Hundeyoukai (fast) unter sich von Hotepneith (Die erste Staffel) ================================================================================ Kapitel 3: Wer wie wo? ---------------------- Danke an alle Kommi-Schreiber! Unsere Freunde müssen sich erst einmal ein wenig umsehen.... 3. Wer wo wie "Wir waren wohl ein wenig unbeherrscht", murmelte Akamaru und ließ sich auf der Klippe nieder: "Aber dieser arrogante Kerl....Er hat mich wirklich aufgeregt. Schlimm genug, dass wir uns mit jemandem abgeben müssen, der unseren Vater des Verrates bezichtigt. Nein, sein Bruder ist auch noch ein hanyou...von ihren Anhängseln wollen wir nicht reden. Dieser Sesshoumaru! Wagt es, dich so zurückzuweisen." Seine Schwester nahm eine Schüssel mit Wasser zur Hand und stellte sie vor ihren Bruder nieder, setzte sich ihm gegenüber: "Nun, es ist konsequent. Aber, dass das weibliche Wesen bei ihm ein Menschenkind ist, hat mich schon sehr aufgebracht." "Eifersüchtig?" Akamaru hob etwas die Brauen: "Das ist ein Gefühl, das einer Youkai-Prinzessin unwürdig ist." "Nenne es nicht Eifersucht. Eher ...nun, ich fühle mich in der Tat dadurch beleidigt." "Ich weiß, liebe, große Schwester...nee-chan. Nun, kannst du nachsehen, ob sie alle auf der Insel angekommen sind? Ich bin tatsächlich neugierig, wie rasch Sesshoumaru und sein hanyou-bruder ihre Menschen finden...oder ob unser Vater Recht hat, und sie sie erst finden, wenn sie schon tot sind. Das hofft er sehr. Er will sie leiden lassen." Shiro zuckte unmerklich die Schultern: "Bei dem hanyou nehme ich an, dass er Menschen gern hat. Aber bei Sesshoumaru?" Sie blickte in die Schüssel, hob etwas die Hand. Wellen bildeten sich kurz, dann erschienen Bilder: "Es sieht so aus, als ob alle auf der Skelettinsel angekommen sind, Akamaru. - Wie lautet der Befehl unseres Vaters?" "Er will es den Wesen der Insel überlassen. - Ich persönlich hätte ja einen direkten Kampf gegen die vom Westclan vorgezogen. Eine solche Falle, solch ein Spiel erscheint mir...unehrenhaft." "Ja, mir auch. Aber so lautet der Befehl unseres Herrn und Vaters." Shiro blickte in das Wasser: "Nun, vielleicht kommt es noch zu einem Schwertkampf." "Du wirst sicher den hanyou schlagen können, nee-chan." "Nein. Inuyasha überlasse ich in diesem Fall dir. Ich will meine Ehre selbst verteidigen." Sie sah auf: "Und das meine ich wirklich todernst, kleiner Bruder. Komm mir nicht in die Quere." "Du glaubst, du kannst gegen Sesshoumaru gewinnen?" "Akamaru...nichts gegen deine Fähigkeiten. Aber ich besitze eine, die du nicht hast." Sie deutete unmerklich auf das Wasser in der Schüssel vor sich: "Denke an die Pfeile, die ich von hier abschoss...und die ihr Ziel fanden." "Das ist wahr. Nun, liebe Schwester, zeige mir, was Sesshoumaru gerade tut. Und dann wollen wir nach dem schwächsten Glied der Kette suchen, diesem kleinen Menschenmädchen. Es ist doch seines. Also werden wir ihm zeigen, wie verängstigt sie ist, vielleicht sogar, wie sie stirbt. Der Befehl unseres Vaters lautet, dass er leiden soll." "Gut." Shiro hob erneut etwas die Hand. Das Wasser veränderte sich. Sesshoumaru war in der Landung etwas in die Knie gegangen, aber rasch aufgestanden, sah sich um. Er befand sich in einem lichten Wald, allein. Er hob etwas den Kopf, prüfte die Luft. Salzwassergeruch stieg ihm in die Nase. Er war nach wie vor am Meer. Es schien eine Insel zu sein. Gut. Waren alle