Mein! von Morathi ================================================================================ Kapitel 31: ------------ Hallo alle zusammen ^^ Ein großes Sorry, dass es wieder einmal so lange gedauert hat. Aber ein wenig seid ihr bereits daran gewohnt, was? *drop* da ich aber Ferien habe, denke ich, dass ich das 32. auch bald schaffe. Mal sehen ^^ Jetzt erst einmal viel Spaß beim Lesen! PS. Danke an alle, die trotz der langen Pausen immer noch lesen ^^ Kapitel 31: 'Wenn die Welt stehen bleibt, dann mach den nächsten Schritt. Wenn die Welt nicht mehr weiter weiß, dann entscheide du. Wenn alle Türen geschlossen sind, dann schlag die nächste Wand ein. Wenn alles nur noch grau ist, dann mal den Himmel blau. Wir wissen nicht wie's weitergeht, wie der Himmel, die Erde sich dreht. Niemand ist alleine hier, jeder findet Schutz, findet Liebe und das Leben. Niemand baut den nächsten Weg, hat allein das Sagen, gibt den Ton an. Wenn du nicht mehr weiter weißt, sieh dir den Himmel, die Erde an. Es gibt kein Ende, nur einen neuen Anfang. Nichts bleibt, wie es war, alles dreht und windet sich. Wenn du nicht mehr weiter weißt, sieh dir den Himmel, die Erde an. Der Horizont ist immer ein anderer, wunder dich nicht, lass es geschehen. Nichts bleibt, wie es war. Es gibt immer einen neuen Anfang.' Denys ist weg. Er ist weg. Phillip seufzt und sieht aus dem Fenster. Die Regenwolken verziehen sich langsam, die Sonne scheint bereits an manchen Stellen durch die Decke. Seit gestern Abend ist sein Freund nicht mehr da. - Es kommt mir gar nicht vor, als sei er nur auf unbestimmte Zeit weg. Es ist für immer, oder? – Er muss lachen. Nach nur einem Tag solche depressiven Gedanken? Aber was soll man denn machen, wenn die letzten Worte des Geliebten vom Ende handelten? Ja, er hat sie verstanden, obwohl er es bei dem Lärm gar nicht hätte dürfen. Aber er hat sie deutlich vernommen und sich im nächsten Moment gefragt, ob Denys eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat. Dieser war natürlich längst im Zug verschwunden, der bereits vor Anspannung zitterte. Das Pfeifen ertönte, die riesige Maschine konnte endlich ihrer Reisesucht nachgeben und weiterfahren. Denys stand an einem Fenster, sah einfach nur heraus und auch Phillip hob nicht einmal die Hand. Es ärgerte ihn ungemein. Wenn sein Freund nicht an sie glaubt, wie sollen sie es dann bei der Entfernung schaffen? - Er hat mich eindeutig zu Florian geschoben. Absichtlich, oder nicht. Er hat es getan. – Jetzt, am nächsten Morgen, ist seine Wut noch nicht völlig verraucht. Er hat sich so sehr Halt von seinem Freund gewünscht, um eben zu diesem zu stehen, und nun lässt er ihn fallen. Genau in die Höhle des Löwen. - Na danke auch. – Der Geruch von frischem Kaffee wabbert auf ihn zu, lässt ihn das Grau des Himmels vergessen. Sein Magen gibt den passenden Laut dazu. Seit gestern Mittag hat er nichts mehr gegessen und langsam merkt er das auch. Ein weiterer Seufzer entflieht seiner Kehle, er setzt sich auf. Denys ist weg und Florian ist da. Was wohl in der letzten Woche seines Aufenthalts geschehen wird? - Vielleicht tut sich aber auch gar nichts. Immerhin ist Julian die ganzen letzten Tage an ihm gehangen. Und diese Blicke. Florian hat sich ja nicht einmal gewehrt, sondern nur gelächelt. Gelächelt! Wie kann er