Der Tag, an dem wir uns trafen
//Der gesamte Palast war in Aufruhr. Die Sklaven huschten nur so durch die Gänge. Isis verstand den ganzen Tumult nicht. Es ging hier doch nur um einen Mann.
Gelangweilt saß sie in ihrer Kammer und achtete nicht auf ihre Umgebung.
"Isis? Hallo, hast du mir überhaupt zugehört?"
"Wie bitte? Verzeih, Miriam, doch ich war in Gedanken."
Miriam, eine junge Priesterin mit welligen roten Haaren und blau-grünen Augen seufzte gespielt und fuhr fort: "Ich habe gefragt, ob du nicht auch auf die Ankunft Seth' gespannt bist. Ich habe gehört, er soll unglaublich gut aussehen. Und ich, als Priesterin der Nephtys, die Frau des Gottes Seth, darf ihn empfangen. Das ist ja so genial!"
Isis verstand diese Priesterin einfach nicht. Wie konnte man trotz eines Gelübdes nur so... mannstoll sein? Es war eine Beleidigung, für die Göttin, die sie repräsentierte, für die gesamte Priesterschaft des Palastes und für den Pharao. Glaubte sie etwa, nur weil Nephtys eine der weniger mächtigen Gottheiten war, achtete niemand auf sie? Eben jene Göttin, die Seth verließ, weil er nicht in der Lage war, Kinder zu zeugen und stattdessen sich mit seinem und ihrem Bruder Osiris vereinigte. War es denn dann noch ein Wunder, dass Seth Osiris in Stücke gehauen hat?
"Nur weil eure Schutzgötter ein derartiges Verhältnis zueinander hatten, muss dass noch lange nicht auch für euch gelten", erwiderte Isis mahnend.
Verächtlich drehte Miriam sich um und ging.
"Olle Spießerin...", murmelte sie, doch die Schwarzhaarige hörte es genau.
Diese stand nun auf und begab sich ebenfalls in die Gänge. Nirgends waren Wachen zu sehen, alle befanden sie sich bei den Räumlichkeiten des Pharaos oder seines Sohnes, Prinz Atemu. Der Herrscher Ägyptens war sehr besorgt, da Seth nicht nur berüchtigt für sein Temperament und schlechtes Benehmen war, nein die drei Seher des Palastes, Yolanda, Sheridan und Isis selbst hatten in letzter Zeit immer häufiger düstere Visionen.
Als wäre das noch nicht genug, kam noch das Getümmel durch die Vorbereitungen auf Seth' offizielle Amtsverleihung - sein Vater, der Hohepriester war gestorben und er musste nun sein Recht als Nachfolger vom Pharao bestätigen lassen - und das zur Zeit unglaublich schwüle Wetter hinzu. Isis plagten schreckliche Kopfschmerzen und sie rieb sich ihre Schläfen. Dabei übersah sie eine Stufe und stolperte. Ihr Körper machte sich bereits auf den Aufprall gefasst, als plötzlich zwei starke Arme sie festhielten und hoch zogen. Verwirrt sah sie nach oben um das Gesicht ihres ,Retters' sehen und blickte in zwei saphirblaue Augen.
"Der Pharao sollte seinen Priesterinnen wirklich mehr zu Essen geben, so zierlich wie ihr seid."
Die Seherin erkannte den Mann, der sie nun verschmitzt anlächelte, sofort wieder. Sie hatte sein Antlitz bereits in ihren Träumen erblickt. Doch selbst wenn sie ihn nicht gekannt hätte, der goldene Millenniumsstab, den er bei sich trug, hätte ihn ausgewiesen. Auf einmal fiel ihr auf, wie eng sie doch an seinen Körper geschmiegt war und löste sich mit roten Wangen von seiner muskulösen Gestalt. (*sabber*)
"Seth", rief sie aus und verbeugte sich vor ihm, "wir hatten euch nicht so früh erwartet. Ich bin Isis, Priesterin der Muttergöttin selbst. Verzeiht, dass der Palast noch nicht ganz bereit für eure Ankunft hier ist, doch für ein Gemach ist bereits gesorgt."