auf eine Insel gebracht worden, hatte er Chancen, Rin und Jaken zu finden. Vor allem Rin konnte sich rasch in erheblichen Schwierigkeiten befinden. Er spürte um sich die Anwesenheit von Tieren, die sich vor ihm verbargen. Etwas entfernter war auch Youkai-Energie zu spüren. Aber Akamaru und Shiro schienen nicht auf der Insel zu sein. Es war wohl als Falle gedacht. Sie wollten sie töten, ohne sich selbst bemühen zu müssen. Nun, was konnte man auch anderes von der Familie eines Verräters erwarten. Er und Vater hätten damals doch den gesamten Südclan umbringen sollen, aber Vater hatte gemeint, dass er sich an einem Verräter nicht die Hände schmutzig machen wolle. Und dass die Zwillinge Ehrgefühl besäßen. Was das betraf, sah man ja im Moment, was das wert war. Erneut witterte er, ehe er sich langsam auf den Weg machte. Shiro blickte in ihre Schüssel: "Er scheint weder verwundert noch verwirrt zu sein." "Er ist ein Youkai und besitzt Selbstbeherrschung, nee-chan. Er wird mit Sicherheit der letzte sein, der stirbt. Wo ist das Menschenmädchen?" "Seins oder eines vom hanyou?" "Seines. Sie ist doch die jüngste, also wird sie am meisten Angst haben." "Wie du meinst, lieber, kleiner Bruder, otoki-chan." Akamaru bemerkte, dass seine Schwester die Augen etwas zusammenzog: "Was ist?" "Angst?" Sie blickte zu ihm: "Sieh ins Wasser." Er tat es. Rin war in einem Wald am Rande eines felsigen Berges gelandet. Sie hatte sich umgesehen. Da sie Sesshoumaru oder Jaken nicht entdeckt hatte, hatte sie beschlossen, hier zu warten, bis sie sie abholen würden. Sie zweifelte nicht eine Sekunde: weder daran, dass sie Sesshoumaru suchen würde, noch daran, dass er sie finden würde. Und falls sie jemand oder etwas angreifen würde, wäre er sicher rechtzeitig da, wie er es schon immer gewesen war. So hatte sie sich etwas Holz zusammengesucht, wie sie es gelernt hatte, Feuer angemacht und saß nun da. Da ihr bald langweilig wurde, begann sie zu singen. "Sie singt...?!" Akamaru starrte ins Wasser: "Das ist doch ein Menschenmädchen, oder ist sie wenigstens ein hanyou?" "Ihr Geruch war der eines Menschen. Und glaube mir, ich habe mich für sie interessiert." "Dann weiß sie wohl nicht, was für Gefahren auf sie warten. Sie muss sehr dumm sein." "Nein." Shiro sah mit seltsamen Ausdruck in die Schüssel: "Sie singt nicht irgendein Kinderlied. Es ist eines für Sesshoumaru. Hör sie dir doch an. Ich warte hier, bis du kommst, Sesshoumaru-sama...Sie vertraut ihm völlig." "Unmöglich. Ein Mensch, ein kleines Mädchen...und ein Youkai!" "Das liegt wohl in dieser Familie. Schon ihr Vater zog doch mit Menschen herum." Die Youkai-Prinzessin presste unmerklich die Lippen zusammen: "Ich frage mich nur, was er davon hat." "Ist das die Frage? In dieser Familie scheinen hanyou schicklich zu sein." "Sie ist zu jung dafür." "Vielleicht hat er sie als eine Art Lebensmittelvorrat? Es ist zwar in unseren Kreisen unüblich, Menschen zu fressen...?" "Sie vertraut ihm." Shiro sah wieder ins Wasser: "Nun, in jedem Fall ist es völlig sinnlos, ihm dieses Bild zu zeigen. Er wäre nur beruhigt." "Hm. Du hast Recht. Der Plan unseres Herrn Vaters scheint nicht ganz so zu werden, wie er es vorhatte. Nun, wie sieht es bei den anderen aus? Die Menschen sind gewiss verängstigt, allein in der Wildnis?" Sie betrachtete erneut ihre Schüssel: "Da haben wir das nächste Problem. Sie sind nicht allein." "Was ist