es eigentlich wagen diesen kleinen Giftzwerg anzulächeln? Er ist mein, egal wie! Oder? – Phillip zieht umständlich die Jeans an, lässt aber das T-Shirt aus. Es ist immer noch schwül, der Regen hat die Situation nicht verbessert. Seine Wut über Denys ist verraucht und hat dem Zorn bezüglich seinem Lehrer und dem Computerfreak Platz gemacht. Er bemerkt seine eigene Unsicherheit und das steigert seine Stimmung ins Unermessliche. - Wieso ist er eigentlich mein? Ich habe es beschlossen, aber es scheint, als sei ich abhängiger von ihm, als er von mir. Er ignoriert mich fast die gesamte Zeit und sieht mich dann mit einem Mal mit einem Blick an, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Und das, als sei es völlig normal, mir solche Gefühle zu zeigen. Vielleicht hat er Gefühle für mich, aber sie schränken ihn mit Sicherheit nicht so ein, verwirren ihn nicht so, wie mich. Mir gehört nur ein Teil seiner Gedanken, aber nicht alles. Er ist nicht mein. Im Gegenteil, ich gehöre ihm. - Ein Schauer jagt ihm über den Rücken. Mit aufgerissenen Augen starrt er aus dem Fenster. Der Gedanke ist gruselig. Der Gedanke, dass es genau anders herum ist, als er sonst immer dachte. Gruselig, denn nun ist er es, der kontrolliert wird. Aber andererseits … - Es ist ein Schock, das kann ich nicht abstreiten. Aber irgendwie ist er nicht so groß, wie er sein sollte, oder? Wie viel macht es mir wirklich aus? Macht mir diese Abhängigkeit aus? - Passend zu diesem Gedanken zieht er die Augenbrauen zusammen und fährt sich genervt durch die Haare. - Was denn jetzt? Und wieso? - Ein Klopfen reißt ihn aus seinen Gedanken, sagt ihm, dass er sich beeilen soll, wenn er noch etwas essen will. Also macht er sich auf den Weg, geht der Essensschlacht entgegen. Florian und Julian dagegen reißt das Klopfen direkt aus dem Schlaf. Trotzdem kann Erstgenannter erst mithilfe von kaltem Wasser, Provokationen und Kitzelattacken von dem gemütlichen und vor allem kühlen Ledersofa geholt werden. Sein momentaner Mitbewohner ist seiner Meinung nach viel zu gut drauf. "Wieso musst du deine gute Laune ausgerechnet an mir auslassen?", grummelt er mehr, als dass er spricht. "Weil du das perfekte Opfer bist." Julians Grinsen scheint überdimensional. "Und zudem die einzige Person, die sich hier in der Wohnung befindet." Ein Punkt für ihn. Noch völlig verplant schleppt er sich hinter dem Frühaufsteher in die Küche. Vielleicht schaffen es die Tasse schwarzen Kaffees und das Toast mit Butter ja seine Lebensgeister zu wecken. Ein Nicken als Gruß ist das höchste, was man von ihm heute erwarten kann. Jedenfalls um diese Uhrzeit. Mit einem Seufzer lässt er sich nieder. Trotz seines Zustandes gehen seine Gedanken auf Wanderschaft. Es ist als sei es ein Zwang, immer nachzudenken, nie zu ruhen. Und wie so oft dreht sich auch diesmal alles um einen gewissen Mann, der mit ihm momentan die Wohnung teilt. - Wieso ist Julian so? Ich kenne ihn als zurückgezogenen, schweigsamen Kerl, der im allgemeinen eher eine neutrale Miene zu jedem Spiel macht. Und jetzt, jetzt ist er so gut drauf, lacht jeden Tag, als gäbe es kein Morgen. Fast kommt es mir vor, als wäre er ein ganz anderer. Ist es nur aus dem Grund, dass ich ihm keine klare Absage erteilt habe? Sogar mit ihm geschlafen habe? Wirklich? - Eine Grimasse ziehend