Abraxas von CriD (Die Sehnsucht in mir) ================================================================================ Kapitel 34: Abkommen -------------------- Abkommen Für einen Jungen war Yuuryon an und für sich recht zierlich und schmal. Vielleicht nicht ganz so gedrungen, wie Abraxas, doch kam er an dessen hochgeschossenen Wuchs bei Weitem nicht heran. Umso erstaunlicher war deswegen, das nicht zu verachtende Gewicht des Flussmenschen, welches Abraxas nun schon eine ganze Weile empfindlich auf den Rücken drückte. Dem Vampir war es ein Rätsel, wie der Dieb bei dem nicht gerade sehr sanften Gang seines Pferdes schlafen konnte, aber irgendwie hatte es der Flussmensch tatsächlich fertiggebracht. Die Arme sanft um Abraxas geschlungen, den Kopf auf seiner Schulter und mit ruhigen Atemzügen, schaukelte Yuuryon bei jedem Pferdeschritt hin und her, so dass Abraxas fürchten musste, dass er am Ende noch herunterfiel. Und schnell voran kamen sie auf diese Weise auch nicht. Zwei Tage waren sie nun schon unterwegs und von dem angeblichen Tempel war noch immer nichts zu sehen. Auch hatte Abraxas schon lange keine anderen Wesen mehr gespürt, die man nach dem Weg hätte fragen können. Nur ab und zu, zeigten sich im dichten Untergehölz des Waldes die scheuen Blicke der Bewohner und waren so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen war. Nun aber herrschte um sie herum schwärzeste Nacht, so dass es selbst der Vampir schwer hatte mehr als ein paar Armlängen voraus zu sehen. Er würde bald einen Platz finden müssen, an dem sie rasten konnten. Auf einem kleinen Waldstück, auf welchem die Bäume etwas weniger dicht wuchsen als anderswo, hielt Abraxas schließlich an und versuchte vorsichtig abzusteigen. Yuuryon hatte sich aber derartige an ihn gekrallt, dass es Abraxas schon ein bisschen mehr als sanfter Gewalt bedurfte um sich aus seiner Umarmung zu lösen. Aber selbst davon ließ sich Yuuryons Schlaf nicht stören, sondern er begann, zwar langsam, aber beharrlich, zur Seite Richtung Boden zu kippen. Für einen kurzen Moment spielte Abraxas mit dem Gedanken ihn einfach fallen zu lassen, fing ihn dann aber doch im letzten Moment auf und hob ihm vorsichtig vom Rücken des Tieres. Sofort trabte der Rappe ein Stück weit davon und begann zu grasen. Nachdem Abraxas Yuuryon an einer halbwegs trocken aussehenden Stelle abgesetzt hatte, suchte er etwas Holz zusammen, das er zu einem Stapel aufschichtete und entzünden wollte. Es hatte den vergangenen Tag fast ununterbrochen geregnet, so dass Abraxas schon froh war, dass ihre Kleidung wenigstens wieder halbwegs trocken war, trotzdem griff er halbherzig nach den Feuersteinen, welche er immer bei sich trug und versuchte das nasse Holz zum Brennen zu bringen. Aber schon nach wenigen Versuchen musste der Vampir einsehen, wie erfolglos dieses Unterfangen bleiben würde und gab frustriert auf. Noch immer tropfte es ab und an leise von den Bäumen, aber einen trockeneren Platz würde er für diese Nacht nicht finden. Schaudernd zog Abraxas den Mantel etwas enger um den Körper - es würde eine sehr kalte Nacht werden - und setzte sich zu Yuuryon. Sofort kuschelte sich der Flussmensch etwas näher an ihn und brachte Abraxas beinahe dazu erschrocken aufzuspringen. Berührungen jeglicher Art, mit Ausnahme