da schief gelaufen?" "Ich weiß es nicht. Unser Bannkreis war stark genug. Womöglich hat einer der Menschen selbst magische Fähigkeiten, wahrscheinlich der Mönch. Oder gar mehrere. Aber sieh selbst." Miroku richtete sich in der Dunkelheit auf, prallte prompt mit dem Kopf an etwas. Mit einem leisen Wehlaut tastete er nach dem unerwarteten Hindernis, erkannte an der Form den Bumerang von Sango. Also war er hier nicht allein in der Finsternis. "Sango?" Keine Antwort. "Sango?!" Ein leises Miauen . "Kiara? Ist Sango auch da?" Er tastete neben sich, berührte Kleidung: "Sango...?" "Miroku..?" Sie antwortete mühsam: "Wo sind wir?" "Keine Ahnung. Hier ist alles dunkel. Aber der Boden tastet sich wie Stein, Fels. Wir scheinen in einer Höhle zu sein." "Und die anderen?" Sie richtete sich auf. Zu seiner Schande musste der Mönch gestehen, dass er weder Kagome noch Inuyasha bislang vermisst hatte. Ein leises Schnaufen: "Kunststück. Kaum bist du mit einem Mädchen allein im Dunkeln, schon denkst du gar nicht mehr." Er hätte protestierten wollen, aber Kiara verwandelte sich. Die Flammen um ihre Pfoten erhellten die Umgebung so, dass sie etwas erkennen konnten. "Danke, Kiara", sagte er daher nur und stand auf. Sango folgte diesem Beispiel. "Das ist keine Höhle, hoshi-sama", meinte sie: "Der Boden und die Wände bestehen aus einzelnen Steinen. Das muss jemand aufeinander getürmt haben." "Dann möchte ich diesem Jemand lieber nicht begegnen. Das sind ziemlich große Steine." Miroku starrte die Wand an: "Aber sie sind nicht behauen." "Trotzdem. Es scheint ein Tunnel zu sein. Gehen wir einfach einmal. Irgendwohin muss er ja führen. Und vielleicht finden wir Kagome und Inuyasha." "Gut. Dank Kiara haben wir Licht." Sie gingen vorsichtig in den Gang. Die Beobachter sahen sich an. "Diese Geschöpfe haben auch keine Angst. Ich dachte immer, Menschen fürchten sich vor unbekannten Situationen, vor Youkai..." Akamaru zuckte leicht die Schultern: "Nun, wir hätten uns denken können, dass Menschen, die mit einem hanyou oder einem Youkai durch die Lande ziehen nicht ganz gewöhnlich sind." "Schon." Shiro starrte wieder ins Wasser: "Aber das bedeutet auch, dass sich unser Herr Vater etwas geirrt hat." "Das macht nichts. Die Wesen dieser Insel sind alles andere als gastfreundlich. Sie heißt nicht ohne Grund Skelettinsel." "Möglich." Die Youkai-Prinzessin sah auf: "Das meinte ich nicht." "Was dann, nee-chan? Sind die Menschen tot, wird es auch der hanyou bald sein. Und dann auch der Youkai. Sterben sie nicht freiwillig auf diese Insel, werden wir beide eben nachhelfen. So hat es unser Vater befohlen." "Ja. Und wir werden diesem Befehl natürlich Folge leisten. - Aber ich finde diese Menschen wirklich interessant. Diese hier gehören doch wohl zu Inuyasha. Und dennoch verlassen sie sich nicht darauf, dass er kommt, sie holt, sie beschützt. Sie fühlen sich nicht auf ihn angewiesen. Das ist es, was mich irritiert. - Und dieser Katzenyoukai ist auch recht ansprechend." "Ja." Akamaru sah ins Wasser: "Soll ich ehrlich sein, Shiro? Irgendwie finde ich sie alle recht bemerkenswert. Aber natürlich stehen die Ehre unseres Vaters und die deine höher. Sie müssen alle sterben." "Wie konnte Sesshoumaru es auch wagen, zu behaupten, unser Vater sei ein Verräter an den Hundeyoukai, habe seinen Vater verraten? So zu lügen? Und das vor dem gesamten Heer bei einer so wichtigen Schlacht? Aber