starrt er auf seinen leeren Teller. Er wird von allen Seiten ignoriert. Diese allmorgendlichen Phasen ist man von ihm gewohnt, lässt man durchgehen. - Klar mag ich es, wenn er sich freut und wenn er Gefühle zeigt und lachen kann. Aber ein Teil seines Charakters, den ich so mag, ist verschwunden. Und muss es tatsächlich sein, dass er grinst, als sei er auf Drogen? - Jaja, so ist er eben. Vielleicht ist es wegen Richard, vielleicht hat es auch andere Gründe. Tatsache aber ist, dass er es nicht mag, wenn jemand der gesamten Welt sein Glück zeigen will, oder zeigt. Ein bisschen ist natürlich und verständlich. Aber das? - Ich will es selber wissen, in mir bewahren, wie eine Kerze. Ein wenig des Lichts kann nach draußen dringen, aber die Kerze soll bei mir bleiben und nicht durch die Welt wandern. - Solche trüben Gedanken schon am Morgen? Florian schüttelt sich. - Was soll es. Solange er mich damit nicht in den Wahnsinn treibt kann er machen, was er will. Ich habe bin ja keine Verpflichtungen eingegangen, oder habe irgendwelche Versprechen gegeben. Ich kann jederzeit einen Rückzieher machen, egal ob das egoistisch ist, oder nicht. - Er hebt den Kopf, eine entschlossene Miene aufgesetzt. - Los jetzt! Nur keine Müdigkeit vortäuschen. Genieße den Tag und nimm dir endlich etwas zu essen. - Seine Hand greift nach dem nächstbesten Toast und holt es auf seinen Teller. Das sieht doch lecker aus. Jetzt nur noch etwas Butter und es ist perfekt. Vielleicht lässt er sich sogar auf ein wenig Marmelade ein. So zur Feier des Tages. - Genau. Immerhin ist Denys nicht mehr da. Etwas muss man ja zum Feiern haben. - "Hey! Was soll das?" Der leicht genervte Ausruf lässt Florian zwei Dinge registrieren. Er hat sein Frühstück direkt vom Teller seines Gegenübers genommen. Und das ist ausgerechnet Phillip. Phillip, den er am heutigen Tag zum ersten Mal bemerkt. Wirklich bemerkt. Er hebt seinen Blick, registriert den zweiten Punkt und erstarrt. Bis zu seinem Eintritt in das Esszimmer war Julian wirklich gut drauf. War, wohlgemerkt. Von Florians leicht genervter Reaktion, so hin und wieder, ließ er sich noch nicht verunsichern. Wie gesagt, er war viel zu gut aufgelegt. Bis eben zu diesem einen Moment. Dieser Augenblick in dem er seinen größten Konkurrenten erblickt. Das erste was ihm auffällt ist, dass dessen rothaariges Anhängsel nicht mehr da ist. Das bedeutet nichts gutes und sofort verschlechtert sich seine Laune ein klein wenig. Phillip wird ab jetzt an seinem Lehrer hängen, denn sonst kennt er ja niemanden. Und Florian wird den Part des Kumpels mit Sicherheit gerne übernehmen. Vorerst. -Na wunderbar. Und ich habe ihn noch nicht völlig von mir überzeugen können. – Das Zweite was ihm auffällt, ist jedoch umso gravierender. Vor allem, weil es seine Befürchtungen unterstützt. Wird Florian bei diesem Anblick, der sich ihm bietet, sofort wechseln, oder noch standhalten können? Phillips Oberkörper sticht regelrecht hervor. Schlank, aber männlich. Muskeln sind erkennbar und die Haut ist leicht gebräunt. Nicht übermäßig, denn dafür ist er nicht der Typ, aber die regelmäßigen See Besuche haben doch ihre Spuren hinterlassen. Neidvoll muss Julian zugeben, dass Phillip gut gebaut ist. Irgendwelche Makel an diesem Körper zu finden wäre zugegebenermaßen auch etwas irrsinnig. Leider