derer Shantels, waren ihm fremd und unangenehm. Anderseits verströmte Yuuryon angenehme Wärme. Ergeben fügte sich Abraxas endlich seinem Schicksal und schloss die Augen. Wenn er denn nicht jede Nacht so verbringen musste... Noch immer hing die Nacht stockfinster im dichten Geäst, der tief verflochtenen Baumzweige. Kein Wind ging, kein Vogel war zu hören und doch wurde die Stille des schlafenden Waldes jäh unterbrochen. Eine schemenhafte Gestalt, deren helle Haut im Dunkel der Nacht noch stechender als sonst hervortrat, begann sich leise aufzurichten und einige Schritte in den Wald hineinzulaufen. Die Bewegungen wirkten geschmeidig und fast war kein Laut zu hören - fast, bis Yuuryon an einer Baumwurzel hängen blieb und beinahe zu Boden gestürzt wäre. Ein leiser Fluch wich über seine Lippen, aber er war kaum ausgesprochen, als der Flussmensch auch schon erschrocken die Hand auf den Mund presste und ängstlich über die Schulter zu Abraxas zurücksah. Aber der Vampir schlief tief und fest. So leise wie möglich richtete sich der Dieb wieder auf, strich einen Buschzweig beiseite und setzte seinen Weg in das Waldinnere fort. Yuuryon war nicht sicher wohin er wollte. Aber Wohin war an und für sich auch nicht so wichtig. Schließlich hatte er ein Ziel und das hieß 'weg'. Wohin war im Moment egal, weg reichte für den Anfang vollkommen. Als er sich sicher war, von Abraxas weit genug entfernt zu sein, dass er ihn nicht mehr hören konnte, wagte es Yuuryon endlich tief Luft zu holen. Ein erleichterter Seufzer drang über seine Lippen - der erste Teil war geschafft. Nun musste er nur noch möglichst viel Strecke zwischen sich und dem Vampir bringen und sobald er den nächsten See gefunden hatte, konnte Abraxas ihm sowieso nichts mehr. Yuuryon grinste siegessicher. Es hatte etwas gedauert, aber nun war er wieder vollkommen Herr der Lage. Es hatte ein paar Komplikationen gegeben, aber jetzt war dieser ganze Albtraum vorbei. Der Vampir würde seiner Wege ziehen und er konnte nach Mersawjez zurückkehren. Halleluja! Jetzt, da er sich etwas sicherer fühlte wagte es Yuuryon erstmals seine Umgebung etwas genauer zu mustern. Das Buschwerk des Waldes war dicht in einander verwachsen, so dass es Yuuryon schwer fallen würde, schnell voranzukommen, ebenso würde aber auch Abraxas mit seinem Pferd Probleme bekommen. Noch immer brach kein einziger Lichtstrahl durch die Bäume, so dass Yuuryon, der nicht über die guten Augen Abraxas' verfügte, kaum die Hand vor Augen sah. Aber sein natürliches Gespür, für alles Lebendige um ihn herum reichte vollkommen aus um ihn halbwegs sicher durch das verworrene Pflanzengewächs des Waldes zu führen. Ruhig verharrend legte Yuuryon den Kopf in den Nacken und sog suchend Luft durch die Nase ein. Es dauerte einen Moment, doch dann hatte er den Geruch des Wassers gefunden. Der vertraute Duft und das leise Plätschern des spritzenden Nass, welches sich glitzernd seinen Weg zwischen den scharfkantigen Steinen entlang suchte und sich schließlich in einem rasenden, alles hinfort reissenden Strom vereinte, der gurgelnd in der Tiefe verschwand, ließ Yuuryons Herz höher schlagen - ja das war das, was er suchte. Zielstrebig setzte er sich in Bewegung. Aber schon nach wenigen Schritten, blieb Yuuryon wieder stehen, hob alarmiert