Little By Little II von Chingya (FINISHED !!! YEAH!!!^^ chap.17 &18 up!!) ================================================================================ Kapitel 16: Devils dance while angels smile ------------------------------------------- ~*~ Die Zeit bis Ende Januar, und somit bis zum Beginn des Projekts, verging wie im Flug. Am heutigen Tag sollte das erste Konzert von Dir en grey stattfinden. Die letzten Wochen war alles recht ruhig verlaufen, alle Planungen schienen perfekt. Aber was war schon perfekt? Seit einer Woche arbeitete Lily schon wieder an einem anderen Projekt, und auch ich widmete mich anderen Dingen. Das Projekt von Dir en grey war von vorne bis hinten durchgeplant und wartete nur noch auf seine Ausführung. Es herrschte Anspannung unter dem Staff. Ich jedoch hatte ein ziemlich gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Alle hatten wir unser Bestes getan. Ich streckte mich ausgiebig. Es war 4 Uhr morgens. Seit nahezu einer Stunde lag ich schon wach im Bett, das Schlafzimmer dunkel, und starrte die Zimmerdecke an. Ich konnte einfach nicht schlafen. Toshiya war heute Nacht nicht da. Er hatte mir gesagt, dass er vermutlich im Proberaum schlafen würde, weil sich die Proben sicherlich bis spät in die Nacht hineinziehen würden. Sehnsucht schlich sich in mein Herz, je mehr ich an ihn dachte. Um mich etwas abzulenken ging ich in Gedanken noch einmal das Projekt durch. Mir fiel absolut nichts ein, was man hätte ändern oder verbessern können. Lily hatte ihre Sache wirklich gut gemacht. Alles andere würde sich sowieso erst bei der Umsetzung des Ganzen zeigen. Seufzend drehte ich mich auf die Seite und ließ meinen Blick über die Anzeige des Funkweckers schweifen. 4:03! Das konnte einfach nicht wahr sein. Alles was ich wollte, war zu schlafen. Dennoch war ich zu nervös dafür. Aber warum? Ich würde so oder so nicht weiter an dem Projekt mitwirken. Ich hatte lediglich vor am nächsten Tag mal vorbeizuschauen. Im Büro warteten noch Berge an Arbeit auf mich. Vieles davon musste noch in der nächsten Woche erledigt werden. Und ich hatte überhaupt keine Lust dazu. Ich atmete einmal tief durch, schloss die Augen. Die Hoffnung, doch noch Schlaf zu finden, war ganz tief in mir. Somit zwang ich mich ein weiteres Mal an nichts zu denken, den Kopf ganz frei zu bekommen. Der Erfolg währte nicht lange. Kaum öffnete ich die Augen wieder fiel mir die Leuchtanzeige des Weckers auf, 4.15. "Jetzt reicht es!", nuschelte ich und richtete mich frustriert auf. Da war der Herr einmal nicht zu Hause und prompt fand ich keinen Schlaf. Ich schlug die Bettdecke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Sofort legte sich eine Gänsehaut über meinen Körper. Eilig schlüpfte ich in meinen Rollkragenpullover und schlurfte in die Küche. Dort machte ich mir erst einmal einen Tee. Geduldig darauf wartend, dass das Wasser zu kochen anfing, ging ich ins Wohnzimmer. Es lag ganz im Dunkeln und machte einen sehr einsamen Eindruck. Ich fühlte mich sehr allein. Doch ich bekam keine Chance in Selbstmitleid zu versinken, da mein Teewasser gerade fertig wurde. Mit der Teetasse in der Hand stand ich am Fenster und schaute auf Tokyos Skyline. Das alles war so wunderschön. Ich war selten etwas wirklich verfallen, aber der Schönheit dieser Stadt