Abraxas von CriD (Die Sehnsucht in mir) ================================================================================ Kapitel 45: Ian --------------- Ian *Das ist er nicht, Abraxas. Schau richtig hin.* Der Vampir blinzelte verwirrt. Was sagte Kain da? Das sollte er nicht sein? Aber – aber, er saß doch vor ihm - genauso wie er ihn in Erinnerung hatte. *Täusch dich nicht selbst. Schau richtig hin! Das ist er nicht.* Der Blonde richtete sich verunsichert auf und musterte Abraxas scheu. Er hielt sich noch immer die Seite. Sein Obergewand war zerrissen und blutbeschmiert. Nacktes Fleisch schimmerte zwischen den Fingern hervor. Der Junge war aschfahl und doch war selbst die Art, wie er sich ächzend gegen die Wand lehnte, um Kraft zu schöpfen, den Blick halb gesenkt, aber die Lippen störrisch aufeinander gepresst - genauso wie es Ensyis immer getan hatte. Alles an ihm war Ensyis und er sollte es nicht sein? Abraxas wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Er wusste, dass der Jäger tot war. Er selbst hatte seine leblose Hülle vor sich liegen sehen. Der seelenlose Leib, dem die Wärme entwichen war, die schönen Augen für immer vor dem Leben verschlossen - konnten ihn seine Augen, seine Erinnerung denn so täuschen? Vorsichtig machte er auf den jungen Mann einen Schritt zu, hob die Hand und wollte ihn an den Schläfe berühren. Im letzten Moment hielt er inne. Und wenn es doch nur eine Illusion war? Wenn er ihn berührte würde der Zauber verfliegen und Ensyis wäre wieder so tot, wie er ihn in Erinnerung hatte. Der Blonde wich nicht zurück, gebannt hing er an Abraxas Zügen. Noch immer spiegelte Furcht in seinem Antlitz und doch mischte sich sachte Faszination darunter. Wer war dieser Fremde? Blaue Haare - wie eigenartig. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Er war diesem Vampir nie zuvor begegnet. Da war er sich sicher und doch hatte er etwas an sich, das ihm vertraut erschien. Eine kleine Nuance, in dem körpereigenen Geruch des Fremden, die er irgendwo schon einmal aufgenommen hatte. Und gleichzeitig war er ihm doch völlig unbekannt. Er kannte ihn nicht. Kannte ihn nicht und doch hatte er ihm zweifelsohne das Leben gerettet, einfach so, aus dem Nichts heraus. Für die Beiden schien die Zeit still zu stehen. Weder hörten sie die fernen Kampfgeräusche, die dumpfen Schläge aufeinander prallender Waffen, Körper, die zu Boden fielen und das zischende Plätschern spritzenden Blutes. Auch vernahmen sie nicht das knisternde Feuer um sie herum – die gierigen Flamen, die nach den Vorhängen lechzten, Holz zerfraßen und hässliche Löcher zurück ließen. Niemand roch den Gestank verbrannten Fleisches, niemand hörte das Aufseufzen gebrochener Seelen, die zum Himmel eilten, niemand. Sie hörten nichts und schwebten einen Augenblick nur ganz alleine in ihrer eigenen Welt – fernab von den Gräueln der Realität, weit weg im Land der Illusion, gehüllt in den sanften Mantel der Erinnerung. „Wer seid ihr, Herr?“, fragte der junge Mann fasziniert, schlug die roten Augen nieder und der Zauber zerbrach augenblicklich. Abraxas wich ächzend zurück, hielt sich eine Hand vor den Mund, während sein Blick, wie irre über den Jungen hetzte. „Du bist ein Vampir!