Miracle von KimRay ================================================================================ Kapitel 7: VII. --------------- Titel: Miracle (7/7+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: Romance Unterkategorie: ein ganz klein wenig Humor??? Inhalt: Harry hat ein Problem mit Valentinstagen, trifft jemanden, dem er eigentlich lieber aus dem Weg ging und muss Konsequenzen ziehen, mit denen er am allerwenigsten gerechnet hätte. Und außerdem hat ein gewisser Blonder auch noch ein Wörtchen mitzureden. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Naja, irgendwann geht wohl jedem Mal ein Licht auf! ;) Beta: fiZi von Animexx. Wie immer big thanks! Und diesmal gleich doppelt! Big thanks für die kommis an: Kiki1966d, Cuschi11, sekhmet, Miyazawa-chan, Mangacat201, Devil_SSJPan, Aya Malfoy, littleRanchan, Jeanca und vickysnape! Man, es freut mich immer wieder, Eure kommis zu lesen! Also dann...das chap noch und dann der Epilog! LG KimRay VII. Draco POV Ich ließ den Brief, den ich gerade erhalten hatte, sinken. Einerseits interessierte es mich nicht im Geringsten, wenn meine Mutter etwas von mir wollte, andererseits war es die perfekte Ausrede, nach der ich nun schon seit Wochen suchte. Ich hielt es nicht mehr aus. Wenn man es von meinem Standpunkt als Lilly Anns Vater aus betrachtete, lief es wunderbar. Sie hatte mich akzeptiert, voll und ganz. Daran änderte nicht einmal mehr Harrys Auftauchen etwas. Ich hatte im Gegenteil eher den Eindruck, dass Lilly Ann ihm übel nahm, dass er nie da war. Ich nahm es ihm ebenfalls übel und das war das Problem. Es war akzeptabel gewesen, solange es darum ging, dass Lilly Ann eine klare Grenze zwischen uns gezogen hatte. Doch als er vor ein paar Tagen eher gekommen war und sich dann im Garten zu uns gesellt hatte, hatte sie das nicht mehr getan und das musste er auch begriffen haben, doch geändert hatte sich nichts. Harry blieb weg und ich wollte nicht mehr. Ich würde eine Lösung für Lilly Ann und mich finden, doch ich konnte es nicht mehr ertragen, von ihm gemieden zu werden. Er vermittelte mir ganz klar den Eindruck, dass ihn meine Gegenwart störte und ich wusste, dass ich meine Hoffnungen darauf, dass sich das vielleicht änderte, begraben hatte. Es war besser dem ganzen ein Ende zu bereiten. Es war nicht das, was ich wirklich wollte. Doch ihn ständig zu sehen und immer das Gefühl zu haben, dass es zwischen uns nichts weiter als eine Nacht und das daraus resultierende süße kleine Ding geben sollte, das schaffte ich nicht auf Dauer. Und den Punkt, an dem es mir genug war, den hatte ich schon lange überschritten. Ich musste es beenden. Am besten gleich. Ohne noch länger zu zögern, beschloss ich, Nägel mit Köpfen zu machen. Immerhin hielt ich gerade die perfekte Ausrede in der Hand. Eine halbe Stunde später stand ich vor Amorinas Haus und ich sah ihr an, dass es sie überraschte, mich zu sehen. Es war schon nach neun, eine ungewöhnlich Zeit für mein Auftauchen. "Hi! Ist Harry da?" "Hallo Draco, er ist hinten im Garten! Lilly Ann schläft aber schon!" "Das möchte sein, oder! Gehört sich schließlich so für kleine Knirpse!... Ich muss mit ihm reden!" "Du kennst den Weg!" "Danke!" Sie verschwand wieder in ihrem Wohnzimmer und ich konnte die Stereoanlage hören. Amorina liebte klassische Musik, und sie hatte einen hervorragenden Geschmack was das betraf. Ich ging zur Hintertür, die in den Garten führte, doch schon auf der Schwelle hielt ich inne. Harry saß am Tisch auf der Terrasse und er machte ganz klar den Eindruck, als rauche ihm der Kopf. Augenblicklich fragte ich mich wieder, was er trieb, wenn er ständig weg war, doch dann rief ich mich zur Ordnung und zwang mich dazu einzusehen, dass mich das nichts anging. "Hi, Harry! Ich hoffe ich störe nicht bei irgendetwas Wichtigem!" Ein Buch wurde zugeklappt und bei Seite geschoben! "Nicht wirklich!", kam die ganz klar gefrustete Antwort. "Was gibt's?" Was sollte ich lange drum herum reden? Es war beschlossene Sache und es würde ihn eh nur so weit interessieren, wie es Lilly Ann betraf. "Ich werde nach England zurückkehren!" Harry POV Es war wie eine kalte Dusche. Alles war im Moment eine kalte Dusche, aber das gab mir den Rest. Ich konnte es keinem Recht machen. Lilly Ann schmollte mit mir, weil ich so oft weg war, die Aufnahmekommission am Kolleg stellte jeden Tag von neuem klar, dass die Anforderungen auf Grund der vielen Bewerber enorm sein würden und darum einer nach dem anderen aus dem Vorkurs flog, und jetzt stand Draco da und sagte mir, dass er nach England zurück kehren wollte. Ich war so weit, dass ich alles hinschmeißen wollte, denn wenn Lilly Ann ihn dann auch kaum noch sah - das war es, was er damit für mich zum Ausdruck brachte - würde sie wahrscheinlich die Geduld mit mir verlieren. Ich verschaffte mir Zeit, indem ich mein Unterlagen zusammenpackte und in meiner Tasche verschwinden ließ. Doch was half mir das? Was sollte ich dazu sagen? Ich hatte kein Recht ihn aufzuhalten. Draco ließ sich auf einen der anderen Stühle fallen. "Ich weiß, das kommt jetzt etwas überraschend, aber ich habe heute einen Brief von meiner Mutter bekommen. Sie wünscht meine Anwesenheit in Malfoy Manor!" Er sah mich nicht an und betrachtete stattdessen die Tischplatte, die langsam in der Dämmerung verschwamm. Was war das für eine Ausdrucksweise? ,Sie wünscht meine Anwesenheit...' "Nun, ich schätze mal, das ist ihr gutes Recht, oder?" Wie ich es schaffte zu grinsen, wusste ich nicht. Mir war nicht nach lachen zu Mute. Dracos Reaktion darauf überraschte mich. Es war das kälteste Lächeln, das