With You von abgemeldet (Tea & Yami im Gefühlschaos - Kapitel 16 is on!) ================================================================================ Fragen, nichts als Fragen ... ----------------------------- Kapitel 5: Fragen, nichts als Fragen ... Tea's Zimmer, 6:55: Schade. Es ist schon wieder Morgen. Ich will überhaupt noch nicht aufstehen. Mit leicht verschwollenen Augen schielte ich zur Uhr. Es war 6:55 und in einer Stunde müßte ich in der Schule sein. Und wenn ich heute einfach schwänze? Das würde doch niemanden stören, oder? Selbst Yugi hat gesehen, daß es mir gestern nicht gut ging. Das einzige Problem war Mama. Sie würde es mir nie erlauben. A propos. Sie war doch gestern mit Papa unterwegs. Hoffentlich hat sie sich nicht Weichkochen lassen und hat ihn wieder hier einquartiert. Bereits jetzt packte mich ein gewisses Unbehagen. Mit müden Beinen erhob ich mich nun endgültig aus dem Bett, hatte die "Schwänz-Gedanken" über Bord geworfen. Im Aufstehen rutschte mir allerdings mein Gedichtebuch auf den Boden. Anscheinend war ich eingeschlafen, bevor ich es wegtun konnte. Nun war ich zu faul und zu müde um den ganzen Weg um mein Bett zum Nachttisch zu gehen, also hob ich es auf und deponierte es auf meinen Schulsachen auf dem Schreibtisch. (War ein Fehler, aber das kommt später noch). Mit einem Gähnen verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg in die Küche im unteren Stockwerk. Doch als ich dort ankam bot sich mir ein Bild des Grauens. Überall lagen Kleidung, Schuhe und Mama's BH. Auf dem Tisch, dem Boden, einfach überall. Eine gewisse Übelkeit stieg in mir hoch. Ich wußte genau, was das zu bedeuten hatte, wollte es aber dennoch nicht glauben. Um mich zu vergewissern oder zu beweisen, daß ich mich vielleicht irren könnte, stieg ich über die verteilten Sachen hin in Richtung des Schlafzimmers meiner Mutter. Ich zitterte ein wenig, als ich schließlich die Klinke hinunterdrückte. Nein, das kann, das darf einfach nicht sein. Bitte nicht, du hast es mir doch hoch und heilig versprochen. Mein Herz pochte lautstark. Ich konnte es spüren, vor allem in meiner Brust und meinem Kopf. Als ich eintrat, stockte mir der Atem. Es gefiel mir gar nicht was ich da sah und obwohl ich es schon vorher gewußt hatte, traf es mich doch härter, als erwartet. Sie lagen einfach nur da und schlummerten seelenruhig. Nackt, so wie Gott sie schuf, ineinander verschlungen. Ich wollte schon losschreien, doch hielt ich mir die Hand vor den Mund. Gleichzeitig mit der anderen hielt ich mir meinen Bauch, in dem es bereits heftig rumorte. Ich schaffte es gerade noch auf die Toilette, bevor ich mich übergab. Da saß ich nun, in meinem Elend, halb über die Kloschüssel gebeugt, starrte noch immer auf das, was sich gerade meine Speiseröhre heraufgequält hatte, unfähig mich auch nur aufzurichten, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Mit einiger Mühe betätigte ich die Spülung, richtete mich auf und wusch mir mein verheultes Gesicht und auch meinen Mund, der höllisch brannte, aus. Ich muss hier raus. Aber wohin? Schon zur Schule? Es ist erst fünf nach sieben. Ist jetzt erstmal völlig egal. Ich will nur weg von hier. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel, der nicht sehr aufmunternd war, lief ich zurück in mein Zimmer, zog mich schnell an und krallte mir meine Schultasche. Mein Magen krampfte sich erneut zusammen, als ich wieder die Küche betrat, wo noch alles unverändert war. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Tür hinaus. Weg zur Schule, 7:15: Wie kannst du mir und vor allem dir nur so etwas antun? Er wird uns wieder hängen lassen, uns wieder enttäuschen. Das Bild der zwei "Liebenden" hatte sich tief in meine Netzhaut gebrannt. Sie hatten also tatsächlich die Nacht miteinander verbracht. Das ist so grotesk, unästhetisch und vor allem ekelhaft. Ich war enttäuscht, gezeichnet, total niedergeschlagen, traurig, entsetzt und vor allem wütend. Am liebsten hätte ich die nächste Mülltonne getreten, doch ich hielt mich zurück, da ich sie ja wieder hätte einräumen müssen. Mit aller Gewalt versuchte ich, alles zu verdrängen. Versuchte, an etwas anderes zu denken. Das, was mir einfiel, war zwar einen deut besser, doch ebenfalls eine Sache, die mir ziemliche Kopfschmerzen bereitete: Yami. Ich erinnerte mich an gestern. An die Umarmung, die mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Und an die abweisende Reaktion danach und schon war es wieder erstorben. Die Tränen stiegen mir in die Augen. Obwohl ich versuchte, sie zurückzuhalten, liefen sie ungehindert meine Wangen hinunter, doch kein einziger Laut von mir drang an die Oberfläche. Still und leise bahnten sie sich ihren Weg über mein Gesicht, lösten sich schließlich an deren Ende und durchnäßten meine Jacke. Nach meinem ungewollten Gefühlsausbruch, der mich eine Menge meiner Flüssigkeit gekostet hatte, stand ich unweit des Eingangs zum Schulgelände. Ich verharrte dort. Zuerst holte ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und trocknete damit meine noch immer feuchte Haut. Na klasse, ich sehe sicher aus wie eine, die sich gerade Lovestory oder sonst irgend ne Liebesschnulze angesehen hat. Meine Augen waren so ausgetrocknet wie der Nil während der Dürrezeit. So kann ich doch unmöglich hinein gehen. Yugi und die anderen werden sicher fragen, was mit mir los ist. Und was sollte ich ihnen dann erzählen? Mein besoffener Schlägervater und meine Mutter haben die ganze Nacht durchgevögelt und das Haus verwüstet? Denen würden die Münder offen stehen bleiben. Das wäre ein Anblick. Spaß beiseite. Natürlich, sie wissen von meinem Vater, wie er damals dem Alkohol verfallen ist und begonnen hat, meine Mutter zu verprügeln. Das ist noch nicht solange her. Etwa zwei Jahre. Trotzdem, ich will ihnen nichts davon erzählen. Es geht nur mich und meine Mutter etwas an. Die anderen will ich damit nicht belasten. Innerlich hakte ich diese Sache vorerst ab. Und was ist jetzt mit Yami? Ich muß heraus finden, warum er gestern so einfach abgehauen ist. Und wie stelle ich das an? Hmm. Wenn ich Yugi einfach direkt darauf anspreche? Währenddessen bei Yugi und Yami, Spieleladen, Yugi's Zimmer, ca. 7.15: Yugi's Pov: "Geht es dir wirklich schon besser?" "Ja, Yugi. Mach dir keine Sorgen mehr. Ich bin wieder ok!" Irgendwie habe ich aber das Gefühl, daß er mich anlügt. "Yami? Darf ich dich doch fragen wieso du gestern so mies drauf warst?" "Ach, keine Ahnung. Vielleicht komm ich doch mit der Welt da draußen nicht so gut klar, wie ich dachte. Wieso fragst du?" "Naja, erstens mach ich mir Sorgen um dich und zweitens war Tea gestern genauso komisch wie du!" "Hmm." Yugi beobachtete Yami's Reaktion genau. Das war jetzt aber nicht klug, mein Freund. Du hast dich verraten. "Sie