schon. Mein Blick glitt zum Himmel. Es waren keine Sterne da und es sah nach Regen aus. Von der ganzen Atmosphäre eingelullt, schloss ich meine Augen, summte die Melodie von "Zakuro" vor mich hin und dachte an die letzte Zeit. Ich sehnte mich von Tag zu Tag mehr nach Deutschland zurück. Bald würde es soweit sein. In knappen zwei Wochen würde ich wieder da sein, wo alles begonnen hatte. Langsam öffnete ich die Augen wieder, wollte einen weiteren Schluck nehmen, als das Telefon mich zusammenzucken ließ. Ohne große Überlegungen hastete ich los und riss den Hörer ans Ohr. "Moshi moshi." Erst vernahm ich nur ein Rauschen, bis Lily sich meldete. "Kira?" Ihre Stimme klang schwach. "Lily? Was ist los?" Sie klang überhaupt nicht gut. "Kannst du vorbeikommen?", flüsterte sie. "Jetzt?" Mein Blick fiel auf die Wanduhr. Es war fast 5. "Bitte!", sagte sie noch und legte dann auf. Einen Moment starrte ich den Hörer in meiner Hand an, war völlig sprachlos. Doch augenblicklich spurtete ich ins Schlafzimmer, schnappte mir ein paar Sachen und zog mich an. 10 Minuten später stand ich vor Lilys Haustür und klingelte Sturm. Es dauerte einen Moment, bis der Summer ertönte und ich ins Treppenhaus eintreten konnte. Ich nutzte nicht den Fahrtsuhl, sondern raste die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hoch. Lily stand bereits in ihrer Haustür, als ich oben ankam. Sie blickte mich nur starr an. Bis auf den Ausdruck in ihren Augen, sah sie vollkommen normal aus. Ich zog sie sofort in meine Arme und schloss die Tür hinter mir, als ich uns in die Wohnung bugsiert hatte. Meine Freundin lag einfach ruhig in meiner Umarmung, sagte und tat nichts. "Lily?", ließ ich sie leicht los und suchte ihren Blick. Sie schaute auf den Boden. "Hey", flüsterte ich sanft und nahm ihren Kopf zwischen meine Hände, um ihr in die Augen sehen zu können. Kaum trafen sich unsere Blicke, liefen Lily stumme Tränen über die Wangen. Sofort schloss ich sie fest in meine Arme. Ich hörte, wie ihr Weinen lauter wurde und spürte, wie ihre Tränen zunahmen. "Er war hier", kam es endlich mühevoll über ihre Lippen. "Oh Gott." Ihre Finger vergruben sich fest in meinem Mantel. "Wer war hier gewesen, Lily?" "Kai." ,Dieser Mistkerl!', fluchte ich leise. Kai war zu der Konferenz vor einiger Zeit nicht erschienen, hatte sich auch so von Lily ferngehalten. Und jetzt tauchte er einfach mitten in der Nacht bei ihr auf und jagte ihr eine Heidenangst ein. Ich war so erleichtert gewesen, das Lily langsam über die Sache mit ihrem Mann hinweg kam, und jetzt?! Lily an der Hand führte ich sie ins Wohnzimmer und gemeinsam ließen wir uns auf der Couch nieder. Sie vergrub schluchzend das Gesicht in meiner Halsbeuge, während ich beruhigend ihren Rücken streichelte. Irgendwann war sie eingeschlafen, was mich unweigerlich einige Zeit später selbst einschlafen ließ. Mein letzter Blick glitt noch zur Uhr an der Wand, 6:30. ~*~ Als ich aufwachte, lag ich auf dem Sofa. Kira schien nicht mehr da zu sein. Müde fuhr ich über meine verheulten Augen. Noch immer durchfuhr mich ein Zittern, wenn ich an Kais Besuch in der Nacht zurück dachte. Er hatte mindestens eine halbe Stunde vor meiner Tür gestanden, doch ich hatte nicht aufgemacht. Meine Angst, er würde mich wieder so wie früher behandeln, war zu groß