"Keine Sorge, ich werde ohnehin nicht lange bleiben."
"Da wäre ich mir an eurer Stelle nicht so sicher."
Seth blickte sie verwundert an, stütze sich mit einem Arm gegen die Wand und beugte sich näher zu Isis hinüber.
"So? Nennt mir einen Grund, warum ich länger hier verweilen sollte, als nötig."
Sie sah ihn ernst und kühl an.
"Es liegt ein Schatten über dem Palast! Und er wird täglich bedrohlicher. Der Tod zieht schon seine Runden, auf der Suche nach einem Opfer. Die anderen Seher des Pharao sind der Ansicht, dass der Grund dafür allein ihr seid."
"Die anderen Seher? Nun, dann würde mich interessieren, was ihr dazu denkt, da ihr eine ebensolche zu sein scheint."
Isis musterte ihr Gegenüber kurz und antwortete dann: "Ich wage es erst mir solche Aussagen zu erlauben, wenn ich der Person gegenüber stehe. Und von euch scheint nichts bedrohliches auszugehen."
"Ach nein?", fragte Seth mit einem bösen Grinsen im Gesicht und stemmte auch die andere Hand gegen die warme Felsenwand, doch so, dass er die Schwarzhaarige festnagelte. Eisiges saphirblaues Glitzern traf auf die Farbe eines sanft rauschenden, tiefen Ozeans.
"Du hast keine Ahnung, was ich alles mit dir anstellen könnte, kleine Priesterin." (*rrrrrrrrr*, ^o^)
Isis erschauderte, doch nicht vor Angst. Miriam hatte nicht gelogen, er sah wirklich unglaublich gut aus. Doch sie war geweiht und würde sich nicht irgendwelchen Gefühlen oder kurzen Romanzen hingeben. Ihre Pflicht den Göttern gegenüber war wichtiger.
"Sucht euch doch ein anderes Spielzeug!"
"Ich lasse mir nichts von dir befehlen. Außerdem bist du nicht der Typ für Spiele. Dafür bist du viel zu steif. Sonst würdest du das langweilige Gesieze endlich lassen."
/Wie kann er es wagen? Bei aller Liebe, aber ich lass mir von niemandem erzählen, dass ich steif wäre. Du willst spielen? Das kannst du haben!/
"Woher willst du wissen, was für ein Typ ich bin? Vielleicht bist du einfach nur nicht mein Geschmack? Du kannst es ja austesten, wenn du willst."
Sein Kopf näherte sich noch ein Stück und ihre Gesichter trennten nur noch wenige Millimeter. Er hub gerade zum Sprechen an, da ertönte plötzlich eine Stimme.
"Seth, da seid ihr ja!"
Sofort suchten die Beiden Abstand voneinander. Miriam, die offensichtlich nichts von der Szene mitbekommen hatte oder es einfach verbarg, kam angelaufen, aufgemotzt in ihren feierlichsten Gewändern. Übertrieben verneigte sie sich vor dem zukünftigen Hohepriester und sagte: "Mein Name ist Miriam, Priesterin der Nephtys und es ist meine feierliche Aufgabe euch herumzuführen und die Räumlichkeiten vertraut zu machen.
Seth Gesichtsausdruck wurde eisig und gefühllos.
"Wenn ihr meint!", entgegnete er lediglich und folgte der jungen Frau.
Der Abend kam und Isis befand sich gerade in den Baderäumen. Sie legte ihre Kleidung ab und verstaute sie sorgfältig am Rand des großen Beckens, bevor sie ihre Füße in das warme Wasser tauchte. Dann glitt sie vollkommen in das angenehme Nass, das ihr gerade mal bis knapp unter die Brust reichte. Genüsslich schwamm sie ein paar Runden, als ein Platschen ertönte. Sie drehte sich um und erkannte Miriam. Noch bevor sie reagieren konnte, hatte die Jüngere ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst.
"Dreckige Schlange", zischte diese, "Wie kannst du es wagen?"
Isis hielt sich die schmerzende Wange und fragte: "Was soll das? Ich habe dir nichts getan!"
"Ach nein? Und warum hast du dich dann so dezent an Seth herangemacht? Ich warne dich, lass ja deine Finger von ihm, er gehört mir."