hat mir erzählt sie hätte nicht so gut geschlafen. Aber abgekauft habe ich ihr das nicht. Weißt du was darüber?" "Nein, wie kommst du darauf?" Seine Stimme wurde leiser und verlegen wand er sich von Yugi ab. Eindeutiger geht's ja gar nicht mehr. "Ich dachte nur, weil ihr ja ..." "Weil wir was?" schnitt ihm Yami das Wort ab. "Ach nichts, vergiß es. Ich bin nur froh, daß du wieder in Ordnung bist, denn heute haben wir ja unser Spiel gegen Kaiba." "Ja? Das hätte ich fast vergessen." Irgend etwas stimmt nicht mit ihm. Sogar das Kaiba-Match hat er vergessen, obwohl er vorgestern über nichts anderes mehr gesprochen hat. Und alles hängt mit Tea zusammen. Ich werde auf jeden Fall herausfinden, was gestern vorgefallen ist, so wahr ich Yugi Mouto heiße. "Hast du etwas gesagt Yugi?" "Nein, nein. Wir sollten uns auf den Weg machen." Yami " schlüpfte" zurück in Yugi's Körper. "Auf Wiedersehen Großvater. Ich komme heute später zurück. Ich duelliere mich heute noch mit Seto Kaiba im Park. Mach's gut." Bei Tea, vor der Schule, 7:30: Nein, ich kann ihn nicht einfach direkt darauf anreden. Er würde doch etwas merken. "Guten Morgen, Tea." Als ich mich umdrehte, erblickte ich Yugi, der mich fröhlich wie immer anlächelte. "Hi." brachte ich mit heiserer Stimme heraus. "Was ist mir dir? Hast du etwa geweint? Was ist denn los?" Na klasse, selbst er hat's gemerkt. Wär ja auch kein Wunder. "Es ist... unbedeutend. Mach dir keine Sorgen." "Doch und ob ich mir Sorgen mache. Du bist schließlich meine beste Freundin und die heult doch nicht so ohne Grund einfach drauf los." "Aber Yugi." "Nichts aber. Es hat etwas mit gestern zu tun, nicht wahr? Mit Yami!" Obwohl vor ein paar Minuten meine Augen noch staubtrocken waren, füllten sie sich wieder. "Nein, es hat wirklich nichts mit ihm zu tun. Bitte glaub mir doch." Ich versuchte wenigstens ein bißchen glaubhaft zu wirken, doch meine Stimme versagte komplett. "Du kannst es mir doch sagen, er hört uns momentan nicht zu. Ich kann das blockieren." Er kam einen Schritt näher, wahrscheinlich um mich tröstend zu umarmen, doch ich wich zurück. "Verdammt Tea. Ich weiß doch, daß gestern etwas zwischen euch war. Also rede endlich." Verblüfft über seine etwas aggressive Ausdrucksweise hielt ich inne. "Es geht überhaupt nicht um Yami, sondern um meine Eltern!" platzte es aus mir hervor. Das war nicht geplant. "Heute morgen habe ich sie zusammen gesehen." Soll ich jetzt auch noch sagen wo und wie? Besser nicht. "Aber, ist dein Vater nicht..." "Nein, er ist angeblich trocken. Seit einem Jahr." "Vielleicht hatte das ja gar nichts zu bedeuten. Ich meine heute morgen." "Nichts zu bedeuten? Sie haben miteinander geschlafen." Yugi's Mund blieb offen stehen. Auch ich war etwas geschockt über meine Wortwahl. Ich hätte ja auch sagen können, sie haben die Nacht miteinander verbracht. Man, das ist zu peinlich. Normalerweise rede ich nicht über solche Dinge, nicht mal mit anderen Mädchen. Und jetzt? Genau vor Yugi. "Tja also, das ist ... eindeutig, würde ich sagen!" stotterte er. "Und was hast du jetzt vor?" "Keine Ahnung. Ich weiß noch nicht. Eigentlich will ich gar nicht nachhause. Wenn er dann noch da ist?" Einige Minuten sagte keiner von Beiden etwas. Yugi richtete seinen Blick nach rechts. Automatisch sah ich nach links, denn meine Worte waren mir noch immer ein bißchen peinlich. "Mach dir noch keinen Kopf. Am