er scheint seinem hanyou-Bruder nichts erzählt zu haben. Inuyashas Ahnungslosigkeit wirkte auf mich glaubwürdig." "Ja. Er schien sehr erstaunt, wusste nicht einmal, wer wir sind. Überraschend, für den Erben eines so mächtigen Clans." "Im Augenblick wage ich sogar zu bezweifeln, dass er es ist." "Bitte? Meinst du etwa, Sesshoumaru hätte es gewagt, eine andere Youkai außer dir zu heiraten, gleich doppelt sein Wort und das seines Vaters zu brechen?!" "Nein." Shiro schien zu überlegen: "Nein, das denke ich nicht. So sehr wird er sich doch nicht vergessen haben. Aber...ich glaube, er hat seinem Mischlingsbruder nie gesagt, was ihre Familie ist, was sie für eine Macht hat...und dass er im Augenblick der Erbe des Ganzen ist." "Das wäre dumm von ihm." "Oder schlau. Weiß der hanyou nichts, kann er auch nichts einfordern." "Das ist wahr. - Apropos, was machen eigentlich die anderen Besucher der Skelettinsel?" "Inuyasha ist im Norden, in dem Nebelwald. Das andere Menschenmädchen ist mit dem Fuchskind zusammen. Sie befinden sich in dem Felsengebiet östlich des Hauptberges. Der kleine Krötenyoukai...oh, er ist wohl im Mangrovensumpf. Wie passend.." "In der Felswüste? Ist das nicht das Jagdgebiet des Leopardenyoukai?" Akamaru sah interessiert auf: "Dann wird sie sicher nicht mehr lange leben." "Ja, es wird Nacht. Und der Kröterich...die Flut kommt. Und mit ihr auch die Wesen des Meeres." "Morgen früh werden wir sehen, wer die Nacht überlebt hat." Kagome raffte sich etwas mühsam auf. Bei dem Sturz durch das Portal hatte sie Shippo auf dem Arm gehabt, ihn auch nicht losgelassen und hatte beim Aufprall auf den Boden vermeiden wollen, auf ihn zu fallen. "Wo sind wir?" Er sprang auf ihre Schulter: "Das sieht aber sehr einsam aus." "Ja." Sie drehte sich um. Sie waren in einem kleinen Canyon gelandet. Alles hier war felsig. Oberhalb des Canyon schien es auch nur Steine und Felsen zu geben. Niemand sonst war zu sehen. "Inuyasha?" rief sie fragend: "Sango? Miroku?" Keine Antwort. "Ich denke, sie sind woanders gelandet." Shippo drehte den Kopf: "Wir müssen sie suchen." "Ja. Gehst du bitte runter?" "Klar." Er sprang auf den Boden: "Warum?" "Damit ich an meinen Bogen und die Pfeile komme. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass uns die beiden Hundeyoukai hier hergeschickt haben, wenn es hier nicht gefährlich ist." Sie sah sich nochmals um: "Aber im Augenblick spüre ich nichts." "Ich kann auch niemanden hören oder so." "Dann gehen wir einfach einmal diesen Canyon entlang. Dorthin...Da scheint es abwärts zu gehen. Und irgendwann muss der ja enden. Vielleicht bekommen wir dann einen besseren Überblick, oder wir treffen einen der anderen." "Ja." Shippo hopste neben ihr, als sie sich auf den Weg machten. Inuyasha erwachte aus der Bewusstlosigkeit mit dem alarmierenden Gefühl einer Gefahr. Noch nicht ganz wieder bei klaren Sinnen, sprang er auf, die Hand an Tessaiga. Dann erst blickte er sich um. Was er sah, bestätigte seine übelste Vermutung. Er war allein. Diese fremden Hundeyoukai hatten wohl wirklich jeden einzeln irgendwohin geschickt. Er müsste zusehen, dass er seine Freunde fand. Und das konnte sich als ziemlich schwierig erweisen. Er stand hier in einem dichten Nebel. Einzelne schwarze Skelette um sich konnte er als abgestorbene Bäume identifizieren. Er war hier wohl in einem Wald. Der Nebel war so dicht, dass er keine zehn