ich je von ihm gesehen hatte. "Ihr Recht? Harry, meine Mutter hat keine Rechte!" Draco POV Hatte ich noch irgendeinen Beweis gebraucht, dann hatte ich ihn jetzt wohl. Er zeigte keine Reaktion. Himmel noch mal, ich konnte jeden haben und der eine, den ich wollte, interessierte es nicht, ob ich da war oder nicht! "Wann wirst du gehen?", fragte er nun ganz selbstverständlich. "Morgen!" Harry POV "Morgen schon? ...Und Lilly Ann?" Er starrte mich an, auf eine Art und Weise, wie ich es noch nie erlebt hatte. Dann wurde mir klar, dass ich mich ziemlich dämlich ausgedrückt hatte. "Ich hoffe du kannst dich wenigstens von ihr verabschieden!", setzte ich nach, doch der Ausdruck in seinen Augen änderte sich nicht. "Ich werde doch nicht abreisen, ohne mich von unserer Tochter zu verabschieden!" Es zu wissen war das eine, es von ihm zu hören etwas völlig anderes. Draco hatte ,unsere Tochter' gesagt. Warum gab mir das einen Stich und machte mich gleichzeitig irgendwie happy? "Sie wird nicht begeistert sein!" Lilly Ann war sicheres Terrain. Es war alles, was ich als Ausrede hatte, doch deswegen schaffte ich es trotzdem nicht zu fragen, ob und wann er wieder kommen würde. Draco POV "Ich nehme an, was das angeht werde ich eine Lösung finden!" und dann platze mir unerwartet der Kragen. Dieser verdammte Dickschädel machte mich fertig. "...und es geht hier verdammt noch mal nicht um Lilly Ann!" Augenblicklich war ich auf den Beinen und wandte ihm den Rücken zu. Ich wollte nicht sehen, dass ich ihn enttäuschte, doch ich konnte nicht anders. Lilly Ann war unsere Tochter, doch es gab kein ,uns'. Das einzige ,uns' war unsere Tochter und das reichte mir nicht. Ich hörte ihn aufstehen. Ich musste mich nicht umsehen, um zu wissen, wie er mich ansah. Seine Masken waren perfekt für jeden Anlass und einen traurigen Moment lang fragte ich mich, ob er sie wirklich nur fallen ließ, wenn er genug getrunken hatte. Harry POV Okay! Sah ganz so aus, als hätte ich mich getäuscht, als ich glaubte Lilly Ann sei ihm wichtig. Wäre nicht das erste Mal, dass ich mich irrte Aber was hatte er dann für eine Show abgezogen? Es war egal. Es war augenblicklich egal. Es löschte alle Hoffnungen in mir aus und ich würde nicht zulassen, dass es wehtat. "Unter den Umständen solltest du wohl besser gehen ohne dich zu verabschieden!" Meine Stimme klang rau. Ich hörte es selber, aber er hatte mir von einem Moment zum anderen all meine Illusionen genommen. Es war nicht das erste Mal und ich würde es verkraften, aber Lilly Ann würde er keine mehr machen. Draco fuhr wieder zu mir herum. Sein Blick traf meinen, so als könne er nicht glauben, was ich gerade gesagt hatte. Es war mir egal, so verdammt egal. Ich hatte genug. , war alles, was in meinem Kopf noch Platz hatte. Draco POV Ich glaubte mich verhört zu haben. "Wie bitte?" "Du hast mich ganz genau verstanden! Ich hab keine Ahnung, was du für ein mieses Spiel spielst und es ist mir auch scheißegal!" Autsch! "Sie ist meine Tochter!", warf ich holprig ein. "Um die es dir nicht geht! Was also!", knallte Harry mir an der Kopf. Warum verdrehte er mir jedes Wort im Munde? Was sollte das jetzt wieder heißen. Was hatte ich diesmal falsch gemacht? Und dann wurde es mir klar. "Harry, du hast mich falsch verstanden!" "Ich hab dich falsch verstanden? Sorry, sieht aus, als gehöre das bei uns zur Tagesordnung... und ich geb's gern zu, ich habe keinen Bock mehr drauf! Ich denke, es ist besser, wenn du verschwindest und zwar für immer! Ich kann nicht noch mehr Missverständnisse vertragen und werde dafür sorgen, dass Lilly Ann gar nicht erst die Gelegenheit dazu bekommt! Leb wohl Draco!" Er wandte sich ab und ging in Richtung der Hintertür davon und wenn ich eins wusste, dann, dass es vorbei war wenn er es jetzt schaffte im Haus zu verschwinden. Es gab einen Knall und die Tür flog zu. Harry fuhr wieder zu mir herum, seine Fassade bekam Risse und ich sah die Wut in seinem Blick, doch das war mir vollkommen egal. Er würde mir jetzt zuhören und wenn es das letzte war, was er tat. "DU-HÖRST-MIR-JETZT-ZU!" "Du hast schon alles gesagt, was mich interessiert!", fauchte er zurück, mit einer Vehemenz, die mich überraschte, doch es war mir gleich. ich verspürte den Wunsch ihn zu schnappen und durchzuschütteln, bis er zu Sinnen kam. "Du kapierst gar nichts, überhaupt nichts! Ich wusste ja, dass du ein Sturkopf bist, und dass du schwer von Begriff bist hab ich inzwischen auch mitbekommen... aber... aber... ich... Lilly Ann ist auch meine Tochter und selbst wenn es... wenn ich... wenn ich sage, dass es nicht um sie geht... dann hat das nichts damit zu tun... was auch immer du dir zusammenreimst! ...Ich... Es geht mir um etwas ganz anders!" Ich geriet ins Stocken und mir wurde klar, dass ich mich total verhaspelt hatte. Die Wahrheit wollte gesagt werden, doch dazu war ich zu feige. Ich stotterte nur Müll zusammen, um ja nicht zuviel preiszugeben. Das wusste ich. Warum schaffte er das nur immer wieder von neuem? Warum nahm er mir regelmäßig die Fähigkeit klar zu denken, wenn ich doch wusste, dass es darauf ankam? Es wäre intelligenter zu gehen, das stand fest. Doch ich konnte nicht. Er hörte zu. Er wollte nicht, das sah ich ihm an, doch er bewegte sich nicht von der Stelle, und da war dieses Funkeln im seinen Augen, jenes, das mir sagte, dass ich eine Chance hatte. Es war der gleiche Ausdruck, wie damals im Winter! Himmel noch mal, ich konnte ihm sagen, dass es mir um Lilly Ann ging und wusste, dass ich die Situation mit ein wenig Überzeugungskraft wieder hin biegen konnte. Doch um Lilly Ann ging es