“, keuchte er entsetzt. In Abraxas’ Inneren krampfte sich eine kalte Hand um seine Eingeweide, schien sie heraus reißen zu wollen. Wie hatte er das übersehen können? Rote Augen – Hektisch trat er an ihn heran, strich ihm grob eine Haarsträhne beiseite. Der Blonde wich erschrocken zur Seite und krümmte sich stöhnend zusammen – die Seitenverletzung hatte er völlig vergessen. Den blauhaarigen Vampir kümmerte es nicht. Voller Abscheu fixierte er die spitzen Ohren, die unter dem blonden Haar zum Vorschein gekommen waren und auch seine Aura, dunkel und verzerrend, wie bei jedem Vampir. Wie hatte er ihn nur für einen Menschen halten können? Angewidert wich er zurück. Wie konnte das sein? War Ensyis gar nicht tot gewesen? Hatte ihm Yenath kurz vor der Hinrichtung etwa von seinem Blut zu trinken gegeben? *Das ist Unsinn Abraxas. Und das weißt du*, schimpfte Kain und übernahm einen kurzen Moment die Kontrolle über den gemeinsame Körper. „Wie heißt du, Junge?“, wollte er wissen. Seine Stimme klang kühl, verscheuchte noch den letzten Zauber der lieblichen Verwirrung und auch der blonde Vampir fand den Weg in die Wirklichkeit zurück. „Ian, Herr“, murmelte er erschrocken und verbeugte sich hastig. Plötzlich begann er zu zittern. „Entschuldigt bitte! Ich weiß, dass es mir untersagt ist einfach mein Zimmer zu verlassen, aber auf einmal war überall Lärm und es brannte.“ Ian sah auf und Abraxas erhaschte einen Blick auf unendlich traurige Augen in denen Angst regierte. Aber schon konnte er Abraxas kühlen Blick nicht mehr standhalten und der junge Vampir sah hastig wieder zu Boden. Der Moment war zu schnell vorbei gewesen, als dass Abraxas etwas klar erkennen hätte können, aber er glaubte doch so etwas wie Resignation in seinen Augen ausgemacht zu haben und - tiefe Verzweiflung. Ensyis Augen hatten niemals einen derartig gequälten Ausdruck gehabt. Jetzt da er ihn länger und genauer betrachtete erkannte er auch immer mehr Unterschiede. Ian trug die blonden Haare viel länger als Ensyis. Er war nicht dick – aber trotzdem stämmiger, als der gertenschlanke Ensyis und, was Abraxas jetzt besonders auffiel, der blonde Vampir war kleiner und auch jünger als es der Freund zum Zeitpunkt seines Todes gewesen war. Ian ging ihm gerade so bis zur Schulter und schien kaum älter als achtzehn Sommer zu sein. Wie eigenartig, denn trotzdem blieb es das selbe Gesicht und die selbe Stimme mit der er nun auch sprach: „Bitte bestraft mich nicht.“ Abraxas horchte verwirrt auf. Ian schien die ganze Zeit gesprochen zu haben, ohne dass er es bemerkt hatte. Endlich riss er sich zusammen, straffte sich und zwang sich, sich seiner Umgebung und der Realität wieder voll bewusst zu werden. Schlagartig kehrte die Hitze des Feuers zurück, das Knistern und das ferne Schreien vom Burghof her. Abraxas machte einen Schritt zurück und stieß mit den Fuß gegen die blutverschmierte Klinge des gefallenen Kriegers. „Ich tu dir nichts“, hörte er sich zu seiner eigenen Verwunderung, ebenso wie Kains, sagen. *Nein, tust du nicht?*, fragte Kain nach. *Entschuldige bitte, wenn ich was verpasst habe, aber. Er – Vampir, offensichtlich in einem miesen Zustand. Du – seit Jahren mit nichts anderem beschäftigt, als Vampire umzubringen. Erkennst du den Fehler?* Abraxas ignorierte ihn, verschränkte stattdessen die Arme und musterte Ian weiterhin skeptisch. Irgendetwas stimmt nicht und das war nicht nur die Tatsache, dass der Blonde seinem toten Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten war. Abraxas war nie zuvor einem Vampir mit so wenig Selbstbewusstsein begegnet, wenn er die eigene Person einmal außen vor ließ. Aber das lief außerhalb der Wertung und war seit langer Zeit vorbei. Ian hingegen schien sich endlich wieder ein bisschen zu fassen. Er lehnt an der Wand hinter ihm und hielt sich so gut es möglich war fest - es schien ihm schwer zu fallen alleine aufrecht zu stehen, aber das Zittern hatte nachgelassen, wenngleich seine gebeugte Haltung immer noch von tiefer Verunsicherung und Angst zeigte. Ian hob kaum den tief zwischen den Schultern versteckten Kopf, als er fragte: „Was geschieht denn nur?