Meter weit sehen konnte. Zudem verhinderte er, dass er seine Nase richtig einsetzen konnte. "Kagome?!" rief er probehalber, aber die Nebelsuppe um ihn verschluckte seine Stimme. Na toll, dachte er. Nichts sehen, nichts hören und nichts riechen. Wie soll ich da die anderen finden? Wenn sie überhaupt auch hier sind. Aber allzu weit weg können sie nicht sein. Nach allem, was ich von solchen Bannkreisen und Portalen weiß, hätte es unverhältnismäßig viel Energie gekostet, jeden extra weit auseinander zu schicken. Und diese Typen waren zwar sauer auf Sesshoumaru- und in einer Art Familienhaftung auch auf ihn selbst- aber sie hatten nicht den Eindruck gemacht, dumm zu sein. Also hatten sie sich wohl ihre Kräfte gut eingeteilt. Folglich konnte er die anderen finden. Denn darauf verlassen, dass Sesshoumaru sie finden und ihnen helfen würde, konnte er ja wohl schlecht. In welche Richtung sollte er gehen? Eigentlich war es egal. Es gab nichts wahrzunehmen in dieser Suppe und es blieb nur zu raten. So begann er vorsichtig loszugehen. Bald entdeckte er, dass er sich in einem toten Wald befand. Ob hier immer Nebel war und die Bäume dadurch abgestorben waren? Oder war etwa der Nebel giftig? Aber er konnte nichts feststellen. So wagte er es, normal zu atmen, ging aber langsam weiter, immer auf Scherereien gefasst, die Hand am Schwert. Aber lange geschah nichts. Irgendwann stellte er fest, dass der Nebel etwas lichter wurde. Erleichtert sah er über sich die Bäume etwas grüner werden. Es tat richtig gut, aus dieser toten Gegend herauszukommen. Aber um ihn war nach wie vor Nebel und dieser und das zunehmende Kronendach schufen ein unwirkliches Halbdunkel. Nichts war zu hören, nichts war zu wittern. Dennoch spürte er plötzlich jenes menschliche, unterbewusste Ahnen einer Gefahr, das Prickeln im Kreuz und das unwillkürliche Anspannen. Zu kampferfahren, um die Warnung nicht zu beherzigen, warf sich Inuyasha sofort zur Seite, rollte ab. Sogar damit war er nicht schnell genug. Ein Energiestrahl folgte seiner Bewegung, zog eine lange, schmerzende Spur selbst durch sein Feuerrattengewand, über die Schulter, die Wirbelsäule entlang. Inuyasha sprang auf, riss Tessaiga hervor, das sich rasch verbreiterte. Sein Angreifer tauchte aus den Nebelschwaden auf. Es war ein Youkai in Menschengestalt, ein Schwert in der Hand. Der Fremde griff sofort wieder an. Ein Schwenk seiner Klinge und ein erneuter Energiestrahl raste auf den hanyou zu, der mit Tessaiga diesen Angriff um Haaresbreite an sich vorbeilenken konnte. Wieder ein Angriff. Inuyasha wurde klar, dass er sich im Augenblick nur verteidigen konnte. Die Energie des anderen war stark. Und der war schnell und sicher und gut. Er musste sich schleunigst etwas einfallen lassen, um die Windnarbe einsetzen zu können. Dazu kam, dass er die Brandwunde am Rücken schmerzhaft spürte. Um sich aus der misslichen Lage zu befreien, sprang er einen weiten Satz zurück, schlug seine Klinge auf der Linie, die das kaze no kizu bildete. Er konnte zwar nicht mit aller Kraft schlagen, aber der Unbekannte musste zunächst einmal parieren, konnte nicht wieder angreifen. Das verschaffte Inuyasha die Zeit, die er brauchte, um mit all seiner Kraft erneut die Windnarbe auf den Fremden zurasen zu lassen. Der konnte abwehren, verlor dabei aber sein Schwert. Der hanyou nutzte diese Chance ohne zu zögern. Keuchend blieb Inuyasha stehen und