ist es auch eine Tatsache, dass sie sich vom Körperbau her recht ähnlich sind. - Ähnlich? Wir sind uns ähnlich? Die Ratte und ich? Denke ich das wirklich gerade? Und wenn es tatsächlich so ist, wenn es tatsächlich Ähnlichkeiten gibt, sind sie Florian auch schon aufgefallen? Oder sieht er gar ihn in mir, oder mich in ihm? Was denkst du eigentlich, Flo? - Sein Blick schwenkt kurz und flüchtig über den Tisch, nimmt nichts wahr, will nichts wahrnehmen und bleibt an dem Fenster hängen, das noch ein paar Tropfen des vergangenen Regens aufweist. - Wo soll das nur jemals hinführen? Kannst du dich jemals entscheiden? Kann ich dich jemals verstehen, ergründen? Oder wirst du bald wieder aus meiner Welt verschwinden, mich zurücklassen? – Ein ironisches Lächeln schleicht sich auf seine Züge. -Ich sollte nicht jammern. Ich sollte kämpfen. Um ihn kämpfen. Aber wie soll man kämpfen, wenn das Ziel scheinbar unerreichbar ist? Oder was sagst du, Florian? – Doch sein Blick weicht nicht von dem Glas und dem Stück Himmel dahinter. Noch nicht. "Ist etwas?" Phillips Stimme klingt harscher als gewollt. Wieso muss ihn Florian aber auch so intensiv betrachten? Er hat doch kaum mehr was, was man ihm ausziehen könnte. Seine Worte scheinen an dem anderen vorbeizugehen, oder er ignoriert sie. - Da wird einem gerade noch das Essen geklaut und plötzlich wird man mit solch einem Blick taxiert. Was soll das? - Auch er starrt seinen Gegenüber an, ist sich bewusst, dass es jeder bemerken, jeder sehen muss. - Wieso sagt niemand etwas? Wieso reißt ihn niemand aus seinen Gedanken? - Immer nervöser, immer aufgeregter fühlt er sich. Der Gedanken, dass ein T-Shirt heute doch von Vorteil gewesen wäre, durchzuckt ihn kurz. Aber andererseits … - Andererseits ist es ein gutes Gefühl. So habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich genieße den Blick und schäme mich irgendwie, so angesehen zu werden. Aber entfliehen kann ich seinen Augen nicht. Niemals. Aber er nimmt nur mich wahr, ist nur von mir fasziniert. Also habe ich ihn immerhin momentan in der Hand, oder? Oder? - Völlig unerwartet lösen sich die stechenden Augen von ihm, lassen ihn frei. Ein Stuhl wird nach hinten geschoben, eilige Schritte verlassen den Raum. Das zuvor geklaute Toast liegt verlassen auf dem Teller, der Kaffee dampft einsam vor sich hin. So einsam, wie sich Phillip vorkommt. Es ist, als habe ihn der andere in eine tiefe, kalte Schlucht gestürzt. Ihn gestürzt ohne die Absicht ihn zu fangen, ihn zu retten. - Erst Denys, der mich wegstößt und dann du. Was bezweckt ihr damit eigentlich? - Ein Seufzer hebt seine Brust, er senkt den Kopf und starrt auf seinen eigenen Teller. - Was ist eigentlich mit mir los? - Die erstaunten Rufe hinter sich lassend geht Florian schnellen Schrittes aus dem Haus. Er braucht Abstand. Abstand zu der Ratte, Abstand zu Julian. Die reine Luft scheint erst nach ein paar Atemzügen seine Lungen zu füllen. Seine Schritte sind langsam und vorsichtig. - Was soll das? Ich war doch die letzten Tage, die letzten Wochen so ruhig. Ich kenne meine Gefühle, weiß, dass ich ihn liebe, aber auch etwas für Julian übrig habe. Ich habe alles akzeptiert, habe mich dementsprechend verhalten, und jetzt das. Wieso habe ich nur die Kontrolle verloren, als ich ihn so gesehen habe? Es ist ja nicht