke hinunter und betrat dann den Raum. Ich schlich ihm nach. Und tatsächlich, wie Ren gesagt hatte, drehte sie Gackt nicht einmal zur Tür, um die Ankömmlinge zu betrachten. Er saß mit dem Tontechniker zusammen und bearbeitete mit ihm einen ihrer neuen Songs, so wie es schien. " Komm.", meinte Ren leise neben mir und zog mich auf die Couch, die hinter den beiden Arbeitenden stand. Somit hatte Camui uns den Rücken zugewandt. Eine Wärme stieg in mir auf, als ich seine Stimme hörte, wie er mit dem Tontechniker sprach. Sie klang etwas rauer als ich sie in Erinnerung hatte und er sah um kein Jahr älter aus. Er trug sein Haar noch immer in einem hellen Braunton. Das hatte sich nicht geändert. " Es ist komisch hier zu sitzen.", flüsterte ich, damit uns keiner bemerkte. " Kann ich mir vorstellen.", lächelte Ren. Lange saßen wir da. Keiner drehte sich auch nur einmal um. Mittlerweile waren sie schon beim zweiten Lied, das sie bearbeiteten. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und musste feststellen, dass bereits eine Stunde vergangen ist. " Ich mach eine Pause.", meinte der Tontechnik plötzlich und stand auf. Dabei drehte sich auch Gackt um. Unsere Blicke trafen sich sofort. Unglauben konnte ich in seinen blauen Augen sehen. Camui stand auf und kam auf mich zu. " Lily?" Mich wunderte es nicht, dass mich hier jemand kaum erkannte, schließlich hatte ich meine Haare mehr als um die Hälfte gekürzt. Der Grund: Kai. Meine damals fast hüftlangen Haare hatten ihn gestört, also ließ ich sie abschneiden. Ich hatte es sofort bereut, doch es war nicht mehr so schnell rückgängig zu machen und somit musste ich mich zurzeit zufrieden geben, dass die Haare nur knapp über meine Schulter reichten. " Hallo.", stand ich ebenfalls auf und ging auf Camui zu. Wir trafen uns in der Mitte und blieben vor einander stehen und schauten uns an. " Es tut gut dich zu sehen.", nahm Gackt mich stürmisch in den Arm und hob mich hoch. Reflexartig legte ich meine Beine um seine Hüfte. " Ist auch lange her.", legte ich meine Arme um seinen Hals, verschränkte meine Hände in seinem Nacken. " Seit wann bist du wieder da?" " Seit über einer Woche." " Bleibst du?" " Hab ich vor. Ich hab nicht den Wunsch wieder zurück zu gehen.", lächelte ich und schaute mir Camui unauffällig näher an. Er war immer noch so wunderschön. Würde mein Herz nicht schon Shinya gehören, hätte ich es wohl an ihn verloren. " Sehr schön.", erwiderte Camui mein Lächeln. Dann spürte ich nur noch seine weichen Lippen auf meinen. Ich zuckte erst erschrocken zurück, doch dann erwiderte ich den Kuss kurz ehe ich mich wieder von ihm löste. " Was für eine Begrüßung.", sagte ich. " Mmh, tut mir leid, aber ich konnte mich nicht beherrschen.", kraulte er meinen Nacken. " Masa wird aber nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass du fremde Frauen küsst." " Bist du fremd?", ließ er mich wieder runter, hielt mich aber weiterhin in seinen Armen. " Ich denke, dass es besser gewesen wäre, wenn ich dir fremd geblieben wäre." " Sag das nicht.", flüsterte er in mein Ohr. Seine Stimme klang dabei leicht verletzt. " Du hast ihm doch davon erzählt, oder?", fragte ich ihn dann, obwohl mir die Antwort klar war. Das Verhalten aller anderen und Hydes Worte hatten eigentlich schon meine Vermutung bestätigt. " Ja.", antworte Camui leicht verzögert, ließ mich nun ganz los. Ich nickte. Ich hatte es gewusst. Das würde mir meine Zukunft nicht einfacher machen. Wusste Shinya auch davon? Wusste Dir en grey es? Verdammt, wer wusste denn alles von unserer gemeinsamen Nacht in Deutschland? Kapitel 6: Sehnsucht -------------------- ~*~ Mein Tag war die Hölle. Schon als ich am Morgen aufstand, wusste ich, dass es wieder einer dieser Tage war, an denen ich lieber zu Hause geblieben wäre. Bei allem was ich tat, musste ich heute wieder an Totchi denken. Allein das Gespräch mit Hyde vor zwei Tagen hatte gereicht, um mich wieder mies zu fühlen. Verdammt! Ich war auf Arbeit. Vor mir lagen Unmengen an Unterlagen und ich hatte das Gefühl nicht zu wissen, was ich zu tun hatte. Dabei war es eine alltägliche Sache. Ich musste die Unterlagen nur durchschauen, die Inhalte, wenn sie angemessen waren, in Auftrag geben oder überarbeiten. Nur konnte ich keinen klaren Gedanken fassen, mich nur ein paar Minuten konzentrieren. Kaum versuchte ich es, dachte ich wieder an ihn. Was er wohl machte. Wie es ihm ging. Ob er mich noch immer vermisste. Erschöpft von meiner ewigen Grübelei, vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen, stützte meine Arme auf den Tisch ab. Ich wollte das alles nicht mehr. Wieso konnte ich nicht einfach wieder in seinen Armen liegen? Ich liebte ihn doch so sehr. Es war nicht zum Aushalten. " Geht es ihnen nicht gut?", hörte ich meine Assistentin fragen und merkte, wie sie mir bei der Frage leicht auf die Schulter tippte. " Mir geht es gut.", hob ich meinen Kopf und schaute sie an. Satomi lächelte mir aufmunternd zu und ging dann wieder an ihre Arbeit. Ich seufzte nur und verfiel wieder in meine vorherige Position. Eine Weile saß ich noch so da ehe ich aufstand und mir einen Kaffee holte. Die Ablenkung währte nicht lang. Kaum saß ich wieder am Tisch über meiner Arbeit, gingen meine Grübeleien von vorne los. Diese Gefühle ließen mich den ganzen Tag nicht los. Die ganze Arbeit über spürte ich meine Sehnsucht nach Toshiya, spielte in Gedanken immer wieder mit dem Ring an meiner Halskette. Gegen 19 Uhr trat ich meinen Weg nach Hause an. Ich packte die Unterlagen auf meinem Schreibtisch zusammen und packte sie in meine Tasche, wo ich auch meinen Laptop verstaute. Alles bei mir, fuhr ich mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Dort machte ich mich zielgenau auf den Weg zu meinem Auto, ein schwarzer Toyota Avensis. Toshiya fand ihn für mich alleine etwas zu groß, aber ich hatte immer die Hoffnung gehabt, dass es später ein Familienwagen werden würde. Unser gemeinsamer Familienwagen. Ich entriegelte die Türen und schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz bevor ich mich hinter das Steuer setzte. Dann kramte ich meine Chipkarte heraus, ohne welche ich nicht aus dem Parkhaus kommen würde und startete dann den Motor. Den Weg nach draußen kannte ich schon in- und auswendig. Draußen empfing mich gleich der tokioter Berufsverkehr. Mit etwas Mühe reihte ich mich ein und fuhr den Weg nach Hause. Ich war kurz davor, als ich mich entschied weiter zu fahren. Einige Blocks später bog ich rechts ab, auf einen Parkplatz eines mehrstöckigen Gebäudes. Doch auszusteigen getraute ich mich nicht. Ich schaltete den Motor ab und schaute durch die Frontscheibe zu einem der Fenster in siebten Stock. Toshiyas Fenster. Mir kommt es Ewigkeiten vor, wo ich das letzte Mal hier gewesen war. Ich war nach unserer Entscheidung uns zu trennen sofort ausgezogen. Seitdem hatte ich diesen Ort gemieden. Ich kam nur hierher, wenn ich Sehnsucht bekam. So wie heute. Dann stand ich teilweise stundenlang auf dem Parkplatz und schaute zu dem Fenster. Es gab Abende, wo ich sehen konnte, aufgrund des Lichtes, dass er Zuhause war. Hin und wieder verspürte ich dann den Drang zu ihm zu gehen, ihn einfach zu umarmen, doch ich tat es nie. Ich wusste nicht, ob ich nicht einfach zu feige war. Vielleicht war es so. Ich hatte wohl Angst vor seiner Reaktion. Würde er mir sagen, dass er es für besser finden würde, wenn wir alles so belassen, dann wäre es mein Untergang. Mein eigentlicher Lebensinhalt wäre verschwunden. Heute stand ich nur eine Stunde da. Ich hatte irgendwie den Wunsch nach Hause zu fahren. Gerade wollte ich den Motor starten, als ich Toshiya um die Ecke laufen sah. Er ging auf den Hauseingang zu, seinen Gitarrenkoffer in der Hand. Er schaute nicht nach rechts oder links, folgte nur dem Weg. Wie lange hatte ich ihn jetzt nicht gesehen? Er war immer noch so wunderschön. Seine schwarzen Haare hangen ihm leicht ins Gesicht und er schien müde zu sein. Sicher hatte er seit heute Morgen, in der Früh, schon angefangen zu arbeiten. Er schloss die Tür auf und verschwand im Hauseingang. Erst jetzt bemerkte ich eine Träne, die meine Wange hinunter lief. Versuchend die anderen Tränen zurück zu halten, wischte ich mir diese weg und startete nun endlich den Motor, um nach Hause zu fahren. Dort angekommen, legte ich meinen Mantel ab und legte meine Tasche auf dem Wohnzimmertisch ab. Dann machte ich mir in der Küche einen Tee, um anschließend Baden zu gehen. Ich musste versuchen abzuschalten, mal an nichts zu denken. Aber wie ich es geahnt hatte, klappte dies zu meinem Leid nicht. Ich lehnte mich in der Wanne zurück, schloss die Augen. Mir kamen die Bilder von vorhin in den Sinn. Totchi, wie er den Weg entlang gelaufen war. Seit Lily wieder da war, musste ich verstärkt an ihn denken. Wieso nur? Wieso hatte ich aufgrund ihrer Anwesenheit nur das Gefühl, dass bessere Zeiten kommen würden? Ich wusste es nicht, aber ich glaubte daran. Hatte noch Hoffnung. Bei dem Gedanken an Lily, musste ich kurzzeitig an ihr Treffen mit Gackt denken. Ich wünschte ihr, dass alles gut verlaufen würde. Schließlich war ihr Verhältnis schon lange nicht mehr das, was es mal war. Nachdem ich aus der Wanne gestiegen war und mir was Warmes angezogen hatte, schnappte ich mir meinen Tee und verkrümelte mich mit meinem Laptop auf die Couch. Dabei streifte mein Blick die Zeitschriften, die nach Lilys Besuch immer noch auf den Tisch lagen. Vorsichtig stellte ich meinen Laptop, auf meinem Schoß, auf den Tisch und nahm die Zeitschriften an mich. Manche trugen das Datum von vor fast über einem Jahr. So lange war es schon her, so lange hatten Toshiya und ich versucht gehabt alles zu retten. Doch war es letztendlich umsonst gewesen. Aber war es das? War es umsonst gewesen? Wieder eine dieser Fragen, die ich mir seit unserer Trennung stellte und worauf niemand eine Antwort wusste. Ich blätterte eine der Zeitschriften durch, schaute mir die Bilder von Dir en grey an. Es waren Bilder von ihrer Tour letztes Jahr. Ich schlug die nächste Seite um, als mir ein Brief entgegen kam. Von Sony. Ich lächelte schmerzhaft. Eine der unzähligen Briefe, die immer nur Absagen enthalten hatten. Ich weiß nicht mehr wie viel Bewerbungen ich an Sony geschrieben hatte, aber sie hatten immer wieder abgesagt, meinten, dass keine Stelle in der Marketingabteilung frei sei. Noch heute schenkte ich deren Worte keinen Glauben. Ich öffnete den Brief und las ihn mir durch. Dabei traten mir wieder Tränen in die Augen, liefen in Bächen leise die Wangen hinunter. Diese Briefe hatten meine Zukunft zunichte gemacht, mir meine Hoffnung genommen je mit Toshiya glücklich zusammen zu sein. Wütend zerriss ich den Brief in kleine Stücke, warf diese zu Boden. Ich wollte solch einen Brief nie wieder sehen. Ich hatte genug davon, genug Schmerz, genug Leid. Jeden Tag nach Hause zu kommen und allein zu sein. Es hätte alles so viel schöner sein können. Doch es war es nicht. Das war es nicht. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Weinte hemmungslos, wie viele andere Abende davor. Mein Herz schmerzte. Diese Sehnsucht brachte mich fast um. Diese Ungewissheit gegenüber meiner Zukunft mit Totchi. Ich hasste die Medien dafür, dass sie uns das angetan hatten. Was hatte es ihnen denn gebracht? Was bringt es einem das Leben anderer zu zerstören? Wieder eine dieser Fragen ohne Antwort. Weinend legte ich mich auf die Couch, ließ auch die Zeitschriften gen Boden segeln. Der Raum war gefüllt mit meinen Schluchzern und es schien mir, als wäre es für immer so. Irgendwann schlief ich ein, erschöpft und müde. Als ich am Morgen aufwachte, taten mir meine Glieder weh. Die Sonne schien mir vom Fenster aus ins Gesicht. Murrend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und drehte mich um. Ich hatte heute eh erst später Schicht, als konnte ich noch etwas liegen bleiben. Doch ich konnte nicht wieder einschlafen. Eine Weile lag ich da, starrte die Rückenlehne der Couch an. Als es mir zu bunt wurde, stand ich dann doch auf und tapste ins Bad. Dort versuchte ich einen Blick in den Spiegel zu vermeiden, was mir aber kläglich misslang. Ich sah verheult aus und meine Augen waren von dem Heulen leicht geschwollen. Klasse! Ich kühlte meine geröteten Wangen mit kaltem Wasser und putze mir dann die Zähne. Mit der Zahnbürste machte ich mich derweil auf den Weg in die Küche, wo ich mir Tee machte, um danach wieder im Bad zu verschwinden und zu duschen. Lange stand ich unter der Dusche, als könnte ich mir so meine Sorgen und Probleme von der Seele waschen. Doch es ging nicht und so fühlte ich mich nach der Dusche immer noch so wie davor. Nach meinem Frühstück räumte ich noch etwas die Wohnung auf. Ich war gerade fertig, als das Telefon klingelte. Masa. " Hey, Kira." " Morgen." " Was ist los?", fragte er mich gleich. Masa entging auch nichts. Wir hatten uns in den letzten Jahren sehr gut miteinander angefreundet und kannten die Stimmung des jeweils anderen schon ziemlich gut. " Ich hab die Nacht nicht so gut geschlafen.", begab ich mich mit dem Telefon ins Wohnzimmer, schnappte mir eine Zigarette und verzog mich auf den Balkon. " Toshiya, oder?" " Was sonst.", meinte ich nur. Leugnen wäre zwecklos gewesen. Dafür kannte ich Masa gut genug. " Lass den Kopf nicht hängen. Es wird wieder." " Ich hoffe.", zog ich an meiner Zigarette, die ich eben angezündet hatte. " Was ich eigentlich wissen wollte, ob wir uns heute Abend treffen können. Bin gerade wieder zurück aus Osaka." " Sicher. Muss aber bis 21 Uhr arbeiten." " Kein Problem. Ich hol dich von der JVC Victor ab." " Geht klar.", versuchte ich fröhlicher zu klingen. Sinnlos. " In Ordnung. Wir können ja dann über deine Sorgen reden. Hab dir auch so einiges zu erzählen.", verabschiedete Masa sich. " Sayonara.", meinte ich nur und legte dann auf. Seufzend lehnte ich mich mit den Armen auf das Geländer, rauchte meine Zigarette genüsslich zu Ende. Wieder kamen Erinnerungen an Totchi. Ich dachte an die Abende, an denen wir gemeinsam auf dem Balkon gestanden und geraucht hatten. Wir standen einfach nur da, schauten auf die Straßen Tokyos hinunter oder betrachteten den Sternenhimmel. Ich wollte noch immer nicht so recht daran glauben, dass es vielleicht nie wieder so sein wird. Ich schmiss die aufgerauchte Zigarette über das Geländer und begab mich dann wieder in die Wohnung. Dort zeigte die Uhr bereits kurz nach 13 Uhr. Zeit, dass ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. Also schnappte ich mir meinen Laptop, Mantel und Schlüssel. Alles bei mir, ließ ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen und ging auf dem Parkplatz zu meinem Toyota, um mit diesem zur Arbeit zu fahren. Die Arbeit ging mir heute etwas leichter von der Hand. Dennoch fühlte ich mich hundeelend und freute mich schon, dass ich mich später mit Masa traf und mir meine Sorgen von der Seele reden konnte. Masa hatte mir seit der Trennung immer bei mir gestanden und mich aufgefangen, wenn ich das Gefühl hatte, dass es nicht mehr ging. Ich war gerade dabei meine Unterlagen gegen 21 Uhr zusammen zu packen, als es an der Bürotür klopfte. Ich bat den Gast herein und sah dann Masa. " Fertig?", fragte er mich und kam auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. " Wir können in einer Minute los.", ließ ich ihn aus der Umarmung und versuchte ihn anzulächeln. " Du siehst erschöpft aus.", strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. " Das bin ich auch. Die letzte Nacht war mal wieder pure Folter." " Es sollte sich langsam etwas ändern.", verließen wir das Büro und fuhren mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. " Sollte es, aber es ändert sich nun mal nichts. Es scheint wohl alles so sein zu müssen.", antwortete ich auf Masas Worte. Dieser schüttelte nur den Kopf und trat aus dem Fahrstuhl. Zusammen steuerten wir mein Auto an. " Seit wann bist du genau wieder in Tokyo?", stiegen wir ein und ich startete den Motor. " Ich war gerade gelandet, als ich dich angerufen hatte. War eine anstrengende Woche gewesen. Aber wir haben das Album fertig und es kann Februar auf dem Markt erscheinen.", schien Masa glücklich darüber. Spiky hatten vor knapp zwei Jahren endlich einen Plattenvertrag bekommen, bei King Record. Ihr darauf erschienendes Album hatte dann auch voll eingeschlagen. " Und, hast du Gackt schon getroffen?", fragte ich ihn, als ich mich in den Verkehr einreihte. " Nein, er war wohl heute Nacht nicht zu Hause. Hast du was von ihm gehört?" Ich schüttelte nur den Kopf. " Nicht direkt. Ren war kurz bei den Proben von Laruku gewesen. Er hatte erzählt, dass Gackt im Tonstudio war.", versuchte ich Lily aus dem Thema heraus zu halten. Masa würde ausflippen, wenn er von ihr erfahren würde. Doch Lily zu verheimlichen fiel mir nicht gerade leicht und so merkte Masa auch, dass ich ein Geheimnis hatte. " Was ist los? Was ist passiert?", schaute er mich mit einem Blick an, der keine Ausflüchte duldete. " Nichts.", versuchte ich seinem Blick stand zu halten, als wir an einer Ampel standen. Kurz fixierte er mich, blickte dann aus der Frontscheibe auf den Verkehr vor uns ehe er zu sprechen begann. " Sie ist hier, oder?", zitterte seine Stimme und seine Hände gruben sich in seine Knie. Ich wollte gerade etwas sagen, als Masa mir zuvor kam. " Verdammt! Wie lange schon?" " Über eine Woche.", antwortete ich knapp, fuhr weiter. " Weiß Camui es?" Ich nickte nur. " Scheiße." Masa vergrub sein Gesicht ins seine Hände. " Nicht schon wieder." " Nun mal langsam, Masa. Es wird schon nicht so schlimm sein.", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch das ging in die Hose. " Nicht so schlimm sein?", meinte er plötzlich etwas lauter und schaute mich entsetzt an. " Jahre ist es gut gegangen mit mir und Camui. Ich hatte endlich geglaubt, dass wir uns eine Zukunft aufbauen können und nun taucht sie hier wieder auf. Ich habe keine Lust ihn an sie zu verlieren." " Du wirst ihn nicht verlieren. Lily liebt noch immer Shinya und das wird sich nicht so schnell ändern.", meine Stimme war ruhig, obwohl ich den Drang hatte Masa ebenfalls in einem lauteren Tonfall zu begegnen. " Ihre Liebe zu Shinya hatte sie damals auch nicht davon abgehalten bei Gackts Aufenthalt in Deutschland mit ihm ins Bett zu springen.", seufzte Masa einmal tief. " Also versuche mich bloß nicht mit diesem blöden Argument zu beruhigen." " Es sind drei Jahre vergangen." " Das hat nichts zu bedeuten.", blieb Masa hartnäckig. " Verdammt, Masa!", brüllte ich nun doch. " Nun male mal nicht den Teufel an die Wand. Lily hat zurzeit weitaus größere Sorgen." " Tze.", kam es nur. Darauf hüllte Schweigen den Wagen. Ich wollte nicht weiter auf das Thema eingehen. Wir kamen gerade bei mir zu Hause an, als Masa wieder anfing zu reden. " Es tut mir leid.", meinte er und schaute mich an, nachdem ich geparkt hatte. " Schon gut.", schaute ich auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen und mit dem Autoschlüssel spielten. " Ich kann dich verstehen." " Mag ja sein, aber vielleicht sollte ich erst einmal warten bevor ich urteile. Dabei wollten wir über dich reden." " Das ist doch auch immer wieder das Gleiche." " Du solltest zu ihm gehen und ihn nicht immer nur beobachten." " Wer sagt denn, dass ich ihn beobachte?", schaute ich ihn unschuldig an. " Du? Erinnerst du dich an unser Telefonat, als du vor seinem Wohnblock standest und dich nach vier Stunden entschieden hattest mich anzurufen?", grinste Masa breit. Die Stimmung war auf einen Schlag besser. " Ja ja, gewonnen.", gab ich nach und lächelte. " Er fehlt mir trotzdem und irgendwie habe ich nicht den Mut zu ihm zu gehen. Wieso kommt er denn nicht zu mir?" " Vielleicht geht es ihm genauso. Außerdem war er die letzten Wochen viel unterwegs." " Mmh.", hatte ich Mühe nicht wieder depressiv zu werden. " Hey.", zog Masa mich in seine Arme. " Nicht den Kopf hängen lassen. Es werden bessere Zeiten kommen." Sicher, dachte ich mir. Es werden bessere Zeiten kommen. mmh, das war das nächste kapi. sorry, dass es diesmal wieder so lange gedauert hat mit dem hochladen, aber ich komme im moment nicht wirklich dazu groß weiter zu schreiben. ich bleib aber auf jeden fall dran. würde mich über feedback freuen. man liest sich sayonara stoffel Kapitel 7: Bewegungen --------------------- ~*~ Heute war ein regnerischer Tag. Ich ließ mein Blick kurz aus dem Fenster meines Büros schweifen und schaute in den grauen Himmel. Vor mir stand mein Laptop und wartete darauf, dass ich weiter arbeitete, doch so leicht fiel mir das alles nicht. Ich musste an mein Treffen mit Gackt denken. Nachdem wir uns begrüßt hatten, hatte Gackt vorgeschlagen, dass wir nach seiner Arbeit noch etwas Essen gehen könnten. Ich hatte abgelehnt. Er wusste wieso ich so entschieden hatte. Es war uns beiden so klar gewesen. Nach meiner Absage war ich einfach gegangen. Ich hatte dort weggemusst. Raus aus dem Raum. Allein Camuis Anwesenheit ließ mich unweigerlich an Vergangenes denken und ich wollte nicht daran denken. Hatte ich mir doch vorgenommen ein neues Leben zu beginnen. Seufzend wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu. Ich musste einige Anträge für Sonys neue Projekte schreiben. Gegen Mittag machte ich mich mit einem Stapel Blätter auf den Weg zum Kopierraum. Ich musste ihn erst eine Weile suchen, ehe ich ihn fand, aber immerhin fand ich ihn. Dort machte ich einige Kopien von den Anträgen für Ihara, während ich dem Kopierer mit sinkendem Elan dabei zusah. " Wen haben wir denn da?", hörte ich nach einer Weile eine bekannte Stimme hinter mir. Ich musste lächeln und drehte mich kurz um, um demjenigen zu zeigen, dass ich ihn bemerkt hatte. " Was führt dich denn zu Sony?", tauschte ich die Anträge im Kopierer aus. " Ich war gerade bei unserem Manager. Wusste gar nicht, dass du bei Sony arbeitest.", stellte Kaoru sich neben mich und schaute mich wartend von der Seite an. " Das wissen auch nur einige.", sammelte ich die kopierten Blätter ein. Kurz schwiegen wir beide ehe Kaoru kurz tief einatmete und mir dann die Kopien aus der Hand nahm. " Was ist los?", legte er die Blätter auf den Kopierer und drehte mich dann an meinen Schultern zu sich. Ich schaute kurz in seine dunklen Augen. " Ich hab das Gefühl in einem falschen Film zu sein.", schaute ich auf den Boden. " Kann ich mir gut vorstellen. Aber gebe die Hoffnung nicht auf. Ich denke, dass sich alles bei Zeiten wieder einrenken wird." " Hast du Zeit?", fragte Kaoru, schaute an mir vorbei. Ich folgte seinem Blick zum Kopierer, der die letzten beiden Kopien tätigte. "Ein wenig. Ich muss die Anträge nur noch unterschreiben und Ihara geben." Kaoru nickte auf meine Antwort. "Okay, das trifft sich gut, ich wollte gerade zu ihm." " Wieso das?", nahm ich die Kopien an mich und ging zurück in mein Büro. Kaoru folgte mir einfach. "Ich dachte, da ich schon mal hier bin, könnte ich etwas Bewegung in die Sache mit Kira und Sony bringen." Ich blieb ruckartig stehen, als ich seine Worte vernahm. Hatte ich mich eben verhört? Er wollte gerade mit Ihara reden? Ich musste ein wenig irritiert geschaut haben, da Kaoru kurz auflachte. "Nun tu nicht so geschockt. Ich weiß, dass es so plötzlich ist, aber ich habe auch nicht damit gerechnet dich hier anzutreffen." " Du wolltest das also ohne mich durchziehen?", tat ich gespielt beleidigt und betrat mit Kaoru im Schlepptau das Büro. " Mmh, nicht wirklich. Ich wollte mir eher Iharas Meinung anhören und dann entscheiden." Kaoru schloss hinter uns die Tür und blieb dann im Raum stehen. Währenddessen sortierte ich den Papierkram und unterschrieb die Anträge. Dann fuhr ich den Laptop herunter, ehe ich mir alle nötigen Unterlagen griff, die ich Ihara zukommen lassen wollte. "Lass uns gehen.", war ich bereit Kiras Zukunft etwas zu verändern. Wenn ich schon nicht glücklich werden konnte, sollte wenigstens sie es werden. Kaoru und ich fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben zu Iharas Büro. Schweigen herrschte zwischen uns während der Fahrt und es schien, als würde jeder von uns die Argumente, die wir Ihara vorlegen würden, im Kopf durchgehen. Ein kleiner Ton signalisierte uns, dass der Fahrstuhl angekommen war. Ich schritt voraus und klopfte an. "Herein!", kam es gleich. Ich schaute noch ein Mal zu Kaoru, der mir zulächelte. Dann betraten wir das Büro. Ihara saß hinter seinem Tisch und blickte auf, als wir vor ihm zum Stehen kamen. "Miss Ryan. Was kann ich für Sie tun?", lächelte er freundlich. " Ich hab zwei Anliegen. Das erste sind die Anträge für unsere neuen Projekte.", legte ich sie ihm vor. "Sehr gut. Dann können sie heute noch rausgehen.", nahm er die Blätter an sich. " Okay, und was kann ich für Sie tun, Niikura-san?" Ihara schien mein zweites Anliegen schon vergessen zu haben und richtete sein Augenmerk auf Kaoru. " Es geht um eine Einstellung bei Ihnen, die eine meiner Freunde betrifft." Iharas eine Augenbraue wanderte fragend nach oben. Kaoru nahm dies als Anlass, sich auf einen der Stühle vor Iharas Tisch zu setzen. Ich tat es ihm gleich und Kaoru begann, von Kira zu erzählen und wieso er einen Arbeitsvertrag für sie bei Sony für wichtig erachtete. Kaorus Argumente waren gut und er wählte seine Worte mit Bedacht, dennoch lag in Iharas Gesichtszügen hin und wieder ein regelrechter Widerspruch. " Ich hab davon gehört. Die Sache mit JVC Victor und Hara-san war lange in den Medien.", begann Ihara, nachdem Kaoru seine Ausführungen beendet hatte. " Dennoch muss ich Ihnen sagen, dass eine Einstellung bei Sony gerade unmöglich ist. Wir sind im Moment voll besetzt.", schaute Ihara Kaoru und mich eindringlich an. " Kann man da gar nichts machen?", fragte ich. "Ich meine, man braucht doch in der Marketingabteilung immer jemanden und Galiano-san ist eine gute Kraft." " Das bezweifle ich ja auch nicht. Aber wir können keine weiteren Mitarbeiter mehr einstellen, wir sind ausgeschöpft..." "Einen scheiß sind sie.", fuhr ich dazwischen. Langsam reichte es. Ich hatte es doch gehört. Trotzdem hatte ich so mal ganz das Gefühl, dass Ihara sich nicht ein bisschen bemühte, Kira eine Chance zu geben. " Miss Ryan, ich verstehe Ihre Sorge und Ihr Bemühen, aber ich kann in der Sache nichts für Sie tun." Ich schüttelte auf Iharas Worte nur meinen Kopf, schnaubte abweisend und stand auf, um ohne ein weiteres Wort den Raum zu verlassen. Draußen trat ich verärgert gegen die Wand, versuchte meiner Wut Platz zu machen. "Scheiße.", fluchte ich auf Englisch. " Hey.", ich spürte Kaorus Hand auf meiner Schulter, die mich zu ihm herumdrehte. "Ganz ruhig, okay? Es ist noch nichts verloren. Wir sollten es bei Nagoshima-san versuchen. Er gehört zur oberen Geschäftsleitung von Sony und kann weitaus, mehr in Bewegung setzen, als Ihara." Kurz schaute ich Kaoru in die Augen, versuchte meine Tränen zu verdrängen die sich mit meiner Wut im Bauch hoch gekämpft hatten. "Ich würde meine Stelle aufgeben, damit sie glücklich ist, damit sie endlich wieder mit Toshiya zusammenkommen könnte." " Ich weiß, aber das bringt nichts, wir werden eine Lösung finden und morgen mit Nagoshima-san sprechen.", nahm Kaoru mich in den Arm. Ich schluckte die Tränen hinunter aber konnte dennoch ein Schluchzen nicht unterdrücken. Nachdem Kaoru gegangen war, hatte auch ich mich entschlossen für heute Schluss zu machen. Ich hatte meinen Sold eigentlich erfüllt, also konnte ich den Weg nach Hause getrost antreten. Zuhause angekommen, entschied ich mich für einen Abend vor dem Fernseher. Ich wollte den Tag so etwas ausklingen lassen, versuchen etwas zur Ruhe zu kommen. Doch wirklich Ruhe finden, tat ich nicht. Ich musste immer wieder an das Gespräch mit Ihara denken. Wie konnte der Mann nur so kalt gegenüber dieser Sache sein? Wenn er von dem Geschehen zwischen Kira und Toshiya wusste, dann verstand ich nicht, dass er einfach nicht den Ernst der Lage begriff. Um mich etwas von meiner wieder aufkommenden Wut abzulenken, entschied ich mich Chris, meinen ehemaligen Chef, anzurufen. Ich hatte ihm schließlich versprochen gehabt mich mal zu melden. Er war überrascht, als er meine Stimme hörte und erkundigte sich gleich nach dem Wohlbefinden von mir und dem Baby. Ich musste ehrlich zugeben, dass ich in den letzten Tagen wenig an das Kind gedacht hatte. Es war alles so drüber und drunter verlaufen, dass ich keine Zeit hatte einmal daran zu denken. Ich erzählte Chris von meinem neuen Job und, dass es mir in Tokio sehr gut gefiele. Er war erbost, als ich ihm von Ihara erzählte und hoffte, dass Kaoru und ich das hinbekommen würden. Chris Art jemanden Mut zu machen, tat in diesem Augenblick unheimlich gut. Er war immer der Vater gewesen, den ich mir gewünscht hatte. Kaum hatte ich wieder aufgelegt, klingelte das Telefon. " Ryan.", meldete ich mich und schaute dabei zum Fernseher, der einen Film zeigte. " Lily? Ich bin es, Camui." Mein Herz setzte kurz aus. Woher hatte er denn meine Nummer? Da ich nicht antwortete, sprach er einfach weiter. " Ich weiß, dass du dich nicht mir treffen wolltest, aber ich möchte gerne mit dir reden. Es tut mir leid, dass ich Masa davon erzählt habe, obwohl wir uns einig waren, dass es besser wäre unsere Nacht zu verheimlichen." " Camui, ich...ich kann mich nicht mit dir treffen. Du weißt, dass es schief gehen wird." Ich wollte nicht, dass wir wieder einen Fehler begingen. Allein der Gedanke an Shinya ließ mich so handeln. " Ich verspreche dir, dass ich keine Absichten habe. Aber wir haben uns 3 Jahre nicht gesehen und ich würde schon gerne wissen, was alles so in der Zeit passiert ist." Ich wusste nicht was es war. Ob es seine Stimme war, die mich fast anflehte oder mein eigener Wunsch mit ihm zu reden, doch letztendlich kamen die Worte dennoch über meine Lippen. " Okay, aber nicht lange." " In Ordnung. Ich komme dann vorbei." Gesagt, getan. Eine knappe dreiviertel Stunde später saß Camui bei mir im Wohnzimmer auf der Couch, während ich in einem der Sessel saß. " Es tut gut dich zu sehen.", begann er das Gespräch, nachdem wir einen Moment schweigend dagesessen hatten und den Augenkontakt vermieden. " Wir mussten uns damals so Knall auf Fall verabschieden. Ich habe öfters darüber nachgedacht was du so machst." Ich schaute bei Camuis Worten auf meine Hände, die verschränkt in meinem Schoss lagen. Ich merkte, dass eine Spannung im Raum lag, doch gelang es mir nicht diese zu definieren. Wieder lag eine Ruhe im Raum. Was sollte ich denn sagen? Sicher hab ich auch öfters an ihn gedacht, doch seit meiner Ankunft in Tokyo und nach dem Treffen mit Dir en grey wusste ich gar nicht mehr, was ich denken sollte. Plötzlich spürte ich Camuis Hände auf meinen und seinen fragenden Blick. " Was ist los? Dich bedrückt doch etwas. Möchtest du darüber reden?", strich er sachte mit den Daumen über meinen Handrücken. Tief durchatmend schaute ich ihn an. Es war ungewohnt in braune Augen zusehen, wenn man ihn doch meist mit seinen blauen Kontaktlinsen kannte. Ehe ich wusste was ich eigentlich tat, legte ich meine Hand an seine Wange und ließ sie dort. " Ist es wegen Shinya?", versuchte er herauszubekommen, was mir auf den Herzen lag. Durch die ganze Sache mit Kira hatte ich mich irgendwie selbst vergessen. Ich nickte auf seine Frage hin. " Es tut mir Leid wegen der Sache mit Machiko." " Schon gut.", kam es geflüstert über meine Lippen. Camui legte seine Hand auf die meine, welche auf seiner Wange ruhte. Dann nahm er sie in seine und führte sie zu seinen Lippen, wo er einen Kuss auf meine Fingerkuppen hauchte. Schlagartig wurde mir die gefährliche Situation bewusst, in welcher wir uns bewegten, entriss ihm regelrecht meine Hand und stand dann auf, um zum Fenster hinüber zu gehen und dort einen Blick auf die Straße zu werfen. In der Fensterscheibe sah ich, wie Camui sich seufzend mit den Händen über das Gesicht fuhr, immer noch vor dem Sessel hockend, und dann zu mir schaute ehe er sich aufrichtete und langsam zu mir herüber kam. Kaum stand er hinter mir spürte ich seinen Atem im Nacken, als er anfing zu sprechen. " Du bist verheiratet?", kam die Frage über seine Lippen und es klang verletzt. Ich warf einen Blick auf den Ring. " Nicht mehr lange. Ich bin gerade dabei mich scheiden zu lassen.", sagte ich trocken, als wäre es das Normalste der Welt. " Willst du es mir erzählen?", legte Camui seine Arme um meine Hüfte. Erst wollte ich protestieren, doch dann lehnte ich mich gegen seinen warmen Oberkörper. Ich hatte solange nicht mehr das Gefühl genießen können in den Armen eines anderen liegen zu können. " Nein. Ich möchte nicht darüber reden.", schaute ich aus dem Fenster. " Es ist sowieso bald alles Vergangenheit." " Du bist immer noch so wunderschön.", flüsterte Camui mir ins Ohr, nachdem wir eine Weile dastanden und die Anwesenheit des anderen genossen. " Du weißt, dass du das nicht sagen sollst. Für uns gibt es keine Zukunft. Ich liebe Shinya." " Ich weiß.", seufzte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. " Ich werde dich trotzdem lieben, denn ich kann einfach nichts dagegen tun. Es ist bei jeden unser Treffen wie am ersten Tag." Ich merkte wie mir bei den Worten eine Träne die Wange hinunter lief und dennoch lächelte ich. Nach allem was geschehen ist, hatte sich die Beziehung zwischen Camui und mir nicht verändert. " Wieso hast du Masa von unserer Nacht erzählt.", wollte ich endlich die Antwort auf die Frage, die ich mir schon seit Tagen stellte. " Ich hatte versucht es für mich zu behalten, so wie wir es geplant hatten, aber ich konnte nicht. Masa sollte einfach davon wissen. Mein schlechtes Gewissen hatte mich so sehr geplagt, dass ich es einfach nicht mehr ausgehalten hatte. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, dass das Geheimnis mich von innen her auffressen würde und mit diesen Gefühlen konnte ich einfach keine Beziehung mit Masa führen." " Wer weiß alles sonst noch davon? Weiß...weiß Shinya es?" Angst machte sich in mir breit. Es wäre einfach das Schlimmste, wenn Shinya auch noch davon erfahren hätte. " Das kann ich dir nicht sagen. Hyde weiß es und Toshiya sowie Kira.", hauchte er mir einen weiteren Kuss in den Nacken. " Camui.", protestierte ich wegen seinen Liebkosungen. Er machte es hier keinem dadurch leichter. " Wann wolltest du mir eigentlich von deiner Schwangerschaft erzählen?", fragte er mich auf einmal unerwartet. " Was?", drehte ich mich schockiert um. Woher wusste er? " Wann wolltest du mir davon erzählen.", legte er seine Hände auf meinen Bauch, zog mich etwas näher zu sich. " Wovor hast du Angst, dass du es für dich behältst?" Er schaute mir abwartend in die Augen. " Davor alles noch komplizierter zu machen.", flüsterte ich. " Du solltest es ihm sagen." " Er wird mich dann erst recht nicht mehr wollen." Ich musste an Shinyas Blick denken, als wir uns seit langem wieder gesehen hatten, als wir uns auf dem Flur gegenüber gestanden hatten. Sein trauriger Blick hatte mir tausend Stiche versetzt. Ich wollte diesen Blick nicht noch einmal sehen müssen. " Wer könnte dich nicht wollen.", zog Camui mich das letzte Stück zu sich und legte gegen jede Regel seine Lippen auf die meine. Erst stand ich nur erstarrt da, doch dann erwiderte ich, obwohl die Vernunft mir sagte, dass es mehr als falsch war. " Du solltest lieber gehen.", unterbrach ich den Kuss, wollte verhindern, dass mehr geschah, als gut war. " Okay.", stimmte er zu, legte dennoch seine Hand in meinen Nacken und zog mich wieder zu sich, um meine Lippen erneut mit seinen zu versiegeln. Ich spürte, wie seine Zunge mit meiner spielte, sie animierte mit zu machen. Alles ging so schnell, dass ich gar nicht nachdachte und auf das Spiel einging. Ohne den leidenschaftlichen Kuss zu unterbrechen, spürte ich, wie Camui mich rückwärts dirigierte und ich dann gegen das Fensterbrett stieß. " Nicht!", bat ich ihn. Das war alles so falsch und durfte nicht sein. Außer Atem trennten wir uns und schauten uns nur an. Darauf legte er seine Arme um mich, vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. " Gomen nasai.", hörte ich ihn sagen bevor er von mir abließ und sich umdrehte. Auf den Weg aus dem Wohnzimmer, griff er sich seinen Mantel von der Couch und dann hörte ich Sekunden später nur noch, wie die Tür ins Schloss viel. Ich stand noch immer völlig verwirrt an meinem Platz und musste erst einmal realisieren, was passiert war. Später entschloss ich mich einfach ins Bett zu begeben und wieder zu mir zu finden. Morgen würden Kaoru die Sache mit Nagoshima in Angriff nehmen. Und wer weiß, vielleicht hatten wir ja Glück. Es war jetzt fast 13 Uhr und Kaoru und ich saßen seit geschlagenen 2 Stunden bei Nagoshima im Büro. Ich hatte das Diskutieren langsam satt, was man von Kaoru wohl nicht behaupten konnte. Er schien überhaupt nicht müde zu werden und seine Argumente waren unerschöpflich. Irgendwann lehnte Nagoshima-san sich zurück und schaute uns beide abwechselnd an. " Ich will ehrlich sein.", begann er. " Wenn ich die ganze Sache bei Sony betrachte, dann ist eine Einstellung eines weiteren Mitarbeiters nicht von Nutzen. Trotzdem, denke ich, werde ich das eine Mal ein Augen zudrücken und Galiano-san in die Marketingabteilung aufnehmen. Die einzige Bedingung ist, dass sie noch im Dezember anfängt. Wie sie das mit ihrem Arbeitgeber regelt ist also keine Sache, die mich zu beschäftigen hat." Ich musste mir einen Freudenschrei verkneifen. Die ganze Anstrengung der letzten zwei Stunden fiel von mir ab und machte einer Erleichterung Platz. " Gut, dann erwarte ich von Galiano-san im Laufe der Woche die Unterlagen, wenn sie mich jetzt entschuldigen würden.", stand Nagoshima-san auf und reichte uns zum Abschied die Hand sowie den Brief für Kira. Ich nahm beides an und bedankte mich, genauso wie Kaoru noch einmal ehe wir den Raum verließen. Nachdem die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, konnte ich meine Freude nicht mehr zurückhalten und sprang Kaoru mit einem überglücklichen Lachen in die Arme. " Jetzt wird alles wieder gut.", legte er seine Arme um mich und drückte mich ebenfalls erleichtert. Gleich darauf ließ ich Kaoru wieder frei und lächelte glücklich. " Wen haben wir denn da? Meine Lieblingsfreundin.", vernahm ich unerwartet eine bekannte Stimme hinter mir und drehte mich um. Daisuke und der Rest kamen gerade auf uns zu. Shinya im Hintergrund. " Dass wir euch beide hier erwischen.", begrüßte Die mich mit einer Umarmung. " Das hat seine Gründe. Sagt mir mal lieber, was ihr hier wollt.", meldete sich Kaoru zu Wort und ich war genauso auf eine Erklärung gespannt. Denn Kaoru hatte nichts davon verlauten lassen und es war mittlerweile schon Mittag. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass der Rest von der Band was Sinnvolleres zu tun hatte, als im Sonygebäude rum zu laufen. " Heute ist das Gespräch wegen unserem neuen Projekt, falls du es vergessen haben solltest.", lehnte Kyo sich gegen die Wand. " Ich habe es gewiss nicht vergessen. Aber das begründet noch immer nicht eure Anwesenheit." " Du hast doch nicht etwa gedacht, dass du das mit dem Projekt alleine durchziehst. Wir sind schließlich immer noch eine Band." " Wir haben noch nicht einmal eine Rücksprache mit unserem Manager, also war es gar nicht nötig, dass ihr hier erscheint." " Was ist das?", zeigte Die auf meine Hand, die noch immer den Umschlag für Kira festhielt. " Das ist ein Brief.", meinte ich abweisend, da ich nicht wusste, ob ich ihnen von Kiras baldige Einstellung erzählen sollte. " Das sehe ich auch." " Nun gut, wie auch immer. Ich mache mich jetzt auf jeden Fall auf den Weg zu Inoue." Kaoru unterbrach mit diesen Worten einfach Daisukes Neugierde und drehte sich auf dem Absatz um, um den Weg zum Fahrstuhl anzusteuern. Shinya folgte ihm mit Kyo auf den Fuß. " Man sieht sich.", verabschiedete sich Die mit einer Umarmung ehe auch er zu den anderen Aufschloss. Toshiya blieb stehen und kam auf mich zu. " Toto, kommst du?", rief Kyo ihm zu, als sie in den Fahrstuhl einstiegen. " Geht schon mal vor, ich komme gleich nach." Und mit diesen Worten waren die anderen verschwunden und ich stand mit Toshiya alleine auf dem langen Flur der Chefetage. " Wie geht es dir?", wandte er sich wieder mir zu. " Ganz gut." " Ich will eigentlich wirklich nicht neugierig erscheinen, aber mich würde doch gerne interessieren, was es mit dem Brief auf sich hat. Man steht ja schließlich nicht täglich mit dem Leader auf der Chefetage des Sonygebäudes." Toshiya schaute mich eindringlich an. Irgendwie fühlte ich mich unbehaglich. Lange rang ich mit mir, ob ich es ihm sagen sollte oder nicht. Letztendlich kam ich mit mir in Übereinkunft, dass Toshiya ein Recht darauf hatte es zu erfahren. " Das ist ein Brief für Kira." Allein bei ihrem Namen wurde er hellhörig und schaute nur noch fragender. " Ich habe es mit Kaoru geschafft, dass Sony bereit ist Kira in der Marketingabteilung aufzunehmen. Ich konnte mir das mit euch beiden nicht anschauen und, als Kira mir das mit euch erzählt hatte, da dachte ich, dass ich in einer falschen Welt sei. Ihr seid in meinen Augen einfach füreinander gemacht und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ihr nie wieder zusammen sein würdet wegen dieser beschissenen Sache mit Sony und JVC Victor." Bei jedem weiteren Wort, das ich sprach, konnte ich sehen, wie Tränen in Toshiyas Augen aufkamen und er versuchte sie zu verdrängen. " Ich...ich weiß nicht, was ich sagen soll.", lächelte er zaghaft und es schien, als würde ein Stein von seinem Herzen fallen. " Ein einfaches ,Arigatou' reicht mir.", lächelte ich zurück und kaum hatte ich das gesagt, fand ich mich in einer Umarmung wieder. " Wie kann ich euch Beiden dafür nur jemals danken." Ich erwiderte Toshiyas Umarmung. " Mach dir darüber keine Gedanken. Ich hoffe nur, dass nun endlich wieder alles wie früher wird." Toshiya entließ mich aus der Umarmung und nickte. " Ich werde alles versuchen." " Na, das will ich jawohl hoffen.", meinte ich gespielt mahnend und reichte ihm dann den Brief für Kira. " Ich denke, dass du ihn ihr übergeben solltest." Kurz zögerte Toshiya, bevor er mir den Brief abnahm. " Wie auch immer, ich muss noch arbeiten.", verabschiedete ich mich und lächelte noch einmal ehe ich mich auf den Weg in mein Büro machte. Ich war mir sicher, dass Toshiya und Kira das Beste aus der Sache machen würden. Und ich war mir sicher, dass alles wieder so werden würde wie vor der Sache mit den Medien. ~*~ Seufzend ließ ich mich im Fahrstuhl gegen die Holzwand fallen. Der Tag heute war anstrengend gewesen und ich wollte einfach nur noch nach Hause. Als der Fahrstuhl in der Tiefgarage ankam, steuerte ich auf mein Auto zu und entriegelte dann die Türen. Die Sachen auf den Beifahrersitz werfend, stieg ich ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Weiter kam ich jedoch nicht, da mein Handy klingelte. Ich überlegte, ob ich rangehen oder einfach für mich entscheiden sollte, dass Feierabend nun mal Feierabend war. Ich nahm das Zweite und schnallte mich an, um dann mit dem Auto die Tiefgarage zu verlassen. Das Handy hörte nach dem fünften Klingeln auf und ich atmete erleichtert aus. Hätte es wohl noch länger geklingelt, wäre ich doch noch rangegangen. Da war ich mir sicher. Der Verkehr auf den Straßen war heute einigermaßen angenehm und so brauchte ich nicht ganz so lange nach Hause. Ich fuhr gerade auf den Parkplatz, als ich Toshiya sah, der aus der Haustüre herauskam. Mein Herz blieb kurz stehen, nur, um darauf doppelt so schnell weiter zu schlagen. Was tat er hier? Ich schluckte schwer und getraute mich gar nicht weiter zu fahren. Totchi lief den Gehweg entlang und stieg dann etwas weiter weg in sein Auto. Ich schaute ihm noch nach bis er nicht mehr zu sehen war, erst dann konnte ich mich aus meiner Starre lösen und einparken. Fast hektisch griff ich nach meinen Sachen auf dem Beifahrersitz und rannte zum Eingang. Ich sprintete zum Briefkasten und hoffte, dass er eine Nachricht dagelassen hatte, doch ich musste feststellen, dass keine Nachricht von ihm im Briefkasten lag. Etwas enttäuscht deswegen ging ich die Treppen hinauf zu meinem Apartment. Vielleicht würde er ja noch einmal wieder kommen. Vielleicht. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, fiel mein Blick auf einen Brief auf meiner Türmatte und der Blume darauf. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. " Toto.", flüsterte ich und ging auf meine Tür zu. Ich nahm Blume und Brief an mich, um gleich darauf erst einmal meine Wohnung zu betreten. Die Tür fiel schwer hinter mir ins Schloss, als ich einen Blick auf den Brief warf. Sony? Mein Herz blieb stehen. Schnell öffnete ich den Brief und las die Zeilen. " Nein. Das kann nicht wahr sein." Freudentränen liefen mir über die Wangen. Sollte es wirklich stimmen? Konnte ich endlich die letzten schmerzhaften Monate begraben und wieder anfangen zu leben? Ich hoffte es so sehr. joa, das war das nächste kapi. das folgende wird leider erst einmal auf sich warten lassen. hab nächste woche einige prüfungen und dann bin ich ne woche etwa in hamburg. versuch aber dennoch irgendwie weiter zu schreiben und das dann zuhause abzutippen. vielen, vielen dank an die kommi-schreiber. hab mich tierisch gefreut. und nen fetten dank auch an capricious fürs beta-lesen *drück dich* hoffe, dass das kapi euch wieder zugesagt hat... feedback? man liest sich. sayonara stoffel Kapitel 8: Projekt Dir en grey #643 ----------------------------------- Ich wusste nicht, wie spät es war, als mich mein Handy aus dem Tiefschlaf riss. Der stete Vibrationsalarm machte mich schier wahnsinnig. Grummelnd griff ich nach meinem Handy, das neben mir auf dem Bett lag und nahm blind das Gespräch an. "Nani?" "Kira, ich bin's.", meldete sich Die am anderen Ende. "Wie spät ist es?", zog ich die Decke über meinen Kopf um das Tageslicht auszusperren. "6:15, wieso?" "Weil ich dir gerade in deinen überaus wohlgeformten Arsch treten könnte!" "..." "Sag mal, hast du sie noch alle? Normale Menschen schlafen noch um diese Zeit." "..." "Die? Bist du noch da? Nicht böse sein, aber du hast mich gerade aus einem Traum von Totchi gerissen." Ich vernahm ein Räuspern auf der anderen Seite, bevor Die sich wieder zu Wort meldete. "Ist schon gut. Wie wär's mit einer kalten Dusche?" "Ich leg gleich auf.", meinte ich gespielt beleidigt. "Tust du mir einen Gefallen?" "Nö. Frag in einer Stunde noch Mal." "Ach komm schon.", bettelte Die. "Oder ich erzähl Toto, dass du von ihm geträumt hast und jetzt ne kalte Dusche brauchst." "Untersteh dich. Komm, nerv mich..." "Ich wollte eigentlich nur die Nummer von Lily." "Sag mal, stehst du nicht eigentlich auf Kyo.", fragte ich ihn. Ich glaube, es wusste jeder von Dies Besessenheit für den Kleinen, mal Kyo ausgenommen. Umgedreht sah es nicht anders aus, nur Die hatte dieses Mal keinen Durchblick. Uns fiel es hin und wieder schwer, gewisse Anspielungen zu unterlassen. Wir wollten schließlich, dass die Beiden von alleine zu einander fanden. "Deshalb ja." "Hä?", verstand ich nicht. "Gib mir einfach die Nummer." Ich fügte mich einfach den Anweisungen, da ich weiterschlafen wollte und gab ihm die Nummer. Danach verabschiedeten wir uns und ich ließ das Handy gekonnt in die nächste Ecke wandern. Dabei verzog ich schmerzhaft das Gesicht, als ich hörte, wie das Handy Bekanntschaft mit dem Schrank machte. Sofort war ich auf den Beinen und sprintete zu meinem Handy. Zum Glück war es unversehrt. Bei einem Blick auf das Display sprang mir die Uhrzeit ins Auge. "Verdammt.", fluchte ich. Ich hatte noch gute zwanzig Minuten um zu meiner neuen Arbeit aufzubrechen. Heute war der erste Dezember und offiziell mein erster Arbeitstag bei Sony. Also zog ich mich schnell an, schnappte mir meine Tasche und Schlüssel um dann mit großen Schritten die Treppe runterzuhechten. Draußen stieg ich in mein Auto und fuhr zu Sony. ~*~ Es war mittlerweile kurz nach acht Uhr und ich stand seit einer guten halben Stunde vor Iharas Schreibtisch. Er hatte mich im Fahrstuhl abgefangen und wollte unbedingt mit mir reden. Doch aus unserem Gespräch wurde nichts, da er schon die ganze Zeit mit einem wichtigen Kunden zu telefonieren schien. Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster als er mir plötzlich eine Akte über den Tisch schob. Ich nahm sie wortlos an mich und machte mich dann letztendlich auf den Weg in mein Büro. Kaum trat ich ein, wünschte ich mir schon, erst gar nicht aufgetaucht zu sein. Auf meinem Schreibtisch stapelten sich schon die Akten und CDs. "Das ist jetzt nicht wahr, oder?", stellte ich meine Tasche auf meinem Stuhl ab und schaute mir die Akten näher an. Schon auf der ersten Seite sprang mir der Name Dir en grey entgegen. "Die Typen sind echt wie ein Fluch.", schloss ich den Aktenordner und entschloss mich, Inoue einen Besuch abzustatten. Somit machte ich mich auf den Weg zum Fahrstuhl und traf dort auf Kira. "Du bist schon hier?" "Daisuke konnte mich nicht schlafen lassen." Ich schaute sie nur misstrauisch an und fragte mich, ob ich etwas verpasst hatte. Kira grinste. "Was?" "Die...unser Die? Konnte dich nicht schlafen lassen?", kamen wir vor Inoues Büro an. "Ja.", wurde Kiras Grinsen breiter. Ich schaute sie eine Weile an und fing dann mit lachen an, da ich jetzt verstand. "Was wollte er denn von dir, dass er dich schon so früh anruft?" "Geheimnis.", knuffte sie mir in die Seite und ging dann den Gang entlang, wohin auch immer. Ich klopfte danach an Inoues Bürotür und wurde hereingebeten. Er stand mit dem Blick zum Fenster und schaute auf die Stadt als ich eintrat. "Inoue-san?" Er drehte sich darauf zu mir um und lächelte leicht. "Miss Ryan. Was kann ich für Sie tun?" "Das hier zurückziehen.", legte ich die Akte von Dir en grey auf den Tisch, die nur eine von vielen war, der Rest lag ja immer noch auf meinem Schreibtisch. Inoue warf einen kritischen Blick auf die Akte und schüttelte dann den Kopf. "Das geht nicht. Das Projekt ist wichtig und schon seit einem halben Jahr geplant. Es jetzt zurückzuziehen wäre blanker Selbstmord." "Bitte? Die Sache ist doch zu groß für mich. Ich möchte, dass sich jemand anderes darum kümmert." "Ich habe mit Nagoshima und Ihara gesprochen und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass Sie sehr wohl dieser Aufgabe gewachsen sind. Zudem sind alle anderen Choreographen mit Projekten besetzt und Sie haben zusätzlich eine Ausbildung im Bereich des Director genossen." "Klasse.", ließ ich mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken und atmete ein Mal tief durch. Von wegen Ausbildung als Director. Ich hatte zugucken dürfen. " Ihre Arbeiten sind erstklassig, Lilian. Machen sie sich nicht so viele Gedanken darüber, was machbar ist oder nicht. Dir en grey fordern keine Höchstleistungen von Ihnen. Sie müssen nur die Leute zusammentrommeln und aufpassen, dass alles in geregelten Bahnen verläuft. Zudem hatte Kaoru mich regelrecht darum gebeten, dass er das Projekt mit Ihnen machen darf.", lehnte Inoue sich an seinen Schreibtisch und schaute mich abwartend an. " Was hat er? Aber wieso?" " Sie kennen sich und Niikura - san ist ebenfalls von Ihren Arbeiten begeistert." Tze. Mal sehen wie lange er es noch ist. Wenn ich den Typen in die Finger bekomme. " Was ist mit meinen ganzen anderen Projekten? Ich kann die nicht alle einfach fallen lassen." " Die wird jemand anderes übernehmen. Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Hier haben Sie die Liste alle Leute, die Sie für das Projekt brauchen. Ihara und ich sind sie sorgfältig durchgegangen und denken, dass Sie mit diesen Leuten ganz gut vorankommen werden." Inoue hielt mir zwei Blatt Papier vor die Nase, auf denen die Namen der Personen standen. Die Luft schwer durch die Nase ausatmend, besah ich mir die Liste. Es waren allein 40 Leute. Na, das konnte ja noch was werden. Mein erstes großes Projekt und dann gleich noch Dir en grey. " In Ordnung. Wie viel Zeit hab ich?" Ich schaute zu Inoue, der mich anlächelte. Schön, dass sich wenigstens einer freute. " Wir hoffen, dass wir Mitte/ Ende Februar mit einer Veröffentlichung der DVD rechnen können." " Das ist schon recht früh." " Ist es und deshalb liegt es an Ihrer Truppe sich mit Dir en grey ein geeignetes Projekt zu überlegen. Niikura - san hat schon einige Vorschläge. Sie müssten sich also mit ihm in Verbindung setzen." " Okay. Dann werde ich mich mal in die Arbeit stürzen.", lächelte ich und erhob mich, obwohl ich eher hätte schreien können, als die Gutgelaunte zu spielen. Nachdem ich Inoues Büro verlassen hatte, war ich ohne Umwege wieder zu meinem Büro gestiefelt. Ich wollte mir die Namen der nötigen Personen in Ruhe durchlesen und sie dann aufsuchen. Vielleicht hatte ich ja ausnahmsweise mal Glück und alle wussten schon von ihrem neuen Projekt. Die Bürotür hinter mir ins Schloss fallen lassend, ging ich auf mein Tisch zu, nur, um beim Hinsetzen eine halben Herzinfarkt zu erleiden. " Mein Gott, Kira. Mach das nie wieder!" Kira saß auf der kleinen Couch in meinem Büro und schien auf mich gewartet zu haben. " Gomen nasai. Du warst nicht da gewesen, also dachte ich mir, dass ich auf dich warte." " Das hab ich gerade auch gemerkt.", atmete ich zur Beruhigung ein Mal tief durch. " Ich habe gerade erfahren, dass du mitunter für die Leitung des neuen Dir en grey - Projektes zuständig bist." Ich warf Kira einen kurzen Blick zu, ehe ich die Akten auf meinem Schreibtisch näher begutachtete. "Ja, und ich bin hoch auf begeistert." " Mmh, ich denke, dass das Projekt noch seine guten Seiten offenbaren wird. Na ja, wie auch immer. Wir werden auf jeden Fall zusammen arbeiten. Meine Abteilung hat einen Teil des Projektes abbekommen." Auf Kiras Worten schaute ich kurz auf die Zettel mit den Personen und schaute verwundert, als ich wirklich den Namen " Kira Galiano" fand. Wieso war mir nicht wohl bei der ganzen Sache? Kira und ich stürzten uns unverzüglich mit den restlichen Personen in die Arbeit. Wir arbeiteten seit einer ganzen Woche schon an dem Projekt und es schien nur ein heiden Durcheinander. Wenn wir schafften in der Organisation eines zu regeln, dann ging woanders wieder etwas schief. Kaoru hatte ich vor zwei Tagen gesprochen. Seine Vorschläge waren recht gut, nur nicht alleinig umsetzbar. Dir en grey wollten so etwas wie eine zweite "Blitz5Days" DVD herausbringen. Der Haken an der Sache war nur, dass Dir en grey schon so viele Alben besaßen, dass es in einer Woche niemals zu schaffen wäre 7 Konzerte zu geben. Somit mussten wir uns etwas Anderes einfallen lassen, etwas Sinnvolles, das Dir en greys Verkaufszahlen und somit auch Sonys zugute kommen würde. Ich war gerade auf dem Weg zu Hiroyuki Kondo. Er hatte schon einige Projekte von Dir en grey geleitet und ich erhoffte mir ein paar Informationen und Anregungen von ihm holen zu können. An seiner Tür musste ich nur feststellen, dass er nicht da war. " Toll.", schaute ich mich auf dem Gang um und hoffte, dass Kondo-san vielleicht irgendwo zu sehen sein würde. Doch das war bei meinem Glück natürlich nicht der Fall. " Suchst du wen?", vernahm ich eine männliche Stimme neben mir. Erst konnte ich sie nicht zuordnen, doch mir wurde recht schnell klar, wer da neben stand. " Die? Was verschlägt dich denn hierher?", lächelte ich und umarmte ihn zur Begrüßung. " Mmh, ich dachte, dass ich dir mal einen Besuch abstatte und schaue, was du so machst." " Mich mit eurem tollen Projekt rumschlagen. Eigentlich wollte ich gerade zu Hiroyuki Hondo, aber der scheint nicht da zu sein." " Dann hast du jetzt etwas Zeit?", fuhr Die sich durch seine roten Haare. " Für was?" " Nur so. Ich wollte einen Kaffee trinken gehen." Meine linke Augenbraue wanderte misstrauisch nach oben. " Nur etwas trinken gehen? Wie komme ich denn zu dieser Ehre und das auch noch Nachmittag um 16 Uhr?" " Wir haben uns lange nicht gesehen. Kira war erst vor ein paar Tagen bei mir. Von dir dagegen habe ich seit Wochen nichts gehört." Oh je, wo befand ich mich hier? Ich musste schließlich arbeiten und Dir en grey hatten ja auch nicht so viel Zeit, dass man sich im Dauerzustand sehen konnte. Dennoch hatte ich gegen Dies Vorschlag nichts einzuwenden und nahm deshalb sein Angebot an. Eine Stunde würde die Arbeit hier auch ohne mich weiter gehen und im Notfall besaß man ja immer noch ein Handy. " Okay, jetzt sag mir schon was los ist." Die und ich saßen seit einer halben Stunde in einem kleinen Café nicht weit vom Sonygebäude entfernt und hatten über die letzten Wochen gesprochen, aber nun wollte ich Dies wirkliches Anliegen schon wissen. " Nya, ich wollte mit dir etwas besprechen und dich um einen Gefallen bitten." Die drehte nervös seine Tasse in der Hand und schaute dabei zu, wie der Kaffee Strudel bildete. " Das klingt nach etwas Ernstem. Bist du sicher, dass ich die richtige Person dafür bin?" Braune Iriden schauten mich darauf an. " Ich bin mir ganz sicher. Ich hätte ja auch Kira gefragt, aber sie hat schon so viel mit Toshiya zu tun und da wollte ich ihr das nicht auch noch antun." " Komm auf den Punkt, Die.", lehnte ich mich leicht vor und legte meine Hände auf seine Hand, die immer noch die Tasse drehte. " Was willst du?" " Es geht um Kyo." " Um Kyo? Was ist mit ihm?" " Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll. Kannst du dich noch an die Sache mit Masa und Gackt erinnern? Kira und du, ...nya...ihr hattet doch so eine Art Verkupplungsversuch gestartet und da dachte ich...." " ...Moment!", unterbrach ich ihn, lehnte mich wieder zurück. Das war jetzt nicht sein Ernst. " Du willst doch nicht wirklich, dass ich dich mit Kyo verkupple?" " So direkt hättest du es auch nicht ausdrücken brauchen." " Die, du bist wirklich ein ganz lieber Freund und ich würde wirklich Vieles für dich tun, aber nicht das." Sein Blick wurde schon fast flehend auf meine Worte. " Aber wieso denn nicht? Für Gackt hattet ihr das doch auch getan. Ich meine es wirklich ernst mit Kyo und das nicht erst seit heute." " Das ist mir klar, aber das mit Gackt und Masa war einfach etwas vollkommen anderes. Kyo und du, ihr seid in einer Band und außerdem kannst du mir bestimmt nicht mal sagen, was Kyo fühlt." Die schwieg eine Weile, schaute aus der großen Glasfront des Cafés auf die belebte Straße. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass es in ihm arbeitete und, dass ich mit den Gefühlen von Kyo wohl Recht gehabt hatte. Es tat mir wirklich leid, aber in diesem Fall wollte ich mich nicht einmischen. Die und Kyo waren mir als Freunde wichtig. Bei Masa und Gackt waren Kira und ich uns ja mehr oder weniger sicher gewesen, dass beide etwas wollten, aber in diesem Fall sah es einseitig aus. " Die, es tut mir leid.", nahm ich seine Hand in meine Hände. " Schon gut.", schaute er mich an, versuchte zu lächeln. " Ich kann mit Kira noch mal sprechen, aber sie wird da sicher selber Meinung sein." Die nickte, schaute auf unsere Hände. " Ich habe gestern mit Shinya gesprochen." Bei dem Namen zog sich mein Herz zusammen. Sofort schossen mir die Bilder von Machiko durch den Kopf, ließen mich meine Hände zurückziehen. Die jedoch hielt sie fest. " Warte. Ich weiß, dass es nicht gerade das ist, was du jetzt hören möchtest, aber Shinya liebt dich. Er muss deine Anwesenheit erst einmal verstehen. Gib nicht auf, hörst du?" Ich konnte gar nicht darauf antworten. Bei Dies Worten merkte ich erst, wie sehr ich Shinya wieder einmal vermisste. Durch die ganze Arbeit hatte ich völlig meine Gefühle vergessen und scheinbar die Leute um mich herum. " Hey.", wischte Die mir eine Träne aus dem Gesicht. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. " Es wird wieder. Bei Kira und Toshiya geht es scheinbar auch wieder aufwärts, also wird das bei dir und Shinya auch so sein." " Du hast Recht." Ich lächelte kurz und schaute dann auf meinen Ehering. Bald würde die Scheidung durch sein und dann würde ich endlich damit beginnen können mein neues Leben zu genießen. Eine Woche vor Dies Geburtstag war die erste offizielle Versammlung mit Dir en grey bezüglich des Projektes. Kira wartete schon eine Weile in meinem Büro, während ich hier und dort noch einige Dinge tat ehe wir losgehen würden. ~*~ Ich schaute noch mal zu Lily hinüber. Es war schon kurz nach 12 Uhr und mittlerweile hieß es für uns, dass wir in den Konferenzraum mussten. Dir en grey sowie ihr Manager und Ihara waren sicher schon anwesend. " Bereit?", fragte Lily mich und lächelte mir aufmunternd zu. Ich atmete ein Mal tief durch. Heute war der erste Tag seit langem, an dem ich Totchi wieder gegenüber stehen würde und ich konnte nicht leugnen, dass es mich nervös machte. " Augen zu und durch.", meinte ich auf Lilys Frage nur und schnappte mir dann die Unterlagen vom Tisch. Lily tat es mir gleich und machte sich dann auf den Weg in den Konferenzraum. Ich immer hinterher. Zwischendurch überlegte ich, ob ich nicht vielleicht doch einen Rückzieher machen sollte, aber Ihara wäre sicher nicht begeistert davon, auch, wenn er von der Sache von damals wusste. Lily und ich betraten den Konferenzraum und gleich fielen alle Blicke auf uns. Während Lily sie gekonnt ignorierte, hatte ich Mühe von Totchis Anblick los zu kommen. Er sah immer noch so verdammt gut aus. Einfach zum Anbeißen. Ich setzte mich an den Tisch gegenüber von Die, der mir als Begrüßung zunickte. Ich erwiderte kurz und warf dann einen Blick zu Lily, die etwas mit Ihara zu diskutieren schien. Beide standen schräg hinter mir und Ihara schien etwas wütend, während Lily ihn versuchte zu beruhigen. Ich wusste es auch so, dass es um den Mangel an Tontechnikern ging. " Okay.", setzte sie sich nach dem Gespräch neben mich und lächelte mich an. " Dann wollen wir mal.", meinte sie nun zu allen und breitete ihre Unterlagen vor sich aus. Sie waren alle so korrekt und exakt geschrieben, dass mir der Anblick schon Angst machte. Alle Blicke waren auf Lily gerichtet, als sie ihr Konzept für die neue DVD vortrug. Ich schaute hin und wieder zu den anderen. Alle schienen sehr interessiert, nickten hin und wieder oder stellten Fragen. Nebenbei bemerkte ich, dass nicht nur ich durch die Runde schaute, sondern auch Totchi. Als unsere Blicke sich trafen, blickte ich wieder zu Lily und versuchte wieder Anschluss an ihr Konzept zu finden. Ich zitterte leicht. Totchis Blick hatte mich nervös gemacht und es wurde auch nicht einfacher, als ich immer wieder seinen Blick auf mir ruhen fühlte. Bei meinem krampfhaften Versuch Totchi nicht anzuschauen, beobachtete ich Shinya und musste schmunzeln. Allein der Blick mit dem er Lily ansah. " Gut, das war mein Konzept. Zum Bereich des Marketings wird Kira etwas sagen.", hatte Lily ihren Vortrag beendet und verwies nun auf mich. Mich wieder sammelnd, blickte ich zu Dir en greys Manager, um dann zu beginnen. Über eine halbe Stunde sprach ich und ich hatte mittendrin das Gefühl gehabt, dass das alles nicht enden würde. Als die Konferenz großräumig beendet war und alle zufrieden, machte ich mich mit Lily wieder auf den Weg in unsere Büroräume. " Und, wie fühlst du dich jetzt?", fragte Lily mich, als wir gerade den Raum verlassen hatten. " Schlimmer als davor. Ist nicht gerade ein gutes Gefühl noch mal alles vor Augen geführt zu bekommen, was man nicht haben konnte und was man verpasst hat.", presste ich meine Unterlagen fester an meine Brust. " Es wird alles schon wieder. Kopf hoch!", klopfte Lily mir leicht auf die Schulter und ich nickte nur. " Kira?", hörte ich plötzlich Totchis Stimme hinter mir. Eigentlich wollte ich mich gar nicht umdrehen, aber irgendetwas in mir sagte mir, dass es besser wäre, wenn ich es täte. Also drehte ich mich zu ihm und sah, dass er nur 2 Meter vor mir stand. Lily war gar nicht erst stehen geblieben, sondern weiter gegangen. Nun stand ich allein mit Totchi hier auf dem Gang. " Hey.", meinte er leise zu mir und kam auf mich zu, um kurz vor mir stehen zu bleiben. Ich bräuchte nur leicht meine Hand ausstrecken, um ihn zu berühren, so nah standen wir uns gegenüber. " Wie geht es dir?", fragte er im Flüsterton, als könnte jedes lautere Wort den Moment zerstören. Alles kribbelte. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen und hätte ihn nie wieder losgelassen. Doch für solch einen Schritt lag zu viel Vergangenes zwischen uns. " Ganz gut." " Du machst dich ganz gut in deinem Job.", versuchte Totchi ein Gespräch auf zu bauen. " Ich hätte niemals geglaubt, dass ich eine Chance von Sony bekomme." " Nutze sie.", lächelte er. Wieso mussten immer die kleinen Handlungen von ihm so schmerzen. Ich liebte diesen Mann immer noch über alles und doch hatte ich nicht den Mut ihm das jetzt zu sagen. " War es dein Werk?", fragte ich ihn das, was ich mich die ganze Zeit gefragt hatte. " Was?", fixierte er mich mit seinen wunderschönen braunen Augen. " Das alles. Sony und meine Einstellung.", streckte ich kurz bei meinen Worten die Arme als symbolische Unterstützung aus. " Nein.", lächelte er wieder und streckte eine Hand aus. Erst schreckte ich kurz zurück, doch dann genoss ich seine warme Hand an meiner Wange. " Es war Kaorus und Lilys Werk." Ich konnte nur nicken. Seine Berührung lähmte mich auf eine angenehme Art und Weise. " Du hast mir gefehlt.", kam Totchi noch ein Stück näher. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen fühlen. " Nicht.", legte ich zwei Finger auf seine zarten Lippen, als er näher kam, um mich zu küssen. Ich war noch nicht so weit. Ich konnte nicht einfach wieder dort anknüpfen wo wir aufgehört hatten, als wäre das alles nicht passiert. Sanft strich er von meiner Wange, meinen Hals entlang bis hin zu meiner Kette, die ich trug. Er holte den Verlobungsring, der daran hing, zum Vorschein. " Du trägst ihn noch?", legte er den Ring in seine Hand. " Ich werde ihn immer tragen.", flüsterte ich, legte meine Hand auf seine. Totchi verschränkte seine Finger mit meinen. " Ich würde die Zeit so gerne zurückdrehen. Ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen.", nahm Totchi mich plötzlich in den Arm. Ich vergrub bei den Worten mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Sein Duft hüllte mich ein. Wie hatte ich seine Nähe vermisst, seine Stimme, seine bloße Anwesenheit. Vorsichtig löste ich mich aus der Umarmung, als ich sah, dass Dir en grey aus dem Raum traten. " Du solltest jetzt gehen.", sagte ich leise und ließ seine Hand los. Mit einem Lächeln drehte ich mich um und ging dann zurück in mein Büro. Dort wartete Lily schon auf mich. Sie schaute aus dem Fenster und drehte sich um, als sie mich die Tür schließen hörte. " Wieso hast du mir nicht erzählt, dass Kaoru und du die Sache mit Sony eingefädelt hatten?", legte ich meine Unterlagen auf dem Schreibtisch ab und setzte mich dann, Lily anblickend, auf meinen Stuhl. " Du hast nicht danach gefragt.", lächelte sie und stützte ihren Rücken. " Das Kind bringt mich noch um." " Vorher wird es auf der Welt sein. Langsam kannst du es nicht mehr verstecken." Ich stand auf und bat Lily somit sich zu setzen. " Danke.", ließ sie sich auf den Stuhl nieder und schien unendlich erleichtert, dass sie sitzen konnte. " Du solltest dich etwas schonen. Du siehst gar nicht gut aus." Und das tat sie wahrlich nicht. Etwas Ruhe täte Lily ganz gut. Seit dem Beginn des Projektes war sie nur noch auf den Beinen. Sie war mitunter eine der Ersten, die am Morgen im Büro erschienen und eine der Letzten, die wieder gingen. " Ausruhen kann ich mich, wenn das alles hier vorbei ist." Ich schaute Lily nur an. Sie wusste ganz genau, dass ich ihre Entscheidung nicht gutheißen konnte. Aber ich wusste für meinen Teil ebenso gut, dass ich Lilys Entscheidung respektieren musste. Schließlich war es ihr Leben und ihr Kind. " Wann sagst du es den anderen?", brach ich nach einer Weile Schweigen die Ruhe im Raum. " Ich weiß noch nicht. Sicher demnächst, wenn sie es nicht vorher schon merken." Lily versuchte ihre Gefühle, die sie dabei hatte, mit einem Lächeln zu überspielen. " Du solltest zu Shinya gehen. Sprecht euch aus." " Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht zu Shinya gehen. Viel wichtiger ist im Moment das Projekt." Sie war von meiner Idee überhaupt nicht angetan und stand auf. " Es tut euch allen ganz gut, wenn ihr aufhören würdet mir zu sagen, was das Beste für Shinya und mich ist." " Es tut mir leid, Lily. Aber du musst doch zugeben, dass es nicht so weiter gehen kann." " Nein, kann es nicht.", nickte sie und schritt dabei auf die Tür zu. " Kann es wirklich nicht." Dann war sie aus dem Raum verschwunden. Sie war einfach gegangen. Es noch realisierend, schaute ich die Tür an, durch welche meine Freundin verschwunden war. " Was tust du dir nur an, Lily?", fragte ich mich und ließ mich dabei wieder in meinen Stuhl, vor dem Schreibtisch, sinken. ~*~ Ich war Kira nicht böse und ich war auch in keiner Weise wütend auf sie. Sicher verstand ich, dass sie sich Sorgen machte. Dennoch konnte im Moment niemand etwas gegen diese Situation tun. Shinya und ich brauchten Zeit und am meisten brauchte Shinya diese. Auf den Bahnsteig stehend, um mit der Bahn nach Hause zu fahren, entschied ich mich spontan einen Umweg zu machen. Ich musste noch etwas anderes regeln. Ich musste das Problem mit Masa aus dem Weg schaffen. Und vielleicht, wer wusste das schon, konnte ich somit dann endlich auch das Kapitel mit Gackt abschließen. das war's mal wieder. sorry, dass es diesmal so lange gedauert hat, aber ich hoffe dennoch, dass sich das warten gelohnt hat. recht herzlichen dank an die kommischreiber sowie an ama-gimi. ich gebe mir mühe, dass das nächste kapi rascher kommt. bekomm ich feedback? man liest sich sayonara stoffel Kapitel 9: Don´t do an excessive thing -------------------------------------- Der Weg zu Masas und Gackts Haus wurde schwieriger, als ich gedacht hatte. Nach einer halben Ewigkeit, wie es mir schien, kam ich an dem altbekannten Haus an. Camuis Porsche stand nicht vor der Tür, also nahm ich an, dass er nicht da war. Dennoch brannte Licht und das ließ mich hoffen, dass ich wenigstens Masa, den ich sowieso sprechen wollte, erreichte. Abwägend, ob ich das Richtige tat, stand ich vor dem Haus, schaute mich um. Mittlerweile war es schon recht dunkel. Ich musste zugeben, dass ich nervös war. Nicht nur einmal überlegte ich, ob ich umdrehen und lieber wieder nach Hause gehen sollte. Schließlich nahm ich meinen Mut zusammen. Ich musste das mit Masa endlich klären. Somit klingelte ich an der Tür und wartete, dass jemand öffnete. Lange tat sich nichts, doch dann vernahm ich Schritte und Masa, der mich nicht wenig entsetzt anschaute. " Camui ist nicht da.", meinte er gleich noch ehe ich hätte etwas sagen können und gleich darauf war die Tür wieder zu. Was sollte das denn jetzt bitte? Hartnäckig bleibend, klingelte ich noch mal. " Was?", stand Masa wieder vor mir. " Ich möchte nicht zu Camui, sondern zu dir." Masa sah wütend aus und war ganz und gar nicht erfreut mich zu sehen. Dennoch versuchte ich dran zu bleiben. Ich konnte Masa letztendlich auch verstehen. " Zu mir?", fragte er kühl. Ich nickte nur und kam mir irgendwie etwas dämlich vor, da ich noch immer vor der Tür stand und indirekt darum bettelte rein gelassen zu werden. " Ich muss mit dir reden Masa...bitte, so kann es doch nicht weiter gehen." Kurz erwiderte er meinen Blick, dann öffnete er die Tür weiter, um mich einzulassen. " Arigatou!", meinte ich, als ich das vertraute Haus betrat. Dabei bemerkte ich, dass ich in meiner Nervosität mal wieder ins Englische gewechselt war. " Du weißt ja wo das Wohnzimmer ist. Ich komme gleich nach." Masa verschwand darauf in der oberen Hälfte des Hauses. Ich begab mich ins Wohnzimmer, wo ich auf Belle traf, die auf der Couch zusammengerollt lag. " Hey, Süße.", setzte ich mich daneben. Belle wedelte mir zu und ließ sich streicheln. Hunde vergaßen einen auch nie. Ich verwöhnte Belle mit Streicheleinheiten, als Masa im Wohnzimmer erschien. Er verschränkte seine Arme und blieb mitten im Raum stehen. " Gut, du wolltest reden, also rede." Wieder diese kühle Art. So kannte ich Masa noch gar nicht. Ich hätte auch nie geglaubt, dass er so sein könnte. Masa schien mehr als wütend auf mich zu sein. " Kannst du dich nicht erst einmal setzen?", bat ich ihn und schaute dabei auf den Sessel, welcher der Couch, auf der ich saß, gegenüber stand. Er kam murrend der Bitte nach und ich dachte mir, dass es wenigstens schon mal ein Anfang war. " Du weißt, dass, wenn ich jetzt sage, es tut mir leid, es nichts bringen wird...", begann ich und wurde prompt von Masa unterbrochen. " Ganz recht und eigentlich bin ich nicht mal gewählt deine Ausführung bezüglich der Sache anzuhören. Ich hatte dir damals vertraut und das weißt du." Ich nickte und schaute auf meine Hände, die noch immer den Hund streichelten. " Ich hasse dich dafür. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr. Was willst du hier? Hier in Japan?" " Nicht das, was du denkst.", traute ich mich gar nicht auf zu schauen. " Ah ja, was denke ich denn?" " Dass ich unter anderem wegen Camui hier bin und..." " Nicht?" " Verdammt!", sprang ich wütend auf. " Lässt du mich mal aussprechen? Ich bin ganz gewiss nicht wegen Camui da. Die ganzen letzten 4 Jahre hatte ich gewiss was anderes zu tun als daran zu denken, wie ich dir deinen Mann ausspanne." Meine Stimme war laut und ich merkte, wie mir regelrecht die Luft vor Wut aus den Lungen gepresst wurde. Seufzend ließ ich zurück auf die Couch fallen und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. " Dann sag mir wieso du das getan hast? Was war mit Shinya? Du hast nicht nur mich, sondern auch ihn hintergangen, oder?" Masa war jetzt ruhiger, was mir nur sagte, dass ich schon lieber auf dieser Basis ein Gespräch führen würde. " Lass Shinya daraus, okay? Ich hab genug Sorgen am Hals. Es geht mir darum, dass DU verstehst, dass ich nichts von Camui möchte. In keiner Weise. Camui weiß das, ich habe es ihm mehr als ein Mal gesagt." " Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wieso?" Er lehnte sich etwas vor, taxierte mich regelrecht. " Es war nicht geplant gewesen. Wir waren Essen gewesen, haben uns gut unterhalten und dann sind wir auf Shinya zu sprechen gekommen. Ich weiß nicht mehr was genau alles geschehen ist, aber ich weiß, dass ich es bereue. Ich bereue das, Masa, hörst du. Ich weiß nicht, was Camui darüber denkt, aber..." " Er nicht.", unterbrach Masa mich zur Abwechslung mal wieder. " Was?", verstand ich nicht. " Er bereut es nicht.", erhob er sich aus dem Sessel und lief einige Schritte ehe er sich zu mir umdrehte. " Als wir darüber gesprochen hatten, da hatte er mehr als ein Mal gesagt, dass er es immer wieder tun würde. Und weißt du wieso?" Ich schüttelte völlig gelähmt von Masas Worten den Kopf. " Weil er dich liebt. Er hat es mir einfach so ins Gesicht gesagt." Ich hörte Masa schniefen und dann lief ihm eine Träne die Wange hinunter. Ich fühlte mich so schäbig. Was hatte ich nur angerichtet? "Scheiße! Ich hätte ihn umbringen können, bei den Worten. Stattdessen hab ich ihm verziehen, habe gehofft, dass die Zeit schon die Wunden heilen würde. Und jetzt, wo ich dachte, dass alles endlich wieder laufen würde, da tauchst du auf. Einfach so, ohne Vorwarnung." Masa weinte weiter, was mich nur noch mehr lähmte. Ich wünschte, dass sich unter mir der Boden auftun würde. Aber nichts geschah. " Er ist so ein Arsch, und dennoch liebe ich ihn." " Es war gewiss nicht meine Absicht..." " Sicher war es nicht deine Absicht.", brüllte Masa plötzlich, so dass ich zusammen zuckte. " Es war doch nie eure Absicht. Wisst ihr, was? Ihr könnt mich mal. Ich weiß selber, dass ich ein Mann bin und Camui niemals das geben kann, was du ihm als Frau gibst." " Masa, das ist totaler Schwachsinn. Ich kann ihm gar nichts geben und ich will auch nicht. Ich habe Camui meine Freundschaft angeboten. Wenn er das nicht wahrnimmt, dann muss ich die Beziehung zu ihm abbrechen.", stand ich nun auch auf und ging auf Masa zu, blieb vor ihm stehen. " Ich liebe Shinya, und niemand anderes. Der Grund wieso ich in Japan bin, ist, dass ich ein Angebot von Sony erhalten habe und ich somit Shinya wieder näher sein kann. Hätte ich geahnt, dass es besser wäre nicht zu kommen, dann wäre ich bei meinem beschissenem Mann geblieben, der mich nicht nur ein Mal halb tot geprügelt hat." Nun liefen auch mir die Tränen die Wangen hinunter und Masa war es, der geschockt schaute. " Du bist verheiratet?", fragte er leise. " Noch.", hob ich meine linke Hand, zeigte ihm den Ring. " Ich lass mich gerade scheiden." " Was ist mit Shinya? Ich dachte..." " Es war ein Fehler. Lass uns nicht über Shinya sprechen...bitte, nicht über Shinya.", schluchzte ich und versuchte vergebens die Tränen aus meinem Gesicht zu wischen. Eine Ruhe lag nach all dem ganzen Hin und Her zwischen uns. Die zu meiner Verwunderung nicht unangenehm war. Ich fühlte mich eher etwas befreiter. Das Gespräch mit Masa hatte auf seine Art gut getan. Auch, wenn noch nicht alles geklärt war. Ich wollte gerade ansetzen, um etwas zu sagen, als die Haustür ins Schloss fiel. Masa und ich schauten uns an. " Camui.", flüsterte er. Doch noch ehe ich hätte etwas tun können, stand er im Wohnzimmer. Er war völlig in schwarz gekleidet und schaute mich fragend an. " Lily? Was machst du hier?", wollte er auf mich zukommen, merkte aber, dass ich einen Schritt zurück machte und blieb stehen. " Ich wollte gerade wieder gehen.", meinte ich darauf, wischte mir die restlichen Tränen aus den Augen. " Danke, dass du mir zugehört hast.", richtete ich an Masa, der mir zunickte. Man sah ihm an, dass ihm die Situation nicht zusagte, dass er Camui und mich in einem Raum hatte. " Denk an meine Worte.", flüsterte ich noch ehe ich an Camui vorbei das Wohnzimmer verließ. Dankbar, dass mir keiner folgte, ließ ich auch das restliche Haus hinter mir. Draußen stellte ich fest, dass es mal wieder regnete. " Shit! Was ist denn das für Wetter hier?" Musste ich wohl oder übel da durch. Mich darauf einstellend, dass es ein nasser Nachhauseweg werden würde, stand Masa plötzlich hinter mir und hielt einen Regenschirm über mich. " Warte, ich gebe dir Klamotten und dann fährst du mit Camuis Kawasaki nach Hause.", bot er mir an. Ich schaute nur fragend. Wieso? Wieso tat er das? " Komm schon. Sonst überlege ich es mir doch anders." Ich folgte ihm zurück ins Haus und sah Camui, der noch immer an der Wohnzimmertür stand. Er schaute mich an, sagte aber nichts. Mit meinen Augen verfolgte ich Masa, der wieder mal im oberen Stockwerk verschwand, um mir die Klamotten zu holen. Als er wieder hinunter kam, standen Camui und ich unverändert da. " Hier! Das müsste dir passen. Du hast ja immerhin dieselben Maße wie ich.", drückte er mir die Motorradkluft in die Hand. " Danke.", meinte ich und verschwand damit im Bad, wo ich mir die Klamotten überzog. Nachdem ich das getan hatte, ging ich wieder zurück in den Flur. Masa stand an Camui gelehnt und ließ sich von ihm den Nacken kraulen. " Gut, ich werde dann mal.", schaute ich auf die Uhr an der Wand. Es war 22 Uhr. Camui kam darauf auf mich zu und hielt den Schlüssel für seine Kawasaki vor die Nase. " Lass sie aber ganz.", lächelte er. Ich getraute mich gar nicht ihn anzuschauen und blickte deshalb zu Masa hinüber. " Nun nimm schon. Ich hab lediglich was zum Thema ins Bett gehen gesagt, nicht was zur Freundschaft.", meinte er betont kühl, das den Worten einen harten Beigeschmack gab. Ich nickte und nahm Camui in die Augen blickend die Schlüssel ab. Dabei musste ich an Masas Worte denken: ,Weil er dich liebt'. Das Leben war so ungerecht. Masa liebte Gackt abgöttisch und Camui lenkte sein Augenmerk auf mich, obwohl ich Shinya liebte. " Man sieht sich.", verabschiedete ich mich und verschwand zum zweiten Mal aus der Haustür. Die Kawasaki stand dort, wo sie auch früher stand, somit hatte ich keine Probleme sie zu finden. Kaum, dass ich den Helm aufgesetzt hatte und den Schlüssel ins Zündschloss gesteckt, vibrierte meine Handy in der Brusttasche meiner Jacke. Fluchend setzte ich den Helm wieder ab und fummelte mein Handy heraus. " Ryan.", meldete ich mich genervt. " Hab ich dich geweckt oder so?", vernahm ich zu meiner Verwunderung Daisukes Stimme am anderen Ende. " Wo hast du die Nummer her?" " Seit ihr Europäer denn alle so griesgrämig, wenn man euch anruft?", überging er einfach meine Frage. " Die, was willst du?" " Wir wollten alle in einer halben Stunde feiern gehen, wegen dem Projekt. Na ja, da wollten wir dich fragen, ob du auch kommst. Kira ist auf jeden Fall dabei." " Ich weiß nicht Die. Ich stehe gerade vor Gackts Haus und ich müsste mich noch umziehen..." " Ach, Blödsinn." Wieso unterbrachen mich heute nur alle? " Ich bin ganz in deiner Nähe. Läufst du?" " Nein, ich fahre mit dem Motorrad." " Gut, dann treffen wir uns in 10 Minuten an der ersten großen Kreuzung, auf die die "Landstraße" führt." " Hatte ich ,Ja' gesagt?", fragte ich beleidigt. Seit wann entschied man einfach über meinen Kopf hinweg? " Nun mach schon. Alle sind da, also wirst du jawohl auch kommen." Eigentlich hatte ich keine Lust Shinya zu begegnen, dennoch sagte ich zu. Es war immer hin besser, als alleine in der Wohnung zu sitzen und vor sich hin zu vegetieren. Wie verabredet traf ich mich Die an der Kreuzung. Auch er fuhr mit einem Motorrad. " Kein Auto?", fragte ich ihn an einer Ampel. " So finde ich schneller einen Parkplatz. Der Club ist gut besucht, trotz der Preise, und somit sind die Parkplätze meist restlos besetzt." Ich nickte und folgte Die dann zu dem Club. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass ich mir nicht einmal den Weg dorthin gemerkt hatte, da ich Mühe gehabt hatte, Die überhaupt durch den dichten Straßenverkehr zu folgen. Wir parkten zusammen in einer kleinen Parklücke zwischen zwei Autos. " Das nenne ich doch mal passend.", nahm Die den Helm ab. Ich tat es nach und schaute ihn nur fragend an. " Wir stehen hinter Shinyas Auto und vor Kiras.", lächelte er. Jetzt fiel mir erst auf, dass es tatsächlich Kiras schwarzer Toyota war. Vor uns stand ein weißer Lexus GS. Ich pfiff ein Mal anerkennend. Nicht schlecht das Auto und schweineteuer. " Die Luxusklasse von Toyota, ja?", fragte ich eher rhetorisch. " Klasse Auto, oder? Shinya hat echt nen Volltreffer gelandet." " Respekt.", meinte ich nur, strich mit den Finger langsam über den Lack am Heck. " Sieh es als euer Auto an.", lachte Die, der meine Begeisterung für dieses Auto zu sehen schien, und ging über die Straße zu dem Club. " Was? Unser Auto?", rannte ich nach. " Nicht? Wir hoffen alle mal, dass es so sein wird.", waren Dies letzten Worte. Ich versuchte nicht weiter über seine Worte nachzudenken. Sie würden mich eh nur verwirren, mich melancholisch stimmen und das würde sowieso schon allein Shinyas Anwesenheit die nächsten Stunden tun. Im Club war es wirklich voll. Wo man hinsah waren nur Leute. Eigentlich war ich nicht so für Menschenmassen, aber der Club gefiel mir dennoch. Es war gute Rockmusik, das Licht war angenehm und die Stimmung war ausgelassen. Ich versuchte an Die dran zu bleiben, was sich als äußerst schwierig herausstellte, da er sich recht behände durch die Menschenmassen bewegte. Wir hatten schon ein gutes Stück geschafft, als ich den Club nun auch näher betrachten konnte. In der Mitte des Clubs befand sich der Tresen, rings außen standen die Tische. In einer großen Sitzecke sichtete ich auch einen Teil der Truppe. Darunter wie angenommen Kira und Shinya. " Noch da?", drehte Die sich um und versuchte gegen die lauten Bässe der Musik anzukommen. Ich nickte nur, warf einen weiteren Blick auf die Leute um mich herum. Als wir am Tisch der anderen ankamen, sah ich, dass alle, außer Toshiya schon da waren. Zudem war Shinya auch nicht allein da, sondern mit Machiko. Ebenso war Kaorus Verlobte Midori anwesend. Die begrüßte alle und ich umarmte Kira zur Begrüßung. " Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst.", flüsterte sie mir ins Ohr. " Ich auch nicht.", lächelte ich und setzte mich dann neben sie. Neben ihr saß Kyo, der mir zuzwinkerte und dabei genüsslich an seiner Zigarette zog. Gleich neben Kyo saßen Shinya und seine Freundin, dann kamen Kaoru und Midori, so, dass Die mir gegenüber saß. " Wo ist Toshiya?", fragte dieser gleich in die Runde und sprang auf. " Er müsste ebenfalls gleich auftauchen.", meinte Kaoru. Die nickte darauf, fragte mich nach meinen Wünschen, was das Trinken anging und verschwand, nachdem ich ,Cola' geäußert hatte, auf den Weg zur Theke. Ich folgte ihm mit meinen Blicken bis er in der Masse außer Sichtweite geriet. Ganz deutlich konnte ich dabei fühlen, wie Shinyas Blicke auf mir ruhten. Doch als ich zu ihm sah, schaute er ebenfalls in die Richtung, in der Die verschwunden war. Ich nutzte die Ruhe um meine Person, um Machiko näher zu betrachten. Sie war eine schöne Frau, ohne Frage. Dennoch schlug irgendwas in mir Alarm. Mochte es die so genannte weibliche Intuition sein oder einfach Etwas, das ich offiziell noch nicht verarbeiten konnte. " Wie kommst du eigentlich in Motorradkleidung.", holte Kira mich aus meiner Beobachtung. Gleich darauf schauten mich auch die anderen an. " Ich war gerade eben noch bei Masa und Gackt gewesen, als Die mich angerufen hat. Da es draußen regnet, hatte Masa mir angeboten, dass ich Camuis Kawasaki nehme.", schaute ich bei der Erklärung zur ,Abwechslung' mal wieder in die Menschenmenge, wo ich auch Die sah, der mit den Getränken zurück kam. " Und, hat es was gebracht?" Ich fragte mich gerade ernsthaft, wieso Kira das Thema vor allen ausbreiten musste. " Was gebracht?" " Dein Gespräch mit Masa. Du hast doch mit Masa gesprochen, oder?" " Ja, so ungefähr. Ich denke nicht, dass alles geklärt ist, aber wir können wenigstens miteinander reden.", nahm ich Die mein Glas ab und nickte dankend. " Da bin ich aber froh.". waren Kiras letzte Worte dazu. Das Gespräch wurde darauf allgemein auf das neue Projekt gelenkt und ich war unheimlich froh, dass es auch dabei zu bleiben schien. Eine gute dreiviertel Stunde sah ich Toshiya, der lächelnd auf uns zukam. " Ich...muss auf Klo.", sprang Kira plötzlich auf und bevor ich sie aufhalten konnte, war sie in der Menge verschwunden. Toshiya schaute ihr verwirrt hinterher, ließ sich neben mich auf den Platz nieder, nachdem ich zu Kyo aufgerutscht war. ~*~ Mein Weg hatte mich eher weniger zum Klo verschlagen. Die Bar machte es auch. Toto freie Zone. Ich bestellte mir eine Bloody Mary und setzte mich auf einen freien Hocker an der Bar. Dort trank ich in Ruhe und beobachtete die tanzenden Leute auf der Tanzfläche. Ich saß eine Weile in Gedanken versunken da, als mich eine Stimme aus der Beobachtung riss. " Fliehst du vor mir?", stand Totchi neben mir, lächelte leicht. Soviel zur Toto freien Zone. Als ich mich ihm zuwandte, bestellte er gerade beim Barkeeper eine Cola. " Nur ne Cola?", ignorierte ich seine Frage. Er lehnte sich an den Tresen, schaute mich an. " Es reicht doch, wenn einer von uns beiden Alkohol trinkt. Wer soll denn sonst fahren?" Ich hatte Mühe nicht an meinem Getränk zu ersticken, als ich seine Worte vernahm. " Fahren? Du willst mich fahren?" " Ja." " Dann kann ich mich ja wirklich zusaufen." Totchi schüttelte nur den Kopf, nahm einen Schluck von seiner Cola. Mit einem breiten Grinsen lehnte er sich zu mir runter, dass ich seinen Atem am Hals spüren konnte. " Dann solltest du aufpassen, dass ich die Situation nicht ausnutze." Ruckartig wandte ich meinen Blick zu ihm, fixierte seine Augen und grinste nur. Eine Weile schauten wir uns nur an bis Toto sich wieder zu mir hinunterlehnte und leise in mein Ohr flüsterte: " Und, hab ich denn immer noch so einen geilen Arsch wie früher?" Langsam glaubte ich, dass er derjenige von uns beiden war, der angetrunken war. " Mmh, das muss ich später noch mal in Ruhe beurteilen.", kniff ich ihm in den Hintern und ging dann mit einem breiten Grinsen zurück zu den anderen. Totchi folgte mir auf einigen Metern. Ich setzte mich neben Lily, worauf er sich neben mich setzte und einen Arm um mich legte. Fragend schaute ich ihn an. Was machte sein Arm denn bitte da? " Ich will nicht runterfallen, muss mich ja irgendwo festhalten.", meinte dieser nur ruhig. Alles klar. " Und Ratzinger trägt Spitzenunterwäsche." " Mmh, mich würde die Unterwäsche von jemand anderem mehr interessieren.", kam prompt. Ich schüttelte nur innerlich den Kopf. Na, das hatte ich echt vermisst. Nicht darauf weiter eingehend, warf ich einen Blick in die restliche Runde. Lily unterhielt sich über den Tisch hinweg mit Die, während Kaoru und Kyo sich über die Vor - und Nachteile von Hentais unterhielten. Dabei hielt sich Midori keineswegs zurück. Shinya hatte genug mit Machiko zu tun, die ihre Finger nicht bei sich behalten konnte. Lily warf einen kurzen Blick zu ihnen, schaute mich dann an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Was konnte ich schon tun? Mir tat es ja auch leid. " Kommst du mit?", hörte ich Die Lily fragen. Diese nickte nur und entledigte sich der Motorradjacke. Darunter trug sie ein schwarzes T - Shirt, was eigentlich nur zu deutlich ihren Umstand zeigte. Keiner sagte jedoch etwas, sondern guckten nur. Lily ließ sich nicht beirren, folgte Die zur Tanzfläche. Da neben mir nun Platz war, rückte ich wieder zu Kyo, der mit Kaoru noch immer über das gleiche Thema sprach. Kaum war ich ein paar Zentimeter gerückt, merkte ich auch gleich wieder Totchis Arm, der sich um meine Schultern legte. " Okay, was ist es diesmal?", fragte ich ihn gleich. " Ich brauch doch auch was zum Kuscheln.", legte er auch den anderen Arm um mich, vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Einen Blick zu Kaoru, ließ mich in ein grinsendes Gesicht blicken. Wenigstens freute sich einer. " Machiko, bitte!", vernahm ich unerwartet Shinyas harsche Stimme. " Was ist verdammt noch mal mit dir los?", zickte sie gleich. " Lass mich einfach los.", schob er sie von sich weg. Die anderen schauten nur perplex, verstanden Shinyas Reaktion wohl ebenso wenig. Noch ehe einer etwas hätte erwidern können, war Shinya aufgestanden und genervt vom Tisch verschwunden. Alle blickten sie nur an, beachteten sie jedoch nicht weiter. ~*~ Es lief gerade "About a girl" von Nirvana, während Die und ich immer noch ausgelassen tanzten. Ich wollte gerade eine Pause einlegen, als ich Shinya an uns vorbei ziehen sah. Irritiert schaute ich ihm hinterher, worauf auch Die sich umdrehte. Gleich darauf rannte Machiko hinter ihm her. "Was war das denn jetzt bitte?" "Ehestreit?" "Schlechter Witz, Die, ganz schlechter Witz.", meinte ich und machte Anstalten den Beiden hinterher zu gehen. Die griff nach meinem Arm und zog mich zurück. "Was wird das denn jetzt?" "Nach was sieht es denn aus?" "Du willst denen doch nicht etwa wirklich hinterher laufen?" Kurz schaute ich an ihm vorbei und tat so, als würde ich überlegen, ehe ich ihn wieder anschaute und lächelnd meinte: "Ja, eigentlich schon." "Schade eigentlich nur, dass du nicht dazu kommen wirst.", schnappte er sich meine Hand und zog mich zurück zu den anderen, wo wir uns gegenüber von Kira und Toshiya setzten. Kaum saßen wir, drängelte sich Shinya an uns vorbei, setzte sich wieder auf seinen Platz. Er schien alles andere als ein gutes Gespräch geführt zu haben. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie verspürte ich eine gewisse Genugtuung bezüglich deren Streits. Shinya schaute mich nur an und griff nach seinem Glas, trank einen Schluck, wobei er mich nicht aus den Augen ließ. Erst Kira und Toshiya rissen mich von Shinyas Blicken los. ~*~ Toshiya hatte sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben, während unsere Hände miteinander spielten. Lächelnd blickte ich auf seine Hand, die immer wieder über meine strich, wie seine Finger sich mit meinen verschränkten. Es war so ein wunderschönes Gefühl Totchi so nah zu sein. Wie hatte ich nur die ganzen Monate ohne ihn auskommen können? " Es ist schön mit dir.", murmelte Toto an meinem Hals, hauchte einen Kuss auf diesen, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Am liebsten hätte ich ihn an mich gezogen, ihn hemmungslos geküsst, aber irgendetwas blockierte diese Handlung in mir. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Ich warf eher einen Blick zu Lily hinüber. Die hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt und sagte ihr etwas ganz nah ins Ohr. Dabei trafen sich Lilys und mein Blick. Ich lächelte leicht, was sie kurz erwiderte bevor sie sich wieder Die zuwandte. Meinen Blick weiter in der Runde schweifen lassend, merkte ich, dass Shinya Lily und Die ganz genau beobachtete. Sein Blick war skeptisch und ihn schien Dies Nähe zu Lily keineswegs zuzusagen. Shinya schien gefühlsmäßig in einer Zwickmühle zu stecken, was ich rechtgut nachvollziehen konnte. Ich nahm mir vor ihn bei Zeiten mal zur Seite zu nehmen. Er hatte zwar in den letzten Jahren nicht gerne über sich und Lily gesprochen, aber er brauchte sicher jemanden, der mit ihm über das Thema sprach. Noch ehe ich weiter in die Runde schauen konnte, spürte ich plötzlich, wie Totchis Hand meine losließ. Erst schaute ich irritiert auf meine Hand, die nun allein auf meinem Schoß lag bevor ich sanfte Finger an meinem Kinn spürte, die mich langsam zu Toto dirigierten. Er lächelte wieder so unwiderstehlich, als sich unsere Blicke trafen. Lange schaute ich in seine dunklen Iriden, versuchte zu erkennen, was er wohl dachte, während seine Finger hauchzart meine Kinnpartie entlangfuhren, meine Wange, um in meinem Nacken zur Ruhe zu kommen. Ich ahnte, was er vor hatte, war aber dennoch völlig überrascht, als ich seine weichen Lippen auf meinen spürte. Die Gefühle, die mich in diesem Moment durchströmten, waren unbeschreiblich, kaum in Worte zu fassen. Sanft erwiderte ich den Kuss, lehnte mich etwas weiter zu ihm, um seine Nähe mehr genießen zu können, als plötzlich Pfeifen und Gegröle unsere Zweisamkeit störte. Totos Lippen verschwanden, was mich nur die Augen widerwillig öffnen ließ. Mein erster Blick fiel auf Die, der grinste wie ein Honigkuchenpferd. " Das wir das noch mal erleben durften.", meinte Kyo neben uns. Auch er lächelte. Es schienen alle regelrecht erleichtert. Doch das war noch nichts gegen die Gefühle in mir. Glücklich umarmte ich Totchi, vergrub nun meinerseits mein Gesicht in seine Halsbeuge. Nebenbei bemerkte ich, wie jemand an Toto und mir vorbei ging. " Shinya?!", flüsterte Totchi. Ich hob meinen Kopf und sah gerade noch, wie Shinya in der Menge Richtung Ausgang verschwand. " Lass mich gehen!", versuchte Lily sich aus Dies Griff am Oberarm zu befreien. " Nein!", zog er sie wieder neben sich. " Ich werde gehen.", erhob ich mich, mit einem weiteren Blick zu den anderen, auf den Weg durch die Massen, Shinya hinterher. Sorry, Lily, aber Die hat Recht. Es ist besser, wenn du Shinya nicht hinterher gehst. Als ich draußen ankam, empfing mich gleich ein kühler Wind. Shinya stand nicht weit vom Eingang entfernt, schaute gen Himmel und schien um Fassung zu ringen. Zumindest deuteten seine zu Fäusten geballten Hände darauf hin. Von den letzten vier Jahren wusste ich, dass es Mühe kostete Shinya aus der Fassung zu bringen. Umso mehr sorgte ich mich jetzt um ihn, denn er schien völlig von der Rolle zu sein. Langsam trat ich näher. Shinya bemerkte mich gleich und versuchte sich krampfhaft ein Lächeln abzuringen. " Ich hatte schon gedacht einer von der Band wäre mir nachgelaufen.", meinte er und schaute dann auf den Asphalt vor sich. " Was ist los? Du bist schon den ganzen Abend nicht ganz bei dir. Du hast nicht mal Machiko an dich heran gelassen." Ich stellte mich neben ihn, zündete mir eine Zigarette an. " Bin ich auch nicht. Machiko hatte mir auch noch den Rest gegeben.", meinte er leise. " Ich lasse mir ja Vieles gefallen und toleriere somit eine Menge, aber, wenn sie was gegen Lily sagt, dann...", brach er ab. " Du liebst sie immer noch so abgöttisch. Oh je, Shinya.", lächelte ich. " Ihr tut euch die ganze Zeit nur gegenseitig weh." " Seit sie wieder da ist...da...ich weiß nicht,...da muss ich andauernd an den Tag denken, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Es war im Proberaum gewesen und wir sollten euch die Songs beibringen. Ich war hin und weg...nie hätte ich geglaubt, dass es so was wie Liebe auf den ersten Blick gibt...aber bei ihr. Mmh, was sag ich da?! Du kennst das ja selber.", verschränkte er seine Arme vor der Brust. Es war doch etwas kühl hier draußen. " Wusstest du von dem Kind?", schaute er mich fragend an. In seinen Augen glitzerte es verdächtig. Nicht weinen Shinya, bitte. Tu alles, aber nicht weinen. Ich fühlte mich ja schon fast mies, dass es mit mir und Toto wieder aufwärts zu gehen schien, während Lily und Shinya immer noch in der Krise steckten. Ich nickte als Antwort und musste dabei mächtig schlucken. Ich wusste, dass diese Offenbarung Shinya nur noch mehr schmerzte. " Ich war so schockiert...wieso hat sie nichts gesagt? Ich meine..." Shinya schniefte. " Shit...Wieso sie?" " Ihr solltet miteinander reden. Euch nur anzuschweigen bringt nichts. Ich sehe euch doch beiden an, dass ihr reden wollt." Shinya nickte nur. " Die hat es zurzeit auch mit ihr.", sagte er unerwartet nach einer Weile des Schweigens. " Die und Lily hatten sich damals schon gut verstanden. Zudem musst du keine Angst haben. Die jagt doch noch immer Kyo hinterher, wie die Jahre davor auch schon. Wann das mal ein Ende hat, frage ich mich auch.", versuchte ich dazu zu animieren optimistisch zu bleiben. " Die ist hartnäckig. Sobald er eine Chance wittert, hält er daran fest und..." " Warte...", unterbrach ich ihn. " Ich glaube es ja nicht." Dachte ich da gerade richtig? " Nani?", schaute Shinya perplex. Ich hatte den Armen gerade völlig überrannt. " Ich glaub es nicht...kneif mich einer. Er versucht sicher durch Lily an Kyo heran zu kommen. Das würde auch sein Benehmen erklären." " Wie bitte?", wurde zu meiner Verwunderung nun auch Shinya ungehalten. " Der Gute hat mich letztens nach Lilys Handynummer gefragt und wollte mir nicht sagen wozu. Na, jetzt wird mir ja einiges klar." " Meinst du Lily macht da mit?" " Weiß nicht. Na ja, wenn, dann scheint es irgendwie den Falschen getroffen zu haben." " Den Falschen?" " Hai, denn irgendwie stehst du hier und nicht Kyo." Ich wusste nicht wieso, aber vielleicht hatte Dies Plan über Lily an Kyo heran zu kommen ja doch was Gutes. " Ich bin eher wegen dir und Toshiya raus.", meinte Shinya knapp, was mich kurz innehalten ließ. " Na vielen Dank aber auch.", tat ich entrüstet. " Nein, ich freu mich für dich und Toshiya. Die Trennung damals war echt hart für euch. Es war kaum möglich mit Toshiya eine Tour zu veranstalten. Einige Fans waren schon enttäuscht gewesen, weil er sie auf den Konzerten teilweise komplett ignoriert hat." Dabei hatte ich immer gedacht, dass Toto gerade auf Konzerten gerne den Alltagstrott abschaltete. " Na ja, und dann war auch noch seine Großmutter gestorben. Er hätte dich wirklich gebraucht." " Es tat mir leid. Ich war zu dem Zeitpunkt auch noch in Südkorea gewesen. Als ich zurückkam, hatte Kaoru es mir erst 3 Wochen nach ihrem Tod erzählt." " Kaoru hatte mir erzählt, dass er mit dem Gespräch gehofft hatte dich zu Toshiya zu bewegen. Er war enttäuscht, dass du nicht gekommen warst." " Ich war an ihrem Grab gewesen und habe jeden Monat Blumen hingelegt, und tue es auch jetzt noch." Der Tod von Toshiyas Großmutter hatte mich wirklich überrascht. Sie war eine tolle Frau gewesen und es wert, dass ich ein Mal im Monat nach Osaka fahre. " Diesen Monat muss ich wieder vorbei. Ich weiß gar nicht, was ich ihr damals als erstes für Blumen auf das Grab gelegt hatte..." " Es waren Orchideen.", kam es plötzlich hinter uns. Erschrocken davon, Totos Stimme zu hören, drehten wir uns um. " Seid ihr immer noch hier draußen? Die anderen suchen euch schon.", kam er auf uns zu, nahm meine Hand in seine, worauf er sie leicht drückte. Ich wusste, dass es wegen seiner Großmutter war und, dass er dankbar für meine Geste war. " Sind wir schon so lange draußen?", fragte ich ihn. Toshiya jedoch schien meine Frage erst nicht zu hören, da er Shinya beobachtete, der wieder gen Himmel blickte. " Fast ne halbe Stunde.", antwortete er dann doch. Jetzt bemerkte ich, dass er meine Jacke bei sich trug. " Willst du gehen?" Toto nickte und reichte mir meine Jacke, die ich mir rasch überzog, denn langsam wurde es mehr als kalt. " Was wirst du jetzt tun, Shinya?", wandte er sich dann an ihn. " Mmh, mal sehen. Ich denke, dass ich den Abend hier auch abbrechen werde. Machiko ist nach Hause und wie ich den Rest kenne, wird der auch bald aufbrechen.", versuchte er zu lächeln. Mir war klar, dass es ihm schwer fiel Toto und mich wieder zusammen zu sehen. Doch nicht nur mir schien das aufzufallen, sondern auch Totchi, denn der ging zu ihm, nahm ihn in den Arm. " Wieso gehst du nicht rein und redest mit ihr. Machiko ist gerade jetzt nicht da und..." " ...Nein!", unterbrach Shinya ihn. " Ich bin noch nicht soweit. Das müsst ihr verstehen." Toto ließ ihn los, nickte ergeben. " Gib nicht auf, hörst du? Ihr gehört beide zusammen, und das weißt du genauso gut, wie jeder andere von uns." " Ihr solltet gehen.", wimmelte er uns ab. Er wollte nicht über dieses Thema reden, wie schon zuvor. Was hatte Totchi erwartet? " Okay. Wir sehen uns morgen im Tonstudio?", fragte Toto noch bevor er meine Hand nahm und mich zum Auto geleitete. Shinya nickte nur, schaute dabei wieder in den Himmel. " Er tut mir leid.", meinte ich zu Totchi, als wir am Auto ankamen. " Shinya und Lily müssen den Schritt selber tun. Keiner von uns kann ihnen etwas abnehmen, denn letztendlich sind sie erwachsene Leute und für ihr Leben selber verantwortlich. Als Freunde können wir ihnen nur unter die Arme greifen, ihnen Hilfe anbieten. Shinya will damit scheinbar alleine klar kommen.", blieben wir vor der Fahrertür stehen. " Ich habe eher das Gefühl, dass er jemanden zum Reden gebrauchen könnte.", war meine Ansicht. " Und ich brauch dich.", nahm Toto mich in die Arme. Ich schmiegte mich an ihn, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. " Ich bin hier.", erwiderte ich nur. " Für immer. So, wie ich es dir versprochen habe." Totchi nickte, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und schaute mich an bevor er mich sinnlich küsste. Nach einer Weile trennte er sich zu meinem Bedauern nur schon wieder. " Später.", flüsterte er und griff in meine Jackeninnentasche, um den Autoschlüssel hervor zu holen. Er wusste immer noch zielgenau, wo sich meine Sachen befanden. " Ich fahre wie versprochen." Darauf ging ich um das Auto herum und folgte ihm in den Wagen. Nachdem wir uns angeschnallt hatten, gab er mir noch einen Kuss auf die Wange ehe er den Wagen startete und den Weg nach Hause, zu sich, antrat. ~*~ Als die Drei nicht mehr wieder zurückkamen, war mir schon in etwa klar gewesen, dass sie nach Hause gefahren waren. Ich war ein wenig enttäuscht, dass auch Shinya gegangen war. Konnte er meine Nähe nicht ertragen? Wollte er wegen dem Kind jetzt erst Recht nichts mehr mit mir zu tun haben? Mich hätte es keineswegs gewundert und es schien mir nur logisch. Ich hatte diesem Mann mehr als wehgetan und tat es noch. Seine Distanz war also mehr als begründet. Nun saßen wir also nur noch zu fünft da. Doch das sollte auch nicht lange so bleiben. Etwa eine Stunde später entschied sich auch Die nach Hause zu gehen. " Sorry, Leute, aber für mich ist jetzt Schluss. Ich wollte zur Abwechslung mal wieder etwas früher ins Bett, damit ich für unsere Tonstudioaufnahmen morgen gerüstet bin.", stand er auf und warf bei seinen Worten einen entschuldigenden Blick in die Runde. " Kein Problem.", meinte ich nur, worauf er lächelte. Nach seiner Jacke greifend, winkte er Kyo, Kaoru und Midori zu, zog sich dann die Motorradjacke an. Sich zu mir hinunter beugend, nahm er mich in den Arm. " Immer positiv denken, ja?", flüsterte er mir ins Ohr. " Was?", verstand ich nicht. " Ich hab dein Gesicht gesehen, als Shinya nicht wieder zurückgekommen ist. Er wird seine Gründe haben und die müssen nicht unmittelbar mit dir zu tun haben.", strich er mit der Hand über die Nackenhaare, dass sich regelrecht eine Gänsehaut bildete. " Pass auf dich auf.", drückte er mir zur Überraschung noch einen Kuss auf die Lippen und verschwand dann ohne einen weiteren Blick zu den anderen nach draußen. Völlig perplex schaute ich ihm nach. Was sollte das denn jetzt bitte? Und auch noch vor Kyo... Ich ließ meinen Blick vorsichtig zu besagter Person wandern. Auch die anderen schauten perplex. Midori schien die jenige zu sein, die als erste wieder die Worte fand. " Ich dachte...Sind du und Die zusammen?", fragte sie das, was sich wohl gerade die anderen beiden auch fragten. " Nein.", schüttelte ich den Kopf. " Es war nur freundschaftlich." " Freundschaftlich.", zischte Kyo. Oh je, da hatte Die ja was angerichtet. Das hätte er nicht tun sollen, denn kurz darauf sprang auch Kyo auf, um nach Hause zu gehen. " Kyo!", bat ich ihn zu bleiben. " Wieso gehst du jetzt?" " Ich bin müde.", meinte er trotzig, verabschiedete sich schnell von den anderen beiden. Na, klasse! Kyo verschwand so schnell vom Tisch, dass ich Mühe hatte ihm zu folgen. " Kyo, bitte. Warte doch mal.", rief ich ihm nach. " Was?", blieb er zu meiner Verwunderung wirklich stehen. " Zwischen mir und Die läuft wirklich nichts." " Wer es glaubt." Er war doch nicht etwa eifersüchtig? Wenn das so war dann... " Ich finde es echt mies von dir, was du Shinya antust. Dieser Mann liebt dich immer noch über alles und du schlägst ihn voll eine in die Breitseite.", sagte er lauter, um gegen die Musik im Hintergrund anzukommen. " Wieso verdammt noch mal sagt jeder, dass nur Shinya mich liebt? Was ist mit mir...mmh? Denkt auch mal jemand daran wie es in mir aussieht? Denkt ihr mir macht es Spaß...die ganze Situation hier ist doch einfach nur eine riesige Scheiße.", brüllte ich ihm entgegen. Kyo schaute mich nur geschockt an. " Gomen nasai.", nahm er mich in den Arm. " Es kann doch keiner mehr mit ansehen." " Gleichfalls.", war alles was ich sagte. Darauf ließ ich Kyo stehen und machte mich auf den Weg zurück zum Tisch. Mir war klar, dass Kyo mit meiner Antwort vorerst nichts anfangen konnte, doch mir war ebenso klar, dass er auf die Bedeutung kommen würde. Irgendwann. ja, von stoffel gibt es auch noch längere kapitel.