gewesen. In der Öffentlichkeit wäre ich ihm sicher gegenüber getreten. Aber in diesen Fall war mir das Risiko zu groß gewesen. Gleich nachdem er endlich gegangen war, hatte ich Kira angerufen, wie in Trance. Es hatte so gut getan, als sie mich in die Arme genommen hatte und ich fühlte mich als würden alle angestauten Gefühle gegenüber Kai, Shinya und Camui endlich ungehemmt von mir abfallen. Ich richtete mich etwas auf und stellte fest, dass ich noch eine gute Stunde Zeit hatte, um zur Halle zu fahren. Der gesamte Trupp war sicher schon da und wartete auf weitere Anweisungen. Ich konnte nur hoffen, dass alles gut gehen würde. Als ich einige Schritte ging, kam mir Kira unerwartet entgegen. Sie lächelte. "Morgen, Süße", gab sie mir einen Kuss auf die Wange. "Gut geschlafen?" Ich nickte irritiert. Kira tat so, als wäre nichts gewesen. "Du solltest dich beeilen, wenn du heute noch in die Halle möchtest. Sie warten sicher alle nur auf dich." Sie grinste und verschwand in der Küche. Einen Augenblick schaute ich ihr noch nach, dann gönnte ich mir meine morgendliche Dusche. Gegen 11 Uhr erreichte ich die Halle. Kira war gleich zu Sony gefahren. Sie hatte irgendwas von einem Termin erzählt. Irgendwie hätte ich sie jetzt gerne bei mir gehabt, besonders in dem Moment, als ich eine der Hintertüren der Halle betrat und sich gleich einige Blicke auf mich richteten. Mir Mut zuredend durchschritt ich den langen Gang und traf in einem der Räume auf ein bekanntest Gesicht. "Kondo-san?" Ich war überrascht in zu sehen und legte auf einem Stuhl meine Sachen ab. "Konnichi wa, Miss Ryan", begrüße er mich lächelnd. "Schön Sie zu sehen. Wir haben schon auf sie gewartet. Die Jungs sind schon schwer am arbeiten, bauen alles auf." "Sehr gut." Ich schnappte mir mein Handy und ging mit Kondo in den riesigen Saal, wo ich von der Größe total überwältigt, erst einmal stehen blieb. "Gefällt es Ihnen?", fragte Kondo-san und blieb neben mir stehen. "Es ist... großartig." "Und die Akustik erst", hörte ich jemanden hinter mir sagen. Es war einer der Tontechniker, Tadashi Yokoyama. Er war schon seit Jahren fester Bestandteil des Staffs. "Wie geht's voran?", fragte ich gleich. "Wir bräuchten Sie mal kurz." Ich nickte und folgte Yokoyama zur Bühne. Die Zeit verging schnell. Ich hatte hauptsächlich Dinge auf der Bühne zu klären gehabt. Kai hatte ich schon gesichtet, aber zu ihm gehen würde ich sicher nicht. Ein paar Leute vom Staff waren gerade dabei die Gitarren zu holen, als sich von hinten zwei Arme um mich legten. "Wenn haben wir denn da?" Dies Stimme klang amüsiert. "Ihr seid schon da?" ich drehte mich aus seinen Armen und schaute die 5 erstaunt an. "Bis Kyo wieder fertig war, war die Welt schon 3x untergegangen", spottete Toshiya. Die drückte mir einen Kuss auf die Wange und bekam einen Tritt gegen das Schienbein von Kyo, der es in sich hatte. Kaoru lachte laut und schnappte sich Toshiya, um mit ihm den Backstagebereich unsicher zu machen. "Wie geht's dir?", fragte Die und kraulte Kyo versöhnlich den Nacken, der es murrend zuließ. "Eigentlich sollte ich ja böse auf dich sein!" "Wieso das?" "Männer", seufzte ich. "Ihr vergesst immer gerne Dinge die ihr verzapft habt, oder?" Ich boxte ihn leicht in die Seite, worauf er sowohl mich, als auch Kyo empört schreiend