“ Und wieder antwortete Abraxas nicht auf die Frage des jungen Vampirs. Stattdessen wollte er wissen: „Wie alt bist du?“ Mit dieser Frage schien der blonde Vampir nicht gerechnet zu haben, denn er runzelte irritiert die Stirn, als er antwortete: „Etwa fünzig Jahre, Herr.“ Ratlos zuckte er mit den Achseln „Ich weiß es nicht genau.“ Abraxas schwieg nachdenklich. Fast doppelt so alt, wie er selbst und Ensyis war sogar noch jünger gewesen. Das räumte nun auch die letzten Zweifel beiseite. Bei Ian konnte es sich unmöglich um seinen toten Bruder handeln und auch eine eventueller Zwilling von dem Abraxas bisher nichts gewusst hatte, schloss sich somit vorne herein aus. Und trotzdem. Nur ein flüchtiger Blick in Ians verstörtes Gesicht reichte aus um sämtliche Zweifel wieder allgegenwärtig zu machen. Sie sahen sich zu ähnlich. Ruckartig wandte er sich ab, ließ den Vampir stehen und trat mit dem Fuß nach einem umgefallenen Sessel, der ihm im Weg lag. Die Hitze um die Beiden herum war mittlerweile schier unerträglich geworden, wenn er noch länger wartete würde er nicht mehr weiter kommen. Dann hätten ihn die Flammen vollends eingeschlossen. „Wo wollt ihr hin?“, fragte Ian verwundert und Abraxas blieb erneut stehen, drehte sich halb um und warf ihm einen kühlen Blick zu, unter dem der Blonde erschrocken zusammen zuckte. Er schien allen verbliebenen Mut zusammenkratzten zu müssen um weiter zu sprechen. „Dort geht es nur tiefer in die Burg hinein“, sagte er leise. Seine Augen schweiften unsicher auf den Boden und hoch zu Abraxas und wieder auf den Boden, als erwartete er jeden Moment von ihm harsch unterbrochen zu werden. Aber Abraxas schwieg nur und wartete, wodurch Ian tatsächlich den Mut fand noch etwas hinzufügen. „Außer Lord Meantoris und Lord Yenath ist dort niemand mehr. Ich komme von dort.“ Abraxas horchte auf und drehte sich nun vollends wieder zu Ian um. „Du... kennst Yenath?“, fragte er lauernd, bereute seinen Tonfall aber im nächsten Moment schon, als Ian noch einmal ein ganzes Stückchen kleiner wurde, als er hastig nickte. Was war denn mit diesem Kerl nur los? Fünfzig Jahre alt und in dieser Zeit keinen Funken Selbstbewusstsein entwickelt? *Und ich dachte, du wärest schlimm gewesen*, lachte Kain abfällig, aber Abraxas konnte darauf nur zustimmend nicken. Ian warf wirklich jegliche Vorstellung von einem normalen Vampir über den Haufen. Konnte es am Ende sein, dass er ebenso noch seine Seele besaß, wie Abraxas selbst? Die letzte Frage sprach er laut aus, ahnte die Antwort aber bereits als sich Ians Gesicht einmal mehr verstört verzog. „Natürlich nicht“, antwortete er leise. „Wie kommt ihr darauf?“ Aber auch darauf erhielt er keine Antwort und wagte es nicht ein zweites Mal zu fragen. Abraxas musterte ihn abschätzend, dann schlug er die Augen nieder – war auch egal. „Yenath ist noch im Gebäude?“, fragte er stattdessen und Ian nickte schüchtern. „Ja, in Lord Meantoris Turm. Sie wollten auf jemanden warten.