erst in zweiter Linie, es ging um Harry. Ich wollte ihn, wollte seine Liebe, so, wie er sie ihr schenkte. Ich wollte zu ihm gehören, wollte zu ihnen gehören. Ich wollte, dass Harry mich liebte, genauso sehr, wie er unsere Tochter liebte. Die Wahrheit schnürte mir die Kehle zu. Ich liebte Lilly Ann. Das hatte die kleine Hexe sauber hingekriegt und ich wusste das nicht erst seit heute, doch ihn... ihn liebte ich noch viel mehr. Und Lilly Ann allein reichte mir nicht. Lieber gab ich sie beide auf, als so weiter zu machen. "Du verstehst es nicht! ...Du verstehst es wirklich nicht!" Ungläubig schüttelte ich den Kopf und wusste genau, dass er hörte, wie sehr ich neben mir stand, denn der Sturm in seinen Augen hatte sich gelegt. "Hör zu, Draco... ich weiß, dass das jetzt vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist... es tut mir Leid... du... hmpf..." Zur Hölle damit, wenn das hier schon ein Abschied war, dann wenigstens ein richtiger. Harry POV Und zum zweiten Mal in meinem Leben schnitt mir Draco auf seine einzigartig effiziente Methode das Wort im Munde ab. Für einen Moment hatte ich das Gefühl ein Déjà vû zu haben und ich war genauso unzurechnungsfähig, wie damals, aber Herr Gott noch mal, ich war nüchtern. Das konnte es ja wohl nicht geben. Heute war weder St. Valentine noch Weihnachten und von meinen Wünschen hatte ich mich schon lange verabschiedet. Doch irgendwas stimmte trotzdem nicht, denn es passierte wieder. Meine Finger krallten sich in sein Hemd, meine Lippen öffneten sich, und hungrig erwiderte ich seinen Kuss. Der Effekt war niederschmetternd. Er taumelte. Alle Anspannung wich aus seinem Körper, seine Hände ließen mein Sweatshirt los und glitten um meine Schultern. Als er mich an sich zog, presste es mir die Luft aus der Lunge, doch das war Nebensache. In meinem Kopf drehte sich eh alles, meine Knie gaben nach und ich wusste, dass nur Draco mich auf den Beinen hielt. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Nur ganz langsam sickerte die Erkenntnis in mein betäubtes Hirn und von Sekunde zu Sekunde fühlte ich mich ein wenig berauschter. Als er für einen kurzen Augenblick den Kuss löste, um mir ins Gesicht zu sehen, versuchte ich etwas zu sagen, doch ich hatte keine Chance. "Halt die Klappe, Harry!", war sein einziger Kommentar, bevor er mir erneut den Mund verschloss. Und dann dämmerte es mir endlich, lange genug hatte es ja gedauert. Es ging nicht um Lilly Ann. Es ging um mich. Draco wollte mich. Draco POV Eigentlich hatte ich mich gedanklich schon verabschiedet und ich wusste, dass ich ihn danach nie wieder gesehen hätte, doch das, das hatte ich ihm noch klar machen müssen. Und dann klappte er genauso zusammen, wie damals im Nordturm. Das warf mich beinahe um, aber nur beinahe. und gleichzeitig wurde mir klar, dass sich nichts geändert hatte. Gar nichts. Egal, was er mir weiszumachen versucht hatte. Harry Potter gehörte mir, ob er wollte oder nicht, und etwas sagte mit, dass das letztere wohl kaum noch in Frage kam. Meine Arme schlangen sich fast automatisch um seine Schultern und ich zog ihn an mich, als wollte ich ihn nie mehr loslassen. Ich wusste genau, dass es exakt so war, doch darüber würde ich später nachdenken. Was auch immer er behauptet hatte, er hatte gelogen. Es mochte damals vielleicht sein, dass ich für ihn mit entschieden hatte, aber mitgespielt hatte er freiwillig. Nein, nicht freiwillig, sondern eher ziemlich begeistert, wenn ich genauer darüber nachdachte. Himmel, was hatten wir einander vorgemacht? Ich hob den Kopf um ihn anzusehen. Ich wusste, wie er aussah. Ich erinnerte mich ganz genau. Er war nüchtern, doch sein Blick war genauso benebelt, wie damals. Ich sah, dass er etwas sagen wollte, doch darauf war ich gar nicht scharf, denn im Gegensatz zu damals, hatte er heute eine gefährlich spitze Zunge. "Halt die Klappe, Harry!" , und endlich fühlte ich mich auch im Recht, zu fragen. Harry POV Es war sein Ernst. Er wollte mich. Als mir das klar wurde, fiel jede Hemmung von mir ab. Monatelang machte ich mir jetzt Gedanken und nun musste ich begreifen, dass wir einander etwas vorgemacht hatten. Meine Hände schoben sich in seinen Nacken, zerzausten sein perfekt gekämmtes, silberblondes Haar und zogen versuchsweise daran. Dracos Hände verschwanden unter meinem Sweatshirt und ich erschauderte. Es war so verdammt lang her. Mehr als zwei Jahre. Ich hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, mir jemanden zu suchen. Einerseits hatte ich eh keine Zeit, andererseits kein Interesse, und irgendwie hatte ich wohl immer gewusst, dass es niemals wieder dasselbe sein würde. Den toxischen Effekt von Dracos Berührungen würde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Es jagte wie eine Droge durch meine Adern und ich wollte mehr. Entschlossen drängte ich mich gegen ihn, denn etwas sagte mir, dass wir da einer Meinung waren. Das war etwas, worüber wir uns im Moment wohl gar nichts mehr vormachen konnten. Und dann gab es ein leises Plobb und wir stürzten. ...auf ein Bett. "Was...", fragte ich irritiert. "Hotel...", kam die kurze Antwort. "...oh...", war mein einziger Kommentar, aber andererseits kam mir sehr schnell der Gedanke, dass das nicht unbedingt die abwegigste Idee war. Hier waren wir allein. Draco POV Ich hatte gedacht, ich wüsste, was ich von Harry zu erwarten hatte. Ich hatte mich geirrt. Ein betrunkener Harry war anschmiegsam, lenkbar und einfach zu handhaben, ein nüchterner Harry hatte ohne jeden Zweifel seinen eigenen Kopf, und den versuchte er auch ganz klar durchzusetzen. Interessant war eigentlich