losließ. Kyo marschierte auf der Stelle Richtung Backstage. Ich lachte, mein Blick fiel plötzlich auf Shinya, der hinter Die stand und sich mit einem vom Staff unterhielt. "Er war heute schon den ganzen Tag sehr schweigsam. Kira hat ihm echt den Marsch geblasen." "Hat er verdient", war alles was ich sagte und schaute etwas grimmig zu Shinya, der meinen Blick mit seinen traumhaften Augen erwiderte. "Sei nicht so hart", waren Dies letzte Worte, ehe er im Backstagebereich verschwand. Shinya schaute mich noch einen Moment an und ging dann ebenfalls. Argh!!, schlug ich meinen Kopf gedanklich hundert Mal gegen eine Wand. Ich konnte es ja einfach nicht lassen. Mich nicht weiter über meine Blödheit aufregend, widmete ich mich wieder meiner Arbeit. Als ich etwa eine Stunde später nach hinten in den Backstagebereich ging, war die Band gerade dabei sich für den Auftritt fertig zu machen. Aus diesem Grund machten sich die Herren nicht nur in ihren Gemächern breit, sondern nutzten auch noch äußerst ausgiebig den langen Flur und Umgebung. Somit war ich gezwungen, mich um hunderte Kleidungsstücke herum zu schlängeln, um letztlich erschöpft im Member's Room auf das Sofa zu sinken. Kaoru telefonierte gerade, während Kyo und Die an ihren Frisuren herumbastelten. Shinya und Toshiya waren nicht zu sehen, also nahm ich an, dass sie auf den Flur ihre Klamotten zusammen suchten. Sie blieben allerdings nicht lange verschollen, denn just in diesem Moment kamen sie durch die Tür. "Du siehst voll fertig aus." Toshiya ließ sich schwungvoll neben mich auf die Couch fallen. Ich quittierte diese Aussage lediglich mit einem mahnenden Blick. "Mir dünkt, ihr seid da draußen fast fertig." Ich nickte. "Die Soundchecks sind abgeschlossen. In zwei Stunden ist Einlass." "Ist alles echt klasse gelaufen. Hast du super gemacht." Er umarmte mich euphorisch. "Arigatô", genoss ich sein Lob. Gleich darauf sprang Toshiya auf und ging zu Die. Ich hatte so eine Ahnung, dass die zwei wieder etwas ausheckten. Ich musste lachen, als die beiden Kyos mühevoll hergerichtete Frisur zerstörten. "Da hat aber jemand Spaß", saß Kaoru auf einmal neben mir. Etwas erschrocken war ich schon, ich hatte ihn gar nicht kommen sehen. "Meistens tut es gut bei euch zu sein." Seinen Blick erwidernd, musste ich sofort lächeln. "Wie geht es euch beiden?" "Langsam wird's schwer, aber so gesehen ganz gut." Kaoru legte seine Hand auf meine Schulter. "Das freut mich. Midori hat nach dir gefragt. Du solltest mal wieder bei ihr vorbeischauen, ja?" Einen kurzen Augenblick schaute ich ihn einfach an, dann nickte ich. Er hatte ja Recht. In der letzten Zeit hatte ich meine Arzttermine wirklich vernachlässigt. Es war zudem besser, das hatte ich nun eingesehen. "In Ordnung. Ruh dich einen Moment aus." Kaoru erhob sich und schlenderte aus dem Raum. Augenblicklich spürte ich, dass ich beobachtet wurde. Es war Shinya. Er saß vor dem Spiegel und schminkte sich. Ab und zu trafen sich unsere Blicke im Spiegel. So sehr ich mich auch bemühte nicht hinzusehen, tat ich es umso mehr. Ich lehnte mich zurück, um meinen Rücken zu entlasten und beobachte, dass eine Stylistin ihm die Haare zurücksteckte und dabei ausgiebig fluchte, weil es nicht recht klappen wollte. Lange währte die Zeit des Amüsierens aber nicht, da