“ Oha... also rechnete man doch mit seinem Kommen. Abraxas seufzte innerlich. Musste er Meantoris doch gegenüber treten? Hoffentlich war der Magier bereits tot – er konnte keinen Klotz am Beine gebrauchen, der ihn noch zunehmen behinderte. Meantoris war gefährlich genug. „Verschwinde von hier und lauf soweit weg, wie du kannst“, sagte Abraxas und wandte sich endgültig zum Gehen „Diese Nacht wird niemand überleben.“ Ohne ein weiteres Wort machte sich Abraxas daran noch tiefer in das Gebäude einzudringen. Er ignorierte den verwirrten Blick, mit dem ihm Ian hinterher sah und es interessierte ihn auch nicht mehr, als der Blonde sich tatsächlich eilig umdrehte und davon lief. Er wusste nun wohin er musste. Meantoris Turm. *War das klug?*, fragte Kain nach einer kleinen Weile, in der Abraxas sich seinen Weg durch brennende Flure und dichten Qualm gebahnt hatte. „Was?“ Abraxas trat nach einem heruntergefallenen Holzbalken, der unter lauten Krachen den Gang entlang schlitterte und weitere Einrichtungsgegenstände mit sich riss. Glühenden Funken wirbelten vor seinem Gesicht nach oben und der Vampir kniff erschrocken die Augen zusammen, als er spürte wie sich die Enden seiner Wimpern unter der Hitze kräuselten. *Warum hast du ihn gehen lassen?* Der Vampir zuckte mit den Achseln und machte einen Satz über einen liegengelassenen Toten hinweg. Man konnte nicht einmal mehr erkennen ob es sich um einen Vampir oder einen von Liliths Kriegern handelt, so entstellt war der schwarz verkohlte Leichnam. „Spätestens auf dem Hof bringt ihn jemand um“ Abraxas hustete schwer, als schwarzer Qualm in seine Lungen drang. „Ich wollte keine Zeit verlieren.“ *Dafür hast du dich erstaunlich lange mit ihm unterhalten*, meinte Kain ungerührt. Abraxas schwieg und konzentrierte sich lieber auf den brennenden Gang vor ihm. Folgte er noch dem richtigen Weg? Kain ließ sich davon aber nicht abhalten weiter zu sprechen. *Ich kann ja verstehen, dass dich sein Äußeres verunsichert hat, aber wenn du jetzt jeden Vampir ziehen lässt, der die selbe Nase wie Ensyis hat, kannst du deinen Ruf vergessen.* „Könnten wir das vielleicht später klären?“, fragte Abraxas genervt und sprang hastig zur Seite, kurz bevor ein riesiger Türflügel knarrend zusammenbrach - eben auf die Stelle, an der Abraxas so eben noch gestanden hatte. „Ich bin gerade etwas beschäftigt“ *Oh das sehe ich – keine Bange. Vorsicht, abgebrochener Fensterrahmen* Abraxas wich ihm aus. *Aber mir ist gerade so langweilig – du läufst ja nur und es interessiert mich schon warum du gerade jetzt deine weiche Seite entdeckst. Dir ist klar, dass du gleich deinem schlimmsten Feind gegenüber stehst?* Abraxas schwieg beharrlich. *Diese Nacht wird niemand überleben, hast du gesagt. Meinst du das ernst?* Erst schien es so, als wollte der Vampir nicht antworten, dann aber fragte er doch äußerst langsam und gedehnt. „Worauf willst du hinaus?“ *Suchst du den Tod?* „Nein“, antwortete Abraxas, eine Spur zu heftig um überzeugend zu wirken. Er spürte wie Kain fragend eine Augenbraue hob. „Ich werde Yenath umbringen – wenn das mein Tod ist, soll es so sein, aber ich gehe nicht alleine.“ *Ist es das wert?*, fragte Kain leise. *Was wird Shantel dazu sagen?* Abrupt hielt der Vampir in seiner Bewegung inne und wäre um ein Haar von einem herabstürzenden Wandteppich getroffen wurden, hätte er nicht noch einen reflexartigen Ausfallschritt zurück gemacht. So streiften ihn nur der kleinste Teil an der Schulter, welcher aber auch genügte um sich in den starren Ledermantel hineinzubrennen. Hastig wischte er die verbliebenen Glutfunken von seiner Kleidung und ignorierte den stechenden Scherz der sich in seine nackten Handrücken brannte. „Willst du mich zum Umkehren bewegen?