Nachmittag haben Yami und ich ein Match gegen Kaiba. Dahin wärst du doch sowieso gekommen oder nicht? Danach begleiten wir dich noch nachhause." Eigentlich wollte ich gerade heute nicht bei "seinem" Duell zusehen. Aber lieber nachhause gehen und aufs Unvermeidliche warten? "Na gut. Danke Yugi." "Wofür?" "Naja für... für dein Angebot ... mich nachhause zu bringen." "Eigentlich war es nicht meins. Es war Yami's!" sagte Yugi frech und hüpfte gelassen aufs Schulgelände. Was? Wieso? Das kann doch gar nicht sein. Wieso hat Yami? Ich weiß gar nichts mehr. Hat er nicht gesagt, er hört gerade nicht zu? "Tea! Kommst du?" rief mir Yugi zu. "Jaaa. Ich komme schon." Ich weiß nicht wieso, aber es ging mir auf einmal besser. Erstens war Yugi von seinem Verdacht abgelenkt und zweitens war es Yami wahrscheinlich gestern wirklich nur etwas peinlich. Mein Herz machte Freudensprünge. Klassenzimmer, 7.45: Als wir gemeinsam das Klassenzimmer betraten, pfiffen einige bereits anwesenden Jungs zu uns herüber. "Ah, das neue Traumpaar!" Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen doch unweigerlich streifte mich Yugi's fragender Blick. "Halt die Klappe du Idiot." antwortete ich schnippisch. Das von gestern hatte ich ja völlig vergessen. Wie soll ich ihm das nur erklären? Erstmal setzten wir uns an unsere Tische. Doch kurz darauf wand sich Yugi zu mir um. "Was war hier gestern los, Tea?" Ich konnte nicht verhindern, daß ich langsam rot wurde. "Nichts. Du kennst doch diese Nichtsnutze. Die denken sich doch immer irgendwelchen Schwachsinn aus, um uns zu ärgern!" Irgendwie sah er mit meiner Antwort nicht sehr glücklich aus. Zu meinem Unbehagen näherte sich auch noch Joey. "Hi Tea. Guten Morgen Yugi." "Morgen Joey." sagte Yugi, doch ich blieb still und sah weg. Ich war noch immer ziemlich sauer über das, was er gestern getan hatte. "Hey, Tea, Yugi. Es tut mir ehrlich leid, wegen gestern. Ich wollte die anderen echt nicht auf euch aufmerksam machen, aber ich konnte meine dämliche Klappe wieder mal nicht halten." Oh nein. Dieser Schwachkopf. Jetzt will doch Yugi sicherlich wissen, was genau passiert ist. "Ahh, vergiß es. Ist schon vergessen." erwiderte Yugi. Häh? Ich dachte, er weiß nichts von gestern! Wie kann das denn jetzt sein? "Danke, Kumpel. Ich wußte du verzeihst mir. Und was ist mit dir, Tea? Vergibst du mir auch?" "Klar und jetzt verzieh dich!" "Ist ja schon gut, ich bin schon weg. Macht's gut, wir sehen uns heute im Park!" "Ciao, Joey." Yugi's fröhlicher Blick wurde wieder ernster. Das war kein gutes Zeichen. "Also Tea, was war hier gestern los. Du kannst es nicht mehr leugnen." "Aber Yugi, du hast doch gerade eben vor Joey noch so getan, als wüßtest du was passiert sei. Wieso ...?" "Weil gestern Yami hier war und nicht ich. Joey und Tristan wissen noch nichts von ihm. Also mußte ich so tun, als wäre ich anwesend gewesen. Aber lenk nicht vom Thema ab." So ist das also. Jetzt verstehe ich. Naja, eigentlich hätt ich mir's ja denken können, aber was soll's. Jetzt muß ich ihm wohl oder übel die Wahrheit sagen. "Tja weißt du, gestern als du mir Yami vorgestellt hast, da haben wir ziemlich getrödelt, Yami und ich und ...." stotterte ich so vor mich hin. "Und?" fragte er voller Erwartung. "Und als wir dann endlich gemerkt haben, daß wir schon so spät dran sind, da hat mich Yami bei der Hand genommen und ist mit mir los gelaufen." "Ja