*gg* das nächste kapi wird wohl ebenso lang werden, denn ich hab nach dem konzi wieder so viele ideen... vielen lieben dank auch für die ganzen kommis. ich versuch das nächste kapi schnell nach zu schicken. sag nur schon mal so viel, dass es ein ADULT wird. danke auch an meine beta-leserin ama-gimi. würd mich weiterhin auf feedback freuen. man liest sich ja bekanntlich. sayonara stoffel Kapitel 10: Kiss me, kill me, love me ------------------------------------- Der Weg zurück zum Tisch, wo Kaoru und Midori noch saßen, entpuppte sich mittlerweile als Kinderspiel. Es waren kaum noch Leute da. Hier und da saßen noch kleine Grüppchen und schienen sich nicht trennen zu können. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 2 Uhr morgens war. Zumindest begründete es meine Müdigkeit, die sich immer deutlicher hervorhob. Kaoru und Midori schauten mich fragend an, als ich mich wieder neben Midori setzte. " Und, geklärt?", fragte Kaoru gleich, zündete sich eine Zigarette an. Ich antwortete nicht sofort, sondern beugte mich zu ihm und raubte mir seinen Glimmstängel. " Hey!", protestierte er. " Sorry, aber das brauch ich jetzt. Kyos Reaktion war wirklich heftig." " Er reagiert öfters so, wenn es um Die geht. In den letzten Jahren kennt man es schon nicht mehr anders." Kaoru zündete sich die nächste Zigarette an, diesmal mit Erfolg sie auch zu behalten. Ich nickte nur, nahm einen Zug ehe ich meinen letzten Schluck aus dem Colaglas nahm. " Heißt das, dass Kyo was von Die will?" Midori lachte leicht. " Ist dir das noch nicht aufgefallen? Ich glaube allen ist klar, dass Kyo was von Die will und umgekehrt." " Ich...nein, wusste ich nicht." Also beruhte es doch auf Gegenseitigkeit. Und nun? Was erwartete Die jetzt von mir? Dass ich das, was Kira und ich damals mit Masa und Camui getan haben auch bei den beiden durchziehe? Ich war immer noch der Meinung, dass es nicht gerade eine gute Idee darstellte. " Die beiden tanzen schon seit Ewigkeiten umeinander herum. Schon damals, als wir Kira und dich kennen gelernt hatten.", sprach Kaoru wieder. " So lange schon?" " Ich weiß was du jetzt denkst." " Was denn?" Schön das es wenigstens einer wusste. " Dass wir hätten was tun sollen." " Nein, ausnahmsweise denke ich das mal nicht.", lächelte ich. " Die hat mich letztens gefragt, ob ich ihm helfen könnte." Kaorus Augenbraue wanderte fragend nach oben. " Und? Hast du zugesagt?" " Natürlich nicht!" " Wieso nicht?" Midori lehnte sich nach vorne und nahm ihr Glas an sich, um ebenfalls etwas zu trinken. " Die und Kyo bedeuten mir viel und ich will nicht für irgendwas verantwortlich sein, wenn was schief geht. Nein, so ist es falsch ausgedrückt. Ich hatte Die gesagt, dass er mir den Beweis liefern soll, dass Kyo genauso empfindet." " Und er kann es nicht." " Sicher nicht. So wie ich Die kenne, hätte er doch sonst schon längst den ersten Schritt getan." " Hätte er.", stimmte Kaoru zu und erhob sich, um kurz zu verschwinden. Ich schaute ihm erst irritiert nach, sah dann aber, dass er auf die Toilette ging. " Lily?", drehte Midori sich zu mir. " Un." " Kann ich dich was fragen? Ich will dir nicht zu nahe treten. Also, wenn du nicht mit mir als fremde Person darüber reden willst, dann kann ich das verstehen. Aber Kaoru und ich dachten, dass du vielleicht gerade mit jemand Außenstehendes reden würdest." Ich wusste nicht so recht, worauf Midori hinaus wollte, nickte dann aber zustimmend. Keine Antwort geben konnte ich immer noch. " Es geht um das Kind, weißt du." Nein, nicht doch. Ich schloss kurz die Augen und hoffte, dass ich gerade die Frage falsch verstanden hätte. Dann schaute ich sie wieder an, versuchte ihr zu signalisieren, dass sie ihre Frage stellen konnte. " Wir waren heute schon überrascht, als wir es gesehen haben. Kaoru meinte, dass er nichts davon wusste. Wusste es überhaupt jemand?" Ich schaute auf meine Finger, die mit dem Zigarettenstummel spielten. " Kira und Toshiya wussten es. Ich hatte mich nicht getraut etwas zu sagen wegen...ach, scheiße.", ließ ich meinen Kopf auf der Tischplatte nieder und verschränkte meine Arme über diesem. " Hey, du kannst mit mir ruhig darüber reden. Ich werde es für mich behalten.", spürte ich, wie sie mir über den linken Unterarm strich. Noch einmal tief durchatmend richtete ich mich wieder auf, blickte sie an. " Ich hab mir die ganze Zeit noch keine Gedanken über das Kind gemacht. Für mich ist es nur ein Störfaktor. Es behindert mich nur noch." " Sag das nicht. Kinder sind was Tolles." Midori versuchte zu lächeln und mich damit aufzuheitern. " Wenn man den Mann fürs Leben gefunden hat und er auch der Vater ist, sicher. Aber wie soll ich das mit Shinya klären. Er wird das mit dem Kind nie akzeptieren." " Schätzt du ihn wirklich so ein? Shinya ist der toleranteste Mensch, den ich kenne. Du urteilst ziemlich hart über ihn. Du steckst in einer wirklichen blöden Phase. Sicher möchte keiner mit dir tauschen. Aber es bringt nichts, wenn du alles um dich herum egal werden lässt. Das Kind ist nun mal da und du wirst es behalten..." " Das glaube ich nicht.", unterbrach ich sie. Mittlerweile überlegte ich wirklich, ob ich es weggeben würde. " Was?" " Ich weiß nicht, ob ich es behalte. Ich fühle mich nicht bereit für ein Kind. Und zudem ist die momentane Zeit nicht unbedingt das, was ich einem Kind zum Aufwachsen bieten würde." " Lily!!", griff Midori nach meinem Handgelenk. Ihre Stimme wirkte fest und mir war klar, dass sie meine Entscheidung missbilligte. " Was erzählst du da? Es ist dein Kind. Du kannst es doch nicht einfach abschieben nur, weil es mit Shinya nicht funktioniert. Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?" Kaoru kam gerade zurück an dem Tisch und ich entriss ihr meinen Arm. " Es ist meine Entscheidung. Ich will es nicht und denke, dass das Kind besser dran ist, wenn es bei einer Mutter aufwächst, dass das Kind auch möchte." Ich merkte nicht nur Midoris, sondern auch Kaorus schockierten Blick. " Du willst das Kind weggeben?", fragte Kaoru und schaute mich an, als hätte er sich gerade verhört. Ich nickte nur. " Du solltest dir das noch einmal überlegen, wirklich. Vielleicht sieht es in zwei Monaten schon anders aus. Sicher, du steckst gerade auch karrieremäßig in einer komplizierten Lage. Aber du hast ebenso genug Freunde, die dir zur Seite stehen und dir helfen werden.", wendete sich seine Verlobte wieder an mich. " Lily, ich bin Ärztin und ich würde mich freuen, wenn du in den nächsten Tagen mal in der Klinik vorbei kommst. Du hast sicher mit noch keinem Arzt gesprochen seit du schwanger bist, oder?" Diesmal schüttelte ich den Kopf und ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Jetzt, wo Midori die Sache auf dem Tisch ausbreitete, wurde mir alles nur noch deutlicher vor Augen geführt. Der Schmerz in mir wurde nur noch tiefer. " Komm her.", stand Kaoru auf und nahm mich in den Arm, als die ersten Tränen in Bächen die Wangen hinunter liefen. " Weine ruhig.", strich Midori mir tröstend über den Oberarm. " Du solltest viel öfters über dieses Kind reden. Es ist ein Teil von dir und glaube mir, es ist eine tolle Sache Mutter zu sein. Und was Shinya angeht, selbst diese Sache löst sich. Machiko hat jetzt schon schlechte Karten. Shinya hat den ganzen Abend nur dich angeschaut. Und weißt du wieso?" Ich schüttelte nur den Kopf. Zum Reden war ich gar nicht mehr fähig. " Weil er dich liebt. Die ganzen vier Jahre schon und es wird wohl immer so sein. Klar, er ist im Moment verwirrt und weiß nicht wie er auf all die Neuigkeiten reagieren soll. Sicher bereut er auch die Beziehung zu Machiko. Er will dir bestimmt ebenso wenig wehtun, wie du ihm.", sagte Kaoru leise, strich kaum merkbar über meinem Rücken. Darauf sagte keiner mehr etwas. Ich ließ das gesagte auf mich wirken, versuchte es zu verarbeiten. Ab und zu ertönte ein Schniefen von mir, obwohl die Tränen langsam versiegten. ~*~ Toto bog gerade in die Zielstraße ein. Ich war nervös. Alles kam mir vor wie in einem Traum. Totchi saß neben mir und zeitweise hatte ich bei der Fahrt das Gefühl gehabt, dass alles wieder so wie früher wäre. Dass unsere Trennung gar nicht stattgefunden hätte. Aber so mehr ich versuchte gerade dieses Gefühl zu genießen, sagte mir doch mein Gewissen umso deutlicher, dass wir wieder fast am Anfang stehen würden. Sicher hatten wir uns gegenseitig vermisst. Jede einzelne Faser von mir schrie nach ihm, wollte ihn am liebsten gleich hier, aber es ging nicht so schnell. Schon allein der Gedanke meine Gefühle in Taten umzusetzen, löste einen Mechanismus in mir aus, der die Handlung blockierte. " Wir sind da.", parkte Totchi in der Nähe des Eingangs. " Ja.", antwortete ich und schnallte mich ab. Toto tat es mir gleich, nahm den Autoschlüssel an sich. Beide saßen wir im Auto und schauten nach draußen auf den dunklen Parkplatz. Ich spürte, dass er etwas sagen wollte. Es lag förmlich in der Luft. Ob es ihm genauso ging? Ob er auch nicht wusste, wie es weitergehen sollte? Seufzend lehnte er sich nach vorne, verschränkte seine Arme auf dem Lenkrad. " Ich will...ich will dir was sagen, aber ich weiß nicht wie. Ich bin seit langem wieder glücklich. Mein Herz tut so weh vor Glück, dass ich nicht weiß, wie ich es beschreiben kann, was ich fühle." Totchi blickte mich erst nicht an, aber dann schaute er vorsichtig zu mir. Ich erwiderte seinen Blick, streckte meine Hand aus und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. " Ich verstehe dich schon. Wir haben uns doch sonst auch ohne Worte verstanden. Acht Monate Trennung werden das sicher nicht geändert haben." Ich zitterte, als ich seine Gesichtskonturen nachzog und letztendlich an seinen süßen Lippen hängen blieb. Toto lächelte leicht, hauchte einen Kuss auf meine Fingerspitzen, die an seinen Lippen ruhten. Mein Herz schlug im schnellen Tempo gegen meinen Brustkorb. Er nahm meine Hand in seine und verschränkte unsere Finger. " Lass uns hinaufgehen.", flüsterte er. Ich konnte nur nicken. Jede Berührung prickelte und ich spürte förmlich die Spannung zwischen uns. Umso mehr vermisste ich seine Nähe, als wir aus dem Auto ausstiegen und mit dem Fahrstuhl in den 7. Stock fuhren. Ich fühlte mich wie ein Teenager, der Angst hatte etwas falsch zu machen, wenn man den anderen berühren würde. Ich war tierisch nervös und meine Hände waren feucht vor Aufregung. Dabei war ich nicht das erste Mal mit diesem Mann allein. Ich verstand mich nicht. Aber es schien Toto nicht anders zu gehen. Er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum, hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben und schaute zu, wie die Lichter, die die Etagen anzeigten, aufleuchteten. Ein ,Pling' signalisierte, dass wir angekommen waren. Ich schreckte bei dem Geräusch regelrecht zusammen so sehr war ich mit dem Beobachten von Toto beschäftigt gewesen. Totchi ging voraus und kramte aus seiner Jackentasche den Schlüssel hervor. Ohne einen Blick oder etwas zu sagen schloss er die Tür auf, ließ mich zuerst eintreten. Ich kam dem nach und zog als erstes meine Schuhe aus, hängte meine Jacke an die Garderobe. " Willst du was trinken?", fragte Totchi mich und durchbrach die Ruhe, die zwischen uns lag. " Gerne. Nen Wasser reicht." Er nickte und ging in die Küche. Ich machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, schaltete dort das Licht an und schaute mich um. Alles war immer noch wie früher. Es roch angenehm nach ihm. Hier fühlte ich mich noch immer heimisch. Ich blickte an die Wand, an denen Fotos von den Bandmitgliedern sowie mir und Toto hingen. Sofort fiel mein Blick auf ein Foto auf dem Totchi mich von hinten umarmte. Wir waren damals am Strand gewesen mit dem Rest von Dir en grey. Kaoru hatte das Bild gemacht. Es war ein schöner Tag gewesen und wenn ich mich nicht irrte, 2 Jahre etwa her. " Hier.", stand Toto schräg hinter mir und reichte mir das Glas mit dem Wasser. " Danke.", nahm ich es an und trank gleich einen Schluck, während ich weiterhin die Fotos betrachtete. " Du hast sie immer noch alle hängen?" " Sicher. Es zeigt jeden Menschen, der mir etwas bedeutet.", flüsterte er wieder. Sein Atem strich meinen Nacken, so dass sich die Nackenhaare aufstellten. Ich schloss die Augen, genoss einfach das Gefühl, dass er hinter mir stand. " Es sind sogar ein paar dazu gekommen.", merkte ich, wie er näher kam. Dann spürte ich, wie er sanft einen Kuss in meinen Nacken platzierte. Ein Schauer lief durch meinen Körper. Immer wieder küsste er meinen Nacken und meinen Hals, biss sachte hinein, um dann mit der Zunge versöhnlich darüber zu streichen. Eine Weile spielte ich passiv, ließ ihn machen. Doch, als er anfing seine Hände unter mein Shirt zu schieben, um meinen Bauchnabel zu streichen, konnte ich nicht mehr ruhig bleiben. Ich legte meine eine Hand in seinen Nacken, fuhr durch seine Haare, während die andere erst sacht über seine Hüfte fuhr, dann aber ebenfalls unter seinen Shirt verschwand und ihm am Rücken näher an mich zog. Ich hörte, wie sein Atem schneller ging, als er sich meinem Ohrläppchen zuwandte. " Toto.", keuchte ich, als seine eine Hand, unter meinem Shirt, höher wanderte, über meine Brust fuhr. Mit der anderen begann er die Knöpfe an meiner Jeans zu öffnen. Ich wollte jedoch nichts überstürzen, also nahm ich seine Hand in meine, drehte mich zu ihm um. " Wir haben Zeit.", flüsterte ich und schaute in seine dunklen lustverhangenden Augen. Er erwiderte nichts, sondern beugte sich zu mir hinunter, küsste etwas scheu meine Lippen. Plötzlich brach er ab, zog mich in eine Umarmung. Ich spürte, wie er leicht zitterte. " Hey, was ist?", kraulte ich seinen Nacken. " Nervös.", war alles was er herausbrachte. Ich lächelte leicht ob seiner Antwort. Mir ging es nicht anders. Ich fühlte mich wie vor meinem ersten Mal. Dieses Gefühl hatte ich verstärkt, als wir wenig später ins Schlafzimmer wechselten. Nachdem wir beide nacheinander im Bad waren und uns umgezogen hatten, für die Nacht, lagen wir nun nebeneinander im Bett. Wir hatten uns nicht einmal zugedeckt, sondern lagen oben drauf, schauten uns schweigend in die Augen. " An was denkst du?", fragte ich Toto, fuhr mit den Fingern sanft über seinen Oberkörper. Ich konnte deutlich spüren, wie sich eine Gänsehaut bildete und sah, wie sich die Knospen verhärteten. " An Vieles.", hauchte er. In seiner Stimme war deutlich die leichte Erregung zu hören. Ohne weiter auf seine Worte einzugehen, rückte ich ein Stück näher, küsste eine seiner verhärteten Brustwarzen. Totchi zog scharf die Luft ein, rutschte ebenfalls näher und schob ein Bein zwischen die meinige. Ich verteilte Schmetterlingsküsse auf seiner Brust, küsste mich Stück um Stück höher, um dann seine weichen Lippen einzunehmen. Er erwiderte sofort, ließ den Kuss inniger werden. Unsere Hände wanderten ungeduldig über den Körper des jeweilig anderen, schaukelten uns somit höher. Ganz langsam landete ein Kleidungsstück nach dem anderen auf dem Boden. Toto lag auf mir. Seine Erregung war spürbar, drückte gegen meine Lenden, aber wir wussten beide, dass wir keine Stück weiter gehen würden. Spielerisch biss Totchi in meiner Unterlippe, animierte meine Zunge dazu zu ihm zu kommen. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen, plünderte seine Mundhöhle. Meine Hände wanderten unruhig seinen Rücken entlang, strichen über seinen Hintern und verweilten da. Aus Luftmangel lösten wir uns. Totchi lächelte sanft, strich mir durch die Haare. " Ich hab dich so vermisst.", hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen. " Ich liebe dich.", winkelte ich meine Beine etwas an, damit er besser zum liegen kam. Totchi keuchte kurz, als sich seine Erregung gegen mein Becken rieb, vergrub aber gleich darauf sein Gesicht in meiner Halsbeuge. " Ich liebe dich auch.", küsste er meine Schulter ehe er es sich auf mir bequem machte. Lange lagen wir so da. Ich wusste nicht wie, aber irgendwann war ich dann doch eingeschlafen. ~*~ Ich war gerade dabei mit dem Motorrad nach Hause zu fahren. Kaoru hatte mich durch die Stadt gelotst und als ich wusste, wie ich weiter fahren musste, hatte ich ihm ein Zeichen gegeben. Die Straßen von Tokyo waren noch immer reichlich befahren, dafür, dass es 3 Uhr morgens war. Eine knappe halbe Stunde nach dem Losfahren, kam ich zuhause an. Ich stellte die Maschine in der Nähe meiner Wohnung ab und machte mich dann auf den Weg nach oben. In meiner Wohnung empfing mich tiefe Dunkelheit. Leise ließ ich die Eingangstür hinter mir ins Schloss fallen ehe ich erschöpft an der Tür in die Knie sank. " Shinya.", flüsterte ich, vergrub mein Gesicht in meinem Schoß und schlug die Hände über dem Kopf zusammen bevor ich merkte, wie mir wieder Tränen die Wangen entlangliefen. Wieso konnte es nicht aufhören so weh zu tun? Ich wollte doch nur wieder in seinen Armen liegen, glücklich sein. Immer wieder durchlief ich meine Erinnerungen von meinem ersten Aufenthalt in Japan, wie ich Shinya und die anderen kennen lernte, Alex sein Unfall, Kai. Eine ganze Weile musste ich da gesessen haben, denn als ich aufstand, schmerzten meine Knie. Keuchend machte ich einige Schritte bis meine Beine sich wieder an das Gefühl der Bewegung gewöhnt hatten. Mein erster Weg führte in die Küche. Dort nahm ich mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank ehe ich mich mit dieser auf der Couch fallen ließ. Ich war müde und erschöpft, dennoch konnte ich nicht schlafen. Ich ließ den Abend Revue passieren, erinnerte mich noch einmal an Midoris Worte. Sie hatten mich etwas verwirrt. Ich war einer von den Menschen, die gerne ihre Zukunft teilweise in voraus planen. Midori hatte meine so genannte Zukunftsplanung durcheinander geworfen. Sicher war das Kind ein Teil von mir. Aber konnte einer in mich hinein schauen? Wenn sie es könnten, dann wüssten sie, wie dunkel es in mir aussah und wie ich mich fühlte, wenn ich allein an das Kind dachte. Immer wieder waren da die Erinnerungen an Kai und der Gedanke daran, dass ich Shinya durch meine Fehler verloren hatte. Ich nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, ließ darauf meinen Kopf auf die Rücklehne der Couch sinken und schloss die Augen. Vielleicht, so hoffte ich, würde der Schlaf mich ja doch irgendwann übermannen. ~*~ Ein Kitzeln am Hals holte mich aus dem Schlaf. Ich blinzelte ein paar Mal, um mich an das grelle Tageslicht im Zimmer zu gewöhnen. Mich zuerst völlig orientierungslos fühlend, wollte ich mich schon aufrichten, als ich bemerkte, dass Totchi noch immer auf mir lag. Die Erinnerungen vom letzten Abend - oder sollte ich von heute morgen sagen- schossen mir sogleich durch den Kopf. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Konnte es wirklich wahr sein? Hatte die Beziehung zwischen Totchi und mir wieder den Weg auf den Richtigen Pfad gefunden? Ich betete regelrecht darum. " Mmh...", regte Toto sich auf mir, vergrub sein Gesicht noch weiter in meiner Halsbeuge, wenn das überhaupt noch ging. Meine Hand, die auf seiner Hüfte lag, begann abwärts zu wandern, fuhr übers Steißbein, um dann auf seinem Hintern liegen zu bleiben, während die andere Hand seinen Nacken kraulte. Die einzige Reaktion von ihm war, dass er sich noch etwas auf mir zurecht ruckelte. " Liebling...", flüsterte ich ihm ins Ohr und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. " Ich will nicht.", nuschelte er. " Was willst du nicht?", streichelte ich demonstrativ über seinen wohlgeformten Hintern. Toto antwortete jedoch nicht, sondern hob seinen Kopf um mich anzuschauen. Er sah völlig verpennt aus und dennoch unheimlich niedlich. " Gut geschlafen?", fragte ich ihn. Dieser nickte: " Ich hab schon lange nicht mehr so gut geschlafen." Seine Lippen verzogen sich zu einem weichen Lächeln. Meine Hand in seinem Nacken legte sich auf seine Wange, streichelte sie und strich dann eine seiner langen Haarsträhnen hinter das Ohr. Toto erwiderte diese Geste mit einem Kuss. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus, als sich unsere Lippen trafen. Seufzend zog ich ihn näher an mich, fuhr mit meiner Zunge über seine Lippen, bat um Einlass. Doch Totchi wollte nicht so schnell nachgeben. Seine Lippen wanderten über mein Gesicht, verteilten Schmetterlingsküsse, die mich jetzt schon wahnsinnig machten. Jede kleine Berührung, die seine Hände und Lippen ausführten, brachte mich dazu, mich unter ihm zu winden, nach mehr zu flehen. " Bitte...", vergrub ich meine Hand in seinen Haaren, drängte mich näher an seine Lippen, die meinen Bauch liebkosten. " Nicht so ungeduldig.", kam Toto wieder nach oben und schaute mich an ehe er seine Lippen auf meine legte. Sie mit einem gierigen Kuss vereinnahmte. Ich stöhnte, als sich unsere Zungen trafen, sich umwarben. Dieses Gefühl sollte nie wieder vergehen. Ich fühlte mich, als würde ich schweben und der Gedanke daran, was noch kommen würde, ließ mein Herz kräftiger gegen die Brust schlagen, meinen Atem schwerer werden. Meine Hände fuhren über seinen Rücken, seinen Hintern bis zu seinen Oberschenkeln. Er brach den Kuss ab, als ich die Innenseiten seine Oberschenkel entlang fuhr, stöhnte tief, so dass es mir regelrecht eine Gänsehaut bescherte. Seine Lippen wieder vereinnahmend, drehte ich mich mit ihm auf die Seite, schob mein Bein zwischen seine. Er atmete ebenfalls schwer, legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, um mich näher zu ziehen. Die Küsse waren stürmisch und raubten mir schier den Atem. Aus Atemnot den Kuss unterbrechend, küsste sich Toto wieder einen Weg über mein Gesicht, knabberte an meinem Oberläppchen, was mich dazu brachte meine Finger keuchend in seinen Hintern zu kneifen. Dabei rückte Toto noch ein Stück näher, presste seine mittlerweile stattliche Erregung an meine Lenden. Ich drehte mich wieder auf den Rücken und suchte seine vom Küssen schon geschwollenen Lippen. Toto kam mir auf halbem Wege wieder entgegen. " Du... machst mich... wahnsinnig.", zitterte seine Stimme vor Erregung. Seine Zunge in mein Reich lockend, spreizte ich die Beine, damit er dazwischen zum Liegen kam. Ich wollte nicht mehr warten und ich spürte ebenso, dass auch Toto Mühe hatte sich zu beherrschen. Toto schien den Wink recht schnell begriffen zu haben. Stöhnend drang er in mich ein, blieb darauf ruhig liegen. Doch mir war ganz und gar nicht nach ruhig liegen bleiben, also bewegte ich mich gegen ihn, stimulierte ihn noch damit. Er kam der Aufforderung nach, kam mir entgegen. Gegenseitig schaukelten wir uns an den Abgrund, küssten uns immer wieder leidenschaftlich bis sich alles in mir zusammenzog, mich über die Klippe stürzen ließ und Toto mitzog. Wieder zu Atem kommend, lag Totchi noch immer auf mir, hatte sich kein Stück bewegt. " Da muss jemand aber an seiner Kondition arbeiten.", fuhr ich ihm durch die feuchten Nackenhaare. " Wer konnte denn nicht warten und musste gleich loslegen?", schaute er auf, küsste mich kurz. " Was erwartest du nach 8 Monaten?" " Mmh, ne zweite Runde?", grinste er. Als Antwort zog ich ihn wieder zu mir hinunter und küsste ihn innig. Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag aufwachte, war das Bett neben mir frei. Ich merkte, wie wieder eine bestimmte Kälte mich befiel. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es schon 14 Uhr war. Ich musste lange geschlafen haben. Totchi wollte um 12 Uhr schon im Tonstudio sein. Somit war er schon aufgebrochen, als ich noch schlief. Trotz der Einsamkeit, die ich in mir spürte, spürte ich aber auch so etwas wie Gewohnheit. Wie oft war ich in diesem Bett aufgewacht und Totchi war schon weg? Etliche Male. Ich hatte aufgehört zu zählen. Für mich war es normal gewesen, dass er meist nicht da war, wenn ich einschlief oder, wenn ich aufwachte. Es war reine Routine. Und es war ja auch nicht so, dass ich wenig auf Arbeit zu tun hätte. Dennoch hatten wir eine sehr gute Beziehung geführt. Keiner hatte sich beklagt über die einsamen Stunden. Umso leidenschaftlicher war jede gemeinsame Minute. Ich fuhr mir noch mal müde durch meine zerzausten Haare ehe ich mich entschied aufzustehen. Meine Schicht fing, dank Lily, erst um 16 Uhr an. Dafür würde ich umso länger auf Arbeit bleiben dürfen. Mich ins Bad schleifend, schaute ich mich etwas um. Es roch alles immer noch so herrlich nach Totchi. Der Gedanke an ihn ließ ein merkwürdiges Gefühl in mir aufkommen. Ich wusste nicht, wie ich all die vergangenen Stunden verarbeiten sollte. Nach unserer , zweiten Runde' hatten Totchi und ich uns geeinigt, dass wir es, trotz allem, ruhig angehen lassen wollen. Wir mussten beide wieder mit der Situation klar kommen. Sicher war es wunderschön wieder zusammen zu sein, aber auf der anderen Seite wollten wir nicht riskieren, dass die Euphorie nach hinten losging. Im Bad duschte ich mich und versuchte mich wieder einigermaßen ansehnlich zu machen. Dabei dachte ich an Lily. Wie es ihr wohl ging? Ich hoffte, dass sie das mit Shinya gestern Abend nicht allzu mitgenommen hatte. Die hatte ja viel versucht, um sie abzulenken. Die Sache mit Shinya und Lily war so kompliziert, dass es mir schon allein beim Nachdenken um eine Lösung Kopfzerbrechen bereitete. Damals, als Lily mir erzählt hatte, dass sie Kai heiraten würde, da hatte ich mich damit abgefunden. Ich hatte mir schon vorgestellt, dass Lily ihre eigene Familie haben würde und, dass Shinya ebenfalls seinen eigenen Weg ging. Wenn Alex noch gewesen wäre, dann hätte er seiner Schwester den Hals umgedreht, wäre sie nach ihrer Rückkehr damals aus Japan nicht sofort wieder zurück geflogen, zurück zu Shinya. Allein, wenn Alex wüsste, dass Kontakt zu seiner Lieblingsband bestand. Sein Gesicht wäre Gold wert gewesen. Leicht lächelnd ob dieses Gedankens ging ich in die Küche. Dort schnappte ich mir was zum Trinken und aß etwas. Ich hatte noch vor zu Hause vorbei zu fahren ehe ich zu Sony fuhr. ~*~ Ich hatte einen tierischen Brummschädel, als ich erwachte und mein Nacken schmerzte höllisch. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. " Mmh...", legte ich meinen Arm über die Augen, sperrte das Tageslicht aus. Ich war auf der Couch eingeschlafen, mit der Wasserflasche im Schoß. " Jetzt komme ich schon nicht mehr bis ins Bett...", sagte ich mir, schloss noch mal die Augen. So wie die Lage aussah, hatte ich eh schon mehr als verschlafen. Um 13 Uhr hätte ich bei Sony sein müssen, schließlich war noch das Problem mit den ganzen Tontechnikern zu klären und ich wollte noch einmal zu Kondo-san. Das Klingeln meines Handys holte mich aus meiner Ruhephase. Vielleicht war der Abend gestern doch etwas zu lang geworden. Mich aufrappelnd, ging ich in den Flur, kramte dort mein Handy aus der Motorradjacke. Kaum hatte ich es in der Hand, wurde aufgelegt. " Na, vielen Dank auch. Ich Sie auch.", murrte ich nur und schaute dann nach, wer ungebetene Anrufen gewesen war. " Wer ist das denn?" Ich kannte die Nummer nicht. Mich auf den Boden des Flurs niederlassend, wählte ich die Nummer. Ich war tierisch überrascht, als niemand ranging. Eben hatte mich derjenige doch noch angerufen. Egal. Ich blieb noch einen Moment sitzen, doch dann erhob ich mich und ging duschen. Ein Blick auf meinen Bauch erinnerte mich an Midoris Worte. Ich hatte keine Lust ins Krankenhaus zu gehen, aber auf der anderen Seite war mir auch bewusst, dass es auch für mich selbst gefährlich sein konnte. Nicht weiter darüber nachdenkend, trocknete ich mich ab und putzte mir die Zähne. Mit der Zahnbürste ging ich in die Küche und setzte Wasser für einen Tee auf. Den konnte ich jetzt gebrauchen. Nachdem ich die Zahnbürste im Bad losgeworden war, zog ich mich im Schlafzimmer an, um mich letztendlich mit dem Tee ins Wohnzimmer zu setzen. Ich fragte mich, wer der Anrufer gewesen war. Ich fand es irgendwie merkwürdig, denn es ging auch später niemand ran, als ich es auf Arbeit noch einmal probierte. Richtig merkwürdig wurde es, als der Anrufer öfters anrief. Wenn ich es dann schaffte ranzugehen, legte er einfach auf. Und beim Zurückrufen immer dasselbe Spiel. " Langsam nervt es mich.", meinte ich zu Die, als wir uns in einer meiner Mittagspausen in einem Café trafen. " Mmh, sehr merkwürdig.", runzelte er die Stirn und trank etwas von seinem Kaffee. " Es ist ja auch nicht so, dass jeder x-beliebige meine Nummer hat. Wer immer mich anruft, der muss meine Nummer von jemandem bekommen haben. Sony vergibt meine Nummer nicht ohne meine Erlaubnis. Das wäre schon geklärt.", lehnte ich mich in meinen Stuhl zurück, schaute durch die Glasfront auf die Menschenmenge. " Hast du Kira schon mal gefragt? Ich meine, ich hab deine Nummer ja auch von ihr." " Sie würde die Nummer ebenso wenig vergeben. Es sei denn, es ist wirklich eine Person, die mir sehr nahe steht." Die nickte und lehnte sich dann vor. " Kurzer Themenwechsel. Ich soll dich von Kaoru fragen, wie du Zeit hast." " Wieso das?" " Er meinte, dass du wüsstest wieso." " Er nervt.", meinte ich nur. Wieso drängelte er so, was die Untersuchung im Krankenhaus anging. "Ich wollte ihn eh heute noch anrufen. Wollten uns später bei Sony treffen." " Gut.", schaute er nun auch raus, auf die Straße. " Die?" " Mmh." " Ich habe nachgedacht. Über deine Bitte...weißt du." Er schaute fragend zu mir. " Ich werde es annehmen. Versprechen kann ich dir nichts, aber ich werde mich mal bei Kyo umhören." " Wirklich?" " Hai." Die grinste glücklich. " Wie kann ich dir nur danken?" " Danke mir nicht zu früh.", nahm ich meine Tasse Kaffee in die Hand. " Noch hab ich nichts getan.", trank ich einen Schluck. " Un." " Wie kommt ihr im Tonstudio voran?", wechselte ich das Thema. " Es geht. Wir haben einige Probleme festgestellt. Aber ich denke, dass wir das bis zu den Auftritten schaffen." " Das hoffe ich für euch, sonst sind die Aufwendungen hier umsonst." Die lächelte und griff dann nach meiner Hand, die nicht die Tasse hielt, umfasste sie sanft. " Kaoru ist wirklich glücklich, dass du das Projekt mit den anderen leitest. Er kann das in der letzten Zeit scheinbar nicht oft genug sagen." " Ich hab bei der ganzen Sache irgendwie ein schlechtes Gefühl. Irgendetwas sagt mir, dass etwas passieren wird.", spielten unsere Finger miteinander. Jeder der das gesehen hätte, hätte gedacht, dass wir zusammen waren. Aber das waren wir nicht. " Es wird gut laufen. Du hast doch selbst erzählt, dass ihr sogar noch ein paar Tontechniker gefunden habt. Die Hallen sind gebucht und Kira ist gerade dabei unsere kleine Tour publik zu machen. Es könnte kaum besser laufen. Zudem ist unser Album fast fertig und ich hab wirklich ein gutes Gefühl, was die Resonanz angeht." " Ja, sicher. Das ist es auch nicht." " Was dann?" " Ich weiß nicht. Es ist nur so ein Gefühl. Vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten. Ich bin in der letzten Zeit sowieso etwas durch den Wind.", versuchte ich zu lächeln. " Du solltest dich etwas ausruhen. Du arbeitest einfach zu viel. Kira macht sich schon Sorgen und auch Inoue-san hat sich schon an Kaoru gewandt." " Er hat was?" " Lily, du übernimmst dich. Sicher, du willst, dass alles fehlerfrei läuft, aber du kannst es nicht perfekt machen. Wir als Band schätzen das sehr, aber wir wollen nicht, dass es Schaden nimmt..." " Die, bitte, ich..." " Nein, warte. Lily, du bist nicht allein. Ihr arbeitet im Team und du solltest öfters mal was an die anderen Teammitglieder abgeben. Mach mal eine Pause." " Ich würde ja gerne, aber ich habe das Gefühl, dass, wenn ich nur eine Stunde fehle, dass alles ins Chaos verläuft." " Das stimmt doch gar nicht. Sie kommen alle auch mal einen Tag ohne dich zurecht. Denke an das Kind." " Nicht gerade das richtige Argument.", entzog ich Die meine Hand und lehnte mich wieder zurück. " Lily, wir meinen es alle ernst. Schraub ein wenig zurück." " Hat Kaoru dich für die Moralpredigt geschickt?" Was sollte das? Ich war kein Kind mehr. " Nein, hat er nicht." " Sondern?" " Nichts, sondern. Ich hab dich von allein drauf angesprochen. Ich bin auch allein in der Lage meine Meinung zu äußern, da muss mich nicht einer für anschubsen.", meinte er trotzig. " Schon gut.", flüsterte ich, als Die seinen Blick etwas gekränkt von mir abwandte. " Ihr habt ja Recht. Aber an Pause ist einfach zurzeit nicht zu denken. Wenn der erste Rummel weg ist, dann mach ich eine Pause. Ich verspreche es." Die schaute mich an. " Ehrlich?" " Ehrlich.", lehnte ich mich wieder vor, sodass wir uns genau in die Augen schauen konnten. Lange saßen wir einfach nur da, schauten uns an. Die lächelte leicht, als er mir eine verirrte Haarsträhne weg strich. Ich wollte gerade etwas sagen, als mein Handy klingelt. " Weißt du was ich meinte?", kam meine rhetorische Frage bevor ich ans Handy ging. Kaoru. " Ich hätte dich doch angerufen.", meinte ich gleich zu ihm. " Sicher. Bleibt es bei nachher? Ich hoffe, dass ich es bis 18 Uhr zu Sony schaffe." " Ich werde warten." " Der Grund wieso ich eigentlich anrufe ist: Kannst du mal unseren Gitarristen vorbeischicken?", ich schaute Die bei den Worten an und grinste. " Wie kommst du darauf, dass er bei mir ist?" Die legte den Kopf schief, versuchte anscheinend zu verstehen, was ich da sagte. " Der ist in der letzten Zeit nur bei dir. Gott weiß wieso." " Kann ich machen." " Sehr gut. Wir brauchen ihn hier dringend. Ich danke dir." " Geht klar. Äh, warte?", rief ich noch ehe er hätte auflegen können. " Un?" " Sag mal, wieso rufst du auf meinem Handy an?" " Die hat seins mal wieder aus. Hatte nichts anderes erwartet." " Ah ja, okay. Dann bis dann. Baibai." " Baibai.", legten wir beide auf. " Wer?", fragte Die gleich. " Dein Sklaventreiber.", grinste ich, ließ das Handy zurück in meine Manteltasche sinken. " Kaoru?" Ich nickte. " Was wollte er?" " Die brauchen dich im Tonstudio. Wieso hast du denn dein Handy aus?" " Mmh, um ungestört zu sein?", zwinkerte er mir zu. Ich lächelte nur zurück. " Heb dir das für Kyo auf." " Würde ich ja gerne, aber hin und wieder überkommt es mich dann doch." " Klar doch.", schüttelte ich den Kopf und erhob mich dann. " Nun, gut. Ich werde mich dann auf den Weg zurück machen. Kira wollte noch irgendetwas von mir." " Ja, und ich werde mal schauen wie ich die anderen beglücken kann.", stand auch Die auf. Nachdem wir bezahlt hatten, verließen wir das Café. Der Abschied hielt sich kurz. Wir umarmten uns und Die drückte mir noch einen Kuss auf die Wange ehe er sich mit einem ,Bis bald!' umdrehte und in die entgegen gesetzte Richtung verschwand. Ich machte mich darauf auch auf den Weg und war nicht verwundert, dass mich gleich eine Horde Leute überfielen, darunter auch Kira, die als erstes meine Aufmerksamkeit bekam. " Ich hab die hier die konkrete Auflistung der Zeiten.", drückte sie mir einen Packen Zettel in die Hand. Ich warf einen Blick drauf, während ich zu meinem Büro schritt. Auf den Blättern standen die gemieteten Hallen mit Zeiten sowie die Einteilung der Assistenten und die Kosten. " Sieht gut aus. Ich danke dir. Haben Inoue und der Rest der Truppe auch schon die Zeiten?", öffnete ich meine Bürotür. Kira folgte mir, schloss sie hinter uns. " Nein, ich dachte, dass du sie erst einmal auf Richtigkeit durchgehen wolltest." Ich nickte. " Ich mache das am besten gleich, dann kann das heute gleich noch zu den anderen." " Okay. Ich will dich dann auch nicht weiter stören, habe ja selber noch Einiges zu tun." " Dann tu das.", setzte ich mich, nahm die Blätter an mich. Kira war gerade schon am Gehen und hatte fast die Tür hinter sich geschlossen, als sie noch einmal rein kam. " Lily?" " Mmh.", schaute ich, vertieft in meine Arbeit, nicht auf. " Kondo-san hatte nach dir gefragt. Er meinte es ginge um deine Frage bezüglich Europa und du wüsstet schon um was es geht." " Ich werde mich gleich drum kümmern.", schaute ich sie kurz zur Bestätigung an, dann war Kira verschwunden. Seufzend ließ ich die Blätter in meiner Hand auf den Schreibtisch sinken, vergrub mein Gesicht in den Händen. Daisuke hatte Recht, langsam wurde es zu viel. Ich war nur noch müde, konnte nachts nicht schlafen, weil mir zu viele Dinge im Kopf rumspukten, ich an so viele Dinge denken musste. An Dinge, die erledigt werden mussten. Doch ich wusste ebenso, dass, wenn Dir en grey erst einmal ihre 5 Tage Tour machen würden, dass alles etwas ruhiger verlaufen würde. Da war ich mir sicher. **** das war´s mal wieder. diesmal, wie versprochen, etwas schneller hochgeladen. vielen lieben dank für all die kommis *sich freut* hab mir letztens mal wieder den ersten teil angeguckt und ich muss schon sagen...woah, wenn man mal bedenkt, wieso lily und kira eigentlich mal nach japan kamen. egal... ich danke hier meiner betaleserin, die sich gerade in polen nen bunten macht und drück sie gedanklich mal ganz fest. hoffe, dass das nächste kapi auch nicht all zu lang auf sich warten lassen wird. aber ich bin zuversichtlich. und nächstes mal KEIN adult. klar, oder? juti, man list sich. feedback? baibai stoffel Kapitel 11: weird world -----------------------  weird world Die zweite Hälfte meines Arbeitstages verlief relativ unspektakulär. Nachdem ich die Listen, die mir Kira gegeben hatte, durchgegangen war, machte ich mich auf den Weg zu Kondo-san. Natürlich kam ich nicht drum herum auf dem Weg dorthin noch einigen Kollegen Fragen zu beantworten oder hier und da eine Unterschrift zu setzen. Nebenbei fragte ich mich, was Kira wohl tat. Ich war etwas verwundert über ihr Verhalten. Ich hatte gedacht, jetzt, wo sie wieder mit Toshiya zusammen war, würde sie etwas lebensfroher durch die Welt wandern. Aber irgendwie war das nicht der Fall. Sie schien immer noch etwas zu bedrücken. Mmh, ich würde heute Abend mal bei ihr vorbei gehen. So wie früher und mit ihr reden. Vor Kondo-sans Büro angekommen, klopfte ich an und bekam gleich ein ,Herein' zu hören. " Miss Ryan.", schaute er von seiner Arbeit auf, als ich das Büro betrat. " Sie wollten mich sprechen?", schloss ich die Tür hinter mir und ging dann auf ihn zu, um vor seinem Schreibtisch stehen zu bleiben. " Ja, wollte ich. Sie hatten doch wegen der Sache in Europa gefragt.", schob er einige Unterlagen zur Seite. Ich nickte und setzte mich dann auf den Stuhl vor dem Tisch. " Also, ich hab mir das überlegt und bin meinen Terminplaner durchgegangen. Ich wäre bereit ihren Job in Europa zu übernehmen. Dafür müssen sie sich jedoch um einige Projekte hier in Asien kümmern." " Das ist kein Problem. Ich bin nur nicht in der Lage zu diesem Zeitpunkt noch solche Strecken zu fliegen." " Das kann ich sehr wohl verstehen. Haben Sie schon die Liste mit den Hallen und Daten?", lächelte Kondo. Dieser Mann war mir wirklich mehr als sympathisch. Mit ihm zu arbeiten machte Spaß und ich hatte so immer jemanden, der mich in meiner neuen Arbeit unterstützte und mir unter die Arme griff. Ich hatte meinen Job als Choreographin eigentlich schon fast verloren, denn die Planungen von Konzerten hatten damit mittlerweile nur noch wenig zu tun. Ein bisschen bereute ich, diesen Job kaum noch ausführen zu können. Aber im Zeitalter der Technik machten meist Computer das, was ich sonst immer getan hatte. Zudem war ich sowieso kaum in der Lage noch zu tanzen. Dennoch schwor ich mir, dass ich, sobald es wieder möglich war, tanzen gehen würde. Ich vermisste es, war es doch einmal mein einziger Lebensinhalt gewesen. Ich reichte Kondo-san die Liste. " Es ist alles geregelt." Er nahm mir die Liste ab, während ich weiter sprach. " Wir werden hier in Asien anfangen und Konzerte in Tokyo und Shanghai geben, dann geht es weiter nach Europa und zwar nach Berlin, dann Paris und werden dann wieder zurückfliegen, um noch ein Konzert in Osaka zu geben." " Zwei in Japan?", schaute Kondo fragend. " Dir en grey wollten es so. Ich hab mit Niikura-san darüber gesprochen und ihm auch gesagt, dass mir eines in Korea lieber gewesen wäre, aber er beharrte auf das in Osaka." Selbst verstand ich immer noch wieso überhaupt. Kaoru würde schon seine Gründe haben und nach einer etwa dreistündigen Diskussion waren mir Lust und Nerven flöten gegangen um weiter darüber zu streiten. " Na ja, dann werden wir es mal so hinnehmen. Es wird also wieder eine DVD-Box?" " Ja, genauso wie damals. Auf jeder DVD ein Konzert in einem anderen Land. Tokyo und Osaka ausgenommen." Kondo nickte. " Gut. Dann wäre erst einmal soweit alles klar." " Sehr gut.", erhob ich mich und merkte, dass es langsam echt zur Tortur wurde aufzustehen. " Ich werde mich dann wieder an die Arbeit machen." " Miss Ryan?", rief Kondo noch mal nach mir, als ich schon das Büro verlassen wollte. Ich drehte mich um und sah zu ihm, der gerade dabei war aufzustehen und zu mir zu treten. Als er vor mir stand, lächelte er: " Passen sie auf sich auf." War alles was er sagte ehe er mir die Tür öffnete und ich ohne ein Wort ging. Was war das denn? Als ich in mein Büro zurückkam, war Kaoru schon da. Er saß auf meinen Bürostuhl und schaute aus der großen Fensterfront. " Du bist schon da?", schloss ich die Tür hinter mir. " Ja, ging doch etwas schneller. Und, hast du jetzt Zeit?", erfasste mich sein aufmerksamer Blick. " Ich kann dir darauf noch keine Antwort geben.", seufzte ich und lehnte mich gegen die Tür. " Du bist leichtsinnig.", ließ er mich nicht aus den Augen, als ich zum Schreibtisch ging und einige Akten zusammen sammelte, die verstreut herum lagen. " Ich dachte, du seiest der Realist von uns beiden. Wenn das nämlich so ist, dann würdest du sehen, dass es besser so ist, wie ich mich entschieden habe.", schaute ich nicht auf und erschrak mich umso mehr, als er mein Handgelenk umfasste. " Wieso versteckst du dich?" " Wer versteckt sich denn?", entwand ich ihm meinen Arm. " Ihr solltet aufhören mich bekehren zu wollen." " Keiner hat das vor. Wir machen uns Sorgen. Um dich und um das Kind. Du versteckst dich und tust so, als könntest du damit umgehen, dabei weißt du ganz genau, dass du das allein nicht packen wirst und daran zugrunde gehst." " Der weise Leader-sama.", schnaubte ich nur und packte die Unterlagen ins Regal hinter mir. " Auf diese Art erreichst du gar nichts." " Nicht?", schaute ich bei der Frage kurz zu ihm ehe ich weiter sortierte. " Schade." " Verdammt, Lily!", erhob Kaoru unerwartet seine Stimme, was mich zusammen zucken ließ. " Du kannst dein Leben doch nicht einfach so wegwerfen." Ich war wütend. Was wollten denn alle von mir? Keiner konnte sich in meine Lage hinein versetzen, keiner hatte das durchgemacht, was ich erlebt hatte. " Du hast keine Ahnung von meinem Leben, also halte dich da raus.", zischte ich und schaute ihn wütend an. " Wir wollen dir nur helfen.", wurde seine Stimme ruhiger. " Ich will und brauche eure Hilfe nicht." Kaoru nickte. " Du musst es ja wissen." " Wäre aber auch schlecht, wenn nicht, oder?", gab ich bissig zurück, hoffte, dass alle endlich mal damit aufhörten. Nach unserem Gespräch widmeten wir uns dann der Arbeit. Ich ging mit Kaoru runter zu den Designern und Bühnengestaltern, um im Groben zu besprechen, wie die ganze Aufmachung der Tour sein sollte. Kira saß dabei und machte sich Notizen. Sie musste immerhin den ganzen Spaß vermarkten. ~*~ Ich war müde und versuchte mit Mühe den Ausführungen und Diskussionen am Tisch zu folgen. Trotz allem fiel mir deutlich auf, dass Lily und Kaoru recht distanziert miteinander umgingen. War etwas vorgefallen? Das würde ich bei Zeiten einmal erfragen. Dieses Projekt würde wirklich großartig werden, aber auch sehr anstrengend. Von Toshiya hatte ich seit unserer gemeinsamen Nacht nichts mehr gehabt. Entweder befand er sich im Tonstudio oder ich war auf der Arbeit. Ich vermisste ihn, doch die Arbeit gab mir genug Ablenkung, um nicht immer an ihn denken zu müssen. Für heute Abend hatte ich mir mal wieder vorgenommen ihn anzurufen. Genauso wie die Abende davor, an denen ich zuvor erschöpft ins Bett gefallen war. Ich bewunderte auf eine Art und Weise Lily, dass sie so viel Durchhaltevermögen besaß und scheinbar pausenlos arbeitete ohne nachzugeben. Auf der anderen Seite sah man ihr langsam schon an, dass es zu viel wurde. Lily war schon immer der Mensch gewesen, der den Frust in Arbeit ertränkte. Alex hatte sie nicht nur ein Mal aus solchen Tiefs rausholen müssen. Bei den Gedanken an Alex freute ich mich schon auf Deutschland. Ich würde die Zeit in Berlin nutzen um alte Orte zu besuchen, in Erinnerungen zu schwelgen. Es ausnutzen, dass ich nach so langer Zeit wieder zurückkam. Es war schon 21 Uhr durch, als ich mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage fuhr. Kaoru stand neben mir. " Kommst du morgen mit feiern?", fragte er mich unverwandt. " Sicher. Ich lass mir doch Dies Geburtstag nicht entgehen.", lächelte ich. " Kommen die anderen auch?" " Ja, außer Machiko. Eigentlich wollte ich Lily heute auch fragen, aber nach unserer kleinen Auseinandersetzung hab ich es lieber sein gelassen.", meinte er