starrte auf den Toten. Irgendwie musste er plötzlich daran denken, dass der fast geschafft hatte, was schon so viele versucht hatten: ihn zu töten. Er hatte die besten Chancen dazu gehabt, vor allem bei diesem ersten Angriff aus dem Hinterhalt. Was soll es, dachte er. Der Kerl war gut, sehr gut. Aber jetzt ist er tot und ich lebe. Also bin ich besser. Er schob Tessaiga zurück in die Scheide. Wenn hier solche Typen rumliefen, konnten seine Freunde rasch in ziemlichen Problemen stecken. Es wurde wirklich Zeit, dass er Kagome und die anderen fand. Der Nebel wurde hier lichter und so rannte er mit raschen Sprüngen weiter: "Kagome?!" Kagome und Shippo blieben stehen, als sie um eine Ecke des Canyons bogen. Vor ihnen lag das Ende des schmalen Tales, ein vielleicht zwanzig Meter Durchmesser habender Kessel. An der gegenüberliegenden Seite führte eine Art Pfad hinauf. Das war die gute Nachricht. Die schlechte bestand in dem Wesen, das an der linken Seite des Kessels vor einer Höhle saß. Shippo sprang instinktiv zurück. Der Unbekannte war ein Youkai, in Menschenform. Allerdings war sein Gesicht nur sehr bedingt menschenähnlich. Er hatte keine Haare und über Kopf und Gesicht zogen sich schwarze Flecken auf beiger Haut. Seine Hände endeten in glitzernden Krallen. Er saß auf einem Stein und betastete ein linkes Bein. Seine Hose war blutig gefärbt. Er blickte auf, zu seinen Besuchern. "Guten Abend", sagte Kagome höflich: "Entschuldige. Wir wollten dich nicht stören. Wir wollten hier nur hinaufgehen. - Bist du verletzt? Kann ich dir helfen?" Der Leopardenyoukai musterte sie perplex. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte ein Wesen ihn angesprochen, geschweige denn, ein Mensch. Immerhin waren er und seinesgleichen dafür bekannt, auch die harmlosesten Leute zu fressen, die ihnen zu nahe kamen. Aber das hier war etwas anderes. Instinktiv jagte er alles, was vor ihm floh. Und das taten seine Besucher nicht. Im Gegenteil. Dieses Menschenmädchen kam langsam näher. Sah sie nicht seine Klauen, seine Eckzähne? Kagome hatte das durchaus gesehen, aber sie zog schon zu lange mit jemandem durch die Lande, der Fangzähne und Klauen hatte und sie dennoch beschützte, um daran auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Sie sah nur, dass da jemand verletzt war, wohl ihre Hilfe benötigte. "Lass mich mal sehen..." Sie kniete nieder, ließ ihren Rucksack, Bogen und Pfeilköcher zu Boden gleiten. Shippo hatte in dem Unbekannten durchaus einen Leopardenyoukai erkannt, aber da Kagome so gelassen blieb, unterdrückte der Kleine sein Herzklopfen. Sie wusste vermutlich, was sie da tat. Aber er blieb etwas hinter ihr. Kagome schob vorsichtig das Hosenbein empor, was der Youkai sich gefallen ließ. Irgendwie spürte er, dass dieses schwache Geschöpf ihm helfen wollte- und konnte. "Oh je, das sieht aber böse aus. Du hast wohl einen Kampf hinter dir? Die Wunde hat sich entzündet. Warte. Ich habe etwas zum desinfizieren dabei..." Sie suchte hastig in ihrem Rucksack, genau beobachtet von zwei gelben Augen. "Hier. Das ist Jod. - Wenn ich es darauf tue wird es für einen Moment sicher wehtun, aber dann wird es abheilen." Der Leopard wusste, dass seine Verletzung sich entzündet hatte, es ihm die nächsten Tage sicher unmöglich machen würde, zu jagen, vielleicht sogar sein Bein absterben lassen würde. Was immer sie da vorhatte, konnte es unmöglich