nur, dass mich das gar nicht störte, obwohl eigentlich sonst immer ich lieber derjenige war, der den Ton angab. Es dauerte nicht wirklich lange und wir hatten keinen Faden mehr am Leib. Ich schalt mich zum wohl hundertsten Mal einen echten Idioten, dass ich mir so lange etwas hatte vormachen lassen. Das war es. Das war so richtig. Egal, wie lange wir gebraucht hatten, das zu begreifen. Ich hatte keine Zweifel mehr und ich spürte, dass es Harry ähnlich ging. Mehr als zufrieden ließ ich mich fallen, ließ mich ganz auf ihn ein, etwas, was ich nie zuvor getan hatte, doch all meine Sinne sagten mir, dass ich bei Harry sicher war. Und schon jetzt wusste ich, dass ich darauf am liebsten nie mehr verzichten wollte. Letztendlich geriet es schneller außer Kontrolle, als ich es für möglich gehalten hätte. Es schien die natürlichste Sache der Welt und die logische Konsequenz war es, aufzuhören zu denken, doch es funktionierte nicht. Schlagartig wurde mir klar, worauf es hinaus lief und plötzlich tanzte mir etwas durch den Kopf, was ich gar nicht hören wollte: ...es hätte niemals jemand Angst um Harrys Leben haben müssen... Amorina DelBiancos Worte dröhnten plötzlich durch meinen Verstand und mir fiel ein, was beim letzten Mal passiert war, während Harry immer ungestümer wurde. Ich wies den Gedanken weit von mir. Das passiert nicht zweimal, garantiert nicht, doch Amorinas Worte brachte ich nicht aus dem Kopf und sie hatten denselben Effekt, wie eine kalte Dusche. "STOP!", das grenzte wohl an Panik. Harry war erschrocken, und er war irritiert, als er den Kopf hob. "Was..." kam es schon wieder fast besorgt von ihm. Himmel, wie ich diese Unsicherheit in seinem Blick hasste. Wie konnte jemand so wenig selbstsicher sein, was Gefühle anging? Doch das war im Moment nebensächlich. Dachte er denn gar nicht nach? Hatte er denn gar keine Angst, dass es wieder passieren könnte? Angst? Hatte ich Angst um Harry? "Was hast du?" Harrys Finger glitten durch mein zerzaustes Haar, streiften zärtlich meine Wange. Die Unsicherheit war aus seinem Blick verschwunden. Offenbar hatte er wenigstens das begriffen. "Du machst dir gar keine Gedanken, oder?", fragte ich heiser Sein Blick sagte ganz klar ,worum' und ich wusste, dass er sich keine Sorgen um das machte, was mir... ja... Angst machte. "Um das, was beim letzten Mal passiert ist?" Schatten tauchten in Harrys Augen auf und sie sagten mir, dass es tatsächlich kein Zuckerschlecken für ihn gewesen war, so gern ich das auch verdrängen würde. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass Amorinas Worte mir so tief im Gedächtnis bleiben würden, doch es war so. Ich hatte Angst um Harry und ich wollte ihn niemals so sehen wie auf diesem Bild, das schon seit damals vom Kamin verschwunden war. Harry POV Als ich Dracos Blick traf brach meine Welt auseinander und setzt sich vollkommen neu zusammen. Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich täuschte, doch es war unmöglich. Ich hatte so viele Fragen gehabt, Dinge, die ich auch jetzt noch nicht verstand, aber es wurde vollkommen bedeutungslos. Dracos Blick gab mir eine Antwort, die ich mir niemals erträumt hätte. Er machte sich Sorgen um mich, um nicht zu sagen, er hatte Angst um mich. Warum ich mir dessen so sicher war, weiß ich nicht, doch es war so, und als er nun die Augen niederschlug und ihm das Blut in die Wangen stieg, war ich sicher. Wir hatten beide, ohne es zu wollen, unsere Masken fallen lassen, und der Effekt war niederschmetternd. Ich war mir fast sicher, dass er meine Erkenntnis wohl genauso in meinem Blick erkannt hatte, wie ich seine Sorge gesehen und richtig gedeutet hatte. Nun auch verlegen, ließ ich den Kopf auf seine Brust sinken, plötzlich genauso ernüchtert, wie er. Er hatte Recht. Wir hatten es schon mal geschafft, unmögliches möglich zu machen und die Aussicht, das noch mal zu tun, sorgte bei mir nicht gerade für Begeisterung, während es mich gleichzeitig ärgerte. Es machte alles unendlich komplizierter. Dracos Herz raste in seiner Brust. Ich konnte sein ungestümes Schlagen mehr als deutlich hören und es tat sich ohne Zweifel schwer damit, ruhiger zu werden. Seine Arme schlangen sich um meine Schultern und ich spürte seine Finger zärtlich durch mein Haar streichen. Ich brauchte seine Frage nicht mehr zu beantworten. Mein Körper sprach genauso wie Dracos seine eigene Sprache. Das Miracle hatte uns beide ausgebremst. Das wurde mir nur allzu deutlich klar. Doch dann stellte sich mir plötzlich die Frage, wieso es Draco dabei ähnlich ging, wie mir. Ich wusste, was dabei auf mich zukäme, doch er konnte das nicht wissen. Warum also bereitete ihm das solche Sorge? Es gab nur eine Erklärung: er musste wissen, wie schlecht es mir gegangen war. Augenblicklich tauchte die Frage nach dem ,woher' auf, doch das war eigentlich keine Frage. Es gab nur eine Person, die genau genug wusste, wie schlecht es mir gegangen war, nur eine Person, die kaltblütig genug war, Draco das knallhart an den Kopf zu werfen, wenn sie glaubte, mich damit zu beschützen. Amorina. Blieb eigentlich nur noch die Frage, wann sie Gelegenheit gehabt hatte ihm das zu sagen, und auch nach der Antwort brauchte ich nicht lang zu suchen. Das war die beherrschte Wut gewesen, die ich damals in ihrem Blick gesehen hatte, als Draco das erste Mal in ihrem Haus gewesen war. Fast automatisch zog ich Draco fester in meine Arme und willig schmiegte er sich an mich, das Gesicht nun an meiner Schulter verborgen. Es gab mehr Preis, als ihm lieb sein dürfte, doch mir bewies es nur, dass er sich nicht mehr hinter seiner