leise. " Auseinandersetzung?" " Ja, das Übliche halt. Wie immer.", erklang kurz darauf der Gong und die Fahrstuhltür öffnete sich. Auf dem Parkdeck angekommen, sah ich Lily, wie sie gerade den Motorradhelm aufsetzte und dann die Kawasaki aus der Parklücke schob. Dass sie immer noch Gackts Motorrad fuhr. Ich nahm den Weg in ihre Richtung, nachdem ich mich von Kaoru verabschiedet hatte und er in seinen Wagen stieg. Mein Toyota stand nicht weit von Lily entfernt. " Bist du heute zu Hause?", fragte sie mich, als sie mich entdeckte. " Ich denke schon. Ich habe zumindest noch nichts geplant.", holte ich mein Autoschlüssel raus, entriegelte die Türen. " In 'ner Stunde bei dir?", stieg Lily auf das Motorrad. " In einer Stunde bei mir.", sagte ich zu, stieg ein und startete den Motor. Lily sah ich hinter mir zur Ausfahrt fahren ehe ich ausparkte, ihr folgte. Ich musste lächeln, als ich vor Lily Kaorus Wagen sah, der durch das Parkhaus fuhr, zur Ausfahrt. Draußen angekommen, hielten wir an der Ampel alle nebeneinander, jeder musste in eine andere Richtung. Lily winkte mir noch zu und bog dann rechts ab, dann trennten sich auch Kaorus und mein Weg. Der Verkehr war heute Abend reichlich erträglich, also kam ich schnell zu Hause an. Seufzend ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und legte meine Tasche auf der kleinen Kommode ab, nachdem ich meine Schuhe losgeworden war. In der Küche holte ich mir eine Flasche Cola und ging mit ihr ins Wohnzimmer, wo ich die kleine Standleuchte anmachte. Erleichtert, mich endlich zur Ruhe setzen zu können, machte ich mich auf der Couch lang. Kaum hatte ich es getan, fiel mein Blick auf das blinkende Lämpchen meines Anrufbeantworters. " Nicht auch das noch.", stöhnte ich, rappelte mich auf und ließ das Band meines Anrufbeantworters ablaufen. Der erste war Hyde, der sich mal wieder mit mir treffen wollte und mich zu einem Essen bei sich zu Hause einlud, schließlich wäre bald so was wie Weihnachten. Ich lächelte ob seiner Nachricht. Ihn würde ich morgen gleich anrufen und zusagen. Die zweite Nachricht war unerwartet von Toshiya. " Hey, Kira. Ich weiß nicht, ob Kaoru schon bescheid gegeben hat, aber wir feiern morgen, wie jedes Jahr, Dies Geburtstag in dem kleinen Club. Würde mich freuen, wenn du kommen würdest. So gegen 22 Uhr? Ich vermiss dich. Liebe dich. Bye!" Mein Herz schlug fest gegen meine Brust und ich spürte allein bei seiner Stimme, wie hunderte von Schmetterlingen in meinen Bauch tanzten. Plötzlich war wieder die Sehnsucht da und die Wohnung kam mir sehr kalt und sehr leer vor. Doch dieses Gefühl hielt zum Glück nicht allzu lange an, denn Lily kam früher als geplant bei mir an. " Du bist früh.", ließ ich sie rein. Lily lächelte mich an und hielt eine Packung Eiscreme hoch. " Ich dachte, wir machen es wie früher und reden etwas." Ich lachte kurz auf. " Sehr gute Idee. Das haben wir wirklich lange nicht mehr gemacht.", nahm ich die Eiscreme an mich. " Deshalb ja.", zog sie sich die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Ich kam einige Minuten später nach, mit zwei Löffeln. Zusammen kuschelten wir uns auf das Sofa und löffelten aus dem großen Kanister. Ich erinnerte mich an die Tage zurück, wo wir so was regelmäßig gemacht hatten. Meist war die eine zur anderen gekommen, wenn sie Probleme hatte oder, wenn wir uns einfach schon lange nicht mehr gesehen hatten. Meiner Meinung nach, hatten Lily und ich schon alle erdenklichen existierenden Eissorten probiert. Eine Weile saßen wir nur da, genossen die Gegenwart des anderen und aßen. Lily schaute hin und wieder aus dem Fenster. Draußen war es schon dunkel und es schien wieder ein wunderschöner klarer Nachthimmel zu werden. " Manchmal möchte ich die Zeit zurückdrehen.", meinte Lily unerwartet leise. " Wieder zurück zu der Zeit, als Alex noch lebte und wir alle glücklich und unbeschwert durchs Leben gegangen waren." " Die Zeit hier ist auch schön. Auf ihre Art und Weise.", flüsterte ich ebenfalls, wollte die Stimmung, die herrschte, halten. Lily schaute mich an, blinzelte verdächtig. Aufmunternd lächelte ich ihr entgegen. " Ja, ist sie. Aber es könnte alles noch sehr viel schöner sein." " Es war immer mein Traum gewesen nach Japan zu ziehen. Ich kann mir nach den vier Jahren gar nicht mehr vorstellen woanders zu leben. Das mit Toshiya ist, so hart es klingt, ein netter Nebeneffekt. Wer von uns beiden hätte denn gedacht, dass wir jemals sooo weit kommen?" " Ich habe mir mein Leben immer ganz anders vorgestellt. Alles was ich mir vorgestellt hatte, hatte irgendetwas mit Alex zu tun.", musste sie bei ihren Worten schlucken. Lily hing noch immer an ihren Bruder, als wären die Jahre gar nicht vergangen. " Wieso muss mein Leben so unnötig kompliziert sein? Ich verlange doch nicht viel...", brach sie ab. Ich stellte die Eispackung zur Seite, nahm Lily den Löffel ab und zog sie dann in meine Arme. Sie erwiderte die Umarmung, lehnte ihren Kopf an meine Schulter. " Glaube mir, es wird alles wieder gut. Du hast bis jetzt immer alles wunderbar gemeistert und warst der treibende Pol. Alex und ich hätten in so einigen Momenten wirklich nicht gewusst, was wir ohne dich machen würden. Du bist mir das Wichtigste im Leben. Wir haben so viel erlebt, so viel gemeinsam durch gestanden, dass es mir das Herz brechen würde dir zuzusehen, wie du dich fallen lässt... wie du dich aufgibst. Du darfst wirklich niemals vergessen, dass ich immer für dich da bin und die anderen werden es auch sein. Kaoru schien heute wahrscheinlich wieder mal deinen Nerv getroffen zu haben, wie es aussah, aber er will dir keineswegs schaden." " Ich weiß.", schniefte sie. Mir war gar nicht aufgefallen, dass Lily stillschweigend begonnen hatte zu weinen. " Es ist nur nicht so leicht, wenn man immer wieder vor Augen geführt bekommt, was einen ohnehin schon belastet. Kaoru hat ja Recht, wenn er meint, dass ich zum Arzt gehen soll. Aber er muss mich auch verstehen. Was bin ich schon für eine Mutter, wenn ich mein Kind ohne Liebe aufziehe?" " Du wirst eine gute Mutter sein. Du darfst jetzt bloß nicht alles so schwarzsehen und schon gar nicht darfst du dich mit übertriebenem Eifer in die Arbeit stürzen. Das löst keineswegs deine Probleme, sondern lenkt dich nur für ein paar Stunden davon ab. Alex hat das auch nie gemocht, wenn du das gemacht hast." Lily richtete sich auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, wobei ein feines Lächeln auf ihren Lippen erschien. " Ich kann mich noch an das eine Mal erinnern, wo Alex mir eine geknallt hat, weil ich ihn sehr wüst beschimpft habe." Ja, daran konnte ich mich auch erinnern. Nur wenige Minuten später hatte Lily vor meiner Tür gestanden und hatte geheult wie ein Schlosshund. Sie hatte nicht recht verstehen können, dass der liebste Mensch, der ihr Bruder für sie war, so was tun konnte. " Du hast den ganzen Abend bei mir gesessen.", strich ich Lily eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Diese lehnte sich zurück, legte die Beine über meinen Schoß. " Ich bin immerhin noch vor Mitternacht nach Hause gegangen." " Bist du nicht.", lächelte ich. " Du bist zu ihm gegangen." Lily schaute mich völlig entgeistert an. " Woher?" Ich lachte laut. " Alex hat mir erzählt, dass du noch am gleichen Abend zu ihm kamst. Mehr aber auch nicht." " Besser so.", lächelte nun auch sie wieder befreiter. Lily schien das Gespräch wirklich gut zu tun und mich freute es, dass wir seit Langem mal wieder so unbeschwert miteinander reden konnten. " Es hat an dem Abend ganz fürchterlich geregnet, weißt du noch?" Ich nickte, lehnte mich ebenfalls zurück. " Er schien so überrascht mich zu sehen. Klitschnass und total verheult stand ich im Flur des Wohnblocks und schaute ihn einfach nur an. Mir hätte damals eigentlich klar sein sollen, dass der Abend nicht so einfach und ohne weiteres zu Ende gehen würde." Lily schaute mich an. " Das war unsere schönste gemeinsame Nacht gewesen. Manchmal spüre ich noch immer seine Hände und nehme seinen Geruch wahr." " Du liebst immer noch über alles. Das was ihr hattet, war wirklich etwas Besonderes, auch, wenn es nicht richtig gewesen war.", legte ich meine Hand an ihre Wange und lehnte mich dann vor. Ich schaute fragend und bekam dann überraschend meine Antwort, als Lily sich ebenfalls vorlehnte und mich sanft küsste. Allein durch den Kuss hatte ich das Gefühl, dass die Erinnerungen der Vergangenheit auf mich zurasten. Alles war so deutlich. Ich erwiderte den Kuss, ließ zu, dass er inniger wurde, sich unsere Zungen spielerisch trafen. Lily unterbrach den Kuss, trennte sich nur einige Millimeter von meinem Gesicht. " Was war das?", fragte sie. " Wie früher.", antwortete ich. Wir hatten es früher oft gemacht, waren uns aber immer einig, dass es nur auf freundschaftlicher Basis verlief. Ich weiß nicht, wie wir mal drauf gekommen waren, aber es hatte immer einen besonderen Reiz gehabt und darüber hinaus war auch nie etwas gekommen. Zu meiner Verwunderung lehnte Lily sich wieder vor, vereinnahmte meine Lippen. Lange küssten wir uns einfach, genossen, die Zuneigung des anderen. Dennoch war es einfach nicht das, was wir uns wirklich wünschten. Ich war nicht Shinya und sie war nicht Toshiya. " Gomen nasai.", löste Lily sich, lehnte sich zurück ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich fuhr mit meiner Zunge noch einmal über meine Lippen. " Nichts, wofür du dich entschuldigen musst.", nahm ich ihre Hand, verschränkte ihre Finger mit meinen. " Was ist eigentlich jetzt mit dir und Toshiya?", blieb ihre Stimme noch immer beruhigend leise. " Wir haben uns geeinigt, dass wir alles langsam angehen. Nur, so langsam wird es echt schwer. Man weiß halt nicht, ob alles wieder so werden kann, wie es mal war. Ich meine, wir wollten heiraten und hatten sogar Kinder geplant gehabt." " Und jetzt? Keine Hochzeit mehr und keine Kinder?", streichelte sie mit den Daumen über meine Hand. " Keine Ahnung. Ich habe einfach Angst, dass alles, nach unserer Trennung nur noch pures Verlangen ist... das... die bedingungslose Liebe weg ist." Mein Blick haftete auf unseren Händen ehe sie zu Lilys blauen Augen wanderten, die auf meine trafen. " Sie wird nicht weg sein. Sie ist noch da, ganz tief hier drinnen.", legte sie ihre Hand auf mein Herz. "Eure Liebe wird nicht einfach so vergehen, dafür bedeutet ihr euch viel zu viel." Kurz herrschte Schweigen bevor ich es mit einem ,Arigatô' brach. " Kein Problem." " Wirst du nun zum Arzt gehen?", fragte ich sie, wollte ich doch auch endlich Gewissheit haben. " Wenn es euch alle glücklich macht, dann tu ich es.", stöhnte sie genervt. " Es würde uns sehr glücklich machen." " Okay.", stimmte sie fest zu, was mich dazu veranlasste sie in meine Arme zu schließen. Nachdem Lily gegen Mitternacht gegangen war, hatte ich nur noch die restliche Eiscreme im Kühlfach verstaut ehe ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer machte. Immer wieder musste ich an unser Gespräch denken, was mich lächeln ließ. Diese Art von Gespräch hatte mir gefehlt. Diese Leere war mir gar nicht aufgefallen, doch jetzt spürte ich deutlich, dass sie da gewesen war. Erleichtert über Lilys Zustimmung zum Arzt zu gehen und darüber, dass sich an unserer Freundschaft wirklich nichts geändert hatte, legte ich mich ins Bett und schlief recht schnell ein. ~*~ Als ich am Morgen aufwachte, war es gerade mal kurz nach 7. Eigentlich hätte ich erst um 12 Uhr bei Sony sein müssen, doch ich hatte Kira ja etwas versprochen, also musste ich die Arbeit vorher schon erledigen, um am Mittag ins Krankenhaus fahren zu können. Ich hatte zwar ein recht ungutes Gefühl, hoffte aber, dass es sich legen würde. Die Arbeit erledigte sich recht schnell. Ich fand es erleichternd einen relativ unbeschwerten Arbeitstag zu haben. Erst, als ich die letzten Anweisungen an Kollegen gegeben hatte und ich mir sicher war, dass ich sie einige Stunden allein lassen konnte, machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus. Die ganze Zeit überlegte ich nicht doch umzudrehen, es sein zu lassen. Was brachte es schon? Ich wusste doch eigentlich auch so, dass ich schwanger war. Das war ja auch recht schwer zu übersehen. Aber ich hatte es Kira versprochen. Sie hatten ja alle schon Recht, aber man musste sich auch mal in meine Lage versetzen. Doch mir war klar, dass sie das nicht konnten. Keiner konnte es. Im Krankenhaus angekommen, empfing mich ein wüstes Durcheinander. Na, hier wollte ich ja nicht im dringenden Notfall eingeliefert werden. Wer weiß was da mit den Patienten geschah. Ich kämpfte mich durch die Ärzte, Krankenschwestern und Patienten zum Anmeldeschalter, fragte nach Kaorus Verlobten. Sie sollte sich in der fünften Etage befinden. Mit dieser Information machte ich mich auf den Weg dorthin, merkte deutlich mein Unbehagen der ganzen Sache über, zwang mich aber zur Ruhe. In der fünften Etage angekommen, musste ich feststellen, dass alles hier wesentlich ruhiger war. Kaum war ich einige Schritte gegangen, als ich Midori ein paar Meter von mir entfernt stehen sah. Sie redete gerade mit einer schwangeren Frau, die sich scheinbar schon im letzten Monat befand. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, dass ich demnächst genauso aussehen könnte. Schreckliche Vorstellung. Langsam ging ich auf die beiden zu und hörte, wie Midori sich von ihrer Patientin verabschiedete. Ein wenig verwundert war ich über Midoris Job schon, darüber, dass sie gerade in der Gynäkologie arbeitete. " Lily!", bemerkte sie mich. " Hey.", gab ich leise zurück. " Ich freue mich, dass du dich entschieden hast doch zu kommen. Wie geht es dir?", war sie total begeistert mich zu sehen, dass ich jetzt erst recht überlegte zu flüchten. Doch dazu kam es gar nicht, denn Midori nahm meine Hand und zog mich in einen der Behandlungsräume. " Ich weiß, dass du am liebsten wieder gehen würdest.", schloss sie die Tür hinter uns. " Aber, dass du her gekommen bist zeigt doch ebenfalls, dass du dir der Verantwortung, die du trägst, vollkommen bewusst bist." Midori setzte sich hinter einen Tisch, auf dem ein Computer stand, so wie auch unzählige Krankenakten lagen. Ich schaute sie nur misstrauisch an, als sie diese Worte sagte. " Wie auch immer. Du müsstest erst einmal diese Zettel hier ausfüllen. Reine Formalitäten, nichts Spektakuläres.", reichte sie mir zwei Blätter über den Tisch. Ich füllte sie schweigend aus, verfluchte mich dafür, dass ich hier saß. Nachdem ich die Zettel ausgefüllt hatte, gab ich sie Midori wieder, welche gerade dabei war einige Eintragungen im Computer vor zu nehmen. " Gut, dann komm einfach mal mit.", stand sie auf. Ich tat es ihr nach und folgte ihr dann zum Untersuchungstisch. Die Untersuchung schien sich in meinen Augen Stunden hin zu ziehen und ich war froh, als Midori anfing mich wenigstens etwas von allem abzulenken. " Kommst du heute auch zu Dies Geburtstagfeier?" " Ich denke schon. Es wird nur etwas später werden, da ich sicher hiernach noch mal zu Sony fahren darf. Zudem wollte ich vorher Camui noch sein Motorrad wiedergeben." " Du verstehst dich gut mit ihm, oder?" " Mit wem?", hob ich leicht meinen Kopf, schaute sie an ehe ich wieder meinen Blick zur Decke richtete. " Camui. Ich hab das Gefühl, dass ihr euch recht gut versteht." " Manchmal denke ich, dass wir uns zu gut verstehen. Sag mal, wie hast du Kaoru eigentlich kennen gelernt?" Die Frage brannte mir schon lange auf der Zunge. " Nicht hier, falls du das denkst. Es war eher zufällig. Er hatte mich auf der Straße aus versehen angerannt, dabei war mir mein ganzer Einkauf heruntergefallen. Wie Kaoru nun mal ist, entschuldigte er sich natürlich hundert Mal und lud mich zum Kaffee ein.", lächelte sie. " Kann ich mir gar nicht vorstellen. Klingt wie aus einem Bilderbuch.", musste ich bei den Gedanken grinsen und zuckte zusammen, als das kalte Gel auf meinen Bauch traf. " Ja, hat was davon. Lange Zeit hat er mir nicht erzählt, was er beruflich macht. Umso erleichterter war er wohl, dass sich nach seinem ,Geständnis' damals nichts zwischen uns geändert hat.", ließ Midori von mir ab, so, dass ich mich aufrichten konnte. " Wie kommst du damit klar, dass er eher weniger zu Hause ist?" " Seht gut, würde ich sagen. Ich meine, ich hab in meinem Beruf auch viel zu tun. Schließlich muss ich immer in Bereitschaft sein." Ich nickte und bewunderte Midori und Kira, dass sie beide mit der Situation klar kamen. Ich hatte mir immer die Frage gestellt, ob ich überhaupt bereit und in der Lage dazu war mit Shinya eine derartige Beziehung zu führen. " Meinst du nicht, dass du auch damit klarkommen würdest?", schien Midori meine Gedanken zu lesen. Mit den Schultern zuckend, warf ich einen Blick auf das Standbild des Ultraschallmonitors. " Ich weiß im Moment eigentlich gar nichts." Midori ging nicht weiter darauf ein, seufzte und folgte dann meinem Blick. " Willst du eine Aufnahme davon haben?" " Was?", schreckte ich auf, da ich regelrecht vertieft in das Bild war. " Ein Bild von deinem Kind. Willst du eines haben?" " Darauf kann man kaum was erkennen.", hatte ich wirklich Mühe etwas zu sehen. Midori lächelte nur und zeigte dann mit ihrem Stift auf etwas, was sich beim genaueren Hinsehen sogar als Kind entpuppte. " Es ist ein Junge.", sagte sie leise. " Er ist kerngesund, keine Probleme." Ich starrte nur weiter auf das Bild. Ein Junge. Das, was ich mir immer gewünscht hatte. Einmal kräftig durchatmend, sprang ich von dem Untersuchungstisch. " Von mir aus, kannst es ausdrucken." Sie tat es darauf gleich, während ich zurück zum Tisch ging, mich wieder davor auf den Stuhl nieder ließ. Kurz darauf folgte sie mir auch, setzte sich auf ihren Platz und schaute mich an. Ihr Blick schien traurig. " Willst du es noch immer weggeben?", schob sie das Ultraschallbild über den Tisch. " Meine Meinung hat sich nicht geändert.", nahm ich das Bild und packte es, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen, in die Manteltasche. " Dann werde ich dir die Formulare schon mal mitgeben, die du dann ausfüllen musst. Als Einverständnis, dass du das Kind weggeben willst. Du hast aber noch Zeit bis zur Geburt, also warte noch damit." Ich stand auf, als auch diese Formulare in meinen Besitz übergingen, um mich so langsam auf den Rückweg zu machen. " Lily?" Ich drehte mich zu Midori um, als ich schon an der Tür angekommen war. " Tu das nicht." Ohne eine weitere Reaktion verließ ich den Raum. Ich hatte dieses Thema über. Es war nun einmal meine Entscheidung. Wieso nur konnte das denn keiner akzeptieren? ~*~ Es war schon 22:30. Ich saß versammelt mit Dir en grey und Midori in einen etwas teureren Club und unterhielt mich mit ihnen. Lily war noch nicht da. Kaorus Verlobte hatte uns mitgeteilt, dass Lily nach der Arbeit noch bei Gackt vorbeifahren wollte. Als ich Sony verlassen hatte, war es 21 Uhr gewesen und Lily war schon vor mir gegangen. Ich fragte mich wirklich, wo sie blieb. " Sie kommt schon.", vernahm ich Totchis Stimme an meinem Ohr. Leicht lächelnd, schaute ich ihn in seine wunderschönen braunen Augen. " Sicher. Ich mach mir nur Sorgen, dass etwas passiert sein könnte." " Lily passt schon auf.", strich er mir liebevoll eine Haarsträhne hinter das Ohr und zog mich dann an sich, worauf ich meinen Kopf auf seine Schulter bettete. Ich war sehr glücklich, dass wir hier alle so zusammen saßen. Meinen Blick durch die Runde schweifen lassend, bescherte mir ein Lächeln auf die Lippen. Alle waren völlig ausgelassen, ließen alle Arbeit Arbeit sein und amüsierten sich mal wieder richtig. Selbst Shinya schien gelöst. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mit Machiko an seiner Seite recht eingeengt wurde. Ich seufzte, schloss meine Augen. Totchis Geruch einatmend, rutschte ich näher an ihn heran und lauschte dem Gespräch der anderen. Ich musste weggedöst sein, denn ein leichtes Rütteln an meiner Schulter, holte mich in die Realität zurück. " Lässt du mich kurz aufstehen?", löste Totchi sich von mir. Ich nickte und setzte mich wieder aufrecht hin. Toto ging gemeinsam mit Die nach draußen, was mich nur verwundert die Augenbrauen heben ließ. " Was machen die jetzt?", fragte ich in die Runde, die mittlerweile auch nur noch aus Shinya und Kyo bestand, da Kaoru und Midori auch nicht da waren. " Sie versuchen deine Freundin zu erreichen. Ist schließlich schon fast halb zwölf.", antwortete Kyo und steckte sich eine Zigarette an. " Was?", schaute ich erschrocken auf meine Uhr. Jetzt machte ich mir erst recht Sorgen und war damit anscheinend ja nicht alleine. Shinyas Blick haftete unverwandt auf die Eingangstür, durch die Die und Toshiya verschwunden waren. ~*~ Ich hatte gerade das Motorrad geparkt, als mein Handy klingelte. Der Verkehr heute war nicht zum aushalten. Zudem kam, dass der Weg zu Camui umsonst gewesen war, da keiner der Herrschaften zu Hause gewesen war. " Ryan.", meldete ich mich und war nicht gerade verwundert, als ich Die dran hatte. " Wo bist du?", fragte er gleich. " In der Nähe.", murrte ich nur und lief den Weg zum Club. " Ich dachte schon, dass du nicht kommst." " Wieso sollte ich nicht kommen? Ich hab doch zugesagt.", sah ich von weitem Die neben Toshiya stehen und legte einen Schritt zu. " Hätte ja sein können, dass du es dir anders überlegt hast.", sahen beide nicht, dass ich schon längst hinter ihnen stand. " Und meinen Lieblings-Die einfach an seinem Geburtstag stehen lassen, oder wie?", legte ich von hinten meine Arme um ihn und flüsterte ihm die Worte ins Ohr. Dieser schreckte auf und schaute mich ungläubig an, bevor er breit grinste. " Der Trick war gut.", nahm er mich in den Arm, drückte mich. " Alles Gute zum Geburtstag." " Arigatô.", ließ er mich wieder los. Toshiya gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange und schaute dann mahnend. "Kira hat sich Sorgen gemacht. Wo warst du so lange?" " Der Verkehr ist die Hölle. Tut mir leid. Jetzt bin ich ja da." " Genau, also lasst uns wieder zu den anderen gehen.", nahm Die meine Hand und zog mich mit sich in den Club. Der Club hatte eine angenehme Atmosphäre. Die Musik hatte genau die richtige Lautstärke, damit man sich unterhalten konnte und es war nicht so voll, was wohl nicht unweigerlich an dem hohen Eintrittspreis lag. Mein erster Blick viel auf die Sitzecke von unseren Freunden und somit auch gleich auf Shinya, dessen ebenholzfarbene Augen auf meine trafen. Zu meiner Verwunderung war Machiko nicht da, was mir auch nur recht war. " Gibt es dich noch?", begrüßte Kira mich, als wir am Tisch ankamen. " Sorry, aber ich wurde aufgehalten." " Schon gut." Ich setzte mich neben Shinya, worauf Kira sich neben mich setzte. " Wo sind Kaoru und Midori?" " Die sitzen an der Bar und beschäftigen sich." Überrascht schaute ich zu Shinya, als ich seine Stimme vernahm, verlor mich fast in seinen Augen, die mich regelrecht musterten. Mich von ihm losreißend, suchte ich die Bar und fand auch die beiden, welche redeten und hin und wieder einige Zärtlichkeiten austauschten. Später setzten sich auch Kaoru und Midori wieder zu uns. Der Abend wurde lustig und locker. Wir lachten viel und erzählten uns allerhand Anekdoten. Langsam merkte ich auch, dass der Alkoholpegel nicht mehr ganz so niedrig lag und das wohl bei keinem von uns. Kaoru wischte sich gerade die Lachtränen aus den Augen, während Die weiter von seinen Erlebnissen erzählte. Ich musste grinsen bei dem Anblick. So bekam man Dir en grey wirklich selten zu sehen. Nach meinem Glas greifend, spürte ich plötzlich Shinyas Finger, die über meinen Handrücken fuhren. Mir lief es eiskalt der Rücken runter. Sofort spürte ich, wie mein Herz schneller zu schlagen begann und ich alles um mich herum nur noch wie in Watte gepackt wahrnahm. Im Gegensatz zu seiner Berührung, die sehr intensiv war. Meinen Blick auf unsere Hände gerichtet, ließ ich vom Glas ab, verschränkte seine Finger mit meinen. Seine Hände waren kalt und immer noch so zart, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich spürte deutlich, wie ich vor Aufregung zitterte. Das konnte alles nur ein Traum sein. Und wenn es einer war, dann wollte ich nie wieder aufwachen. Unsere Hände streichelten sich eine Weile, verhakten sich immer wieder, nur um sich wieder leicht zu lösen. Plötzlich spürte ich Shinyas Atem an meinem Hals, was mich dazu veranlasste meinen Kopf zu drehen und ihn anzuschauen. Seine Augen schienen glasig vom Alkohol. Gleich schossen mir unzählige Gedanken durch den Kopf. Wieso tat er das? Tat er es, weil er es wollte oder war es der Alkohol? Denn wenn es der Fall wäre, dann wollte ich nicht, dass er das hier tat. Mein Blick wanderte von seinen Augen zu seinen vollen Lippen. Ich liebte diese Lippen, wusste ich doch, was sie alles tun konnten. Deutlich spürte ich seinen Blick auf mir ruhen und seine Finger, die noch immer meine liebkosten. Shinya kam näher, strich mir mit der anderen Hand liebevoll durchs Haar. Die Realität hatte mich ruckartig wieder. " Nicht.", flüsterte ich bevor er mich küssen konnte. Die Tränen standen mir in den Augen, ich sprang auf. Mit großen Schritten ging ich Richtung Toilette, stieß die Tür auf und ließ sie geräuschvoll hinter mir ins Schloss fallen. Mein Puls raste, während vor meinen Augen immer wieder die gleiche Situation ablief. Langsam gaben meine Knie nach und auch die letzten Dämme brachen, als ich heulend zu Boden sank. Was hatte ich gerade getan? Was war das gewesen? Ich bin so blöd, das wäre meine Chance gewesen. Doch wäre es das wirklich? Wer sagte denn, dass Shinya es auch getan hätte, wäre er nicht betrunken gewesen? Shinya hatte eine Freundin und liebte sie. Wieso also hätte er es aus freien Stücken machen sollen? Er war betrunken, er wusste nicht was er tut. " Scheiße!!!", fluchte ich, erhob mich und ging zum Waschbecken hinüber. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir ein Spiegelbild, das genau das zeigte, was ich angenommen hatte. Ich sah beschissen aus und so fühlte ich mich auch. Einfach nur scheiße und kraftlos. Ich konnte das alles einfach nicht mehr. Das mit Shinya war vorbei und es würde keine dritte Chance geben. Es tut mir leid... so unendlich leid. okay, ich gebe es zu. es hat diesmal wieder verdammt lange gedauert, aber ich hoffe mal, dass das warten sich gelohnt hat. vielen lieben dank für all eure kommis jeglicher art. freu mich immer über feedback, ob nun gut oder schlecht. vielen lieben dank hier auch an meine betaleserin, die sich echt den text zur seite genommen hat und ihn fleißig korrigiert hat. mein fleißiges bienchen... *knuffz* juti, man liest sich. bekomm ich feedback? baibai stoffel Kapitel 12: Black Stone ----------------------- Ich verweilte nicht lange auf der Toilette. Schließlich wollte ich nicht, dass Kira mir folgte und unangenehme Fragen stellte. Mich vor dem Spiegel wieder herrichtend, versuchte ich wieder einigermaßen meine Fassung zu erlangen und legte mir ein paar gute Worte zurecht, die ich sagen würde, würde mich jemand auf meinen plötzlichen Sprint zur Toilette ansprechen. Doch alle diese Gedanken waren schon wieder wie weggeblasen, als ich aus der Tür trat und Die an der Wand gegenüber von mir stehen sah. " Ich dachte schon du kommst da gar nicht mehr heraus.", schaute er mich an. Ich lehnte mich gegen die Tür, als sie hinter mir ins Schloss fiel und lauschte kurz der Musik, die von dem großen Clubraum zu uns drang. " Du hast gewartet?", versuchte ich verwundert zu klingen. " Ich habe mir Sorgen gemacht.", spürte ich deutlich Dies Blick auf mir ruhen, während ich den Boden vor meinen Füßen musterte. " Du weißt, dass das nicht nötig ist. Mir geht es gut." Die nickte nur. " Was?", fragte ich gereizt. Wehe es kam jetzt wieder eine dieser beschissenen Predigten. " Nichts.", kam es rasch, dann stieß Die sich von der Wand ab und kam auf mich zu. Irritiert schaute ich ihn an, als er unerwartet seine Arme um mich legte, mich an sich zog. " Die?", krallte ich meine Hände in sein Shirt. Doch ich bekam keine Antwort. Dafür vergrub er sein Gesicht in meine Halsbeuge. Dies Verhalten machte mir Angst. Hier ging es wohl ausnahmsweise mal nicht um mich. " Willst du es mir erzählen?" Er schüttelte den Kopf ob meiner Frage, lehnte sich leicht gegen mich. " Schon gut.", streichelte ich ihm liebevoll über den Rücken, während meine andere Hand sanft durch sein weiches Haar fuhr. " Du musst es mir nicht erzählen, aber falls du willst, bin ich für dich da, ja?" Ich musste lächeln, als Die nickte. Irgendwie kam er mir wie ein kleiner Junge vor, der einfach nur ein paar schützende Arme suchte. Eine Weile standen wir so da, doch lange machte mein Rücken das nicht mit. " Die?" " Mmh.", meinte er schon leicht schläfrig. " Lass uns wieder zu den anderen gehen. Die vermissen uns sicher schon.", löste ich unsere Umarmung und schaute in zwei traurige dunkle Augen. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass Dies momentane Verfassung in irgendeiner Weise mit Kyo zusammenhing. " Gute Idee.", kam es über seine Lippen gehaucht. Wir standen uns noch immer so nah, dass ich seinen Atem deutlich auf meinen Lippen spürte. Die Sehnsucht nach Shinya stieg in mir auf und gleichzeitig erinnerte ich mich, an das was vor meinem Toilettenbesuch geschehen war. " Ich glaub's ja nicht. Netter Anblick.", hörte ich plötzlich eine Stimme neben uns. Langsam drehten wir uns um. Kyo. " Soviel zum Thema Freundschaft, was Lily?", klang seine Stimme hart und gereizt. " Kyo, du...", fing ich an. Ich wollte um keinen Preis, dass er alles in den falschen Hals bekam. "... verstehst das falsch?", beendete er den Satz von selbst. " Ich hab es so satt. Sei froh, dass Shinya schon gegangen ist. Hätte er das hier gesehen.", schüttelte er den Kopf. Da fiel mir auf, dass Die und ich uns immer noch in der Umarmung befanden, was mich dazu veranlasste sofort los zu lassen und zwei Schritte von ihm weg zu machen. " Shinya ist gegangen?" " Ja, ihm ging es nicht gut.", meldete sich nun auch Die. " Und du nutzt das gleich aus, wie?", zickte Kyo wütend. Eifersucht war ja hin und wieder mal was wirklich Amüsantes, aber im Moment drohte es zu einem großen Missverständnis zu führen. " Was unterstellst du mir da?", giftete Die zurück. " Geht es dir noch gut? Ich würde mich niemals an Lily vergreifen. Das könnte ich Shinya nicht antun und das weißt du." " Ich glaub euch beiden kein Wort mehr.", kam es prompt zurück, dann machte Kyo kehrt und verschwand in der Richtung aus der er gekommen war. " Scheiße." Sauer schlug Die mit der Hand gegen die Wand und lehnte erschöpft seine Stirn daran an. " Und das gerade heute. Dieser Mann sorgt noch dafür, das man mich einweisen kann!" " Ich werde ihm nachgehen und mit ihm reden.", war alles was ich sagte. Die zu trösten, ihn gar noch einmal zu berühren, schien mir nach der Sache mit Kyo jetzt erst recht unpassend. Kyo fand ich am Tisch, bei den anderen. Ohne ein Wort der Erklärung, griff ich nach seinem Arm und zog ihn von der Bank runter, hinter mir her. Die Blicke der anderen ignorierte ich gekonnt. " Hey, verdammt, was sollte das denn?", riss er sich los, als wir nun draußen, vor dem Eingang, standen. " Ich will mit dir reden.", stellte ich mich direkt vor ihn, doch Kyo wich trotzdem meinem Blick aus. " Ich aber nicht mit dir. Ich weiß was ich gesehen habe. Hört endlich auf mir Lügen zu erzählen und steht verdammt noch mal dazu, dass ihr was miteinander habt.", herrschte er mich an. Oh je, da war aber jemand mächtig eifersüchtig. " Du erzählst wirklich Mist! Daisuke und ich haben nichts miteinander. Du weißt ganz genau, dass das mehr als abwegig ist. Niemals könnte ich was mit Die anfangen." "Natüüürlich...", murmelte Kyo nur, steckte sich eine Zigarette an, die ich ihm prompt abnahm und selbst daran zog. Er reagierte nicht weiter darauf und zündete sich kommentarlos eine weitere Zigarette an. " Kyo, wir müssen schon reden. Wenn du auf stur stellst, dann wird das nichts.", versuchte ich dran zu bleiben. Es war meine einzige Chance heraus zu bekommen, was Kyo wirklich für Die empfand. " Ich hab doch gesagt, dass ich nicht reden will. Für mich ist die Sache gegessen." " Du bist so ein Idiot! Ich liebe Shinya und nicht Die. Geht das da oben rein?", tippte ich gegen seine Stirn. " Lass den Scheiß!", schlug Kyo fauchend meine Hand weg. " Seit du wieder da bist, herrscht nur noch Chaos bei uns allen..." Was? Hatte ich mich gerade verhört. Ich musste schlucken, versuchte seine Worte nicht zu ernst zu nehmen. " Chaos? Bei euch? Du meinst wohl eher bei dir.", drehte ich den Spieß um. Es war für mich die beste Methode Kyo aus der Reserve zu locken. " Die Masche funktioniert nicht.", war alles was er dazu sagte und schaute mich leicht gereizt an. " Dir ist schon klar, dass du Die und mir ziemlichen Blödsinn unterstellst, oder? Du brauchst keineswegs eifersüchtig zu sein." " Ich bin nicht eifersüchtig!", kam es trotzig zurück. " Nein, ganz und gar nicht.", lachte ich kurz auf. " Wieso sagst du ihm nicht, was du denkst? Was du - über ihn denkst.", hatte ich das Gefühl auf der richtigen Spur zu sein. " Ich hab keine Ahnung was du hier laberst. Alles war gut so wie es war... bis du zurückgekommen bist." Ich schloss kurz die Augen, schluckte Trauer und Wut herunter, die mir die Luft abschnüren wollten. " War das nicht ein wenig unfair.", hörte ich Dies Stimme hinter uns. Er stand keinen Meter von uns weg und blickte Kyo ernst an. " Ich habe nur meine Meinung gesagt." Kyo drehte sich erst gar nicht zu Die um, sondern schmiss den Zigarettenstummel weit von sich auf die Straße. " Lily hat nichts damit zu tun, dass sich zwischen uns beiden in der letzten Zeit etwas verändert hat." " Das sehe ich anders.", war seine Stimme im Gegensatz zu vorhin und schon fast ein Flüstern. Die ging näher zu Kyo, blieb vor ihm stehen. " Jedes Mal, wenn ich mich mit Lily etwas besser verstehe, dann kriegst du einen Ausraster. Wir sind immer noch befreundet. Nur, weil sie da ist, muss sich zwischen uns doch nichts ändern." " Anscheinend ja schon.", erhob Kyo wieder die Stimme, schaute Die wütend an. In seine Augen glitzerten einige Tränen. " Willst du jetzt wieder streiten? Können wir das nicht friedlich klären?", warf Die zurück. " Du verstehst es ja wohl nicht anders." " Was soll das denn jetzt bitteschön bedeuten?", schrieen sich beide auf der Straße an. Ich stand nur fassungslos daneben und kam mir vor wie in einem schlechten Film. " Du weißt ganz genau was das bedeutet. Jedes Mal sage ich dir, was mir nicht passt und du tust es dennoch immer wieder. Scheint dir ja Spaß zu machen auf meinen Gefühlen rum zutrampeln... mich zu quälen!" " Ich dich quälen?", schnaubte Die. " Wer quält denn wen hier, mhm? Du checkst ja wohl gar nichts mehr!?" " Im Gegensatz zu dir noch eine ganze Menge. Ich hab es langsam echt satt. Wieso renne ich dir überhaupt nach? Ich muss echt ein Idiot sein so was wie dich zu mögen!" Kyos Stimme überschlug sich fast. Mir dagegen blieb fast die Spucke bei Kyos Worten weg. Also ich weiß ja nicht, aber für mich hörte sich das gerade aber gewaltig nach einer - mehr oder weniger- Liebeserklärung an. Doch Die schien es nicht so recht geschnallt zu haben. " Ich hab es schon lange satt. Das ist doch alles sinnlos. Am besten wir gehen uns aus dem Weg, dann bekomme ich vielleicht endlich mal wieder ruhigere Gedanken und muss nicht permanent an den Trottel aus unserer Band denken!", waren Dies letzte Worte ehe er kehrt machte. Weit kam er jedoch nicht, denn Kyo rannte ihm nach kurzem Zögern nach. " Die, warte!", zog er ihn am Arm zurück. " Was willst du noch." Er war ganz und gar nicht begeistert aufgehalten zu werden. Doch noch ehe er etwas hätte sagen oder tun können, hatte Kyo seine Lippen mit den seinigen versiegelt. Ich musste unweigerlich grinsen. " Sei endlich still.", hörte ich den Kleineren sagen. " Gerne, wenn du das noch mal machst.", lächelte Die schüchtern. So kannte ich ihn noch gar nicht, aber ich fand, dass es ein wirklich schönes Bild war, was ich nun betrachten durfte. Die beugte sich zu Kyo runter und küsste ihn innig. Für mich war es das Stichwort zu verschwinden. Also machte ich mich wieder auf den Weg zu den anderen, in den Club. Drinnen angekommen, war ich wirklich erleichtert, dass zwischen Die und Kyo alles geklärt zu sein schien. Ein breites Grinsen zierte meine Lippen. Ja, endlich war ich mal wieder mit etwas zufrieden, auch, wenn ich nicht gerade viel zu diesem Ergebnis beigetragen hatte. Doch meine gute Laune hielt nur kurz, denn kaum hatte ich den Tisch von uns in Sicht, fiel mein Blick auf Shinya. Hatte Kyo nicht gesagt, dass er schon gegangen war? Oder hatte ich da etwas nicht mitbekommen? Meine Schritte verlangsamend, trat ich auf den gemeinsamen Tisch zu. Shinya stand davor, seinen schwarzen Ledermantel in der Hand und besprach etwas mit Kaoru. Es schien um irgendetwas zu gehen, was am nächsten Tag geschehen sollte. Ich kam neben Shinya zum Stehen und warf einen Blick in die Runde. Dabei merkte ich Shinyas Blick auf mir hin und wieder ruhen. Toshiya und Kira unterhielten sich mit Midori über Silvester. Stimmt, das kam ja auch noch. Eigentlich hatte ich vor gehabt zu Silvester nach Deutschland zu fliegen, aber wie es schien, würde daraus nichts werden. Die Zeit dazu fehlte mir einfach. Es würde somit das erste Silvester werden, an dem ich meinen Bruder, Alex, nicht besuchen gehen würde. Und das erste Silvester an dem ich keine roten Rosen für sein Grab kaufen würde, um sie dort niederzulegen. Ich hatte mich gerade dazu entschieden, mich wieder zu den anderen zu setzen, als ich zum zweiten Mal an diesem Tag Shinyas Hand an meiner spürte. Shinya verschränkte seine Finger mit meinen, was mich irritiert einen Blick auf unsere Hände werfen ließ. Doch gleich darauf drehte Shinyas sich mir zu, drückte mir einen Kuss auf die Stirn, um dann endgültig den Club zu verlassen. Mein Herz pochte wild gegen meine Brust. Wieso tat er das? Es war einfach nicht fair. " Lily?", drang Kaorus Stimme an mein Ohr. Meine Starre lösend, schaute ich zu ihm, legte fragend meinen Kopf schief. " Alles in Ordnung?", rutschte er ein Stück zur Seite. Ich nahm das stumme Angebot an und setzte mich neben ihn. " Mir geht es gut. Ich bin nur heute nicht ganz auf der Höhe.", versuchte ich meine Tränen zurück zu halten und nicht aufzuspringen, um Shinya nachzurennen. " Kommst du Silvester auch?", wandten sich nun auch die anderen wieder uns zu. " Gerne.". Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Züge. Midori strahlte glücklich ob meiner Antwort, was ich kurz erwiderte. Der Abend neigte sich noch lange nicht seinem Ende zu. Besonders dann nicht, als Kyo und Die sich wieder zu uns gesellten. Zusammen alberten wir noch ausgelassen herum und feierten bis wir langsam aber sicher müde wurden. Kira war schon längst in Toshiyas Armen eingeschlafen und Midori sah auch nicht mehr extrem motiviert aus. " Wir sollten jetzt wirklich aufbrechen.", brach Die den Abend ab und stand mit Kyo an der Hand auf. Der Rest tat es ihm nach und während Kaoru an der Bar die Getränke bezahlen ging, zogen wir unsere Jacken und Mäntel an. Dabei fiel mein Blick unentwegt auf Die und Kyo, die hin und wieder kleine Zärtlichkeiten austauschten. Ich merkte deutlich den Neid, der gehässigerweise in mir aufstieg und fiese Bemerkungen vom Stapel ließ, ohrfeigte mich für mein Handeln Shinya gegenüber und fragte mich, was wohl geschehen wäre, hätten Shinya und ich uns wirklich geküsst. Gleichzeitig fand ich es auch gut so, wie es war. "Okay, jetzt können wir.", kam Kaoru zurück, schnappte sich Midori und marschierte mit ihr an die Spitze der kleinen Formation. Alle anderen immer brav hinterher. Ich war froh, als wir draußen ankamen und ich mich auf den Weg nach Hause machen konnte. Ich ging zum Motorrad, das ich ja vorher ein Stück weiter geparkt hatte und kramte unterwegs schon einmal den Schlüssel dafür aus meiner Jackentasche. Als ich den Blick wieder hob, verdrehte ich instinktiv die Augen. " Nicht der auch noch.", murmelte ich, entschied mich dann aber für ein höfliches Lächeln für die Person, welche an die Kawasaki gelehnt stand. " Musst du morgen nicht arbeiten, dass du erst jetzt aufbrichst?" " Sicher muss ich arbeiten. Du weißt doch ebenso gut wie ich, dass diese Branche nie schläft.", blieb ich vor Camui stehen. " Nein, das tut sie wahrlich nicht.", nahm er meine Hand und zog mich in seine Arme. Genau in dem Moment fuhren auch Kaoru und Midori an uns vorbei. Wir winkten einander und dann schaute ich wieder zu Camui. Seine blauen Augen hatten wieder diesen unglaublichen Blick drauf, der einen alles um sich vergessen lassen konnte soweit man es zuließ. " Wieso bist du hier?", löste ich mich aus der Umarmung und steckte den Schlüssel in das Zündschloss der Kawasaki. Doch die Freiheit wehrte nicht lange, denn Sekunden später fühlte ich wie sich diesmal zwei Arme von hinten um meine Taille schlangen. Kapierte dieser Mann es denn nie? " Ich wollte mir mein Motorrad abholen. Du hast einen Zettel dagelassen, schon vergessen?" Ja, verdammt, hatte ich. Das war doch kein Grund um diese Uhrzeit hier aufzutauchen. Die Augen schließend und mir Worte überlegend, wie ich Camui zum wiederholten Male abwimmeln konnte, vernahm ich leise an meinem Ohr weitere Worte. " Du solltest jetzt nicht allein nach Hause. Ich fahr dich." Überrascht öffnete ich meine Augen und schaute ihn an, als seine Hände unverzüglich verschwanden. " Na, was ist?" Camui setzte sich auf das Motorrad und wartete, dass ich ebenfalls aufsaß. Zusammen fuhr er uns zu meiner Wohnung. Der Weg war nicht sehr lang, dennoch machte mich der warme Körper vor mir, an den ich mich lehnte, schläfrig. Somit bekam ich gar nicht mit, dass Camui und ich schon längst nicht mehr fuhren. Er trug mich auf seinen Armen die Treppen hoch. " Camui?", flüsterte ich, war einfach zu träge auch nur einen klaren Satz von mir zu geben. Zudem spürte ich jetzt deutlich den Alkohol im Blut, auch, wenn es nicht viel gewesen war. " Sssht.", kamen wir vor meiner Wohnungstür an. Camui suchte in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel und schloss dann die Tür auf. Ohne weiteres fand er das Schlafzimmer und setzte mich auf dem Bett ab. " Das Beste ist, du schläfst dich morgen mal so richtig aus." Er hockte sich vor mich und zog mir die Jacke aus. " Ein Ding der Unmöglichkeit." Wie stellte dieser Mann sich das vor? Er wusste doch selber was ein voller Terminkalender bedeutete. " Oh doch, ein Mal wird es möglich sein müssen." Plötzlich spürte ich warme Hände an meiner Haut, was mich zusammen zucken ließ. " Schon gut." Camui zog mir den Pullover aus, sowie meine Hose. Kaum, das er das getan hatte, fiel ich rücklings ins Bett. " Ich danke dir.", lächelte ich ihn an. Er saß neben mir auf der Bettkante und wollte mich gerade zudecken, als er inne hielt. " Was?", fragte ich irritiert. " Weißt du jetzt schon was es wird?", strich er mir zärtlich über den runden Bauch, was mir irgendwie unangenehm war, also nahm ich seine Hand in meine, zog mit der anderen die Decke höher. " Es wird ein Junge.", antwortete ich und drehte mich dann auf die Seite. Camui nickte, dann erhob er sich. " Ich werde dann mal wieder. Schlaf gut.", drückte er mir einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. Kurze Zeit später vernahm ich das Geräusch der einrastenden Haustür. Camui hatte die Wohnung verlassen. Innerhalb der nächsten Sekunden fielen mir entspannt die Augen zu. ~*~ Müde schlug ich meine Augen auf. Totchi und ich saßen immer noch im Auto und fuhren nach Hause. Ein Blick nach rechts zeigte mir, dass Toshiya vollkommen auf die Straße fixiert war. Wir fuhren mit meinem Wagen, da ich einfach zu müde war, um auch nur eine Minute konzentriert auf die Straße zu blicken. Draußen war es für tokyotische Verhältnisse angenehm ruhig. Zudem waren die Ampeln uns auch gut gesonnen, was uns einen schnellen Heimweg bescherte. Vor Totchis Wohnblock angekommen, stiegen wir aus. Kaum hatte ich die Autotür neben mir zu gemacht, spürte ich seinen Arm, der sich um meine Taille schlang. Ich kuschelte mich an und ließ mich rauf in die Wohnung führen. Dort lümmelten wir jedoch noch eine Weile im Wohnzimmer auf dem Sofa herum. " Ich bin so was von alle...", ließ ich mich zurückfallen, schloss erschöpft meine Augen. Toto lachte kurz. " Nichts mehr gewöhnt, wie?", zündete er sich eine Zigarette an. " Ich fand den Abend schön.", strich er mir durch mein langes blondes Haar. " Mmh.", stimmte ich zu. " Solche Abende könnten wir trotzdem öfters machen." Ich genoss seine Berührungen an Hals und Wange. " Dass Die und Kyo endlich Klarheit in ihre Streitereien gebracht haben...", meinte Toto nach einer Weile weiter. Ich hörte ihn seufzen. Meine Augen aufschlagend, schaute ich ihn fragend an. " Was ist?", richtete ich mich auf und setzte mich rittlings auf seinen Schoß. " Mir ist nur gerade aufgefallen, wie lange die beiden eigentlich umeinander rumgetigert sind. Ich muss ehrlich zugeben, das ich maßlos erstaunt bin, sie nun zusammen zu sehen." " Stört es dich etwa?", nahm ich Toto den Rest der Zigarette ab, zog noch einmal dran und versenkte den Stummel dann im Aschenbecher. " Aber nein. Ich freu mich für die beiden.", zog er mich näher zu sich. " Ich wünschte nur, dass unser Shinya auch endlich glücklich werden würde." " Ist er nicht?" Jetzt war ich schon etwas verwundert. Wieso war er denn mit Machiko zusammen, war er doch eigentlich gar nicht so zufrieden mit ihr. " Er ist es schon eine Weile nicht mehr. Das hat er mir zumindest neulich gesagt. Seit Lily wieder da ist, weiß er, wo sein Herz hingehört." " Dann soll er ihr es verdammt noch mal sagen und mit dieser Machiko Schluss machen.", meinte ich leicht aufbrausend. Totchi lächelte nur sanft, küsste mich. " Das wird er sicher noch früh genug tun. Vielleicht sogar eher als wir alle denken." " Mmh, dann lass ich mich mal überraschen, ansonsten mache ich... etwas Druck!", erwiderte ich Totchis Kuss innig, der sich darauf mit mir auf dem Arm erhob und uns für einen verlängerten Abend ins Schlafzimmer trug... Der nächste Tag begann meiner Meinung nach mal wieder viel zu früh. Es war 9 Uhr, als das penetrante Ding, das sich Handy schimpfte, losging. " Nicht doch.", murrte ich und öffnete meine Augen. Dabei fiel mein Blick auf Totchi, der friedlich neben mir schlief und sich nicht von dem Klingeln stören ließ. Ich schwang meine Beine aus dem warmen Bett und tapste zu meiner Hose, die etwas weiter vom Bett entfernt lag. Das Handy aus der Tasche holend, ging ich zurück zum Bett und setzte mich auf die Bettkante. Das Display zeigte Lilys Nummer an. Was war denn nun los? Konnte man nicht einmal einen Gott verdammten Tag ausschlafen? " Lily?", meldete ich mich. " Kira, sag mal, hast du mal auf die Uhr geguckt?", kam es gleich von der anderen Seite. Lily schien mehr als wütend zu sein. " Es ist 9 Uhr. Wieso schläfst du nicht einen Tag mal aus?" " Tickst du noch ganz sauber? Hast du vergessen, dass wir in einer halben Stunde eine Besprechung haben?", wurde Lily noch um eine Stufe lauter, dass ich schon den Drang besaß, dass Handy weiter von meinem Ohr fern zu halten. Aber gleichzeitig sackte mir auch das Herz eine Etage tiefer. " Kuso!", fluchte ich. Das hatte ich vollkommen vergessen. " Das kannst du laut sagen. Mir ist egal wie du das machst, aber du stehst in 30 Minuten hier auf der Matte oder ich werde ernsthaft sauer.", waren ihre letzten Worte ehe sie auflegte. Ich schaute noch wenige Sekunden geschockt das Handy an. So kannte ich Lily gar nicht. Seit wann war sie so hysterisch und brüllte gerade mich so an? Nicht weiter nach der Antwort suchend, sprang ich auf und suchte meine Sachen zusammen, sprintete ins Bad, duschte und zog mich an. Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, hatte ich noch etwa 20 Minuten. Rekordzeit! Totchi regte sich. " Hey.", setzte ich mich zu ihm auf das Bett. " Ich muss zur Arbeit. Lily ist ziemlich wütend, weil ich doch glatt die Besprechung vergessen habe." " Kein Problem. Kommst du heute Abend noch einmal vorbei?", schaute Toto mich aus verschlafenen Augen an. Er war einfach zu süß und so wunderschön. " Sicher.", lächelte ich und küsste ihn. Totchis Hand legte sich in meinen Nacken, zog mich näher an ihn und vertiefte den Kuss. Wie gerne hätte ich die vergangene Nacht wiederholt, doch es ging nicht, ich musste los. Nach Atem ringend, löste ich mich von ihm, stand auf und machte mich dann endlich auf den Weg zur Arbeit. Als ich das Sonygebäude betrat, zeigte die Uhr in der Eingangshalle 9:36 Uhr. Verdammt. Ich sprintete geradeaus auf die Reihe Fahrstühle zu und flitzte beschwingt in den ersten, dessen Türen sich öffneten. Aus Zeitgründen hatte ich heute direkt vor dem Gebäude parken müssen und nicht in der Tiefgarage. Ich bedankte mich schon mal im Voraus für die Parkgebühren. Oben angekommen, stand Lily schon wartend vor dem Fahrstuhl und hielt die Unterlagen in der Hand. " Kein Kommentar.", war ihre nette Begrüßung. Ich folgte ihr zum Konferenzraum. Na, sie hatte heute wirklich eine gute Laune. Ich wollte sicher nicht wissen woran das lag. Die Besprechung verlief reibungslos und der restliche Arbeitstag verlief relativ angenehm. Was wohl mitunter daran lag, dass ich Lily kaum begegnete. Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Selbst Ihara hatte mich auf Lilys ,glänzende' Laune angesprochen und das musste doch schon etwas heißen. Jetzt hatte ich erst einmal Pause. Die Zeit wollte ich nutzen, um Lily einen Besuch abzustatten. Vielleicht würden sich ja Antworten auf die ganzen Fragen in meinem Kopf ergeben. Vor Lilys Büro angekommen, hörte ich schon, dass drinnen eine hitzige Diskussion im Gange war. Ich klopfte leise an und betrat dann ihr Büro. Lily stand mitten im Raum vor Kondo-san und redete auf ihn ein. Kurz fielen beide Blicke auf mich, dann wandte Kondo sich wieder an Lily. " Ich kann sehr wohl verstehen, dass sie nicht erfreut sind, aber wir werden sicher eine Lösung finden." Kondo sprach ruhig, versuchte Lily damit zu beschwichtigen. " Verdammt, uns läuft die Zeit weg. Gestern hatten wir diese beschissene Halle doch noch!", wetterte sie und verschränkte, zum Zeichen ihrer Missgunst, die Arme. " Nun beruhigen Sie sich mal. Das führt doch zu nichts. Ich habe schon zig Leute beauftragt eine neue Halle in Frankreich zu finden. Dann spielen Dir en grey halt nicht in Paris, sondern in einer anderen großen Stadt. Ganz einfach." " Ganz einfach?", legte Lily los, was mich scharf die Luft einziehen ließ. " Sagen Sie mal, wo leben Sie denn? Sie wissen selber ganz genau wie schwer es ist eine Halle zu finden und das auch noch um diese Zeit!" Mittlerweile hatte ich keine Zweifel mehr daran, dass man Lilys Geschrei auf der ganzen Etage hören konnte. " Wie ich schon sagte, wir kümmern uns bereits darum." Ich bewunderte Kondo für seine Gelassenheit und Ruhe. " Ich brauch die festen - ja, die festen Daten spätestens Ende der Woche, da dann die Liste mit den Terminen rausgeht." Lilys Worte duldeten keinen Widerspruch, was auch Kondo merkte, weshalb er lediglich nickte. " Gut, dann entschuldigen Sie mich.", wandte sie sich wieder ihrem Schreibtisch zu. Kondo schwieg und verließ mit einem letzten Blick zu mir das Büro. " Was sollte das jetzt werden?", fragte ich Lily, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel. " Heute läuft alles schief. Keiner ist in der Lage mal einen Termin ein zu halten. Erst springt ein Haufen Tontechniker ab und jetzt noch dieser Humbug mit der Halle in Paris. Haben die denn eine Vorstellung da draußen, wie viel Geld uns solch eine Umorganisation kostet! Von der verschwendeten Zeit mal ganz abgesehen.", versuchte Lily ihre Stimme ruhig zu halten. " Ich kann das ja verstehen, aber du machst hier die ganze Crew verrückt. Alle machen einen riesigen Bogen um dein Büro.", setzte ich mich auf den Stuhl vor Lilys Schreibtisch. " Also, was ist wirklich los?" " Du weißt ganz genau was los ist. Das ganze Projekt ist ein riesiger Haufen Mist.", zischte sie, kramte in ihren Unterlagen vor sich. " WAS.IST.LOS?" Lily schaute mich kurz an und ließ sich dann seufzend zurück in den Sessel sinken. " Ich glaub ich pack das alles nicht mehr.", meinte sie leise. Einen Moment schauten wir uns nur an. " Wegen Shinya?" " Auch." Die Ruhe die in dem Raum herrschte, war regelrecht angenehm. Besonders nach dem ganzen Gezanke heute. " Du solltest dir mal etwas Auszeit gönnen. Fahr in deinen freien Tagen mal weg. Seit du wieder hier bist, hast du nur Tokyo und dein Büro gesehen. Fahr mal raus aus der Stadt, nimm jemanden mit und sei dann zu Silvester wieder hier." Lily schaute aus dem Fenster während ich sprach und nickte dann zu meiner Verwunderung. " Du hast Recht." " Ja, ausnahmsweise hab ich das auch mal.", lächelte ich, was sie erwiderte. Lily fuhr wirklich in der nächsten Woche weg. Es war ihr offizieller Urlaub und den hatte sie echt nötig. Bei Sony kümmerte sich so lange Kondo um alles. Lily musste also keine Sorge haben, dass etwas schief gehen könnte. Zudem war vor Lilys Abreise auch das Problem mit der Halle geklärt worden. Man hatte doch noch eine Halle in Paris gefunden, die allen Kriterien entsprach. Es war kurz vor Dienstschluss. Heute war der 29. Dezember. Lily würde noch zwei Tage fort sein. Ein wenig vermisste ich sie, aber gleichzeitig gönnte ich ihr die Auszeit. Und zudem, ganz allein war ich ja auch nicht. Ich hatte die anderen und vor allem Totchi. Seit Dies Geburtstag war ich kaum noch Zuhause gewesen. Denn die Nächte verbrachte ich hauptsächlich bei Toto. Auch, wenn er durch die Studioaufnahmen selten da war. Meist kam er spät nach Hause oder er übernachtete in Kyoto. Heute würde einer der Tage sein, wo ich mal wieder bei mir schlief. Mich schon auf die Einsamkeit einstellend, klingelte mein Handy. " Galiano.", meldete ich mich, nachdem ich das Teil unter den Haufen von Unterlagen gefunden hatte. " Sag nicht, dass du um 21 Uhr immer noch arbeitest.", meldete Lily sich am anderen Ende. Man konnte deutlich hören, dass sie sich erholt hatte. " Irgendjemand muss ja deinen Part übernehmen, während du dir in Osaka ein schönes Leben machst.", grinste ich. " Wie geht es euch?" " Mmh, ganz gut. Bin zur Abwechslung mal allein und schaue fern." Lily war zu meinem Erstaunen mit Camui weggefahren. Masa war nämlich mit seiner Band bis Neujahr in den USA. Ob Masa davon wusste, wusste ich zwar nicht, aber er wäre so oder so sicher mehr als misstrauisch. " Bei uns ist es eigentlich ganz ruhig. Dir en grey feilen noch etwas an ihren Songs. Obwohl ich der Meinung bin, dass sie gut sind. Bei denen brauch man nie was ändern." " Kennst doch Kaoru und Kyo, die sind noch lange nicht zufrieden." " Wann kommst du am Samstag wieder?", ging ich zur großen Fensterfront meines Büros hinüber und schaute auf die nächtliche Skyline Tokyos. " Denke Nachmittag. Camui und ich wollten uns noch die Burg Osaka-jo angucken und danach zurückfahren." Das klang doch akzeptabel. Im Hintergrund konnte ich hören, wie eine Tür ins Schloss fiel und dann vernahm ich Camuis Stimme. " Gackt ist zurück, oder?" " Jap, erraten. Lass uns Schluss machen. Ich bin ja übermorgen wieder da. Ich ruf dich an." " Tu das und wehe du vergisst es.", warnte ich sie spielerisch. " Ganz bestimmt nicht. Ich weiß doch, deine Rache wird furchtbar sein.", lachte sie. " Du sagst es.", verabschiedete ich mich von ihr und legte dann auf. Seufzend lehnte ich mich gegen die Scheibe. Lily klang seit so langer Zeit mal wieder glücklich und zufrieden. Das letzte Mal hatte ich sie so erlebt, als wir zusammen in Tokyo Urlaub gemacht hatten. Und das war jetzt schon über 4 Jahre her. **** so, das war wieder ein weiteres kapi von lbl II. tut mir echt leid für das lange warten, aber ich hoffe es hat sich gelohnt. hab mich übrigens tierisch über eure kommis gefreut. zudem vielen lieben dank an meine betaleserin. feedback? man liest sich. sayonara chingya Kapitel 13: If this is all -------------------------- ~*~ Gähnend streckte ich mich auf der kleinen Couch aus, die sich im Wohnzimmer unseres kleinen Häuschens befand, welches Camui und ich für ein paar Tage am Rande Osakas gemietet hatten. Wir waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatten uns unter anderen das Panasonic Square angeschaut und hatten etwas gegessen. Jetzt taten mir meine Füße weh und ich schwor mir soeben, wie ich da gerade lag, das mich am heutigen Tag kein einziger Camui mehr dazu bringen würde, auch nur einen Schritt zu machen. Apropos, wo war er überhaupt? Ich erhob mich und blickte über die Rückenlehne der Couch hinweg in die Küche. Dort stand er und schien beschäftigt. Ein Lächeln zierte mein Gesicht, als ich so dasaß und ihn, meinen Kopf auf der Lehne abgestützt, beobachtete. Die Tage mit Camui hatten mir sehr gut getan. Erst hatte ich meine Zweifel gehabt, ob es denn gut wäre mit ihm weg zu fahren, aber jetzt war ich mir sicher, dass es eine gute Wahl gewesen war. Noch einen Moment beobachtete ich ihn, doch dann stand ich von der Couch auf und ging zu ihm. Er lächelte, als er mich im Türrahmen der Küche stehen sah. " Hey.", lächelte er und goss heißes Wasser in die Teekanne. Ich erwiderte das Lächeln und stellte mich neben ihn. " Was hast du auf dem Herzen?" Camui stellte die Kanne ein Stück zur Seite und wandte sich mir zu. Doch anstelle etwas zu sagen, schüttelte ich lediglich den Kopf, erwiderte den Blick aus seinen blauen Augen. " Komm her.", zog er mich an sich, worauf ich unwillkürlich mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Schützend legte er seine Arme um mich. " Übermorgen geht es wieder zurück.", flüsterte er. " Aber wenn du mich fragst... es könnte ewig so weiter gehen." Ja, könnte es. Auf eine gewisse Art und Weise. Aber ich würde irgendwann daran zu Grunde gehen. Die ganzen Tage hatte ich die anderen vergessen können, Shinya vergessen können. Doch jetzt, wo ich hier stand, in Camuis schützenden Armen, erinnerte ich mich wieder daran, wieso ich hier war und mir wurde klar, dass ich sowieso nicht vor der Realität fliehen konnte. " Lass es uns doch noch ein bisschen gemütlich machen.", meinte ich, löste mich aus der Umarmung und ging zurück ins Wohnzimmer. Camui folgte mir kurz darauf mit der Kanne Tee und zwei Tassen. Zusammen setzten wir uns auf die Couch, wo ich mich in eine Decke einlümmelte. Mein Blick haftete auf meinem Handy fest, das auf dem Wohnzimmertisch lag. " Und, was hat Kira gesagt?", legte Camui seinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. " Nichts Besonderes. Sie scheinen das bei Sony alles ganz gut im Griff zu haben.", kam es recht leise über meine Lippen. " Meine Bedenken waren also völlig unbegründet." Er nickte nur und fuhr sich seufzend mit der Hand über das Gesicht. Ihn schien etwas zu bedrücken und ich stellte mir die Frage, was es war. Ich lehnte mich seitlich gesetzt an die Lehne und betrachtete aufmerksam sein Profil. Er sah einfach wunderschön aus, wie er da so saß. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund leicht geöffnet. Es hatte etwas Verführerisches. Ich lächelte leicht und legte meinen Kopf auf den angewinkelten Beinen ab. Was er wohl dachte? Noch eine Weile genossen wir die Ruhe um uns herum. Doch dann öffnete er seine Augen und schaute mich an. " An was denkst du?", richtete er sich auf und griff nach seiner Tasse Tee, um einen Schluck zu trinken. Schritt für Schritt verfolgte ich jede Bewegung, die er machte, völlig unbewusst. Plötzlich schauten mich zwei blaue Iriden an. " Lily?" " Mmh.", erwiderte ich seinen Blick, legte meine Arme um die angewinkelten Beine. " Du bist so ruhig." " Ich hab nur etwas nachgedacht.", lächelte ich leicht. Camui nickte und stellte seine Tasse wieder ab, um sich dann eine Zigarette anzuzünden. Weiterhin den Mann neben mir fixierend, fiel mir der Abend ein, als Kira und ich Gackt kennen gelernt hatten. Wir waren vorher auf einem Konzert von ihm gewesen. Kira war damals völlig hin und weg gewesen, als sie erfuhr, dass sie Tickets für dieses Konzert in Tokyo bekommen hatte. Wer hätte mal gedacht, dass ich hier neben dem Mann sitzen würde. Neben dem Mann, mit dem ich mittlerweile eine gemeinsame Vergangenheit hatte. Die ganz und gar nicht nur Sonnenseiten hatte. " Erinnerst du dich an unser Treffen in Deutschland?", fragte ich unerwartet in die Stille. Camui nickte wieder. " Ich denke manchmal viel zu oft daran.", war sein Blick geradeaus auf das Fenster gerichtet. " Ich würde gern wieder dahin zurück.", flüsterte ich, merkte, dass ich begann mehr als sentimental zu werden. " Ich nicht." Er schaute mich kurz an, um sich darauf wieder abzuwenden, einen weiteren Zug von seiner Zigarette zu nehmen. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen uns. Bis er weiter sprach. "Ich wünschte eher, dass es so weiter gegangen wäre." " Nichts hält ewig." Seufzend versenkte er seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher, um sich dann mir zuzuwenden. "Was willst du von mir hören?", schaute er mich fragend an. In seine blauen Augen schauend, schüttelte ich meinen Kopf. "Ich weiß nicht." "Du weißt was ich fühle. Wieso tust das dann jetzt?" Ich schaute nur fragend. Was meinte er? " Tu nicht so, Lily. Ich meine das alles hier! Du verlangst von mir, dass ich endlich einsehe, dass ich dich niemals haben kann. Aber wie soll ich lernen damit umzugehen, wenn du mich immer wieder an dich ran lässt, du all diese Dinge zu mir sagst?" " Ich wollte nicht..." Bumm! Jetzt hatte ich den Salat und ein schlechtes Gewissen dazu. Hätte ich gewusst, dass ich nur wieder alte Wunden aufreißen würde, ich hätte mein vorlautes Mundwerk gehalten. " Sicher nicht.", kam es sarkastisch. " Hast du nur im Geringsten eine Ahnung wie es ist neben der Liebe seines Lebens zu sitzen und zu wissen, dass man sie nicht haben kann? Ich würde alles dafür geben, um dich noch einmal frei berühren zu können, dich zu küssen ohne nachher ein schlechtes Gewissen haben zu müssen oder diese Gefühle im Inneren, die einen zu zerreißen drohen." Camuis Stimme war fest und deutlich. Die Worte verarbeitend, kämpfte ich gleichzeitig mit den Tränen. Wieso musste denn immer alles so kompliziert sein? " Ich liebe dich. Verstehst du? Ich liebe dich und werde es immer tun. Egal was passieren wird. Und, wenn du dich für Shinya entschieden hast, dann muss ich das nun mal akzeptieren. Aber bitte, bitte mach es nicht noch schwerer für mich, indem du mich immer an die Tage erinnerst, an denen ich dich haben konnte, an denen ich für kurze Zeit der glücklichste Mensch auf der Welt war." Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Dieses Geständnis, diese Gefühle, welche er mir mitgeteilt hatte, ließ alle Dämme brechen. Tränen liefen mir ungehemmt die Wangen hinunter, schnürten mir die Kehle zu. Jegliche Gefühle strömten auf mich ein, ließen mein Herz verkrampfen. Was hatte ich nur getan? Wieso konnte ich diesen Mann nicht einfach so lieben, wie ich Shinya liebte? Einen Moment saß ich schluchzend vor Camui, doch dann spürte ich, wie ich sanft in seine Arme gezogen wurde. " Hey.", flüsterte er tröstend in mein Ohr, strich mir beruhigend über den Rücken. Ich ließ mich einfach in seinen warmen Armen fallen und konnte nicht verhindern, dass alle angestauten Emotionen der letzten beiden Monate aus mir ausbrachen. Nur am Rande bemerkte ich, wie Camui leise angefangen hatte zu singen, während er mich sanft hin und her wiegte. **** Heiter und freundlich lächelst du mir zu Und bist auch jetzt unverändert in meiner Nähe Wenn du die Augen schließt, schau, egal welche Jahreszeit ist Sie hüllt uns sanft ein Ob am Ende einer langen Reise etwas ist Das weiß niemand, aber Eine Nacht voller Sorgen kommt nicht noch einmal Auch wenn wir für immer laufen Ab jetzt sind wir zu zweit Diese Arme halten dich ganz fest Und du brauchst dich an nichts erinnern, nur an eines "Ich liebe dich" Der Tag, an dem ich dich, wie eine kleine Blume im Wind wiegend Traf ist lang her Zu jung haben wir uns Tag für Tag weh getan Jetzt sind es heitere Erinnerungen Vergiss nicht unseren Schwur Niemand soll uns teurer sein Und unser erdachter Traum wird Stück für Stück Wirklichkeit. Auch wenn wir für immer laufen Ab jetzt sind wir zu zweit Diese Arme halten dich ganz fest Und du brauchst dich an nichts erinnern, nur an eines "Ich liebe dich" Auch wenn wir für immer laufen Ab jetzt sind wir zu zweit Diese Arme halten dich ganz fest Und du brauchst dich an nichts erinnern, nur an eines "Ich liebe dich" "Ich liebe dich" **** Ich weiß nicht wann, doch irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich im Bett. Allein. Müde richtete ich mich auf. Meine Armbanduhr verriet mir, dass es 2 Uhr morgens war. Jetzt war ich erst recht verwundert, dass ich Camui nicht neben mir im Bett anfand. Mir meinen dicken Wollpullover am Bettende greifend und überziehend, machte ich mich darauf auf den Weg um ihn zu suchen. Ich fand ihn recht schnell im Wohnzimmer. Er saß im Dunkeln auf der Couch und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Das Gespräch von vorhin fiel mir wieder ein. Ich musste zugeben, dass ich wirklich nicht gerecht zu ihm gewesen war, die letzten Jahre. Immer hatte ich es nervend empfunden, dass er mich nicht verstehen wollte, dabei hatte ich nicht einmal darüber nachgedacht, wie er sich bei der ganzen Sache fühlen musste. " Ich hab dich vermisst.", legte ich meine Arme von hinten um ihn. Kurz schreckte er auf, doch dann legte er eine Hand auf meinen Arm. " Es war so kalt ohne dich." " Ich musste nachdenken und das kann ich nicht, wenn du neben mir liegst.", meinte er leise. " Es tut mir leid.", vergrub ich mein Gesicht in seinen Nacken. " Mir tut es auch leid.", seufzte er. " Kommst du her?" Ich nickte und löste mich dann aus der Haltung. Langsam ging ich um die Couch herum und setzte mich neben ihn. Sofort legte er die warme Wolldecke um mich, zog mich näher zu sich und vergrub seine Nase in meine Locken. " So schön.", nuschelte er. " Es ist immer wieder wie eine Sucht. Ich tue mir eigentlich selber damit weh. Aber ich kann einfach nicht widerstehen." " Hey.", umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen, zwang ihn mich anzuschauen. "Ich kann dich verstehen. Von mir aus..." Er unterbrach mich, als er seine Zeigefinger auf meine Lippen legte. " Ich weiß.", hauchte er, legte seine Hand an meine Wange. "Ich sollte eigentlich dich lieben.", wisperte ich. Camui schaute mich nur an. Dann schüttelte er leicht den Kopf, wobei mir auffiel, dass meine Hände immer noch an seinen Wangen ruhten. "Es wird schon seine Gründe haben, dass alles so ist wie es ist. Nichts geschieht ohne Grund." " Nein, tut es nicht.", lächelte ich und beugte mich nach vorne, um meine Lippen zärtlich auf die seine zu legen. Ich wusste nicht wieso ich das tat, aber mir war klar, dass ich es wollte, dass es mir richtig erschien. Er unterbrach den Kuss, löste sich einen Stück von mir. "Nicht. Du willst das doch gar nicht." Seine Stimme zitterte leicht. Hatte ich ihn so sehr aufgewühlt mit meiner Handlung? "Doch.", war alles was ich sagte ehe ich ihn wieder küsste. Erst blieb Camui regungslos, doch dann erwiderte er den Kuss leidenschaftlich. Die Zeit schien still zu stehen und ich fühlte mich seit langem wieder befreit und schwerelos. Ich keuchte, als sich unsere Zungen berührten, miteinander kämpften. Das Gefühl war einfach berauschend. Wie hatte ich nur so lange ohne solche Berührungen ausharren können? Ich setzte mich auf seinen Schoß, fuhr immer wieder durch seine kurzen Haare, während eine seiner Hände in meinen Nacken den Kuss vertiefen ließ, als er mich näher an seine weichen Lippen dirigierte. Der Kuss schien endlos, wenigstens für diesen Moment. Plötzlich löste Camui sich lachend von mir. " Was...?", stutzte ich verwirrt. " Hast du es nicht bemerkt?", lächelte er glücklich. Als er das große Fragezeichen über meinen Kopf schweben sah, nahm er meine Hand und legte sie an meinen Bauch. "Er hat getreten.", flüsterte er, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Da bemerkte ich es auch. Es war ein leichter Druck, aber er war nicht unangenehm. Es war das erste Mal, dass ich das Baby spürte, dass ich spürte, dass da etwas in mir war. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als er noch mal trat. " Und, wie ist es?", legte nun auch er seine Hand auf meinen Bauch, suchte die Stelle. " Ungewohnt...", nahm ich seine Hand, legte sie unter meine. "... und... schön.", fügte ich noch leise hinzu. " Du bist heute auch nicht der Schnellste, was?", drehte ich mich zu Camui um, als wir auf den Weg zum Auto waren. Wir waren schnell noch Einkaufen gewesen; was sich als recht amüsant herausgestellt hatte; da er unbedingt an unserem letzten Abend für uns kochen wollte. Ich hatte sicher nichts dagegen. Ich lachte innerlich eher darüber, dass Camui, bis oben hin bepackt, die Einkaufstüten trug. " Du kannst das Zeug gleich alleine tragen.", meinte er beleidigt und entriegelte die Türen seines dunkelblauen Nissan Murano. " Nein, danke. Du machst das doch ganz gut." Ich grinste breit, was er mit einem Lächeln erwiderte. " Du bist unverbesserlich.", verstaute er die Tüten im Kofferraum und setzte sich dann hinter das Steuer. Mich neben ihn setzend, schnallte ich mich an und bemerkte dabei, wie sein Blick abschätzend auf mir ruhte. " Nani?", fragte ich. Dieser Blick konnte ja nur Unheilvolles bedeuten. " Ich hoffe, du hast heute nichts mehr vor?" " Bis auf die Beine hochlegen? Nö!" " Seht gut.", lächelte er wieder eines seines unwiderstehlichen Lächelns. Ich bemerkte, dass Unbehagen in mir aufkam. Wieso hatte ich nur eine ganz schlechte Vorahnung bei dem Ganzen? Circa 20 Minuten später wuchs diese Unruhe in mir. " Camui? Was hast du vor?", fragte ich ihn, als er die Straße verließ und auf ein altes, verlassendes Industriegelände fuhr. " Keine Angst.", war alles was er sagte und hielt neben einer großen Lagerhalle. Er drehte sich zu mir und schaute mich ernst an. " Lily, ich weiß, dass du mich vielleicht für diese Entscheidung hassen wirst. Aber ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Schritt für dich, in meinen Augen, notwendig ist." Schön für ihn. Mir kam das gerade ganz und gar nicht so vor, was auch immer es sein sollte. "Wovon redest du?" Ich war perplex, als er den Schlüssel aus dem Zündschloss zog und dann ohne ein Wort der Erklärung aus dem Wagen stieg. Langsam ging er um das Auto herum, auf die linke Seite, und öffnete die Beifahrertür, worauf ich den Anschnallgurt löste. " Steig aus.", sagte er leise und ließ mich nicht aus den Augen, als ich seiner Aufforderung nachkam. Kaum war ich ausgestiegen, nahm er meine Hand, um etwas hinein zu legen. Doch ehe ich schauen konnte, was es war, legte er seine darüber. " Hab keine Angst.", sagte er wieder. Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, um sich dann einen Schritt von mir zu entfernen. Langsam öffnete ich meine Hand, schaute, was er mir gegeben hatte. " NEIN!!", entfloh es mir entsetzt, als ich den Autoschlüssel erkannte. "Das kannst du nicht von mir verlangen.", flehte ich und machte einen Schritt auf Camui zu, wollte ihm den Schlüssel wiedergeben, doch er wich mir nur aus. " Lily, bitte. Du kannst nicht ewig nur mit dem Motorrad durch die Gegend fahren. Auf Dauer ist es einfach nicht rentabel." " Tu mir das nicht an, bitte!", kam es heiser über meine Lippen. Ich merkte, dass ich zitterte, als ich wieder die Hand mit dem Schlüssel nach ihm ausstreckte. Aber wieder blockte er ab. " Es ist 10 Jahre her und schon lange Zeit, dass du wieder beginnst allein ein Auto zu fahren. Ich verlange nicht von dir, dass du den Unfall vergisst. Aber ich wünsche mir, dass du den Mut findest heute und hier einen großen Schritt zu machen und deine Angst zu besiegen." Tränen liefen leise meine Wangen hinunter, manipulierten meine Sicht. " Bitte... nicht!", flehte ich wiederholt. Wieso tat er das? Was hatte ich getan, dass er solch ein großes Opfer von mir verlangte? Wie ein Häufchen Elend stand ich vor ihm, die Hand mit dem Schlüssel nach ihm ausgestreckt. In seinen Augen konnte ich sehen, dass es ihm auch nicht leicht fiel das von mir zu verlangen, dennoch blieb er eisern. " Versuch es... nur ein Mal.", bat er mich. " Wenn du es nicht für mich tust, dann tu es für deinen Bruder. Er hätte sicher gewollt, dass du weiter fährst." Alex. Mein Kopf war auf einmal voll von Bildern. Bildern von Alex. Wie wir glücklich waren, wie er mich immer angelächelt hatte, wenn er mich aufmuntern wollte. Unsere gemeinsamen Erlebnisse, unser erster Kuss. Und dann kamen die Bilder von dem Unfall. Wie ich versucht hatte dem Laster auszuweichen. Ich sah wieder alles deutlich vor mir. Alex, wie er in meinen Armen lag und starb. Die ganzen Gefühle drohten mich zu ersticken. Ich konnte das nicht. " Es tut mir leid.", flüsterte ich, ließ den Schlüssel fallen. Kurz darauf gaben meine Knie nach. Doch noch bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte, spürte ich Camuis Arme, die mich an sich zogen. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seiner Jacke, versuchte all die Bilder zu verdrängen. Lange standen wir so da, als ich plötzlich etwas Kaltes auf meinem Nacken spürte. Irritiert hob ich meinen Kopf und sah, dass es begonnen hatte zu schneien. Dicke, weiße Flocken schwebten vom Himmel, tauten auf dem warmen Asphalt. Dem Schauspiel zuguckend, vergaß ich alles völlig um mich herum. Eigentlich war es vollkommen selten, dass es schon im Dezember in Japan schneite. Camuis warme Lippen auf meiner Wange holten mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich schaute in seine warmen braunen Augen. Dann wandte ich mich wieder ab, blickte in die Landschaft. " Es ist so wunderschön.", sagte ich leise, war völlig gefangen von all den kleinen Eiskristallen. " Nichts ist so schön wie du.", zog Camui mich wieder in eine Umarmung, vergrub seine Nase in meine Locken. Immer noch liefen Tränen meine Wangen hinunter. Seine Worte berührten mich und ließen mein Herz zugleich vor Schmerz zusammen krampfen. Wieso konnte ich nicht diesen Mann lieben? Wieso schrie mein Herz so sehr nach Shinya? Immer wieder fragte ich mich das und ebenso oft wusste ich, dass ich darauf wohl nie eine Antwort bekommen würde. "Lass uns zurück fahren.", löste Camui die Umarmung und bückte sich, um den Schlüssel vom Asphalt aufzuheben. " Warte!", hielt ich ihn zurück. " Ich... ich werde... fahren." Ich hatte Mühe diese Worte über meine Lippen zu bringen. "Ich will es für dich tun. Nur ein Mal, will ich etwas für dich tun." Er schaute mich nur völlig perplex an, schien meinen Sinneswandel nicht zu verstehen. Verdammt, ich verstand mich doch selber nicht. Ich hob den Schlüssel auf und blickte Camui nicht noch mal an, als ich zur Fahrerseite ging, um einzusteigen. Es war ein merkwürdig beängstigendes Gefühl wieder hinter dem Steuer zu sitzen. Mir Mut zusprechend, steckte ich den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Wagen. Camui setzte sich neben mich und schnallte sich an. "Ganz ruhig, wir haben Zeit.", legte er seine Hand auf meine, die zitternd auf der Gangschaltung lag. Ich atmete noch einmal tief durch, zwang mich zur Ruhe und fuhr dann an. Die ersten Meter hatte ich mit mir zu kämpfen das Ganze nicht abzubrechen, aber als wir dann das Industriegelände verlassen hatten, spürte ich, dass die Anspannung etwas abfiel. Ich schaute kurz zu Camui hinüber, als ich die Straße von vorhin entlangfuhr. Er lächelte aufmunternd, drückte meine Hand. Ich erwiderte das Lächeln und ließ mich dann von ihm nach Hause navigieren. ~*~ Der Arbeitstag neigte sich langsam dem Ende zu. Ich betrat gerade wieder mein Büro, nachdem ich einige Unterlagen bei Kondo-san abgeliefert hatte. Nun musste ich nur noch meine Sachen ordnen, einige E-Mails beantworten und ich konnte nach Hause. Ich war völlig fertig und ich war froh, dass jetzt erst einmal drei freie Tage kommen würden. Die würde ich ausnutzen so gut ich konnte. Mich seufzend hinter meinem Laptop setzend, rief ich die neusten E-Mails ab. Gleich darauf beantwortete ich die Wichtigsten. Ein Klopfen unterbrach meine Arbeit, als ich gerade die vierte Mail abgeschickt hatte. " Ja.", bat ich denjenigen herein. " Stör ich?", betrat Shinya das Zimmer. Ich musste lächeln, als ich ihn sah. " Nein.", erhob ich mich und schritt auf ihn zu. Shinya lächelte ebenfalls und schloss hinter sich die Tür. " Ihr seid schon wieder da? Ich dachte, dass ihr erst morgen Früh aus Kyoto wiederkommen würdet.", war ich überrascht ein Mitglied Dir en grey's zu sehen. " Inoue-san hatte angerufen, wollte unbedingt noch was mit uns besprechen." "Oh. Ich hoffe nichts Ernstes?!" Shinya setzte sich kopfschüttelnd auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. " Das Übliche halt." " Wo steckt der Rest?", setzte auch ich mich wieder auf meinen Platz. Einen Moment sahen wir uns nur an, doch dann schaute Shinya aus dem Fenster. "Sie sind noch bei Inoue. Ich wollte zu Machiko, deshalb konnte ich mich schon früher loseisen." " Machiko ist heute nicht da. Sie kommt..." " Ich weiß.", unterbrach er mich, wandte seinen Blick wieder mir zu. Irgendetwas sagte mir, dass Shinya nicht ohne Grund hier war, hier bei mir und in meinem Büro. Ich lehnte mich in meinem Stuhl nach hinten und verschränkte die Arme. " Nun raus damit. Was ist los?", stellte ich ihn zur Rede. Dieser schaute erst völlig überrumpelt, lächelte aber dann eines seiner seltenen Lächeln. " Es geht um Lily.", meinte er schüchtern und spielte dabei mit dem Reißverschluss seiner Jacke. " Okay.", fixierte ich Shinya. Er kam mir vor wie ein kleiner Junge, der seinen Eltern etwas Unangenehmes beichten musste. " Du weißt, dass ich sie noch liebe, oder?" Shinyas fast schwarze Iriden begegneten meinen. In seinen Augen konnte ich Verzweiflung sehen. " Kira, ich hab keine Ahnung was ich tun soll. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn." Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. " Was hältst du davon, wenn ihr mal redet?" " Ich würde ja gern, aber... es ist so schwer. Verstehst du?" Ja, ich verstand sehr gut. Mir war es schließlich damals mit Toto nicht anders gegangen. Ich nickte nur ob seiner Frage, ließ ihn dann weiter reden. " Ich hab mit Machiko Schluss gemacht. Es war einfach von Anfang an eine reine Lüge gewesen, diese Beziehung. Mein Herz gehört Lily und ich... ich... scheiße!", brach Shinya ab und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Erst dachte ich, dass er weinen würde, doch ich wurde eines Besseren belehrt, als er mich wieder anschaute. " Es war eine blöde Idee hier her zu kommen.", stand er auf. "Tut mir leid.", war alles was er noch sagte. Dann verließ er ohne einen weiteren Blick mein Büro. Hinter ihm fiel die Tür krachend ins Schloss. Was war das denn bitte gerade für eine Vorstellung gewesen? Noch einen Moment starrte ich die Tür an, bevor ich laut aufseufzte und mit meiner Arbeit fort fuhr. Half ja alles nichts. *** boah, bin ich froh, dass ich diesen teil der story hinter mir gebracht habe. ich hab echt zu kämpfen gehabt. aber jetzt ist er fertig. nicht all zu lang, aber dennoch hoffentlich lesenswert. langsam kommt die story auch zum ende. dabei fehlt der höhepunkt noch...merkwürdig. egal. vielen lieben dank für eure kommis und dank auch an meine betaleserin. bis hoffentlich zum nächsten kapi. feedback? baibai chingya Kapitel 14: Geständnisse und Offenbarungen II --------------------------------------------- Einige Etagen des Sonygebäudes lagen bereits im Dunkeln, als ich mein Büro verließ. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es schon fast 22 Uhr war. Nachdem Shinya mein Büro verlassen hatte, hatte ich mich wieder in meine Arbeit vertieft und vollkommen die Zeit vergessen. Normalerweise war Lily der Workaholic von uns beiden. Ich schmunzelte leicht. Wie die Dinge sich änderten, wenn sie nur mal ein paar Tage im Urlaub war. Am nächsten Tag würde sie wiederkommen und ich hoffte sehr, dass es ihr wieder besser gehen würde und sie vielleicht nun auch den Mut aufbrachte sich den beiden Problemen "Shinya" und "Baby" zu stellen. Ich schloss die Bürotür hinter mir ab und verstaute den Schlüssel dann in meiner Tasche ehe ich nach meinem Laptop, der vor mir auf den Boden stand, griff. Es schien nicht anders zu gehen, als das ich an meinen wenigen freien Tagen noch hie und da einiges aufarbeiten müsste. Doch erst einmal würde ich den gemeinsamen Abend mit Dir en grey am kommenden Tag genießen. Schließlich war Silvester und bis jetzt hatten wir die letzten 4 Jahre immer zusammen gefeiert. Ich musste unweigerlich an unser letztes Silvester denken, als ich mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage fuhr. Der Abend war wirklich lustig geworden. Wir waren so betrunken gewesen, dass wir Flaschendrehen gespielt hatten. Ich sah Kyo immer noch vor mir, als wäre es gestern gewesen, als er einen deutschen Song zum Besten geben musste. Es war noch Wochen später Gesprächsthema gewesen und Die hatte es sich nicht nehmen lassen immer und immer wieder großzügig drauf herumzureiten. Ich lachte kurz auf, als mir Kyos beleidigter Blick wieder in den Sinn kam. Diese fünf jungen Männer waren schon einiges wert und ich wollte sie auch gar nicht mehr missen. Der Fahrstuhl hielt in der Tiefgarage, worauf sich die Türen ratternd auseinander schoben. Ein Blick durch die Tiefgarage sagte mir, dass ich mit einigen wenigen anderen die Einzige war, die um diese späte Stunde überhaupt noch ans Arbeiten dachten. Schnell lief ich zu meinem Auto und entriegelte schon von weitem die Türen, ließ dann meine Tasche und den Laptop auf den Beifahrersitz nieder, während ich mich hinter das Steuer setzte. Ich wollte wirklich nur noch nach Hause. Langsam spürte ich auch die Müdigkeit in mir aufkommen. Dies war der Grund mich zu beeilen, denn ich wollte wirklich nicht im Halbschlaf durch Tokio fahren. Die Straßen waren heute auf meiner Strecke angenehm ruhig, was mich entspannt fahren ließ. Vor dem Wohnblock, in dem sich meine Wohnung befand, parkte ich, und schnappte meine Sachen vom Beifahrersitz. Während ich Richtung Eingang eilte, kramte ich in meiner Tasche nach meinem Haustürschlüssel. Schnell hatte ich die Stufen nach oben genommen und kaum war ich oben angekommen, staunte ich nicht schlecht. Toshiya saß vor meiner Tür, die Arme vor seiner Brust verschränkt, Beine angezogen und den Kopf gegen die Tür gelehnt, schlief er dort. Ich lächelte bei dem Anblick. Er war manchmal einfach zu süß. Wieso war er denn nicht zu Sony gefahren? Ich machte langsam einige Schritte auf ihn zu und hockte mich hin. " Hey.", strich ich ihm durch seine langen schwarzen Haare. Totchi murrte kurz, wachte aber nicht auf. "Na, du bist mir ja einer. Schläfst hier vor meiner Tür.", küsste ich ihn zärtlich auf die Stirn. "Wenn du dich solange draußen herumtreibst.", kam es gleich darauf von ihm. Ich lächelte nur und erwiderte den Blick seiner dunklen Augen. "Du hättest doch auf der Arbeit vorbeikommen können. Shinya zum Beispiel kam heute vorbei und erzählte, das ihr alle da seid.", richtete ich mich wieder auf. Toshiya tat es mir gleich und folgte mir in meine Wohnung. "Ich musste aber noch nach Hause, meine Sachen loswerden. Na ja, und ich hatte gehofft, dass du schon zu Hause bist, wenn ich komme. Aber da hab ich mich scheinbar geirrt." Er schloss die Tür hinter sich und ich ließ einfach meine Tasche fallen, zog mir Jacke und Schuhe aus. "Ich habe die Zeit vergessen.", zog ich ihn an seinem Pullover an mich, nachdem auch er sich von Jacke und Schuhen entledigt hatte. "Kannst du mir noch mal verzeihen." "Mmh... das muss ich mir noch überlegen.", schaute er mich einfach nur an. Er sah wunderschön aus, wie er da stand. Manchmal konnte ich nicht glauben, dass dieser Mann wirklich mir gehörte, dass er mich liebte und ich ihn. "An was denkst du?", strich er mir über die Wange, wobei ich genießend meine Augen schloss, mich gegen ihn sinken ließ. "Ich hab dich vermisst." "Ich dich doch auch, Süße. Ich dich auch." Totchi legte seine Arme um mich, zog mich in eine warme und zugleich vertraute sowie liebevolle Umarmung. "Ich liebe dich.", hauchte er gegen meine Schläfe. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, zog ihn näher an mich heran. Nie wieder wollte ich ihn hergeben. Momente wie diese waren es, die mir bestätigten, dass er mein Traummann war, dass er immer der Einzige sein würde, den ich so lieben würde. "Versprich mir, mich nie wieder allein zu lassen.", nuschelte ich in seine Halsbeuge, doch klar genug, dass er es verstand. "Nie wieder.", drückte er mich kurz, um mich dann etwas aus seinem Griff zu entlassen. Er fixierte mich, blickte mir tief in die Augen, schien nach irgendetwas zu suchen. Ich öffnete schon meinen Mund, wollte fragen, was er habe, als sich seine weichen Lippen auf meine legten. Der Kuss war süß, ganz sanft. "Du bist sicher müde.", löste er den Kuss und zog mich dann mit sich ins Schlafzimmer. Dort legten wir uns auf das Bett, kuschelten uns aneinander und wiegten uns durch Zärtlichkeiten in den Schlaf. ~*~ Das penetrante Klingeln von Camuis Handy war es, was mich aus dem Schlaf holte. Krampfhaft versuchte ich es zu ignorieren und vergrub mein Gesicht tief ins Kopfkissen. Doch schien ich nicht allein diesen Gedanken gehabt zu haben, denn Camui neben mir, bewegte sich kein Stück, was zur Folge hatte, dass das Klingeln fröhlich weiterging. "Camui.", murrte ich. "Geh ran, Mann!" "Keine Lust.", kam es unbeteiligt. "Und wenn's wichtig ist!?" Ich drehte mich zu ihm, öffnete meine Augen, wobei mir der Blick eines verschlafenen, gerade penetrant geweckten jungen Mannes begegnete. "Du bist ja sowieso wach!!" Er seufzte und richtete sich auf. Nach seinem Handy, auf dem Nachtisch, greifend, schwang er seine Beine aus dem Bett und drehte mir den Rücken zu. "Moshi moshi.", meldete er sich. Mich nicht weiter darum kümmernd, stand ich auf. Jetzt war ich auch wach und mir war klar, dass ich nicht noch einmal einschlafen würde. Ich war einfach nicht der Typ Mensch, der das konnte. Ich griff mir einige frische Sachen aus meiner Reisetasche und stampfte dann ins Badezimmer um eine Dusche zu nehmen. Als ich fertig wieder heraus kam, stand Camui vor dem Fenster des Schlafzimmers und diskutierte aufgebracht und gestikulierend am Telefon. Langsam wurde ich neugierig, wer am anderen Ende der Leitung war. Doch ich wollte nicht aufdringlich wirken, also ging ich in die Küche und machte Frühstück. Kaum hatte ich den Kaffee aufgesetzt und mich dem Kühlschrank zugewandt, da spürte ich zwei warme Arme, die sich von hinten um meine Taille schlangen. "Was ist los?", fragte ich Camui, als er auch noch anhänglich sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub. Er schwieg. Ich ließ mich nicht groß beirren und holte die Lebensmittel aus dem Kühlschrank. Gerade wollte ich nach der Butter greifen, als Camui plötzlich begann sanfte Küsse auf meinen Nacken zu verteilen, sich seine Hände unter meinen Pullover schoben. "Hey.", ermahnte ich ihn, griff nach seiner Hand, die auf meinem Bauch zum Stillstand gekommen war. Mich umdrehend, fragte ich mich, was auf einmal in ihn gefahren war. "Was.ist.los?", wiederholte ich eindringlich, schaute direkt in seine dunklen Augen wobei mir - gerade unpassender Weise- auffiel, wie selten er ohne Kontaktlinsen herum lief. "Masa hat angerufen.", kam es leise. Ich hatte Mühe ihn zu verstehen. "Camui, verdammt. Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?" Meine Ungeduld war vielleicht nicht gerade angebracht, aber sein Schweigen und diese Zurückhaltung machten mich wahnsinnig. "Er will seine Band verlassen." "WAS? Aber wieso denn?" Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Masa wollte seine Band verlassen? "Angeblich interne Probleme. Na ja, er will heute noch zurückkommen." Tze. Interne Probleme. Die hatte er angeblich schon damals, als er Spiky verlassen hatte um zu Dizzy Drive zu wechseln. Ich glaubte nicht, dass es wieder der gleiche Grund war. "Wann kommt er an?" Mein Unverständnis hatte sich zu Missgunst und Ärger verwandelt. "Gegen Nachmittag. Ich würde ihn gerne sehen." Camui schaute bei seinen Worten an mir vorbei. Konnte er es mir nicht ins Gesicht sagen? Ich würde ihm nicht den Kopf abreißen. Auch, wenn ich zugeben musste, das so etwas wie leichte Eifersucht in mir aufstieg. "Ist kein Problem. Dann fahren wir nach dem Frühstück zurück.", war alles was ich sagte. Irgendwie war ich wegen Masas Entscheidung verwirrt. Ich nahm mir vor mit ihm zu reden. Während des Frühstücks schwiegen wir uns an und das nervte mich tierisch. Dennoch hatte ich keinen blassen Schimmer über was ich mit Camui hätte reden sollen, ohne gleich ins Fettnäpfchen zu treten. Und je länger ich überlegte, auf kein Ergebnis kam, machte es mich wütend, dass Masa angerufen hatte. Wie geplant fuhren wir also nach dem Frühstück los und ich bot - zu meiner eigenen Verwunderung- an, den Wagen zu fahren. Mein Begleiter hatte nur leicht gelächelt und mir dann den Schlüssel in die Hand gedrückt. Die Fahrt entpuppte sich letztendlich als doch recht amüsant. Auf der Autobahn drehte ich die Musik voll auf und sang laut mit. Camui bedachte das anfangs nur mit einem Schmunzeln, ließ sich dann aber von meiner plötzlichen Euphorie anstecken. Ich musste an der einen oder anderen Stelle lachen, als ich bemerkte, dass ich einfach nicht an seine Stimmlage herankam. Er war einfach der begnadetere Sänger von uns beiden. ~*~ Es war schon reichlich spät, als ich aufwachte. Toshiya hatte sich in der Nacht regelrecht an mich geklammert, was mir das Aufstehen nicht gerade leicht gemacht hatte. Ich seufzte tief, als der dritte Versuch ihn von mir zu lösen, scheiterte. Somit ergab ich mich dem Schicksal und blieb liegen, fuhr ihm zärtlich durch die langen Haare, sog seinen Duft ein. Der Mann war einfach ein Traum, mein Engel. Als ich einen Blick über Toshiyas Schulter warf, streifte mein Blick plötzlich den Funkwecker. 12:30 Uhr. "Shit!", sprang ich auf, wobei Totchi unsanft von mir getrennt wurde. Er jammerte unzufrieden. "Mou... was ist los?", nuschelte er verschlafen. "Ich hab ganz vergessen Lilys Geschenk abzuholen und die Läden schließen doch früher!!", rannte ich aus dem Schlafzimmer ins Bad, um mich schnell zu waschen. Zurück ins Schlafzimmer, saß Totchi mittlerweile aufrecht im Bett und schaute mich völlig verständnislos an. "Kannst du mir mal in Ruhe sagen was los ist?", rieb er sich die Augen. Ich lächelte bei diesem Anblick selig. Einfach nur zum Niederknien. "Lily hat übermorgen Geburtstag und ich hab was beim Juwelier für sie anfertigen lassen. Na ja, und ich hab vergessen es gestern abzuholen. Jetzt ist's echt allerletzte Eisenbahn!", zog ich mir einen warmen Rollkragenpullover über und schloss den Knopf meine Cordhose. "Geburtstag?", hob er seine eine Augenbraue. "Schön, dass wir auch mal davon erfahren." Ich lächelte entschuldigend. "Sorry, aber das hab ich bei dem ganzen Stress völlig vergessen." Totchi schüttelte lediglich den Kopf und ließ sich dann wieder rückwärts in die Kissen fallen. "Ich bin gleich wieder da.", zog ich meinen Wintermantel über und schlüpfte in meine Stiefel. "Okay." Ich beugte mich zu Totchi und hauchte ihm einen sinnlichen Kuss auf die Lippen. "Warte auf mich." "Immer doch.", legte er seine Hand in meinen Nacken und zog mich noch einmal zu einen langen Kuss zu sich. Dann machte ich mich endlich auf den Weg, raus aus meiner Wohnung auf die kalten Straßen und zu Fuß zum Juwelier. Dort war ich erleichtert, als ich endlich Lilys Geschenk in den Händen hielt. Ich war mir ganz sicher, dass es ihr gefallen würde. Zudem war es ein runder Geburtstag. Sie würde 30 werden! Gegen 14 Uhr machten Toshiya und ich uns auf den Weg zu Familie Niikura. Er wohnte außerhalb von Tokyo in einem imposanten Haus, dem man seinen Wert auf jeden Fall ansah. Ich hatte Midori versprochen, dass ich ihr dieses Jahr wieder beim Kochen helfen würde, letztlich aufgrund der Menge. Denn 9 Leute wollten schließlich versorgt werden. Machiko würde wohl auch schon da sein. Ich ging immer noch mit gemischten Gefühlen an diese Frau heran. Ich wusste nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Ich war im Zwiespalt, ob ich sie jetzt mögen sollte, oder nicht. Auf der einen Seite konnte sie sehr freundlich sein. Sie hatte ja auch nichts verbrochen. Es war eigentlich unfair von mir sie zu verurteilen, nur, weil sie an Lilys Stelle gestanden hatte. "Da seid ihr ja.", begrüßte Midori uns, als Totchi und ich die Küche betraten. "Ja. Toshiya wollte noch mal schnell in seine Wohnung und der Verkehr draußen auf den Straßen ist einfach nur der blanke Horror", stellte ich mich zu ihr an die Arbeitsplatte, während Totchi sich flink verzog. "Du kannst schon mal das Gemüse klein schneiden." Midori reichte mir ein Brettchen und ein Messer rüber. Ich nahm alles an mich und begann mit der Arbeit. "Ist Machiko nicht da? Sie wollte doch auch kommen, oder?" "Ja, sie ist etwa in einer halben Stunde da, hat eben angerufen. Sie steckt im Verkehr fest." Ich nickte nur. "Der Verkehr ist einfach nur grauenvoll. Jedes Jahr dasselbe." Als ich das erste Mal so einen Smog aus Autos, am Feiertag, auf Tokyos Straßen gesehen hatte, war ich wirklich sprachlos gewesen. Und ich hatte mich schon immer über den Verkehr in Berlin aufgeregt. "Ich hoffe nur, dass es Lily und Gackt pünktlich schaffen.", meinte sie plötzlich und riss mich aus den Gedanken. "Das hoffe ich auch." ~*~ Es war fast 15 Uhr, als wir Tokyo erreichten. Der Stau auf der Autobahn und den Schnellstraßen hatte uns eine Menge Zeit gekostet. "Am besten man lässt das Auto an solchen Tagen zu Hause stehen.", stöhnte ich entnervt, als wir an einer Ampel hielten. Camui lachte nur. Ich versuchte mich an Kaorus Wegbeschreibung zu erinnern. Schließlich würde es das erste Mal sein, dass ich bei ihm und Familie zu Hause war. Mit Camuis Unterstützung fanden wir das Haus dann doch recht schnell. Ich fuhr gerade in die Zielstraße, als ich vor uns Shinyas Lexus sah. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und ich verspürte eine starke Sehnsucht. Die Gefühle für diesen Mann hatten mich schlagartig wieder. Langsam fuhr ich ihm nach, und auf die Einfahrt von Kaorus großem Grundstück. Von weitem sah man schon, dass Kira da war. Kyo und Die stiegen gerade aus Dies rotem Audi. Shinya parkte daneben, während ich mich hinter Kiras Wagen stellte. Der Rest kam nun auch aus dem Haus, alle Neuankömmlinge wurden herzlich begrüßt. Ich stellte den Motor ab und schnappte mir meine Tasche vom Rücksitz. "Alles klar?", fragte Camui mich, als er meinen Blick bemerkte, der kurz zu Shinya wanderte. Er stieg gerade aus dem Lexus. Er war vollkommen in weiß gekleidet und sah -im wahrsten Sinne des Wortes- himmlisch aus. Am liebsten wäre ich aus dem Auto gesprungen und ihm um den Hals gefallen. "Geht schon.", lächelte ich leicht. "Kommst du noch kurz mit raus?" Ich wollte jetzt nicht, dass Camui mich allein ließ. Er nickte und griff nach seiner Lederjacke. Ein Blick aus der Frontscheibe zeigte mir die anderen, die jetzt zu uns schauten. Ich stieg aus dem Auto und musste grinsen, als ich Kiras Gesicht sah. Sie war völlig sprachlos. "Lily? Du... du...", brach sie ab, als sie auf mich zukam. "Schön dich zu sehen.", nahm ich sie in den Arm, drückte ihr einen Kuss auf die weichen Lippen. Noch immer schaute sie überrumpelt. "Sag mir bitte, dass ich mich nicht verguckt habe. Du bist... Auto gefahren??", löste sie sich aus der Umarmung. Dafür legte sich ein anderer Arm um meine Schulter. "Ja, und zwar ganz allein. Den ganzen Weg.", antwortete Camui, gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich glaube es ja nicht. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich dich öfters in den Urlaub schicken muss.", grinste meine Freundin nun. Dann wandte ich mich zu den anderen, begrüßte sie. Die zog mich gleich in eine beherzte Umarmung, welche ich glücklich erwiderte. Dabei entging mir nicht Kyos mahnender Blick. Ich schüttelte nur den Kopf und nahm dann auch ihn in den Arm. "Eifersucht steht dir nicht, mein Süßer.", flüsterte ich ihm ins Ohr. Die hatte dies gehört und lachte, als Kyo wütend funkelte. Ich lachte ebenfalls kurz auf und schaute dann zu Shinya. Er erwiderte meinen Blick. Dennoch machte keiner Anstalten den anderen näher zu begrüßen. Lediglich ein kurzes Nicken beider Seiten kam zustande. Ich wollte mich gerade von Camui verabschieden, als ein weiteres Auto die Auffahrt hochfuhr. "Wer ist das denn?", sprach Midori die allgemein bedachte Frage aus. "Masa.", hauchte Camui plötzlich, als er das Auto erkannt hatte. Kurz darauf stieg Masa auch schon aus und rannte auf Camui zu, warf sich in seine Arme. Der Anblick war wirklich schön, wie beide dort standen, sich im Arm hielten. Ich ging auf sie zu, als sie sich langsam voneinander lösten. "Hey, Masa.", begrüßte ich ihn, worauf er mich ebenfalls umarmte. "Du siehst erholt aus. Ich hab gehört Camui war mit dir im Urlaub." Zu meiner Verwunderung schien er nicht erbost darüber, dass ich wieder einmal alleine mit ihm unterwegs gewesen war. "Ja, und ich hab es wirklich gebraucht." "Was sollte der Anruf. Das ist nicht dein Ernst, oder?", unterbrach Camui uns und gewann wieder Masas Aufmerksamkeit. "Nein.", grinste dieser leicht verlegen. "Ich werde bei Dizzy Drive bleiben. Ich habe dich nur so vermisst." Masa nahm Camuis Hand, verschränkte seine Finger mit denen seines Angebeteten. Ich war etwas geschockt über Masas Geständnis, dass ich ihm eine Kopfnuss verpasste. "Sag mal, hast du sie noch alle beisammen? Ich hab mir Sorgen gemacht und dein Freund hier erst einmal." "Gomen nasai.", rieb er sich mit der freien Hand über den Hinterkopf. "Bist du mir sehr böse, dass es nur ein Vorwand war?" "Idiot.", war alles was Camui sagte. Dann zog er Masa an sich, küsste ihn innig. Für mich war es das Zeichen zu verschwinden. Somit schloss ich mich den anderen an, die bereits dabei waren ins Haus zu gehen. An der Haustür warf ich noch einmal einen Blick zurück und winkte den beiden zu, als sie zu ihren Autos gingen. "Und, wie war es?", fragte Kira neugierig, als wir später zusammen am Tisch saßen und aßen. Am Tisch wurde sich rege unterhalten, sodass Kira und ich etwas Zeit für uns hatten. Wovon wir wahrlich nicht gerade viel in den letzten Monaten gehabt hatten. "Sehr schön. Wir haben zwar immer noch nicht alles zwischen uns geklärt, aber ich denke, dass wir einen ganz guten Grundstein gelegt haben." Auch, wenn er nicht gerade sehr stabil schien. "Du siehst wirklich erholt aus.", meldete sich nun auch Die. "Osaka ist auch eine schöne Stadt. Ich werde sicher noch mal dort hinfahren." "Ihr habt euch doch nicht nur die Stadt angeguckt, oder?", zwinkerte Kyo zweideutig. Dabei entging mir nicht Shinyas trauriger Blick. Oh je... nur nichts Falsches sagen. "Sei froh. Dass du da drüben sitzt, sonst würde ich dir jetzt eins drüberziehen. Arsch!", sagte ich gereizt. Kyo lachte. "Also hab ich Recht?" "Nein, hast du nicht. Du solltest langsam aufhören mir solch einen Unfug zu unterstellen. Hat dir das mit Die nicht gereicht? Ich hatte gedacht, dass es dir eine Lehre gewesen war.", trank ich einen Schluck vom Wein. "Schon gut.", schlichtete Die schräg gegenüber von mir. Ich schüttelte nur den Kopf. Was sollte das denn schon wieder? Merkte Kyo nicht, dass er damit einen Keil zwischen sich und mich warf. Und Shinya? Ich schaute kurz zu ihm. Er saß neben Kyo und unterhielt sich mit Midori und Machiko. Was fand er nur an dieser Frau, verdammt? Wieso saß sie da, wo ich sitzen sollte. Ich wandte meinen Blick ab und Kira sowie Toshiya zu, die sich darüber unterhielten, ob sie zusammenziehen sollten. Letztendlich kamen sie auf keinen Nenner. Auch nicht, als alle gegen 23 Uhr im Wohnzimmer saßen uns sich angeregt über das neue Projekt unterhielten. Ich beteiligte mich daran eher weniger, hatte keine Lust dazu. Ich fand es nur interessant zu hören, dass alles in Ordnung war und die Konzertsaison Ende Januar beginnen würde. Ich schaute zum x-ten Mal auf die Uhr. Der Abend schien endlos. Nicht zum ersten Mal hatte ich das Bedürfnis mich davon zu stehlen. Alle schienen glücklich. Kira und Totchi, Kaoru und Midori sowie Shinya und Machiko. Ich konnte es nicht mehr sehen. Machiko in Shinyas Armen ließ mein Herz unerträglich schwer werden. Es kam mir vor wie pure Folter, wie eine Strafe dafür, dass ich erst jetzt zurückgekommen war. Ich stellte meinen Glühwein auf dem Couchtisch ab und machte mich dann mit einer Schachtel Zigaretten auf den Weg zur Terrasse. Dort empfing mich ein kalter Wind, was mich aber nicht davon abhielt hier draußen etwas Ruhe zu finden. Ich versuchte meine Gedanken frei zu bekommen. Ich sollte es aufgeben Shinya nach zu trauern. Wie er mit Machiko umging zeigte mir doch nur zu deutlich, dass sie ihm etwas bedeutete. Ich hatte nun mal alles verspielt. Meine letzte Chance. Ich hatte schon bei meinem Bruder versagt. Wieso also hätte es bei Shinya anders sein sollen? "So allein?", stand Die plötzlich neben mir. "Ich musste mal raus.", meinte ich nur und zog an meiner Zigarette. "Shinya?", fragte Die nur knapp, schaute starr in die Dunkelheit. "Was sonst." "Mach dir nicht so viele Gedanken darum. Er liebt dich noch, aber er ist auch verletzt. Lass ihm Zeit." Ich nickte. Versuchte den Worten Glauben zu schenken und fing an mir Hoffnung zu machen, obwohl ich doch eben erst beschlossen hatte endlich aufzuhören Shinya nach zu heulen. "Krieg ich auch eine?", zeigte Die auf die Schachtel Zigaretten in meiner Hand. Ich reichte ihm die Schachtel mit Feuerzeug, worauf er sich eine anzündete. "Du solltest eigentlich in deinem Zustand nicht rauchen.", gab er mir die Schachtel wieder. Ich verstaute sie in meiner Hosentasche. "Und nicht trinken", fügte er noch leise hinzu. "Mir egal. Es gibt Schlimmeres.", zuckte ich mit den Schultern. "Du freust dich nicht auf das Kind, oder?" "Nein.", kam es klar über meine Lippen. "Und wenn es von Shinya wäre?" "Die! Was soll das?" Wo sollte das bitte hinführen? "Du kannst doch nicht dem Baby die Schuld für deine ganze Situation geben. Es wird nun mal dein Kind sein, also freu dich drauf. Es gibt genug Frauen da draußen auf der Welt, die keine Kinder bekommen können.", klang seine Stimme fast wie die meines Vaters. Ich nickte wieder mal nur. Ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte. Die hatte ja Recht, es war gegenüber dem Kind nicht fair. "Komm!", nahm er mir die Zigarette aus der Hand, schmiss sie weg. "Lass uns reingehen und das Fest genießen." Ich trauerte noch kurz der Zigarette nach, ehe ich Die wieder ins Warme folgte. Drinnen alberten sie herum und man merkte deutlich, dass schon einige Liter Alkohol heute Abend geflossen waren. Irgendwann begannen wir ein Gesellschaftsspiel zu spielen und hatten reichlich Spaß. Kaoru war gar nicht wieder zu erkennen. Der beherrschte Leader benahm sich völlig daneben und lachte ausgelassen. Auch die anderen waren viel lockerer. Meiner Meinung nach konnten wir solche gemeinsamen Abende ruhig öfters machen. ~*~ Um Mitternacht stießen wir an. Ein allgemeines und beherztes Lachen brach aus, als Die beim Anstoßen das halbe Glas verschüttete. Ich war erleichtert, dass auch Lily mit einstimmte. Sie hatte am Anfang des Abends noch sehr bedrückt gewirkt, doch jetzt schien sie etwas glücklicher. Was ich jedoch nicht so recht nachvollziehen konnte war, dass Shinya immer noch so vertraut mit Machiko tat. Hatte er nicht gesagt, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte? Wenn dem so war, dann wunderte es mich schon, dass er einen Arm um sie gelegt hatte, ihr einen Kuss auf die Wange gab. Mich machte es einfach wütend dem zuzusehen. Es war nicht gerecht Lily gegenüber. Wieso gab er ihr nicht mal deutlicher zu verstehen, dass er wieder zu haben war. Idiot!! Ich kam jedoch nicht dazu mich weiterhin über Shinyas Verhalten aufzuregen, da Toshiya mich bat mit ihm zu kommen. Ich nickte, folgte ihm dann auf die Terrasse. "Was ist los?", fragte ich ihn, als wir draußen ankamen. Toshiya schien nervös, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und seufzte tief. "Toto?" Ich schaute irritiert und jetzt auch nervös zu ihm. Sein Verhalten stimmte mich nachdenklich. Da drehte er sich zu mir, nahm meine Hand und schaute mir tief in die Augen, was mich schwer schlucken ließ. Was kam denn jetzt? "Kira, ich... ich hab lange über uns nachgedacht und über die letzten Monate. Die acht Monate Trennung waren die Schlimmsten in meinem Leben. Ich hatte wirklich gedacht, dass wir nie wieder so zusammen stehen würden, wie wir es jetzt gerade jeden Tag tun. Jede Sekunde habe ich dich vermisst und es kaum ausgehalten von dir getrennt zu sein." Eine Träne lief seine Wange hinunter. "Totchi, ich...", wollte ich sie ihm wegwischen. "Shh...", hielt er mich auf. "Lass mich erst... lass mich zu Ende reden." Er zog ein kleines Kästchen aus seiner Cordjacke. "Kannst du dich noch daran erinnern, als ich dich gefragt hatte, ob du meine Frau werden willst?" Oh, Gott. Tränen schossen mir in die Augen. Ich nickte, denn ich war mir sicher, dass ich jetzt kein Wort über die Lippen bringen würde. Und wie konnte ich mich nicht daran erinnern? Es war einer der schönsten Tage in meinen Leben gewesen. "Ich würde diesen Schwur gerne erneuern.", schaute er mich mit seinen schönen braunen Augen an, wobei er langsam in die Knie ging. Ohne, dass ich es kontrollieren konnte, liefen die Tränen meine Wangen hinunter. "Kira, willst du mich heiraten. Ich verspreche dir, dass ich es hiermit besser mache als die letzten Monate. Ich will dich nicht noch mal verlieren...", brach er ab, als auch er mit den Tränen zu kämpfen hatte. Ich hockte mich zu ihm hinunter. "Ja!", schlang ich meine Arme um seine Hals, küsste ihn leidenschaftlich. Keinen anderen Mann würde ich heiraten. Nur ihn. Nur ihn. Ebenso leidenschaftlich erwiderte er den Kuss bis wir uns wegen dem Luftmangel trennten. Tränen benetzten nun auch sein Gesicht. "Ich liebe dich so sehr.", küsste ich ihm die Tränen weg. "Ich dich auch.", zog er mich zu einen weiteren innigen Kuss an sich. Als wir uns wieder trennten, lächelte er und zog mich dann mit sich nach oben. Dann öffnete er langsam die Schatulle. "Ich hab mich schon gewundert, dass du deinen Verlobungsring nicht vermisst hast.", meinte er plötzlich, was mich unweigerlich an den Hals fassen ließ. Tatsächlich. Meine Kette mit dem Ring war nicht da. Dafür lag er mit seinem Ring in der Schatulle. "Wie hast du ihn...", war ich völlig verwundert darüber, dass ich es wirklich nicht bemerkt hatte. "Heute Nacht. Ich hab ihn dir im Schlaf abgenommen.", nahm er den Ring aus der Schatulle und steckte ihn an meinen Ringfinger, wieder an seinen rechtmäßigen Platz. Dann steckte ich Totchi seinen Ring an seinen Ringfinger, worauf er mich unerwartet an sich zog, mich sinnlich küsste. Ich schlang meine Arme um seine Hals, drückte mich an ihn. Ich war so glücklich, dass ich hätte zerspringen können. Ich spürte seine Zunge, die um Einlass bettelte. Ich ließ ihn ein wenig zappeln, begrüßte seine Zunge dann aber stürmisch mit meiner. Er keuchte, als sie sich trafen, um die Vorherrschaft kämpften. Der Kuss schien endlos und mir wurde klar, dass wir wohl in dieser Nacht kaum Schlaf finden würden. ~*~ Ich atmete erleichtert auf, als ich mich im Gästezimmer auf meinen Futon fallen ließ. Der Abend war noch schön gewesen, aber auch anstrengend. Jetzt war ich einfach nur müde und bereit den Tag los zu lassen. Kira und Toshiya hatten sich nur kurz blicken lassen, als sie ohne Worte der Erklärung verliebt an uns vorbei gegangen waren, in ihr Gästezimmer. Ich gönnte Kira ihr Glück. Toshiya war das Beste, was ihr hatte passieren können. Erschöpft schloss ich meine Augen und dämmerte schon kurz danach weg. Eine leichte Bewegung neben mir, ließ mich jedoch schon bald wieder aufwachen. Ich wollte mich gerade umdrehen, als ich merkte wie jemand sich hinter mich legte. Ein Duft von Mandelöl hüllte mich ein, was mich kurz genießend die Augen schließen ließ. Shinya. Ohne etwas zu sagen, strich er mir durch das Haar, fuhr die Gesichtskonturen nach. "Shin, nicht...", wollte ich, dass er aufhörte. Es schmerzte ihn so nah zu wissen und doch getrennt zu sein. "Sssh...", legte er seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Darauf drehte ich mich mit Mühe um und schaute ihn an. Seine braunen Augen waren fast schwarz aufgrund der Dunkelheit im Zimmer. Shinya lächelte mich zaghaft an, hielt meinen Blick stand. Wie aus Gewohnheit wanderte meine Hand zu einer seiner geflochtenen Strähnen, die locker runter hing, und spielte mit ihr. "Steht dir.", flüsterte ich aus Angst, jeder lautere Ton könnte die Stimmung zerstören. Shinya schaute mich nur weiterhin an, strich unentwegt über meine Lippen. "Ich vermisse dich.", meinte er plötzlich. "Ich dich auch.", wanderte meine Hand von seiner Strähne an seine Wange, verweilte dort. Er schloss kurz die Augen ehe er mich wieder anschaute. "Wieso kommst du erst jetzt?", klang er anklagend. "Es... es tut mir leid. Ich hatte eine Beförderung bekommen... und all die Aufträge, denen ich zugesagt hatte... Und dann hatten wir unseren Kontakt verloren. Ich hab dich nicht mehr erreicht und dachte... dachte mir nach einer Weile, dass wir beide uns nur gegenseitig wehtun, wenn ich nicht wieder kommen würde. Dann hab ich... meinen Mann kennen gelernt und mein Leben hat ein anderes Bild bekommen. Dabei habe ich nur nie auf mein Herz gehört. Ich liebte Kai gar nicht, sondern immer nur dich und ich wusste auch... dass ich mich nach Japan sehnte.", versuchte ich es knapp zu erklären, wurde am Ende immer leiser. "Ich habe so lange gewartet.", senkte Shinya seinen Blick und ich konnte sehen, wie eine Träne seine Wange hinunter lief. Ich wischte sie ihm weg, zog ihn in meine Arme. Sofort vergrub er sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich fühlte, wie seine Tränen meinen Hals hinab liefen um dann vom T-Shirt aufgesogen wurden. Lange lagen wir so da bis ich spürte, dass Shinyas Atem regelmäßig ging. Es fühlte sich so gut an ihn in meinen Armen zu halten, aber gleichzeitig auch so falsch. Ich konnte mit Shinya an meiner Seite keine Ruhe finden, also entschloss ich mich nach einer Stunde auf zu stehen und mir noch etwas die Beine zu vertreten, indem ich durch das Haus lief. Dabei fragte ich mich, was Machiko wohl sagen würde, wenn sie Shinya bei mir im Bett finden würde. Lieber nicht darüber nachdenken, sagte ich mir, und streifte durch Kaorus Haus. Es wirkte bedrohlich auf mich, im Dunkeln. Dennoch hatte es auch was Beruhigendes, wenn ich so allein durch die großen Räume wandelte. Im Wohnzimmer schaute ich aus dem Fenster. Die anderen würden sicher schon alle schlafen. Obwohl ich mir da bei dem einen oder anderen Paar nicht sicher war. Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen, wenn ich da an Kira und Toshiya dachte. Ich wusste nicht wie lange ich dort gestanden hatte, doch mein schmerzender Rücken machte mich darauf aufmerksam, dass es gar nicht so schlecht wäre, den Rückweg anzutreten. Als ich wieder in mein Zimmer zurückkam, war ich etwas müder und Shinya nicht mehr da. Ein mattes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es war doch so klar gewesen. Oder? *** boah, es geht echt schleichend voran. vielen, vielen dank an all die kommi schreiber *gerührt sei* freu mich wirklich, dass die story so guten anklang findet. mmh, wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann kommen jetzt etwa noch 3 kapitel. toshua II hab ich erst einmal zurück gestellt und widme mich nur lbl II. sorry, aber ich hab kaum zeit. vielen lieben dank an dieser stelle auch an meine betaleserin...^^*knuddel* hoffe man liest sich!!! würde mich weiterhin über jegliches feedback freuen ^__^ baibai chingya Kapitel 15: Yamashita - Ryan ---------------------------- ~*~ Die sanfte Berührung auf meinem Rücken jagte mir einen angenehmen Schauer durch den ganzen Leib. Ich seufzte wohlig und rückte näher an den wärmenden Körper neben mir. "Du bist ja wach.", flüsterte eine Stimme, küsste meinen Nacken. Ich schnurrte und genoss die Berührungen der Lippen, welche der streichelnden Hand folgten. "Toto.", blinzelte ich. Er war an meiner Hüfte angekommen. "Morgen, Liebling." Er legte sich seitlich neben mich, schaute mich mit seinen schönen Augen an. "Hast du gut geschlafen?" "Kommt einem Stein gleich.", grinste ich, streckte mich daraufhin ausgiebig und legte mich dann ebenfalls auf die Seite, um näher an ihn heran rutschen zu können. "Solche Nächte könnte es öfters geben.", raunte Totchi und küsste mich. Ich erwiderte den leidenschaftlichen Kuss, ließ meine Hand über seine nackte Brust gleiten. Die Nacht war wahrlich lang geworden und ich hatte irgendwann schon geglaubt, dass sie nie enden würde. Aber wir hatten auch nur schwer von einander ablassen können und es schien mir, als würde es jetzt weiter gehen. Toshiya drückte mich in die weichen Kissen, als jemand plötzlich an die Tür klopfte. "Ich weiß ja nicht, ob ihr mal auf die Uhr geschaut habt, aber es wäre so langsam mal an der Zeit aufzustehen.", meldete sich Kaoru. "Idiot.", zeterte mein Verlobter zurück und richtete sich dann auf. Ich lachte nur. Als hätte Kao es geahnt. "Lass uns zu den anderen gehen.", drückte ich meinem Liebsten einen Kuss auf die Wange und schnappte dann meine Sachen um mich ins Bad zu begeben. Toshiya tat es mir gleich. Als wir etwas später ins Wohnzimmer kamen, war der Frühstückstisch schon gedeckt und fast alle saßen schon drum herum. "Na, ihr Langschläfer.", begrüßte uns Midori. "Wer so lange wach ist, muss ja unweigerlich so lange schlafen.", meinte Die, während er einen Schluck Kaffee trank. "Du musst grad reden.", zischte Kaoru. "Ihr seid wohl kaum anders!" Darauf lachten alle. Mir fiel auf, dass Lily und Shinya fehlten. Midori schien meinen fragenden Blick bemerkt zu haben, denn sie beugte sich zu mir. "Lily schläft noch, ich hatte sie nicht geweckt. Heute Nacht ist sie nämlich noch durchs Haus getigert. Shinya müsste aber gleich kommen." Lily hatte heute Nacht also nicht gut geschlafen. Wieso hatte ich mir das nur gedacht? Das mit Shinya ließ sie einfach nicht zur Ruhe kommen. Ich bewunderte Lily auf der einen Seite für ihre Kraft, aber andererseits war mir klar, dass sie das nicht mehr lange würde ertragen können. ~*~ Nur mit einem Handtuch bekleidet stand ich vor dem Waschbecken, im Bad, und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah körperlich erholt aus, doch meine Augen zeugten von etwas anderem. Zudem fühlte ich mich seelisch nicht ganz auf der Sonnenseite. Die ganze Nacht hatte ich wach gelegen, hatte überlegt, ob ich nicht vielleicht zurück nach Deutschland gehen sollte. Das alles hier brachte doch nichts. Wenn sich zwischen Shinya und mir nichts änderte, dann konnte ich mir langsam aber sicher selbst dabei zusehen, wie ich an meinen Selbstvorwürfen zerbrach. Ich seufzte tief und begann mich dann anzuziehen. Es brachte alles einfach nichts! Alles um mich herum ging weiter, ob ich es wollte oder nicht. Als ich gerade nach meinem T-Shirt griff, starb ich fast tausend Tode vor Schreck. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Shinya im Türrahmen stand. Er erwiderte stumm meinen Blick, kam dann ins Bad und schloss die Tür hinter sich. "Du hast mich erschreckt.", kam es leise über meine Lippen. "Das wollte ich nicht." Er stand vor mir, griff nach dem Shirt in meiner Hand. Ich leistete keinen Widerstand. Ich war wie gelähmt. Was sollte das hier werden? "Lass mich dir helfen." Ich erwiderte nichts, kämpfte um meine Fassung. Nervös ließ ich mir von ihm das Shirt über den Kopf streifen. Ich zuckte kurz zusammen, als seine warmen Hände über meinen Bauch fuhren. Unerwartet ließ er sie darauf zur Ruhe kommen. Etwas misstrauisch starrte ich auf seine Finger. "Shinya?!" "Nicht...", zog er mich in eine feste Umarmung und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. "Ich will dich doch nur halten... nur halten." Sehr langsam drangen seine Worte an meine Ohren. Alles was ich tat, war meine Arme um ihn zu legen, ihn so festzuhalten, als würde es das letzte Mal sein. Ich weiß nicht wie lange wir dort standen, doch ich wurde jäh aus der einlullenden Wärme geholt, als Shinya die Umarmung ruckartig löste. "Es tut mir leid.", vergrub er seine Hände in den Hosentaschen. "Muss es nicht.", schnappte ich mir meinen Pullover, verließ das Bad. Idiot!! Wieso entschuldigte er sich? Ich sehnte mich jede Sekunde nach seiner Nähe und er tat so, als wäre es eine Last für mich, so als würde er mich bedrängen. Als ich zu den anderen an den Frühstückstisch stieß, empfing mich ein wirres Gerede. Alle schienen sich köstlich zu amüsieren. Mein Blick schweifte über die Runde und plötzlich hatte ich das dringende Gefühl hier raus zu müssen. Ich fühlte den Raum um mich herum enger werden, die Stimmen wurden lauter. Ich schluckte tief, versuchte ruhig zu atmen, doch es wurde nur schlimmer. Ganz leise vernahm ich Dies Stimme. Nicht darauf reagierend, lief ich mit eiligen Schritten aus dem Raum, zog mir im Flur Mantel und Stiefel an, griff nach meiner Tasche, um anschließend laut die Eingangstür hinter mir zufallen zu lassen. Draußen entspannte sich mein Körper wieder. Was war das eben bloß gewesen? Die ganze Atmosphäre hätte mich beinahe komplett durchdrehen lassen. "Shinya, du bist ein Arsch!", zischte ich und ging ein paar Schritte. Der Kies unter meinen Sohlen knirschte bei jedem Schritt, den ich tat. Kaum fünfzig Meter vom Haus entfernt, hörte ich - wie nicht anders zu erwarten gewesen - Dies Stimme hinter mir. "Lily! Was ist passiert?", stellte er sich vor mich, blickte mich mit seinen dunklen Augen fragend an. "Ich musste mal da raus." "Was?" Leicht irritiert schüttelte er einige rote Strähnen aus seinen Augen. Einen kurzen Moment starrten wir uns nur an. Was willst du hier, Die? Er konnte doch an der ganzen Situation eh nichts ändern. Ich würde jedenfalls nicht noch mal da reingehen. Nicht heute. Ich konnte einfach nicht. "Fährst du mich nach Hause?", kam es leise über meine Lippen. Ich schaute ihn bei der Frage nicht an, ließ meinen Blick über die Autos in der Einfahrt schweifen. "Nein." Dies Stimme klang fest und entschlossen. "Meinst du, dass es einfacher wird, wenn du jedes Mal davon rennst? Was ist passiert? Es hat doch mit Shinya zu tun, oder?" Seine Stimme war zum Ende hin lauter geworden. Wütend funkelte ich Die an. "Weißt du... Du kannst mich mal!!" Ich schwang meine Tasche über meine Schulter und lief an ihm vorbei. "Lily." War klar, dass er mir nachrufen würde. Ich reagierte nicht, verließ das Grundstück und versuchte irgendwie zurück nach Hause zu finden. ~*~ Als Die wieder rein kam, lag das gesamte Augenmerk auf ihm. Schweigend setzte er sich und griff nach einem Brötchen. Der Rest tauschte viel sagende Blicke. "Und?", fragte Midori endlich. Die schaute kurz zu Kyo neben sich. "Sie ist gegangen." "Wie bitte?" Ich war fassungslos. Gleich darauf schaute ich zu Shinya, der neben Machiko saß und stur auf seine Hände blickte. "Was hast du getan?", giftete ich ihn über den Tisch hinweg an. "Kira." Totchi legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. Aber ich dachte nicht daran jetzt zurück zu stecken. Die Sache mit Lily und Shinya wurde schon viel zu lange von allen ignoriert oder schön geredet. So konnte es nicht weiter gehen und auch Shinyas Schweigen - irgendwann reichte es! Shinya schaute mich still an, wartete darauf, was wohl als Nächstes kam. "Du bist solch ein Idiot, weißt du das?", erhob ich meine Stimme. "Lily liebt dich und alles was du tun kannst ist ihr am laufenden Band weh zu tun." "Was willst du von mir?" Shinyas Stimme klang zu meiner Verwunderung leicht zornig. "Ihr habt doch alle gar keine Ahnung." "Dann kläre uns auf!", schrie ich über den Tisch hinweg. Ich hatte Mühe ihm nicht an den Hals zu springen. Wäre Totchi nicht gewesen, der seine Hand immer noch auf meiner Schulter ruhen hatte, hätte ich das sicher schon lange getan. Die anderen schauten zwischen uns hin und her. Anscheinend wurde es nun doch mal interessant, was eigentlich Sache war, wieso Shinya so distanziert mit Lily umging. Doch dieser schwieg, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, schaute mich weiterhin an, was mich rasend machte. "Bist du glücklich so? Macht es dir Spaß Lily so leiden zu sehen?", wollte ich, dass er sich endlich rechtfertigte. Von mir aus auch wehrte. "Das habe ich nie behauptet. Du weißt, dass ich sie noch immer liebe und du weißt ebenfalls, dass ich dafür mit Machiko Schluss gemacht habe.", zischte er. So kannte ich ihn gar nicht und mir schien, als wären die anderen ebenfalls ziemlich überrascht. "Du hast was?", mischte sich nun auch Kaoru ein. "Wir sind seit einer Weile schon nicht mehr zusammen.", antwortete Machiko. "Sei du still.", wollte ich, dass diese Frau sich da raus hielt. Sie war doch der Grund gewesen, wieso alles so eskaliert war. Ich spürte deutlich Totchis warnenden Druck an meiner Schulter, als ich sie anherrschte, versuchte sie aber zu ignorieren. "Wieso spielst du nicht einmal mit offenen Karten Lily gegenüber.", wandte ich mich wieder an Shinya. "Ich war die ganze Zeit ehrlich." "Du lügst. Wenn du ehrlich gewesen wärst, dann hätte Lily von deinen Gefühlen, die du noch immer für sie hast, schon längst gewusst und du hättest auch endlich mal deine Klappe aufbekommen und mit ihr geredet." Mein Körper zitterte vor Erregung. Wie gerne hätte ich ihm jetzt eine rein gehauen, aber so richtig!! "Du bist unfair.", hörte ich Die sagen. "Ach!", funkelte ich ihn an. "Ich sage lediglich mal das, was ich denke. Langsam bin ich es Leid mich permanent zurück zu halten. Entweder dieser Egoist klärt das oder ich sehe mich nicht länger gezwungen auch nur ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln." Ich erhob mich vom Tisch und nickte Kaoru sowie Midori entschuldigend zu. Toshiya stand ebenfalls auf und folgte mir in den Flur, wo wir uns anzogen. Nachdem wir uns dann auch verabschiedet hatten, fuhren wir nach Hause. Im Auto versuchte ich mich wieder zu beruhigen und war froh, dass Toshiya fuhr. Ich war dermaßen aufgewühlt und wütend, dass ich mich nur schwer auf den Verkehr hätte konzentrieren können. Doch eines war mir nach dieser Aussprache klar, bereuen tat ich nichts. ~*~ Es war 7 Uhr. Ich saß in meinem Büro und es war dunkel. Nur die vielen Lichter von draußen spendeten Licht. Ich hatte nicht mehr schlafen können. Die ganze Nacht hatte ich über Shinyas Verhalten nachdenken müssen. Vielleicht hatte ich mal wieder zu voreilig gehandelt. Wieso nur verspürte ich jedes Mal den Drang zu verschwinden, wenn etwas zwischen Shinya und mir passierte, was mich überraschte, was ich nicht sofort verstand? Kira hatte gestern noch etliche Male versucht mich anzurufen. Irgendwann war ich so genervt davon gewesen, dass ich den Stecker herausgezogen hatte. Heute war mein Geburtstag, aber ich fühlte mich ganz und gar nicht danach. Ich wollte mich am liebsten verkriechen, erst gar nicht aus meinem Büro raus kommen. Doch ich wusste nur zu gut, dass das ein Ding der Unmöglichkeit war. Zuhause hatte ich aber auch nicht bleiben wollen. Dort übermannte mich nur wieder das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Seufzend schaltete ich meinen Laptop an, ließ ihn hochfahren. Aber kaum kam der Desktop zum Vorschein, starrte ich lustlos auf den Bildschirm. Es standen noch einige wenige Planungen für das Projekt an und gerade jetzt war es das, was ich am wenigsten tun wollte. Wieder nur irgendsolch eine Sache, die mit Dir en grey zu tun hatte. Etwas, was mich an Shinya erinnerte und somit an gestern. Mein Blick wanderte zu meinem Handy. Ob Camui schon wach war? Ich musste mit jemandem reden. Mit Jemandem, der nicht so in der Sache drin hang, wie Dir en grey oder Kira. Rasch hatte ich es in der Hand und suchte im Adressbuch nach seiner Nummer. Lange klingelte es, ehe er ranging. "Mhm... jaa...." Ein herzhaftes Gähnen. "Ohayo, Camui.", begrüßte ich ihn. "Lily? Was ist denn mit dir los? Vermisst du mich etwa?", klang er verschlafen. "Hab ich dich geweckt?" "So ungefähr..." Ich konnte deutlich sehen, wie er sich durchs Haar fuhr. Im Hintergrund vernahm ich leise Masas Stimme. "Mmh, gomen nasai. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob du heute Zeit hättest. Ich würde gerne mit jemanden reden." "Reden? Sicher doch. Möchtest du gegen Abend vorbei kommen? Ich bin vorher noch im Studio und dann wollte ich kurz bei Hyde vorbei schauen, aber gegen Abend bin ich sicher wieder da. Masa ist aber heute den ganzen Tag hier. Wie's dir also lieber ist." Ich fühlte große Erleichterung, als ich seine Worte vernahm. Auf ihn konnte ich mich eben immer verlassen. Trotz allem, was passiert war, war er einer der wichtigsten Menschen in meinen Leben. "Geht klar. Dann schau ich heute Abend mal vorbei. Bye.", verabschiedete ich mich. Ich hätte mir jetzt gewünscht, dass er weiterschlief, aber ich war mir sicher, dass er jetzt aufstehen würde. "Bis dann." Ich ließ meinen Arm wieder sinken und legte das Telefon zur Seite. Kurz darauf begann ich meine Berichte zu schreiben und ging noch einmal alle Daten durch. Morgen würde sich der gesamte Staff versammeln und wir würden ein letztes Mal alles besprechen. Bis dahin musste alles geprüft sein. In meiner Mittagspause entschied ich mich ausnahmsweise mal mein Büro zu verlassen. Zudem musste ich sowieso noch zu Kondo-san und mit ihm etwas besprechen. Was mich etwas wunderte war, dass Kira sich heute noch nicht hatte blicken lassen. Vielleicht steckte sie ja auch bis zum Hals in Arbeit. Schließlich war das nach den Feiertagen keine Seltenheit und die Musikbranche schlief schließlich nie. Auf den Weg zu Kondo-san machte ich somit einen kleinen Abstecher zu meiner Freundin. Doch ich musste leicht enttäuscht feststellen, dass sie nicht da war. Dennoch war ihr Laptop angeschaltet. Ich schloss daraus einfach mal, dass sie irgendwo im Gebäude rumschwirrte. Also doch erst zu Kondo-san und danach noch mal hier vorbeischauen. ~*~ Ich war gerade dabei gewesen einige Marketingzahlen durchzugehen, als Inoue an meine Bürotür geklopft hatte. Er schien etwas genervt, als er meinte, dass die Techniker für das Projekt Ende Januar schon eingetroffen waren. Da er Lily nicht mit dieser "belanglosen" Sache belästigen wollte, war er also zu mir gekommen. Nun war ich auf dem Weg in den Besprechungsraum, zwei Etagen tiefer. Ich seufzte und fragte mich, wieso sie schon so früh da waren. Schließlich lautete die Vereinbarung meines Wissens, dass alle erst nächste Woche anreisen sollten. Fast lautlos öffnete ich die Tür zu dem kleinen Raum. An dem großen Tisch saßen 4 Männer, alle etwa Anfang 30. "Guten Tag.", begrüßte ich sie und ließ mich gegenüber von ihnen auf einem der Stühle nieder. Eigentlich hatte ich wichtigeres zu tun, als mich um das hier zu kümmern. Aber irgendeiner musste diese Männer ja in das Projekt einweisen, denn sie waren extra aus Europa angereist. "Okay, ich habe leider nicht viel Zeit, deshalb werde ich es kurz machen. Zuerst aber brauche ich ihre vollständigen Daten.", reichte ich den Herren vier Formulare und schlug dann den Ordner für das Projekt auf, welches wir bei unzähligen Meetings zusammengestellt hatten. Ich war froh, als ich nach einer dreiviertel Stunde den Raum wieder verlassen konnte. Die Herren hatte ich gebeten zur Besprechung am nächsten Tag zu kommen, wenn sie schon mal da waren. Auf dem Weg zurück in mein Büro holte ich mir einen Kaffee. "Mmh, dich findet man auch schwer, wie?", vernahm ich eine vertraute Stimme, als ich mir gerade eine Tasse aus dem Regal nahm. Als ich mich umdrehte, sah ich Hyde, der lächelnd im Türrahmen stand. "Ich hatte gerade eine kleine Besprechung.", goss ich Kaffee in die Tasse. "Wie war dein Jahreswechsel?" "Ganz lustig. Wir haben wieder im großen Kreis gefeiert." "Bei uns war es auch ganz nett, wenn man davon absieht, dass ich mich am Morgen mit Shinya gestritten habe. Was heißt gestritten? Ich hab ihn eher angeschrieen." Ich nahm die Unterlagen wieder an mich und ging mit der Kaffeetasse in der anderen Hand zurück in mein Büro. Hyde folgte mir. "Klingt ja böse." Wir betraten den Raum, wo ich erst einmal meine Tasse auf dem Schreibtisch abstellte und mich dann in meinem Sessel niederließ. "Ich habe wieder überreagiert, wie immer.", lächelte ich leicht. "Zuzusehen, wie Lily jedes Mal verletzt wird... Das kann ich einfach nicht mehr." Hyde nickte und griff sich dann einfach die Akte vom Projekt. "Das wird ja wirklich eine große Sache." "Es hat so einigen Menschen den Schlaf geraubt." "Du sprichst nicht zufällig von dir, oder?", grinste er und blätterte durch die Unterlagen. "Auch. Aber es wird gut werden und Dir en grey sind zufrieden. Das ist immerhin das Wichtigste bei der ganzen Sache. Die Verkaufszahlen natürlich auch." Ich beobachtete meinen besten Freund dabei, wie er hin und wieder die Stirn runzelte, wenn er auf etwas Unverständliches stieß, doch plötzlich schaute er fragend auf. "Wie heißt Lily noch mal mit Nachnamen?" "Ryan. Wieso fragst du?" Verwirrt stand ich auf. "Hier ist ein Tontechniker, der heißt genauso.", reichte er mir das Blatt. Es war eines der Formulare, was ich die Techniker vorhin hatte ausfüllen lassen. Oben in der ersten Zeilen stand ganz deutlich der Name: Yamashita - Ryan, Kai. Ich schluckte schwer. Das durfte jetzt nicht wahr sein. "Scheiße.", entfuhr es mir. "Ist das ihr Mann?" Ich konnte nur nicken. Wenn Lily das erfuhr, dann... oh je. Ich las immer und immer wieder den Namen, hoffte, dass ich mich nicht verlesen hatte, es ein schlechter Scherz war. "Wieso war uns das nicht vorher schon aufgefallen.", ließ ich die Hand mit dem Formular sinken. "Vorher?" "Ja. Wir waren immer wieder die Listen mit den Namen durchgegangen und nicht einmal Lily schien es aufgefallen zu sein, dass der Name ihres Mannes drauf stand." Wir schauten uns beide an, als es unerwartet an der Tür klopfte. "Ja." Ich war nicht verwundert, als ich Lily erblickte. "Was ist? Komme ich unpassend?", war das Erste, was sie fragte, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. "Nein." Ich trat auf sie zu, nahm sie in den Arm. "Happy Birthday, meine Kleine." "Danke.", erwiderte sie die Umarmung. "Sag mir was los ist. Ich sehe es dir doch an." Ich löste die Umarmung und hielt ihr dann das Formular vor die Nase. Einen Moment kehrte Ruhe ein, als sie den Zettel überflog. Darauf schaute sie mich ungläubig an, dann Hyde. "Ist das wahr?", schien sie verwirrt, wusste nicht, was sie sagen sollte. "Leider ja. Ich hatte gerade eine Besprechung mit ihm." Lily schaute nachdenklich aus dem Fenster. "Blöder Mist." "Ich habe mich gerade gefragt, warum das vorher keinem aufgefallen ist." "Weil ich mir letztens nichts dabei gedacht habe, als ich seinen Nachnamen sah. Es stehen ja nie vollständige Namen auf den Papieren, sondern nur Kürzel. Yamashita war natürlich kürzer und es lässt sich leicht mit ein paar Zeichen schreiben." Das leuchtete schon ein, dennoch fand ich es merkwürdig. "Ist er noch im Haus?", schaute Lily mich wieder an. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Aber er kommt morgen zu der letzten Besprechung." "Okay.", war alles was sie dazu sagte und verließ dann mit einen Kopfnicken zu Hyde den Raum. "Hat sie hart getroffen.", meinte dieser einen Augenblick später. "Das hatte uns ja echt noch gefehlt." Ich ging zurück zu meinem Stuhl und setzte mich seufzend. ~*~ Den restlichen Arbeitstag versuchte ich die Sache mit meinem Mann zu vergessen. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich ihm wirklich für den Rest meines Lebens hätte aus dem Weg gehen können. Ich musste mich ihm also am nächsten Tag stellen. Er würde mich sofort erkennen und ich musste mitunter die Versammlung leiten. Gegen 18 Uhr entschied ich mich Schluss zu machen und mit der Bahn nach Hause zu fahren. Schließlich wollte ich noch bei Camui vorbei. Ein Gespräch mit ihm würde mir jetzt sicher wesentlich mehr helfen, als wenn ich mich jetzt irgendwo in eine dunkle Ecke verkrümelte. Als ich den Weg zu Camuis Villa hoch lief, musste ich mir eingestehen, dass die Anschaffung eines Autos oder Motorrads vielleicht doch ganz sinnvoll wäre. Ewig immer mit der Bahn durch halb Tokyo zu fahren, war auf Dauer echt nicht zum Aushalten. Ich betrat gerade das Grundstück, als mir Masa entgegen kam. "Hey.", begrüßte er mich und zog seinen Schal enger um den Hals. "Ist Camui schon da?" Ich vergrub meine Hände tiefer in den Manteltaschen, als der kalte Wind mir um die Nase wehte. "Hat er dich nicht angerufen?", zog Masa irritiert eine Augenbraue nach oben. "Er ist noch mit You unterwegs." "Was?", entwich es mir ungehalten. Nein, oder? Jetzt war ich durch die Kälte gewandert, damit ich erfuhr, dass er nicht zu Hause war. Dieser Tag schien glanzvoll zu enden. "Komm!", zog Masa mich unerwartet mit sich. "Ich fahr dich zu ihm." Dankend nahm ich das Angebot an und setzte mich neben ihn auf den Beifahrersitz seines Autos. Den größten Teil der Strecke schwiegen wir uns an und ich fand diese Atmosphäre recht unbehaglich. Mir war bewusst, dass die ganzen Dinge, die zwischen Camui und mir gewesen waren, immer noch zwischen der Freundschaft von Masa und mir standen, doch, dass wir zwei nun überhaupt nicht miteinander redeten, machte die ganze Sache auch nicht leichter. Ich überlegte mir gerade ein Thema, über das ich mich mit Masa unterhalten könnte, als er von sich aus begann zu reden. "Du hast heute Geburtstag, oder?", lächelte er mich zu meiner Verwunderung kurz an. "Hai.", nickte ich, schaute auf sein Profil, während er das Auto gekonnt durch den Stadtverkehr lenkte. "Da ist etwas vorne im Handschuhfach für dich." Wieder nickte ich verstehend und starrte einige Sekunden auf das Handschuhfach vor mir, ehe ich es langsam öffnete. Mir stach ein kleines viereckiges Päckchen ins Auge. "Ich wollte es dir geben, wenn wir uns das nächste Mal sehen, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass es gleich heute sein würde.", grinste Masa. "Machs schon auf." Er schaute kurz auf das Päckchen und dann zu mir. Ich war etwas nervös, aber auch neugierig darüber, was er mir schenken könnte. Vorsichtig öffnete ich das Päckchen und musste erstaunt feststellen, dass sich darin einige CD's befanden. "Das sind unsere bisherigen Alben von Dizzy Drive. Ich hoffe, dass du noch nicht alle hast." Ich schüttelte den Kopf, war viel zu gerührt um auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Neben mir saß gerade mein Lieblingskünstler und schenkte mir zum Geburtstag die ganze Albensammlung seiner Band. Es war selbst hier in Japan sehr schwer an deren Alben heran zu kommen, weshalb ich auch noch keines von Dizzy Drive besaß. "Das neue Album, was im Februar erscheint, ist auch dabei." Ich schluchzte, als ich versuchte einige Tränen zurück zu halten. "Hey.", zog er mich in seine Arme, als wir am Straßenrand hielten. "Ich wollte dir doch eine Freude machen und dich nicht zum Weinen bringen." "Ich bin glücklich. Das war eines der besten Geschenke, das du mir machen konntest.", drückte ich ihn. "Dich zu kennen ist schon ein großes Privileg. Manchmal glaube ich, dass ich deine Freundschaft gar nicht verdient habe.", schniefte ich, ließ die Tränen ungehindert über meine Wangen rinnen. "Sag so was nicht. Ich habe dir Vieles zu verdanken. Sicher bin ich nicht gerade glücklich wegen der einen oder anderen Sache, aber ich vertraue dir, wenn du mir sagst, dass du Shinya liebst und Camui nur ein Freund für dich ist und auch nie mehr werden wird." Masa löste leicht die Umarmung, nahm meinen Kopf in seine Hände, zwang mich so ihn direkt anzuschauen. "Ich bin trotz allem immer für dich da, ja? Ich verzeihe dir, auch, wenn das anfangs nicht danach aussah. Aber ich hab mich mit Camui an Silvester ausgesprochen und habe keine Zweifel mehr daran, dass wir beide glücklich werden können. Zudem möchte ich eine so gute Freundin, wie ich dich, nicht verlieren." Er lächelte lieb, was ich zaghaft erwiderte. Ich konnte es noch nicht richtig realisieren, was er gerade gesagt hatte, ich konnte es nur schwer glauben. "Und nun komm, lass uns rein gehen." Masa schnappte sich seine Tasche und stieg aus dem Auto. Ich tat es ihm gleich und folgte ihm dann in ein dreistöckiges Gebäude. Drinnen empfing uns, wie nicht anders zu erwarten, ein Security. Masa und ich kamen problemlos an ihm vorbei, als der Mann Masa erkannte. "You und Camui besprechen was wegen der neuen Tour. Irgendwas stimmte nicht mit der Choreographie, oder so." Als ich das letzte Wort vernahm, merkte ich, wie sich etwas in mir regte. Plötzlich sehnte ich mich danach zurück wieder tanzen zu können. Durch die Technisierung war es damals untergegangen. Ich hatte lernen müssen mich per Computer mit dem Thema auseinander zu setzen. Früher hatte ich deswegen des Öfteren überlegt gehabt die Branche zu wechseln und zum Theater zu gehen. Dort hätte ich den Tanz ausleben, mir immer wieder neue Choreographien einfallen lassen können. Aber ich hatte es nicht übers Herz gebracht die Musik aufzugeben. Mit Musikern zusammen zu arbeiten, war immer mein Traum gewesen und wer konnte schon behaupten solch einen Werdegang zu haben? Masa und ich hielten vor einem Raum, aus dem Musik drang. Leise öffnete er die Tür und wir schlüpften lautlos durch. Camui und You standen vor einen großen Spiegel, übten Schritte und Bewegungen. Ich fühlte mich an meine Studienzeit zurück versetzt. Während unseren Praxisstunden hatte ich Stunden damit verbracht in solch einem Raum für meine Prüfungen zu üben, mir eigene Schritte auszudenken. Heute weiß ich, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hatte. Ich war hier und tat das, was ich immer tun wollte. Eine Weile schauten wir den beiden zu bis You uns bemerkte. "Wen haben wir denn da?", lächelte er. "Unser Geburtstagskind." You kam auf mich zu und langsam fragte ich mich, woher alle wussten, dass ich Geburtstag hatte. Ich konnte mich nicht daran erinnern es je irgendjemandem von ihnen erzählt zu haben. Aber die Welt war ja bekanntlich klein und in unseren Kreisen blieb bekanntlich nie etwas dort, wo es eigentlich bleiben sollte. You umarmte mich. "Was führt euch denn hier her?" "Eigentlich war ich mit Camui verabredet.", schaute ich zu Besagtem. Dieser lächelte entschuldigend und gesellte sich dann zu uns. "Das mit You ist kurzfristig dazwischen gekommen. Tut mir wirklich leid. Aber zumindest hat Masa dich ja hier her gebracht.", gab er diesem zur Begrüßung einen Kuss und wandte sich dann mir zu. "Und nun zu dir, Süße.", drückte er mich herzlich. "Du hast heute Geburtstag. Was wünscht du dir?" "Eigentlich nur eine Unterhaltung mit dir.", lachte ich und löste unsere Umarmung leicht. "Mmh, ich denke, das lässt sich einrichten. Wir machen jetzt einfach mal eine kurze Pause." "Gute Idee.", strahlte You und schnappte sich eine Flasche Wasser, um damit nach Draußen zu verschwinden. "Ich mach mich auch mal auf die Socken. Eigentlich wollte ich mich mit Akito treffen.", meldete sich nun auch Masa. "Dann sehen wir uns heute Abend?", küsste Camui Masa zum Abschied noch einmal kurz. "Hai. Und wehe du kommst wieder so spät.", warnte Masa ihn spielerisch. "Mmh, ich vermiss dich jetzt schon. Wie könnte ich da spät nach Hause kommen?" Masa lachte laut, als er das hörte und ging dann mit einem ,Spinner'. "So. Nun zu uns beiden.", drehte Camui sich zu mir um, als die Tür wieder geschlossen war. "Was liegt dir auf dem Herzen?" "Shinya.", kam ich gleich auf den Punkt und suchte den Raum nach einer Sitzgelegenheit ab, da mich wieder das Gefühl überkam nicht mehr lange Stehen zu können. Camui schien das ebenfalls bemerkt zu haben, denn er nahm meine Hand und führte mich zu einem Stuhl. "Setz dich." Das tat ich auch ohne zu zögern, öffnete dabei meinen dicken Mantel, da es hier drinnen ganz schön warm war. "Sag mir was ich tun kann.", bat ich ihn, als Camui sich vor mich auf den Boden nieder ließ. "Dir weniger Sorgen machen." Ich schaute ihn nur an. "Hör einfach mal auf dein Herz, wenn es um Shinya geht." "Das ist nicht so leicht..." "Sicher nicht.", unterbrach er mich. "Aber ich habe es bei Masa so gemacht und ich bin glücklich mit meiner Entscheidung. Ganz bestimmt ändert das nichts an meinen Gefühlen zu dir, aber es hat mir doch arg geholfen. Was ist eigentlich passiert?" Er nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, die neben ihm stand. "Shinya hat solche Andeutungen gemacht und ich hab den Schwanz eingezogen und den Rückzug angetreten und das zwei Mal hintereinander." Camui hob irritiert eine Augenbraue. "Wie Andeutungen?" "Na ja... mich umarmt zum Beispiel. Es schien alles wieder so vertraut. Aber er ist doch mit Machiko zusammen. Wieso also tut er das?" Zu meiner Verwunderung grinste Camui auf einmal breit. "Oh jeee...", schüttelte er den Kopf. "Was denn jetzt?" Was, bitte, war denn nun geschehen? "Soll er's dir etwa schriftlich geben? Was soll er denn noch tun?" "Es mir deutlich sagen vielleicht?" "Dieser Mann liebt dich, das ist doch offensichtlich. Er ist sicher noch unsicher, aber du musst ihm schon etwas entgegen kommen. Wenn du jedes Mal einen Rückzieher machst, dann denkt er doch nur, dass du seine Nähe nicht mehr willst und..." "Vergiss es.", unterbrach ich ihn. Sein fragender Blick sagte mir deutlich, dass ich fortfahren sollte, da er offensichtlich nicht verstand. "So einfach ist die Sache nicht. Zudem hättest du an meiner Stelle sicher auch einen Rückzieher gemacht. Was soll ich denn auch denken, wenn er mich erst umarmt und dann ganz plötzlich aufhört, als wäre es ihm peinlich oder sowas?" "Du denkst zu negativ." "Leck mich.", zischte ich, verschränkte die Arme vor der Brust. "Lily, ich versuch dir lediglich einen Rat zu geben, also schalt jetzt nicht auf stur.", erhob er leicht zornig seine Stimme. "Rede endlich mit ihm. Ihr solltet euch endlich mal im Klaren sein, was du willst und was er will. Und Shinya ist sicher nicht mehr mit dieser Machiko zusammen und falls doch, dann ist sie nur ein Vorwand, um sich zu verstecken." Ich nickte, ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Und je öfter ich mich an die Sache mit Shinya erinnerte, umso mehr sehnte ich mich zurück in seine Arme. Sehnte mich danach zurück wieder von ihm gehalten zu werden, so als wäre nie etwas geschehen. "Aber da ist noch etwas anderes, oder? Was ist noch passiert.", holte Camui mich zurück. "Wie?" "Dich scheint noch etwas anderes zu bedrücken." Sicher. Aber ich hatte nie groß mit Camui über meinen Mann gesprochen und wusste nicht, ob ich das je wollte. Sicher würde es irgendwann auch ihn erreichen, aber ich war mir sicher, dass der Zeitpunkt dafür noch nicht gekommen war. "Ich würde gerne wieder tanzen.", sagte ich stattdessen. Er lächelte mich sanft an. "Dann lass uns tanzen.", erhob er sich und reichte mir seine Hand. "Ich wollte dich schon immer mal in Aktion sehen." Ich nahm seine Hand und ließ mich hochziehen. Dann machten wir einige Schritte auf dem Parkett. Als einer von Gackts Songs erklang, begann ich mich wie von selbst zu bewegen, so gut es ging. Irgendwann setzte auch er ein und es harmonisierte sehr gut zusammen. Die Zeit schien still zu stehen. Jeder Schritt schien mir ein Schritt hinaus aus meiner Vergangenheit zu sein und fast gleichzeitig war es einer in Richtung Zukunft. Ich hätte ewig tanzen können, solange wie mich meine Beine hätten tragen können. Doch irgendwann war das Lied zu Ende und ich fand mich in Camuis Armen wieder. "Du solltest öfters tanzen.", flüsterte er mir in mein Ohr, als ein sanftes Klavierstück im Hintergrund erklang. "Das denke ich auch.", strich ich ihm über den Nacken, durch seine Haare. Langsam begannen wir wieder uns zu bewegen. "Danke.", meinte er plötzlich ebenso leise wie schon zuvor. "Für was?" "Für alles. Für die letzten Jahre, die vergangenen Momente, die ich mit dir verbringen durfte. Für unser gemeinsames Wochenende, für den Tanz hier. Für deine Wärme, jedes einzelne Wort und für jede einzelne Berührung. Danke dafür, dass ich dich jetzt in meinen Armen halten darf... und die vielen leidenschaftlichen Stunden. Dafür, dass es dich gibt und du mir so vertraust... danke, dass ich dich lieben darf, auch, wenn ich weiß, dass diese Liebe nie so erwidert werden wird, wie ich es gern hätte." Ich spürte, dass in mir Tränen aufstiegen. "Ich hab dich gar nicht verdient." "Ssh... das hatten wir doch schon.", verstärkte er die Umarmung. "Diese Freundschaft bedeutet mir sehr viel und ich bin froh, wie es im Moment ist." Ich nickte und genoss seine Nähe und diesen Tanz. Wer weiß, vielleicht sollte der Tag noch kommen, an dem ich mit Shinya hier tanzen würde... *** heyho!!! sorry, für's lange warten, aber es ging mal wieder nicht schneller. die letzten beiden kapis werden etwas auf sich warten lassen, da ich demnächst kein internet, vorübergehend, haben werde und ich somit alles über meine eltern laufen lassen muss. werd aber natürlich trotzdem weiter schreiben und es so bald wie möglich hochladen. vielen lieben dank an die fleißigen kommischreiber^^ und an meine beta-leserin *knuffz*... freu mich natürlich weiterhin über feedback!!! man liest sich, ne? baibai chingya Kapitel 16: Devils dance while angels smile ------------------------------------------- ~*~ Die Zeit bis Ende Januar, und somit bis zum Beginn des Projekts, verging wie im Flug. Am heutigen Tag sollte das erste Konzert von Dir en grey stattfinden. Die letzten Wochen war alles recht ruhig verlaufen, alle Planungen schienen perfekt. Aber was war schon perfekt? Seit einer Woche arbeitete Lily schon wieder an einem anderen Projekt, und auch ich widmete mich anderen Dingen. Das Projekt von Dir en grey war von vorne bis hinten durchgeplant und wartete nur noch auf seine Ausführung. Es herrschte Anspannung unter dem Staff. Ich jedoch hatte ein ziemlich gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Alle hatten wir unser Bestes getan. Ich streckte mich ausgiebig. Es war 4 Uhr morgens. Seit nahezu einer Stunde lag ich schon wach im Bett, das Schlafzimmer dunkel, und starrte die Zimmerdecke an. Ich konnte einfach nicht schlafen. Toshiya war heute Nacht nicht da. Er hatte mir gesagt, dass er vermutlich im Proberaum schlafen würde, weil sich die Proben sicherlich bis spät in die Nacht hineinziehen würden. Sehnsucht schlich sich in mein Herz, je mehr ich an ihn dachte. Um mich etwas abzulenken ging ich in Gedanken noch einmal das Projekt durch. Mir fiel absolut nichts ein, was man hätte ändern oder verbessern können. Lily hatte ihre Sache wirklich gut gemacht. Alles andere würde sich sowieso erst bei der Umsetzung des Ganzen zeigen. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und ließ meinen Blick über die Anzeige des Funkweckers schweifen. 