sie von Shinya weggerufen wurde. Irgendwo anders schien man sie nötiger zu brauchen. Ohne groß nachzudenken, nutzte ich meine Chance und erhob mich. Ich ging zu Shinya rüber, der wie gewohnt mit seinem Handy beschäftigt war. Vorsichtig griff ich eine der geflochtenen Strähnen, als ich hinter ihm stand, und steckte sie zurück. Überrascht dass es weiter ging, schaute er auf und blickte mich etwas irritiert an. "Ich mach schnell", sagte ich rasch und machte weiter. Er roch so gut und jede einzelne Strähne fühlte sich so vertraut an, als ich sie in die Hand nahm. Jede Sekunde genießend, ließ ich mir Zeit. Gerade streckte ich meine Hand nach der letzten Haarnadel aus, als er sie plötzlich mit seiner ergriff und mich somit daran hinderte mich wieder aufzurichten. Mein Gesicht war nun ganz nah an seinem. "Wieso gehst du mir aus dem Weg?" Seine Lippen spürte ich ganz dicht an meinem Ohr. Es durchlief mich ein angenehmer Schauer und versuchte krampfhaft mich zu beherrschen, um nicht auf der Stelle über diesen Mann herzufallen. "Tu ich doch gar nicht. Sonst hätte ich dir nicht die Haare gemacht, mhm?" Ich flüsterte und traute mich nicht mich auch nur ein Stück zu bewegen. Wie verzaubert sog ich den Duft von Mandelöl, der von ihm ausging, ein und rückte ihm näher. Shinyas Griff verstärkte sich und seine andere Hand legte sich unerwartet an meine Wange und zog mich so an seine vollen Lippen. Ich zitterte vor Anspannung, als sich seine fast unmerklich auf meine Lippen legten. Mehr, ich wollte mehr. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen, da uns Kais Stimme dem wunderbaren Moment entriss. "Lily!", rief er noch einmal, worauf ich mich umdrehte. Er stand mit verschränkten Armen in der Tür, der Blick in seinen Augen neutral. "Kann ich kurz mit dir sprechen?" Oh, nein! Ich hatte es geahnt. Aus Angst, was wohl jetzt kam, vergrub ich meine Finger schmerzhaft in Shinyas Schulter. Die restlichen Dir en grey- Mitglieder und die Leute vom Staff, die gerade in der Nähe waren, schauten zwischen Kai und mir hin und her. Ich redete mir Mut zu, ließ Shinya los und kam meinem Mann entgegen. Mein ganzer Leib zitterte so sehr, ich hoffte, es würde niemand sehen. Also ballte ich meine Hände zu Fäusten und versuchte den ganzen Körper anzuspannen. "Ich hab dich gesucht", meinte er leise und lächelte lieb, was meine Angst jedoch nur noch vergrößerte. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Kai konnte niemals wieder so sein, wie er es früher gewesen war. Oder? "Hier bin ich." Ich blieb vor ihm stehen. "Ja", hauchte er und küsste mich plötzlich sehr innig. Aus Reflex erwiderte ich, löste mich aber dann abrupt. "Komm." Er griff nach meiner Hand und zog mich mit sich. Einen Blick zurück konnte ich nicht mehr werfen. Fuck! Ich wollte gar nicht wissen, was die anderen jetzt nur dachten. Wussten sie doch nichts von Kai, außer Toshiya. Aber der wusste nicht mal, wie mein Mann aussah. Als wir am Ende des Flures angekommen waren, riss ich mich von Kai los. So weit weg von den anderen wollte ich auf keinen Fall. Wer wusste denn, was er vorhatte. So konnte ich wenigstens laut um Hilfe schreien, und war zu sehen. "Was möchtest du?", fragte ich kühl und verschränkte die Arme. "Ich muss zugeben, ich war überrascht dich hier zu sehen", lehnte er