was denn nun. Spuck's aus." "Leider haben wir vergessen uns los zu lassen, bevor wir in die Klasse kamen. Und Joey hat dann alle auf uns aufmerksam gemacht und da mich Yami noch immer an der Hand festhielt, halten uns jetzt alle für ein Paar." So, jetzt war es raus. Endgültig. Ich wartete. Wartete auf Yugi's Reaktion. Zuerst konnte er gar nichts sagen, sonder starrte mich einfach nur an. Doch ich sah, wie seine Mundwinkel anfingen zu zucken und plötzlich begann er, lautstark zu lachen. Ich fand das gar nicht komisch. Wieso lacht der nur darüber. Das ist doch nicht lustig, das ist eher traurig. "Was? Und das ist alles? Und ich dachte, es wäre etwas Schlimmeres." "Das ist überhaupt nicht komisch Yugi. Du warst doch gar nicht dabei. Also hör auf zu lachen." "Ist ja gut, ich hör schon auf." "Danke, das ist zu gütig von dir. Es muß ja hier nicht noch mehr Tumulte geben!" behauptete ich etwas wütend. "Ja, ja. Krieg dich wieder ein. Aber warum machst du deswegen so nen Aufstand. Sooo schlimm war das doch sicher nicht." "Wie gesagt, du warst nicht dabei." "Am Besten ist, ich frage Yami, der wird mir sicher alles haargenau erzählen." "Jetzt?" "Klar, wieso nicht? Hast du etwas dagegen?" Etwas nervös schüttelte ich den Kopf. Was, wenn Yugi jetzt wieder mit Yami die Plätze tauscht? Was, wenn er plötzlich wieder vor mir sitzt? Was, wenn ich ihn dann wieder anstarren muß? Was, wenn er wieder so abweisend zu mir ist? Ich kam nicht dazu, mich noch weiter meinem "Was wäre wenn- Spielchen" zu widmen, denn die Glocke läutete zur Stunde und schon kam Mr. Minamoto. Mann, daß der immer so pünktlich sein muß. Alle standen auf und dann kam genau das, was kommen mußte. "Guten Morgen, Miss Gardner, Mister Mouto. Wie ich sehe, sind sie ja heute pünktlich! Das ist sehr erfreulich. Dann können wir ja munter drauf los mit dem Unterricht beginnen." Ich hasse ihn. Das war alles, was ich in diesem Moment dachte. Doch auch schon im nächsten waren meine Mordgedanken verflogen. Mein Blick fiel erneut auf Yugi. Oder war es schon Yami? Ich wußte nicht, was bei den Beiden gerade vor sich ging. Ich starrte Yugi's/Yami's Kopf an, wieder mal, konnte jedoch nicht erkennen, ob sie sich gerade miteinander unterhielten, oder nicht. Geht das überhaupt? Ich meine, können sie sich per Telepathie unterhalten? Ich denke nicht, sonst hätte sich Yugi auch nicht so lautstark mit Yami in meinem Zimmer unterhalten. Aber wenn doch, reden die über mich? Über Yami und mich? Über Yugi und mich? Mir wurde ganz warm bei diesen Gedanken. Dennoch versuchte ich einen Klaren zu fassen und dem Unterricht zu folgen, so gut es ging. Schließlich war der Lehrer nicht so gut auf mich zu sprechen und konnte mir keine weiteren Ausrutscher mehr leisten. Breitengrade, Nordpol, Greenwich, alles Quatsch. Immer und immer wieder sah ich auf meine Uhr. Die Zeit schien still zu stehen, es kam mir zumindest so vor. Natürlich war ich nur aufgeregt und nervös. Ist er es, oder nicht? Ist es wirklich Yami, der dort vorne sitzt und so süß aussieht, obwohl ich nur seine Rückseite sehen kann? Oder spielt mir mein Gehirn wieder einmal Streiche. Wenn er sich doch nur umdrehen würde. Tea, du vergißt hier doch das Wesentliche. Denk doch noch mal nach, wie er dich gestern behandelt hat. So was läßt du doch nicht auf dir sitzen. Schon holte mich die Pausenglocke zurück auf den Boden der