4:03! Das konnte einfach nicht wahr sein. Alles was ich wollte, war zu schlafen. Dennoch war ich zu nervös dafür. Aber warum? Ich würde so oder so nicht weiter an dem Projekt mitwirken. Ich hatte lediglich vor am nächsten Tag mal vorbeizuschauen. Im Büro warteten noch Berge an Arbeit auf mich. Vieles davon musste noch in der nächsten Woche erledigt werden. Und ich hatte überhaupt keine Lust dazu. Ich atmete einmal tief durch, schloss die Augen. Die Hoffnung, doch noch Schlaf zu finden, war ganz tief in mir. Somit zwang ich mich ein weiteres Mal an nichts zu denken, den Kopf ganz frei zu bekommen. Der Erfolg währte nicht lange. Kaum öffnete ich die Augen wieder fiel mir die Leuchtanzeige des Weckers auf, 4.15. "Jetzt reicht es!", nuschelte ich und richtete mich frustriert auf. Da war der Herr einmal nicht zu Hause und prompt fand ich keinen Schlaf. Ich schlug die Bettdecke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Sofort legte sich eine Gänsehaut über meinen Körper. Eilig schlüpfte ich in meinen Rollkragenpullover und schlurfte in die Küche. Dort machte ich mir erst einmal einen Tee. Geduldig darauf wartend, dass das Wasser zu kochen anfing, ging ich ins Wohnzimmer. Es lag ganz im Dunkeln und machte einen sehr einsamen Eindruck. Ich fühlte mich sehr allein. Doch ich bekam keine Chance in Selbstmitleid zu versinken, da mein Teewasser gerade fertig wurde. Mit der Teetasse in der Hand stand ich am Fenster und schaute auf Tokyos Skyline. Das alles war so wunderschön. Ich war selten etwas wirklich verfallen, aber der Schönheit dieser Stadt schon. Mein Blick glitt zum Himmel. Es waren keine Sterne da und es sah nach Regen aus. Von der ganzen Atmosphäre eingelullt, schloss ich meine Augen, summte die Melodie von "Zakuro" vor mich hin und dachte an die letzte Zeit. Ich sehnte mich von Tag zu Tag mehr nach Deutschland zurück. Bald würde es soweit sein. In knappen zwei Wochen würde ich wieder da sein, wo alles begonnen hatte. Langsam öffnete ich die Augen wieder, wollte einen weiteren Schluck nehmen, als das Telefon mich zusammenzucken ließ. Ohne große Überlegungen hastete ich los und riss den Hörer ans Ohr. "Moshi moshi." Erst vernahm ich nur ein Rauschen, bis Lily sich meldete. "Kira?" Ihre Stimme klang schwach. "Lily? Was ist los?" Sie klang überhaupt nicht gut. "Kannst du vorbeikommen?", flüsterte sie. "Jetzt?" Mein Blick fiel auf die Wanduhr. Es war fast 5. "Bitte!", sagte sie noch und legte dann auf. Einen Moment starrte ich den Hörer in meiner Hand an, war völlig sprachlos. Doch augenblicklich spurtete ich ins Schlafzimmer, schnappte mir ein paar Sachen und zog mich an. 10 Minuten später stand ich vor Lilys Haustür und klingelte Sturm. Es dauerte einen Moment, bis der Summer ertönte und ich ins Treppenhaus eintreten konnte. Ich nutzte nicht den Fahrtsuhl, sondern raste die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hoch. Lily stand bereits in ihrer Haustür, als ich oben ankam. Sie blickte mich nur starr an. Bis auf den Ausdruck in ihren Augen, sah sie vollkommen normal aus. Ich zog sie sofort in meine Arme und schloss die Tür hinter mir, als ich uns in die Wohnung bugsiert hatte. Meine Freundin lag einfach ruhig in meiner Umarmung, sagte und tat nichts. "Lily?", ließ ich sie leicht los und suchte ihren Blick. Sie schaute auf den Boden. "Hey", flüsterte ich sanft und nahm ihren Kopf zwischen meine Hände, um ihr in die Augen sehen zu können. Kaum trafen sich unsere Blicke, liefen Lily stumme Tränen über die Wangen. Sofort schloss ich sie fest in meine Arme. Ich hörte, wie ihr Weinen lauter wurde und spürte, wie ihre Tränen zunahmen. "Er war hier", kam es endlich mühevoll über ihre Lippen. "Oh Gott." Ihre Finger vergruben sich fest in meinem Mantel. "Wer war hier gewesen, Lily?" "Kai." ,Dieser Mistkerl!', fluchte ich leise. Kai war zu der Konferenz vor einiger Zeit nicht erschienen, hatte sich auch so von Lily ferngehalten. Und jetzt tauchte er einfach mitten in der Nacht bei ihr auf und jagte ihr eine Heidenangst ein. Ich war so erleichtert gewesen, das Lily langsam über die Sache mit ihrem Mann hinweg kam, und jetzt?! Lily an der Hand führte ich sie ins Wohnzimmer und gemeinsam ließen wir uns auf der Couch nieder. Sie vergrub schluchzend das Gesicht in meiner Halsbeuge, während ich beruhigend ihren Rücken streichelte. Irgendwann war sie eingeschlafen, was mich unweigerlich einige Zeit später selbst einschlafen ließ. Mein letzter Blick glitt noch zur Uhr an der Wand, 6:30. ~*~ Als ich aufwachte, lag ich auf dem Sofa. Kira schien nicht mehr da zu sein. Müde fuhr ich über meine verheulten Augen. Noch immer durchfuhr mich ein Zittern, wenn ich an Kais Besuch in der Nacht zurück dachte. Er hatte mindestens eine halbe Stunde vor meiner Tür gestanden, doch ich hatte nicht aufgemacht. Meine Angst, er würde mich wieder so wie früher behandeln, war zu groß gewesen. In der Öffentlichkeit wäre ich ihm sicher gegenüber getreten. Aber in diesen Fall war mir das Risiko zu groß gewesen. Gleich nachdem er endlich gegangen war, hatte ich Kira angerufen, wie in Trance. Es hatte so gut getan, als sie mich in die Arme genommen hatte und ich fühlte mich als würden alle angestauten Gefühle gegenüber Kai, Shinya und Camui endlich ungehemmt von mir abfallen. Ich richtete mich etwas auf und stellte fest, dass ich noch eine gute Stunde Zeit hatte, um zur Halle zu fahren. Der gesamte Trupp war sicher schon da und wartete auf weitere Anweisungen. Ich konnte nur hoffen, dass alles gut gehen würde. Als ich einige Schritte ging, kam mir Kira unerwartet entgegen. Sie lächelte. "Morgen, Süße", gab sie mir einen Kuss auf die Wange. "Gut geschlafen?" Ich nickte irritiert. Kira tat so, als wäre nichts gewesen. "Du solltest dich beeilen, wenn du heute noch in die Halle möchtest. Sie warten sicher alle nur auf dich." Sie grinste und verschwand in der Küche. Einen Augenblick schaute ich ihr noch nach, dann gönnte ich mir meine morgendliche Dusche. Gegen 11 Uhr erreichte ich die Halle. Kira war gleich zu Sony gefahren. Sie hatte irgendwas von einem Termin erzählt. Irgendwie hätte ich sie jetzt gerne bei mir gehabt, besonders in dem Moment, als ich eine der Hintertüren der Halle betrat und sich gleich einige Blicke auf mich richteten. Mir Mut zuredend durchschritt ich den langen Gang und traf in einem der Räume auf ein bekanntest Gesicht. "Kondo-san?" Ich war überrascht in zu sehen und legte auf einem Stuhl meine Sachen ab. "Konnichi wa, Miss Ryan", begrüße er mich lächelnd. "Schön Sie zu sehen. Wir haben schon auf sie gewartet. Die Jungs sind schon schwer am arbeiten, bauen alles auf." "Sehr gut." Ich schnappte mir mein Handy und ging mit Kondo in den riesigen Saal, wo ich von der Größe total überwältigt, erst einmal stehen blieb. "Gefällt es Ihnen?", fragte Kondo-san und blieb neben mir stehen. "Es ist... großartig." "Und die Akustik erst", hörte ich jemanden hinter mir sagen. Es war einer der Tontechniker, Tadashi Yokoyama. Er war schon seit Jahren fester Bestandteil des Staffs. "Wie geht's voran?", fragte ich gleich. "Wir bräuchten Sie mal kurz." Ich nickte und folgte Yokoyama zur Bühne. Die Zeit verging schnell. Ich hatte hauptsächlich Dinge auf der Bühne zu klären gehabt. Kai hatte ich schon gesichtet, aber zu ihm gehen würde ich sicher nicht. Ein paar Leute vom Staff waren gerade dabei die Gitarren zu holen, als sich von hinten zwei Arme um mich legten. "Wenn haben wir denn da?" Dies Stimme klang amüsiert. "Ihr seid schon da?" ich drehte mich aus seinen Armen und schaute die 5 erstaunt an. "Bis Kyo wieder fertig war, war die Welt schon 3x untergegangen", spottete Toshiya. Die drückte mir einen Kuss auf die Wange und bekam einen Tritt gegen das Schienbein von Kyo, der es in sich hatte. Kaoru lachte laut und schnappte sich Toshiya, um mit ihm den Backstagebereich unsicher zu machen. "Wie geht's dir?", fragte Die und kraulte Kyo versöhnlich den Nacken, der es murrend zuließ. "Eigentlich sollte ich ja böse auf dich sein!" "Wieso das?" "Männer", seufzte ich. "Ihr vergesst immer gerne Dinge die ihr verzapft habt, oder?" Ich boxte ihn leicht in die Seite, worauf er sowohl mich, als auch Kyo empört schreiend losließ. Kyo marschierte auf der Stelle Richtung Backstage. Ich lachte, mein Blick fiel plötzlich auf Shinya, der hinter Die stand und sich mit einem vom Staff unterhielt. "Er war heute schon den ganzen Tag sehr schweigsam. Kira hat ihm echt den Marsch geblasen." "Hat er verdient", war alles was ich sagte und schaute etwas grimmig zu Shinya, der meinen Blick mit seinen traumhaften Augen erwiderte. "Sei nicht so hart", waren Dies letzte Worte, ehe er im Backstagebereich verschwand. Shinya schaute mich noch einen Moment an und ging dann ebenfalls. Argh!!, schlug ich meinen Kopf gedanklich hundert Mal gegen eine Wand. Ich konnte es ja einfach nicht lassen. Mich nicht weiter über meine Blödheit aufregend, widmete ich mich wieder meiner Arbeit. Als ich etwa eine Stunde später nach hinten in den Backstagebereich ging, war die Band gerade dabei sich für den Auftritt fertig zu machen. Aus diesem Grund machten sich die Herren nicht nur in ihren Gemächern breit, sondern nutzten auch noch äußerst ausgiebig den langen Flur und Umgebung. Somit war ich gezwungen, mich um hunderte Kleidungsstücke herum zu schlängeln, um letztlich erschöpft im Member's Room auf das Sofa zu sinken. Kaoru telefonierte gerade, während Kyo und Die an ihren Frisuren herumbastelten. Shinya und Toshiya waren nicht zu sehen, also nahm ich an, dass sie auf den Flur ihre Klamotten zusammen suchten. Sie blieben allerdings nicht lange verschollen, denn just in diesem Moment kamen sie durch die Tür. "Du siehst voll fertig aus." Toshiya ließ sich schwungvoll neben mich auf die Couch fallen. Ich quittierte diese Aussage lediglich mit einem mahnenden Blick. "Mir dünkt, ihr seid da draußen fast fertig." Ich nickte. "Die Soundchecks sind abgeschlossen. In zwei Stunden ist Einlass." "Ist alles echt klasse gelaufen. Hast du super gemacht." Er umarmte mich euphorisch. "Arigatô", genoss ich sein Lob. Gleich darauf sprang Toshiya auf und ging zu Die. Ich hatte so eine Ahnung, dass die zwei wieder etwas ausheckten. Ich musste lachen, als die beiden Kyos mühevoll hergerichtete Frisur zerstörten. "Da hat aber jemand Spaß", saß Kaoru auf einmal neben mir. Etwas erschrocken war ich schon, ich hatte ihn gar nicht kommen sehen. "Meistens tut es gut bei euch zu sein." Seinen Blick erwidernd, musste ich sofort lächeln. "Wie geht es euch beiden?" "Langsam wird's schwer, aber so gesehen ganz gut." Kaoru legte seine Hand auf meine Schulter. "Das freut mich. Midori hat nach dir gefragt. Du solltest mal wieder bei ihr vorbeischauen, ja?" Einen kurzen Augenblick schaute ich ihn einfach an, dann nickte ich. Er hatte ja Recht. In der letzten Zeit hatte ich meine Arzttermine wirklich vernachlässigt. Es war zudem besser, das hatte ich nun eingesehen. "In Ordnung. Ruh dich einen Moment aus." Kaoru erhob sich und schlenderte aus dem Raum. Augenblicklich spürte ich, dass ich beobachtet wurde. Es war Shinya. Er saß vor dem Spiegel und schminkte sich. Ab und zu trafen sich unsere Blicke im Spiegel. So sehr ich mich auch bemühte nicht hinzusehen, tat ich es umso mehr. Ich lehnte mich zurück, um meinen Rücken zu entlasten und beobachte, dass eine Stylistin ihm die Haare zurücksteckte und dabei ausgiebig fluchte, weil es nicht recht klappen wollte. Lange währte die Zeit des Amüsierens aber nicht, da sie von Shinya weggerufen wurde. Irgendwo anders schien man sie nötiger zu brauchen. Ohne groß nachzudenken, nutzte ich meine Chance und erhob mich. Ich ging zu Shinya rüber, der wie gewohnt mit seinem Handy beschäftigt war. Vorsichtig griff ich eine der geflochtenen Strähnen, als ich hinter ihm stand, und steckte sie zurück. Überrascht dass es weiter ging, schaute er auf und blickte mich etwas irritiert an. "Ich mach schnell", sagte ich rasch und machte weiter. Er roch so gut und jede einzelne Strähne fühlte sich so vertraut an, als ich sie in die Hand nahm. Jede Sekunde genießend, ließ ich mir Zeit. Gerade streckte ich meine Hand nach der letzten Haarnadel aus, als er sie plötzlich mit seiner ergriff und mich somit daran hinderte mich wieder aufzurichten. Mein Gesicht war nun ganz nah an seinem. "Wieso gehst du mir aus dem Weg?" Seine Lippen spürte ich ganz dicht an meinem Ohr. Es durchlief mich ein angenehmer Schauer und versuchte krampfhaft mich zu beherrschen, um nicht auf der Stelle über diesen Mann herzufallen. "Tu ich doch gar nicht. Sonst hätte ich dir nicht die Haare gemacht, mhm?" Ich flüsterte und traute mich nicht mich auch nur ein Stück zu bewegen. Wie verzaubert sog ich den Duft von Mandelöl, der von ihm ausging, ein und rückte ihm näher. Shinyas Griff verstärkte sich und seine andere Hand legte sich unerwartet an meine Wange und zog mich so an seine vollen Lippen. Ich zitterte vor Anspannung, als sich seine fast unmerklich auf meine Lippen legten. Mehr, ich wollte mehr. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen, da uns Kais Stimme dem wunderbaren Moment entriss. "Lily!", rief er noch einmal, worauf ich mich umdrehte. Er stand mit verschränkten Armen in der Tür, der Blick in seinen Augen neutral. "Kann ich kurz mit dir sprechen?" Oh, nein! Ich hatte es geahnt. Aus Angst, was wohl jetzt kam, vergrub ich meine Finger schmerzhaft in Shinyas Schulter. Die restlichen Dir en grey- Mitglieder und die Leute vom Staff, die gerade in der Nähe waren, schauten zwischen Kai und mir hin und her. Ich redete mir Mut zu, ließ Shinya los und kam meinem Mann entgegen. Mein ganzer Leib zitterte so sehr, ich hoffte, es würde niemand sehen. Also ballte ich meine Hände zu Fäusten und versuchte den ganzen Körper anzuspannen. "Ich hab dich gesucht", meinte er leise und lächelte lieb, was meine Angst jedoch nur noch vergrößerte. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Kai konnte niemals wieder so sein, wie er es früher gewesen war. Oder? "Hier bin ich." Ich blieb vor ihm stehen. "Ja", hauchte er und küsste mich plötzlich sehr innig. Aus Reflex erwiderte ich, löste mich aber dann abrupt. "Komm." Er griff nach meiner Hand und zog mich mit sich. Einen Blick zurück konnte ich nicht mehr werfen. Fuck! Ich wollte gar nicht wissen, was die anderen jetzt nur dachten. Wussten sie doch nichts von Kai, außer Toshiya. Aber der wusste nicht mal, wie mein Mann aussah. Als wir am Ende des Flures angekommen waren, riss ich mich von Kai los. So weit weg von den anderen wollte ich auf keinen Fall. Wer wusste denn, was er vorhatte. So konnte ich wenigstens laut um Hilfe schreien, und war zu sehen. "Was möchtest du?", fragte ich kühl und verschränkte die Arme. "Ich muss zugeben, ich war überrascht dich hier zu sehen", lehnte er sich an die Wand mir gegenüber. Das war mir nur Recht, so bekam ich meinen sicheren Abstand. "Ach was! Du wusstest doch, dass ich zu Sony/BMG Japan gegangen bin. Also tu nicht so überrascht!", erwiderte ich heftig. "Wer wird denn gleich so gereizt sein." Kai hob eine Augenbraue. "Die ganzen Monate habe ich dich so vermisst, dann finde ich dich und- ist das alles was du mir jetzt zu sagen hast?" "Kai, hast du vergessen, was du mir alles angetan hast?", kam es sehr laut über meine Lippen. "Nein, aber du musst mir glauben, dass es mir von ganzem Herzen Leid tut. Bitte, Lily. Ich liebe dich und ich liebe dieses Kind." Er kam jetzt gefährlich nahe auf mich zu. "Ach ja, da war ja noch was. Woher plötzlich der Sinneswandel? Soweit ich weiß ist es doch das Kind eines Bastards", zischte ich und ging einen Schritt zurück. "Ich war so ein Arschloch. Lily... bitte", flehte er und einen Moment fragte ich mich, ob ich ihm Glauben schenken konnte. "Tja, ein Arschloch bist du immer noch, aber die Frage wieso du mich verprügelt hast stellt sich mir noch immer." "Das war der größte Fehler, den ich jemals begangen habe und ich verspreche dir, dass es nie wieder vorkommen wird." Er machte noch einen Schritt in meine Richtung. "Ich... muss wieder an die Arbeit." Bloß weg hier. "Lily, komm zurück. Lass uns eine Familie sein. Tu es für das Kind, für uns." Kai hielt mich sanft an den Schultern fest. Ich konnte ihn nur ungläubig anstarren. Meinte er es wirklich ernst? Wieso erst jetzt? "Kai, ich kann nicht. Nicht so, nicht jetzt." Er sollte mich nicht zwingen eine Entscheidung zu treffen, nicht unter diesen Bedingungen. Zu meiner gossen Verwunderung nickte er. "Ist in Ordnung, aber versprich mir, dass du darüber nachdenkst und mir deine Entscheidung bis zum Ende dieses Projekts mitteilen wirst." Ich erkannte meinen Mann nicht wieder. Er war wie ausgewechselt, als hätte es die Probleme zuvor nie gegeben. "Ich verspreche es." Ich hoffte somit etwas Luft zu haben, um etwas nachdenken zu können. Letztendlich, so musste ich zugeben, wäre es das Beste für unser Kind. Aber was würde dann aus Shinya und mir werden? Gab es da überhaupt etwas? Oder war das vorhin nur wieder eine seiner merkwürdigen Handlungen gewesen, der man keine Bedeutung beimessen sollte? Ich wusste es nicht, wollte es auch nicht wissen. Kai gab mir einen sanften Kuss und ließ mich allein, um selbst wieder an die Arbeit zu gehen. Ich für meinen Teil starrte die Wand gegenüber an und ließ das Gespräch Revue passieren. "Lily?", spürte ich die Hand an meiner Schulter kaum. Ruckartig schaute ich zu dem fragend blickenden Toshiya. Die Tränen standen mir in den Augen. "Alles okay? Wer war denn das?" Ich schluckte die Tränen hinuter. "Alles okay, das war Kai." "Dein Mann?" Toshiya blickte den Gang entlang, den Kai genommen hatte. "Mhm." "Ich wollte dich fragen... na ja, Kira hat mir erzählt, dass du dir eine neue Bassgitarre gekauft hast. Ähm, dürfte ich wohl... darf ich sie einspielen?" "W-wie bitte?" War ich jetzt mal total platt, wegen dem unpassenden Themenwechsel. "Ach, du weißt doch, ich hab es immer so mit neuen Gitarren." Er hatte einen sehr bettelnden Blick aufgesetzt, so dass ich unweigerlich lachen musste. Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten noch gute anderthalb Stunden. Das würde locker reichen, um sie zu holen und zu stimmen. "Geht klar, ich hol sie." Schließlich lag sie momentan eh nur in der Wohnung rum. Und es wäre mir zudem noch eine Ehre, wenn Toto sie auf einem Dir en grey Konzert einspielen würde. "Musst du nicht. Kira hat eben angerufen. Sie holt sie und schaut dann vorbei", er grinste glücklich. "Ja dann", erwiderte ich sein breites Grinsen. Seine Laune hatte wirklich etwas Ansteckendes. Dieser Mann konnte wahrlich Kind werden, wenn es um die Musik ging. Irgendwo machte mich das neidisch. Toshiya lebte das Leben, welches immer der Traum meines Bruders gewesen war. Wie gern hätte ich ihn heute in einer Band gesehen. Ich rief Kira gleich an, bat sie meine Gitarre zu holen. Sie war überhaupt nicht verwundert darüber, dass ihr Verlobter unbedingt darauf spielen wollte. Als Kira den Backstagebereich betrat, kam ich ihr entgegen und nahm ihr den Koffer ab. "Ich musste das Teil erst mal suchen", zog sie ihren Mantel aus. "Sorry, hatte sie eine Weile nicht mehr in der Hand." "Wo sind die anderen?", lief sie neben mir her Richtung Halle. "Schon auf der Bühne, spielen sich ein." Als wir eintraten, brüllte Kyo gerade besonders aggressiv ins Mikro, so dass wir einen Schritt zurück machten. Einen Moment warteten wir noch, bis sie fertig mit dem Stück waren, und dann gingen wir gleich zu Toshiya. "Bitte, da ist sie." Ich lächelte und legte den Koffer auf den Bohnenboden, um ihn zu öffnen. Als ich die schwarze Bassgitarre erblickte, musste ich eine Sekunde an meine Alte denken. Ich würde es Kai niemals verzeihen, dass sie wegen ihm zu Bruch gegangen war. Ehrfürchtig hockte Toto sich neben mich und strich über den Gitarrenhals. "Sie ist wunderschön. Eine ESP?" "Ja, ein Einzelstück. Das war sie mir wert- und Dir en grey auch!" Ich nahm sie aus dem Koffer, erhob mich und drehte sie um. Toshiya erblickte nun die Schrift an ihren Hals: Dir en grey. "Boah, ich glaube es ja nicht", ergriff er sie sofort, drehte und wendete sie und untersuchte sie genauestens. Ich sah ihm nachdenklich dabei zu. "Ich habe sie meinem Bruder gewidmet. Er war ein großer Fan von euch." Toshiya stellte sie ab. "Es wird mir eine Ehre sein, sie einzuspielen." Meine Gitarre stand nicht lange, denn auch die anderen kamen, um sie unter die Lupe zu nehmen. Besonders Kao war gar nicht von ihr wegzukriegen. Dies führte dazu, dass ich etwas in Sorge um meine Gitarre war. Während Toshiya anfing, sie zu stimmen, machte ich mich auf den Weg zu Kira. Sie stand auf den Zuschauerrängen und betrachtete das Spektakel von oben. "Wie Kinder." Sie grinste, als ich mich neben sie stellte. "Lass ihnen ihren Spaß." "Er hat mich nicht mal bemerkt, wo wichtig war ihm das Ding", tat sie beleidigt, lächelte aber. Ich lachte kurz und erblickte Shinya, und dann Kai, der nicht weit von uns stand. Mein Mann wollte also eine Entscheidung? Sollte er sie bekommen... Das Konzert lief erste Sahne. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so zufrieden mit mir und so stolz auf meine Arbeit gewesen. Dir en grey feierten noch ausgiebig mit dem gesamten Staff. Ich verzog mich recht schnell. Zum Feiern war ich ehrlich zu müde. Als ich gerade dabei war, mich von allen zu verabschieden, fühlte ich Shinyas Blick auf mir ruhen. Er saß neben Kyo und unterhielt sich mit ihm. Gerade wollte ich auf ihn zugehen, als sich Kai mir in den Weg stellte. "Ich fahr dich", führte er mich Richtung Ausgang. "Nicht nötig." Hastig riss ich mich los. "Nun komm schon." Er ergriff meine Hand, wollte nicht nachgeben. Um einem Streit aus dem Weg zu gehen, sagte ich schließlich zu und ließ mich von ihm nach Hause fahren. ~*~ Zu sehen, wie Lily mit Kai verschwand, behagte mir gar nicht. Ich hatte bei der Sache einfach ein ungutes Gefühl. Wieso tat sie das? Eigentlich hatte ich angenommen, dass sie nach allem Abstand nehmen würde. Und jetzt ging sie doch mit ihm. "Mach dir nicht so viele Sorgen", tauchte Toto hinter mir auf und nahm mich in den Arm. "Ich mache mir aber Sorgen. Sie geht mit diesem Typ einfach mit", erboste ich mich. "Sie ist alt genug und wird wissen, was sie tut. Vielleicht wollen die beiden einfach miteinander reden. Du darfst nicht vergessen, dass Kai der Vater ihres Kindes ist!" Schockiert von seiner Gleichgültigkeit, riss ich mich los und drehte mich um. "Ich glaub's ja nicht, dass man so unnahbar sein kann." "Kira, mach mal halblang", versuchte er zu beschwichtigen. "Wie bitte? Lily ist meine beste Freundin und ich werde nicht dabei zu sehen, wie sie sich in irgendetwas verrennt. Von mir aus kannst du das ja machen. Aber der Kerl hat sie nicht nur einmal verdroschen. Er wird's wieder tun. Spätestens dann, wenn er von Shinya erfährt." Meine Stimme war laut geworden, meinem Frust hatte ich ordentlich Platz gemacht. Toshiya sagte nichts mehr, wandte sich ab. Alles klar, Herr Hara. Ich hatte verstanden. Auch das nächste Konzert verlief ohne Probleme. Als ich Lily an diesem Tag sah, machte sie einen sehr aufgeschlossenen Eindruck. Doch irgendwas sagte mir, dass es nicht so war und mir war auch bewusst, dass sie mir nicht sagen würde, was an dem einen Abend zwischen Kai und ihr geschehen war. Toshiya redete kein Wort mehr mit mir. Dies lag auch daran, dass ich ihn in den letzten Tagen gemieden hatte. Als mein Verlobter hatte ich eigentlich auf seine Unterstützung vertraut. Doch Fehlanzeige. Okay, machte ich es eben allein. Ich würde dafür sorgen, dass Lily sich von ihrem Mann fernhielt. Die Konzerte in Europa waren der erste Schritt, schleißlich würde Kondo-san Lilys Aufgaben in Berlin und Paris übernehmen. Der Tag des Abflugs nach Deutschland verlief absolut stressig. Bis wir endlich das Flugzeug betreten konnten, verging eine halbe Ewigkeit. Umso schöner war dann aber der Flug. Shinya saß die gesamte Zeit über neben mir. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und amüsierten uns prächtig über Anekdoten aus alten Zeiten. Lily kam dabei nicht einmal zur Sprache, was auch nichtnötig war. Sie wurde schließlich noch schnell genug zum Thema Nummer 1. Viel zu schnell. ***** Heyho!! Nach ewig langer Zeit, hier endlich das neue Kapitel von Little by Little II. Das ist nun das vorletzte Kapitel. Es geht also dem Ende zu. Hier vielen lieben Dank an meine Leserschaft und die fleißigen Kommischreiber. Mal sehen, die Hundertergrenze knacken wir doch noch, oder? Hoffe, dass sich das lange Warten diesmal echt gelohnt hat und freue mich wie immer, über jegliches Feedback. Man liest sich, in der letzten Runde!! Baibai Chingya Kapitel 17: Between Amber & Garnet ----------------------------------  Between Amber & Garnet Eine Melodie vor mich her summend, saß ich in der Lobby unseres Hotels. Der Sessel, auf welchem ich Platz genommen hatte, hätte meiner Meinung nach ruhig etwas weicher sein können. Zum x-ten Mal änderte ich somit meine Position in diesem Teil, schaute dabei aus dem Fenster, das sich als ellenlange Glasfront heraus stellte. Draußen schneite es. Nicht ungewöhnlich für Deutschland um diese Jahreszeit, oder? Wir waren den zweiten Tag in Berlin und ich vermisste Japan jetzt schon. So schön es auch gewesen war hier her zu kommen, musste ich doch feststellen, dass ich nicht vorhaben würde je wieder hier zu wohnen. Etwas fehlte. Etwas ganz Spezielles und das schon die letzten Tage. Besagtes Spezielles trat in dem Moment mit Die die Lobby. Toshiya würdigte mir nicht mal eines Blickes, während Die freudestrahlend auf mich zukam. „Was machst du hier so alleine?“, setzte er sich auf den Sessel neben mich. „Hier sitzen.“ Bei der Antwort schaute ich ihn kurz an, dann Totchi, der neben Die stand und nun, wie ich zuvor, ebenfalls aus dem Fenster schaute. „Ihr seid schlimmer als zwei kleine Kinder.“, seufzte Die, ließ sich nach hinten sinken. „Wann geht es eigentlich los?“ Jetzt schaute ich ihn mir genauer an. Er trug eine zerschlissene Jeans und einen dicken schwarzen Rollkragenpullover. Seine roten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Kyo konnte sich mit diesem Mann echt glücklich schätzen. „Morgen früh geht es los. Wir wollten uns zu dritt etwas in der Stadt umschauen. Magst du nicht mitkommen?“ „Zu dritt?“, hob ich fragend eine Augenbraue. „Kyo, Toshiya und ich.“ Toshiya rührte sich nicht ein Mal bei dem Gespräch, starrte stur aus dem Fenster. Ich wusste nicht, wie ich an ihn herankommen sollte. Bei meinem letzten Versuch hatte er schweigend die Tür vor meiner Nase geschlossen. Ich verstand ihn nicht. Was war los? „Ich treffe mich gleich mit Kaoru. Wir wollten noch etwas erledigen.“, lehnte ich Dies Angebot ab. Dieser schaute mich einen kurzen Moment an, nickte dann: „Okay. Wir sehen uns dann später wieder hier im Hotel, oder?“ „Das denke ich doch.“ Mein Blick schweifte wieder zu Totchi. Ich vermisste seine Aufmerksamkeit mir gegenüber. Die beiden waren gerade dabei zu gehen, als Kaoru auf uns zukam. „Du bist schon da?“, wandte er sich gleich an mich. „Ja. Können wir dann?“, sprang ich auf, zupfte meine Kleidung zurecht und zog mir dann meinen dicken Mantel über. „Wo soll es denn hingehen?“, fragte Kyo, der nun ebenfalls mit Shinya auf den Plan trat. „Ich weiß nicht wo es bei euch hingeht, aber Kaoru und ich machen einen Besuch bei jemandem.“, band ich meinen Schal um, griff nach der weißen Rose neben mir. „Könnt ihr mal klarer reden? Dieses Drumherumgerede hält ja keiner aus.“, motzte zu meinem Erstaunen Totchi und schaute Kaoru genervt an. „Das geht euch gar nichts an.“, war alles was dieser sagte und wandte sich dann zum Gehen. Ich tat es Kaoru gleich, ließ die anderen stehen, und ging mit ihm zum Auto. Wir hatten uns eines geliehen. Einen schwarzen Golf. Ich setzte mich hinters Steuer, während Kaoru sich auf den Beifahrersitz nieder ließ. „Und du willst da wirklich hin?“, schnallte er sich an. „Ja. Einer muss das ja tun.“, startete ich den Motor. „Zudem, bin ich schon etwas neugierig, wie es denen geht.“ „Ich hab da ein merkwürdiges Gefühl.“ Ich fuhr vom Parkplatz auf die Hauptstraße, um dann von dort aus auf die Ringautobahn zu fahren. „Wieso musste ich eigentlich mitkommen. Was ist mit Toshiya?“, fragte Kaoru nach einer viertel Stunde schweigen. „Ich brauche irgendwen an meiner Seite und mit Totchi läuft es momentan nicht gut.“ „Das ist mir auch schon aufgefallen. Was ist los?“ Kaoru würde sich wohl nie ändern. Wenn es um seine Mitmenschen ging, dann war er einfach immer darum bemüht, dass alles gut verlief. Mich ergebend, erzählte ich ihm somit von der ganzen Sache. „Wegen solch einer Meinungsverschiedenheit schweigt ihr euch jetzt an?“, schnaubte Kaoru. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle.“ „Ich wollte ja mit ihm reden, aber er scheint ja kein Bedarf zu haben.“ „Den hat er gewiss. Du solltest nur mal hartnäckig bleiben.“ Ich schaute ob seiner Antwort zu ihm. Dabei schweifte mein Blick auch kurz an ihm vorbei, aus dem Fenster. Mich wieder auf den Verkehr konzentrierend, begann ich zu lachen. „Was jetzt?“, blickte Kaoru mich entsetzt an. „Schau mal nach rechts.“, prustete ich, versuchte mir das Lachen zu verkneifen. Kaoru tat, was ich ihm sagte. „Ich fasse es nicht.“ Ich warf abermals einen Blick auf das Auto, was neben uns fuhr. Die Gestalten dort drinnen kamen mir nicht gerade unbekannt vor. Daisuke winkte, als er Kaorus Aufmerksamkeit bemerkte. „Sag nicht, die sind uns nachgefahren.“, stöhnte er genervt. „Sieht ganz so aus.“ „Die sind so was von neugierig.“, wetterte er. Die nächste Abfahrt fuhr ich von der Autobahn, um dann quer durch den Wald über eine Waldstraße, um an unser Ziel zu gelangen. Der VW Van, immer hinter uns. Ein großes Gartentor, stoppte unsere Fahrt. „Wir sind da.“, schnallte mich ab. „Hier wohnen sie?“, schaute Kaoru aus der Frontscheibe auf ein großes Grundstück mit edlem Einfamilienhaus. „Seit vielen Jahren.“, stieg ich aus, um das Tor zu öffnen. Gerade schlug ich die Autotür zu, als der Van hinter unserem Golf hielt. Die verwunderten Blicke der Insassen, ähnelten dem vom Kaoru. Es war doch immer wieder amüsant, wie die Leute auf dieses Anwesen reagierten. Nachdem ich das Tor geöffnet hatte, fuhren wir auf das Anwesen und parkte knapp vor der Haustür. Kaum waren Kaoru und ich ausgestiegen, kamen auch gleich die anderen auf uns zu. „Könnt ihr mir mal verraten, was ihr hier macht?“, erhob Kaoru gleich seine Stimme und schaute Die fragend an. „Die beiden hier waren mal wieder neugierig.“, antwortete Shinya und deutete zwischen Die und Toshiya hin und her. So war das also. Kaoru hob darauf jediglich eine Augenbraue, sagte nichts weiter dazu. War das einfach zu typisch. „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte Kyo nach einer kurzen Schweigeminute und schaute sich wie der Rest um. „Auf dem Anwesen der Ryans.“, meinte ich knapp. „Da, wo ihr nicht sein solltet.“ Mir fiel Shinyas fragender Blick auf, als ich ihn mit den Worten direkt ansprach. „Lily killt mich, wenn sie das herausbekommt.“, nuschelte ich und ging an Kaoru vorbei zur Haustür. Der Rest immer fleißig folgend. Ich klingelte zwei Mal und gleich darauf öffnete uns eine mir fast fremd gewordene hübsche Frau. „Hallo, Kira.“, begrüßte mich Lilys Mutter. „Ich dachte du kämst allein.“ „Tut mir leid, aber es hat sich etwas Unerwartetes ereignet.“ „Schon gut. Kommt herein.“, machte sie eine einladende Bewegung. Nacheinander traten wir ein. Es hatte sich nichts geändert in diesem Haus, wie ich feststellte. Es war noch immer so steril und kalt, wie es das immer gewesen war. Wirklich nichts hatte sich geändert. Nicht einmal die Tatsache, dass in diesem Haus grundsätzlich nur in Englisch gesprochen wurde. Dies kam Dir en grey eigentlich zu Gute, vor allem bei dem Gespräch mit Lilys Eltern. Lilys Vater hatte während dem ganzen Gespräch, im Wohnzimmer, über einen lauernden Blick. Vor allem Shinya betrachtete er musternd. „Wie geht es Lilian? Ich hatte gehofft, dass sie sich hier mit dir blicken lassen würde.“, erklang die tiefe Stimme Herrn Ryans, dass ich gleich eine Gänsehaut bekam. Mir Schutz suchend, griff ich nach der nächst besten Hand, welche Totos war. Dieser erwiderte, zu meiner Verwunderung, ohne zu zögern, meinen Händedruck. „Sie ist zurzeit verhindert und hat viel zu tun. Ihre Tochter ist ziemlich beliebt in Japan. Somit hat sie kaum eine freie Minute.“, antwortete Kaoru, der wohl bemerkte, dass dieses Thema nicht friedlich ausgehen würde. So war es letztendlich auch. Ein heftiger Wortwechsel entstand bis Lilys Vater sich murrend verzog. „Es tut mit wirklich leid, aber er wird nie gut auf Lilian zu sprechen sein.“, entschuldigte ich mich bei den Männern, die völlig sprachlos auf den Sofas, im Wohnzimmer, saßen. Lilys Mutter holte derweil neuen Kaffee. „Was war das denn gerade?“, meldete Kyo sich als erstes. „Das ist immer so. Ihre Eltern machen sie für den Tod ihres Sohnes verantwortlich.“ „Wie bitte?“, schnaubte Totchi, dessen Hand noch immer in meiner lag. „Sie sind ebenso der Meinung, dass Lily es nie zu etwas gebracht hat. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der Medizin studiert hatte. Diese Familie war schon immer auf Ansehen aus. Ihre Tochter ist unwürdig ihren Namen zu tragen. Das hat Lilys Vater ihr damals regelmäßig vorgehalten. Und das nur, weil sie Tanzen wollte, anstatt Medizin oder Jura zu studieren.“, klärte ich die Fünf auf. „Wie hat sie das nur ausgehalten.“, seufzte Die, zog Kyo liebevoll in seine Arme. „Eigentlich gar nicht. Alex war immer ihr halt gewesen. Ich weiß gar nicht, was passiert wäre, wäre er nicht da gewesen.“ Shinya erhob sich von der Couch und schlich zu der gegenüberliegenden Wand, an denen einige Familienfotos hingen. Einen Moment schaute er sie sich an bevor er sich zu uns umdrehte und die Feststellung traf, die schon jeder getroffen hatte. „Da ist kein einziges Mal Lily drauf.“ „Sicher nicht.“, betrat Lilys Mutter die Wohnstube. „Mein Mann hat mir untersagt eines von ihr aufzuhängen.“ Sie stellte den Kaffee auf dem Tisch ab und wandte sich dann wieder Shinya zu. „Sie haben sehr viel Ähnlichkeit mit meinem Sohn.“, lächelte sie. Es war ein Lächeln, das mich an die Beziehung zwischen Alex und seiner Mutter erinnerte. „Wenn er noch leben würde…er würde alles dafür geben sie alle kennen zu lernen.“ Alle schwiegen darauf, wobei Shinya sich traurig wieder den Bildern zuwandte. Später machten Totchi und ich mich auf den Weg in Lilys altes Zimmer, gefolgt von der Hausherrin. „Sie hat ein paar Dinge hier stehen lassen. Sie wollte sie eigentlich holen. Es sind nicht viele Dinge, aber dennoch wäre ich froh, wenn ihr sie mitnehmen könntet. Ah ja, ich hab auch noch einen kleinen Karton von Alex gefunden, wo draufsteht, dass er für Lilian sei.“, verschwand sie wieder. Ich schaute mich im Zimmer um. Auf dem Bett lagen einige Kleinigkeiten, wie Bücher und Klamotten, von Lily. Daneben lag ihre erste Gitarre. Totchi ging auf das Bett zu und betrachtete die Dinge genauer. „Wir werden einen Karton oder etwas Ähnliches gebrauchen können.“ „Sieht ganz so aus.“, griff ich nach seiner Hand. Ich war so froh, dass er wieder mit mir sprach. Aus welchem Grund auch immer. Ich wollte ihn gerade an mich ziehen, als Lilys Mutter wieder im Zimmer erschien. Als hätte sie unsere Gedanken gelesen, hielt sie neben Alex’ Karton noch einen weiterem in ihren Händen. „Lilians Mann war zwar gestern da gewesen, aber er wollte die Sachen nicht mitnehmen, meinte, ich solle sie ihr schicken. Na ja, und den kleinen Karton hier von meinem Sohn wollte ich lieber jemand nahe Stehendem aushändigen.“ Sie trat zu uns ans Bett, stellte die Sachen ab. „Kai war hier?“, schaute ich sie verblüfft an. Totchi neben mir war nicht minder überrascht. „Nur kurz.“, zuckte Lilys Mutter mit den Schultern, als wäre es etwas Alltägliches, dass Kai hier auftauchen würde. Wer wusste das schon, vielleicht war es ja auch so. „Er wollte nur etwas mit meinem Mann besprechen. Seit er Kai damals geschäftlich kennen gelernt hat und ihn zu Lilians Mann machen musste, hocken sie ständig aufeinander. Ich kann ihn nicht leiden. Als Mutter werde ich bis heute nicht verstehen, wieso Lilian diesen Bastard heiraten musste. Langsam glaube ich nur noch schwer daran, dass der Tag kommen wird, wo sie ein Mal die richtige Entscheidung trifft.“, schnaubte sie. Ich stand wie erstarrt da, hörte ihre Worte und fühlte mich völlig gelähmt. Wie konnte sie nur so über ihre Tochter reden. Und vor allem, hatte ich richtig gehört? Hatte Lily Kai gar nicht so zufällig getroffen? War das alles von ihrem Vater geplant gewesen? Toshiya, neben mir, hatte begonnen Lilys Sachen in den Karton zu räumen. „Ich hatte immer gedacht, dass Lily Kai in London kennen gelernt hat.“, löste ich mich aus meiner Starre. „Das hat sie auch, aber weniger zufällig, sollte man meinen. Hat sie dir nichts davon erzählt?“, lächelte sie spöttisch. Ich schüttelte mechanisch den Kopf. „Wundert dich das? Lilian würde nie eine Niederlage eingestehen…“ „Das ist nicht wahr und das wissen sie.“, unterbrach ich sie barsch. Auf meine Worte hin schüttelte sie lediglich ihren Kopf, fuhr ungehindert fort. „Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss Kira, aber Lilian wusste vor ihrer Hochzeit ganz genau, dass Kai ihren Vater kennt. Sie hat sich trotzdem auf die Hochzeit eingelassen. Gott weiß wieso. Meiner Meinung nach, war es nur wieder einer ihrer sinnlosen Fehltritte. Möge es meinen Mann glücklich machen, aber meine Meinung und meine Einstellung zu dieser Frau wird sich dadurch nicht ändern.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand. Mit Tränen in den Augen und völlig schockiert, drehte ich mich zu Toshiya. Dieser war mit einpacken längst fertig und blickte nun wortlos auf die Tür, durch welche die Hausherrin verschwunden war. Dafür tauchte kurz darauf Shinya auf. Man sah schon auf dem ersten Blick, dass er sich in diesem Haus nicht wohl fühlte. Zitternd wischte ich mir die Tränen aus den Augen und schnappte mir dann einen von den beiden Kartons. „Wir sollten los.“, meinte Shinya leise, als ich an ihm vorbei ging. „Hai.“, stimmte ich zu. Ich wollte nur noch weg hier. Jediglich ein paar Worte hatten gereicht, um mir klar zu machen, wieso Lily nicht hier sein wollte, wieso es sie nach Japan gezogen hatte. Wie konnte man als Eltern nur so ignorant und kalt gegenüber seiner eigenen Tochter sein? Wie konnte man einen Menschen für etwas so sehr verantwortlich machen? War denn da nicht ein bisschen Liebe? Unten im Flur angekommen, warteten auch schon die anderen auf uns. Gekonnt ging ich Kaorus fragendem Blick aus dem Weg, griff mir meinen Mantel, um ihn mir über zu ziehen. Der Rest tat es mir gleich, während Lilys Mutter nicht unweit von uns stand und wartete. Schweigend stand ich ihr gegenüber. Kein Wort war gut genug für diese Frau auch nur ausgesprochen zu werden. „Liegt er immer noch da?“, fragte ich sie dann nach einiger Überwindung doch, obwohl ich ihr lieber meine Meinung gesagt hätte. „Ja.“, kam es knapp. Ihre blauen Augen durchbohrten mich dabei. Sie wusste ganz genau, was ich von ihr hielt, aber die ganzen Jahre über, hatten wir uns gegenseitig toleriert. Und mir war klar, dass auch niemals einer je ein Wort in diese Art verlieren würde. Ich nickte ihr zum Abschied zu, dann drehte ich mich um. Nur weg. Ich wollte nur noch hier weg. Hinter mir hörte ich die Männer, wie sie mir folgten. Ohne auch nur aufzusehen, verstaute ich den Karton mit Lilys Sachen auf dem Rücksitz des VW Golf, versuchte dabei die Wuttränen zu unterdrücken. Die Tür zuwerfend, fluchte ich laut. Ich war wütend auf mich. Wieso war ich auch hergekommen? Was hatte ich anderes erwartet? Dass es sich ändern würde? Lächerlich. Diese Art von Mensch würde sich nie ändern. Jedes Bemühen war zwecklos. „Lass uns von hier verschwinden.“, tauchte Shinya neben mir auf, nahm mir den Autoschlüssel aus der Hand. „Ich fahre.“ Für Widerstand war ich viel zu sehr damit beschäftigt mich selbst innerlich x-Mal in den Arsch zu treten. Somit setzte ich mich auf den Beifahrersitz. Toshiya kam auf mich zu, als ich mich gerade gesetzt hatte. „Wir fahren noch woanders hin, okay?“ Ich nickte, erwiderte den Blick seinen braunen Iriden. „Vergiss das hier nicht.“ Er stellte mir Alex’ Karton auf den Schoß. „Und fahrt vorsichtig.“, wandte er sich an Shinya, der links neben mir hinterm Steuer saß. „Wir sehen uns dann im Hotel.“ Mit diesen Worten schloss er die Beifahrertür und Shinya startete den Motor. „Führe mich einfach.“, gab er Gas und lenkte das Auto vom Grundstück. Im Seitenspiegel konnte ich sehen, wie auch die anderen in den Van stiegen. An der nächsten Straßenbiegung, verlor ich den Blickkontakt. „Du hättest nicht da sein sollen.“, lauschte ich dem Lied im Radio, während Shinya den Waldweg entlang fuhr. „Wieso nicht?“ Shinya strich sich mit seinen langen Fingern eine Strähne aus dem Gesicht. „Du hast noch immer viel zu sehr Ähnlichkeit mit Alex.“, flüsterte ich, schaute dabei aus meinem Fenster. „Du weißt ganz genau, dass es nicht der Grund für eure Auseinandersetzung war.“ Shinya blieb mal wieder völlig ruhig. Er lächelte leicht, als ich ihn wiederholt anschaute. „Nein.“, gab ich zu. „Das war nicht der Grund.“ Shinya in dem Haus zu sehen, war für mich wie, als würde ich Alex sehen. Konnten denn zwei Menschen so viel Ähnlichkeit miteinander haben? War so was überhaupt möglich? Erinnerungen überfluteten mich. Und wie so oft, lösten sie nur Schmerz in mir aus. Manchmal fragte ich mich, wie viel Schmerz Lily fühlen musste, wenn sie an Alex dachte, tat es bei mir nach all den Jahren noch so weh. „Eigentlich wolltest du nicht mehr mit mir reden.“, holte Shinya mich aus meinen Gedanken. „…“ Ich blieb stumm. Was sollte ich schon antworten? „Hör zu Kira, wegen der Sache Neujahr…“ Er blickte mich bei den Worten nicht an und mir war es auch egal. „Wir müssen an der Kreuzung links und dann an der nächsten rechts.“, unterbrach ich ihn einfach. Nichts wollte ich der Sache am Neujahr hören. Aber Shinya schien da anderer Meinung. Nun wurde mir nur all zu klar, wieso er mich fahren wollte. Um über Lily zu sprechen. Warum sonst? „Hör zu, Kira. Es tut mir leid.“, bog er links ab. „Aber du musst mich auch verstehen. Das alles ist nun mal nicht so einfach, wie es für alle Außenstehenden scheint. Ich liebe Lily und das weißt du. Gib mir Zeit den richtigen Moment zu finden es ihr zu sagen. Eigentlich wollte ich das Silvester auch tun und dann noch mal Neujahr, als es nicht geklappt hatte.“ Shinya seufzte schwer, blickte kurz zu mir hinüber, nur um zu sehen, dass mein Blick auf die Straße vor uns geheftet war. „Sicher bist du sauer auf mich, schließlich bist du ihre beste Freundin und…“ „Das ist es nicht!“ Irgendwie war es heute meine Aufgabe Leute zu unterbrechen. Ich atmete ein Mal tief durch und wendete mich dann ihm zu. „Shinya, pass auf! Es hat nichts damit zu tun, dass du den Moment abzuwarten scheinst. Es ist eher, die Art und Weise wie du es tust.“ Er bog rechts ab, nickte dabei verstehend. Mich noch ein wenig mehr zu ihm drehend, fuhr ich mit meiner Ausführung fort. „Das, was mich an der ganzen Sache stört ist, dass Lily die Entscheidung treffen könnte, zu diesem Idioten, der sich ihr Mann schimpft, zurück zu kehren. Und so länger ihr beide nicht eure Gefühle klar stellt, wird Lily immer darauf bedacht sein diesen Weg zu gehen. Sie wird letzten Endes zu Kai zurückgehen, eine Familie mit ihm sein und dabei völlig außer Acht lassen, dass es nicht das ist, was sie glücklich macht. Kämpfe um sie, verdammt! Shinya, deine Zeit läuft weg! Was glaubst du was passiert, wenn wir nach Japan zurückkommen? In welche Arme wird sie dann laufen?“ Erst jetzt merkte ich, wie in Rage ich mich eigentlich geredet hatte. Shinya hatte schon längst vor dem Friedhof gehalten, blickte traurig aus der Frontscheibe. Mich abschnallend, griff ich nach den Karton auf meinem Schoß, um ihn anschließend auf die Rückbank zu stellen. Shinya rührte sich nicht. Ihn in Ruhe nachdenken lassend, stieg ich aus dem Wagen. Auf dem Weg zum Friedhofstor schaute ich nicht ein Mal zurück. Ich zog meinen Schal enger und betrat den Friedhof. Es war immer noch so, wie ich alles in Erinnerung hatte. An dem alten Ahornbaum vorbeigehend, sah ich schon von weitem den weißen Grabstein. Ich lächelte leicht, als ich mich vor ihm kniete. Es war gut gepflegt worden. „Hey…“, sprach ich zu Alex. Es war ein merkwürdiges Gefühl hier zu sein. Seit über 4 Jahren war ich nicht mehr an diesem Ort gewesen. „Ich bin wieder hier.“ Mit den Fingern wischte ich den Schnee vom Grabstein, um anschließend die kleine Kerze, die davor stand, anzuzünden. „Eigentlich sollte ich mich erst einmal entschuldigen, dass ich mich so lange nicht blicken lassen habe, was?“. Stellte ich die angezündete Kerze an ihren Platz zurück. „Es hat sich viel verändert. Lily hat dir sicher schon so einiges erzählt. Ich bin wegen einem Projekt von Lily hier in Deutschland. Du wärst sicher stolz auf sie, was sie alles geleistet hat. Aber das warst du ja immer, nicht? Deine kleine Schwester über alles. Was würde ich dafür geben, wenn du jetzt da wärst, ihr helfen könntest. Eure Eltern machen sie nach den 10 Jahren immer noch für alles verantwortlich. Ich habe tierische Angst um sie. Früher konnte ich immer zu dir gehen und dich um Rat fragen, aber all das ist nicht mehr. Sicher hab ich neue liebevolle Menschen kennen gelernt. Dir en grey war immer dein Leben. Jetzt ist es Lilys und meins geworden. Es ist manchmal, als würdest du dadurch weiter leben, als wärst du so noch bei uns. Ich hab dir nach all den Jahren so viel zu erzählen. So viel hab ich dir zu verdanken. Wie viel würde ich darum geben, könnte ich dich noch mal in den Arm nehmen, dir für alles danken?“ Eine leise Träne bahnte sich über meine Wange, ich wischte sie weg. „Ich hab immer versucht stark zu bleiben, wie ich es dir versprochen habe. Ich hab auf deine kleine Schwester aufgepasst, als wäre sie ein Teil von mir. Aber ich kann das nicht mehr lange. Sag mir, was soll ich tun?“ Ein lautes Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Ich hatte das Gefühl versagt zu haben. Meine Aufgabe war es immer gewesen Lily zu beschützen und das war mir kläglich misslungen. Alles was ich konnte, war zuzusehen, wie es Lily immer schlechter ging. Mir schienen völlig die Hände gebunden. Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Ich wusste auch ohne aufzusehen, dass es Shinya war. Er hockte sich neben mich, legte eine weiße Rose auf sein Grab. Ich hatte sie vorhin im Wagen vergessen. Sein Blick schweifte über den Grabstein, schien jedes Detail in sich auf zu nehmen. Schweigen hüllte uns ein. Keiner wagte ein Wort zu sagen. Nur hin und wieder hörte man ein Schniefen von mir. „Wir sollten langsam aufbrechen.“, flüsterte Shinya. „Es wird dunkel und kalt ist es ohnehin.“ Ich nickte, richtete mich mit ihm auf. „ Ich komme vor meiner Abreise leider nicht noch Mal wieder hier her.“, legte ich eine Hand auf den kalten Grabstein, sprach zu Alex. „Ich verspreche dir mein Bestes bezüglich Lily zu geben, aber ich brauche deine Unterstützung.“ Einen Kuss auf den Stein hauchend, bat ich innerlich, dass ein Wunder geschehen möge. „Ich hab dich lieb.“, wandte ich mich letztendlich zum Gehen. Jetzt, wo Shinya es gesagt hatte, merkte ich auch die Kälte, die sich durch meine Glieder fraß. Instinktiv vergrub ich meine Hände in den Manteltaschen, auf der Suche nach Wärme. Ich war schon ein paar Schritte gegangen, als mir auf einmal auffiel, dass Shinya mir nicht gefolgt war. Perplex drehte ich mich um und sah ihn noch immer vor dem Grab stehen. Er blickte auf den Grabstein, schien etwas vor sich hin zu murmeln. Doch, was er sagte, das verstand ich nicht. „Shinya!“, rief ich ihn. Ich war ein wenig verwundert darüber, dass Shinya diese Geste tat. Kannte er Alex doch eigentlich nicht. Auf der anderen Seite freute es mich. Es gab mir Hoffnung. Als wir in das Hotel zurückkamen, war reges Treiben. Alle rannten durch die Gegend, weil sind noch hier und da etwas für das Konzert morgen erledigen mussten. Ich verabschiedete mich von Shinya und schloss mich Kondo-san an, der an mir vorbei ging. „Schön sie zu sehen, Galiano-san.“, begrüßte er mich und drückte mir gleich einen packen Papiere in die Hand. „Was ist das alles?“, blätterte ich sie durch. „Ryan hat sie gefaxt und meinte, dass sie das mal mit den Ton- und Lichttechnikern durchgehen sollen. Irgendetwas stimme nicht.“ Ich schaute Kondo nur an. „Nun schauen Sie nicht so. Ich habe mit der ganzen Sachen nichts zu tun. Ryan-san wollte nicht mit sich reden lassen.“ „Haben sie schon mit ihr telefoniert?“ „Gerade eben. Die anderen sind schon in der Halle und ich denke, dass wir uns jetzt auch dorthin bewegen sollten. Die Band fährt morgen erst.“, kamen wir draußen an. Eigentlich hatte ich gehofft gehabt, dass ich etwas essen und duschen gehen konnte, aber das war wohl falsch gedacht. Somit gab ich mich geschlagen und stieg zu den anderen Leuten in den Van. Die Halle war riesig. Dir en grey hatten es in Europa wirklich zu etwas gebracht. Wenn man mal bedachte, wie klein sie angefangen hatten, war das hier schon eine beachtliche Leistung. Sofort wurde mit dem Ausladen der großen Container begonnen und alles aufgestellt. Ich trommelte noch einmal die Tontechniker und Lichttechniker zusammen, um mit ihnen Lilys ‚Problem’ zu besprechen. Es war zum Glück, im großen Sinne, nur eine Kleinigkeit. Die Sache sah also komplizierter aus, als sie war. Nachdem das geklärt schien, machte ich mich auf Erkundungstour. Die Halle würde morgen mit Massen gefüllt sein. Und es bescherte mir jetzt schon eine Gänsehaut, wenn ich nur an das Konzert dachte. Es würde großartig werden. Ja, das würde es. „Ich dachte schon, ich würde dich vor morgen gar nicht mehr sehen.“ Toshiya empfing mich auf dem Flur vor dem Hotelzimmer, bei meiner Rückkehr. „Es hat länger gedauert als geplant.“, zückte ich meinen Schlüssel, öffnete meine Zimmertür. Ich schlief alleine. „Wolltet ihr nicht morgen erst alles aufbauen.“ Er folgte mir ins Zimmer und ließ sich dort einfach auf das Bett nieder. Ich musste leicht lächeln, als ich ihn auf dem Bettrand sitzen sah. Er würde sich in manche Handlungsweisen wohl nie ändern. Ich schloss die Tür hinter mir und zog dann meinen dicken Mantel aus. „Wir bauen auch erst morgen auf. Aber Lily hat mal wieder einiges umändern müssen.“, verdrehte ich meine Augen, wenn ich daran dachte, wie oft wir letztendlich doch noch versucht hatten Lilys Idee mit dem Rechner umzusetzen. „Selbst weit weg hat sie immer noch die Hand über das Projekt, wie?“, lächelte Toshiya, zog mich an der Hand näher zu sich. Als ich vor ihm stand, legte er seine Arme sanft um meine Taille und den Kopf gegen meinen Bauch. „Es tut mir leid.“, flüsterte er. Ich strich ihm durch seine langen schwarzen Haare. „Schon gut. Wir waren beide nicht besser. Du hattest ja irgendwie Recht.“, schlichtete ich unsere kleine Meinungsverschiedenheit. Er antwortete nicht und ich genoss die angenehme Stille. Totchis Gesten haben schon immer mehr ausgesagt als seine Worte. Sie blieben auch am besten in meiner Erinnerung. Ich löste mich leicht aus seiner Umarmung, küsste ihn innig. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“, zog er mich auf sein Schoß, worauf ich mich sofort wieder in seine Arme verkroch. „Mmh. Wie hab ich das vermisst.“, seufzte er. Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen. „Du warst mit Shinya noch auf dem Friedhof, oder?“, änderte er kurz darauf das Thema. „Ja.“ Ich nickte und fragte mich gleichzeitig worauf er hinaus wollte. „Ist was Neues herausgekommen, bezüglich den beiden? Also Lily und ihm.“ Zärtlich begann Totchi meinen Nacken zu küssen. Genießend schloss ich meine Augen. „Nicht wirklich.“, lockerte ich unser Bündnis. Totchis fragender Blick wegen meiner Antwort, ließ mich kurz auflachen: „Du bist viel, viel zu neugierig.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte ich meine Lippen auf seine. Er erwiderte ohne zu zögern, ließ sich rückwärts fallen und zog mich so mit sich. „Was ist das?“ Toshiya und ich lagen noch immer in meinem Bett, aneinander gekuschelt. Jetzt schauten wir beiden auf die Kartons auf dem Boden, neben dem Bett. „Die Kartons von Lily. Weißt du doch.“, strich ich ihm über die blanke Brust, hauchte einen Kuss darauf. „Was ist drinnen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Bist du nicht neugierig?“ „Dass du es bist, ist ja gerade nicht zu übersehen. Das ist Lilys Eigentum!“, zog ich ihn wieder zu mir ins Bett, als er aufstehen wollte, um sich die Sachen genauer anzuschauen. „Lass mich doch. Sie muss es ja nicht erfahren.“, grinste er breit, küsste mich kurz. Nur, um dann doch aufzustehen. „Toshimasa!“, drohte ich ihm. „Wenn du dich an dem Karton vergreifst, dann gnade dir Gott!“ Entrüstet baute er sich vor mir auf. Ich wusste nicht, was er mit der Handlung bezwecken wollte, aber allein die Tatsache, dass er nichts anhatte, milderte seine Aussagekraft. „Du bist doch selber neugierig darauf, was in dem Karton von ihrem Bruder ist.“, lächelte er, verschränkte seine Arme. „Zieh dir was an!“, erhob ich mich, warf ihm seine Boxershorts zu, die auf meiner Seite lagen. „Ich hab es doch gewusst.“ Totchis Grinsen wurde breiter. „Ach, sei doch still!“, zischte ich und warf mir den Bademantel über. Danach schnappte ich mir den Karton, um mich mit ihm wieder auf dem Bett nieder zu lassen. Toto gesellte sich neben mich, starrte erwartungsvoll auf das Teil. „Nun mach schon.“, drängelte er. „Hai hai.“ Langsam öffnete er den Karton. Ich hatte dabei ein ungutes Gefühl. Was immer mich erwarten würde, es war sicher nicht für Augen anderer bestimmt. Als erstes sprang uns ein Brief ins Auge. Fein säuberlich stand auf dem Umschlag „Lilian“. Es war für mich unverkennbar, dass es Alex’ Schrift war. Ohne ihn weiter zu beachten, legte ich ihn beiseite. So viel Privatsphäre gestattete ich Lily dann doch. In dem Karton fanden sich ein paar CDs. Totchi kreischte kurz auf, griff sich eine. „Das ist eine von unseren.“ Es war Missa. Weiter im Karton stöbernd, fand ich Alex’ Tagebuch, viele Briefe an Lily und Songbooks von seinen selbst geschriebenen Songs. „Was ist das?“, schaute Toto zu mir hinüber. „Einige von seinen Songbooks. Er hatte vieles geschrieben, aber nichts ernsthaft weiterverarbeitet.“ „Nicht schlecht.“, überflog er die Noten. „Der Mann gefällt mir.