schlimmer machen, als es schon war. Also ließ er zu, dass sie das Mittel behutsam auf seine Verletzung strich. Es schmerzte tatsächlich, aber seine Nase verriet ihm, dass es sich um ein Heilmittel handelte. "Danke", sagte er daher: "Du bist eine Priesterin, eine miko, spüre ich." "Ja. Ein Bann hat mich hierher geschickt. Weißt du, ob noch andere Menschen hier sind?" "Nein. Aber es wird bald Nacht und die Jäger sind unterwegs. Wenn du willst, kannst du heute Nacht in meiner Höhle schlafen." "Oh, danke." Kagome hatte keine Ahnung, dass die Höhle eines Leopardenyoukai noch nie einen angenehmen Aufenthaltsort für einen Menschen gebildet hatte. "Das ist sehr nett von dir." Der Youkai zog prüfend die Luft ein, konnte aber keine Angst bei ihr feststellen, nichts, was seinen Angriffsinstinkt ausgelöst hätte. So nickte er: "Ich werde hier wachen. Vielleicht erfahre ich von den Nachtjägern etwas über andere Menschen." Er schob sein Hosenbein hinab, fragte dann aber doch: "Du hast schon bemerkt, dass ich ein Leopardenyoukai bin?" "Du hast Hilfe gebraucht und ich konnte sie dir geben." Sie packte zusammen. "Danke jedenfalls, dass wir bei dir übernachten können." Sie ging in die Höhle und Shippo folgte ihr etwas beunruhigt. Als sie sich auf das Strohlager setzte, sprang er in ihre Arme: "Kagome..." flüsterte er: "Bist du sicher, dass wir hier bleiben sollten?" "Es ist sicherer hier als draußen. Du hast doch gehört, dass es hier Jäger gibt, wahrscheinlich auch Youkai. Und der hier scheint uns dankbar zu sein." "Er ist ein Leopardenyoukai!!!" "Ja? Dann kann er uns sicher beschützen. Und vielleicht erfährt er, wo die anderen sind. Inuyasha, Sango, Miroku..." Shippo gab auf. Jaken hatte mit nichts weniger als großer Begeisterung festgestellt, dass er in einem morastigen Gebiet gelandet war. Für ihn riesige Bäume stiegen in den Himmel, über ihm ragten Luftwurzeln. Er musste nachdenken, ehe ihm einfiel, dass er schon einmal in einem solchen Bezirk gewesen war, mit Sesshoumaru-sama. Es war ein Mangrovenwald, am Rande des Meers, bei Flut überschwemmt, bei Ebbe Morast. Entsetzt sah er sich um. Das bedeutete, dass jetzt Ebbe war. In welche Richtung sollte er nur gehen, um an Land in Sicherheit zu sein, wenn die Flut kam? Und wann kam die Flut? Und was gab es hier für Lebewesen, die ihn zum Fressen gern haben würden? Er fasste den Kopfstab fester. Das war das einzige, was ihn hier verteidigen würde, denn er machte sich keine Illusionen. Wenn Sesshoumaru-sama auch hier war, würde er gewiss zuerst nach Rin suchen, ehe er zu ihm kam. Solange war er auf sich allein gestellt. Wohin sollte er nur gehen? Er blickte zum Himmel. Wenn es erst einmal dunkel war, wäre es mit Sicherheit gesünder für ihn, an festem Land zu sein. Aber wohin sollte er nur gehen? Er lauschte angespannt. Da er links von sich etwas wie ein Rauschen zu hören glaubte, nahm er an, dass dort das Meer sei und wandte sich nach rechts. Hoffentlich war er aus diesem Morast draußen, ehe es dunkel wurde. Und ehe die Flut kam. Er konnte nicht so richtig schwimmen. ******************************************************* Die Zwillinge ahnen noch gar nicht wie bemerkenswert diese Truppe sein kann. Das nächste Kapitel heisst denn auch " Ein Alptraum- für wen?". Wer so nett ist, einen Kommi zu hinterlassen, bekommt auch eine ENS, wenn es on ist. bye Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)