sich an die Wand mir gegenüber. Das war mir nur Recht, so bekam ich meinen sicheren Abstand. "Ach was! Du wusstest doch, dass ich zu Sony/BMG Japan gegangen bin. Also tu nicht so überrascht!", erwiderte ich heftig. "Wer wird denn gleich so gereizt sein." Kai hob eine Augenbraue. "Die ganzen Monate habe ich dich so vermisst, dann finde ich dich und- ist das alles was du mir jetzt zu sagen hast?" "Kai, hast du vergessen, was du mir alles angetan hast?", kam es sehr laut über meine Lippen. "Nein, aber du musst mir glauben, dass es mir von ganzem Herzen Leid tut. Bitte, Lily. Ich liebe dich und ich liebe dieses Kind." Er kam jetzt gefährlich nahe auf mich zu. "Ach ja, da war ja noch was. Woher plötzlich der Sinneswandel? Soweit ich weiß ist es doch das Kind eines Bastards", zischte ich und ging einen Schritt zurück. "Ich war so ein Arschloch. Lily... bitte", flehte er und einen Moment fragte ich mich, ob ich ihm Glauben schenken konnte. "Tja, ein Arschloch bist du immer noch, aber die Frage wieso du mich verprügelt hast stellt sich mir noch immer." "Das war der größte Fehler, den ich jemals begangen habe und ich verspreche dir, dass es nie wieder vorkommen wird." Er machte noch einen Schritt in meine Richtung. "Ich... muss wieder an die Arbeit." Bloß weg hier. "Lily, komm zurück. Lass uns eine Familie sein. Tu es für das Kind, für uns." Kai hielt mich sanft an den Schultern fest. Ich konnte ihn nur ungläubig anstarren. Meinte er es wirklich ernst? Wieso erst jetzt? "Kai, ich kann nicht. Nicht so, nicht jetzt." Er sollte mich nicht zwingen eine Entscheidung zu treffen, nicht unter diesen Bedingungen. Zu meiner gossen Verwunderung nickte er. "Ist in Ordnung, aber versprich mir, dass du darüber nachdenkst und mir deine Entscheidung bis zum Ende dieses Projekts mitteilen wirst." Ich erkannte meinen Mann nicht wieder. Er war wie ausgewechselt, als hätte es die Probleme zuvor nie gegeben. "Ich verspreche es." Ich hoffte somit etwas Luft zu haben, um etwas nachdenken zu können. Letztendlich, so musste ich zugeben, wäre es das Beste für unser Kind. Aber was würde dann aus Shinya und mir werden? Gab es da überhaupt etwas? Oder war das vorhin nur wieder eine seiner merkwürdigen Handlungen gewesen, der man keine Bedeutung beimessen sollte? Ich wusste es nicht, wollte es auch nicht wissen. Kai gab mir einen sanften Kuss und ließ mich allein, um selbst wieder an die Arbeit zu gehen. Ich für meinen Teil starrte die Wand gegenüber an und ließ das Gespräch Revue passieren. "Lily?", spürte ich die Hand an meiner Schulter kaum. Ruckartig schaute ich zu dem fragend blickenden Toshiya. Die Tränen standen mir in den Augen. "Alles okay? Wer war denn das?" Ich schluckte die Tränen hinuter. "Alles okay, das war Kai." "Dein Mann?" Toshiya blickte den Gang entlang, den Kai genommen hatte. "Mhm." "Ich wollte dich fragen... na ja, Kira hat mir erzählt, dass du dir eine neue Bassgitarre gekauft hast. Ähm, dürfte ich wohl... darf ich sie einspielen?" "W-wie bitte?" War ich jetzt mal total platt, wegen dem unpassenden Themenwechsel. "Ach, du weißt doch, ich hab es immer so mit neuen Gitarren." Er hatte einen sehr bettelnden Blick aufgesetzt, so dass ich unweigerlich lachen musste. Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten noch gute anderthalb Stunden. Das würde locker reichen, um sie zu holen und zu stimmen. "Geht klar, ich hol sie." Schließlich lag sie momentan eh nur in der Wohnung rum. Und es wäre mir zudem noch eine Ehre, wenn Toto sie auf einem Dir en grey Konzert einspielen würde. "Musst du nicht. Kira hat eben angerufen. Sie holt sie und schaut dann vorbei", er grinste glücklich. "Ja dann", erwiderte ich sein breites Grinsen. Seine Laune hatte wirklich etwas Ansteckendes. Dieser Mann konnte wahrlich Kind werden, wenn es um die Musik ging. Irgendwo machte mich das neidisch. Toshiya lebte das Leben, welches immer der Traum meines Bruders gewesen war. Wie gern hätte ich ihn heute in einer Band gesehen. Ich rief Kira gleich an, bat sie meine Gitarre zu holen. Sie war überhaupt nicht verwundert darüber, dass ihr Verlobter unbedingt darauf spielen wollte. Als Kira den Backstagebereich betrat, kam ich ihr entgegen und nahm ihr den Koffer ab. "Ich musste das Teil erst mal suchen", zog sie ihren Mantel aus. "Sorry, hatte sie eine Weile nicht mehr in der Hand." "Wo sind die anderen?", lief sie neben mir her Richtung Halle. "Schon auf der Bühne, spielen sich ein." Als wir eintraten, brüllte Kyo gerade besonders aggressiv ins Mikro, so dass wir einen Schritt zurück machten. Einen Moment warteten wir noch, bis sie fertig mit dem Stück waren, und dann gingen wir gleich zu Toshiya. "Bitte, da ist sie." Ich lächelte und legte den Koffer auf den Bohnenboden, um ihn zu öffnen. Als ich die schwarze Bassgitarre erblickte, musste ich eine Sekunde an meine Alte denken. Ich würde es Kai niemals verzeihen, dass sie wegen ihm zu Bruch gegangen war. Ehrfürchtig hockte Toto sich neben mich und strich über den Gitarrenhals. "Sie ist wunderschön. Eine ESP?" "Ja, ein Einzelstück. Das war sie mir wert- und Dir en grey auch!" Ich nahm sie aus dem Koffer, erhob mich und drehte sie um. Toshiya erblickte nun die Schrift an ihren Hals: Dir en grey. "Boah, ich glaube es ja nicht", ergriff er sie sofort, drehte und wendete sie und untersuchte sie genauestens. Ich sah ihm nachdenklich dabei zu. "Ich habe sie meinem Bruder gewidmet. Er war ein großer Fan von euch." Toshiya stellte sie ab. "Es wird mir eine Ehre sein, sie einzuspielen." Meine Gitarre stand nicht lange, denn auch die anderen kamen, um sie unter die Lupe zu nehmen. Besonders Kao war gar nicht von ihr wegzukriegen. Dies führte dazu, dass ich etwas in Sorge um meine Gitarre war. Während Toshiya anfing, sie zu stimmen, machte ich mich auf den Weg zu Kira. Sie stand auf den Zuschauerrängen und betrachtete das Spektakel von oben. "Wie Kinder." Sie grinste, als ich mich neben sie stellte. "Lass ihnen ihren Spaß." "Er hat mich nicht mal bemerkt, wo wichtig war ihm das Ding", tat sie beleidigt, lächelte aber. Ich lachte kurz und erblickte Shinya, und dann Kai, der nicht weit von uns stand. Mein Mann wollte also eine Entscheidung? Sollte er sie bekommen... Das Konzert lief erste Sahne. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so zufrieden mit mir und so stolz auf meine Arbeit gewesen. Dir en grey feierten noch ausgiebig mit dem gesamten Staff. Ich verzog mich recht schnell. Zum Feiern war ich ehrlich zu müde. Als ich gerade dabei war, mich von allen zu verabschieden, fühlte ich Shinyas Blick auf mir ruhen. Er saß neben Kyo und unterhielt sich mit ihm. Gerade wollte ich auf ihn zugehen, als sich Kai mir in den Weg stellte. "Ich fahr dich", führte er mich Richtung Ausgang. "Nicht nötig." Hastig riss ich mich los. "Nun komm schon." Er ergriff meine Hand, wollte nicht nachgeben. Um einem Streit aus dem Weg zu gehen, sagte ich schließlich zu und ließ mich von ihm nach Hause fahren. ~*~ Zu sehen, wie Lily mit Kai verschwand, behagte mir gar nicht. Ich hatte bei der Sache einfach ein ungutes Gefühl. Wieso tat sie das? Eigentlich hatte ich angenommen, dass sie nach allem Abstand nehmen würde. Und jetzt ging sie doch mit ihm. "Mach dir nicht so viele Sorgen", tauchte Toto hinter mir auf und nahm mich in den Arm. "Ich mache mir aber Sorgen. Sie geht mit diesem Typ einfach mit", erboste ich mich. "Sie ist alt genug und wird wissen, was sie tut. Vielleicht wollen die beiden einfach miteinander reden. Du darfst nicht vergessen, dass Kai der Vater ihres Kindes ist!" Schockiert von seiner Gleichgültigkeit, riss ich mich los und drehte mich um. "Ich glaub's ja nicht, dass man so unnahbar sein kann." "Kira, mach mal halblang", versuchte er zu beschwichtigen. "Wie bitte? Lily ist meine beste Freundin und ich werde nicht dabei zu sehen, wie sie sich in irgendetwas verrennt. Von mir aus kannst du das ja machen. Aber der Kerl hat sie nicht nur einmal verdroschen. Er wird's wieder tun. Spätestens dann, wenn er von Shinya erfährt." Meine Stimme war laut geworden, meinem Frust hatte ich ordentlich Platz gemacht. Toshiya sagte nichts mehr, wandte sich ab. Alles klar, Herr Hara. Ich hatte verstanden. Auch das nächste Konzert verlief ohne Probleme. Als ich Lily an diesem Tag sah, machte sie einen sehr aufgeschlossenen Eindruck. Doch irgendwas sagte mir, dass es nicht so war und mir war auch bewusst, dass sie mir nicht sagen würde, was an dem einen Abend zwischen Kai und ihr geschehen war. Toshiya redete kein Wort mehr mit mir. Dies lag auch daran, dass ich ihn in den letzten Tagen gemieden hatte. Als mein Verlobter hatte ich eigentlich auf seine Unterstützung vertraut. Doch Fehlanzeige. Okay, machte ich es eben allein. Ich würde dafür sorgen, dass Lily sich von ihrem Mann fernhielt. Die Konzerte in Europa waren der erste Schritt, schleißlich würde Kondo-san Lilys Aufgaben in Berlin und Paris übernehmen. Der Tag des Abflugs nach Deutschland verlief absolut stressig. Bis wir endlich das Flugzeug betreten konnten, verging eine halbe Ewigkeit. Umso schöner war dann aber der Flug. Shinya saß die gesamte Zeit über neben mir. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und amüsierten uns prächtig über Anekdoten aus alten Zeiten. Lily kam dabei nicht einmal zur Sprache, was auch nichtnötig war. Sie wurde schließlich noch schnell genug zum Thema Nummer 1. Viel zu schnell. ***** Heyho!! Nach ewig langer Zeit, hier endlich das neue Kapitel von Little by Little II. Das ist nun das vorletzte Kapitel. Es geht also dem Ende zu. Hier vielen lieben Dank an meine Leserschaft und die fleißigen Kommischreiber. Mal sehen, die Hundertergrenze knacken wir doch noch, oder? Hoffe, dass sich das lange Warten diesmal echt gelohnt hat und freue mich wie immer, über jegliches Feedback. Man liest sich, in der letzten Runde!! Baibai Chingya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)