Sie hatte es also doch gesehen!
"Erstens gehört er niemandem und zweitens war er derjenige, der sich an mich herangemacht hat!"
"Lügnerin", giftete es zurück und Miriam verpasste Isis einen zweiten Schlag. Diesmal knallte sie mit dem Kopf an den Beckenrand und es wurde schwarz. Ohnmächtig sank die Seherin in das Wasser...\\
Schlagartig schreckte Ishizu aus ihren Träumen. Ihr war, als könnte sie den Schmerz an ihrem Hinterkopf förmlich spüren. Sie zitterte und zog die Decke etwas näher an sich heran. Die ersten Sonnenstrahlen fielen bereits in ihr Schlafzimmer. Ihr Blick fiel auf den Digitalwecker auf ihrem Nachttischchen. 6.00 Uhr. Nicht gerade die beste Aufsteh-Zeit für einen Samstag Morgen. Gerade wollte die ehemalige Grabwächterin sich wieder in die Kissen lehnen, als es an der Tür klingelte.
/Wer zur Hölle kann das denn sein. Und auch noch zu dieser Uhrzeit. Müde schlürfte Ishizu zur Tür und öffnete sie. Was sie erwartete, war das Antlitz einer strahlenden Téa Gardener, die sich etwas zu sehr aufgedonnert hatte. Ihren Minirock konnte man eher als etwas breiteren Gürtel bezeichnen und das T-Shirt saß mit Müh und Not.
"Ishizu, bist du bereit?"
"Wofür denn?"
"Na, ich wollte doch mit dir in die Stadt gehen."
"Heute? Wenn's sein muss, aberlass mich wenigstens erst frühstücken."
Da hatte sie sich ja was eingebrockt.
Die Brünette wollte gerade eintreten, als sie Ishizus Wohnung sah. Es dauerte ganze zehn Minuten, sie danach aus ihrer plötzlichen Ohnmacht zu erwecken. Etwas, das die Ältere lieber hätte bleiben lassen sollen. (Was'n Satzbau... Deutsch-Leistungskurs lässt grüßen.)
Am Frühstückstisch war Téa so überdreht, dass es nahezu unmöglich war, sie zu ignorieren. Sie war wie ein Unfall: Man konnte nicht hinsehen, aber wegsehen konnte man erst recht nicht. Sie zappelte wie eine Blöde aufgeregt hin und her während sie ohne Unterlass einen Schwall undefinierbarere, als Worte kaum identifizierbare Laute von sich gab.
"Sag mal, warum gehst du nicht mit Serenity und Mai , während ich erstmal Koffer auspacke und mich hier richtig einrichte."
"Mai ist kurz nach dem Battle City Turnier verschwunden und Serenity verbringt den Tag heute mit Joey im Vergnügungspark. Aber apropos Koffer..."
Sie stand auf und begann in Ishizus Sachen herumzuwühlen.
"Téa, was wird das, wenn es fertig ist?"
"Also wirklich Ishizu, was hast du denn da eingepackt? In den Klamotten kannst du doch hier nicht rum rennen! Da werden wir dich heute gleich mal neu einkleiden müssen. Du hast Glück, dass ich in Sachen Mode eine Expertin bin."
Strahlend blickte sie zum Essenstisch hinüber.
/Lieber Gott, lass mich sterben!/
To be continued...
Kann man Shopping mit Téa überleben? Wird Gott Ishizu den Wunsch erfüllen und sie wird sterben? Ist Isis eigentlich ersoffen? Fragen über Fragen und nur ich kenne die Antwort *sadistisch lach* Frage 1 und 2 wird sich im nächsten Chap klären, bei Nummer 3 müsst ihr bis zum übernächsten warten. Fällt es eigentlich sehr auf, dass ich Téa nicht wirklich ausstehen kann?
Vorschau:
[...]"Téa, ich flehe dich an, sag mir, dass das nicht dein Ernst ist!"
"Wieso, was hast du denn dagegen?"
"Nun, es ist einfach zu... PINK!"
"Und reif für den Mülleimer!", ertönte eine Stimme von der Seite.[...]