das erste Mal, oder? - Seine Augen schweifen vom Boden hoch gen Himmel. - Ich muss mir klar werden, was genau ich will und es ihm sagen. So kann es nicht weitergehen. Egal, ob er jetzt Liebeskummer wegen Denys hat, oder es ihn nicht einmal interessiert. Ich werde mich beruhigen, herausfinden, was ich empfinde und mir dann einen Zeitraum setzen, in dem ich ihm, nein, ihnen, alles sage. Auch zu Julian muss ich ehrlich sein. - Die Erinnerung daran, wie Phillip seinen Blick erwidert hat, gibt ihm den letzten Anstoß. Seine Schritte werden schneller und fester. - So wird es dann wohl sein. - Als Florian zurückkehrt wird er lediglich von Kathi zur Seite genommen und gefragt, was los sei. Er lächelt und streicht ihr kurz durch das dunkel Haar: "Eine kleine Uneinigkeit mit mir selber, sonst nichts. Mach dir keine Sorgen, das regle ich schon selber." Ihre Augen sagen eindeutig, "Ah! Liebeskummer?!", und er rollte nur mit den Augen. Der Kaffee ist bereits kalt, als er sich setzt, aber er trinkt ihn trotzdem. Das Toast liegt nicht mehr auf dem Teller, aber dafür wird ihm, kurz nachdem er sich niedergelassen hat, ein Frisches und Warmes vor die Nase gehalten. Das Grinsen in Phils Gesicht sieht ein wenig schief aus, aber das macht nichts. "Hier. Ich konnte das andere nicht so liegen lassen, hat ja schließlich mir gehört. Nimm das, bevor du noch jemanden bestiehlst." Florian lächelt ihn dankend an und nimmt es. - Es hat keinen Sinn, sich die ganze Zeit verrückt zu machen. Wirklich nicht. - "Und was machen wir heute?" Julian blickt fragend in die Runde, sich sicher, dass nicht alle mitgehen werden. Wohin auch immer. Und so ist es auch. Jens hat vor einige Einkäufe zu erledigen, seine Wohnung einigermaßen zu richten und dann den Rest des Tages zu schlafen. Seine Woche Urlaub ist vorbei. Ab morgen wird er wieder wie gewohnt arbeiten müssen. Er arbeitet in einer Werkstatt. Allerdings ganz anders, als man es erwarten würde. Denn diese spezielle Werkstatt ist für schwer erziehbare Jugendliche, die ohne Ausbildung sind und irgendeine Ablenkung brauchen. Jens erklärt ihnen, wie man Autos repariert, wie sie funktionieren, und beschäftigt sie somit. Dafür hat er Pädagogik studiert und es macht ihm Spaß. Auch Kathi muss sich wieder aufs Arbeiten vorbereiten. An der Universität hat sie Kunst studiert und momentan macht sie eine Lehre als Fotografin. Oliver dagegen hat es genauso gut wie Florian. Auch er ist Lehrer. Für Geschichte und Deutsch. Mit breitem Grinsen lässt er sich im Stuhl zurücksinken. Seine zufriedene Miene spricht Bände und prompt bekommt er eine Kopfnuss von seiner geliebten Freundin. "Du könntest mir ja helfen. Dann habe ich vielleicht noch etwas Freizeit, die ich mit euch Idioten verbringen kann." Ergeben seufzend stemmt sich Oliver hoch und scheucht die übrigen Faulenzer aus ihrer Küche, um diese aufzuräumen. "Ihr könnt schon weggehen, wenn ihr wollt. Das hier wird dauern." Verwirrt stehen die drei vor der zugeschlagenen Türe und sehen sich an. "Was ist mit dir? Musst du auch arbeiten?" Julian schüttelt den Kopf: "Meinen Anteil kann ich an anderen Tagen ebenso gut abarbeiten." Er testet Spiele und erstellt Programme. Die Aufträge bekommt er über eine größere Firma. Nur selten muss er wirklich zu seinem Arbeitsplatz. Das meiste kann er genauso gut