“, fragte Abraxas lauernd und erhielt eine Antwort aus einer völlig anderen Richtung, als er erwartet hatte. „Dafür ist es ein bisschen spät.“ Der Magier wartete kaum mehr zehn Schritte von ihm entfernt vor einem Treppenzugang. Obwohl auch Velcon von flammenden Mobiliar nur so eingekesselt war, erreicht ihn doch keiner der umherfliegenden Funken, Sie zerstoben bevor sie ihn erreichen konnte, auch die Flammen leckten nur zögernd an seinen Ärmeln, konnten ihm aber nicht anhaben. Selbst der überall umherwabernde schwarze Qualm machte einen weiten Bogen um den weißhaarigen Riesen. „Meinst du nicht?“ Abraxas verzog abfällig das Gesicht. Der schon wieder. „Wolltest du nicht zu Meantoris?“ , knurrte er leise und bewegte sich langsamer, als es ihm möglich gewesen wäre auf Velcon zu. Der nickte ruhig und bedachte Abraxas mit einem spöttischen Lächeln. „Ja, aber ich hielt es für angebracht noch auf dich zu warten. Deine glorreichen Rachepläne muss ich unbedingt aus nächster Nähe beobachten.“ Abraxas Gesicht wurde noch finsterer, als es eh schon war – woher wusste der Kerl das schon wieder? Aber er stellte diese Frage nicht. Es wäre eh sinnlos gewesen Velcon hätte nicht geantwortet. Stattdessen drehte er sich zu dem Treppenaufgang. „Komm her“, forderte er und Abraxas tat ihm den Gefallen, wenngleich mit einer derart bösen Grimasse, die manchen starken Mann ob des bloßen Anblicks in die Flucht geschlagen hätte. Velcon hielt diesem Blick ungerührt stand. Das Treppenhaus brannte lichterloh. Die Stufen waren kaum mehr vorhanden, Schwarzrote Glut säumte den Weg nach oben. Holzbalken und Geröllsteinen waren aus den Wänden herausgebrochen und hinabgefallen, versperrten den Weg noch zunehmend. Und dort sollten sie entlang? „Wir müssen einen anderen Weg suchen“ Abraxas wollte sich schon zum Gehen wenden, als ihn Velcon mit einer harschen Geste zurück hielt. „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist der schnellste Weg.“ Was im nächsten Moment geschah, würde Abraxas eine lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf heraus gehen und ihn noch häufig nachts in seinem Schlaf verfolgen sollen. Velcon trat ohne Vorwarnung mitten in die Flammen hinein und wurde sogleich gänzlich von ihnen verschlungen. Dem Vampir entfuhr ein ersticktes Keuchen als er nach vorne hechtet und mitten in die Flammen hinein griff um den Magier wider besseren Wissens herauszuziehen. Aber der feurige Schmerz auf den er sich bereits vorbereitet hatte, blieb aus. Stattdessen griff seine Hand ins Leere, nur um im nächsten Moment Velcons unversehrte Kleidung zu ertasten. Der Magier lächelte spöttisch. „Vielen Dank – aber eine Rettung wird nicht vonnöten sein.“ Velcon griff nach Abraxas Arm und zog ihn mit sich. „Komm.“ Der Vampir verstand nicht wirklich was geschah. Um sie herum waren noch immer Flammen und als er einen Blick zurückwarf, stellte er fest, dass sie sich hinter ihnen auch sofort wieder zu einer undurchdringbaren Flammenwand schlossen. Er spürte die Hitze, das schier unerträgliche Brennen auf seiner Haut. Die Luft die zu heiß und schwer zum Atmen war. Sie mussten in dieser Flammenhölle sterben, alles andere war völlig unlogisch, aber sie taten es einfach nicht. Stattdessen führte ihn Velcon sicheren Schrittes die Treppe hinauf. Die Flammen teilten sich um ihn