eisigen Fassade verstecken wollte, auch wenn es ihm schwer fiel. Doch was auch immer es mir gab, ich hätte ihm diese Wahrheit lieber erspart. Ich kannte Amorina gut genug, um zu wissen, dass das einer Tracht Prügel gleich gekommen war, auch wenn er sich das sicher nicht hatte anmerken lassen. Ich fragte mich, ob er dieses verflixte Bild auf dem Kamin auch gesehen hatte. Inzwischen lag es in meinem Nachttisch. Ich hasste es, denn ich sah darauf so Elend aus. Vermutlich hatte er es gesehen. Ihm entging selten etwas, und schon jetzt wusste ich, dass es schwieriger werden würde als uns lieb war, selbst jetzt, wo wir uns endlich eingestanden hatten, dass unsere Interessen wohl von Anfang an dieselben gewesen waren. Es war mitten in der Nacht, als ich aus meinem leichten Dämmerschlaf erwachte. Draco lag in meinem Arm und schlief fest. Wir hatten nicht weiter gesprochen, uns nur im Arm gehalten und wenigstens diese unverhoffte Vertrautheit genossen. Ich konnte es nicht bestreiten, es vermittelte mir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, ihm nah zu sein, und ich hatte den Eindruck, als ginge es ihm genauso. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war das damals in Hogwarts ähnlich gewesen. Und langsam begann ich zu ahnen, wie es zu der Sache mit Lilly Ann hatte kommen können. Es mochte sein, dass damals keine Liebe im Spiel gewesen war, doch es war etwas viel wesentlicheres passiert. Draco und ich hatten einander wohl etwas gegeben, was wir beide bis dahin nicht gekannt hatten: Nähe, Wärme, Vertrauen und Geborgenheit. Für zwei Menschen, die glaubten einander zu hassen, hatte das eine enorme Bedeutung. Draco hätte mir in dieser Nacht sonst was antun können, denn ich war ihm vollkommen ausgeliefert gewesen, doch er hatte es nicht getan. Er hatte mir eine Seite von sich gezeigt, die ich nicht kannte und ich hatte angenommen, was er zu geben bereit gewesen war. Was auch immer daraus werden würde, das allein bewies schon, dass wir in der Lage waren einander zu vertrauen. Mein Blick blieb an seinen filigranen Zügen hängen. Im Schlaf gab es keine Fassaden und entsprechend verletzlich wirkte er. Warum hatte ich das damals nicht gesehen? Weil ich ihn mit einem Kopf voller Hass, Rachegefühlen und Abneigung gesehen hatte, egal, wie sehr ich ihn körperlich begehrt hatte. Um den Grund dafür, warum ich es heute Nacht sah, wollte ich mir im Moment nicht wirklich Gedanken machen, denn etwas sagte mir, dass es das blanke Gegenteil von Hass war. Auf der Suche nach sicheren Gedankengängen kam mir jedoch dann etwas ganz anderes in den Sinn. Lilly Ann würde zu Hause aufwachen, aus ihrem Bettchen steigen, ihren Bären hinter sich her zerren und ein leeres Bett vorfinden. Augenblicklich bildete sich ein Knoten in meinem Magen. Das Geschrei würde fürchterlich sein, doch so sehr mich das auch sorgte, gab es doch etwas, was ich absolut nicht tun wollte. Ich wollte Draco nicht noch einmal allein zurücklassen. Das machte die Sache nicht unbedingt weniger kompliziert, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich uns beide in Amorinas Haus bringen sollte. Draco war mit mir hier her appariert, doch dazu brauchte man einen Zauberstab und meiner war in der Tasche im Garten. Ich wusste, dass Draco seinen auf den Nachttisch fallen lassen hatte, doch ich war mir nicht wirklich sicher, ob es ein guter Gedanke war, mit einem fremden Zauberstab zu zweit zu apparieren. "Hey...", hauchte ich an seinem Ohr und ein wohl vertrautes Knurren war die Folge. "Du musst was für mich tun!" Wieder knurrte er nur leise. Meine Finger glitten seine Taille hinunter. "Draco... ich muss nach Hause!" Draco POV Augenblicklich war ich hellwach. Wieso wollte er nach Hause? So, wie es war, war es genau richtig. Egal, um was wir uns noch alles Gedanken machen mussten. "Was soll das heißen?", knurrte ich und ich wusste, dass ich alles andere als begeistert klang. Ich konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen und kniff die Augen zusammen. Es gab nicht allzu viel, was ich mehr hasste, als geweckt zu werden. "Kannst du dir das wirklich nicht denken?", kam es leise und bedauernd aus dem Dunkel. <...Daddy Bett... oh Mann...> Das war einer der wenigen Momente, wo ich liebend gern auf die Existenz unserer Tochter verzichtet hätte. Er sollte ja nicht glauben, dass er mich hier alleine zurücklassen würde. Das konnte er vergessen. Mit der passenden Ausrede, nach meinem Zauberstab zu langen rollte ich mich auf ihn. "Das ist übrigens eine üble Angewohnheit von dir, deinen Zauberstab nie dabei zu haben." "Wie kommst du darauf, dass ich ihn nie dabei habe?" Seine Arme schlangen sich um meine Taille und das machte mich schon weitaus weniger ungehalten über die Tatsache, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. Bei seiner Frage verzogen sich meine Lippen zu einem fiesen, kleinen Grinsen. Das wusste er nicht. Er hatte nie gefragt, woher ich von Lilly Ann wusste und ich hatte es ihm natürlich auch nie gesagt. Pah! Ganz bestimmt nicht! Wenn er etwas wissen wollte, sollte er fragen, doch gerade eben war die Gelegenheit einfach perfekt. "Ich sage nur Schneehaufen und Schlüssel! ...Accio, verstreute Kleidung! ... Disparus!" Ein Plobb später lagen wir auf Harrys Bettdecke. Hier schien die Straßenbeleuchtung durchs Fenster und ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. "...darum weißt du von Lilly Ann... aber..." "Du darfst nicht denken, dass dein Vater der einzige war, der einen Tarnumhang besessen hat!" "Oh!", war Harrys einziger Kommentar und sein Gesicht war Gold wert. Dann wurde