Tatsachen. Gespannt und immer noch total nervös starrte ich Yugi an. Na los, dreh dich doch endlich um. Mach schon. Und da, die ersten Anzeichen zum Aufstehen waren schon gegeben. "Hey Alter! Warte kurz." drang es von der Tür herein. Und schon nahm er wieder platz. Unser alter Freund Joey kam hereinspaziert. Wie immer im falschen Moment. Ganz toll. "Yugi, ich brauch unbedingt noch'n paar coole Zauberkarten. Kannst du nicht deinen Großvater fragen, ob er mir nicht Rabatt gibt, oder so was in der Art?" Das reicht. Das ist echt zu viel. Ich überwand meinen inneren Schweinehund, sprang auf, spazierte geradewegs auf die zwei Jungs zu und schlug mit einer Hand auf Yugi's Pult, wo sie auch verharrte. "Also jetzt mal Klartext, Freund!" sagte ich lässig und warf die andere Hand an meine Hüfte. Tja, was soll ich sagen, ich sah ziemlich cool aus, wie ich so dastand, doch in meinem Inneren war ich ganz und gar nicht cool. Beide wandten ihre Köpfe zu mir rüber, wohl etwas überrascht über meine energische Tat. Zu meinem Bedauern mußte ich leider feststellen, daß es doch nicht Yami war, den ich die ganze Zeit angeschmachtet hatte. Es war Yugi, der mich anstarrte, als wäre ich gerade der Hölle entflohen. "Was ist?" "Äh" Erschrocken nahm ich die eine Hand vom Pult um sie ebenfalls in die Hüfte zu stemmen. "Ich wollte nur wissen, ob du schon mit ..." ich kam ins Stocken. "Ob ich schon mit "ihm" gesprochen habe? Nein, wieso?" "Ach, nur so." Schon wieder wurde ich leicht rot. "Na gut, ich geh dann mal, wir sehen uns ja nach der Schule, so gegen 2 Uhr! Also dann. Bis später." Ich packte meinen Krempel und verschwand lautlos. Die Beiden blickten mir nur fragend nach. Nachdem ich die Klasse verlassen hatte, verbrachte ich den restlichen Tag, wie kann es auch anders sein, mit Grübeln. Mich beschäftigten vor allem die Fragen: Wieso war Yami so unfreundlich zu mir? Wie wird er sich verhalten, wenn er mich das nächste Mal sieht? Wie werde ich mich verhalten? Erstens, wenn ich Yami begegne und zweitens, wenn ich nachhause komme. Und vor allem: Wieso war es seine Idee, mich nachhause zu begleiten. Wie immer bekam ich nicht viel vom Unterricht mit. Zumindest ging es aber ziemlich schnell voran, im Gegensatz zur ersten Stunde. Eigentlich scheute ich mich vor dem Schulschluß. Denn dann würde es unweigerlich zu Augenkontakt mit ihm kommen und das war meine große Schwäche. Das Ende war schneller gekommen, als mir lieb war. Die Antworten auf meine Fragen waren wieder mal ausgeblieben und so machte ich mich, dem Schrecken in die Augen blickend, auf den Weg in den Schulhof. 13:56, Schulhof: Als ich meinen Fuß nach draußen setzte, kam mir ein unglaublicher Schwall von Schwüle entgegen, der mir unweigerlich einen unsichtbaren Schlag ins Gesicht versetzte. Meine nächste Aktion war, mir meine Jacke auszuziehen. Ebenfalls nahm ich meine Masche (weiß nicht wie das heißt, das Ding, das Tea halt trägt) ab und stopfte sie in meine Schultasche. Danach öffnete ich oben und unten ein paar Knöpfe meiner kurzärmeligen Bluse, die ich lässig über meinen Rock hängen ließ (Geben wir's zu hineingestopft schaut's doof aus). So machte ich mich auf den Weg, um Yugi und die anderen zu suchen. Schon nach ein paar Metern winkten mir ein paar Leute zu. Als ich näher kam, erkannte ich vier Personen. Joey, Tristan, Serenity und ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)