“ Ich nickte, ließ meinen Blick noch einmal über die Sachen schweifen. Eine CD fiel mir ins Auge. „Ich fass es ja nicht.“ Hatte er sie wirklich aufgehoben. „Was?“, ließ Totchi von den Noten ab, wandte sich mir zu. Kurz hielt ich ihm die CD vor die Nase. „Das ist unsere CD. Wir waren damals im Studio gewesen - ein Freund von Alex hat da gearbeitet – dort haben wir ein paar Lieder von uns aufgenommen.“ Ich war völlig von der Rolle. Es waren nur 4 Lieder oder so gewesen. Aber allein das Gefühl, dass noch etwas von Alex und unserer Band existierte… Ich sprang vom Bett auf und rannte hinüber zu meinem Koffer, um meinen Laptop zu holen. Dann ließ ich mich wieder auf dem Bett nieder und fuhr ihn hoch. „Und sind das eigene Songs?“, begutachtete Totchi die CD. „Nein. Aber jeder von uns hat da mitgesungen. Vielleicht ist da noch Alex sein Basssolo drauf.“ Als der Laptop bereit war, legte ich die CD ein. Meine Hände zitterten völlig vor Aufregung, sodass ich Mühe hatte die CD richtig ins Fach zu legen. „Komm.“, nahm mein Verlobter mir das ab. Ich startete das Musikprogramm, wartete darauf, dass es begann. Mein Herz setzte kurz aus, als die ersten Töne begannen. „Home.“, wisperte ich. Lily hatte damals gesungen, während Alex Schlagzeug spielte. „Das ist von Depeche Mode, oder?“ „Ja.“ Wir lauschten den Klängen. Nach und nach hörten wir die Lieder, mussten lachen, als ich sang. Meine Stimme hatte sich, wie die von Lily, ein wenig verändert. Ich war nach dem vierten Lied verwundert, als noch ein fünftes erklang, welches ich nicht kannte. „Das kenne ich nicht.“, meinte ich zu Totchi. Und kurz darauf wunderte mich das auch nicht. Alex sang es, spielte dazu Gitarre. Es musste eines von seinen selbst geschriebenen Songs sein. Seine Stimme hielt mich völlig gefangen. Die Augen schließend, ließ ich mich auf einen kurzen Trip in die Vergangenheit ein. Der Tag des Berlinkonzertes begann grauenvoll. Seit 4 Stunden waren wir alle schon in der Halle und bauten alles auf. Dir en grey waren im Backstagebereich, während ich mit einigen Technikern am Licht arbeitete. Kondo-san war uns hin und wieder behilflich. Ich war gerade dabei einige Anweisungen von Kondo umzusetzen, als ich Kai aus dem Augenwinkel erkannte. Er baute auf der Bühne das Schlagzeug auf. Ich hatte mit ihm noch nicht ein großes Wort gewechselt seit wir hier waren. Und wenn ich ehrlich war, war ich auch nicht gerade scharf darauf. Drei Stunden vor Einlass, war endlich alles aufgebaut. Jetzt kam nur noch der letzte Soundcheck mit der Band. Ich fühlte mich fix und fertig. Aber auch die anderen sehnten sich nach einer Pause. „Wie geht’s?“, tauchte Kaoru neben mir auf. „Ganz gut, denke ich.“ Ich lächelte und nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Wir standen hinter der ersten Absperrung vor der Bühne und beobachteten Totchi, wie er einige Songs anspielte. „Ich hab ein gutes Gefühl, was das Konzert heute angeht.“ Kaoru lehnte sich an die Absperrung und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Hier und da liefen noch einige vom Staff herum. Nicht weit von uns, etwas abseits, im Dunkeln, standen Kyo und Die. „Sie sind ein süßes Paar.“, meinte ich und machte Kaoru somit auf die beiden aufmerksam. „Sind sie.“ Die strich Kyo eine Strähne aus dem Gesicht, küsste ihn zärtlich. Nebenbei lächelten sie sich verliebt an, neckten sich. Dann der nächste Kuss. Diesmal leidenschaftlicher, länger. Als Die sich von Kyo lösen wollte, zog er ihn wieder an sich, vereinnahmte seine Lippen gierig. „Wenn die so weiter machen, dann muss ich sie zum Konzert noch aus der nächsten Besenkammer zerren.“ Kaorus Stimme klang dabei völlig unbetont, sodass ich es schwer hatte zu verstehen, wie er es gemeint hatte. Nichts weiter darauf erwidernd, schaute ich mich weiter in der Halle um. Auf der anderen Seite standen Shinya und Kai. Ich schluckte ein Mal tief, als ich das sah. Was in Gottes Namen taten sie da. Kai lächelte, als er etwas zum Drummer sagte, was Shinya leicht erwiderte. Wut kämpfte sich in mir hoch. Ich wollte das nicht sehen. Dennoch schaute ich weiter zu ihnen. Hoffte, dass dieses Bild sich als Illusion herausstellen würde. Doch das tat es nicht. Mir unzählige Gründe ausdenkend dazwischen zu gehen, wurde ich jäh aus meinen Gedanken gerissen. „Wenn du da noch weiter so hinschaust, dann könnte ich glatt eifersüchtig werden.“ Toshiya war hinter mir aufgetaucht. Ich wandte meinen Blick von Shinya und Kai ab und Kaoru sowie ihm zu. „Fertig?“, fragte ich meinen Verlobten. „Ja, Kaoru und Daisuke sind dran.“ Darauf ging Kaoru zur Bühne, machte einen Abstecher zu den Turteltäubchen in der Ecke, um Die mit sich zu ziehen. Totchi und ich mussten lachen, als wir das sahen. Hatte Kaoru Die doch tatsächlich regelrecht am Kragen gepackt und aus Kyos Armen gerissen. Doch kaum fiel mein Blick wieder auf Shinya und Kai, erstarb mein Lachen. „Interpretiere da nichts rein.“, flüsterte Toto mir ins Ohr, nahm mich von hinten in den Arm. „Sie klären nur was Akustisches bezüglich des Schlagzeugs. Shinya wäre der Letzte, der sich mit diesem Mann einlässt. Er kann ihn nicht ausstehen. Du vergisst wohl, dass Kai Lilys Mann ist. Nicht gerade vorteilhaft für ihn, um sich bei Shinya gut zu stellen.“ Ich gab mich geschlagen, als Shinya sich dann von Kai trennte und sich zu den anderen beiden Member auf die Bühne gesellte. Ich sollte wirklich anfangen Shinya zu vertrauen. ~*~ Die Tage ohne den anderen waren teilweise unerträglich. Seit 2 Wochen waren sie jetzt in Europa. Erst Übermorgen würden sie zurück nach Japan kommen. Von Kondo-san hatte ich erfahren, dass die Konzerte, in Berlin und Paris, gut verlaufen waren. Das hatte mich sichtlich ruhiger schlafen lassen. Nur eine Sache beunruhigte mich noch und das war, dass Kai und Shinya zusammen waren. Wenn auch unbeabsichtigt. Schließlich wusste Kai nicht, dass Shinya ein Grund war, wieso ich nach Japan gegangen war. Er hatte zwar immer gewusst, dass es da noch jemanden gab, aber mehr auch nicht. Ich hatte Angst vor dem Tag, wenn Kai es herausbekommen würde. Schließlich war er nicht dumm. Er konnte sehr gut eins und eins zusammenzählen. Ich war auf dem Weg ins Krankenhaus. Mit Midori hatte ich eine sehr gute Freundschaft geschlossen. Sie stand mir mit Rat und Tat zur Seite, obwohl ihr bewusst war, dass sie mich von dem Vorhaben, das Kind weg zu geben, nicht umstimmen konnte. Dennoch, dass ich mir alles schon zu Recht gelegt hatte, hatte ich die Papiere für eine Adoptionsfreigabe noch nicht abgeschickt. Sie lagen ausgefüllt in meinem Büro, für mich gut sichtbar. Auf der Gynäkologie war es ruhig, als ich die Station betrat. Mich wunderte das ein wenig. In der letzten Zeit war ich öfter hier. Wenn auch weniger wegen Untersuchungen, dann um Midori abzuholen und mit ihr etwas zu unternehmen. Diese kam mir gleich freudestrahlend entgegen, als sie mich sah. „Hallo.“, nahm sie mich in den Arm. „Wie geht es dir heute?“ „Ich kämpfe etwas mit dem Kreislauf, aber ansonsten könnte es mir nicht besser gehen. Zudem wächst mir Arbeit im Moment nicht gerade über den Kopf. Etwas Ablenkung könnte nicht schaden.“, erwiderte ich ihre Begrüßung. „Dann komm mal gleich mit. Ich habe gerade keinen Patienten, also habe ich Zeit für dich.“, sprach sie meine Kreislaufprobleme an. Murrend folgte ich ihr. Sie wusste ganz genau, dass ich diese Untersuchungen nicht mochte. Aber andererseits hatte ich ihr auch versprochen gehabt wenigstens zur regelmäßigen Kontrolle zu gehen. Im Behandlungsraum legte ich mich gleich auf die Liege. Routine hatte ich ja mittlerweile. „In zwei Monaten ist es soweit, was?“, lächelte sie. Sie freute sich wie ein kleines Kind auf die Geburt. Dabei war ich die jenige von uns beiden, die schwanger war. „Von mir aus könnte es das auch schon heute sein. Es bringt mich um. Von Tag zu Tag nehmen meine Rückenschmerzen zu.“, zeterte ich. „Du solltest beginnen darüber nach zu denken dir frei zu nehmen bis zur Geburt.“ Midori verteilte das Gel auf meinen dicken Bauch, welches mich unweigerlich zusammenzucken ließ. Ich sagte nichts darauf, was sie mit einem Seufzen hinnahm. Dann bekam der Monitor vor ihr ihre Aufmerksamkeit. „Sieht sehr gut aus. Der Kleine ist ganz schön lebendig.“ Und wie er es war. Er hatte die Eigenschaft immer dann ein riesiges Trara in meinem Bauch zu veranstalten, wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte. „Hast du schon einen Namen für ihn?“ Sie schaltete das Ultraschallgerät aus, nachdem sie die Bilder ausgedruckt hatte und reichte mir dann ein Tuch, damit ich mich von dem Gel befreien konnte. „Nein.“, antwortete ich, als ich mich sauber machte. „Ich überlasse das der Mutter, die das Kind aufnimmt.“ „Du bist echt unmöglich.“, schimpfte Midori. „Du weißt selber ganz genau, dass du das eigentlich gar nicht willst.“ „Wir hatten das schon, vergessen?“, zog ich mir meinen Mantel wieder an. „Wie könnte ich das vergessen?“ Midori schaute mich betreten an. „Nun gut, das bringt sowieso nichts. Wollen wir was essen gehen?“ „Gerne.“, lächelte ich dankbar und verließ mit ihr zusammen das Behandlungszimmer. Einige Tage später stand ich am Flughafen und wartete auf das Flugzeug aus Paris. Ich war nervös und unendlich erleichtert. Doch das war noch nichts gegen die Gefühle, die in mir aufkamen, als ich Shinya und die anderen durch das Gate schreiten sah. Kira kam mir entgegen gerannt, als sie mich sah. Überschwänglich nahm ich sie in den Arm, drehte mich ein paar Runden mit ihr. „Ich hab dich sooooooo vermisst.“, drückte sie mir einen Kuss auf die Lippen. „Ich euch auch.“, grinste ich breit, merkte dabei gar nicht wie ich vor Freude zitterte. „Alles in Ordnung bei dir.“ Kira nahm meine Hände in ihre. „Geht es dir gut?“ „Ja. Ich freu mich nur.“ „Na, das will ich jawohl hoffen.“, zog meine Freundin mich wieder in die Arme. Über ihre Schulter hinweg erblickte ich Shinya. Seine ebenholzfarbenen Iriden fokussierten mich ehe er sich Machiko zuwandte, die sich neben ihn gesellt hatte. „Nun komm schon.“ Kira nahm mich bei der Hand und führte mich zu den anderen. Dort nahm Die mich erst einmal in den Arm. „Schön dich zu sehen.“, hauchte er mir einen Kuss auf die Wange. „Da ist jemand ganz schön gewachsen.“, umarmte mich auch Toshiya, fuhr über meinen dicken Bauch. Als alle ein Mal dran gewesen waren, stand ich Kai gegenüber. „Ich habe gehört es ist alles gut verlaufen.“, meinte ich leicht lächelnd, mir den Blick der anderen gewiss. „Jetzt muss nur noch die letzte Runde klappen.“, lächelte Kai zurück. Ich konnte mir nicht helfen. Aber so, wie er jetzt vor mir stand, hatte ich das Gefühl einen ganz anderen Kai vor mir stehen zu haben. Als hätten die Monate der Trennung doch etwas bewirkt. Doch ich sollte recht schnell merken, wie ich mich geirrt hatte. Wie sehr ich mich in ihn täuschen konnte. Mit einem Lächeln wandte ich mich wieder Kira zu, ließ mir von ihr alles berichten, als wir den Flughafen verließen. Besonders den Aufenthalt bei meinen Eltern wollte ich ausführlich hören. Mich wunderte es nicht, dass mein Vater wieder aus der Haut gefahren war. Ich kannte ihn nicht anders. Dennoch war es mir unangenehm, dass er es vor den Männern getan hatte, was mich wütend stimmte. Hatte ich meinem Erzeuger doch mehr Anstand zugetraut. Ich war jedoch erfreut zu hören, dass Alex’ Grab gut gepflegt war und sehr überrascht, als meine Freundin mir von Shinyas Geste erzählte. Ein warmes Gefühl schlich sich in mein Herz. „Ich habe dir deine Sachen mitgebracht.“, stiegen wir draußen in das Auto von Kira, welches ich mir geliehen hatte. Dir en grey würden mit dem Van nach Hause gefahren. „Ich danke dir.“, startete ich den Motor, ließ die Vans vom Staff vorfahren. „Kein Problem.“, lächelte Kira, legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Kein Problem.“, wiederholte sie gedankenverloren. Ich nickte nur, fuhr nach Hause. ~*~ 3 Stunden. Es waren noch drei Stunden vor dem letzten Konzert. Lily stand seit Stunden völlig genervt auf der Bühne, wies den Staff zu Recht. Heute wollte aber wirklich nichts klappen. Seufzend ließ ich mich im Memberroom auf der Couch nieder. Dir en grey waren mit Hilfe vom Staff –darunter Machiko- dabei sich für den Auftritt fertig zu machen. Shinya musste gestern seine Rasta einbüßen und hatte nun wieder schulterlanges blondes Haar. Ich hatte jetzt noch Lilys Blick vor mir, als sie Shinya so sah. Ihr war fast alles aus dem Gesicht gefallen. Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Züge. Ja, das war echt ein Bild wert gewesen. Nun saßen die Jungs vor ihren Spiegeln. Okay, nicht alle. Toshiya wetterte schon seit Stunden rum, weil er nicht das passende anzuziehen fand. Dabei konnte er auch so gehen, mit nichts. Also mich würde das nicht stören und die Fans sicher auch nicht. Mir ein Lachen verkneifend, hörten wir alle plötzlich, wie jemand sich auf dem Gang draußen zu streiten schien. Kaoru schaute mich fragend an, als er Lilys Stimme erkannte. Ohne groß nachzudenken, sprang ich auf und eilte hin. Der Rest blieb zurück. Wie nicht anders zu erwarten, standen Lily und Kai sich gegenüber, schrieen sich an. Ich schüttelte den Kopf. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. ~*~ „Was verlangst du von mir?“, schrie Kai mich an. „Dass ich den Mist hier unterzeichne?“ Er fuchtelte mit den Scheidungspapieren vor meiner Nase herum. Ich schwieg, schaute ihn nur an, um dann zu gehen. Das hier auf dem Gang zu klären, war gewiss nicht meine Absicht. Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf Kira. Sie schaute fragend und mir war nur allzu bewusst, dass sie wissen wollte, was los war. Aber ich schüttelte den Kopf, bat sie somit sich aus der Angelegenheit heraus zu halten. Ein Fehler, wie mir später auffiel. Kai folgte mir an einen abgelegenen Ort der Halle. „Bekomm ich, verdammt noch mal, eine Antwort!“, riss er mich herum, mit dem Rücken gegen die Wand, sodass mich der Schmerz, der sich durch meinen Leib zog, aufstöhnen ließ. Reflexartig legte ich zum Schutz meine Hand auf den Bauch. „Du hattest genug Zeit gehabt es zu unterschreiben.“, zischte ich. „Und dir damit den Freibrief geben? Hältst du mich für wirklich so bescheuert?“, schrie er mich an. „Antworte!“ Ich tat es nicht, war viel zu stolz. Kurz darauf spürte ich die Quittung dafür, als mich ein Schlag von ihm im Gesicht traf. „Niemals, hörst du, niemals werde ich erlauben, dass dich jemand anderes bekommt!“, brüllte er, schlug mich noch mal, sodass ich von der Wucht des Schlages zu Boden ging. Gerade so konnte ich mich noch abfangen, um keine Bauchlandung zu machen. „Wer ist es? Kenne ich ihn?“ Mit Mühe richtete ich meinen Blick auf ihn, wollte nicht kampflos aufgeben. „Das geht dich gar nichts an.“ Kai kam einen Schritt auf mich zu, griff mich an meinem Kinn, um mich daran ein Stück zu sich zu ziehen. „Wenn ich diesen Wicht in die Finger bekomme, dann schwöre ich dir, mache ich nicht nur ihm, sondern auch dir das Leben zur Hölle.“ „Das werde ich zu verhindern wissen.“, schlug ich seine Hand weg. „Er wird alle Male besser sein, als du es je warst und bist.“ Es dauerte keine zwei Sekunden, da traf mich ein weiterer Schlag mitten ins Gesicht, riss mich erneut zu Boden. Ich schmeckte Blut, roch es und fühlte wie es mir aus der Nase lief. „Du wagst es ernsthaft dich mit mir anzulegen, wie?“, schrie er lauter und ich war mir nur allzu klar, dass er nicht das letzte Mal zugeschlagen hatte. Den nächsten Schlag auf mich zukommen sehen, kniff ich die Augen zusammen. Aber nichts geschah. Alles was ich vernahm, was Dies Stimme. „Das würde ich mir noch mal genau überlegen.“, drohte Die. Als ich meinen Blick auf die beiden richtete, sah ich Kaoru, wie er neben Die und Kai stand. Die hatte Kai eine Hand an den Hals gelegt, drückte ihn damit gegen die Wand. „Alles in okay?“, hockte sich Kaoru neben mich. „Geht schon.“, keuchte ich, richtete mich mit Mühe auf. Doch mehr, als sitzen schaffte ich erst einmal nicht. „Ich hätte gerade nur allzu Lust dich unter die Erde zu schicken.“ Die war wütend, schrie meinen Mann immer wieder an, verfluchte ihn. Kaoru versuchte seinen Kollegen etwas zu bändigen, ihn davon abzuhalten, dass er noch völlig aus der Haut fahren würde. Aber zwecklos. Ohne zu zögern holte der Gitarrist aus, traf Kai mitten ins Gesicht, sodass man die Nase brechen hören konnte. Ich verzog bei dem Geräusch das Gesicht. „Du bist solch ein Schwein dich dermaßen an deiner Frau zu vergreifen.“ Durch Dies Geschrei und Kaorus Versuch ihn zu beruhigen, lockten sie nun auch die anderen vom Staff an. „Lily. Oh mein Gott.“, tauchte Kira neben mir auf. „Ich hätte nicht gehen sollen.“ Sie reichte mir ein Taschentuch, damit ich die Blutung meiner Nase stillen konnte. „Es ist nicht deine Schuld. Ich hätte es ahnen sollen. Schließlich war er schon vorher wütend gewesen. Ich hätte ihn nicht darauf ansprechen sollen.“ Mit Hilfe von Kira wollte ich mich aufrichten. Erst mit einer zweiten helfenden Hand gelang es auch. Shinya griff mir unter die Arme, zog mich wortlos in seine. Einen kurzen Moment genoss ich die Wärme, löste die Umarmung jedoch wieder, als ich spürte, wie Blut begann, sein Bühnenoutfit zu tränken. „Komm!“, führte er mich weg. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kais Blick mich verfolgte. „Ich kriege dich!“, drohte er mir. „Das lass ich nicht auf mir sitzen!“ Ich ignorierte seine Warnung, um ihn würde ich mich jetzt weniger kümmern. Erst einmal musste ich meine Wunden versorgen, denn meine Nase wollte nicht aufhören zu bluten. Shinya führte uns in den Memberroom, wo aufgrund des Spektakels draußen, keiner mehr war. Als ich mich auf der Couch nieder ließ und den Kopf in den Nacken legte, fiel mir auf, dass Kira gar nicht mit uns gekommen war. „Achtung, nicht erschrecken.“ Shinya hatte sich zu mir gesetzt, hielt mir nun einen nasskalten Lappen an die Nase. Ich wäre vor Schreck fast von der Couch gesprungen, hätte er mich nicht an der Schulter festgehalten. „Fuck, ist das kalt.“, nahm ich ihm den Lappen ab, schloss meine Augen, als ich die Linderung spürte. Jetzt erst spürte ich auch, wie sehr mein Gesicht schmerzte, es spürbar anschwoll. „Wir sollten auch die anderen Wunden versorgen.“, meinte Shin leise, erhob sich wieder. Kurz darauf ließ er sich wieder neben mich nieder. „Er hat dich ganz schön zugerichtet.“ Seine Stimme klang leicht wütend, sodass ich mich gar nicht traute ihm darauf zu antworten. Ich seufzte und hob meinen Kopf. Dunkle Augen begegneten meinen. „Tut es sehr weh?“ Ich schüttelte den Kopf, nahm Shinyas Hand und legte sie auf mein Herz. „Hier tut es viel mehr weh.“ Schweigen hüllte uns ein. Dann nickte er, nahm seine Hand wieder zu sich, um im Verbandskasten nach Mull und Desinfektionsmittel zu suchen. Nur wenig später begann er mein Gesicht und die Wunden von dem verkrusteten Blut zu reinigen. „Er hat dich gar nicht verdient.“, meinte er dabei leise. Ich schwieg weiterhin. Ich hatte zwei ordentliche Platzwunden. Eine an der Stirn, die andere an der linken Augenbraue. Meine Lippe war ebenfalls eingerissen. Zum Glück war meine Nase nicht gebrochen. Dafür begann mein Gesicht jetzt ausgiebig anzuschwellen. Seufzend schloss Shinya den Verbandskasten. „Danke.“, meinte ich leise zu ihm, als er den Kasten neben sich, auf den Boden, stellte. „Kein Problem.“, lächelte Shinya zärtlich, was mir eine regelrechte Gänsehaut bescherte. Ich erwiderte es, rutschte ein Stück näher an ihn heran. Ein fragender Blick traf mich, aber ich ignorierte es, fuhr mit meiner rechten Hand durch seine blonden Haare. Das Gefühl war berauschend. Der Duft von Mandelöl, der von ihm ausging, nahm mich gefangen. Ununterbrochen schaute er mich an, verfolgte jede Bewegung, die ich machte. Mit meinen Fingern zeichnete ich seine Wangenknochen nach, streichelte seine Wange, wobei er genießend seine Augen schloss, sich in meine Berührungen legte. Ein seelisches Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Dann hielt ich es nicht mehr aus, gab der Versuchung nach seine vollen Lippen zu küssen. Viel zu lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Shinya zuckte kurz zurück, als sich unsere Lippen trafen, öffnete seine Augen. „Nicht.“, bat er. „Du bist verheiratet.“ Enttäuscht ließ ich von ihm ab. „Ist es das? Wegen Kai? Ich bin dabei mich von ihm scheiden zu lassen. Was erwartest du denn noch von mir? Ich…ich hab alles versucht…ich hab gewartet, hab deine Beziehung zu Machiko toleriert, mich damit abgefunden.“ Tränen brachen aus mir heraus. Wie sollte ich Shinya nur klar machen, dass er der Einzige war, den ich wollte? Alles andere war mir völlig gleich. Wieso machte dieser Mann es mir nur so schwer? Da Shinya sich nicht regte, nur stumm auf seine Finger schaute, stand ich auf. „Schon gut.“, kam es flüsternd über meine Lippen. Ich hatte verstanden. Shinya wollte das alles, nach dem ganzen Theater, nicht mehr. Ich konnte ihn verstehen, es nachvollziehen. Wer würde nicht so reagieren? Zudem war er doch mit Machiko zusammen, oder? Er hatte nichts verlauten lassen, was mir das Gegenteil aufzeigen würde. Aber was war dann Silvester gewesen oder der Kuss vor dem ersten Konzert? War das nichts gewesen? Alles nur so? Noch einen Moment schaute ich den Mann, den ich so sehr liebte an, ehe ich mich umwandte und zur Tür ging, um durch ihr den Raum zu verlassen. Weit kam ich jedoch nicht. Denn kaum hatten meine Finger die Klinke der Tür umgriffen, tauchte Shinya hinter mir auf. „Bleib!“, hauchte er an mein Ohr, drehte den Schlüssel im Schloss. Wir waren eingesperrt. Für uns allein. „Sag mir, was du willst.“ Meine Stimme zitterte. Diese Art und Weise kannte ich von Shinya noch gar nicht. „Dich.“, kam er noch ein Stück näher. Ich spürte seine Wärme an meinem Rücken, seinen Atem, der sanft über meinen Hals strich. „Ich wollte immer nur dich. Alles andere war mir egal.“ Ich schluckte tief. „Bleib bei mir, Lily. Ich brauche dich.“ Wie, als würde er seine Aussage bekräftigen wollen, küsste er meinen Nacken. Gänsehaut überfuhr meine Haut. „Shin.“ Nur ein Wispern. Shinya drehte mich zu sich um. Sofort versank ich in seine dunklen Augen, kam nicht von ihnen los. Seine Hände legten sich behutsam auf meine tränennassen Wangen, als könnte jede deutlichere Berührung mir wehtun. „Küss mich.“, bat ich ihn. Ich wollte endlich wieder fühlen, dass wir zusammen gehörten. Dass wir eins waren. Warme Lippen legten sich auf meine, küssten mich verlangend. Ich keuchte in den Kuss. Jede Droge, die es gab, war nichts im Vergleich zu dem. Unsere Küsse wurde leidenschaftlicher, verlangten mehr. Ich ließ mich von Shinya zurück zur Couch dirigieren, wo ich mich auf seinen Schoß nieder ließ. Und das alles ohne Unterbrechung. Langsam begann ich ungeduldig zu werden. Ich wollte mehr von diesem Mann spüren, wollte seine Haut fühlen. Knopf um Knopf begann ich sein weißes Hemd, das er trug, aufzuknöpfen. Shinya stöhnte erregt, als ich seinen Hals mit Küssen überdeckte, mit den Händen über seine Brust fuhr. Ich fühlte mich wie im Himmel. In diesem Moment hätte ich sterben können und alles wäre egal gewesen, weil nur dieser Augenblick zählte. „Lily!“, keuchte Shinya. „Wir sollten warten… das Konzert… die anderen.“ Seine Stimme zitterte vor Erregung, was es mir schwer machte auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Seine warmen Hände auf meinem Rücken, machten es mir nicht einfacher. Mit Mühe unterbrachen wir unsere Liebkosungen. Nach Atem ringend, saß ich noch immer auf Shinyas Schoß. Dieser fuhr sich mit den Händen durch die Haare, lächelte schief, als er meinen Blick bemerkte. Einen Moment betrachtete ich den Mann vor mir. Sollte es am Ende doch so einfach gewesen sein? Aber war es das? War es einfach gewesen? Shinya fuhr mit seiner Hand unerwartet über meinen Bauch. „War das jetzt ein ‚Ja’ gewesen?“, fragte er mich, legte nun auch die andere Hand an meinen Bauch. „Worauf?“, verstand ich erst nicht. „Bleibst du?“ Er schaute nicht auf. „Was ist mit Machiko?“ „Wir sind schon lange nicht mehr zusammen. Nach ihren Eifersuchtsszenen, hatte ich es für besser empfunden, wenn wir Schluss machen. Sie hat es eigentlich ganz gut aufgefasst. Wir haben uns in Freundschaft getrennt.“ „Weiß sie von uns?“, ich war neugierig zu erfahren, wie ehrlich Shinya gegenüber ihr war. „Ja. Wie könnte ich dich je verheimlichen? Die Beziehung zu Machiko war ein Fehler gewesen. Das ist mir jetzt klar. Die Beziehung war ich nur eingegangen, weil ich gedacht habe sonst über unsere Trennung nicht hinweg zu kommen. Du hattest dich nicht mehr gemeldet und ich hatte angenommen, dass ich dir damit nichts mehr bedeuten würde. Es hat so verdammt weh getan…“ „Ssh.“, unterbrach ich ihn, nahm sein Gesicht in meine Hände, küssten ihn zärtlich. „Ich werde nie wieder gehen.“ Und das war mein voller Ernst gewesen. Dieser Mann war mein Leben, mein Schicksal. „Ich würde gerne mit dir eine kleine Familie sein.“ Sein Blick war ernst. Er schaute mich direkt an, schien in meinen Augen etwas zu suchen. „Ist…ist das dein Ernst?“ Tränen schossen mir wieder in die Augen. Wollte er wirklich…? „Ich habe niemals etwas so ernst gemeint wie das jetzt. Ich habe lange über alles nachgedacht und ich bin mir sicher, dass es das ist, was mich glücklich macht. Wenn du an meiner Seite bist. Ich liebe dich, hörst du? Das kann mir keiner nehmen. Weder Machiko noch dein Mann.“ Seine Worte berührten mich. „Und das Kind?“, hakte ich zögerlich nach. „Das Kind ist ein Teil von dir. Ich werde es genauso lieben dich.“, zog er mich in eine Umarmung. „Das klingt alles so unwirklich.“, zitterte ich. Ich konnte es nicht glauben. Dafür war es einfach zu wunderbar. „Ist es nicht. Ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder gehen lassen werde. Komme was wolle.“ Ich konnte nur nicken, denn weiter kam ich nicht, da ein penetrantes Klopfen unsere Zweisamkeit jäh störte. „Verdammt, öffnet diese Tür!“, kreischte Kyo draußen. „Könnt ihr nicht bis zu Hause warten?“ Shinya und ich schauten uns erst völlig geschockt an, fingen dann aber an zu lachen. „Wir sollten den anderen wohl die Möglichkeit geben sich in den letzten 2 Stunden für das Konzert fertig zu machen.“, erhob ich mich und warf dabei einen Blick auf die Wanduhr. „HEY!!“, hämmerte nun Die an die Tür. Shinya stand ebenfalls auf und ich erbarmte mich die Tür zu öffnen. Kaum hatte ich den Schlüssel im Schloss gedreht, sprang dir Tür auf. Vor Schreck machte ich einen Schritt nach hinten. Kyo startete schon mit seinen Ausführungen, als er mitten in der Bewegung stoppte. „Oh, man. Sieht übel aus.“, betrachtete er mich genauer. Der Rest der Truppe tat es ihm gleich. „Es sieht schlimmer aus als es ist.“, meinte ich nur. „Hast du dich mal im Spiegel betrachtet?“, verschränkte Kyo seine Arme. „Der Typ hat es echt verdient.“, meinte Toshiya nur. „Was ist mit Kai?“ Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie bekam ich Angst. „Um den kümmern sich gerade Kondo-san und Kaoru. Der wird dich in Zukunft sicher nicht mehr anfassen, geschweige denn zu Gesicht bekommen. Ich habe da übrigens noch etwas für dich.“, meldete sich Die und reichte mir ein ausgefülltes Formular. „Das brauchtest du doch, oder?“ Die Scheidungspapiere. Ungläubig schaute ich die Jungs an. „Wie habt ihr?“ „Geheimnis.“, lächelte Kaoru, der in der Tür auftauchte, und dann zu den Schminktischen hinüber ging. Verwirrt drehte ich mich zu Shinya um, der sich ein neues weißes Hemd anzog, da das andere voll Blut gewesen war. Er lächelte mir zu. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich erwiderte und fühlte mich seit langem mal wieder glücklich. Manchmal fragte ich mich wie glücklich ein einzelner Mensch sein konnte. Wie viel Leid muss man ertragen, um Glück in Maßen zu erfahren? Dass Glück allein nicht glücklich macht, war ja allseits bekannt. Aber ich war auch nicht bereit darauf zu verzichten. Und seit einem bestimmten Tag war ich schon gar nicht mehr bereit dazu es zu teilen. Dieses eine bestimmte Glück sollte für immer mein sein. Mein Eigen, mein Seelenheil. Das Glück Shinya als Mann an meiner Seite zu haben… - THE END – ********************** Nach langer Zeit, mein Comeback. =) Hier ist eigentlich das offizielle Ende, aber ich hab mir gedacht, dass ich für die Leute, wie mich, die keine Happy Ends mögen, einfach noch ein alternatives Ende schreibe. (see next chapter) Aber eigentlich ist es eher nen kleiner Zeitsprung Richtung Zukunft geworden. Wer es lesen will, dann ganz schnell weiter zum nächsten Chapter… Ansonsten einen dickes Dankeschön an alle da draußen. Ich melde mich bald mit dem neuen Chapter zu „Toshua II“ zurück, versprochen.^^ Man liest sich. Baibai Chingya Kapitel 18: You can run but you cannot hide -------------------------------------------  You can run but you cannot hide –alternative end- Die wenige Ruhe genießend, die ich sonst in den letzten Monaten kaum hatte, drehte ich mich in meinem Bett, kuschelte mich tiefer ins Kissen. Es war Samstag und ich wollte einfach nur ein paar Minuten für mich. Im Halbschlaf hörte ich die Dusche. Shinya musste wach sein. Murrend öffnete ich nun doch meine Augen, blinzelte ob der Helligkeit im Schlafzimmer. Die Sonne schien heute wieder erbarmungslos auf Tokyo nieder. Wir hatten Ende September und ich hatte Urlaub. Auch wenn es nur zwei Wochen waren. Ich genoss sie. Und noch mehr genoss ich, dass Shinya sich ein paar Tage frei genommen hatte, um mit mir und meinem Sohn mehr Zeit zu verbringen. Nach dem Vorfall damals, mit meinem Mann, begann für mich ein neues Leben. Shinya und ich hatten uns ein gemeinsames Leben aufgebaut. Es war zwar steinig gewesen und keineswegs leicht, aber wir hatten es gemeistert und ich war mir sicher, dass wir es auch weiterhin schaffen würden. Alle anderen waren froh zu hören, dass ich mich entschieden hatte das Kind zu behalten und mit Shinya eine kleine Familie zu gründen. Lange kam mir alles suspekt vor und den einen oder anderen Moment hatte ich sogar gezweifelt, Shinya vorgeworfen, dass er das alles doch gar nicht ernst gemeint hatte, was die Familiengründung angeht. Aber ich hatte mich immer wieder Dank meiner Freunde und durch Shinyas Liebe mir sowie meinem Sohn gegenüber gefangen. Shinyas Optimismus und Stärke hatte mir immer wieder auf geholfen, mich den Weg zurück auf meinem Pfad finden lassen. Ich starrte an die Decke, zog die Bettdecke ein Stück höher ehe ich einen Blick zur Seite warf, auf das Kinderbett neben mir. Das Gefühl eine Mutter zu sein, war in mir noch immer nicht ganz vorhanden. Es würde wohl noch eine Weile dauern bis ich mich damit abgefunden hatte. Midori war damals bei der Entbindung dabei gewesen. Es hatte mir sehr viel bedeutet. Ebenso viel war mir Camuis Anwesenheit wert gewesen. Da Shinya mit der Band in Seoul gewesen war, hatte er nicht selber dabei sein können. Aber mein bester Freund war da gewesen. Es war alles recht schnell gegangen und ich war später nur noch erschöpft eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht war, saß Kira an meinem Bett und lächelte mich an. Wir hatten lange geredet und sie hatte mir zu verstehen gegeben, dass ich ihre volle Unterstützung hatte, was die Zukunft mit dem Kind anging. Ich konnte nur weinen, denn in dem Moment war mir erst so richtig klar geworden, was das hieß. Ich würde von nun an nie mehr allein sein. Ich hatte eine kleine Familie und ich schwor mir, dass ich alles mit meinem Sohn besser machen würde, als meine Eltern. Ich würde meinen Sohn nie für etwas so dermaßen bestrafen, für was er nichts konnte und ihn somit jegliche Zuneigung und Liebe entziehen. Auf der anderen Seite hatte ich Angst davor zu versagen. Angst, dass Shinya mich irgendwann verlassen könnte und ich dann dort stehen würde, wo ich nie hin wollte. Allein mit dem Kind. Verloren. Das Thema Adoption war nach Shinyas Geständnis im Proberaum nie wieder zum Tragen gekommen. Ich hatte die Papiere zerrissen ohne mit der Wimper zu zucken. Für mich war mein Ziel einfach klar gewesen und der Enthusiasmus hoch. Hin und wieder bereute ich später natürlich meine Handlung, doch im Großen und Ganzen gab es dafür nie einen Grund. Keiner gab ihn mir. „Worüber denkst du schon wieder nach?“ Shinya lag plötzlich wieder neben mir im Bett. Er roch frisch geduscht. Ich musterte ihn. Er trug nur ein Handtuch um die Hüfte und seine blond – roten Haare klebten ihm nass an Hals und Stirn. „Über dies und das.“, antwortete ich ihm verzögert und lächelte aufmunternd, da er ob meiner Antwort leicht das Gesicht verzog. „Du solltest nicht so viel über all diese Dinge nachdenken. Das deprimiert nur.“ Sanft streichelte er mir über die Wange, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. „Willst du schon aufstehen?“, flüsterte ich. Meine Hand legte sich auf seine, ließ unsere Finger miteinander verschränken. „Es ist schon fast 11 Uhr.“ Shinya rückte näher. Ich hob die Bettdecke an und lud ihn somit ein sich noch einen Moment zu mir zu legen. „Lass uns noch ein wenig hier liegen und die Ruhe genießen solange der Kleine noch schläft.“, kuschelte ich mich an meinen Geliebten. Shinya zog mich ein Stück näher an sich. „Du bist so schön warm.“ „Und du riechst so gut.“, sog ich seinen Duft ein, streichelte über seinen Rücken. Er schnurrte zufrieden, küsste meinen Nacken, wobei seine nassen Haare über meine nackte Haut fuhren. „Mmh, ich könnte ewig hier liegen.“, murmelte er, küsste meine Schulter, meine Lippen. Ich erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss, löste den Knoten seines Handtuches, um es mit einer gekonnten Bewegung unter der Decke hervor zu ziehen und dann auf den Boden fallen zu lassen. „Da hat es jemand eilig, wie?“, lachte Shinya an meinen Lippen. „Du weißt genau, dass wir sonst wieder nicht auf unsere Kosten kommen.“ Ich schubste ihn sacht auf den Rücken, kam über ihn. Einen Moment schauten wir uns nur an ehe unsere Hände wieder über den Körper des anderen fuhren. Shinya stützte sich auf die Ellenbogen, küsste mich gierig. Mich von seinen vollen Lippen lösend, bahnte ich mir einen Weg über seinen Hals, über seine Brust, streichelte seine Lenden und entlockte ihm somit die süßesten Töne. Ich sog jedes Geräusch von ihm in mir auf. Denn in der letzten Zeit hatten wir wirklich kaum eine gemeinsame und vor allem ruhige Minute für uns. Entweder einer von uns war arbeiten oder der Kleine beanspruchte die ganze Aufmerksamkeit. Umso mehr genoss ich die Zeit, die dann wirklich mal uns gehörte. Wie jetzt. Mich auf Shinyas Lenden setzend, schaute ich auf ihn hinunter. Ich zog mir mein Hemd über den Kopf, welches ich zur Nacht trug, und beugte mich dann wieder zu ihm hinunter, vereinnahmte seine Lippen, während seine Hände rastlos über meinen Körper fuhren. Plötzlich griff Shinya an meine Hüfte, drehte sich mit mir. „So war das aber nicht geplant.“, murrte ich ehe er mich wieder innig küsste. Er überging einfach meinen kleinen Protest. Ich ging auch nicht weitere darauf ein, ließ mich einfach entführen. Entführen an einen Ort, wo es nur uns beide gab. Wo alles unendlich und nahezu berauschend schien. Keuchend lagen wir später aneinander gekuschelt. Ich fuhr Shinya durch seine nun fast trockenen Haare, ließ die Gefühle auf mich wirken. Es war einfach immer wieder eine Reise ins höchste Glück. „An was denkst du gerade wieder?“, fuhren seine Finger über meine Wirbelsäule. „Daran, dass ich glücklich bin.“ „Das ist schön.“, küsste er mich auf die Stirn. „Musst du heute noch weg?“ Ich drehte mich leicht in der Umarmung, damit ich ihn anschauen konnte. Seine dunklen Augen blickten leicht verärgert. „Ich hab doch gesagt, dass ich mir ein paar Tage für uns frei genommen habe.“ „Ja, ich weiß. Aber…“ „Ssh, schon gut. Ich werde ganz gewiss nicht heute weggehen. Zumindest nicht ohne dich. Okay?“ Ich nickte, küsste ihn sanft. „Okay.“ Gerade mich wieder an ihn kuschelnd, begann jemand zu weinen. Ich murrte und vergrub mein Gesicht im Kissen. „Nicht jetzt!“ Shinya lachte nur und erhob sich, um zum Bettchen meines Sohnes hinüber zu gehen. „Er möchte nun mal nicht allein dort liegen.“ Ich schaute ihn an und richtete mich dann im Bett auf. Shinya nahm den Kleinen auf den Arm und kam wieder zurück. Es war immer wieder ein Wunder, aber sobald er in Shinyas Armen lag, war er ruhig. Shin setzte sich zu mir auf das Bett und gab ihn mir dann. Meinem Sohn über die Wange fahrend, lächelte ich leicht. Der Kleine sah aus, wie ein typisches asiatisches Baby, was seine Gesichtszüge anging. Seine Haare waren schwarz mit kleinen Locken. Die Locken hatte er zweifellos von mir. Genauso wie die blauen Augen. Im Allgemeinen hatte er vieles von mir geerbt. „Er ist wunderschön.“, strich Shinya mir durchs Haar, küsste mich auf die Wange. „Das sagst du immer.“ „Wenn es denn so ist. Die anderen sagen es auch laufend.“, rechtfertigte sich Shin, widmete sich dem Kind auf meinem Arm. „Ich hab manchmal das Gefühl ihr macht das mit Absicht.“, murmelte ich. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl sie taten es alle berechnend, als wollten sie damit irgendetwas bezwecken. Was es auch immer war. Mich würde es zumindest nicht wundern, wenn es so war. Schließlich war das alles bei der Namensgebung des Kindes nicht anders gelaufen. Alle hatten plötzlich irgendwelche Einfälle. Angeblich nur so. Letztendlich hatte ich mir sowieso mit Shinya einen eigenen Namen ausgesucht und wir hatten uns für ‚Shuya Shion’ entschieden. Ich hatte einen Doppelnamen gewollt. Und dieser schien mir einfach passend. Shuya war jetzt 6 Monate und hatte schon jetzt seinen eigenen Kopf. Bei den ganzen Männern, die er meist um sich herum hatte, war er fast komplett auf diese fixiert und ich hatte oft Mühe bei meinem Sohn noch einen Platz zu bekommen. Wenn ich nämlich arbeiten war, kümmerten sich entweder Camui und Masa oder Dir en grey um den Kleinen. Kyo hatte einen völligen Narren in Shuya gefressen. Er verwöhnte ihn von vorne bis hinten, was mich das eine oder andere Mal echt rasend machte. Denn ein verwöhntes Kind konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Als ich den ersten Tag, nach meinem Urlaub, von der Arbeit kam, ging ich beim Tonstudio vorbei. Die Jungs waren dort und besprachen ihre neue Platte. Meinen Sohn hatte Shinya mitgenommen, da ich nicht wusste wie lange ich arbeiten musste. Als ich um 21 Uhr auf die Uhr geschaut hatte, war ich auch froh gewesen, dass ich Shinyas Entscheidung nicht in Frage gestellt hatte. Nur zu deutlich wurde mir wieder bewusst, wie sehr ich Shinyas Unterstützung brauchte und auch die der anderen. Alleine hätte ich das mit dem Kind niemals gemeistert. Das bestätigte nur, dass eine Adoption einfach wirklich das Beste gewesen wäre, wäre ich allein geblieben. Niemals hätte ich dem Kind solch eine Erziehung zugemutet. Die Zeit wäre einfach nicht da gewesen. Ich war nun mal ein Karrieremensch. Sich auszuklinken und mal so für ein Jahr auf Familie zu machen, lag mir einfach nicht und war nicht mein Ding. Da war mir die Sache mit Shinya lieber. Er griff mir unter die Arme, war für mich da, wenn ich ihn brauchte. Ohne wenn und aber. Sicher, ich hatte auch noch alle anderen, aber das war etwas anderes. Sie lebten nicht mit mir unter einem Dach. Sie hatten alle auch ein eigenes Leben, das es zu bewältigen galt. Ich hätte dort, in dieser Art und Weise, schlecht hinein gepasst. Das Gebäude zum Tonstudio betretend, musste ich unweigerlich an Toshiya und Kira denken. Kira hatte mir vor langer Zeit mal erzählt, dass sie beide ebenfalls eine Familie planten. Doch sie hatte Angst davor gehabt, was dann kommen würde. Die Sache mit der Presse damals verfolgte sie noch immer, ließ sie diesbezüglich schlecht schlafen. Toshiya war deswegen einen Abend bei uns aufgetaucht, wollte mit Shinya reden. Ich weiß bis heute nicht, was die Männer da miteinander besprochen hatten, aber es musste irgendetwas gewesen sein, was die Beziehung der beiden wieder auf Trab gebracht hatte. Denn nun war auch Kira in froher Erwartung. Ich musste leicht auflachen, als ich gerade mit dem Fahrstuhl in den 5ten Stock fuhr, denn der Gedanke daran, als Toshiya es erfahren hatte, war einfach zu süß gewesen. Es war nach einem Konzert in Kyoto gewesen. Der arme Mann war nach dem Geständnis so konfus gewesen, dass er sich erst einmal setzen musste. Er hatte noch etliche Male gefragt, ob es wirklich wahr sei. Kira bestätigte es auch immer wieder. Dann begann Toshiya unerwartet zu weinen und wir standen nur völlig perplex daneben. Meine beste Freundin bekam Panik und hoffte, dass ihr Verlobter jetzt keinen Rückzieher machte. Aber dann zog er sie nur lachend und überglücklich in seine Arme, küsste sie immer wieder. Es war ein wirklich schöner Moment für alle gewesen. Ich erinnere mich gerne daran zurück. Und jedes Mal, wenn ich es tat, dann hatte ich das Gefühl es wäre gestern gewesen. Dabei war es nun schon 5 Monate her. Ich seufzte schwer und trat aus dem Fahrstuhl. Mein Leben hat sich so dermaßen verändert. Jetzt würde ich so unendlich viel dafür geben, wenn mein Bruder da wäre. Er war das Einzige, was mir zum Glück noch fehlte. Er war das gewisse Etwas. Ich schluckte die Tränen herunter, die sich durch meine sentimentale Phase hoch gekämpft hatten und öffnete dann die Tür zum Proberaum. Die Männer saßen alle auf dem Sofa, als ich den Raum betrat. Kyo hatte wieder mal Shuya auf dem Arm. „Hi.“, begrüßte ich die Fünf und ließ meine Tasche auf den nächsten Stuhl nieder. „Hallo.“, kam die Resonanz. Shinya stand auf und kam auf mich zu. „Du siehst müde aus.“, gab er mir einen Kuss. „Bin ich auch. Ist Kira gar nicht hier? Ich dachte sie kommt auch hier hin.“ „Sie ist gerade auf der Toilette. Mal wieder.“, seufzte Totchi und zog an seiner Zigarette. Ich lächelte ihm aufmunternd zu. Kiras Schwangerschaft war aber wirklich ein grandioses Vorzeigebild. Es gab kein Symptom, das sie nicht schon hatte. Von Fressattacken bis zur Übelkeit war alles dabei. Ich ging zum Sofa hinüber und blieb vor Kyo und Die stehen. „Wie ich sehe kümmert ihr euch mal wieder ausgiebig um meinen Sohn.“ Kyo schaute auf. „Sicher. Du kannst da völlig auf uns bauen.“ Ich murrte. „Du verwöhnst ihn definitiv zu sehr.“ „Nun beschwer dich noch.“, konterte Kyo. „Deiner Mutter ist auch nichts recht.“, sprach er Shuya an und erhielt darauf ein Lächeln des Kleinen. „Siehst du. Dein Sohn ist ganz meiner Meinung.“ „Boah, du…argh!“, fehlten mir die Worte. „Das ist mein Kind, Kyo. Leg dir ein eigenes zu.“ „Würde ich ja gerne, aber der hier…“, zeigte er auf Die. „…hat einer Geschlechtsumwandlung leider nicht zugestimmt.“ Meine Augen weiteten sich nur schockiert. Na, das hätte ich mir jetzt an Daisukes Stelle nicht bieten lassen. Und prompt bekam Kyo auch gleich eine Kopfnuss von diesem.“ „Itai!“, rieb Kyo sich den Hinterkopf. „Das hoffe ich doch.“ Die verschränkte entrüstet über die Aussage seines Kois die Arme und ließ sich dann schmollend nach hinten sinken. Der Rest fing nur laut an zu lachen. „Ich glaube da hast du ihn echt getroffen, Kyo.“, meldete sich Kaoru. Der Sänger schaute zu Die, der ihn ignorierte. Dann reichte er mir meinen Sohn, um sich kurz darauf rittlings auf Dies Schoß nieder zu lassen. „War nicht so gemeint. Tut mir leid.“, entschuldigte er sich. „…“, ignorierte Die ihn weiterhin. „Nun komm schon. Spiel nicht die Zicke. Ich hab mich entschuldigt.“ Kyo stützte sich neben Die mit den Händen an der Couch ab, versuchte Die ins Gesicht zu sehen. „…“ „Es.tut.mir.leid. Das war nicht fair. Nun red wieder mit mir.“, wurde Kyo ungeduldig, fasste Die am Kinn, um ihn ansehen zu können. Beide schauten sich schweigend an bis Daisuke plötzlich breit zu grinsen begann. „Du bist solch ein Arsch.“, meinte der Sänger empört. Die lachte nur lauthals, wischte sie die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Kyo saß nur schmollend auf dessen Schoß und fand das alles gar nicht nett. Doch Die zog ihn zu sich, küsste ihn versöhnend, was letztendlich in eine wilde Knutscherei hinauslief. „Nun reißt euch mal zusammen. Hier sind noch Minderjährige im Raum.“, beschwerte ich mich, als beide auch noch begannen sich fast auszuziehen. Ich seufzte, als das nichts brachte, und ließ mich, mit dem Kleinen, zu Toshiya, Shinya und Kaoru auf das Sofa nieder. Gerade in dem Moment kam Kira reingeschneit. „Hab ich was verpasst?“ „Nicht wirklich.“, zeigte Kaoru auf Kyo und Die, die sich halb aufaßen. „Also wie immer also.“, lächelte sie und setzte sich dann auf den Stuhl gegenüber von uns. „Du bist spät heute.“, wandte sie sich an mich. „Ja, war einiges zu tun. Nachdem Camui und Hyde heute Vormittag ungeplant aufgetaucht waren, hat sich die ganze Arbeit, die ich Vormittag machen wollte auf den Nachmittag verlagert.“ Kira nickte. „Kann ich Shuya kurz halten?“ „Sicher.“, reichte ich ihr ihn und lehnte mich dann an Shinya, genoss seine Anwesenheit. „Wisst ihr eigentlich jetzt was ihr bekommt? Ein Junge oder ein Mädchen?“, fiel mir plötzlich ein, dass Kira heute einen Termin bei Midori gehabt hatte. „Du wirst es nicht glauben, aber es sind zwei Babys.“, antwortete Kaoru. „Was?“ Jetzt war ich überrascht. „Ein Junge und ein Mädchen.“, lächelte Kira. „Zwillinge?“ „Hai.“ Oh man. Ich hätte ja gerne Toshiyas Gesicht gesehen als er es erfahren hatte. ~*~ „Wie wird es jetzt weiter gehen?“ Lily und ich standen draußen vor dem Sonygebäude und genossen unsere Mittagspause. Meine Freundin lächelte ob meiner Frage und biss dann von ihrem Croissant ab. „Weiß nicht. Ich bin seit langem mal wieder so richtig glücklich und zufrieden. Eigentlich ist dieser Zustand schon fast beängstigend.“ „Glaube ich zu gerne. Ich musste letztens daran denken, wie alles angefangen hat. Wie wir Masa kennen gelernt haben und Dir en grey.“ Ich seufzte, ließ die mich in den Erinnerungen fallen. „Ist schon merkwürdig das Ganze. Aber es ist schön zu wissen, dass man einen Platz in dieser Welt gefunden hat.“ Ich lachte kurz auf. „Ja, das ist wohl wahr.“ Einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen uns, wo Lily weiter aß und ich die Leute beobachtete, die an uns vorüber gingen. „Lily?“, brach ich die Stille. „Mmh?!“ „Glaubst du, dass dies ewig halten wird?“ Die Frage stellte ich mir schon seit Monaten. „Ich denke nicht. Aber ich bin der Meinung, dass wir den Moment gerade deswegen leben sollten und nicht daran denken sollten, was kommen könnte. In dieser Sache ist es einfach nicht angebracht Dinge zu hinterfragen oder sie in Frage zu stellen.“ Lily nahm den letzten Bissen ihres Mittags und wandte sich mir dann richtig zu. „Was auch immer passiert, Kira, so lange das, was wir haben bestehen bleibt, wird es immer eine Zukunft für mich geben. Versprich mir, dass du wenigstens dieses Band in deinem Leben aufrechterhalten wirst.“ Ich nickte gerührt. „Bis zu meinem Ende.“ „Schön.“, lächelte Lily und nahm mich dann in den Arm, was ich erwiderte. „Und nun los! Ich muss meine restliche Arbeit noch schaffen.“, löste sie sich wieder von mir. „Shinya und ich sind heute Abend bei seinen Eltern zum Essen eingeladen.“ Ihr glückliches Lächeln, in diesem Moment, würde mir wohl immer in Erinnerung bleiben. Lily hatte wirklich ihren Platz im Leben gefunden. Und ich war mir ab diesem Tag sicher, dass es somit auch endlich eine Möglichkeit gab, die jahrelange Trauer, in ihrem Herzen, die Chance zu geben, abzuschwächen. ~*~ Meinen Feierabend genießend, fuhr ich gegen 20 Uhr meinen Laptop runter, räumte die Papiere auf meinem Schreibtisch zusammen und verstaute sie in meiner kleinen Aktentasche. Ich freute mich auf das Abendessen mit Shinyas Eltern. Ich hatte sie in mein Herz geschlossen. Vom ersten Tag an, hatten sie mich wie ein Familienmitglied behandelt und es stand für sie außer Frage, dass Shinya und ich irgendwann heiraten würden. Trotz der ganzen Umstände war Shuya, für sie, ihr Enkelkind. Eine Sache, die sich wohl schwer ändern lassen würde. Mein Herz fühlte sich leicht an, als ich mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage fuhr. Seit langem war da endlich Licht am Ende des Tunnels. Die Trauerphase bezüglich meines Bruders schien einem Ende entgegen zu gehen. Es machte mich glücklich. Es machte mich glücklich mit Shinya ein gemeinsames Leben zu führen. Dass Kira und Toshiya sowie der Rest der ganzen Truppe mit ihrem Leben zufrieden schienen. Dass es Shuya gab. Und es machte mich glücklich, dass der Pfad meines Lebens erst jetzt richtig zu beginnen schien. Mit einem zufriedenen Lächeln stieg ich in Shinyas weißen Lexus GS. Daisuke hatte damals wohl Recht gehabt, als er meinte, dass ich Shinyas Auto als das unsere ansehen könne. Was damals unmöglich erschien, war heute Realität. Man konnte im Leben so manches erreichen, man musste nur fest dran glauben. Eine Tatsache, die ich erst in der letzten Zeit so richtig verstand und eingesehen hatte. Aus dem Parkhaus fahrend, blinzelte ich, als mich die Sonne blendete. Meine Vorfreude auf diesen Abend stieg. Ich freute mich auf Shinya und seine Familie. Mit einem Glücksgefühl fuhr ich auf die Straße, als sie frei schien, wollte nur noch nach Hause. Doch mir wurde recht schnell klar, dass ich dort nicht so schnell hinkommen würde, als ich das Auto von der Seite auf mich zu fahren sah. Alles um mich herum schwarz wurde… - END II – ******************************** Tadaa!!! Nach langem, langem Warten ist die Story nun endlich abgeschlossen. Ich habe lange an dem Ende gefeilt und bin eigentlich noch nicht 100% ig damit zufrieden, aber ich bin wahrscheinlich mal wieder einfach zu selbstkritisch. Wichtig ist ja letztendlich, dass es euch, meinen Lesern, gefällt. Ich entschuldige mich, dass es so lange gedauert hat, aber die Ausbildung geht leider vor und zudem läuft das Hochladen der Kapis noch immer über meine Betaleserin Mantelkralle. Nen dickes fettes Dankeschön an dich, Maus!!! Hast mir echt damit aus der Patsche geholfen. Vielen lieben Dank auch an die ganze Leserschaft und fleißigen Kommischreiber. Hat mich echt gefreut, dass der zweite Teil von Little by Little solch einen guten Anklang gefunden hat. Diesmal ist hier auch das Ende. Es wird somit auch keinen dritten Teil oder so was geben. Ich denke, dass auch durch den zweiten Teil noch mal alles etwas klarer geworden ist. Zumindest was Lily und Gackt angeht. Aber genug gelabert. Noch mal ein riesiges großes ARIGATÔ!!!! an alle, die mich unterstützt haben. Und man liest sich… Baibai Chingya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)