ihm wohl etwas anderes bewusst und sein Blick flackerte zu Lilly Anns Gitterbett, wo sie bis jetzt noch friedlich schlief. "Hältst du das wirklich für eine gute Idee?" "Wenn du glaubst, ich lasse dich einfach so wieder aus den Händen, dann bist du im Irrtum... und es interessiert mich auch nicht, was der Zwerg darüber denkt!" Harry lacht leise. "Sie wird nicht begeistert davon sein!" "Das kann schon sein! ...Aber ich denke, sie muss sich daran gewöhnen! Oder liege ich da falsch?" Plötzlich war ich gespannte Aufmerksamkeit, doch Harry lachte noch immer und es wurde heftiger, anstatt weniger. Überraschend zog er meinen Kopf gegen seine Schulter und nahm mich in die Arme. "Nein, tust du nicht! Aber ich denke, wir sollten uns wenigstens was anziehen, oder?" Das war der Moment, wo auch ich dann endlich wenigstens schief grinsen konnte Als er mich dann ein paar Minuten später, wenigstens mit Shorts und Hemd bekleidet in seine Arme zog, murmelte er nur noch: "Wirst du eigentlich immer so übellaunig, wenn man dich weckt?" "Hm!" war meine Antwort darauf und das war für Harry schon wieder ein Grund zu lachen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass das jemals jemand lustig gefunden hatte. "Dann solltest du dir das schleunigst abgewöhnen, falls du wirklich in diesem Bett schlafen willst!", meinte er nur. "Warum dass denn?" "Lass dich überraschen!", schon wieder halb eingeschlafen, ging ich nicht weiter darauf ein und es konnte nicht lange gedauert haben, bis mich der Schlaf komplett übermannt hatte. In Harrys Armen fiel mir das seltsamerweise überhaupt nicht schwer. Harry POV Es war nicht viel später, als ich sie hörte. Sie wurde unruhig und zappelte im Schlaf. Ein paar Minuten später konnte ich sehen, wie sie sich aufsetzte und die Augen rieb. Lilly Ann wurde gar nicht mehr richtig wach, wenn sie zu mir ins Bett kam. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Mit Draco wurde es hier möglicherweise gleich ziemlich eng, vor allem, wenn sie den Eisbär mitbrachte und das tat sie immer. Einen Augenblick später, krabbelte sie rechts von mir aufs Bett und über mich weg. Normalerweise merkte ich das schon gar nicht mehr, so sehr hatte ich mich daran gewöhnt, doch heute war ich gespannt, was passieren würde. Von links war ein Knurren zu hören und Lilly Ann stutzte. Sie sah erst mich und dann Draco an und ich wartete schon auf einen Kommentar, doch er blieb aus. Sie zog nur ihren Eisbär nach und schubste Draco energisch zur Seite. Er knurrte erneut und ich musste mir das Lachen verkneifen. Lilly Ann machte es sich zwischen uns bequem und versuchte dann, ihren Eisbär noch zwischen sich und Draco zu quetschen. Im nächsten Moment flog der Eisbär durchs Zimmer und landete zielsicher im Gitterbett. "Bär?", meinte Lilly Ann. "Schlaf, Zwerg!", knurrte Draco und ich hatte Mühe nicht vor Lachen aus dem Bett zu fallen. Einen Augenblick später spürte ich Dracos Hand an meiner Taille und fühlte mich energisch näher gezogen. Als mein eigener Arm über unsere Tochter zu ihm hinüber glitt wusste ich, dass, was auch immer geschehen war in den letzten beiden Jahren, es einen Sinn gehabt hatte und egal was passiert war, es war das Resultat, das zählte. Draco POV Egal, was ich behauptet hatte, als Harry aufstand, merkte ich es, obwohl ich sonst einen guten Schlaf hatte. Es lag wahrscheinlich nicht an ihm, denn in dem Moment, als er das Bett verlassen hatte, drehte sich Lilly Ann, die bis jetzt keinen Mucks gemacht hatte, seit sie ins Bett gekommen war, abrupt auf die andere Seite, schnappte sich mein T-Shirt, kuschelte sich an mich und schlief weiter. , ging es mir durch den Kopf, doch dann hörte ich die Tür und sah Harry hinausgehen. Augenblicklich fragte ich mich, wo er hin wollte. Es ließ mir keine Ruhe und ich schlüpfte aus dem Bett, auch auf die Gefahr hin von Amorina DelBianco in der Unterwäsche erwischt zu werden. Es wäre ungemein interessant, zu wissen, was sie dann wohl sagen würde. Begeistert war sie bestimmt nicht. Hastig nahm ich die Verfolgung auf. Schwer war es nicht. Ich konnte ihn in die Küche gehen hören, als ich die Treppe erreichte. Harry POV Es mochte sein, dass mein Bett von Haus aus eigentlich breit genug war, auch wenn man zu dritt darin schlief, und doch hatte ich in dieser Nacht keine Ruhe gefunden. Der Fakt, Draco in meinem Bett zu haben, machte mich nervös und die Tatsache, dass Lilly Ann zwischen uns schlief, egal wie süß das im Grunde war, gefiel mir nicht. Ich schalt mich einen Esel, als ich gegen sieben aufstand, wohl wissend, dass Rina jetzt unter Kaffee trinken würde. Lilly Ann war unserer Tochter und bloß, weil ich mein Bett ganz gern mit ihrem zweiten Vater teilen würde, konnte ich sie nicht einfach ausschließen. Wir würden eine Lösung finden, so wie wir wohl noch eine ganze Menge Lösungen finden müssen würden, doch erst einmal hatte ich ein Wörtchen mit Rina zu wechseln. Sie saß am Küchentisch und las Zeitung. Ohne Zweifel war sie überrascht, als sie mich sah. "Morgen Harry, bist du krank?" "Morgen, Rina!" Ich schenkte mir eine Tasse Kaffee ein und lehnte mich gegen den Schrank. Ich hatte keine Ahnung, wie ich anfangen sollte, doch Rina machte es mir leicht. "Wann bist du zurückgekommen?" "Du weißt also, dass ich weg war!" "Knallende Türen sind schwer zu überhören, Harry. Worüber habt ihr gestritten, wenn ich fragen darf?" "Grundsatzdiskussionen!", entgegnete ich vage, plötzlich noch ein wenig unsicherer. Rina stand auf und kam auf mich zu. "Harry... was auch immer du glaubst, denkst du nicht, dass du die Lage etwas falsch einschätzt?" "Welche