den Kopf und versuchte in der Dunkelheit des Waldes etwas auszumachen. Zwar konnte er es nicht sehen, aber er spürte es mit jeder Faser seines Körpers - er war nicht mehr allein. Klammheimlich hatte sich eine fremde Gestalt zu ihm gesellt und beobachtete ihn nun lauernd aus der Finsternis heraus. Yuuryon schluckte leise und bemühte sich die langsam aufkeimende Panik niederzukämpfen. Abraxas konnte es nicht sein, den hätte er nicht spüren können. Aber mitten in der Nacht, alleine im Wald konnte auch jemand anders als der Vampir zur potentiellen Gefahr werden. "Hallo? Ist da wer?",fragte Yuuryon flüsternd und erschrak beim zittrigen, gehetzten Klang der eigenen Stimme. Keine Antwort erfolgte. Der Wald blieb stumm und beobachtete ihn weiter. Was sollte er denn nur tun? Wo war der Fremde? War es wieder dieser Velcon? Aber nein, nicht einmal Abraxas hatte den Magier spüren können, wie sollte dann er? Yuuryon schüttelte gehetzt den Kopf, versuchte die aufkommende Angst zu vertreiben, aber einmal losgelassen, verschwand das schwarze Monster bei weitem nicht mehr so schnell, wie es gekommen war und Yuuryons Phantasie beflügelte es zu immer neuen, größeren und schrecklicheren Formen. Betont langsam drehte sich der Flussmensch in die Richtung, aus der er das Wasser gerochen hatte, fasste sich ein Herz und marschierte los. Für einen Moment geschah nichts und Yuuryon wollte beinah aufatmen, als er hörte wie sich das schwarze Monster ebenfalls in Bewegung setzte - direkt hinter ihm. Keine zehn Meter entfernt. Er hätte sich nur umdrehen müssen und Yuuryon hätte sehen können, was ihn da verfolgte. Aber umdrehen? Dafür brauchte man Mut. Den hatte er nicht. Außerdem brauchte man zum Umdrehen Zeit - Zeit, die man lieber für etwas sinnvolleres nutzen konnte. Yuuryon rannte los. Hinter ihm hörte man es erschrocken aufjapsen - erstaunlich hoch für ein Ungeheuer der Tiefen - dann setzte sich das Monster auch schon in Bewegung. Der Dieb drehte sich nicht um. Es war da! Es war hinter Ihm. Es RANNTE ihm nach! Nein, da war für umdrehen wirklich keine Zeit. Gehetzt brach Yuuryon durch das Untergehölz, zerkratzte sich Gesicht und Arme, schlitterte den glitschigen Moosboden entlang und riss auf seiner atemlosen Flucht tief hängende Zweige und Ranken von den Bäumen. Er bemerkte es nicht. Das Monster war da! Und es kam näher! Yuuryon hörte, wie es hinter ihm ächzend durch das Geäst brach, hörte es leise fluchen und jubilierte innerlich, dass er nicht der Einzige war, der im Wald Probleme hatte zu rennen. Doch es nützte nichts. Langsam, jedoch beharrlich kam es ihm näher, war fast heran und ... "Raaaaaah!!!! Bleib mir gefälligst vom Leib!" Das Ungeheuer blieb verdutzt stehen. "Hey... Warte doch mal..." Da! Es hatte gesprochen! Er sollte warten! HA! Yuuryon mochte naiv sein, aber so dumm war er dann doch noch nicht. Ohne nachzudenken holte er noch einmal alles aus sich heraus und trieb seine Beine an noch schneller zu laufen. Das Ungeheuer seufzte. Metall klirrte. Ein Sirren durchschnitt die Luft, Yuuryon spürte einen Widerstand und stürzte fast zeitgleich ins Unterholz. Schon wollte er aufspringen, konnte sich aber nicht einmal aufrichten, sondern knallte wieder mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Schreckensbleich wand