strichen sacht über seinen Körper, konnten ihm aber nichts anhaben ebenso wenig wie Abraxas selbst. Erst nach dem sie wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten – Stein und kein schwellendes Holz, ließ Velcon ihn los. Verunsichert sah Abraxas zurück. Wie zur Provokation stürzte das Treppengemäuer in diesem Moment gänzlich in sich zusammen, versperrte den Weg zurück und schimpfte jede Behauptung dass sie noch eben diese Stufen hinaufgeklettert waren Lüge. „Komm, es ist nicht mehr weit“ Nur mühsam gelang es Abraxas seinen Blick abzuwenden. Velcons Stimme war ihm wie von sehr weit weg vorgekommen. Der Blick mit dem er den Magier nun maß war noch immer voll tiefer ehrlicher Abneigung und doch mischte sich nun zum ersten Mal so etwas wie leise Anerkennung darunter. Der Magier nahm es gelassen hin, sagte nichts dazu und wand sich zielsicher nach links. Abraxas folgte dem Gang mit den Augen und blieb an einer riesigen Schwingtür haften. Unverkennbar – er kannte diese Symbole. Meantoris hatte sie auch an seinem alten Ratssaal anbringen lassen. Sie waren da. Abraxas atmete noch einmal tief durch, bevor er sich straffte und rasch zu Velcon aufschloss. Eigenartigerweise war hier oben kaum Verwüstung vorzufinden, auch brannten nur spärliche Flammen aber das würde sich sicher bald ändern. Es war nur eine Frage der Zeit bis das Feuer aus dem zerstörten Treppengang auch auf diese letzten Schutzzone übergriff und alles zerfressen würde, wenn nicht gleich der ganze Turm einstürzte. Kain fragte sich leise, wie sie denn – gesetzte dem Fall – sie würden den bevorstehenden Kampf überleben, jemals wieder aus dieser verfluchten Burg entkommen sollten? Aber weder Abraxas noch Velcon schienen sich darum jetzt noch Gedanken zu machen. Entschloßen traten sie an die riesige Tür heran und Velcon legte noch vor Abraxas eine Hand auf das kunstvollverzierte Holz. Es riss die Tür entzwei. Abraxas riss die Arme nach oben um sich vor dem mörderischen Splitterflug zu schützten und sprang mit einem gewaltigen Satz durch den entzweigerissenen Torbogen. Er brauchte keinen Augenblick um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Seine hochentwickelten Vampirsinne und Kain gaben ihm auch so einen absolut exakten Überblick der Lage. Mit einem Schrei, der nicht von dieser Welt war, hetzte er nach vorne auf Yenath zu, der lässig neben Meantoris an den dessen Thron lehnte. Abraxas fuhr seine Krallen aus, sprang und hätte den Braunhaarigen Vampir mit einem entschlossen Schlag auf der Stelle enthauptete wäre der noch dort gewesen wo er eben gestanden hatte. Der Vampir schlug ins Leere, hatte aber keine Zeit mehr sich zu wundern, als ihn auch schon ein mit unmenschlicher Kraft geführter Schlag in die Magengrube traf. Ächzend entwich sämtliche Luft aus Abraxas Lungen, ließ ihn augenblicklich sämtliche Körperspannung verlieren und er wäre haltlos zu Boden gestürzt, hätte ihn nicht sofort jemand an den Haaren gegriffen und brutal herum gezerrt. Abraxas konnte gar nicht so schnell begreifen, wie er einem nassen Sandsack gleich zurückgeschleuderte wurde und gegen Velcon prallte. Mit einem dumpfen Aufschlag gingen beide Männer zu Boden. „Na na na…” Abraxas Augen weideten sich kaum merklich, als er die schnarrende Stimme seines ehemaligen Meisters vernahm, der sich nun majestätisch aus seinem Thron erhob. „Yenath, Abraxas. Ist das denn eine Art mit seinem Bruder umzugehen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)