Lage?" "Die zwischen dir und Draco!" Ich konnte das Blut in den Wangen spüren und sie schüttelte den Kopf. "Was auch immer du dir einredest, es geht Draco hier nicht nur um Lilly Ann... und es ist an der Zeit, dass du das einsiehst und deinen Standpunkt klar machst!" "Ist das der Grund dafür, das du ihm gleich zu Anfang klar gemacht hast, was es bedeuten könnte, falls es ein weiteres Miracle zwischen uns gibt?" Daraufhin wich Amorina meinem Blick aus. "Ich... woher weißt du das?" Sie wollte sich abwenden, doch ich legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an mich. "Das ist nicht wichtig! ...Aber es war nicht fair! ...Nein... du musst nichts sagen! Ich kenne dich gut genug!" unterband ich ihren Versuch, sich zu rechtfertigen und wenn ich ehrlich war, war es möglicherweise sogar gut, dass sie es Draco gesagt hatte. Was das anging hatte er etwas mehr Verstand als ich. Die Vorstellung, wie es mir möglicherweise jetzt schon wieder gehen könnte, die entsetzte mich doch ein wenig. "Weißt du, Harry, dein arroganter Lover hat mich zu dem Zeitpunkt nicht im Geringsten interessiert!" "Und jetzt?" Ihre Ausdrucksweise überraschte mich schon ein wenig, doch Rina war einer der am meisten aufgeschlossenen Menschen, die ich je kennen gelernt hatte. Deshalb dürfte es mich eigentlich nicht überraschen. "Jetzt weiß ich, dass ihr zwei euch so erfolgreich etwas vor macht, dass es schon fast weh tut, euch zuzusehen!" Das hatte sie mir also sagen wollen, als sie kürzlich von ,meinem Problem im Garten' gesprochen hatte. "Glaubst du immer noch, er sei arrogant?" "Er ist arrogant, Harry, das ist ihm angeboren! Aber inzwischen weiß ich noch etwas anderes... er ist einsam und zwar richtig einsam. Ich hab keine Ahnung, was zwischen euch passiert ist, als Lilly Ann gezeugt wurde, aber es hatte einen Sinn! Das steht fest!" "Ich weiß!" "Was...?" Amorina POV Das konnte nicht Harry sein. Er wich nie von seiner Meinung ab, wenn er sie einmal gefasst hatte. Was konnte dafür gesorgt haben, dass er es nun doch getan hatte. Oder hatte er uns allen etwas vorgemacht? "Aber...?" Harry sah mich an und es fiel ihm schwer zu sagen, was er zum Ausdruck bringen wollte. Das konnte ich sehen. "Was auch immer ich Draco für Gründe untergeschoben habe, ich habe mich getäuscht!" "Oh...", was sollte ich darauf noch erwidern? Darauf gab es nichts zu sagen. Es war die Antwort auf die Frage, warum sie eine Tochter hatten. Was auch immer Harry damals geglaubt hatte, sein Herz hatte das wohl anders gesehen, auch wenn ich ihm das niemals geglaubt hätte, als ich Draco das erste Mal gesehen habe. Damals war ich der gleichen Meinung gewesen, wie er... und auch ich hatte mich getäuscht. "Harry... was auch immer du tust... sei vorsichtig... ich will nicht..." Draco POV Das klang ganz nach einem Segen, doch leider bekam ich das Ende nicht mit, denn Miss Evans stand mit nackten Füßen auf der Treppe, rieb sich die Augen und schaute mich an. Schneller als ich es für möglich gehalten hätte, schnappte ich sie und war mit ihr wieder die Treppe hinauf. Das würde gerade noch fehlen, wenn sie meine Anwesenheit vor dieser Tür verriet. Es hatte mir nicht wirklich etwas Neues verraten. Harrys Gründe für sein Misstrauen damals waren mir klar und sie waren berechtigt gewesen. Das sich wohl in dieser Nacht etwas geändert hatte, war mir ebenfalls klar und was es für Harry gewesen war, würde ich rausbekommen, doch was Amorina zu sagen gehabt hatte, das hätte mich interessiert. Es hatte mich überrascht, dass sie mich durchschaut hatte und ihre Ausdrucksweise hatte mich regelrecht schockiert. Ich war nicht Harrys Lover - noch nicht - und das damals, das war... nun ja... ein ganz klein wenig Zufall gewesen. "Das hast du prima hingekriegt, Zwerg!", meinte ich zu Lilly Ann, als ich mit ihr wieder in Harrys Bett kroch. "Daddys Bett, nicht Dracos!", protestierte sie. "So, meinst du? ...Du hast Recht, es ist Daddys Bett und das da drüben ist Lilly Anns Bett!", wies ich auf ihr Gitterbett. Lilly Ann zog eine Schmollschnute. "Sind wir uns einig?" Sicher nicht ganz einverstanden, schob sie das Gesicht ins Kissen, drängelte sich an mich und ein paar Minuten später war sie wieder eingeschlafen. Das hieß also, sie fühlte sich nur wohl, wenn sie nicht allein war, denn eigentlich war es ungewöhnlich, dass sie schon um acht Uhr morgens wach war. Das würde wohl wirklich ein Problem werden. Harry POV "Harry... was auch immer du tust... sei vorsichtig... ich will nicht... dass du vielleicht dein Leben dran setzt! ...Ein Miracle ist ein Wunder, das weiß ich, und die sind normalerweise selten! Aber bei dir weiß ich nicht so genau, ob man sich darauf verlassen kann, denn eigentlich dürfte es Lilly Ann nicht geben! Und ob es ein weiteres Mal glatt gehen würde, kann ich trotz all meiner Erfahrung nicht sagen!" Rinas Hand legte sich auf meine Wange und fast im Reflex hielt ich sie fest. Ich wusste, was sie sagen wollte. Nie zuvor war mir so klar gewesen, wie viele Sorgen sie sich damals wirklich gemacht hatte und was auch immer ich darüber dachte, ich musste das ernst nehmen, so schwer es mir auch fiel. "Was wenn... nun wenn wir vielleicht..." Shit war das schwierig, doch scheinbar verstand sie auch so. "Er ist oben in deinem Zimmer, oder?" Die Farbe meines Gesichtes war wohl Antwort genug, denn sie fragte nicht weiter. "Harry, ich weiß es nicht, aber ich würde schon allein sicherheitshalber davon ausgehen, dass die Gefahr für euch beide gleich groß ist!" Das reichte mir. Wenn ich eins mit absoluter Sicherheit wusste, dann, dass ich Draco das niemals