Yuuryon den Kopf und sah an seinem Körper hinab. Um die Beine herum hatte sich ein dünnes, aber umso stabileres Seil geschwungen, dessen eines Ende in einem schweren Metallstück endete, während die andere Seite - Yuuryon erstarrte - die andere Seite endetete in den Klauen des Ungeheuers, welches ihn entnervt anstarrte. "Bleibst du jetzt hier, oder muss ich dich erst zusammenschlagen, bis du mir zuhörst?", fragte Monster gereizt und machte einen Schritt auf Yuuryon zu. Es kam näher! Für einen Moment spürte Yuuryon den starken Impuls zu schreien, dann aber trat Monster etwas aus dem Schatten und ermöglichte einen genaueren Blick auf das Ungeheuer. Yuuryon blieben die Worte im Halse stecken. Aber jetzt war es keine Angst sondern ehrliche Überraschung, die den Hauptausdruck in Yuuryons Gesicht bestimmten. Das Ungeheuer war gar kein Ungeheuer. Vor ihm stand ein kräftiger Mann, vielleicht anfang dreißig, dem die schwarzen Haare störrisch ins Gesicht hingen, dessen Kleidung aussah, als hätte sie auch schon so einiges erlebt und welcher eine große Ledertasche lässig über die Schulter geschwungen hatte. Am auffälligsten war aber wohl der kunstvoll verzierte Waffengürtel, den der Fremde offen zur Schau trug und an dem die verschiedensten exotisch anmutenden Waffen hingen. Sie klirrten bei jeder Bewegung des Unbekannten. Aber halt, kannte er ihn den wirklich nicht? Yuuryon verengte die Augen zu Schlitzen und versuchte so etwas mehr im Zwielicht zu erkennen. Merkwürdig... Wirklich vertraut waren ihm die Züge nicht, aber unbekannt war auch etwas anderes. Und dann auf einmal konnte Yuuryon fast hören, wie der eiserne Hebel vibrierte und unter lautem Getöse einrastete. Natürlich! Das war der Sath, der noch vor drei Jahren in Mersawjez gelebt hatte. Und im selben Moment, wie Yuuryon Xhal erkannte, fügten sich auch alle anderen verbleibenden Puzzelteile zu einem großen Ganzen zusammen und Yuuryon verstand endlich. Nur wenige Dämonen hatten Xhal persönlich gekannt - mit Ausnahme vielleicht der Nundu, mit denen er immer wieder aneinander geraten war - aber von dem Massaker vor drei Jahren im Hause des Jägers hatte wohl jeder gehört, der in Mersawjez lebte. Die Erzählungen vom Tod der Halbdämonin und des jungen Jägers hatten schnell die Runde gemacht und natürlich wusste Yuuryon auch von dem Vampir, der in die ganze Sache involviert gewesen war. Der Vampir... "Du bist Xhal, oder?",fragte Yuuryon leise, zog die Beine an und versuchte das Seil abzustreifen. Xhal beobachtete ihn dabei, machte aber keinerlei Anstalten ihm zu helfen. Dann nickte er zögernd, eine Bewegung, die in der Dunkelheit, fast nicht zu erkennen war. "Ja, der bin ich. Wo wolltest du hin?" Yuuryon hatte die letzte Seilwindung abgestreift und richtete sich wankend auf. Beim Sturz hatte er sich den linken Ellenbogen aufgeschürft, der jetzt heftig zu pochen begann. "Weg",antwortete er ausweichend und wand den Kopf ab. Ehrlich gesagt wollte er das immer noch. Abraxas würde nicht ewig schlafen und er wollte weit von ihm entfernt sein, wenn er seinen Verlust bemerkte. Xhal nickte nachdenklich, verschränkte die Arme und sah Yuuryon ernst an. "Tut mir leid, aber das werde ich nicht erlauben können. Ich möchte gerne, dass du bei ihm bleibst." Yuuryons Augen weiteten sich. "Bis