zu Haus erledigen. "Na gut, was machen wir?" Florian blickt in die Runde und sieht nur fragende Gesichter. Dann ist es wohl an ihm etwas vorzuschlagen. "Wie wäre es mit Schwimmbad?" "Habt ihr keine Seen?" Ist das Entsetzen in Phils Stimme? "Zum Glück nicht!", faucht sein Konkurrent. Wütende Blicke werden ausgetauscht. Florian macht sich auf den Weg zu seinem momentanen Schlafplatz: "Dann ist es beschlossene Sache. Lasst uns gehen!" Grummelnd folgen ihm die beiden. Kurz bevor sie aufbrechen telefoniert Phillip noch einmal mit Denys. Anscheinend ist alles in Ordnung. Ob es nun an dem Stress liegt, oder an anderen Faktoren, Tatsache ist, dass ihr Gespräch nach fünf Minuten beendet ist. - Es ist, als sei es schon aus. Als hätte einer von uns Schluss gemacht. - Der Gedanke schmerzt ihn ungemein. - Ich bin ja noch in ihn verliebt. Nein, ich liebe ihn noch. Ich will nicht, dass es aufhört, dass er weggeht. Bei ihm habe ich Ruhe gefunden. Vielleicht ist er auch der Einzige, bei dem ich es mir erlaube? Kann ich ohne ihn nicht stehen, oder wieso fühle ich mich so verloren? Nein. Ich werde überleben, das ist klar. Ich bin schließlich ich. Aber ich vermisse ihn bereits jetzt. Ja, bis ich Florian nachgebe, falls er es jemals versuchen sollte, wird noch einige Zeit vergehen. - Am Ende des Tages muss auch Phillip zugeben, dass dieses Schwimmbad gar nicht einmal so schlecht ist. Es gibt genug Schatten und Sonne für alle, das Essen ist gut und alles ist gepflegt. Die schimmelnden Pommes-Reste, vor denen er sich gefürchtet hat, bleiben ihm erspart. Und so beschließt die kleine Gruppe, auch die nächsten Tage dort zu verbringen. Oliver ist immer dabei, Julian hin und wieder. Und manchmal, wenn die Hitze überhand nimmt, flüchten sie sich in die große Stadtbibliothek. Dieser Zufluchtsort ist alleine Phil und Florian vorbehalten. Wenn ihr Computerfachmann wieder einmal arbeitet und Oliver sich um die Wohnung oder Kathi kümmert, dann entwerfen sie ihre eigenen Pläne. Gehen lesen, Eis essen oder abends trinken. In der Mitte dieser Woche beginnen sie sogar morgens vor dem Frühstück zu joggen. "Sonst wachsen wir noch in der Horizontalen.", lacht Florian. Er genießt diese Tage und Momente, in denen er mit der Ratte zusammen sein kann. Nur genießen, mehr will er gar nicht. Zu seinem großen Erstaunen fällt der Name 'Denys' kaum. Entweder denkt Phillip tatsächlich selten an seinen Freund, oder er lässt es nicht heraus. Es ist egal, Hauptsache es bleibt so, wie es ist. Hier sind sie nicht Lehrer und Schüler, auch nicht Aufpasser und Schützling. Nur zwei Männer, die sich erstaunlich gut verstehen. "Sag mal Florian, was für ein Beruf würde zu mir passen?" Der Angesprochene wartet einen Moment mit seiner Antwort, überlegt. "Irgendetwas für das du eine Lehre benötigst. Ich bezweifle dass du ein Studium überstehen würdest. Also wegen deiner Einstellung. Und irgendein Beruf, der dich mit Menschen zusammenbringt, ohne dass sie dir zu sehr auf die Pelle rücken. Sondern nur so weit, wie du es erlaubst. Aber einen konkreten Beruf kann ich dir nicht nennen. An was hast du denn gedacht?" Ein leises Lachen ertönt. "An Barkeeper." Nun lacht auch Florian. Sein dunkelblondes Haar reflektiert die Sonnenstrahlen wider, blendet fast. Sie sind lang geworden in der Zwischenzeit und faszinieren