antun könnte, und das schränkte unsere Möglichkeiten ziemlich stark ein. Und dann fiel mir etwas ein, was ich an diesem Valentinstag damals als ziemlich nervig empfunden hatte. Es war etwa zwei Inch groß, quadratisch und relativ flach. Normalerweise sollte es bei jedem heißen Flirt zur Standartausrüstung gehören und die Weasley-Zwillinge hatten sich einen Spaß daraus gemacht, jede Butterbierflasche, die sie Gryffindor gestiftet hatten, damit zu versehen um ja allen klar zu machen, dass ungeschützter Sex in den seltensten Fällen eine wirklich gute Idee war. Heute musste ich ihnen Recht geben, damals hatte ich nicht mal darüber nachgedacht und die vier Kondome in meiner Hosentasche verschwinden lassen, um sie am nächsten Tag ganz weit unten in meiner Truhe zu verstecken. Ein großer Fehler, den ich schon lange vergessen hatte, auch wenn ich ihn heute vielleicht nicht mehr wirklich bereute. "Ich werde vorsichtig sein, Rina!" Das war mein voller Ernst und ich glaube, das hatte sie mir angesehen, denn sie nahm mich in den Arm. "Ich hab mich immer gefragt, was es war, das dich so vollkommen von deinem Interesse an jedweder Beziehung geheilt hat, jetzt weiß ich es! Was auch immer damals zwischen dir und Draco gelaufen ist, es war mit absoluter Sicherheit das, was du wolltest!" Ein paar Minuten später, nach einem kurzen Ausflug in den Keller, zog ich die Tür zu meinem Zimmer so leise wie möglich hinter mir zu. Die Kondome waren natürlich noch genau da gewesen, wo ich sie versteckt hatte. Manchmal war ich wirklich lächerlich gründlich, doch diesmal war ich fast dankbar dafür. Lilly Ann schlief an Draco geschmiegt und mir war klar, dass das ein Problem war. Lilly Ann würde ihren Platz in meinem Bett sicher nicht einfach so aufgeben und ich musste mir wohl etwas einfallen lassen. Einer Eingebung folgend, zog ich mein T-Shirt aus und stülpte es dem Eisbären über, der noch immer im Gitterbett lag. Eigentlich war er zu groß dafür, doch nachdem Lilly Ann sich auch in der Nacht nicht über die Enge beklagt hatte, in die sie zwischen mir und Draco gezwängt gewesen war, dürfte sie das wohl auch nicht stören. Vorsichtig nahm ich sie aus dem meinem Bett, um sie in ihr eigenes zurück zu legen. Dass Draco die Augen aufschlug, bemerkte ich gar nicht. Draco POV Es sah ganz so aus, als sei Harry nicht mit der Schlafordnung einverstanden. Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht. Der Trick mit dem T-Shirt könnte glatt funktionieren. Mit der ihm eigenen Zärtlichkeit legte er die Kleine in ihr Bett, deckte sie zu und wartete. Einen Augenblick später machte sich ein Lächeln auf seinen Lippen breit. Sah ganz so aus, als habe er Lilly Ann richtig eingeschätzt. "Kommst du jetzt endlich wieder in das verdammte Bett? Das ist ja kein schlafen hier!", murrte ich nun. Harrys Blick traf meinen, als er meiner Aufforderung folgte. "Wo hast du gesteckt?", als ob ich das nicht wüsste, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, warum er so kalte Füße hatte. "Unten! Ich konnte nicht schlafen!" Sein Arm schlang sich um meine Taille und er kuschelte sich an mich. Ich versuchte gerade den Umstand, dass er kein T-Shirt mehr an hatte zu ignorieren, als ich ihn ,Silentium' murmeln hörte. "Harry... darüber müssen wir erst reden!", platzte ich heraus. Er hatte die Frechheit zu lachen. "Es war frech von Rina, dir damit zu kommen!" Er hatte meine Bedenken also wirklich verstanden. Das war nicht erbaulich, aber immerhin hatte ich auch ihn richtig eingeschätzt. "Sie hat aber Recht!" "Das weiß ich!..." "Und?" "Du hast damals keine Originalflasche von dem Butterbier abbekommen, das Gryffindor von den Weasley-Zwillingen gekriegt hat, oder?" "Wie sollte ich dazu gekommen sein?" Was dachte er? Er war der einzige Gryffindor, mit dem ich mich je eingelassen hatte. Harrys Arm verschwand und ich spürte, wie er etwas aus dem Bund seiner Shorts zog. Einen Moment später hielt er mir eine Verpackung unter die Nase, die mir beängstigend vertraut war. Normalerweise hatte ich die Dinger schon allein aus Sorge um meine eigene Gesundheit immer benutzt, nur leider war das damals auf dem Nordturm irgendwie in der Überraschung untergegangen. Warum kam ich eigentlich, wenn es Harry betraf, nie selbst auf die einfachste Lösung? Mein Blick traf seinen. Ein fieses Funkeln tanzte in seinen grünen Augen. Er war logischer Weise immer noch nüchtern und hatte also seinen eigenen Kopf. Einen Moment lang fragte ich mich, worauf ich mich hier einließ, doch dann warf ich alle Bedenken über Bord und schob mich auf ihn. "Soso. Cunninghams magische Kondome, für ein unglaubliches Erlebnis und absolute Sicherheit!" Es hatte den gewünschten Effekt. Er wurde rot und diesmal lachte ich, doch das verging mir schnell. Er brauchte nur ein paar Minuten, meinen Kopf leer zu fegen und brachte mich vollkommen aus dem Konzept, als er plötzlich den Kopf hob, mich ansah und atemlos fragte: "Musst du wirklich nach England zurück?" Himmel noch mal, noch ein paar solche Gedankensprünge und ich war geliefert. "Wenn du es nicht willst, nicht!", antwortete ich ohne nachzudenken und wurde in dem Moment rot, als mir klar wurde, was ich gesagt hatte, doch Harry senkte nur den Kopf und knabberte offenbar sehr zufrieden an meinem Ohrläppchen. "Gut... ich will nämlich nicht, dass du gehst... und falls es sein muss... dann komm bitte zurück zu mir... zu uns... was auch immer!" Was nach diesen Worten in meinem Kopf passierte, konnte ich erst nachvollziehen, als Harry schon längst wieder in meinem Arm schlief. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)