du von Sinnen?",kreischte er erstickt. "Der Kerl bringt mich früher oder später um. Dort kann ich nicht bleiben!" Aber Xhal lächelte unerbittlich. "Möglich. Aber das Risiko musst du eingehen, wenn du die Belohnung haben willst." Der Dieb wurde hellhörig. "Belohnung?",echote er scheinbar desinteressiert, aber der gierige Blick sprach Bände und Xhal lächelte zufrieden in sich hinein. Scheinbar hatte er den Kerl richtig eingeschätzt. "Ja Belohnung. Ich bin der Jäger, den man auf Abraxas angesetzt hat und ich bekomme eine nicht gerade zu verachtende Summe, sobald ich ihn beim Zirkel abliefere. Wenn du bei ihm bleibst, wäre ich bereit diese mit dir zu teilen." Es war nur einen Moment lang still, bis Yuuryon schon wieder fragte:"Wieso?", und was viel wichtiger war, "Wie viel?" Xhal beantwortete die letzte Frage zuerst. "Genug möchte ich meinen. Es wird nicht zu deinem Nachteil sein. Und warum..." Der Jäger hob die Hand und fuhr sich nachdenklich übers Kinn. "Ich warte auf den richtigen Augenblick um Abraxas zu stellen. So wie ich jetzt bin, habe ich keine Chance. Aber der Vampir macht es mir schwer ihm zu folgen. Seine Wege werden immer verworrener und ich brauche immer länger ihm folgen zu können. Wenn das so weiter geht, verliere ich ihn bald ganz aus den Augen." Yuuryon verstand nicht ganz. "Ja und? Das ändert sich doch nicht, nur weil ich wieder zurückgehe! Oder behindere ich ihn so sehr?" Der Jäger lächelte zustimmend. "Das auch, aber ich würde dich gerne mit einem Ortungszauber belegen, so kann ich dich immer finden und wenn du bei Abraxas bist... An ihn komme ich leider nicht lange genug nah heran um das selbe zu tun." So war das also. Yuuryon sollte also praktisch als Wegweiser für den Jäger dienen. Die Idee war nicht dumm. "Ein Zauber, sagst du?",fragte Yuuryon skeptisch. Xhal nickte. "Ja, aber keine Angst. Er ist vollkommen ungefährlich" -'habe ich mir sagen lassen',fügte er in Gedanken nur für sich selbst hinzu und schenkte Yuuryon ein aufmunterndes Lächeln. Der Flussmensch schluckte. "Und ich krieg die Hälfte, von deiner Bezahlung?" "Ja... Vorausgesetzt du bist bis zum Ende bei ihm. Ansonsten natürlich nicht." Nachdenklich verschränkte Yuuryon die Arme und legte den Kopf in den Nacken. An und für sich hatte er keine Lust zu dem verrücktem Vampir zurückzukehren. Aber es war allgemein bekannt, dass Jäger nicht allzu schlecht bezahlt wurden. Es gab genug junge Leute, die weniger aufgrund dem besonderen Drang zum Schutze der Menschheit zum Jäger wurden, als vielmehr wegen der guten Aussicht auf das schnelle, große Geld. "Also?",unterbrach Xhal seinen Gedankengang. Er hatte nicht die ganze Nacht Zeit. Der Flussmensch zögerte nur noch einen Moment, dann machte er eine zustimmende Geste. "In Ordnung. Sprich deinen Zauber. "Xhal lächelte zufrieden -Nichts anderes hatte er erwartet - zog eine Schriftrolle hervor, entrollte sie und begann die Worte zu sprechen. Yuuryon stand einfach herum und fühlte sich nutzlos. Die Laute Xhals waren ihm fremd. Sie klangen bedrohlich und - holprig. "Ähm, hast du das schon mal gemacht?",fragte Yuuryon besorgt. Der Jäger schüttelte verneinend den Kopf. "Oh, na dann..." Schon bereute der Dieb seine Entscheidung. Nach kurzer Zeit hatte Xhal seinen Zauber bereits beendet, verstaute die