Phillip. Ohne länger darüber nachzudenken streicht er sacht darüber, sieht den Besitzer der Haare jedoch nicht an. "Sie sind lang geworden." "Ja." Wieder lächelt Florian. "Schneidest du sie dir wieder ab?" "Ich schätze schon." "Gut." "Gut?" Verwirrt wird Phillip von der Seite betrachtet. Seine Finger fahren immer noch über eine Strähne. Immer und immer wieder. "Ja, ich mag sie, wenn sie etwas kürzer sind." "Na dann." Lächeln wie der Schein einer Kerze. Sanft und vorsichtig. "Sag mal Phil, wieso nennst du mich nie Flo, so wie die meisten?" Entrüstung macht sich auf der Miene des Angesprochenen breit. "Na hör mal. Zum einen will ich nicht wie die meisten sein. Zum anderen mag ich den vollen Namen. Und außerdem bist du erwachsen. Da passt Florian besser." Ein kurzes Schwiegen und ein Nicken. "Und wenn ich erwachsen bin, dann kannst du mich auch mit Phillip anreden." "In Ordnung." Lachen wie eine Glocke. So voll und rein. Florian ist sich sicher. Er ist sich völlig sicher, was seine Gefühle angeht. Vor allem, wenn er Phillip so neben sich liegen sieht. Auf den Bauch, die Arme unter dem Gesicht verschränkt und die Sonnenbrille vor diesen faszinierenden Augen. Diese Nähe lässt ihn ruhig werden, ebenso wie sie ihn verrückt macht. Er möchte den anderen gerne berühren, einmal dicht bei ihm liegen. Diese Sehnsucht ist so stark, dass er manchmal die Kontrolle verliert. Es ist nie viel. Eine zufällige Berührung, eine Kitzelattacke oder ähnliches. Mehr ist es nicht, wird es nie sein. Julian taucht nur noch abends, wenn er in dessen Wohnung liegt, in seinen Gedanken auf. Und auch dann hat der Gedanke keinen erotischen Touch, sondern ist auf freundschaftlicher Basis. Natürlich herrscht noch eine gewisse Anziehung, aber sie führt ihn nie in Versuchung, wie sie es bei Phillip tut. Er wird mit beiden reden. Und das sollte bald geschehen, denn sie haben nur noch einen ganzen Tag an diesem Ort. Morgen Abend werden sie alle gemeinsam Abendessen gehen und dann werden sie fahren. Was ihn in seiner Heimat erwarten wird, will er noch gar nicht wissen. Florian streckt zögernd seine Hand aus, lässt sie sacht über den Rücken seines schlafenden Nachbarn wandern. Ein Murmeln wird laut. Aber es klingt nicht nach Protest, sondern verwandelt sich schnell in ein Schnurren. - Schade, dass ich das nicht schon früher hören durfte. - Seine Hand wandert weiter, bleibt nicht stehen. Bleibt nicht stehen, bis irgendwann irgendwo ein Handy klingelt. Als hätte er sie sich verbrannt zieht Florian seine Finger zurück und setzt sich auf. Diesmal hört sich das Murmeln nach Protest an, aber er achtet nicht darauf. Kurze Zeit später setzt sich auch Phil auf und starrt in die Ferne. "Du, Phillip?" "Hm?" "Ich liebe dich." Schweigen. Zum Glück sehen beide geradeaus, denn Röte zieht über Phils Gesicht. "Ich will einfach, dass du es weißt." "Hm." "Merk es dir." Lächeln. "Ich werde es sicher nicht vergessen. Versprochen." "Gut." "Noch liebe ich aber Denys. Merk dir das." "Ja. Ich werde es nicht vergessen." Noch … tbc! Na? Wie hat es euch gefallen? Immer mehr nähern wir uns dem Schluss und ich bin selber gespannt, was meine Lieblinge da anstellen werden *drop* Danke fürs Lesen ^^ Bin dann mal gespannt, was ihr so sagt! Cu, eure Morathi x) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)