Schriftrolle wieder in seiner Tasche und sah zu Yuuryon. "Am besten du wirfst dich noch irgendwo in eine große Matschpfütze. Sonst kann Abraxas mich riechen und ich glaube, das wäre für uns Beide von Nachtteil." Yuuryon blinzelte verwirrt. "Wie? Das war es jetzt schon?" "Ja. Was hast du erwartet?" Ratlos hob der Flussmensch die Schultern. "Keine Ahnung, aber ich fühle mich nicht anders. Woher weißt du ob es funktioniert hat?" "Das lass mal meine Sorge sein. Geh jetzt lieber!" Mit diesen Worten packte Xhal Yuuryon an der Schulter und drehte ihn in die Richtung aus der er ursprünglich gekommen war. Zögernd machte sich Yuuryon auf den Weg, blieb aber schon nach kurzen Schritten wieder stehen, sah zu Xhal zurück und wollte ihn noch etwas fragen, aber der Jäger war verschwunden. Dort wo er eben noch gestanden hatte, war alles leer und nur noch der leicht eingedrückte Waldboden zeugte davon, dass dort einst jemand gestanden hatte. Achselzuckend machte sich Yuuryon auf den Weg. Eine Matschlache zu finden, war weniger kompliziert als er erwartetet hatte. Kein Wunder immerhin hatte es den vergangenen Tag nur geregnet. Ratlos stand Yuuryon einen Moment vor der dreckigen Pfütze, schloss dann ergeben die Augen und ließ sich der Länge nach hineinfallen. Dunkles, widerwärtig riechendes Wasser spritze platschend nach oben und Yuuryon bereute sofort seine Tat. Hustend richtete er sich wieder auf und versuchte den widerwärtig Schleim aus Nase und Augen zu bekommen. Eines war jedenfalls sicher. Der Schlamm stank bestialisch. Wenn der Vampir jetzt noch Spuren von Xhals Geruch finden konnte, war er wirklich ein Genie. So sicher wie es Yuuryon mit den verklebten Augen noch möglich war, wankte er zum Lager zurück. Ihm leuchteten zwei rote Punkte entgegen. Der Dieb brauchte einige Zeit, bis er begriff, dass es die Augen Abraxas' waren, die ihn ernst musterten. Verdammt, er war wach! Unsicher trat Yuuryon von einem Bein auf das andere, steckte die Hände in die Hosentaschen, zog sie aber sofort wieder heraus, als er auch darin glitschigen Matsch vorfand. "Was hast du gemacht?",fragte Abraxas kühl. "Ich bin gestürzt!",antwortete Yuuryon prompt - eine Nuance zu schnell. Abraxas Miene gefror noch ein Stückchen mehr. Yuuryon hätte nicht gedacht, dass das möglich gewesen wäre. "Das sehe ich", kommentierte Abraxas eisig, "Ich will wissen, wo du gewesen bist." Gute Frage! Sehr gute Frage! Warum musste sie Abraxas stellen? Diesmal aber reagierte Yuuryon richtig. Trotzig verschränkte er die Arme und meinte im schnippischen Ton. "Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber im Gegensatz zu dir muss ich Nahrung zu mir nehmen. Und irgendwann muss das auch wieder raus!" Unwillkürlich musste Abraxas lächeln. Zwar spürte er instinktiv, dass Yuuryon nicht die Wahrheit sprach, aber seine Dreistigkeit verblüffte ihn doch immer wieder. Nachgiebig sah er zu Boden und machte eine abwinkende Handbewegung. "Geh schon",murmelte er friedlich, "und wasch dir irgendwo das Zeug vom Körper. So wie du stinkst nehme ich dich nicht mit auf meine Pferd. Sonst kannst du rennen!" Ohne noch ein Wort zu sagen machte Yuuryon auf dem Absatz kehrt und verschwand erleichtert wieder im Wald. Das wäre also geschafft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)